Prof. Dr. Georg von Samson-Himmelstjerna, Direktor des Instituts für Parasitologie und Tropen veterinärmedizin der tierärztlichen Fakultät der FU ...

 
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Prof. Dr. Georg von Samson-Himmelstjerna, Direktor des Instituts für Parasitologie und Tropen veterinärmedizin der tierärztlichen Fakultät der FU ...
PARASITOLOGIE                                        PARASITOLOGIE

                                                                                                                 Prof. Dr. Georg von
                                                                                                              Samson-Himmelstjerna,
                                                                                                             Direktor des Instituts für
                                                                                                                  Parasitologie und
                                                                                                              Tropenveterinärmedizin
                                                                                                             der tierärztlichen Fakultät
                                                                                                                    der FU Berlin
                                                                                                             Dr. Philipp Zimmermann,
                                                                                                              Tierarzt und Redakteur
                                                                                                             der vetproduction GmbH
                                                                                                                       in Köln
                                                                                                             Pferde leben heute größtenteils auf
                                                                                                             verhältnismäßig kleiner Fläche nah
                                                                                                               beieinander. Damit steigt für die
                                                                                                               Vierbeiner das Risiko, dass sich
                                                                                                                innerhalb der Gemeinschaften
                                                                                                            Parasiten zunehmend verbreiten und
                                                                                                              den Gesundheitszustand der Tiere
                                                                                                             beeinträchtigen. Mit unterschiedli-
                                                                                                             chen Therapie-Ansätzen lassen sich
                                                                                                              unterschiedliche gastrointestinale
                                                                                                              Parasiten wie Strongyliden, Spul-
                                                                                                                 und Bandwürmer kontrolliert
                                                                                                                         bekämpfen.

                                                                                                            Erreger und Verbreitung

                              Pferde
                                                                                                            Verschiedene Arten von Magen-Darm-
                                                                                                            Parasiten haben sich mit der Zeit auf
                                                                                                            den Gastrointestinaltrakt von Equiden
                                                                                                            spezialisiert. Tiere mit Weidegang sind
                                                                                                            ihr Leben lang wiederholten Infektio-
                                                                                                            nen mit verschiedenen Parasiten-Spe-
                                                                                                            zies ausgesetzt. Auch vorwiegend oder

                              entwurmen
                                                                                                            ausschließlich im Stall oder auf gras-
                                                                                                            freien Koppeln gehaltene Tiere sind
                                                                                                            vor einem Wurmbefall nicht sicher.
                                                                                                            Grundsätzlich kommen die so genann-
                                                                                                            ten kleinen Strongyliden (Cyathosto-

                                                          selektiv vs. strategisch
                                                                                                            minen) überall dort vor, wo Pferde auf
                                                                                                            Weiden grasen, während Spul- und
                                                                                                            Bandwürmer eher alters- bzw. be-
© istockphoto.com, Callipso

                                                                                                            triebsabhängig auftreten. Durch die
                                                                                                            regelmäßige Anwendung von gegen
                                                                                                            die meisten relevanten gastrointesti-
                                                                 ESCCAP-Empfehlungen                        nalen Parasiten wirksamen Anthelmin-
                                                                                                            thika, treten klinische Erkrankungen
                                                                                                            bei Pferden heute deutlich seltener auf
                                                                                                            als etwa noch vor vier Jahrzehnten.

                                           54                                                55
                                 tierärztezeitung 04/20                            tierärztezeitung 04/20
Prof. Dr. Georg von Samson-Himmelstjerna, Direktor des Instituts für Parasitologie und Tropen veterinärmedizin der tierärztlichen Fakultät der FU ...
PARASITOLOGIE                                                                                                                    PARASITOLOGIE

