Implantate und Paro-dontitis

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Implantate und Paro-dontitis
wissenschaft und fortbildung

                                                                      Was verdeutlicht dieser Fall?

                                                                      Die oberste Priorität in der Parodonto-
                                                                      logie hat der Zahnerhalt, im Optimal-
                                                                      fall bei möglichst geschlossener Zahn-
                                                                      reihe [1]. Dennoch sind Patienten, die
                                                                      bereits eine Lücken- beziehungsweise
                                                                      Freiendsituation aufweisen oder Zähne
                                                                      haben, deren Befund einen Erhalt aus-
                                                                      schließt, keine Ausnahme. Auch dieser

     Implantate                                                       Ausgangssituation gilt es sich zu stellen
                                                                      und den am besten geeigneten Behand-
                                                                      lungsansatz zu finden. Unter der Voraus-
                                                                      setzung entzündungsfreier parodontaler

     und Paro-                                                        Verhältnisse sind in diesen Fällen neben
                                                                      zahngetragenen Restaurationen auch
                                                                      implantatgetragene Restaurationen eine
                                                                      Option [2,3], insbesondere dann, wenn

     dontitis                                                         die benachbarten Zähne zwar erhaltungs-
                                                                      würdig sind, aber den prothetischen
                                                                      Ansprüchen als Pfeilerzahn nicht genü-
                                                                      gen. Eine vorausgegangene Parodontitis
                                                                      wurde bereits in zahlreichen Studien als
     Therapie einer fortgeschrittenen Parodontitis
                                                                      Risikofaktor für einen implantologischen
     mit Stützzonenverlust                                            Langzeiterfolg identifiziert [2–7]. Die Ent-
     Ein Beitrag von Dr. Hari Petsos, M.Sc.,                         scheidung für eine implantatgetragene
     Frankfurt am Main                                                Versorgung sollte immer, vor allem vor
                                                                      dem Hintergrund möglicher Extraktionen,
                                                                      unter Abwägung aller Risikofaktoren ge-
     Eine 34-jährige Patientin mit einer Parodontitis (Stadium IV,
                                                                      troffen und im Vorfeld mit den Patienten
     Grad C) wies bei Erstvorstellung bereits eine Freiendsituation
                                                                      diskutiert werden.
     im ersten Quadranten und eine Schaltlücke in Regio 26 auf. Sie
                                                                           Der folgende Fall soll einen Über-
     wünschte sich einen festsitzenden Ersatz der verloren gegange-
                                                                      blick über die systematische Behandlung
     nen Zähne. Eine beidseitige Implantation mit Augmentation nach
                                                                      einer fortgeschrittenen Parodontitis mit
     Herstellung entzündungsfreier parodontaler Verhältnisse führte
                                                                      anschließender implantologischer Wei-
     nach einer zwischenzeitlichen Explantation und Neuimplantation
                                                                      terversorgung und dem Management
     eines Implantats zu einem langfristig zufriedenstellenden und
                                                                      von Komplikationen, wie sie auftreten
     stabilen Behandlungsergebnis.
                                                                      können, geben. Er verdeutlicht, welche
                                                                      weitreichenden Konsequenzen eine Un-
                                                                      terbrechung der Zahnreihe haben kann.

                                                                      Diagnostik und Therapieplanung
                                                                      Anamnese und Erwartungen
                                                                      Die 34-jährige Patientin stellte sich erst-
                                                                      mals 2014 auf Überweisung eines Kol-
                                                                      legen vor. Sie war allgemein gesund,
                                                                      Nichtraucherin und berichtete über die
                                                                      Entfernung von insgesamt sechs Zähnen
                                                                      im vergangenen Jahr sowie von unregel-
                                                                      mäßig durchgeführten Zahnreinigungen.
                                                                      Zuletzt fiel ihr eine zunehmende Locke-
                                                                      rung mehrerer Zähne auf.

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wissenschaft und fortbildung

