POLIZEIFOLTER AUF DEN PHILIPPINEN - STOP FOLTER

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POLIZEIFOLTER AUF DEN PHILIPPINEN - STOP FOLTER
POLIZEIFOLTER
              AUF DEN
              PHILIPPINEN

STOP FOLTER
POLIZEIFOLTER AUF DEN PHILIPPINEN - STOP FOLTER
2 / AMNESTY INTERNATIONAL

»Sie liefen plötzlich auf mich zu, und ich hatte wahnsinnige Angst,
als sie ihre Waffen auf mich richteten. Sie zwangen mich, mich mit
dem Gesicht nach unten auf den Boden zu legen. Jemand schlug
mit seinem Gewehr auf meinen Kopf. Sie traten und schlugen mich
in die Seite, auf den Nacken, in den Bauch und auf die Knie. Ich
fragte: ›Wer seid ihr? Seid ihr von der Polizei? Wenn ihr Polizisten
seid, dann sagt mir doch, was ich verbrochen haben soll. Habt ihr
einen Haftbefehl?‹ Doch sie sagten nur, ich hätte kein Recht,
Fragen zu stellen.«
Jerryme Corre

Wer auf den Philippinen wegen des                   Obwohl auf den Philippinen seit             »Der Ausschuss ist tief besorgt,
Verdachts auf Diebstahl oder andere                 November 2009 ein Gesetz existiert,         weil glaubwürdige Vorwürfe
kriminelle Delikte festgenommen                     das Folter unter Strafe stellt, ist diese
wird, läuft Gefahr, im Polizeigewahr-               Praxis nach wie vor weit verbreitet.
                                                                                                vorliegen, die besagen, dass
sam gefoltert oder auf andere Weise                 Auf manchen Polizeistationen scheint        Folter und Misshandlungen, die
misshandelt zu werden. Über diese                   Folter bei Verhören alltäglich zu sein.     von Angehörigen der Polizei und
Praxis war bislang nur wenig bekannt.               Besonders gefährdet sind Jugendli-          des Militärs begangen wurden,
Ein neuer Bericht von Amnesty Inter-                che, vorbestrafte Personen und Ver-         selten untersucht und verfolgt
national (»Above the Law – Police Tor-              dächtige, denen Straftaten gegen            werden, und dass die Verant-
ture in the Philippines«, Index: ASA                Polizistinnen und Polizisten vorgewor-
                                                                                                wortlichen so gut wie nie ver-
35/007/2014) dokumentiert diese                     fen werden. Folter droht auch politi-
Fälle nun umfassend. Außerdem ent-                  schen Aktivistinnen und Aktivisten
                                                                                                urteilt werden und falls doch,
hält der Bericht Empfehlungen an die                sowie mutmaßlichen Mitgliedern be-          milde Strafen erhalten, die in
philippinische Regierung, wie Folter                ziehungsweise Sympathisantinnen             keinem Verhältnis zur Schwere
gestoppt werden kann. Der vorlie-                   und Sympathisanten bewaffneter              ihrer Verbrechen stehen.«
gende Text fasst die wichtigsten Er-                Gruppen. Gefährdet sind außerdem
                                                                                                Schlussempfehlungen des UN-Ausschusses
gebnisse des Berichts zusammen.                     Hilfspolizistinnen und -polizisten, die
                                                                                                gegen Folter an die Philippinen, Mai 2009
                                                    bei der lokalen Polizei in Ungnade
                                                    gefallen sind und dort als »Spitzel«
                                                    bezeichnet werden. Fast alle Folter-
                                                    opfer gehören armen oder benachtei-
                                                    ligten Bevölkerungsgruppen an. In
Hintergrund: (Nachgestellte Folterszene auf der     den meisten Fällen sind Polizistinnen
Basis von Zeugenaussagen) Einige Häftlinge          und Polizisten für Folter und Miss-
berichteten, dass man ihnen den Mund mit            handlungen verantwortlich. Seit dem
Klebeband zuklebte, bevor man sie schlug.           Erlass des Antifoltergesetzes wurde
© Amnesty International                             keine einzige Verurteilung eines Täters
Titel: Schlagstöcke und Knüppel symbolisieren die   oder einer Täterin bekannt. Niemand,
Macht der Polizei über die Bevölkerung und werden   der auf den Philippinen Folter über-
oft auf einschüchternde Art und Weise getragen,     lebt hat, hat bisher Gerechtigkeit
März 2012. © Noel Celis / AFP / Getty Images        erfahren.
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POLIZEIFOLTER AUF DEN PHILIPPINEN / 3
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JERRYME CORRE
Der 34-jährige Jerryme Corre besuchte     und auf die Knie. Ich fragte: ›Wer seid   auf seine Fußsohlen, traten ihn und
am 10. Januar 2012 Verwandte in der       ihr? Seid ihr von der Polizei? Wenn ihr   traktierten ihn mit Fäusten. Sie zogen
Provinz Pampagna, als plötzlich min-      Polizisten seid, dann sagt mir doch,      ihm die Hose aus, banden sie über
destens zehn unbekannte, bewaffnete       was ich verbrochen haben soll. Habt       seinem Kopf zusammen, sodass er
Männer in Zivil auf Motorrädern in        ihr einen Haftbefehl?‹ Doch sie sagten    nichts mehr sehen konnte, und fes-
dem Ort ankamen. Er berichtete Am-        nur, ich hätte kein Recht, Fragen zu      selten seine Knöchel. Jerryme Corre
nesty International: »Sie liefen plötz-   stellen. Ich rief den Umstehenden ver-    sagte, er habe schreckliche Angst
lich auf mich zu, und ich hatte wahn-     zweifelt zu, sie sollten die barangay     gehabt, umgebracht zu werden und
sinnige Angst, als sie ihre Waffen auf    [gewählte Vertretung der Dorfgemein-      seine Familie nie wiederzusehen.
mich richteten. Sie zwangen mich,         schaft] holen. Doch die Männer droh-
mich mit dem Gesicht nach unten auf       ten der Menge, dass jeder, der sich       Jerryme Corre schilderte Amnesty
den Boden zu legen. Jemand schlug         einmischt, ebenfalls festgenommen         International die Folter, die er erlitt:
mit seinem Gewehr auf meinen Kopf.        wird. Sie legten mir Handschellen an      »Vier Männer legten mir ein Tuch über
Sie traten und schlugen mich in die       und schleppten mich zur lokalen Poli-     den Mund und schütteten unendlich
Seite, auf den Nacken, in den Bauch       zeistation, die 500 Meter entfernt        viel Wasser in meine Kehle. Ich dachte,
                                          lag.« Jerryme Corre berichtete, dass      ich würde ertrinken, ich konnte nicht
                                          ihm eine Verwandte gefolgt sei und        mehr atmen. Danach stellten sie mir
                                          mit ihrem Mobiltelefon Filmaufnah-        immer wieder dieselben Fragen und
                                          men gemacht habe. Einer der bewaff-       gossen wieder und wieder Wasser in
                                          neten Männer habe ihr jedoch das          meinen Mund – unzählige Male. Ich
                                          Mobiltelefon abgenommen und sie           konnte das ganze Wasser nicht schlu-
                                          ebenfalls festgenommen.                   cken und versuchte, so gut es ging,
                                                                                    meinen Mund zu schließen.« Diese
                                          Erst auf der Polizeistation begriff       Foltermethode ist unter der Bezeich-
                                          Jerryme Corre, dass es sich bei den       nung Waterboarding bekannt.
                                          Angreifern um die Polizei handelte.
                                          Auf der Wache wurde er von einem          Jerryme Corre bestritt, die von der
                                          Polizisten wiederholt mit der Faust       Polizei gesuchte Person zu sein: »Sie
                                          geschlagen. In der Nacht schlugen         brachten elektrische Kabel, die unter
                                          ihn andere Männer in Zivil immer wie-     Strom standen. Ich hörte das Knistern,
                                          der, einer nach dem anderen. Jerryme      als sie die Kabel aneinanderhielten.
                                          Corre glaubt, dass auch diese Männer      Dann drückten sie mir die Stromkabel
                                          Polizisten waren. Sie verbanden ihm       auf den Rücken, den Bauch und die
                                          die Augen, schlugen mit einem Stock       Oberschenkel. Mein Körper fühlte sich
                                                                                    richtig taub an, als sie die Drähte wie-
                                                                                    der wegnahmen. An den gefolterten
                                                                                    Stellen verliert dein Körper jede Kraft.
                                                                                    Sie versetzten mir drei Mal Elektro-
                                                                                    schocks, bevor sie mir wieder Fragen
                                                                                    stellten. Als ich bestritt, etwas über
                                                                                    ihre Anschuldigung zu wissen, drohten
                                                                                    sie, mich umzubringen. Sie quälten
                                                                                    mich immer wieder mit Elektroschocks
                                                                                    und drohten mir viele Male – ich
                                                                                    glaube, ungefähr 20 Mal. Ein paar
                                                                                    Stunden später – es muss inzwischen
POLIZEIFOLTER AUF DEN PHILIPPINEN / 5

