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PRESS REVIEW Daniel Barenboim Stiftung Barenboim-Said Akademie & Pierre Boulez Saal Friday, March 12, 2021
PRESS REVIEW Friday, March 12, 2021 Die Welt, DB Berlin lässt wieder Kulturveranstaltungen mit Publikum zu – aber nur mit Schnelltest und Maske Der Tagesspiegel, DB Tippelschritte zur Live-Kultur Pilotphase der Berliner Bühnen: Start am 19. März Süddeutsche Zeitung Ein Berliner Pilotprojekt erprobt die Öffnung der Theater und Opern mit vorher getestetem Publikum Rbb Inforadio „Bitte bindet die Öffnungen nicht an Inzidenzwerte!“. Ein Gespräch mit Oliver Reese, Intendant des Berliner Ensembles Frankfurter Allgemeine Zeitung Lockout: Viele Museen sind wieder offen, Theater und Opern noch nicht. Warum? Berliner Zeitung Berliner Ensemble darf im März probeweise öffnen Rbb Inforadio Frauen am Dirigentinnenpult: Poska & Larsen-Maguire Der Tagesspiegel Grütters will Preußen-Stiftung mit Reformen erhalten Süddeutsche Zeitung Statt die alte Oper zu sanieren, baut Düsseldorf neu The New York Times A new “Aida” lands in the middle of France's culture wars Süddeutsche Zeitung Madrids Opernhaus Teatro Real spielt trotz Corona weiter. Jetzt hat es sogar zwei neue Produktionen herausgebrach
22 FEUILLETON DIE WELT FREITAG, 12. MÄRZ 2021 FORTSETZUNG VON SEITE 21 Freiheit eine erhebliche Betonung hat? Selbstbuchung am Tag der Veranstal- gebildet werden, wie sie vorhanden Ich persönlich möchte lieber in dem tung einen kostenfreien Schnelltest in sind. Auch durch die Diskreditierung zweiten Staat leben. einem der teilnehmenden Testzentren von Menschen mit abweichenden Posi- durchlaufen. Bei Eintritt weisen sie ihr tionen. Wenn ein Richter, dessen Aufga- Wäre es auf der Basis unserer Verfas- tagesaktuelles negatives Testergebnis, be die Wahrung des Rechts ist, hier ein sung denkbar, dass man einen ande- ihr personalisiertes Ticket sowie ihren Problem benennt, kann das vielleicht ren Weg einschlägt? Personalausweis vor. Ein Smartphone helfen, eine sachliche Diskussion in Unsere Verfassung ist in hohem Maße ist notwendig, weil auch mit QR-Codes Gang zu bringen. interpretationsfähig. Es gibt Stimmen, gearbeitet wird. Während der Veranstal- die sagen, man kann mit ihr auch von tung sind das Tragen eines medizini- In welchen Grundrechten sind Sie der Marktwirtschaft abkehren, es wäre schen Mund-Nasen-Schutzes oder einer durch die Pandemiepolitik persönlich auch eine Planwirtschaft denkbar mit FFP2-Maske sowie die Einhaltung der betroffen? sozialistischen Zügen. Ob das stimmt, geltenden Hygieneregeln vorgeschrie- Die verletzten Grundrechte habe ich lässt sich schwer beurteilen. Die Ewig- ben. Und auf und hinter der Bühne sind aufgeführt als allgemeine Handlungs- keitsklausel im Artikel 79 unseres natürlich auch alle getestet. freiheit, allgemeines Persönlichkeits- Grundgesetzes schreibt einige grundle- Das soll dann wirklich die neue Kul- recht und Recht auf informationelle gende Staatsprinzipien wie Demokratie, turrealität sein? Wir gehen testfrei ein- Selbstbestimmung, Recht auf Leben Gewaltenteilung oder das Bundes- kaufen und bisweilen auch zum Arbeits- und Recht auf körperliche Unversehrt- staatsprinzip fest – die freiheitliche de- platz, wir sitzen zudem gleich zweimal heit, Freiheit der Person auch in Form mokratische Grundordnung für sich ge- in Bussen und U-Bahnen, um zum Test- der Freiheitsentziehung, Schutz der Fa- nommen allerdings nicht. Als Richter center und dann in die Oper zu fahren. milie und Menschenwürde. muss und darf ich mich zu dieser Und können uns natürlich theoretisch Grundordnung bekennen. Gerade sie zwischen Schnelltest und Aufführung Was erhoffen Sie sich denn von den aber ist bereits jetzt in Gefahr. Wenn sie schon längst wieder anstecken. Karlsruher Richtern? weiter erodieren würde, hätte ich ein Dafür ist im Gegenzug jede Spontanei- Es gibt drei Szenarien. Entweder die großes Problem. Dann könnte ich mir tät endgültig flöten gegangen, man muss Verfassungsrichter sagen, sie nehmen vorstellen auszuwandern. den Kulturgenuss rigide und schnell pla- die Beschwerde gar nicht zur Entschei- nen – und man muss die Zeit für Tages- dung an oder bewerten sie als unzuläs- Sie haben das Netzwerk Kritische tests haben. Gibt es dafür auch wirklich sig. In dem Fall hätte unser Rechtsstaat Richter und Staatsanwälte gegründet. Kapazitäten? Angeblich ist in Berlin in wirklich ein Problem. Nicht weil meine Was ist das? den neuen offiziellen Schnelltestzentren Beschwerde so gut wäre, sondern weil Als die Verfassungsbeschwerde bekannt doch schon alles bis Ostern ausgebucht. ich etwas vorgelegt habe, das eine so ho- wurde, hat mich ein Kollege angeschrie- Fragen über Fragen. Nach diesem he gesellschaftliche Relevanz hat, dass ben, ein gestandener Verwaltungsrich- kleinen Leckerli ist dann freilich gleich Einmal kurz man da nicht weggucken kann. Dann ter. Er könne fast jedes Wort darin un- wieder alles dicht. In Berlin jedenfalls. könnten die Richter sagen, alles richtig, terschreiben. Wir haben dann zusam- Es wird ausgewertet und neu entschie- die Maßnahmen müssen sofort alle auf- men ein Netzwerk gegründet, eine den. Hat sich wirklich an der Corona- den Vorhang gehoben werden – aber das kann ich mir Webseite hochgefahren, und dann ka- Lage so viel geändert, seit dem anste- beim besten Willen auch nicht vorstel- men mehrere Hundert Zuschriften, dar- ckungsfreien Kulturherbst, dem ein len. Das Bundesverfassungsgericht ist unter Richter, Staatsanwälte, Anwälte, Winter des schweren, weil völlig ausge- ein kluges Gericht, das immer eine Fol- Ärzte, Statistiker, Ministerialbeamte bremsten Missvergnügens folgte? GETTY IMAGES/SEAN GALLUP heben genbetrachtung macht: Was würde es und viele