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Krisenübung aus der Praxis für die Praxis Dr. Uta Verbeek | meyer.science GmbH Prof. Dr. Alfred Hagen Meyer | meyer.rechtsanwalts GmbH
Seminarinhalt • typische Krisenfälle – Rückrufe 2021 • rechtliche Rahmenbedingungen • Risikobewertung: Pyrrolizidinalkaloide, Ochratoxin A, Blausäure • was tun in der Krise? Management, Kommunikation • Behörden, Befugnisse • Meldepflichten prof. dr. alfred hagen meyer | 25.05.2021
mikrobiologische Agens • USK Psyllium FLOHSAMENSCHALEN (Hecht Pharma), Salmonellen • DAVERT Porridge-Cup (Midsona), Salmonellen • Petit Fleur Camembert (Käsegroßhandlung Paul Lerchenmüller), Listerien • Norfisk Forellenfilets (Norfisk GmbH), falsches Verbrauchsdatum prof. dr. alfred hagen meyer | 25.05.2021
biologisches Agens nicht/falsch deklarierte Allergene • Alete bewusst "Spinat-Käse-Risotto" Babynahrung (Humana), Gluten, Hühnereiweiß und Sellerie • Bauernland Mediterranes Gemüse (Weinbergmaier), Sellerie • enerBiO Tomate Basilikum Streichcreme (Rossmann), Cashewnüsse • Bio Schokolade „Little Love Dark Vanilla“ (Lovechock), nicht gekennzeichnete Milch in veganer als milchfrei ausgelobte Schokolade (erhöhter Gehalt an Casein) • Shiitake Donko (SSP Trade & Consult), Schwefeldioxid • K-Classic Schoko Rosinen (ENCINGER SK s.r.o.), Erdnüsse prof. dr. alfred hagen meyer | 25.05.2021
biologische Agens . • Clasen Bio Mandelkerne (Carl Wilhelm Clasen GmbH), Bittermandeln • Seccohne (Auhof), Gärung, Flaschen zerbrechen • Feigen (Le Antiche Bonta' di Calabria), Schimmelpilz prof. dr. alfred hagen meyer | 25.05.2021
chemisches Agens • Westermair's kaltgepresstes Hanföl, psychoaktiv wirkende Substanzen [CBD] . • BioBio Basis Müsli 5-Korn (DE-VAU-GE), Ethylenoxid • Berg Quelle Medium (Berg Quelle Medium), Lösemittel • THEMRA - Epimedyumlu Bitkisel Karisimli Macun-Paste (Orient Lebensmittel GmbH), Wirkstoff „Sildenafil“ in pharmakologisch wirksamer Menge sowie die für Lebensmittel nicht zugelassene Zutat „Epimedium“ • Grilled red & yellow peppers parilla – Slices (Ardo N.V.), Chlorpyrifos • Tiroler Silberwasser Kolloidales Gold Premium (ÖkoNova Naturkost), zu hoher Silbergehalt prof. dr. alfred hagen meyer | 25.05.2021
sonstiges . • Gelee-Süßwaren (#), Erstickungsgefahr • Bio Schoko Dinkelwaffeln (Huber Mühle GmbH), Fremdkörper prof. dr. alfred hagen meyer | 25.05.2021
physikalische Agens Glas: • Snacktomaten (K. Iraklidis & Söhne AG) • EIFEL Quelle Classic Metall: • Tiefkühl-Beerenmischung (EDEKA), spitze metallische Fremdkörper Plastik: • Hanf-Aufstrich (CHIRON Naturdelikatessen) Apfelstiel • Kindermüsli Bircher (Milupa Nutricia) prof. dr. alfred hagen meyer | 25.05.2021
Lebensmittelsicherheit Lebensmittel Glas gelten als nicht Gummi (-ring) sicher, Holz • gesundheits- Knochen schädlich Kunststoffe Metall: (-späne), • für den Heftklammer, Verzehr ungeeignet Nagel, Schraube, Zusammensetzung Stecknadel Kennzeichnung Stein prof. dr. alfred hagen meyer | 25.05.2021
Lebensmittelsicherheit Art. 14 BasisVO 178/2002 Glas Holz (6) Gehört ein nicht sicheres Knochen Lebensmittel zu einer Charge, Metall einem Posten oder einer Plastik „Ausreißer“ ? Lieferung von Lebensmitteln Stein systematischer der gleichen Klasse oder Beschreibung, so ist davon Fehler? auszugehen, dass sämtliche Lebensmittel in dieser Charge, diesem Posten oder dieser Lieferung ebenfalls nicht sicher sind, es sei denn, bei einer eingehenden Prüfung wird kein Nachweis dafür gefunden, dass der Rest der Charge, des Postens oder der Lieferung nicht sicher ist. prof. dr. alfred hagen meyer | 25.05.2021
