PRESS REVIEW Tuesday, August 17, 2021 - Daniel Barenboim Stiftung Barenboim-Said Akademie & Pierre Boulez Saal - Index of

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PRESS REVIEW Tuesday, August 17, 2021 - Daniel Barenboim Stiftung Barenboim-Said Akademie & Pierre Boulez Saal - Index of
PRESS REVIEW

         Daniel Barenboim Stiftung
Barenboim-Said Akademie & Pierre Boulez Saal

        Tuesday, August 17, 2021
PRESS REVIEW Tuesday, August 17, 2021 - Daniel Barenboim Stiftung Barenboim-Said Akademie & Pierre Boulez Saal - Index of
PRESS REVIEW                                                      Tuesday, August 17, 2021

Berliner Zeitung, DB
In Krisenzeiten möchte auch die Kunst etwas zu sagen haben. Ausblick auf die Konzertsaison

The Guardian, DB
Thomas Quasthoff: „From birth, my mum felt guilty. I had to show her I made the best of my life”

Der Tagesspiegel
Das Orquestra del Lyceum de la Habana macht aus dem Finale von Young Euro Classic eine Fiesta

Der Tagesspiegel
Die Pläne des Berliner Rundfunk- Sinfonieorchesters

DLF
Luigi Nonos „Intolleranza 1960“ in Salzburg. Brutalität und ein Publikum, das sich nicht angesprochen
fühlt

Frankfurter Allgemeine Zeitung
Morton Feldmans Oper „Neither“ packt, Luigi Nonos „Intolleranza 1960“ gerät öde

Frankfurter Allgemeine Zeitung
Bei den Salzburger Festspielen zeigt Martin Kušej eine einfallsarme Inszenierung von Schillers „Maria
Stuart“
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17.8.2021                                      https://epaper.berliner-zeitung.de/webreader-v3/index.html#/938164/12-13

               Diens­tag, 17. August 2021, Berli­ner Zeitung /

               Erns­te Mu­sik
               In Kri­sen­zei­ten möchte auch die Kunst et­was zu sa­gen haben.
               Aus­blick auf die Konzertsai­son

https://epaper.berliner-zeitung.de/webreader-v3/index.html#/938164/12-13                                                  1/3
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17.8.2021                                      https://epaper.berliner-zeitung.de/webreader-v3/index.html#/938164/12-13

               PE­TER UEH­LING

               D
                             as Rundfunk-Sin­fo­nie­orches­ter Ber­lin, ge­lei­tet von Vladi­mir Jurow­ski,
                             bringt in sei­nen Plä­nen zur kom­men­den Kon­zert­sai­son ein Unbe­ha­gen auf
                             den Punkt: Die neue Rei­he „Mensch, Musik!“ soll „über Musik und mit Hil­‐
                             fe in­ter­dis­zi­pli­närer Kunst­ele­mente zu The­menkrei­sen wie Kli­ma, Gren­zen,
               Zu­kunft oder Migra­ti­on“ ge­lan­gen. „Das RSB möchte sein Publi­kum ganz di­rekt und un‐
               mit­tel­bar mit den drän­genden und aktuellen Fragen un­se­rer Zeit ansprechen und auf
               die­sem Weg zu mehr Refle­xi­on und Mit­verant­wortung anregen.“

               Kunst scheint dem Ernst der La­ge, wie sie in den „Themenkrei­sen“ um­ris­sen wird, nicht
               mehr an­ge­messen, des­we­gen soll sie sich nach den „drän­genden Fragen“ strecken –
               schwie­rig, wenn grö­ßten­teils Musik aus ei­ner Zeit ge­spielt wird, in der an­de­re Fragen
               drängten. So wird zum Bei­spiel die Weltschmerz-Musik von Schu­bert und Mah­ler dazu
               ver­wendet, das The­ma „Migra­ti­on“ zu be­leuchten. Die roman­ti­schen Wan­de­rer suchten
               ein besse­res Le­ben im Wis­sen, dass sie es nie finden wür­den, denn das Glück war im­‐
               mer „dort, wo du nicht bist“ – mit so ei­ner Ein­stel­lung je­doch wür­den sich Men­schen
               aus Regio­nen, die von Krieg und Kli­mawan­del ver­heert wur­den, aller­dings nicht auf ih­re
               le­bens­ge­fähr­li­chen Wan­de­run­gen machen.

               „Mehr Mit­ver­antwor­tung“

               So passt es nie wirklich richtig; die Musik der Ver­gangenheit wird zur Staffa­ge der „drän­‐
               genden Frage“, und so wird ein weiteres Unbe­ha­gen aus­ge­löst: Gibt es even­tu­ell kul­tu­‐
               rel­le For­mate, die effek­ti­ver zu „mehr Refle­xi­on und Mit­verant­wortung“ in Klima- und
               Migrationsfra­gen anregen könn­ten als aus­ge­rechnet Sin­fo­nie­kon­zer­te?

               Die Selbst­refle­xi­on des Indi­vi­du­ums, die Kunst leis­tet und anregen könnte, steht unter
               Welt­flucht-Ver­dacht, und so liest man das Sai­sonprogramm et­wa der Staatskapel­le mit
               Grau­sen: Daniel Baren­boim wen­det sich in der kom­menden Sai­son, war­um auch im­‐
               mer, mal wie­der Robert Schu­mann zu, da­bei über­lässt er ihm un­be­kann­te oder heik­le
               Reper­toi­repunk­te ande­ren Di­ri­gen­ten: Das Ora­to­ri­um „Das Paradies und die Peri“ et­wa
               Simon Rattle, der es bei den Phil­har­mo­ni­kern mehr­fach di­ri­giert hat, das umstrit­te­ne
               Vio­lin­kon­zert leitet Danie­le Gat­ti.

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17.8.2021                                      https://epaper.berliner-zeitung.de/webreader-v3/index.html#/938164/12-13

               Aber auch das RSB spielt im Prin­zip, was der Di­ri­gent will, und Vladi­mir Jurow­ski liegt
               das rus­si­sche Repertoire, des­we­gen di­ri­giert er drei­mal mehr Tschai­kow­sky, Pro­kof­jew
               oder Scho­stakowitsch als nicht-rus­si­sche Wer­ke; als „compo­ser in residence“ ist Jelena
               Firsso­wa ver­pflichtet wor­den, von der er mehrere Urauf­füh­run­gen di­ri­giert.

