Power-Child e.V. Tätigkeitsbericht 2019 - Wir machen Kinder und Jugendliche stärker!
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„Lass nicht locker“ Prävention mit Jugendlichen Liebe Leserinnen und Leser, unsere Arbeit besteht neben der Beratung, der Intervention und der Öffentlichkeitsarbeit auch aus einem großen Teil Prävention. Dieser Tätigkeitsbericht setzt den Schwerpunkt auf den Arbeitsbereich Prävention, der uns im Jahr 2019 viel beschäftigt hat. Prävention beinhaltet viele Elemente und Bausteine, die nur gemeinsam wirksam werden können. Unser Ziel ist es diese Bausteine zusammenzubringen. Wir möchten Sie einladen, mit uns gemeinsam auf das Jahr 2019 zurück zu blicken. Ein Jahr, in dem wir uns erneut eingesetzt haben für Betroffene sowie gegen Missbrauch und Gewalt, ein Jahr, in dem wir wieder versucht haben, betroffenen Kinder und Erwachsene bestmöglich zur Seite zu stehen. Wir setzen uns dafür ein, dass Kindern Gehör geschenkt wird, sie mit ihrer Stimme wahrgenommen werden und Schutz hergestellt wird, wann immer Kinder Hilfe benötigen. Viele Menschen haben uns auch 2019 unterstützt und begleitet. Und dafür möchten wir uns herzlich bedanken, natürlich gleichermaßen bei allen: Spenderinnen und Spender Mitglieder und Fördermitglieder Klientinnen und Klienten Kolleginnen und Kollegen Kooperationspartnerinnen und partner Mit ihrer wertschätzenden und umfangreichen Unterstützung schaffen Sie die Voraussetzung, dass wir unsere Arbeit weiterhin fortsetzen können. Im Juli 2020 Ihr Power-Child e.V. Team
Starke und selbstbewusste Kinder, die in Sicherheit heranwachsen, Jugendliche, die ihre Grenzen ziehen und selbstsicher ihren Weg gehen – das ist die Vision von Power- Child e.V. Wenn Kinder Opfer von Missbrauch und Gewalt werden, entstehen Wunden, die nur sehr schwer heilen. Dunkelzifferschätzungen gehen davon aus, dass es in Deutschland jährlich zu bis zu 250.000 sexuellen Übergriffen an Kindern kommt (Schätzung auf Grundlage der Kriminalstatistik des BKA). Sich vor solchen Übergriffen zur Wehr zu setzen, ist für Kinder schwer – starke und selbstbewusste Kinder haben in diesem Zusammenhang aber die größten Chancen. Die Schwächsten stärken, bevor etwas passiert – das ist die Aufgabe von Power-Child e.V. Unsere Kinder und Jugendlichen leben in einer Welt, in der Missbrauch und Gewalt allgegenwärtig sind. Vielen fällt es schwer, über ihre Ängste zu sprechen, zumal die Bedrohung meist aus dem nahen sozialen Umfeld kommt – genau dort also, wo sie Hilfe finden sollten. Power-Child klärt mit vielfältigen Präventionsprojekten über das Thema „sexuelle Gewalt“ auf und sensibilisiert Kinder und Jugendliche für ihre eigenen Grenzen und bestärkt sie darin, diese auch zu setzen. Betroffenen bietet der Verein Beratung und Therapie. Ohne die Unterstützung von Privatpersonen und Unternehmen wäre unsere Arbeit nicht möglich. Wir sind dankbar für jede Spende, die uns die Durchführung unserer Projekte ermöglicht. Die Hilfe jedes Einzelnen ist nötig, um diese Welt für die Kinder sicherer zu machen und wir danken allen unseren Förderern sehr herzlich für ihr Engagement. Kinder haben das Recht auf Schutz vor Ausbeutung und Gewalt. Wir danken Ihnen von Herzen, dass Sie sich gemeinsam mit uns für dieses Recht einsetzen! Dr. med. Christine Theiss Dr. med. Johannes Zwick Schirmherrin Vereinsvorsitzender Moderatorin und ehemalige Weltmeisterin Aufsichtsratsvorsitzender der Johannesbad im Vollkontakt-Kickboxen Holding SE & Co. KG
Unsere Projekte Theater-Präventionsprojekts für Kindergärten ‚Ich bin stark. Du bist stark. Drachenstarke Mutgeschichten.’ Die kindgroßen Handpuppen als Protagonisten führen die Kinder altersgerecht und spielerisch durch verschiedene Situationen, in denen es darum geht, auf sein Bauchgefühl zu vertrauen und sich zu wehren. Theater-Präventionsprojekt für Grundschulen ‚Nein heißt Nein!’ Linus, der Grenzenzieher, sowie die Kinder Anna und Anton zeigen, wie man Grenzen zieht und was man tun kann, wenn man in schwierige Situationen kommt. Power-Child Mobil Wir besuchen Kinder- und Jugendfestivals in ganz Deutschland. Die Kinder und ihre Eltern können sich am Stand informieren und beraten lassen. Darüber hinaus gehen wir mit verschiedenen Aktionen und Workshops auf das Thema Prävention ein. Power Tower Das eigens von Power-Child e.V. entwickelte Informations- und Spielmodul verschönert die Wartezeit in Kinderkliniken zugleich auf spielerische und lehrreiche Weise und findet – wie die Verantwortlichen vor Ort bestätigen – bei den kleinen Patienten großen Anklang. „E.R.N.S.T. machen – Sexuelle Gewalt unter Jugendlichen verhindern“ – ein pädagogisches Handbuch Auf dem Hintergrund der „Arbeitsgemeinschaft Sexuelle Gewalt zwischen Jugendlichen in Einrichtungen der Jugendhilfe“ entstand ein pädagogisches Handbuch, das in der Kinder- und Jugendarbeit der Orientierung dienen wird. Beratung Das Team von Power-Child e.V. berät am Telefon, per Mail oder bei einem persönlichen Gespräch in der Beratungsstelle in München. Betroffenen wird die Möglichkeit einer Traumatherapie geboten. Fachberatung und Fachberatung nach §8a SGB VIII bei Verdacht auf Kindeswohlgefährdung Fachkräfte mit themen- oder fallspezifischen Fragen unterstützen wir mit Fachberatung. Darüber hinaus leisten wir bei Verdacht auf Kindeswohl- gefährdung durch sexuellen Missbrauch Fachberatung durch eine insoweit erfahrene Fachkraft nach §8a SGB VIII an. Fachberatung bei Verdacht auf sexuellen Missbrauch in Institutionen Unser Angebot richtet sich an alle Fachkräfte und Teams, Leitungen, Geschäftsführungen sowie Trägervertretungen. Psychosoziale Prozessbegleitung Wir begleiten Mädchen, Jungen und Erwachsene vor, während und nach einem Strafverfahren.