Agens Tee-Ei Dichtungsring Borste Gummilippe Eingebackener Nagel prof. dr. alfred hagen meyer | 25.05.2021
natürliche Agenzien getrocknete Erbse Struvit (Magnesiumsalz in Fisch) Holz (Erdnusszweig) Zuckerverhärtung Stein (Apfelstrudel, Pizza, Fertigsalat, Reis, Joghurt, schokolierte Früchte) prof. dr. alfred hagen meyer | 25.05.2021
Krisen Know-how
Lebensmittelsicherheit Art. 14 BasisVO (EG) 178/2002 (1) Lebensmittel, die nicht sicher sind, dürfen nicht in Verkehr gebracht werden. (2) Lebensmittel gelten als nicht sicher, wenn davon auszugehen ist, dass sie a) gesundheitsschädlich sind, für den Verzehr durch den Menschen Zusammensetzung b) ungeeignet sind. Kennzeichnung prof. dr. alfred hagen meyer | 25.05.2021
Lebensmittelsicherheit Art. 14 BasisVO (EG) 178/2002 (6) Gehört ein nicht sicheres Lebensmittel zu einer Charge, einem Posten oder einer Lieferung von Lebensmitteln der gleichen Klasse der Beschreibung, so ist davon auszugehen, dass sämtliche Lebensmittel in dieser Charge, diesem Posten oder dieser Lieferung ebenfalls nicht sicher sind, es sei denn, bei einer ein-gehenden Prüfung wird kein Nachweis dafür gefunden, Zusammensetzung dass der Rest der Charge, des Postens oder der Lieferung nicht Kennzeichnung sicher ist. prof. dr. alfred hagen meyer | 25.05.2021
Rücknahme - Rückruf Art. 19 BasisVO 178/2002 (1) Erkennt ein Lebensmittelunternehmer (…), dass ein von ihm (…) vertriebenes Lebensmittel den Anforderungen an die Lebensmittelsicherheit nicht entspricht [= Art. 14], so leitet er unverzüglich Verfahren ein, um das betreffende Lebensmittel vom Markt zu nehmen (…). Rücknahme = stiller Rückruf Zusammensetzung Wenn das Produkt den Verbraucher bereits erreicht haben könnte, (…) ruftKennzeichnung [der Lebensmittelunternehmer] erforderlichenfalls bereits an diese gelieferte Produkte zurück (…). Rückruf prof. dr. alfred hagen meyer | 25.05.2021
Wissenschaftsbasierte Risikobewertung
Pyrrolizidinalkaloide dr. uta verbeek | 25.05.2021
Pyrrolizidinalkaloide in Kräutertee Kräutertee Pyrrolizidinalkaloide (PA) Gemäß Laborbericht: 330 µg PA / kg Detektiert wurde Summe aus 28 PA dr. uta verbeek | 25.05.2021
Die 4 Säulen des Risiko-Assessment-Prozesses Gefahren-Identifizierung Gefahren-Charakterisierung Expositionsabschätzung Verbrauchergruppe Verzehrdaten Risikoeinschätzung dr. uta verbeek | 25.05.2021
1,2-ungesättigte Pyrrolizidinalkaloide (PA) PA sind sekundäre Pflanzenstoffe (z.B. zur Abwehr von Fraßfeinden) > 660 verschiedene Strukturen gehören dieser Substanzgruppe an Vorkommen in > 6.000 Pflanzenspezies PA-bildende Pflanzen vornehmlich Vertreter der Familien: Korbblütler (Asteraceae) Rauhblatt- bzw. Borretschgewächse (Boraginaceae) Hülsenfrüchtler (Fabaceae oder Leguminosae) Eintrag von PA über pflanzliche Nahrungskomponenten möglich; Nachweis in: Honig Salate & Gemüse Tee & Kräutertee Gewürze, Kräuterpräparate (NEM) Getreide Eier, Fleisch, Milch (geringe Spuren) dr. uta verbeek | 25.05.2021
PA – Toxikologische Bewertungsbasis Hepatotoxizität Chronische Rattenstudie – Endpunkt: vergrößerte Hepatocyten NOAEL: 0,01 mg/kg Körpergewicht (KG)/Tag (Riddelliin) Health-based guidance value: 0,1 µg PA/kg KG/Tag Kanzerogenität EFSA, 2011/BfR 2011-2016 BMDL10: 0,073 mg/kg KG/Tag (Lasiocarpin) JECFA, 2015 BMDL10-Wert von 0,182 mg/kg KG/Tag (Riddelliin) EFSA, 2017/BfR, 2018 BMDL10-Wert von 0,237 mg/kg KG/Tag (Riddelliin) dr. uta verbeek | 25.05.2021
