PRESS REVIEW Wednesday, February 24, 2021 - Daniel Barenboim Stiftung Barenboim-Said Akademie & Pierre Boulez Saal - Index of

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PRESS REVIEW Wednesday, February 24, 2021 - Daniel Barenboim Stiftung Barenboim-Said Akademie & Pierre Boulez Saal - Index of
PRESS REVIEW

         Daniel Barenboim Stiftung
Barenboim-Said Akademie & Pierre Boulez Saal

     Wednesday, February 24, 2021
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PRESS REVIEW                                             Wednesday, February 24, 2021

Der Tagesspiegel, DB
Das Lucerne Festival plant großen Sommer

Coolibri, DIVAN, DB
Philharmonisches Konzert: Himmlische Freuden

NDR
Dokumentation anlässlich des 75. Jubiläums gewährt seltene Einblicke in die aufreibende Arbeit der
"Zeit"-Redaktion mit Michael Naumann

Die Welt
Wie der Cellist Gautier Capuçon beschloss, den Lockdown des französischen Konzertbetriebs hinter
sich zu lassen und mit seinem Instrument quer durchs Land reiste

Frankfurter Allgemeine Zeitung
Die Sanierung der Staatsbibliothek Unter den Linden ist vollendet – noch aber bleiben die Pforten
geschlossen

Berliner Morgenpost
Corona Gelockert wird vorerst nicht

Frankfurter Allgemeine Zeitung
Museen und Mächte. Der neue Leitfaden zu kolonialem Kulturgut

Der Tagesspiegel
Neue Ethik im globalen Austausch Museumsleitfaden für koloniales Erbe
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23.2.2021                                         https://epaper.tagesspiegel.de//webreader-v3/index.html#/474877/20-21

        Mittwoch, 24.02.2021, Tagesspiegel / Kultur

        Aber Skifahren ist wichtiger in der Schweiz
        Das Lucerne Festival plant großen Sommer
        Von Georg Rudiger

        Eine Festivaldauer von fast fünf Wochen, zahlreiche Gastspiele internationaler
        Orchester, groß besetzte Werke, drei konzertante Opern – wenn man auf das Programm
        des Lucerne Sommerfestivals 2021 schaut, könnte man meinen, dass es keine Corona-
        Pandemie gebe. „Wir handeln nicht ins Blaue hinein, sondern tun das sehr überlegt“,
        erklärt Intendant Michael Haefliger. „Wir gehen davon aus, dass sich die gesundheitli-
        che Situation durch die Impfungen erheblich verbessert. Auch der Sommer ist eine
        bessere Jahreszeit, um das Virus einzudämmen als der Winter. Wir haben deshalb ein
        normales Programm geplant. Sollte es wider Erwarten Schwierigkeiten geben, dann ha-
        ben wir selbstverständlich Szenarien entwickelt, wie wir darauf reagieren.“ Gerade
        musste der avisierte Start des Vorverkaufs verschoben werden, von Ende April auf den
        17. Mai, zu wenig Planungssicherheit.

        Das Sommerfestival 2020 wurde zunächst abgesagt, bevor doch noch ein stark
        abgespecktes, zehntägiges, coronakonformes Programm mit dem Titel „Life is live“
        über die Bühne ging. Finanziell steht das größte Klassikfestival der Schweiz trotzdem
        solide da. „Über die letzten 20 Jahre konnten wir gutes Kapital aufbauen, das uns jetzt
        schützt. Falls wir langfristig nicht mehr mit den 1800 Plätzen im Saal kalkulieren
        können, müssten wir umdenken“, sagt Haefliger.

        Dass aktuell in der Schweiz keinerlei Veranstaltungen stattfinden dürfen, hält er wegen
        der hohen Fallzahlen für gerechtfertigt. Dass aber die Skigebiete offenbleiben sollen,
        kritisiert der Intendant deutlich. „Man sieht in der Schweiz gerade, dass das Thema
        Skifahren sicherlich einen größeren Stellenwert hat als das Thema Kultur.“

        Das von 26. bis 28. März geplante Frühjahrsfestival „Andras Schiff and Friends“ wurde
        inzwischen komplett abgesagt. Das Thema des Sommerfestivals (10. August bis 12. Sep-
        tember 2021) lautet „ver-rückt“. Das Motto klingt nach einer Reaktion auf die Pandemie,
        wurde aber bereits vor zwei Jahren festgelegt. Die Geigerin Patricia Kopatchinskaja bie-
        tet zusammen mit dem Klarinettisten Reto Bieri ein vom Dadaismus inspiriertes
        Konzert. Mit Robert Schumann fällt der Fokus auf einen Komponisten, der seine letz-
        ten beiden Lebensjahre in einer Nervenheilanstalt verbrachte. Auch bei den konzertant

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23.2.2021                                         https://epaper.tagesspiegel.de//webreader-v3/index.html#/474877/20-21

        gespielten Opern steht laut Haefliger das Verrückte im Zentrum mit Händels
        „Partenope“ , Tschaikowskys „Pique Dame“ und Verdis „Falstaff“.

        Kern des Festivals bleiben aber die Orchesterkonzerte. Das Lucerne Festival Orchestra
        widmet sich unter der Leitung von Riccardo Chailly und Yannick Nézet-Séguin Werken
        von Rachmaninow, Mahler und Bruckner. Auftritte der Wiener (Herbert Blomstedt)
        und Berliner Philharmoniker (Kirill Petrenko), des Chicago Symphony Orchestra
        (Riccardo Muti), der Staatskapelle Berlin (Daniel Barenboim), des Royal Concertgebouw
        Orchestra (Daniel Harding) und des London Symphony Orchestra (Simon Rattle) unter-
        mauern die Sonderstellung des Festivals. Dass die internationalen Orchestertourneen
        nach der Pandemie auch wegen des Klimaschutzes deutlich weniger werden könnten,
        bringt Michael Haefliger nicht aus der Ruhe. „Man muss nur das Reisen verändern,
        kompakter planen und statt des Flugzeugs die Bahn wählen. Da ist sehr viel möglich.“
        Georg Rudiger

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Quelle:       coolibri Online vom 24.02.2021 (Internet-Publikation, Dortmund)
Auch in:      1 weitere Quelle »
                                                AÄW:            194€
Visits:       291.667                           Reichweite:     9.722           Autor:      k.A.                                       Weblink