Grundlegende Informationen und Hintergründe zu unserer Präventionsarbeit Das Fundament der Prävention Die Grundlagen und somit das Fundament guter Präventionsarbeit sind informierte und handlungssichere Erwachsene. Nur wenn die erwachsenen Ansprechpersonen von Mädchen und Jungen kompetent sind, wirkungsvoll zu schützen, lohnt es sich für die Jugendlichen, sie um Hilfe und Unterstützung zu bitten. Andernfalls würden wir die Verantwortung für den Schutz der Jugendlichen diesen selbst überlassen und sie somit mit ihren Problemen allein lassen. Sinnvolle Prävention muss sich von daher immer auch Erwachsenen mit einbeziehen. Erwachsene brauchen, um kompetente Ansprechpersonen für Jugendliche zu sein, in erster Linie Informationen. Dazu gehört Grundwissen über Entstehung und Bedeutung von Missbrauch und Gewalt gegen Mädchen und Jungen. Das bedeutet, Wissen über Täter- strategien, planvolles Vorgehen von Täter*innen, sowie über die Folgen von Gewalt bei den Betroffenen, damit Erwachsene, denen sich die Jugendlichen anvertrauen, verstehen und würdigen können, welch großer Schritt dies für die Betroffenen war. Erwachsene müssen sich sicher fühlen, welche Reaktionen angemessen und hilfreich sind. Weiterhin braucht es Kenntnisse über die aufdeckende Wirkung von Prävention. Das bedeutet, bevor jemand in die präventive Arbeit mit Jugendlichen einsteigt, sollte er oder sie sich bewusst machen, dass es sein kann, dass die Jugendlichen, wenn sie gefragt werden, auch etwas über ihre Gewalterfahrungen berichten. Daher sollte bereits zuvor ein Interventionsplan vorliegen. Der Interventionsplan regelt das verbindliche Vorgehen im Fall und muss vereinbart und abgesprochen sein, bevor präventiv gearbeitet wird. Erwachsene brauchen für effektive Prävention Wissen um die eigenen fachlichen Zuständigkeiten und persönlichen Grenzen, sowie Kenntnisse über die regional vorhandenen Interventionsstrukturen und Unterstützungsangebote und deren Arbeitsweisen. Denn: „Keiner allein, keine Person und keine Institution, kann Missbrauch und Gewalt verhindern und Kinder schützen“. Wirkungsvolle Prävention braucht daher die koordinierte Zusammenarbeit kompetenter Stellen über institutionelle Grenzen hinweg.
Präventiv wirkt eine Haltung von erwachsenen Bezugspersonen, die im Alltag zum Tragen kommt. Der punktuelle Besuch von Fachpersonen in Gruppen von Jugendlichen kann hilfreich sein, um Informationen über Gewalt und deren Folgen zu vermitteln und Unterstützungs- möglichkeiten aufzuzeigen, sowie Gespräche über die Thematik in Gang zu bringen. Tatsächlich wirkungsvoll sind jedoch erwachsene Bezugspersonen im Alltag der Jugendlichen, die Mädchen und Jungen sensibel begegnen und sich für ihre Sichtweisen, Bedürfnisse und Lebensrealitäten interessieren. Jugendliche Erwachsene, die ihnen zuhören und versuchen, sie zu verstehen, gleichzeitig eine klare Haltung gegen jede Form von Gewalt (verbal, körperlich, sexuell) einnehmen und den Jugendlichen gegenüber vertreten. Und sie brauchen Erwachsene, die sich schließlich auf den Weg machen, gemeinsam mit den Jugendlichen adäquate Lösungen für deren Probleme zu finden, jedoch auch bereit sind, sollte es im Sinne des Schutzes der Mädchen und Jungen nicht anders abwendbar sein, auch gegen deren Willen die nötigen Schritte zum Schutz entschlossen zu gehen. Regionale Strukturen In München und Landkreis München wird an diesen Fundamenten seit Jahren institutionenübergreifend gearbeitet. Es gibt einen Arbeitskreis, in dem Absprachen zwischen Jugendämtern, Polizei, Staatsanwaltschaft, Familiengericht, Strafgericht, Kliniken, Kinderärzten und Beratungsstellen getroffen und reflektiert werden. Es gibt die sogenannte „Regionale Frühprävention“ auf Initiative der regionalen Jugendämter hin, mit dem Ziel, allen mit Kindern und Jugendlichen tätigen Personen Informationen, Wissen und Strukturen zur Reflektion zum Thema „Schutz vor Gewalt“ zur Verfügung zu stellen. Konzepte für Fortbildungen von Fachkräften werden in diesem Kontext gemeinsam entwickelt und umgesetzt. In konkreten Fällen stehen „insoweit erfahrene Fachkräfte“ zur Verfügung, die bei der Einschätzung von Gefährdungssituationen helfen und evtl. notwendige Schutzmaßnahmen mit den Fachkräften entwickeln. Bestimmte Fallkonstellationen werden mit den freien Trägern und den Jugendämtern reflektiert, um Vorgehensweisen zu optimieren. Zusätzlich bieten interdisziplinäre Fachgespräche einen Raum für Diskussionen, um Konzepte zu reflektieren und je nach Problemlagen auch zu entwickeln und zu diskutieren. Geschlechtsspezifische Prävention im Jugendalter In der Phase der körperlichen Reifung zu Mann oder Frau spielt auch die Entwicklung einer Geschlechtsrollenidentität eine zentrale Rolle. Vor allem Einschränkungen von Lebensfreiheiten, die z.T. im Kindesalter noch möglich waren, spielen zunehmend eine Rolle. Jungen dürfen auf keinen Fall feminin sein. Mädchen müssen, am besten sogar vorrangig, interessiert an ihrem Äußeren und an Jungen sein, aber zugleich auch auf keinen Fall zu „sexy“.
