Rennrad- Spaß von Anfang an! - EXTRA: EINSTEIGER SPEZIAL
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EXTRA: EINSTEIGERSPEZIAL D A S R E N N R A D - M A G A Z I N TOUR-Extraheft 5|2008 Rennrad- www.tour-magazin.de Spaß von Anfang an! KRAUS ǐ Kaufberatung: So viel Rad gibt’s für Ihr Geld ǐ Service: Trikots, Schuhe, Helme für den Einstieg ǐ Experten-Tipps: So sitzen und treten Sie bequem ǐ Training: Fit vom ersten Kilometer an
EINSTEIGER̘SPEZIAL Eine Liebe fürs Leben Sie suchen kein flüchtiges Abenteuer sondern eine Leidenschaft, die auch nach vielen Jahren noch brennt? Dann lassen Sie sich doch verführen – vom Rennrad, der faszinierendsten Fahrmaschine, die man aus eigener Kraft beschleunigen kann 2 TOUR 5 | 2008 Einsteiger-Spezial
EINSTEIGER̘SPEZIAL Laue Luft umweht die Beine, leise surrt die Kette über Ritzel, die Reifen singen auf dem griffigen Asphalt – Bewegung in Perfektion 4 TOUR 5 | 2008 Einsteiger-Spezial
EINSTEIGER̘SPEZIAL | ESSAY Das Rennrad eröffnet neue Perspektiven – mit wachen Sinnen und aus eigener Kraft lässt sich die Welt neu entdecken 6 TOUR 5 | 2008 Einsteiger-Spezial
ǺǫǾǺ Jürgen Löhle ǬǵǺǵǹ Daniel Kraus D a stand es also, in Silbergrau mit schwarzem leisen Surren einer gut geölten Kette über saubere Zahnräder Sattel und schwarzem Lenkerband. Für mei- fasziniert. Herrlich – nach Stresstagen wirkt dieses Geräusch ne bisherige Vorstellung von einem Fahrrad bei mir noch heute wie Valium auf angefressene Nerven. fand ich es ein bisschen dünn, und wichtige Irgendwann traute ich mich, die Hand vom Lenker zu neh- Teile wie Licht, Gepäckträger, ein Ständer men und zu schalten. Ich hätte nie gedacht, dass man auch oder Schutzbleche fehlten. Aber es war ja bergauf leicht treten kann. Natürlich fuhr ich zu schnell, viel auch kein normales Rad, sondern ein Renn- zu schnell. 30 Minuten in die eine Richtung, zurück fast rad. Und zwar eines von Peugeot. Mit einer, wenn ich’s noch doppelt so lang, weil ich damals noch keine Ahnung hatte, recht weiß, Zehngangschaltung von Sachs. Genau erinnere welche Euphorie Rückenwind auslösen kann – und welchen ich mich aber an den Preis. 780 Mark, eine Wahnsinnskohle Frust Gegenwind. Natürlich hatte ich zuerst Rückenwind. für einen 22-jährigen Studenten – für nix weiter als zwei Am nächsten Tag konnte ich nicht mehr sitzen. Die Nähte dünne Rädchen und ein bisschen Stahlrohr. Dafür konnte der Jeans hatten Stellen wund gescheuert, die ich bis dahin man das teure Teil noch nicht mal beruhigt vor der Uni par- selbst nicht kannte. Außerdem bekam ich sofort Krämpfe in ken und sah bei Regen sofort aus wie Schwein. den Oberschenkeln, wenn ich versuchte, sie durchzudrücken. Es war wirklich keine Liebe auf den ersten Blick, aber es Also ließ ich das und ging noch mal zum Radhändler. Der musste sein. Wer so unattraktive Disziplinen wie Politik und verkaufte mir mit triumphierendem Lächeln eine schwarze Volkswirtschaft studierte, hatte wenigstens halbwegs schlank Radhose, Handschuhe, ein Trikot mit bunten Kästen drauf und fit zu sein, um bei den hübschen Kommilitoninnen nicht und der Aufschrift „La vie claire“ sowie Radschuhe von sofort in der Ecke für Unvermittelbare zu landen, in der sich Adidas, mit denen man nicht richtig gehen konnte. damals Golf-GTI-Fahrer mit Lederkrawatte, Lehramtsstu- Damit war klar: Der Virus hatte sich bereits eingenistet. denten oder grenzdebile Bodybuilder tummelten. Ich musste Nach einer Tube Wundcreme und ein paar Tagen Pause ging also was tun. Kicken konnte ich nicht, auf dem Tennisplatz es weiter. Natürlich habe ich fast alles falsch gemacht, was waren zu vernünftigen Zeiten nur Hausfrauen unterwegs, man als Rennradler falsch machen kann. Zu schwere Gänge, und mein Orthopäde meinte, dass ich wegen meines ausge- zu hohes Tempo von Anfang an, kein Einrollen und kein fransten Meniskus (Handball) eher anderweitig aktiv werden Ausfahren, und das Wort Pulsuhr hatte ich noch nicht mal solle. Er sagte was von Schwimmen oder Radeln. Da ich mei- gehört. Aber es machte Spaß; vor allem das Gefühl, Kraft in ne Schwimmkarriere schon Jahre zuvor wegen Fußpilz und Tempo umsetzen zu können, was einem jungen Kerl ja noch Chlorpickeln abgebrochen hatte, blieb also nur das Rad. relativ leicht gelingt. Kette rechts und immer feste druff, ge- Ich weiß noch, wie der Velohändler fast geweint hat, als nau das war’s – dieses Dahinjagen mit Wind im Haar (kein ich normale Pedale haben wollte. Der Mann griff sich ent- Mensch trug damals Helm). Ich habe mir dann einen Tacho setzt an den Kopf, kurvte dann hektisch gestikulierend durch gekauft und mich gefreut wie Bolle, wenn ich eine Runde seinen Laden und grummelte Dinge wie „grauenhaft“ und über 50 Kilometer eine Minute schneller fahren konnte als „Stilbruch“. Ich verließ den Laden also mit Käfigpedalen von zuvor; oder wenn ich mit Tempo 45 ein paar Kilometer den Campagnolo, aber ohne Radschuhe, obwohl der Händler sie Windschatten eine Mopeds halten konnte. Mir gefiel auch, mir sogar schenken wollte. Ich wusste damals noch nicht, dass Rennradfahren Das Gefühl, Kraft in Tempo umzusetzen, wird auch was mit Stil zu tun hat. Und so bohrte ich bei meiner zu einer Leidenschaft, die nie endet ersten Fahrt mit Gewalt meine dicksohligen Laufschuhe in die Käfige. Dazu trug ich eine dass der Hüftring ein bisschen schmaler und die Beine ein knapp oberhalb der Knie abgeschnittene Jeans, ein weißes wenig kräftiger wurden – sah irgendwie gut aus, und nach Poloshirt von Lacoste, ein schwarzes Korsika-Stirnband und einem Jahr wusste ich auch, wie man sich die Beine rasiert, eine Sonnenbrille, die sich normalerweise Golf-GTI-Fahrer ohne dabei