               Das Deut­sche Sym­phonie-Or­ches­ter fei­ert 75-jäh­ri­ges Be­stehen, will aber mit der Wahr‐
               neh­mung drän­gender Fragen auch nicht abseits ste­hen, wenn es im De­zem­ber unter
               dem Mot­to „Neu­es vom Tage“ ein „Pro­gramm mit tagesak­tu­ellem Be­zug“ ankün­digt,
               das „kurz­fris­tig be­kannt ge­ge­ben wird“: „Ge­rade in Kri­sen­zei­ten hat Kunst et­was zu sa‐
               gen“, hei­ßt es reichlich vage. An­sons­ten will man ge­ra­de in ei­ner Jubiläums­saison eher
               nicht von Kri­sen sprechen. So wird man in der DSO-Sai­son reichlich Ver­trau­tes fin­den
               und das in ver­trau­ter Wei­se: Zu seinen zahl­rei­chen ehe­maligen Chef­di­ri­gen­ten hält das
               Orchester auch in die­ser Sai­son Kon­takt, Tugan Sok­hiev di­ri­giert wieder Rus­si­sches und
               Fran­zö­si­sches, Robin Tic­ciati pflegt sei­ne kom­po­nie­ren­den Be­kanntschaften Helen Gri­‐
               mes und Juli­an An­derson, und so­gar der ehe­malige Inten­dant und Kom­po­nist Peter Ru‐
               zicka kommt vor­bei und di­ri­giert ein Kon­zert – und da wird es merk­würdig: Der sonst
               nur bei Höl­derlin und Celan Be­triebs­tempe­ratur er­rei­chen­de Ruzicka lässt sich nach ei­‐
               ge­nem Werk und Varèses „Arca­na“ zu ei­ner selbst zusam­men­ge­stellten „Star Wars“-Sui­‐
               te nach John Wil­liams her­ab.

               Jede Men­ge Film

               Film­musik si­ckert in erstaun­licher Wei­se in die Pro­gram­me ein: Das RSB spielt Scho­sta­‐
               kowitschs Musik zum „Pan­zer­kreuzer Potem­kin“ und zeigt dazu Eisen­steins Film, das
               DSO wid­met sich außer Wil­liams auch dem klassischen Hol­lywood mit ei­nem Korngold,
               Max Stei­ner, Miklós Rósza und Bernard Herr­mann ge­wid­me­ten Kon­zert, außer­dem
               kom­bi­niert der Chefdi­ri­gent Robin Tic­ciati Bartóks Oper „Her­zog Blaubarts Burg“ mit
               Musik aus „Bat­man“ von Hans Zim­mer. Und bei den Ber­li­ner Philhar­mo­ni­kern ist ein
               Kon­zert mit Musik von John Wil­liams un­ter sei­ner ei­ge­nen Lei­tung be­reits an allen drei
               Abenden aus­ver­kauft.

               Das al­so, was sie schon ken­nen und kei­nes­falls schwer ein­geht, wollen „die Leu­te“ of‐
               fensicht­lich hö­ren. War­um soll­te der Kon­zert­saal auch von der üb­li­che Schi­zophre­nie
               aus­ge­nom­men sein: Ge­sell­schaftli­ches Engage­ment ja, aber nur bis zur Gren­ze des ei­ge­‐
               nen Hedo­nis­mus.

               Die Ar­beit an der ästhe­tischen Wahr­neh­mung wird in den Program­men der Or­ches­ter
               gleichwohl weiter ange­bo­ten. Der An­teil abge­spiel­ten Reper­toires scheint abzunehmen:
               Man trifft nicht all­zu oft auf Beetho­ven, Brahms, Bruckner, Mah­ler oder Strauss. Statt­‐
               des­sen setzt das DSO mit Rebec­ca Saun­ders und das RSB mit der Firsso­wa und das Kon­‐
               zert­haus­or­ches­ter mit Sarah Nemtsov zeit­ge­nössische Kom­po­nis­tin­nen eher kom­pro‐
               misslo­ser Modernität aufs Programm, wirbt Kirill Petren­ko bei den Phil­har­mo­ni­kern
               weiter für die kom­ple­xe Musik von Josef Suk und mit „Jo­lanthe“ und „Pi­que Dame“ für
               den Opern­kom­po­nis­ten Tschaikow­sky.

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17.8.2021            Thomas Quasthoff: ‘From birth, my mum felt guilty. I had to show her I made the best of my life’ | Classical music | The Guardian

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    News Opinion Sport Culture Lifestyle

    Classical music
      Interview
      Thomas Quasthoff: ‘From birth, my mum felt
      guilty. I had to show her I made the best of my life’
      Stephen Moss

                   Tue 17 Aug 2021 06.00 BST

    Thomas Quasthoff has been retired from classical music for nearly a decade now.
    The German bass-baritone was in his early 50s when he made the shock
    announcement – an age when singers of his type are still in their prime. His elder
    brother Michael had been diagnosed with lung cancer in 2010, and that diagnosis
    and his brother’s subsequent death had left Quasthoff temporarily physically
    incapable of singing.
https://www.theguardian.com/music/2021/aug/17/thomas-quasthoff-from-birth-my-mum-felt-guilty-i-had-to-show-her-i-made-the-best-of-my-life                1/7
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17.8.2021            Thomas Quasthoff: ‘From birth, my mum felt guilty. I had to show her I made the best of my life’ | Classical music | The Guardian

      “Three days after being told that my brother would not live longer than nine
    months I lost my voice,” he recalls. “Doctors looked at my throat and said:
    ‘Everything is fine.’ But my heart was broken, and if the heart is broken ...” he
    pauses. “The voice is the mirror of the soul.”

    Ill health was cited as the reason for his retirement in 2012, but he had been voicing
    disquiet with the sterility and formality of the classical world for some time, and
    though his brother’s death was the trigger it may be that such a move was already
    brewing.