andere Menschen. Sie haben Und wie sieht es deutschlandweit E für die Zukunft bedeuten, wenn die Co- auch ihre Begeisterung ausgedrückt und aus? Die Museen fahren in manchen rona-Politik ohne Übergangsfrist für teils Unterstützung anboten. Ein 101- Bundesländern langsam wieder hoch. nichtig erklärt wird? Dann bricht alles Jähriger schrieb uns: Dass ich das noch Am Theater Dessau in Sachsen-Anhalt in sich zusammen. Für realistisch und erleben darf, dass Richter auch einmal wollen sie im Haus testen, in Sachsen sinnvoll halte ich eine dritte Option. etwas gegen ihren Arbeitgeber sagen! bleiben alle Bühnen bis Ende April zu. Karlsruhe könnte sagen: Ja, die Sachver- Wir wollen uns jetzt als Verein gründen, Noch eine Woche: Hier spielen bald die Berliner Philharmoniker – vor Publikum Auch Berliner Institutionen wie die Ko- haltsaufklärung weist durchgreifende unser erstes Ziel ist es, objektiv, tatsa- mische Oper oder das Staatsballett wol- Berlin lässt wieder Mängel auf, der Parlamentsvorbehalt chenbasiert und nüchtern bei der juri- len vorher gar nicht spielen. Kulturveranstaltungen wurde missachtet, die Bund-Länder- stischen Bewältigung der Krise zu hel- s ist genau ein Jahr her, da Jetzt prescht – ausnahmsweise – die Gleichzeitig haben schon wieder sie- Konferenz ist in dieser Form verfas- fen. Im Anschluss geht es an die Diskus- fand in Berlin am 10. März Berliner Kultur, wo Senator Klaus Lede- ben große Popfestivals, von Rock am mit Publikum zu – sungswidrig, und der Verhältnismäßig- sion größerer Probleme der Justiz als 2020 mit „Carmen“ die letz- rer sich immer besonders vernünftig, Ring am Nürburgring bis zu Rock im keitsgrundsatz wurde verletzt – wir dritter Staatsgewalt. te normale Opernvorstel- aber auch timide gab, mit einem zeitlich Park in Nürnberg alles für den Sommer aber nur mit müssen nachbessern. Wir auferlegen lung statt. Vor so vielen Zu- begrenzten Pilotversuch vor: Am 19. abgesagt, auch einige Klassikfestivals den Beteiligten – das wären dann Bund Wo liegen die Grenzen dessen, was schauern, die eben eine Karte gekauft März startet das Berliner Ensemble, am haben wieder die Segel gestrichen oder Schnelltest und Maske und Länder – bis zum Soundsovielten, Sie als Richter an Kritik äußern kön- hatten (und vielleicht ein paar mehr, die 20. März sollen schon die Berliner Phil- ihr Angebot verkleinert. die Rechtslage entsprechend unserer nen? in letzter Sekunde vor Torschluss noch harmoniker ein erstes Konzert unter Ki- In Österreich wurde eine Testzwangs- Entscheidung anzupassen. Ich muss natürlich das Mäßigungsgebot gerannt gekommen waren), mit vollem rill Petrenko vor halb gefülltem Saal ge- bestückung vor dem Kulturgenuss wie beachten. Aber ich fühle mich von mei- Orchester, der kompletten Bühnenbe- ben können. Gespielt wird zudem ein- auch dem Gaststättenbesuch ebenfalls Wäre Ihr persönliches Rechtsempfin- nem Arbeitgeber auf sehr positive Wei- setzung inklusive Chor, ohne Masken, malig ein Kammerkonzert im Konzert- diskutiert und bisher nicht konkretisiert. den durch solch eine Kompromisslö- se in Schutz genommen, auch gegen An- Abstand, Desinfektionskästen, Füh- haus. Die Berliner Clubcommission und Sogar von Schnelltests im Staatsopern- sung wiederhergestellt? griffe von außen. Das Gericht hat klar- rungsbändern und all den Corona-Hor- der Holzmarkt organisieren einen Gig foyer war die Rede. Doch wer soll diese Ja, da würde ich sagen: Gott sei Dank! gestellt, dass ich als Richter meine pri- ror-Utensilien, die uns seitdem vertraut im Säälchen, die Volksbühne zeigt am 1. Tests to Go zertifizieren? Logenschlie- Es ist nicht plötzlich alles wieder gut, vate Meinung äußern darf. geworden sind. April eine Uraufführung von Fritz Kater ßer? Nichts Konkretes folgte dem seit- aber der Rechtsstaat hat sich immerhin in der Regiepersonalunion von Armin her, in der Alpenrepublik ist auch immer am Ende bewährt. Vertreten Sie in der Richterschaft VON MANUEL BRUG Petras. An der Staatsoper dirigiert Da- noch kein Öffnungsdatum in Sicht. Ach, eine Außenseiterposition? niel Barenboim am 2. April die dritte und übrigens war in Madrid, wo man seit Wollen Sie mit Ihrer Beschwerde Das glaube ich nicht. Intern wissen wir, Dann kam, nach einem Kultursom- „Le nozze di Figaro“-Premiere seiner Monaten mit halber Auslastung und auch ein Zeichen setzen? dass viele Kollegen deutlich kritischer mer der Zufälligkeiten wie der mutigen Amtszeit. Auch die Deutsche Oper gibt Temperaturmessung einfach weiterge- Entscheidend ist die Frage: In welcher sind, als dies nach außen sichtbar wird. Festivals, die ostentativ allgemeine Öff- am 4. April eine Vorstellung. Außerdem spielt hat, gerade im Teatro Real „Nor- Gesellschaft wollen wir leben? In einem Wir wollen jetzt ins Gespräch kommen, nung im Herbst – mit Einschränkungen ist visitBerlin mit einer Tagung für Un- ma“-Premiere. So geht das dort, wenn Sicherheitsstaat, um es euphemistisch auch mit dem Deutschen Richterbund. im Zuschauerraum und in den meisten ternehmen der MICE-Branche am 25. sich die städtische Rechtsregierung ge- zu formulieren? Oder in einem freiheit- Der kommentiert die Lage bis jetzt so, Häusern nur klein besetzten Vorstel- März im „Estrel Hotel“ mit dabei. gen die linke Landesführung stemmt. lichen Staat, wo ein differenziertes Aus- dass die dritte Gewalt sich in der Krise lungen. Seit 2. November herrscht nun Alle Besucher müssen im Vorverkauf Ansteckungen im Publikum? Nicht be- balancieren zwischen den einzelnen bewährt hat. Das sehe ich noch nicht so. bis heute der zweite, nichts vor Publi- ab 15. März ein personalisiertes Ticket kannt. Aber so mancher Opernsüchtige Grundrechten gegeben ist – und wo die Die Bewährungsprobe steht noch bevor. kum zulassende Lockdown. erwerben und mit einem Link und ist dafür durch halb Europa geflogen. ANZEIGE Leistungsstark, vielseitig und perfekt zum Lernen. Das neue iPad Air ist perfekt zum Lernen. Mit einem fantastischen 10,9" Liquid Retina Display, dem leistungsstarken A14 Bionic Chip mit Neural Engine und Unterstützung für das Magic Keyboard und den Apple Pencil ist Lernen mit dem iPad Air vielseitiger als je zuvor. Für noch mehr Möglichkeiten lässt sich das iPad Air um zahlreiches Zubehör erweitern, zum Beispiel den Apple Pencil oder das Magic Keyboard. All das und mehr finden Sie jetzt auf gravis.de, dazu Informationen und Services, die Sie in Sachen digitales Lernen unterstützen. www.gravis.de GRAVIS Computervertriebsges. mbH, Ernst-Reuter-Platz 8, 10587 Berlin © WELTN24 GmbH. 