zu verbluten. Aber das Allerbeste war, ganz klar, mit Goldkettchen in die Dauerwelle steckten. Nun ja – und die erste erfolgreiche Attacke. Dieses Gefühl, das einen ganz nach 200 Metern lag ich auf der Schnauze. Ich hatte an der warm durchströmt, wenn man spürt, der andere kann nicht ersten Ampel versucht, den Schuh aus dem Pedalkäfig zu mehr, und es ist gaaaanz leicht, ihn jetzt und hier gnadenlos zerren, aber das dauerte zu lang und ich kippte in Zeitlupe abzuhängen – fast wie Sex, nur dass man nicht stöhnt, dafür um. Auf der anderen Straßenseite liefen zwei junge Frauen, aber so cool blickt wie ein Gletschereisbonbon. die eine deutete mit dem Finger auf mich, beide lachten. Die Leidenschaft hält bis heute. Spannend ist, wie sich im Ich bin dann mit der Straßenbahn raus aus der Stadt, ha- Lauf der Zeit die Verlockungen des Rennradelns ändern. Die be die Lederriemen aus den Käfigen gezogen, die Stahlzunge Technik hat man bald im Griff, seine eigenen Grenzen kennt nach oben gebogen und bin losgefahren. Was für ein Gefühl! man auch sehr schnell. Irgendwann schwindet die Möglich- Ich meine, wer vorher nur ein Staiger-Dreigangrad bewegt keit zur Attacke, und man freut sich an einem gleichmäßigem hat – ein bleischweres Teil mit Bananensattel, rostiger Kette Gleiten. Ist ja klar, nichts hält ewig, schon gar nicht die Kraft und 0,5 bar in den abgewetzten Reifen – für den ist renn- der Jugend. Aber diese erste Faszination spüre ich immer radeln wie fliegen. Ein paar Tritte, und das Ding lief fast wie noch. Nicht mehr so intensiv, aber ohne das Surren einer von selbst. Vom ersten Moment an war ich vor allem von dem Kette fehlte was im Leben. Und zwar etwas Wichtiges. ■ Einsteiger-Spezial 5 | 2008 TOUR 7
EINSTEIGER̘SPEZIAL | KAUFBERATUNG RENNRAD Preisfrage Günstige Rennräder kosten weniger als 1.000 Euro, nach oben sind die Grenzen offen. Aber wie viel muss man investieren, um gleich den Traumpartner für Sport und Spaß zu finden – einen Renner, der gefällt und passt? TOUR lotst Sie durch alle Preisklassen und zeigt anhand typischer Beispiele, was Sie für ihr Geld bekommen 8 TOUR 5 | 2008 Einsteiger-Spezial
ǺǫǾǺ Matthias Borchers ǬǵǺǵǹ Daniel Kraus V iele Rennrad-Neulinge stehen auf und Kurbeln umfasst. Drei Hersteller eindruck entscheidend (siehe auch Seite der Suche nach dem Sportgerät für teilen sich den weltweiten Markt: Markt- 82). Die Investition in hochwertige, leicht ihr neues Hobby ratlos vor den führer Shimano aus Japan, die Traditions- rollende und pannensichere Modelle schicken Rennern und fragen sich: Warum marke Campagnolo aus Italien sowie macht sich schnell bezahlt. kostet das eine Rad jetzt 800 und das an- Newcomer SRAM aus den USA. Jeder dere 6.000 Euro – die sehen doch alle dieser Hersteller bietet komplette Kom- Der wichtige Rest gleich aus? Gute Frage – führt sie doch ponentengruppen in unterschiedlichen Sattel, Sattelstütze, Lenker und Vorbau schnurstracks zu zwei wichtigen Aspekten Qualitäts- und Preiskategorien an. Gerade folgen dem Prinzip, dass an preiswerten beim Rennrad-Kauf. Zum einen: Anders in den unteren Preisklassen mischen viele Rädern einfache, relativ schwere Exem- als bei Autos, wo selbst Laien auf Anhieb Hersteller an den Rädern die Ausstat- plare montiert werden, die das Gesamt- einen teuren Sportwagen erkennen, kann tungen. Eyecatcher wie Schaltwerk und gewicht des Rades zum Teil erheblich in beim Rennrad nur der einigermaßen ge- Bremshebel entstammen höherwertigen die Höhe treiben können. Immer mehr schulte Blick die Argumente für den hohen Gruppen, bei weniger beachteten Teilen Hersteller gehen dazu über, diese Teile Preis erkennen. Zum anderen, und das ist wie Ritzel oder Lager werden billigere aus fernöstlicher Massenproduktion zu eine gute Nachricht für alle Rennrad- Teile verwendet. Auch optisch aufgepeppte kaufen und mit dem Logo einer Eigen- Aspiranten: Auch preiswerte Flitzer um aber technisch weniger hochwertige Kur- marke zu versehen. Das muss im Grunde 1.000 Euro bieten funktionale Technik für belgarnituren anderer Hersteller werden kein Nachteil sein, da insbesondere sehr viele tausend Kilometer – und attraktive gerne eingesetzt. Faustregel: Je teurer das leichte und technisch ausgereizte Sattel- Designs sowieso. Das belegt auch der Test Rennrad, desto hochwertiger und voll- stützen, Vorbauten und Lenker sehr sensi- der preiswerten Renner in dieser Ausgabe ständiger die verbaute Gruppe. bel im Umgang sind und unter Sicherheits- ab Seite 52. Wo aber liegen die Unter- aspekten Probleme bereiten können, wenn schiede zwischen 800 und 6.000 Euro? Laufräder sie nicht ausreichend getestet wurden. System-Laufräder, bei denen Felge, Spei- Rahmen chen und Naben technisch und optisch Wo kaufen? Die dominierenden Materialien sind – aufeinander abgstimmt sind, zählen zu Die Räder von Radon und Red Bull stehen über alle Preisklassen hinweg – Alumini- den beliebtesten Nachrüst-Produkten bei stellvertretend für den Versandkauf und um und Carbon. Stahl oder Titan können Rennradlern. Das ist nicht verwunderlich, machen deutlich, dass Räder vom Direkt- technisch nicht mithalten, werden aber denn kein anderes Teil am Rad hat auf die vertrieb bei gleicher Ausstattung fast im- von Fans als Materialien für handwerklich Fahreigenschaften und das Aussehen des mer günstiger sind als im Fachhandel. aufwändige Liebhaberei in Ehren gehal- Rades ähnlich große Auswirkungen wie Was Beratung und Service betrifft, haben ten. Bis 1.500 Euro beherrscht Alu die der Laufrad-Satz. Dem gegenüber stehen die Versandhäuser in den vergangenen Szene, darüber wächst mit dem Preis auch Standard-Laufradsätze mit 28 