Power-Child e.V. Tätigkeitsbericht 2019 - Wir machen Kinder und Jugendliche stärker!

Die Seite wird erstellt Stefan-Santiago Gottschalk
 
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Power-Child e.V. Tätigkeitsbericht 2019 - Wir machen Kinder und Jugendliche stärker!
Power-Child e.V.
Wir machen Kinder und Jugendliche stärker!

       Tätigkeitsbericht 2019
Power-Child e.V. Tätigkeitsbericht 2019 - Wir machen Kinder und Jugendliche stärker!
„Lass nicht locker“ Prävention mit Jugendlichen

Liebe Leserinnen und Leser,

unsere Arbeit besteht neben der Beratung, der Intervention und der Öffentlichkeitsarbeit auch
aus einem großen Teil Prävention. Dieser Tätigkeitsbericht setzt den Schwerpunkt auf den
Arbeitsbereich Prävention, der uns im Jahr 2019 viel beschäftigt hat. Prävention beinhaltet viele
Elemente und Bausteine, die nur gemeinsam wirksam werden können. Unser Ziel ist es diese
Bausteine zusammenzubringen.

Wir möchten Sie einladen, mit uns gemeinsam auf das Jahr 2019 zurück zu blicken. Ein Jahr, in
dem wir uns erneut eingesetzt haben für Betroffene sowie gegen Missbrauch und Gewalt, ein
Jahr, in dem wir wieder versucht haben, betroffenen Kinder und Erwachsene bestmöglich zur
Seite zu stehen.

Wir setzen uns dafür ein, dass Kindern Gehör geschenkt wird, sie mit ihrer Stimme
wahrgenommen werden und Schutz hergestellt wird, wann immer Kinder Hilfe benötigen.

Viele Menschen haben uns auch 2019 unterstützt und begleitet. Und dafür möchten wir uns
herzlich bedanken, natürlich gleichermaßen bei allen:

Spenderinnen und Spender
Mitglieder und Fördermitglieder
Klientinnen und Klienten
Kolleginnen und Kollegen
Kooperationspartnerinnen und ­partner

Mit ihrer wertschätzenden und umfangreichen Unterstützung schaffen Sie die Voraussetzung,
dass wir unsere Arbeit weiterhin fortsetzen können.

Im Juli 2020
Ihr Power-Child e.V. Team
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Starke und selbstbewusste Kinder, die in Sicherheit heranwachsen, Jugendliche, die
ihre Grenzen ziehen und selbstsicher ihren Weg gehen – das ist die Vision von Power-
Child e.V.

Wenn Kinder Opfer von Missbrauch und Gewalt werden, entstehen Wunden, die nur sehr
schwer heilen. Dunkelzifferschätzungen gehen davon aus, dass es in Deutschland jährlich zu bis
zu 250.000 sexuellen Übergriffen an Kindern kommt (Schätzung auf Grundlage der
Kriminalstatistik des BKA). Sich vor solchen Übergriffen zur Wehr zu setzen, ist für Kinder
schwer – starke und selbstbewusste Kinder haben in diesem Zusammenhang aber die größten
Chancen.

Die Schwächsten stärken, bevor etwas passiert – das ist die Aufgabe von Power-Child e.V.
Unsere Kinder und Jugendlichen leben in einer Welt, in der Missbrauch und Gewalt
allgegenwärtig sind. Vielen fällt es schwer, über ihre Ängste zu sprechen, zumal die Bedrohung
meist aus dem nahen sozialen Umfeld kommt – genau dort also, wo sie Hilfe finden sollten.
Power-Child klärt mit vielfältigen Präventionsprojekten über das Thema „sexuelle Gewalt“ auf
und sensibilisiert Kinder und Jugendliche für ihre eigenen Grenzen und bestärkt sie darin, diese
auch zu setzen. Betroffenen bietet der Verein Beratung und Therapie.

Ohne die Unterstützung von Privatpersonen und Unternehmen wäre unsere Arbeit nicht
möglich. Wir sind dankbar für jede Spende, die uns die Durchführung unserer Projekte
ermöglicht. Die Hilfe jedes Einzelnen ist nötig, um diese Welt für die Kinder sicherer zu machen
und wir danken allen unseren Förderern sehr herzlich für ihr Engagement.

Kinder haben das Recht auf Schutz vor Ausbeutung und Gewalt.

Wir danken Ihnen von Herzen, dass Sie sich gemeinsam mit uns für dieses Recht einsetzen!

                 Dr. med. Christine Theiss                 Dr. med. Johannes Zwick
                      Schirmherrin                           Vereinsvorsitzender
           Moderatorin und ehemalige Weltmeisterin Aufsichtsratsvorsitzender der Johannesbad
                  im Vollkontakt-Kickboxen                    Holding SE & Co. KG
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Unsere Projekte

Theater-Präventionsprojekts für Kindergärten ‚Ich bin stark. Du bist
stark. Drachenstarke Mutgeschichten.’
Die kindgroßen Handpuppen als Protagonisten führen die Kinder
altersgerecht und spielerisch durch verschiedene Situationen, in denen es
darum geht, auf sein Bauchgefühl zu vertrauen und sich zu wehren.

                               Theater-Präventionsprojekt für Grundschulen ‚Nein heißt Nein!’
                               Linus, der Grenzenzieher, sowie die Kinder Anna und Anton zeigen, wie
                               man Grenzen zieht und was man tun kann, wenn man in schwierige
                               Situationen kommt.

Power-Child Mobil
Wir besuchen Kinder- und Jugendfestivals in ganz Deutschland. Die Kinder
und ihre Eltern können sich am Stand informieren und beraten lassen.
Darüber hinaus gehen wir mit verschiedenen Aktionen und Workshops
auf das Thema Prävention ein.

                               Power Tower
                               Das eigens von Power-Child e.V. entwickelte Informations- und
                               Spielmodul verschönert die Wartezeit in Kinderkliniken zugleich auf
                               spielerische und lehrreiche Weise und findet – wie die
                               Verantwortlichen vor Ort bestätigen – bei den kleinen Patienten
                               großen Anklang.
„E.R.N.S.T. machen – Sexuelle Gewalt unter Jugendlichen verhindern“ –
ein pädagogisches Handbuch
Auf dem Hintergrund der „Arbeitsgemeinschaft Sexuelle Gewalt zwischen
Jugendlichen in Einrichtungen der Jugendhilfe“ entstand ein
pädagogisches Handbuch, das in der Kinder- und Jugendarbeit der
Orientierung dienen wird.

                           Beratung
                           Das Team von Power-Child e.V. berät am Telefon, per Mail oder bei einem
                           persönlichen Gespräch in der Beratungsstelle in München. Betroffenen
                           wird die Möglichkeit einer Traumatherapie geboten.

