Das Standard-Modell der Teilchenphysik

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Das Standard-Modell der Teilchenphysik
Das Standard-Modell der Teilchenphysik
In den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts war es „gesichertes“ Wissen, dass Elektron, Proton und
Neutron unteilbare Grundbausteine der Materie sind.
Die Entwicklung der Quantentheorie ermöglichte jedoch eine weiterführende Beschreibung des A-
tomaufbaus. Entsprechend ist es heutiger Wissensstand, dass das Elektron tatsächlich elementar,
d.h. strukturlos ist. Proton und Neutron bestehen jedoch aus Bausteinen, sie sind also nicht „elemen-
tar“. Die Bausteine, aus denen sie bestehen, sind Quarks. Weiterhin wurde erkannt, dass es nicht nur
die Elementarteilchen gibt, aus denen die uns vertraute Materie zusammengesetzt ist, sondern noch 2
weitere Teilchenfamilien.
Um die Welt des Allerkleinsten zu erklären, geht man heute vom so genannten Standard-Modell der
Teilchenphysik aus. Es basiert auf 3 Grundbestandteilen: Teilchen, Kräften und Massen.

Teilchen:
Im Standard-Modell werden 12 Materiebausteine in 3 Teilchen-Familien (Teilchen-Generationen) an-
genommen. Es wurde bislang nicht gezeigt, dass es nur diese 3 Familien gibt, es besteht aber bislang
auch keine Notwendigkeit von mehr als 3 Familien auszugehen.

1. Am bekanntesten ist die erste der genannten Familien. Sie beinhaltet die Bausteine der Materie,
   mit der wir es täglich zu tun haben. Die Teilchen der Familie sind:
   • Elektronen - sie bilden die Atomhülle und tragen eine elektrische Ladung.
   • Neutrinos - sie entstehen bei Kernzerfällen und in der Sonne.
       Man nimmt heute an, dass sie fast keine Masse haben.
   • Up- und Down-Quarks sind die Bausteine des Atomkerns.

2. Zur 2. Familie gehören:
   • das Myon,
   • das Myon-Neutrino,
   • das Charm- und Strange-Quark

3. Zur 3. Familie zählen:
   • das Tauon,
   • das Tau-Neutrino,
   • das Top- und Bottom-Quark.

Die uns umgebene stabile Materie besteht aus 4 dieser Teilchen - den Teilchen der ersten Familie:
Elektronen, Elektron-Neutrinos, Up-Quarks und Down-Quarks. Die anderen 8 Teilchen sind schwerere
„Kopien“ dieser ersten Familie und können in der kosmischen Strahlung nachgewiesen bzw. künstlich
erzeugt werden. Sie sind instabil, d.h. sie wandeln sich in Teilchen der ersten Familie um. Der Grund
für ihre Existenz ist ungeklärt.

Entsprechend ihrer verschiedenen Eigenschaften werden diese
12 elementaren Teilchen in „Gruppen“ eingeteilt: Quarks und
Leptonen.

Leptonen
¾ Bezeichnung „Lepton“ hat griechische Wurzeln
   (leptós = „leicht“, „klein“)
¾ Leptonen sind Fermionen, sie unterliegen damit als Teil-
   chen mit halbzahligem Spin der Fermi-Dirac-Statistik und
   damit auch dem Pauli-Prinzip, was auf die Besetzung der
   einzelnen energetischen Zustände entscheidenden Einfluss
   hat.
¾ Leptonen unterliegen der schwachen Wechselwirkung.
   Diese grundlegende Kraft ist keine anziehende oder absto-
   ßende Kraft, sondern wandelt Teilchen ineinander um. Sie
   ist unter anderem für den β--Zerfall verantwortlich, bei dem
   sich ein Neutron in ein Proton, ein Elektron und ein Elektron-Antineutrino umwandelt.
¾ Leptonen sind Elementarteilchen. Da sie nicht zu den Quarks gehören, tauschen sie keine Gluo-
   nen aus und unterliegen somit nicht der starken Wechselwirkung.

Spezielle Gebiete der Physik - Elementarteilchen                                                     -1-
Das Standard-Modell der Teilchenphysik
¾ Trägt ein Lepton eine elektrische Ladung (Elektron, Myon, Tauon) unterliegt es der elektromagne-
  tischen Wechselwirkung.
¾ Leptonen unterliegen der Gravitation. Elektron und Elektron-Neutrino haben aber eine sehr kleine
  Masse, was die Gravitationswirkung in Grenzen hält.

