Neues von den Märkten - Monatsbericht März 2021 - Union Investment

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Neues von den Märkten - Monatsbericht März 2021 - Union Investment
Die steigenden Zinsen sorgen für
                                  Unsicherheit in einem sonst positiven
                                  Kapitalmarktumfeld. Mittelfristig
                                  spricht jedoch weiter viel für Aktien.
                                  Michael Herzum, Leiter Macro & Strategy

       Neues von den
       Märkten
       Monatsbericht März 2021

Wir arbeiten für Ihr Investment
Die Märkte im Überblick

Zusammenfassung                                                                      Konjunktur, Wachstum, Inflation

Als Reaktion auf anziehende Inflationserwartungen steigen                            Die Konjunktur bleibt nach wie vor von der Pandemie be-
bereits seit einer Weile die nominalen Renditen am Anleihe-                          stimmt. Die Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus
markt. Dieser Trend hat nun auch die Realrenditen erreicht,                          erlauben derzeit noch keine normale wirtschaftliche Aktivität,
das heißt, die Nominalrenditen klettern schneller als die                            entsprechend belastet ist das Wachstum. Angesichts dieser
erwartete Inflation. Dies dämpft etwas die Perspektiven für                          Schwierigkeiten, insbesondere in Europa, sind die jüngsten
Risikoanlagen in einem sonst positiven Kapitalmarktumfeld.                           Konjunkturdaten durchaus robust. Der Ifo-Geschäftsklimain-
Denn: Die höheren Anleiherenditen belasten auch in anderen                           dex für Deutschland zum Beispiel ist im Februar um 2,1 auf
Anlageklassen die Bewertungen.                                                       92,4 Punkte gestiegen. Ursächlich war vor allem der gestie-
                                                                                     gene Optimismus im verarbeitenden Gewerbe, den offenbar
In Anbetracht der zuletzt angezogenen Realrenditen sind                              auch die Furcht vor einer Unterbrechung der Lieferketten im
Aktien somit nun etwas weniger attraktiv. Bereits in den                             Zuge der Grenzschließungen nicht trüben konnte. Aber
vergangenen Wochen haben wir Anpassungen auf der Ren-                                auch in den Sektoren Dienstleistungen und Handel zeigten
tenseite – weg von Unternehmensanleihen und US-Staats-                               sich erste Verbesserungen. Unsere Volkswirte haben daher
anleihen, hin zu Peripheriepapieren – vorgenommen. Im                                ihre Wachstumsprognose für die Europäische Währungs-
Fokus bleiben Produkte mit einem Risikoaufschlag, wenn                               union (EWU) 2021 etwas erhöht.
auch mit anderem Schwerpunkt. Industriemetallen haben
wir – genauso wie dem US-Dollar – erst kürzlich eine geringe                         In den USA sollte das Fiskalpaket von Präsident Joe Biden die
Attraktivität bescheinigt. Diese Positionen wurden nun                               Wirtschaft zusätzlich stützen. Aber: Erstens dürfte das tatsäch­
erneut bestätigt. Somit bleiben wir bei unserer moderat-                             liche Hilfsprogramm unter den geplanten 1.900 Milliarden
offensiven Risikoneigung („RoRo“-Meter 4).                                           US-Dollar bleiben. Zweitens ist die Stützung des privaten
                                                                                     Konsums durch die Maßnahmen der Regierung auch drin-
Mittelfristig spricht weiter Vieles für Aktien: Die Konjunktur-                      gend geboten, da der Arbeitsmarkt nach wie vor belastet ist.
daten sind tendenziell besser als prognostiziert, die Gewinne                        Das Fiskalpaket dürfte daher zumindest in Teilen ausgefalle-
der Unternehmen liegen ebenfalls deutlich über den Erwar-                            ne Einkommen ausgleichen. Längerfristig wirksamer sollten
tungen und das große Stimulus-Paket der neuen US-Regie-                              die Investitionspläne der neuen Administration sein, die
rung wird zusätzlich für Unterstützung sorgen. Rückenwind                            aber erst später umgesetzt werden. Auch wenn Bidens Kurs
könnte auch der Beginn der wärmeren Jahreszeit und der                               der US-Wirtschaft also schneller auf einen steileren Wachs-
Impffortschritt geben. Gleichzeitig ist die Bewegung bei den                         tumspfad zurückhelfen sollte: Eine rasche Überhitzung der
Renditen schon weit gelaufen. Wir rechnen daher mit einem                            Wirtschaft mit entsprechend steigender Inflation ist kurzfris-
Abflauen des Aufwärtsdrucks und können bei sich kurzfris-                            tig unwahrscheinlich. Insgesamt ist somit für 2021 zwar eine
tig ergebenden Möglichkeiten angesichts der vorhandenen                              höhere Inflation möglich als in den Vorjahren, eine Inflations-
Kasse schnell reagieren.                                                             spirale über Zweitrundeneffekte zeichnet sich aber bislang
                                                                                     nicht ab.

