Empfehlungen zur Behandlung und Kontrolle gastrointestinaler Parasiten bei Pferden und anderen Equiden - Deutsche Adaption der ESCCAP-Empfehlung ...

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Empfehlungen zur Behandlung und Kontrolle gastrointestinaler Parasiten bei Pferden und anderen Equiden - Deutsche Adaption der ESCCAP-Empfehlung ...
Empfehlungen zur Behandlung und
Kontrolle gastrointestinaler Parasiten bei
          Pferden und anderen Equiden
 Deutsche Adaption der ESCCAP-Empfehlung Nr. 8, August 2019

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Empfehlungen zur Behandlung und Kontrolle gastrointestinaler Parasiten bei Pferden und anderen Equiden - Deutsche Adaption der ESCCAP-Empfehlung ...
PRÄAMBEL

                      Präambel
                      Inhalt der vorliegenden Veröffentlichung ist die im August 2019 überarbeitete Fassung der deutschen Adaption der
                      europäischen ESCCAP-Empfehlung Nr. 8 zur Behandlung und Kontrolle gastrointestinaler Parasiten bei Pferden und
                      anderen Equiden, erstellt in Kooperation von ESCCAP Deutschland e.V. und den nationalen Partnern:

                      • Bundestierärztekammer e.V. (BTK, Ausschuss Pferd)

                      • Bundesverband Praktizierender Tierärzte e.V. (bpt)

                      • Deutsche Veterinärmedizinische Gesellschaft e.V. (DVG, Fachgruppe Pferdekrankheiten)

                      • Gesellschaft für Pferdemedizin (GPM)

                      An dem Update der vorliegenden deutschen Adaption der europäischen ESCCAP-Empfehlung beteiligte
                      Autoren waren:

                      • Prof. h.c. (KazATU) Dr. Christian Bauer, Dipl. EVPC, Institut für Parasitologie, Fachbereich Veterinärmedizin,
                        Justus-Liebig-Universität Gießen
                      • Prof. Dr. Peter-Henning Clausen, Dipl. EVPC, Institut für Parasitologie und Tropenveterinärmedizin,
                        Freie Universität Berlin
                      • Prof. Dr. Hubertus Hertzberg, Dipl. EVPC, Institut für Parasitologie, Vetsuisse-Fakultät, Universität Zürich
                      • Prof. Dr. Anja Joachim, Dipl. EVPC, Institut für Parasitologie, Veterinärmedizinische Universität Wien
                      • Prof. Dr. Christina Strube, PhD, Institut für Parasitologie, Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover
                      • Prof. Dr. Georg von Samson-Himmelstjerna, Dipl. EVPC, Institut für Parasitologie und Tropenveterinärmedizin,
                        Freie Universität Berlin, Vorsitzender ESCCAP Deutschland e.V.

2 ESCCAP-Empfehlung                                                        Behandlung und Kontrolle gastrointestinaler Parasiten bei Pferden und anderen Equiden 3
Empfehlungen zur Behandlung und Kontrolle gastrointestinaler Parasiten bei Pferden und anderen Equiden - Deutsche Adaption der ESCCAP-Empfehlung ...
I N H A LT

                      1.    Hintergrund ................................................................................................................................................................      6

                      2.    Einleitung ....................................................................................................................................................................   6

                      3.    Allgemeine Faktoren: Alter, Haltung, Nutzung, Wetter und Klima........................................................................                                            7

                      4.    Spezifische Informationen und Empfehlungen für die Bekämpfung ausgewählter
                            gastrointestinaler Parasiten der Pferde ....................................................................................................................                      8
                            4.a. Kleine Strongyliden (Nicht-migrierende Strongyliden) ............................................................................................                            8
                            4.b. Große Strongyliden (Migrierende Strongyliden) ..................................................................................................... 11
                            4.c. Spulwürmer (Parascaris equorum und Parascaris univalens) ................................................................................... 14
                            4.d. Bandwürmer (Anoplocephala perfoliata, Anoplocephala magna und Paranoplocephala mamillana)....................... 16
                            4.e. Dasselfliegen (Gasterophilus spp.) ......................................................................................................................... 18
                            4.f. Zwergfadenwürmer (Strongyloides westeri)........................................................................................................... 19
                            4.g. Pfriemenschwänze (Oxyuris equi) .......................................................................................................................... 20

                      5.    Maßnahmen gegen freilebende Parasitenstadien in der Umwelt.......................................................................... 22

                      6.    Allgemeine Entwurmungsstrategien für Fohlen, Jährlinge, adulte Pferde und Stuten
                            (spezifische Behandlungsempfehlungen im Jahresverlauf).................................................................................... 23
                            6.1. Selektive Entwurmung .......................................................................................................................................... 23
                            6.2. Strategische Entwurmung..................................................................................................................................... 25

                      7.    Schulung des Praxisteams, Empfehlungen für PferdebesitzerInnen ..................................................................... 27

                      8.    Diagnose von Wurmbefall und Anthelminthika-Resistenzen ................................................................................ 28
                            8.1. Diagnose von Wurmbefall..................................................................................................................................... 28
                            8.2. Diagnose von Anthelminthika-Resistenzen ............................................................................................................ 28

                      9.    Anhang: Weitere Parasitenspezies............................................................................................................................ 29
                      		Großer Leberegel (Fasciola hepatica).............................................................................................................................. 29
                      		Lungenwurm (Dictyocaulus arnfieldi)............................................................................................................................. 29
                      		Magenwürmer (Trichostrongylus axei, Habronema spp. und Draschia megastoma) ........................................................ 30

                      10. Glossar......................................................................................................................................................................... 32

                      11. Hintergründe von ESCCAP ........................................................................................................................................ 33

                      12. Danksagung ................................................................................................................................................................ 34

4 ESCCAP-Empfehlung                                                                                     Behandlung und Kontrolle gastrointestinaler Parasiten bei Pferden und anderen Equiden 5
Empfehlungen zur Behandlung und Kontrolle gastrointestinaler Parasiten bei Pferden und anderen Equiden - Deutsche Adaption der ESCCAP-Empfehlung ...
1. HINTERGRUND/2. EINLEITUNG                                                                                                                                                                                                                                         3. ALLGEMEINE FAKTOREN

