Intergenerationelle soziale Mobilität in Österreich
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Lebensstandard Begutachteter Beitrag Intergenerationelle soziale Mobilität in Österreich Wilfried Altzinger 1 ) Nadja Lamei Bernhard Rumplmaier 1 ) Alyssa Schneebaum 1 ) Der Beitrag untersucht mit Daten der EU-SILC-Befragung 2011 die soziale Mobilität von Bildung und der ökonomischen Situation über zwei Generationen in Österreich. Die Auswertung erfolgt dabei hinsichtlich Geschlecht, Alter und Migra- tionshintergrund. Hierbei zeigt sich generell eine relativ hohe Persistenz, welche an den beiden Rändern der Einkommens- verteilung besonders ausgeprägt ist. Immobilität ist bei der Bildung stärker ausgeprägt als bei der ökonomischen Situation. Bei Personen mit Migrationshintergrund ist die Bildungspersistenz besonders stark. Die Ergebnisse zeigen darüber hinaus, dass dem Besuch einer vorschulischen Erziehungs- und Bildungseinrichtung große Bedeutung für die weiteren Bildungs- und Erwerbskarrieren zukommt. Einleitung 111 Österreich eine sehr hohe Persistenz zeigt (OECD 2008, 2010; Hertz et al. 2007; Fessler, Mooslechner und Schürz Der Ausdruck „Intergenerationelle soziale Mobilität“ bezieht 2012). In Österreich gibt es auch Unterschiede in der Bil- sich auf die Fähigkeit der Mitglieder einer jüngeren Gene- dungsmobilität nach Geschlecht und Migrationshinter- ration, im Vergleich zu ihren Eltern eine andere Position in grund: Menschen mit Migrationshintergrund weisen gerin- der Gesellschaft zu erreichen. Analysen der Mobilität zwi- ge Mobilität zwischen den Generationen auf (Knittler 2011), schen den Generationen befassen sich mit Bildungsmobili- und das Bildungsniveau von Männern ist stärker abhängig tät, Einkommensmobilität und sozialer Klassenmobilität.2) vom Bildungsniveau ihres Vaters als ihrer Mutter, während Intergenerationelle Mobilität ist oft schwer zu analysieren, das Bildungsniveau der Frauen stärker mit dem Bildungs- vor allem weil die Forschung in diesem Bereich die Infor- niveau ihrer Mütter korreliert als mit dem ihrer Väter (Fess- mationen zweier Generationen braucht. Das spezielle Modul ler und Schneebaum 2012). der EU-SILC-Erhebung im Jahr 2011 enthält - so wie auch bereits das EU-SILC-Modul 2005 - Daten über die soziale Ebenso existiert auch eine starke Verbindung zwischen der und wirtschaftliche Situation sowohl der Befragten als auch ökonomischen Situation des Elternhaushalts im Kindesalter deren Eltern. und dem eigenen laufenden Einkommen. Kinder, die aus Der sozioökonomische Status und die Bildungsergebnisse wirtschaftlich gut gestellten Familien kommen, weisen gene- der Kinder sind häufig stark abhängig von jenen der Eltern. rell höhere Einkommen auf als Kinder, die aus einer finanziell In Österreich gibt es eine starke Beziehung zwischen der weniger privilegierten Situation kommen. Auch dies gilt so- Bildung der Eltern und der Bildung ihrer Kinder: Je höher wohl weltweit (Causa und Johansson 2010; OECD 2010) als das Bildungsniveau der Eltern, desto höher ist die Wahr- auch für Österreich (Altzinger und Schnetzer 2011). scheinlichkeit, dass man selbst auch höhere Bildung haben Grafik 1 zeigt die Zusammenhänge von Bildung, Einkom- wird. Für Österreich zeigt sich aber auch, dass die interge- men und Mobilität in einer einfachen Darstellung. Die Ein- nerationelle Bildungsmobilität im Lauf der Zeit gestiegen ist kommen der Kinder werden zentral durch deren Bildungs- (Knittler 2011; Fessler, Mooslechner und Schürz 2012). niveau bestimmt. Dabei ist das individuelle Bildungsniveau Internationale Vergleiche zeigen hinsichtlich der Bildungs- das Ergebnis von privaten und öffentlichen Investitionen. mobilität stark unterschiedliche Ergebnisse, wobei sich für Wenn aufgrund finanzieller und sozialer Einschränkungen des Elternhaushalts ein Mangel an privaten Bildungsinvesti- 1 ) W. Altzinger, B. Rumplmaier und A. Schneebaum: Institut für Geld- tionen vorliegt, so kann dieser durch ein entsprechendes und Finanzpolitik der Wirtschaftsuniversität Wien. Angebot an öffentlichen Bildungseinrichtungen kompen- 2 ) Unter Mobilität wird sowohl Aufwärts- als auch Abwärtsmobilität ver- siert werden und somit auch eine Verbesserung von Chan- standen. Wenngleich unter allokations- und distributionspolitischen Aspekten vor allem „Mobilität nach oben“ befürwortet wird (OECD cengleichheit erreicht werden. Dabei muss jedoch hervor- 2008). gehoben werden, dass „Bildungsinvestitionen“ (von Eltern 48 Statistische Nachrichten 1/2013 Lebensstandard
Lebensstandard Befragt wurden demnach alle Personen (auch Proxys) der Determinanten und Persistenz Geburtsjahrgänge 1951 bis 1985 - d.h. diejenigen, die zum von Bildung und Determinaten und Persistenz Einkommenvon Bildung und Einkommen Grafik 1 Stichtag 31.12.2010 25 bis 59 Jahre alt waren - über ihre Lebenssituation, als sie 14 Jahre alt waren. Die Stichproben- Bildung => Produktivität => Einkommen größe betrug 6.792 Fälle, hochgerechnet rund 4,13 Mio. Bildung der Eltern (Öffentliches) Menschen.4) Bildungssystem (Vorschul- u. Schulsystem) Die Auswahl der Fragen für das Modul fand unter Einbezie- „Vererbung“ von .... hung einer Arbeitsgruppe, bestehend aus Experten und Vermögen Expertinnen aus den statistischen Ämtern, aus der Wissen- sozialen Netzwerken Bildung der Kinder schaft und aus Vertretern der Europäischen Kommission Wertvorstellungen sowie der Indikatoren-Gruppe des europäischen Sozial- ethischen Normen schutzausschusses statt. Auf nationaler Ebene brachten auf Einladung der STATISTIK AUSTRIA einige Forscher und Einkommen der Kinder Forscherinnen ihre Stellungnahmen ein, sodass neben den verpflichtenden EU-Zielvariablen auch nationale Zusatz- und öffentlichen Einrichtungen) bereits von Geburt an über fragen (z.B. zur vorschulischen Kinderbetreuung) umgesetzt den weiteren Lebens- und Einkommensverlauf von Indivi- werden konnten, die für die Analyse nützlich waren. So duen bestimmen und eine sehr dynamische Komponente kann nun ein Bild über die Lebenssituation der Befragten aufweisen. Heckman (2012) fasst dies mit einem Satz zu- mit 14 Jahren, den familiären Hintergrund sowie den sozio- sammen: „Skill begets skill“. Er zeigt dabei, dass der erste ökonomischen Status getrennt für Vater und Mutter ge- Erfolg bzw. Misserfolg bei der Aneignung von Wissen den zeichnet und der aktuellen Situation der Befragten gegen- weiteren Aufbau von Wissen bestimmt und dabei sowohl übergestellt werden. Fragen der Persistenz von sozialen Lagen positive als auch negative Verstärkungseffekte stattfinden. bzw. der Mobilität zwischen Eltern- und Kindergeneration