23 Uhr gewesen sein und ich lag am        nicht von einem Arzt untersucht. Erst   terium fest, der Fall sei glaubhaft,
Boden, weil ich nicht mehr die Kraft      als seine Frau beim Regionalbüro der    und empfahl, gegen zwei Polizisten
zum Aufstehen hatte – überschütteten      nationalen Menschenrechtskommis-        Anklage zu erheben. Seither wurden
sie mich mit Wasser und quälten mich      sion der Philippinen Beschwerde ein-    mindestens vier Anhörungen aus un-
wieder und wieder mit Elektroschocks.     legte, wurde Jerryme Corre am 1. Feb-   terschiedlichsten Gründen verscho-
Ich konnte sie nicht sehen, aber ich      ruar 2012 medizinisch untersucht.       ben. Das Verfahren gegen Jerryme
konnte ihre Stimmen hören. Ihre Stim-     Obwohl die meisten seiner Bluter-       Corre war im Oktober 2014 – 18
men werde ich nie vergessen.«             güsse inzwischen zurückgegangen         Monate nach seiner Festnahme und
                                          waren, hielt der Untersuchungsbericht   Folterung – noch immer nicht abge-
Am nächsten Morgen wurde Jerryme          fest, dass Jerryme Corres Körper Nar-   schlossen. Er befindet sich nach wie
Corre der Abteilung für Drogenbe-         ben am rechten Oberschenkel, am         vor in Haft, da ihm Drogendelikte
kämpfung übergeben. Dort zwang            Knie und am Bein aufwies, die von       vorgeworfen werden. Bisher wurden
man ihn, ein Dokument zu unter-           Elektroschocks und Schlägen mit         jedoch keine Beweise für diese An-
schreiben, das er nicht lesen durfte.     einem Gewehrkolben verursacht           schuldigung vorgelegt.
Danach brachte man ihn zur Staatsan-      seien. Der Zustand der Verletzungen
waltschaft. Da er befürchtete, »reinge-   stehe außerdem in Einklang mit Jer-
legt« zu werden, sagte Jerryme Corre      ryme Corres Angaben zum Zeitpunkt
zu einem der Polizisten: »Wenn Sie        der Folter. Der Bericht hielt darüber   Ganz links: Jerryme Corre, der nach seiner Festnahme
das vorhaben, haben Sie die Zeit Ihrer    hinaus fest, dass Jerryme Corre über    im Januar 2012 mit Elektroschocks, Schlägen und
Polizeiausbildung verschwendet. Sie       schwere Kopfschmerzen und Taubheit      Waterboarding gefoltert wurde. Das Foto wurde vor
haben geschworen, Menschen wie            in den Händen klage.                    dem Gerichtsgebäude der philippinischen Stadt An-
mich zu schützen.« Am nächsten Tag                                                geles City aufgenommen. © Amnesty International
erfuhr Jerryme Corre, dass die Polizei    Die nationale Menschenrechtskom-        Links: Eine medizinische Untersuchung im Februar
wegen Drogendelikten gegen ihn er-        mission der Philippinen befand am       2012 bestätigte, dass Jerryme Corres Verletzungen
mittelte.                                 19. Juli 2012, der Fall von Jerryme     durch Folter verursacht wurden. © privat
                                          Corre stelle einen Verstoß gegen das    Oben: (Nachgestellte Folterszene auf der Basis von
Jerryme Corre wurde am 18. Januar         philippinische Antifoltergesetz dar,    Zeugenaussagen) Jerryme Corre und andere Häft-
2012 in ein Krankenhaus eingeliefert      und reichte nachträglich beim Justiz-   linge berichteten Amnesty International, dass sie
– acht Tage nach seiner Festnahme         ministerium Klage ein. Am 26. De-       Opfer der Foltermethode Waterboarding wurden.
und Folterung. Er wurde dort jedoch       zember 2012 stellte das Justizminis-    © Amnesty International
6 / AMNESTY INTERNATIONAL