Übertragung                                                                                                                       kommenden Moosmilben, mit dem                    Ein starker Befall mit Bandwür-           Zuletzt wurden außerdem diagnos-
Kleine nicht migrierende                                                                                                          Weidegras gebunden. In Europa ist ins-       mern führt zu erheblichen Schäden an      tische Verfahren mit verbesserter Sen-
Strongyliden/Cyathostominen                                                                                                       besondere die Bandwurm-Spezies Ano-          der Darmwand der Wirtstiere. Diese        sitivität, d. h. herabgesetzten unteren
Mit kleinen Strongyliden infizierte                                                                                               plocephala perfoliata in der Pferdepo-       gehen u. a. mit Ulzerationen, Ge-         Nachweisgrenzen, entwickelt, wie zum
Pferde scheiden deren Eier mit dem                                                                                                pulation stark verbreitet. Während der       schwüren und submukösen Ödemen            Beispiel das FLOTAC- und das Mini-
Kot aus und kontaminieren auf diesem                                                                                              zweiten Hälfte der Weidesaison steigt        einher. Es kommt zu Invaginationen        FLOTAC-Verfahren zum Nachweis von
Wege die Umwelt. Die gemeinsame                                                                                                   das Risiko für die Tiere, sich mit dem Pa-   und auch zu Verstopfungen vor allem       Nematoden-Eiern. Mittels einer Kot-
Weide entwickelt sich so zu einem In-                                                                                             rasiten zu infizieren. Adulte A. perfolia-   am Übergang zwischen Zäkum und            kultur besteht darüber hinaus die
fektions-Hotspot für die Artgenossen.                                                                                             ta siedeln bei Pferden vor allem im Be-      Ileum. Insgesamt ist die Wahrschein-      Möglichkeit, das L3 von Strongyliden
Hier nehmen sie über das Gras die in-                                                                                             reich des Blinddarms sowie des Ileums        lichkeit einer Kolik bei Bandwurm-        anzuzüchten. Unter Verwendung ent-
fektionsfähigen dritten Larvenstadien                                                                                             an, wo sie bis zu einer Größe von vier bis   infektionen deutlich erhöht.              sprechender Bestimmungs-Schlüssel
(L3) der Parasiten auf – im Stall infizie-                                                                                        acht Zentimetern heranwachsen.                                                         lassen sich 14 Tage nach Ansetzen der
ren sich die Tiere hingegen nur selten.                                                                                                                                                                                  Kultur Larven der großen und kleinen
Aus dem L3 kleiner Strongyliden ent-                                                                                              Krankheitserscheinungen                                                                Strongyliden anhand morphologischer
wickelt sich in der Darmschleimhaut          Abbildung 2:                             Abbildung 3:                                Ein Befall mit kleinen Strongyliden                                                    Merkmale voneinander differenzieren.
eine weitere Larvenform, die anschlie-       Entwicklungszyklus von Strongylus vul-   Entwicklung und Wanderung von               verursacht beim erwachsenen Pferd                                                          Eine Besonderheit stellt der Nach-
ßend in das Darmlumen übertritt, sich        garis (Foto aus ESCCAP-Empfehlung        Strongylus-vulgaris-Larven (Foto aus ESC-   verhältnismäßig geringe Schäden. Al-                                                   weis von Bandwurmeiern dar, denn
erneut häutet, dort als adulter Parasit      Nr. 8 © ESCCAP 2018)                     CAP-Empfehlung Nr. 8 © ESCCAP               lerdings kann die zeitgleiche Reaktivie-                                               dieser gelingt mittels der herkömmli-