 1. Hintergrund

 Das European Scientific Counsel Companion Animal Parasites        werden Empfehlungen zur Begrenzung der Risiken durch          Tabelle 1: Liste ausgewählter equiner Endoparasitenspezies, ihrer Lokalisation und der für die Anwendung bei Pferden in Europa
 (ESCCAP) wurde 2005 in Großbritannien gegründet. Heute            Parasiten mit Zoonosepotenzial gegeben. Zu diesem Zweck       zugelassenen Arzneimittelklassen.
 gibt es 12 nationale ESCCAP-Organisationen, die 16 euro-          hat ESCCAP bereits mehrere spezifische Empfehlungen über
                                                                                                                                     Parasitenspezies                         Lokalisation                      Morphologische Merkmale                            Verfügbare Antiparasitika1 (Auswahl)
 päische Länder vertreten. ESCCAP Deutschland e.V. stellt die      Ekto- und Endoparasitenbefall bei Hunden und Katzen ver-
 ESCCAP-Assoziation für Deutschland und Österreich dar. Ziel       öffentlicht. Dies sind nun die ersten Empfehlungen für die        Anoplocephala perfoliata                 Dünndarm/Zäkum                    4–8 cm lang, flach, segmentiert                    PZQISO, (PYRPY, aber nur partiell wirksam
                                                                                                                                     und andere Bandwürmer                                                                                                         in 2- bis 3-facher Dosierung)
 von ESCCAP ist es, TierärztInnen praktische, unabhängige          Bekämpfung gastrointestinaler Parasiten bei Pferden und an-
 und fachlich fundierte Empfehlungen für den bestmöglichen         deren Equiden im gewohnten Format der bereits vorliegen-          Cyathostominen                           Dickdarm                          0,5–2 cm lang, rund, dünn,                         IVMML, MOXML, FBZBZ, PYRPY, PIPVA
                                                                                                                                     (kleine Strongyliden)                                                      kleine Mundkapsel
 Schutz von Kleintieren und Pferden vor Parasiteninfektionen       den ESCCAP-Veröffentlichungen.
 und Erkrankungen zur Verfügung zu stellen. Gleichzeitig                                                                                                                      Schleimhautstadien/                                                                  MOXML, (FBZBZ, aber nur bei wiederhol-
                                                                                                                                                                              enzystierte Stadien                                                                  ter Behandlung an fünf aufeinander-
                                                                                                                                                                                                                                                                   folgenden Tagen)
                                                                                                                                     Dictyocaulus arnfieldi                   Lunge                             2,5–8,5 cm lang, rund                              IVMML, MOXML, FBZBZ
 2. Einleitung                                                                                                                       Fasciola hepatica                        Leber                             Bis zu 5 x 1 cm, flach, blattartig                 Kein Wirkstoff zugelassen
                                                                                                                                                                                                                                                                   (Umwidmung von TCBZBZ)
                                                                                                                                     Gasterophilus spp.                       Maul, Ösophagus,                  L3 1,5–2 cm lang, fassförmig,                      IVMML, MOXML
 Als Weidetiere können Pferde sowie andere Equiden von ei-         Ziel dieser Empfehlung ist es, dem Pfer-                          (Dasselfliegenlarven)                    Magen, Darm                       zwei Mundhaken
 ner großen Zahl unterschiedlicher gastrointestinaler Parasiten                                                                      Habronema spp.,                          Magen                             1,0–2,5 cm, dünn, haarartig                        IVMML, MOXML
 befallen werden. Jedes Pferd mit Weidegang ist lebenslang
                                                                   depraktiker/der Pferdepraktikerin kurz
                                                                                                                                     Draschia megastoma
 wiederholt Infektionen mit gastrointestinalen Parasiten ver-      gefasste Informationen und praktische                             Oxyuris equi (Pfriemen-                  Dickdarm/Rektum                   ♀ 4–15 cm, spitz zulaufender                       IVMML, MOXML, FBZBZ, PYRPY
 schiedener Spezies ausgesetzt. Auch Pferde, die ausschließ-       Empfehlungen zu den wichtigsten gas-                              schwänze)                                                                  Schwanz, ♂ 0,9–1,2 cm
 lich oder vorwiegend im Stall oder auf grasfreien Koppeln                                                                           Parascaris equorum,                      Dünndarm                          ♀ 16–50 cm, ♂ 15–28 cm, rund, IVMML, MOXML, FBZBZ, PYRPY, PIPVA
 gehalten werden, können betroffen sein und von gastroin-          trointestinalen Parasiten bei Pferden an                                                                                                     Mundöffnung mit drei Lippen
                                                                                                                                     P. univalens (Spulwürmer)
 testinalen Würmern wie Rund- oder Bandwürmern befallen            die Hand zu geben. Dies wird durch einen                                                                   Lungenstadien                                                                        IVMML
 werden. Die Prävention und Bekämpfung parasitärer Infek-
                                                                   aktuellen Überblick über diese Parasiten                          Strongyloides westeri                    Dünndarm                          0,8 cm, sehr dünn                                  IVMML, MOXML, FBZBZ
 tionen bei Pferden ist deshalb eine dauerhafte Aufgabe für
                                                                   unter den zurzeit herrschenden epide-                             Trichostrongylus axei                    Magen                             0,4 cm, haarfein                                   IVMML, MOXML
 TierärztInnen, LeiterInnen von Pferdebetrieben und Pferdebe-
 sitzerInnen.                                                                                                                        Strongylus vulgaris,                     Dickdarm                          1-5 cm lang, dünn, rund, große                     IVMML, MOXML, FBZBZ, PYRPY, PIPVA
                                                                   miologischen Bedingungen in Europa er-                            Strongylus equinus,                                                        Mundkapsel
                                                                   gänzt. Der Schwerpunkt dieser Empfeh-                             Strongylus edentatus                     Wandernde/                                                                           IVMML, MOXML, (FBZBZ nur partiell wirk-
 Dank der guten Verfügbarkeit und der häufigen Anwendung                                                                             (große Strongyliden)                     somatische Stadien                                                                   sam gegen S. vulgaris und S. edentatus)
 von gegen die meisten relevanten gastrointestinalen Parasiten     lungen liegt auf der Minimierung von
 wirksamen sowie gut verträglichen Anthelminthika treten Fäl-                                                                    1
                                                                                                                                     Arzneimittel und Arzneimittelklassen: Benzimidazole (BZ), Fenbendazol (FBZ), Isochinolin-Derivate (ISO), Ivermectin (IVM), makrozyklische Laktone (ML), Moxidectin (MOX, Cave: Moxidectin
                                                                   Infektionen mit diesen Parasiten und der                          nur bei Pferden > 4 Monaten anwenden), Piperazin (PIP), Pyrimidine (PY), Pyrantel (PYR), Triclabendazol (TCBZ), Praziquantel (PZQ) und verschiedene andere (VA). Rote Exponenten weisen
 le klinischer Erkrankungen bei Pferden heute sehr viel seltener                                                                     darauf hin, dass für diese Arzneimittelklasse bei dieser Parasitenspezies Fälle von Anthelminthika-Resistenz in Europa beschrieben wurden.

 auf, als dies noch bis vor ca. vier Jahrzehnten der Fall war.     entsprechenden klinischen Parasitosen.
 Da bislang jedoch keine Parasitenspezies ausgerottet werden       Die ESCCAP-Empfehlung umfasst Maß-                            3. Allgemeine Faktoren: Alter, Haltung, Nutzung,
 konnte und kein protektiver Impfstoff gegen Parasiten von
 Pferden zur Verfügung steht, sind auch weiterhin routine-
                                                                   nahmen zur Diagnostik und nachhal-                               Wetter und Klima
 mäßige Überwachungs- und Bekämpfungsmaßnahmen zum                 tigen Prävention (Prophylaxe und Me-
 Schutz der Gesundheit der Pferde erforderlich.                    taphylaxe) unter Berücksichtigung der                         Voraussetzung für eine wirksame und nachhaltige Parasiten-                                           normalerweise keine intensive metaphylaktische Behandlung
                                                                   spezifischen Erfordernisse bei Pferden                        bekämpfung bei Pferden ist die konsequente Anwendung                                                 oder spezifische Haltungsmaßnahmen. Bei Pferden ohne Wei-
 Die vollständige Berücksichtigung sämtlicher equiner gastro-
                                                                                                                                 sämtlicher bekannter präventiver Managementmaßnahmen.                                                degang ist in der Regel keine starke Exposition gegenüber
 intestinaler Parasiten würde die Grenzen dieser Empfehlun-        unterschiedlicher Altersgruppen, Hal-                         Diese sind dem spezifischen Bedarf des jeweiligen Pferdetyps                                         Strongyliden und Bandwürmern zu erwarten.
 gen sprengen. Daher werden an dieser Stelle lediglich die kli-
                                                                   tungsformen und Nutzungsarten.                                und den jeweiligen Haltungsbedingungen individuell anzu-
 nisch relevantesten Parasiten mit den höchsten Prävalenzen in
                                                                                                                                 passen.                                                                                              Im Rahmen der Beurteilung erforderlicher Bekämpfungsmaß-
 Europa behandelt. Diese sind in Tabelle 1 zusammengefasst.
                                                                                                                                                                                                                                      nahmen sollte stets auch berücksichtigt werden, welche Aus-
                                                                                                                                 Einige parasitäre Infektionen, zum Beispiel mit Spulwürmern,                                         wirkungen das Klima und das Wetter zum Beispiel auf die
                                                                                                                                 führen zu einer partiell protektiven Immunantwort. Ältere                                            Entwicklung und Epidemiologie von Parasiten, wie z. B. den
                                                                                                                                 Pferde benötigen deshalb zum Schutz vor einer Erkrankung                                             großen und kleinen Strongyliden, haben können.

6 ESCCAP-Empfehlung                                                                                                                                                                                                  Behandlung und Kontrolle gastrointestinaler Parasiten bei Pferden und anderen Equiden 7
Empfehlungen zur Behandlung und Kontrolle gastrointestinaler Parasiten bei Pferden und anderen Equiden - Deutsche Adaption der ESCCAP-Empfehlung ...
4 . S P E Z I F I S C H E I N F O R M AT I O N E N
  4.a. KLEINE STRONGYLIDEN                                                                                                                                                                                                       4.a. KLEINE STRONGYLIDEN

4. Spezifische Informationen und Empfehlungen
   für die Bekämpfung ausgewählter gastrointestinaler
   Parasiten der Pferde
      (biologische Schlüsselfaktoren, Entwicklungszyklus, Epidemiologie/Prävalenz,
      klinische Symptome, Diagnose, Arzneimittelbehandlung/Resistenzen)

 4.a.                                      Kleine Strongyliden
                                           (nicht-migrierende Strongyliden)

 Hierzu gehören die Cyathostominen und andere nicht-mi-
 grierende kleine Strongyliden (Triodontophorus spp., Crate-
 rostomum spp., Bidentostomum spp. und Oesophagodontus
                                                                   Pferdehaltungen vor. Die Infektion erfolgt hauptsächlich auf
                                                                   der Weide durch perorale Aufnahme der infektionsfähigen
                                                                   dritten Larvenstadien (L3), die anschließend eine larvale Ent-
                                                                                                                                    Im Stall erworbene Infektionen sind selten und insgesamt we-
                                                                                                                                    niger relevant.