VERSTÖSSE BEI FESTNAHMEN
Viele von Amnesty befragte Folterop-
fer berichten, dass sie von Personen
in Zivil festgenommen wurden, die
sich nicht als Angehörige der Polizei
auswiesen. Außerdem wurden die Be-       GEHEIME HAFTEINRICHTUNGEN                   spiel bei »30 Sekunden Fledermaus«
troffenen weder über den Grund ihrer                                                 stehenblieb, bedeutete dies, dass der
Festnahme noch über ihre Rechte in-      Nach Erkenntnissen von Amnesty be-          Häftling für 30 Sekunden mit dem
formiert. Sie wurden geschlagen, mit     treibt die philippinische Polizei trotz     Kopf nach unten aufgehängt wurde.
vorgehaltener Waffe bedroht und an       eines gesetzlichen Verbots weiterhin        Die Existenz eines solchen Geräts
den Händen gefesselt. Man verband        inoffizielle und geheime Gefangenen-         macht deutlich, dass Folter bei der
ihnen die Augen und zwang sie, in        lager, in denen Inhaftierte gefoltert       Polizei normal zu sein scheint.
Zivilfahrzeuge einzusteigen. Einige      und misshandelt werden.
berichten, man habe sie vor den                                                      In dem Geheimgefängnis wurden 43
Augen der Nachbarschaft weggezerrt       Im Januar 2014 stellte die nationale        Häftlinge gefunden. Nach Angaben
und wie Kriminelle behandelt.            Menschenrechtskommission der Phi-           der philippinischen Menschenrechts-
                                         lippinen fest, dass in der Provinz La-      kommission wurden wahrscheinlich
Diese Polizeipraktiken widersprechen     guna südlich der Hauptstadt Manila          die meisten von ihnen gefoltert, aber
internationalen Menschenrechtsstan-      eine geheime Hafteinrichtung exis-          nur 23 erstatteten Anzeige bei der
dards, wonach Festnahmen nur von         tierte, in der Polizistinnen und Polizis-   Staatsanwaltschaft. Bis heute haben
autorisierten Personen und nur aus       ten die Häftlinge offensichtlich »zum       sie noch keine Reaktion auf ihre Be-
triftigen Gründen vorgenommen wer-       Spaß« folterten. Die philippinische         schwerde erhalten. Fünf Personen
den dürfen. Die Verfassung und die       Menschrechtskommission fand ein             haben zwar inzwischen entschieden,
Gesetze der Philippinen sehen einen      großes »Rouletterad«, auf dem ver-          ihre eidesstattliche Erklärung zurück-
vergleichbaren Schutz vor. Verstöße      schiedene Zeitangaben und Folter-           zuziehen, dies hat jedoch nicht
gegen diese Schutzmechanismen be-        positionen verzeichnet sind. Wenn die       zwangsläufig die Einstellung des
günstigen Folter und Misshandlungen.     Scheibe gedreht wurde und zum Bei-          Verfahrens zur Folge.