      Name                       Symbol        el.      Ruhemasse     Ruhemasse         Lebensdauer   Generation
                                                                 2
                                             Ladung      in MeV/c        in kg              (s)        / Familie
      Elektron                       e             −1        0,511      9,1⋅10-31            Stabil       1
      Elektron-Neutrino              νe             0   < 0,46⋅10−4   < 8,2⋅10-35            Stabil       1
      Myon                           µ             −1       105,66      1,9⋅10-28          2,2·10−6       2
      Myon-Neutrino                  νµ             0         < 5,0   < 8,9⋅10-30            Stabil       2
      Tauon                          τ             −1         1777     3,17⋅10-27         3,4·10−13       3
      Tau-Neutrino                   ντ             0        < 164    < 2,9⋅10-28            Stabil       3

¾ ungeladene Leptonen sind die Neutrinos. Sie sind sehr schwer nachzuweisen, da sie mit anderen
  Materieteilchen kaum wechselwirken. Mit der kosmischen Strahlung erreichen und ständig 1013
  Neutrinos pro cm2 und Sekunde. Neue Experimente gehen von einer kleinen aber endlichen Mas-
  se von Neutrinos aus.
¾ Neuere Ergebnisse deuten an, dass Neutrinos nicht stabil sind, sondern sich ineinander umwan-
  deln können.

Quarks
¾ 1964 erstmals von Murray Gell-Mann und George Zweig (Caltech) postuliert
¾ Quarks tragen einen Spin von ½ und sind damit - wie auch die Leptonen - Fermionen.
¾ die 6 Quark-Arten unterscheidet man, indem man ihnen jeweils ein Quark-Flavors (engl. für Ge-
   schmacksrichtung) zuschreibt: Up, Down, Strange, Charm, Bottom (Beauty), Top (Truth).
                                                                                    2
      Name                    Symbol       Familie      el. Ladung    Masse (GeV/c )             Masse (kg)
      Up                         u            1           +2/3                 0,005                    8,9⋅10-33
      Down                       d            1           –1/3                  0,01                    1,8⋅10-32
      Strange                    s            2           –1/3                  0,15                    2,7⋅10-31
      Charm                      c            2           +2/3                    1,5                   2,7⋅10-30
      Bottom (Beauty)            b            3           –1/3                    4,5                   8,0⋅10-30
      Top (Truth)                t            3           +2/3                   178                    3,2⋅10-28

¾ Up-Quark
  - Name wegen des Isospin (Quantenzahl).
  - Isospin entspricht einem Drehimpuls - up oder down - hier +½.
  - Masse: weil Quarks nie alleine, sondern immer in Gruppen auftreten, lässt sich nur aus der
            Masse der Gruppe auf die einzelnen Quarks schließen.

¾ Down-Quark
  - Isospin: −½
  - nach bisherigen Erkenntnissen ist das Down-Quark stabil.

¾ Strange-Quark (strange = seltsam)
  - eingeführt, um Aufbau einiger Baryonen wie Σ+ , Σ− und Σ0 zu erklären
  - negativierte Quantenzahl Strangeness eines Teilchens gibt die Anzahl der enthaltenen
    Strange-Quarks an.

    Seltsame Materie (Strangelet)
    Seltsame Materie besteht aus Elementarteilchen, die das Strange-Quark enthalten und auf unserer Erde
    nicht natürlich vorkommen. Teilchen aus 3 Quarks, wie Proton und Neutron, werden als Baryon bezeichnet.
    Ist ein Stange Quark im Teilchen enthalten bekommt es den Namen Hyperon. Hyperonen sind instabil.
    Auch Mesonen, die aus einem Quark und einem Antiquark bestehen, können das Strange-Quark enthalten.
    Beispiel: Kaon. Auch doppelt seltsame Teilchen sind möglich.

¾ Charm-Quark
  - Gegenstück des Strange-Quarks
  - besitzt die Charm-Quantenzahl C = 1
  - Die Charm-Quantenzahl war 1974 eingeführt worden, um das neu entdeckte J/ψ-Meson in den

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Das Standard-Modell der Teilchenphysik
Teilchenzoo einordnen zu können.
    - wurde 1970 vorhergesagt, 1974 erstmals künstlich erzeugt.
    - Lebensdauer beträgt ungefähr 10−12 Sekunden
    - sie können sich nur über die „schwache Wechselwirkung“ in Strange-Quarks wandeln; daher
      haben Verbindungen mit Charme-Quarks eine relativ lange Lebensdauer

¾ Bottom-Quark (Beauty)
  - erstmals 1977 nachgewiesen
  - Lebensdauer ca. 2⋅10−12 Sekunden.

