Empfehlungen zur Behandlung und Kontrolle gastrointestinaler Parasiten bei Pferden und anderen Equiden - Deutsche Adaption der ESCCAP-Empfehlung ...
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Empfehlungen zur Behandlung und Kontrolle gastrointestinaler Parasiten bei Pferden und anderen Equiden Deutsche Adaption der ESCCAP-Empfehlung Nr. 8, August 2019 1
PRÄAMBEL Präambel Inhalt der vorliegenden Veröffentlichung ist die im August 2019 überarbeitete Fassung der deutschen Adaption der europäischen ESCCAP-Empfehlung Nr. 8 zur Behandlung und Kontrolle gastrointestinaler Parasiten bei Pferden und anderen Equiden, erstellt in Kooperation von ESCCAP Deutschland e.V. und den nationalen Partnern: • Bundestierärztekammer e.V. (BTK, Ausschuss Pferd) • Bundesverband Praktizierender Tierärzte e.V. (bpt) • Deutsche Veterinärmedizinische Gesellschaft e.V. (DVG, Fachgruppe Pferdekrankheiten) • Gesellschaft für Pferdemedizin (GPM) An dem Update der vorliegenden deutschen Adaption der europäischen ESCCAP-Empfehlung beteiligte Autoren waren: • Prof. h.c. (KazATU) Dr. Christian Bauer, Dipl. EVPC, Institut für Parasitologie, Fachbereich Veterinärmedizin, Justus-Liebig-Universität Gießen • Prof. Dr. Peter-Henning Clausen, Dipl. EVPC, Institut für Parasitologie und Tropenveterinärmedizin, Freie Universität Berlin • Prof. Dr. Hubertus Hertzberg, Dipl. EVPC, Institut für Parasitologie, Vetsuisse-Fakultät, Universität Zürich • Prof. Dr. Anja Joachim, Dipl. EVPC, Institut für Parasitologie, Veterinärmedizinische Universität Wien • Prof. Dr. Christina Strube, PhD, Institut für Parasitologie, Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover • Prof. Dr. Georg von Samson-Himmelstjerna, Dipl. EVPC, Institut für Parasitologie und Tropenveterinärmedizin, Freie Universität Berlin, Vorsitzender ESCCAP Deutschland e.V. 2 ESCCAP-Empfehlung Behandlung und Kontrolle gastrointestinaler Parasiten bei Pferden und anderen Equiden 3
I N H A LT 1. Hintergrund ................................................................................................................................................................ 6 2. Einleitung .................................................................................................................................................................... 6 3. Allgemeine Faktoren: Alter, Haltung, Nutzung, Wetter und Klima........................................................................ 7 4. Spezifische Informationen und Empfehlungen für die Bekämpfung ausgewählter gastrointestinaler Parasiten der Pferde .................................................................................................................... 8 4.a. Kleine Strongyliden (Nicht-migrierende Strongyliden) ............................................................................................ 8 4.b. Große Strongyliden (Migrierende Strongyliden) ..................................................................................................... 11 4.c. Spulwürmer (Parascaris equorum und Parascaris univalens) ................................................................................... 14 4.d. Bandwürmer (Anoplocephala perfoliata, Anoplocephala magna und Paranoplocephala mamillana)....................... 16 4.e. Dasselfliegen (Gasterophilus spp.) ......................................................................................................................... 18 4.f. Zwergfadenwürmer (Strongyloides westeri)........................................................................................................... 19 4.g. Pfriemenschwänze (Oxyuris equi) .......................................................................................................................... 20 5. Maßnahmen gegen freilebende Parasitenstadien in der Umwelt.......................................................................... 22 6. Allgemeine Entwurmungsstrategien für Fohlen, Jährlinge, adulte Pferde und Stuten (spezifische Behandlungsempfehlungen im Jahresverlauf).................................................................................... 23 6.1. Selektive Entwurmung .......................................................................................................................................... 23 6.2. Strategische Entwurmung..................................................................................................................................... 25 7. Schulung des Praxisteams, Empfehlungen für PferdebesitzerInnen ..................................................................... 27 8. Diagnose von Wurmbefall und Anthelminthika-Resistenzen ................................................................................ 28 8.1. Diagnose von Wurmbefall..................................................................................................................................... 28 8.2. Diagnose von Anthelminthika-Resistenzen ............................................................................................................ 28 9. Anhang: Weitere Parasitenspezies............................................................................................................................ 29 Großer Leberegel (Fasciola hepatica).............................................................................................................................. 29 Lungenwurm (Dictyocaulus arnfieldi)............................................................................................................................. 29 Magenwürmer (Trichostrongylus axei, Habronema spp. und Draschia megastoma) ........................................................ 30 10. Glossar......................................................................................................................................................................... 32 11. Hintergründe von ESCCAP ........................................................................................................................................ 33 12. Danksagung ................................................................................................................................................................ 34 4 ESCCAP-Empfehlung Behandlung und Kontrolle gastrointestinaler Parasiten bei Pferden und anderen Equiden 5