                                                                                                                                    Die kleinen Strongyliden oder auch Cyathostominen (nicht-
                                                                                                                                    migrierende Strongyliden) gelten als sehr viel weniger patho-
                                                                                                                                    gen als große Strongyliden (migrierende Strongyliden) wie
                                                                                                                                    z. B. Strongylus-Arten. Bei starkem Befall können Triodon-
                                                                                                                                    tophorus spp. (am häufigsten T. serratus und T. brevicauda)
                                                                                                                                    jedoch die Darmschleimhaut schädigen und zu Abmagerung
 spp.). Infektionen mit kleinen Strongyliden treten in allen eu-   wicklung in der Darmschleimhaut durchlaufen, bevor sie wie-      und Diarrhoe führen, da sie dazu neigen, sich im Darm des
 ropäischen Ländern auf und kommen praktisch in sämtlichen         der in das Darmlumen eintreten (Abb. 1 und Abb. 2).              Pferdes in „Wurmherden“ simultan zu ernähren. Mehr als
                                                                                                                                    40 Cyathostominen-Arten sind bei Pferden bekannt und
                                                                                                                                                                                                         Abb. 3: Dickdarm eines Pferdes mit multiplen enzystierten
                                                                                                                                    einzelne Pferde können gleichzeitig von mehreren – oftmals
                                                                                                                                                                                                         Larven kleiner Strongyliden in der Schleimhaut
                                D            A                              L3                                                      mehr als zehn – Cyathostominen-Arten befallen sein. Cya-
                                                                                                                                    thostominen können eine larvale Cyathostominose verursa-
                                                                                                                                    chen, eine Folge des synchronen Fortsetzens der Entwick-
                       C                                            Ileum                                    Proximales Kolon       lung zahlreicher inhibierter/enzystierter L3 (Abb. 3) und des
                                 E
                                                                                                                                    simultanen Wiedereintretens großer Zahlen bis dahin in der
                                                                                                                                    Schleimhaut verweilender Larvenstadien in das Darmlumen,
                                                                                                                                    welches mit massiver Gewebezerstörung einhergeht.

                                                       Ei
                                                                     Zäkum
                                                                                    L4                                              Die Erkrankung wird meist bei Pferden im Alter von bis zu
                                                                                                     St5
     B                                                                                                                              sechs Jahren beobachtet und führt zu akuter und persistie-                                                 L1
                                                                                                                                    render Diarrhoe (gelegentlich begleitet von Koliken, Gewichts-
                                                                                                        Distales Kolon              verlust oder Fieber). In einer beträchtlichen Anzahl von Fällen                                                                    50 µm
                                                       L1
                                                                                 L3                                                 kommt es zu tödlichen Verläufen. Normalerweise gelten im
       L3
     auf Gras                                                                                                                       Darmlumen verweilende larvale und adulte Cyathostomine als            Abb. 4: Eier gastrointestinaler Strongyliden (MDS-Eier) in
                                                                                                                                                                                                          Pferdekot. Mit L1 markierte Eier enthalten erste Larvenstadien.
                                                                                                                                    nur geringgradig pathogen und die meisten infizierten Tiere
                           L3
                                          L2                                             L4                                         scheinen selbst bei relativ hohen Wurmbürden klinisch nicht
                                                                                                                                    beeinträchtigt zu sein. Einige Studien erwähnen jedoch eine
                                                                                                                                    mögliche Korrelation zwischen einem Cyathostominen-Befall
 Abb. 1: Entwicklungszyklus kleiner Strongyliden                   Abb. 2: Entwicklung von Cyathostominen im Darm                   und rezidivierender Diarrhoe und intermittierenden Koliken.
 (Cyathostominen)
                                                                   Modifiziert nach Deplazes et al., 2013, Lehrbuch der Parasi-
 A: Eiausscheidung                                                 tologie für die Tiermedizin, Enke Verlag Stuttgart, S. 248       Die Diagnose patenter Infektionen mit kleinen Strongyliden
                                                                   Häutung zu L4; histotrope Phase von 1–2 Monaten                  erfolgt mittels Kotprobenuntersuchung über den Nachweis
 B: Perorale Aufnahme der dritten Larvenstadien (L3)
    mit dem Gras                                                   (im Winter Hypobiose der L3 möglich)                             der etwa 60–140 µm langen, dünnschaligen, ovoiden Eier
                                                                                                                                    vom Magen-Darm-Strongyliden (MDS)-Typ (Abb. 4).
 C: Verlust der Scheide durch die Magenflüssigkeit                 Präadultes Stadium, auch fünftes Stadium (St5) genannt
 D: Passage unbescheideter L3 durch den Dünndarm                                                                                    Oft findet man larvale/präadulte und adulte Stadien in großer
 E: Invasion in die Mukosa/Submukosa von Kolon und                                                                                  Zahl im Kot entwurmter Pferde (Abb. 5).
    Zäkum, Häutung zum vierten Larvenstadium, Rückkehr in                                                                                                                                                 Abb. 5.: Pferdekot mit typischen roten Stadien bestimmter
    das Darmlumen und finale Häutung vor der Entwicklung                                                                                                                                                  kleiner Strongyliden-Arten.
    zum adulten Stadium

8 ESCCAP-Empfehlung                                                                                                                                                                          Behandlung und Kontrolle gastrointestinaler Parasiten bei Pferden und anderen Equiden 9
Empfehlungen zur Behandlung und Kontrolle gastrointestinaler Parasiten bei Pferden und anderen Equiden - Deutsche Adaption der ESCCAP-Empfehlung ...
4.a. KLEINE STRONGYLIDEN                                                                                                                                                                                                 4.b. GROSSE STRONGYLIDEN

                                                                                                                                    4.b.
  Für die qualitative oder quantitative Analyse von Strongyli-     grierenden) Strongyliden ausgeschlossen werden kann, ist
  deneiern können verschiedene Methoden eingesetzt werden.         eine einzige Entwurmung pro Jahr ausreichend. Voraus-
  Wissenschaftliche Daten zur Korrelation zwischen der Anzahl      setzung ist jedoch, dass die Notwendigkeit häufigerer Ent-                                               Große Strongyliden
  von MDS-Eiern pro Gramm Kot und der intestinalen Wurm-           wurmungen durch regelmäßige Kotprobenuntersuchungen
  bürde bei adulten Pferden liegen bislang aber nicht vor. Eine    ausgeschlossen wird und dass in den betreffenden Pferdehal-
                                                                                                                                                                            (migrierende Strongyliden)
  Studie mit jungen Pferden unter drei Jahren zeigt, dass nied-    tungen strikte Quarantänemaßnahmen eingehalten werden.
  rige MDS-Eizahlen oder sogar negative Kotbefunde bei Pfer-
  den mit Tausenden von intestinalen Würmern vorkommen.            Pferde mit larvaler Cyathostominose sollten zur Linderung von
                                                                   Diarrhoe (z. B. mit Codeinphosphat) und Schleimhautentzün-
  Insgesamt kann man bei Pferden in allen Altersgruppen von ei-    dungen palliativ behandelt werden, bei Bedarf sollte zusätz-
  ner schwachen Korrelation zwischen der MDS-Eizahl und der        lich eine Flüssigkeitstherapie erfolgen. In einem betroffenen    Diese Gruppe im Dickdarm parasitierender Würmer besteht
  tatsächlichen intestinalen Wurmbürde ausgehen. Zu beach-         Bestand sollten unabhängig vom klinischen Status stets alle      aus wandernden Spezies unterschiedlicher Strongyliden
  ten ist, dass eine zuverlässige Unterscheidung zwischen Eiern    Pferde aus derselben Altersgruppe mit gegen Schleimhaut-         (S. vulgaris, S. edentatus und S. equinus, Abb. 6).
  von kleinen (Cyathostominen) und großen Strongyliden (z. B.      stadien kleiner Strongyliden wirksamen Präparaten behandelt
  Strongylus vulgaris) allein aufgrund von morphologischen         werden. Zum Einsatz kommt entweder Moxidectin (einmalig
  Kriterien nicht möglich ist. Nach In-vitro-Kultur können die     oral 0,4 mg/kg Körpergewicht, nur bei Pferden > 4 Mona-
  dritten Larvenstadien (L3) kleiner und großer Strongyliden an-   ten) oder Fenbendazol (7,5 mg/kg Körpergewicht oral einmal                 Strongylus edentatus                     Strongylus equinus                              Strongylus vulgaris
  hand der Anzahl ihrer Mitteldarmzellen differenziert werden.     täglich über fünf Tage, nur wenn die vorhandene Population
  Von Bedeutung ist diese Differenzierung insbesondere wegen       kleiner Strongyliden gegenüber Benzimidazolen empfindlich
  der deutlich höheren Pathogenität großer Strongyliden, die       ist). Empfohlen werden solche Behandlungen gegen Schleim-
  heutzutage jedoch Dank der weitverbreiteten Anwendung            hautstadien kleiner Strongyliden bei Fohlen und bei jungen
  wirksamer Anthelminthika nur noch in einem geringen An-          Pferden bis zum Alter von einschließlich 4 Jahren einmal jähr-
  teil der Pferdehaltungen nachzuweisen sind. Jüngste Daten        lich (z. B. am Ende der Weidesaison).
  deuten jedoch darauf hin, dass S. vulgaris in der europäischen
  Pferdepopulation nach wie vor vorkommt (siehe 4.b.)              Untersuchungen zum Vorkommen von AR aus Frankreich,
                                                                   Deutschland, Italien und Großbritannien ergaben, dass bei
  Die erstmalige Infektion von Pferden mit kleinen Strongyliden    mehr als 80 % aller untersuchten Pferdehaltungen Popula-
  erfolgt mit dem Beginn des Grasens nach dem Weideaustrieb.       tionen kleiner Strongyliden mit reduzierter Empfindlichkeit
  Die Ausscheidung von Eiern setzt 6–14 Wochen nach der            gegenüber Anthelminthika aus der Benzimidazolgruppe (BZs)
  Infektion ein. Geeignete Bekämpfungsmaßnahmen sollten            nachzuweisen waren. Im Falle von Pyrantel wurden Resisten-
  deshalb bereits bei Fohlen ab einem Alter von etwa zwei Mo-      zen bei etwa 20–30 % aller untersuchten Pferdehaltungen
  naten eingeleitet werden. In Anbetracht des weitverbreiteten     festgestellt. Dagegen erwiesen sich die makrozyklischen Lak-
  Auftretens von Anthelminthika-Resistenzen (AR) ist es wich-      tone (MLs) Ivermectin und Moxidectin als voll wirksam und er-                      0,5 mm                                  0,5 mm                                           0,2 mm
  tig, die Häufigkeit der Entwurmungen auf ein notwendiges         reichten 14 Tage nach Entwurmung in nahezu allen getesteten
  Mindestmaß zu reduzieren, ohne dabei jedoch die Etablie-         Pferdehaltungen eine MDS-Eizahlreduktion um 95–100 %.
  rung klinisch relevanter Wurmbürden zu riskieren. Unter den      Gelegentlich wird nach ML-Behandlung jedoch eine reduzier-       Abb. 6: Vorderende großer Strongyliden mit Mundkapsel, Blätterkranz und zahnartigen Strukturen an der Basis der Mundkapsel
  gegenwärtigen epidemiologischen Bedingungen ist in den           te Egg Reappearance Period (ERP), also ein verkürzter Zeitraum
  meisten europäischen Ländern mit einer aktuell lediglich nied-   bis zum Wiederauftreten von Eiern im Kot beschrieben, was
  rigen bis moderaten Befallsintensität mit kleinen Strongyliden   als Hinweis auf eine reduzierte Wirksamkeit betrachtet wird.
  zu rechnen. Daher gilt eine wirksame Behandlung von Fohlen       Es ist daher ratsam, die Wirksamkeit jeder eingesetzten Ant-
  und Jährlingen in dreimonatigen Abständen als angemessen.        helminthika-Klasse regelmäßig zu überprüfen bzw. zu bestä-
  Bei adulten Pferden kann bereits eine jährlich zweimalige        tigen. Unter Praxisbedingungen eignet sich hierzu die einmal
  Entwurmung ausreichen. Wenn ein Befall mit großen (mi-           jährliche Durchführung eines Eizahlreduktionstests (EZRT).