Dementsprechend werden die Lernkurven über das Leben sind auf Grundlage dieser Datenbasis der Schwerpunkt des zentral über die ersten Lebensjahre jedes Individuums be- vorliegenden Artikels. stimmt. Somit kommt den ersten Lebensjahren in der Ent- Dieser Beitrag analysiert nur die Ergebnisse für Österreich. wicklung eines Menschen für den weiteren Lebensverlauf Ab dem Frühjahr 2013 werden jedoch auch Daten für die ganz zentrale Bedeutung zu. anderen EU-Länder zur Verfügung stehen und einen inter- Neben den (individuellen und öffentlichen) Bildungsinves- nationalen Vergleich ermöglichen. Der Beitrag ist wie folgt titionen gibt es aber auch Effekte, welche über die familiäre aufgebaut: In einem ersten Kapitel werden Fragen der Bil- Herkunft sehr direkt den weiteren Erwerbsverlauf von Indi- dungs- und Einkommensmobilität untersucht. Sodann viduen mitbestimmen. Dies sind neben der Vererbung geis- werden Zusammenhänge von vorschulischer Erziehung so- tiger Fähigkeiten vor allem die Vererbung bzw. Weitergabe wie Bildung und Einkommen untersucht, bevor in einem von Vermögen, Wertvorstellungen, sozialen Normen sowie weiteren Kapitel die spezifischen Mobilitätsmuster von Per- sozialen Netzwerken. sonen mit und ohne Migrationshintergrund verglichen Wie Grafik 1 andeutet, kann soziale Mobilität (nach oben) werden. Dem Genderaspekt wird im gesamten Beitrag gro- durch geeignete öffentliche (kostenlose oder kostengünstige) ße Bedeutung beigemessen. Ein abschließendes Kapitel fasst Bildungsangebote entsprechend gefördert werden. Insbeson- die wichtigsten Ergebnisse zusammen. dere die nordischen Länder bieten mit ihren breit ausgebau- ten Vorschul- und Schulsystemen dafür sehr erfolgreiche Die intergenerationellen Veränderungen von Modelle an (OECD 2008, Europäische Kommission 2009). Bildung und der ökonomischen Situation Im folgenden Beitrag werden Ergebnisse des EU-SILC-Mo- Der EU-SILC-Datensatz verfügt über keine direkten Daten duls 2011 analysiert, in welchem Daten über die intergene- in Bezug auf das Einkommen der Eltern, als die Befragten rationelle Mobilität von Bildung und die ökonomische Si- jung waren. Die Befragten beantworteten aber folgende zwei tuation der österreichischen Bevölkerung erhoben wurden. Fragen: „Wie war die finanzielle Situation des Haushalts im Grundlage für die EU-SILC-Datenerhebung war eine euro- Alter von 14 Jahren?“ sowie „Wie war das Auskommen mit päische Verordnung, die Zielvariablen und Art der Befra- dem Netto-Haushaltseinkommen im Alter von 14 Jahren?“ gung festlegte.3) Beide Fragen wurden mit einer Bewertung von 1 („sehr schlecht“) bis 6 („sehr gut“) beurteilt. 3 ) Verordnung (EU) Nr. 481/2010 der Kommission vom 1. Juni 2010 zur Durchführung der Verordnung (EG) Nr. 1177/2003 des Europäi- schen Parlaments und des Rates für die Gemeinschaftsstatistik über 4 ) In den Analysen ausgewiesen sind nur die Antworten von auskunfts- Einkommen und Lebensbedingungen (EU-SILC) im Hinblick auf das bereiten Personen; fehlende Fälle wurden nicht imputiert. Das Ausmaß Verzeichnis der sekundären Zielvariablen 2011 zur intergenerationellen der Antwortausfälle ist je nach Variabler verschieden groß, beträgt aber Übertragung von Benachteiligungen. maximal 1,8% der Stichprobe. Lebensstandard Statistische Nachrichten 1/2013 49
Lebensstandard Die beiden Fragen sind zwar stark korreliert (Korrelati- ihres Einkommens in dieser Grafik nicht berücksichtigt. Zur on=0,99), aber nicht identisch. So beantworteten die Befrag- Veranschaulichung der Abhängigkeit des aktuellen Einkom- ten die Frage über ihre finanzielle Situation stets positiver mens von der ökonomischen Situation im Elternhaus wird als jene nach dem Auskommen. Der Mittelwert der beiden eine dreidimensionale Darstellung verwendet, ein sogenann- Verteilungen verschob sich damit jedenfalls von „eher gut“ tes Mobilitätsgebirge.6) für die finanzielle Situation des Haushalts zu „eher schlecht“ Wie sich zeigt, existieren deutliche Spitzen im Mobilitäts- für das Auskommen mit diesem Netto-Haushaltseinkom- gebirge in den jeweiligen Ecken. Personen deren finanzielles men. Eine mögliche Erklärung dafür ist, dass Menschen bei Auskommen sich im Alter von 14 Jahren als sehr schwierig der Frage nach dem damaligen Familieneinkommen eher gestaltete, verbleiben deutlich öfter in den unteren Einkom- (zu) optimistisch antworten (Wer will schon als „arm“ gel- mensquintilen. Jene, die ein sehr leichtes Auskommen im ten?), während sie bei der Frage nach ihrem tatsächlichen Alter von 14 Jahren fanden, verfügen auch als Erwachsene „Auskommen mit diesem Einkommen“ viel eher eine realis- über ein höheres Einkommen, sie befinden sich überdurch- tische Antwort geben. Darüber hinaus könnte der Vergleich schnittlich oft im 5. Einkommensquintil. So finden sich z.B. der finanziellen Situation mit 14 Jahren anhand der zeitli- knapp 30% derjenigen, deren Familien mit 14 Jahren nur chen Distanz und dem subjektiven Vergleichsrahmen deut- sehr schwer das Auskommen mit dem Haushaltseinkommen lich schwieriger und unzuverlässiger sein. Aus diesem Grund fanden, im untersten Einkommensquintil, während ledig- wurde für die weiteren Auswertungen auch immer die Frage lich knapp 9% dieser Gruppe im obersten Einkommens- nach dem (tatsächlichen) „Auskommen mit dem Einkom- fünftel aufscheinen. Im Falle einer perfekten Gleichvertei- men“ für die Analyse verwendet. Es gilt jedoch auch hierbei lung wären diese Prozentsätze jeweils 20%. Das Gegenteil zu erwähnen, dass diese Variable auf der subjektiven Ein- lässt sich für jene Personen feststellen, deren finanzielles schätzung der Befragten beruht. In der Folge wird in Bezug Auskommen sich mit 14 Jahren sehr leicht gestaltete. Wäh- auf diese Variable, aufgrund der leichteren Verständlichkeit rend sich hier nur etwas mehr als 14% im untersten Ein- meist von der (sozio)ökonomischen Situation gesprochen. kommensfünftel befinden, gehören fast 27% zum obersten Des Weiteren wurde das Sample in die zwei Altersgruppen Einkommensquintil. Diese Grafik zeigt hier also relativ 25 bis 44 Jahre und 45 bis 59 Jahre geteilt, und zwar nicht deutlich die Unterschiede zwischen hohen und niedrigen nur, um eine ausreichende Gruppengröße zu erreichen, Einkommen je nach sozioökonomischer Herkunft. sondern auch um in der jüngeren Gruppe so viele Menschen Für jene Personen, deren finanzielles Auskommen sich mit wie möglich zu erfassen, die ihre Ausbildung bereits abge- 14 Jahren weder allzu schwer noch allzu leicht gestaltete, schlossen haben. Darüber hinaus zeigt sich bei dieser Unter- zeigt sich ein ausgewogeneres Bild. Diese Gruppen verteilen teilung