oder 32 Jahren zwar dazu gelernt, Neulinge im bis- der Anteil der Carbonrahmen. Komplett- Speichen sowie einfacher Naben- und weilen schwer durchschaubaren räder mit Carbonrahmen gibt’s mittler- Felgentechnik, die dennoch robust, attrak- Rennrad-Metier sind im Fach- weile für knapp 2.000 Euro. In diesem tiv und für viele tausend Kilometer gut geschäft jedoch meistens besser Segment ist Carbon aber vielfach nur ein sein können. Zwischen solchen Standard- aufgehoben. Gute Händler Tribut an den Trend, technische Vorteile und System-Laufrädern liegen nicht selten ermöglichen in der Regel gegenüber Aluminium bieten die Rahmen 1.000 Euro Preisunterschied, das Gewicht auch eine Probefahrt kaum. Interessant wird Carbon als Mate- kann um rund ein Kilo differieren. mit dem Objekt der rial fürs Rahmen-Set aus technischer Sicht Geringer sind die Unterschiede bei den Begierde. Das ist beim etwa ab 2.500 Euro. Hier wird das Poten- Reifen – trotzdem sollte man gerade hier Online-Geschäft lei- zial der schwarzen Faser mit intelligenten nicht sparen, denn sie prägen den Fahr- der nicht möglich. und materialgerechten Konstruktionen besser ausgeschöpft. Dank höherer Faser- qualität und verbesserter Fertigung über- Was Frauen brauchen holt Carbon Aluminium als Hightech- Werkstoff und verdrängt das Metall in der Viele Hersteller bieten mittlerweile speziell Frauen im Verhältnis zur gesamten Körpergröße nach oben offenen Preisklasse völlig. Die designte Rennräder für Frauen an. Sie unter- einen kürzeren Oberkörper haben. Ein Schritt in leichtesten Carbonrahmen bringen in- scheiden sich von Rennrädern für Männer auf die richtige Richtung. Meistens lässt sich dieser zwischen nur noch rund 900 Gramm auf den ersten Blick vor allem durch die Optik, die Effekt jedoch mit der Wahl der richtigen Sattel- die Waage – 400 Gramm weniger als die dem weiblichen Geschmack eher entsprechen stütze und einem entsprechend kurzen Vorbau besten Alu-Rahmen. soll. Jenseits von Blümchen-Dekors und Pastell- auch bei normalen Rahmen erzielen. farben propagieren viele Hersteller spezielle Für viele Frauen wichtiger ist die Auswahl Komponenten Geometrien für ihre Frauen-Räder, die sich aber passender Rahmenhöhen. Hersteller, die keine Eine wichtige Orientierung im Rennrad- meist auf ein Maß am Rahmen beschränken: Die kleineren Größen als etwa 52 anbieten, schließen Preisgefüge bietet der Blick auf die jeweils Länge des Oberrohrs. Dieses ist im Verhältnis Menschen, die 1,65 Meter oder kleiner sind, verbaute Komponentengruppe, die im zur Rahmengröße wenige Zentimeter kürzer, da nämlich aus – und damit auch viele Frauen. Wesentlichen Schaltung, Ritzel, Bemsen Einsteiger-Spezial 5 | 2008 TOUR 9
EINSTEIGER̘SPEZIAL | KAUFBERATUNG RENNRAD Bis 1.000 Euro STEVENS San Remo RADON RPS 9.0 799 Euro | 9,6 Kilo 999 Euro | 8,6 Kilo D as Einsteigermodell der Hamburger Fach- handelsmarke Stevens für 800 Euro zeigt, was man in dieser Preisklasse vom Fachhändler erwarten und Sattel sind hier unspektakuläre No-Name- No Name Produkte, die aber ihren Zweck erfüllen. Der Preisunterschied zwischen dem „San Remo“ und Gruppe, die mit edler Anmutung, hochwertiger Technik, perfekter Funktion und bekannt hoher Le- bensdauer kaum noch Wünsche offenlässt. kann: Einen soliden Alu-Rahmen inklusive Alu- dem „RPS 9.0“ vom H&S Bike-Discount aus Bonn be- Lediglich die Ultegra-Kurbel fiel der scharfen Kal- Gabel, ordentlich verarbeitet, ohne Schnickschnack. trägt zwar lediglich 200 Euro, doch der Qualitäts- kulation zum Opfer und wurde durch das preis- Der Rahmen ist einerseits relativ schwer, überzeugt sprung ist deutlich größer und illustriert damit den wertere Modell „Rouleur“ der Marke Truvativ dafür aber mit sehr hoher Fahrstabilität – für un- grundsätzlichen Unterschied zwischen Fach- und ersetzt. Vorbau, Lenker und Sattelstütze sind be- geübte aber auch für große und schwere Fahrer be- Versandhandel. Beim Radon schaltet und bremst währte Markenprodukte von Syntace und Ritchey, deutet das ein Plus an Fahrsicherheit. Fürs Schalten man bereits mit Shimanos zweitteuerster „Ultegra“- gut verarbeitet und schon deutlich leichter als die und Bremsen ist an diesem Renner Shimanos preis- entsprechenden Anbauteile bei Stevens. Die ein- werte „Tiagra“-Gruppe mit Dreifach-Kettenblatt fachsten Shimano-Laufräder und Schwalbe-Reifen montiert, mit deren Übersetzungsvielfalt auch lassen aber auch bei Radon die Rennradträume in weniger trainierte Radler gut über die Berge kom- dieser Preisklasse nicht in den Himmel fliegen. Der men. Trainierte oder Flachland-Radler können aber eloxierte und damit robuste Alu-Rahmen überzeugt auch die Zweifach-Version wählen. Praktisch an wie bei Stevens mit hoher Fahrsicherheit. Dass es der Tiagra-Gruppe ist die in den Schaltbremsgriffen ihn bis Größe 64 gibt, macht das Rad für große integrierte Ganganzeige. So verliert man nie den Fahrer attraktiv. Auf der Waage geht das Duell klar Überblick über den eingelegten Gang. Erfahrungs- zugunsten des Radon aus, das fast ein Kilo weniger gemäß tun sich Rennrad-Neulinge nämlich schwer, wiegt als das 9,6 Kilo schwere Stevens. während der Fahrt aufs Hinterrad zu schauen, um zu erkennen, auf welchem Ritzel die Kette läuft. Schaltung und Bremsen der Shimano-Komponenten Merkmale der sind auch auf diesem Preisniveau tadellos, Abstriche 1.000-Euro-Kategorie: gegenüber den teureren Gruppen muss man bei ǐ Rahmen-Set aus Aluminium der Haltbarkeit und der Oberflächengüte machen. ǐ Shimano-Schaltgruppen „Tiagra“, „105“, im Die von Hand aufgebauten klassischen Laufräder Versandhandel bis „Ultegra“ (nicht vollständig), mit 32 Speichen sind robust und alltagstauglich – Campagnolo wird – in Form der „Xenon“- und ebenso wie der Rahmen eine Empfehlung für Gruppe – selten angeboten ; große und schwere Piloten. Die „Ultrasport“-Reifen ǐ einfache Laufräder und Reifen von Continental sind verschleißfest, laufen jedoch Bereits günstige Renner wie das Stevens „San ǐ Lenker, Sattel und Vorbau überwiegend etwas schwer. Lenker, Vorbau sowie Sattelstütze Remo“ bereiten viel Fahrspaß in jedem Terrain No-Name-Produkte und/oder Eigenmarken ǐ Für: kostenbewusste Einsteiger und Multisportler, die auch in andere Sportgeräte investieren 10 TOUR 5 | 2008 Einsteiger-Spezial