lebt und Eier produziert. Mit der Aus-                                                2018) Entwicklung: L3 penetrieren die       rung der hypobiotischen, sich in der                                                   chen koproskopischen Verfahren nur
scheidung der Eier beginnt der Infekti-                                               Darmwand, Häutung zu L4, Wanderung          Schleimhaut befindenden Larvensta-                                                     sehr unzuverlässig. Hier verspricht
onszyklus von Neuem. Die Entwick-            heute nur noch sehr vereinzelt nach-     von L4 in die A. mesenterica cranialis,     dien zu umfangreichen Darmschleim-                                                     eine kombinierte Sedimentation/Flo-
lung der Larven erfährt oft eine auch        gewiesen. Die drei beim Pferd vorkom-    Häutung zu St5 ab 90 Tage p.i., Rück-       hautschädigungen führen. Dieses als                                                    tation mit zwei Zentrifugationsschrit-
als Hypobiose bezeichnete und Mona-          menden Arten der großen Strongyli-       wanderung von den Arterien zum Darm.        larvale Cyathostominose bezeichnete                                                    ten unter Einsatz von Zuckerlösungen
te bis Jahre betragende Verzögerung          den gelangen so wie die kleinen                                                      Krankheitsbild kann zu anhaltendem                                                     eine deutlich verbesserte Sensitivität,
oder Unterbrechung. Dadurch kann es          Strongyliden als L3 über das Weidegras                                               Durchfall, starker Abmagerung und in                                                   verglichen mit der Standard-Flotation.
zu einer sehr hohen Ansammlung von           in den Dickdarm der Pferde. Allerdings   Eiproduktion, weshalb ein befallenes        einem hohen Prozentsatz auch zum                                                       Alternativ und vergleichsweise sensitiv
mukosalen Larvenstadien (teilweise           vollziehen sie im Gegensatz zu den       Tier die Umgebung sehr schnell und          Tode führen. Insbesondere für junge                                                    kann eine Exposition mit A. perfoliata
über 1 Million) kommen.                      kleinen Strongyliden eine ausgepräg-     erheblich mit Spulwurmeiern verun-          Pferde in einem Alter unter sechs Jah-                                                 auch mit Hilfe eines serologischen
                                             te, langandauernde und jeweils artspe-   reinigen kann.                              ren besteht ein großes Risiko für einen                                                ELISA bzw. neuerdings auch anhand
Große Strongyliden                           zifische somatische Wanderung wäh-           Die sich in der Umwelt den Wurm-        kritischen Verlauf. Große Strongyliden                                                 eines speichelbasierten ELISA geprüft
Während große Strongyliden bis in die        rend ihrer parasitären Entwicklungs-     eiern entwickelnden L3 sind in der          führen vor allem aufgrund der wäh-               Weitere ausführlichere Infor-         werden.
1990er-Jahre in Deutschland zu den           phase bevor sie sich ebenfalls im        Lage, in der Außenwelt über mehrere         rend der ausgedehnten Körperwande-           mationen zu diesen wie weiteren
am häufigsten vorkommenden und               Darmlumen zu den dort lebenden           Monate bis Jahre zu überleben und           rungen hervorgerufenen pathogeneti-          gastrointestinalen    Parasiten   wie     Therapie
klinisch relevantesten Helminthen-Ar-        Adulten ausbilden (Abb. 2). Abhängig     frostigen Temperaturen zu strotzen.         schen Veränderungen zu oft schweren,         Pfriemenschwänze oder Larven der          Es wird vermutet, dass verschiedene
ten beim Pferd zählten, werden sie           von der Strongyliden-Art kann das in-    Verunreinigte Weiden und Ställe sind        teilweise tödlich verlaufenden Erkran-       Dasselfliegen finden Sie in der           entwurmungsassoziierte Faktoren zu
                                             testinale Gefäßsystem, die Leber sowie   deshalb für Pferde eine konstante In-       kungen. Dabei stellen Kolik und              ESCCAP-Empfehlung Nr. 8 „Empfeh-          einem verstärkten Aufkommen von