ein deutlicher struktureller Unterschied in Bezug auf sich zwischen jeweils 17% und 23% ohne große Ausreißer die Bildung, da sich Angebot und Zugang zu Bildung inner- nach oben wie nach unten. halb dieses Zeitverlaufs in Österreich deutlich verändert haben. Mit Hilfe von Grafik 2 kann somit deutlich gezeigt werden, dass die Einkommensverteilung, basierend auf der ökonomi- Aktuelles Einkommen und sozioökonomischer Hintergrund schen Situation im Elternhaus, deutliche Ungleichheiten an den oberen und unteren Rändern aufweist. Wer in finanziell Grafik 2 zeigt die Verteilung der aktuellen Einkommen5) in schwierigen Verhältnissen aufgewachsen ist, findet sich selbst Abhängigkeit von der sozioökonomischen Situation im El- deutlich häufiger in den unteren Einkommensklassen wie- ternhaus. Die aktuelle Einkommensverteilung der Befragten der. Wer hingegen aus einem gut situierten Elternhaus wurde dabei in Quintile unterteilt, die sozioökonomische stammt, der findet sich auch deutlich häufiger in den obers- Situation im Kindesalter in sechs Kategorien. ten Einkommensgruppen wieder. Erfasst wurden hier ausschließlich Arbeitnehmer und Ar- Tabelle 1 zeigt die Niveaus der aktuellen Einkommen nach beitnehmerinnen sowie Selbständige. Pensionisten und der sozioökonomischen Herkunft der Befragten. Sowohl für Pensionistinnen, Studierende sowie Hausfrauen und Haus- Männer als auch für Frauen zeigt sich eine starke positive männer wurden aufgrund der anderen Zusammensetzung Korrelation zwischen diesen beiden Indikatoren: Je besser ) Die aktuelle Einkommensverteilung ist auf dem persönlichen Netto- 5 das Auskommen mit dem Haushaltseinkommen im Eltern- einkommen der Befragten aufgebaut. Wird in der Folge vom aktuellen haushalt war, desto höher ist auch der aktuelle Verdienst. Einkommen gesprochen, so bezieht sich dieses stets auf das persönliche Dabei sind die Einkommenshierarchien bei den Männern Nettoeinkommen der Befragten - dieses besteht aus Erwerbseinkom- men und persönlich zurechenbaren Sozialtransfers (wie zum Beispiel deutlicher ausgeprägt als bei den Frauen. Zudem unterschei- Wochengeld, Arbeitslosenleistungen usw.). Das persönliche Nettoein- kommen wurde hier verwendet, um Aussagen über das tatsächlich 6 ) Ein Mobilitätsgebirge ist geeignet, die Verteilung der Einkommen dar- verfügbare Einkommen jeder einzelnen Person treffen zu können. Da zustellen. Eine perfekte Gleichverteilung würde in diesem Fall durch in weiterer Folge auch nach Frauen und Männern unterschieden wird, eine Fläche in der Höhe von 20% verdeutlicht werden, da in diesem wurde das persönliche Einkommen dem Haushaltseinkommen vorge- Fall - unabhängig von der finanziellen Situation der Eltern - das Ein- zogen. kommen gleichmäßig über alle fünf Quintile verteilt wäre. 50 Statistische Nachrichten 1/2013 Lebensstandard
leBensstanDarD Mobilitätsgebirge – aktuelles einkommen und finanzielles auskommen im elternhaus Grafik 2 28% 29%-30% 24%-29% 23% Verteilung in % 19%-24% 18% 14%-19% 9%-14% 13% 8% 1.Einkommensquintil t ich r le seh c ht 2.Einkommensquintil lei t le ich 3.Einkommensquintil er eh ig w ier Finanzielles Auskommen im r sch 4.Einkommensquintil Elternhaus (im Alter von 14 Jahren) ehe ig r wie sch rig 5.Einkommensquintil hwie sc hr se Q: STATISTIK AUSTRIA, EU-SILC 2011. aktuelles einkommen - Finanzielles auskommen im elternhaus tabelle 1 25- bis 44-jährige 45- bis 59-jährige Männer Frauen Männer Frauen Aktuelles Ø Netto-Einkommen der Befragten in EUR (=100%) 1) 24.540 16.030 27.370 18.403 Beobachtungen 1.648 1.660 1.455 1.398 in Prozent des durchschnittlichen Nettoeinkommens Finanzielles Auskommen im Elternhaus (mit 14 Jahren) … mit großen Schwierigkeiten 81 89 76 89 mit Schwierigkeiten 91 99 91 90 mit einigen Schwierigkeiten 100 102 98 103 eher leicht 105 99 109 106 leicht 103 100 122 105 sehr leicht 105 112 131 106 Q: STATISTIK AUSTRIA, EU-SILC 2011. - 1) Erfasst wurden nur Personen, mit einem Nettoeinkommen von mehr als 0 EUR. den sich auch die Alterskohorten nach dem Geschlecht oder einen Meister-/Werkmeisterabschluss; Kategorie 3 deutlich. Die größten Einkommenshierarchien weisen die „Matura“ bedeutet eine höhere Schule (AHS, BHS, BHS- Männer im Alter von 45 bis 59 Jahren auf. Für alle Personen- Kolleg) mit Matura abgeschlossen zu haben; die Kategorie 4 gruppen gilt, dass bei großen Schwierigkeiten im Kindesalter „Universität“ umfasst FH- und Universitätsabschlüsse. Die auch das aktuelle Einkommen um 10% bis 20% unter dem Bildung der Eltern wurde als der jeweils höchste Bildungs- Durchschnittseinkommen liegt. abschluss eines Elternteils (entweder Vater oder Mutter) erfasst. Die Bewertung dieser Kategorien erfolgt dabei ana- Bildung und sozioökonomischer Hintergrund log zu den Bildungskategorien der Kinder von 1-4, wodurch auch Bildungs-Mittelwerte nach Gruppen gebildet werden Die Bildung wird in vier Kategorien unterteilt. Die erste können. Kategorie „max. Pflichtschule“ bedeutet keinen Schulab- schluss oder höchstens einen Pflichtschulabschluss zu be- Grafik 3 zeigt das durchschnittliche Bildungsniveau nach sitzen; Kategorie 2 „Lehre/BMS“ umfasst Lehrabschlüsse, Geschlecht und Altersgruppen entsprechend dem sozioöko- den Abschluss einer mittleren Schule, Krankenpflegeschule nomischen Hintergrund der Befragten. Für alle Untergrup- leBensstanDarD statIstIsche nachrIchten 1/2013 51
Lebensstandard Bildungsniveau - Finanzielles Auskommen im Elternhaus Grafik 3 3,0 2,8 2,6 durchschnittliches Bildungsniveau der Befragten 2,4 2,2 2,0 Finanzielles Auskommen im Elternhaus (mit 14 Jahren) 1,8 Mit großen Schwierigkeiten 1,6 Mit Schwierigkeiten 1,4 Mit einigen Schwierigkeiten 1,2 Eher leicht Leicht 1,0 Sehr leicht 0,8 0,6 0,4 0,2 0,0 Gesamt Alle Männer Frauen Alle Männer Frauen im Alter von 25 bis 44 Jahren im Alter von 45 bis 59 Jahren Q: STATISTIK AUSTRIA, EU-SILC 2011. pen zeigt sich dabei deutlich ein steigendes Bildungsniveau Der Unterschied zwischen großen Schwierigkeiten und ei- entsprechend dem finanziellen Auskommen im Alter von 14 nem sehr leichten Auskommen mit dem Haushaltseinkom- Jahren. Je leichter das Auskommen im Elternhaus in diesem men im Elternhaus beträgt durchgehend ca. 0,8 Punkte. Alter, desto höher das Bildungsniveau der Befragten. Trotz Dies bedeutet, dass Personen mit gesichertem finanziellem geringer Unterschiede lässt sich dies über alle Altersgrenzen Hintergrund im Durchschnitt einen um eine Kategorie hinweg sowohl für Frauen als auch für Männer feststellen. höheren Bildungsabschluss erwerben. Bei genauerer Be- Bildungsmobilität zwischen Eltern und Kindern nach Alter Grafik 4 25- bis 59-Jährige 25- bis 44-Jährige 45- bis 59-Jährige insgesamt 100 6 5 6 9 11 11 10 12 9 37 35 18 80 19 20 40 54 53 58 Anteil der Personen in % Bildung der Befragen 60 Max. Pflichtschule 54 51 56 Lehre/mittlere Schule Matura 36 39 31 64 Universität 40 61 60 29 29 30 20 30 24 32 22 29 26 13 13 9 9 9 (12) 12 4 (4) 4 (4) 4 5 (5) 3 (3) 0 6% le 1% le 1% le itt 7% le % t itt 7% le 1% ät (9 ura itt 8% le % t 1 a (7 ura (8 itä (4 itä (1 ur (4 hu (5 hu (4 hu m (2 hu m (3 hu m (4 hu (1 rsit re ) ) re ) ) U %) ) re ) ) U %) ) U %) ) rs rs at at at Sc Sc Sc c c c ve ve ve M M M ts ts ts ch ch ch ni ni ni le le le fli fli fli .P .P .P ax ax ax e/ e/ e/ M M M hr hr hr Le Le Le Bildung der Eltern (Anteil der Personen in %) Q: STATISTIK AUSTRIA, EU-SILC 2011. - Werte in Klammern beruhen auf Berechnungen, denen 20 oder weniger Fälle in der Stichprobe zugrunde liegen. 52 Statistische Nachrichten 1/2013 Lebensstandard