Diese Tabus machen es Jugendlichen oft schwer, zur ganzen Bandbreite ihrer Empfindungen, Gedanken und körperlichen Entwicklungen zu stehen, darüber nachzudenken, zu reden und eventuell sich Unterstützung zu suchen. Und selbst wenn sie diese Redetabus überwinden, erleben sie nicht selten auch von Erwachsenen eine Bestätigung der Tabus und Einschränkungen, je nach persönlicher Überzeugung und/oder kultureller Zugehörigkeit der Eltern sind diese unterschiedlich ausgeprägt. Klischees über sexuellen Missbrauch greifen genau in solche Tabus und Einschränkungen, indem Opfern die Verantwortung zugeschrieben wird, wenn sie sich sexuell attraktiv gezeigt haben, und indem Täter von Verantwortung entlastet werden, wenn sie sich rollenkonform dominant verhalten haben. Je stärker Jugendliche in ihrem Recht auf Vielseitigkeit eingeschränkt werden, desto schwerer fällt es ihnen, möglichst frühzeitig die Unterstützung Erwachsener zu suchen. In der Präventionsarbeit mit Jugendlichen müssen diese geschlechtsspezifischen Aspekte mit berücksichtigt werden. Mitunter fällt es ihnen leichter, in geschlechtsspezifischen Gruppen zu sprechen, mitunter suchen sie gerade das andere Gegenüber, mitunter begegnen sie den Geistesverwandten beim anderen oder einem dritten Geschlecht, mit Begeisterung, Selbstverständlichkeit oder Erschrecken. Die Erwachsenen sollten verstehen können, welche Herausforderung es für die Jugendlichen bedeutet, sich jenseits der Rollenvorschriften persönlich zu entwickeln.
Highlights und Aktivitäten der Präventionsarbeit 2019 Lass nicht locker Prävention mit Jugendlichen In diesem Jahr haben wir uns im Rahmen der Prävention viel mit der Zielgruppe der Jugendlichen beschäftigt. Einer von mehreren Gründen dafür waren die Ergebnisse der SPEAK Studie der Universitäten Marburg und Gießen. Für die Studie wurde eine beachtliche Menge Jugendlicher zu ihren Erfahrungen mit sexualisierter Gewalt, und zwar aus der Perspektive als Betroffene, als Täter*innen und als Beobachter*innen, befragt. Es wurde deutlich, dass die Thematik Jugendliche in allen drei Rollen stark beschäftigt. Eines der vielen bedeutenden Ergebnisse der Studie war zudem, dass Jugendliche angaben, besonders häufig mit gleichaltrigen Freunden und Freundinnen über ihre Erlebnisse im Zusammenhang mit sexualisierter Gewalt zu sprechen. Dies macht deutlich, dass in der Prävention mit Jugendlichen diese nicht nur als potenzielle Betroffene oder Täter*innen angesprochen werden müssen, sondern vor allem auch als potenziell wichtige Hilfspersonen für Betroffene. Viele Teilnehmer*innen unserer Fortbildungen E.R.N.S.T. machen, betreuen beruflich Jugendliche, ob als Lehrkräfte an Gesamtschulen, Sozialarbeiter*innen an Schulen, Betreuer*innen in stationären Einrichtungen oder als ambulante Familienhilfen. Jugendliche und junge Erwachsene begegneten uns im Rahmen von Klassenbesuchen der 9. Klassen der Regelschulen sowie der INTEA-Klassen oder Klassen aus den Berufsschulen, z.B. angehende Erzieher*innen oder Krankenpfleger*innen, die unsere Beratungsstelle besuchten und mehr über unsere Arbeit erfahren wollten. Wie jedes Jahr gaben wir auch 2019 wieder viele Fortbildungen zum Thema „Schutz vor Kindeswohlgefährdung“ für ehrenamtlich Tätige, ob in Sportvereinen (die wir auch in der Ausarbeitung vereinseigner Schutzkonzepte begleiten) oder der offenen Jugendarbeit. Auch dort nahmen wir vermehrt die Zielgruppe der Jugendlichen als Betroffene, Täter*innen oder Zeugen*innen von Gewalt und somit als Adressat*innen von Prävention wahr. Im Auftrag des Ministeriums für Soziales und Integration in Niedersachsen gaben wir Inhouse-Fortbildungen für pädagogische Fachkräfte zur Etablierung eines Präventionskonzeptes in deren Einrichtungen. Und last but not least tauchten wir direkt in die praktische Präventionsarbeit mit Jugendlichen ein, in dem wir Präventionsausstellungen, die von einem Präventionsbüro aus Kiel entwickelt wurden, an zwei Münchner Schulen holten und pädagogisch begleiteten.
Besonders die Arbeit mit den Jugendlichen selbst und unsere feste Überzeugung, dass die Mädchen und Jungen für eine gelingende Prävention an der Entwicklung der Konzepte teilhaben sollten, brachte uns zu dem Entschluss, nun auch die Jugendlichen selbst zu Wort kommen zu lassen. Daher finden sie im Folgenden einige O-Töne der Jungen und Mädchen im Rahmen unserer Projekte und erste Gedanken von uns dazu, was dies in der Konsequenz für eine gute Präventionsarbeit bedeuten könnte. Wir möchten sie mit dem nachfolgendem Text dazu anregen und ermutigen, sich eigene Gedanken machen – vielleicht fragen Sie selbst auch mal die Mädchen und Jungen in ihrer Umgebung - uns haben diese Gespräche jedenfalls sehr viel Spaß gemacht und zum Nachdenken angeregt. Perspektiven der Mädchen und Jungen Im Folgenden möchten wir gerne einige Themen der Jugendlichen selbst sichtbar machen. Die aufgeführten Beispiele sollen dazu anregen, Ideen zu bekommen, was alles zur Prävention mit der Zielgruppe der Jugendlichen gehört und was den Jugendlichen, im Rahmen unserer Projekte, selbst in Bezug auf das Thema wichtig war. Keine Angst vor der Thematik Häufig beginnen unsere Termine mit Jugendlichen damit, dass wir danach fragen, ob sie etwas mit dem Thema sexualisierte Gewalt anfangen können. Nach einigem Zögern berichten dann einzelne Mädchen oder Jungen von horrorartigen gewaltvollen Geschichten, zum Beispiel über Vergewaltigungen durch Fremde nachts im Wald. Häufig berichten sie, sie hätten darüber etwas im Fernsehen gesehen oder im Internet gelesen. Möglicherweise dient das zum einen dazu, uns Erwachsene zu testen – wie reagieren wir auf solche Geschichten? Werden wir selbst hilflos? Können wir dazu etwas sagen? Wie schnell kann man uns irritieren? Möglicherweise liegt darin auch eine sehr gute Schutzfunktion – diese Situationen erscheinen ausreichend weit entfernt von einem selbst, um drüber sprechen zu können. Möglicherweise zeigt es auch die eigene riesige Hilflosigkeit im Angesicht des Themas Gewalt, welche die Jugendlichen verspüren. Was hier hilft, ist eine klare Haltung zu bewahren und keine Angst vor schwierigen Themen zu haben. Wir brauchen als Erwachsene nicht für alles sofort eine Lösung. Zu Beginn reicht die Bereitschaft zuzuhören, es auszuhalten und gemeinsam ins Gespräch zu kommen. „So viel Gewalt macht ganz schön viel Angst und Wut und manchmal fühlt es sich bestimmt so an, als könne man einfach gar nichts dagegen tun“ sagte eine Kollegin zu einem Jungen, der ihr von viel Gewalt im Wohnviertel berichtet hatte. Der Junge schaute sie an und erwiderte „Echt jetzt? Sie verstehen das? Schön, dass es mal jemand versteht.“