1. HINTERGRUND/2. EINLEITUNG 3. ALLGEMEINE FAKTOREN 1. Hintergrund Das European Scientific Counsel Companion Animal Parasites werden Empfehlungen zur Begrenzung der Risiken durch Tabelle 1: Liste ausgewählter equiner Endoparasitenspezies, ihrer Lokalisation und der für die Anwendung bei Pferden in Europa (ESCCAP) wurde 2005 in Großbritannien gegründet. Heute Parasiten mit Zoonosepotenzial gegeben. Zu diesem Zweck zugelassenen Arzneimittelklassen. gibt es 12 nationale ESCCAP-Organisationen, die 16 euro- hat ESCCAP bereits mehrere spezifische Empfehlungen über Parasitenspezies Lokalisation Morphologische Merkmale Verfügbare Antiparasitika1 (Auswahl) päische Länder vertreten. ESCCAP Deutschland e.V. stellt die Ekto- und Endoparasitenbefall bei Hunden und Katzen ver- ESCCAP-Assoziation für Deutschland und Österreich dar. Ziel öffentlicht. Dies sind nun die ersten Empfehlungen für die Anoplocephala perfoliata Dünndarm/Zäkum 4–8 cm lang, flach, segmentiert PZQISO, (PYRPY, aber nur partiell wirksam und andere Bandwürmer in 2- bis 3-facher Dosierung) von ESCCAP ist es, TierärztInnen praktische, unabhängige Bekämpfung gastrointestinaler Parasiten bei Pferden und an- und fachlich fundierte Empfehlungen für den bestmöglichen deren Equiden im gewohnten Format der bereits vorliegen- Cyathostominen Dickdarm 0,5–2 cm lang, rund, dünn, IVMML, MOXML, FBZBZ, PYRPY, PIPVA (kleine Strongyliden) kleine Mundkapsel Schutz von Kleintieren und Pferden vor Parasiteninfektionen den ESCCAP-Veröffentlichungen. und Erkrankungen zur Verfügung zu stellen. Gleichzeitig Schleimhautstadien/ MOXML, (FBZBZ, aber nur bei wiederhol- enzystierte Stadien ter Behandlung an fünf aufeinander- folgenden Tagen) Dictyocaulus arnfieldi Lunge 2,5–8,5 cm lang, rund IVMML, MOXML, FBZBZ 2. Einleitung Fasciola hepatica Leber Bis zu 5 x 1 cm, flach, blattartig Kein Wirkstoff zugelassen (Umwidmung von TCBZBZ) Gasterophilus spp. Maul, Ösophagus, L3 1,5–2 cm lang, fassförmig, IVMML, MOXML Als Weidetiere können Pferde sowie andere Equiden von ei- Ziel dieser Empfehlung ist es, dem Pfer- (Dasselfliegenlarven) Magen, Darm zwei Mundhaken ner großen Zahl unterschiedlicher gastrointestinaler Parasiten Habronema spp., Magen 1,0–2,5 cm, dünn, haarartig IVMML, MOXML befallen werden. Jedes Pferd mit Weidegang ist lebenslang depraktiker/der Pferdepraktikerin kurz Draschia megastoma wiederholt Infektionen mit gastrointestinalen Parasiten ver- gefasste Informationen und praktische Oxyuris equi (Pfriemen- Dickdarm/Rektum ♀ 4–15 cm, spitz zulaufender IVMML, MOXML, FBZBZ, PYRPY schiedener Spezies ausgesetzt. Auch Pferde, die ausschließ- Empfehlungen zu den wichtigsten gas- schwänze) Schwanz, ♂ 0,9–1,2 cm lich oder vorwiegend im Stall oder auf grasfreien Koppeln Parascaris equorum, Dünndarm ♀ 16–50 cm, ♂ 15–28 cm, rund, IVMML, MOXML, FBZBZ, PYRPY, PIPVA gehalten werden, können betroffen sein und von gastroin- trointestinalen Parasiten bei Pferden an Mundöffnung mit drei Lippen P. univalens (Spulwürmer) testinalen Würmern wie Rund- oder Bandwürmern befallen die Hand zu geben. Dies wird durch einen Lungenstadien IVMML werden. Die Prävention und Bekämpfung parasitärer Infek- aktuellen Überblick über diese Parasiten Strongyloides westeri Dünndarm 0,8 cm, sehr dünn IVMML, MOXML, FBZBZ tionen bei Pferden ist deshalb eine dauerhafte Aufgabe für unter den zurzeit herrschenden epide- Trichostrongylus axei Magen 0,4 cm, haarfein IVMML, MOXML TierärztInnen, LeiterInnen von Pferdebetrieben und Pferdebe- sitzerInnen. Strongylus vulgaris, Dickdarm 1-5 cm lang, dünn, rund, große IVMML, MOXML, FBZBZ, PYRPY, PIPVA miologischen Bedingungen in Europa er- Strongylus equinus, Mundkapsel gänzt. Der Schwerpunkt dieser Empfeh- Strongylus edentatus Wandernde/ IVMML, MOXML, (FBZBZ nur partiell wirk- Dank der guten Verfügbarkeit und der häufigen Anwendung (große Strongyliden) somatische Stadien sam gegen S. vulgaris und S. edentatus) von gegen die meisten relevanten gastrointestinalen Parasiten lungen liegt auf der Minimierung von wirksamen sowie gut verträglichen Anthelminthika treten Fäl- 1 Arzneimittel und Arzneimittelklassen: Benzimidazole (BZ), Fenbendazol (FBZ), Isochinolin-Derivate (ISO), Ivermectin (IVM), makrozyklische Laktone (ML), Moxidectin (MOX, Cave: Moxidectin Infektionen mit diesen Parasiten und der nur bei Pferden > 4 Monaten anwenden), Piperazin (PIP), Pyrimidine (PY), Pyrantel (PYR), Triclabendazol (TCBZ), Praziquantel (PZQ) und verschiedene andere (VA). Rote Exponenten weisen le klinischer Erkrankungen bei Pferden heute sehr viel seltener darauf hin, dass für diese Arzneimittelklasse bei dieser Parasitenspezies Fälle von Anthelminthika-Resistenz in Europa beschrieben wurden. auf, als dies noch bis vor ca. vier Jahrzehnten der Fall war. entsprechenden klinischen Parasitosen. Da bislang jedoch keine Parasitenspezies ausgerottet werden Die ESCCAP-Empfehlung umfasst Maß- 3. Allgemeine Faktoren: Alter, Haltung, Nutzung, konnte und kein protektiver Impfstoff gegen Parasiten von Pferden zur Verfügung steht, sind auch weiterhin routine- nahmen zur Diagnostik und nachhal- Wetter und Klima mäßige Überwachungs- und Bekämpfungsmaßnahmen zum tigen Prävention (Prophylaxe und Me- Schutz der Gesundheit der Pferde erforderlich. taphylaxe) unter Berücksichtigung der Voraussetzung für eine wirksame und nachhaltige Parasiten- normalerweise keine intensive metaphylaktische Behandlung spezifischen Erfordernisse bei Pferden bekämpfung bei Pferden ist die konsequente Anwendung oder spezifische Haltungsmaßnahmen. Bei Pferden ohne Wei- Die vollständige Berücksichtigung sämtlicher equiner gastro- sämtlicher bekannter präventiver Managementmaßnahmen. degang ist in der Regel keine starke Exposition gegenüber intestinaler Parasiten würde die Grenzen dieser Empfehlun- unterschiedlicher Altersgruppen, Hal- Diese sind dem spezifischen Bedarf des jeweiligen Pferdetyps Strongyliden und Bandwürmern zu erwarten. gen sprengen. Daher werden an dieser Stelle lediglich die kli- tungsformen und Nutzungsarten. und den jeweiligen Haltungsbedingungen individuell anzu- nisch relevantesten Parasiten mit den höchsten Prävalenzen in passen. Im Rahmen der Beurteilung erforderlicher Bekämpfungsmaß- Europa behandelt. Diese sind in Tabelle 1 zusammengefasst. nahmen sollte stets auch berücksichtigt werden, welche Aus- Einige parasitäre Infektionen, zum Beispiel mit Spulwürmern, wirkungen das Klima und das Wetter zum Beispiel auf die führen zu einer partiell protektiven Immunantwort. Ältere Entwicklung und Epidemiologie von Parasiten, wie z. B. den Pferde benötigen deshalb zum Schutz vor einer Erkrankung großen und kleinen Strongyliden, haben können. 6 ESCCAP-Empfehlung Behandlung und Kontrolle gastrointestinaler Parasiten bei Pferden und anderen Equiden 7