Abb.1 Fotostatus vom Ausgangsbefund (04/2014)
                                                                                           Klinische Ausgangsbefunde
                                                                                           Der Ausgangsbefund ist den Abbildun-
                                                                                           gen 1 und 2 zu entnehmen. Ein leichtes
                                                                                           Diastema mediale im Oberkiefer lag auf
                                                                                           Nachfrage bei der Patientin nicht immer
                                                                                           vor. Es fanden sich weitestgehend ap-
                                                                                           proximal weiche, supragingivale Beläge
                                                                                           (Plaque control record, PCR [8]: 42%),
                                                                                           eine generalisierte Blutung im Bereich der
                                                                                           marginalen Gingiva (Gingival bleeding in-
                                                                                           dex, GBI [9]: 35%) und eine generalisierte
                                                                                           Blutung beim Sondieren (Bleeding on pro-
                                                                                           bing, BOP: 66%) (Tab.1). Auf eine erste
                                                                                           Nachfrage, ob sie möglicherweise eine
                                                                                           Schienung in der Oberkieferfront akzep-
                                                                                           tieren könne, reagierte sie ablehnend – sie
                                                                                           wollte „keine weiteren Therapieversuche
                                                                                           an den wackligen Zähnen“.
Abb.2 Befundschema vom Ausgangsbefund (04/2014)
                                                                                           Röntgenbilder
                                                                                           Die Patientin brachte zum ersten Termin
    Die Patientin hatte hohe ästhetische       fehlenden Zähne nicht wohl und gab an,      eine im Jahr 2010 angefertigte Panorama-
Ansprüche und war an einer umfassen-           sich beim Lächeln zu schämen. Mittelfris-   schichtaufnahme (PSA) mit (Abb.3). Zu
den Therapie interessiert. Sie fühlte sich     tig wünschte sie sich einen festsitzenden   diesem Zeitpunkt fiel auf, dass die Zahn-
im beruflichen Alltag aufgrund der vielen       Ersatz der verlorenen gegangenen Zähne.     reihe im Oberkiefer noch geschlossen
                                                                                           war. Es zeigte sich bereits ein generali-
                                                                                           sierter horizontaler Knochenabbau bis ins
  Datum       MHT/UPT                GBI (%)           PCR (%)          BOP (%)            mittlere, lokalisiert bis ins apikale Wurzel-
  04/2014     MHT I                  35                42               66                 drittel, insbesondere im Oberkiefer.
                                                                                                Im Vergleich zu einer aktuellen PSA aus
  04/2014     MHT II                 27                30
                                                                                           2014 fielen zum damaligen Zeitpunkt ins-
  08/2014     UPT I/Reevaluation     25                39               17                 besondere die zwischenzeitlich verlorenen
  11/2014     UPT II                 16                26               9                  Zähne 17 bis 14, 26 und 47 auf. Der Kno-
                                                                                           chenabbau lag zwischen 2 und 12 mm, ge-
  05/2015     UPT III                7                 24               6
                                                                                           messen als Distanz zwischen der Schmelz-
  09/2015     UPT IV                 6                 27               6                  Zement-Grenze und dem Limbus alveolaris
  10/2020     UPT V                  5                 56               6                  abzüglich 2 mm: Parodontaler Knochenab-
                                                                                           bau liegt vor, wenn der Abstand von der
Tab. 1 Auflistung der Werte für GBI, PCR und BOP zu den jeweiligen Terminen.
MHT: Mundhygienetraining, UPT: Unterstützende Paradontitistherapie,                        Schmelz-Zement-Grenze um Limbus alveo-
GBI: Gingival bleeding index, PCR: Plaque control record, BOP: Bleeding on probing         laris ≥ 2 mm ist (Abb.4) [10].

BZB Januar/Februar 2021                                                                                                                    61
Implantate und Paro-dontitis
wissenschaft und fortbildung

     Abb.3 Panoramaschichtaufnahme aus 02/2010 (alio loco angefertigt)    Abb.4 Panoramaschichtaufnahme vom Ausgangsbefund 04/2014)

