FORUM Arztpraxis 1/2021 Oberösterreich - ÖGK
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FORUM Arztpraxis Informationen aus Forschung, Praxis und Ökonomie 1/2021 Oberösterreich Antibiotikaverordungen Polypharmazie Praxis aktuell: in Österreich_4 an der Schnittstelle_11 TNF-alpha-Blocker _12 www.gesundheitskasse.at
2 FORUM Arztpraxis 01_2021 Basiswissen zum Kassenrezept Dieser auf Initiative des Arzneidialoges erstellte Leitfaden fasst die Prinzipien über die ökonomische Verschreibung von Medikamenten zusammen. Grundlegendes Basiswissen zum Kassenrezept soll Ordinationsassistenten in ihrer täglichen Praxis unterstützen. Die Entscheidung, was für einen Patienten am geeig- netsten ist, liegt beim Arzt. AKTUELLES Sie können den Leitfaden herunterladen unter https://www.gesundheitskasse.at/ cdscontent/?contentid=10007.856564&portal=oegkoportal oder anfordern bei Frau Petra Treitinger, petra.treitinger@oegk.at, Tel. 050766-14102072.
01_2021 FORUM Arztpraxis 3 Inhalt Editorial Aktuelles: Basiswissen zum Kassenrezept 2 Sehr geehrte Ärztinnen und Ärzte, liebe Vertragspartnerinnen Editorial 3 und Vertragspartner Antibiotikaverordnungen in Österreich 4 Seit mehr als einem Jahr wird die Welt von einem Thema Neu am Markt: beherrscht: Covid-19. Die Pandemie hat auch bei uns Cholesterol-Senkung mit Bempedoinsäure 10 das gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben sowie in besonderem Maß das Gesundheitswesen bis an die Polypharmazie an der Schnittstelle 11 Grenzen beansprucht. Wir können stolz darauf sein, dass das Netz in Österreich gehalten hat – nicht zuletzt wegen Ihrer engagierten Arbeit als unser Vertragspartner. Die Praxis aktuell: TNF-alpha-Blocker 12 Österreichische Gesundheitskasse möchte sich auch an dieser Stelle herzlich für Ihren Einsatz in der Krise bedanken. Gut begleitet von Anfang an! Frühe Hilfen in OÖ 14 Corona hat natürlich auch unsere Arbeit auf allen Ebenen beherrscht und tut es noch immer. Trotzdem haben wir auch Medizin aktuell: Erhöhtes Risiko abseits davon wichtige Projekte vorangetrieben. So hat für CED-Patienten durch Covid-19? 16 die Österreichische Gesundheitskasse schon während des ersten Lockdowns für ihre Vertragspartner die Möglichkeit Praxis aktuell: Medikamente und Hitze 17 geschaffen, Patientinnen und Patienten mittels Telemedizin zu beraten und auch zu behandeln. Visit-e bietet dazu einen einfachen und sicheren Zugang. In mehreren Heilmittelökonomievereinbarung Bundesländern wurden mit den Landesärztekammern mit Krankenhäusern 18 bereits Vereinbarungen zur Telemedizin abgeschlossen. Praxis aktuell: Tipps für Ihre Patienten Eine besondere Bedeutung hat die e-Medikation. Die Leichter leben! und Leichter leben! + 20 elektronische Übermittlung der Medikamenten- verordnungen ist aus dem Alltag der verschreibenden Aktuelles: Parallelimporte Ärztinnen und Ärzte und ihrer Patienten nicht mehr und Preismodelle 22 wegzudenken. Die unbürokratische e-Medikation spart Zeit und verhindert unnötige Kontakte – was in Zeiten einer EKO-Aktuell: Pandemie zum Schutz aller Beteiligten beiträgt. Ezeato in der Grünen Box 23 Auch das Jahr 2021 wird für uns alle enorme Herausforderun- gen bringen. Die Österreichische Gesundheitskasse ist mit Aktuelles: neue E-Learnings 24 dem dichten Netz an Vertragspartnern und dem engagierten Einsatz von jeder/jedem Einzelnen von Ihnen gut aufgestellt. Gemeinsam werden wir es schaffen, die medizinische Versor- Impressum gung der Bevölkerung auch weiterhin auf höchstem Niveau Medieninhaber & Herausgeber: Österreichische Gesundheitskasse, sicherzustellen. Haidingergasse 1, 1030 Wien, www.gesundheitskasse.at/impressum Redaktion: ÖGK Landesstelle Linz, Gruberstraße 77, 4020 Linz, Dr. Thomas Weichselbaumer • Fotos/Bilder (wenn nicht in den Fotocredits anders angegeben): Shutterstock • Hersteller: BTS, Engerwitzdorf • Nr. 1/2021. Dr. Rainer Thomas Generaldirektor- Stellvertreter
4 FORUM Arztpraxis 01_2021 Antibiotikaverordnungen in Österreich Rückgang auf unter fünf Millionen Packungen Verordnungen von Antibiotika zur oralen Anwendung sind in Österreich erfreulicherweise seit einiger Zeit konstant rückläufig (Abb. 1). Wurden 2015 österreichweit noch rund 5,5 Millionen Packungen Antibiotika auf Kosten der Krankenversicherung verordnet, sank dieser Wert auf rund 4,9 Millionen Packungen im Jahr 2019, was einem Rückgang um rund elf Prozent entspricht. Fast schon traditionell haben Antibio- satz von Antibiotika bei (unter anderem na-Pandemie geprägt. Diesbezügliche tikaverordnungen im Jahresverlauf ihr viral bedingten) Erkältungskrankheiten Maßnahmen wie Kontaktbeschränkun- Maximum in den Wintermonaten, also zurückführen, die in dieser Zeit weitaus gen und die häufige Verwendung von im vierten und im sich anschließen- häufiger auftreten als im Rest des Jah- Gesichtsmasken haben sicherlich ihren den ersten Quartal, wobei von Jänner res. Teil dazu beigetragen, Infektionen und bis März die absolut meisten Verord- konsekutive Antibiotika-Verordnun- nungen erfolgen. Die niedrigsten Ver- Für das Jahr 2020 zeigen erste Auswer- gen zu verringern. Ob und wie sich die ordnungszahlen werden im dritten tungen, dass die Verordnungszahlen Pandemie längerfristig auf die Verord- Quartal verzeichnet. Die erhöhten Ver- von Antibiotika weiter abnehmen, so- nungshäufigkeit von Antibiotika auswir- ordnungszahlen in kälteren Monaten gar in verstärktem Maße. Allerdings war ken wird, bleibt abzuwarten. sind zumindest teilweise auf den Ein- dieses Jahr maßgeblich von der Coro- Veränderungen im 6.000.000 Verordnungsspektrum Interessante Veränderungen lassen sich auch im Verordnungsspektrum von An- 5.000.000 tibiotika erkennen (Abbildung 2, Seite 6). Nach wie vor entfallen mehr als 95 Prozent aller Antibiotikaverordnungen 4.000.000 auf die fünf Wirkstoffklassen Penicilline, Cephalosporine und andere Betalac- tamantibiotika (Monobactame und verordnete Packungen 3.000.000 Carbapeneme), Makrolidantibiotika (inkl. Lincosamide und Streptogramine), Fluorchinolone und sonstige Antibioti- ka (Antibiotika, die keiner der anderen 2.000.000 Klassen zuordenbar sind, z. B. Fusidins- äure, Nitrofurantoin, Fosfomycin, Met- ronidazol, Linezolid und Tedizolid). 1.000.000 Bei insgesamt rückläufigen Verord- nungszahlen wurden relativ mehr Peni- 0 cilline verordnet, ihr Anteil stieg von 2015 2016 2017 2018 2019 2015 bis 2019 von 38,8 auf 46,4 Prozent. Während der Anteil von Cephalosporin- n 1. Quartal n 2. Quartal n 3. Quartal n 4. Quartal en und sonstigen Betalactamantibiotika leicht von 12,3 auf 13,9 Prozent stieg, Abb. 1: Antibiotikaverordnungen auf Kosten der österreichischen Kranken- nahm der Anteil der Makrolidantibio- versicherungsträger nach Jahr und Quartalen. Quelle: BIG. tika von 27,1 auf 22,4 Prozent merklich