                        7. Philharmonisches Konzert: Himmlische Freuden
                        Veranstalterhinweis: Denkbar harmlos fangen sie an, jene „himmlischen Freuden", die in der Volks­
                        liedsammlung „Des Knaben Wunderhorn" besungen werden.
                        Man tanzt und springt, man hüpft und singt, und das alles unter den wohlgefälligen Blicken des hei­
                        ligen Petrus. Aber plötzlich tritt der „Metzger Herodes" auf den Plan, um ein unschuldiges Lämmlein
                        zu schlachten. Ganze Schwärme von Fischen schwimmen in die Netze; das Wild läuft den jagdlus­
                        tigen Heiligen geradewegs ins offene Messer. Gustav Mahler hat diese alptraumhafte Szene im
                        Schlusssatz seiner vierten Sinfonie vertont: eine merkwürdig doppelbödige, maskenhafte Musik, in
                        der sich Sanftmut und Schrecken auf beklemmende Weise mischen.Solistin ist die junge Sopranis­
                        tin Jana Baumeister, die seit 2014 zum Ensemble des Staatstheaters Darmstadt gehört. Ihr Chef
                        dort ist GMD Daniel Cohen, der seine Karriere als Geiger im West-Eastern Divan Orchestra begann
                        und durch dessen Leiter Daniel Barenboim nachhaltig gefördert wurde. Der junge israelische Ma­
                        estro machte unter anderem mit Produktionen an der Deutschen Oper und Staatsoper Berlin von
                        sich reden. Mahlers „Vierter" stellt er einen kurzen Ausschnitt aus Arnold Schönbergs biblischer
                        Oper „Moses und Aron" gegenüber. Um das Götzenbild des goldenen Kalbes entfaltet sich eine
                        Szene der Entfesselung, des sinnlichen Rausches und der Mordlust. Schönberg komponierte hier
                        ein Orchesterbild in grellen Farben und aufpeitschenden Rhythmen; es erinnert zuweilen an die
                        Thriller-Soundtracks aus den Filmstudios von Los Angeles, wo er sich nach seiner Emigration an­
                        siedeln sollte. Ganz ähnlich wie bei Mahlers verstörender Himmelsvision öffnet sich hier der Blick in
                        jene seelischen Abgründe, die Sigmund Freud, Zeitgenosse beider Meister, ins Licht der Wissen­
                        schaft rückte. - Dass sich selbst bei Mozart, dem „Götterliebling", die sprichwörtlichen Leichen im
                        Keller finden, dafür steht musterhaft das 1786 komponierte Klavierkonzert c-Moll. Den Solopart in
                        diesem von dunkler Ausdrucksgewalt gezeichneten, in einem schaurigen Totentanz endenden
                        Stück gestaltet David Fray. Als Einspringer für die erkrankte Helene Grimaud avancierte der franzö­
                        sische Pianist 2006 zum Shooting Star der internationalen Klavierszene; sein feinnerviges Spiel ruft
                        bei Kritikern immer wieder Vergleiche mit dem legendären Glenn Gould hervor.
           Alle weiteren Quellen: regioactive.de
           zum Anfang dieses Artikels                                                                         zum Inhaltsverzeichnis

                                                                                                                                             3
24.2.2021                                  "Die Zeit" - Eine Wochenzeitung wird 75 | NDR.de - Fernsehen - Programm - epg

                       Dieser Artikel wurde ausgedruckt unter der Adresse: https://www.ndr.de/fernsehen/programm/epg/Die-
                       Zeit-Eine-Wochenzeitung-wird-75,sendung1127762.html

   DIE ZEIT
   Eine Wochenzeitung wird 75
   Mittwoch, 17. Februar 2021, 21:00 bis 21:45 Uhr 
   Donnerstag, 18. Februar 2021, 06:35 bis 07:20 Uhr

   Die überregionale deutsche Wochenzeitung "Die Zeit" ist erstmals am 21. Februar 1946 erschienen.
   Diese Dokumentation anlässlich des 75. Jubiläums gewährt seltene Einblicke in die aufreibende Arbeit
   der "Zeit"-Redaktion. Sie zeigt, wie vielseitig die Aufgaben der Journalistinnen und Journalisten im 21.
   Jahrhundert geworden sind: die wahrhaftige Reportage, die richtige Bildauswahl, der spannende Podcast
   und der Kontakt mit dem Publikum.

   Das Selbstverständnis der Zeitung speist sich auch aus ihrer turbulenten 75-jährigen Geschichte:
   Richtungskämpfe und Persönlichkeiten wie Altbundeskanzler Helmut Schmidt (1918 - 2015), Marion
   Gräfin Dönhoff (1909 - 2002) und Gerd Bucerius (1906 - 1995) prägen das Blatt bis heute.

   Jede Woche aufs Neue: Berichten, erklären, einordnen

   Yassin Musharbash starrt auf sein Smartphone und schüttelt den Kopf. Eine Eilmeldung: drei Menschen
   bei Anschlag in Nizza getötet. Der Reporter muss schnell zurück ins Büro, Fakten prüfen, recherchieren,
   alles aufschreiben. Erst für die Online-Ausgabe, dann fürs gedruckte Blatt. Musharbash ist Terrorismus-
   Experte im investigativen Ressort der Wochenzeitung "Die Zeit".

   Ob Terror, Corona oder Despoten: Die Welt ist unüberschaubar geworden, manchmal gar unberechenbar.
   Umso mehr hat die Arbeit von Journalistinnen und Journalisten an Bedeutung gewonnen: berichten,
https://www.ndr.de/fernsehen/programm/epg/Die-Zeit-Eine-Wochenzeitung-wird-75,sendung1127762.html
24.2.2021                                  "Die Zeit" - Eine Wochenzeitung wird 75 | NDR.de - Fernsehen - Programm - epg

   erklären, einordnen. Vielleicht ist auch das ein Grund, warum die Wochenzeitung "Die Zeit" gerade so
   erfolgreich ist wie nie.

   Seit 75 Jahren besteht sie nun, hat die Anfänge der Demokratie erlebt und die Erosion demokratischer
   Prinzipien. Höhen und jahrzehntelange Tiefen, während derer das Blatt tief in den roten Zahlen steckte.
   Doch "Die Zeit" hat sich erneuert, ist heute mehr als eine Wochenzeitung. "Die Zeit" ist eine Marke
   geworden, die mit ihren "Verbrechen"-Podcasts auch Menschen erreicht, die diese Wochenzeitung nicht
   lesen.

   US-Wahl: Langes Ringen um den Titel

   Jeden Donnerstag findet die große Konferenz der "Zeit"-
   Redaktion statt. Chefredakteur Giovanni di Lorenzo bespricht
   darin mit Vertreter*innen aller Ressorts die aktuelle Ausgabe
   und Themen für die folgende Woche.

   Alle vier Jahre kommt "Die Zeit" aus dem Tritt. Wegen der US-Wahl wird dann der Andruck verschoben, um
   vor Redaktionsschluss möglichst noch das Wahlergebnis zu erfahren. Doch bei der Wahl 2020 ist das
   unmöglich: Chefredakteur Giovanni di Lorenzo wähnt nach langem Hin und Her "das große Zittern" und
   macht es zur Titelzeile. Doch wer soll aufs Titelbild: Trump, Biden oder doch eine verzweifelte Wählerin?
   Die Zeit tickt. Das große Zittern geht weiter. Bis nach langem Ringen endlich die Entscheidung steht. Doch
   dann tritt Donald Trump vor die Presse und verkündet seinen angeblichen Sieg.