                                             die Pankreas- oder die Peritonealwand    fektionsquelle. Die Spulwurmlarven          Durchfall die häufigsten Krankheits-         lungen zur Behandlung und Kontrolle       Anthelminthika-Resistenzen (AR) bei-
                                             betroffen sein. Pathogenetisch von be-   durchwandern ebenfalls den Organis-         erscheinungen dar.                           gastrointestinaler Parasiten bei Pfer-    getragen haben. So ist davon auszuge-
                                             sonderer Bedeutung ist die von           mus. Aus dem Dünndarm gelangen sie              Spulwürmer schädigen beim Pferd          den und anderen Equiden“ (08/2019)        hen, dass Unterdosierungen sowie
                                             Strongylus vulgaris-Larven vollzogene    über die Blutgefäße zu Leber, Herz und      während ihrer Wanderung vor allem            zur kostenfreien Verfügung auf            eine hohe Frequenz anthelminthischer
                                             Wanderung und Entwicklung in den         Lunge. Von dort aus werden sie in           die Lunge. Bei von den Parasiten stark       www.esccap.de.                            Behandlungen eine solche Entwick-
                                             Arterien des Zäkums und Dickdarms,       Richtung Kehlkopf transportiert und         befallenen Jungtieren sind Husten                                                      lung begünstigen. Mit dem Ziel, die
                                             die mit Thrombenbildung sowie dem        ein weiteres Mal abgeschluckt. Ca. drei     sowie Nasenausfluss zu beobachten.           Diagnose                                  Selektion auf AR zu verringern, gilt die
                                             Krankheitsbild der thrombotisch-em-      Wochen nach der ursprünglichen In-          Weiterhin ist eine reduzierte Gewichts-      Die Untersuchung von Kotproben ist        Empfehlung, Entwurmungen generell
                                             bolischen Kolik einhergeht (Abb. 3).     fektion gelangen die Larven zurück in       zunahme eine häufige Folge. Schäden          bei Pferden nach wie vor das Mittel der   so selten wie möglich durchzuführen,
                                                                                      den Dünndarm der Tiere, wo sie über         an der Leber ziehen grundsätzlich            Wahl, um einen Wurmbefall nachzu-         ohne dabei das Risiko möglicher Er-
                                             Spulwürmer                               weitere mindestens sieben Wochen            keine Krankheitserscheinungen nach           weisen. Grundlegende Techniken der        krankungen außer Acht zu lassen. Re-
                                             Die bei Pferden vorkommenden Spul-       letztendlich zu adulten Würmern her-        sich. Der intestinale Befall führt bei       Flotation, der Sedimentation bzw. die     gelmäßige Untersuchungen von Kot-
Abbildung 1:                                 würmer gehören zur Gattung Parasca-      anwachsen.                                  entsprechender Infektionsintensität          Kombination beider Verfahren, gefolgt     proben sowie zudem bei Vorhanden-
Pferdekot mit typischen roten Stadien        ris spp. Betroffen sind insbesondere                                                 zur Nahrungskonkurrenz, einherge-            von einer mikroskopischen Untersu-        sein von Strongyliden-Eiern die Diffe-
bestimmter kleiner Strongyliden-Arten.       Fohlen und junge Pferde in Gestüten.     Bandwürmer                                  hend mit Abmagerung und struppigen           chung, stehen beim Nachweis von           renzierung zwischen kleinen und
(Foto aus ESCCAP-Empfehlung Nr. 8            Adulte Würmer von bis zu 50 Zentime-     Die Übertragung der Pferdebandwür-          Fell, kann aber auch in Kolikanfälle         Eiern und/oder Larven von Nemato-         großen Strongyliden sind essentiell,
© ESCCAP 2018)                               tern Länge besiedeln den Dünndarm        mer ist an die orale Aufnahme infizierter   oder nach Dünndarmperforationen in           den, Trematoden sowie Zestoden im         um den Infektionsstatus der Tiere bzw.
                                             und teilweise kommt es zu massiver       Zwischenwirte, d. h. der ubiquitär vor-     perakutem Verenden resultieren.              Vordergrund.                              einer jeweiligen Altersgruppe im