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11.3.2021 https://epaper.tagesspiegel.de//webreader-v3/index.html#/475153/20-21 Freitag, 12.03.2021, Tagesspiegel / Kultur Tippelschritte zur Live-Kultur Pilotphase der Berliner Bühnen: Start am 19. März Von Frederik Hanssen Die schlechte Nachricht zuerst: Es wird nichts mit einer flächendeckenden Öffnung der Berliner Bühnen Anfang April. Bisher galt in den Ankündigungen von Kultursenator Klaus Lederer immer: „Bis Ostern blieben die Theater und Konzerthäuser zu.“ Was einen möglichen anschließenden Neustart impli- zierte. Jetzt hat der Linkenpolitiker eine neue Losung ausgegeben: Vom 19. März bis zum 4. April läuft eine Pilotphase mit Live-Aufführungen vor Publi- kum. Dann finden stadtweit genau acht Vorstellungen statt, und zwar für Menschen, die sich zuerst ein personalisiertes Ticket gekauft haben, sich am Tag der Vorstellung dann einen Schnelltest besorgen, dessen Ergebnis negativ ausfällt, und die schließlich im höchstens zur Hälfte gefüllten Zuschauerraum dauerhaft eine medizinische Maske tragen. Nach dem Ende des Testlaufs sol- len die Erkenntnisse dann gemeinsam ausgewertet werden. Den Anfang macht das Berliner Ensemble: Am 19. und 20. März wird dort Ben- jamin von Stuckrad-Barres „Panikherz“ gezeigt (Vorverkauf ab 15. 3.). Die Ber- liner Philharmoniker und ihr Chefdirigent Kirill Petrenko laden am 20. März zum Konzert in ihr Stammhaus (Vorverkauf ab 12.3.). Nach ein paar Tagen Pause folgt am 25. März das Konzerthaus mit einem Kammermusikabend, am 27. März öffnet unter der Ägide der Berliner Clubcommission für einen Abend das „Säälchen“ auf dem Holzmarkt-Gelände. Die Volksbühne bringt am 1. April eine Uraufführung von Armin Petras heraus, Daniel Barenboim dirigiert am 2. April in der Staatsoper „Figaros Hochzeit“, die Deutsche Oper beschließt den Reigen am 4. April mit ihrer Neuinszenierung von Riccardo Zandonais „Fran- cesca da Rimini“. Außerdem veranstaltet VisitBerlin am 25. März eine Prä- senz-Tagung im Estrel Hotel. https://epaper.tagesspiegel.de//webreader-v3/index.html#/475153/20-21 1/2
11.3.2021 https://epaper.tagesspiegel.de//webreader-v3/index.html#/475153/20-21 Sechs Wochen hat die Kulturverwaltung an der Ausgestaltung der Pilotphase getüftelt, um sämtliche organisatorischen und rechtlichen Probleme abklären zu können. Es ist in der Tat das erste derartige Projekt in Deutschland, wie Staatssekretär Torsten Wöhlert im Gespräch mit dem Tagesspiegel betont. Das Ziel der Anstrengungen ist für ihn, einen Jo-Jo-Effekt in der Kulturszene zu verhindern, bei dem die Institutionen von schwankenden Inzidenzzahlen gezwungen würden, ihre gerade erst geöffneten Häuser wieder schließen zu müssen. Die Teststrategie dagegen garantiere, so Wöhlert, dass in Berlin bei Zahlen zwischen 50 bis 100 Neuerkrankungen auf 100 000 Einwohner die Bühnen kontinuierlich spielen könnten. Sinkt der Inzidenzwert dauerhaft un- ter 50, würde die Pflicht zum Schnelltest dann sogar ganz wegfallen. Frederik Hanssen https://epaper.tagesspiegel.de//webreader-v3/index.html#/475153/20-21 2/2
11.3.2021 https://epaper.sueddeutsche.de/webreader-v3/index.html#/804047/12 „Wir können das“ Ein Ber li ner Pi lot pro jekt er probt die Öff nung der Thea ter und Opern mit vor her ge tes te tem Pu bli - kum Spricht man der zeit mit In ten dan ten und Künst lern, ist die Wut über die kom pli zier te – man che sa gen auch: kon fu se – Öff nungs stra te gie der Bun des re gie rung groß. Der Pia nist Igor Levit twit tert: „Nie mand, wirk lich nie mand kann so in ei ne se riö se Pla nung ge hen. Das wis sen al le, die un se re Welt ken nen.“ Oliver Ree se, der In ten dant des Berli ner En sem bles, ist kein Mann, der zu schril len Tö nen neigt. Aber den Stu fen plan der Bun - des re gie rung nennt er ei ne „Mo gel pa ckung“, ein „Pla ce bo zur Be ru hi gung der Ner ven“. Vor al lem bie tet der Stu fen plan für die Kul tur in sti tu tio nen in Ree ses Au gen „kei ne Pla nungs grund la ge“. Die Vor ga be, dass vor dem Öff nungs schritt für die Thea ter 14 Ta ge lang die In zi denz sta bil sein muss, sei nicht sehr rea lis tisch. „Im Er geb nis ent steht für uns ei ne völ lig un übersicht liche Si tua tion und ma xi ma le Un sicher heit.