Wissenschaftsbasierte Risikobewertung Verzehrsdaten für Expositionsabschätzung VELS-Studie (Verzehrsstudie zur Ermittlung der Lebensmittelaufnahme von Säuglingen und Kleinkindern für die Abschätzung eines akuten Toxizitätsrisikos durch Rückstände von Pflanzenschutzmitteln) EFSA-PRIMo (Pesticide Residue Intake Model) WHO: Global Environment Monitoring System (GEMS) – Food Risikocharakterisierung Beschreibung des gesundheitlichen Risikos für Verbraucher auf Basis der ermittelten Exposition dr. uta verbeek | 25.05.2021
PA – Risikobewertung Kräutertee PA (Summe aus 28 PA)= 330 µg/kg worst case 100 % - iger Übergang in den Teeaufguss Verzehr durch sensible Verbrauchergruppe (Kleinkinder) Betrachtung der Vielverzehrer (95. Perzentil; BfR) akut: 0,637 g/kg KG/Tag; chronisch: 0,137 g/kg KG/Tag akuter akute Aufnahme: < 1 µg/kg KG/Tag ≙ „low risk“ (EFSA, 2017) Verzehr 0,21 µg PA/kg KG/Tag → keine akute Gesundheitsgefahr Auslastung HBGV (0,1 µg PA/kg KG/Tag): chronischer chronische Aufnahme: 45 % Verzehr 0,045 µg PA/kg KG/Tag MOE zum BMDL10 (0,237 mg/kg KG/Tag): ca. 5300 dr. uta verbeek | 25.05.2021
Pyrrolizidinalkaloide – ALB Eingriffswerte ALB-Beschluss zum Thema „Pyrrolizidinalkaloide in Tee und Kräuterteeprodukten“ vom 8.12.2015 Probenahme: gemäß der Verordnung (EG) Nr. 401/2006 Analytik: Untersuchung auf mind. 21 PA gemäß BfR Empfehlung Beurteilung der Ergebnisse: − Sofern der HBGV von 0,1 μg/kg KG/d überschritten wurde, wird das Erzeugnis als nicht sicher i.S. von Artikel 14 (2) VO (EG) Nr. 178/2002 angesehen. − Unterhalb des HBGV sind im Falle einer erheblichen Unterschreitung des MoE* von 10.000 Risikomanagementmaßnahmen angezeigt. (ALARA-Prinzip) − Eingriffswerte (Teewirtschaft-Produktionsjahr 2015, 95. Perzentil in μg/kg Trockenprodukt (BfR-28), lower bound-Kalkulation) von: 350 μg/kg für Rooibos 160 μg/kg für Kräutertee/-mischung 310 μg/kg für Grüner und Schwarzer Tee 120 μg/kg für Pfefferminze 270 μg/kg für Kamille 110 μg/kg für Fenchel * MOE: Margin of Exposure dr. uta verbeek | 25.05.2021
PA-Höchstgehalte – VO 2020/2040 […] dr. uta verbeek | 25.05.2021
Ochratoxin A dr. uta verbeek | 25.05.2021
Ochratoxin A (OTA) 5,8 µg Ochratoxin A (OTA)/kg Kekse mit Fruchtfüllung VO 1881/2006 Für die Füllung aus getrockneten Früchten ist derzeit kein gesetzlicher Grenzwert festgelegt Erwägungsgrund 24 der VO 1881/2006: BasisVO 178/2002 Kein Grenzwert für das zusammengesetzte Produkt Einzuleitende Maßnahmen richten sich nach einer gemäß Art. 6, 7 BasisVO durchzuführenden Risikobewertung dr. uta verbeek | 25.05.2021
Ochratoxin A (OTA) Ochratoxin A Bildung des Mykotoxins durch Schimmelpilze der Gattungen • Penicillium (v.a. P. verrucosum) und • Aspergillus (v.a. A. ochraceus und Aspergilli der Sektion Nigri) Häufig betroffene Lebensmittel: Getreideprodukte, Hülsenfrüchte, Kaffee, Bier, Traubensaft, Nüsse, Gewürze […] Nierentoxisch im tierischen Organismus EFSA Risk Assessment: TDI (tolerable daily intake): 18 ng/kg KG/Tag lange Halbwertszeit TWI (tolerable weekly intake): 120 ng/kg KG/Woche von OTA im Organismus EFSA Journal (2006) 365, 1-56 dr. uta verbeek | 25.05.2021
Ochratoxin A (OTA) Chronische Aufnahme von OTA über Kekse: Substanz: Ochratoxin A Höhe des Rückstands im Lebensmittel (Kekse): 5,8 µg/kg Chronische Verzehrsmenge Kekse mit Füllung 2,92 g/kg KG*/Tag (95. Perzentil; Kinder): Quelle: EFSA Comprehensive European Food Consumption Database (42,5 g/Tag) Hypothetische chronische tägliche Aufnahmemenge der 16,9 ng/kg KG/Tag Substanz: TDI: 18 ng/kg KG Hypothetische chronische wöchentliche Aufnahmemenge 118,6 ng/kg KG/Woche der Substanz: TWI: 120 ng/kg KG/Woche * KG: Körpergewicht kein gesundheitliches Risiko für Verbraucher keine Maßnahmen erforderlich dr. uta verbeek | 25.05.2021