01_2021 FORUM Arztpraxis 5 Anwendungseinschränkung von Fluorchinolonen Aufgrund einer Neubewertung des Nutzen-Risiko-Profils von Fluorchinolonen (das betrifft die in Österreich vermark- teten Wirkstoffe Ciprofloxacin, Levofloxacin, Moxifloxacin, Norfloxacin, Ofloxacin und Prulifloxacin) durch die europä- ische Zulassungsbehörde EMA und der Finalisierung durch die Europäische Kommission gelten seit 2019 Einschrän- kungen für die systemische und inhalative Verwendung dieser Wirkstoffe1: ● keine Anwendung um Infektionen zu therapieren, die auch ohne Behandlung abklingen oder nicht schwerwiegend sind (z. B. Halsentzündungen) ● keine Anwendung zur Behandlung nicht bakteriell verursachter Infektionen, wie z. B. nicht-bakterielle (chronische) Prostatitis ● keine Anwendung zur Vorbeugung von Reisediarrhoe oder wiederkehrenden Infektionen der unteren Harnwege (Harninfektionen, die nicht über die Harnblase hinausgehen) ● keine Anwendung zur Behandlung leichter oder mittelschwerer bakterieller Infektionen, es sei denn, andere üblicherweise für diese Infektionen empfohlene Antibiotika können nicht angewendet werden. Anwenderinnen und Anwendern wird geraten, bei ersten Anzeichen von Nebenwirkungen, die Muskeln, Sehnen oder Gelenke bzw. das Nervensystem betreffen, die Behandlung abzubrechen und sich an ihre Ärztin oder ihren Arzt zu wenden. Bei Personen, die zuvor bereits schwerwiegende Nebenwirkungen mit einem Fluorchinolon gezeigt hatten, soll eine erneute Exposition vermieden werden. Bei älteren Personen, Personen mit Nierenerkrankungen und solchen, die eine Organtransplantation hatten, sollen Fluorchinolone mit besonderer Vorsicht angewendet werden, da bei die- sen ein erhöhtes Risiko für das Auftreten von Sehnenschäden vorliegt. Aus dem gleichen Grund sollte auch die gleich- zeitige Gabe mit einem Kortikosteroid vermieden werden.
6 FORUM Arztpraxis 01_2021 100 % 5,0 % 5,4 % 6,0 % 6,3 % 7,0 % 90 % 11,6 % 11,1 % 10,7 % 10,1 % 7,2 % 80 % 70 % 27,1 % 25,7 % 24,5 % 23,1 % 22,4 % 60 % 13,9 % 13,4 % 50 % 12,3 % 12,7 % 12,9 % 40 % 30 % 38,8 % 40,3 % 42,2 % 44,0 % 46,4 % 20 % und die anderen Fluorchinolone sowie die Tetrazyklin-Derivate Doxycyclin und 10 % Minocyclin. 0% Rationaler Einsatz 2015 2016 2017 2018 2019 von Antibiotika n Tetrazykline n Penicilline Die unnötige Einnahme von Anti- n Cephalosporine, Monobactame und Carpabeneme n Sulfonamide und Trimethoprim n Makrolide, Lincosamide und Streptogramine biotika, z. B. bei viral bedingten In- n Aminoglykoside n Fluorchinolone n Sonstige Antibiotika fektionen, aber auch der unkorrekte Einsatz von Antibiotika bei eigentli- Abb. 2: Verordnungsanteile nach Packungen für Antibiotikaverordnungen auf cher Indikation, z. B. in einer falschen Kosten der österreichischen Krankenversicherungsträger nach Jahr und Dosierung, haben nicht nur negative Antibiotikaklassen (aggregiert auf Ebene 3 der ATC-Klassifikation der Auswirkungen auf das Individuum, WHO). Der Anteil der Aminoglykosidantibiotika liegt im Auswertungszeit- wie beispielsweise Nebenwirkungen, raum konsequent bei 0,1 Prozent und ist daher nicht sichtbar. Quelle: BIG. denen nur ein geringer oder gar kein Nutzen gegenübersteht, sondern tra- gen auch zur fortschreitenden Resis- tenzentwicklung bakterieller Erreger ab. Leichte Zuwächse konnten auch Packungen verordnet als 2015, bei all- bei. Darüber hinaus werden auch zu- die sonstigen Antibiotika verzeichnen. gemein abnehmenden Antibiotikaver- sätzliche Kosten im Gesundheitssys- Auch die veränderten Empfehlungen ordnungen. Weitere Wirkstoffe, deren tem verursacht. zum Einsatz von Fluorchinolonen (sie- absolute Verordnungszahlen in diesem he Kasten Seite 5), machen sich in der Zeitraum stiegen, sind die Penicilline Pi- Einige generelle Grundsätze sollten da- Statistik bemerkbar: Der Verordnungs- vmecillinam und Amoxicillin (als Einzel- her bei jeder Verordnung beachtet wer- anteil sank von 11,6 auf nur mehr 7,2 wirkstoff), die Cephalosporine Cefalexin den: Prozent. Dieser Anteil sollte bei konse- und Cefuroxim sowie die unter „Sonsti- quenter Umsetzung der Anwendungs- ge Antibiotika“ klassifizierten Wirkstoffe 1. Antibiotika sollten nur eingesetzt wer- einschränkungen in den kommenden Fosfomycin, Nitrofurantoin und Metro- den, wenn ein klarer Nutzen erwartet Jahren noch weiter sinken. nidazol. werden kann. 2. Wenn ein Antibiotikum zum Einsatz Bei den verordneten Wirkstoffen bzw. Azithromycin war 2019 das am zweit- kommt, soll ein dem wahrscheinli- Wirkstoffkombinationen (Abbildung 3, häufigsten verordnete Antibiotikum. chen Erregerspektrum entsprechen- Seite 7) dominiert nach wie vor Amoxi- Die moderaten Steigerungen im Ver- des Mittel eingesetzt werden. Das cillin in Kombination mit Clavulansäure. gleich zu 2015 werden von den sehr Wirkspektrum des Antibiotikums Präparate mit dieser Wirkstoffkombi- starken Rückgängen der anderen Ma- sollte dabei so breit wie nötig und so nation waren 2019 allein für 31 Prozent krolidantibiotika deutlich übertroffen. schmal wie möglich sein. Lokale Re- der Antibiotikaverordnungen verant- Ebenfalls rückgängige Verordnungs- sistenzdaten sollen dabei berücksich- wortlich, 2019 wurden absolut mehr zahlen gab es vor allem für Ciprofloxacin tigt werden.
