Quarks und Gluonen im Supercomputer - C. Gattringer, Physik in unserer Zeit, 2004, Vol. 5, S. 227
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Quarks und Gluonen im Supercomputer christof.gattringer@uni-graz.at C. Gattringer, Physik in unserer Zeit, 2004, Vol. 5, S. 227 E. Bilgici, S. Capitani, R. Frigori, L. Glozman, V. Hermann, P. Huber, C.B. Lang, M. Limmer, W. Ortner
Quantenchromodynamik (QCD) • Die Kernbausteine Proton und Nukleon sind aus je 3 Quarks aufgebaut. ⇒ Kolloquium, Prof. Schäfer, Di. 13.6., 17:00 • QCD ist die Theorie der Quarks (und Gluonen). • Es gibt 6 Sorten (Flavors) von Quarks, von denen jedes in 3 Farben auftritt: up, down, strange, charm, bottom, top • Jedes dieser 3 × 6 Quarks besitzt ein zugehöriges Antiteilchen, ein soge- nanntes Antiquark. • Quarks und Antiquarks sind Fermionen, d.h., jeder Quantenzustand ist immer nur einfach besetzt. • Die Wechselwirkung zwischen Quarks wird durch 8 Gluonen vermittelt. • Gluonen können auch direkt mit sich selbst wechselwirken.
Hadronen • Hadronen sind die Bindungszustände der QCD. • Man unterscheidet Baryonen aus drei Quarks, sowie Mesonen die aus einem Quark und einem Antiquark aufgebaut sind. Proton Σ u Neutron u u u d u s d Ξ d s π ∆ u s K u u u u d u s
Eichsymmetrie Das zentrale Konstruktionsprinzip der QCD ist die lokale SU(3) Symmetrie: An jedem Punkt der Raumzeit können die Farben der Quarks beliebig gegeneinander verdreht werden, ohne dass sich die Physik ändert. u ! u ! u ! u = u = u = ... d d d Wichtige Konsequenz der Eichsymmetrie: Physikalische Zustände sind farbneutral.
Eichsymmetrie → Eichfelder = Gluonen • Damit die SU(3) Eichsymmetrie überhaupt verwirklicht sein kann, müssen die Gluonfelder vorhanden sein. • Die Gluonfelder werden oft auch als Eichfelder bezeichnet. • Die Existenz der Gluonfelder und die Form ihrer Wechselwirkung (= Form der Bewegungsgleichung) sind eine unmittelbare Konsequenz der Eichsymmetrie. • Im Unterschied zur QED sind die Bewegungsgleichungen der QCD nichtlinear.
Selbstwechselwirkung der Gluonen • Feldstärke für Photonfelder: Fµν (x) = ∂µ Aν (x) − ∂ν Aµ (x) • Feldstärke für Gluonfelder: (a) Fµν (x) = ∂µ A(a) (a) (b) (c) ν (x) − ∂ν Aµ (x) − g fabc Aµ (x) Aν (x) • Die nichtlinearen Terme erzeugen eine Selbstwechselwirkung der Gluonen. 1 0 11 00 00 11 1 0 00 11
Flußschläuche • Durch die Selbstwechselwirkung der Gluonen werden die Feldlinien zwis- chen zwei Farbladungen in enge Flußschläuche gequetscht. • Die im Gluonfeld gespeicherte Energie ist proportional zur Länge des Flußschlauches. • Die perfekte Analogie zu den Flußschläuchen ist ein Gummiband. • Die Energie steigt linear an wenn die beiden Farbladungen voneinander entfernt werden ⇒ Confinement. C V (r) = + σr r σ .... Stringspannung
Das Confinement Potenzial: 1.4 1.2 1.0 0.8 0.6 V [GeV] 0.4 0.2 0.0 -0.2 -0.4 -0.6 0.0 0.1 0.2 0.3 0.4 0.5 0.6 0.7 0.8 0.9 1.0 1.1 1.2 r [fm] C. Gattringer, R. Hoffmann, S. Schaefer, Phys. Rev. D 65 (2002) 094503 σ ∼ 800 MeV / fm
QCD auf dem Raum-Zeit Gitter
Diskretisierung auf dem Raum-Zeit Gitter (K. Wilson) • Bevor man in der QCD etwas ausrechnen kann, muss man einen Regulator einführen um alle Ausdrücke endlich und wohldefiniert zu machen. • Eine Möglichkeit die QCD zu regularisieren, ist es ein Raum-Zeit Gitter Λ einzuführen. • Quarks und Gluonen leben auf den Elementen des Gitters: Gluonen: G a } Quarks: q Λ • Am Ende wird der Kontinuumslimes a → 0 konstruiert.