 WARUM WENDET DIE POLIZEI FOLTER AN?
 Ein hochrangiger Polizeibeamter         Hindernis bei der Lösung »echter            Täter innerhalb kurzer Zeit gefasst
 nannte 2012 bei einem Treffen mit       sozialer Probleme« wie Kriminalität         werden.
 Menschenrechtsgruppen unter ande-       angesehen. Es herrscht die Auffas-          a Im Kampf gegen das Verbrechen
 rem folgende Faktoren, die Folter be-   sung, dass Menschenrechte eher den          ist vom »akzeptierten Kollateralscha-
 günstigen:                              »Kriminellen« als den Opfern der            den« die Rede sowie von einer »Mis-
                                         Kriminalität nutzen.                        sion«, die mit allen Mitteln erfüllt
 a Es mangelt an Bewusstsein für         a Polizistinnen und Polizisten              werden müsse.
 Menschrechtsnormen bei Polizei-         wollen der Öffentlichkeit und ihren         a Die Loyalität innerhalb der Poli-
 einsätzen.                              Vorgesetzten Ergebnisse präsentieren        zei führt in manchen Fällen dazu,
 a Menschenrechte werden als             und beweisen, dass Täterinnen und           dass weggesehen wird.
POLIZEIFOLTER AUF DEN PHILIPPINEN / 7

FOLTERMETHODEN                            ihnen wurde in versuchten außerge-        waffnet sind. Zu den offiziellen Hilfs-
                                          richtlichen Hinrichtungen geschos-        kräften gehören die barangay tanod
Die philippinische Polizei setzt ver-     sen, beide überlebten die Schüsse         (lokale Sicherheitskräfte) sowie zivile
schiedene Foltermethoden ein, dazu        jedoch.                                   Freiwilligenverbände. Bei den inoffi-
zählen Waterboarding, das Überstül-                                                 ziellen polizeilichen Hilfskräften han-
pen von Plastiktüten über den Kopf                                                  delt es sich um sogenannte Spitzel,
bis kurz vor der Erstickung oder das      ÜBERFORDERTE POLIZEIKRÄFTE                die von der Polizei ausgesucht werden
Verbrennen der Haut mit Zigaretten.                                                 und ihr zuarbeiten, indem sie zum
Von den 55 Folterüberlebenden und         Im Vergleich zu anderen Ländern gibt      Beispiel Informationen beschaffen,
ihren Familienangehörigen, die Am-        es auf den Philippinen nur eine sehr      verdeckte Operationen unterstützen
nesty International befragte, berichte-   geringe Anzahl von Polizeikräften im      oder – gegen entsprechende Bezah-
ten 33 von systematischen Schlägen,       Verhältnis zur Gesamtbevölkerung:         lung – illegale Aktivitäten ausführen.
Fausthieben und Fußtritten gegen ver-     100 Millionen Einwohnerinnen und          In den Berichten von Amnesty Inter-
schiedene Körperteile. Mindestens 20      Einwohnern stehen nur 150.000 Po-         national wird zwischen »Spitzeln« und
sagten aus, sie seien mit Schlagstö-      lizeikräfte gegenüber. Die Arbeit der     »Polizeiinformanten« unterschieden,
cken, Gewehrkolben oder ähnlichen         Polizei basiert auf überforderten Poli-   die zwar auch zu den inoffiziellen poli-
Gegenständen geschlagen worden.           zeikräften, die für die Praxis der »Ab-   zeilichen Hilfskräften gehören, aber
16 Überlebende berichteten, Elektro-      kürzung« bei Inhaftierungen und Er-       nur Informationen liefern.
schocks erhalten zu haben, und einige     mittlungen empfänglich sind. Man-
gaben an, man habe ihnen die Augen        gelnde kriminaltechnische Fähigkei-
verbunden und die Hände hinter dem        ten und die Tatsache, dass die Be-
Rücken gefesselt, dann seien sie ge-      weisführung von Zeugenaussagen            Ganz links: Das Gebäude der Polizeistation Tomas
zwungen worden, über lange Zeit-          abhängig ist, begünstigen die Anwen-      Pepito, in dem Jerryme Corre nach eigenen Aussa-
räume hinweg ohne Nahrung und             dung von Folter und anderen Miss-         gen gefoltert wurde. © Amnesty International
Wasser in schmerzhaften Positionen        handlungen, um »Geständnisse« zu          Links: Dieses »Rouletterad« wurde von der nationa-
zu verharren oder zu schlafen. Min-       erpressen. Dabei geht es nicht darum,     len Menschenrechtskommission der Philippinen in
destens zwei Betroffene berichteten,      Beweise oder eine wahrheitsgemäße         einem Geheimgefängnis in der Provinz Laguna ent-
man habe sie nackt ausgezogen und         Aussage zu erhalten, es soll vielmehr     deckt. Es wurde von der Polizei offensichtlich »zum
an ihren Genitalien einen Strick be-      der Anschein erweckt werden, ein          Spaß« verwendet, um Foltermethoden auszuwählen.
festigt, an dem sie gezogen worden        Verbrechen sei aufgeklärt.                © Menschenrechtskommission der Philippinen
seien. Mindestens acht wurden mit                                                   Oben: (Nachgestellte Folterszene auf der Basis von
vorgehaltener Waffe bedroht oder          Die Unterbesetzung der Polizei führt      Zeugenaussagen) Manche Häftlinge berichteten,
mussten »Russisches Roulette« spie-       auch dazu, dass offizielle und inoffi-      dass ihnen eine Plastiktüte über den Kopf gezogen
len – man drohte ihnen, sie zu töten,     zielle polizeiliche Hilfskräfte einge-    wurde, die zugezogen wurde, bis sie kurz vor dem
sollten sie sich weigern. Auf zwei von    setzt werden, die teilweise auch be-      Ersticken waren. © Amnesty International
8 / AMNESTY INTERNATIONAL