01_2021 FORUM Arztpraxis 7 WIRKSTOFF(E) KLASSE 2015 20192015–2019 Amoxicillin + Clavulansäure Penicillin 1.432.576 1.483.341 +50.765 Clarithromycin Makrolid 491.007 216.305 -274.702 Azithromycin Makrolid 470.768 490.696 +19.928 Clindamycin Lincosamid 384.991 327.304 -57.687 Ciprofloxacin Fluorchinolon 348.005 193.873 -154.132 Cefaclor Ceph., 2. Gen. 242.333 221.507 -20.826 Amoxicillin Penicillin 223.489 248.466 +24.977 Penicillin V Penicillin 177.437 147.230 -30.207 Cefalexin Ceph., 1. Gen. 173.936 192.776 +18.840 Cefuroxim Ceph., 2. Gen. 149.206 153.566 +4.360 3. Die Darreichungsform und die Do- Doxycyclin Tetrazyklin 148.479 35.190 -113.289 sierung des Antibiotikums soll nach Moxifloxacin Fluorchinolon 134.709 68.449 -66.260 patientenindividuellen Merkmalen Pivmecillinam Penicillin 125.721 186.492 +60.771 gewählt werden. 4. Die Therapiedauer sollte so lang wie Cefpodoxim Ceph., 3. Gen. 106.528 76.786 -29.742 nötig und so kurz wie möglich sein, da Penicillin V-Benzathin Penicillin 102.533 96.373 -6.160 eine zu kurze Anwendung den Thera- Fosfomycin Sonstige 99.942 144.606 +44.664 pieerfolg gefährdet, während eine zu lange Antibiotikaeinnahme die Ent- Metronidazol Sonstige 98.055 102.874 +4.819 wicklung von Resistenzen begünstigt. Josamycin* Makrolid 97.373 10.979 -86.394 Levofloxacin Fluorchinolon 88.578 58.041 -30.537 Leitliniengerechte Anwendung von Antibiotika Sultamicillin Penicillin 74.115 54.439 -19.676 beim unkomplizierten Minocyclin Tetrazyklin 68.112 6.338 -61.774 Harnwegsinfekt Nitrofurantoin Sonstige 51.652 64.972 +13.320 Ein Beispiel für die Anwendung dieser Roxithromycin Makrolid 45.167 29.665 -15.502 Grundsätze bietet die Therapie des un- Trimethoprim Trimethoprim** 39.104 35.850 -3.254 komplizierten Harnwegsinfekts (HWI), Norfloxacin Fluorchinolon 31.099 5.921 -25.178 die auch in aktuellen Leitlinien umge- setzt sind.2,3 Ein unkomplizierter HWI Abb. 3: Verordnungszahlen von Antibiotika auf Kosten der österreichischen liegt insbesondere bei nicht-schwange- Krankenversicherungsträger nach Jahr und Wirkstoff gereiht nach der ren Frauen vor, wenn die Symptome nur Verordnungsmenge 2015. Ceph. = Cephalosporin; Gen. = Generation. auf den unteren Harntrakt beschränkt Quelle: BIG. sind, keine relevanten funktionellen * In Österreich sind aktuell keine Arzneispezialitäten mit dem Wirkstoff Josamycin oder anatomischen Anomalien im Harn- mehr verfügbar. ** Trimethoprim wird nach ATC-Klassifizierung zusammen mit Sulfonamiden in trakt, keine Nierenfunktionsstörungen eine Klasse gestellt. und keine relevanten Vor- bzw. Beglei- terkrankungen vorliegen, die eine Harn- wegsinfektion oder gravierende Kom- plikationen begünstigen.2 ist beim unkomplizierten HWI primär kokken, andere Erreger sind selten.2 nicht erforderlich, da das Erregers- Das Hauptziel der Behandlung liegt in Anhand der typischen Symptome pektrum relativ einheitlich ist: Esche- einer möglichst schnellen Linderung (Dysurie/Algurie, Pollakisurie, impera- richia coli stellt zum überwiegenden der Symptomatik. Obwohl Spontanhei- tiver Harndrang, Schmerzen oberhalb Teil den Hauptverursacher von HWI lungsraten von 30 bis 50 Prozent nach der Symphyse), eventuell unter Zuhil- dar, daneben finden sich noch Proteus einer Woche berichtet werden, wird fenahme eines Harnteststreifens (Leu- mirabilis, Staphylococcus saprophyti- generell eine antibiotische Behand- kozyten, Nitrit, Erythrozyten/Hb), wird cus (und andere Staphylokokken), lung empfohlen, allenfalls bei Patien- die Diagnose gestellt. Eine Harnkultur Klebsiella pneumoniae sowie Entero- tinnen mit leichten bis mittelschweren
8 FORUM Arztpraxis 01_2021 WIRKSTOFFKLASSE E.-COLI RESISTENT K. PNEUMONIAE RESISTENT Aminoglykoside 5,1 % a 4,4 % a Aminopenicilline 42,6 % a n.d. Aminopenicilline + BLI 13,2 % a 13,4 % a Cephalosporine, 2. Generation 10,1 % a 11,9 % a Fluorchinolone 16,4 % a 11,1 % a Fosfomycin 2% b n.d. Nitrofurantoin 1,4 % a n.d. Pivmecillinam 6,6 % a 9,7 % a Sulfamethoxazol + Trimethoprim 22,5 % a 13,6 % a Trimethoprim 24,1 % a 12 % b Abb. 4: Resistenzraten von E.coli und K. pneumoniae gegenüber ausgewählten Antibiotikaklassen und Einzelwirkstoffen. BLI: Betalactamase-Inhibitoren, n.d.: keine Daten verfügbar. a AURES 20184, die Daten beziehen sich auf aus Harnproben gewonnenen Isolaten aus dem intra- und extramuralen Bereich in Österreich. b labors.at: Jahresbericht 20195, die Daten beziehen sich auf aus Harnproben bei unkompliziertem HWI gewonnenen Isolaten aus Wien und umgebenden Regionen. Symptomen kann die alleinige sympto- nen (z. B. Ciprofloxacin, Moxifloxacin), matische Therapie (z. B. mit NSAR oder Cephalosporinen der 2. Generation Phytopharmaka unter Beachtung der (z. B. Cefuroxim, Cefaclor) sowie für Kontraindikationen) als Alternative zur Trimethoprim allein und in Kombina- antibiotischen Behandlung erwogen tion mit Sulfamethoxazol (Cotrimoxa- werden. Die Entscheidung sollte aber zol). Aminoglykoside (z. B. Gentamicin) im Konsens mit der Patientin erfolgen. 2 weisen niedrige Resistenzraten auf, al- lerdings sind diese Wirkstoffe aufgrund Regionale Unterschiede ihrer schlechten Bioverfügbarkeit nur der Resistenzlage begrenzt anwendbar (keine orale An- wendung möglich) und kommen nur Wie erwähnt, orientiert sich die Auswahl äußerst selten zum Einsatz. des Antibiotikums am Erregerspektrum und der Resistenzlage. Wirkstoffe, für Als Antibiotika der ersten Wahl werden die Resistenzraten über zehn Prozent daher Wirkstoffe empfohlen, die nied- dokumentiert sind, sollen nur nach Aus- rige Resistenzraten aufweisen und oral testung im Antibiogramm eingesetzt verfügbar sind: Fosfomycin (3 g einma- werden.4,5 Aktuelle österreichische Re- lige Abendgabe nach entleerter Harn- sistenzdaten für die Leitkeime E.coli blase), Nitrofurantoin (100 mg 2 x täg- und K. pneumoniae gegenüber ausge- lich für 5 bis 7 Tage) sowie Pivmecillinam wählten Antibiotikaklassen bzw. Einzel- (400 mg 2 bis 3 x täglich für 3 Tage).2, 3 wirkstoffen finden sich in Abbildung 4 oben. Es ist aber zu beachten, dass es Dass diese Empfehlungen umgesetzt durchaus regionale Unterschiede ge- werden, zeigt sich auch an den steigen- ben kann. den Verordnungszahlen dieser Wirk- stoffe entgegen dem allgemeinen Trend Es zeigen sich kritische Resistenzra- (Abb. 3, Seite 7). ten gegenüber Aminopenicillinen (z. B. Amoxicillin), auch in Kombination mit Betalactamase-Inhibitoren (z. B. Amo- xicillin + Clavulansäure), Fluorchinolo-
01_2021 FORUM Arztpraxis 9 Literatur 3. Arznei und Vernunft: Leitlinie Antiinfektiva. 1. European Medicines Agency: Disabling and Wien 2018. Online verfügbar unter http://www. potentially permanent side effects lead to arzneiundvernunft.at/uploads/190902_Leitli- suspension or restrictions of quinolone and nie_Antiinfektiva_Onlineversion_610_DE.pdf. fluoroquinolone antibiotics (11.03.2019). Online verfügbar unter https://www.ema.europa.eu/en/ 4. Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, documents/referral/quinolone-fluoroquinolo- Pflege und Konsumentenschutz: Resistenzbe- ne-article-31-referral-disabling-potentially-per- richt Österreich AURES 2018 – Antibiotikaresis- manent-side-effects-lead_en.pdf. tenz und Verbrauch antimikrobieller Substanzen in Österreich. Wien, 2020. Online verfügbar 2. Deutsche Gesellschaft für Urologie: Inter- unter https://www.analyse.eu/content/inhalte/ disziplinäre S3-Leitline – Epidemiologie, Diag- nationales_referenzzentrum/antibiotikaresis- nostik, Therapie, Prävention und Management tenz/index_ger.html. unkomplizierter, bakterieller, ambulant erwor- bener Harnwegsinfektionen bei erwachsenen 5. Labors.at: Antibiotika-Resistenz häufiger Patienten. Aktualisierung 2017. Online verfügbar bakterieller Erreger – Jahresbericht 2019. Wien, unter https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ 2020. Online verfügbar unter https://www. ll/043-044.html. labors.at/wp-content/uploads/2020/08/Anti- biotika-Jahresbericht-2019_V9.pdf.