¾ Top-Quark (Truth-Quark)
  - schwerstes Quark
  - Lebensdauer ca. 10−24 Sekunden
  - kommt in der Natur nicht vor

Insgesamt gibt es also eine ganze Palette von Quantenzahlen, mit denen die verschiedenen Quarks
unterschieden werden:
Isospin (up und down), Strangeness, Beauty, Truth, Strangeness und Charm sind die sogenannten
Geschmacks- (Flavour)-Quantenzahlen. Darüber hinaus existiert in der Quantenchromodynamik eine
Beschreibung mittels Farb- (Color)-Quantenzahlen.

Antiteilchen
Alle genannten Elementarteilchen existieren in zwei Formen: als „normales“ Teilchen und als Antiteil-
chen. Die Bezeichnung „normal“ ist dabei recht willkürlich - teils wird sie für die Teilchen benutzt, die
in der uns umgebenden Materie vorkommen. Die Idee des Antiteilchens entstammt dem Streben nach
Symmetrie in der Quantenphysik - zu jedem Teilchen existiert demnach ein Antiteilchen, welches in
verschiedenen charakteristischen Kennzahlen (additive Quantenzahlen wie elektrische Ladung, Farb-
ladung, schwache Ladung, Baryonenzahl, Leptonenzahl, Helizität, usw.) dem Teilchen entgegenge-
setzt ist. Nichtadditive Quantenzahlen (z.B. Spin), Masse, Lebensdauer, usw. sind identisch.
    Beispiel: Antiteilchen des Elektrons ist das Positron. Beiden Teilchen haben gleiche Masse, Spin und mag-
    netisches Moment - unterscheiden sich aber in der elektrischen Ladung (Elektron: -e, Positron: +e) und der
    Leptonenzahl (Elektron: 1, Positron: -1).

Es besteht auch die Möglichkeit, dass alle additiven Quantenzahlen eines Elementarteilchens gleich
Null sind. Dann ist das Teilchen sein eigenes Antiteilchen.
    Beispiele: Photon und neutrales Pion π0.
    Beim Photon tritt jedoch eine Besonderheit auf; es hat eine positive oder negative Helizität (die Helizität h = 0
    ist für das Photon nicht erlaubt). Hat das Photon positive Helizität, entspricht das rechtszirkular polarisiertem
    Licht, eine negative Helizität entspricht linkszirkular polarisiertem Licht.

Trifft ein Teilchen mit seinem Antiteilchen zusammen, kommt es zur Annihilation. Die Masse der
Teilchen wird entsprechend E = mc als elektromagnetische Welle abgestrahlt.
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Umgekehrt funktioniert die Paarbildung. So kann ein Photon in ein Elektron und ein Positron umge-
wandelt werden.

Kräfte:
In der Physik werden alle Wechselwirkungen auf 4 Kräfte zurückgeführt:
• Schwerkraft - verantwortlich für alle Gravitationsphänomene.
• elektromagnetische Kraft - verantwortlich für Elektrizität und Magnetismus.
• starke Kraft - hält Atomkerne zusammen.
• schwache Kraft - ist keine anziehende oder abstoßende Kraft, sondern wandelt Teilchen ineinan-
    der um.

                                            relative Stärke   Reichweite              Wirkung auf:
      starke Kraft                                 100        Atomkern                nur Quarks
      elektromagnetische Kraft                      1         unendlich               alle geladenen Teilchen
      schwache Kraft                               10-12      1/1000 Atomkern         Quarks, Leptonen
      Schwerkraft                                  10-42      unendlich               alle Teilchen

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Alle Kraftwirkungen zwischen den genannten Teilchen werden im Standard-Modell wiederum mit Teil-
chen beschrieben - den Wechselwirkungsteilchen. So wird z.B. einem Elektron mitgeteilt, dass in
seiner Nachbarschaft ein anderes Elektron existiert, von dem es abgestoßen wird.