10 ESCCAP-Empfehlung                                                                                                                                                                     Behandlung und Kontrolle gastrointestinaler Parasiten bei Pferden und anderen Equiden 11
Empfehlungen zur Behandlung und Kontrolle gastrointestinaler Parasiten bei Pferden und anderen Equiden - Deutsche Adaption der ESCCAP-Empfehlung ...
4.b. GROSSE STRONGYLIDEN                                                                                                                                                                                                    4.b. GROSSE STRONGYLIDEN

  Aus klinischer Sicht handelt es sich gegenwärtig in Deutsch-    ritonealen Bindegewebe (S. edentatus) sowie zur Leber und      In der Vergangenheit stand vor allem S. vulgaris – der „Pferde-       Traditionell empfohlen werden routinemäßige Entwurmun-
  land um die wichtigsten Parasiten bei Pferden, wobei S.         in die Pankreas- und Nierenregion (S. equinus). Diese ausge-   killer“ – im Mittelpunkt des Interesses, insbesondere aufgrund        gen in regelmäßigen Abständen bei allen Pferden. Ziel dieser
  vulgaris als eine der größten Bedrohungen für die Gesund-       dehnten Larvenwanderungen führen zu langen Präpatenzen         des klinischen Syndroms der thrombotisch-embolischen Kolik,           Strategie ist es, den Grad der Weidekontamination zu mini-
  heit des Pferdes gilt. Bevor sich die Larven im Dickdarm zur    von 6–7 Monaten bei S. vulgaris, 9 Monaten bei S. equinus      hervorgerufen durch Larven, die zur A. mesenterica crania-            mieren und somit die Risiken im Zusammenhang mit Wan-
  vollständigen Reife entwickeln, vollziehen sie eine sehr aus-   und von 11–12 Monaten bei S. edentatus. Die durch Wander-      lis wandern (Abb. 9). Adulte Strongyliden ernähren sich von           derlarven von S. vulgaris zu reduzieren. Dank dieser jahrelan-
  gedehnte, speziesspezifische somatische Wanderung in der        larven hervorgerufenen Schäden haben schwerwiegende pa-        Schleimhautpfropfen der Darmwand. Die dabei entstehenden              gen intensiven metaphylaktischen Behandlungspraxis sind
  kranialen Mesenterialarterie und in naheliegenden Arterien      thologische Folgen und führen zu klinischen Symptomen, die     Schleimhautschäden führen zu Diarrhoe, Schwäche, Abma-                Infektionen mit S. vulgaris heute selten geworden. In jüngster
  (S. vulgaris, Abb. 7 und Abb. 8), durch die Leber zum subpe-    sich je nach ursächlicher Strongylidenspezies unterscheiden.   gerung und gelegentlich Anämie.                                       Vergangenheit wird auch zunehmend ein selektiver Behand-
                                                                                                                                                                                                       lungsansatz empfohlen. Ziel der selektiven Entwurmung ist
                                                                                                                                 Die wandernden Larven und die von ihnen hervorgerufenen               es, die Entwicklung von AR bei kleinen Strongyliden durch
                                                                                                                                 Thrombosen können zu nicht-strangulierenden Darminfark-               eine Herabsetzung der Behandlungsintensität zu reduzieren.
                                                                                                                                 ten führen, die man meist im Dickdarm findet. Abhängig von            Hierbei bleiben Pferde mit geringen MDS-Eizahlen unbehan-
                                                                                                       Verirrte Larven
                                                                                                                                 der Intensität des Befalls können die initialen klinischen Symp-      delt. Wichtig ist daher eine regelmäßige spezifische Diagnose
                                                                                Aorta                                            tome bei nicht-strangulierenden Darminfarkten geringgradig            hinsichtlich möglicherweise im Bestand vorkommender pa-
                                                                                                                                 sein und mit häufig rezidivierenden abdominalen Schmerzen             tenter S. vulgaris-Infektionen durch Anzüchtung von L3.
                                                                                                                         L3
                                                                                  Arteria