Information und Wissen Wenn die Mädchen und Jungen auf Erwachsene treffen, die keine Angst haben über das Thema sexualisierte Gewalt zu sprechen, stellen sie viele Fragen: „Was ist sexueller Missbrauch?“ „Wo fängt das an?“ „Was machen Jungen, wenn sie Gewalt erleben?“ „Ist Angrapschen schon sexuelle Belästigung?“ „Warum tun das die Täter?“ Die Jugendlichen fordern Wissen über sexualisierte Gewalt ein und nehmen die Informationen gerne an. Sie gewinnen Sicherheit mit dem Thema durch Informationen zu Definitionen, Ursachen, Täterstrategien. Die Schülerinnen einer 9.Klasse berichten der Kollegin, dass bei ihnen vor nicht allzu langer Zeit ein Mädchen einen Mitschüler wegen sexueller Übergriffe angezeigt hatte. Der Junge war ein Schüler der Parallelklasse, den viele gut kannten. Die Übergriffe waren über ein Jahr her, die Anzeige war erst kurz zuvor erfolgt. Die Kommentare, die nun folgten, waren in etwa diese: „Die ist eh nicht wählerisch.“ „Warum erzählt die das erst jetzt?“ „Kann ja nicht so schlimm gewesen sein, die war danach ja nochmal bei ihm zu Hause und auch auf seiner Geburtstagsparty.“ Die Kollegin besprach mit den Jugendlichen die Struktur von Gewalt, wie Täter*innen die Betroffenen manipulieren und warum sich Betroffene meist selbst sehr schuldig fühlen oder schämen. Sie berichtete darüber, wie sich viele Betroffene fühlen und warum es unendlich schwer ist, über erlebte Gewalt zu sprechen. Aber auch darüber, warum es für Beschuldigte auch hilfreich ist, wenn die Vorwürfe ordentlich, zum Beispiel polizeilich, untersucht werden. Am Ende der Begegnung gaben einige der Schülerinnen die Rückmeldung, jetzt doch nochmal anders auf die Situation zu blicken: „Dann war da ja vielleicht doch was dran. Ich sollte nochmal mit ihr reden“ oder „Stimmt, wenn dann bei der Polizei rauskommt, dass er es nicht war, ist das ja auch nur gut für ihn. Dann wäre es endlich geklärt“.
In einem anderen Zusammenhang war die Frage: „Wieso darf man ab 14 Sex haben, aber dann keine Pornos per Whatsapp bekommen?“ Viele Mädchen und Jungen sind sehr interessiert an Informationen zu rechtlichen Grundlagen. Sexuelle Handlungen an unter 14jährigen sind nicht erlaubt und es ist untersagt unter 18jährigen Pornographie zugänglich zu machen. Häufig wissen die Jugendlichen noch wenig über die rechtliche Situation. Über diesen Einstieg kommt man mit den Jugendlichen schnell zu wesentlichen Fragen aus ihrem Alltag: Könnte es sein, dass ein 14jähriger Junge es auch eklig findet, von seinem Kumpel einen Porno geschickt zu bekommen? Kann er das offen zeigen? Mit wem könnte er über seine Gefühle sprechen? Was sagt das über unsere Bilder von „Männlichkeit“ aus. Ein Mädchen sagte dazu: „So habe ich darüber noch nie nachgedacht. Für einen Jungen könnte das auch wirklich schlimm sein. Und wenn, dann ist der damit vielleicht ganz allein...“ Ein anderes Mädchen berichtete, dass sie mal Bilder von sexuellen Handlungen geschickt bekommen habe und sie diese Bilder eklig und erschreckend fand: „Ich habe die immer noch vor Augen und muss wirklich häufig daran denken, auch wenn ich das gar nicht will.“ Im Anschluss konnten einige Mitschüler*- innen ihr berichten, dass sie das auch schon erlebt hatten und das Gefühl kennen. Orientierung „Ein bisschen ist die doch dann aber auch selbst schuld! Wie kann man so doof sein?“ ist häufig die Reaktion auf die Vorstellung eines Fallbeispiels, das wir mit den Jugendlichen besprechen. Dabei geht es um ein Mädchen, die ihrem Freund ein Nacktbild per Handy schickt und der das Bild nach der Trennung an seine Freunde weiterleitet. Eine Situation, die fast alle Jugendlichen, auf die wir treffen, bereits miterlebt haben. „Sowas gab es bei uns auch schon mal. Ging an der ganzen Schule rum. Ich würde mich an ihrer Stelle echt schämen.“ Was es nun benötigt, ist Orientierung. Wer hat in diesem Beispiel eigentlich wem etwas „angetan“ und wer wird dafür „beschuldigt“? Die Antwort der Kollegin: „Stellt euch mal vor, ihr geht allein in ein Café und lasst euren Geldbeutel auf dem Tisch offen liegen, wenn ihr auf die Toilette geht. Ihr kommt wieder und er ist gestohlen. Seid ihr jetzt verantwortlich dafür und werdet ihr bestraft oder der Dieb, wenn er erwischt wird? Gut, vielleicht war es naiv, den Geldbeutel liegenzulassen – aber berechtigt das einen anderen Menschen, ihn zu stehlen? Und nun stellt Euch noch dazu vor, ihr wart nicht allein in dem Café, sondern mit eurem besten Freund, dem ihr vertraut und den ihr mögt. Ihr bittet ihn auf euren Geldbeutel aufzupassen, während ihr auf die Toilette geht. Ihr kommt wieder und der Freund ist samt dem Geldbeutel verschwunden. Wer ist nun verantwortlich?“