Im Standard-Modell benötigt man drei (oder auch 4) Wechselwirkungen und die damit verbundenen
Wechselwirkungsteilchen. Für diese wird auch häufig die Bezeichnung „Eichboson“ benutzt:

•   Gluonen (g) - davon gibt es acht Sorten, es sind die Austausteilchen der starken Kraft, sie halten
    u.a. die Quarks in unseren Atomkernen zusammen. Gluonen sind elektrisch neutral und werden
    als masselos angenommen. Zur Unterscheidung schreibt man ihren „Farbladungen“ zu, die sich
    aus einer Farbe (rot, grün, blau r , g , b ) und einer Antifarbe (antirot, antigrün, antiblau r , g , b ) zu-
    sammensetzt. Üblicherweise nimmt man folgende Zustände an:

     rg , rb , gr , gb , br , bg ,
                                                   1
                                                    2               6
                                                                      (
                                                      ( rr − gg ), 1 rr + gg − 2 bb         )
    - anerkannte Theorie zur Beschreibung der starken Wechselwirkung ist die Quantenchromo-
      dynamik (QCD). Entsprechend QCD vermitteln Gluonen Kräfte zwischen Teilchen, die eine
      Farbladung tragen.
    - Wenn z.B. zwischen zwei Quarks ein Gluon ausgetauscht wird, ändert sich die Farbladung
      der beteiligten Quarks. Das Gluon trägt jeweils eine Antifarbladung zur Kompensation der
      ursprünglichen Farbladung des Quarks und überträgt die neue Farbladung auf das Quark.
    - Da Gluonen selbst auch Farbladungen haben, können sie untereinander wechselwirken, was
      die theoretische Beschreibung nicht vereinfacht.
    - erste experimentelle Hinweise Anfang der 1980er

•   Photonen - es sind die Teilchen der elektromagnetischen
    Kraft. Sie wirken zwischen elektrisch geladenen Teilchen
    z.B. zwischen einem Elektron und dem Atomkern.

•   W+, W- und Z0- Teilchen - die Teilchen der schwachen Kraft.

•   Als Wechselwirkungsteilchen (Eichboson) der Gravitation
    wird hypothetisch das Graviton angenommen. Für das
    Graviton wird eine Ausbreitung mit Lichtgeschwindigkeit, ei-
    ne Ruhemasse von Null und ein Spin von 2 angenommen.
    Schwierigkeiten treten bei der theoretischen Beschreibung
    auf. Hoffnung erwecken z.Zt. 2 theoretische Ansätze: die
    Stringtheorie und die Loop-Quantengravitation. Beide Theo-
    rien sind jedoch nicht so weit entwickelt, dass sie experi-
    mentell bestätigt werden könnten.

Der Austausch von Wechselwirkungsteilchen (Eichbosonen) verändert die wechselwirkenden Teil-
chen: tauschen zwei elektrisch geladene Teilchen ein Photon aus, verändern sich ihren Wellenfunkti-
onen; ein Austausch von W-Bosonen bei der schwachen Wechselwirkung verändert die elektrischen
Ladungen und den schwachen Isospin; der Austausch von Gluonen zwischen Quarks ändert deren
Farbladung.

Masse:
Letztendlich steht noch die Masse zur Diskussion. Das Standard-Modell enthält in seiner ursprüngli-
chen Form keine Massen, die Existenz massiver Teilchen steht sogar im Widerspruch zum Modell.
Der schottische Physiker Peter Higgs löste dieses Problem 1964, indem er den nach ihm benannten
Higgs-Mechanismus postulierte. Nach diesem Mechanismus ist das Vakuum, in dem sich die ver-
schiedenen Teilchen bewegen, nicht leer, sondern mit einem Hintergrundfeld, einer Art zähen Flüssig-
keit, gefüllt. In diesem „zähen“ Feld werden die nach Standard-Modell masselosen Teilchen abge-
bremst, was in seiner Wirkung dem Vorhandensein einer Masse entspricht. Weshalb die Wirkung des
Higgs-Feldes auf verschiedene Teilchen unterschiedlich groß ist (verschiedene Massen) wird im
Higgs-Modell nicht erklärt.

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Die Vermittlung des Higgs-Feldes wird, wie auch die Vermittlung der o.g. Kraftfelder, einem Teilchen
zugeschrieben - dem Higgs-Teilchen oder Higgs-Boson. Der Nachweis dieses Teilchens steht bislang
noch aus.
Aus der bisherigen Suche kann man annehmen, dass ein Higgs-Teilchen, so es denn existiert, schwe-
rer als 114 GeV/c2 oder 2⋅10-25 kg (das ist 122 mal die Masse eines Protons oder 222091 mal die
Masse eines Elektrons) sind sein muss.