                                                                                                      St5                        (Koliken), Fieber und Peritonitis einhergehen. Wird das inf-
                                                                                mesenterica
                                                                                 cranialis
                                                                                                                                 arzierte Darmsegment übersehen und nicht chirurgisch re-              Für die nachhaltige Bekämpfung von Strongylideninfektio-
                                                                                                                                 seziert, kommt es zu Darmnekrosen und Darmrupturen, die               nen bei Pferden sollten metaphylaktische Entwurmungspro-
                        Adulte Stadien                                          St5                                              schließlich zum Tod des Pferdes führen.                               gramme deshalb so konzipiert werden, dass AR verhindert
                       (andere Stadien                Ei
                                                                                                                                                                                                       werden (z. B. bei kleinen Strongyliden und Spulwürmern) und
                       nicht dargestellt)
                                                Ei                                                                               Zu beachten ist, dass gelegentlich sogar Pferde mit hochgra-          gleichzeitig einer Übertragung von großen Strongyliden wie
                                               mit L1                                                                            diger intestinaler Nekrose infolge einer Thrombose keinerlei          S. vulgaris vorgebeugt wird. Gegenwärtig gibt es keine wis-
                                                                                                                         L4
                                                                                                                                 Anzeichen ernsthafter Schmerzen zeigen. Peritonitis ist daher         senschaftlichen Berichte über AR bei großen Strongyliden.
                                                                                                                                 oft das einzige Symptom, das auf die Indikation für eine chir-        Eine Behandlung aller Pferde zweimal jährlich mit einem ge-
        L3
      auf Gras                                                                                                                   urgische Intervention hindeutet.                                      gen Larven großer Strongyliden (z. B. S. vulgaris) wirksamen
                                                 L1                                            L4                                                                                                      Anthelminthikum (z. B. IVM oder MOX) bewirkt eine adäqua-
                   L3
                                                                                                                                 Der Nachweis patenter Infektionen mit großen Strongyliden             te Kontrolle dieses Parasiten.
                                       L2
                                                                                                                                 basiert auf der In-vitro-Anzüchtung der dritten Larvenstadien
                                                                                                                                 (L3), die dann anhand der Anzahl ihrer Mitteldarmzellen von
  Abb. 7: Entwicklungszyklus von Strongylus vulgaris              Abb. 8: Entwicklung und Wanderung von Strongylus-              den L3 anderer Strongyliden unterschieden werden können
                                                                  vulgaris-Larven                                                (siehe auch 8.1. Diagnose von Wurminfektionen).
  Endogene (parasitische) Phase: Perorale Aufnahme der L3
  mit Gras, Verlust der Scheide im Dünndarm, Penetration der      Entwicklung: L3 penetrieren die Darmwand, Häutung zu L4,
  Dickdarmwand und Häutung zu L4, Wanderung auf oder in           Wanderung von L4 in die A. mesenterica cranialis, Häutung
  der Intima großer Arterien des Dickdarms, Wanderung zur         zu St5 ab 90 Tage p.i., Rückwanderung von den Arterien
  A. mesenterica cranialis und Häutung zum präadulten Stadi-      zum Darm.
  um, Wanderung zum Darm, Penetration der Darmwand und
                                                                  Modifiziert nach Deplazes et al., 2013, Lehrbuch der Parasi-
  Eintritt in das Darmlumen, wo die Entwicklung zu adulten
                                                                  toloie für die Tiermedizin, Enke Verlag Stuttgart, S. 250
  Würmern abgeschlossen wird.
  Exogene (präparasitische) Phase: Ausscheidung dünnschali-
  ger MDS-Eier mit dem Kot, Entwicklung zum ersten Larven-
  stadium (L1) im Ei, Häutung zum zweiten Larvenstadium (L2)
  und zum infektionsfähigen dritten Larvenstadium (L3).

                                                                                                                                 Abb. 9: Aorta am Übergang zur A. mesenterica cranialis mit
                                                                                                                                 mehreren L4/präadulten Stadien von Strongylus vulgaris

12 ESCCAP-Empfehlung                                                                                                                                                                       Behandlung und Kontrolle gastrointestinaler Parasiten bei Pferden und anderen Equiden 13
Empfehlungen zur Behandlung und Kontrolle gastrointestinaler Parasiten bei Pferden und anderen Equiden - Deutsche Adaption der ESCCAP-Empfehlung ...
4.c. SPULWÜRMER                                                                                                                                                                                                                                  4.c. SPULWÜRMER

  4.c.                                   Spulwürmer (Parascaris equorum und
                                         Parascaris univalens)

  Die Pferde-Spulwurmspezies Parascaris equorum und P. uni-
  valens sind morphologisch nicht voneinander zu unterschei-
  den. Jüngste Untersuchungen zeigen, dass in den meisten,
                                                                                                                                      Die Diagnose von Infektionen mit Parascaris spp. basiert
                                                                                                                                      auf dem direkten koproskopischen Nachweis der Eier (rund,
                                                                                                                                      bräunlich, etwa 100 µm groß, dickschalig) und/oder dem
                                                                                                                                                                                                          von Desinfektionsmitteln ist darauf zu achten, ausschließlich
                                                                                                                                                                                                          Produkte mit nachgewiesener Wirksamkeit gegen Wurmei-
                                                                                                                                                                                                          er zu wählen (d. h. mit Kresol oder Peressigsäure, siehe auch
                                                                                           B
  wenn nicht sogar in allen Pferdehaltungen Europas mit Spul-                                                                         Nachweis präadulter Stadien oder adulter Würmer im Kot.             Kapitel 5). Resistenzen gegen MLs werden bei Parascaris spp.
  wurmbefall, aktuell P. univalens – und nicht etwa P. equorum                         C                                              Die koproskopische Analyse stützt sich auf den mikrosko-            inzwischen weithin beschrieben. Jüngste Berichte aus Nord-
                                                                                                   A
  – die Spezies mit der höchsten Prävalenz ist. Molekulare Tests                                                                      pischen Nachweis der Eier mit Hilfe eines qualitativen oder         amerika und Australien weisen zudem darauf hin, dass auch
  für eine Speziesdifferenzierung gibt es gegenwärtig nicht. Da                                                                       quantitativen Flotationsverfahrens. Wie bei anderen Wirtstie-       Resistenzen gegen Pyrantel und BZs auf dem Vormarsch sein