Lebensstandard trachtung zeigt sich jedoch auch, dass die jüngere Generati- dass Frauen häufiger maximal über einen Pflichtschulab- on durchgehend etwas höhere Bildungsabschlüsse erreicht, schluss verfügen als Männer (20% bzw. 11%). Es zeigt sich als die ältere Kohorte. jedoch auch, dass die Frauen deutlich aufholen. Jüngere Frauen weisen zwar immer noch eine höhere Rate von max. Der Erwerb von Bildung ist ein zentraler Aspekt hinsichtlich Pflichtschulabschlüssen auf als ihre männlichen Alterskolle- der zukünftigen Erwerbs- und Einkommensverläufe von gen, die geschlechtsspezifische Differenz hat sich jedoch Individuen. De facto übt Bildung auf den gesamten zu- leicht verringert. künftigen Lebensverlauf von Jugendlichen Einfluss aus. In diesem Sinne ist es von zentralem Interesse, wie sich der Aus intergenerationeller Sicht fällt insbesondere auf, dass Bildungserwerb von Personen gestaltet. Neben dem allge- Frauen mit Herkunft aus Akademikerfamilien unabhängig meinen Bildungssystem sowie den individuellen Bemühun- vom Alter in mehr als der Hälfte der Fälle (60%) selbst gen des Einzelnen ist dabei sicherlich der sozioökonomische einen akademischen Abschluss erreichen. Frauen aus bil- Hintergrund von zentraler Bedeutung. Diesem Aspekt soll dungsnahem Elternhaus weisen somit sogar häufiger einen hier noch näher nachgegangen werden. akademischen Abschluss auf als ihr männliches Pendant Wie internationale Studien zeigen, wird Bildung von den (49%). Für Frauen aus bildungsfernen Schichten zeigt sich Eltern an die Kinder vererbt (siehe z.B. Hertz et al. 2007). In jedoch eine deutlich schlechtere Situation im Vergleich zu welchem Ausmaß dies der Fall ist, kann jedoch von Land zu Männern mit demselben Hintergrund. Ein Elternhaus mit Land erheblich differieren. Grafik 4 zeigt den Zusammenhang max. Pflichtschulbildung wirkt auf Töchter deutlich nega- zwischen dem Bildungsniveau der Eltern und jenem der Kin- tiver als auf Söhne. Töchter bleiben hier zu 40% selbst im der für Österreich, wobei wiederum zwei Alterskohorten (25- niedrigen Bildungsbereich, während dies bei Söhnen „nur“ bis 44-Jährige sowie 45- bis 59-Jährige) unterschieden werden. in 20% der Fälle zutrifft. Der wesentliche geschlechtsspezi- Wie sich zeigt, existiert ein durchaus starker Zusammenhang fische Unterschied in dieser Gruppe liegt darin, dass Männer bezüglich der Bildungsabschlüsse. Kinder aus Akademiker in viel höherem Ausmaß zumindest einen Lehrabschluss elternhäusern erreichen zu 54% selbst einen akademischen oder mittleren Schulabschluss aufweisen (63% gegenüber Abschluss. Für Kinder aus einem eher bildungsfernen Eltern- 46% bei den Frauen). Dies zeigt, dass die Unterschiede haus (max. Pflichtschule) trifft dies jedoch nur in 6% der zwischen den Geschlechtern vor allem für bildungsferne Fälle zu. Umgekehrt ist die Wahrscheinlichkeit, selbst höchs- Schichten stark sind. Hier haben Frauen im Vergleich zu tens die Pflichtschule abzuschließen, für Kinder aus einem Männern deutlich schlechtere Chancen aufzusteigen. Die Elternhaus mit max. Pflichtschulabschluss mehr als siebenmal Segregierung ist somit bei Töchtern deutlicher ausgeprägt so hoch wie bei Akademikerkindern (30% zu 4%). als bei Söhnen. Langfristige Zeitvergleiche zeigen eine allgemeine Zunahme Tabelle 3 zeigt die Bildungsrelationen nach Eltern-Kind- des Bildungsniveaus in Österreich in den letzten Jahrzehnten Paaren. Diese Verhältnisse errechnen sich aus der Wahr- (siehe z.B. STATISTIK AUSTRIA 2012a). So zeigt sich auch scheinlichkeit, selbst einen akademischen Bildungsabschluss hier, dass sich die Bildungsstruktur der Eltern zwischen den zu erreichen, in Abhängigkeit vom Bildungsabschluss der beiden Alterskohorten deutlich unterscheidet. Während die Eltern. Die erste Zeile zeigt die Wahrscheinlichkeit eines Eltern der 45- bis 59-Jährigen zu beinahe 48% ein niedriges akademischen Abschlusses im Fall, dass die Eltern selbst ein Bildungsniveau (max. Pflichtschule) besaßen, reduzierte sich hohes Bildungsniveau besaßen (mindestens Matura oder dieser Anteil für die 25- bis 44-Jährigen auf knapp 27%. Für Universitätsabschluss). Die zweite Zeile zeigt das Ergebnis jene jüngeren Personen jedoch, die aus niedrigen Bildungs- für den Fall, dass die Eltern lediglich über eine niedrige schichten kommen, zeigt sich allerdings trotz des allgemei- Bildung (max. Pflichtschule oder Lehre/mittlere Schule) ver- nen Bildungsanstiegs, dass sich die Zahl jener Personen, die fügten. Das Verhältnis dieser beiden Prozentsätze wird in nur die Pflichtschule abschließen hier von 29% auf 32% Zeile drei verdeutlicht. Je höher diese Relation, desto stärker erhöht hat. Hierbei sei allerdings einmal mehr betont, dass ist der Effekt der elterlichen Bildung auf die Bildung der der Anteil dieser Personen an der Gesamtbevölkerung abge- Kinder. Kurz, je höher das Verhältnis, desto geringer die nommen hat. Des Weiteren finden sich in dieser Gruppe Bildungsmobilität. der jüngeren Personen überproportional viele Personen mit Hierbei gilt es zu erwähnen, dass die Spalte „Eltern-Kinder“ Migrationshintergrund wieder, deren Bildungsmobilität nicht direkt mit den folgenden Subgruppen verglichen wer- (wie weiter unten ausführlicher besprochen wird) deutlich den kann, da es sich um überschneidende Untergruppen geringer ist. Dennoch deutet dies auf ein höheres Risiko für handelt und sich die Befragten jeweils in zwei dieser Unter- junge Menschen aus bildungsfernen Schichten hin. Obwohl gruppen wiederfinden. Wenn z.B. die höchste Bildung der also das Bildungsniveau insgesamt steigt, verstärkt sich die Eltern „Matura“ ist, so kann kein Elternteil eine höhere Immobilität am unteren Rand. Bildung besitzen. Für Vater bzw. Mutter getrennt ist dies Tabelle 2 zeigt die Bildungsmobilität zwischen Eltern und jedoch sehr wohl möglich. Hat der Vater z.B. Matura, dann Kindern getrennt nach Geschlechtern. Dabei wird deutlich, kann die Mutter trotzdem einen akademischen Abschluss Lebensstandard Statistische Nachrichten 1/2013 53
