Quad Pille ready for Take-off

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Quad Pille ready for Take-off
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                                                                                                      Juni 2011

Quad Pille
ready for Take-off

Information für Patienten mit chronischen Krankheiten • THEMEN: HIV und AIDS, Hepatitis, Interaktionen, Soziales
lässt sich zum
   Kundeninformation
                                                  Die Bundesregierung
   Neuer Nationaler AIDS-Beirat                                        eder von einem
                                                  Thema HIV künftig wi
                                                                       raten.
                                                  Expertengremium be
In Berlin hat sich heute der Nationale
AIDS-Beirat (NAB) neu konstituiert. Nach                                         konstruktiven Verlauf der
einer mehrjährigen Pause werden die darin ver-        Sitzung sehr zuversichtlich, dass noch Selbsthilfe-
sammelten Expertinnen und Experten künftig            vertreterinnen und -vertreter eingeladen werden.“
wieder die Bundesregierung im Umgang mit
HIV/Aids beraten. Für die Deutsche AIDS-Hilfe         Wichtige Themen für den NAB sind aus Sicht der
(DAH) nahm Vorstandsmitglied Carsten Schatz           Deutschen AIDS-Hilfe unter anderem die Zukunft
an der Sitzung teil.                                  der HIV-Prävention angesichts der heute verfüg-
                                                      baren Therapien, Maßnahmen gegen Ausgrenzung
„Wir freuen uns, dass es dieses wichtige Gremium      von Menschen mit HIV, etwa in der Arbeitswelt
 jetzt wieder gibt“, sagt Schatz „Nach unserer Auf-   oder in Pflege- und Altenheimen, der Zugang zu
 fassung gehören dem Beirat zurzeit allerdings noch   ärztlicher Versorgung für alle Menschen mit HIV in
 zu wenige Vertreter der organisierten Selbsthilfe    Deutschland und die andauernde stigmatisierende
 an. Menschen mit HIV sind unterrepräsentiert. Wir    Kriminalisierung der HIV-Übertragung.
 haben dies heute thematisiert und sind nach dem                              Deutsche Aids-Hilfe, Februar 2011

   HIV und AIDS
   Übertragung von Resistenzen – Anstieg durch mehr Therapie

Auf der diesjährigen CROI (Conference on Re-          dass 5,7% aller therapienaiven TeilnehmerInnen
troviruses and Opportunistic Infections) wurde        eine Resistenz aufwiesen, wobei die Rate regi-
eine Studie präsentiert, die den Zusammen-            onal schwankte. In Pretoria/Südafrika hatten
hang zwischen steigender Therapieverfügbar-           1,1% eine HIV DR, in Kampala, der Hauptstadt
keit in Subsahara-Regionen mit der Rate an            Ugandas, wurde bei 12,3% und auch in anderen
Resistenzübertragungen aufzeigt.                      Regionen des Landes bei einem aus acht Teilneh-
                                                      merInnen eine Resistenz festgestellt. Die Autoren
Resistenzen gegen HIV-Medikamente können              definierten damit die Region als Risikofaktor für
auftreten, wenn diese nicht kontinuierlich einge-     eine HIV DR und berechneten zusätzlich, dass
nommen werden und damit die Konzentrationen           das Risiko mit einem bereits gegen ein Medika-
der Wirkstoffe unzureichend sind. In diesem Fall      ment resistenten Virus infiziert zu werden, mit
haben Viren, die eine Resistenz entwickelt haben      jedem Jahr verstärkter Therapieverfügbarkeit um
einen selektiven Vorteil und können sich besser       38% steigt. Die vergleichsweise hohe Prävalenz
vermehren. Langfristig gesehen können solche          in Uganda erklärt sich somit, dass hier bereits
resistenten Viren die Therapieoptionen stark          sehr früh mit HIV-Therapie-Programmen gestar-
einschränken und die individuelle Prognose ver-       tet wurde.
schlechtern. Werden bei einem Infektionsereignis
solche resistenten Viren übertragen, spricht man      Auf den ersten kurzen Blick mag diese Aussa-
von einer primären Medikamentenresistenz, auch        ge paradox erscheinen, da ja die Therapie die
HIV DR für „primary HIV drug resistance“ oder         Virusvermehrung unterdrückt und daher mit
auch TDR für „transmitted drug resistance“.           steigender Therapieverfügbarkeit die Rate an re-
                                                      sistenten Viren unterdrückt werden sollte. Doch
In der Studie wurde in sechs Ländern südlich          der gegenteilige Effekt tritt ein, wenn zwar mehr
der Sahara das Vorkommen von HIVDR bei etwa           Menschen eine HIV-Therapie erhalten, die Mög-
2.500 HIV-positiven Personen untersucht, die bis      lichkeiten einer optimalen Einnahme und damit
zu dem Zeitpunkt keine HIV-Medikamente einge-         der effizienten Virusunterdrückung nicht immer
nommen hatten. Insgesamt zeigte die Analyse,          gegeben sind.
Vor allem in ressourcenarmen Regionen kommt es          haltigen und langfristigen Rahmenbedingungen für
oft zu unregelmäßiger Therapie, sei es durch unzu-      eine kontinuierliche Therapieeinnahme der Patien-
reichende Betreuung und Beratung, die Möglich-          tInnen, eben auch um die mögliche Entstehung
keit ein HIV-Zentrum regelmäßig aufzusuchen oder        und Übertragung von Medikamentenresistenzen
die durchgehende Verfügbarkeit an Medikamenten          zu vermeiden.
vor Ort. Es muss daher der Fokus nicht nur auf der      Quellen: Conference on Retroviruses and Opportunistic Infections,
weltweiten prinzipiellen Verfügbarkeit der HIV-The-                       http://retroconference.org, http://aidsmap.com
rapie liegen, sondern insbesondere auch auf nach-