4 . S P E Z I F I S C H E I N F O R M AT I O N E N 4.a. KLEINE STRONGYLIDEN 4.a. KLEINE STRONGYLIDEN 4. Spezifische Informationen und Empfehlungen für die Bekämpfung ausgewählter gastrointestinaler Parasiten der Pferde (biologische Schlüsselfaktoren, Entwicklungszyklus, Epidemiologie/Prävalenz, klinische Symptome, Diagnose, Arzneimittelbehandlung/Resistenzen) 4.a. Kleine Strongyliden (nicht-migrierende Strongyliden) Hierzu gehören die Cyathostominen und andere nicht-mi- grierende kleine Strongyliden (Triodontophorus spp., Crate- rostomum spp., Bidentostomum spp. und Oesophagodontus Pferdehaltungen vor. Die Infektion erfolgt hauptsächlich auf der Weide durch perorale Aufnahme der infektionsfähigen dritten Larvenstadien (L3), die anschließend eine larvale Ent- Im Stall erworbene Infektionen sind selten und insgesamt we- niger relevant. Die kleinen Strongyliden oder auch Cyathostominen (nicht- migrierende Strongyliden) gelten als sehr viel weniger patho- gen als große Strongyliden (migrierende Strongyliden) wie z. B. Strongylus-Arten. Bei starkem Befall können Triodon- tophorus spp. (am häufigsten T. serratus und T. brevicauda) jedoch die Darmschleimhaut schädigen und zu Abmagerung spp.). Infektionen mit kleinen Strongyliden treten in allen eu- wicklung in der Darmschleimhaut durchlaufen, bevor sie wie- und Diarrhoe führen, da sie dazu neigen, sich im Darm des ropäischen Ländern auf und kommen praktisch in sämtlichen der in das Darmlumen eintreten (Abb. 1 und Abb. 2). Pferdes in „Wurmherden“ simultan zu ernähren. Mehr als 40 Cyathostominen-Arten sind bei Pferden bekannt und Abb. 3: Dickdarm eines Pferdes mit multiplen enzystierten einzelne Pferde können gleichzeitig von mehreren – oftmals Larven kleiner Strongyliden in der Schleimhaut D A L3 mehr als zehn – Cyathostominen-Arten befallen sein. Cya- thostominen können eine larvale Cyathostominose verursa- chen, eine Folge des synchronen Fortsetzens der Entwick- C Ileum Proximales Kolon lung zahlreicher inhibierter/enzystierter L3 (Abb. 3) und des E simultanen Wiedereintretens großer Zahlen bis dahin in der Schleimhaut verweilender Larvenstadien in das Darmlumen, welches mit massiver Gewebezerstörung einhergeht. Ei Zäkum L4 Die Erkrankung wird meist bei Pferden im Alter von bis zu St5 B sechs Jahren beobachtet und führt zu akuter und persistie- L1 render Diarrhoe (gelegentlich begleitet von Koliken, Gewichts- Distales Kolon verlust oder Fieber). In einer beträchtlichen Anzahl von Fällen 50 µm L1 L3 kommt es zu tödlichen Verläufen. Normalerweise gelten im L3 auf Gras Darmlumen verweilende larvale und adulte Cyathostomine als Abb. 4: Eier gastrointestinaler Strongyliden (MDS-Eier) in Pferdekot. Mit L1 markierte Eier enthalten erste Larvenstadien. nur geringgradig pathogen und die meisten infizierten Tiere L3 L2 L4 scheinen selbst bei relativ hohen Wurmbürden klinisch nicht beeinträchtigt zu sein. Einige Studien erwähnen jedoch eine mögliche Korrelation zwischen einem Cyathostominen-Befall Abb. 1: Entwicklungszyklus kleiner Strongyliden Abb. 2: Entwicklung von Cyathostominen im Darm und rezidivierender Diarrhoe und intermittierenden Koliken. (Cyathostominen) Modifiziert nach Deplazes et al., 2013, Lehrbuch der Parasi- A: Eiausscheidung tologie für die Tiermedizin, Enke Verlag Stuttgart, S. 248 Die Diagnose patenter Infektionen mit kleinen Strongyliden Häutung zu L4; histotrope Phase von 1–2 Monaten erfolgt mittels Kotprobenuntersuchung über den Nachweis B: Perorale Aufnahme der dritten Larvenstadien (L3) mit dem Gras (im Winter Hypobiose der L3 möglich) der etwa 60–140 µm langen, dünnschaligen, ovoiden Eier vom Magen-Darm-Strongyliden (MDS)-Typ (Abb. 4). C: Verlust der Scheide durch die Magenflüssigkeit Präadultes Stadium, auch fünftes Stadium (St5) genannt D: Passage unbescheideter L3 durch den Dünndarm Oft findet man larvale/präadulte und adulte Stadien in großer E: Invasion in die Mukosa/Submukosa von Kolon und Zahl im Kot entwurmter Pferde (Abb. 5). Zäkum, Häutung zum vierten Larvenstadium, Rückkehr in Abb. 5.: Pferdekot mit typischen roten Stadien bestimmter das Darmlumen und finale Häutung vor der Entwicklung kleiner Strongyliden-Arten. zum adulten Stadium 8 ESCCAP-Empfehlung Behandlung und Kontrolle gastrointestinaler Parasiten bei Pferden und anderen Equiden 9
4.a. KLEINE STRONGYLIDEN 4.b. GROSSE STRONGYLIDEN 4.b. Für die qualitative oder quantitative Analyse von Strongyli- grierenden) Strongyliden ausgeschlossen werden kann, ist deneiern können verschiedene Methoden eingesetzt werden. eine einzige Entwurmung pro Jahr ausreichend. Voraus- Wissenschaftliche Daten zur Korrelation zwischen der Anzahl setzung ist jedoch, dass die Notwendigkeit häufigerer Ent- Große Strongyliden von MDS-Eiern pro Gramm Kot und der intestinalen Wurm- wurmungen durch regelmäßige Kotprobenuntersuchungen bürde bei adulten Pferden liegen bislang aber nicht vor. Eine ausgeschlossen wird und dass in den betreffenden Pferdehal- (migrierende Strongyliden) Studie mit jungen Pferden unter drei Jahren zeigt, dass nied- tungen strikte Quarantänemaßnahmen eingehalten werden. rige MDS-Eizahlen oder sogar negative Kotbefunde bei Pfer- den mit Tausenden von intestinalen Würmern vorkommen. Pferde mit larvaler Cyathostominose sollten zur Linderung von Diarrhoe (z. B. mit Codeinphosphat) und Schleimhautentzün- Insgesamt kann man bei Pferden in allen Altersgruppen von ei- dungen palliativ behandelt werden, bei Bedarf sollte zusätz- ner schwachen Korrelation zwischen der MDS-Eizahl und der lich eine Flüssigkeitstherapie erfolgen. In einem betroffenen Diese Gruppe im Dickdarm parasitierender Würmer besteht tatsächlichen intestinalen Wurmbürde ausgehen. Zu beach- Bestand sollten unabhängig vom klinischen Status stets alle aus wandernden Spezies unterschiedlicher Strongyliden ten ist, dass eine zuverlässige Unterscheidung zwischen Eiern Pferde aus derselben Altersgruppe mit gegen Schleimhaut- (S. vulgaris, S. edentatus und S. equinus, Abb. 6). von kleinen (Cyathostominen) und großen Strongyliden (z. B. stadien kleiner Strongyliden wirksamen Präparaten behandelt Strongylus vulgaris) allein aufgrund von morphologischen werden. Zum Einsatz kommt entweder Moxidectin (einmalig Kriterien nicht möglich ist. Nach In-vitro-Kultur können die oral 0,4 mg/kg Körpergewicht, nur bei Pferden > 4 Mona- dritten Larvenstadien (L3) kleiner und großer Strongyliden an- ten) oder Fenbendazol (7,5 mg/kg Körpergewicht oral einmal Strongylus edentatus Strongylus equinus Strongylus vulgaris hand der Anzahl ihrer Mitteldarmzellen differenziert werden. täglich über fünf Tage, nur wenn die vorhandene Population Von Bedeutung ist diese Differenzierung insbesondere wegen kleiner Strongyliden gegenüber Benzimidazolen empfindlich der