    “I always wanted to belong to the group of singers who retired early enough,” he
    tells me over video call from his home in Berlin. “I never wanted to hear people say
    of me: ‘Oh, you should have heard him three years ago.’” But his decision was a
    blow to audiences – Quasthoff was one of the world’s finest lieder singers, acclaimed
    for the range and colours of his voice, for his attention to detail and exceptional
    directness as a performer. In 2009, the Royal Philharmonic Society awarded him the
    gold medal, its highest honour. Previous recipients have included Brahms, Elgar,
    Stravinsky, Bernstein, Barenboim, Jessye Norman and Sir Simon Rattle.

https://www.theguardian.com/music/2021/aug/17/thomas-quasthoff-from-birth-my-mum-felt-guilty-i-had-to-show-her-i-made-the-best-of-my-life                2/7
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         ‘I preferred to play kings and ministers’ ... Quasthoff as Amfortas in Wagner’s opera Parsifal in Vienna in 2004.
      Photograph: Herwig Prammer/Reuters

    That Quasthoff had any career as a classical singer, let alone one this successful, was
    little short of amazing. While she was pregnant with him in 1959, his mother had
    taken the anti-morning sickness drug thalidomide and he developed phocomelia,
    which left him with stunted limbs. He is just over 4ft tall and life has been a
    constant physical struggle, yet he is not just completely without self-pity but is a
    force of nature – exuberant, loud, uncompromising.

    He turned down offers to sing the hunchback Rigoletto. 'I prefer to
  play kings'

    During his classical career, he wanted no allowances made for his disability. “It’s a
    fact, not a problem,” he says. “I reached everything in my life that I wished. I was
    successful as a singer; I got a [music] professorship; I have been married for 15 years
    and have a wonderful, incredible, smart stepdaughter; we live in a beautiful house
    in Berlin. What shall I say? I know a lot of colleagues who are much less satisfied
    than I am.”

      Quasthoff was determined never to allow his disability to define him. “I was
    educated like this,” he explains. “My parents and my brother never treated me like a
    disabled person. My brother’s friends were my friends. I was always part of a normal
    family life.” He likes to quote a line from his wife, Claudia Stelzig: “Tommy, for me
    you are not disabled, you are only smaller. That’s all.”

https://www.theguardian.com/music/2021/aug/17/thomas-quasthoff-from-birth-my-mum-felt-guilty-i-had-to-show-her-i-made-the-best-of-my-life                3/7
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         Placido Domingo conducts as Quasthoff sings during dress rehearsals of the inauguration concert to mark the opening of
      the Theater an der Wien in Vienna in 2005. Photograph: Robert Newald/EPA

    He accepts that some of his audience may have come because they were intrigued
    by his personal story, but believes they were a small minority. “Most came to hear
    me,” he says, “because they were entertained in a high-quality way. I wanted to be
    accepted as an artist who was disabled, not seen as a disabled person who was an
    artist.” He realised audiences would never be blind to his disability – “If I come on
    stage, one metre 35 [tall], with short legs, short arms and seven fingers, who shall
    ignore it?” he says with his deep, resonant laugh – but hoped that once he opened
    his mouth in a lieder recital they would forget about it.

    Quasthoff exudes self-confidence and resilience, but says this wasn’t always the
    case. “In the first 18 years there were more dark than positive sides,” he says,
    “especially during puberty when boys get girlfriends; I was standing [on the
    sidelines]. I wanted to study music, but the university said I was not allowed
    because I could not play an instrument.” He studied singing privately instead. The
    key, he says, is “not that these negative things are happening but how do you deal
    with them and what are you taking out of the situation?” He treated every obstacle,
    every setback, every dull job he had to do to pay for his singing tuition as a
    challenge and something from which to learn.

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17.8.2021            Thomas Quasthoff: ‘From birth, my mum felt guilty. I had to show her I made the best of my life’ | Classical music | The Guardian

    There was one overriding motivation driving him as he studied for more than a
    decade and a half and built a career. “I never wanted my mother feeling guilty,” he
    says, “and she did – from the moment I was born she felt guilty [for having taken
    thalidomide]. Even if I said 100 times that she should not, she still did, so I tried to
    show her that I had made the best out of my life and talent.”

         New groove … Thomas Quasthoff with his jazz quartet at the Kurt Weill festival in Dessau last year. Photograph:
      Sebastian Gündel

    Since leaving the classical world and the return of his voice, Quasthoff has switched
    to jazz, which he had always enjoyed, and had dipped into even in his classical days:
    he had made a well-received jazz album in 2007. “I had done it very rarely in my
    classical time because it’s a different kind of singing, but I have now learned a new
    instrument – the microphone – and I love it.” He finds singing jazz and being part of
    a quartet a wonderfully relaxed form of music-making – intimate, pressure-free,
    music produced by a group of friends.

    This month’s Edinburgh festival will showcase Quasthoff in three guises: singing
    jazz with his quartet, as a teacher, and performing in a semi-staging of Richard
    Strauss’s opera Ariadne auf Naxos. The latter does not, though, constitute a fully
    fledged return to the classical stage – he will play the spoken role of the pompous
    major-domo.

    At the first meeting, the director asked what can I do. I told her
  everything that you want except making myself naked
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17.8.2021            Thomas Quasthoff: ‘From birth, my mum felt guilty. I had to show her I made the best of my life’ | Classical music | The Guardian

    Although he was to be found mainly in the concert hall as a recitalist, Quasthoff did
    sing some opera during his classical career, but his roles were restricted by his
    disability. In part, the restrictions were self-imposed – he rejected Daniel
    Barenboim’s liberating notion that he should sing Leporello in Don Giovanni,
    worrying about the moment in the opera when he would have to swap clothes with
    the Don, who was being played by the hulking Bryn Terfel. He turned down offers to
    sing the hunchback Rigoletto and the evil dwarf Alberich in Wagner’s Ring – casting
    that he thought a little too obvious. But he did play Don Fernando, the minister who
    secures Fidelio’s release from prison, and had a considerable success as Amfortas in
    Parsifal at the Vienna State Opera. “I preferred to play kings and ministers,” he says
    with another deep-hued laugh.