  beide Arten jedoch eine offenbar sehr ähnliche Pathogenese                                                                          ren mit Spulwurmbefall ist es auch bei Pferden nicht möglich,       könnten. In Pferdehaltungen mit bestätigter Resistenz gegen-
  und Biologie haben, werden sie hier aus Gründen der Verein-                                                                         vom Grad der Eiausscheidung im Kot zuverlässig auf die tat-         über MLs können alternativ BZs, Pyrantel oder Piperazincitrat
  fachung einheitlich als Parascaris spp. bezeichnet.                                                                                 sächliche intestinale Wurmbürde zu schließen. Eine positive         eingesetzt werden. Piperazincitrat muss jedoch in vergleichs-
                                                                                                                                      Kotprobenuntersuchung sollte jedoch immer als Indikation            weise hoher Dosierung verabreicht werden und die ent-
                                                                                                                     Ei
  Ein Befall mit Spulwürmern wird überwiegend bei Fohlen und                                                                          für eine anthelminthische Behandlung gelten. Aufgrund der           sprechend großen Applikationsvolumina erfordern oft eine
  jungen Pferden beobachtet. Jüngste Querschnittsstudien aus                                                                          Umweltkontamination und der langen Überlebenszeiten von             Nasenschlundsonde. Aufgrund des potenziellen Kolikrisikos
  Europa zeigen Prävalenzraten von 20 % bis über 80 % bei                                                                             Parascaris spp.-Eiern in der Außenwelt ist davon auszugehen,        durch Bildung von Wurmkonvoluten infolge der unmittelbar
  Fohlen.                                                                                                                             dass Pferde mit negativem Kotbefund, die in derselben Um-           abtötenden bzw. paralysierenden Wirkung neurotoxischer
                                                                                                                                      welt leben und derselben Altersgruppe angehören, ebenfalls          Anthelminthika, sollten MLs, Pyrantel und Piperazin bei Foh-
                                                                             Ei + L3
  Mit einer Länge von bis zu 50 cm im adulten Stadium zählen                                                                          exponiert und wahrscheinlich auch befallen sind. Bei diesen         len mit hochgradigem Befall nicht eingesetzt werden.
  diese den Dünndarm besiedelnden Würmer zu den größten                                                 Ei + L1                       Tieren kann sich die Infektion in der Prä- oder Postpatenz
  bekannten Nematodenspezies. Die weiblichen Würmer kön-                                                                              befinden. Im Falle einer positiven Kotprobenuntersuchung
                                                                    Abb.10: Entwicklungszyklus von Parascaris equorum/
  nen täglich Hunderttausende Eier ausscheiden und so in ganz       Parascaris univalens                                              bei einem Pferd aus einer Gruppe sollten folglich alle Pferde
  erheblichem Maße zur Kontamination der Umwelt beitragen.                                                                            derselben Altersgruppe entwurmt werden. MLs sind wirksam
                                                                    A: Schlüpfen des dritten Larvenstadiums (L3) im Magen und
  Das infektionsfähige Stadium ist die sich im Ei befindende                                                                          gegen Larvenstadien in der Lunge und im Darm. Die in der
                                                                       Dünndarm, Penetration intestinaler Venen
  dritte Larve (L3). In dem mit einer dicken Schale ausgestatte-                                                                      Vergangenheit übliche Empfehlung einer regelmäßigen Ent-
                                                                    B: Larven erreichen die Leber über die Portalvene,
  ten Ei (90–100 µm) ist die L3 in der Außenwelt mehrere Mo-                                                                          wurmung von Fohlen alle 6–8 Wochen während des ersten
                                                                       Wanderung durch das Lebergewebe und Penetration von
  nate, evtl. sogar Jahre überlebensfähig. Dies gilt selbst unter      Lebervenen                                                     Lebensjahres zielte auf eine Prävention der Kontamination der
  extremen Bedingungen wie lang anhaltende Frostperioden.                                                                             Außenwelt und der nachfolgenden Entwicklung intestinaler
                                                                    C: Larven erreichen die Lunge über die Vena cava und das
  Einmal kontaminierte Ställe und Weiden bleiben folglich dau-                                                                        Wurmbürden ab. Derartig häufige Entwurmungen gelten je-
                                                                       rechte Herz, Penetration der Lungenalveolen und Wande-
  erhafte Infektionsquellen. Nach peroraler Aufnahme der Eier          rung über die Trachea und den Pharynx in den Dünndarm          doch als Hauptursache der Selektion ML-resistenter Parascaris
  werden die Larven im Darm des Pferdes freigesetzt und pe-            mit Häutung zu L4 und präadultem Stadium (St5) vor der         spp.-Populationen und werden daher nicht mehr empfohlen.
  netrieren die Dünndarmwand, um anschließend eine somati-             Entwicklung zu adulten Würmern
  sche Wanderung über den Blutweg in die Leber, das Herz und                                                                          Nachhaltige Bekämpfungsstrategien sollten regelmäßige Kot-
  schließlich in die Lunge anzutreten. In der Lunge gelangen die    ge Infektionen können zu Husten und reduzierter Gewichts-         probenuntersuchungen einschließen (vorzugsweise individu-
  Larven in die luftführenden Wege, wo sie über das Flimmer-        zunahme bei jungen Tieren führen. Weitere mögliche Folgen         eller Proben). Verschiedene Maßnahmen der Stall- und Weide-
  epithel der Luftröhre in Richtung Kehlkopf und Rachen trans-      sind sekundäre bakterielle oder virale Infektionen. Während       hygiene flankieren die anthelminthische Behandlung, die bei
  portiert werden und nach dem Abschlucken den Dünndarm             der intestinalen Phase (Abb. 11) zeigen mit Parascaris spp.       Fohlen im Alter von zwei Monaten eingeleitet und während
  des Pferdes etwa drei Wochen nach der Infektion erreichen.        infizierte Tiere einen reduzierten Appetit und ein raues Fell,    des ersten Lebensjahres alle drei Monate mit unterschiedli-
  Die anschließende Reifung dauert dann mindestens weitere          es können aber auch intermittierende Koliken und Gewichts-        chen Wirkstoffklassen wiederholt werden sollte. Aufgrund
  sieben Wochen, bis es zur ersten Ausscheidung von Eiern im        verlust auftreten. Gelegentlich können hochgradige Infektio-      der oben erwähnten AR-Situation sollte die Wirksamkeit der
  Kot kommt (Präpatenzzeit 10–16 Wochen, Abb. 10).                  nen zu schweren Koliken, Obstruktion des Dünndarms, Per-          eingesetzten Anthelminthikaklassen in jeder Pferdehaltung
                                                                    forationen, Invaginationen und Peritonitis führen. Unter den      regelmäßig überprüft werden. Insbesondere gilt dies für die
  In vielen Fällen werden bei befallenen Pferden keine klinischen   gegenwärtigen im deutschsprachigen Raum vorherrschenden           MLs. Diese Überprüfung erfolgt mittels Eizahlreduktionstest
  Symptome beobachtet. Während der somatischen Wande-               epidemiologischen Bedingungen ist die Befallsintensität der       (EZRT) oder zumindest über eine Kotprobenuntersuchung auf
  rung treten gelegentlich klinische Symptome auf, die meist        einzelnen Tiere in fast allen Beständen niedrig. Daher verläuft   Wurmeier 14 Tage nach erfolgter Entwurmung. Feldstudien
                                                                                                                                      belegen, dass das „Abäppeln“ der Weiden und die chemi-              Abb. 11: Befall des Dünndarms mit Parascaris spp.
  mit pathologischen Veränderungen in der Lunge zusammen-           die überwiegende Mehrzahl aller Fälle bei Fohlen und jungen
  hängen. Dagegen scheint die Wanderung durch die Leber             Pferden subklinisch. Adulte Pferde können gelegentlich Eier       sche oder physikalische Desinfektion von Ställen nachweislich
  keine klinischen Symptome zu verursachen. In der Lunge ent-       ausscheiden und somit als Infektionsquelle für nachfolgende       vorteilhafte Effekte haben und zu einer signifikanten Reduzie-
  stehen hämorrhagische Schleimhautläsionen und hochgradi-          Generationen dienen.                                              rung der Prävalenz von Parascaris spp. führen. Beim Einsatz