Bis 2.000 Euro M it dem „Agree“ und dem „Cayo Pro“ der beiden deutschen Fach- handelsmarken Cube und Focus stehen sich Komplettrad auffrisst. Das merkt man an der Ausstattung, die, obwohl das Focus 500 Euro teurer ist als das Cube, fast gleich- zwei typische Vertreter der Preisklasse ge- wertig einzuschätzen ist. Zwar zieren die genüber – mit ganz unterschiedlicher Aus- Schriftzüge von Shimanos Top-Gruppe prägung. Das „Agree“ betont ganz klar die „Dura-Ace“ die Bremsschalthebel und das Ausstattung: Basis des Renners ist ein solide Schaltwerk, doch an Billig-Teilen wie Kurbel, gemachter, steifer Alu-Rahmen, der klassen- Sattel und Lenker erkennt man schnell, dass typische 1.500 Gramm wiegt. Aufgewertet das Budget für die Komponenten in der wird das Rahmen-Set durch eine Carbon- Kalkulation knapp wurde. Dafür macht gabel des italienischen Zulieferers Dedacciai, der Carbonrahmen gegenüber der Alu- die 500 Gramm wiegt und damit rund Konkurrenz beim Gewicht etwas Boden gut. 25 Prozent leichter ist als eine vergleichbare Rahmen und Gabel zusammen wiegen gut Alu-Gabel. Die Verarbeitungsqualität ist 1.650 Gramm – nur wenig mehr also als der hoch, Schweißnähte und Lackierung sind Rahmen des Cube allein. Die Verarbeitung sehr sauber ausgeführt. Den Hauptunter- des „Cayo“ ist tadellos, der Bremszug für die schied zu einem Modell aus der 1.000-Euro- hintere Bremse verläuft durchs Oberrohr, so Klasse machen Schaltgruppe und Kompo- wirkt der Renner sehr aufgeräumt. Im di- nenten aus. Bis auf die Kurbel von FSA in rekten Vergleich haben beide Modelle ihren Ohne Einschränkung renntauglich: die 2.000-Euro-Klasse mittlerer Qualität ist Shimanos komplette Reiz. Das Cube wegen seines sehr fahr- „Ultegra“-Gruppe verbaut. Auf Mittelklasse- stabilen Rahmen-Sets, das auch für große Systemlaufrädern „Vista SL“ von Easton rollt und athletische Fahrer ein Empfehlung ist, Merkmale der 2.000-Euro- Schwalbes Top-Reifen „Ultremo“. Das gute und wegen seiner konsequent guten Aus- Kategorie Ausstattungspaket wird komplettiert mit stattung. Das Cayo lockt mit schönem und ǐ Rahmen-Sets aus Alu oder Carbon Lenker, Vorbau und Sattel der Marken- leichtem Carbonrahmen, ist dafür jedoch ǐ Shimanos „Ultegra“-Schaltgruppe bestimmt hersteller Syntace und Fizik. nicht ganz so fahrstabil, und der bunte das Preissegment; von Campagnolo findet man Mitbewerber Focus verfolgt mit dem Teile-Mix drängt seinen Besitzer vielleicht gelegentlich die „Veloce“-Gruppe 500 Euro teureren „Cayo Pro“ ein anderes etwas früher dazu, höherwertige Kompo- ǐ Systemlaufräder aller bekannten Marken sind Konzept: Blickfang des Rades ist das nenten nachzurüsten. Übrigens: Beide häufig; Reifen und andere Bauteile wie Sättel, Rahmen-Set aus dem Trendmaterial Carbon, Konzepte erreichen mit 8,2 beziehungsweise Lenker, Vorbauten haben Mittelklasse- und das schon eine Menge des Budgets für ein 8,1 Kilo fast das gleiche Gesamtgewicht. vereinzelt schon Top-Niveau. ǐ Für: Radsportler, die auf ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis achten. Die Wahl fällt entweder auf eine hochwertige Ausstattung oder ein hochwertiges Rahmen-Set, das später aufgerüstet werden kann CUBE Agree FOCUS Cayo 1.499 Euro | 8,2 Kilo 1.999 Euro | 8,1 Kilo Einsteiger-Spezial 5 | 2008 TOUR 11
EINSTEIGER̘SPEZIAL | KAUFBERATUNG RENNRAD Bis 3.000 Euro RED BULL Pro SL-4000 STORCK Vision Light 2.794 Euro | 6,9 Kilo 2.499 Euro | 7,9 Kilo I n dieser Kategorie sind viele Marken bereits mit absoluten Top-Produkten vertreten – bezüglich Design, technischer Werte und Ausstattung bleiben „Ultegra“-Gruppe in der leichteren SL-Version, sowie der zugehörige „Ultegra“-Laufradsatz, Ultegra“ Laufradsatz auf dem Schwalbes Top-Reifen „Ultremo“ montiert gebremst wird beim Pro-SL 4000 mit Shimanos kaum Wünsche offen. Das „Vision Light“ der Fach- sind. Individuell auf die Marke abgestimmt und Top-Gruppe „Dura-Ace“, wobei die Kurbelgarnitur handelsmarke Storck, wie auch das „Pro SL 4000“ exklusiv sind Sattelstütze, Vorbau und Lenker aus hier durch eine vergleichbar hochwertige „K-Force zählen bereits zur Rennrad-Oberklasse. Die Basis des dem Hause Syntace sowie der Fizik-Sattel mit grau- Light“-Kurbel von FSA mit Keramik-Innenlager Storck ist ein Alu-Rahmen mit leichter Vollcarbon- em Farbakzent. Diese Teile verleihen dem „Vision ersetzt wurde. Das Red Bull rollt auf Top-Laufrädern Gabel. Der Rahmen trägt als Schutz eine edle Eloxal- Light“ eine individuelle Note, die man so in unteren „Ksyrium SL Premium“ von Mavic, gepaart mit schicht, die wirkungsvoll vor Kratzern und Stößen Preisregionen kaum findet. Continentals aktuell bestem Reifen, dem „Grand schützt, die Schweißnähte an den Rohrknoten sind Das Rahmen-Set aus Carbon des Pro SL 4000 wiegt Prix 4000 S“. Die übrigen Bauteile sind nicht so im sogenannten Smooth-Welded-Verfahren aus- gerade mal leichte 1.500 Gramm, trotzdem ist es exklusiv wie die am Storck, aber vergleichbar gut. geführt, insgesamt ein edles Finish. Beim Gewicht sehr steif, was für große und schwere Fahrer