    Quasthoff denies that he found opera unduly physically taxing. “I was in good
    condition,” he says. “At the first meeting, the director [of Parsifal] asked what can I
    do. I told her everything that you want except making myself naked. This is not
    going to happen, for two reasons. I do not want it, and I do not want that the
    audience is leaving in seconds!”

    But his first love was always singing lieder. In opera, he says, he worried that his
    disability would become the focal point of the audience’s attention; in recitals, he
    was able to get audiences to suspend their disbelief. “As a lied singer, you have to be
    a very good actor,” he says. “I think that is missing at the moment”: he worries that
    singers today put beauty of tone above characterisation. “You have these mini-
    scenes that you have to fill with expression and colours. In opera, you can hide
    behind your clothes and the scenery.”

                         What about the classical world he has left behind? Does he have
    any qualms about resisting his agents’ blandishments to return? “I loved what I did,
    but the business is very superficial. You have a number of stars that I can count on
    my right hand – and my right hand is not very big! I had my time and was in a
    wonderful situation where I was able to have a world career. As a concert singer, to
    win six Echos and three Grammys is very rare.”

    But he insists he doesn’t miss it. “I have nothing to prove any more.”

      The Thomas Quasthoff Quartet is at the Edinburgh international festival on 24
    August. Quasthoff gives masterclasses on 29 August, and performs in Ariadne auf
    Naxos, 25 to 29 August, available online 29 August to 27 February.

https://www.theguardian.com/music/2021/aug/17/thomas-quasthoff-from-birth-my-mum-felt-guilty-i-had-to-show-her-i-made-the-best-of-my-life                6/7
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       Dienstag, 17.08.2021, Tagesspiegel / Kultur

       Cuba libre
       Das Orquestra del Lyceum de la Habana macht aus dem Finale von
       Young Euro Classic eine Fiesta
       Von Frederik Hanssen

                                                                             © Kai Bienert
                Das geht in die Füße. Hornistin Sarah Willis (rechts) tanzt spontan im Konzerthaus mit Dirigent José
                                   Antonio Méndez Padrón, einer Musikerin und einem Musiker.

       „Es ist wirklich ein Wunder, dass es geklappt hat!“, ruft Sarah Willis in den Saal. Die
       Hornistin der Berliner Philharmoniker freut sich unbändig darüber, dass sie zum
       Abschluss von Young Euro Classic am Sonntag mit dem Orquestra del Lyceum de la
       Habana im Konzerthaus am Gendarmenmarkt auftreten kann, und zwar gleich zwei-
       fach, als Matinee und abends. Jugendorchester aus Portugal und Spanien, aus Russ-
       land und den Niederlanden hatten kurzfristig ihre Teilnehme an dem Festival absa-
       gen müssen, weil die Entwicklung der Pandemie ihre Einreise vereitelte. Die Gäste
       aus Kuba dagegen haben es geschafft, konnten, mit Hilfe der deutschen Botschaft in
       Havanna, im Direktflug den Atlantik überqueren und ihre schon für 2020 geplante
       Tournee absolvieren. Nach Stationen beim Rheingau Festival, in Darmstadt, Kassel
       und Mainz präsentieren sie in Berlin nun „Mozart y Mambo“.

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       So heißt auch das fantastische Album, das sie im vergangenen Jahr mit Sarah Willis
       herausgebracht haben. Erst seit 2009 gibt es das Lyceum-Orchester überhaupt, 2016
       kam ihre Debüt-CD heraus, mit der Pianistin Simone Dinnerstein, die ebenfalls Mo-
       zart gewidmet war. Eine unglaubliche Musikalität sprang den Hörer schon aus den
       Aufnahmen an: Unbedeutende Stimmen gibt es nicht, ob Melodie oder Begleitung,
       kein Ton wird routiniert abgeliefert, alle wollen ihr Maximum beitragen zum kollek-
       tiven Klang.

       Dieser Teamgeist ist auch im Konzerthaus zu erleben. Con fuoco jagen die jungen
       Leute unter der Leitung ihres Dirigenten José Antonio Méndez Padrón durch die Ou-
       vertüre zu Mozarts Oper „Die Entführung aus dem Serail“, wie auf Händen getragen
       darf sich Sarah Willis anschließend im 3. Hornkonzert des Komponisten fühlen.
       Gerne hätte man noch mehr von der Mozart-Kompetenz der Kubaner gehört, die mit
       ihrem hierarchiefreien Spiel die Rokoko-Rhetorik so wunderbar verlebendigen kön-
       nen. Doch Sarah Willis hatte schon zu Beginn die Parole ausgegeben, dass dieses Ab-
       schlusskonzert eine Party werden sollte.

       Und darum übernehmen jetzt die Perkussionisten das Kommando, eine Frau und
       drei Männer, wobei Yuniet Lombida Prieto auch mal zum Saxofon greift, um im Solis-
       tendoppel mit Sarah Willis vorzuführen, wie Mozart das Rondo seines 3. Hornkon-
       zerts wohl komponiert hätte, wenn er auf Kuba groß geworden wäre. Der Trompeter
       des Lyceum-Orchesters wiederum wird für die charmant moderierende Philharmo-
       nikern zum Duettpartner bei zwei kubanischen Klassikern, „Dos Gardenias“ und „El
       Manisero“.

       Neben den Samba-, Conga- und Mambo-Rhythmen, die von den Musiker:innen auf
       der Bühne spielend mitgetanzt werden, und im zunehmend euphorisierten Saal zu
       wippenden Fußspitzen führen, prägt Improvisationslust die Performance der Gäste
       aus der Karibik. Wie beim Jazz tritt immer wieder jemand aus der Gruppe hervor,
       auf die Spitze treibt es die Geigerin Jenny Pena Campo, wenn sie sich ein wahres
       Violinvirtuosenduell mit dem Konzertmeister liefert, in der von ihr arrangierten
       Nummer „Samba Son“.