Ochratoxin A – neue EFSA Bewertung Neuer Bewertungsansatz: Margin of Exposure (MOE) Ansatz Etablierung verschiedener BMDL10-Werte (benchmark dose lower confidence limit 10 %) nicht-neoplastisch: BMDL10 von 4,73 µg OTA pro kg KG/Tag; MOE: 200 neoplastisch: BMDL10 von 14,5 µg OTA pro kg KG/Tag; MOE: 10.000 EFSA´s Expositionsabschätzung ergab: mögliches gesundheitliches Risiko im Hinblick auf neoplastische Effekte für fast alle Verbrauchergruppen EFSA Neubewertung triggerte Diskussionen auf EU-Ebene bzgl.: • Änderung bestehender gesetzlicher Höchstgehalte für OTA • Festsetzung neuer Höchstgehalte für bestimmte Lebensmittelkategorien dr. uta verbeek | 25.05.2021
Blausäure dr. uta verbeek | 25.05.2021
Blausäure in Mandeln Verbraucherbeschwerde Gesundheitliche Beeinträchtigung Bauchweh Verzehr von 1-2 Mandeln einer Halsweh Beeren-Mandel-Mischung durch Atemprobleme 6-jähriges Mädchen Angabe des Kindes: Mandeln schmeckten bitter Untersuchungsamt: ARfD-Ausschöpfung Sensorik (Mandeln) Gehalt Blausäure** bei Verzehr einer Portion bei Verzehr einer Packung (15 g Mandeln) (62,5 g Mandeln) Analyse der bereits leichter geöffneten Packung 50 mg/kg Mandeln 35 % 147 % Bittergeschmack (Beschwerdeprobe)* Analyse zwei original deutlicher verschlossener Packungen Bittergeschmack, 147 mg/kg Mandeln 116 % 485 % (Verfolgsprobe)* Bittermandelgeruch * gleiche Charge ** abzüglich Messunsicherheit nicht sicher i.S. des Art. 14 Abs. 2 lit. a VO (EG) 178/2002, da potentielles gesundheitliches Risiko Rückruf dr. uta verbeek | 25.05.2021
Cyanid in Aprikosenkernen [mg/kg] dr. uta verbeek | 25.05.2021
Cyanogene Glykoside und Cyanid Toxizität cyanogener Glykoside Kauvorgang / Verdauungsprozess Amygdalin (enzymatische Hydrolyse) Blausäure + (cyanogenes Glykosid) - Glucose Benzaldehyd Cyanid Bei Überschreitung des metabolischen Entgiftungsvermögens des Körpers: Verhinderung des Sauerstofftransport vom Blut in die Zellen Akute Symptome (Krämpfe, Erbrechen, Atemnot bis zu Atemlähmung (hohe Dosen)) dr. uta verbeek | 25.05.2021
Cyanid in Mandeln Problematik Süßmandelbäume tragen zu einem geringen Prozentsatz (1 – 3 % je nach Herkunft) auch immer Bittermandeln Bittermandeln sind optisch kaum von süßen Mandeln unterscheidbar Vergiftungserscheinungen bereits durch Verzehr weniger bitterer Mandelkerne möglich Repräsentative Probenahme „Spotkontamination“ (VO 401/2006) dr. uta verbeek | 25.05.2021
Cyanid – Risikobewertung BfR Humanstudie Ziel: Datengenerierung für Risikobewertung Erkenntnisse zur Freisetzung u. Bio- verfügbarkeit von CN- ARfD = 75 µg pro kg KG* * Körpergewicht dr. uta verbeek | 25.05.2021
Cyanid – Risikobewertung EFSA ARfD = 20 µg pro kg KG* Stellungnahme der EFSA zu Diskrepanzen zwischen EFSA- und BfR- Bewertung Grund für Diskrepanz: EFSA zieht zusätzlichen Sicherheitsfaktor heran EFSA behält ARfD bei dr. uta verbeek | 25.05.2021
Blausäure - VO-Entwurf Höchstgehalte Verordnungsentwurf Etablierung weiterer spezifischer Höchstgehalte für Blausäure präsentiert in SCoPAFF-Sitzung am 23.06.2020 Geänderte Vorschläge (Status April 2021): 225 mg/kg 35 mg/kg = = dr. uta verbeek | 25.05.2021
Mikrobiologie, VO 2073/2005 Prof. Dr. Alfred Hagen Meyer | meyer.rechtsanwälte