Lebensstandard Bildungsmobilität zwischen Eltern und Kindern nach Geschlecht und Alter Tabelle 2 Bildung der Befragten Bildung der Eltern, 1) Gesamt Maximal Lehre bzw. Universitäts- Matura Alter und Geschlecht der Befragten in 1.000 Pflichtschule mittlere Schule abschluss Anteil in % Insgesamt 4.069 16 51 18 15 Männer 25- bis 59-Jährige Männer zusammen 2.023 11 57 17 14 Eltern mit: max. Pflichtschule 734 20 63 11 6 Lehre/BMS 932 8 66 17 10 Matura 184 (2) 30 31 37 Universitätsabschluss 174 (5) 17 29 49 25- bis 44-Jährige 1.071 11 54 19 16 Eltern mit: max. Pflichtschule 277 21 62 11 6 Lehre/BMS 544 8 64 17 10 Matura 115 (2) 31 33 34 Universitätsabschluss 135 (7) 17 29 47 45- bis 59-Jährige 952 12 61 15 12 Eltern mit: max. Pflichtschule 457 20 63 11 7 Lehre/BMS 388 7 68 16 9 Matura 69 (2) 28 28 42 Universitätsabschluss 38 (1) (17) (28) 54 Frauen 25- bis 59-Jährige Frauen zusammen 2.046 20 45 20 15 Eltern mit: max. Pflichtschule 752 40 46 9 5 Lehre/BMS 956 11 56 22 11 Matura 187 (6) 17 41 36 Universitätsabschluss 150 (2) (8) 30 60 25- bis 44-Jährige 1.128 18 42 23 18 Eltern mit: max. Pflichtschule 319 41 41 13 5 Lehre/BMS 571 10 54 23 12 Matura 129 (7) 15 43 35 Universitätsabschluss 110 (3) (9) 30 59 45- bis 59-Jährige 918 24 50 15 11 Eltern mit: max. Pflichtschule 433 39 49 7 4 Lehre/BMS 386 12 59 19 10 Matura 58 (4) 24 35 37 Universitätsabschluss 40 (0) (7) 32 62 Q: STATISTIK AUSTRIA, EU-SILC 2011. - Hochgerechnete Zahlen der Bevölkerung. Für Details zur Hochrechnung siehe STATISTIK AUSTRIA 2010. - Zahlen in Klammern beruhen auf geringen Fallzahlen: Sind in der Randverteilung weniger als 50 oder in der Zelle weniger als 20 Fälle vorhanden, wird geklammert. Zahlen, die auf Randverteilungen
Lebensstandard haben. Umgekehrt wird in der „Eltern-Kinder“-Kategorie Die Bedeutung vorschulischer Betreuung nur niedrige Bildung ausgewiesen, wenn beide Eltern höchs- für die Bildungs- und Einkommensmobilität tens über einen Lehrabschluss/BMS-Abschluss verfügen. Al- Wie zahlreiche Arbeiten auf dem Gebiet der Erforschung lerdings kann bei getrennter Betrachtung der Geschlechter, sozialer Ungleichheiten belegen, kommt der frühkindlichen der jeweilige Partner auch einen höheren Bildungsabschluss Phase eine besondere Bedeutung zu (vgl. Europäische Kom- besitzen. mission 2009). Insbesondere die Arbeiten von James Heck- Die Zahlen zeigen erneut, dass die Aufwärtsmobilität ins- man zeigen klar, dass die vorschulische Bildung und Erzie- besondere für Töchter etwas geringer ist. Dabei ist auch zu hung sehr maßgeblich den gesamten weitere Erwerbs- und erkennen, dass der Effekt des Vaters auf die Bildung von Einkommensverlauf von Individuen prägen (Heckman 2011, Söhnen und Töchtern stärker ist als jener der Mutter. 2012; Heckman et al. 2012). Das folgende Kapitel widmet sich speziell diesem Thema und untersucht die Inanspruch- Die Untersuchung nach Alterskohorten ermöglicht es, die nahme vorschulischer Angebote sowie deren Auswirkungen Beziehung zwischen der Bildung der Eltern und der Bildung auf die soziale Mobilität. der Nachkommen über die Zeit zu vergleichen. Die kon- ditionalen Wahrscheinlichkeiten einen akademischen Ab- Vorschulische Betreuung wird in EU-SILC nicht in Bezug schluss zu erreichen zeigen in allen Fällen einen geringen auf Dauer oder Qualität erfasst, sondern lediglich, ob ir- Zusammenhang mit dem Bildungsabschluss der Eltern für gendeine Form vorschulischer Betreuung in Anspruch ge- die jüngere Kohorte. Mit anderen Worten wurden die Bil- nommen wurde. Dabei handelt es sich in erster Linie um dungsergebnisse der Nachkommen im Lauf der Zeit weniger den Besuch von Kindergärten, aber auch von anderen vor- abhängig von der Bildung der Eltern. Dennoch zeigt sich, schulischen Einrichtungen. dass trotz der Reduktion der Bildungsabhängigkeit immer In der vorliegenden Arbeit werden vor allem zwei Fragen noch ein starker Zusammenhang zwischen Bildung der El- untersucht: tern und jener der Kinder besteht. Selbst bei der jüngeren 1…Wer besucht eine vorschulische Bildungs- und Erziehungs- Kohorte (25 bis 44 Jahre) ist die Wahrscheinlichkeit ein einrichtung? Studium abzuschließen für Kinder von Eltern mit Matura 2…Wie unterscheiden sich Personen mit bzw. ohne vorschuli- oder Universitätsstudium mehr als viermal so hoch wie für sche Erziehung hinsichtlich Bildung und Einkommen? Kinder, deren Eltern höchstens über einen Pflichtschulab- schluss, eine Lehre oder einen mittleren Schulabschluss ver- Grafik 5 zeigt den Zusammenhang zwischen der Bildung der fügen. Eltern und der Inanspruchnahme einer vorschulischen Be- treuung der Befragten. Das Ergebnis ist eindeutig: Je höher Insgesamt weisen die Daten auf eine starke Abhängigkeit der aktuellen Einkommen der Befragten von ihrem sozioöko- nomischen Hintergrund hin. Für die Gruppe der 45- bis Vorschulische Betreuung - Bildung der Eltern Grafik 5 59-jährigen Männer aus Familien mit sehr schwierigem fi- nanziellem Auskommen gilt, dass ihre aktuellen Einkommen 25- bis 59-Jährige lediglich 80% des Durchschnittseinkommens ausmachen, 100 während jene mit sehr gutem finanziellem Auskommen im 16 22 Alter von 14 Jahren nunmehr ein Einkommen von 130% 34 des Durchschnittseinkommens aufweisen. Absolut macht 80 Vorschulische Betreuung in % dies eine Differenz von 15.000 € Netto-Jahreseinkommen 67 aus. 60 Die Differenzen bei Frauen sowie bei Jüngeren sind zwar geringer, jedoch noch immer beträchtlich. Eine besonders 84 40 78 stark ausgeprägte Persistenz der ökonomischen Situation 66 von Eltern und Kindern liegt insbesondere an den beiden Rändern der Einkommensverteilung vor. Hohe Persistenz 20 33 findet sich jedoch nicht nur bei der ökonomischen Situati- on, sondern auch bei der Bildung von Eltern und Kindern. Will man die Mobilität der ökonomischen Situation der 0 Max. Lehre/ Matura Universität schlechter gestellten Haushalte erhöhen, so muss der politi- Pflichtschule mittlere Schule sche Eingriff in erster Linie über eine Verbesserung der Auf- Bildung der Eltern stiegschancen dieser Personen durch verbesserten Zugang zu Vorschulische Betreuung ja nein Bildungsangeboten erfolgen. Welche Rolle dabei der Zugang der Befragten zu vorschulischer Erziehung und Bildung spielt, wird im Q: STATISTIK AUSTRIA, EU-SILC 2011. - Jeweils höchster Bildungsabschluss eines Elternteils. folgenden Abschnitt untersucht. Lebensstandard Statistische Nachrichten 1/2013 55