deutlich höheren Pathogenität großer Strongyliden, die ist). Empfohlen werden solche Behandlungen gegen Schleim- heutzutage jedoch Dank der weitverbreiteten Anwendung hautstadien kleiner Strongyliden bei Fohlen und bei jungen wirksamer Anthelminthika nur noch in einem geringen An- Pferden bis zum Alter von einschließlich 4 Jahren einmal jähr- teil der Pferdehaltungen nachzuweisen sind. Jüngste Daten lich (z. B. am Ende der Weidesaison). deuten jedoch darauf hin, dass S. vulgaris in der europäischen Pferdepopulation nach wie vor vorkommt (siehe 4.b.) Untersuchungen zum Vorkommen von AR aus Frankreich, Deutschland, Italien und Großbritannien ergaben, dass bei Die erstmalige Infektion von Pferden mit kleinen Strongyliden mehr als 80 % aller untersuchten Pferdehaltungen Popula- erfolgt mit dem Beginn des Grasens nach dem Weideaustrieb. tionen kleiner Strongyliden mit reduzierter Empfindlichkeit Die Ausscheidung von Eiern setzt 6–14 Wochen nach der gegenüber Anthelminthika aus der Benzimidazolgruppe (BZs) Infektion ein. Geeignete Bekämpfungsmaßnahmen sollten nachzuweisen waren. Im Falle von Pyrantel wurden Resisten- deshalb bereits bei Fohlen ab einem Alter von etwa zwei Mo- zen bei etwa 20–30 % aller untersuchten Pferdehaltungen naten eingeleitet werden. In Anbetracht des weitverbreiteten festgestellt. Dagegen erwiesen sich die makrozyklischen Lak- Auftretens von Anthelminthika-Resistenzen (AR) ist es wich- tone (MLs) Ivermectin und Moxidectin als voll wirksam und er- 0,5 mm 0,5 mm 0,2 mm tig, die Häufigkeit der Entwurmungen auf ein notwendiges reichten 14 Tage nach Entwurmung in nahezu allen getesteten Mindestmaß zu reduzieren, ohne dabei jedoch die Etablie- Pferdehaltungen eine MDS-Eizahlreduktion um 95–100 %. rung klinisch relevanter Wurmbürden zu riskieren. Unter den Gelegentlich wird nach ML-Behandlung jedoch eine reduzier- Abb. 6: Vorderende großer Strongyliden mit Mundkapsel, Blätterkranz und zahnartigen Strukturen an der Basis der Mundkapsel gegenwärtigen epidemiologischen Bedingungen ist in den te Egg Reappearance Period (ERP), also ein verkürzter Zeitraum meisten europäischen Ländern mit einer aktuell lediglich nied- bis zum Wiederauftreten von Eiern im Kot beschrieben, was rigen bis moderaten Befallsintensität mit kleinen Strongyliden als Hinweis auf eine reduzierte Wirksamkeit betrachtet wird. zu rechnen. Daher gilt eine wirksame Behandlung von Fohlen Es ist daher ratsam, die Wirksamkeit jeder eingesetzten Ant- und Jährlingen in dreimonatigen Abständen als angemessen. helminthika-Klasse regelmäßig zu überprüfen bzw. zu bestä- Bei adulten Pferden kann bereits eine jährlich zweimalige tigen. Unter Praxisbedingungen eignet sich hierzu die einmal Entwurmung ausreichen. Wenn ein Befall mit großen (mi- jährliche Durchführung eines Eizahlreduktionstests (EZRT). 10 ESCCAP-Empfehlung Behandlung und Kontrolle gastrointestinaler Parasiten bei Pferden und anderen Equiden 11
4.b. GROSSE STRONGYLIDEN 4.b. GROSSE STRONGYLIDEN Aus klinischer Sicht handelt es sich gegenwärtig in Deutsch- ritonealen Bindegewebe (S. edentatus) sowie zur Leber und In der Vergangenheit stand vor allem S. vulgaris – der „Pferde- Traditionell empfohlen werden routinemäßige Entwurmun- land um die wichtigsten Parasiten bei Pferden, wobei S. in die Pankreas- und Nierenregion (S. equinus). Diese ausge- killer“ – im Mittelpunkt des Interesses, insbesondere aufgrund gen in regelmäßigen Abständen bei allen Pferden. Ziel dieser vulgaris als eine der größten Bedrohungen für die Gesund- dehnten Larvenwanderungen führen zu langen Präpatenzen des klinischen Syndroms der thrombotisch-embolischen Kolik, Strategie ist es, den Grad der Weidekontamination zu mini- heit des Pferdes gilt. Bevor sich die Larven im Dickdarm zur von 6–7 Monaten bei S. vulgaris, 9 Monaten bei S. equinus hervorgerufen durch Larven, die zur A. mesenterica crania- mieren und somit die Risiken im Zusammenhang mit Wan- vollständigen Reife entwickeln, vollziehen sie eine sehr aus- und von 11–12 Monaten bei S. edentatus. Die durch Wander- lis wandern (Abb. 9). Adulte Strongyliden ernähren sich von derlarven von S. vulgaris zu reduzieren. Dank dieser jahrelan- gedehnte, speziesspezifische somatische Wanderung in der larven hervorgerufenen Schäden haben schwerwiegende pa- Schleimhautpfropfen der Darmwand. Die dabei entstehenden gen intensiven metaphylaktischen Behandlungspraxis sind kranialen Mesenterialarterie und in naheliegenden Arterien thologische Folgen und führen zu klinischen Symptomen, die Schleimhautschäden führen zu Diarrhoe, Schwäche, Abma- Infektionen mit S. vulgaris heute selten geworden. In jüngster (S. vulgaris, Abb. 7 und Abb. 8), durch die Leber zum subpe- sich je nach ursächlicher Strongylidenspezies unterscheiden. gerung und gelegentlich Anämie. Vergangenheit wird auch zunehmend ein selektiver Behand- lungsansatz empfohlen. Ziel der selektiven Entwurmung ist Die wandernden Larven und die von ihnen hervorgerufenen es, die Entwicklung von AR bei kleinen Strongyliden durch Thrombosen können zu nicht-strangulierenden Darminfark- eine Herabsetzung der Behandlungsintensität zu reduzieren. ten führen, die man meist im Dickdarm findet. Abhängig von Hierbei bleiben Pferde mit geringen MDS-Eizahlen unbehan- Verirrte Larven der Intensität des Befalls können die initialen klinischen Symp- delt. Wichtig ist daher eine regelmäßige spezifische Diagnose Aorta tome bei nicht-strangulierenden Darminfarkten geringgradig hinsichtlich möglicherweise im Bestand vorkommender pa- sein und mit häufig rezidivierenden abdominalen Schmerzen tenter S. vulgaris-Infektionen durch Anzüchtung von L3. L3 Arteria St5 (Koliken), Fieber und Peritonitis einhergehen. Wird das inf- mesenterica cranialis arzierte Darmsegment übersehen und nicht chirurgisch re- Für die nachhaltige Bekämpfung von Strongylideninfektio- seziert, kommt es zu Darmnekrosen und Darmrupturen, die nen bei Pferden sollten metaphylaktische Entwurmungspro- Adulte Stadien St5 schließlich zum Tod des Pferdes führen. gramme deshalb so konzipiert werden, dass AR verhindert (andere Stadien Ei werden (z. B. bei kleinen Strongyliden und Spulwürmern) und nicht dargestellt) Ei Zu beachten ist, dass gelegentlich sogar Pferde mit hochgra- gleichzeitig einer Übertragung von großen Strongyliden wie mit L1 diger intestinaler Nekrose infolge einer Thrombose keinerlei S. vulgaris vorgebeugt wird. Gegenwärtig gibt es keine wis- L4 Anzeichen ernsthafter Schmerzen zeigen. Peritonitis ist daher senschaftlichen Berichte über AR bei großen Strongyliden. oft das einzige Symptom, das auf die Indikation für eine chir- Eine Behandlung