Aufbau der Materie:
Heute geht man von vier Materieteilchen aus, aus denen normale Materie besteht:
• Elektronen umkreisen den Atomkern
• der Atomkern ist aus Quarks zusammengesetzt
• Neutrinos entstehen bei radioaktiven Prozessen

    Aus diesen Bausteinen besteht die uns bekannte Materie, wobei natürlich ein Bauplan mit einer
    Vielzahl von Bauvorschriften existiert. Hier soll nur beispielhaft ein kleiner Ausschnitt aus dem
    Bauwerk Materie dargestellt werden. Von besonderem Interesse sind für uns Gebilde, die aus
    Quarks (und/oder Antiquarks) aufgebaut sind. Diese Teilchen werden als Gruppe mit dem Namen
    Hadronen belegt.
    Sind am Aufbau des Teilchens s-Quarks (Strange Quarks) beteiligt verwendet man statt Hadron
    den Begriff Hyperon (siehe dazu weiter oben „seltsame Materie“, „Strangelet“)

Zentraler Punkt vieler Untersuchungen war es, den oben erwähnten Bauplan, die geltenden Vorschrif-
ten zu finden. Dazu kann von einer ganzen Zahl verschiedener notwendiger und hinreichender Bedin-
gungen ausgegangen werden:

¾ Die Ladung des entstehenden Gebildes muss das positive oder negative ganzzahlige der „Ele-
  mentarladung“ sein. Die Elektrische Ladung der Quarks ist –1/3 oder +2/3 der Elementarladung.
  Damit wird eine große, aber endliche Zahl von möglichen Materieteilchen sichtbar.
¾ Die Quantenchromodynamik (QCD) postuliert, dass Quarks nicht isoliert auftre-
  ten können, sondern sich immer derart vereinen, dass sich die Farbladung rot,
  grün, blau, (bzw. antirot, antigrün und antiblau für Antiquarks) so ergänzt, dass
  nach außen nur farblose Teilchen erscheinen (siehe Skizze). Als Ursache der
  Farbladung gelten die Gluonen, die Austauschteilchen (Bosonen) der starken
  Wechselwirkung.

Damit ist eine Gruppierung von 3 Quarks möglich. Wir nennen diese Baryon („schwere“). Auch Anti-
baryonen aus 3 Antiquarks sind vorstellbar. Gruppiert man ein Quark und ein Antiquark entsprechend
der genannten Auswahlregeln entstehen Mesonen („mittelschwere“).

Neuere Untersuchungen weisen auf ein Teilchen hin, das aus fünf Quarks bestehen könnte (vier
Quarks und ein Anti-Quark). Auch solche Teilchen haben ganzzahlige Ladungen, sie können (nach
ihrer so genannten Baryonenzahl) als Baryonen aufgefasst werden, oder als Verbindung von einem
Baryon mit einem Meson.
Darüber hinaus wird für Quarks ein Zustand vorausgesagt, in welchen sich die Quarks wie quasi-freie
Teilchen verhalten, das Quark-Gluon-Plasma. Der entsprechende Phasenübergang wird bei einer
Energie von 200 MeV erwartet.

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Hadronen
Hadronen sind also aus Quarks zusammengesetzt. Sie unterliegen der starken Wechselwirkung - also
unter der Beteiligung von Gluonen. Die bekanntesten Hadronen sind die Nukleonen (Kernteilchen)
Neutron und Proton. Sie sind gleichzeitig die einzigen stabilen Hadronen. Alle anderen Hadronen zer-
fallen relativ schnell zu leichteren Hadronen, Leptonen oder Gammastrahlung.

Aus der Zusammensetzung ergibt sich, dass Hadronen sowohl Fermionen mit halbzahligem Spin (Ba-
ryonen) oder auch Bosonen mit ganzzahligem Spin (Meson) sein können.

Baryonen / Antibaryonen
Baryonen bestehen aus drei Quarks, Antibaryonen aus drei Antiquarks.
Zur den Baryonen gehören die beiden bekannten „Elementarteilchen“ Proton und Neutron und eine
Reihe weiterer, schwererer Teilchen (Hyperonen).
Eine kleine Auswahl von Baryonen mit der Angabe, aus welchen Quarks sie bestehen, ist in der fol-
genden Tabelle aufgeführt:

                   Name        Zeichen      Quarks   Masse (MeV/c2)      Lebensdauer (s)
                   Proton         p           uud        938,3                       > 1032 a
                   Neutron        n           udd        939,6        (als freies Neutron) 889
                   Lambda         Λ           uds       1115,6                        2,6⋅10-10
                   Sigma          Σ+          uus       1189,4                        0,8⋅10-10
                                  Σ0          uds       1192,5                        5,8⋅10-20
                                  Σ-          dds       1197,3                        1,5⋅10-10
                   Xi             Ξ0          uss       1314,9                        2,9⋅10-10
                                  Ξ-          dss       1321,3                        1,6⋅10-10
                   Omega          Ω-          sss       1672,4                        8,2⋅10-11