VO 2073/2005 - mikrobiologische Kriterien Festgelegte Grenzwerte bei Lebensmittelsicherheitskriterien • Listeria monocytogenes in IF, FSMP, andere Lebensmittel • Salmonellen in z.B. Hackfleisch, Separatorenfleisch, Fleischerzeugnisse, Gelatine und Kollagen, Käse, Butter, Sahne, Milch- und Molkepulver, Eiscreme, Eiprodukte, gekochten Krebs- und Weichtiere, lebende Muscheln, Keimlinge, vorzerkleinertes Obst und Gemüse, IF/FOF, FSMP • Staphylokokken-Enterotoxine in Käse, Milch- und Molkenpulver • Cronobacter sakazakii in getrockneter IF und iFSMP • E. coli in lebenden Muscheln, Stachelhäutern, Manteltieren und Schnecken • Histamin in Fischereierzeugnissen • Salmonella typhimurium/enteritidis in frisches Geflügelfleisch • STEC in Sprossen prof. dr. alfred hagen meyer | 25.05.2021
VO 2073/2005 - mikrobiologische Kriterien Kapitel 1. Lebensmittelsicherheitskriterien Listeria monocytogenes Lebensmittelkategorie N c Grenzwert Stufe, für die das Kriterium gilt »So besteht beispielsweise (m = M) bei einem Zwei-Klassen-Stichprobenplan eine 59%ige Chance, dass eine akzeptierte Partie 1.2. Andere als für Säuglinge oder 5 0 10 100%KBE/g Salmonella-positive Einheiten In Verkehr enthält, gebrachte für besondere medizinische wenn n=5 Proben untersucht Erzeugnisse werden« während der Zwecke bestimmte, verzehrfertige Haltbarkeitsdauer Nulltoleranzen in Lebens- und Futtermitteln Lebensmittel, die die Vermehrung Positionspapier BfR, 12.3.2007 von L. monocytogenes begünstigen können 5 0 In 25 g nicht Bevor das Lebensmittel die nachweisbar unmittelbare Kontrolle des Lebensmittelunternehmers, der es hergestellt hat, verlassen hat prof. dr. alfred hagen meyer | 25.05.2021
VO 2073/2005 - mikrobiologische Kriterien Kapitel 1. Lebensmittelsicherheitskriterien Listeria monocytogenes Lebensmittelkategorie N c Grenzwert Stufe, für die das Kriterium gilt (m = M) 1.3. Andere als für Säuglinge oder 5 0 100 KBE/g In Verkehr gebrachte für besondere medizinische Erzeugnisse während der Zwecke bestimmte, verzehrfertige Haltbarkeitsdauer Lebensmittel, die die Vermehrung von L. monocytogenes nicht begünstigen können prof. dr. alfred hagen meyer | 25.05.2021
Wachstum – Listeria monocytogenes Temperatur Tmin 0 °C, Topt 30-37 °C, Tmax 45 °C Kardinalwerte des Wachstums von Listeria monocytogenes: pH-Wert pHmin 4,4 aw-Wert aw min 0,93 Kategorie Anhang I Kapitel 1 Bedingungen im Lebensmittel VO 2073/2005 pH-Wert ≤ 4,4 aw-Wert ≤ 0,92 Ziff. 1.3. pH-Wert von ≤ 5,0 Vermehrung nicht begünstigend und aw-Wert ≤ 0,94 Haltbarkeitsdauer < 5 Tage gemäß Fußnote 8 zu Anh. I Kapitel 1 Ziff. 1.3. prof. dr. alfred hagen meyer | 25.05.2021
VO 2073/2005 - mikrobiologische Kriterien Artikel 7: Unbefriedigende Ergebnisse (1) Führt die Untersuchung anhand der in Anhang I festgelegten Kriterien zu Verzehrhinweise? unbefriedigenden Ergebnissen, haben die Lebensmittelunternehmer die in den Absätzen 2 bis 4 dieses Artikels „Das StMUVangegebenen ist […] derMaßnahmen Ansicht, und sonstige in ihren HACCP-gestützten Verfahren dass bei positivem festgelegte Abhilfemaßnahmen Salmonellenbefund sowie sonstige zum […] Verzehrhinweis Schutz der Verbrauchergesundheit lediglich im Rahmen der erforderliche Maßnahmen–zu Verhältnismäßigkeit ergreifen. (…) z.B. bei der Frage, ob zusätzlich ein Rückruf (2) Sofern die Untersuchung anhand der erforderlich ist Lebensmittelsicherheitskriterien - zu beachten sei“ nach Anhang(VGH I Kapitel MUC,1 unbefriedigende 7.2.2019, Az. 20Ergebnisse BV 17.1560 liefert, ist das Erzeugnis - Dönerspieß, Egr. 2) oder die Unsicherheit Partie