      Redaktion                        Fabian Döring
      Produktionsleiter/in             Michael Schinschke
      Regie                            Inga Mathwig
      Autor/in                         Inga Mathwig
      Regie                            David Hohndorf
      Autor/in                         David Hohndorf

https://www.ndr.de/fernsehen/programm/epg/Die-Zeit-Eine-Wochenzeitung-wird-75,sendung1127762.html
22 FEUILLETON

E
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      DIE WELT        MITTWOCH, 24. FEBRUAR 2021

            inmal, da nimmt Jonathan
            Berlin tatsächlich einen
            Baseballschläger in die
            Hand. Und dann drischt er
            auf ein Klavier ein, als wäre
es vom Teufel besessen. Die Tasten
fliegen, Holz splittert. Das kann er
auch. Also im Film.

          VON ELMAR KREKELER

                                                                 „Wir
   Da – „Martha und Tommy“ heißt der
Film – ist er Tommy. Der Alleinerzie-
hende seines kleinen Bruders. Einer,
der alles zerstört, was ihn an den Vater
erinnert. Den Vater, der ihm seine Mut-

                                                               brauchen
ter totgeschlagen hat. Der ist ein Welt-
klassepianist und wollte Tommy zum
Weltklassepianisten machen. Das Kla-
vier schlägt Tommy zu Klump. Sich

                                                                    mehr
                                                               UTOPIEN“
selbst, seine feinen Hände lässt er zu
Klump schlagen. Im Käfig, bei Mixed
Martial Arts.
   Tommy ist eine der Rollen, die mit
Männerbildern spielen, Männerbilder
unterlaufen, Männerbilder ins Zerflie-
ßen bringen, wie sie Jonathan Berlin ei-
gentlich immer spielt. Das mit dem
Kämpfen glaubt man erst mal gar
nicht, wenn man ihm gegenübersitzt.
Selbst wenn er (wie er es für „Martha
und Tommy“ getan hat) seinen Körper
über fünf Monate transformiert hat.
Durch Klavierübungen (die erste halbe
Minute von Chopins „Fantaisie Im-
promptu“ brachte er fast zur Konzert-
reife). Durch Kampftraining und da-
durch, dass er mehr gegessen hat als je-
mals zuvor.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                MDR/ UFA FICTION/ DANAS MACIJAUSKA
   Der 26-Jährige, aufgewachsen in ei-
nem sehr liberalen schwäbischen Pfar-
rershaushalt, hat trotzdem immer auch
etwas Puckhaftes an sich, etwas Zer-
brechliches, Luftgeisterhaftes. Berlin,
der tatsächlich so heißt wie die Stadt,
in der er seit vier Jahren lebt, hat eine
Gabe, aus dem Nichts aufzutauchen
und dann nicht einfach nur da, sondern
präsent zu sein. Das ist in Filmen so.         Flirrende Männlichkeit auf Hiddensee: Jonathan Berlin ist Ed, die Hauptfigur in Thomas Stubers Lutz-Seiler-Verfilmung „Kruso“
Abseits des Sets ist es auch so.

                                               Jonathan Berlin
   Und dann sitzt er halt da. Und
spricht – die Stimme ist leise, hat im-                                                      spektiven, mit der in den Geschichten                                                                                      Homosexuellen spielt, gesagt, was Go-                           Leuten, die sechs Jahre älter sind als er,       Weil, sagt er, wir – im Film wie im

                                               ist einer der
mer noch einen Rest von jugendlicher                                                         auf die Gesellschaft geschaut wird.“                                                                                       dehard Giese, neben Karin Hanczewski                            und spricht bei der Berliner Ernst-           Leben – viel zu sehr von Dystopien um-
Brüchigkeit, mit der er wunderbar                                                               Berlin wirbt dafür, gerade auch in                                                                                      der Inititator von #actout, erzählt:                            Busch-Schule vor. Die sagen, er sei zu        stellt sind. Weil die Utopie zu kurz

                                               fabelhaftesten
spielen kann. Und staunt immer wie-                                                          den öffentlich-rechtlichen Sendern,                                                                                        „Dann mach halt was mit Gestik und                              jung.                                         kommt. Die Utopie zum Beispiel einer

                                               jungen Schauspieler
der, immer noch über das Glück, das er                                                       darüber nachzudenken, wie erzählt                                                                                          Mimik.“ Auf diese Weise sind, sagt Jo-                             Versucht er’s ein Jahr später halt bei     autofreien Großstadt. Das war ein The-
hatte; dass er sein kann, der er ist, und                                                    wird. Welche Bilder und Erzählungen                                                                                        nathan Berlin, Bilder und Stereotypen                           der Münchner Falckenbergschule noch           ma seiner Einmischung vor #actout.

                                               Deutschlands.
spielen kann, was ihn fasziniert, was er                                                     produziert, transportiert werden, nicht                                                                                    entstanden. Die Bilder und Stereoty-                            einmal, wird genommen. „Die Freibad-          Berlin hat vor anderthalb Jahren eine
für wichtig hält, vielleicht in Erinne-                                                      nur von queeren Menschen, sondern                                                                                          pen aufzulösen, braucht es aber Zeit.                           clique“ kommt parallel zum Diplom.            Petition zur Erklärung des Klimanot-

                                               Er spielt gern mit
rung bleibt, Menschen bewegt, Per-                                                           auch von Menschen mit Migrationsge-                                                                                           Er selbst, sagt Jonathan Berlin, habe                        Wieder so ein Glück. Berlin bekommt           stands in Deutschland in den Bundes-
spektiven verändert.                                                                         schichte, welche Männer- und Frauen-                                                                                       relativ schnell entschieden, seine Ho-                          dafür den New Faces Award. Es bleibt          tag eingebracht. Ein ziemlich erfolgrei-

                                               Männerbildern und
   Ein Glück, das natürlich Arbeit ist –                                                     bilder perpetuiert werden.                                                                                                 mosexualität in der Arbeit nicht zu ver-                        nicht die letzte Auszeichnung, die letz-      ches Unternehmen. Auch weil sich er-
„Fleiß, Disziplin, Ehrlichkeit“ sind                                                            Wenn man das nicht tun, ist Berlin                                                                                      heimlichen. In manchen Situationen                              te Nominierung.                               staunlich viele seiner Kolleginnen und

                                               setzt sich bei der
Leitbegriffe – und auch Verpflichtung.                                                       überzeugt, wenn man sich keine Ge-                                                                                         seien allerdings schon Kommentare ge-                              Er spielt Figuren im Übergang. Er ist      Kollegen beteiligten.

                                               Aktion #actout für
Die Verpflichtung, seine Figuren – zum                                                       danken auch über die Vielfalt der Äs-                                                                                      äußert worden, stigmatisierende Sätze                           Eileen, die Transfrau in „Feiert Eileen“.        Und dann träumt er von einer
Beispiel Onkel, den Jugendlichen, der                                                        thetik macht, wird man „die jungen Zu-                                                                                     gefallen, die ihm „Angst gemacht ha-                            Er ist Ed in Thomas Stubers Lutz-Sei-         „Plattform, auf der einmal in der Wo-

                                               mehr Sichtbarkeit für
in Friedemann Fromms Oliver-Storz-                                                           schauenden an die Streamer verlie-                                                                                         ben“. Abgesehen davon, dass es – auch                           ler-Verfilmung „Kruso“, auch so eine          che führende Politikerinnen und Politi-
Verfilmung „Die Freibadclique“ spielt                                                        ren“. Die Sensibilität dafür scheint da                                                                                    fünfzig Jahre nach Rosa von Praun-                              fluide, seltsam flirrende Rolle. Er ist       ker mit Bürgerinnen und Bürgern aus

                                               queere Geschichten
und der sich den Nazis widersetzt, so                                                        zu sein, zieht er eine erste Bilanz. Es                                                                                    heims Film „Nicht der Homosexuelle                              Tommy, der Selbstzerstörer, der einen         verschiedenen Schichten und Berei-
gut er kann – nicht zu verraten.                                                             gibt Gesprächsangebote von den meis-                                                                                       ist pervers, sondern die Situation, in                          Weg zu sich, zu seinem Mannsein, ins          chen ins Gespräch kommen würden.