   HIV und AIDS                                                             lung vorgestellt. Da eine Kno-
   Mit Gentherapie zu HIV-resistenten CD4-Zellen                           chenmarkstransplantation wie
                                                                            beim Berliner Patienten ein
                                                                            Einzelfall war und keinesfalls
Manche HIV-positive Menschen sind in der Lage,          als gängige Therapiemöglichkeit gesehen werden
eine HIV-Infektion auf ganz natürlichem Weg             darf, entwickelten die WissenschaftlerInnen eine
unter Kontrolle zu halten. Denn bei diesen so           elegante Methode und stellten nun eine erste Stu-
genannten „elite controllers“ liegt eine Verände-       die vor.
rung im Erbgut vor. Durch eine genetische Ver-
änderung bilden die CD4-Zellen ihres Immunsy-           Sechs HIV-Patienten wurde Blut entnommen, die
stems keinen CCR5-Rezeptor.                             CD4-Zellen herausgefiltert und das restliche Blut
                                                        wieder zurück injiziert (Apherese = Blutwäsche).
Diese Struktur auf den Zellen ist jedoch für HI-Viren   Die CD4-Zellen wurden anschließend im Labor
essentiell, um die Zelle infizieren zu können. Durch    genetisch verändert. Mit Hilfe eines ungefährlichen
diese angeborene Veränderung im Erbgut, können          Virus als Transportmittel, schleusten die Forsche-
sich die HI-Viren im Körper solcher Menschen nicht,     rInnen ein Enzym in die Zellen, welches das Gen
bzw. nur kaum vermehren. Eine Situation, die na-        des CCR5-Rezeptors im Erbgut erkennt und
türlich gleich in Richtung Heilung denken lässt.        zerschneidet. Dadurch können die Zellen keinen
                                                        CCR5 Rezeptor mehr auf ihrer Oberfläche bilden.
Und dass eine Heilung nicht gänzlich ausgeschlos-       Die gentechnisch veränderten CD4-Zellen wurden
sen ist, steht spätestens seit dem berühmten „Ber-      den Patienten wieder injiziert.
liner Patienten“ im Raum. Der HIV-positive Mann
hatte sich auf Grund von Leukämie einer Kno-            Insgesamt wurde das Verfahren von den Teilneh-
chenmarkstransplantation unterziehen müssen.            mern gut vertragen und es wurden keine Sicher-
Bei dieser Prozedur werden alle körpereigenen           heitsbedenken geäußert. Nach 3 Monaten wurden
Immunzellen zerstört und dann im Anschluss mit-         die Teilnehmer auf die veränderten Zellen unter-
tels Stammzellen eines Spenders wieder neu auf-         sucht und es wurden sowohl im Blut, als auch in
gebaut. Die BehandlerInnen hatten im Zuge dieser        der Darmschleimhaut die Zellen ohne CCR5-Re-
(eigentlich von der HIV-Infektion unabhängigen)         zeptor gefunden. Bei fast allen wurde ein Anstieg
Therapie eine revolutionäre Idee. Sie untersuchten      der CD4-Zellzahl beobachtet.
die SpenderInnen des Knochenmarks nach der
oben beschriebenen CCR5-Mutatin. Und tatsäch-           Das große Ziel ist es natürlich, mit dieser Methode
lich konnte mit großem Glück ein Spender gefun-         einen langfristigen Bestand an CD4-Zellen im Im-
den werden, dessen Zellen eben dieser CCR5-Re-          munsystem der PatientInnen aufzubauen, sie nicht
zeptor fehlte und somit nicht von HI-Viren infiziert    von HIV infiziert werden können. Damit kann das
werden können. Und der Erfolg spricht für sich:         Immunsystem stabilisiert und langfristig die HIV-
auch Jahre nach der Transplantation können keine        Infektion unter Kontrolle gebracht werden.
HI-Viren mehr im Körper des Mannes nachgewie-
sen werden. Der Berliner Patient gilt somit als der     Bevor es zu einer breiten Anwendung kommt, sind
erste geheilte Mensch.                                  noch viele Untersuchungen und Studien notwen-
                                                        dig, aber hier könnte tatsächlich die Basis für eine
Auf der 18. CROI (Conference on Retroviruses and        realistische Methode der Zukunft liegen.
Opportunistic Infections) wurde nun eine beson-          Quelle: Conference on Retroviruses and Opportunistic Infections,
ders viel versprechende Arbeit zum Thema Hei-                                            http://www.retroconference.org
HIV und AIDS
   PrEP bei Frauen nicht wirksam?
                                                       Mehr unter:
                                                                             v/prep/femprep.htm
                                                       http://www.cdc.gov/hi