Lebensmittel gemäß Artikel 19 der Verordnung (EG) Nr. 178/2002 vom rechtl. fingiert Markt zu nehmen oder zurückzurufen. Bereits in Verkehr gebrachte Erzeugnisse, die noch nicht im Einzelhandel angelangt sind und die Lebensmittelsicherheitskriterien nicht einhalten, können einer weiteren Verarbeitung BVwG unterzogen werden, die die entsprechende Gefahr beseitigt. Diese Behandlung kann 14.10.2020, nur von anderen Lebensmittelunternehmern als denjenigen auf Einzelhandelsebene Az. 3 C 10.19 durchgeführt werden. (…) „Dönerspieß“ (4) Bei unbefriedigenden Ergebnissen hinsichtlich der Prozesshygienekriterien sind die in Anhang I Kapitel 2 aufgeführten Maßnahmen zu ergreifen. prof. dr. alfred hagen meyer | 25.05.2021
VO 2073/2005 - mikrobiologische Kriterien beachte: Anwendung von Art. 10 und 14 BasisVO 178/2002 nicht ausgeschlossen, wenn Untersuchung gleichwohl sicherheitsrelevanten Keim zeigt Hier: Cronobacter sakazii VGH München LMRR 2007, 18 prof. dr. alfred hagen meyer | 25.05.2021
VO 2073/2005 prof. dr. alfred hagen meyer | 25.05.2021
Der Fall „Sieber“ Stichwort: Lebensmittelbedingte Erkrankungen Neubewertung der Sicherheit von Lebensmitteln dann erforderlich, wenn Indizien vorliegen, dass Erkrankungen wie eine Salmonellose oder Listeriose im Zusammenhang mit dem Verzehr eines bestimmten Lebensmittels oder Lebensmitteln eines bestimmten Herstellers stehen könnten. Lesetipp: • LGL Bayern, Behörden gelingt Zuordnung von gehäuften Listeriosefällen in Süddeutschland zu einem konkreten Lebensmittel produzierenden Betrieb - https://www.lgl.bayern.de/ • „Dönerspieß“ und „Sieber“ - Folgen für die Praxis – eine Handlungsanweisung - Prof. Dr. Alfred Hagen Meyer & Franca Werhahn, ZLR 2021, Heft 4 = online Website meyerlegal.de prof. dr. alfred hagen meyer | 25.05.2021
Krisen Management
Krisenteam wer? Team Dritte CQM Legal QSM PR Recht Labor Evaluierung • Risiko Manager, Koordinator • Koordiniert für CQM • Risk Assessment & • berichtet CM • Kontakt zu • Option für Assessm. Behörden Maßnahmen • berichtet Vorstand • Interne Maßnahmen meyer RAe + (ad hoc & (Warenstopp) Science Eskalation regelmäßig) • Kontakt lokale Behörde Entscheidung Country Manager Team & Dritte können involviert werden Entscheidung: Rücknahme, koordiniert von CQM (mit Legal) Rückruf? weitere Maßnahmen Global involviert von CQM, falls • mehr als 1 Land betroffen • Fälle Art. 14 (2a) VO 178/2002 • Rückrufe = Kommunikation • regelmäßige Berichte prof. dr. alfred hagen meyer | 25.05.2021
Krisenmanagement: in der Krise Ablaufplan Krisenbewältigung • Sofortmaßnahmen • Sperrungen? • Produktionsstopp? • Auslieferungsstopp? • Sammlung weiterer Informationen • wie lautet Befund? bestätigt? weitere Proben? • gegen welche Rechtsvorschrift wurde verstoßen? • Gesundheitsrelevanz und Gefährdungspotential • Einzelfall (Packung/Los) oder systematischer Fehler? • Ursachen (intern / extern) • welche Mengen befinden sich wo im Verkehr? • Sachverhaltsanalyse • Individual- oder Branchenkrise? prof. dr. alfred hagen meyer | 25.05.2021
Krisenkommunikation
in der Krise – der Rückruf Lebensmittel Info auf Produkt MHD / Los Agens Folgen, Beschwerden Bedauern prof. dr. alfred hagen meyer | 25.05.2021
Krisenkommunikation Ablaufplan Krisenbewältigung • Kommunikation extern • Handelskunden (ggf. auch nicht direkt betroffene Kunden!) • Behörden (Abstimmung der Erklärung / deren Verbreitung) • Sprecher/in tritt in Aktion: • Medien (je nach Ausweitung / Ausmaß der Krise): • lokal • regional • national / international • Social Media (Facebook, Twitter etc.) • Vorbereitung auf Besuch eines Kamerateams (wie sähen Sie Ihr Unternehmen gern im TV?) prof. dr. alfred hagen meyer | 25.05.2021