                                               ein. Eine Begegnung
   Auch die Verpflichtung, sich einzu-                                                       ten produktionsrelevanten Gruppen.                                                                                         der er lebt“ – noch immer nicht einfach                         Freie sucht. Und seine Bestimmung.            Um den Dialog aufrecht zu erhalten,
mischen. Die Reichweite, die er als                                                          Aus den Redaktionen, den Produktio-                                                                                        ist, als homosexueller Schauspieler ei-                         Für Jonathan Berlin, der in Günzburg,         das Gefühl des Nichtgehörtwerdens
Schauspieler hat, zu nutzen, Dinge in                                                        nen, von den Castern und Casterinnen.                                                                                      nen Partner mit auf den roten Teppich                           wo er aufwuchs, alles, was mit Filmen         loszuwerden, das gerade viele junge
Bewegung zu bringen. Und Menschen.                                                              „Wir leben“, das macht ihm Hoff-                                                                                        mitzubringen.                                                   zusammenhing aufsog, sich selbst bei-         Leute umtreibt. Und vielleicht, auch
Sich an jener Bewegung zu beteiligen,                                                        nung, „in einer Zeit, in der sich Dinge                                                                                       Dass er das, was er jetzt tun darf, tun                      brachte, ist das nicht nur Schauspiele-       wenn es womöglich etwas naiv ist, eine
die vor ein paar Wochen wie mit dem         eines Kreislaufes sein wolle, „der das           schneller transformieren.“ Allerdings                                                                                      will, weiß Jonathan Berlin schon früh.                          rei. Er will weiter. In die Regie. Mit sei-   gemeinsame Vision zu entwickeln, ge-
Baseballschläger in die öffentliche De-     Gegenteil von Wahrhaftigkeit bedeutet            auch in einer Zeit, in der es zu viele                                                                                     Mit sieben schnitzt er seine erste Ma-                          nem ersten Kurzfilm, einer queeren            gen die Klimakrise zum Beispiel. „Die
batte einschlug, war für ihn, hat er ge-    und von Verstecken, strukturellen Stig-          Meinungen und zu wenige Fragen gibt.                                                                                       rionettenpuppe. Seine Mutter näht die                           Liebesgeschichte von 1790, ist er gera-       kann ja eine Chance, muss nicht immer
sagt, auch deswegen fast ein Akt von        mata und Vorurteilen geprägt ist“.               Was sich natürlich auch im Verlauf der                                                                                     Kleider. Seine Geschwister, seine Cou-                          de im Schneideraum.                           nur ein Problemproblem sein.“
„Selbstliebe“. 185 homosexuelle, bise-        Vom Versuch der Umerziehung des                #actout-Debatte gezeigt hat. Unter an-                                                                                     sinen werden als Zuschauer verpflich-                              Und immer weiter Fragen stellen will          Sagt’s und ist wieder weg. Muss wei-
xuelle, transgender, non-binäre Schau-      Massengeschmacks war anschließend                derem bei der Frage, ob nicht zumin-                                                                                       tet. Mit acht steht Schauspielerei als                          er auch. Fragen über sich und die Art,        ter drehen. Seine Agenda ist voll. Geprü-
spielende outeten sich unter dem            in den wenigen nicht positiven Kom-              dest übergangsweise vor allem Men-                                                                                         Berufswunsch fest. Er spielt am Jungen                          wie im Film Wirklichkeit gespiegelt           gelt hat er sich übrigens, sagt er, in sei-
Hashtag #actout im Magazin der „Süd-        mentaren auf die Bewegung die Rede.              schen mit zumindest queeren Erfah-                                                                                         Ensemble vom Ulmer Theater. Das ist                             wird. Weil Kunst sich immer fragen            nem Leben nie. Er verfüge über elegan-
deutschen Zeitung“.                         Man konnte die Angst umgehen sehen               rungen queere Rollen übernehmen                                                                                            fabelhaft. Er ist Puck.                                         muss, ob sie die Dinge, die sie erzählt,      tere Waffen. Haltung und Mut, Werte
   Dass er Teil einer offenen, diversen     davor, dass nun jedes „Tatort“-Team              sollten. Am Ende, so Berlin, sollten                                                                                          Einmal, als er aus dem Publikum auf                          richtig erzählt. Weil er an die Kraft der     und Wahrhaftigkeit. Und Beredsamkeit.
Gesellschaft sei, „aber dazu gehört         zwangsweise gemäß dem Bevölke-                   schon alle alles spielen. Aber die Frage                                                                                   die Bühne rennt mit den anderen, fühlt                          Empathie glaubt, die, sagt er, so sehr        Man wird noch einiges von ihm hören.
eben auch, dass Minderheiten sichtbar       rungsproporz besetzt werden soll. „Es            habe zu lange keine Rolle gespielt.                                                                                        es sich an wie fliegen. „Spielen war                            fehlt in der Gesellschaft und und in der
sind“, sagte Berlin da im Interview.        geht“, wird Jonathan Berlin nicht müde              Zu lange hätten manche Regisseure,                                                                                      meine Rauscherfahrung“, sagt er. Er ist                         Politik. Und die herzustellen eine der        T „Martha und Tommy“: ARD, 24. Fe-
Und auf Instagram, dass er nicht Teil       zu betonen, „um die Vielfalt der Per-            wenn es darum ging, wie man einen                                                                                          kaum sechzehn, da sitzt er unter lauter                         großen Fähigkeiten des Films ist.             bruar, 20.15 Uhr. Und in der Mediathek.

