Praktische Planung und Durchführung von klinischen Studien II Dr. med. Martin Coenen - Ringvorlesung Klinische Prüfung von Arzneimitteln
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Ringvorlesung Klinische Prüfung von Arzneimitteln Praktische Planung und Durchführung von klinischen Studien II Dr. med. Martin Coenen Institut für Klinische Chemie und Klinische Pharmakologie Studienzentrale, Studienzentrum Bonn (SZB)
Phase I – Einheit • Studien in Kooperation mit den Kliniken/ Instituten am Klinikum • 12 Betten auf spezialisierter Studienstation • Überwachung Probanden 24/7 bzgl. Vitalparameter und Aufenthaltsort • qualifiziertes ärztliches und nicht-ärztliches Studienpersonal (Prüfärzte, Study Nurses, Studienkoordinatoren, Projektmanager, Monitore etc.) • Etablierung hochstandardisierter Studienprozesse (PK-Analyse, Probenverarbeitung, Dokumentation etc.), QM-System für frühe klinische Studien • Notfallmanagement mit Klinik für Anästhesie und Intensivmedizin • Gewährleistung von verlässlicher Probenverarbeitung und –lagerung/ sowie IMP • Vernetzung mit Biobank und zentralen Labor Facilities (Zentrallabor/ Next Generation Sequencing/ etc.) 22.01.2020 Seite 2
Sie sind PM in einer akademischen Studienzentrale... Warum IITs? Herausforderungen von IITs? Stärken von IITs? Finanzierung von IITs? Welche Ideen? Welche Aufgaben? 22.01.2020 Seite 3
Warum IITs? Ziel Industriestudie: Neu-, Weiterentwicklung von Arzneimitteln Produktfokussierung Forschung unterliegt Gewinnorientierung Ziel IIT: Fragestellungen, die sich aus der Anwendung ergeben, sollen beantwortet werden Publikation keine Bindung an das Produkt keine Gewinnorientierung aber: Publikationsdruck IITs und Industriestudien bilden einen komplementären Ansatz IITs beantworten wichtige Fragen für die Patientenversorgung, die sonst nicht beantwortet werden
IIT – Beispiele für Herausforderungen - Initiierender Arzt/ Wissenschaftler hat keine ausreichende Zeit - Ausbildung zur Initiierung und Durchführung einer klinischen Prüfung beim initiierenden Arzt/ Wissenschaftler nicht vorhanden - In der Klinik kein Personal vorhanden mit Erfahrung - Nur geringes Budget steht zur Verfügung - Lange Planungsphasen – Anträge zur Finanzierung können Jahre dauern - Vernetzung in der Fachgesellschaft nicht ausreichend - Europaweite/ weltweite Studien aufwendig zu organisieren - ...
IIT – Beispiele für Stärken - Initiierender Arzt/ Wissenschaftler oft außerordentlich motiviert - Ideen kommen direkt vom Patientenbett, sind klinisch sehr relevant - Studien haben oft kein hohes Gefährdungspotential, da oft bekannte und zugelassene Medikamente verwendet werden - Wenn Expertise an Klinik vorhanden (inklusive Studienzentrale) + Studie finanziert => alle Expertisen auf engem Raum vorhanden - Vernetzung von Grundlagenforschung mit klinische Forschung schafft herausragende Möglichkeiten - ...