ALFREDA DISBARRO

»Er [ein inoffizieller Hilfspolizist] stellte mir eine
Schnapsflasche auf den Kopf und zielte mit seiner Waffe
darauf. Er sagte, dass er die Flasche auf meinem Kopf
abschießen werde. Er war nur etwa eineinhalb Meter von
mir entfernt. Am Ende hat er nicht geschossen, aber ich
hatte schreckliche Angst, er würde mich erschießen.
Aus lauter Angst habe ich die Augen geschlossen.«

Alfreda Disbarro (oben im Bild) ist 32     fanden. Dort nahm ein Hilfspolizist Al-
Jahre alt und eine ehemalige Polizeiin-    freda Disbarro auf die Seite, bedrohte
formantin. Sie berichtete Amnesty In-      sie, stellte ihr eine Schnapsflasche auf
ternational, dass zwei Polizisten und      den Kopf und gab vor, mit seiner
eine inoffizielle polizeiliche Hilfskraft   Schusswaffe darauf zu schießen.
sie am 3. Oktober 2013 um 20 Uhr in
Metro Manila festnahmen, als sie sich      Zwei Stunden später kam ein hoch-
in einem Internetcafé in der Nähe          rangiger Polizeibeamter und brachte
ihrer Wohnung aufhielt. Die Polizisten     Alfreda Disbarro in eine Küche, wo
warfen ihr vor, mit Drogen zu handeln,     er sie trat und mit der Faust in den
was sie entschieden bestritt. Sie leerte   Magen schlug. »Er sagte: ›Erträgst du
freiwillig ihre Taschen, die nur ihr       meine Tritte?‹ Ich sagte: ›Nein, Sir.‹
Handy und eine Münze enthielten.           Dann trat er mich so fest, dass ich
Ohne Vorwarnung richtete der Hilfs-        gegen die Wand fiel. Er schlug mich
polizist plötzlich seine Schusswaffe       immer wieder mit der Faust und mit
auf Alfreda Disbarro, und einer der Po-    einem Schlagstock. Er rammte mir
lizeibeamten versetzte ihr einen Faust-    seine Faust in den Magen. Er schlug
schlag gegen die Brust. Dann legte         mir vier Mal ins Gesicht. Er stieß mir
man ihr Handschellen an und führte         seine Finger in die Augen. Er ohrfeigte
sie zu einem Zivilfahrzeug. Die Polizis-   mich sechs Mal und rammte meinen
ten zeigten weder einen Haftbefehl vor     Kopf zwei Mal gegen die Wand. Der
noch informierten sie Alfreda Disbarro     Polizist wollte mich dazu bringen zu
über den Grund ihrer Festnahme.            gestehen, dass ich den Namen der
                                           Polizei nur verwendete, um Geld zu
Alfreda Disbarro wurde auf das Polizei-    verdienen, und dass ich Drogenhänd-
präsidium von Parañaque in die Abtei-      lerin sei. Ich konnte nichts gestehen,
lung Drogenbekämpfung gebracht. Ein        da ich nichts von all den Vorwürfen
Hilfspolizist durchsuchte sie, fand        wusste, die er gegen mich erhob. Er
aber nichts. Danach band man ihr die       nahm einen Mopp, drückte mir das
Hände auf dem Rücken zusammen              schmutzige und feuchte Tuch in den
und brachte sie in einen Raum, in          Mund und schmierte es mir dann über
dem sich bereits fünf Gefangene be-        das ganze Gesicht.«
POLIZEIFOLTER AUF DEN PHILIPPINEN / 9

Danach wurde Alfreda Disbarro von
einem der Polizeibeamten, die sie
festgenommen hatten, geschlagen. Er
schlug sie auf die Brust, ins Gesicht
und auf andere Körperteile, bevor er
mehrmals mit einem Schlagstock auf
sie losging. Alfreda Disbarro berichtete
Amnesty International, dass sie wäh-
rend des Martyriums keinen Kontakt
mit ihren Angehörigen aufnehmen
durfte. Sie wusste nicht, dass sich ihre
Familie zu diesem Zeitpunkt in dem-
selben Gebäude aufhielt und die Poli-
zei anflehte, sie sehen zu dürfen.