Mesonen
Ähnlich aufgebaut sind Mesonen; sie bestehen aus jeweils einem Quark und einem Antiquark. Auch
sie unterliegen der starken Wechselwirkung, die über Gluonen realisiert wird. Ihr Name entspringt dem
griechischem µεσος (mesos) = Mitte. Es sind Teilchen mittlerer Masse, im Gegensatz zu leichten Lep-
tonen und schweren Baryonen.
¾ Alle Mesonen sind instabil.
¾ Da es sechs Arten von Quarks gibt, sollte man annehmen, dass es genau 36 verschiedene Meso-
    nen gibt, nämlich genau alle möglichen Quark-Antiquark-Paare. Die Wirklichkeit ist allerdings
    komplizierter.
    - Quarks besitzen einen Spin, was verschiedene summarische Resultate ergibt
    - Mesonen können innere Anregungszustände und damit verschiedene Eigenschaften haben
    - aus quantenmech. Gründen gibt es Überlagerungszustände mehrerer Quark-Antiquark-Paare
    - wg. der CP-Erhaltung (Symmetrieeigenschaft) existieren lang- und kurzlebige Formen einiger
      Mesonen

      Name              Symbol              Quarks        Masse/MeV/c2             Lebensdauer/s
                                Pseudoskalare Mesonen aus d, u und s Quarks
       Pion              π+, π-          ud, ud        139,6                          2,6⋅10-8
                            0
       Pion               π            (uu +  dd)      135,0                          8,3⋅10-17
       Kaon             K+, K-           us, su        439,7                          1,2⋅10-8
                              0
       Kaon               KS           (ds +  sd)      497,7                           9⋅10-11
       Kaon               KL0          (ds + sd)       497,7                          5,2⋅10-8
        Eta               η0           (uu - dd)       548.8                           < 10-18
                            '0
        Eta'              η                ss           958                            3⋅10-21
                                   Vektormesonen aus d, u und s Quarks
       Rho               ρ+, ρ-          ud, ud         770                            4⋅10-24
                            0
       Rho                ρ            (uu + dd)        770                            4⋅10-24
       Kaon             K*+, K*-         us, su        439,7                           1,2⋅10-8
       Kaon              KS*0          (ds + sd)       497,7                           9⋅10-11

Spezielle Gebiete der Physik - Elementarteilchen                                                    -6-
Kaon              KL*0              (ds + sd)         497,7                          5,2⋅10-8
      omega               ω0               (uu - dd)         782,6                          7⋅10-22
        Phi              Φ'0                   ss             1020                          2⋅10-22
                                                   übrige Mesonen
     D-Meson           D+, D-                cd, cd          1869,4                        9,2⋅10-13
     D-Meson           D0, D0                cu, cu          1864,7                        4,4⋅10-13
     F-Meson           F+, F-                cs, cs           1971                         1,9⋅10-13
       J/Psi            J/Ψ                    cc            3096,9                         8⋅10-19
     B-Meson           B+, B-               ub, ub           5270,8                        1,4⋅ 10-12
     B-Meson           B0, B0               bd, bd           5274,2                        1,4⋅ 10-12
     Ypsilon             Y                    bb             9460,4                        1,3⋅ 10-20
     Y(3940)            k.A.               cc-gluon           3940                            k.A.
                                                            Antiquarks und Antiteilchen sind unterstrichen dargestellt.

Letztendlich ergibt sich aus der nach Standard-Modell existierenden recht überschaubaren Zahl von
Elementarteilchen ein doch recht umfangreicher Teilchenzoo mit ausgeprägten Eigenschaften.

Die oben zu sehende Darstellung erfasst dabei nur einen geringen Ausschnitt und auch nur den der-
zeitigen Wissensstand. Aus der Tatsache, dass einige der Erkenntnisse erst aus den letzten Jahren
stammen und am Bau immer größerer und stärkerer Beschleunigerringe und Detektoren gearbeitet
wird, ist anzunehmen, dass sich das dargestellte Bild in den nächsten Jahren stürmisch weiterentwi-
ckeln wird.

Spezielle Gebiete der Physik - Elementarteilchen                                                                          -7-
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