10 FORUM Arztpraxis 01_2021 Neuer Ansatz zur Cholesterol-Senkung Bempedoinsäure gut verträglich Seit 1. November 2020 ist der neue oral verfügbare Choles- terol-Synthesehemmer Bempedoinsäure in der roten Box des Erstattungskodex. Nilemdo ist das Monotherapeutikum und Nustendi die Fixkombination mit Ezetimib. Beide Präparate sind indiziert bei Er- oder Armen. Bempedoinsäure erhöht NEU AM wachsenen mit primärer Hypercholes- die Plasmakonzentration von Stati- terinämie (heterozygoter familiärer und nen. Simvastatin-Dosen von mehr als MARKT nicht familiärer) oder gemischter Dys- 40 mg dürfen in Kombination mit Ni- lipidämie. Sie können mit einem Statin lemdo nicht angewendet werden. kombiniert eingenommen werden oder Nilemdo ist während der Schwanger- auch bei Statinintoleranz (oder wenn schaft und Stillzeit kontraindiziert.1,3,6 ein Statin kontraindiziert ist). Nilemdo als Monotherapie und Nustendi als Fix- Eine weltweite Studie zum Einfluss von kombination mit Ezetimib sind einmal Bempedoinsäure auf die Inzidenz kar- täglich oral einzunehmen.1,2,3 diovaskulärer Ereignisse (CLEAR Out- Wenn Bempedoinsäure zusätzlich zu come) läuft noch und die Ergebnisse Statinen gegeben wird, kommt es zu werden für 2022 erwartet.7 einer durchschnittlichen zusätzlichen Reduktion des LDL-Cholesterins um Quellen (Stand 08.02.2021): 28 Prozent.4 1 https://www.gelbe-liste.de/nachrichten/nilem- do-bei-hypercholesterinaemie Bempedoinsäure hemmt wie die Stati- 2 https://www.apotheke-adhoc.de/nachrichten/ detail/pharmazie/nilemdo-nustendi-neue-the- ne die Cholesterolbiosynthese, ist aller- rapien-bei-hypercholesterinamie-sen- dings im Gegensatz zu diesen hepato- kung-von-ldl-cholesterin 3 https://arznei-news.de/bempedoinsaeure/ selektiv. Das Prodrug Bempedoinsäure 4 https://www.kup.at/kup/pdf/14729.pdf wird durch selektive hepatische Meta- 5 https://www.pharmazeutische-zeitung.de/ eu-zulassungsempfehlung-fuer-bempedoin- bolisierung mithilfe des Enzyms ACS- saeure/ VL1 (very long-chain acyl-CoA Synthe- 6 https://www.daiichi-sankyo.at/fileadmin/dai- tase) in die Wirkform ETC-1002-CoA ichi-sankyo-contents/DS_AT/Downloads/Pro- ducts/Nilemdo_PIL_AT_0100_118594_KA_okA- übergeführt. Da ACSVL1 nicht in den RAC_okDSAT.pdf Skelettmuskelzellen exprimiert wird, 7 https://www.kardiologie.org/praevention---reha- bilitation/cholesterinsenker-bempedoinsaeu- kommt es anders als bei den Statinen re-in-europa-zugelassen/17874232 zu keiner Beeinflussung der muskulären Cholesterolbiosynthese. Die für Statine typische Nebenwirkung von Muskel- schmerzen (im schlimmsten Fall: Rhab- domyolyse) ist daher nicht zu erwarten. Bempedoinsäure ist gut verträglich.3,4,5 Zu den häufigsten unerwünschten Wir- kungen zählen Hyperurikämie, Anämie, Erhöhung der Lebertransaminasen und Schmerzen in Schultern, Beinen
01_2021 FORUM Arztpraxis 11 Polypharmazie an der Schnittstelle Medikationsgenauigkeit bei Übergängen der Pflege Risiken und Nebenwirkungen der Polypharmazie sind in medizinischen Fachkreisen hinlänglich bekannt – eine besondere Herausforderung stellen sie an den „transitions of care“ dar. Im Krankenhaus der Barmherzigen Brü- der Linz begegnet man dieser mit klinisch-pharmazeutischer Betreuung. Bereits 2006 wurde von der WHO das len (Patient, Medikationsliste, Befunde Polypharmazie zur Vermeidung Arznei- „High 5s“-Projekt initiiert, das auf die früherer Aufenthalte aus der elektroni- mittel-bedingter Zwischenfälle vor al- Entwicklung und Implementierung von schen Patientenakte), überprüft der wäh- lem durch erweiterte Medikation wäh- Standardarbeitsanweisungen (SOPs) rend der Aufnahme anwesende Pharma- rend des Spitalsaufenthalts beitragen. abzielt – für eine nachhaltige Reduzie- zeut insbesondere das Vorliegen von: rung herausfordernder Probleme der ● Möglichen Wechselwirkungen Die Wichtigkeit dieser intramuralen Patientensicherheit. Eine dieser SOPs (z. B. erhöhtes Blutungsrisiko, QT- Maßnahmen wurde mit der Verleihung befasst sich mit der „Medikationsge- Zeitverlängerung, Elektrolytverschie- des „Austrian Patient Safety Awards nauigkeit bei Übergängen der Pflege“, bungen) 2019“ in der Kategorie „Medikations- sprich beim Wechsel eines Patienten ● Doppelverordnungen (z. B. inhala- sicherheit“ sowie des „INTEGRI – Ös- vom extra- in den intramuralen Bereich tive Beta-2-Sympathomimetika, terreichischer Preis für Integrierte Ver- und retour. Kritisch ist dieser Übergang RAAS-Inhibitoren) sorgung 2020“ unterstrichen. Um alle in punkto Medikationssicherheit vor al- ● Arzneimitteln ohne Indikation (z. B. Facetten der Polypharmazie - Proble- lem bei Vorliegen von Polypharmazie, PPIs) matik in den Griff zu bekommen bedarf die als „gleichzeitiger und regelmäßiger ● Dosierungs- oder Anwendungsfeh- es einer intensiven Zusammenarbeit al- Gebrauch von vier oder mehr rezept- lern (z. B. NOAKs) ler am Medikationsprozess Beteiligten, freien, rezeptpflichtigen oder traditio- ● Potenziell inadäquater Medikation nicht zuletzt des Patienten selbst, der nellen Arzneimitteln“ definiert wird. für ältere Menschen lt. PRISCUS-Lis- im Sinne einer gestärkten Gesundheits- te (z. B. Hydroxyzin) kompetenz auch für die kontinuierliche Grundvoraussetzung für eine sichere Aktualisierung seiner Medikationsliste Arzneimittelverordnung während des Das Herzstück der klinisch-pharmazeu- sensibilisiert werden sollte. stationären Aufenthalts ist die Erfas- tischen Betreuung stellt der sogenann- sung der aktuellen Medikation des Pa- te „Pharmazeutische Medikations- Mag. pharm. Stefanie tienten (BPMH – best possible medica- check“ dar, der kontaktlos anhand der in Schulz-Wulkow, MSc Anstaltsapotheke Barmherzige Brüder Linz tion history), die entsprechend der High der elektronischen Patientenakte vor- 5s-SOP idealerweise von einem Apo- liegenden Medikationsdaten und Be- theker erfolgen sollte. Dieser Empfeh- funde für möglichst jeden stationären Quellen: https://www.who.int/patientsafety/topics/ lung wurde das Krankenhaus der Barm- Patienten von einem Krankenhausapo- high-5s/en/ herzigen Brüder Linz im März 2015 theker durchgeführt wird. Zusätzlich World Health Organization (WHO): Medication durch Implementierung des pharma- zu den angeführten Kontrollen erfolgt without Harm; 2017 https://www.plattformpatientensicherheit.at/ zeutischen Aufnahmemanagements eine Überprüfung der Laborparame- patientensicherheit-apsa-2019.php für geplante stationäre Aufnahmen an ter, gegebenenfalls wird eine Dosisan- https://www.integri.at/ der Abteilung für Chirurgie gerecht. passung bei verminderter glomerulärer Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird bei Filtrationsrate oder Leberschäden vor- Personenbezeichnungen und personen- Neben der korrekten und vollständigen geschlagen. Diese Informationen wer- bezogenen Hauptwörtern die männliche Form verwendet. Entsprechende Begriffe gelten im Erfassung der gesamten Medikation un- den als Befund für das Ärztepersonal Sinne der Gleichbehandlung grundsätzlich für alle ter Nutzung multipler Informationsquel- eingelesen und sollen bei bestehender Geschlechter.