Die Studie FEM-PrEP an afrikanischen                                      zwar unter Truvada® und Placebo
Frauen wurde vorzeitig abgebrochen. Nach 12             gleich viele. Daraufhin wurde die Untersuchung vor-
Monaten hatten sich unter Tenofovir/Emtrici-            zeitig beendet.
tabin und Placebo gleich viele Frauen mit HIV
angesteckt.                                             Ende letzten Jahr war eine ähnliche Studie an
                                                        schwulen Männern veröffentlicht worden. In dieser
In der randomisierten, placebokontrollierten Phase-     Untersuchung, die in den USA, Südamerika, Thai-
3-Studie FEM-PrEP wurde die Wirksamkeit von             land und Südafrika durchgeführt wurde, verminder-
Tenofovir/Emtricitabin (Trunvada®) zur Prä-Expo-        te Tenofovir/Emtricitabin das Risiko einer HIV-Infek-
sitionsprophylaxe (PrEP) einer HIV-Infektion unter-     tion um insgesamt 44%. Warum die PrEP bei den
sucht. Bei den 1.951 Teilnehmerinnen in Kenia,          afrikanischen Frauen nicht gewirkt hat, ist derzeit
Südafrika und Tansania (Alter 18-35 Jahre) wurden       noch unklar. Diskutiert werden Unterschiede in der
bei einer Routineanalyse der Daten nach 12 Mona-        Zuverlässigkeit der Einnahme, der Prävalenz in der
ten 56 neue HIV-Infektionen (5%) diagnostiziert und     Population usw.