                                                               56                                                                                                                               57
                                                     tierärztezeitung 04/20                                                                                                           tierärztezeitung 04/20
Prof. Dr. Georg von Samson-Himmelstjerna, Direktor des Instituts für Parasitologie und Tropen veterinärmedizin der tierärztlichen Fakultät der FU ...
PARASITOLOGIE                                                                                                                    PARASITOLOGIE

Pferdebestand und somit die geeigne-     zahlen ausscheiden, während ein an-        diagnostik in den folgenden Jahren auf     Strategische Entwurmung                        Die Tabellen 1 bis 3 zeigen alters-     elementare Bestandteile einer inte-
ten Bekämpfungsmaßnahmen ange-           derer Teil in der Regel eine höhere Ei-    drei Untersuchungen pro Jahr redu-         Einen wichtigen Einfluss auf die zu        spezifische Empfehlungen für Be-            grierten Wurmbekämpfungsstrategie.
messen planen zu können. Darüber hi-     ausscheidung aufweist. Letztere Tiere      ziert werden, zu Beginn, in der Mitte      wählende Entwurmungsstrategie ha-          kämpfungsmaßnahmen (einschließ-             Dazu gehören u. a. regelmäßiges und
naus tragen sorgfältige Hygiene- und     tragen entsprechend überwiegend zur        und am Ende der Saison. Ziel der           ben das Alter des Pferdes sowie seine      lich Monitoringschema) sowie deren          häufiges Misten von Ställen sowie
Quarantänemaßnahmen dazu bei, den        Weidekontamination bei. Auf diesem         selektiven Entwurmung ist es, das Re-      Nutzungsart. Vor allem Fohlen und          Zeitpunkte im Verlauf eines Jahres. Die     möglichst tägliches, aber mindestens
Infektionsdruck zu senken und folglich   Sachverhalt basiert das Konzept der        fugium an in der Außenwelt lebenden        junge Tiere gilt es durch regelmäßige      Strategie sieht vor, dass alle Tiere der-   zweimal wöchentliches Absammeln
die Notwendigkeit häufiger Entwur-       selektiven Entwurmung: Es werden           Parasitenstadien, die von adulten Wür-     anthelminthische Behandlungen zu           selben Altersgruppe behandelt werden.       des Pferdekots von den Weiden. Darü-
mungen zu verringern.                    nur Pferde, die konsistent Strongyli-      mern abstammen, welche keiner ant-         schützen. Aber auch bei erwachsenen            Ein Nachteil der Strategischen Ent-     ber hinaus ist es angesichts der bereits
    In der anthelminthischen Behand-     deneier oberhalb eines Schwellenwer-       helminthischen Behandlung unterzo-         Pferden sind Wurmkuren für die Auf-        wurmung ist, dass dabei auch Pferde         weit verbreitet auftretenden AR wich-
lung gelten heute zwei alternative An-   tes, etwa 200 Magen-Darm-Strongyli-        gen wurden, zu vergrößern, um so der       rechterhaltung der Tiergesundheit un-      einer anthelminthischen Behandlung          tig, die Wirksamkeit der auf dem jewei-
sätze als effektive und nachhaltige      den (MDS)-Eier pro Gramm Kot (EPG)         Entwicklung von AR entgegenzuwir-          erlässlich. Infolge des Aufkommens         unterzogen werden, in denen sich keine      ligen Bestand verwendeten Anthel-
Maßnahmen zur Bekämpfung kleiner         aufweisen, anthelminthisch behan-          ken. Grundsätzlich ist allerdings zu be-   von AR z. B. bei Spulwürmern und klei-     oder nur sehr wenige Würmer befinden.       minthika regelmäßig zu überprüfen.
Strongyliden und Prävention entspre-     delt.                                      achten, dass die im Kot ermittelte Zahl    nen Strongyliden, gelten veraltete
chender klinischer Erkrankungen bei          Zur Identifizierung der niedrig-       von Eiern kleiner Strongyliden nicht       Empfehlungen, Fohlen häufig zu ent-        Prophylaxe                                  Quellen:
                                                                                                                                                                                                                      1. ESCCAP-Empfehlung Nr. 8 „Empfehlun-
adulten Pferden: die selektive und die   bzw. hochausscheidenden Individuen         eng mit der im Darm vorhandenen            wurmen, allerdings als obsolet. Bei        Neben der Reduktion des gesundheit-
                                                                                                                                                                                                                         gen zur Behandlung und Kontrolle gast-
strategische Entwurmung.                 in einem Tierbestand werden im ers-        Wurmzahl korreliert. So können auch        Fohlen erfolgt die erste Entwurmung        lichen Risikos für jedes einzelne Tier         rointestinaler Parasiten bei Pferden und
                                         ten Jahr der Umsetzung des Konzepts        bei einem Unterschreiten des oben          in der Regel während der Weidesaison       durch einen Befall mit gastrointestina-        anderen Equiden“ Deutsche Adaption der
Selektive Entwurmung                     Kotproben von jedem einzelnen Pferd        angegebenen Grenzwertes viele Tau-         ca. ein bis zwei Monate nach dem Wei-      len Parasiten, gilt es insbesondere die        ESCCAP-Empfehlung Nr. 8, August 2019.
Die Mehrzahl adulter Pferde entwi-       mindestens viermal jährlich unter-         send Würmer vorhanden sein.                deaustrieb. Dabei gilt der spätere Ter-    Kontamination der Umwelt mit Eiern          2. Himmelstjerna, G. (2016): Wurminfektio-
ckelt infolge wiederholter Infektionen   sucht. Pferde, deren MDS-EPG-Zahl              Cave: Die selektive Entwurmung         min als strategisch sinnvoller: So lässt   und/oder infektiösen Stadien anhal-            nen beim Pferd: Aktuelle Problematik und
mit kleinen Strongyliden eine ent-       über dem definierten Schwellenwert         wird nur für adulte Pferde empfoh-         sich ein stärkerer epidemiologischer       tend auf niedrigem Niveau zu halten.           Empfehlungen für eine nachhaltige sowie
                                                                                                                                                                                                                         gesundheitserhaltende Kontrolle. Tier-
sprechende Immunität. Dies führt bei     liegen, werden behandelt.                  len und ist ausschließlich für die         Effekt auf die Produktion von              Insofern gelten geplante und systema-
                                                                                                                                                                                                                         ärztliche Umschau; 71: 247-256 https://
einem Teil der Pferde dazu, dass sie         Gilt die epidemiologische Situation    Bekämpfung kleiner Strongyliden            Strongylidenlarven und entsprechend        tisch umgesetzte Maßnahmen der                 www.vetmed.fu- berlin.de/einrichtungen/
keine oder lediglich geringe Wurmei-     als stabil, kann die Häufigkeit der Kot-   konzipiert.                                auf die Weidekontamination errei-          Stall- und Weidehygiene, parallel zu           institute/we13/dienstleistung/Informatio
                                                                                                                               chen.                                      einer medikamentösen Strategie, als            nen/Wurminfektion-beim-Pferd.pdf