Inflationserwartungen ziehen vor allem in den USA an                                 Erholung im laufenden Jahr nach schwerer Rezession
Preissteigerung mit Bidens Konjunkturpaket, in Prozent                               im Jahr 2020
gemessen am Inflation Swap Forward 5y5y*                                             Veränderung des realen Bruttoinlandsprodukts im Vergleich
                                                                                     zum Vorjahr, in Prozent
3,0

2,5                                                                                                                                         8,5
                                                                                               4,9
2,0                                                                                                                                                5,2
                                                                                                     3,2
                                                                                                                                     2,3
1,5                                                                                                                    4,9   5,0
                                                                                      – 3,5                                                                      2,8   2,5
1,0
                                                                                              USA                                          China

0,5
                                                                                                                                                         – 4,9
 Jan.          Mai           Sept.        Jan.          Mai           Sept.   Feb.                             – 6,8
 2019          2019          2019         2020          2020          2020    2021
                                                                                                                  Europa                                     Japan
  USA        Euroland
                                                                                       2020          2021    2022
* Erläuterung: Gibt die Inflationserwartung in 5 Jahren für 5 Jahre wieder.
Quelle: Bloomberg. Stand: 23. Februar 2021.                                          Quelle: Union Investment. Stand: 23. Februar 2021.