     Diagnosen                                      4. Reevaluation                                Versorgung mit einer Interimsprothese.
     • Parodontitis Stadium IV, Grad C [11]         5. Unterstützende Parodontitistherapie         In Regio 11 wurde aufgrund der bereits im
       (ehemals generalisierte aggressive              (UPT)                                       koronalen Drittel der Alveole resorbier-
       Parodontitis [12])                           6. Implantation in den Regionen 16, 14,        ten bukkalen Knochenlamelle Bio-Oss
     • nicht erhaltungsfähige Zähne 11, 24             11, 24 und 26 mit zeitgleicher beidsei-     Collagen (Geistlich Biomaterials Ver-
       und 25 (insbesondere vor dem Hinter-            tiger externer Sinusbodenelevation          triebsgesellschaft mbH, Baden-Baden,
       grund der abgelehnten Schienung und          7. Definitive prothetische Rehabilitation       Deutschland) im Sinne einer „socket
       der prothetischen Wertigkeit für die            des Oberkiefers                             preservation“ eingebracht [18].
       weitere festsitzende Versorgung)
     • Freiendsituation im ersten Quadran-          Aufklärung, Beratung,                          Mundhygienetraining und
       ten und eine Schaltlücke in Regio 26         weiterführendes ärztliches Gespräch            antiinfektiöse Therapie
       (vor Extraktion 24 und 25)                   Die Patientin wurde über die möglichen         Die antiinfektiöse Therapie erfolgte im
                                                    Konsequenzen bei unterlassener Behand-         April 2014. Zur Reinigung der Approxi-
     Prognose                                       lung aufgeklärt: mittelfristiger Verlust der   malräume wurde der Patientin die An-
     Der langfristige Erhalt der Zähne 11, 24 und   Zähne mit fraglicher Prognose. Als Thera-      wendung von Interdentalraumbürsten
     25 wurde als hoffnungslos eingestuft, da        piealternativen wurden die geschlossene        empfohlen. In den ersten Sitzungen wur-
     sie einen bereits stark fortgeschrittenen      Therapie aller Zähne mit anschließender        den Mundhygieneindizes (GBI [9], PCR
     Knochenabbau (>50% der Wurzellänge)          prognostischer Neubeurteilung und die          [8]) zur Motivation und Erfolgskontrolle
     bei gleichzeitiger Lockerung dritten Gra-      daraus resultierende Extraktion der Zähne      erhoben. Im Zuge der professionellen
     des aufwiesen. Zahn 24 wies darüber            12 bis 22 sowie 24 und 25 mit anschließen-     Zahnreinigung wurden harte und weiche
     hinaus eine Grad-III-Furkation auf. Die Pro-   der Coverdenture-Prothese im Oberkie-          supra- sowie erreichbare subgingivale
     gnose des Zahns 11 wurde, insbesondere         fer beziehungsweise ein Verzicht auf die       Zahnbeläge entfernt.
     auch, weil die Patientin eine Schienung        Implantation in Regio 11 bei permanenter            Die subgingivale Instrumentierung al-
     ablehnte, herabgestuft. Die Zähne 12, 21       Kompositschienung der Oberkieferfront          ler pathologisch vertieften Taschen unter
     und 22 wurden zu Beginn der Therapie als       diskutiert.                                    Lokalanästhesie erfolgte an zwei aufeinan-
     fraglich beurteilt, da sie einen Knochen-          Die Patientin wurde im Vorfeld der         derfolgenden Tagen nach dem Prinzip der
     abbau von > 50 Prozent der Wurzellänge         Behandlung über die erhöhten Kompli-           Full-Mouth-Disinfection [19–21] mit be-
     aufwiesen, was mit einem erhöhten Risiko       kationsraten bei einer Implantation im         gleitender adjuvanter Antibiose (Amoxi-
     für Zahnverlust korreliert [13].               parodontal kompromittierten Gebiss             cillin 500mg und Metronidazol 400mg
                                                    aufgeklärt. Abschließend wurde die Not-        3 x täglich für eine Woche) [22].
     Therapieplanung                                wendigkeit einer regelmäßigen UPT zur               Die Patientin wurde angewiesen, für
     1. Extraktion der Zähne 11, 24 und 25 und      Sicherung des Therapieergebnisses be-          die folgenden zwei Wochen morgens
        Anfertigung einer Interimsprothese          sprochen [14–17].                              und abends etwa zwei Minuten lang mit
     2. Mundhygienetraining mit Motivation                                                         einer 0,12-prozentigen Chlorhexidin-
        und Instruktion zu einer effektiven                                                         digluconat-Lösung zu spülen und zu gur-
                                                    Therapie
        individuellen Plaquekontrolle und                                                          geln. Zusätzlich putzte sie über diesen
        professionelle Zahnreinigung                Zahnextraktionen                               Zeitraum Zähne und Zunge mit einem
     3. Systematische antiinfektiöse Therapie       Im Mai 2014 erfolgte die Entfernung der        einprozentigen Chlorhexidindigluconat-
        mit adjuvanter Antibiose                    Zähne 11, 24 und 25 mit anschließender         Gel.

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Implantate und Paro-dontitis
wissenschaft und fortbildung

                                                                                            erhoben. Persistierende Taschen mit 4mm
                                                                                            Sondierungstiefen und BOP sowie Taschen
                                                                                            ≥ 5 mm wurden subgingival mit Hand-
                                                                                            beziehungsweise Schallinstrumenten
                                                                                            gereinigt und einprozentiges Chlorhexi-
                                                                                            dindigluconat-Gel subgingival appliziert.