aller Pferde zweimal jährlich mit einem ge- L3 auf Gras urgische Intervention hindeutet. gen Larven großer Strongyliden (z. B. S. vulgaris) wirksamen L1 L4 Anthelminthikum (z. B. IVM oder MOX) bewirkt eine adäqua- L3 Der Nachweis patenter Infektionen mit großen Strongyliden te Kontrolle dieses Parasiten. L2 basiert auf der In-vitro-Anzüchtung der dritten Larvenstadien (L3), die dann anhand der Anzahl ihrer Mitteldarmzellen von Abb. 7: Entwicklungszyklus von Strongylus vulgaris Abb. 8: Entwicklung und Wanderung von Strongylus- den L3 anderer Strongyliden unterschieden werden können vulgaris-Larven (siehe auch 8.1. Diagnose von Wurminfektionen). Endogene (parasitische) Phase: Perorale Aufnahme der L3 mit Gras, Verlust der Scheide im Dünndarm, Penetration der Entwicklung: L3 penetrieren die Darmwand, Häutung zu L4, Dickdarmwand und Häutung zu L4, Wanderung auf oder in Wanderung von L4 in die A. mesenterica cranialis, Häutung der Intima großer Arterien des Dickdarms, Wanderung zur zu St5 ab 90 Tage p.i., Rückwanderung von den Arterien A. mesenterica cranialis und Häutung zum präadulten Stadi- zum Darm. um, Wanderung zum Darm, Penetration der Darmwand und Modifiziert nach Deplazes et al., 2013, Lehrbuch der Parasi- Eintritt in das Darmlumen, wo die Entwicklung zu adulten toloie für die Tiermedizin, Enke Verlag Stuttgart, S. 250 Würmern abgeschlossen wird. Exogene (präparasitische) Phase: Ausscheidung dünnschali- ger MDS-Eier mit dem Kot, Entwicklung zum ersten Larven- stadium (L1) im Ei, Häutung zum zweiten Larvenstadium (L2) und zum infektionsfähigen dritten Larvenstadium (L3). Abb. 9: Aorta am Übergang zur A. mesenterica cranialis mit mehreren L4/präadulten Stadien von Strongylus vulgaris 12 ESCCAP-Empfehlung Behandlung und Kontrolle gastrointestinaler Parasiten bei Pferden und anderen Equiden 13
4.c. SPULWÜRMER 4.c. SPULWÜRMER 4.c. Spulwürmer (Parascaris equorum und Parascaris univalens) Die Pferde-Spulwurmspezies Parascaris equorum und P. uni- valens sind morphologisch nicht voneinander zu unterschei- den. Jüngste Untersuchungen zeigen, dass in den meisten, Die Diagnose von Infektionen mit Parascaris spp. basiert auf dem direkten koproskopischen Nachweis der Eier (rund, bräunlich, etwa 100 µm groß, dickschalig) und/oder dem von Desinfektionsmitteln ist darauf zu achten, ausschließlich Produkte mit nachgewiesener Wirksamkeit gegen Wurmei- er zu wählen (d. h. mit Kresol oder Peressigsäure, siehe auch B wenn nicht sogar in allen Pferdehaltungen Europas mit Spul- Nachweis präadulter Stadien oder adulter Würmer im Kot. Kapitel 5). Resistenzen gegen MLs werden bei Parascaris spp. wurmbefall, aktuell P. univalens – und nicht etwa P. equorum C Die koproskopische Analyse stützt sich auf den mikrosko- inzwischen weithin beschrieben. Jüngste Berichte aus Nord- A – die Spezies mit der höchsten Prävalenz ist. Molekulare Tests pischen Nachweis der Eier mit Hilfe eines qualitativen oder amerika und Australien weisen zudem darauf hin, dass auch für eine Speziesdifferenzierung gibt es gegenwärtig nicht. Da quantitativen Flotationsverfahrens. Wie bei anderen Wirtstie- Resistenzen gegen Pyrantel und BZs auf dem Vormarsch sein beide Arten jedoch eine offenbar sehr ähnliche Pathogenese ren mit Spulwurmbefall ist es auch bei Pferden nicht möglich, könnten. In Pferdehaltungen mit bestätigter Resistenz gegen- und Biologie haben, werden sie hier aus Gründen der Verein- vom Grad der Eiausscheidung im Kot zuverlässig auf die tat- über MLs können alternativ BZs, Pyrantel oder Piperazincitrat fachung einheitlich als Parascaris spp. bezeichnet. sächliche intestinale Wurmbürde zu schließen. Eine positive eingesetzt werden. Piperazincitrat muss jedoch in vergleichs- Kotprobenuntersuchung sollte jedoch immer als Indikation weise hoher Dosierung verabreicht werden und die ent- Ei Ein Befall mit Spulwürmern wird überwiegend bei Fohlen und für eine anthelminthische Behandlung gelten. Aufgrund der sprechend großen Applikationsvolumina erfordern oft eine jungen Pferden beobachtet. Jüngste Querschnittsstudien aus Umweltkontamination und der langen Überlebenszeiten von Nasenschlundsonde. Aufgrund des potenziellen Kolikrisikos Europa zeigen Prävalenzraten von 20 % bis über 80 % bei Parascaris spp.-Eiern in der Außenwelt ist davon auszugehen, durch Bildung von Wurmkonvoluten infolge der unmittelbar Fohlen. dass Pferde mit negativem Kotbefund, die in derselben Um- abtötenden bzw. paralysierenden Wirkung neurotoxischer welt leben und derselben Altersgruppe angehören, ebenfalls Anthelminthika, sollten MLs, Pyrantel und Piperazin bei Foh- Ei + L3 Mit einer Länge von bis zu 50 cm im adulten Stadium zählen exponiert und wahrscheinlich auch befallen sind. Bei diesen len mit hochgradigem Befall nicht eingesetzt werden. diese den Dünndarm besiedelnden Würmer zu den größten Ei + L1 Tieren kann sich die Infektion in der Prä- oder Postpatenz bekannten Nematodenspezies. Die weiblichen Würmer kön- befinden. Im Falle einer positiven Kotprobenuntersuchung Abb.10: Entwicklungszyklus von Parascaris equorum/ nen täglich Hunderttausende Eier ausscheiden und so in ganz Parascaris univalens bei einem Pferd aus einer Gruppe sollten folglich alle Pferde erheblichem Maße zur Kontamination der Umwelt beitragen. derselben Altersgruppe entwurmt werden. MLs sind wirksam A: Schlüpfen des dritten Larvenstadiums (L3) im Magen und Das infektionsfähige Stadium ist die sich im Ei befindende gegen Larvenstadien in der Lunge und im Darm. Die in der Dünndarm, Penetration intestinaler Venen dritte Larve (L3). In dem mit einer dicken Schale ausgestatte- Vergangenheit übliche Empfehlung einer regelmäßigen Ent- B: Larven erreichen die Leber über die Portalvene, ten Ei (90–100 µm) ist die L3 in der Außenwelt mehrere Mo- wurmung von Fohlen alle 6–8 Wochen während des ersten Wanderung durch das Lebergewebe und Penetration von nate, evtl. sogar Jahre überlebensfähig. Dies gilt selbst unter Lebervenen Lebensjahres zielte auf eine Prävention der Kontamination der extremen Bedingungen wie lang anhaltende Frostperioden. Außenwelt und der nachfolgenden Entwicklung intestinaler C: Larven erreichen die Lunge über die Vena cava und das Einmal kontaminierte Ställe und Weiden bleiben folglich dau- Wurmbürden ab. Derartig häufige Entwurmungen gelten je- rechte Herz, Penetration der Lungenalveolen und Wande- erhafte Infektionsquellen. Nach peroraler Aufnahme der Eier rung über die Trachea und den Pharynx in den Dünndarm doch als Hauptursache der Selektion ML-resistenter Parascaris werden die Larven im Darm des Pferdes freigesetzt und pe- mit Häutung zu L4 und präadultem Stadium (St5) vor der spp.