   HIV und AIDS
                                                        sind Waisen sowohl bei der Versorgung mit mate-
   Deutlich weniger Aidswaisen                          riellen Gütern als auch bei den Bildungschancen
   durch Zugang zu HIV-Therapie                         deutlich benachteiligt. Studien haben belegt, dass
                                                        elternlose Kinder zudem ein größeres Risiko haben,
                                                        sich selbst mit dem Virus zu infizieren, da sie im
Kanadische Wissenschaftler haben errech-                Schnitt früher und häufiger ungeschützten Ge-
net, wie viele Waisenschicksale durch einen             schlechtsverkehr mit wechselnden Partnern haben.
allgemeinen Zugang zu lebensverlängernden               Für Uganda und Kenia gibt es zudem Belege dafür,
Aidsmedikamenten verhindert werden könnten.             dass Waisen, die selbst infiziert sind, wiederum ei-
                                                        nen schlechteren Zugang zu einer HIV-Behandlung
 Allein in Afrika südlich der Sahara hat HIV/Aids       haben als Nicht-Waisen.
 bisher 11,6 Millionen Kinder zu Waisen gemacht.
 Eine Ausweitung der Behandlung mit antiretrovi-        Kenia gehört zu den Ländern, in denen eine bes-
 ralen Aidsmedikamenten kann dazu beitragen, die        sere Versorgung mit antiretroviralen Medikamen-
 Zahl der Kinder, die ihre Eltern durch die Immun-      ten besonders viele Waisenschicksale verhindern
 schwächekrankheit verlieren, deutlich zu reduzie-      könnte. Aktuell gibt es in Kenia fast 1,2 Millionen
 ren. Durch universellen Zugang zu diesen Mitteln       Aidswaisen. Mehr als sechs Prozent der Kenianer
 müssten bis 2020 in Afrika südlich der Sahara fast     zwischen 15 und 49 Jahren leben heute mit dem
 4,4 Millionen Kinder weniger auf einen oder sogar      Virus. Durch universellen Zugang zu antiretroviralen
 beide Elternteile verzichten. Das zeigt die Studie     Aidsmedikamenten könnten bis 2020 hier 717.382
„Estimating the impact of expanded access to anti-      Kinder mehr mit beiden Elternteilen aufwachsen.
 retroviral therapy on maternal, paternal and double
 orphans in sub-Saharan Africa“, die im Frühjahr im     Neben der medizinischen Versorgung Infizierter ist
 Wissenschaftsjournal AIDS Research and Therapy         vor allem Prävention notwendig, um eine weitere
 erschienen ist.                                        Ausbreitung der Aids-Epidemie zu verhindern. Des-
                                                        halb hilft die Stiftung Weltbevölkerung mit ihrer Auf-
Aidswaisen haben schlechtere                            klärungsarbeit in Jugendklubs dabei, Aidswaisen
Zukunftschancen                                         und andere Jugendliche in Kenia vor einer Anste-
Aidswaisen haben nicht nur den Verlust der              ckung mit HIV/Aids zu schützen.
Eltern zu verarbeiten, sie haben auch schlechtere                       Quelle: Aids Research & Therapy, 1. März 2011.
Zukunftschancen als Nicht-Waisen. In ganz Afrika                         Deutsche Stiftung Weltbevölkerung, Mai 2011
Neue Medikamente                                    2010 noch auf Ritonavir-Kapseln zurückgreifen, die