                                                                                            Die Praktikabilität und Effektivität der
                                                                                            Interdentalraumbürsten wurde für jeden
                                                                                            Zahnzwischenraum überprüft und gege-
                                                                                            benenfalls angepasst. Tabelle1 zeigt eine
                                                                                            Auflistung der GBI-, PCR und BOP-Werte
                                                                                            zu den jeweiligen MHT/UPT-Terminen.
                                                                                                Aufgrund der kontinuierlichen Be-
                                                                                            fundverbesserung und der regelmäßigen
                                                                                            Teilnahme der Patientin an der UPT bis
                                                                                            November 2014 wurde mit der Planung
                                                                                            der Implantattherapie im Oberkiefer be-
                                                                                            gonnen.
Abb.5 Befund nach antiinfektiöser Therapie (08/2014)
                                                                                            Implantologie
                                                                                            Im November 2014 wurde eine PSA mit
                                                                                            einer zuvor angefertigten Orientierungs-
                                                                                            schablone erstellt und anschließend
                                                                                            vermessen (orange Linien; SidexisneXt
                                                                                            Generation, Sirona Dental Systems
                                                                                            GmbH, Bensheim) (Abb.6). Es wurden
                                                                                            mit Absicht in jeweils allen drei Regionen
                                                                                            im Seitenzahnbereich Bohrhülsen plat-
                                                                                            ziert, damit intraoperativ die Flexibilität
                                                                                            bestand, von einer geplanten Implantat-
                                                                                            position abweichen zu können.
                                                                                                Im selben Monat erfolgte die Implanta-
                                                                                            tion in Regio 16, 14, 11, 24 und 26. Der Ein-
                                                                                            griff erfolgte ambulant in nasaler Intuba-
                                                                                            tionsnarkose. Es wurde beidseitig ein nach
                                                                                            palatinal versetzter Kieferkammschnitt mit
Abb.6 Panoramaschichtaufnahme mit Mess-/Orientierungsschablone (11/2014)                   vertikalen Entlastungen angelegt und ein
                                                                                            Mukoperiostlappen von 14/24 bis in Re-
                                                                                            gio 17/27 präpariert. Anschließend wurde
Reevaluation                                 dontalchirurgische Maßnahmen waren             beidseits ein ovales knöchernes Fenster
Vier Monate nach der antiinfektiösen         aufgrund des deutlichen Therapieerfolgs        im Bereich des Sinus präpariert, ohne da-
Therapie, im August 2014, erfolgte die       zunächst nicht indiziert [23].                 bei die Schneider’sche Membran auf der
Reevaluation (Abb.5). Die Interdental-          Abschließend wurde die Patientin in        Innenseite zu perforieren. Diese wurde
bürsten wurden angepasst, und anschlie-      die UPT überführt. Zur Parodontitisrisiko-     danach vorsichtig bis nach palatinal vom
ßend erfolgte die Reinigung sämtlicher       bestimmung wurde das „Periodontal Risk         Sinusboden gelöst und abpräpariert, bis
Zahnflächen mittels Hand- und Schall-         Assessment“ (PRA) verwendet [24–26],           ein ausreichend dimensionierter Hohlraum
instrumenten mit nachfolgender Politur.      nach dem ihr Risiko als hoch eingestuft        zur Aufnahme der geplanten Implantate,
Persistierende Taschen mit 4mm Sondie-      wurde und ihr folglich ein vierteljährliches   insbesondere in den Positionen 16 und
rungstiefe und BOP sowie Taschen von         UPT-Intervall zugewiesen wurde.                26, entstand. Dann wurde in den entspre-
≥ 5 mm wurden subgingival mit Hand- und                                                     chenden Regionen für die Implantate in
Schallinstrumenten gereinigt und einpro-     Unterstützende Parodontitistherapie            nach Möglichkeit prothetisch optimaler
zentiges Chlorhexidindigluconat-Gel sub-     In regelmäßigen Abständen wurden orale         Position das jeweilige Implantatbett prä-
gingival instilliert. Weiterführende paro-   Befunde sowie Zahn- und Parodontalstatus       pariert. Vor Insertion wurde zunächst der