-Populationen und werden daher nicht mehr empfohlen. netrieren die Dünndarmwand, um anschließend eine somati- Entwicklung zu adulten Würmern sche Wanderung über den Blutweg in die Leber, das Herz und Nachhaltige Bekämpfungsstrategien sollten regelmäßige Kot- schließlich in die Lunge anzutreten. In der Lunge gelangen die ge Infektionen können zu Husten und reduzierter Gewichts- probenuntersuchungen einschließen (vorzugsweise individu- Larven in die luftführenden Wege, wo sie über das Flimmer- zunahme bei jungen Tieren führen. Weitere mögliche Folgen eller Proben). Verschiedene Maßnahmen der Stall- und Weide- epithel der Luftröhre in Richtung Kehlkopf und Rachen trans- sind sekundäre bakterielle oder virale Infektionen. Während hygiene flankieren die anthelminthische Behandlung, die bei portiert werden und nach dem Abschlucken den Dünndarm der intestinalen Phase (Abb. 11) zeigen mit Parascaris spp. Fohlen im Alter von zwei Monaten eingeleitet und während des Pferdes etwa drei Wochen nach der Infektion erreichen. infizierte Tiere einen reduzierten Appetit und ein raues Fell, des ersten Lebensjahres alle drei Monate mit unterschiedli- Die anschließende Reifung dauert dann mindestens weitere es können aber auch intermittierende Koliken und Gewichts- chen Wirkstoffklassen wiederholt werden sollte. Aufgrund sieben Wochen, bis es zur ersten Ausscheidung von Eiern im verlust auftreten. Gelegentlich können hochgradige Infektio- der oben erwähnten AR-Situation sollte die Wirksamkeit der Kot kommt (Präpatenzzeit 10–16 Wochen, Abb. 10). nen zu schweren Koliken, Obstruktion des Dünndarms, Per- eingesetzten Anthelminthikaklassen in jeder Pferdehaltung forationen, Invaginationen und Peritonitis führen. Unter den regelmäßig überprüft werden. Insbesondere gilt dies für die In vielen Fällen werden bei befallenen Pferden keine klinischen gegenwärtigen im deutschsprachigen Raum vorherrschenden MLs. Diese Überprüfung erfolgt mittels Eizahlreduktionstest Symptome beobachtet. Während der somatischen Wande- epidemiologischen Bedingungen ist die Befallsintensität der (EZRT) oder zumindest über eine Kotprobenuntersuchung auf rung treten gelegentlich klinische Symptome auf, die meist einzelnen Tiere in fast allen Beständen niedrig. Daher verläuft Wurmeier 14 Tage nach erfolgter Entwurmung. Feldstudien belegen, dass das „Abäppeln“ der Weiden und die chemi- Abb. 11: Befall des Dünndarms mit Parascaris spp. mit pathologischen Veränderungen in der Lunge zusammen- die überwiegende Mehrzahl aller Fälle bei Fohlen und jungen hängen. Dagegen scheint die Wanderung durch die Leber Pferden subklinisch. Adulte Pferde können gelegentlich Eier sche oder physikalische Desinfektion von Ställen nachweislich keine klinischen Symptome zu verursachen. In der Lunge ent- ausscheiden und somit als Infektionsquelle für nachfolgende vorteilhafte Effekte haben und zu einer signifikanten Reduzie- stehen hämorrhagische Schleimhautläsionen und hochgradi- Generationen dienen. rung der Prävalenz von Parascaris spp. führen. Beim Einsatz 14 ESCCAP-Empfehlung Behandlung und Kontrolle gastrointestinaler Parasiten bei Pferden und anderen Equiden 15
4.d. BANDWÜRMER 4.d. BANDWÜRMER 4.d. Bandwürmer (Anoplocephala perfoliata, Anoplocephala magna und Paranoplocephala mamillana) Die Entwurmung von Pferden mit Bandwürmern stützt sich Zwei Spezies equiner Bandwürmer sind in Europa von vorran- auf die Anwendung zestozider Anthelminthika. Der Wirk- giger Bedeutung: Anoplocephala perfoliata und A. magna. stoff der Wahl ist Praziquantel. Praziquantel ist in Deutsch- Die meisten Fälle von Bandwurmbefall bei Pferden werden land sowohl in Mono- als auch in Kombinationspräparaten durch A. perfoliata hervorgerufen. Infektionen mit A. magna E zusammen mit MLs (z. B. Ivermectin oder Moxidectin) erhält- werden dagegen nur sehr selten festgestellt. Paranoploce- lich. Werden zur Entwurmung ausschließlich Anthelminthika phala mamillana wird ebenfalls gelegentlich in Deutschland A Proglottiden Abb. 13: Kopfabschnitt eines adulten Anoplocephala eingesetzt, die nur gegen Nematoden wirksam sind, kann ein nachgewiesen. perfoliata nicht diagnostizierter Bandwurmbefall in Pferdegruppen über Die koproskopische Diagnose des Bandwurmbefalls bei Pfer- mehrere Jahre persistieren. Aktuell scheinen zestozide Ant- Bandwurmbefall tritt hauptsächlich in der zweiten Hälfte der den weist nur eine begrenzte Sensitivität auf, da die Eier helminthika nach wie vor vollständig wirksam zu sein. Eine Weidesaison auf und im Wesentlichen nur auf der Weide Adulte B A. perfoliata (65–80 µm, mit Onkosphäre und birnenförmi- zuverlässige Evaluierung der Wirksamkeit von Anthelminthi- nach peroraler Aufnahme infizierter Moosmilben, die den gen Apparat) intermittierend ausgeschieden werden, und ka gegen Bandwürmer ist mit Hilfe der gegenwärtig einge- Zwischenwirt für die Bandwürmer darstellen (Abb. 12). Die D dies ohne Korrelation mit der tatsächlich vorhandenen An- setzten diagnostischen Methoden jedoch schwierig, da diese Präpatenzperiode liegt zwischen 6 Wochen und 4 Monaten. zahl von Bandwürmern im Darm. Zur Verbesserung des Nach- Verfahren eine geringe Sensitivität aufweisen bzw. bei auf Adulte A. perfoliata (Abb. 13) sind 4–8 cm lang und besie- Ei Milben C weises von Anoplocephala-Eiern im Kot von Pferden wurden Antikörper-Nachweis beruhenden Verfahren eine Antikörper- deln das Zäkum nahe des ileozäkalen Übergangs, während auf Gras kombinierte Sedimentations-Flotations-Techniken mit Zen- Persistenz nach Behandlung zu berücksichtigen ist. man adulte A. magna (bis zu 80 cm lang) im Dünndarm findet. Hochgradigere Infektionen mit A. perfoliata können trifugation entwickelt. Dabei werden vergleichsweise große Kotprobenmengen (15–50 g) verarbeitet und untersucht. Um Nachhaltige Strategien zur Bekämpfung von Bandwürmern mit klinischen Koliksymptomen einhergehen. Ursachen sind Cysticercoide die begrenzte Sensitivität der koproskopischen Diagnose zu sollten stets auch die spezifischen regionalen klimatischen Darmirritationen, ileale Wandverdickungen mit Obstrukti- kompensieren, wird darüber hinaus empfohlen, eine Her- Bedingungen berücksichtigen. Zudem sollten Monitoringsys- on sowie Invaginationen und Obstruktionen verschiedener Abb. 12: Entwicklungszyklus von Anoplocephala perfoliata den-/Bestandsdiagnose durchzuführen und alle Pferde des teme eingerichtet werden, mit deren Hilfe die Relevanz von Darmabschnitte, die zu rezidivierenden Schüben spasmodi- Gravide Proglottiden mit Eiern werden mit dem Kot ausge- Bandwurmbefall auf der Ebene des einzelnen Betriebes fest- scher Koliken