“ Ein Berli ner Pi- lot pro jekt versucht ei nen an de ren Weg der vorsich ti gen Öff nung, vorerst mit neun Veran stal tun gen in neun Kul turein rich tun gen. Den An fang macht am 19. März das Berli ner En sem ble, wo bei der Ti tel der Auf füh rung nicht oh ne Iro nie ist: „Pa nik herz“, ei ne In sze nie rung von Ree se nach der Au to bio gra fie von Ben ja min von Stuck rad-Bar re. Tags dar- auf folgt ein Kon zert der Berli ner Phil har mo ni ker un ter Ki rill Pe tren ko, in den Wo chen darauf ei ne Pre mie re von Ar min Pe tras an der Volks büh ne, neu ein stu dier te Auf füh run gen an der Staats oper und der Deut schen Oper und so gar ei ne Club nacht un ter Hygie ne be din gun gen. Ab stands re geln, Mas ken wäh rend der Vorstel lung, ge tes te te Be lüf tungs sys te me, all die er prob ten Rou ti nen des Sicher heits stan dards sind für den Be such selbst verständ lich. Mög lich wird die ser tas ten de Neu start des Berli ner Kul turle bens, in dem je der Be sucher, je de Be suche rin sich am Tag der Auf füh rung tes ten lässt und beim Ein lass ne ben der perso na li sier ten Ein tritts kar te und dem Perso nal aus weis das ne ga tive Test ergeb nis vor zeigt, nicht äl ter als zwölf Stun den. Fünf Test zen tren sind an dem Pi lot pro jekt be tei ligt, mit dem Kauf der Ein tritts kar te kann man ei nen Test ter min buchen. Dass das Un ter neh men drei Ta ge vor dem 22. März star tet, dem ers ten Tag, an dem der Stu fen plan der Bun des re gie rung bei hin reichend nied ri gen In zi den zen wie der Thea terauf füh run gen für mög lich hält, ist Zu fall – aber na türlich auch ei ne klei ne Frech heit. Voraus ge gan gen sind die sem Großversuch seit Wo chen auf wen di ge Vor be rei tun gen der Berli ner Kul tur ver- wal tung und der be tei lig ten Büh nen, Ab spra chen mit den Ge sund heits be hörden und die Ar beit an der not - wen di gen Lo gis tik, um den Ab lauf für die Be sucher so un kom pli ziert wie mög lich zu ma chen. Es ist ein Test - bal lon, mehr nicht – aber mit et was Glück ja viel leicht ein ers ter Schritt in die Zeit nach der Lockdown-Tris - tesse. „Ich hof fe, dass die Kom bi na tion aus Tes ten, Imp fen und Hygie ne kon zep ten ei ne Rück kehr zum ge sell- schaft lichen und kul tu rel len Le ben mög lich macht. Für die Kul tur ist es not wen dig, das ein mal prak tisch durch zu spie len“, sagt der In itia tor des Pi lot pro jekts, Berlins Kul turse na tor Klaus Le de rer, ein be ken nen der Prag ma ti ker. „Wir wol len wis sen, was funk tio niert, um vorsich tig und un ter star ken Kon trol len ei ne Rück kehr zum Nor mal be trieb un ter Hygie ne be din gun gen vor zu be rei ten. Das Ziel ist, mit ei nem sehr ho hen Sicher heits - level wie der Kul tur veran stal tun gen durch zu füh ren.“ Le de rer gibt sich kei nen Il lu sio nen hin. Wenn sich mit Wucht ei ne drit te Wel le ent wickelt und nicht schnell ge nug ge impft werden kann, steht mit ei ner Rück kehr zum Lockdown auch die ses Pro jekt zur Dis po si tion. Na türlich wird es län ger nicht mög lich sein, in ge schlos se nen Räu men in ei nem Chor zu sin gen oder im Club oh ne Ab stand zu tan zen. Aber Le de rer hofft, „dass wir lang sam im mer mehr mög lich ma chen kön nen“. Die Kul turein rich tun gen wurden als Ers tes ge schlos sen, in Berlin frü her als an dern orts. „Die se Vorsicht war rich - tig und not wen dig“, so Le de rer. „Aber ich will nicht, dass die Kul tur erst als Letz tes wie der öff net. Kul tur ist für ei ne of fe ne Ge sell schaft mehr als Frei zeit, auch wenn die Bun des re gie rung Thea ter und Opern in ih rer https://epaper.sueddeutsche.de/webreader-v3/index.html#/804047/12 1/2
11.3.2021 https://epaper.sueddeutsche.de/webreader-v3/index.html#/804047/12 Pan de mie po li tik be han delt hat wie Tat too-Stu dios und Bordel le.“ Ein klei ner Ne ben as pekt sind die zu sätz li- chen Tests: Wer sich für den Opern be such tes ten lässt, muss bei po si tivem Be fund in Qua ran tä ne und steckt nie man den an. Für die Thea ter be deu tet das zu sätz lichen Auf wand, aber daran sind sie gewöhnt. „Die Ein lass kon trol le wird kom plexer, aber schon im Sep tem ber ha ben wir mit ei nem ge staf fel ten Ein lass ge ar bei tet und die Pu bli kums - grup pen sor tiert. Das ist jetzt kein gro ßer, neuer Schritt. Wir kön nen das“, sagt BE-In ten dant Ree se. Für ihn ist Le de rers Pi lot pro jekt ein Hoff nungs schim mer, „ein wich ti ges Zeichen, da mit man mal wie der die Ge le gen - heit hat, sinn lich zu erle ben, was das ei gent lich ist, ei ne Thea ter vorstel lung – wir ha ben das ja lang sam ver- ges sen.“ Pe ter Lau den bach https://epaper.sueddeutsche.de/webreader-v3/index.html#/804047/12 2/2
11.3.2021 "Bitte bindet die Öffnungen nicht an Inzidenzwerte!" | Inforadio Startseite > Programm > Kultur Do 11.03.2021 | 15:55 | Kultur "Bitte bindet die Öffnungen nicht an Inzidenzwerte!" Sein Haus und sieben weitere beteiligen sich an einem Testlauf für die Öffnung von Kulturstätten in Zusammenarbeit mit der Berliner Senatsverwaltung für Kultur. Noch ist es nicht der Wiederbeginn des regulären Spielbetriebs. Im Gespräch ist Oliver Reese, Intendant des Berliner Ensembles. Stand vom 11.03.2021 Beitrag hören https://www.inforadio.de/programm/schema/sendungen/kultur/202103/11/536404.html 1/1
11.3.2021 https://zeitung.faz.net/webreader-v3/index.html#/466597/12 F.A.Z. - Feuilleton Freitag, 12.03.2021 Die Antike hätte Corona besser bewältigt Lockout: Viele Museen sind wieder offen, Theater und Opern noch nicht. Warum? Man kann Gesellschaften danach beurteilen, was ihnen nach Krisen und Katastrophen beim Neuaufbau des Lebens am wichtigsten ist. Im antiken Athen, das die Perser 480 vor Christus erobert und radikal zerstört hatten, war nach deren Vertreibung im Jahr darauf das erste gemeinsame Projekt der Bürger der rasche Bau einer neuen Stadtmauer für die kollektive Sicherheit und die sofortige Errichtung eines neuen öffentlichen Denkmals für die beiden „Tyrannenmörder“, die vierzig Jahre zuvor mit einem Attentat den Sturz der herrschenden Despoten eingeleitet hatten und als Heroen der neuen „demokrati- schen“ Staatsform gefeiert wurden. Ein erstes Denkmal hatten die Perser als Symbol der politischen Identität Athens abtransportiert; das umgehend in Auftrag gegebene Ersatz- denkmal zeigt, mit welcher Überzeugung man beim Wiederaufbau auf die ideellen Werte der Freiheit setzte. Im Römischen Reich hatte nach der schweren politischen und wirtschaftlichen Krise der