Ein Junge sagte in Bezug auf Mädchen, die sich ritzen: „Die wollen doch nur Aufmerksamkeit!“, ein Mädchen antwortete: „Und die Jungs prügeln sich stattdessen.“ Ein weiteres Mädchen versuchte eine Erklärung zu finden: „Ja, vielleicht weil sie ein Problem haben und Hilfe brauchen!“ Jugendliche sind oft unsicher im Umgang mit Gewalt oder deren Folgen, es entstehen dabei Fragen wie: „Was kann ich tun, wenn ich sehe, dass es einer Mitschülerin/einem Mitschüler schlecht geht? Wie drückt sich Not aus? Wie geht es Betroffenen? Jede/r hat seinen eigenen Umgang mit der inneren Not, wie erkenne ich das?“ Hier fordern die Jugendlichen Orientierung und alternative Handlungsmöglichkeiten, um mit Not und schlechten Gefühlen besser umgehen zu können, aber auch, um zu erkennen, wann es Freunden und Freundinnen möglicherweise schlecht geht. Ein weiterer Junge betonte: „Jungen müssen immer stark sein!“, ein anderer Junge antwortete: „Das stimmt ja gar nicht! Was würdest du denn tun, wenn deine Mutter sterben würde? Könntest du dann stark bleiben? Ich auf jeden Fall nicht. Ich wäre traurig!“. Der erste Junge fragte daraufhin zurück: „Würdest du dann auch heulen?“ und die Antwort: „Klar, weil ich doch traurig bin.“ Zu Prävention mit Jugendlichen gehört Orientierung in Themen wie: Geschlechterrollen, Männlichkeitsbild, Frauenbilder, Reden über Gefühle, tradierte Konstrukte, Muster und Haltungen entdecken, prüfen und gegebenenfalls neu denken. Wie das Beispiel zeigt, können sich gerade hierbei Jugendliche gut gegenseitig unterstützen. Besonders, wenn man Ihnen einen sicheren, gewaltfreien Raum zum Austausch über sensible Themen anbietet. Ein Junge sagte zuletzt zu einer Kollegin: „Es ist schön, mal über sowas alles offen sprechen zu können“. Prävention mit Jugendlichen bedeutet daher in erster Linie die Schaffung einer „Gesprächskultur“, in der es möglich ist, über sensible Themen offen reden zu können. Bewertung und Positionierung In der präventiven Arbeit mit Jugendlichen begegnet man häufig der Thematik Peergewalt und dabei auch der Allgegenwärtigkeit von verbaler Gewalt. Zitat eines Jugendlichen: „Schlampe, Opfer, Homo, Schwuchtel usw. das ist doch schon voll normal! Das ist unsere Lebensrealität, das gehört zu unserem Alltag, das sind Schimpfworte, über die wir nicht weiter nachdenken.“ Ein guter Einstieg, um mit einer klaren Haltung gegen Sexismus und Gewalt, als Erwachsener eine Position zu beziehen und ins Gespräch darüber zu kommen. Was bedeutet Sexismus? Welche Erfahrungen haben die Jugendlichen damit gemacht, als Opfer, als Zeugen, als Täter*innen? Wie geht es den Betroffenen? Muss ich so einen Umgang einfach akzeptieren oder kann ich auch als einzelne Person etwas dagegen machen? Was und wie? Welche Möglichkeiten habe ich in der Dynamik? Wie kann ich helfen?
Ein ähnliches Thema, das Jugendliche in diesem Zusammenhang häufig als wichtig empfinden, ist die Idee, man müsse selbst Gewalt ausüben, um nicht Opfer zu werden: „Anders verstehen die es nicht. Einmal ordentlich draufgehauen und dann wird man in Ruhe gelassen. Geht man weg oder petzt, bleibt man für immer das Opfer.“ Oder aber die Sicht auf körperliche Gewalt als einzige Handlungsoption nach Beleidigungen: „Was soll man den anderes machen, wenn jemand meine Mutter beleidigt?“ Grundsätzlich fordern Jugendliche im Gespräch mit den Erwachsenen die Bewertung verschiedener Situationen ein: Ich brauche jemanden, dem ich vertrauen kann! Auf die Frage, was sich Jugendliche von Erwachsenen wünschen, um Ihnen bestmöglich helfen zu können, antwortete eine Jugendliche: „Ich brauche jemanden, dem ich vertrauen kann.“ Die Kollegin fragte, woran sie merken würde, dass sie jemandem vertrauen kann. „Sie müsste sich Zeit nehmen und mir zuhören. Mir glauben. Hartnäckig sein. Also, dass sie dranbleibt, nachbohrt und gleichzeitig meine Grenzen achtet. Einfach nicht locker lässt und auch mal klar ist.“
Hilfsmöglichkeiten und Unterstützung Die Jugendlichen diskutieren im Rahmen unserer Veranstaltungen häufig über ihren Wunsch nach einer Kultur des Hinsehens, Hinhörens und Mitredens. Sie sprechen darüber, wie zum einen ein fairer Umgang untereinander möglich wäre, was aber zum anderen z.B. auch Schule als Institution dazu beitragen könnte. Sie äußern eine Bedürftigkeit nach Schutz durch Erwachsene, in vielen Fällen Lehrer*innen, und besprechen Erlebnisse, in denen ihr Hilfeersuchen von Lehrer*innen abgewiesen worden war. Sie berichten, dass sie dabei häufig Sätze hören wie „Klärt das doch unter Euch.“ Oder „Lass mich damit bloß in Ruhe“. Anlass für ein Gespräch mit Jugendlichen, im Rahmen der Vorbereitung zu einer Präventionsausstellung, war die Zeichnung eines Schulhofs, auf dem unterschiedliche Arten von Gewalt gezeigt wurden. Die Aufgabe für die Schüler*innen bestand darin, rote Kreise um Situationen zu zeichnen, die sie nicht in Ordnung fanden. Eine Schülerin bemerkte daraufhin: „Eigentlich kann man um das ganze Blatt einen roten Kreis malen, weil niemand hinsieht, zuhört oder Hilfe holt, selbst die Lehrer unternehmen nichts.“ Nach einer Übung im Rollenspiel zu einer Gewaltsituation auf dem Schulhof, bei der es um die Frage ging, was können andere tun, um zu helfen, sagte ein Junge „Wie kann ich denn helfen, wenn ich schwächer als die anderen bin?“ Das zeigt, dass Jugendliche Informationen über Hilfemöglichkeiten brauchen. Es ist gut, gemeinsam zu überlegen, wohin man sich wenden kann. „Was kann ich tun, wenn sich jemand anderes nicht von mir helfen lassen möchte? Das ist doch seine Entscheidung. Darf ich mich dann überhaupt einmischen?“ „Wie kann ich helfen ohne Erwachsene, wenn meine Freundin nicht will, dass ich Erwachsene einbeziehe?“ Ein Thema, was in allen Bereichen Jugendliche beschäftigt ist die Ambivalenz zwischen dem Wunsch nach Selbstständigkeit und einer Bedürftigkeit nach Schutz durch Erwachsene. Dies ist auch in der Prävention zu beachten. Anders als mit kleineren Kindern kann man mit den Jugendlichen durchaus offener über die Wahl der Hilfspersonen sprechen: hier können Informationen über das eigenständige Beratungsrecht von Jugendlichen, Beratungsstellen in der Umgebung helfen und, dass man dort auch als unterstützende Freundin Rat bekommen kann. In Gesprächen kann überlegt werden, was realistisch ist und was nicht. Wo können sich Jugendliche selbst schützen und wo braucht es Erwachsene, die dies übernehmen? Und wo findet man diese Erwachsenen?