                                                                                                                                                                             2
Die Märkte im Überblick

Geldpolitik: Kein „Taper Tantrum“                                     Renten: Renditeanstieg setzt sich fort
Unsere Annahme von nicht wesentlich höheren Inflations­               Die Renditen der als sichere Häfen betrachteten Anleihen
raten spricht gegen einen weiteren steilen Anstieg der Real-          steigen weiter, sie wurden zuletzt nicht nur von den Nomi-
renditen, wie das zum Beispiel im Jahr 2013 der Fall war.             nal-, sondern auch von den Realrenditen getrieben. Nach
Damals hatte die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) den               dem deutlichen und steilen Anstieg der Zinsstrukturkurve
Beginn der Rückführung ihrer quantitativen Lockerungs-                in den USA zogen jüngst auch die Renditen langlaufender
maßnahmen angekündigt, aber offengelassen, wie rasch                  Bundesanleihen substanziell an, während kurzlaufende
und entschieden sie dies tun würde („Taper Tantrum“). Dar-            durch die lockere Geldpolitik weiterhin fest verankert sind.
aus haben die Notenbanken sicherlich gelernt. So lassen sich          Die Bewegung bei den Renditen ist unserer Einschätzung
auch die jüngsten Redebeiträge wichtiger Währungshüter                nach schon weit gelaufen. Inzwischen setzen ausgesprochen
interpretieren, wonach die Zentralbanken sehr auf die Un-             viele Investoren auf steigende US-Zinsen. In der Regel ist
terstützung der Realwirtschaft bedacht sind, etwa über die            dies ein Anzeichen dafür, dass solch eine Bewegung dem-
sogenannten Finanzierungsbedingungen. Ein Tapering, also              nächst pausiert. Unsere Renditeprognosen von 1,5 Prozent
ein Zurückfahren der geldpolitischen Hilfen, steht daher zu-          für zehnjährige US-Staatsanleihen und – 0,2 Prozent für
nächst nicht auf der Agenda.                                          zehnjährige Bundesanleihen sollten daher bereits in Kürze
                                                                      erreicht werden.
In diese Richtung gehen zum Beispiel auch die Äußerun-
gen von Christine Lagarde, der Präsidentin der Europäischen           Die Renditeaufschläge der Spread-Segmente haben sich zwar
Zentralbank (EZB). Demnach habe die EZB eine ganze Reihe              deutlich verringert, konnten den starken Zinsanstieg aber
von Indikatoren im Blick, insbesondere auch die Entwicklung           häufig nicht vollständig kompensieren. Mit der Regierungs-
der längerfristigen nominalen Anleiherenditen. Man darf die           bildung in Italien unter dem ehemaligen EZB-Präsidenten
Zitate durchaus so interpretieren, dass die EZB – wie die             Mario Draghi hat sich das Bild für italienische Staatsanleihen –
Fed – einer Verschlechterung der Finanzierungsbedingungen             und damit auch für Peripherieanleihen insgesamt – wieder
nicht tatenlos zuschauen würde. Denn: Eine solche Entwick-            aufgehellt. Diese und Staatsanleihen aus den Schwellen-
lung wäre Gift für die Konjunktur. Daher bleibt die Geldpoli-         ländern in Hartwährungen sind derzeit unsere Favoriten im
tik weiter locker, inklusive der dämpfenden Effekte auf die           Rentensegment.
Realrenditen. Sofern die EZB ihren Worten auch Taten folgen
lässt, müsste man dies in den kommenden Wochen an den                 • Veränderung: Wir könnten uns eine Konsolidierung bei
Käufen des Pandemic Emergency Purchase Programm (PEPP)                  US-Staatsanleiherenditen vorstellen, wodurch US-Staats-
ablesen können. Hier dürften die Währungshüter wieder                   anleihen etwas attraktiver würden
stärker agieren, um einem Zinsanstieg entgegenzuwirken.               • Positionierung: Euro-Kern- und US-Staatsanleihen sind
                                                                        deutlich, Investment-Grade-Unternehmensanleihen leicht
                                                                        unattraktiv. Die Positionierung in High-Yield-Unternehmens-
                                                                        anleihen ist neutral. Staatsanleihen aus den Schwellen-
                                                                        ländern und aus der Euro-Peripherie gehören zu unseren
                                                                        Favoriten. In Summe stehen wir dem Rentenblock zurück-
                                                                        haltend gegenüber

Kann die US-Notenbank den Anstieg der langfristigen                   Anstieg der Renditen – hohe Kursverluste bei lang­
Zinsen begrenzen?                                                     laufenden Anleihen
Renditedifferenz zwischen zwei und zehn Jahren, in Prozent            Kursentwicklung 100Y-Österreich* (30.06.2120), in Prozent

1,4                                                                   140
                                                                                                                                  Rendite
1,2
                                                                      130                                                         31.12.2020:
                                                                                                                                  0,447
1,0
                                                                      120                                                         Kursverlust
0,8                                                                                                                               31.12.2020 bis
                                                                                                                                  19.02.2021:
0,6                                                                   110                                                         – 24,8

0,4                                                                                                                               Rendite
                                                                      100                                                         19.02.2021:
0,2                                                                                                                               0,859
                                                                       90
 0
                                                                          Juli Aug. Sept. Okt. Nov. Dez. Jan. Feb.
Jan.         März          Mai           Juli   Sept.   Nov.   Feb.      2020 2020 2020 2020 2020 2020 2021 2021
2020         2020          2020         2020    2020    2020   2021
                                                                      * Erläuterung: 100-jährige österreichische Staatsanleihe.
Quelle: Bloomberg. Stand: 23. Februar 2021.                           Quelle: Bloomberg. Stand: 19. Februar 2021.