                           Fachberatung und Fachberatung nach §8a SGB VIII bei Verdacht auf
                           Kindeswohlgefährdung
                           Fachkräfte mit themen- oder fallspezifischen Fragen unterstützen wir mit
                           Fachberatung. Darüber hinaus leisten wir bei Verdacht auf Kindeswohl-
                           gefährdung durch sexuellen Missbrauch Fachberatung durch eine insoweit
                           erfahrene Fachkraft nach §8a SGB VIII an.

Fachberatung bei Verdacht auf sexuellen Missbrauch in Institutionen
Unser Angebot richtet sich an alle Fachkräfte und Teams, Leitungen, Geschäftsführungen sowie
Trägervertretungen.

Psychosoziale Prozessbegleitung
Wir begleiten Mädchen, Jungen und Erwachsene vor, während und nach einem Strafverfahren.
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Grundlegende Informationen und Hintergründe zu unserer Präventionsarbeit

Das Fundament der Prävention

Die Grundlagen und somit das Fundament guter Präventionsarbeit sind informierte und
handlungssichere Erwachsene. Nur wenn die erwachsenen Ansprechpersonen von Mädchen
und Jungen kompetent sind, wirkungsvoll zu schützen, lohnt es sich für die Jugendlichen, sie um
Hilfe und Unterstützung zu bitten. Andernfalls würden wir die Verantwortung für den Schutz
der Jugendlichen diesen selbst überlassen und sie somit mit ihren Problemen allein lassen.
Sinnvolle Prävention muss sich von daher immer auch Erwachsenen mit einbeziehen.

Erwachsene brauchen, um kompetente Ansprechpersonen für Jugendliche zu sein, in erster
Linie Informationen. Dazu gehört Grundwissen über Entstehung und Bedeutung von
Missbrauch und Gewalt gegen Mädchen und Jungen. Das bedeutet, Wissen über Täter-
strategien, planvolles Vorgehen von Täter*innen, sowie über die Folgen von Gewalt bei den
Betroffenen, damit Erwachsene, denen sich die Jugendlichen anvertrauen, verstehen und
würdigen können, welch großer Schritt dies für die Betroffenen war. Erwachsene müssen sich
sicher fühlen, welche Reaktionen angemessen und hilfreich sind.

Weiterhin braucht es Kenntnisse über die aufdeckende Wirkung von Prävention. Das bedeutet,
bevor jemand in die präventive Arbeit mit Jugendlichen einsteigt, sollte er oder sie sich bewusst
machen, dass es sein kann, dass die Jugendlichen, wenn sie gefragt werden, auch etwas über
ihre Gewalterfahrungen berichten. Daher sollte bereits zuvor ein Interventionsplan vorliegen.
Der Interventionsplan regelt das verbindliche Vorgehen im Fall und muss vereinbart und
abgesprochen sein, bevor präventiv gearbeitet wird.

Erwachsene brauchen für effektive Prävention
Wissen um die eigenen fachlichen Zuständigkeiten
und persönlichen Grenzen, sowie Kenntnisse über
die regional vorhandenen Interventionsstrukturen
und      Unterstützungsangebote      und    deren
Arbeitsweisen. Denn: „Keiner allein, keine Person
und keine Institution, kann Missbrauch und Gewalt
verhindern und Kinder schützen“. Wirkungsvolle
Prävention braucht daher die koordinierte
Zusammenarbeit kompetenter Stellen über
institutionelle Grenzen hinweg.
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Präventiv wirkt eine Haltung von erwachsenen Bezugspersonen, die im Alltag zum Tragen
kommt. Der punktuelle Besuch von Fachpersonen in Gruppen von Jugendlichen kann hilfreich
sein, um Informationen über Gewalt und deren Folgen zu vermitteln und Unterstützungs-
möglichkeiten aufzuzeigen, sowie Gespräche über die Thematik in Gang zu bringen. Tatsächlich
wirkungsvoll sind jedoch erwachsene Bezugspersonen im Alltag der Jugendlichen, die Mädchen
und Jungen sensibel begegnen und sich für ihre Sichtweisen, Bedürfnisse und Lebensrealitäten
interessieren. Jugendliche Erwachsene, die ihnen zuhören und versuchen, sie zu verstehen,
gleichzeitig eine klare Haltung gegen jede Form von Gewalt (verbal, körperlich, sexuell)
einnehmen und den Jugendlichen gegenüber vertreten. Und sie brauchen Erwachsene, die sich
schließlich auf den Weg machen, gemeinsam mit den Jugendlichen adäquate Lösungen für
deren Probleme zu finden, jedoch auch bereit sind, sollte es im Sinne des Schutzes der
Mädchen und Jungen nicht anders abwendbar sein, auch gegen deren Willen die nötigen
Schritte zum Schutz entschlossen zu gehen.

Regionale Strukturen

In München und Landkreis München wird an diesen Fundamenten seit Jahren
institutionenübergreifend gearbeitet. Es gibt einen Arbeitskreis, in dem Absprachen zwischen
Jugendämtern, Polizei, Staatsanwaltschaft, Familiengericht, Strafgericht, Kliniken, Kinderärzten
und Beratungsstellen getroffen und reflektiert werden. Es gibt die sogenannte „Regionale
Frühprävention“ auf Initiative der regionalen Jugendämter hin, mit dem Ziel, allen mit Kindern
und Jugendlichen tätigen Personen Informationen, Wissen und Strukturen zur Reflektion zum
Thema „Schutz vor Gewalt“ zur Verfügung zu stellen.

Konzepte für Fortbildungen von Fachkräften werden in diesem Kontext gemeinsam entwickelt
und umgesetzt. In konkreten Fällen stehen „insoweit erfahrene Fachkräfte“ zur Verfügung, die
bei der Einschätzung von Gefährdungssituationen helfen und evtl. notwendige
Schutzmaßnahmen mit den Fachkräften entwickeln. Bestimmte Fallkonstellationen werden mit
den freien Trägern und den Jugendämtern reflektiert, um Vorgehensweisen zu optimieren.
Zusätzlich bieten interdisziplinäre Fachgespräche einen Raum für Diskussionen, um Konzepte zu
reflektieren und je nach Problemlagen auch zu entwickeln und zu diskutieren.

Geschlechtsspezifische Prävention im Jugendalter

In der Phase der körperlichen Reifung zu Mann oder Frau spielt auch die Entwicklung einer
Geschlechtsrollenidentität eine zentrale Rolle. Vor allem Einschränkungen von
Lebensfreiheiten, die z.T. im Kindesalter noch möglich waren, spielen zunehmend eine Rolle.
Jungen dürfen auf keinen Fall feminin sein. Mädchen müssen, am besten sogar vorrangig,
interessiert an ihrem Äußeren und an Jungen sein, aber zugleich auch auf keinen Fall zu „sexy“.
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Diese Tabus machen es Jugendlichen oft schwer, zur ganzen Bandbreite ihrer Empfindungen,
Gedanken und körperlichen Entwicklungen zu stehen, darüber nachzudenken, zu reden und
eventuell sich Unterstützung zu suchen. Und selbst wenn sie diese Redetabus überwinden,
erleben sie nicht selten auch von Erwachsenen eine Bestätigung der Tabus und
Einschränkungen, je nach persönlicher Überzeugung und/oder kultureller Zugehörigkeit der
Eltern sind diese unterschiedlich ausgeprägt. Klischees über sexuellen Missbrauch greifen
genau in solche Tabus und Einschränkungen, indem Opfern die Verantwortung zugeschrieben
wird, wenn sie sich sexuell attraktiv gezeigt haben, und indem Täter von Verantwortung
entlastet werden, wenn sie sich rollenkonform dominant verhalten haben. Je stärker
Jugendliche in ihrem Recht auf Vielseitigkeit eingeschränkt werden, desto schwerer fällt es
ihnen, möglichst frühzeitig die Unterstützung Erwachsener zu suchen.