14 ESCCAP-Empfehlung                                                                                                                                                                          Behandlung und Kontrolle gastrointestinaler Parasiten bei Pferden und anderen Equiden 15
Empfehlungen zur Behandlung und Kontrolle gastrointestinaler Parasiten bei Pferden und anderen Equiden - Deutsche Adaption der ESCCAP-Empfehlung ...
4.d. BANDWÜRMER                                                                                                                                                                                                                            4.d. BANDWÜRMER

 4.d.
                                          Bandwürmer (Anoplocephala
                                          perfoliata, Anoplocephala magna und
                                          Paranoplocephala mamillana)

                                                                                                                                                                                                      Die Entwurmung von Pferden mit Bandwürmern stützt sich
  Zwei Spezies equiner Bandwürmer sind in Europa von vorran-
                                                                                                                                                                                                      auf die Anwendung zestozider Anthelminthika. Der Wirk-
  giger Bedeutung: Anoplocephala perfoliata und A. magna.
                                                                                                                                                                                                      stoff der Wahl ist Praziquantel. Praziquantel ist in Deutsch-
  Die meisten Fälle von Bandwurmbefall bei Pferden werden
                                                                                                                                                                                                      land sowohl in Mono- als auch in Kombinationspräparaten
  durch A. perfoliata hervorgerufen. Infektionen mit A. magna
                                                                                                    E                                                                                                 zusammen mit MLs (z. B. Ivermectin oder Moxidectin) erhält-
  werden dagegen nur sehr selten festgestellt. Paranoploce-
                                                                                                                                                                                                      lich. Werden zur Entwurmung ausschließlich Anthelminthika
  phala mamillana wird ebenfalls gelegentlich in Deutschland
                                                                                                              A Proglottiden     Abb. 13: Kopfabschnitt eines adulten Anoplocephala                   eingesetzt, die nur gegen Nematoden wirksam sind, kann ein
  nachgewiesen.
                                                                                                                                 perfoliata                                                           nicht diagnostizierter Bandwurmbefall in Pferdegruppen über
                                                                                                                                 Die koproskopische Diagnose des Bandwurmbefalls bei Pfer-            mehrere Jahre persistieren. Aktuell scheinen zestozide Ant-
  Bandwurmbefall tritt hauptsächlich in der zweiten Hälfte der
                                                                                                                                 den weist nur eine begrenzte Sensitivität auf, da die Eier           helminthika nach wie vor vollständig wirksam zu sein. Eine
  Weidesaison auf und im Wesentlichen nur auf der Weide
                                                                                           Adulte                B               A. perfoliata (65–80 µm, mit Onkosphäre und birnenförmi-             zuverlässige Evaluierung der Wirksamkeit von Anthelminthi-
  nach peroraler Aufnahme infizierter Moosmilben, die den
                                                                                                                                 gen Apparat) intermittierend ausgeschieden werden, und               ka gegen Bandwürmer ist mit Hilfe der gegenwärtig einge-
  Zwischenwirt für die Bandwürmer darstellen (Abb. 12). Die
                                                                             D                                                   dies ohne Korrelation mit der tatsächlich vorhandenen An-            setzten diagnostischen Methoden jedoch schwierig, da diese
  Präpatenzperiode liegt zwischen 6 Wochen und 4 Monaten.
                                                                                                                                 zahl von Bandwürmern im Darm. Zur Verbesserung des Nach-             Verfahren eine geringe Sensitivität aufweisen bzw. bei auf
  Adulte A. perfoliata (Abb. 13) sind 4–8 cm lang und besie-                                                         Ei
                                                                  Milben               C                                         weises von Anoplocephala-Eiern im Kot von Pferden wurden             Antikörper-Nachweis beruhenden Verfahren eine Antikörper-
  deln das Zäkum nahe des ileozäkalen Übergangs, während          auf Gras
                                                                                                                                 kombinierte Sedimentations-Flotations-Techniken mit Zen-             Persistenz nach Behandlung zu berücksichtigen ist.
  man adulte A. magna (bis zu 80 cm lang) im Dünndarm
  findet. Hochgradigere Infektionen mit A. perfoliata können                                                                     trifugation entwickelt. Dabei werden vergleichsweise große
                                                                                                                                 Kotprobenmengen (15–50 g) verarbeitet und untersucht. Um             Nachhaltige Strategien zur Bekämpfung von Bandwürmern
  mit klinischen Koliksymptomen einhergehen. Ursachen sind                            Cysticercoide
                                                                                                                                 die begrenzte Sensitivität der koproskopischen Diagnose zu           sollten stets auch die spezifischen regionalen klimatischen
  Darmirritationen, ileale Wandverdickungen mit Obstrukti-
                                                                                                                                 kompensieren, wird darüber hinaus empfohlen, eine Her-               Bedingungen berücksichtigen. Zudem sollten Monitoringsys-
  on sowie Invaginationen und Obstruktionen verschiedener        Abb. 12: Entwicklungszyklus von Anoplocephala perfoliata
                                                                                                                                 den-/Bestandsdiagnose durchzuführen und alle Pferde des              teme eingerichtet werden, mit deren Hilfe die Relevanz von
  Darmabschnitte, die zu rezidivierenden Schüben spasmodi-
                                                                 Gravide Proglottiden mit Eiern werden mit dem Kot ausge-                                                                             Bandwurmbefall auf der Ebene des einzelnen Betriebes fest-
  scher Koliken führen können. Das Risiko gastrointestinaler                                                                     Bestandes zu entwurmen, wenn Bandwurmeier in einer der
                                                                 schieden (A), die Eier (B) werden freigesetzt und von Moos-                                                                          gestellt werden kann. Routinemäßige Mehrfachentwurmun-
  Störungen steigt bei Pferden mit chronischem oder hochgra-                                                                     untersuchten Proben nachgewiesen wurden.
                                                                 milben in ihrer Funktion als Zwischenwirte aufgenommen. In                                                                           gen über das gesamte Jahr hinweg, wie sie zur Bekämpfung
  digem Befall. Die Pathogenität von Anoplocephala magna
                                                                 den Milben entwickeln sich die infektiösen Cysticercoide (C).                                                                        von kleinen Strongyliden gerechtfertigt sind, werden für die
  beschränkt sich auf eine katarrhalische Entzündung und In-                                                                     Zudem sind diagnostische Tests erhältlich, die A. perfoliata-
                                                                 Nach peroraler Aufnahme der infizierten Milben mit Gras                                                                              Bandwurmbekämpfung nicht empfohlen, da Bandwürmer
  fektionen verlaufen im Allgemeinen unbemerkt, mit höherer                                                                      Antikörper mittels Serum-ELISA (Diagnosteq, Universität Li-
                                                                 (D) werden die Cysticercoid-Larven im Darm des Pferdes bei                                                                           einen anderen Entwicklungszyklus mit einem Zwischenwirt
  Prävalenz bei jungen Pferden unter zwei Jahren.                                                                                verpool, UK) oder Speichel-ELISA (EquiSal, Austin Davis Bio-
                                                                 der Verdauung der Milben freigesetzt, heften sich an die                                                                             haben. Zudem ist die Übertragung von Bandwürmern von
                                                                                                                                 logics, Great Addington, UK) nachweisen. Beide Tests können
                                                                 Darmschleimhaut und entwickeln sich zu adulten Bandwür-                                                                              einer stark ausgeprägten Saisonalität gekennzeichnet. Im All-
                                                                                                                                 möglicherweise bei einigen Pferden (z. B. bei zuvor infizierten
                                                                 mern (E).                                                                                                                            gemeinen reicht eine einzige jährliche Bandwurmbehandlung
                                                                                                                                 und anthelminthisch behandelten Tieren) aufgrund der Per-
                                                                                                                                 sistenz von Antikörpern für bis zu vier Monaten zu falsch-           im Spätherbst oder Winter aus, um einen signifikanten Be-
                                                                                                                                 positiven Ergebnissen führen. Wenn dies berücksichtigt wird,         fall zu verhindern. In Situationen mit hohem Infektionsdruck
                                                                                                                                 können sich diese Tests jedoch als sehr nützlich erweisen.           kann jedoch eine zusätzliche frühere Behandlung während
                                                                                                                                 Dies gilt insbesondere für die Diagnose auf Gruppen- bzw.            des Sommers angezeigt sein. Regelmäßiges Entfernen von
                                                                                                                                 Betriebsebene mit dem Serumtest oder die gezielte Behand-            Kot auf der Weide (mindestens einmal wöchentlich) kann
                                                                                                                                 lung von Patienten aufgrund der Untersuchung mittels des             langfristig ebenfalls zu einer Senkung des Infektionsdrucks
                                                                                                                                 Speicheltestes.                                                      beitragen.