       Und während das Publikum sich bei diesem unbeschwerten Happening zwei Zuga-
       ben erjubelt, dürfte von der Festivalmacherin Gabriele Minz und ihrem Team der
       Stress abgefallen sein, den es bedeutete, in diesen Zeiten ein international besetztes
       Orchesterfestival auf die Beine zu stellen. Nach der kammermusikalischen Version
       von 2020 hat Young Euro Classic wieder in gewohnter Klangpracht stattgefunden, die
       17 Konzerte waren zu 98 Prozent ausverkauft, viele Abende sind noch in Mediathe-
       ken verfügbar (Infos dazu unter www.young-euro-classic.de). Die Spielwütigen aus
       Havanna geben am Sonntagabend noch lange nicht Ruhe. Nachdem sie in einer Polo-
       naise aus dem Saal marschiert sind, feiern sie weiter in der Berliner Tropennacht.
       Frederik Hanssen

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       Dienstag, 17.08.2021, Tagesspiegel / Kultur

       Die Pläne des Berliner Rundfunk-
       Sinfonieorchesters
       In der kommenden Spielzeit möchte das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin auf viel-
       fältige Weise zum Brückenbauer werden: Bei der neuen Konzertreihe „Mensch, Mu-
       sik!“ sollen die Besucher ganz direkt ansprochen werden, wenn Themen wie Klima-
       krise, Grenzen, Zukunftsvisionen oder Migration interdisziplinär mit Musik zusam-
       mengedacht werden. Im Mai 2022 wird das RSB unter dem Motto „Ein Orchester ex-
       plodiert“ eine Woche lang in kleinen Formationen in die Stadt ausschwärmen. Am 17.
       Juni begleitet das RSB in der Waldbühne die isländische Sängerin Björk. Mit dem
       Modellprojekt „Konzert für alle“ schließlich will das Orchester Teilhabe für Men-
       schen mit Behinderungen ermöglichen.

       Chefdirigent Vladimir Jurowski, der seinen Vertrag jüngst bis 2027 verlängert hat,
       widmet sich schwerpunktmäßig russischen Werken. Als „Komponistin in residence“
       konnte er Jelena Firssowa gewinnen. Außerdem führt Jurowski sein Orchester auf
       Tourneen nach Spanien sowie China und Korea.

       Drei Konzerte leitet Karina Canellakis, die Erste Gastdirigentin des RSB, zu den Gast-
       künstlern gehören in der Saison 2021/22 unter anderem die Geigerin Julia Fischer,
       der Cellist Alban Gerhardt, der Bariton Thomas Hampson, der Schlagzeuger Alexej
       Gerassimez und der Dirigent Andrew Davis. F. H.

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8/17/2021                         Luigi Nonos "lntolleranza 1960" in Salzburg - Brutalität und ein Publikum, das sich nicht angesprochen fühlt

                                                      Programm               Audios             Musikliste

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      TONART I Beitrag vom 16.08.2021

      Luigi Nonos „lntolleranza 1960" in Salzburg

     Brutalität und ein Publikum, das sich
     nicht angesprochen fühlt
      Christoph Schmitz im Gespräch mit Carsten Beyer

    Beitrag hören

      „lntolleranza"-lnszenierung bei den Salzburger Festspielen. Regisseur Jan Lauwers erzählt eine
      Migrations- und Flüchtlingsgeschichte von heute. (© SF / Maarten Vanden Abeele)

     Luigi Nonos „lntolleranza 1960" hat bei den Salzburger Festspielen Premiere gefeiert.
     Damit steht ein Werk auf dem Programm eines der teuersten Festivals, in dem
     Klassenkampf und Revolution verhandelt werden. Auch Migration ist ein großes
     Thema.

     Luigi Nonos „lntolleranza 1960" hat bei den Salzburger Festspielen in der
     Felsenreitschule Premiere gefeiert. Obwohl das 1960 uraufgeführte Werk für ein
     atonales Stück relativ häufig gespielt wird, mag die Entscheidung der Festspielleitung
     für das Werk manchen Beobachter überrascht haben, schließlich gibt es ganz
     explizite antikapitalistische, klassenkämpferische und sogar revolutionäre Untertöne -
     und das für ein Publikum der Reichen und Schönen bei einem Festival, das mit die
     höchsten Ticketpreise aufruft.

     Auswanderergeschichte

     Es geht in Nonos Werk um eine Auswanderergeschichte in den 195Oer-Jahren, wie
     unser Kritiker Christoph Schmitz erläutert: ,,Ein Auswanderer kommt irgendwo aus
     Südeuropa nach Nordeuropa als Bergarbeiter; er findet Arbeit, wohl in Belgien, hat
     aber großes Heimweh; er will nach Hause zurück, gerät dabei zufällig in eine linke
     Friedensdemo, wird von der Polizei verhaftet, geschlagen; nun will er statt zurück in
     die Heimat lieber die Freiheit wieder: Er bricht aus dem Gefängnis aus, entwickelt
     revolutionäre Ideen, am Ende steht er vor einem Hochwasser am Grenzfluss und geht
     unter", fasst Schmitz die Handlung zusammen: ,,Hier werden also auch heute noch
     aktuelle Themen wie Migration, Umweltkatastrophe und Einwanderungspolitik

                                   ,.,. -
     verhandelt."

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      Musikalisch sei es im Grunde ein riesiger, schriller Aufschrei, sagt Schmitz: ,,Sehr
      schmerzhaft, wirklich laut. Es tut manchmal in den Ohren weh." Fünf große Trommeln
      und vier Pauken allein; obwohl schon 60 Jahre alt, sei das Werk noch heute
      schockierend und irritierend: ,,Mit einer ungeschminkten Gewalt ist hier komponiert
      worden", bringt es Schmitz auf den Punkt.

      Ingo Metzmacher und die Wiener Philharmoniker führten sehr klar und sicher durch
      die zerklüftete, abgründige und gefährliche Partitur. ,,Sie entfesseln vollkommen
      ungeschminkt die Klangwelt des Terrors", urteilt Schmitz. Es gebe aber auch kleine
      Momente von Stille und Zärtlichkeit.

      Tänzer statt Kulisse

      Regisseur Jan Lauwers erzählt eine Migrations- und Flüchtlingsgeschichte von heute
      mit Massen, die herumströmen. Statt Kulisse gebe es Tanz: ,,Die Tänzer sind als
      Bergwerksarbeiter kostümiert, als Arbeiter, als zerlumpte Arbeitsmigranten,
      Menschen auf der Flucht, aber auch als Militärs, Polizei - unsere Heute-Zeit."