In der Präventionsarbeit mit Jugendlichen müssen diese geschlechtsspezifischen Aspekte mit
berücksichtigt werden. Mitunter fällt es ihnen leichter, in geschlechtsspezifischen Gruppen zu
sprechen, mitunter suchen sie gerade das andere Gegenüber, mitunter begegnen sie den
Geistesverwandten beim anderen oder einem dritten Geschlecht, mit Begeisterung,
Selbstverständlichkeit oder Erschrecken. Die Erwachsenen sollten verstehen können, welche
Herausforderung es für die Jugendlichen bedeutet, sich jenseits der Rollenvorschriften
persönlich zu entwickeln.
Power-Child e.V. Tätigkeitsbericht 2019 - Wir machen Kinder und Jugendliche stärker!
Highlights und Aktivitäten der Präventionsarbeit 2019

Lass nicht locker
Prävention mit Jugendlichen

In diesem Jahr haben wir uns im Rahmen der Prävention viel mit der Zielgruppe der
Jugendlichen beschäftigt. Einer von mehreren Gründen dafür waren die Ergebnisse der SPEAK
Studie der Universitäten Marburg und Gießen. Für die Studie wurde eine beachtliche Menge
Jugendlicher zu ihren Erfahrungen mit sexualisierter Gewalt, und zwar aus der Perspektive als
Betroffene, als Täter*innen und als Beobachter*innen, befragt. Es wurde deutlich, dass die
Thematik Jugendliche in allen drei Rollen stark beschäftigt. Eines der vielen bedeutenden
Ergebnisse der Studie war zudem, dass Jugendliche angaben, besonders häufig mit
gleichaltrigen Freunden und Freundinnen über ihre Erlebnisse im Zusammenhang mit
sexualisierter Gewalt zu sprechen. Dies macht deutlich, dass in der Prävention mit Jugendlichen
diese nicht nur als potenzielle Betroffene oder Täter*innen angesprochen werden müssen,
sondern vor allem auch als potenziell wichtige Hilfspersonen für Betroffene.

Viele Teilnehmer*innen unserer Fortbildungen E.R.N.S.T. machen, betreuen beruflich
Jugendliche, ob als Lehrkräfte an Gesamtschulen, Sozialarbeiter*innen an Schulen,
Betreuer*innen in stationären Einrichtungen oder als ambulante Familienhilfen. Jugendliche
und junge Erwachsene begegneten uns im Rahmen von Klassenbesuchen der 9. Klassen der
Regelschulen sowie der INTEA-Klassen oder Klassen aus den Berufsschulen, z.B. angehende
Erzieher*innen oder Krankenpfleger*innen, die unsere Beratungsstelle besuchten und mehr
über unsere Arbeit erfahren wollten. Wie jedes Jahr gaben wir auch 2019 wieder viele
Fortbildungen zum Thema „Schutz vor Kindeswohlgefährdung“ für ehrenamtlich Tätige, ob in
Sportvereinen (die wir auch in der Ausarbeitung vereinseigner Schutzkonzepte begleiten) oder

der offenen Jugendarbeit. Auch dort nahmen wir vermehrt die Zielgruppe der Jugendlichen als
Betroffene, Täter*innen oder Zeugen*innen von Gewalt und somit als Adressat*innen von
Prävention wahr. Im Auftrag des Ministeriums für Soziales und Integration in Niedersachsen
gaben wir Inhouse-Fortbildungen für pädagogische Fachkräfte zur Etablierung eines
Präventionskonzeptes in deren Einrichtungen.

Und last but not least tauchten wir direkt in die praktische Präventionsarbeit mit Jugendlichen
ein, in dem wir Präventionsausstellungen, die von einem Präventionsbüro aus Kiel entwickelt
wurden, an zwei Münchner Schulen holten und pädagogisch begleiteten.
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Besonders die Arbeit mit den Jugendlichen selbst und unsere feste Überzeugung, dass die
Mädchen und Jungen für eine gelingende Prävention an der Entwicklung der Konzepte
teilhaben sollten, brachte uns zu dem Entschluss, nun auch die Jugendlichen selbst zu Wort
kommen zu lassen. Daher finden sie im Folgenden einige O-Töne der Jungen und Mädchen im
Rahmen unserer Projekte und erste Gedanken von uns dazu, was dies in der Konsequenz für
eine gute Präventionsarbeit bedeuten könnte. Wir möchten sie mit dem nachfolgendem Text
dazu anregen und ermutigen, sich eigene Gedanken machen – vielleicht fragen Sie selbst auch
mal die Mädchen und Jungen in ihrer Umgebung - uns haben diese Gespräche jedenfalls sehr
viel Spaß gemacht und zum Nachdenken angeregt.

Perspektiven der Mädchen und Jungen

Im Folgenden möchten wir gerne einige Themen der Jugendlichen selbst sichtbar machen. Die
aufgeführten Beispiele sollen dazu anregen, Ideen zu bekommen, was alles zur Prävention mit
der Zielgruppe der Jugendlichen gehört und was den Jugendlichen, im Rahmen unserer
Projekte, selbst in Bezug auf das Thema wichtig war.

Keine Angst vor der Thematik

Häufig beginnen unsere Termine mit Jugendlichen damit, dass wir danach fragen, ob sie etwas
mit dem Thema sexualisierte Gewalt anfangen können. Nach einigem Zögern berichten dann
einzelne Mädchen oder Jungen von horrorartigen gewaltvollen Geschichten, zum Beispiel über
Vergewaltigungen durch Fremde nachts im Wald. Häufig berichten sie, sie hätten darüber
etwas im Fernsehen gesehen oder im Internet gelesen.

Möglicherweise dient das zum einen dazu, uns Erwachsene zu testen – wie reagieren wir auf
solche Geschichten? Werden wir selbst hilflos? Können wir dazu etwas sagen? Wie schnell kann
man uns irritieren? Möglicherweise liegt darin auch eine sehr gute Schutzfunktion – diese
Situationen erscheinen ausreichend weit entfernt von einem selbst, um drüber sprechen zu
können. Möglicherweise zeigt es auch die eigene riesige Hilflosigkeit im Angesicht des Themas
Gewalt, welche die Jugendlichen verspüren.