Lebensstandard das Bildungsniveau im Elternhaus war, desto häufiger be- suchten die Kinder auch einen Kindergarten bzw. eine Vor- Vorschulische Betreuung nach Alter Tabelle 5 schule. Dies kann einerseits dadurch bedingt sein, dass Personen Kindergarten- bzw. Vorschulbesuch Frauen mit höherem Bildungsabschluss auch höhere Er- Altersgruppen ab 16 Jahren ja nein werbsquoten aufweisen, andererseits aber auch dadurch, dass in 1.000 Anteil in % vorschulische Betreuungseinrichtungen zumeist kosten- Insgesamt 6.998 53 47 pflichtig sind und daher von höheren Einkommensschichten 16 bis 19 Jahre 457 92 8 20 bis 39 Jahre 2.065 82 18 stärker in Anspruch genommen werden. 40 bis 64 Jahre 3.057 42 58 65 Jahre und mehr 1.419 23 77 Der Einfluss des elterlichen Haushalts auf den Besuch von Q: STATISTIK AUSTRIA EU-SILC 2011. - Hochgerechnete Zahlen. Kindergarten oder Vorschule wird auch durch Tabelle 4 ver- deutlicht. Diese bestätigt die positive Korrelation des finanziellen Auskommens des Elternhauses im Alter von Wie unterscheidet sich nun der weitere Bildungs- und Er- 14 Jahren mit der vorschulischen Betreuung: Je leichter die werbsverlauf von Kindern mit bzw. ohne Kindergarten bzw. finanzielle Situation der Eltern war, desto häufiger besuch- Vorschule? ten die Kinder eine vorschulische Einrichtung. Die vorschu- Ein erster Faktor, der den späteren Bildungserfolg beein- lische Partizipationsrate liegt für Befragte, deren finanzielles flussen kann, ist dabei die Schulwahl zu Beginn der Unter- Auskommen mit 14 Jahren sehr schwierig war, bei 38% und stufe. Die Entscheidung, ob eine AHS oder Hauptschule steigt kontinuierlich bis auf 74% für jene Personen, deren besucht wird, hat vielfach Auswirkungen auf den weiteren Elternhaus ein finanziell sehr leichtes Auskommen in deren Bildungsverlauf. Wie Grafik 6 zeigt, korreliert diese Ent- Kindheit hatte. Es zeigt sich somit sowohl eine starke posi- scheidung stark mit dem Besuch vorschulischer Angebote. tive Korrelation zwischen der Bildung der Eltern und der Hierbei wird erhoben, wie vorschulische Betreuung und der vorschulischer Betreuung der Kinder als auch zwischen dem Besuch der Unterstufe (gemessen als jene Schulform, die Einkommen der Eltern und der vorschulischen Betreuung. beim Abschluss der Unterstufe besucht wurde) zusammen- hängen. Vorschulische Betreuung - Der Besuch einer AHS nimmt für die jüngere Kohorte Finanzielles Auskommen im Elternhaus Tabelle 4 deutlich zu und beträgt 31% bei den 16- bis 29-Jährigen Kindergarten- bzw. gegenüber nur 18% bei den 45- bis 65-Jährigen. Über die Finanzielles Auskommen Gesamt Vorschulbesuch im Elternhaus in 1.000 Alterskohorten hinweg zeigt sich jedoch der klare Zusam- Anteil in % Finanzielles Auskommen (mit 14 Jahren) … 4.024 56 mit großen Schwierigkeiten 398 38 Vorschulische Betreuung - AHS-Unterstufe Grafik 6 mit Schwierigkeiten 571 44 mit einigen Schwierigkeiten 1.236 54 35 eher leicht 1.099 64 32 leicht 513 67 31 sehr leicht 207 74 29 29 30 Q: STATISTIK AUSTRIA, EU-SILC 2011. - Hochgerechnete Zahlen. 27 Abschluss der AHS-Unterstufe in % 25 24 Wie in Tabelle 5 gezeigt wird, ist jedoch der Anteil jener 23 Personen, die vorschulische Betreuung in Anspruch genom- (21) 21 men haben, auch deutlich vom Alter abhängig. Befragte 20 18 Personen im Alter von 16 bis 19 Jahren besuchten inzwi- schen fast zur Gänze dieses Angebot (92%). Hingegen be- 15 14 13 suchten jene Personen, welche zum Zeitpunkt der Befragung 12 älter als 65 waren, nur zu 23% eine vorschulische Einrich- 10 tung. Diese deutliche Intensivierung des Besuchs von vor- schulischen Bildungs- und Erziehungseinrichtungen ist na- 5 türlich vor allem darauf zurückzuführen, dass sich das An- gebot an Betreuungsplätzen in dieser 50-jährigen Periode 0 stark verbessert hat. Gesamt Vorschulische Betreuung Die Daten bisher zeigen, dass - neben dem kontinuierlichen Ja Nein Anstieg der Partizipationsrate - der Besuch einer vorschuli- 16-65 Jahre insg. 30-44 Jahre schen Einrichtung stark positiv korreliert mit dem finanziel- 16-29 Jahre 45-65 Jahre len Auskommen im Elternhaus mit 14 Jahren sowie mit dem Q: STATISTIK AUSTRIA, EU-SILC 2011. - Werte in Klammern beruhen auf Be- rechnungen, denen 20 oder weniger Fälle in der Stichprobe zugrunde liegen. Bildungsstand der Eltern. 56 Statistische Nachrichten 1/2013 Lebensstandard
Lebensstandard Vorschulische Betreuung - Bildung und Einkommen Tabelle 6 25- 44-jährige 45- bis 59-jährige Vorschulische Betreuung Gesamt Männer Frauen Männer Frauen Durchschnittliches Bildungsniveau 1) Vorschulische Betreuung … Ja 2,52 2,53 2,59 2,45 2,42 (Beobachtungen) 3.918 1.274 1.404 594 646 Nein 2.04*** 2.08*** 1.97*** 2.15*** 1.95*** (Beobachtungen) 2.858 453 564 901 940 Inanspruchnahme in % 58% 74% 71% 40% 41% Aktuelles Ø Netto-Einkommen in EUR Vorschulische Betreuung ... Ja 22.481 25.190 16.500 30.026 20.536 (Beobachtungen) 3.669 1.250 1.234 588 597 Nein 20.564*** 22.450*** 14.774*** 25.741*** 16.665*** (Beobachtungen) 2.641 446 461 894 840 Q: STATISTIK AUSTRIA, EU-SILC 2011. - 1) Das durchschnittliche Bildungsniveau errechnet sich anhand der vier Kategorien: max. Pflichtschule= 1; Lehre/BMS= 2; Matura= 3; Universität= 4. - *** Unterschied zwischen ja und nein statistisch signifikant; p
Lebensstandard Einkommensverhältnisse nach Alter, Geschlecht und Migrationshintergrund Tabelle 7 Personen im höchsten Einkommensquartil 1) Finanzielles Auskommen 25- bis 59-Jährige 25- 44-jährige 45- bis 59-jährige im Elternhaus insgesamt Männer Frauen Männer Frauen ohne Migrationshintergrund Finanzielles Auskommen (mit 14 Jahren) … Leicht 32 31 26 42 37 (Beobachtungen) 2.311 730 706 443 432 Schwierig 27 20 24 27 30 (Beobachtungen) 2.862 631 650 811 770 Verhältnis 2) 1,2 1,4 1,1 1,4 1,1 mit Migrationshintergrund Finanzielles Auskommen (mit 14 Jahren) … Leicht 14 9 13 16 21 (Beobachtungen) 478 157 156 72 93 Schwierig 11 6 10 11 12 (Beobachtungen) 500 129 145 126 100 Verhältnis 2) 1,3 1,4 1,3 1,4 1,8 Q: STATISTIK AUSTRIA, EU-SILC 2011. - Migrationshintergrund: Beide Elternteile sind nicht in Österreich geboren. - 1) Angaben in Prozent (gerundet). - 2) Verhältnis der beiden Prozentsätze (leicht/schwierig). Wurde ein Elternteil in Österreich geboren und der andere trägt, während für Personen mit Migrationshintergrund die nicht, so werden diese Personen als „ohne Migrationshinter- Chance sodann nur noch 11% beträgt. Bei allen hier nach grund“ erfasst. Geschlecht und Alter unterschiedenen Kohorten weisen Per- sonen mit Migrationshintergrund generell sehr viel geringe- Tabelle 7 zeigt den Anteil