Rolle Eltern bei Jugendlichen „Mit meinen Eltern kann ich nicht reden.“ Bei Jugendlichen fallen die Eltern als mögliche Hilfsinstanz eher weniger ins Gewicht als bei jüngeren Kindern. Eine Diskrepanz zeigt sich auch in der Teilnahme an den durch uns veranstalteten Elternabenden zum Thema „Wie schütze ich mein Kind vor Gewalt“, Eltern von Jugendlichen nehmen hieran nur selten teil. Bei anderen Jugendlichen gibt es eine Idee, Gewalt mit Gewalt zu begegnen. Dann hören wir Äußerungen, wie: „Mein Onkel, der regelt das schon!“ Es lohnt sich, mit den Jugendlichen an diesen Stellen ins Gespräch zu kommen und sich anzuhören, welche Ideen sie zur Konfliktbewältigung haben. Welche Vorbilder gibt es für sie? Wie ist das bei den anderen und welche weiteren Hilfsmöglichkeiten und Handlungsalternativen gibt es noch? Fazit Jugendliche brauchen Informationen, Orientierung, Bewertung, Positionierung und Hilfsangebote. Jugendliche brauchen Erwachsene • welche selbst die Informationen haben, oder bereit sind, Jugendliche bei der Beschaffung der Informationen zu unterstützen. • die eine klare Haltung gegen Gewalt einnehmen und diese in jeder Situation vertreten. Sie brauchen Erwachsene, die sich selbst klar positionieren und in einer offenen, gewaltfreien Gesprächskultur Jugendliche darin unterstützen, zu einer eignen Haltung zu finden. • die ihnen sichere Räume schaffen, in denen sie gemeinsam ihre eigenen Lösungswege finden und sich gegenseitig unterstützen können. • die keine Angst vor schwierigen Themen haben und die nicht gleich die Lösung wissen, sondern bereit sind, zunächst einmal gemeinsam das Problem zu verstehen. Jugendliche brauchen also Erwachsene, die … ach was – fragen Sie doch selbst einmal nach, was „ihre“ Jugendlichen von Ihnen brauchen – wir sind gespannt…
Weitere Projekte und Aktivitäten 2019 Sag JA zu Dir und NEIN im richtigen Moment Ich bin stark. Du bist stark. Drachenstarke Mutgeschichten Unser Theater-Präventionsprojekte an Kindergärten und Kindertagesstätten Unter dem Motto „Ich bin stark. Du bist stark. Drachenstarke Mutgeschichten“ haben im Jahr 2019 ca. 17.250 Kinder, Eltern und Fachkräfte an unserem Präventionsprojekt in ganz Deutschland teilgenommen. Nicht zuletzt dank der großartigen Kooperation mit der Volksbank BraWo Stiftung im Rahmen der Unidet Kids Fundations und dem Bündnis für Kinder konnten wir 2019 viele Kinder und Erwachsene erreichen. NEIN heißt NEIN Theater-Präventionsprojekte an Grundschulen Im Jahr 2019 haben unter dem Motto „NEIN heißt NEIN“ ca. 16.780 Kinder, Eltern und Fachkräfte an unserem Präventionsprojekt in ganz Deutschland teilgenommen. Eine Besonderheit ist die Aktion „Gemeinsam sichere Orte schaffen“ ein Ort, eine Stadt, eine Region macht sich stark für den Kinderschutz.
Mobile Beratung und Information Im Jahr 2019 haben an 10 Festivaltagen in ganz Deutschland ca. 250.000 Kinder, Jugendliche und Erwachsene unseren Stand besucht und sich rund um das Thema Prävention beraten und informiert. Große und kleine Besucher hatten viel Spaß bei unseren Präventionsabenteuern. Herzlichen Dank an LiLaLu und Streetlife Festival München, Mini München, JuKi München sowie Kinderfriedensfest Augsburg. POWER-TOWER Im Jahr 2019 wurde mehr als 200.000 Kinder und deren Begleitpersonen erreicht. Die 13 Power Tower stehen in Kliniken in München, Hamburg, Frankfurt/Main, Magdeburg, Jena, Bremen, Berlin, Nürnberg, Homburg a. d. Saar, Düsseldorf, Hannover, Dresden sowie Bad Dürrheim E.R.N.S.T. machen Im Jahr 2019 wurde die die Kooperation mit der Mansfeldt- Löbbecke Stiftung in Goslar und Hannover sowie dem Land Niedersachsen weitergeführt. In 12 Fortbildungen mit Kompetenztraining haben wir 170 Teilnehmer weitergebildet.
Power-Child Beratungsstelle In der Statistik für das Berichtsjahr 2019 sind alle persönlichen und telefonischen Beratungsgespräche sowie E-Mail-Beratungen erfasst worden. Die darüber hinaus gehenden zahlreichen Anfragen z.B. nach unseren Angeboten, anderen Beratungsmöglichkeiten, Informationsmaterialien, Kooperation u.v.m. sind darin nicht enthalten. Die Aussagemöglichkeiten der Statistik sind begrenzt. Das Ausmaß der Gewalt, die Lebenserfahrungen der einzelnen in Beratung kommenden Personen, ihre Fähigkeiten zur Veränderung und Inhalte und Intensität der Beratung kommen darin nicht zum Ausdruck. Je nach Anliegen und Alter der Ratsuchenden kann der mit einer Beratung verbundene Arbeitsaufwand unterschiedlich hoch sein, von einer einmaligen telefonischen Beratung bis hin zu einer monate- oder auch jahrelangen Begleitung der Klienten und Klientinnen und dem unterstützenden Umfeld. Darüber hinaus sagen die Angaben nichts über die tatsächliche Anzahl betroffener Mädchen, Jungen, Frauen und Männer aus. Beratungsnachfrage Im Berichtsjahr 2019 haben insgesamt 3.435 Personen aus dem gesamten Bundesgebiet die Beratungsstelle aufgesucht. Die folgende Grafik stellt die Verteilung der Ratsuchenden dar.