Was hier hilft, ist eine klare Haltung zu bewahren und keine Angst vor schwierigen Themen zu
haben. Wir brauchen als Erwachsene nicht für alles sofort eine Lösung. Zu Beginn reicht die
Bereitschaft zuzuhören, es auszuhalten und gemeinsam ins Gespräch zu kommen.

„So viel Gewalt macht ganz schön viel Angst und Wut und manchmal fühlt es sich bestimmt so
an, als könne man einfach gar nichts dagegen tun“ sagte eine Kollegin zu einem Jungen, der ihr
von viel Gewalt im Wohnviertel berichtet hatte. Der Junge schaute sie an und erwiderte „Echt
jetzt? Sie verstehen das? Schön, dass es mal jemand versteht.“
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Information und Wissen

Wenn die Mädchen und Jungen auf Erwachsene treffen, die keine Angst haben über das Thema
sexualisierte Gewalt zu sprechen, stellen sie viele Fragen: „Was ist sexueller Missbrauch?“ „Wo
fängt das an?“ „Was machen Jungen, wenn sie Gewalt erleben?“ „Ist Angrapschen schon
sexuelle Belästigung?“ „Warum tun das die Täter?“ Die Jugendlichen fordern Wissen über
sexualisierte Gewalt ein und nehmen die Informationen gerne an. Sie gewinnen Sicherheit mit
dem Thema durch Informationen zu Definitionen, Ursachen, Täterstrategien.

Die Schülerinnen einer 9.Klasse berichten der Kollegin, dass bei ihnen vor nicht allzu langer Zeit
ein Mädchen einen Mitschüler wegen sexueller Übergriffe angezeigt hatte. Der Junge war ein
Schüler der Parallelklasse, den viele gut kannten. Die Übergriffe waren über ein Jahr her, die
Anzeige war erst kurz zuvor erfolgt. Die Kommentare, die nun folgten, waren in etwa diese:
„Die ist eh nicht wählerisch.“ „Warum erzählt die das erst jetzt?“ „Kann ja nicht so schlimm
gewesen sein, die war danach ja nochmal bei ihm zu Hause und auch auf seiner
Geburtstagsparty.“

Die Kollegin besprach mit den Jugendlichen die Struktur von Gewalt, wie Täter*innen die
Betroffenen manipulieren und warum sich Betroffene meist selbst sehr schuldig fühlen oder
schämen. Sie berichtete darüber, wie sich viele Betroffene fühlen und warum es unendlich
schwer ist, über erlebte Gewalt zu sprechen. Aber auch darüber, warum es für Beschuldigte
auch hilfreich ist, wenn die Vorwürfe ordentlich, zum Beispiel polizeilich, untersucht werden.
Am Ende der Begegnung gaben einige der Schülerinnen die Rückmeldung, jetzt doch nochmal
anders auf die Situation zu blicken: „Dann war da ja vielleicht doch was dran. Ich sollte nochmal
mit ihr reden“ oder „Stimmt, wenn dann bei der Polizei rauskommt, dass er es nicht war, ist das
ja auch nur gut für ihn. Dann wäre es endlich geklärt“.
In einem anderen Zusammenhang war die Frage: „Wieso darf man ab 14 Sex haben, aber dann
keine Pornos per Whatsapp bekommen?“ Viele Mädchen und Jungen sind sehr interessiert an
Informationen zu rechtlichen Grundlagen. Sexuelle Handlungen an unter 14jährigen sind nicht
erlaubt und es ist untersagt unter 18jährigen Pornographie zugänglich zu machen. Häufig
wissen die Jugendlichen noch wenig über die rechtliche Situation. Über diesen Einstieg kommt
man mit den Jugendlichen schnell zu wesentlichen Fragen aus ihrem Alltag: Könnte es sein, dass
ein 14jähriger Junge es auch eklig findet, von seinem Kumpel einen Porno geschickt zu
bekommen? Kann er das offen zeigen? Mit wem könnte er über seine Gefühle sprechen? Was
sagt das über unsere Bilder von „Männlichkeit“ aus. Ein Mädchen sagte dazu: „So habe ich
darüber noch nie nachgedacht. Für einen Jungen könnte das auch wirklich schlimm sein. Und
wenn, dann ist der damit vielleicht ganz allein...“

Ein anderes Mädchen berichtete, dass sie mal Bilder von sexuellen Handlungen geschickt
bekommen habe und sie diese Bilder eklig und erschreckend fand: „Ich habe die immer noch
vor Augen und muss wirklich häufig daran denken, auch wenn ich das gar nicht will.“ Im
Anschluss konnten einige Mitschüler*- innen ihr berichten, dass sie das auch schon erlebt
hatten und das Gefühl kennen.

Orientierung

„Ein bisschen ist die doch dann aber auch selbst schuld! Wie kann man so doof sein?“ ist häufig
die Reaktion auf die Vorstellung eines Fallbeispiels, das wir mit den Jugendlichen besprechen.
Dabei geht es um ein Mädchen, die ihrem Freund ein Nacktbild per Handy schickt und der das
Bild nach der Trennung an seine Freunde weiterleitet. Eine Situation, die fast alle Jugendlichen,
auf die wir treffen, bereits miterlebt haben. „Sowas gab es bei uns auch schon mal. Ging an der
ganzen Schule rum. Ich würde mich an ihrer Stelle echt schämen.“ Was es nun benötigt, ist
Orientierung. Wer hat in diesem Beispiel eigentlich wem etwas „angetan“ und wer wird dafür
„beschuldigt“?

Die Antwort der Kollegin: „Stellt euch mal vor, ihr geht allein in ein Café und lasst euren
Geldbeutel auf dem Tisch offen liegen, wenn ihr auf die Toilette geht. Ihr kommt wieder und er
ist gestohlen. Seid ihr jetzt verantwortlich dafür und werdet ihr bestraft oder der Dieb, wenn er
erwischt wird? Gut, vielleicht war es naiv, den Geldbeutel liegenzulassen – aber berechtigt das
einen anderen Menschen, ihn zu stehlen? Und nun stellt Euch noch dazu vor, ihr wart nicht allein
in dem Café, sondern mit eurem besten Freund, dem ihr vertraut und den ihr mögt. Ihr bittet ihn
auf euren Geldbeutel aufzupassen, während ihr auf die Toilette geht. Ihr kommt wieder und der
Freund ist samt dem Geldbeutel verschwunden. Wer ist nun verantwortlich?“
Ein Junge sagte in Bezug auf Mädchen, die sich ritzen: „Die wollen doch nur Aufmerksamkeit!“,
ein Mädchen antwortete: „Und die Jungs prügeln sich stattdessen.“ Ein weiteres Mädchen
versuchte eine Erklärung zu finden: „Ja, vielleicht weil sie ein Problem haben und Hilfe
brauchen!“ Jugendliche sind oft unsicher im Umgang mit Gewalt oder deren Folgen, es
entstehen dabei Fragen wie: „Was kann ich tun, wenn ich sehe, dass es einer
Mitschülerin/einem Mitschüler schlecht geht? Wie drückt sich Not aus? Wie geht es
Betroffenen? Jede/r hat seinen eigenen Umgang mit der inneren Not, wie erkenne ich das?“ Hier
fordern die Jugendlichen Orientierung und alternative Handlungsmöglichkeiten, um mit Not
und schlechten Gefühlen besser umgehen zu können, aber auch, um zu erkennen, wann es
Freunden und Freundinnen möglicherweise schlecht geht.