jener Personen, deren persönliches re Aufstiegsmöglichkeiten ins 4. Einkommensquartil auf. Netto-Einkommen im 4. Einkommensquartil liegt, unter- schieden nach dem sozioökomischen Hintergrund des El- Eine Unterscheidung nach Alterskohorten zeigt folgendes ternhauses. Dabei wurde das vierte Einkommensquartil für Bild: Für Personen ohne Migrationshintergrund gilt gene- alle Befragten (1. Spalte) geschlechterübergreifend berech- rell, dass jüngere Männer wie Frauen eine geringere Wahr- net, für die nachfolgenden Untergruppen allerdings in den scheinlichkeit aufweisen, ein Einkommen im 4. Quartil zu beiden Altersgruppen geschlechtsabhängig. Daher existieren erzielen. Dies entspricht den Erwartungen der Lebens-Ein- für Männer und Frauen unterschiedliche Grenzen, wer im kommenshypothese, wonach das laufende Einkommen mit obersten Einkommensviertel liegt. Die Ergebnisse werden dem Alter bzw. zunehmender Berufserfahrung steigt. Dem- dabei getrennt für Personen ohne und mit Migrationshin- entsprechend sind auch die Verhältniszahlen zwischen den tergrund ausgewiesen. Das finanzielle Auskommen mit dem beiden Alterskohorten identisch. (1,4 für Männer bzw. 1,1 Netto-Haushaltseinkommen im Alter von 14 Jahren wird für Frauen). Bei Personen mit Migrationshintergrund kann hier als „leicht“ definiert, wenn die Frage entweder mit „eher diese Hypothese nur für Männer bestätigt werden (jeweils leicht“, „leicht“ oder „sehr leicht“ beantwortet wurde. Ana- 1,4). Bei Frauen aus finanziell schwierigen Familienverhält- log dazu ist als „schwierig“ definiert, wenn die Befragten das nissen mit Migrationshintergrund verbleibt jedoch die Auf- Auskommen als „mit einigen Schwierigkeiten“, „mit Schwie- stiegswahrscheinlichkeit ins 4.Einkommenquartil auch für rigkeiten“ oder „mit großen Schwierigkeiten“ bezeichnete. die 45-59-Jährigen mit 12% sehr gering, wodurch die Rela- tion von 1,3 auf 1,8 steigt. Die Ergebnisse für Personen ohne und mit Migrationshin- tergrund unterscheiden sich dabei gravierend. Zwar weisen Grafik 7 zeigt, analog zu Grafik 4, die Bildungsmobilität für die Verhältnisse der Wahrscheinlichkeiten keine gravieren- Personen mit Migrationshintergrund. den Unterschiede auf, für Personen mit Migrationshinter- Hierbei zeigt sich einerseits, dass Personen mit Migrations- grund korreliert der Unterschied, wie die ökonomische Si- hintergrund deutlich öfter aus bildungsfernen Elternhäusern tuation im Elternhaus eingeschätzt wird, etwas stärker mit stammen. Personen mit Migrationshintergrund kommen zu der Wahrscheinlichkeit im höchsten Einkommensquartil zu 48% aus einem Elternhaus mit max. Pflichtschulabschluss, landen. Allerdings zeigt sich bei den konkreten Wahrschein- bei Personen ohne Migrationshintergrund, beträgt dieser An- lichkeiten ein deutlicher Unterschied. Während für die Per- teil lediglich 33%. Für bildungsnahe Schichten (Matura, Uni- sonen ohne Migrationshintergrund die Wahrscheinlichkeit, versitätsabschluss) trifft diese Unterscheidung allerdings nicht bei solidem sozioökonomischen Hintergrund ein Einkom- zu, was jedoch auf die große Heterogenität von Personen mit men im 4. Quartil zu erreichen, bei 32% liegt, beträgt Migrationshintergrund zurückzuführen ist. Die Gruppe der diese bei Personen mit Migrationshintergrund lediglich Personen mit Migrationshintergrund umfasst Personen, die 14%. Umgekehrt gilt, dass für Personen mit schwierigem aus der EU (vor allem Deutschland) oder den USA zugewan- sozioökonomischem Hintergrund und ohne Migrationshin- dert sind ebenso wie solche aus Asien, Afrika und dem ehem. tergrund diese Wahrscheinlichkeit noch immer 27% be- Jugoslawien sowie der Türkei. Hierbei zeigt sich jedoch, dass 58 Statistische Nachrichten 1/2013 Lebensstandard
Lebensstandard Unterschiede in der Bildungsmobilität nach Alter und Migrationshintergrund Grafik 7 25- bis 59-Jährige Mit Migrationshintergrund ohne Migrationshintergrund mit Migrationshintergrund 25- bis 44-Jährige 45- bis 59-Jährige 100 4 (3) 3 6 7 6 (6) (6) 6 10 (10) 11 10 10 10 25 11 29 15 39 21 37 (37) 80 19 50 47 32 Bildung der Personen in % 54 55 38 (60) 60 37 34 60 61 46 45 58 33 55 40 43 (43) 62 30 30 30 49 49 49 48 (30) 30 20 21 (21) 25 20 (18) 18 23 17 21 18 (18) 12 17 8 (6) 6 (8) 8 (8) 8 10 (10) (3) 3 (4) 4 (4) 4 (5) 5 2 (2) 0 1% le 0% le 2% le 7% le % t itt 48 ule le % e 1% ät 4% ät le % e % t U 9% ra le % e U 0% ra U 2% ra U 8% ra (7 itä (7 itä itt (33 hul itt 43 ul itt 58 ul (5 hu (3 hu (3 hu (2 hu (1 rsit (1 rsit ( u (1 tu (1 tu ( u re ) M ) re ) M ) ni ) ) re ) M ) ni ) ) re ) M ) ni ) ) ni ) ) m ( ch rs m ( ch m ( ch rs le % at at a a Sc Sc Sc Sc c ve ve ve ve ts ts ts ts ch ch ch ch fli fli fli fli .P .P .P .P m ax ax ax ax e/ e/ e/ e/ M M M M hr hr hr hr Le Le Le Le Bildung der Eltern (Anteil der Personen in %) Bildung der Befragten Max. Pflichtschule Lehre/mittlere Schule Matura Universität Q: STATISTIK AUSTRIA, EU-SILC 2011. - Migrationshintergrund: Beide Elternteile sind nicht in Österreich geboren. - Jeweils höchster Bildungsabschluss eines Elternteils. - Werte in Klammern beruhen auf Berechnungen, denen 20 oder weniger Fälle in der Stichprobe zugrunde liegen. ihr Bildungsniveau und das ihrer Eltern ein generell relativ Es zeigt sich deutlich, dass zwar zwischen Personen mit und hohes ist. Die Ausnahme bilden Personen, die aus der Türkei ohne Migrationshintergrund nur geringe Unterschiede in oder dem ehemaligen Jugoslawien stammen, die sowohl ein der Bildung bestehen, falls sie aus hohen Bildungsschichten deutlich geringeres eigenes als auch ein sehr niedriges Bil- (Matura, Universität) stammen; allerdings gibt es deutliche dungsniveau der Eltern aufweisen. Da diese Gruppe insgesamt Unterschiede für bildungsferne Schichten (max. Pflicht- jedoch nur ca. ein Drittel aller Personen mit Migrationshin- schule, Lehre). Personen mit Migrationshintergrund errei- tergrund (nach dieser Definition) ausmacht, wird dies durch chen deutlich öfter selbst nur einen Pflichtschulabschluss, hoch gebildete Zuwanderer etwas überdeckt. Diese Vielfalt wenn ihre Eltern auch nur über maximal einen Pflicht- erklärt auch die Tatsache, dass Personen mit Migrationshin- schulabschluss verfügen, als dies bei Personen ohne Migra- tergrund einerseits öfter aus sehr niedrigen Bildungsschichten tionshintergrund der Fall ist (49% vs. 23%). Interessant ist stammen, andererseits sogar einen etwas höheren Anteil an hierbei auch die Tatsache, dass sich dies für jüngere Per- Akademikerkindern aufweisen, als dies bei Personen ohne sonen im Vergleich zu den Älteren nicht zu ändern Migrationshintergrund der Fall ist. scheint. Bildungsverhältnisse - Geschlechterpaare mit Migrationshintergrund Tabelle 8 Befragte mit Migrationshintergrund, die einen Universitätsabschluss erreichten 1) Bildung der Eltern ) 2 Geschlechterpaare 3) Eltern - Kinder Vater - Sohn Vater - Tochter Mutter - Sohn Mutter - Tochter Bildung der Eltern … Hoch 39 39 47 41 48 (Beobachtungen) 269 94 122 77 108 Niedrig 5 8 6 8 6 (Beobachtungen) 872 384 497 424 522 Verhältnis 4) 7,2 5,0 8,3 5,0 7,6 Q: STATISTIK AUSTRIA, EU-SILC 2011. - Migrationshintergrund: Beide Elternteile sind nicht in Österreich geboren. - 1) Angaben in Prozent (gerundet). - 2) Jeweils höchster Bildungsabschluss eines Elternteils. - Hoch: Eltern verfügen über Matura oder Universitätsabschluss; Niedrig: Eltern verfügen max. über einen Pflichtschulabschluss oder eine Lehre/BMS. - 3) Überschneidende Subgruppen; daher nicht direkt mit Spalte „Eltern-Kinder“ vergleichbar. - 4) Ver- hältnis der beiden Prozentsätze (hoch/niedrig) Lebensstandard Statistische Nachrichten 1/2013 59