Nach den Schlägen hatte Alfreda Dis-
barro Schwierigkeiten beim Atmen
und bei jeder Art von Bewegung. Sie
sagte Amnesty International, sie habe
nichts essen können, selbst ein Glas
Wasser zu trinken sei für sie eine Qual
gewesen. Ihr Rücken und ihre Brust
schmerzten beim Atmen. Ihr war übel
und sie musste sich mehrfach überge-
ben. Zehn Tage nach ihrer Festnahme
und Folterung klagte sie, dass ihre
Oberschenkel bei jedem Urinieren zit-
terten und dass sie Schmerzen im Un-
terbauch habe. Ihre linke Leiste war
noch eine Woche später geschwollen.

Alfreda Disbarro hat inzwischen Be-
schwerde bei der nationalen Men-
schenrechtskommission der Philippi-
nen eingereicht. Auch die Abteilung
für interne Ermittlungen der philippi-
nischen Nationalpolizei hat offenbar
auf Druck von Amnesty International
eine Untersuchung eingeleitet. Am
2. Oktober 2014 hat die Abteilung für
interne Ermittlungen ihre Empfehlun-
gen an das Polizeipräsidium der
Hauptstadtregion der philippinischen
Nationalpolizei übergeben, das in die-
sem Fall zu entscheiden hat.

(Nachgestellte Folterszene auf der Basis von Zeu-
genaussagen) Oben links: Häftlinge berichteten
Amnesty von Schlägen mit Gewehrkolben. Alfreda
Disbarro und anderen Inhaftierten wurde mit vorge-
haltener Waffe gedroht, erschossen zu werden.
Unten links: Alfreda Disbarro wurde ein dreckiger
Mopp in den Mund gezwungen, während sie gefol-
tert wurde. © Amnesty International
10 / AMNESTY INTERNATIONAL

GEFOLTERTE ODER AUF                      INTERNATIONALE                              ANGST VOR REPRESSALIEN
ANDERE WEISE MISSHANDELTE                UND NATIONALE                               UND MANGELNDES VERTRAUEN
JUGENDLICHE                              VERPFLICHTUNGEN                             IN DIE JUSTIZ
»Als ich noch klein war, wollte          Die Philippinen sind vertraglich durch      Die Mehrzahl der Betroffenen, die von
ich immer Polizist werden.               zahlreiche internationale und natio-        der Polizei gefoltert oder auf andere
Nachdem ich aber erlebt habe,            nale Verpflichtungen gebunden, die           Weise misshandelt wurden, schweigt
wie die Polizei arbeitet, habe           Folter und andere Misshandlungen            und erstattet keine Anzeige. Hierfür
                                         unter allen Umständen verbieten. Sie        gibt es viele Gründe, unter anderem
ich mich von diesem Traum
                                         sind Vertragsstaat des UN-Zivilpakts        kennen die Betroffenen ihre Rechte
verabschiedet … Ich kann                 und ratifizierten 1986 die UN-Anti-          nicht oder wissen nicht, wie sie Be-
nicht vergessen, was sie mir             folterkonvention. Das Verbot von            schwerde einlegen können. Außerdem
angetan haben. Das werde ich             Folter und anderer Misshandlungen           glauben viele, dass ihre Anzeige kei-
nie vergessen.«                          gilt ohne Ausnahme und unter allen          nen Erfolg haben wird. Die Betroffe-
                                         Umständen. Weder Krieg noch dro-            nen und ihre Angehörigen hält vor
Viele von Amnesty International be-      hender Kriegsausbruch, innenpoliti-         allem die Angst vor Repressalien zu-
fragte Opfer waren minderjährig, als     sche Instabilität oder öffentlicher Not-    rück. Und schließlich befürchten sie,
sie gefoltert oder auf andere Weise      stand sind eine Rechtfertigung für          dass sich eine Beschwerde negativ auf
misshandelt wurden. Nach ihrer Fest-     Folter.                                     ihre Strafsache auswirken und Verzö-
nahme durch die Polizei mussten sie                                                  gerungen nach sich ziehen könnte,
oft anstrengende, sich wiederholende     In der philippinischen Verfassung fin-       was unter Umständen zu einer länge-
körperliche Tätigkeiten ausführen oder   den sich Bestimmungen zum Schutz            ren Haftdauer führt.
wurden über lange Zeit an Balken in      von Folteropfern und zur Vermeidung
ihren Zellen aufgehängt. Anderen wur-    von Folter und anderen Misshandlun-         Viele Folterüberlebende, die Amnesty
den die Finger mit Patronenkugeln        gen. 2009 wurde außerdem ein Anti-          International befragte, befanden sich
gequetscht und manche mussten mit        foltergesetz erlassen, das Folter als       noch in Haft. Sie gingen davon aus,
ansehen oder anhören, wie Straftat-      Straftat definiert. Dies ist ein positiver   dass die Polizeikräfte, die sie gefoltert
verdächtige gefoltert oder auf andere    Schritt hin zur Vermeidung von Folter       hatten, wissen, wer sie sind und wo
Art misshandelt wurden.                  und zur Beendigung der Straflosigkeit        sie wohnen. Viele hatten aber nicht
                                         in Folterfällen. Diese positiven Sig-       nur Sorge um ihre eigene Sicherheit
Die Philippinen haben die UN-Kinder-     nale legen nahe, dass die Philippinen       und Angst vor möglichen Nachteilen
rechtskonvention unterzeichnet, in       den Kampf gegen Folter ernst neh-           für sich selbst, sollten sie eine Aus-
der sich die Vertragsstaaten verpflich-   men. Um Folter durch die Polizei zu         sage machen, sondern sie befürchte-
ten, Kinder zu schützen und ihr Wohl-    verhindern, sind jedoch noch weitere        ten auch, dass Drohungen gegen ihre
ergehen sicherzustellen.                 Anstrengungen erforderlich.                 Angehörigen wahr gemacht würden.
POLIZEIFOLTER AUF DEN PHILIPPINEN / 11