ein Der Top-Carbonrahmen sowie die geringfügig erreicht das Set keine Top-Noten, jedoch wartet Sicherheitsplus darstellt. Hier wird deutlich, wel- bessere Ausstattung beim Pro-SL 4000 sind möglich, der steife Rahmen mit hoher Fahrstabilität auf. che Unterschiede der konstruktive Mehraufwand weil das Rad aus dem Versandhandel kommt und Zum schwarzen Rahmen passt sehr schön die graue im Rahmenbau möglich macht. Geschaltet und somit mindestens eine Handelsstufe gegenüber dem Fachhandel einspart. Beim Gewicht schlägt das Rose-Rad (6,9 Kilo) das Storck (7,9 Kilo) um ein sattes Kilo. Beide Rahmen sind eine gute Basis, um das Komplettrad durch höherwertige Teile weiter aufzuwerten oder noch leichter zu trimmen. Merkmale der 3.000-Euro-Kategorie: ǐ Alu-Rahmen in bester Verarbeitung, leichte Ein 6,9-Kilo- Carbonrahmen in hoher Qualität; Top-Renner für ǐ Top-Komponenten: Shimano „Dura-Ace“, weniger als Campagnolo „Chorus“ sowie die Gruppe 3.000 Euro: das „Force“ von SRAM „Pro SL 4000“ ǐ Ausgesuchte, leichte, hochwertige Teile wie vom Versand- Lenker, Sattelstütze und Vorbau haus Rose ǐ Systemlaufräder auf hohem Niveau, Top-Reifen ǐ Für: Individualisten, Vielfahrer, Wettkämpfer; und Tuner, die ihr Rahmen-Set nach und nach mit edlen Teilen aufwerten möchten 12 TOUR 5 | 2008 Einsteiger-Spezial
Offene Preisklasse D as „Pavo“ der österreichischen Marke Simplon und das Scott „Addict R1 Team Issue“ aus der Schweiz sind High-End-Renner ausgeprägte Individualisten interessant. Die Fangemeinde der SRAM-Komponenten ist noch relativ klein, da die Marke auf diesem hohen auf der Basis hochgezüchteter Carbonrahmen, Niveau erst 2007 eingestiegen ist. Gemeinsam die superleicht aber dennoch steif und damit rangieren alle Gruppen auf Top-Niveau mit un- fahrstabil sind. In Zahlen: Der Rahmen des terschiedlichen Stärken. Die „Red“ ist die leich- Scott wiegt in mittlerer Größe um 800 Gramm, teste, Campagnolos „Record“ besticht durch die Gabel, ebenfalls komplett aus Carbon gefer- Langlebigkeit, Shimanos „Dura-Ace“ mit tollem tigt, 350 Gramm. Zusammen mit dem Lenklager Finish und exzellenter Schaltfunktion. Alle üb- belastet so ein Set die Waage mit wenig mehr rigen Teile am Rad werden mit steigendem Preis als 1.200 Gramm – das sind 800 Gramm weni- ebenfalls immer leichter, Carbon als Werkstoff ger als allein der Rahmen unseres preiswerten wird zunehmend auch bei Lenkern, Sattelstüt- Stevens-Rades wiegt. Konstruktiv sind diese zen, Sattelgestellen und Laufrädern eingesetzt. Top-Carbonrahmen so ausgereizt, dass sie die Laufradsätze, die alleine schon 1.000 Euro gleichen Steifigkeitswerte erreichen wie doppelt kosten, sind keine Seltenheit. Die leichtesten so schwere Rahmen. Der Rahmen des „Pavo“ Rennräder der Top-Klasse kratzen inzwischen kann mit dem des Carbon-Pioniers Scott nicht an der Sechs-Kilo-Marke und sind damit satte ganz mithalten, ist aber ähnlich intelligent kon- vier Kilo leichter als ein günstiger 1.000-Euro- struiert – und mit 2.300 Euro für das Rahmen- Renner. Abgesehen vom immensen Preis für Edel und teuer: das Simplon „Pavo“ in rasanter Abfahrt Set ähnlich teuer wie das „Addict R1“ (2.600 solche Boliden, sollte man einen wichtigen As- Euro). Hier schlagen der hohe Konstruktions- pekt nicht vergessen: Der extreme Leichtbau ist und Fertigungsaufwand voll durch. eine Versuchung, und viele Hersteller versuchen Was man ebenfalls fast ausschließlich in dieser sich in dieser Disziplin zu unterbieten. Unterm Merkmale der Preisklasse findet, sind die Top-Komponenten sportlichen Aspekt ist das o.k., für den Kunden offenen Kategorie der Firmen Campagnolo und SRAM, „Record“ birgt diese Grammschlacht aber auch Gefahren. ǐ Rahmen durchgehend, Komponenten zunehmend und „Red“. In der Regel sind diese bei gleicher Es ist schwer, über die Haltbarkeit derart aus Carbon; in Sachen Gewicht aktueller Qualität wie die Shimano-Komponenten selbst hochgezüchteter Produkte zuverlässige Aus- Stand der Technik; Komplettrad-Gewichte um im Einkauf für die Radhersteller wesentlich sagen zu treffen, und nicht immer sind solche sechs Kilo möglich teurer und deshalb selten – andererseits Produkte hinsichtlich ihrer Betriebssicherheit ǐ Campagnolo „Record“ und SRAM „Red“ werden entsprechend exklusiv und für Fans oder ausreichend getestet. häufiger verbaut ǐ Für: Fans, Technik-Freaks, Extremsportler, Sammler SCOT SCOTT TT SIMPLON Pavo Addict R1 Team Issue 5.659 Euro | 6,6 Kilo 6.500 Euro | 6,4 Kilo Einsteiger-Spezial 5 | 2008 TOUR 13
EINSTEIGER̘SPEZIAL | BEKLEIDUNG Drei Mal Drumherum Beim Radeln ist es wie beim Computer: Ohne Software läuft nix. Wie viel Geld man für Bekleidung und Accessoires ausgeben möchte, hängt vom jeweiligen Budget und Anspruch ab. Wir zeigen, welche Qualität man für 260, 500 und 1.000 Euro bekommt ǺǫǾǺ Carola Felchner ǬǵǺǵǹ Daniel Kraus Economy (um 260 Euro) Helm | Helme gibt es bei Aldi & Co. schon für etwa Brille | Wenn es nur darum geht, die Augen vor Fahrt- zehn Euro. Diese schützen theoretisch genauso gut wie wind, Sonne und Insekten zu schützen, müssen Brillen in teure Modelle, denn in Deutschland darf kein Helm erster Linie weit herumgezogene Scheiben und eine gu- verkauft werden, der nicht das Prüfzeichen EN1078 der te Passform haben. Das findet sich in allen Preisklassen. hierzulande geltenden Helmnorm trägt und die Mini- Allerdings muss man bei günstigen Modellen eventuell malanforderungen an den Aufprallschutz erfüllt. In der etwas länger nach einem passenden Exemplar suchen, Praxis sind sehr günstige Helme aber meist recht massiv, denn sie lassen sich oft nicht an Kopf- und Nasenform an- man schwitzt darunter schnell. Verstärkt