„Es war ein unglaublich schönes Gefühl der Nähe“

E
Wie der Cellist Gautier Capuçon beschloss, den Lockdown des französischen Konzertbetriebs hinter sich zu lassen und mit seinem Instrument quer durchs Land reiste
        r ist einer der Fleißigsten. Und    Außerdem gibt er im Auftrag der Louis-           Bach-Cellosuiten und streamte ihn per                                                                                         Doch als er merkte, dass der Sommer                          wütend wie beherzt konterte: dann also        hafen, am Ende sogar auf dem Mont-
        einer der Besten. Der französi-     Vuitton-Stiftung Meisterkurse für exzel-         Handy auf seinen Twitter-Account, ähn-                                                                                     mit seinen Einschränkungen auch keine                           nur gegen Aufwandsentschädigung.              Saint-Michel, den er noch nie besucht
        sche Cellist Gautier Capuçon–       lente Nachwuchscellisten.                        lich, wie es in Berlin der Pianist Igor Le-                                                                                normale Konzertzeit sein würde, da hatte                        Denn auch seine Sehnsucht nach zwi-           hatte.
Savoyarde, noch nicht 40, verheiratet          So war es – bis Covid-19 kam. Auch            vit tat. Das machte er dann fast täglich,                                                                                  er eine radikale Idee: „Ich tat etwas, was                      schenmenschlichem       Konzertkontakt           „Hinterher sah ich bei vielen Men-
mit einer ebenfalls Cello spielenden Ju-    Gautier Capuçon wurde ausgebremst. Er            heilend ritualhaft, für ihn wie für seine                                                                                  ich schon lange machen wollte, ich fasste                       war gewachsen.                                schen Tränen und Begeisterung, weil das
gendfreundin – spielt exzellent, ist neu-   war in San Francisco, hatte gerade beim          Follower, oft als Duo, gern allein. „Es                                                                                    den Plan, Frankreich mit dem Cello zu                              Es wurde ein fünfwöchiges Sommer-          ihr erstes Livekonzert war.“ Und immer
gierig, belastbar, offen, kommunikativ,     San Francisco Symphony Orchestra die             war wie eine Meditation, so habe ich                                                                                       bereisen, die Musik kostenlos zu den                            märchen zu 21 Orten, darunter das fran-       spielte Gautier Capuçon in der ersten
zugewandt. Und reisefreudig. Seit mehr      Generalprobe für eines der letzten Kon-          auch erstmals alle sechs Bach’schen So-                                                                                    Menschen zu bringen, die ganz offen-                            zösische Geigenbauermekka Mirecourt in        Hälfte Bach und in der zweiten kleine, po-
als 20 Jahren schon.                        zerte des nach 25 Jahren dort scheiden-          losonaten als Zyklus gespielt.“                                                                                            sichtlich danach dürsteten. So einfach                          den Vogesen. Die dabei entstandene            puläre, schmeichelnde Zugaben, wie er es
                                            den Chefdirigenten Michael Tilson Tho-                                                                                                                                      wie möglich.“                                                   Fernsehdokumentation ist voller pitto-        auch auf seiner jüngsten CD getan hat –
            VON MANUEL BRUG                 mas absolviert. Dem sollte sich eine ge-                                                                                                                                       Und wieder half die virtuelle Commu-                         resker Momente aus einem sommerli-            „die war unfreiwillig ein ideales Pro-
                                            meinsame, finale europäische Orchester-                                                                                                                                     nity. Gautier Capuçon machte den Plan                           chen Bilderbuchfrankreich. Die Anstren-       gramm“.
   In normalen Zeiten jettet Capuçon mit    tournee anschließen. „Nach der Probe                                                                                                                                        öffentlich. 600 Anfragen kamen, vom                             gungen der Ochsentour, die das Projekt           Jetzt, im zweiten Lockdown, streamt
seinem Cello von Matteo Goffriller aus      rief uns das Management zusammen und                                                                                                                                        250-Seelen-Dorf bis zur Großstadt. Zu-                          eben auch war, sieht man nicht.               Gautier Capuçon nicht mehr. „Diese Zeit
dem Jahr 1701 auf dem teuren Flugsitz ne-   teilte uns mit, dass alles gecancelt ist“, er-                                                                                                                              nächst wollte Capuçon zwar die Konzerte                            „Der Stress war doch größer als er-        kann man nicht einfach wiederholen.“
ben sich durch die Orchesterwelt. Als ge-   zählt Capuçon. „Wir saßen stumm und                                                                                                                                         eintrittsfrei anbieten, den Kommunen                            wartet. Ich fuhr ja selbst den Bus, und       Aber er wird im Sommer wieder, diesmal
fragter Solist, als ebenso gefragter Kam-   traurig in Michaels Raum, als der plötz-                                                                                                                                    aber durchaus ein Honorar inklusive der                         meine Töchter Fée und Sissi waren             nur drei Wochen, neben einer hoffentlich
                                                                                                                                                                                  PICTURE ALLIANCE/ DPA/ ANTHONY ANEX

mermusikpartner. Lange mit seinem in        lich wortlos zum Flügel trat und zu spie-                                                                                                                                   Aufwendungen in Rechnung stellen. Auch                          ein so ruheloses Reisen doch nicht            normalen Konzerttätigkeit, ohne Familie
Frankreich noch berühmteren, geigenden      len anfing. Das war so intensiv, dass uns                                                                                                                                   der Bäcker hat ja während der Pandemie                          gewohnt. Es gabt nur ganz wenige Fe-          und mit Fahrer, weiter durch die französi-
Bruder Renaud, mit dem er mehr als zehn     allen die Tränen kamen.“                                                                                                                                                    seine Brötchen gegen Geld verkauft.                             rientage etwa am Meer zur Entspan-            schen Dörfer touren.
Jahre lang ein stets familiär gebliebenes      Gautier Capuçon flog heim nach Paris,                                                                                                                                       So schickte er eine marktübliche,                            nung.“ Und trotzdem: Er möchte kei-              Auch mit jungen Cellisten, die sich ge-
Festival in ihrer Heimatstadt Chambéry      während das Handy ständig neue Absa-                                                                                                                                        nach Einwohnern gestaffelte Preisliste:                         nen Tag der Tour missen. „Es war ein          rade bewerben. „Denn es gibt schließlich
bestritten hat. Regelmäßig auch mit den     gen meldete. Plötzlich saß er auf dem                                                                                                                                       2800 Euro für Orte unter 3000 Men-                              unglaublich schönes Gefühl der Nä-            noch 571 Orte, die mich haben wollen.
Klavierbegleitern und -freunden Martha      Trockenen. Vor allem mental. „Ein völlig                                                                                                                                    schen bis 9800 Euro für Städte mit mehr                         he, der Intensität, der völligen Offen-       Und ich bin schon wieder süchtig nach
Argerich, Jean-Yves Thibaudet, Yuja         ungewohntes Gefühl, kein Zeitplan, nur                                                                                                                                      als 60.000 Bewohnern. Das kam aber                              heit.“ Es wurde viel improvisiert, auf        diesem Zustand der Freude, Inspiration
Wang, Daniil Trifonov oder seinem lang-     Stille.“ Da setzte er sich zu Hause hin                                                                                                                                     gar nicht gut an. Ein Shitstorm à la fran-                      Dorfplätzen, vor Kirchen, in Schlös-          und Freundschaft. Das ist wirklich ein Zu-
jährigen Pianopartner Jérome Ducros.        und spielte einen Satz aus einer der             „Es war radikal“: Gautier Capuçon                                                                                          çaise hob an. Den Gautier Capuçon so                            sern, auf einer Reitbahn, am Atlantik-        rück zu den Wurzeln des Musizierens.“

                                                                                                                 © WELTN24 GmbH. Alle Rechte vorbehalten - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exclusiv über https://www.axelspringer-syndication.de/angebot/lizenzierung
24.2.2021                                                https://zeitung.faz.net/webreader-v3/index.html#/466487/11

        F.A.Z. - Feuilleton                                                                                           Mittwoch, 24.02.2021

                                                Sehnsuchtsort Lesesaal
            Die Sanierung der Staatsbibliothek Unter den Linden ist vollendet – noch aber bleiben die
                                              Pforten geschlossen

        Wer diese Bibliothek betritt, wird sehnsüchtig. Schon am weitläufigen Eingangsportal, hinter
        dem eine breite Treppe zur Rezeption führt, beginnt eine andere Welt. Alles hier ist hell. Die
        hohen Gänge sind lichtdurchflutet, Böden und Wände weitgehend weiß gehalten, der Blick in
        den Innenhof führt durch dreizehn Etagen. Es ist eine sanfte Einstimmung auf das vertraute
        und zugleich neue Gefühl, das einen in den Lesesälen erwartet.