führen können. Das Risiko gastrointestinaler Bestandes zu entwurmen, wenn Bandwurmeier in einer der schieden (A), die Eier (B) werden freigesetzt und von Moos- gestellt werden kann. Routinemäßige Mehrfachentwurmun- Störungen steigt bei Pferden mit chronischem oder hochgra- untersuchten Proben nachgewiesen wurden. milben in ihrer Funktion als Zwischenwirte aufgenommen. In gen über das gesamte Jahr hinweg, wie sie zur Bekämpfung digem Befall. Die Pathogenität von Anoplocephala magna den Milben entwickeln sich die infektiösen Cysticercoide (C). von kleinen Strongyliden gerechtfertigt sind, werden für die beschränkt sich auf eine katarrhalische Entzündung und In- Zudem sind diagnostische Tests erhältlich, die A. perfoliata- Nach peroraler Aufnahme der infizierten Milben mit Gras Bandwurmbekämpfung nicht empfohlen, da Bandwürmer fektionen verlaufen im Allgemeinen unbemerkt, mit höherer Antikörper mittels Serum-ELISA (Diagnosteq, Universität Li- (D) werden die Cysticercoid-Larven im Darm des Pferdes bei einen anderen Entwicklungszyklus mit einem Zwischenwirt Prävalenz bei jungen Pferden unter zwei Jahren. verpool, UK) oder Speichel-ELISA (EquiSal, Austin Davis Bio- der Verdauung der Milben freigesetzt, heften sich an die haben. Zudem ist die Übertragung von Bandwürmern von logics, Great Addington, UK) nachweisen. Beide Tests können Darmschleimhaut und entwickeln sich zu adulten Bandwür- einer stark ausgeprägten Saisonalität gekennzeichnet. Im All- möglicherweise bei einigen Pferden (z. B. bei zuvor infizierten mern (E). gemeinen reicht eine einzige jährliche Bandwurmbehandlung und anthelminthisch behandelten Tieren) aufgrund der Per- sistenz von Antikörpern für bis zu vier Monaten zu falsch- im Spätherbst oder Winter aus, um einen signifikanten Be- positiven Ergebnissen führen. Wenn dies berücksichtigt wird, fall zu verhindern. In Situationen mit hohem Infektionsdruck können sich diese Tests jedoch als sehr nützlich erweisen. kann jedoch eine zusätzliche frühere Behandlung während Dies gilt insbesondere für die Diagnose auf Gruppen- bzw. des Sommers angezeigt sein. Regelmäßiges Entfernen von Betriebsebene mit dem Serumtest oder die gezielte Behand- Kot auf der Weide (mindestens einmal wöchentlich) kann lung von Patienten aufgrund der Untersuchung mittels des langfristig ebenfalls zu einer Senkung des Infektionsdrucks Speicheltestes. beitragen. 16 ESCCAP-Empfehlung Behandlung und Kontrolle gastrointestinaler Parasiten bei Pferden und anderen Equiden 17
4.e. DASSELFLIEGEN 4.f. ZWERGFADENWÜRMER 4.e. Dasselfliegen (Gasterophilus spp.) Dasselfliegen sind Arthropoden der Gattung Gasterophilus (Diptera: Oestridae). Die höchste Prävalenz in Europa ha- Die adulten Fliegen treten meistens in den Monaten Juni und Juli auf und sind in der Regel bis Oktober oder November aktiv. 4.f. Zwergfadenwürmer (Strongyloides westeri) Der Nematode Strongyloides westeri besiedelt den Dünndarm und hier hauptsächlich das Duodenum. Patente Infektionen Bei Pferden mit massiver perkutaner Infektion kann eine loka- le Dermatitis entstehen. Das Fell kann stumpf sein und durch ben Gasterophilus intestinalis, G. haemorrhoidalis, G. nasa- werden überwiegend bei jungen Pferden nachgewiesen, d. h. lokale Hautreizungen und Juckreiz können betroffene Tiere lis, G. inermis und G. pecorum. Gasterophilus intestinalis, Die L2/L3 verschiedener Gasterophilus spp. heften sich spe- bei Fohlen bis zu sechs Monaten. Gelegentlich können auch gestresst werden. Oft handelt es sich dabei um die Folgen G. haemorrhoidalis und G. nasalis treten häufig bei grasen- ziesspezifisch an die Schleimhaut des Magens (G. intestina- ältere Pferde befallen sein und Stuten sind eine wichtige einer allergischen Reaktion auf Reinfektionen. Der pathoge- den Pferden auf. G. inermis und G. pecorum werden dage- lis), des Duodenums (G. nasalis, G. haemorrhoidalis) oder Infektionsquelle für ihre Fohlen. Es handelt sich um außer- ne Haupteffekt der Infektion tritt jedoch im Darm auf, wo gen seltener nachgewiesen. Ihre Larven verursachen haupt- des Rektums (G. haemorrhoidalis, G. inermis), wo sie fokale gewöhnliche Parasiten, da sich nur weibliche parasitische sich adulte weibliche Würmer in die Dünndarmschleimhaut sächlich eine gastrointestinale Myiasis. oberflächliche Schleimhautulzera und Gewebeverletzungen Stadien entwickeln. Diese sehr schlanken, kleinen (maximal einbetten und eine lokale Enteritis verursachen, die zu Diar- hervorrufen, um ihre Nahrungsaufnahme zu erleichtern. Die 10 mm lang) parasitischen Weibchen pflanzen sich parthe- rhoe führen kann. Unklar ist jedoch, welche Rolle S. westeri Adulte Fliegen haben ein hummelartiges Aussehen und die L1 wandern in der Maulhöhle durch die Schleimhaut der nogenetisch (d. h. durch Jungfernzeugung) fort und scheiden tatsächlich als Ursache von Diarrhoe bei jungen Fohlen spielt, weiblichen Fliegen spielen die Hauptrolle bei der Infektion Zunge, des Zahnfleisches und des Gaumens und verursachen kleine, dünnschalige, embryonierte Eier (40–50 x 30–40 µm) da es zum einen Berichte über hohe fäkale Eizahlen in Kom- von Pferden. In Südeuropa können sie bereits im Frühjahr/ Zahnfleischentzündungen und damit Schmerzen, die zu ei- aus, die bereits das erste Larvenstadium (L1) enthalten. Die L1 bination mit hochgradiger Diarrhoe gibt, während man aber Frühsommer aktiv sein, während die Eiablage in den gemä- ner Beeinträchtigung der Futteraufnahme führen können. schlüpfen in der Außenwelt und können sich zu infektions- auch hohe Ausscheidungen von Strongyloides-Eiern bei Foh- ßigten Regionen eher im Spätsommer stattfindet. Weibliche Erste klinische Symptome einer Gasterophilose sind meist fähigen dritten Larvenstadien (L3) entwickeln, die einen Wirt len ohne jegliche klinische Symptome findet. Klinisch erkrank- Fliegen der meisten Gasterophilus-Arten haben einen kleinen Schluckbeschwerden, bedingt durch die Lokalisation der Lar- infizieren oder freilebende männliche und weibliche Stadien te Fohlen können anorektisch und lethargisch werden. Wo Aktionsradius und halten sich meist sehr nahe an Pferden auf. venstadien im Rachenbereich. Da jedoch selbst ein massiver hervorbringen, die sich fortpflanzen und Eier in der Umwelt regelmäßig entwurmt wird, scheinen die meisten Infektionen Sie fliegen die Haut der Pferde sehr schnell an, um ein Ei an Befall nicht immer mit klinischen Symptomen einhergeht, legen, aus denen wiederum infektionsfähige L3 entstehen. mit S. westeri asymptomatisch zu verlaufen. Zu berücksich- einem Haar zu befestigen. Diese Flugaktivitäten verursachen gelten Gasterophilus spp. im Allgemeinen als sehr viel