Neues aus unserer Kooperationsarbeit 13 Jahre Präventionsnetzwerk zum Schutz vor sexueller Gewalt an Kindern im Rahmen der United Kids Foundations in der Region Braunschweig/Wolfsburg Unter der Botschaft „Sag JA zu Dir und NEIN im richtigen Moment“ werden bereits seit 2006 die Power-Child Theater-Präventionsprojekte an Kindergärten und Grundschulen in den Regionen Braunschweig, Wolfsburg, Salzgitter, Peine und Gifhorn erfolgreich umgesetzt. Kinder im Alter von drei bis zehn Jahren, sowie deren Eltern, Lehrkräfte und ErzieherInnen nahmen an dem Präventionsprogramm teil. Zusätzlich baute Power-Child e.V. ein lokales Netzwerk zwischen Behörden, Polizei und Jugendämtern, gemeinnützigen Initiativen sowie engagierten Lehrkräften, ErzieherInnen aus, die sich für den langfristigen Schutz von Kindern und Jugendlichen in der Region einsetzen. Wir freuen uns sehr, dass die Kooperation auch in den nächsten Jahren weitergeführt wird. 15 Jahre Arbeitsgemeinschaft Münchner Fachstellen – Prävention und Hilfen für Kinder bei sexuellem Missbrauch Ziel der Arbeitsgemeinschaft ist, die Vernetzung und den Fachaustausch der Münchner Fachstellen, die präventiv, aber auch beratend und schützend mit betroffenen Kindern und ihren Familien arbeiten, sicherzustellen. Die Fachstellen profitieren von der wechselseitigen Information zum jeweiligen Arbeitsprofil und der Kenntnis der spezifischen Unterstützungs- und Hilfsangebote der einzelnen Einrichtungen. Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft sind neben Power-Child e.V.: AMYNA e.V., IMMA e.V., Stadtjugendamt, Beratungsstelle kibs – Kinderschutz e.V., Kinderschutzzentrum München, Kommissariat 105 und Wildwasser München e.V. Power-Child Aktionswochen zum Schutz vor sexueller Gewalt an Kindern in Kooperation mit der Stiftung Soziales München der Stadtsparkasse München Unter der Botschaft „Ich bin stark. Du bist stark. Drachenstarke Mutgeschichten.“ wurde 2019 das Power-Child Theater-Präventionsprojekt an Kindergärten und Kindertagesstätten mit Integrations- und Inklusionsgruppen in München erfolgreich umgesetzt. 1600 Kinder sowie deren Eltern, ErzieherInnen nahmen an dem Präventionsprogramm teil.
Öffentlichkeitsarbeit Sport & Spaß mit Power-Child Schirmherrin Dr. Christine Theiss und Biggest Loser Coach Ramin Abtin Am 01. Mai 2019 kamen 300 Sportbegeisterte, darunter auch 20 Biggest Loser Teilnehmer und ihre Partner in der Sporthalle vom ESV München zum 3. Charity Sporttag zugunsten von Power- Child e.V. zusammen. Biggest Loser Moderatorin Christine Theiss, der ehemalige Kickbox Weltmeister Ramin Abtin sowie die Sport Coaches und ehemaligen Biggest Loser Kandidaten Ali, Shirin und Jan sorgten dafür, dass Muskeln trainiert, und Kalorien verbrannt wurden. Vor allem die Kickboxen-Grundlagen und Selbstverteidigungsstunden wurden mit großer Begeisterung angenommen. Doch auch Functional Training, Bauch-Beine-Po-Übungen, Rücken- Training, Skyboxen, Zumba und Yoga hatten es in sich und ließen die Temperatur in der Sporthalle ansteigen. Zum Glück hatten Power-Child Unterstützer wie Adelholzener, Alfons Schuhbeck und dm für ausreichend Verpflegung gesorgt, so dass sich Flüssigkeits- und Kalorienhaushalte sofort wieder ausgleichen ließen. Darüber hinaus konnte jeder Teilnehmer mehr über die Arbeit von Power- Child e.V. erfahren und bekam eine Goodie Bag mit Informationsmaterial und Produkten von Flughafen München, dm und DoYourSports mit nach Hause. Das Fazit zum gelungenen Charity-Sporttag bei Power-Child e.V., Schirmherrin, Sport Coaches und Teilnehmern lautete einstimmig: Nächstes Jahr unbedingt wieder! Unglaubliche 85.935,- € wurden am Charity Power-Tag gespendet. Wir danken allen Teilnehmern, Sponsoren und Spendern. Ein besonderer Dank gilt unserer Schirmherrin Dr. Christine Theiss, Ramin Abtin und den Biggest Loser Teilnehmer für ihre wunderbare Unterstützung!
ECHT KRASS! und ECHT FAIR! Präventionsarbeit an weiterführenden Schulen Dieses Jahr war Power-Child e.V. mit zwei Präventionsausstellungen an weiterführenden Schulen in München unterwegs. Die Ausstellungen ECHT FAIR! und ECHT KRASS! wurden jeweils eine Woche in zwei Schulen gezeigt, ca. 500 Schüler*innen haben die Ausstellungen besucht. ECHT FAIR! ist eine Ausstellung zur Gewaltprävention für Mädchen und Jungen ab der 5. Klasse. An sechs Stationen setzen sich Mädchen und Jungen spielerisch und interaktiv mit dem Thema Gewalt auseinander. Die Ausstellung informiert Schülerinnen und Schüler über ihre Rechte und ihren Anspruch auf Schutz und Hilfe. Sie hat das Ziel, Mädchen und Jungen in ihren sozialen Kompetenzen zu stärken und regt sie an, sich mit fairem Umgang in Freundschaft und Partnerschaft auseinanderzusetzen. ECHT FAIR! wurde vom 5.11.-9.11.2019 in der Eduard Spranger Schule gezeigt. ECHT KRASS! ist ein interaktiver Präventionsparcours für Jugendliche ab der 7. Klasse. An fünf Stationen setzen sich Mädchen und Jungen spielerisch, erkenntnis- und handlungsorientiert mit den einzelnen Aspekten von Sexismus, sexueller Gewalt und Schutzrechten auseinander. Mädchen und Jungen sollen gestärkt werden, sexuelle Grenzverletzungen wahrzunehmen, sich gegen Übergriffe zu wehren und frühzeitig Hilfe zu holen. ECHT KRASS! wurde vom 26.11.-30.11.2019 an der Mittelschule Wittelsbacherstraße gezeigt. Beide Ausstellungen sind vom Präventionsbüro Petze e.V. aus Kiel entwickelt.