BZB Januar/Februar 2021                                                                                                                     63
Implantate und Paro-dontitis
wissenschaft und fortbildung

     Abb.7 Konventionelle Implantation mit externer Sinusbodenelevation (hier exemplarisch dargestellt: Regio 14–16). Links: laterale Auf-
     sicht auf das oval präparierte Sinusfenster unter Erhalt der Schneider’schen Membran, rechts: Zustand nach Insertion der Implantate
     Regio 14 und 16 mit eingebrachten Abdeckschrauben und Augmentation des Sinus mit allogenem Material

     palatinale Anteil des ehemaligen Sinus mit    mit einer 0,12-prozentigen CHX-Lösung         mit einem Diamanten entepithelisiert und
     allogenem Knochenersatzmaterial (Puros        und applizierte mehrmals täglich nach der     das schüsselförmig darunter liegende
     Allograft, Zimmer Dental GmbH, Freiburg)      Mundhygiene ein einprozentiges CHX-Gel        Granulationsgewebe scharf entfernt,
     gefüllt (Abb.7). Anschließend wurden die     auf die Wunden [27]. Zusätzlich wurden ihr    ohne einen Lappen zu bilden. Darauf-
     Implantate (Astra-Tech Osseospeed TX S,       für fünf Tage ein Antibiotikum (Amoxicillin   hin wurde ein neues, kürzeres Implantat
     Durchmesser 5.0 x Länge 11 mm) primär-        1000mg) zur dreimal täglichen Einnahme      (Astra-Tech Osseospeed TX, Durchmes-
     stabil eingebracht, mit Abdeckschrauben       und ein Analgetikum (Ibuprofen 600mg)        ser 5.0 x Länge 9 mm) so inseriert, dass
     verschlossen und der restliche Bereich        als Bedarfsmedikation verschrieben.           die Implantatschulter auf dem Boden des
     des Sinus augmentiert. Ein spannungs-                                                       schüsselförmigen Defekts zu liegen kam.
     freier Wundverschluss in diesem Bereich       Komplikationsmanagement                       Es wurde mit einer Abdeckschraube ver-
     wurde nach Reposition des Mukoperiost-        Im Februar 2015 stellte sich die Patientin    schlossen und anschließend mit einem
     lappens über Einzelknopfnähte mit mono-       noch innerhalb der vorgesehenen sechs-        freien Schleimhauttransplantat mit binde-
     filen Nahtmaterialien verschiedener Stärke     monatigen Einheilphase der Implantate         gewebigen „Flügelchen“ aus der Tuber-
     (SABApol 5-0 und SABAfil 4-0, Sabana Me-       mit einer Schleimhautdehiszenz über dem       region 28 über dem Implantat bedeckt.
     dizinbedarf GmbH, Wiesbaden) erreicht. In     Implantat in Regio 26 vor, die zunächst       Das Transplantat wurde in dem Empfän-
     Regio 11 wurde nach bukkal und palatinal      über das Einbringen eines Gingivafor-         gerbett mit Einzelknopfnähten (SABA-
     jeweils ein vollschichtiger Lappen abprä-     mers versorgt wurde. Eine PSA ließ einen      pol 6-0) fixiert (Abb.11). Nach Abschluss
     pariert. Es folgte die Implantatbettaufbe-    schüsselförmigen Defekt im Bereich des        der erneuten Implantation erfolgte eine
     reitung, abschließend wurde das Implantat     Mikrogewindes des Implantats 26 erken-        Röntgenkontrollaufnahme (Abb.12). Die
     (Astra-Tech Osseospeed TX S, Durchmes-        nen (Abb.10). Gemeinsam mit der Patien-      Patientin befolgte das gleiche postopera-
     ser 5.0 x Länge 11 mm) primärstabil ein-      tin wurde sich für eine Explantation mit      tive Protokoll wie nach der Implantation,
     gebracht und mit einer Abdeckschraube         zeitgleicher Neuimplantation entschieden.     jedoch ohne Antibiose.
     verschlossen. Augmentative Maßnahmen          Eine verzögerte Implantation lehnte die
     waren nur im oberen bukkalen Drittel not-     Patientin ab, obwohl sie über das Risiko      Implantatfreilegung
     wendig. Dieser Bereich wurde ebenfalls mit    einer erneuten spontanen Freilegung und       Im Mai 2015 erfolgte die Freilegung aller
     allogenem Knochenersatzmaterial aug-          die fehlende Evidenz dieses Therapiever-      Implantate [28]. Die entsprechenden Gin-
     mentiert, mit einer Kollagenmembran (Ja-      fahrens aufgeklärt wurde, da sie möglichst    givaformer wurden handfest eingedreht.
     son Membran, Straumann GmbH, Freiburg,        schnell versorgt werden wollte.               Die Interimsprothese wurde anschließend
     Deutschland) bedeckt und spannungsfrei            Im März 2015 wurde unter lokaler          umgearbeitet, um weiterhin getragen
     verschlossen (Abb.8).                        Anästhesie zunächst das Implantat 26          werden zu können. Der weitere Verlauf
         Nach Abschluss der implantologischen      unter maximaler Schonung des umlie-           gestaltete sich komplikationslos.
     Maßnahmen erfolgte eine Röntgenkontroll-      genden Knochens ausgedreht (Implant
     aufnahme (Abb.9). Die Patientin spülte       Removal Kit, Biomet3i, Barcelona, Spain).     Implantatprothetische Versorgung
     bis zwei Wochen nach der Implantation         Anschließend wurde das kreisrunde vor-        Die abschließende prothetische Ver-
     morgens und abends etwa zwei Minuten          herige Austrittsprofil des Gingivaformers      sorgung der Implantate im Oberkiefer

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Implantate und Paro-dontitis
wissenschaft und fortbildung

                                                               a      b

                                                               c      d

Abb.8 Konventionelle Implantation mit lateraler Augmentation in Regio 11: (a) koronale Aufsicht nach bukkaler und palatinaler Präpa-
ration eines Mukoperiostlappens und finaler Implantatbettbohrung, (b) Zustand nach Implantation Regio 11, (c) Zustand nach lateraler
Augmentation mit allogenem Material, (d) Nahtverschluss mit einer horizontalen Matrazennaht und zwei Einzelknopfnähten

Abb.9 Panoramaschichtaufnahme nach Implantation (11/2014)          Abb.10 Panoramaschichtaufnahme mit eingebrachtem Gingiva-
                                                                    former Regio 26 (02/2015)

erfolgte durch den Überweiser mit zwei        givamanschette zu legen. Im Zuge dessen      Mukositis [29] vor (Abb.14), die im Rah-
vollkeramischen Brücken in den Regionen       wurde das Diastema mediale geschlossen       men der regelmäßig stattfindenden UPT
14 bis 16 und 24 bis 26. Zusätzlich wurde     (Abb.13).                                   mittels Mundhygieneinstruktionen und
das Implantat in Regio 11 mit einer vollke-                                                professioneller mechanischer Plaque-
ramischen Einzelkrone versorgt. Grund-        Befund ein Jahr und fünf Jahre               entfernung therapiert wurde. Zahn 27
lage dafür waren individualisierte Titan-     nach Implantation                            wurde zwischenzeitlich vom Überweiser
abutments (Atlantis, Dentsply IH GmbH,        Ein Jahr nach Implantation zeigten sich      entfernt. Die Extraktion, sofern man ihn
Mannheim), die gewählt wurden, um den         parodontal entzündungsfreie Verhältnisse     nicht für den frühzeitigen Implantatver-
späteren Zementspalt weg vom Knochen-         (Abb.13). Lediglich am Implantat 16 lag     lust in Regio 26 verantwortlich macht,
niveau circa 1 mm unter die marginale Gin-    aufgrund eines BOPs eine periimplantäre      hätte aus rein parodontologischer Sicht