wird das durch passen. Bügel und Nasenpads sind starr, manchmal nicht oft dicke Innenpolster aus minderwertigem Schaumstoff. gummiert und können drücken. Die Brille sollte ein CE- Außerdem gibt es diese preiswerten Helme meist nur in Zeichen haben, das belegt, dass sie den grundlegenden Si- einer Schalengröße, so dass sie auf Köpfen, die am oberen cherheitsforderungen aus europäischen Richtlinien ent- oder unteren Ende der angegebenen Größenskala liegen, spricht und UV-Schutz hat. Manche Modelle kommen nicht gut sitzen. Ein Manko, das bei einem Sturz lebens- mit Wechselscheiben (gelb/orange und/oder klar), wie bedrohlich werden kann. 40 Euro sollte man mindes- die „Sprint“ von BBB, was sie nach schnellem Glastausch tens in seinen Helm investieren. Wer noch was drauf- an sonnigen Tagen genauso tragbar macht wie bei trübem packt, bekommt einen guten Kompromiss aus Preis Wetter. BBB „Sprint“, 39,95 Euro, www.bbbparts.com und Funktion. Den „Morano“ (Foto rechte Seite) von Alpina beispielsweise. Er ist in zwei Schalengrö- Trikot | Das Standardmaterial ist Polyester. Es gibt ßen zu haben und absolut ausreichend belüftet. verschiedene Qualitäten, die Einfluss auf den Preis ha- Alpina „Morano“, 79,95 Euro, www.alpinaeyewear.de ben. Sehr günstige Trikots sind meist aus einer einfachen Polyesterart. Häufig genügt das. Wer stark schwitzt, könnte aber das Material beim Feuchtigkeitstransport Damenabteilung von innen nach außen überfordern. Preiswerte Trikots sind oft etwas leger geschnitten, was für Einsteiger nicht Helme und Brillen für Frauen sind modisch oft näher am schlimm ist. Nur flattern sollte das Trikot nicht – und weiblichen Geschmack, rein technisch aber überflüssig. auch keine Falten werfen. Abstriche macht man meist Spezielle Frauen-Schnitte sind eher bei Bekleidung bei der Reißverschluss-Länge. Er reicht oft nicht bis zum und Schuhen sinnvoll. So haben Hosen breitere Bein- Bauchnabel, was zur Kühlung optimal wäre, sondern abschlüsse, die nicht einschneiden, ein kleineres endet schon vorher. Gonso „Windsor“, 39,95 Euro, www.gonso.de Polster und meist keine Träger, da diese an der Brust scheuern könnten und den Boxenstopp ver- Hose | Fast alle Radhosen sind aus Polyamid und komplizieren. Damen-Trikots sind tailliert und oft aus weichem Material (nicht Elasthan (Markenname: Lycra, Spandex). Je dichter die unbedingt vorteilhaft: Die Taschen können stark ausbeulen). Die Taschen Fäden verwebt sind, desto hochwertiger ist der Stoff. fallen meist sehr klein aus. Handschuhe sind etwas schmaler geschnitten, Über die Haltbarkeit sagt das aber nicht viel aus, denn Schuhe auf speziellen Leisten gefertigt. Laut Studien hat der durchschnittliche meist geht die Hose zuerst an der Naht kaputt. Oft gibt Frauenfuß einen schmaleren Vorfuß, eine zierlichere Ferse und einen höheren es nur ein Polstermodell für alle Konfektionsgrößen, das Spann. Frauen-Bekleidung und Accessoires können eine sinnvolle Option sein. aus Schaumstoff besteht und eine glatte Oberfläche hat. Darauf beschränken lassen sollte frau sich aber nicht – schlussendlich muss die Voluminöse Polster können unbequemer sein als dünne: Radausrüstung eben doch vor allem eins: passen. Die Sitzknochen bohren sich langsam durch und drücken auf den Sattel. Nalini „Basic“, 39,90 Euro, www.bobshop.de 14 TOUR 5 | 2008 Einsteiger-Spezial
Schuhe | Unabhängig vom Preis muss ein Radschuh vor allem die Beinkraft möglichst ohne Verluste aufs Pedal über- tragen. Dazu darf er sich nicht verformen und muss schlupffrei sitzen. Beides würde Energie kosten und kann schmerzende Bla- sen verursachen. Mit Schuhen für weniger als 100 Euro kann man viele Jahre lang glücklich sein. Das Obermaterial ist aus Kostengründen aber oft nicht so geschmeidig wie bei teureren Schuhen, die Polster sind dicker, das Tretgefühl kann schwammig werden. Red-X „SR 901“, 64,95 Euro, www.roseversand.de Handschuhe | Ihre Aufgabe ist es hauptsäch- lich, die Hände zu schützen: vor Blasen und bei Stürzen. Dazu müssen sie faltenfrei sitzen und eine robuste Innenhand haben. Echtes Leder ist sehr abriebfest, aber zu teuer für die Kategorie ab fünf Euro. Alternative: synthetisches Leder. Das kann fast mit echtem mithalten. Aufgrund der oft minderwertigen Verarbeitung (Näh- te!) sind solche Handschuhe aber eher ein Wegwerfartikel. TCM, Handschuhe, 4,99 Euro, www.tchibo.de; nicht immer im Angebot Einsteiger-Spezial 5 | 2008 TOUR 15
EINSTEIGER̘SPEZIAL | BEKLEIDUNG Business (um 500 Euro) Helm | Die Optik ist hier schon ziemlich Brille | Nasenstege und Bügelenden lassen sich in den renn mäßig, mit dünnen Streben. Ob die meisten Fällen verstellen, manchmal auch die Bügel- Belüftung spürbar besser ist, hängt davon höhe. Oft ist mindestens ein Satz Wechselscheiben dabei. ab, ob die Öffnungen innen gleich groß Sowohl Rahmen als auch Scheiben sollten aus bruch- sind wie außen. Laufen sie schmaler zu, sicherem Kunststoff sein. Metall und Glas können bei kommt nicht so viel Luft an den Kopf wie einem Sturz schlimme Verletzungen verursachen. eigentlich möglich wäre. Der Verschluss Briko „Endure“, 100 Euro, www.briko.com am Hinterkopf sollte robust und auch während der Fahrt zu bedienen sein. Trikot | Oft sind verschiedene Materialien verarbeitet: MET „Estro“, 90 Euro, www.met-helmets.de Polyester an Front und Rücken, Elasthan seitlich für bes- seren Sitz, luftiges Netz unter den Achseln. Das hat „P.R.O. Jersey“ von Pearl Izumi außerdem noch mit Nanoteilchen beschossene Fasern, die es antistatisch machen und den Träger vor UV-Strahlung schützen sollen. Pearl Izumi „P.R.O. Jersey“, 79,90 Euro, www.pearlizumi.com Hose | Das Sitzleder ist