12 FORUM Arztpraxis 01_2021 TNF-alpha-Blocker Effiziente Biosimilars gelistet TNF-alpha-Blocker sind entzündungshemmende und im- munsuppressive Arzneimittel, die durch gezielte Hemmung des pro-inflammatorisichen Zytokins TNF-alpha ihre Wir- kung entfalten und das Entzündungsgeschehen positiv beeinflussen. Eingesetzt werden sie bei rheumatischen Erkrankungen, chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen PRAXIS und Psoriasis. AKTUELL Derzeit im Erstattungskodex verfüg- grünen Box gelistet. Nur Certolizumab bar sind die Wirkstoffe Adalimumab, und Golimumab befinden sich in der Certolizumab, Etanercept, Golimumab gelben Box (RE1). Die österreichische und Infliximab. Sowohl die Orginal- Sozialversicherung hat orientierende präparate als auch die Biosimilars, von Kriterien für den zweckmäßigen Einsatz Adalimumab und Etanercept sind in der von Adalimumab, Infliximab und Eta- nercept unter folgendem Link verfasst: https://www.sozialversicherung.at/cds content/?contentid=10007.844502& portal=svportal Checkliste vor Einleitung einer immunsuppressiven Therapie Nach Ausschöpfung der Basistherapie 1 Abklärung der Gegenanzeigen bei den jeweiligen Erkrankungen stellen ● bekannte Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff oder ● TNF-alpha-Blocker eine sehr effiziente, einem anderen Bestandteil aber gleichzeitig teure Therapieoption ● ● aktive/latente Tuberkulose dar. ● ● aktive HBV-Infektion, HIV-Infektion ● schwere Infektionen wie Sepsis aufgrund von bakteriellen, myko- In Oberösterreich betrugen die Kosten bakteriellen, invasiven Pilz-, Parasiten-, viralen oder anderen opportunisti- für diese Medikamentengruppe im Jahr schen Infektionen, wie z. B. Listeriose, Legionellose und Pneumocystis- 2019 rund 17,5 Millionen Euro (Quelle: infektion BIG). ● ● Herzinsuffizienz (NYHA III oder IV) →keine Initiierung der Therapie bei Vorliegen einer Kontraindikation Nebenwirkungen Vorsicht geboten ist bei: Zu den häufigsten Nebenwirkungen ● neurologischen Erkrankungen von TNF-alpha-Blockern zählen In- ● Malignomen in der Anamnese fektionen, vor allem bakterielle oder ● chronischen Lebererkrankungen virale Infekte der unteren und oberen ● Schwangerschaft und Stillzeit Atemwege, Reaktionen an der Injekti- onsstelle sowie allergische Reaktionen. 2 Überprüfung/Aktualisierung des Impfstatus Auch schwere Infektionen mit zum Teil 3 Erfassung des klinischen und eventuell radiologischen Status, lebensbedrohlichem oder tödlichem sowie Blutabnahme Verlauf, wie Tuberkulose, Sepsis und opportunistische Infektionen können aufgrund der supprimierten Infektions- Bei den regelmäßig erforderlichen Verlaufskontrollen, die durch entsprechende FachärztInnen erfolgen, sollten neben dem Ansprechen der Therapie unbedingt abwehr vermehrt auftreten. das Auftreten von Nebenwirkungen beachtet werden.
01_2021 FORUM Arztpraxis 13 Zu beachten: miert werden, bei Symptomen wie z. B. angedacht werden. Die therapie- anhaltendem Fieber, Hämatome, Blu- begleitende Überwachung durch Die Verkehrstüchtigkeit und die Fähig- tungen oder Blässe, unverzüglich einen Fachärzte ermöglicht eine individuel- keit Maschinen zu bedienen, sind nach Arzt zu konsultieren. le Anpassung der Medikamentendo- Gabe von TNF-alpha-Blockern beein- sierung oder des Injektionsintervalls. trächtigt. Ökonomische Auf diese Weise kann eine individua- Einsparpotenziale lisierte, zielgerichtete und kostenspa- Im Rahmen der Therapie ist die Bildung rende Patientenversorgung gewähr- von patienteneigenen Antikörpern ● Durch die Preisdifferenz zwischen leistet werden. möglich, welche in der Regel zur Min- Referenzbiologika und Biosimilars derung des Therapieeffektes führen. können bei gleicher Behandlungs- Dieser Wirkverlust entsteht in Folge ei- qualität Kosten gespart werden. Da- ner Komplexbildung von Wirkstoff und her bitten wir Sie, insbesondere bei Antikörper, welche die Konzentration Neueinstellungen, die als Biosimilar an biologisch aktivem Wirkstoff senkt. verfügbaren Infliximab, Adalimumab und Etanercept-Produkte vorrangig Bei allen TNF-alpha-Blockern ist eine zu verordnen (siehe Tabelle unten). Kombinationstherapie mit Methotrexat zugelassen und wird bei Infliximab auf- ● Bei Erreichung einer anhaltenden grund der Gefahr der Antikörperbildung Remission kann bei einzelnen Krank- und der abnehmenden Wirkung bei ei- heitsbildern unter engmaschiger ner Monotherapie sogar gefordert. Verlaufskontrolle eventuell eine Aus- PatientInnen müssen darüber infor- dehnung der Applikationsintervalle Medikament Wirkstoff Box Applikation Wirkstärke Therapiekosten Hulio, Imraldi, PM Adalimumab G s.c. 40 mg günstig Idacio PM Adalimumab G s.c. 40 mg Amgevita, Benepali Etanercept G s.c. 40 mg, 50 mg Enbrel, Humira, Hyrimoz PM Adalimumab G s.c. 50 mg, 40 mg Remsima, Inflectra Infliximab G i.v. 100 mg Zessly Infliximab G i.v. 100 mg Flixabi Infliximab G i.v. 100 mg Cimzia Certolizumab Y RE1 s.c. 200 mg Simponi Golimumab Y RE1 s.c. 50/100 mg teuer Preisstand 02/2021