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Implantate und Paro-dontitis
wissenschaft und fortbildung

                  a      b                             c                d                 e

     Abb. 11 Explantation und Neuimplantation in Regio 26: (a) koronale Aufsicht nach Ent-       Abb.12 Panoramaschichtaufnahme (Halb-
     fernung des Gingivaformers, (b) Explantat am Implant-Remover, (c) koronale Aufsicht         seitenaufnahme links) nach Neuimplanta-
     nach Neuimplantation Regio 26, (d) koronale Aufsicht nach Abdeckung des Implantats          tion Regio 26 (03/2015)
     mit einem kombinierten freien Schleimhaut- und Bindegewebstransplantat, (e) koronale
     Aufsicht nach Transplantatfixierung mit Einzelknopfnähten

     Abb.13 Fotostatus vier Monate nach prothetischer Implantatversorgung beziehungsweise ein Jahr postoperativ (09/2015)

     mit einem zuletzt allseitigen Furkations-    mehrfachem, großflächigem Füllungsver-           verloren hat, wenn man die PSA aus dem
     grad I und zirkumferenten Sondierungs-       lust und misslungener endodontischer            Jahr 2010 zugrunde legt (Abb.3). Darüber
     tiefen von 3 bis 4 mm nicht erfolgen         Therapie extrahiert wurde (Abb.18). Ge-        hinaus wies sie zu Therapiebeginn weni-
     müssen. Eine Einzelzahnaufnahme nach         genüber dem Ausgangsbefund konnte               ger als zehn okkludierende Zahnpaare auf,
     der Extraktion aus dem November 2015         die parodontale Situation in Form einer         was ein zusätzlicher Komplexitätsfaktor
     zeigte einen verbliebenen Wurzelrest, der    Reduktion der Sondierungstiefen auf             im Stadium IV ist. Der Grad C (schnelle
     anschließend noch entfernt wurde, und        überwiegend unauffällige Werte dennoch           Progression) wurde aufgrund der indirek-
     stabile knöcherne Verhältnisse um das        objektiv verbessert werden (Abb.16). Auf       ten Evidenz anhand des Knochenabbauin-
     Implantat 26 (Abb.15).                      dem Weg dahin wurden allerdings initial         dex (1,5) ermittelt und entspricht klinisch
         Die aktuellen Diagnosen, fünf Jahre      als hoffnungslose (11,24,25) wie auch als      der bereits ausgeprägten parodontalen
     nach Implantation und prothetischer          sicher (27,37) eingestufte Zähne extra-        Destruktion und den stattgefundenen
     Implantatversorgung, in Bezug auf die        hiert. Zuletzt lag ein entzündungsfreier        Zahnverlusten im Alter von 34 Jahren [11].
     parodontale und periimplantäre Situation     Zustand mit Sondierungstiefen bis 3 mm              Bei der Reevaluation der klinischen Si-
     (Befund aus Oktober 2020) der Patientin      und Attachmentverlusten bis 4 mm vor            tuation bestanden an den Zähnen 35 und
     lauten (Abb.16):                            (Abb.16).                                      42 weiterhin erhöhte Sondierungstiefen
     • stabile Parodontitispatientin                                                              von 5 mm. Sondierungstiefen ≥ 5 mm
       (StadiumIV, Grad C) [30]                                                                  sind mit einem erhöhten Risiko für eine
                                                  Diskussion
     • periimplantäre Mukositis an Zahn 11                                                        Progression der Parodontitis, das heißt
       (BOP + Rötung der Papille zwischen         Für die initial gestellte Diagnose „Parodon-    weiteren Attachmentverlusten, assozi-
       Zahn 11 und 12, Abb.17) [29]              titis, Stadium IV, Grad C“ spricht, dass die    iert [23]. Daher wurden Sondierungstie-
                                                  Patientin an 83 Prozent ihrer Zähne einen       fen ≥ 4 mm + BOP oder ≥ 5 mm im Rah-
     Die Patientin befand sich zwischenzeitlich   interdentalen Attachmentverlust von             men der UPT subgingival instrumentiert.
     in regelmäßigen Abständen in der UPT         ≥ 5 mm aufwies und mehr als fünf Zähne          Die eingangs besprochene Implantation
     des Überweisers, wo auch Zahn 37 nach        aus mutmaßlich parodontalen Gründen             wurde zunächst zurückgestellt, um den

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Implantate und Paro-dontitis
wissenschaft und fortbildung