Ein weiterer Junge betonte: „Jungen müssen immer stark sein!“, ein anderer Junge antwortete:
„Das stimmt ja gar nicht! Was würdest du denn tun, wenn deine Mutter sterben würde?
Könntest du dann stark bleiben? Ich auf jeden Fall nicht. Ich wäre traurig!“. Der erste Junge
fragte daraufhin zurück: „Würdest du dann auch heulen?“ und die Antwort: „Klar, weil ich doch
traurig bin.“ Zu Prävention mit Jugendlichen gehört Orientierung in Themen wie:
Geschlechterrollen, Männlichkeitsbild, Frauenbilder, Reden über Gefühle, tradierte Konstrukte,
Muster und Haltungen entdecken, prüfen und gegebenenfalls neu denken. Wie das Beispiel
zeigt, können sich gerade hierbei Jugendliche gut gegenseitig unterstützen. Besonders, wenn
man Ihnen einen sicheren, gewaltfreien Raum zum Austausch über sensible Themen anbietet.
Ein Junge sagte zuletzt zu einer Kollegin: „Es ist schön, mal über sowas alles offen sprechen zu
können“. Prävention mit Jugendlichen bedeutet daher in erster Linie die Schaffung einer
„Gesprächskultur“, in der es möglich ist, über sensible Themen offen reden zu können.

Bewertung und Positionierung

In der präventiven Arbeit mit Jugendlichen begegnet man häufig der Thematik Peergewalt und
dabei auch der Allgegenwärtigkeit von verbaler Gewalt. Zitat eines Jugendlichen: „Schlampe,
Opfer, Homo, Schwuchtel usw. das ist doch schon voll normal! Das ist unsere Lebensrealität, das
gehört zu unserem Alltag, das sind Schimpfworte, über die wir nicht weiter nachdenken.“ Ein
guter Einstieg, um mit einer klaren Haltung gegen Sexismus und Gewalt, als Erwachsener eine
Position zu beziehen und ins Gespräch darüber zu kommen. Was bedeutet Sexismus? Welche
Erfahrungen haben die Jugendlichen damit gemacht, als Opfer, als Zeugen, als Täter*innen?
Wie geht es den Betroffenen? Muss ich so einen Umgang einfach akzeptieren oder kann ich
auch als einzelne Person etwas dagegen machen? Was und wie? Welche Möglichkeiten habe
ich in der Dynamik? Wie kann ich helfen?
Ein ähnliches Thema, das Jugendliche in diesem Zusammenhang häufig als wichtig empfinden,
ist die Idee, man müsse selbst Gewalt ausüben, um nicht Opfer zu werden: „Anders verstehen
die es nicht. Einmal ordentlich draufgehauen und dann wird man in Ruhe gelassen. Geht man
weg oder petzt, bleibt man für immer das Opfer.“ Oder aber die Sicht auf körperliche Gewalt als
einzige Handlungsoption nach Beleidigungen: „Was soll man den anderes machen, wenn
jemand meine Mutter beleidigt?“

Grundsätzlich fordern Jugendliche im Gespräch mit den Erwachsenen die Bewertung
verschiedener Situationen ein:

                  Ich brauche jemanden, dem ich vertrauen kann!

Auf die Frage, was sich Jugendliche von Erwachsenen wünschen, um Ihnen bestmöglich helfen
zu können, antwortete eine Jugendliche: „Ich brauche jemanden, dem ich vertrauen kann.“ Die
Kollegin fragte, woran sie merken würde, dass sie jemandem vertrauen kann. „Sie müsste sich
Zeit nehmen und mir zuhören. Mir glauben. Hartnäckig sein. Also, dass sie dranbleibt, nachbohrt
und gleichzeitig meine Grenzen achtet. Einfach nicht locker lässt und auch mal klar ist.“
Hilfsmöglichkeiten und Unterstützung

Die Jugendlichen diskutieren im Rahmen unserer Veranstaltungen häufig über ihren Wunsch
nach einer Kultur des Hinsehens, Hinhörens und Mitredens. Sie sprechen darüber, wie zum
einen ein fairer Umgang untereinander möglich wäre, was aber zum anderen z.B. auch Schule
als Institution dazu beitragen könnte. Sie äußern eine Bedürftigkeit nach Schutz durch
Erwachsene, in vielen Fällen Lehrer*innen, und besprechen Erlebnisse, in denen ihr
Hilfeersuchen von Lehrer*innen abgewiesen worden war. Sie berichten, dass sie dabei häufig
Sätze hören wie „Klärt das doch unter Euch.“ Oder „Lass mich damit bloß in Ruhe“. Anlass für
ein Gespräch mit Jugendlichen, im Rahmen der Vorbereitung zu einer Präventionsausstellung,
war die Zeichnung eines Schulhofs, auf dem unterschiedliche Arten von Gewalt gezeigt wurden.
Die Aufgabe für die Schüler*innen bestand darin, rote Kreise um Situationen zu zeichnen, die
sie nicht in Ordnung fanden. Eine Schülerin bemerkte daraufhin: „Eigentlich kann man um das
ganze Blatt einen roten Kreis malen, weil niemand hinsieht, zuhört oder Hilfe holt, selbst die
Lehrer unternehmen nichts.“

Nach einer Übung im Rollenspiel zu einer Gewaltsituation auf dem Schulhof, bei der es um die
Frage ging, was können andere tun, um zu helfen, sagte ein Junge „Wie kann ich denn helfen,
wenn ich schwächer als die anderen bin?“ Das zeigt, dass Jugendliche Informationen über
Hilfemöglichkeiten brauchen. Es ist gut, gemeinsam zu überlegen, wohin man sich wenden
kann.