        Jeder Lesesaal der Berliner Staatsbibliothek Unter den Linden ist mit einem orangefarbenen
        Teppich ausgelegt, der mit den orangegefärbten Kautschukarbeitsflächen auf den dunkelbrau-
        nen Tischen sowie den orange Stuhlsesseln korrespondiert, die nicht nur elegant aussehen,
        sondern ausgesprochen bequem sind. Der Farbton hat eine zutiefst beruhigende, fast schon
        therapeutische Wirkung. Er fügt sich erstaunlich harmonisch ins braune Furnier der Tische
        und Regale; dem farblichen Zusammenspiel haftet nichts Altbackenes an, es verspricht im
        Gegenteil den Aufbruch in etwas Neues. Die Lichtkissen an den Decken, die mit abgerundeten
        Ecken schlicht geformt in verschiedenen Größen das Haus durchziehen, spenden helles, aber
        nicht zu kaltes Licht. Jeder Einzelplatz verfügt zudem über eine schwenkbare Arbeitsleuchte.

        Hinter dieser überzeugenden Anordnung steckt das Architekturbüro HG Merz, das vor mehr
        als zwanzig Jahren den Architekturwettbewerb zur Sanierung der Staatsbibliothek Unter den
        Linden gewonnen hat. 2005 begann die Grundinstandsetzung und Modernisierung des nördli-
        chen Gebäudeteils, sieben Jahre später war sie abgeschlossen. Es brauchte weitere acht Jahre,
        ehe auch die Sanierungsarbeiten im südlichen Gebäudeteil abgeschlossen waren. 470 Millio-
        nen Euro hat der Umbau gekostet – und nun kann die Bibliothek aufgrund der Corona-Verord-
        nung nicht öffnen. Zwar darf man seit dieser Woche in Berlin wieder Bücher ausleihen, die
        Lesesäle aber sind weiterhin verschlossen.

        Insgesamt verfügt die Staatsbibliothek zu Berlin über mehr als 33 Millionen Einheiten, darun-
        ter zwölf Millionen Bücher. Der Standort Unter den Linden ist bekannt für seine umfangrei-
        chen historischen Sammlungen, zu denen etwa der Kurfürstenatlas und Musik-Handschriften
        gehören; eine Ausleihe dieser Preziosen ist naturgemäß nicht möglich. Aber auch die schönen
        Säle, in denen sie eingesehen werden können, bleiben vorerst ungenutzt: der Kartenlesesaal
        mit rund sechshundert Globen; der Handschriftenlesesaal mit restaurierten Tischen aus dem
        alten Bestand; die Überbleibsel des Kuppellesesaals, an dessen Wand eine restaurierte Uhr
        hängt. Leer bleibt auch der große, zentrale Lesesaal, der an der Decke mit Kunst am Bau von
        Olaf Metzel geschmückt ist – einer Skulptur, die zerknülltes Zeitungspapier darstellt und aus
        1,8 Tonnen schweren, beidseitig bedruckten Aluminiumplatten besteht.

https://zeitung.faz.net/webreader-v3/index.html#/466487/11                                                                                   1/2
24.2.2021                                                https://zeitung.faz.net/webreader-v3/index.html#/466487/11

        Eine besondere Innovation sind die Gruppenarbeitsräume am Informationszentrum, wo sich
        früher der systematische Katalog befand. Hinter schraffierten Glaswänden und dicken Türen
        können Gruppen von jeweils bis zu sechs Personen arbeiten und sprechen, ohne andere zu
        stören. Die sonst geltende strikte Ruheordnung ist auch im benachbarten Lesesaal aufgehoben;
        hier ist es ausdrücklich erlaubt, zu reden. Man wolle mit diesen Neuerungen dem Bedarf der
        jüngeren Nutzergeneration entsprechen, erläutert Martin Hollender, Referent in der Staatsbi-
        bliothek. Er zeigt sich allerdings skeptisch, ob alle Besucher zurückkommen, die sich nun
        schon so lange an digitale Formate gewöhnt hätten.

        Die Entwicklung der Nutzerzahlen vor der Pandemie nährt diese Sorge allerdings nicht. Nach
        Auskunft einer Sprecherin zählte die Staatsbibliothek an den geöffneten Standorten vor der
        Pandemie knapp dreitausend Besucher pro Tag. Das Bedürfnis nach Begegnung und Austausch
        in anregend-konzentrierter Atmosphäre ist mit der fortschreitenden Digitalisierung offenbar
        nicht geringer geworden. Vielleicht war die Sehnsucht, zum vertieften Lesen und zum gemein-
        samen Nachdenken einen öffentlichen Raum aufzusuchen, sogar noch nie so groß wie jetzt.
        HANNAH BETHKE

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            TITEL                                                                                    SEITE 1 | MITTWOCH 24. FEBRUAR 2021

            Corona: Gelockert wird vorerst nicht
            Berliner Senat schlägt zwar einen Stufenplan vor, aber die dort formulierten Bedingungen sind
            noch in weiter Ferne

            Joachim Fahrun
            Berlin Nach mehr als zwei Monaten Lockdown zur Eindämmung der
            Corona-Pandemie will der Berliner Senat zumindest mittelfristige Öffnungs-
            perspektiven etwa für Handel, Gastronomie, Kultur oder Sport aufzeigen. Im
            Moment sieht er indes noch nicht die Zeit für rasche Lockerungen
            gekommen. Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne) und Kultursenator
            Klaus Lederer (Linke) warnten vor zu hohen Erwartungen.
            „Es ist nicht so, wie es vergangene Woche klang, dass die Infektionszahlen
            immer weiter runtergehen“, sagte Lederer nach der Senatssitzung. Er wun-
            dere sich über andere Bundesländer, die Lockerungen konkret ankündigten:
            „Wir werden das nicht tun“, so der Senator. Pop sagte, die Senatsmitglieder
            unterstützten im Grundsatz den Stufenplan, der weitere Öffnungsschritte erst
            bei einer stabilen Sieben-Tage-Inzidenz von unter 35 vorsieht. „Leider ist ein
            linearer Weg zur 35 nicht erkennbar“, sagte Pop.
            Der Senat behält sich in seinem Stufenplan sogar explizit vor, Öffnungen
            wieder zurückzunehmen und etwa die Schulen erneut komplett zu schließen.
            Sollte die Inzidenz wieder über die Marke von 100 steigen, würden die
            „vorsichtigen Öffnungsschritte zur Disposition gestellt“, heißt es. Insgesamt
            sei eine Verlängerung des Lockdowns über den 7. März hinaus nötig.
            Alle Öffnungsszenarien sollen sich nicht mehr allein an Inzidenzwerten
            orientieren, sondern auch andere Faktoren einbeziehen: den R-Wert, also die
            Ansteckungsrate eines jeden Infizierten, die Intensivbettenkapazitäten, die
            Veränderungsrate der Inzidenz und die Quote der geimpften Menschen.