späten Republik die Herrschaft des Augustus zu allgemeiner Sicherheit und Prosperität geführt, die trotz der Entmachtung der alten Eliten von der Mehrheit der Bürger als verheißungsvoller Neubeginn gesehen wurden. Der Neuaufbau Roms wurde vom Kaiser und seinen Gefolgsleuten vor allem durch Wiederherstellung und Neubau von staatlichen Tempeln betrieben, der Aufbruch in das neue Saeculum wurde in einem neu errichteten Theaterbau mit einem Festlied des Dichters Horaz gefeiert. Heute mag man diese religiös- moralische Restauration als ambivalent und ideologisch belastet sehen, jedenfalls aber wusste man sehr wohl, dass es mit materiellem Wohlstand allein nicht getan ist. Bald freilich verloren die hehren Ideale an Attraktivität. Die Stadt Pompeji wurde sieb- zehn Jahre vor dem Ausbruch des Vesuvs von einem starken Erdbeben heimgesucht, und man kann sehen, welche Gebäude sofort wieder instand gesetzt wurden und welche noch beim Untergang der Stadt außer Funktion waren. Die Tempel der Staatsgötter und des Kaisers lagen noch in Trümmern, dagegen waren Tempel der lokalen Religion und persönlicher Götter wie Isis wieder in Gebrauch. Das große und das kleine Theater waren noch nicht wiederhergerichtet, dagegen war das Amphitheater für die brutalen Vergnü- gungen rasch wieder betriebsfähig gemacht worden. Selbstverständlich waren Geschäfte, Gewerbe und Bordelle rasch wieder in Gang gekommen. Individueller Lebensgenuss hatte Vorrang. Nach dem Zweiten Weltkrieg wird immer wieder berichtet, wie rasch man in der Katastro- phe Halt in der Wiederherstellung der Kultur suchte. Die Sieger waren sich mit den Deut- schen einig, welche Rolle der Kultur bei dem Neubeginn zukommen müsse. Schon wenige https://zeitung.faz.net/webreader-v3/index.html#/466597/12 1/2
11.3.2021 https://zeitung.faz.net/webreader-v3/index.html#/466597/12 Tage nach der Kapitulation sollen im zerstörten Berlin die ersten Konzerte gespielt worden sein. Der Wiederaufbau von Stätten für Theater, Oper, Konzert hatte hohe Priori- tät. Man mag einwenden, dass dabei die aktuelle Auseinandersetzung mit der politischen Vergangenheit vielfach ausgeklammert wurde. Aber das spricht nicht gegen die Kultur. Der Bedarf war dringend. Und heute? In der ersten Priorität stehen die Friseure, nach denen offenbar der Bedarf am dringendsten ist. Während die Museen inzwischen etwa zur Hälfte wieder geöffnet sind. rangieren Theater, Konzerte, Opern in der vierten Kategorie. Das Volk der Dichter und Denker ist zu einem Volk der Spiegelgucker geworden. All dies ist politisch gewollt. Es ist längst praktisch erwiesen und durch wissenschaftliche Studien nachgewiesen (F.A.Z. vom 12. Februar), dass kulturelle Veranstaltungen mit guten Sicherheitskonzepten am unteren Ende der Corona-Risiken rangieren (Risiko 0,5 bei einer infizierten Person im Raum), das heißt unter Friseuren (0,6), Supermärkten (1,0), Shopping, Restaurants bei 25 Prozent Belegung (1,1), Fernzug (1,5), Schule bei 50 Prozent Belegung (2,9), die als sehr viel lebenswichtiger eingestuft werden. Als Test für die Bedeutung von Kultur: Wie wäre es mit einer Erklärung von prominenten Künstlern, dass sie ein paar Jahre lang nicht mehr vor Politikern auftreten werden, die für solche Beschlüsse verantwortlich sind? Tonio Hölscher Der Autor lehrte bis zur Emeritierung Klassische Archäologie in Heidelberg. https://zeitung.faz.net/webreader-v3/index.html#/466597/12 2/2
11.3.2021 Artikel auf Seite 14 der Zeitung Berliner Zeitung vom Fr, 12.03.2021 FEUILLETON · Seite 14, Artikel 1/4 Testlauf am Theater Berliner Ensemble darf im März probeweise öffnen Nico Holonics wird als einer der ersten wieder vor Publikum spielen dürfen. Imago ULRICH SEIDLER Das Geschäft des Theaters sind symbolische Akte. Und um einen solchen handelt es sich, wenn sich die Pforten nach dem zweiten Lockdown nun bald wieder öffnen können. Richtwerte sind behördlicherseits ausgehandelt und festgelegt. Eine Planbarkeit ist dennoch nicht gewährleistet, weil die Maßnahmen vernünftigerweise an das Pandemiegeschehen gekoppelt sind, und das ist noch lange nicht in den Griff gebracht. Hoffnung machen Impfungen und Tests, außerdem die Tatsache, dass die Theater, was Luftaustausch und Verhaltenskontrolle angeht, zu den weniger gefährlichen Orten gehören, wenn die Infektion um sich greift. Das Berliner Ensemble darf sich als erstes zurückmelden und den Saal für Publikum öffnen, genauer für 350 Personen, die im Schachbrettmuster Platz nehmen dürfen. Und dies bereits am 19. und 20. März. Die Vorstellungen eröffnet das Pilotprojekt Testing, das die Kulturverwaltung aufgelegt hat. Im Rahmen des Projekts werden bis zum 4. April insgesamt neun Veranstaltungen an teilnehmenden Einrichtungen durchgeführt. Neben dem BE sind das unter anderem die Berliner Philharmoniker, die Staatsoper Unter den Linden, das Konzerthaus Berlin, die Volksbühne und die Deutsche Oper. In der Mitteilung der Kulturverwaltung heißt es: „Die Durchführung des Pilotprojekts Testing prüft praktisch die logistische Machbarkeit von Veranstaltungen in Verbindung mit Sars-CoV-2-Antigen-Tests.“ Im Fall des Berliner Ensembles heißt das konkret: Interessierte aus Berlin und Brandenburg erwerben im Vorverkauf ein personalisiertes Ticket zum Einheitspreis von 20 Euro. Der Vorverkauf für beide Testvorstellungen beginnt am 15. März, um 10 Uhr, die Karten sind online oder telefonisch unter 28 40 81 55 erhältlich. Am Tag der Veranstaltung erhalten alle Zuschauerinnen und Zuschauer ab zwölf Stunden vor Vorstellungsbeginn einen kostenlosen Antigen-Test in einem der fünf teilnehmenden Testzentren. Beim Einlass sind neben dem personalisierten Ticket und dem Personalausweis auch das negative Testergebnis vorzuzeigen. Im Haus gilt die Pflicht zum Tragen einer FFP2-Maske und zum Einhalten des Mindestabstands. Auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Hauses sowie das Ensemble sind negativ getestet. Fast eine Nebenrolle spielt, was eigentlich gezeigt wird: Benjamin von Stuckrad-Barres „Panikherz“, inszeniert von Oliver Reese, dem Intendanten des Berliner Ensembles. Die Volksbühne wiederum nutzt die Gelegenheit für eine richtige Premiere. Hier wird am 1. April „Come as you are (Jokastematerial oder der Kapitalismus wird nicht siegen)“ von Fritz Kater in der Regie von Armin Petras uraufgeführt. about:blank 1/1