14 FORUM Arztpraxis 01_2021 Gut begleitet von Anfang an Frühe Hilfen OÖ Bedarfsgerechte Unterstützung Ein Beratungs- und Unterstützungsprogramm für Schwangere, Familien mit kleinen Kindern – und eine Erleichterung für Ärztinnen und Ärzte. Frau A., eine alleinerziehende Mutter früh hergestellt werden kann – im Opti- gehen aber einen Schritt weiter, indem mit zwei kleinen Kindern kommt in die malfall bereits in der Schwangerschaft. sie versuchen, belastete Familien ak- Ordination ihres Hausarztes, da eines Hier setzen Frühe Hilfen an. tiv und systematisch zu erreichen und ihrer Kinder starke Bauchschmerzen dann auch über längere Zeit kontinu- hat. Frau A. wirkt auf ihn niederge- Frühe-Hilfen-Netzwerke dienen der ierlich und umfassend zu begleiten. schlagen, energielos und zerstreut. Der bedarfsgerechten Unterstützung von Zusätzlich wird viel in die fallübergrei- Hausarzt kann bei der Untersuchung Familien in belastenden Situationen fende wie fallbezogene Kooperation des Kindes keinerlei organische Ursa- in der Lebensphase der frühen Kindheit und Vernetzung investiert (sogenannte chen feststellen und entlässt die junge (Schwangerschaft und erste Lebensjah- Lotsenfunktion). Mutter mit ein paar hilfreichen Ernäh- re eines Kindes). Was dabei als Belas- rungstipps. tung verstanden werden kann, ist sehr Der Hausarzt von Frau A. kennt das breit angelegt. So können Fragen zum Programm „Gut begleitet von Anfang Wenige Tage nach diesem Besuch Stillen oder Schlafen des Babys genau- an (Frühe Hilfen OÖ)“ und spricht meldet sich Frau A. wieder in der Or- so darunter fallen wie körperliche oder Frau A. auf das Angebot an. Frau A. dination. Das Kind habe immer noch psychische Erkrankungen eines Eltern- willigt ein, dass der Hausarzt mit der Bauchschmerzen. Beim erneuten Be- teils oder andere zentrale Lebensthe- zuständigen Netzwerkmanagerin such bricht Frau A. in der Ordination in men (z. B. Arbeitslosigkeit, Sucht, Tod Kontakt aufnimmt. Diese meldet sich Tränen aus und meint, dass sie das alles eines nahen Angehörigen). umgehend bei Frau A. und vereinbart nicht mehr schaffe. Neben den finanzi- einen Termin. In einem persönlichen ellen Nöten, die Frau A. aufgrund der Im Zentrum der Maßnahme steht ein Gespräch klären die Netzwerkmana- unterbliebenen Unterhaltszahlungen regionales Netzwerk, das als multipro- gerin und Frau A. die Sachlage. Frau des Vaters der Kinder treffen, hat Frau fessionelles Unterstützungssystem A. erhält unmittelbar eine Familienbe- A. gerade ihren Arbeitsplatz in einem mit gut koordinierten, vielfältigen Ange- gleiterin zur Seite gestellt, die die Fa- Unternehmen verloren – und jetzt ist boten für Eltern und Kinder fungiert. Ein milie regelmäßig aufsucht. Die Famili- auch noch das Kind erkrankt und er- Netzwerk-Management kümmert sich enbegleitung hilft Frau A., ihren Alltag schwert ihr die Jobsuche. Frau A. ist um den Aufbau und die laufende Pflege zu strukturieren und vermittelt rasch ratlos und verzweifelt. der Kooperationen. Kern der vertiefen- einen Termin beim AMS. den Unterstützung ist eine Familienbe- Solche oder ähnliche Fälle können von gleitung über einen längeren Zeitraum, Darüber hinaus unterstützt die Fa- den Mitarbeiterinnen des kostenlosen die eine Beziehungs- und Vertrauens- milienbegleiterin Frau A. dabei, für Programms „Gut begleitet von Anfang basis mit den Familien herstellt. das kleinere Kind einen Platz in einer an (Frühe Hilfen OÖ)“ übernommen Krabbelstube zu finden. Auch stellt sie und begleitet werden: Darüber hinaus gibt es in den jeweiligen den Kontakt zur Kinder- und Jugend- Bezirken auch spezifische Angebote für hilfe her, um einen geordneten Weg Familien brauchen mitunter zusätzliche spezifische Problemlagen. Diese Ange- aus den finanziellen Nöten von Frau Unterstützung, damit sie ihren Kindern bote sind sehr wertvoll, erreichen aber A. zu finden und die Situation mit dem gute Rahmenbedingungen für das nicht immer jene Familien, die eine Un- Vater der Kinder zu klären. Aufwachsen bereitstellen können. Man terstützung am dringendsten und not- hat erkannt, dass es sich in vielfacher wendigsten brauchen würden. Die regi- Die Maßnahme „Gut begleitet von Hinsicht als sehr wirkungsvoll heraus- onalen Frühe-Hilfen-Netzwerke bauen Anfang an (Frühe Hilfen OÖ)“ wird stellt, wenn der Kontakt zu Familien sehr auf diesen verfügbaren Angeboten auf, in Oberösterreich derzeit in den Re-
01_2021 FORUM Arztpraxis 15 gionen und Bezirken Linz und Um- gebung, Wels und Wels-Land, Steyr Helfen aber auch Sie mit, das Netzwerk der Frühen Hilfen und Steyr-Land sowie in den Bezirken noch enger zu knüpfen, indem Sie Schwangere und Familien mit Vöcklabruck und Kirchdorf angebo- kleinen Kindern auf das Angebot aufmerksam machen! ten. Ab dem Jahr 2024 ist es geplant, diese Maßnahme flächendeckend an- Ihre Kontakte in den Regionen: zubieten. Linz/Linz-Land/Urfahr-Umgebung: Doris Rögner 0676 512 38 45 Wels/Wels-Land: Veronika Ehrengruber 0676 512 39 13 Auftraggeber dieses Projekts sind die Steyr/Steyr-Land: Elisabeth Wurzer 0676 512 38 50 oö. Krankenversicherungsträger sowie Vöcklabruck und Kirchdorf: Alexandra Wambacher 0676 512 12 03 das Land OÖ. Das Netzwerkmanage- ment sowie die Familienbegleitung Sie sind näher an dieser Thematik interessiert? erfolgt durch geschultes Fachperso- Auf der Seite des Nationalen Zentrums für Frühe Hilfen finden Sie ein umfang- nal des Diakonie Zentrum Spattstraße. reiches Fortbildungsangebot: Die Finanzierung des Projekts erfolgt https://www.fruehehilfen.at/de/Service/Fortbildungen/Literaturstudium-zu-ACE.htm über Vorsorgemittel der Bundesge- sundheitsagentur (BGA) und Mittel Nähere Informationen zum Angebot in den anderen Bundesländern erhalten des Landesgesundheitsförderungs- Sie unter: www.gesundheitskasse.at/fruehehilfen fonds. Die Fachkräfte des Programms „Gut begleitet von Anfang an (Frühe Hilfen OÖ)“ stehen für Fragen und zur Unter- stützung sehr gerne zur Verfügung.