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            Die Vorlage umfasst mehrere Stufen für mögliche Lockerungsschritte, die
            sich über Wochen oder Monate erstrecken. In der ersten Stufe könnten Opern
            und Theater draußen spielen oder versuchsweise Publikum vor Aufführungen
            auf Corona testen. Fitnessstudios könnten mit Abstandsregeln wieder
            aufmachen, Einzelhändler pro zehn Quadratmeter Ladenfläche einen Kunden
            zulassen, Geschäfte über 800 Quadratmeter einen Kunden auf der doppelten
            Fläche. Solarien könnten öffnen, Außengastronomie könnte für fünf Perso-
            nen aus maximal zwei Haushalten starten. Imbisse dürften wieder Verzehr im
            Geschäft zulassen. Kontakte blieben grundsätzlich auf fünf Personen aus
            zwei Haushalten beschränkt. Die nächste Stufe kommt, wenn trotz Lockerun-
            gen die Inzidenzen für 14 Tage stabil waren oder sinken. Dann dürften in Re-
            staurants sechs Menschen aus drei Haushalten zusammensitzen. Kneipen
            dürften wieder öffnen und auch innen vier Personen aus zwei Haushalten
            bewirten. Touristen-Übernachtungen wären möglich. Im Freien sollen Tref-
            fen von zehn Personen aus drei Haushalten gestattet sein.
            Heftige Kritik an Vorhaben kommt aus der Wirtschaft
            Die letzte Stufe wird erreicht, wenn die Inzidenzwerte weitere 14 Tage sta-
            gnieren oder sinken und die anderen Faktoren es zulassen. Clubs könnten mit
            Hygienekonzepten und Teilnehmerbegrenzung öffnen. In den Kneipen wären
            auch je sechs Personen aus drei Haushalten erlaubt. Events wären draußen
            für bis zu 750, drinnen für maximal 250 Personen möglich. Generell dürften
            sich wieder zehn Menschen treffen.
            Fundamentale Kritik äußerte die Präsidentin der Industrie- und Handelskam-
            mer (IHK), Beatrice Kramm. „Ein an Inzidenzwerte gekoppelter Öffnungs-
            plan ist noch keine Strategie, sondern lediglich eine Variation des immer glei-
            chen Weiter-so-Lockdowns“, sagte Kramm. Es fehlten Pläne, wie man mit
            Schnelltests die Rückkehr zur Normalität unterstützen könne. Es mache einen
            Unterschied, ob Corona-Fälle geballt in einem Altenheim auftauchten oder
            verstreut an mehreren Orten.

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            Um Selbstständigen und Kleinstunternehmen über die Krise zu helfen, hat
            der Senat ein 150-Millionen-Euro-Programm beschlossen. Berlin stockt die
            Hilfen des Bundes auf. So sollen Soloselbstständige mit niedrigen Vorjahres-
            umsätzen mehr Geld erhalten. Kleinstunternehmer bekämen nicht nur vom
            Bund ihre Fixkosten erstattet, sondern vom Land einen Unternehmerlohn von
            6000 Euro für sechs Monate. Laut Senatorin Pop werde das aber wohl bis
            Mai dauern, ehe Anträge bei der Investitionsbank gestellt werden können.
            Für verschuldete größere Betriebe, die auf Zahlungen des Bundes warten,
            möchte der Senat weitere Kredite der Hausbanken zu 90 Prozent verbürgen
            und ihnen so Liquidität sichern. Seiten 2, 3, 4, 7 und 19

            Berliner Morgenpost: © Berliner Morgenpost 2021 - Alle Rechte vorbehalten.

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        F.A.Z. - Feuilleton                                                                                             Mittwoch, 24.02.2021

                                                     Museen und Mächte
                                               Der neue Leitfaden zu kolonialem Kulturgut

        Im Juni 1535 landete ein von Karl V. geführtes Expeditionsheer in der Bucht von Tunis und eroberte
        nach wochenlanger Belagerung die Stadt. Bei der Erstürmung wurden Tausende von Zivilisten
        massakriert. Anschließend übergab der Habsburgerkaiser das Territorium an Muley Hasan aus der
        lokalen Berber-Dynastie der Hafsiden, der fortan als Vasall der spanischen Krone in Tunesien
        regierte. Sieben Jahre später wurde Muley Hasan von einem seiner Söhne gestürzt, aber Tunis blieb
        ein Verbündeter Spaniens, bis es 1574 von einem osmanischen Heer besetzt und endgültig dem
        Reich des Sultans von Konstantinopel einverleibt wurde.

        Im neuen „Leitfaden Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten“ des Deutschen Museumsbunds
        rangiert die vierzigjährige Vasallität von Tunis, die durch eine spanische Garnison in der Schlüssel-
        festung La Goleta unterstützt wurde, unter „formale Kolonialherrschaften“. Auch die anschließende,
        dreieinhalb Jahrhunderte dauernde Oberherrschaft der Osmanen fällt darunter, ebenso wie sämtli-
        che britischen Kolonien in Nordamerika vor 1776 und die italienische Insel Elba, die von 1557 bis
        1709 von Spanien besetzt war. Das Herzogtum Mailand, das über viele Generationen einem spani-
        schen Gouverneur unterstand, und das heutige Finnland, das jahrhundertelang zu Schweden gehör-
        te, zählen jedoch nicht dazu – oder besser, nur jene finnischen Gebiete, die 1808 an Russland abge-
        treten und 1917 unabhängig wurden. Dafür ist, wie der Museumsbund weiß, der amerikanische
        Bundesstaat Hawaii eine „formale Kolonialherrschaft“, genauso wie die Insel Arguin vor der Küste
        Mauretaniens, auf der von 1685 bis 1721 ein brandenburgisch-preußischer Handelsstützpunkt lag.

        Leitfäden sind Orientierungshilfen für unübersichtliche Problemlagen. Der Leitfaden des Museums-
        bundes will, wie es in der Einleitung heißt, der „Sensibilisierung und Information der Institutionen“
        dienen und „Hilfsmittel für die Praxis“ im Umgang mit kolonialen Kulturgütern bereitstellen. Dafür
        wäre es allerdings unerlässlich, festzustellen, wann und wo und in welchem Umfang genau seit dem
        Spätmittelalter auf dem Globus koloniale Machtverhältnisse bestanden und wie sie sich auswirkten.
        Dabei ist nicht die Komplexität des Einzelfalls das Problem, sondern die Trennschärfe der Kriterien:
        War die Regierung, wie in Mailand oder auf Elba, eine Fremdherrschaft? Oder wurde sie, wie in
        Tunis, von Einheimischen mit ausländischer Unterstützung ausgeübt? Durfte die Bevölkerung gar,
        wie auf Hawaii, ihre politischen Repräsentanten selbst wählen?