                                          Angst vor Repressalien halten Folter-       Neben Klagen können Folterüber-
                                          opfer jedoch weiterhin davon ab, ihren      lebende Beschwerde wegen einer
                                          Fall vor Gericht zu bringen. Manche         »schweren Verfehlung« eines Polizis-
                                          Überlebende, die zunächst Be-               ten oder einer Polizistin einreichen.
                                          schwerde eingelegt hatten, zogen            Gegen die betreffende Person kann
                                          diese später wieder zurück oder einig-      dann ein Disziplinarverfahren einge-
                                          ten sich mit den mutmaßlichen Täte-         leitet werden, das zur Entlassung aus
                                          rinnen und Tätern auf einen Vergleich.      dem Polizeidienst führen kann. Da
                                          Ein wesentlicher Faktor jeder erfolg-       Folter eine Straftat ist, müsste ein sol-
                                          reichen Strafverfolgung ist das Bei-        ches Verfahren zusätzlich – und nicht
                                          bringen konkreter Beweise. Die kör-         anstelle – staatsanwaltschaftlicher
                                          perlichen Verletzungen sollten so           Ermittlungen eingeleitet werden. Die
                                          schnell wie möglich nach der erlitte-       Verwaltungsprozesse und Disziplinar-
                                          nen Folter von medizinischem Perso-         verfahren unter der Ägide der philippi-
                                          nal dokumentiert werden. Die meisten        nischen Nationalpolizei, der Abteilung
                                          Folteropfer, die von Amnesty Interna-       für interne Ermittlungen der Polizei,
                                          tional befragt wurden, sagten jedoch        der Kommission der Nationalpolizei,
Viele zögerten auch, eine Beschwerde      aus, dass sie tagelang nicht medizi-        der Volksstrafverfolgungsbehörde,
einzureichen, weil sie annahmen,          nisch untersucht wurden. Blutergüsse        dem Ombudsbüro und der Kommis-
dass ihnen als mutmaßliche oder           und andere Anzeichen für Folter sind        sion für den Staatsdienst sind kom-
verurteilte Kriminelle der Rechtsweg      dann häufig bereits schwächer gewor-         plex, verwirrend und machen die sich
nicht offenstehe, um Gerechtigkeit        den. Verzögerungen bei der Dokumen-         überschneidenden Zuständigkeiten
einzufordern.                             tation körperlicher Verletzungen durch      deutlich. Zwar wurde eine Handvoll
                                          Folter haben schwerwiegende Folgen          Personen aufgrund von Folter und an-
                                          für die Erfolgsaussichten eines ent-        deren Misshandlungen vom Polizei-
INEFFEKTIVE VERFAHREN                     sprechenden Strafverfahrens.                dienst suspendiert oder entlassen,
BEI STRAFANZEIGEN UND                                                                 was in der Öffentlichkeit großes Auf-
VERWALTUNGSBESCHWERDEN                    Folteropfer, die – wie es das Antifolter-   sehen erregte; die überwiegende
                                          gesetz verlangt – umgehend von einer        Mehrzahl der mutmaßlichen Täterin-
Die wenigen Folteropfer, die erwirken     Ärztin oder einem Arzt untersucht wor-      nen und Täter ist jedoch weiterhin im
können, dass Verfahren gegen die Tä-      den sind, gaben allerdings an, die Un-      aktiven Polizeidienst.
terinnen und Täter eingeleitet werden,    tersuchungen seien nur sehr kurz und
sehen sich mit einem komplizierten        oberflächlich gewesen, obwohl die Be-        Aus diesem Grund können sich Poli-
System aus Strafanzeigen und Verwal-      troffenen Schnitte und andere sicht-        zeikräfte nach wie vor so verhalten, als
tungsbeschwerden konfrontiert.            bare Spuren aufwiesen. Viele durften        stünden sie über dem Gesetz. Dass
                                          ihre medizinische Bescheinigung nicht       die für Folter Verantwortlichen nicht
Das Antifoltergesetz legt kein Be-        lesen; diejenigen, die Einblick neh-        zur Rechenschaft gezogen werden,
schwerdeverfahren fest, es verweist       men konnten, berichteten, es sei da-        schürt Zweifel, ob die Philippinen ihre
vielmehr auf verschiedene Regie-          raus hervorgegangen, dass ihr Gesund-       Verpflichtungen in Bezug auf interna-
rungsbehörden, die berechtigt sind,       heitszustand gut sei. Wenn keine ge-        tionale Menschenrechtsabkommen
Folterbeschwerden anzunehmen und          richtsmedizinischen Beweismittel vor-       erfüllen.
Ermittlungen einzuleiten. Hierzu ge-      liegen, hängt das Verfahren davon ab,
hören die nationale Menschenrechts-       welche Aussage dem Gericht glaub-
kommission der Philippinen, das Jus-      würdiger erscheint: die der Polizei-
tizministerium und die philippinische     kräfte, die für die Festnahme verant-       (Nachgestellte Folterszene auf der Basis von
Nationalpolizei. Strafanzeigen können     wortlich sind, oder die der Opfer, bei      Zeugenaussagen) Oben links: Viele der Befragten
entweder bei den lokalen Staatsan-        denen es sich um mutmaßliche Straf-         berichteten, dass ihre Finger mit Patronenkugeln
waltschaften, bei der nationalen Straf-   täterinnen und Straftäter handelt.          gequetscht wurden.
verfolgungsbehörde im Justizministe-      Wenn keine weiteren Beweise vorlie-         Oben: Schläge mit Schlagstöcken, Holzstöcken,
rium oder beim Ombudsbüro erstattet       gen, die die Foltervorwürfe untermau-       Gewehrkolben und ähnlichen Gegenständen gehören
werden. Erfolglose Ermittlungen, jah-     ern, werden die Vorwürfe der Opfer mit      zu den häufigsten Foltermethoden, von denen Über-
relange Gerichtsverfahren und die         Argwohn und Zweifel aufgenommen.            lebende berichten. © Amnesty International
Im Juni 2014 demons-
                                                                                                                 trierten mehrere Organi-
                                                                                                                 sationen wie Amnesty
                                                                                                                 International auf den
                                                                                                                 Philippinen, die Anti-
                                                                                                                 folterkoalition UATC-
                                                                                                                 Philippines und die
                                                                                                                 nationale Menschen-
                                                                                                                 rechtskommission der
                                                                                                                 Philippinen für ein Ende
                                                                                                                 der Straflosigkeit von
                                                                                                                 Folter, Quezon City.
                                                                                                                 © Jepie Papa / Amnesty