Wie werden IITs finanziert? Klinische Prüfungen im KKS-Netzwerk 2011 – Finanzierung durch: (Mehrfachantworten möglich) Industrie 54% Bundesministerium für Bildung und Forschung 14% Deutsche Forschungsgemeinschaft 7% EU 1% Krebshilfe 5% andere öffentliche Förderer 12% Fakultäten 10% Landesregierung 1% unklar 7% über 50% der IIT sind Industrie finanziert D.h. akademische klinische Forschung profitiert von Industrie Aber: wie unabhängig sind die IITs? 7
Wie werden IITs finanziert? Trotz wichtiger Funktion der IITs... - wenig öffentliche Geldgeber für IITs - überwiegende Anzahl IIT unterfinanziert ...obwohl die gleichen gesetzlichen Anforderungen wie bei Industriestudien bestehen! Ausbau der Fördermaßnahmen für IIT erforderlich
Sie sind PM in einer akademischen Studienzentrale... 22.01.2020 Seite 9
UKT-03-Studie Studientitel: UKT-03 Phase: II Design: prospective, open-label, single arm phase II study Studienpopulation: newly diagnosed patients with glioblastoma Standardtherapie: Strahlentherapie plus TMZ einziger Studienarm: Strahlentherapie plus TMZ/CCNU prim. Endpunkt: progression free survival at 6 months (PFS-6) Probandenzahl: 31 Anzahl Studienzentren: 2 Studiendauer (pro Pat.): 8 Monate
Ergebnisse UKT-03-Studie Ergebnisse: • PFS-6: 61,3%=> unmethylierter MGMT-Promotor: 55% methyliert: 65% (nicht signifikant) • median PFS: 9 Monate (95%-CI: 5,3 bis 11,7 Monate)=> unmethylierter MGMT-Promotor: 6 Monate methyliert: 19 • median overall survival time (MST): 22,6 Monate (historische Kontrolle: 14,6%)=> unmethylierter MGMT-Promotor: 12,5 Monate (identisch zu historischer Kontrolle) methyliert: 34,4 Monate • 2-year survival rate: 44,7%=> unmethylierter MGMT-Promotor: 22% methyliert: 75%
Sie sind PM in einer akademischen Studienzentrale... Der Projektleiter möchte eine Nachfolgestudie durchführen. Was sind die ersten Schritte? 22.01.2020 Seite 12
CeTeG-Studie • Beratung / regulatorische Einschätzung • Synopse / Endpunkte / Studiendesign • Fallzahlplanung / statistische Methoden • Kostenabschätzung • Finanzierungsantrag
Sie sind PM in einer akademischen Studienzentrale... Wie könnte das Design der Nachfolgestudie aussehen?
CeTeG-Studie Studientitel: CeTeG Phase: III Design: Prospective, open-label, randomized, multicenter phase III study Studienpopulation: newly diagnosed patients with glioblastoma harbouring a methylated MGMT promoter (1st-line therapy) Studienarme: experimenteller Arm: Strahlentherapie plus TMZ/CCNU Standardarm: Strahlentherapie plus TMZ prim. Endpunkt: Overall survival (OS: from the day of randomization until death) Probandenzahl: 2x64=128 (ITT) Anzahl Studienzentren: 12 Studiendauer (pro Pat.): 8 Monate
Sie sind PM in einer akademischen Studienzentrale... Welche Arbeitspakete müssen Sie planen / organisieren?
CeTeG-Studie • Beratung/regulatorische Einschätzung • ICF • Synopse / Endpunkte • CRF / Datenbank • Fallzahlplanung / statistische Methoden • Labor / PK / Normwerte • Kostenabschätzung • Logistik/Versand • Finanzierungsantrag • Verträge • Versicherung • EudraCT-Nummer • Randomisierung / Entblindung • Prüfplan-Erstellung • Fragebögen / Diary • externe Dienstleister • Unterlagen Prüfstelle • Prüfstellenauswahl / Rekrutierung • Einreichung BOB • Apotheke / IMP • Einreichung EK (ff/bet) • Monitoring • §67-Meldung Landesbehörde • Safety-Reporting • TMF / ISF (m. Logs / manuals) • DSMB • Budget • Archivierung
CeTeG-Studie • OS improved from 31,4 months (95% CI 27,7–47,1) with temozolomide to 48,1 months (32,6 months–not assessable) with lomustine- temozolomide (hazard ratio [HR] 0,60; 95% CI 0,35–1,03; p=0,0492 for log-rank analysis). • Progression-free survival did not differ between the treatment groups in the modified intention-to-treat population (p=0,4113, stratified log-rank test) or in the intention-to-treat population (p=0,4735).
Fragen ??? Dr. med. Martin Coenen Ärztlicher Leiter Phase I-Einheit / Arzneimitteltherapiesicherheit Studienzentrale Studienzentrum Bonn Institut für Klinische Chemie und Klinische Pharmakologie Universitätsklinikum Bonn www.studienzentrum-bonn.de
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