      Die Tänzer mischten sich unter die Chorsänger und Solisten und integrieren alle
      Beteiligten in diesen Tanz, alles sei ständig in Bewegung, auf der Flucht, auf der
      Suche, auf Demos, vertrieben, gefangengenommen. ,,Diese Brutalität der Musik ist in
      Bewegungsgewalt übertragen worden", erklärt unser Kritiker.

      Die Tänzer werden z ur Kulisse bei der Insz enierung von Jan Lauwers. (© SF / Maarten Vanden Abeele)

      Die Gewalt, das Leiden und die Unterdrückung, die Geschichte der Migranten wirkten
      durch den Tanz etwas stilisiert, so dass der brutale Realismus von Luigi Nano etwas
      eingedampft sei, findet Schmitz, Allerdings gebe es eine Folterszene, wo ein Opfer „1
      can't breathe" rufe wie der Amerikaner George Floyd unter dem Knie des Polizisten:
      ,,So ein paar aktuelle Bezüge gibt es also dann schon noch."

      „Das Publikum war mäßig begeistert", sagt Schmitz zu der Reaktion der Besucher auf
      diese „lntolleranza 1960 ". ,,Es fühlte sich auch nicht so ganz angesprochen", vermutet
      unser Kritiker. ,,Es kamen ein paar kleine Buhs gegen Jan Lauwers, aber ansonsten
      wurde das Recht zufrieden aufgenommen."

      (mfu)

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        F.A.Z. - Feuilleton                                                                                         Dienstag, 17.08.2021

                                   Gut gesponserte Kapitalismuskritik
                    Morton Feldmans Oper „Neither“ packt, Luigi Nonos „Intolleranza 1960“ gerät öde /
                                           Von Jan Brachmann, Salzburg

        Es gibt Fort­schrit­te der Freund­lich­keit in Salz­burg, zumin­dest äußer­lich. Noch zu den Pfingst­fest­spie­len
        war der Ton der Durch­sa­gen für die Corona-Maßre­geln im Saal so barsch wie von einer Früh­sport­trai­-
        ne­rin im kultur­re­vo­lu­tio­nä­ren Umer­zie­hungs­la­ger. Nach ihrem „Enjoy the perfor­mance!“ konnte man
        gar nicht anders, als mit stram­men Gesäß­ba­cken folg­sam und freu­dig zu sein.

        Jetzt hat, äußerst gewin­nend, die Fest­spiel­lei­tung selbst die Durch­sa­gen einge­spro­chen: Helga Rabl-
        Stad­ler auf Deutsch, Markus Hinter­häu­ser auf Englisch. „Außer­dem ersu­chen wir Sie, den Ihnen zuge­-
        wie­se­nen Platz nicht zu wech­seln“ – das klingt nach einer Verhand­lungs­grund­la­ge. Denn welchen Sinn
        sollte es haben, streng auf Einhal­tung der Sitzplatzzu­weisung zu pochen, wenn man Vorstel­lungs­pau­sen
        mit Publi­kums­be­we­gung gestat­tet, die jede Infek­ti­ons­ket­ten­ver­fol­gung unmög­lich machen?

        Die Wirk­lich­keit sieht aller­dings anders aus. Als ein Mann in der Kolle­gi­en­kir­che beim Morton-Feld­-
        man-Konzert des ORF Radio-Sympho­nie­or­ches­ters Wien den ihm zuge­wie­se­nen Platz nicht anneh­men
        kann, weil er für ihn zu eng ist und er Schmer­zen beim Sitzen bekommt, bietet er an, sich hinter das
        Publi­kum an den Pfei­ler zu stel­len. Freund­li­che Frauen des Saal­per­so­nals versu­chen, eine Lösung zu
        finden, bis ihr Vorge­setz­ter den Gast einfach aus der Kirche hinaus­wirft. Dass „der Mensch dem
        Menschen ein Helfer“ sei, wie es in Bertolt Brechts „An die Nach­ge­bo­re­nen“ am Ende von Luigi Nonos
        „Intol­ler­an­za 1960“ heißt, ist zu ihm noch nicht vorge­drun­gen. Corona hat Umgangs­for­men und Empa­-
        thie­gra­de verän­dert. Ein häss­li­ches Vorspiel zu einem packen­den Konzert.

        Das Minguet Quar­tett spielt gemein­sam mit dem Orches­ter Feld­mans „String Quar­tet and Orches­tra“.
        Roland Klut­tig, einer der weni­gen Diri­gen­ten welt­weit, der neues­te Musik genau­so versiert auffüh­ren
        kann wie Beet­ho­ven, Wagner und Sibe­li­us, entwi­ckelt daraus eine deli­kat abge­misch­te Studie in Silber­-
        grau mit flanel­le­ner Textur, über die Matthi­as Diener, der Cellist des Quar­tetts, seidig glän­zen­de Oktav­-
        fla­geo­letts zieht.

        „Neit­her“ hinge­gen, Feld­mans unkon­ven­tio­nel­ler Gattungs­bei­trag zur Oper nach einer Text­vor­la­ge von
        Samuel Beckett, wird zur Beschrei­bung einer Beklem­mung. Pendeln­de Wech­sel­no­ten im Orches­ter zu
        den starr gejam­mer­ten Tonwie­der­ho­lun­gen des Solo­so­prans nehmen bild­haft das „vor und zurück,
        gelockt und abge­wie­sen“ des Textes auf – nicht als Tände­lei, sondern als zum Psycho­ter­ror gestei­ger­te
        Irri­ta­ti­on. Feld­mans Farb­kom­bi­na­tio­nen aus brum­men­den Celli und hoher Solo­flö­te könn­ten direkt aus
        der „Grande messe des morts“ von Hector Berli­oz kommen. Sarah Aris­ti­dou singt beim Ausbruch in
        weite Melis­men so ausdrucks­stark, als sei ihr Gesang direk­tes Ventil des Schmer­zes. Sie stei­gert ihre
        Gestal­tungs­kraft bis zum Höhe­punkt: dem Abrei­ßen der Stimme vor dem Verstum­men. Wo das Erha­-
        be­ne einst als das galt, was den Menschen einschüch­tern und vernich­ten, durch Kunst jedoch gefasst
        werden kann, hebt Aris­ti­dou die Erha­ben­heit durch Kunst auf als Andeu­tung einer Kapi­tu­la­ti­on der
        Singen­den vor Größe­rem – vor dem, was die Fass­bar­keit durch Kunst über­steigt.