„Was kann ich tun, wenn sich jemand anderes nicht von mir helfen lassen möchte? Das ist doch
seine Entscheidung. Darf ich mich dann überhaupt einmischen?“ „Wie kann ich helfen ohne
Erwachsene, wenn meine Freundin nicht will, dass ich Erwachsene einbeziehe?“

Ein Thema, was in allen Bereichen Jugendliche beschäftigt ist die Ambivalenz zwischen dem
Wunsch nach Selbstständigkeit und einer Bedürftigkeit nach Schutz durch Erwachsene. Dies ist
auch in der Prävention zu beachten. Anders als mit kleineren Kindern kann man mit den
Jugendlichen durchaus offener über die Wahl der Hilfspersonen sprechen: hier können
Informationen über das eigenständige Beratungsrecht von Jugendlichen, Beratungsstellen in
der Umgebung helfen und, dass man dort auch als unterstützende Freundin Rat bekommen
kann. In Gesprächen kann überlegt werden, was realistisch ist und was nicht. Wo können sich
Jugendliche selbst schützen und wo braucht es Erwachsene, die dies übernehmen? Und wo
findet man diese Erwachsenen?
Rolle Eltern bei Jugendlichen

„Mit meinen Eltern kann ich nicht reden.“ Bei Jugendlichen fallen die Eltern als mögliche
Hilfsinstanz eher weniger ins Gewicht als bei jüngeren Kindern. Eine Diskrepanz zeigt sich auch
in der Teilnahme an den durch uns veranstalteten Elternabenden zum Thema „Wie schütze ich
mein Kind vor Gewalt“, Eltern von Jugendlichen nehmen hieran nur selten teil.

Bei anderen Jugendlichen gibt es eine Idee, Gewalt mit Gewalt zu begegnen. Dann hören wir
Äußerungen, wie: „Mein Onkel, der regelt das schon!“ Es lohnt sich, mit den Jugendlichen an
diesen Stellen ins Gespräch zu kommen und sich anzuhören, welche Ideen sie zur
Konfliktbewältigung haben. Welche Vorbilder gibt es für sie? Wie ist das bei den anderen und
welche weiteren Hilfsmöglichkeiten und Handlungsalternativen gibt es noch?

Fazit

Jugendliche brauchen       Informationen,   Orientierung,    Bewertung,    Positionierung   und
Hilfsangebote.

Jugendliche brauchen Erwachsene
   • welche selbst die Informationen haben, oder bereit sind, Jugendliche bei der Beschaffung
       der Informationen zu unterstützen.
   • die eine klare Haltung gegen Gewalt einnehmen und diese in jeder Situation vertreten.
       Sie brauchen Erwachsene, die sich selbst klar positionieren und in einer offenen,
       gewaltfreien Gesprächskultur Jugendliche darin unterstützen, zu einer eignen Haltung zu
       finden.
   • die ihnen sichere Räume schaffen, in denen sie gemeinsam ihre eigenen Lösungswege
       finden und sich gegenseitig unterstützen können.
   • die keine Angst vor schwierigen Themen haben und die nicht gleich die Lösung wissen,
       sondern bereit sind, zunächst einmal gemeinsam das Problem zu verstehen.

     Jugendliche brauchen also Erwachsene, die … ach was – fragen Sie doch selbst einmal
    nach, was „ihre“ Jugendlichen von Ihnen brauchen – wir sind gespannt…
Weitere Projekte und Aktivitäten 2019

Sag JA zu Dir und NEIN im richtigen Moment

Ich bin stark. Du bist stark. Drachenstarke Mutgeschichten
Unser Theater-Präventionsprojekte an Kindergärten und Kindertagesstätten

Unter dem Motto „Ich bin stark. Du bist stark.
Drachenstarke Mutgeschichten“ haben im Jahr 2019 ca.
17.250 Kinder, Eltern und Fachkräfte an unserem
Präventionsprojekt in ganz Deutschland teilgenommen.
Nicht zuletzt dank der großartigen Kooperation mit der
Volksbank BraWo Stiftung im Rahmen der Unidet Kids
Fundations und dem Bündnis für Kinder konnten wir 2019
viele Kinder und Erwachsene erreichen.

                             NEIN heißt NEIN
                             Theater-Präventionsprojekte an Grundschulen

                             Im Jahr 2019 haben unter dem Motto „NEIN heißt NEIN“ ca.
                             16.780 Kinder, Eltern und Fachkräfte an unserem
                             Präventionsprojekt in ganz Deutschland teilgenommen. Eine
                             Besonderheit ist die Aktion „Gemeinsam sichere Orte schaffen“
                             ein Ort, eine Stadt, eine Region macht sich stark für den
                             Kinderschutz.
Mobile Beratung und Information

Im Jahr 2019 haben an 10 Festivaltagen in ganz
Deutschland ca. 250.000 Kinder, Jugendliche und
Erwachsene unseren Stand besucht und sich rund um
das Thema Prävention beraten und informiert. Große und
kleine Besucher hatten viel Spaß bei unseren
Präventionsabenteuern.

Herzlichen Dank an LiLaLu und Streetlife Festival München,
Mini München, JuKi München sowie Kinderfriedensfest Augsburg.

                       POWER-TOWER

                       Im Jahr 2019 wurde mehr als 200.000 Kinder und deren
                       Begleitpersonen erreicht.

                       Die 13 Power Tower stehen in Kliniken in München, Hamburg,
                       Frankfurt/Main, Magdeburg, Jena, Bremen, Berlin, Nürnberg,
                       Homburg a. d. Saar, Düsseldorf, Hannover, Dresden sowie Bad
                       Dürrheim

E.R.N.S.T. machen

Im Jahr 2019 wurde die die Kooperation mit der Mansfeldt-
Löbbecke Stiftung in Goslar und Hannover sowie dem Land
Niedersachsen weitergeführt.

In 12 Fortbildungen mit Kompetenztraining haben wir
170 Teilnehmer weitergebildet.
Power-Child Beratungsstelle

In der Statistik für das Berichtsjahr 2019 sind alle persönlichen und telefonischen
Beratungsgespräche sowie E-Mail-Beratungen erfasst worden. Die darüber hinaus gehenden
zahlreichen Anfragen z.B. nach unseren Angeboten, anderen Beratungsmöglichkeiten,
Informationsmaterialien, Kooperation u.v.m. sind darin nicht enthalten.

Die Aussagemöglichkeiten der Statistik sind begrenzt. Das Ausmaß der Gewalt, die
Lebenserfahrungen der einzelnen in Beratung kommenden Personen, ihre Fähigkeiten zur
Veränderung und Inhalte und Intensität der Beratung kommen darin nicht zum Ausdruck. Je
nach Anliegen und Alter der Ratsuchenden kann der mit einer Beratung verbundene
Arbeitsaufwand unterschiedlich hoch sein, von einer einmaligen telefonischen Beratung bis hin
zu einer monate- oder auch jahrelangen Begleitung der Klienten und Klientinnen und dem
unterstützenden Umfeld.

Darüber hinaus sagen die Angaben nichts über die tatsächliche Anzahl betroffener Mädchen,
Jungen, Frauen und Männer aus.