16 FORUM Arztpraxis 01_2021 Erhöhtes Risiko für CED- Patienten durch Covid-19? Addendum zu den S3-Leitlinien Morbus Crohn und Colitis ulcerosa Die 10 wichtigsten Empfehlungen Zustimmungsgrad 1 In dieser S2k-Leitlinie besteht insgesamt eine nur schwache Evidenz für die (1) Empfehlungen. Handlungsempfehlungen basieren meist auf persönlichen Erfahrungen und Analogieschlüssen zu anderen Krankheitsbildern. Notwendige Entscheidungen zur Anpassung der Therapie (medikamentös oder operativ) sollten somit immer der aktuellen Datenlage angepasst werden. Starker Konsens (98 %) MEDIZIN 2 (1.1) Patienten mit einer CED haben generell kein erhöhtes Risiko für eine Infektion mit SARS-CoV-2. Dennoch sollten Patienten sorgfältig individuelle Schutzmaßnahmen ergreifen. Starker Konsens (95 %) AKTUELL 3 Patienten mit einer CED und einer immunsuppressiven Therapie haben ein erhöh- (1.2) tes Risiko für eine SARS-CoV-2-Infektion und sollten deshalb sorgfältig individuelle Schutzmaßnahmen umsetzen. Der Grad der Risikoerhöhung scheint dabei für einzel- ne Immunsuppressiva unterschiedlich zu sein. Konsens (86 %) 4 Patienten mit einer CED und einer SARS-CoV-2-Infektion haben unter bestimmten (1.3) Bedingungen (Komorbiditäten/Risikofaktoren) ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf der COVID-19-Erkrankung. Diese Patienten sollten sorgfältig bezüglich einer raschen Verschlechterung ihrer Erkrankung überwacht werden. Konsens (93 %) 5 Während der Pandemie sollten Patientenvorstellungen in Einrichtungen des Gesund- (2.1) heitswesens restriktiv erfolgen. CED-Sprechstunden sollten unter Berücksichtigung der Dringlichkeit der Vorstellung und unter Optimierung der Infektionsschutzmaß- nahmen wie räumlicher Distanzierung und nach Ausnutzen von Möglichkeiten der Telemedizin fortgeführt werden. Konsens (86 %) 6 Während der Pandemie sollten sämtliche endoskopischen Untersuchungen unter Nach wie vor hält die (2.2) besonderen Schutzmaßnahmen stattfinden. Das Ausmaß der Schutzmaßnahmen COVID-19-Erkrankung die sollte risikoadaptiert erfolgen. Starker Konsens (98 %) 7 Patienten mit einer CED und einer immunsuppressiven Therapie haben Welt in Atem. Vor allem (3.1) generell kein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf einer SARS-CoV-2-Infekti- Menschen mit bestehen- on. Eine immunsuppressive Therapie sollte deshalb bei einer leichten bis moderaten den Erkrankungen wie z. B. COVID-19-Erkrankung nicht reduziert werden. Eine Ausnahme bilden die länger dauernde Therapie mit systemischen Steroiden insbesondere in Dosierungen größer CED sind verunsichert und 20 mg Prednisonäquivalent/Tag. Diese sollte daher möglichst vermieden oder, soweit stellen sich viele Fragen. klinisch vertretbar, reduziert und beendet werden. Konsens (84 %) 8 Bei Patienten mit schwerer COVID-19-Erkrankung sollte die Therapie mit Thiopuri- Um eine bestmögliche (3.2) nen, Methotrexat und Tofacitinib pausiert und nach Überwinden der Infektion wieder Betreuung der CED- aufgenommen werden. Konsens (94 %) 9 Während der SARS-CoV-2-Pandemie sollte eine Biologikatherapie mit zu erwartendem Patienten gewährleisten zu (3.4) raschem Wirkeintritt gegenüber einer hochdosierten systemischen Steroidtherapie im können, haben Experten akuten Schub bevorzugt eingesetzt werden. Konsens (85 %) ein Addendum zu den 10 Hospitalisierte Patienten mit einer CED und COVID-19-Erkrankung sollten (4.3) mindestens eine Thromboseprophylaxe erhalten. Bei ambulanten COVID-19- aktuellen Leitlinien erstellt. erkrankten CED-Patienten sollte entsprechend ihres individuellen Risikoprofils und ihrer Begleitmedikation die Entscheidung für eine Thromboseprophylaxe großzügig getroffen werden. Starker Konsens (95 %) Quellen (Stand 04.03.2021): https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC7416209/#OR475-22 https://link.springer.com/article/10.1007/s15036-020-1400-z#Sec7 https://covidibd.org/ https://www.gastrojournal.org/article/S0016-5085(20)30655-7/pdf
01_2021 FORUM Arztpraxis 17 Medikamente und Hitze PRAXIS Auf sachgemäße Lagerung achten AKTUELL Da im Sommer die Temperaturen oft weit über 30 Grad klettern, sollte unbedingt auf eine sachgemäße Lagerung von Medikamenten geachtet werden, denn Hitze kann die Qualität und Wirksamkeit beeinträchtigen. Beispiele ● Besondere Vorsicht ist auch bei der Lagerung von diver- sen Sprays (z. B. Asthmasprays) geboten. Durch Hitze ● Magistrale Zubereitungen z. B. Salben, Cremen und Gele kann sich in den Behältern Druck aufbauen und hier ist die können bei hohen Temperaturen ihre Konsistenz verän- Gefahr zu groß, dass die Spraydose explodiert. Außerdem dern oder sich verfärben. kann das Ventil Schaden nehmen und dann ist die Dosie- ● Besonders hitzeempfindlich reagieren Zäpfchen. Sie ver- rungsgenauigkeit nicht mehr gegeben. flüssigen sich und ihre Wirkstoffe können sich anschlie- ● Am besten lagern Sie Arzneimittel lichtgeschützt und für ßend verhärten. Kinder nicht erreichbar in einem Medizinschrank. Dieser ● Hormonpräparate wie z. B. die Pille haben wegen ihrer sollte sich an einem trockenen und kühlen Platz befinden. Wirkstoffzusammensetzung eine höhere Temperatur- ● Ungeeignet ist das Badezimmer, denn die hohe Luft- empfindlichkeit als andere Medikamente und können bei feuchtigkeit sowie die oft zu hohe Raumtemperatur, kön- unsachgemäßer Aufbewahrung ihre Wirkung verlieren. nen zum Wirkverlust der Medikamente führen. ● In Pflastern gegen Schmerzen oder zur Empfängnisverhü- tung kann sich die Wirkstoffverteilung ändern und es kann Es ist unerlässlich, alle Medikamente vor Hitze zu schützen. zur Dosisschwankungen kommen. Beachten Sie die Lagerungshinweise im Beipackzettel, denn nur so kann gewährleistet werden, dass Arzneimittel bis zu Einige Arzneimittel müssen kühl gelagert ihrem Verfallsdatum wirksam und qualitativ einwandfrei werden bleiben. Insuline, Latanoprost-Augentropfen (z. B. Xalacom®), Salben Quellen (Stand 15.02.2021): (z. B. Venobene®), Probiotika (z. B. Döderlein®), Antibioti- https://www.phago.at/fileadmin/user_upload/ PHAGO_Studie_Temperatur.pdf ka-Suspensionen nach der Zubereitung (z. B. Augmentin®), https://aspregister.basg.gv.at Dosieraerosole (z. B. Foster Druckg.Inhal®), Cannabis-Mund- spray (Sativex®), Biologika wie Proteinhormone, Blutgerin- nungsfaktoren, Enzyme, Monoklonale Antikörper, Verhü- tungsring (Nuva-Ring®) und auch Impfstoffe. Tipps zur optimalen Lagerung von Medika- menten ● Geben Sie Acht, wenn Sie an heißen Tagen ihre Medika- mente im Auto transportieren müssen. Auf jeden Fall un- geeignet sind Armaturenbrett oder Handschuhfach, denn hier können Temperaturen bis 70 Grad erreicht werden. Bei längeren Reisen empfiehlt sich die Mitnahme einer Kühltasche für besonders empfindliche Medikamente. Allerdings sollte der Kühlakku nicht direkt mit dem Arz- neimittel in Berührung kommen, da dieses sonst gefrieren kann. Auch das beeinträchtigt die Wirkung.