Tabelle 1:
Entwurmungsschema1 für Fohlen mit Weidegang (ESCCAP-Empfehlung Nr. 8 © ESCCAP 2018)                                            Tabelle 2:
                                                                                                                               Entwurmungsschema1 für Jährlinge und junge Pferde bis einschl. 4 Jahre mit Weidegang
                                                                                                                               (ESCCAP-Empfehlung Nr. 8 © ESCCAP 2018)

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                                                 tierärztezeitung 04/20                                                                                                           tierärztezeitung 04/20
Prof. Dr. Georg von Samson-Himmelstjerna, Direktor des Instituts für Parasitologie und Tropen veterinärmedizin der tierärztlichen Fakultät der FU ...
PARASITOLOGIE

Tabelle 3:
Entwurmungsschema1 für adulte Pferde mit Weidegang (ESCCAP-Empfehlung Nr. 8 © ESCCAP 2018)

 Über ESCCAP:

 Das European Scientific Counsel
 Companion Animal Parasites ist eine
 in Großbritannien eingetragene
 Vereinigung von europäischen
 Veterinärparasitologen.
                                                 Professor Dr. Georg von Samson-Himmelstjerna
 Inzwischen sind 12 europäische
 Länder bei ESCCAP vertreten. In               ist Direktor des Institutes für Parasitologie und Tropenveterinärmedizin der
 Deutschland ist ESCCAP ein eingetra-        tierärztlichen Fakultät der Freien Universität Berlin. Zudem ist er Mitglied des
 gener Verein. Ziel von ESCCAP ist es,    Vorstands der Deutschen Gesellschaft für Parasitologie und erster Vorsitzender des
 fundierte Informationen zur Verfügung   europäischen Expertenverbandes ESCCAP (European Scientific Counsel Companion
 zu stellen, die helfen, Hunde und           Animal Parasites) in Deutschland. Er arbeitet federführend an verschiedenen
 Katzen – aber auch den Menschen                 Forschungsprojekten zu angewandten und grundlegenden endo- sowie
 (Zoonosen) – vor einem Befall mit                  ektoparasitologischen Fragestellungen. Seine Schwerpunkte sind:
 Parasiten und dessen Folgen zu                    Wurminfektionen bei Haustieren, Wirkungsweise von Antiparasitika
 schützen.                                          sowie Resistenzmechanismen von Parasiten gegen Antiparasitika.

                                                               Dr. Philipp A. Zimmermann
                                           ist Tierarzt und Redakteur der vetproduction GmbH in Köln. Seit 2017 ist Herr Dr.
                                         Zimmermann als wissenschaftlicher Redakteur für Human- und Veterinärmedizin tätig.

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                                                 tierärztezeitung 04/20
Prof. Dr. Georg von Samson-Himmelstjerna, Direktor des Instituts für Parasitologie und Tropen veterinärmedizin der tierärztlichen Fakultät der FU ... Prof. Dr. Georg von Samson-Himmelstjerna, Direktor des Instituts für Parasitologie und Tropen veterinärmedizin der tierärztlichen Fakultät der FU ... Prof. Dr. Georg von Samson-Himmelstjerna, Direktor des Instituts für Parasitologie und Tropen veterinärmedizin der tierärztlichen Fakultät der FU ... Prof. Dr. Georg von Samson-Himmelstjerna, Direktor des Instituts für Parasitologie und Tropen veterinärmedizin der tierärztlichen Fakultät der FU ... Prof. Dr. Georg von Samson-Himmelstjerna, Direktor des Instituts für Parasitologie und Tropen veterinärmedizin der tierärztlichen Fakultät der FU ... Prof. Dr. Georg von Samson-Himmelstjerna, Direktor des Instituts für Parasitologie und Tropen veterinärmedizin der tierärztlichen Fakultät der FU ...
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