12.3.2021 Frauen am Dirigentinnenpult: Poska & Larsen-Maguire | Inforadio Startseite > Programm > Kultur Fr 12.03.2021 | 07:55 | Kultur Frauen am Dirigentinnenpult: Poska & Larsen-Maguire Bei nur sieben Prozent liegt der Anteil weiblicher Dirigentinnen in deutschen Berufsorchestern. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Münchner Vereins musica femina. Hans Ackermann hat mit zwei renommierten Frauen am Pult gesprochen: Kristiina Poska und Catherine Larsen-Maguire. Stand vom 12.03.2021 Beitrag hören https://www.inforadio.de/programm/schema/sendungen/kultur/202103/12/534306.html 1/1
11.3.2021 https://epaper.tagesspiegel.de//webreader-v3/index.html#/475153/18-19 Freitag, 12.03.2021, Tagesspiegel / Kultur NACHRICHT Grütters will Preußen-Stiftung mit Reformen erhalten Die nach einer Analyse zu behäbig agierende Stiftung Preußischer Kulturbe- sitz soll in reformierter Form erhalten bleiben. Es gelte, „konkrete Modelle da- für zu entwickeln“, sagte Kulturstaatsministerin Monika Grütters am Don- nerstag in Berlin nach einer Sitzung der Reformkommission. „Alle Einrich- tungen brauchen deutlich mehr Autonomie, insbesondere in Personal- und Budgetfragen.“ Einer Analyse des Wissenschaftsrates zufolge ergeben sich bis- her durch die Dachkonstruktion der Stiftung unklare Entscheidungsprozesse. Das Gremium hatte eine weitgehende Aufspaltung der Stiftung vorgeschlagen.dpa https://epaper.tagesspiegel.de//webreader-v3/index.html#/475153/18-19 1/1
11.3.2021 https://epaper.sueddeutsche.de/webreader-v3/index.html#/804047/11 Alles auf Anfang Statt die al te Oper zu sa nie ren, baut Düs sel dorf neu In Düs sel dorf soll ein neues Opern haus ge baut werden. Das kün dig te der Ober bür ger meis ter der Stadt an, Ste phan Kel ler (CDU). Der Neu bau sol le noch in die ser Wahl pe riode auf den Weg ge bracht oder so gar be gon nen werden. Das neue Thea ter müs se, so die Vor ga ben, nicht nur zen tral lie gen son dern auch tags - über ge öff net sein. „Wir brauchen ei ne Oper, die für vie le Men schen in der Stadt zu gäng lich ist“, sag te Kel ler bei der Vorstel lung von Kon zep ten für den Neu bau. Ge plant sei zu dem ei ne brei te Bür ger be tei li- gung. Düs sel dorf be sitzt al lerdings auch ein al tes Opern haus. Das stammt aus der Nach kriegs zeit, ist denk- mal ge schützt und ein jah re lan ger Sa nie rungs fall. Ei ne vom Stadt rat ein ge setz te Kom mis sion hat te Emp - feh lun gen zu ei nem Neu bau oder ei ner Sa nie rung ab ge ge ben. Die al te Oper liegt am Hof gar ten in der In - nen stadt. Ein Neu bau an ei nem an de ren Ort würde rund 636 Mil lio nen Eu ro kos ten, ein Neu bau am bis - he ri gen Stand ort über 700 Mil lio nen Eu ro, und ei ne er wei ter te Sa nie rung des al ten Baus könn te bis zu 650 Mil lio nen Eu ro kos ten. Al so hat sich Düs sel dorf für die güns tigs te Va ri an te ent schie den, den Neu- bau. Ver mie den werden soll te ein De sas ter wie bei der Sa nie rung der Köl ner Büh nen, die statt 250 Mil- lio nen jetzt bis zu 644 Mil lio nen Eu ro kos ten wird.dpa https://epaper.sueddeutsche.de/webreader-v3/index.html#/804047/11 1/1
including a prominently displayed skull that recalls pseudoscientific justifications of white supremacy; a frantic stage of tableaux vivants inspired by double-edged images of Western superiority, like Americans raising the flag on Iwo Jima; and the chilling depths of the Suez Canal, which opened two years before "Aida." With an occasionally chaotic blend of aesthetics - a winking embrace of kitsch, Bunraku-style puppetry, and designs by the artist Virginia Chihota, who is based in Ethiopia - de Beer examines the work's Orientalist undertones and legacy in a world of changing sensibilities. Acknowledging that her approach eschews literal interpretation at almost every turn, de Beer said: "I do understand that if you're expecting a one-to-one 'Aida,' where she is an Ethiopian slave and he is an Egyptian army leader, you're not getting exactly what you expected. And yeah, what can I say about that?" In fact, she had plenty to say - about the ideas behind her production and what it means to love an art form with a problematic past. Here are edited excerpts from the conversation. How was your production influenced by its casting of mostly white singers? I think they first did the casting, and then they asked a couple of directors, who all said no. So in a late phase for a house like this, I was asked. lt's a challenge. lt's a piece that I love, but also a piece that l'm critical of. lt was clear that race needed to be discussed, but couldn't be discussed by way of casting. I also knew that I wanted a non-Western and preferably African view, which is why I asked Virginia Chihota to be, as a visual artist, my partner in making this show. I didn't just want to use her visuals; I wanted her take on the piece. And what did you come up with? I wanted to portray the piece on two levels. I wanted to give the story inside the piece, which is a very strong story: lt has a political line; it's about war; it's about patriotism; it's about loyalty; it's about status and the loss of status. But it's also a love story.