Quantisierung mit dem Pfadintegral (R. Feynman) • Um die Quantenmechanik korrekt einzubauen verwendet man das Pfadintegral: Z 1 1 hOi = D[q, G] e− ~ S[q,G] O[q, G] Z O ... Observable S ... Wirkung (= Ekin − Epot ) ~ ... Planck’sches Wirkungsquantum • Nur auf dem Gitter ist das Integrationsmaß D[q, G] wohldefiniert: Z Z Y D[q, G] = dq(x) dG(x) x∈Λ
Monte Carlo Integration • Das Pfadintegral ist ein Vielfachintegral mit etwa 108 Integrationsvariablen → spezielle Techniken. • Man erzeugt zufällige Feldkonfigurationen qi , Gi mit der Wahrscheinlichkeitsverteilung 1 P [qi, Gi] ∝ e− ~ S[qi,Gi] • Die Berechnung von Observablen erfolgt durch Mittelwertbildung: N 1 X hOi ∼ O[qi , Gi ] N i=1
Lots of FLOPS ...
Ein Querschnitt durch Resultate der Gitter QCD
Hadron Spektroskopie • Experimentell sind einige hundert stark wechselwirkende Teilchen (Hadro- nen) bekannt. • Eine ab-initio Berechnung der Massen und eine Zuordnung der Quanten- zahlen ist ein wichtiger Test der QCD. • Oft ist die Struktur der Zustände umstritten (Quarkzustände, Gluebälle, Hybride). • Die Gitter QCD liefert wichtige qualitative und quantitative Beiträge zur Identifikation der Hadronen.
Massen von einigen Baryonen und Mesonen 1.8 1.6 Ξ Ω 1.4 Σ Ξ* m (GeV) 1.2 φ Λ Σ* N K* 1.0 ∆ 0.8 K input φ input K experiment 0.6 0.4 CP-PACS, Phys. Rev. D67 (2003) 034503
Quarkmassenabhängigkeit Die Gitter QCD erlaubt es Parameter wie zum Beispiel die Quarkmassen bei anderen als den physikalisch realisierten Werten zu verwenden. ⇒ Wichtiges Werkzeug zur Analyse von physikalischen Mechanismen. Nukleon Massen 3.0 2.8 2.6 2.4 2.2 MN [GeV] 2.0 1.8 N(1710) (1) 1.6 λ , a = 0.119fm (2) N(1440) λ , a = 0.119fm 1.4 (3) λ , a = 0.119fm 1.2 1.0 N(938) 0.8 0.00 0.40 0.80 1.20 2 2 (mπ) [GeV] T. Burch et al, hep-lat/0605018
Topologische Objekte • Die Nichtlinearität der QCD Feldgleichungen erlaubt topologische Kon- figurationen des Gluonfeldes. • Diese topologischen Objekte können durch die Windungszahl des Gluon- feldes um den Raum charakterisiert werden. • Es gibt theoretische Ansätze die topologische Objekte zur Erklärung von Confinement oder der chiralen Symmetriebrechung heranziehen. • Die Gitter QCD kann die vorhergesagten topologischen Objekte direkt sichtbar machen und studieren. • Die Erklärung von Confinement ist eines der Millenium Probleme des Clay Mathematics Institutes in Cambridge, MA.
Konfigurationen aus der MC Simulation sind von Quanten- fluktuationen dominiert. 1e–13 Geeignete Filter machen die 0 topologischen Objekte sicht- bar und erlauben die Analyse ihrer Eigenschaften. –1e–13 16 14 12 C. Gattringer, PRL 88 (2002) 221601 1 2 3 4 5 6 7 8 8 10 9 10 x 11 12 13 14 4 6 y 15 16 2
String Breaking • Die Energie eines Quark-Antiquark Paares steigt linear mit dem Abstand an. • Sobald die Energie die Schwelle von 2Emeson überschreitet, wird ein Quark-Antiquark Paar aus dem Vakuum erzeugt und der String bricht. V(r) 2 E Meson String Breaking r
G. Bali et al, hep-lat/0512018
Zusammenfassung und Herausforderungen • Gitter QCD ist ein moderner Zugang zur starken Wechselwirkung. • Durch das Raum-Zeit Gitter wird das Pfadintegral wohldefiniert und kann numerisch analysiert werden. • Die Gitter QCD liefert inzwischen präzise quantitative Resultate und erlaubt das ab-initio Studium von wichtigen Mechanismen der starken Wechselwirkung. • Zentrale Herausforderungen der nächsten 10 Jahre: – QCD mit hoher Dichte und Temperatur (Quark-Gluon Plasma). – Rechnungen mit dynamischen leichten Quarks. – Chirale Eichtheorien, Supersymmetrie.
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