        So unmit­tel­bar berüh­rend diese Ausein­an­der­set­zung mit Feld­man ist, so öde wird der Versuch einer
        Aktua­li­sie­rung von Luigi Nonos szeni­scher Aktion „Intol­ler­an­za 1960“ in der Felsen­reit­schu­le. Ingo
        Metz­ma­cher am Pult der Wiener Phil­har­mo­ni­ker gibt sich gemein­sam mit der Konzert­ver­ei­ni­gung
        Wiener Staats­opern­chor, bewun­derns­wert einstu­diert von Huw Rhys James, alle erdenk­li­che Mühe, die
        aufrüt­teln­de Kraft, die Nonos Musik vor sech­zig Jahren gehabt haben dürfte, wach­zu­ru­fen. Natür­lich
        sind die harschen Blech­blä­ser­ak­kor­de mit Schlag­werk Signa­tu­ren der Unbarm­her­zig­keit, denen die
        feinen Strei­cher­ge­spins­te die Zart­heit und Versehr­bar­keit utopi­scher Formen des Mensch­li­chen entge­-

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        gen­set­zen. Aber was der Regis­seur Jan Lauwers und der Choreo­graf Paul Black­man aus Nonos Vorla­ge
        machen, versackt in Lächer­lich­keit.

        Die Geschich­te eines Gast­ar­bei­ters, der Ausgren­zung, Folter, erneu­te Flucht und den Unter­gang in
        einer Natur­ka­ta­stro­phe erlebt, hätte ja die Vorla­ge für eine intel­li­gen­te Aktua­li­sie­rung bieten können.
        Statt­des­sen sieht man eine ermü­den­de Zappel- und Wimmel­cho­reo­gra­fie aus aktio­nis­ti­schen Posen des
        Flie­hens und Folterns. Das, was Brecht von aufklä­re­ri­schem Thea­ter verlang­te, nämlich, „die Vorgän­ge
        hinter den Vorgän­gen“ zu zeigen, unter­bleibt hier völlig. Lauwers fällt weit hinter den Stand der Kunst
        und der Erkennt­nis zurück. Über die welt­wei­te Menschen­schin­de­rei hat uns der Film „Working­man’s
        Death“ von Micha­el Glawog­ger viel scho­ckie­ren­der aufge­klärt.

        Und wer etwas über Ausbeu­tung in unse­rem eige­nen Land erfah­ren will, über tota­li­tä­re, an Folter gren­-
        zen­de Metho­den der Mitar­bei­ter­op­ti­mie­rung, über „Potenz­ana­ly­se“ und „Talentein­schät­zung“ im
        Human-Ressour­ces-Manage­ment, über den Durch­bau der Unter­neh­mens­loya­li­tät bis in die Inner­lich­-
        keit der Mitar­bei­ter und die Funk­tio­na­li­sie­rung der Empfind­sam­keit, der schaue sich Carmen
        Losmanns Film „Work Hard – Play Hard“ an. Von dieser analy­ti­schen Präzi­si­on oder etwa der intel­lek­-
        tu­el­len Bril­lanz eines Frédé­ric Beig­be­der in dessen Roman „99 Francs“ ist Lauwers weit entfernt.

        Man kann den Tenor Sean Panik­kar als ebenso kraft­vol­len wie zarten Flücht­ling, kann Sarah Maria Sun
        als erdig warme und eigen­süch­tig böse Gefähr­tin und Anna Maria Chiuri als Frau, deren Gesang zum
        Vorschein einer besse­ren Welt wird, bewun­dern. Die Insze­nie­rung selbst ist denk­fau­ler, aktio­nis­ti­scher
        linker Kitsch. Die Kapi­ta­lis­mus­kri­tik der Salz­bur­ger Fest­spie­le wird uns übri­gens präsen­tiert mit
        freund­li­cher Unter­stüt­zung von Audi, Siemens, Kühne Founda­ti­on, BWT und Rolex. Sport­li­che Luxus­li­-
        mou­si­nen des Haupt­spon­sors in leuch­ten­dem Rot, der eins­ti­gen Farbe der Arbei­ter­be­we­gung, warten
        nach der Vorstel­lung, höchst ansehn­lich aufge­reiht, in der Hofstall­gas­se.

        Salz­bur­ger Fest­spie­le

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        F.A.Z. - Feuilleton                                                                                        Dienstag, 17.08.2021

                            Wären da nicht die Nackerpatzln gewesen
        Bei den Salzburger Festspielen zeigt Martin Kušej eine einfallsarme Inszenierung von
        Schillers „Maria Stuart“.
        Von Martin Lhotzky, Salzburg

        Die Premie­re von Schil­lers „Maria Stuart“ bei den Salz­bur­ger Fest­spie­len als Kopro­duk­ti­on mit dem
        Wiener Burg­thea­ter, in Szene gesetzt von dessen Direk­tor, Martin Kušej, war bereits für das Vorjahr
        geplant und musste wegen der Pande­mie auf dieses Jahr verscho­ben werden. Also reist man eben heuer
        zur Perner-Insel nach Hallein, wo die erste Auffüh­rung der „Neuin­sze­nie­rung“, wie das Programm­heft
        beina­he scham­haft vermel­det, statt­fand. Nun, wer sich allzu viel „Neues“ erwar­tet haben sollte, könnte
        ein biss­chen enttäuscht werden. Annet­te Murschetz – seit Langem und immer wieder arbei­tet sie mit
        Kušej zusam­men – hat ein äußerst spär­li­ches Bühnen­bild kreiert: der Boden befüllt mit grau­blau­em
        Sand, die Wände wohl drei­ecki­ge Dreh­ele­men­te, die je nach Szene zu einer weißen, beigen, hell­blau­en
        oder spie­geln­den Rund­um­wan­dung gemacht werden. Darüber noch eine Reihe erstaun­lich-erfreu­lich
        dezen­ter recht­ecki­ger Schein­wer­fer. Irgend­wann blei­ben noch rötli­che Leine und Hals­band, an welche
        die abge­setz­te schot­ti­sche Köni­gin in Gestalt von Birgit Minich­mayr geket­tet war, einfach am Boden
        liegen. Das war’s dann auch schon mit Bühnen­ge­stal­tung. Voilà, viel Platz fürs Schau­spiel!