I also knew I wanted to portray the story of the piece itself. The music is beautiful; I love it. But it has borrowed a lot of other cultures's musics and turned them into Orientalist cliches - in brilliant ways, but it's problematic seen from our times. And its premiere coincided with the opening of the Suez Canal, which itself was a colonial tool. I thought it would be interesting to create the metaphor of the colonial art museum where looted art objects are being exhibited, because right now in France, that's a big discussion going on: Do we give these artifacts back? Who do they belong to? Your ambivalence about "Aida" could apply to a lot of operas. You fall in love with these characters - feel with them, cry with them, die with them. But on a certain level, you can detach from that and think about these pieces and the representation of the characters. What I hope is that it's like reading your own diary 10 years after you've written it, and you can look at yourself and go: My God, what a crazy teenager I was, but of course this turned me into who I am. These operas are part of our history, part of what makes us who we are - both in the completely positive and the completely negative senses. I think if we can embrace both and acknowledge both, that might actually teach us something about our future. How would you feel as an audience member at a more traditional "Aida"? For me it's boring, but it's also offensive. I think if we continue in that way, we give people such good ammunition to say: Why are we sponsoring these big opera houses? The irony, of course, is that a production like yours makes some people ask that same question. Quite a lot, I've noticed. I have to say that the negative reviews didn't affect me as much as some negative reviews have affected me in the past, because it's been almost an ideological argument. Those are also people who really love this art form. And I will soon be leading my own opera house, where I'm sure a large part of the audience might think that way. It's my job to reach out to them and take their worries seriously.
11.3.2021 https://epaper.sueddeutsche.de/webreader-v3/index.html#/804047/12 Hungrig, aber glücklich Ma drids Opern haus Tea tro Re al spielt trotz Co ro na wei ter. Jetzt hat es so gar zwei neue Pro duk tio - nen her aus ge bracht VON K A R I N JA N K E R Der Schluss ap plaus ist lei ser als sonst und dauert auch nur halb so lang. Die Men schen in den Sitz rei hen des Tea tro Re al, des Ma dri der Opern hau ses, raf fen ih re Sa chen zu sam men, ein paar ste hen schon auf, wäh rend sie noch klat schen. Al le ha ben es ei lig, hier raus zu kom men. Denn es sind nur noch 48 Mi nu ten, dann be ginnt um 23 Uhr die nächt liche Aus gangs sper re. Zeit zum Abend es sen war nicht, und so läuft man auf dem Heimweg hung rig an Re stau rants vor bei, in de nen Kell ner die Tel ler ab räu men. Hung rig, aber auch be glückt nach ei- nem Opern abend, der sich sehr be son ders an fühlt, weil er in die sen Mo na ten nur in ei ner ein zi gen eu ro päi- schen Haupt stadt mög lich ist. Das Tea tro Re al zeigt der zeit zwei Pro duk tio nen im Wech sel, Richard Wag ners „Sieg fried“ und „Nor ma“ von Vin cen zo Bel li ni. Bei des sind in der Pan de mie am bi tio nier te Stücke: das gro ße Orches ter bei Wag ner, die Chorsze nen bei Bel li ni. Zu vie le Men schen auf zu en gem Raum. Da zu die Ae ro so le, die beim Sin gen und hef ti- gen At men aus ge sto ßen werden. Oper ist im mer hef tig, Oper ist ge sun ge ne Emo tion. Den noch ist fast je de Vorstel lung im Tea tro Re al aus ver kauft. Es klingt bei na he ob szön: In Ma drid schlie ßen sich Abend für Abend um die 1000 Men schen stun den lang in ei nen Raum ein, um zu ge nie ßen, was an ders wo als ent behrlich gilt. In Deutsch land sind die Thea ter seit bald fünf Mo na ten ge schlos sen. Spa nien geht ei nen an de ren Weg. In Ma drid, Barce lo na und Va len cia ha ben die Opern häu ser wie der ge öff net; das wich tigs te Haus, das Ma dri der Tea tro Re al, seit Mai so gar oh ne Un ter bre chun gen. Hier ist man stolz darauf, nie man den ent las sen zu ha ben. Am Ein gang ins Tea tro wird das Pu bli kum über des in fi zie ren de Fuß mat ten ge lei tet und durch Ge rä te ge - schleust, die Me tall de tek to ren an Flug hä fen äh neln. Nur wird hier nicht nach Waf fen ge sucht, son dern die Kör per tem pe ra tur ge mes sen. Nach dem Kör perscan noch der Ticket scan, und schon ist man Teil ei nes Kul tur- ereig nis ses, das man an dern orts per Strea m ing nach emp find bar ma chen will. Was na türlich miss lingt, weil Live mu sik schon rein kör perlich an de re Ge füh le er zeugt, als wenn ei nen der Lap top-Laut spre cher an schreit. Wag ner soll „ei ne Trä ne der Rüh rung“ ver gos sen ha ben, als er „Nor ma“ hör te, die se grau sam en den de Ge - schich te ei ner gal li schen Pries te rin, die ei ne Af fä re mit ei nem rö mi schen Be sat zungs of fi zier hat. Für Sän ger ist solch ein Bel can to-Stück ei ne be son de re Heraus forde rung: Freu de, Trauer, Ju bel oder Dra ma tik, al les muss über die Stim me trans por tiert werden. Ei ne der größten Schwie rig kei ten von „Nor ma“, schreibt die spa - ni sche Zei tung El País , lie ge in der Fra ge, wo man zum At men kommt, oh ne die lan gen Me lo die li nien zu un ter- bre chen. In pan de mi schen Zei ten liegt die Schwie rig keit des Bel can to dar in, dass über haupt ge at met werden muss. Oper in Zei ten der Pan de mie be deu tet da her auch ein schau rig-schö nes Gru seln bei je der Arie, die den Raum mit Ae ro so len füllt. Das Tea tro Re al hat ei nen Ka ta log an Vorsichts maß nah men. Die Künst ler werden re gel mä ßig ge tes tet, die Be - set zung probt in Klein grup pen mit Ab stand, seit April 2020 be rät ein me di zi ni sches Ko mi tee die Lei tung. In den ver gan ge nen Mo na ten hat man knapp ei ne Mil lion Eu ro in Um bau ten und zu sätz liches Perso nal inves - tiert. Au ßerdem dür fen nur 65 Pro zent der Sitz plät ze be legt werden. „Guer ra, guer ra!