Beratungsnachfrage

Im Berichtsjahr 2019 haben insgesamt 3.435 Personen aus dem gesamten Bundesgebiet die
Beratungsstelle aufgesucht. Die folgende Grafik stellt die Verteilung der Ratsuchenden dar.
Neues aus unserer Kooperationsarbeit

13 Jahre Präventionsnetzwerk zum Schutz vor sexueller Gewalt an Kindern im Rahmen
der United Kids Foundations in der Region Braunschweig/Wolfsburg

Unter der Botschaft „Sag JA zu Dir und NEIN im richtigen Moment“ werden bereits seit 2006
die Power-Child Theater-Präventionsprojekte an Kindergärten und Grundschulen in den
Regionen Braunschweig, Wolfsburg, Salzgitter, Peine und Gifhorn erfolgreich umgesetzt. Kinder
im Alter von drei bis zehn Jahren, sowie deren Eltern, Lehrkräfte und ErzieherInnen nahmen
an dem Präventionsprogramm teil. Zusätzlich baute Power-Child e.V. ein lokales Netzwerk
zwischen Behörden, Polizei und Jugendämtern, gemeinnützigen Initiativen sowie engagierten
Lehrkräften, ErzieherInnen aus, die sich für den langfristigen Schutz von Kindern und
Jugendlichen in der Region einsetzen. Wir freuen uns sehr, dass die Kooperation auch in den
nächsten Jahren weitergeführt wird.

15 Jahre Arbeitsgemeinschaft Münchner Fachstellen – Prävention und Hilfen für
Kinder bei sexuellem Missbrauch

Ziel der Arbeitsgemeinschaft ist, die Vernetzung und den Fachaustausch der Münchner
Fachstellen, die präventiv, aber auch beratend und schützend mit betroffenen Kindern und
ihren Familien arbeiten, sicherzustellen. Die Fachstellen profitieren von der wechselseitigen
Information zum jeweiligen Arbeitsprofil und der Kenntnis der spezifischen Unterstützungs-
und Hilfsangebote der einzelnen Einrichtungen.
Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft sind neben Power-Child e.V.: AMYNA e.V., IMMA e.V.,
Stadtjugendamt, Beratungsstelle kibs – Kinderschutz e.V., Kinderschutzzentrum München,
Kommissariat 105 und Wildwasser München e.V.

Power-Child Aktionswochen zum Schutz vor sexueller Gewalt an Kindern in
Kooperation mit der Stiftung Soziales München der Stadtsparkasse München

Unter der Botschaft „Ich bin stark. Du bist stark. Drachenstarke Mutgeschichten.“ wurde 2019
das Power-Child Theater-Präventionsprojekt an Kindergärten und Kindertagesstätten mit
Integrations- und Inklusionsgruppen in München erfolgreich umgesetzt. 1600 Kinder sowie
deren Eltern, ErzieherInnen nahmen an dem Präventionsprogramm teil.
Öffentlichkeitsarbeit

Sport & Spaß mit Power-Child Schirmherrin Dr. Christine Theiss und Biggest Loser
Coach Ramin Abtin

Am 01. Mai 2019 kamen 300 Sportbegeisterte, darunter auch 20 Biggest Loser Teilnehmer und
ihre Partner in der Sporthalle vom ESV München zum 3. Charity Sporttag zugunsten von Power-
Child e.V. zusammen. Biggest Loser Moderatorin Christine Theiss, der ehemalige Kickbox
Weltmeister Ramin Abtin sowie die Sport Coaches und ehemaligen Biggest Loser Kandidaten
Ali, Shirin und Jan sorgten dafür, dass Muskeln trainiert, und Kalorien verbrannt wurden. Vor
allem die Kickboxen-Grundlagen und Selbstverteidigungsstunden wurden mit großer
Begeisterung angenommen. Doch auch Functional Training, Bauch-Beine-Po-Übungen, Rücken-
Training, Skyboxen, Zumba und Yoga hatten es in sich und ließen die Temperatur in der
Sporthalle ansteigen.

Zum Glück hatten Power-Child Unterstützer wie Adelholzener, Alfons Schuhbeck und dm für
ausreichend Verpflegung gesorgt, so dass sich Flüssigkeits- und Kalorienhaushalte sofort wieder
ausgleichen ließen. Darüber hinaus konnte jeder Teilnehmer mehr über die Arbeit von Power-
Child e.V. erfahren und bekam eine Goodie Bag mit Informationsmaterial und Produkten von
Flughafen München, dm und DoYourSports mit nach Hause.

Das Fazit zum gelungenen Charity-Sporttag bei Power-Child e.V., Schirmherrin, Sport Coaches
und Teilnehmern lautete einstimmig: Nächstes Jahr unbedingt wieder!

Unglaubliche 85.935,- € wurden am Charity Power-Tag gespendet. Wir danken allen
Teilnehmern, Sponsoren und Spendern. Ein besonderer Dank gilt unserer Schirmherrin
Dr. Christine Theiss, Ramin Abtin und den Biggest Loser Teilnehmer für ihre
wunderbare Unterstützung!
ECHT KRASS! und ECHT FAIR!

Präventionsarbeit an weiterführenden Schulen Dieses Jahr war Power-Child e.V. mit zwei
Präventionsausstellungen an weiterführenden Schulen in München unterwegs. Die
Ausstellungen ECHT FAIR! und ECHT KRASS! wurden jeweils eine Woche in zwei Schulen
gezeigt, ca. 500 Schüler*innen haben die Ausstellungen besucht.

ECHT FAIR! ist eine Ausstellung zur Gewaltprävention
für Mädchen und Jungen ab der 5. Klasse. An sechs
Stationen setzen sich Mädchen und Jungen spielerisch
und interaktiv mit dem Thema Gewalt auseinander. Die
Ausstellung informiert Schülerinnen und Schüler über
ihre Rechte und ihren Anspruch auf Schutz und Hilfe.
Sie hat das Ziel, Mädchen und Jungen in ihren sozialen
Kompetenzen zu stärken und regt sie an, sich mit
fairem Umgang in Freundschaft und Partnerschaft
auseinanderzusetzen.

ECHT FAIR! wurde vom 5.11.-9.11.2019 in der Eduard Spranger Schule gezeigt.

ECHT KRASS! ist ein interaktiver Präventionsparcours für Jugendliche ab der 7. Klasse. An fünf
Stationen setzen sich Mädchen und Jungen spielerisch, erkenntnis- und handlungsorientiert mit
den einzelnen Aspekten von Sexismus, sexueller Gewalt und Schutzrechten auseinander.
Mädchen und Jungen sollen gestärkt werden, sexuelle Grenzverletzungen wahrzunehmen, sich
gegen Übergriffe zu wehren und frühzeitig Hilfe zu holen.