                                                                                                                                                3
Die Märkte im Überblick

Aktien: Attraktivität leicht gesunken                                 Rohstoffe: Momentumgetrieben

Durch den Anstieg der Renditen haben vor allem Aktien mit             Die Rohstoffpreise sind momentumgetrieben weiter im
Gegenwind in einem sonst positiven Kapitalmarktumfeld zu              Aufwind, lediglich der Goldpreis steht aufgrund steigender
kämpfen. Die höheren Anleiherenditen wirken belastend                 Realrenditen unter Druck. Im direkten Vergleich werden
auf die Bewertungen und begünstigen die Rotation von                  Staatsanleihen für sicherheitsorientierte Anleger wieder
Growth- zu Value-Titeln. In den Bewertungsmodellen vieler             interessanter, auch weil eine Investition in Gold mit Lager-
Analysten wird mit dem aktuellen Zins abgezinst. In einer             kosten verbunden ist.
Welt ohne Zins scheint daher unendliches Wachstum mög-
lich, was hohe Aktiennotierungen rechtfertigt. Viele Wachs-           Im Energiebereich hat sich das fundamentale Umfeld durch
tumswerte bekommen mit den steigenden Renditen nun                    die Kältewelle in den USA kurzfristig etwas aufgehellt. Der
den gegensätzlichen Effekt zu spüren und standen zuletzt              strenge Frost hat nicht nur zu einer gestiegenen Nachfrage,
unter Abgabedruck.                                                    sondern auch zu einem rückläufigen Angebot aufgrund von
                                                                      Produktionsstilllegungen geführt. Vor allem die Ölregion
Auch das (taktische) Bild der Mittelflüsse und die Marktstim-         in Texas ist hiervon betroffen. Die Terminkurven haben sich
mung haben sich etwas eingetrübt. Daher raten wir kurzfris-           dementsprechend weiter verbessert. Beim jetzigen Preisni-
tig zu einer Reduktion von Aktien aus den Industrieländern –          veau steht aber zunehmend die Einigkeit der OPEC+ infrage.
und damit von Aktien insgesamt. Dennoch bleiben Aktien                Während Länder wie Russland eher auf eine Produktionsaus-
mittelfristig die favorisierte Anlageklasse. Die jüngsten Un-         weitung dringen, zeigt sich Saudi-Arabien noch reserviert.
ternehmensergebnisse sind (vor allem in den USA) noch
besser als die der Vorquartale und die Analysten revidieren           Die Preise der Industriemetalle (und auch die der industrie-
ihre Gewinnschätzungen weiter nach oben. Das erwartete                nahen Edelmetalle) ziehen weiter an. Ein Teil dieser Ent-
Stimulus-Paket der neuen US-Regierung dürfte zusätzlich               wicklung lässt sich darauf zurückführen, dass durch die Reise-
für Unterstützung sorgen. Zusätzliche Impffortschritte und            beschränkungen über das chinesische Neujahrsfest viele
mögliche Lockerungsmaßnahmen in der wärmeren Jahres-                  Unternehmen – anders als sonst – weiter produziert haben.
zeit könnten zu einer Nachfragebelebung führen und Aktien             Im Jahresverlauf dürfte diese ausgefallene Produktions­
in der Breite stützen.                                                pause in vielen Rohstoff-Nachfrage-Statistiken zu großen
                                                                      Sprüngen führen. Aufgrund der pandemiebedingten Nach-
• Veränderung: Leichte Risikoreduktion aufgrund der                   fragerisiken und der in den letzten Wochen noch weiter
  gesunkenen Attraktivität von Aktien aus den Industrie­              angestiegenen Investorenpositionierung bleiben wir bei
  ländern                                                             Industriemetallen jedoch vorsichtig positioniert.
• Positionierung: Aktien gehören aber dennoch zu unseren
  Favoriten, insbesondere aus den Industrieländern, weil die          • Veränderung: Keine
  Impfung der Bevölkerung dort schneller voranschreitet als           • Positionierung: Rohstoffe sind aufgrund unserer zurück-
  in den Schwellenländern                                               haltenden Meinung gegenüber Industriemetallen unat-
                                                                        traktiv. Energierohstoffe und Edelmetalle werden neutral
                                                                        eingeschätzt