normalerweise dünner, anatomisch geformt, elastisch, und es gibt oft eine Herrenausführung und eine kleinere Damenversion – etwa bei der „Power“ von Gore. Träger und Schritt sollten im Stand etwas span- nen, dann sitzt die Hose in Radhaltung richtig. Gore Bike Wear „Power“ 99,90 Euro, www.gorebikewear.com Schuhe | Festeres Material, dünnere Sohle. Einige Modelle sind neben den klassischen Dreiloch-Pedalsystemen auch für MTB- Cleats ausgelegt, die manche Anfänger wegen der geringeren Auslösehärte bevorzugen. Shimano „SH-R085“, 99,95 Euro, www.paul-lange.de Handschuhe | Bereits mit praktischen Details aus- gestattet – beispiels- weise Ausziehlaschen an den Fingern. Meist außerdem mit Frottee- Einsatz am Daumen – a l s S ch we i ß t ro ck n e r oder Taschentuchersatz. Als Polster verwenden die Anbieter auch Gel, was man- cher, der nicht unter einschlafenden 16 TOUR 5 | 2008 Händen leidet, als störend empfindet. Sportful „Madrid“, 29,95 Euro, www.sportful.com
First Class (um 1.100 Euro) Helm | Hier tummeln sich filigrane Konstruktionen, oft mit Carbonverstärkungen und eingelassenen Kunststoff- Käfigen, um sie stabiler zu machen. Bis zu drei Schalen- größen und In-Mould-Technik sind Standard. Letzte- res ist ein Fertigungsverfahren, bei dem das dämpfende Styropor untrennbar mit der Helmschale verbunden wird. Durch die auf geringes Gewicht getrimmte Ausstattung sind Top-Helme innen jedoch oft kantig, was zu Druckstellen führen kann. Giro „Ionos“, 225 Euro, www.giro.com Brille | Die Gläser passen ihre Verdunkelung automa- tisch an die vorherrschen- den Lichtverhältnisse an ( p h o to c h r o m a t i s c h ) , nehmen Ref lexionen aus spiegelnden Flä- chen (polarisierend), sind so beschichtet, dass sie Schmutz und Wasser abweisen – oder leisten alles zusammen. Oakley „Radar“, ab 195 Euro, www.oakley.com Trikot | Top-Trend Body-Mapping: Hier variiert die Gestrickdichte. Wo mehr Feuchtigkeit produziert wird, ist das Material dünner, dort, wo man kaum schwitzt, dicker. Standard sollte sein: körpernaher Schnitt, langer Rücken, hinten drei nach oben of- fene Taschen, vorne ein Reißverschluss, der über drei Viertel des Trikots reicht oder ganz durch geht. Letzteres kann allerdings die Hose aufrubbeln. Adidas „adiStar Body Mapping Jersey“, 85 Euro, www.adidas.com/cycling Hose | Das Sitzleder vari- iert mit der Konfektions- größe. Stark vorgeformte Mehrkomponenten-Pads aus verschieden harten Materialien sollen die Sitz- knochen polstern, den Dammbereich entlasten. Die golf ballähnliche Oberfläche des Sitzpolsters in der „FI.13-S5“ soll au- ßerdem die Atmungsaktivität erhöhen. Vorsicht bei dicken Gel-Einlagen oder Luftpolstern: Die Geschmeidigkeit des Sitz- Handschuhe | Hochwertige Handschuhe polsters könnte nachlassen. werden oft im feiner abgestuften französischen Assos „FI.13-S5“, 235 Euro, www.assos.com Maß (6–14, auch halbe Größen) gefertigt. Die rich- tige Größe kann man bestimmen, indem man zu seiner Schuhe | Der „Ergo 2“ von Sidi wirkt mit Ratsche, Dreh- UK-Schuhgröße eine Größe dazurechnet. Das Modell und Klettverschluss plus Fersen-Anpass-Mechanismus „Solar“ von Roeckl hat zudem eine Oberhand, die zwei fast schon überladen. Aber auch technisch. Und High- Drittel der Sonnenstrahlen durchlässt und so den Renn- Tech zeigen ist in der Königsklasse fast so wichtig wie die radlertypischen „Zebra-Effekt“ (helle Hand, gebräunter Funktion selbst. Die Schuhe sind aufwendig geschnitten Arm) vermindern soll. Roeckl „Solar“, 39,90 Euro, www.roeckl.de und aus geschmeidigem Material gemacht, haben eine hauchdünne Carbonsohle, und es gibt sie meist in halben Einsteiger-Spezial 5 | 2008 TOUR 17 Größen. Sidi „Ergo 2 Carbon“, 349,95 Euro, www.ciclosport.de
EINSTEIGER̘SPEZIAL | KONTAKTPUNKTE Änderungs Selbst Einsteigerräder stehen oft Änderungen an den wichtigen ǺǫǾǺ ǥ ǬǵǺǵǹ Jörg Spaniol Sattel Rennsättel sind relativ hart und schmal. In flacher Rennhaltung und nach vielen Kilometern ist das auch komfortabel. Je besser der Sattel passt, desto dünner darf das Polster sein. Einsteiger, die aufrechter sitzen, können für die Gewöhnungsphase etwas stärker gepolsterte und breitere Modelle wählen; Tourenradsättel oder Modelle mit mehr als einem Zentime- ter festen Schaumstoffs sind jedoch selten angebracht. Sinkt man zu tief in die Polster, steigt sogar die Gefahr von Reizungen an Nerven und Gewebe. Übersetzung Die Suche nach dem richtigen Modell Viele Einsteigerräder sind mittlerweile mit kann dauern. Am besten leiht man sich Dreifach-Kettenblättern ausgestattet. So kommen zum Testen Sättel bei Bekannten aus. auch Novizen ohne überragende Fitness die Ist ein Modell auf Anhieb angenehm, Berge hoch. Ist das Traumrad partout nicht mit sollte man es mindestens zwei Stunden Dreifach-Übersetzung zu haben, hilft auch der Probe fahren. Sättel werden grund- Umbau eines „normalen“ Rennrades auf eine sätzlich waagerecht montiert; ist ein sogenannte Kompakt-Kurbel mit geringerer Pedale Sattel erst dann bequem, wenn man Zähnezahl. Diese hat vorne nur zwei Ketten- Rennräder werden meist ohne Pedale verkauft – Sie haben die Sattelnase zur Verringerung unan- blätter (etwa 48/34 oder 50/36 Zähne), ergibt also die Wahl. Auf Dauer sind zum Rennradfahren aber genehmen Drucks absenkt, ist es nicht aber mit einem großen Ritzelpaket hinten nur Bindungspedale sinnvoll. Nur keine Angst: Die Scheu der richtige. Orientierungspunkt für (etwa 12 bis 27 Zähne) sehr respektable Berg- vor der festen Verbindung zum Rad kann man ganz schnell die richtige Sattelhöhe: Man setzt sich gänge. Anders als beim Umbau auf eine Dreifach- überwinden, wenn man ein Markenpedal kauft und die ohne Schuhe aufs Rad, stellt die Fersen Schaltung ist hierfür lediglich ein neuer Auslösespannung anfangs auf den geringstmöglichen Wert auf die Pedale und tritt rückwärts. Da- Kurbelsatz nötig. einstellt. Nur eine sanfte Drehung mit dem Fußgelenk – bei sollten die Knie fast gestreckt sein, ǐ Kosten: ab 100 Euro und man ist frei. Noch leichter fällt die Umstellung, wenn die Hüfte aber nicht von Seite zu Seite man sich für ein System aus dem Mountainbike-Bereich schaukeln. Am besten sieht das ein entscheidet. Hier haben die Schuhe griffige Sohlen, so Beobachter, der hinter dem Rad steht. dass man beim Abstützen, Auf- und Absteigen auf dem ǐ Kosten: ab ca. 35 Euro Boden nicht wegrutschen kann. ǐ Kosten: ab ca. 50 Euro 18 TOUR 5 | 2008 Einsteiger-Spezial