Zur Vorbereitung sind wir in die Klassen gegangen, haben mit den Jugendlichen diskutiert, Mädchen und Jungen haben sich positioniert und sie hatten viele Fragen: „Was ist sexueller Missbrauch? Wo fängt das an, wo hört das auf? Welche Rechte habe ich? Wie gehen Jungen mit erlebter Gewalt um? Wie kann ich helfen, ohne dass ein Erwachsener einbezogen wird?“ An diesen Diskussionen ist sehr sichtbar geworden, dass Jugendliche einbezogen werden wollen. Sie wollen mitreden, sie wollen mehr (auch untereinander) ins Gespräch kommen, sie wollen über sexualisierte Gewalt sprechen. Während der Ausstellungswoche an der Schule besuchten die Schüler*innen klassenweise die Ausstellung, die jeweils mit einer Eröffnungsfeier begann. Auch die Eltern hatten die Möglichkeit, während eines Elternabends die Ausstellung zu besuchen. Nachdem die Schüler*innen eine kurze Einführung zum Umgang mit der Ausstellung bekommen haben wurden diese mit einem Laufzettel, mit den von Ihnen erarbeiteten Fragen in die Ausstellung, geschickt. Die Schüler*innen sind auf die Suche nach den Antworten auf die Fragen gegangen. Sie hatten viel Spaß daran die Ausstellung zu erkunden, waren interessiert und haben viele Fragen gestellt. Sie waren betroffen von den Auswirkungen, die Gewalt haben kann und kreativ, wenn es um Lösungsstrategien ging. Wir planen auch künftig diese Ausstellung an Schulen zu zeigen, um mit den Kinder und Jugendlichen zu diesem Thema zu arbeiten. Dabei beschäftigen uns immer wieder die Frage: Wie viel Selbstständigkeit trauen wir den Jugendlichen zu - wie verletzlich sind sie noch und brauchen die Unterstützung von Erwachsenen, vor allen Dingen, wenn es um das Thema sexualisierte Gewalt geht?. Die Ausstellungswochen wurden von der Edith-Haberland-Wagner Stiftung und vom KIWANIS München finanziell unterstützt und dadurch erst ermöglicht. Im Namen der Kinder und Jugendlichen bedanken wir uns für diese Unterstützung!
Außerplanmäßige Fördermittel im Jahr 2019 Aktiv für Demokratie und Toleranz Das Bündnis für Demokratie und Toleranz - gegen Extremismus und Gewalt (BfDT) suchte auch im neunzehnten Jahr seines Bestehens mit dem Wettbewerb „Aktiv für Demokratie und Toleranz" nach vorbildlichen, zur Nachahmung geeigneten zivilgesellschaftlichen Projekten für eine demokratische und tolerante Gesellschaft. Das von Power-Child e.V. eingereichte Theater-Präventionsprojekt für Kindergärten und Kindertagesstätten „Ich bin stark. Du bist. Drachenstarke Mutgeschichten“ wurde vom Beirat des Bündnisses für Demokratie und Toleranz als vorbildlich eingestuft und mit einem Preis von 5.000,- € ausgezeichnet. Neben einer Fortbildung für Lehrkräfte und einem Elternabend ist ein zentraler Bestandteil des Projekts das Theaterstück. Mit dem Theater-Präventionsprojekt stärken wir Kindergartenkinder auf eine Weise, die ihnen Spaß macht und dabei nachhaltig wirkt. Wir sind stolz und freuen uns sehr, dass wir für diesen Ansatz vom Bündnis für Demokratie und Toleranz ausgezeichnet wurden. Diese Anerkennung bestärkt uns darin, mit unserer Arbeit fortzufahren.
Klicks für den guten Zweck Die Johannesbad Gruppe spendete im Jahr 2019 nach einer Abstimmung im Internet und per Postkarte für drei Organisationen. Mit der Weihnachtskampagne „Miteinander helfen!“ forderte der Gesundheitsdienstleister Mitarbeiter, Kunden und Partner nun schon zum Dritten Mal zum Mitmachen auf. Power-Child e.V. erhielt dabei 81 Prozent der Summe. Mehrere tausend Menschen haben abgestimmt. Sie haben für ihren persönlichen Favoriten bei der Weihnachtskampagne „Sei dabei!“ der Johannesbad Gruppe entschieden, wie die Spende verteilt wird. Der größte Beitrag der fünfstelligen Summe ging an Power-Child e. V.. 81 Prozent der Teilnehmer haben sich für unseren Verein entschieden. Der Rest der Summe ging zu 15 Prozent an OceanCare, vier Prozent haben das Institut für Rehabilitationsmedizinische Forschung an der Universität Ulm (IFR) unterstützt. Für die Johannesbad Gruppe sagen Dr. Johannes Zwick, Aufsichtsratsvorsitzender, sowie die Vorstände Dr. York Dhein und Werner Weißenberger: „Danke fürs Teilnehmen!“ Herzlichen Dank an die Johannesbad Gruppe und allen Teilnehmern für diese großartige Unterstützung unsere Arbeit!
Spendenaufruf anlässlich des Todes von Frau Dr. med. Angelika Zwick Letztes Jahr hat der Power Child mit Frau Dr. med. Angelika Zwick eine langjährige Freundin und Begleiterin des Vereins verloren. Ganz im Sinne der Verstorbenen wurde ein Spendenaufruf gestartet, der 21.538,- € erzielen konnte. Wir bedanken uns an dieser Stelle noch einmal bei unserem Vorstand Herrn Dr. Zwick, der diese Aktion für den Verein auf den Weg gebracht hat.
Die Finanzen Engagement von vielen macht unser Engagement möglich! Einnahmen 2019 Der Gesamtetat des Jahres 2019 betrug 362.892,23 Euro. Diese Summe setzte sich folgendermaßen zusammen: Ausgaben 2019 Die Ausgaben im Jahr 2019 gliedern sich folgendermaßen:
Danke, dass Sie auch weiterhin unsere wichtige Arbeit unterstützen! SPENDENKONTO HYPOVEREINSBANK MÜNCHEN IBAN: DE20 7002 0270 0665 9191 37 BIC: HYVEDEMMXXX
Bei Fragen stehen wir Ihnen jederzeit gerne mit Antworten zur Verfügung. Power-Child e.V. Maillingerstr. 14 80636 München Telefon: 089.38 666 888 Telefax: 089.38 666 890 E-Mail: info@power-child.de Home: www.power-child.de Schirmherrin Dr. Christine Theiss Vorstand Dr. med. Johannes Zwick (Vereinsvorsitzender) Andrea Reiser (bis 31.03.2019) Beirat Dipl.-Ökn. Mirjana Jaman Christian Kast Hasso Kolberg Christine Müller Dr. Despina Rüssmann Prof. Wolfram Winter Leitung der Geschäftsstelle Elisabeth von Medem-Stadler M.A. Projektleitung Ulrike Herle M.A. Projektassistenz Claudia Wild Öffentlichkeitsarbeit Karin Schmid Teamassistenz Stefanie Erlwein Wajd Al Khousse
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