16 ESCCAP-Empfehlung                                                                                                                                                                      Behandlung und Kontrolle gastrointestinaler Parasiten bei Pferden und anderen Equiden 17
Empfehlungen zur Behandlung und Kontrolle gastrointestinaler Parasiten bei Pferden und anderen Equiden - Deutsche Adaption der ESCCAP-Empfehlung ...
4.e. DASSELFLIEGEN                                                                                                                                                                                                                  4.f. ZWERGFADENWÜRMER

  4.e.                                      Dasselfliegen
                                            (Gasterophilus spp.)

  Dasselfliegen sind Arthropoden der Gattung Gasterophilus
  (Diptera: Oestridae). Die höchste Prävalenz in Europa ha-
                                                                    Die adulten Fliegen treten meistens in den Monaten Juni und
                                                                    Juli auf und sind in der Regel bis Oktober oder November aktiv.
                                                                                                                                       4.f.                                 Zwergfadenwürmer
                                                                                                                                                                            (Strongyloides westeri)

                                                                                                                                       Der Nematode Strongyloides westeri besiedelt den Dünndarm
                                                                                                                                       und hier hauptsächlich das Duodenum. Patente Infektionen
                                                                                                                                                                                                            Bei Pferden mit massiver perkutaner Infektion kann eine loka-
                                                                                                                                                                                                            le Dermatitis entstehen. Das Fell kann stumpf sein und durch
  ben Gasterophilus intestinalis, G. haemorrhoidalis, G. nasa-                                                                         werden überwiegend bei jungen Pferden nachgewiesen, d. h.            lokale Hautreizungen und Juckreiz können betroffene Tiere
  lis, G. inermis und G. pecorum. Gasterophilus intestinalis,       Die L2/L3 verschiedener Gasterophilus spp. heften sich spe-        bei Fohlen bis zu sechs Monaten. Gelegentlich können auch            gestresst werden. Oft handelt es sich dabei um die Folgen
  G. haemorrhoidalis und G. nasalis treten häufig bei grasen-       ziesspezifisch an die Schleimhaut des Magens (G. intestina-        ältere Pferde befallen sein und Stuten sind eine wichtige            einer allergischen Reaktion auf Reinfektionen. Der pathoge-
  den Pferden auf. G. inermis und G. pecorum werden dage-           lis), des Duodenums (G. nasalis, G. haemorrhoidalis) oder          Infektionsquelle für ihre Fohlen. Es handelt sich um außer-          ne Haupteffekt der Infektion tritt jedoch im Darm auf, wo
  gen seltener nachgewiesen. Ihre Larven verursachen haupt-         des Rektums (G. haemorrhoidalis, G. inermis), wo sie fokale        gewöhnliche Parasiten, da sich nur weibliche parasitische            sich adulte weibliche Würmer in die Dünndarmschleimhaut
  sächlich eine gastrointestinale Myiasis.                          oberflächliche Schleimhautulzera und Gewebeverletzungen            Stadien entwickeln. Diese sehr schlanken, kleinen (maximal           einbetten und eine lokale Enteritis verursachen, die zu Diar-
                                                                    hervorrufen, um ihre Nahrungsaufnahme zu erleichtern. Die          10 mm lang) parasitischen Weibchen pflanzen sich parthe-             rhoe führen kann. Unklar ist jedoch, welche Rolle S. westeri
  Adulte Fliegen haben ein hummelartiges Aussehen und die           L1 wandern in der Maulhöhle durch die Schleimhaut der              nogenetisch (d. h. durch Jungfernzeugung) fort und scheiden          tatsächlich als Ursache von Diarrhoe bei jungen Fohlen spielt,
  weiblichen Fliegen spielen die Hauptrolle bei der Infektion       Zunge, des Zahnfleisches und des Gaumens und verursachen           kleine, dünnschalige, embryonierte Eier (40–50 x 30–40 µm)           da es zum einen Berichte über hohe fäkale Eizahlen in Kom-
  von Pferden. In Südeuropa können sie bereits im Frühjahr/         Zahnfleischentzündungen und damit Schmerzen, die zu ei-            aus, die bereits das erste Larvenstadium (L1) enthalten. Die L1      bination mit hochgradiger Diarrhoe gibt, während man aber
  Frühsommer aktiv sein, während die Eiablage in den gemä-          ner Beeinträchtigung der Futteraufnahme führen können.             schlüpfen in der Außenwelt und können sich zu infektions-            auch hohe Ausscheidungen von Strongyloides-Eiern bei Foh-
  ßigten Regionen eher im Spätsommer stattfindet. Weibliche         Erste klinische Symptome einer Gasterophilose sind meist           fähigen dritten Larvenstadien (L3) entwickeln, die einen Wirt        len ohne jegliche klinische Symptome findet. Klinisch erkrank-
  Fliegen der meisten Gasterophilus-Arten haben einen kleinen       Schluckbeschwerden, bedingt durch die Lokalisation der Lar-        infizieren oder freilebende männliche und weibliche Stadien          te Fohlen können anorektisch und lethargisch werden. Wo
  Aktionsradius und halten sich meist sehr nahe an Pferden auf.     venstadien im Rachenbereich. Da jedoch selbst ein massiver         hervorbringen, die sich fortpflanzen und Eier in der Umwelt          regelmäßig entwurmt wird, scheinen die meisten Infektionen
  Sie fliegen die Haut der Pferde sehr schnell an, um ein Ei an     Befall nicht immer mit klinischen Symptomen einhergeht,            legen, aus denen wiederum infektionsfähige L3 entstehen.             mit S. westeri asymptomatisch zu verlaufen. Zu berücksich-
  einem Haar zu befestigen. Diese Flugaktivitäten verursachen       gelten Gasterophilus spp. im Allgemeinen als sehr viel we-                                                                              tigen ist, dass viele Fälle von Fohlendurchfall in den ersten
  ein spezielles summendes Geräusch, das viele Pferde als sehr      niger pathogen als parasitäre Nematoden. Allerdings wird           Die Infektion der Fohlen erfolgt galaktogen durch perorale           1–2 Lebenswochen keinen Zusammenhang mit S. westeri-
  störend empfinden. Nach Ablage der kleinen (1–2 mm), meist        Gasterophilus-Befall auch mit Magen- und Darmgeschwüren            Aufnahme der L3 mit der Milch der Stute. Die galaktogene             Infektionen haben.
  gedeckelten, gelblichen Eier sterben die Weibchen. Die an         in Verbindung gebracht, ebenso wie mit chronischen Gastriti-       Infektion ist der primäre Übertragungsweg von S. westeri
  den Haaren haftenden Eier sind relativ gut mit bloßem Auge        den, Darmobstruktionen, Volvulus, Rektalprolaps, Ruptur der        auf Fohlen. Später kann eine Übertragung auch durch per-             Die Diagnose einer Infektion mit S. westeri erfolgt über den
  zu erkennen, insbesondere bei Pferden mit dunklem Fell.           Gastrointestinalwand, Peritonitis, Anämie und Diarrhoe.            orale Aufnahme der infektionsfähigen L3 aus der Umwelt,              koproskopischen Nachweis der typischen Eier im Kot.
  Gasterophilus intestinalis legen ihre Eier an Haare der Vorder-                                                                      vorrangig auf der Weide, erfolgen oder auf dem Weg der
  extremitäten, des Schulterblatts und der Flanken, während         Der Nachweis von Gasterophilus spp. erfolgt im Sommer/             perkutanen Infektion. Bei immunen adulten Pferden kommt              Für eine wirksame Bekämpfung von S. westeri-Infektionen
  die Eiablage der meisten anderen Dasselfliegenarten vorwie-       Herbst durch Adspektion des Fells der Pferde und den opti-         es nach perkutaner Infektion nur sehr selten zu einer Etab-          sollten Anthelminthikagaben mit grundlegenden Hygiene-
  gend im Kopfbereich des Pferdes stattfindet. Eine Ausnahme        schen Nachweis der an den Haaren klebenden gelblichen Eier.        lierung von S. westeri-Larven im Verdauungstrakt und somit           maßnahmen kombiniert werden. In Anbetracht der aktuellen
  bildet G. pecorum, deren weibliche Fliegen ihre Eier in der       Mittels gastrointestinaler Endoskopie können zudem die an          kaum zu patenten Infektionen. Stattdessen verteilen sich die         epidemiologischen Situation scheint die früher häufig propa-
  Umgebung an Weidepflanzen ablegen. Menschen werden                der Wand von Magen und Duodenum verankerten Gastero-               Larven in verschiedenen somatischen Geweben, wo sie über             gierte Strategie der routinemäßigen Entwurmung von Fohlen
  gelegentlich befallen und zeigen hinweisgebende Bohrgänge         philus-Larven nachgewiesen werden. In Europa gibt es neben         längere Perioden, möglicherweise über mehrere Jahre, le-             während der ersten Lebenswochen heute nicht mehr ge-
  in der Haut der Wangen und sogar Infektionen des Verdau-          PCR-Techniken auch einen ELISA für den Antikörpernachweis          bensfähig bleiben. Bei befallenen Stuten führen hormonelle           rechtfertigt. Dies liegt zum einen an der niedrigen Prävalenz
  ungstraktes.                                                      auf Basis exkretorischer/sekretorischer Antigene von G. intes-     Veränderungen im Zusammenhang mit der Gravidität und                 und zum anderen an der fehlenden Evidenz für S. westeri-
  Das Schlüpfen der ersten Larvenstadien (L1) findet nach ei-       tinalis-L2. In der Praxis sind diese Verfahren bislang aber noch   der Laktation zu einer Reaktivierung dieser Larven, die dann         assoziierte Erkrankungen bei Fohlen. In Pferdehaltungen, in
  nem mechanischen Stimulus (G. intestinalis und G. pecorum)        nicht routinemäßig einsetzbar.                                     eine Wanderung in Richtung Euter aufnehmen und schließ-              denen S. westeri zuvor bereits nachgewiesen worden ist, kann
  oder spontan (G. nasalis) statt. Die L1 erreichen die Maul-                                                                          lich über die Milch auf das Fohlen übertragen werden. Nach           eine Entwurmung von Stuten vor oder kurz nach der Geburt
  höhle durch perorale Aufnahme (Lecken bei G. intestinalis         Die Larvenstadien von Gasterophilus spp. sind hoch empfind-        peroraler Aufnahme mit der Muttermilch vollziehen die Lar-           (1–2 Tage post partum) erwogen werden. Diese hat das Ziel,
  bzw. Grasen bei G. pecorum) oder durch Larvenwanderung.           lich gegenüber MLs (insbesondere Ivermectin) und werden            ven im Fohlen keine somatische Wanderung, sondern siedeln            die Anzahl der Larven in der Milch zu reduzieren, um gege-
  Die zweiten Larvenstadien (L2) findet man im Magen und im         im Rahmen einer routinemäßigen Entwurmung mit diesen               sich unmittelbar im Dünndarm an. Dort entwickeln sie sich            benenfalls die Inzidenz von Fohlendurchfall zu senken. Für die
  Duodenum des Pferdes, wo sie sich zum dritten Larvensta-          Wirkstoffen zuverlässig eliminiert. Da die Aktivität der Fliegen   zu parthenogenetischen Weibchen, wodurch sich eine auf               Behandlung klinischer Fälle stehen einige wirksame Anthel-
  dium (L3) häuten. Die L3 sind 16–20 mm lang, haben eine           mit dem Einsetzen der ersten Frosttemperaturen sistiert, sollte    5–8 Tage verkürzte Präpatenz erklärt. Nach Aufnahme freile-          minthika zur Verfügung, einschließlich Ivermectin und Fen-
  spindelähnliche Form und besitzen zwei große Mundhaken.           eine geeignete Behandlung des Pferdes im Spätherbst (z. B.         bender L3 durchlaufen diese eine somatische Wanderung, die           bendazol, wobei Letzteres in einer Dosierung von 50 mg/kg
  Die einzelnen Segmente weisen eine oder zwei Reihen von           im frühen November) sämtliche vorhandenen Larven entfer-           mit der Penetration der Dünndarmwand beginnt. Anschlie-              Körpergewicht verabreicht werden muss (signifikant höher
  Dornenkränzen auf.                                                nen. Zusätzlich empfohlen wird das mechanische Entfernen           ßend wandern die Larven durch die Lunge und gelangen über            als die Standarddosierung von 7,5 mg/kg Körpergewicht).
                                                                    der im Fell klebenden Eier mit einem speziellen Dasselmesser       die Trachea zum Pharynx, wo sie abgeschluckt werden und              Adäquate Weide- und Stallhygiene, kombiniert mit einer re-
  Nach mehreren Monaten verlassen die L3 schließlich den Wirt       oder durch gründliches Waschen der Haare mit warmem in-            schließlich den Dünndarm erreichen. Dort reifen sie zu adul-         gelmäßigen Reinigung der Euter von Stuten, sollte die Risiken
  mit den Fäzes und verpuppen sich im Erdboden, bis die adulten     sektizidhaltigen Wasser. Allein sind diese flankierenden Maß-      ten weiblichen Würmern heran. Die Präpatenz kann sich über           einer Umweltkontamination und einer Infektion von Fohlen
  Fliegen schlüpfen und in die Umwelt gelangen. Die parasitäre      nahmen in der Regel aber nicht ausreichend, um eine gastro-        einige Wochen erstrecken, aber auch nur 10 Tage dauern.              zusätzlich reduzieren.
  Phase dauert 8–10 Monate, die Puppenphase 3–8 Wochen.             intestinale Infektion zu verhindern.
18 ESCCAP-Empfehlung                                                                                                                                                                            Behandlung und Kontrolle gastrointestinaler Parasiten bei Pferden und anderen Equiden 19
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