                                                                                           Erstuntersuchung vorliegenden Befun-
                                                                                           des mit bereits existierender Schaltlücke
                                                                                           und dem folglich bereits bestehenden
                                                                                           prothetischen Handlungsbedarf, wurden
                                                                                           die oben genannten Zähne extrahiert,
                                                                                           da deren Wertigkeit als Pfeiler nicht
                                                                                           mehr gegeben war. An Zahn 24 hätte
                                                                                           auch nach antiinfektiöser Therapie eine
                                                                                           durchgängige Furkation vorgelegen und
                                                                                           selbst bei einem Attachmentgewinn an
                                                                                           den Zähnen 24 und 25 wäre deren pro-
                                                                                           thetische Wertigkeit weiterhin infrage zu
                                                                                           stellen gewesen. Hätte die Patientin einer
                                                                                           Schienung zugestimmt, wäre Zahn 11 nicht
                                                                                           extrahiert worden [31]. Prinzipiell ist es
                                                                                           im parodontal kompromittierten Gebiss
                                                                                           vorteilhaft, eine Implantation möglichst
                                                                                           hinauszuzögern, wenn der natürliche Zahn
                                                                                           noch vorhanden ist [32]. Dafür muss man
Abb.14 Befundschema vier Monate nach prothetischer Implantatversorgung bezie-
hungsweise ein Jahr postoperativ (09/2015)                                                 als Patient aber möglicherweise kompro-
                                                                                           missbereit hinsichtlich der Ästhetik sein,
                                                                                           die beispielsweise durch die Ausbildung
Effekt der antiinfektiösen Therapie auf die     Fall verdeutlicht, wie wichtig der Erhalt   von Rezessionen und/oder sogenannten
parodontale Situation weiter abzuwarten,       einer geschlossenen Zahnreihe, insbe-       „black triangles“ (Papillenverlust) beglei-
diese zu verbessern und weiter zu stabi-       sondere bei parodontal erkrankten Pa-       tet werden kann. Beim Erhalt des Zahns
lisieren [2–7].                                tienten, ist. Wäre die Patientin bereits    hätte sich aufgrund der initial höheren At-
     Die Extraktion der Zähne 11, 24 und       2010 überwiesen worden (Abb.3), wäre       tachmentverluste und der Lockerung im
25 ist aus parodontologischer Sicht mit        wahrscheinlich ein vollkommen anderer       Vergleich zu den Nachbarzähnen (Abb.2)
Sicherheit kritisch zu bewerten und            Therapieansatz gewählt worden. Es wäre      vermutlich eine größere posttherapeu-
hätte bis zur Reevaluation zurückgestellt      versucht worden, alle Zähne zu erhalten,    tische Rezession ausgebildet. Zum Pa-
werden können, um deren Prognose               um prothetisch nicht zwangsläufig aktiv      pillenverlust beziehungsweise zur nicht
anschließend neu zu beurteilen. Dieser         werden zu müssen. Aufgrund des zur          ausreichenden Papillenrekonstruktion ist

Abb.15 Einzelzahnaufnahme aus 11/2015 (alio        Abb.16 Befundschema fünf Jahre postoperativ (10/2020)
loco angefertigt)

BZB Januar/Februar 2021                                                                                                                  67
Implantate und Paro-dontitis
wissenschaft und fortbildung

     Abb.17 Fotostatus fünf Jahre postoperativ (10/2020)

     es in diesem Fall zwischen Zahn 11 und 21     chere Rehabilitationsmaßnahmen nach          ten Patienten [37,39,44]. Metaanalysen
     dennoch gekommen (Abb.13), die auch          sich ziehen.                                 aus 2014 und 2015 konnten für paro-
     nach fünf Jahren noch bestand (Abb.17),          Als Risikofaktoren für eine Implan-      dontal erkrankte Patienten eine um den
     woran sich die Patientin nicht störte. Dies   tation finden sich in der Literatur syste-    Faktor 1,69 erhöhte Wahrscheinlichkeit
     verdeutlicht, dass die ästhetische Wahr-      mische Faktoren wie beispielsweise Dia-      für einen Implantatverlust, eine um den
     nehmung durch Fachpersonal und durch          betes mellitus, Bisphosphonattherapie,       Faktor 2,17 erhöhte Wahrscheinlichkeit
     Laien differieren kann [33]. Keinesfalls       erfolgte Radiotherapie, eine Parodontitis-   für eine Periimplantitis und eine vierfach
     wurde hier vor dem Hintergrund eines          Vorgeschichte und Rauchen [46,35–39].       höhere Misserfolgsrate für generalisiert
     ästhetisch vorhersagbaren Endresultats        Des Weiteren werden lokale Risikofakto-      aggressive Parodontitiden nachweisen,
     implantiert, sondern aus der Überlegung       ren wie beispielsweise die Weichgewebs-      denen die Patientin nach ehemals gültiger
     heraus, dass die Patientin sich einen fest-   dicke und die Breite der keratinisierten     Klassifikation für Parodontalerkrankungen
     sitzenden Zahnersatz gewünscht hat.           Gingiva diskutiert [40–43]. Im vorliegen-    zugeteilt worden wäre [5,7]. Langzeit-
     Letztlich hängt die Wahl des therapeu-        den Patientenfall lagen keine systemi-       ergebnisse über zehn Jahre aus 2007
     tischen Vorgehens auch vom Behandler          schen Risikofaktoren vor. Allerdings lag     und 2013 stützen diesen Nachweis mit
     und seinem Spezialisierungsgrad ab [34].      eine Parodontitis-Vorgeschichte vor. Dies-   einem durchschnittlich 2,4mm größeren
     Das Risiko eines implantologischen Miss-      bezüglich wurde die Patientin im Vorfeld     Attachmentverlust, einem durchschnitt-
     erfolgs, insbesondere im Oberkieferfront-     darüber informiert, dass Implantate bei      lich 2,07 mm höheren periimplantären
     zahnbereich (ästhetische Zone), würde         parodontal kompromittierten Patienten        Knochenverlust im Falle einer genera-
     neben den bei Parodontitispatienten           geringere Erfolgsquoten und mehr bio-        lisiert aggressiven Parodontitis und der
     oftmals bereits bestehenden Hart- und         logische Komplikationen aufweisen als        Empfehlung eines regelmäßigen UPTs bei
     Weichgewebsdefekten noch umfangrei-           bei nicht an einer Parodontitis erkrank-     parodontaler Vorgeschichte [3,38].