18 FORUM Arztpraxis 01_2021 Heilmittelökonomie- vereinbarung Monitoring-Gespräche mit den oö. Krankenhäusern 2016 wurde die Heilmittelökonomievereinbarung mit den Rechts- trägern der Krankenhäuser, dem Oberösterreichischen Gesundheits- fonds, dem Dachverband der Österreichischen Sozialversicherung und der Oberösterreichischen Gebietskrankenkasse (Rechtsnachfolge Österreichische Gesundheitskasse) abgeschlossen. Sie ist ein nachhaltiges Instrument zur Steuerung der Heilmittelkosten in Oberösterreich. Alle oberösterreichischen Krankenan- Aufgrund der Daten und der daraus stalten haben eine Rezepturbefugnis. resultierenden Ökonomiepotenziale Spitalsärzte empfehlen im Arztbrief werden mit den Verordnern Kranken- und verordnen Heilmittel auf Kassen- haus-Monitoring-Gespräche geführt. rezept zur extramuralen Verwendung Dabei werden gemeinsam Ziele für zwei auf Kosten der Österreichischen Ge- Jahre vereinbart. sundheitskasse. Beispiele für Diese Empfehlungen und Verordnun- Medikamenten-Ziele: gen sind rechtlich reglementiert, z. B. durch den EKO (Erstattungskodex) ● Weitere Steigerung des Generika- und die Heilmittel-Bewilligungs- und anteils um z. B. fünf Prozent inner- Kontrollverordnung. Die Heilmittel- halb von zwei Jahren. den verantwortlichen Entscheidungs- ökonomievereinbarung führt die ver- ● Steigerung des Biosimilaranteils bei trägern der Krankenhaus-Arzneidialog schiedenen Rechtsregeln zusammen Neueinstellungen auf Biologika. 2016 gegründet. und wandelt sie in konkrete, praxisna- ● Routinemäßige Anwendung des he Handlungsgrundsätze betreffend Öko-Tools in der Rezeptiersoftware. Vertreter der Krankenhäuser, des OÖ Verordnungen und Empfehlungen um. Gesundheitsfonds, der Ärztekammer Beispiele für Ziele und der ÖGK treffen sich zweimal pro Monitoring-Gespräche zur Behandlungsqualität: Jahr. Es werden gemeinsam Maßnah- mit Krankenhäusern men gesetzt, um die Ziele der Heilmit- ● 100-Prozent-Einhaltung der Regel- telökonomievereinbarung umzusetzen. Für jedes Krankenhaus wurde ein ei- texte bei RE-1 Präparaten. genes Krankenhaus-Monitoring-Blatt ● Weiterführung der personellen Anteil der Generika mit krankenhausspezifischen Daten Unterstützung (klinische Pharma- deutlich gestiegen entwickelt. Die dargestellten Kosten zeuten) zur Durchführung eines umfassen nur die rezeptierten Medi- Medikationschecks zur Vermeidung Die vereinbarten Maßnahmen bieten kamente der Krankenhaus-Stationen von Arzneimittelinteraktionen und die Möglichkeit, gemeinsam an der und Ambulanzen. Die tatsächlichen Polypharmazie bei multimorbiden qualitätsneutralen Dämpfung der Heil- medikamentösen Behandlungskosten Patienten. mittelkostensteigerung zu arbeiten. nach dem Krankenhausaufenthalt lie- Dadurch kann die Finanzierung des Ge- gen wesentlich höher, da die Therapie- Krankenhaus-Arzneidialog, sundheitssystems abgesichert werden. empfehlungen der Krankenhausärzte gemeinsame Maßnahmen Zudem werden finanzielle Mittel für und die Folgeverordnungen nur dem neue innovative Versorgungsangebote, niedergelassenen Bereich zugeordnet Nach dem Vorbild des Arzneidialoges Gesundheitsförderung und Prävention werden. mit der Ärztekammer OÖ wurde von freigemacht.
01_2021 FORUM Arztpraxis 19 Lecture Board: Was die Daten betrifft, zeigt sich seit Beginn der Krankenhaus-Monito- ring--Gespräche beispielsweise eine OA, Dr. Michael Girschikofsky starke Steigerung des Generikaanteils. Ärztlicher KH Direktor und Standortleiter der So lag der Generika-Verordnungsanteil I. Interne Abteilung Ordensklinikum Linz im ersten Quartal 2016 bei allen ober- österreichischen Krankenanstalten bei Prim. Dr. Ernst Rechberger Dieser Artikel bietet Ihnen die Mög- 43,2 Prozent. Im dritten Quartal 2020 Abteilungsleitung Innere Medizin, Kranken- lichkeit zum Erwerb von Punkten für beträgt der Anteil 60,7 Prozent. haus der Barmherzigen Schwestern Ried das Diplom-Fortbildungs-Programm der Österreichischen Ärztekammer. Die größte Herausforderung oder auch Sie haben auf www.meindfp.at die die größte Chance sehen wir in Zukunft Möglichkeit, den ausführlichen Ar- darin, wirklich alle Spitalsärzte mit un- tikel zu lesen und die zugehörigen seren Informationen zu erreichen und Testfragen online zu beantworten. Bei auch Jungmediziner und Medizinstu- richtiger Beantwortung wird Ihnen denten für die Synthese von Behand- der DFP-Punkt automatisch auf Ihr lungsqualität und -ökonomie zu sensi- ÖÄK-Online-Fortbildungskonto gut- bilisieren. geschrieben. Denn die entscheidende Frage ist: Was können wir als Österreichische Ge- sundheitskasse tun, damit Vertragsärz- te und Spitalsärzte ökonomisch verord- nen wollen und können?
20 FORUM Arztpraxis 01_2021 Lebensstil als Ziel Die Dyslipidämie im Griff Die Behandlung einer Dyslipidämie erfolgt immer mit dem Ziel, das kardiovaskuläre Risiko zu verringern. Erste Mittel der Wahl bei einer Störung des Fettstoffwechsels sind eine Ände- PRAXIS rung des Lebensstils (siehe Abbildung unten) sowie Statine. AKTUELL: Ein gesundheitsfördernder Lebensstil Bewegung und Ernährung bietet die umfasst neben einer ausgewogenen ÖGK in Oberösterreich das Programm Tipp Ernährung die Senkung von Überge- „Leichter Leben“ an. Es gibt zwei Kurse wicht/Adipositas und Kontrolle des für die Versicherten: einen für Personen für Ihre Körpergewichts sowie ausreichend Be- mit mäßigem Übergewicht (Kurs Leich- wegung. Dazu gehört auch ein Verzicht ter leben!) und einen für Personen mit Patienten auf Tabakrauch und weitgehender Ver- deutlichem Übergewicht (Kurs Leichter zicht auf Alkohol. leben! +). Der Leichter leben! Kurs dau- ert acht Wochen und kostet 20,– Euro, Zu ausgewogener Ernährung bietet die der Leichter Leben! + Kurs dauert 18 ÖGK diverse Folder an, beispielsweise Wochen und kostet 50,-- Euro. Der Kos- Vollkorn-Grundrezepte, feine Salate, tenbeitrag entfällt bei Rezeptgebüh- leichte Vollkost usw. Diese können Sie renbefreiung. bei uns unter ÖGK-Regionalbereich OÖ, Frau Petra Treitinger (05 0766- Die ÖGK bietet in Oberösterreich auch 14102072, petra.treitinger@oegk.at) für eine ambulante Raucherentwöhnung Ihre PatientInnen bestellen. „Rauchfrei durchs Leben“ und eine sta- tionäre Raucherentwöhnung im ÖGK Zu Reduzierung des Körpergewichts, „Mein Gesundheitszentrum Linzer- Maßnahme Effekt auf LDL-C und TC Effekt auf TG Effekt auf HDL-C Gesunde Ernährung* Senkung der gesättigten Fette, ++ ++ ++ Vermeidung von Transfetten, Erhöhung des Ballaststoffsanteils Körpergewicht** Senkung eines massiv erhöhten ++ + ++ Körpergewichts** Bewegung*** Steigerung der körperlichen Aktivität + ++ +++ im Alltag*** Rauchstopp reduziert kardiovaskuläres Risiko + allgemein und erhöht HDL Alkoholreduktion < 10g/Tag, bei Hypertriglyceridämie: +++ ++ Alkoholverzicht Übersicht, modifiziert aus ESC-Leitlinie Dyslipidämie 2019 HDL-C = high-density lipoprotein cholesterol, LDL-C = low-density lipoprotein cholesterol, TC = total cholesterol, TG = triglyceride Größe des Effekts (+++ > 10 %, ++ = 5-10%, + < 5 %) bezieht sich auf die Auswirkung der Lebensstiländerung auf den Plasmaspiegel einer spe- zifischen Lipoprotein-Klasse * gesunde Ernährung mit geringem Anteil gesättigter Fette und reich an Vollkornprodukten, Gemüse, Obst und Fisch ** BMI 20-25 kg/m2 und Taillienumfang < 94 cm (m) und < 80 cm (w) wird empfohlen *** empfohlen wird: moderates Training 3,5-7h/Woche oder 30-60 Min. an den meisten Tagen
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