   Quad Pille in Sicht                                 gekühlt werden mussten. Für Kinder wird Ritonavir
                                                       als Saft angeboten, der jedoch grässlich schmeckt,
   von Armin Schafberger                               als Tablette steht die Substanz nur in einer Dosie-
                                                       rung von 100 mg zur Verfügung – zu viel für kleine
                                                       Kinder. Die neue Konkurrenz tut dem Marktgesche-
HIV-Therapie mit nur einer Tablette pro Tag?           hen im Interesse der Patienten also sicherlich gut.
Bislang bietet nur das Kombinationspräparat            Die anderen beiden Bestandteile der Quad-Pille
Atripla® diese Möglichkeit. Die nächste „HIV-          sind die alten Bekannten Tenofovir (Viread®) und
Therapie in einer Pille“ steht aber schon in den       Emtricitabin (Emtriva®).
Startlöchern.
                                                       In der Phase-2-Studie wurde die Quad-Pille gegen
Im Fachblatt AIDS vom März 2011 berichten For-         Atripla® getestet. Atripla® enthält neben Tenofovir
scher von der erfolgreich abgeschlossenen vor-         und Emtricitabin auch Efavirenz. Efavirenz (Handels-
letzten Studienphase der so genannten Quad-Pille.      name Sustiva® oder Stocrin®) ist für unangenehme
Diese besteht aus vier Substanzen, gleich zwei         Nebenwirkungen wie Schwindel, Schlafstörungen
davon sind neu. Der neue Integrase-Inhibitor Elvite-   oder erhöhte Suizidneigung bekannt. Außerdem
gravir muss im Vergleich zum einzigen bereits zuge-    sollte es bei jungen Frauen mit Kinderwunsch nicht
lassenen Integrase-Inhibitor Raltegravir nur einmal    eingesetzt werden. Die Quad-Pille hat – wie er-
täglich eingenommen werden. Wie auch Raltegra-         wartet – weniger Nebenwirkungen als Atripla®
vir bewirkt Elvitegravir eine besonders rasche Sen-    bei vergleichbarer sehr guter Wirkung.
kung der Viruslast nach Beginn der Therapie.
                                                       Wann kommt die Quad-Pille? Noch ist es nicht so
Darüber hinaus enthält die Quad-Pille mit Cobicistat   weit. Zur Zulassung bedarf es erst einer größeren
einen neuen Booster (Wirkverstärker). Der Booster      Phase-3-Studie. Diese läuft bereits und sollte ei-
wirkt selbst nicht gegen HIV, verhindert aber einen    gentlich Ende 2011 nach Ablauf von 48 Studien-
zu schnellen Abbau der eigentlichen Wirksubstanz       wochen abgeschlossen sein. Die Studiendauer
Elvitegravir. „Boosten“ ist in der HIV-Therapie ge-    wurde jedoch im Januar 2011 auf Empfehlung der
bräuchlich – praktisch alle Protease-Inhibitoren       US-amerikanischen Food and Drug Administra-
müssen geboostet werden. Bislang ist allerdings        tion (FDA) auf 96 Wochen verlängert, um Lang-
nur ein Booster namens Ritonavir (Handelsname          zeitnebenwirkungen besser erfassen zu können –
Norvir®) auf dem Markt. Die Herstellerfirma Abbott     schließlich enthält die Pille gleich zwei neue Sub-
hatte ihn mehrere Jahre lang nur für ihren eigenen     stanzen auf einmal. Wenn alles gut geht, könnte die
Protease-Inhibitor Kaletra® als komfortable Tablet-    Quad-Pille dann 2013 zugelassen werden.
te angeboten. Die Konkurrenz musste bis Februar                                    Deutsche Aids-Hilfe, April 2011