     Abb.18 Panoramaschichtaufnahme fünf Jahre postoperativ (10/2020)

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Implantate und Paro-dontitis
wissenschaft und fortbildung

                        Insbesondere der Fall der fortge-         ralateralen Seite in Regio 16 aufgrund der           Verhältnisse hergestellt und nach Mög-
                   schrittenen Parodontitis (Stadium IV,          geringen Abutmenthöhe und des daraus                 lichkeit auch danach langfristig durch eine
                   Grad C) [45], als womöglich „schwer-           resultierenden, fast rechtwinkligen Emer-            UPT etabliert werden können. Dennoch
                   wiegendste“ Form der Parodontitis und          genzprofils der Implantatkrone ebenfalls              ist das Risiko für periimplantäre Erkran-
                   vermeintliches Pendant zur ehemals ge-         erahnt werden, wo sie möglicherweise die             kungen zweifelsohne bei einer vorliegen-
                   neralisierten aggressiven Parodontitis         stattgefundenen Remodellierungspro-                  den Parodontitishistorie erhöht. Dies
                   [12], stellt nach derzeitiger Datenlage        zesse des Knochens auf Höhe der Implan-              stellt den Behandler im Vorfeld vor die
                   eine riskante Ausgangssituation für einen      tatschulter begünstigt hat [41,48].                 Aufgabe, Risikofaktoren zu identifizieren,
                   implantologischen Eingriff dar [7,38]. Es          Die Befunde der Zähne und der Im-                Risiken genau abzuwägen und gemein-
                   konnte jedoch gezeigt werden, dass bei         plantate hängen langfristig weiterhin ent-           sam mit dem Patienten zu entscheiden,
                   konsequenter und regelmäßiger UPT              scheidend von der Mitarbeit der Patien-              ob man diese Risiken eingehen möchte.
                   auch Patienten mit dieser Form der paro-       tin und insbesondere ihrer regelmäßigen              Sollte es zu Komplikationen kommen, sind
                   dontalen Erkrankung erfolgreich mit Im-        Teilnahme an der UPT ab [2,3,5,7,17,35,38,     auch diese beim parodontal kompromit-
                   plantaten versorgt werden können [2–4,         49–51]. Ein weiterer Attachment- und                 tierten Patienten zu managen, sofern
                   7,35,38,46].                                Zahnverlust bei Recall-Patienten ist ein             nach wie vor entzündungsfreie Verhält-
                        Dass es zu einem implantologischen        eher seltenes Ereignis [16,52,53], sodass          nisse vorliegen. Die frühzeitige Sicherung
                   Misserfolg in Regio 26 gekommen ist,           es vertretbar erscheint zu versuchen,                einer geschlossenen Zahnreihe sollte
                   könnte an der parodontalen Situation des       den erreichten Zustand möglichst lange               dennoch höchste Priorität haben. Dies
                   Nachbarzahns 27 gelegen haben, wenn-           zu konservieren. Die zuletzt aufgetrete-             erspart komplexe Planungen im Wissen,
                   gleich es keinerlei Evidenz dafür gibt, dass   ne periimplantäre Mukositis an Zahn 11               dass dieses Vorhaben nicht bei jedem Pa-
                   das Knochenniveau an Implantaten durch         und der erhöhte PCR (Tab.1) stehen                  tienten zu realisieren ist.
                   den Attachmentverlust an Nachbarzäh-           möglicherweise auch in Verbindung mit
                   nen in Mitleidenschaft gezogen werden          der kürzlich zurückliegenden Geburt von
                   kann [47]. Ein weiteres Erklärungsmodell       Zwillingen, die eine große Umstellung im
                   für den frühzeitigen Implantatverlust          Leben der Patientin nach sich gezogen
                   könnte die fehlende Weichgewebsstärke          hat. Die Situation lässt sich jedoch gut                                         Korrespondenzadresse:
                   über dem anfänglich inserierten Implantat      im Rahmen der UPT kontrollieren [29].                                   Dr. med. dent. Hari Petsos, M.Sc.
                                                                                                                        Poliklinik für Parodontologie, ZZMK (Carolinum),
                   in Regio 26 sein, weshalb die Neuimplan-
                                                                                                                         Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt
                   tation in einer zum Weichgewebe relativ                                                                                 Theodor-Stern-Kai 7 (Haus 29)
                                                                  Fazit
                   gesehen apikaleren Position erfolgte und                                                                                      60596 Frankfurt am Main
                   mit Bindegewebe bedeckt wurde [40,41].        Implantologie im parodontal kompromit-                                         Telefon: +49 69 63014732
                                                                                                                                             petsos@med.uni-frankfurt.de
                   Die geringe Weichgewebsstärke kann in          tierten Gebiss stellt keine Kontraindika-
                   der PSA aus 2020 (Abb.18) auf der kont-       tion dar, sofern zuvor entzündungsfreie                                        Literatur beim Verfasser.

                                                                                                                                                                     Anzeige

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