Krisenkommunikation Ablaufplan Krisenbewältigung die drei Fragen • wie konnte das passieren? • seit wann weiß das Unternehmen von dem Problem und was hat es unternommen, nachdem es von dem Problem erfahren hatte? • wie will das Unternehmen vermeiden, dass das Problem noch einmal auftritt? prof. dr. alfred hagen meyer | 25.05.2021
Krisenkommunikation 2.0 was lernen wir daraus? Grundprinzipien: schnell widerspruchsfrei Präventives Krisenmanagement transparent wirkt! und eben nicht • planlos • späte Reaktion Mängel im Vorfeld: „es wird schon • nicht getroffene vorbeugende Maßnahmen nichts passieren!“ • unzureichende Risikoanalysen • unklar definierte Verantwortung • fehlende Notfallplan prof. dr. alfred hagen meyer | 25.05.2021
Krisenkommunikation 2.0 prof. dr. alfred hagen meyer | 25.05.2021
Behörden, Befugnisse
Überwachungsbehörden Bayern Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit LGL 7 Regierungen 96 Kreisverwaltungsbehörden Kontrollbehörde KBLV Betrieb „komplexe“ Regelüberwachung Betriebe Zulassung / Kontrolle zugelassener Betriebe Spezielle Kontrollen (gemeinsam mit KVB und ggf. Regierung) prof. dr. alfred hagen meyer | 25.05.2021
Task Forces • Kontrollbehörde + Task Force Bayern (LGL Oberschleißheim - Spezialeinheit Lebensmittelsicherheit [1.7.2006]) • Hessen: Reg.Präs. Darmstadt • IKER interdisziplinären Kontrolleinheit Rheinland-Pfalz, Stabsstelle beim Landesuntersuchungsamt [27.4.2015] • Landeskontrollteam Lebensmittelsicherheit Baden-Württemberg (LKL-BW) angesiedelt am Landesamt für Geoinformation und Landentwicklung (LGL) [1.10.2015] • Niedersachsen: Task Force Veterinärwesen und Verbraucherschutz • Sachsen: individuell zusammen gestellte Task Force, nicht institutionalisiert • NRW: LANUV • Berlin-Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern (-) prof. dr. alfred hagen meyer | 25.05.2021
Ermittlungs- und Anordnungsbefugnisse Ermittlungs- und Anordnungsbefugnisse (§ 39, 42, 43 LFGB) • Betretungs- und Besichtigungsrecht in Betrieben • Einsichtsrecht in sämtliche geschäftlichen Schrift- und Datenträger • Auskünfte • Probenahme • Prüfungen anordnen, ergänzt um vorübergehendes Verbot des Inverkehrbringens bis Prüfergebnis vorliegt • Anordnung von Verboten oder Beschränkungen der Herstellung oder des Inverkehrbringens von Lebensmitteln • Sicherstellung von Lebensmitteln • Anordnung von Rücknahmen und Rückrufen prof. dr. alfred hagen meyer | 25.05.2021
Meldepflichten
Rücknahme - Rückruf Art. 19 BasisVO 178/2002 (1) Erkennt ein Lebensmittelunternehmer (…), dass ein von ihm (…) vertriebenes Lebensmittel den Anforderungen an die Lebensmittelsicherheit nicht entspricht [= Art. 14], so leitet er unverzüglich Verfahren ein, um das betreffende Lebensmittel vom Markt zu nehmen (…), und die zuständigen Behörden darüber zu unterrichten. Rücknahme = stiller Rückruf Zusammensetzung Wenn das Produkt den Verbraucher bereits erreicht haben könnte, (…) Kennzeichnung ruft [der Lebensmittelunternehmer] erforderlichenfalls bereits an diese gelieferte Produkte zurück (…). Rückruf prof. dr. alfred hagen meyer | 25.05.2021
Meldepflicht privater Labore