Lebensstandard Tabelle 8 ermöglicht die Betrachtung nach Geschlechtern. Tabelle 9 zeigt den Prozentsatz jener Personen, die vorschu- Dabei ergeben sich für Personen mit Migrationshintergrund lische Betreuung in Anspruch nahmen. Dabei wird deutlich, deutlich schlechtere Ergebnisse als für solche ohne Migrati- dass über alle Altersgruppen hinweg Menschen mit Migra- onshintergrund (vgl. Tabelle 3). Die Bildungsmobilität ist tionshintergrund deutlich seltener den Kindergarten be- hier deutlich geringer, der Einfluss der Bildung der Eltern suchten als solche ohne Migrationshintergrund. Eine Aus- deutlich stärker. Vor allem für die Töchter zeigt sich ein nahme hierbei bilden die Personen mit Migrationshinter- stärkerer Zusammenhang zwischen der eigenen Bildung und grund (EU). Diese weisen die mit Abstand höchsten Vor- jener der Eltern, als dies bei den Söhnen der Fall ist. Analog schulbesuchsquoten auf. zu Tabelle 3 gilt auch hier, dass die Spalte „Eltern-Kinder“ Die geringsten Besuchsquoten sind bei jenen Migranten und nicht direkt mit den folgenden Spalten verglichen werden Migrantinnen zu beobachten, welche nicht in Österreich kann, da sie überschneidende Subgruppen abbilden. geboren wurden und zum Zeitpunkt des Kindergarten-/ Für Tabelle 9 wurde eine weitere Untergliederung von Per- Vorschulbesuchs zumeist auch noch nicht in Österreich sonen mit Migrationshintergrund in drei Untergruppen wohnten. Personen mit Nicht-EU-Migrationshintergrund, vorgenommen: welche aber selbst in der EU geboren wurden, weisen vor • Personen mit Migrationshintergrund (EU): Zumindest allem bei den Jüngeren deutlich geringere Besuchsquoten ein Elternteil und die Befragten selbst wurden hier inner- auf als Personen ohne Migrationshintergrund. halb der EU-15, in der Schweiz (CH), in Norwegen (NO) Insgesamt zeigt sich auch hier deutlich der Anstieg der Be- oder in Island (IS) geboren. In der Folge wird nur von suchsquote bei den jüngeren Menschen, allerdings bleibt der „EU“ gesprochen, gemeint sind jedoch stets alle hier an- Unterschied zwischen Personen mit und ohne Migrations- geführten Länder. hintergrund weiterhin gravierend. • Personen mit Migrationshintergrund (selbst in EU ge- boren): Beide Elternteile wurden nicht in der EU-15, Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass sowohl die Bil- CH, NO, IS geboren, die Befragten jedoch schon. dungspersistenz als auch die Abhängigkeit der Einkommen • Personen mit Migrationshintergrund (selbst nicht in EU von der ökonomischen Situation der Eltern bei Personen mit geboren): Weder die Eltern, noch die Befragten selbst Migrationshintergrund besonders stark ausgeprägt sind. wurden innerhalb der EU-15, CH, NO, IS geboren. Zentral dafür sind die geringen Aufstiegsmöglichkeiten von Personen mit Migrationshintergrund aus sozioökonomisch Jene Personen, deren Eltern innerhalb der EU-15, der schwachen Verhältnissen, welche zuallermeist auch mit nied- Schweiz, Norwegen oder Island geboren wurden, die selbst rigen Bildungsabschlüssen von Eltern und Kindern einher- jedoch außerhalb geboren wurden, wurden hier aufgrund gehen. Da dieser Personenkreis jedoch rund zwei Drittel der geringen Fallzahl nicht ausgewiesen. aller Personen mit Migrationshintergrund stellt, ist dieser Aspekt natürlich von eminenter wirtschaftlicher und gesell- Vorschulische Betreuung nach Alter und schaftlicher Bedeutung. Nur eine Erhöhung der Aufstiegs- Migrationshintergrund Tabelle 9 mobilität kann eine entsprechend positive Integration in Arbeitsmärkte und Gesellschaft absichern. Kindergarten- bzw. Gesamt Vorschulbesuch Migrationshintergrund in 1.000 Anteil in % Soziale Mobilität von Bildung und ökonomischen Insgesamt 4.097 56 25- bis 59-Jährige insgesamt Verhältnissen - eine Zusammenfassung der Ergebnisse Ohne Migrationshintergrund 3.217 60 Der EU-SILC-Datensatz von 2011 erlaubt mit dem Sonder- Mit Migrationshintergrund 880 43 modul zur „Sozialen Mobilität“ Analysen zum Zusammen- Mind. ein Elternteil in EU geboren 118 76 Selbst in EU geboren 76 59 hang von familiärer Herkunft, Bildung und Einkommen. Selbst nicht in EU geboren 686 36 Die Daten für Österreich8) zeigen einen stark positiven Zu- 25- bis 44-Jährige sammenhang zwischen dem familiären Hintergrund der Ohne Migrationshintergrund 1.656 78 Befragten einerseits und ihrem Bildungsniveau sowie ihrem Mit Migrationshintergrund 559 50 Mind. ein Elternteil in EU geboren 72 87 aktuellen Einkommen andererseits. Für „ältere“ Männer (45 Selbst in EU geboren 54 64 bis 59 Jahre) macht der Unterschied zwischen einer Her- Selbst nicht in EU geboren 432 42 kunft aus „sehr schwierigen finanziellen Verhältnissen“ zu 45- bis 59-Jährige einer Herkunft aus „sehr guten finanziellen Verhältnissen“ Ohne Migrationshintergrund 1.561 41 Mit Migrationshintergrund 321 32 im Alter von 14 Jahren eine Differenz von 15.075 € Netto- Mind. ein Elternteil in EU geboren 46 57 Jahreseinkommen aus. Diese Differenz entspricht 55% des Selbst in EU geboren 22 46 Durchschnittseinkommens von 27.370 € zum Zeitpunkt Selbst nicht in EU geboren 253 26 der Befragung (2011). Q: STATISTIK AUSTRIA, EU-SILC 2011. - Hochgerechnete Zahlen. - Migrationshintergrund: Beide Eltern- teile sind nicht in Österreich geboren. - EU= EU-15,Schweiz, Norwegen und Island. - „Selbst in EU geboren“: beide Eltern nicht in EU geboren; „selbst nicht in EU geboren“: weder Eltern noch Befragter in EU gebo- 8 ) Ab dem Frühjahr 2013 werden auch Daten für die anderen EU-Staaten ren. vorliegen, wodurch auch ein internationaler Vergleich möglich wird. 60 Statistische Nachrichten 1/2013 Lebensstandard
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