“, ru fen die Gal lier, als die Oper sich ih rem Hö he punkt nä hert. „Krieg, Krieg!“ Bel li nis Zeit ge - nos sen fan den die se Sze ne bar ba risch, für Re gis seur Jus tin Way war sie ei ne lo gis ti sche Heraus forde rung: Mehr als 50 Perso nen ste hen beim Krieg s chor auf der Büh ne. Im Tea tro Re al tra gen sie Mas ken aus hauch - https://epaper.sueddeutsche.de/webreader-v3/index.html#/804047/12 1/2
11.3.2021 https://epaper.sueddeutsche.de/webreader-v3/index.html#/804047/12 dün nem Stoff, be druckt mit Na se und Mund und de ko riert mit Zot tel bär ten. Das sieht zwar hüb scher aus als blaue Chir ur gen mas ken, hat aber den selt sa men Ef fekt, dass die se Gal lier schein bar sin gen, oh ne den Mund zu bewe gen. An ders als der Chor tra gen die So lis ten kei ne Mas ken. Es dauert ein biss chen, bis man ih nen die ses Privi leg nicht mehr übel nimmt und auf hört, sich mit den halbver hüll ten Chorsän gern zu iden ti fi zie ren, wäh rend man mit FF P2-Mas ke im Pu bli kum sitzt. „Ich bin dank bar und füh le mich sehr privi le giert, dass ich auf tre ten darf, wäh rend so vie le Kol le gen überall ge ra de vor dem Nichts ste hen“, sag te Yo lan da Auya net, sie singt die Nor ma, wäh rend sie in der Mas ke für ih ren Auf tritt zu recht ge macht wurde. Das Tea tro Re al ist kein reiches Opern haus, da her brauch te es Im provi sa tions ta lent. Von den UV-Lam pen, die über Nacht die Luft im Saal und hin ter den Ku lis sen des in fi zie ren sol len, kauf te man ein Mo dell und bau te es in der haus ei ge nen Thea ter-Schlos se rei nach. Eben so wie die Ka bi nen, in de nen die Kos tü me des in fi ziert wer- den. Mit sol chem Prag ma tis mus und Überle bens wil len ar bei tet man in Spa nien der zeit vie lerorts da für, dass auch die Kul tur die se Pan de mie überlebt. In Barce lo na soll dem nächst erst mals wie der ein Groß kon zert in ei- ner Hal le statt fin den – al le 5000 Zu schauer ge tes tet und mit FF P2-Mas ken. So ret tet Spa nien ge ra de nicht nur vie le Künst ler. Son dern auch je nen ma gi schen Mo ment, der frü her zum All- tag ge hör te und den vie le nun schon ein Jahr lang ver mis sen: den Mo ment, wenn es im Saal dun kel und das Ge mur mel lei ser wird. Wenn sich dann der Vor hang hebt, rückt das Drau ßen ein biss chen wei ter weg. „Im mer- sion“ nen nen Thea ter wis sen schaft ler das Ein tauchen in an de re Le bens- und Ge fühls wel ten. Es ist ei ne kur ze Zeit der Ver zau be rung, die im dunk len Raum des Thea ters oder des Ki nos viel eher ge lingt als zu Hau se auf dem So fa. Auch wenn wäh rend der Vorstel lung von „Nor ma“ an die sem Abend zwei mal im Pu bli kum ein Han - dy klin gelt und die Ver zau be rung un ter bricht. Es ist eben doch schnell wie der wie frü her. Trotz al ler Vorsichts maß nah men ist auch das Tea tro Re al nicht vor dem Vi rus ge feit. Es ha be ein zel ne In fek- tio nen im En sem ble oder im Pu bli kum ge ge ben, heißt es. Je des Mal sei hin ter her das Um feld ge tes tet worden, und nie ha be man wei te re An ste ckun gen fest ge stellt. Würde hier ein In fek tions herd pu blik, der Image scha den wä re kaum wie der gut zu ma chen. Noch schlim mer wä re ein har ter Shut down. Das Tea tro Re al ist zu 76 Pro zent selbst fi nan ziert, nur 24 Pro zent des Bud gets kom men aus öf fent licher Hand. Als das Haus im Mai letz ten Jah res wie der öff ne te, ging es um al- les: Ei ne In sze nie rung muss te her, me di zi nisch sicher und künst le risch über zeu gend, da mit die Opern fans ih - re Abos für die neue Sai son verlän ger ten. „La Traviata“, so er zählt man sich, ret te te das gan ze Haus. Das Stück wurde so schnell auf die Büh ne ge bracht, dass nicht ein mal Zeit blieb, Kos tü me zu nä hen. Die Sän ger brach ten ih re ei ge ne Klei dung mit. Das Ma dri der Pu bli kum hat es sei nem Tea tro ge dankt: Es gab kaum Abokün di gun - gen im Som mer. Da bei verlangt man den Abon nen ten ei ni ges ab: „Sieg fried“ be gann we gen der nächt lichen Aus gangs sper re zu nächst um halb fünf Uhr am Nach mit tag – was für Spa nier be deu tet: di rekt nach dem Mit - tag es sen. José An to nio ge hört zu de nen, die wie der ge kom men sind. Der 73-Jäh ri ge steht in der Pau se von „Nor ma“ im Foyer. Er trägt zwei Mas ken überein an der. „Na türlich ha be ich Angst, wir ha ben al le Angst“, sagt er. Das At - men fal le ihm schwer, aber er schaue den noch je des Stück. „Ge ra de ist ein gu ter Zeit punkt, um in die Oper zu ge hen“, sagt Car men Pal mi ra. Die 34-Jäh ri ge hat heu te zum ers ten Mal ih ren Freund mit ge bracht. Man be - kom me gu te Plät ze, weil kei ne Tou ris ten da sind. Sie ge nie ße das Kul turle ben in der un gewöhn lich lee ren Haupt stadt. Erst am Frei tag war sie im Pra do, sagt Pal mi ra, und stand ganz al lei ne vor Ve laz quez’ „Las Meni- nas“, dem be rühm tes ten Bild des Hau ses. https://epaper.sueddeutsche.de/webreader-v3/index.html#/804047/12 2/2
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