        Die letz­ten Tage im Leben von Maria Stuart hat Schil­ler bekannt­lich extrem in einem schier endlo­sen
        Hin und Her aus Gesprä­chen, Strei­te­rei­en, Kaba­len und wenig Liebe verdich­tet. Wozu der histo­ri­schen
        Elisa­beth I. von England und ihrer fran­zö­sisch-katho­lisch gepräg­ten Riva­lin beina­he acht­zehn Jahre
        Zeit blie­ben, nämlich ihren Hass gegen­ein­an­der zu pfle­gen, sieht man hier in fünf Aufzü­gen, konkre­ter
        gesagt, in ziem­lich genau zwei Stun­den und vier­zig Minu­ten. Ob bei der Über­nah­me im Burg­thea­ter
        dann bereits mit Pause gespielt werden darf, was in Salz­burg wegen der Anti-Corona-Maßnah­men –
        nach wie vor auch Masken­tra­ge­pflicht fürs Publi­kum! – nicht erlaubt ist, steht noch in den Ster­nen.

        Elisa­beth, verkör­pert von der musku­lös-sehni­gen – man darf das stets bestau­nen, wenn sie gezwun­gen
        ist, sich ihres Ober­tei­les (Kostü­me: Heide Kast­ler) zu entle­di­gen – Bibia­na Beglau, kann sich nie sicher
        sein, wer nun ihr zuge­hört oder für die Stuart intri­giert, viel­leicht ihre Ermor­dung plant. Zuckt gar der
        Mörder­dolch schon in Morti­mers Hand? Franz Pätzold muss diesen das bitter bereu­en lassen, den
        Dolch wird er sich selbst in die Kehle rammen, bevor er seinen Morti­mer dem Wider­sa­cher Baron von
        Burleigh zur grau­sa­men Folter und anschlie­ßen­der Hinrich­tung auslie­fern soll. Diesen Burleigh legt
        Norman Hacker wunder­bar verschla­gen, boshaft und entwaff­nend ehrlich zugleich an. Ja, er steht zu
        Elisa­beth, eigent­lich eher gegen die Stuart-Erbin, halb aus dem Hause de Guise, denn er als über­zeug­ter
        Anti­pa­pist hat, wie übri­gens auch seine Köni­gin, noch das Massa­ker der Bartho­lo­mä­us­nacht grau­en­voll
        im Gedächt­nis. Außer­dem, so ist er sich gewiss und lässt das alle, ob Freund, ob Feind, wissen, weiß er
        eh alles besser.

        Alles strebt in diesem Trau­er­spiel auf eine histo­risch nicht nur nicht bekann­te, sondern tatsäch­lich wohl
        nicht statt­ge­fun­den haben­de persön­li­che Begeg­nung der beiden Köni­gin­nen zu. Das wohl entschei­den­-
        de Gespräch von Ange­sicht zu Ange­sicht – ihm widme­te nicht nur der Dich­ter, nein, ihm lässt auch
        Regis­seur Kušej viel Raum. Die Minich­mayr wirft sich in den Sand, die Beglau zeigt ihr mal die kalte
        Schul­ter, mal bemit­lei­det sie sie, vortreff­lich und ausführ­lich in Schil­lers kaum, ja, gar nicht gekürz­ten
        Worten, spie­len die beiden mit-, nein, eher gegen­ein­an­der und doch nie anein­an­der vorbei.

        Es wirkt, wie fast am ganzen langen Abend, dass Kušejs Zutat bloß die nun leider zu einem – seinem –
        Marken­zei­chen gewor­de­nen, schein­bar bedeu­tungs­schwan­ge­ren, in Wahr­heit jedoch manch­mal einem
        klit­ze­klei­nen Umbau dienen­den, meist jedoch einfach pathe­tisch anmu­ten­den Schwarz­blen­den nach
        gefühlt jeder Szene sind. Braucht man dafür wirk­lich noch einen Spiel­lei­ter?

https://zeitung.faz.net/webreader-v3/index.html#/467499/12                                                                                1/2
17.8.2021                                             https://zeitung.faz.net/webreader-v3/index.html#/467499/12

        Wären da nicht die Nacker­patzln! Ganz zu Beginn, damit auch niemand, nicht einmal in den Ranglo­-
        gen, vergisst, dass wir in inter­es­san­ten Zeiten leben, stehen die drei­ßig Herren mit Atem­mas­ken vor
        dem Mund und Sauer­stoff­fla­schen in der Hand, laut atmend, einfach in der Szene herum. Danach, nach
        einer Schwarz­blen­de, sind Masken und Röhren wegge­räumt, bilden die Männer, fast immer zu fünft,
        mal zu sechst grup­piert, in beina­he jeder Szene eine Menge mit wenig Bedeu­tung. Mag sein, dass sich
        mal einer der Haupt- oder auch Neben­cha­rak­te­re in der Masse versteckt, um heim­lich zu lauschen, mag
        sein, dass die nack­ten Männer für wenige Momen­te graue Mäntel über­strei­fen, um viel­leicht das
        „gesun­de Volks­emp­fin­den“ zu reprä­sen­tie­ren. Ihre wahre Bedeu­tung für das Stück bleibt den ganzen
        Abend rätsel­haft. Das einzi­ge Rätsel frei­lich dieser ansons­ten doch sehr einfalls­ar­men, hoch­wohl­an­-
        stän­di­gen, um nicht zu sagen: vorher­seh­ba­ren Insze­nie­rung.

https://zeitung.faz.net/webreader-v3/index.html#/467499/12                                                             2/2
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