ECHT KRASS! wurde vom 26.11.-30.11.2019 an der Mittelschule Wittelsbacherstraße gezeigt.
Beide Ausstellungen sind vom Präventionsbüro Petze e.V. aus Kiel entwickelt.
Zur Vorbereitung sind wir in die Klassen gegangen, haben mit den Jugendlichen diskutiert,
Mädchen und Jungen haben sich positioniert und sie hatten viele Fragen: „Was ist sexueller
Missbrauch? Wo fängt das an, wo hört das auf? Welche Rechte habe ich? Wie gehen Jungen
mit erlebter Gewalt um? Wie kann ich helfen, ohne dass ein Erwachsener einbezogen wird?“ An
diesen Diskussionen ist sehr sichtbar geworden, dass
Jugendliche einbezogen werden wollen. Sie wollen mitreden,
sie wollen mehr (auch untereinander) ins Gespräch kommen,
sie wollen über sexualisierte Gewalt sprechen. Während der
Ausstellungswoche an der Schule besuchten die
Schüler*innen klassenweise die Ausstellung, die jeweils mit
einer Eröffnungsfeier begann. Auch die Eltern hatten die
Möglichkeit, während eines Elternabends die Ausstellung zu
besuchen. Nachdem die Schüler*innen eine kurze Einführung
zum Umgang mit der Ausstellung bekommen haben wurden
diese mit einem Laufzettel, mit den von Ihnen erarbeiteten
Fragen in die Ausstellung, geschickt. Die Schüler*innen sind
auf die Suche nach den Antworten auf die Fragen gegangen.
Sie hatten viel Spaß daran die Ausstellung zu erkunden,
waren interessiert und haben viele Fragen gestellt. Sie waren
betroffen von den Auswirkungen, die Gewalt haben kann und kreativ, wenn es um
Lösungsstrategien ging.

Wir planen auch künftig diese Ausstellung an Schulen zu zeigen, um mit den Kinder und
Jugendlichen zu diesem Thema zu arbeiten. Dabei beschäftigen uns immer wieder die Frage:
Wie viel Selbstständigkeit trauen wir den Jugendlichen zu - wie verletzlich sind sie noch und
brauchen die Unterstützung von Erwachsenen, vor allen Dingen, wenn es um das Thema
sexualisierte Gewalt geht?.

Die Ausstellungswochen wurden von der Edith-Haberland-Wagner Stiftung und vom
KIWANIS München finanziell unterstützt und dadurch erst ermöglicht. Im Namen der
Kinder und Jugendlichen bedanken wir uns für diese Unterstützung!
Außerplanmäßige Fördermittel im Jahr 2019

Aktiv für Demokratie und Toleranz

Das Bündnis für Demokratie und Toleranz - gegen Extremismus und Gewalt (BfDT) suchte
auch im neunzehnten Jahr seines Bestehens mit dem Wettbewerb „Aktiv für Demokratie und
Toleranz" nach vorbildlichen, zur Nachahmung geeigneten zivilgesellschaftlichen Projekten für
eine demokratische und tolerante Gesellschaft.

Das von Power-Child e.V. eingereichte Theater-Präventionsprojekt für Kindergärten und
Kindertagesstätten „Ich bin stark. Du bist. Drachenstarke Mutgeschichten“ wurde vom Beirat
des Bündnisses für Demokratie und Toleranz als vorbildlich eingestuft und mit einem Preis von
5.000,- € ausgezeichnet.

Neben einer Fortbildung für Lehrkräfte und einem Elternabend ist ein zentraler Bestandteil
des Projekts das Theaterstück. Mit dem Theater-Präventionsprojekt stärken wir
Kindergartenkinder auf eine Weise, die ihnen Spaß macht und dabei nachhaltig wirkt.

Wir sind stolz und freuen uns sehr, dass wir für diesen Ansatz vom Bündnis für
Demokratie und Toleranz ausgezeichnet wurden. Diese Anerkennung bestärkt uns
darin, mit unserer Arbeit fortzufahren.
Klicks für den guten Zweck

Die Johannesbad Gruppe spendete im Jahr 2019 nach einer Abstimmung im Internet und per
Postkarte für drei Organisationen.

Mit der Weihnachtskampagne „Miteinander helfen!“ forderte der Gesundheitsdienstleister
Mitarbeiter, Kunden und Partner nun schon zum Dritten Mal zum Mitmachen auf. Power-Child
e.V. erhielt dabei 81 Prozent der Summe.

Mehrere tausend Menschen haben abgestimmt. Sie haben für ihren persönlichen Favoriten bei
der Weihnachtskampagne „Sei dabei!“ der Johannesbad Gruppe entschieden, wie die Spende
verteilt wird. Der größte Beitrag der fünfstelligen Summe ging an Power-Child e. V.. 81 Prozent
der Teilnehmer haben sich für unseren Verein entschieden. Der Rest der Summe ging zu 15
Prozent an OceanCare, vier Prozent haben das Institut für Rehabilitationsmedizinische
Forschung an der Universität Ulm (IFR) unterstützt. Für die Johannesbad Gruppe sagen Dr.
Johannes Zwick, Aufsichtsratsvorsitzender, sowie die Vorstände Dr. York Dhein und Werner
Weißenberger: „Danke fürs Teilnehmen!“

Herzlichen Dank an die Johannesbad Gruppe und allen Teilnehmern für diese
großartige Unterstützung unsere Arbeit!
Spendenaufruf anlässlich des Todes von Frau Dr. med. Angelika Zwick

Letztes Jahr hat der Power Child mit Frau Dr. med. Angelika Zwick eine langjährige Freundin und
Begleiterin des Vereins verloren. Ganz im Sinne der Verstorbenen wurde ein Spendenaufruf
gestartet, der 21.538,- € erzielen konnte. Wir bedanken uns an dieser Stelle noch einmal bei
unserem Vorstand Herrn Dr. Zwick, der diese Aktion für den Verein auf den Weg gebracht hat.
Die Finanzen

Engagement von vielen macht unser Engagement möglich!

Einnahmen 2019

Der Gesamtetat des Jahres 2019 betrug 362.892,23 Euro. Diese Summe setzte sich
folgendermaßen zusammen:

Ausgaben 2019

Die Ausgaben im Jahr 2019 gliedern sich folgendermaßen:
Danke, dass Sie auch weiterhin unsere wichtige Arbeit unterstützen!

                           SPENDENKONTO
                    HYPOVEREINSBANK MÜNCHEN
                  IBAN: DE20 7002 0270 0665 9191 37
                         BIC: HYVEDEMMXXX
Bei Fragen stehen wir Ihnen jederzeit gerne mit Antworten zur Verfügung.

Power-Child e.V.
Maillingerstr. 14
80636 München

Telefon: 089.38 666 888
Telefax: 089.38 666 890

E-Mail: info@power-child.de
Home: www.power-child.de

Schirmherrin
Dr. Christine Theiss

Vorstand
Dr. med. Johannes Zwick (Vereinsvorsitzender)
Andrea Reiser (bis 31.03.2019)

Beirat
Dipl.-Ökn. Mirjana Jaman
Christian Kast
Hasso Kolberg
Christine Müller
Dr. Despina Rüssmann
Prof. Wolfram Winter

Leitung der Geschäftsstelle
Elisabeth von Medem-Stadler M.A.

Projektleitung
Ulrike Herle M.A.

Projektassistenz
Claudia Wild

Öffentlichkeitsarbeit
Karin Schmid

Teamassistenz
Stefanie Erlwein
Wajd Al Khousse
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