we- tigen ist, dass viele Fälle von Fohlendurchfall in den ersten ein spezielles summendes Geräusch, das viele Pferde als sehr niger pathogen als parasitäre Nematoden. Allerdings wird Die Infektion der Fohlen erfolgt galaktogen durch perorale 1–2 Lebenswochen keinen Zusammenhang mit S. westeri- störend empfinden. Nach Ablage der kleinen (1–2 mm), meist Gasterophilus-Befall auch mit Magen- und Darmgeschwüren Aufnahme der L3 mit der Milch der Stute. Die galaktogene Infektionen haben. gedeckelten, gelblichen Eier sterben die Weibchen. Die an in Verbindung gebracht, ebenso wie mit chronischen Gastriti- Infektion ist der primäre Übertragungsweg von S. westeri den Haaren haftenden Eier sind relativ gut mit bloßem Auge den, Darmobstruktionen, Volvulus, Rektalprolaps, Ruptur der auf Fohlen. Später kann eine Übertragung auch durch per- Die Diagnose einer Infektion mit S. westeri erfolgt über den zu erkennen, insbesondere bei Pferden mit dunklem Fell. Gastrointestinalwand, Peritonitis, Anämie und Diarrhoe. orale Aufnahme der infektionsfähigen L3 aus der Umwelt, koproskopischen Nachweis der typischen Eier im Kot. Gasterophilus intestinalis legen ihre Eier an Haare der Vorder- vorrangig auf der Weide, erfolgen oder auf dem Weg der extremitäten, des Schulterblatts und der Flanken, während Der Nachweis von Gasterophilus spp. erfolgt im Sommer/ perkutanen Infektion. Bei immunen adulten Pferden kommt Für eine wirksame Bekämpfung von S. westeri-Infektionen die Eiablage der meisten anderen Dasselfliegenarten vorwie- Herbst durch Adspektion des Fells der Pferde und den opti- es nach perkutaner Infektion nur sehr selten zu einer Etab- sollten Anthelminthikagaben mit grundlegenden Hygiene- gend im Kopfbereich des Pferdes stattfindet. Eine Ausnahme schen Nachweis der an den Haaren klebenden gelblichen Eier. lierung von S. westeri-Larven im Verdauungstrakt und somit maßnahmen kombiniert werden. In Anbetracht der aktuellen bildet G. pecorum, deren weibliche Fliegen ihre Eier in der Mittels gastrointestinaler Endoskopie können zudem die an kaum zu patenten Infektionen. Stattdessen verteilen sich die epidemiologischen Situation scheint die früher häufig propa- Umgebung an Weidepflanzen ablegen. Menschen werden der Wand von Magen und Duodenum verankerten Gastero- Larven in verschiedenen somatischen Geweben, wo sie über gierte Strategie der routinemäßigen Entwurmung von Fohlen gelegentlich befallen und zeigen hinweisgebende Bohrgänge philus-Larven nachgewiesen werden. In Europa gibt es neben längere Perioden, möglicherweise über mehrere Jahre, le- während der ersten Lebenswochen heute nicht mehr ge- in der Haut der Wangen und sogar Infektionen des Verdau- PCR-Techniken auch einen ELISA für den Antikörpernachweis bensfähig bleiben. Bei befallenen Stuten führen hormonelle rechtfertigt. Dies liegt zum einen an der niedrigen Prävalenz ungstraktes. auf Basis exkretorischer/sekretorischer Antigene von G. intes- Veränderungen im Zusammenhang mit der Gravidität und und zum anderen an der fehlenden Evidenz für S. westeri- Das Schlüpfen der ersten Larvenstadien (L1) findet nach ei- tinalis-L2. In der Praxis sind diese Verfahren bislang aber noch der Laktation zu einer Reaktivierung dieser Larven, die dann assoziierte Erkrankungen bei Fohlen. In Pferdehaltungen, in nem mechanischen Stimulus (G. intestinalis und G. pecorum) nicht routinemäßig einsetzbar. eine Wanderung in Richtung Euter aufnehmen und schließ- denen S. westeri zuvor bereits nachgewiesen worden ist, kann oder spontan (G. nasalis) statt. Die L1 erreichen die Maul- lich über die Milch auf das Fohlen übertragen werden. Nach eine Entwurmung von Stuten vor oder kurz nach der Geburt höhle durch perorale Aufnahme (Lecken bei G. intestinalis Die Larvenstadien von Gasterophilus spp. sind hoch empfind- peroraler Aufnahme mit der Muttermilch vollziehen die Lar- (1–2 Tage post partum) erwogen werden. Diese hat das Ziel, bzw. Grasen bei G. pecorum) oder durch Larvenwanderung. lich gegenüber MLs (insbesondere Ivermectin) und werden ven im Fohlen keine somatische Wanderung, sondern siedeln die Anzahl der Larven in der Milch zu reduzieren, um gege- Die zweiten Larvenstadien (L2) findet man im Magen und im im Rahmen einer routinemäßigen Entwurmung mit diesen sich unmittelbar im Dünndarm an. Dort entwickeln sie sich benenfalls die Inzidenz von Fohlendurchfall zu senken. Für die Duodenum des Pferdes, wo sie sich zum dritten Larvensta- Wirkstoffen zuverlässig eliminiert. Da die Aktivität der Fliegen zu parthenogenetischen Weibchen, wodurch sich eine auf Behandlung klinischer Fälle stehen einige wirksame Anthel- dium (L3) häuten. Die L3 sind 16–20 mm lang, haben eine mit dem Einsetzen der ersten Frosttemperaturen sistiert, sollte 5–8 Tage verkürzte Präpatenz erklärt. Nach Aufnahme freile- minthika zur Verfügung, einschließlich Ivermectin und Fen- spindelähnliche Form und besitzen zwei große Mundhaken. eine geeignete Behandlung des Pferdes im Spätherbst (z. B. bender L3 durchlaufen diese eine somatische Wanderung, die bendazol, wobei Letzteres in einer Dosierung von 50 mg/kg Die einzelnen Segmente weisen eine oder zwei Reihen von im frühen November) sämtliche vorhandenen Larven entfer- mit der Penetration der Dünndarmwand beginnt. Anschlie- Körpergewicht verabreicht werden muss (signifikant höher Dornenkränzen auf. nen. Zusätzlich empfohlen wird das mechanische Entfernen ßend wandern die Larven durch die Lunge und gelangen über als die Standarddosierung von 7,5 mg/kg Körpergewicht). der im Fell klebenden Eier mit einem speziellen Dasselmesser die Trachea zum Pharynx, wo sie abgeschluckt werden und Adäquate Weide- und Stallhygiene, kombiniert mit einer re- Nach mehreren Monaten verlassen die L3 schließlich den Wirt oder durch gründliches Waschen der Haare mit warmem in- schließlich den Dünndarm erreichen. Dort reifen sie zu adul- gelmäßigen Reinigung der Euter von Stuten, sollte die Risiken mit den Fäzes und verpuppen sich im Erdboden, bis die adulten sektizidhaltigen Wasser. Allein sind diese flankierenden Maß- ten weiblichen Würmern heran. Die Präpatenz kann sich über einer Umweltkontamination und einer Infektion von Fohlen Fliegen schlüpfen und in die Umwelt gelangen. Die parasitäre nahmen in der Regel aber nicht ausreichend, um eine gastro- einige Wochen erstrecken, aber auch nur 10 Tage dauern. zusätzlich reduzieren. Phase dauert 8–10 Monate, die Puppenphase 3–8 Wochen. intestinale Infektion zu verhindern. 18 ESCCAP-Empfehlung Behandlung und Kontrolle gastrointestinaler Parasiten bei Pferden und anderen Equiden 19
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