                                                       so genannte Enzym Phosphatidylinositol-4-Kinase-
   Hepatitis C                                         III-alpha (PI4KIIIa) – ist für die Virusvermehrung es-
   Neues Angriffsziel für                              sentiell. Außerdem konnten die Wissenschaftler die
   Hepatitis C Therapie entdeckt                       molekularen Grundlagen dieses zentralen Mecha-
                                                       nismus der Hepatitis C-Virusvermehrung aufklären.
                                                       Die Forscher um Dr. Volker Lohmann, Arbeitsgrup-
Forscher des Universitätsklinikums Heidelberg          penleiter in der Abteilung Molekulare Virologie, und
identifizieren Schlüsselprotein für Virusvermeh-       Professor Dr. Ralf Bartenschlager, Leitender Direk-
rung / Ergebnisse in Fachzeitschrift „Cell, Host       tor der Abteilung, haben somit eine Grundlage für
and Microbes“ veröffentlicht.                          die Entwicklung neuer Therapien geschaffen. Die
                                                       Ergebnisse sind in dem renommierten Journal „Cell,
Wie vermehren sich Hepatitis C-Viren in der infi-      Host and Microbes“ veröffentlicht worden.
zierten Leberzelle? Und welche Angriffspunkte für
neue Medikamente bieten sich hierbei? Forscher         Behandlung oft erfolglos und mit starken
des Universitätsklinikums Heidelberg haben ge-         Nebenwirkungen
zeigt, dass das Virus einen bestimmten Eiweißstoff     Die WHO geht davon aus, dass weltweit etwa 170
der Wirtszelle nutzt: Dieses Schlüsselprotein - das    Millionen Menschen an einer chronischen HCV-
Infektion leiden. Die Erkrankung kann die Leber      so genannte Phophatidylinositol-4-phosphat (PI4P).
fortschreitend zerstören und sogar zu Krebs führen. „Wir stellen uns folgendes Modell vor“, erklärt Dr.
                                                     Volker Lohmann. „Das Virus rekrutiert das Enzym
Die Übertragung der Hepatitis C-Viren erfolgt vor- PI4KIIIa in der Leberzelle an die Stelle, wo die Viren-
wiegend über Blut und Blutprodukte, jedoch ist der   vermehrung stattfindet, und aktiviert es dort. Das
Infektionsweg bei rund 30 Prozent der Patienten      Enzym PI4KIIIa produziert daraufhin große Mengen
unbekannt. Es gibt noch keine Impfung gegen He- des Botenstoffs PI4P, der für die Virusvermehrung
patitis C. Bisherige Therapien schlagen nur zu 50    unabdingbar ist.“
Prozent an und haben zahlreiche Nebenwirkungen.
                                                     Enzym als mögliches Therapieziel
Ohne Wirts-Protein ist keine                         Die Zweckentfremdung des Enzyms bedeutet ei-
Virusvermehrung möglich                              nen gravierenden Eingriff in den Stoffwechsel der
Dass das Enzym PI4KIIIa neben vielen anderen         Leberzelle. Auf diese Weise könnte HCV auch
Faktoren bei der Virenvermehrung eine Rolle spielt, dazu beitragen, dass sich im Verlauf der Hepatitis
war bereits bekannt. Welche der beiden Eiweiß- C ein Leberzellkarzinom entwickelt, vermuten die
formen alpha und beta dabei aber ausschlagge- Forscher. Enzyme sind attraktive molekulare Ziele
bend ist, und welcher molekulare Mechanismus         für neue Medikamente. So werden Arzneistoffe, die
im Detail abläuft, wusste man bisher nicht. Die      Enzyme spezifisch hemmen, bereits erfolgreich in
Wissenschaftler um Bartenschlager und Lohmann        der Krebstherapie eingesetzt. „Mit einem Medika-
zeigten, dass die alpha-Form des Enzyms ein zen- ment, das PI4KIIIa hemmt, wäre es vielleicht mög-
trales Element in der HCV-Vermehrung ist. Die Viren  lich, nicht nur die Virusvermehrung zu stoppen,
können sich ohne diesen Eiweißstoff nicht vermeh- sondern auch die Krebsentstehung in der Leber
ren. Doch wie nutzt das Virus das zelleigene Protein erfolgreich zu verhindern“, blickt Professor Dr. Ralf
für seine Zwecke? Das Enzym PI4KIIIa sorgt in der    Bartenschlager in die Zukunft.
Leberzelle für die Produktion eines Botenstoffs, das                      Quelle: Universitätsklinikum Heidelberg –
                                                                                         Pressemeldung, Februar 2011