        An dieser Aufgabe, trennscharfe Begriffe zur Entscheidungshilfe in Streitfällen auszuarbeiten, ist der
        Museumsbund auch in der dritten Auflage seines Ratgebers gescheitert. Zwar lässt er den Hambur-
        ger Historiker Jürgen Zimmerer den Unterschied zwischen Stützpunkt-, Siedlungs- und Beherr-
        schungskolonien an Beispielen – Hongkong, Nordamerika, Britisch-Indien – erläutern, aber eine
        praktische Konsequenz, etwa für die Einstufung von Sammlungsobjekten als mehr oder eben weni-
        ger toxisch, zieht die von Wiebke Ahrndt, der Direktorin des Bremer Überseemuseums, geleitete
        Arbeitsgruppe nicht daraus.

        Stattdessen heißt es salomonisch, man finde es „problematisch“, sämtliche Herkunftsgesellschaften
        „pauschal zu Opfern zu erklären“. Genau – einige waren auch gleichberechtigte Handelspartner oder
        sogar, wie das äthiopische Kaiserreich, militärisch überlegene Gegner der Kolonialmächte. Aber was
https://zeitung.faz.net/webreader-v3/index.html#/466487/9                                                                                      1/2
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        heißt das, wenn es hart auf hart kommt und ein ausländischer Staat die Herausgabe von deutschem
        Museumseigentum verlangt?

        Darum gehe es gar nicht, sagte Wiebke Ahrndt bei der Vorstellung des Leitfadens am Dienstag:
        Rückgabeforderungen seien „überhaupt nicht an der Tagesordnung“, gefragt seien Kontakte, Koope-
        rationen, Kommunikation auf Augenhöhe. Das mag sein, aber sollte ein Museums-Handout in
        Zeiten des Postkolonialismus nicht auch den Ernstfall berücksichtigen? Eine abschließende Festle-
        gung von Erwerbungsumständen, die als unrechtmäßig zu betrachten seien und deshalb zur Rückga-
        be von Objekten führen könnten, hielten die Autorinnen „wegen der Vielzahl der verschiedenen Fall-
        gestaltungen“ derzeit nicht für sinnvoll, orakelt der Leitfaden. Anders gesagt: Jedes deutsche
        Museum bleibt, was die historische Beurteilung der eigenen Sammlung, den Umgang mit Herkunfts-
        gesellschaften, postkolonialen Aktivisten und Restitutionsforderungen und die Einwerbung von
        Mitteln zur Provenienzforschung angeht, weiter auf sich allein gestellt. Wenn auch mit einer
        Broschüre mehr im Regal.Andreas Kilb

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23.2.2021                                         https://epaper.tagesspiegel.de//webreader-v3/index.html#/474877/18-19

        Mittwoch, 24.02.2021, Tagesspiegel / Kultur

        Neue Ethik im globalen Austausch Museumsleit-
        faden für koloniales Erbe
        Von Nicola Kuhn

        Vier Jahre hat die Erstellung gedauert, nun ist der Leitfaden des Deutschen Museums-
        bunds zum „Umgang mit Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten“ in seiner dritten
        Auflage endlich vollendet. Einen e-Reader gibt es dazu, außerdem Übersetzungen ins
        Englische und Franzsösische. Ein einzigartiges Angebot in Europa, wie der Geschäfts-
        führer des Museumsbundes David Vuillaume betont. Der Leitfaden richtet sich vor al-
        lem an Museen, um ihnen praktische Hilfe zu geben. Nicht nur die Ethnologischen
        Sammlungen, Ausstellungshäuser jeder Richtung bis hin zu den Heimatmuseen haben
        hier Aufarbeitungsbedarf. Das Bundeskulturministerium gab 300 000 Euro für die
        Veröffentlichung, ein klares Bekenntnis zur kolonialen Vergangenheit, laut Günter
        Winands, Amtschef bei Monika Grütters.

        Es könnte ein Zeichen des Aufbruchs sein, so war Veränderungswille gestern bei der
        digitalen Präsentation des Leitfadens zu spüren. Aber auch die Sorge, dass die finanzi-
        ellen Ressourcen der Museen nicht reichen für eine Untersuchung, genauer: Onlinisie-
        rung der Sammlungsbestände und den Dialog mit den Interessensvertreter:nnen aus
        den Herkunftsgesellschaften. Dazu gehören ebenso Reisemöglichkeiten für
        Kolleg:nnen etwa aus Afrika, Visa und Stipendien. „Ein neue Ethik für den globalen
        Kulturaustausch“ forderte deshalb Eckart Köhne, Präsident des Museumsbunds. Nur so
        bekomme der Prozess Glaubwürdigkeit. Zugleich ließ er durchblicken, dass diese neue
        Ethik ihre Kosten hat.

        Expert:nnen aus Tansania, Namibia, Taiwan, Alaska, Bolivien, der Türkei, Samoa, Neu-
        seeland wurden beteiligt an der Erstellung des Leitfadens, der sich von seinen beiden
        Vorgängern darin unterscheidet, dass er auch rechtliche Fragen zu beantworten sucht
        und Handlungsoptionen anbietet. Neu sei das Bekenntns, betonte Wiebke Ahrendt, Di-
        rektorin des Bremer Überseemuseums, dass Objekte mit herausragender kultischer
        Bedeutung oder Grabbeigaben schneller zurückgegeben werden können, wie dies bei
        der Rückführung menschlicher Überreste bereits der Fall sei.

        Zugleich warnte die Leiterin der Arbeitsgruppe für den Museumsleitfaden vor einer
        Verzerrung der Diskussion. In den Herkunftsgesellschaft seien Rückgaben gar nicht
        unbedingt gewollt. Vielmehr werde von dort mehr Zusammenarbeit gewünscht, mehr
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23.2.2021                                         https://epaper.tagesspiegel.de//webreader-v3/index.html#/474877/18-19

        Einblick in die Sammlungsbestände deutscher Museen und mehr gemeinsame
        Ausstellungen. So wolle Samoa bei einer Präsentation von Exponaten aus dem Bremer
        Überseemuseum den Akzent auf die dramatische Klimaveränderung richten und an-
        schließend die Objekt wieder zurückschicken, weil es die Möglichkeit einer adäquaten
        Aufbewahrung im Lande nicht gebe.

        Andere Vertreter:nnen etwa aus Alaska lehnten die Verschickung schamanistischer Ex-
        ponate ohnehin ab, weil sie Schaden anrichten könnten, wenn sie von den falschen Per-
        sonen gesehen würden, nannte Ahrndt als anderes Beispiel. Dass eine systematische
        Onlinisierung der Bestände in den Herkunftsgesellschaften massive Restituionsforde-
        rungen auslösen könnten, fürchtet sie sowieso nicht. In den Niederlanden, die hier in
        den 1990er Jahren sehr viel fortschrittlicher waren, blieb eine entsprechende Reaktion
        aus. Die Zeiten könnten sich allerdings geändert haben. Nicola Kuhn

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