Meldepflicht privater Labore § 44 (4a) LFGB - Duldungs-, Mitwirkungs- und Übermittlungspflichten (4a) Hat der Verantwortliche eines Labors, das Analysen bei Lebensmitteln durchführt, aufgrund einer von dem Labor erstellten Analyse einer im Inland von einem Lebensmittel gezogenen Probe Grund zu der Annahme, dass das Lebensmittel einem Verkehrsverbot nach Artikel 14 Absatz 1 der Verordnung (EG) Nr. 178/2002 unterliegen würde, so hat er die zuständige Behörde von dem Zeitpunkt und dem Ergebnis der Analyse, der angewandten Analysenmethode und dem Auftraggeber der Analyse unverzüglich schriftlich oder elektronisch zu unterrichten. Prüfmerkmale: • Verantwortlicher eines Labors • einer im Inland von einem Lebensmittel gezogenen Probe • Grund zu der Annahme, dass Lebensmittel unsicher gem. Art. 14 Abs. 1 BasisVO wäre Folge: zuständige Behörde von Zeitpunkt und Ergebnis der Analyse, angewandter Analysenmethode und Auftraggeber der Analyse unverzüglich schriftlich oder elektronisch zu unterrichten prof. dr. alfred hagen meyer | 25.05.2021
Meldepflicht privater Labore VG Aachen, Urteil vom 08.12.2017 – Az. 7 K 1859/17 Sachverhalt: - Untersuchung mikrobiologischer Proben von Mandelkernen durch privates Labor - Produktkontrolle von Fertigpackungen aus laufender Produktion - Positiver Befund: „Salmonella spp. – Ergebnis: verdächtig“ - Mitteilung über vorläufiges Ergebnis an Auftraggeber am selben Tag - Auftraggeber bestätigt Labor später: betroffene Charge nicht in den Verkehr gebracht - Keine Unterrichtung des Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsamtes in Folge einer Plankontrolle im Labor durch Behörde: Bußgeldbescheid i.H.v. 750 EUR gegen Verantwortlichen des Labors - Klageerhebung gegen Bußgeldbescheid: - Meldepflicht bestehe nicht, da LM nicht in Verkehr gebracht - Meldepflicht entfalle, wenn Unternehmer bei Nachfrage des Labors LM bereits vernichtet (ALB-Projektgruppe der Ländergemeinschaft Verbraucherschutz v. 27./28.9.2012, Leitfaden Nr. 5c) - Bedenken an EU-Rechtskonformität von § 44 Abs. 4 a LFGB prof. dr. alfred hagen meyer | 25.05.2021
Änderung Zoonoseverordnung
Änderung ZoonoseVO Regelungsbereich • VO mit lebensrechtlichen Vorschriften zur Überwachung von Zoonosen und Zoonoseerregern • Zoonosen: Krankheiten oder Infektionen, die auf natürliche Weise direkt oder indirekt zwischen Menschen und Tieren übertragen werden können • Zoonoseerreger: Viren, Bakterien, Pilze, Parasiten oder sonstige biologische Agenzien, die Zoonosen verursachen können • Regelt die von LMU zu ergreifenden lebensmittelrechtlichen Maßnahmen zur frühzeitigen Erfassung von Zoonosen und Zoonoseerreger prof. dr. alfred hagen meyer | 25.05.2021
Änderung ZoonoseVO Unverzügliche und strafbewehrte Meldepflicht • § 3 Abs. 1 Nr. 1 + § 4 Nr. 3 ZoonoseVO • Pflicht zur Fertigung von Rückstellproben wird ergänzt durch neu unverzügliche und strafbewehrte Meldepflicht • Nachweis von Zoonoseerregern: Mitteilung an zuständige Behörde unverzüglich nach Kenntnisnahme • Verstoß gegen Mitteilungspflicht = sanktionsfähige Ordnungswidrigkeit • Verstoß = nicht, nicht richtige oder nicht rechtzeitige Mitteilung erhebliche Verschärfung der Rechtslage prof. dr. alfred hagen meyer | 25.05.2021
Prof. Dr. Alfred Hagen Meyer meyer.rechtsanwalts GmbH Sophienstr. 5 D-80333 München Fon +49 (0) 89- 55 06 988 - 0 E-Mail: meyer@meyerlegal.de Internet: www.meyerlegal.de Blog: http://meyerlegal.wordpress.com @meyerlegal prof. dr. alfred hagen meyer | 25.05.2021
Kontakt Dr. Uta Verbeek Sophienstraße 5 80333 München Tel.: 089 552798810 E-Mail: verbeek@meyerscience.de Internet: www.meyerscience.de dr. uta verbeek | 25.05.2021
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