CROI-News:
Wechselwirkungen bei den neuen
Proteasehemmern gegen Hepatitis C                                                         Von Leonie Meemken

Wechselwirkungen: Telaprevir                               Norvir 300/100mg einmal täglich oder Prezista/
                                                           Norvir 600/100mg, Telzir/Norvir 700/100mg, Kale-
Telaprevir ist ein Hepatitis C-Proteasehemmer              tra 400/100mg zweimal täglich über 20 Tage kom-
und wird wie die HIV-Proteasehemmer über das               biniert. Das Ergebnis war wie folgt: Die Telapre-
Enzym CYP 3A4 abgebaut. Weiter kann Telaprevir             vir-Spiegel sanken um 35% unter Prezista/Norvir
dieses Enzym hemmen. Das bedeutet, dass der                und um 32% unter Telzir/Norvir. Aber nicht nur die
Medikamentenabbau über dieses Enzym verlang-               Medikamentenspiegel des Hepatitis C-Protease
samt ist. Aufgrund dieser Überlegungen wurde               Hemmers sanken auch die Medikamentenspiegel
erwartet, dass es in der Kombination von                   der HIV-Proteasehemmer fielen teilweise ab.
Telaprevir und den HIV-Proteasehemmern zu
erhöhten Medikamentenspiegeln und Nebenwir-                Die Telzir-Spiegel sanken um 47% und die Prezi-
kungen der Medikamente kommen würde.                       sta-Spiegel um 40%. Ein wenig anders verhielten
                                                           sich Kaletra und Reyataz. Zwar sanken die Tela-
Doch in der Interaktionsstudie, die die Kombinati-         previr-Spiegel auch unter Kaletra auf 54 % ab, die
on von Telaprevir und den HIV-Proteasehemmern              Kaletra-Spiegel blieben aber selbst unverändert.
untersuchte, kam es zu anderen Ergebnissen. Die            Somit könnte die Kombination nach Dosisanpas-
Medikamentenspiegel der Proteasehemmer san-                sung von Telaprevir möglich und für Kaletra sicher
ken mit einigen Ausnahmen mehr oder weniger                sein. Doch Dosisfindungsstudien für Telaprevir un-
stark ab, was für die Wirksamkeit ungünstig ist.           ter Kaletra fehlen bisher. Auch Reyataz scheint ein
In der ersten Wechselwirkungsstudie wurden 20              guter Kombinationspartner für Telaprevir zu sein.
Gesunden Telaprevir alle 8 h über 10 Tage alleine          Denn in dieser Kombination kam es nur zu gerin-
gegeben. Danach wurde Telaprevir mit Reyataz/              gen Spiegelschwankungen. Die Telaprevir Spiegel
sanken um 20 %. Die Reyataz-Spiegel stiegen            den kann, um das Dosisintervall von dreimal auf
leicht an. Der Interaktionsmechanismus dieser          zweimal täglich zu reduzieren. Doch in der Studie,
Kombinationen ist momentan noch unklar.                die die Medikamentenspiegel von Telaprevir un-
                                                       ter einer Mini Dosis Norvir testete, konnte diese
In einer zweiten Studie wurden verschiedene Tel-       Hypothese leider nicht bestätigt werden. Die Tela-
aprevir Dosen mit Sustiva/Viread untersucht. Tela-     previr-Spiegel lagen bei Kombinationen mit Norvir
previr 750mg dreimal täglich allein wurde mit der      15-32 % niedriger als mit Telaprevir alleine. Der Ef-
Kombination Sustiva/Viread 600/300mg einmal            fekt von erhöhten Telaprevir-Spiegeln unter Norvir
täglich und Telaprevir 750mg dreimal täglich ver-      konnte somit nicht bestätigt werden.
glichen. Anschließend erhielten die Gesunden eine
erhöhte Dosis von Telaprevir 1125 mg dreimal täg-      Wechselwirkungen: Boceprevir
lich oder TVR 1500 mg alle 12 h in Kombination
mit Sustiva/Viread einmal täglich.                     Auch das Wechselwirkungsprofil von Boceprevir
                                                       ist anders als das der anderen HIV-Protease Hem-
Nach der Auswertung der Ergebnisse kam man zu          mer. Um den Abbau von Boceprevir zu verfolgen
dem Schluss, dass die Wechselwirkung zwischen          wurden Wechselwirkungsstudien an Gesunden
Telaprevir und Sustiva mit einer erhöhten Telaprevir   durchgeführt und Boceprevir mit Medikamenten
Dosis von 1125 mg dreimal täglich ausgeglichen         kombiniert, die Hepatitis C-Patienten häufig paral-
werden kann.                                           lel einnehmen. Es kam zu Spiegelschwankungen
                                                       mit diversen Medikamenten, doch ein Abbaume-
Minidosis Norvir als Booster für                       chanismus konnte bisher nicht identifiziert werden.
wwTelaprevir nicht geeignet.
                                                                                             die
                                                                         gen stehen Ihnen
Weiter wurde überlegt, ob Norvir wie bei den            Bei weiteren Fra            die Int eraktions-Hotline
                                                                                                              ,
                                                                           en od er
HIV-Proteasehemmer als Booster eingesetzt wer-          DAHKA-Apothek               bz w. die E-Mail
                                                                         2 44 10 0,
                                                        Telefon 0160 90                       r Verfügung.
                                                                          ektiologie.de, zu
                                                        meemken@ifi-inf

   Soziales
                                                       Den Nachweis dieser Voraussetzungen hat der
   Behindertenpauschbetrag                             Steuerpflichtige in der Regel durch Vorlage des
                                                       Schwerbehindertenausweises zu erbringen.