Steigende Renditen würden Wachstumsaktien belasten                    Höherer Realzins lastet auf dem Goldpreis
Investmentstile des MSCI World Index                                  Wertentwicklung seit Anfang Januar 2019

200                                                                   2.100                                                                                  –1,5

180                                                                   2.000
                                                                      1.900                                                                                  –1,0
160
                                                                      1.800
140                                                                                                                                                          – 0,5
                                                                      1.700
120                                                                   1.600
                                                                                                                                                                0
                                                                      1.500
100
                                                                      1.400                                                                                   0,5
 80                                                                   1.300
 60                                                                   1.200                                                                                   1,0
  Jan.         Mai          Sept.        Jan.   Mai    Sept.   Feb.       Jan.        Mai          Sept.      Jan.        Mai         Sept.           Feb.
  2019         2019         2019         2020   2020   2020    2021       2019        2019         2019       2020        2020        2020            2021

  Growth        Value                                                   Goldpreis (in US-Dollar)      US-Realzins (TTIPS, in Prozent, rechte Achse)

Quelle: Bloomberg. Stand: 22. Februar 2021.                           Quelle: Bloomberg, Union Investment. Stand: 23. Februar 2021.

                                                                                                                                                                 4
Die Märkte im Überblick

Währungen: US-Dollar dürfte wieder abwerten                                 Immobilien: Europäische Büromärkte

Nach dem Einpreisen der zusätzlichen Fiskalmaßnahmen der                    2020 machte sich die Corona-Pandemie an den europäischen
neuen US-Regierung unter Joe Biden, die unter anderem zu                    Büroimmobilien-Vermietungsmärkten durch eine rückläufige
steigenden Renditen von US-Staatsanleihen geführt haben,                    Flächennachfrage bemerkbar. Dennoch blieb das Angebot
dürften die mittelfristigen fundamentalen Treiber zu einer                  an kurzfristig verfügbaren Büroflächen weiterhin knapp, da
Wiederaufnahme des Schwächetrends des US-Dollars füh-                       sich bei einem Großteil der bedeutendsten europäischen
ren. Eine Ursache hierfür ist das steigende US-Zwillings­                   Büromärkte über Jahre deutliche Flächenengpässe aufge-
defizit. Von einem Zwillingsdefizit wird gesprochen, wenn                   baut haben. Die Auswirkungen der in der Krise schwächeren
ein Staat sowohl ein Haushaltsdefizit als auch ein Leistungs-               Büroflächennachfrage blieben somit sehr moderat.
bilanzdefizit aufweist. Sofern das geplante Konjunktur­
paket verabschiedet wird, könnte das Haushaltsdefizit in                    Die durchschnittliche Leerstandsrate in den zwölf wich­
diesem Jahr auf 17 Prozent der Wirtschaftsleistung steigen.                 tigsten europäischen Büromärkten stieg im Jahresverlauf
                                                                            2020 zwar um 120 Basispunkte, lag aber mit einem Wert
Die höhere Inflationstoleranz der US-Notenbank und der                      von 7,8 Prozent im historischen Kontext weiterhin auf
schwindende Vorteil der US-Realzinsen gegenüber anderen                     niedrigem Niveau. Nach der weltweiten Finanzmarktkrise
Ländern sollten den Greenback in den nächsten Wochen                        2008 beispielsweise war die durchschnittliche europäische
belasten. In der zweiten Jahreshälfte dürfte sich der Trend                 Leerstandsrate auf deutlich über 10,0 Prozent gestiegen.
umkehren und der US-Dollar unserer Erwartung nach gegen-
über dem Euro wieder aufwerten. Der größere Fiskalstimu-                    Die vielerorts nach wie vor begrenzte Verfügbarkeit von
lus sollte in den USA zu einem höheren Wachstum und in                      modernen Büroflächen in zentralen Lagen stützte trotz des
der Folge auch früher zu Spekulationen über erste Zinserhö-                 insgesamt schwierigen Umfelds das Spitzenmiet­niveau.
hungen führen. Aber: Noch ist es nicht so weit.                             Durchschnittlich entwickelten sich die Mieten im 12-Monats-
                                                                            Vergleich mit einem Plus von 0,1 Prozent weitgehend stabil.
Beim Britischen Pfund behalten wir unsere abwartende Hal-                   Lediglich in Madrid, Stockholm und Brexit-bedingt London
tung bei. Die Nachwirkungen des Brexits stellen eine Belas-                 sanken die Mieten leicht, während Paris ein deutliches Plus
tung für die dortige Volkswirtschaft dar. Auf der anderen                   von 8,1 Prozent verzeichnen konnte.
Seite ist aufgrund einer höheren Impfquote der britischen
Bevölkerung mit einer schnelleren Normalisierung der Wirt-                  Im laufenden Jahr ist auch aufgrund der fortschreitenden
schaft zu rechnen. Letzteres sorgte in den vergangenen                      Impfkampagnen in den europäischen Ländern mit einer
Wochen für eine Aufwertung des Britischen Pfund.                            allmählichen Belebung der Büroflächennachfrage zu rech-
                                                                            nen. Die Vermietungsleistungen dürften 2021 zwar noch
• Veränderung: Keine                                                        nicht wieder das Vorkrisenniveau erreichen. Da die Vorver-
• Positionierung: Wir erwarten eine Aufwertung des Euro                     mietungsstände der in diesem Jahr neu auf den Markt
  zum US-Dollar                                                             kommenden Büroflächen aber relativ hoch sind, ist bei den
                                                                            Leerstandsraten der wichtigsten europäischen Bürozentren
                                                                            weiterhin nur ein moderater Aufwärtstrend zu erwarten.
                                                                            Vor diesem Hintergrund dürfte das Gros der europäischen
                                                                            Büro­märkte 2021 stabile oder nur leicht rückläufige Miet-
                                                                            preise verzeichnen.