 DIE REGIERUNG MUSS JETZT HANDELN
                                                             dass diese Praktiken nach nationalem und internationa-
 Amnesty International begrüßt, dass die philippinische      lem Recht Straftaten darstellen und dass jeder Verstoß
 Regierung Schritte unternommen hat, um Menschen-            geahndet wird;
 rechtsverletzungen wie Folter zu unterbinden. Da die        a durch konkrete Maßnahmen sicherzustellen, dass
 Behörden es jedoch in vielen Fällen wiederholt versäumt     Foltervorwürfe gegen die Polizei zügig, unparteiisch, un-
 haben, Folter und Misshandlung zu verbieten, zu verhin-     abhängig und effektiv untersucht werden und den Opfern
 dern, zu untersuchen und strafrechtlich zu verfolgen, ist   von Folter und Misshandlungen Gerechtigkeit widerfährt;
 ein Klima der Straflosigkeit entstanden, das die Anwen-      a eine umgehende und umfassende medizinische Un-
 dung von Folter begünstigt und die dafür Verantwortli-      tersuchung von Folteropfern zu gewährleisten und dafür
 chen glauben lässt, sie stünden über dem Gesetz.            zu sorgen, dass die im Istanbul-Protokoll vereinbarten
                                                             Standards zur Begutachtung und Dokumentation von
 Neben den im Bericht genannten Empfehlungen fordert         Folter erfüllt werden;
 Amnesty International die philippinische Regierung auf:     a eine unabhängige Kommission für Beschwerden
                                                             gegen die Polizei einzusetzen, die für alle Bürgerinnen
 a den schweren Missstand der anhaltenden Folter             und Bürger im ganzen Land zugänglich ist und die über
 und Misshandlungen durch die Polizei unverzüglich und       die notwendigen Befugnisse verfügt, Vorwürfe gegen die
 öffentlich einzuräumen und diese Praktiken ausnahmslos      Polizei effektiv zu untersuchen und vor Gericht zu brin-
 zu verurteilen;                                             gen, sobald ein begründeter Verdacht auf Folter oder
 a der philippinischen Nationalpolizei und anderen           Misshandlungen besteht;
 Sicherheitskräften öffentlich und unmissverständlich        a einen nationalen Präventionsmechanismus zum
 klarzumachen, dass Folter und Misshandlungen von            Schutz vor Folter gemäß dem Zusatzprotokoll der UN-
 Inhaftierten unter allen Umständen strikt verboten sind,    Antifolterkonvention einzurichten.

AMNESTY INTERNATIONAL
Sektion der Bundesrepublik Deutschland e. V.                 T: +49 30 420248-0 . F: +49 30 420248-488 . E: info@amnesty.de
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                                                             Art. Nr. 21214 . © Amnesty International, Sektion der Bundesrepublik
                                                             Deutschland e. V., Dezember 2014 . V.i.S.d.P.: Markus N. Beeko
                                                             Redaktion: Verena Harpe . Gestaltung: Heiko von Schrenk / schrenkwerk.de
                                                             Übersetzung der Broschüre »Executive Summary: Above the Law – Police Torture
                                                             in the Philippines« (Index: ASA 35/008/2014), Dezember 2014, verbindlich ist
                                                             das englische Original.
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