Wegen der außergewöhnlichen Belastungen, die           Die Höhe des Behinderten-Pauschbetrags richtet
einem behinderten Menschen unmittelbar infolge         sich nach dem dauernden Grad der Behinderung
seiner Behinderung erwachsen, kann er die Be-          (§ 33b Abs. 3 S. 1 EStG). Der Pauschbetrag beträgt
messungsgrundlage für seine Einkommensteuer            abhängig vom Grad der Behinderung zwischen
durch einen Behinderten-Pauschbetrag vermin-           ¤ 310 bis ¤ 1420. Für behinderte Menschen, die hilf-
dern (§ 33b Abs. 1 S. 1 EStG). Einen Behinderten-      los sind, und für Blinde erhöht sich der Pauschbe-
Pauschbetrag erhalten nach (§ 33b Abs. 2 EStG):        trag auf ¤ 3.700 (§ 33b Abs. 3 S. 3 EStG).

1. behinderte Menschen, deren GdB auf min-            Der Pauschbetrag für Behinderte steht auch behin-
    destens 50 festgestellt ist;                       derten Kindern zu. Kann der Pauschbetrag von einem
                                                       Kind nicht in Anspruch genommen werden, so ist er
2. b
    ehinderte Menschen, deren Grad der                auf die Eltern übertragbar, sofern diese für das Kind
   Behinderung auf weniger als 50, aber                einen Kinderfreibetrag oder Kindergeld erhalten.
   mindestens auf 25 festgestellt ist, wenn
   dem behinderten Menschen wegen seiner               Statt des Pauschbetrages können die Aufwen-
   Behinderung nach gesetzlichen Vorschrif-            dungen, die unmittelbar infolge der Behinderung
   ten Renten oder andere laufende Bezüge              entstehen, als außergewöhnliche Belastung nach
   zustehen, oder die Behinderung zu einer             § 33 EStG geltend gemacht werden. In diesem Fall
   dauernden Einbuße der körperlichen                  wirkt sich aber nur der Teil steuermindernd aus, der
   Beweglichkeit geführt hat oder auf einer            die so genannte „zumutbare Belastung“ (Eigenbe-
   typischen Berufskrankheit beruht.                   lastung) übersteigt.
Allgemeines
Wörterbuch
Chemotherapie Behandlung von Infektions-               Elektroenzephalogramm Abkürzung: EEG;
krankheiten oder Tumoren mit chemischen Mit-           Methode zur Registrierung von Hirnstromwellen,
teln, die die Zerstörung von Krankheitserregern        die durch Elektroden auf der Kopfhaut erfasst
oder krankhaften Zellen zum Ziel haben.                und aufgezeichnet werden.

Coming out Mitteilung der eigenen Homosexu-            Enteritis Entzündung des Dünndarms. Krankheits-
alität oder auch der HIV-Infektion an das soziale      zeichen sind wässrige Durchfälle und Erbrechen.
Umfeld (Eltern, Freunden etc.).
                                                       Fakultativ Freiwillig, nicht unbedingt; z.B. fakultative
DNS DesoxyriboNukleinSäure (engl. DNA) –               Erreger, die nicht in jedem Fall zu einer Erkrankung
ein komplexes Molekül, das aus zwei ineinander-        führen.
gewundenen Spiralen (Doppelhelix) besteht und
die genetische Information der Körperzelle ent-
hält. Viren vermehren sich, indem sie ihre eigene
Erbinformation in die DNS der Zelle einschleusen
und so die Zelle zur Produktion von neuen Viren
„umprogrammieren“.

                                      Die Deutsche Arbeitsgemeinschaft HIV-kompetenter Apotheken – DAHKA E.V. –
                                      ist ein überregionaler Zusammenschluss von Apotheken, die einen hohen Stan-
                                      dard an Beratung und Versorgung speziell für Patienten mit HIV und AIDS an-
                                      bieten. Unser Ziel ist die wohnortnahe, persönliche Beratung, damit Infor­mation
                                      und Versorgung auf dem aktuellen Stand von Forschung und Therapie für Sie
                                      gewährleistet sind.

Veranstaltungstipp
Seminar vom 16. bis 19. Juni 2011
Leben mit HIV/AIDS – erstes Treffen
Zu diesem Seminar, das die DAH in Kooperation mit der Akademie Waldschlöss-
chen veranstaltet, laden wir HIV-positive Frauen und Männer zusammen mit
ihren Partnerinnen und Partnern ein; ob sie erst kürzlich von ihrer HIV-Infektion
erfahren haben oder bereits seit langem mit HIV leben.
Mehr unter: http://waldschloesschen.org

Überreicht durch:
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