Zwillingsdefizit in den USA sollte den US-Dollar belasten                   Quartärliche Veränderung der Bürospitzenmieten
In Prozent des Bruttoinlandsprodukts                                        in Europa
                                                                            Durchschnitt, in Prozent*
  5                                                                     2
                                                                        1    3,0
  0                                                                     0
                                                                             2,0
                                                                       –1
 –5
                                                                       –2    1,0
                                                                       –3
– 10
                                                                       –4       0

– 15                                                                   –5
                                                                            –  1,0
                                                                       –6
– 20                                                                   –7   –  2,0
  1971           1981            1991           2001     2011   2021            Q4/ Q4/ Q4/ Q4/ Q4/ Q4/ Q4/ Q4/ Q4/ Q4/ Q4/
                                                                                2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020
  Haushaltsdefizit      Leistungsbilanz (rechte Achse)
                                                                            *  Durchschnitt der zwölf größten europäischen Büromärkte.
Quelle: Bloomberg, Stand: 23. Februar 2021.                                 Quelle: JLL. Stand: 31. Dezember 2020.

                                                                                                                                         5
Unsere Einschätzung im Überblick

Unsere aktuelle Risikoeinschätzung                               „RoRo“-Meter

• Als Reaktion auf anziehende Inflationserwartungen
  steigen die Renditen am Rentenmarkt weiter
• Höhere Anleiherenditen spielen für die Aktienbewertung
  eine wichtige Rolle und begünstigen die Rotation von
  Growth- zu Value-Aktien
• Die Konjunktur bleibt pandemiebestimmt, angesichts
  der aktuellen Schwierigkeiten sind die Daten als robust
  zu werten
• Das erwartete US-Fiskalpaket dürfte zumindest in Teilen
  die ausgefallenen Einkommen ausgleichen
• Unsere allgemeine Risikoeinschätzung („RoRo“-Meter)
  bleibt auf Stufe 4 (moderat-offensiv)                          Quelle: Union Investment. Stand: 23. Februar 2021. Letzte Änderung von 3 auf 4 am
                                                                 7. Januar 2021.
                                                                 Erläuterung: Zur Festlegung der Anlagestrategie wird zunächst das Markt­
                                                                 umfeld genau analysiert. Das Ergebnis schlägt sich in einer Risikoeinschät-
                                                                 zung nieder. Dazu formuliert das Union Investment Committee (UIC) eine
                                                                 Risk-on- / Risk-off-Entscheidung in fünf Stufen (1, 2, 3, 4, 5). Sie ist wie folgt
                                                                 zu interpretieren: Eine 5 steht für eine hohe Risikoneigung, eine 1 für einen
                                                                 weitgehenden Rückzug aus Risikoanlagen.

Unsere Sicht auf die Anlageklassen                               Attraktivität der Anlageklassen

• Renten: Die Renditen der als sichere Häfen betrachteten         Renten
  Anleihen steigen weiter. Ein Großteil der Bewegung dürfte        Staatsanleihen Kerneuropa
  bereits hinter uns liegen. Rückläufige Renditeaufschläge bei
                                                                   Staatsanleihen USA
  risikobehafteten Produkten können den Zinsanstieg nicht
                                                                   Staatsanleihen Euro-Peripherie
  immer kompensieren
• Aktien: Aktien kämpfen angesichts steigender Renditen mit        Unternehmensanleihen (Euro, Investment Grade)

  Gegenwind, trotz eines ansonsten positiven Marktumfelds          Unternehmensanleihen (Euro, High Yield)
• Währungen: Das steigende US-Zwillingsdefizit sollte den          Staatsanleihen Schwellenländer
  US-Dollar belasten. Im zweiten Halbjahr könnte sich dieser
                                                                  Aktien
  Trend umkehren
• Rohstoffe: Gold gerät durch den Anstieg der Realrenditen         Industrieländer

  unter Druck. Pandemiebedingte Nachfragerisiken lassen            Schwellenländer
  uns bei Industriemetallen vorsichtig bleiben                    Rohstoffe
• Am Geldmarkt bleibt das Bild unverändert. Die Zinssätze
                                                                  Währungen
  sind weiterhin im negativen Bereich, sodass das Halten von
                                                                   US-Dollar
  Kasse nicht sinnvoll ist
• Absolute-Return-Strategien werden aufgrund der nied­             Britisches Pfund

  rigen Renditen am Rentenmarkt positiv eingeschätzt               Japanischer Yen
• Für Immobilien sind die Regionen aktuell gleichgewichtet         Währungen Schwellenländer

                                                                  Absolute Return

                                                                  Kasse

                                                                 Quelle: Union Investment. Stand: 23. Februar 2021.
                                                                 Erläuterung: Bei der obigen Darstellung handelt es sich um eine relative
                                                                 Sichtweise eines Multi-Asset-Portfolios (ohne Immobilien). Wird eine An-
                                                                 lageklasse stärker favorisiert, bedingt dies im Gegenzug einen niedrigeren
                                                                 Investitionsgrad in einer anderen Anlageklasse. Diese würde dann als weni-
                                                                 ger favorisiert eingestuft – oder umgekehrt. Immobilien bleiben bei dieser
                                                                 Betrachtung außen vor.

Die Zeichen          zeigen die Veränderung zur vorherigen        Immobilien
UIC-Entscheidung an.
                                                                   Deutschland
Nicht favorisiert                    Stark favorisiert             Europa (ohne Deutschland)
                      Neutral
                                                                   USA

                                                                   Asien/Pazifik

                                                                 Quelle: Union Investment. Stand: 15. Dezember 2020. Die Einschätzung ist bis zum
                                                                 30. Mai 2021 gültig.
                                                                 Erläuterung: Bei der obigen Darstellung handelt es sich um eine relative
                                                                 Sichtweise der Büroimmobilienmärkte vor dem Hintergrund der aktu­ellen
                                                                 Marktperspektiven. Aufgrund der Datenverfügbarkeit erfolgt eine halbjähr­
                                                                 liche Aktualisierung.
                                                                                                                                                     6
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