schneiderei im Profi-Outfit im Laden. Sieht schnell aus – und verdirbt schnell den Spaß. Mit ein paar Nahtstellen – Kontaktpunkte genannt – wird aus Haute-Couture bequemes Prêt-à-porter Vorbau Lenker Moderne Vorbauten klemmen außen Die Lenkerbreite sollte etwa der Schulterbreite entsprechen. Gemessen wird auf dem Gabelschaft. Sie weisen der Abstand zwischen den beiden Rohrenden in der Mitte des Rohres (man- meist waagerecht nach vorne che Hersteller messen von außen nach außen, das sind etwa zwei Zentimeter oder leicht aufwärts. Fast alle – mehr). Die Schulterbreite ist unabhängig von etwaigen Muskelbergen, man sogenannte „Flipflop-Vorbauten“ ertastet sie auf dem Rücken: Sie reicht vom knochigen Höcker der einen – lassen sich auch umgedreht mon- Schulter-Außenseite zum gleichen Knochen der anderen Schulter. Die meis- tieren. Vor allem bei waagerechten ten Lenker gibt es in Vorbauten ist der Höhengewinn drei Breiten – etwa 40, durch Umdrehen enorm: Ein elf 42 und 44 Zentimeter. Zentimeter langer Vorbau dieser Noch wichtiger fürs Bauform ragt nach dem Umdre- Wohlbefinden ist die hen 6,5 Zentimeter aufwärts. Bevor man einen kürzeren Vorbau Lenkerhöhe. Am Anfang wählt, sollte man es mit einer auf diese Art erhöhten Lenkerposition empfiehlt es sich für versuchen: Es ist deutlich entspannter, bei hohem Lenker eine ge- Fahrer kleiner Rahmen strecktere Haltung einzunehmen, als tief und kurz zu greifen. (46 bis 50 Zentimeter), ǐ Kosten: 0 Euro den Lenker etwas über Sattelniveau einzu- stellen, bei mittleren Rahmenhöhen (bis 56 Zentimeter) bietet die Sattelhöhe den Orientierungspunkt. Große Fahrer rei- chen mit ihren langen Armen weiter nach unten. Hier sind Überhöhungen von mehreren Zentimetern auch für Anfänger o.k. Eine zu- sätzliche Verstellmöglichkeit bietet sich bei der Lenkerneigung. Die traditionelle Regel, dass die Lenkerenden waagrecht zum Boden verlau- fen sollen, befolgen selbst Profis kaum noch. Dreht man den Lenker wenige Grad aufwärts, kommen die Bremsgriffe den Händen deutlich – und angenehm – entgegen. ǐ Kosten: ab 0 Euro Für die Handarbeit Die Griffe moderner Rennbremsen sind so konstru- iert, dass man sie auch von oben gut greifen kann. Die maximale Bremskraft errei- chen Sie aber im Unterlenker-Griff. Steht der Bremshebel für kleine Damen-Hände zu weit ab? Shimano hat ein Set von Brems- Schaltgriffen mit einstellbarer Reichweite im Programm. Auch bei SRAMs Topgruppe „Red“ lässt sich die Griffweite verändern. ǐ Kosten: ab 170 Euro KRAUS Einsteiger-Spezial 5 | 2008 TOUR 19
EINSTEIGER̘SPEZIAL | KONTAKTPUNKTE Wenn der neue Sport sich schmerzhaft ins Bewusstsein drängt, liegt das häufig an verspannten Reine „Das gibt sich von selbst.“ Manchmal stimmt das. In den anderen Fällen helfen unsere Tipps Nacken Beim verspannten Nacken gilt die Weisheit „das gibt sich“. Die Nackenmuskeln sind es anfangs einfach nicht gewohnt, den Kopf lange Zeit in der rennrad-üblichen Stellung zu halten. Übertrieben ehrgeizige Lenkerpositionen reduzieren den Spaß zusätzlich. Lindern lässt sich Nackenschmerz ers- tens durch Dehnen: Kopf gerade nach vorne/unten beugen, dann gerade zur Seite neigen, jeweils ein paar Sekunden hal- M E D I C A L PI C T U R E ̌4̍ ten (im Stand, nicht unterwegs!). Zweitens entspannen sich Arme, Schultern, Nacken durch zunehmende Vertrautheit mit dem Sportgerät von alleine – die Gewöhnung an das Fahrverhalten der Maschine gibt Sicherheit und verringert das Bedürfnis, den Lenker eisern zu umklammern. Schnelle Entlastung kann auch ein leichter Helm liefern. Zwischen sehr leichten und sehr schweren Helmen liegen bis zu 200 Müssen sich erst an die neue Arbeit Gramm – und die muss die Nackenmuskulatur tragen. gewöhnen: Rücken- und Nackenmuskeln Rücken Wenn Rennrad-Anfänger Rückenschmerzen haben, Kräftigungsübungen sind mittelfristig hilfreich. Ein sind das nicht gleich Anzeichen drohender Bandschei- reines Training der Rückenmuskulatur reicht dabei benschäden. Weit häufiger dürfte es sich um ver- nicht aus; auch seitliche Rumpfmuskulatur und Bauch spannte, weil ermüdete Muskeln handeln. Selbst bei sind als Glieder der Kraftübertragungskette wichtig aufrechterer Sitzposition werden die Rückenmuskeln für eine dauerhaft entspannte Rennradhaltung. Aber: durch Haltearbeit lange und statisch belastet. Wech- Zum Kraftaufbau muss man nicht unbedingt im selnde Griffpositionen am Lenker und gelegentliches Fitnessstudio Gewichte stemmen; für grundlegende Freihändig-Fahren entlasten kurzfristig, Dehn- und Übungen reicht das Körpergewicht als Belastung. Sitzbereich Ein Druckempfinden unter den Sitzknochen ist normal – zu Saisonbeginn selbst bei Vielfahrern. Kritisch wird es, wenn gequetschte Nerven Taubheits- gefühle in den Genitalien verursachen oder die Durchblutung auch nach dem Absteigen massiv gestört scheint. Ein Grund dafür ist ein zu schmaler Sattel, der ungesund im empfindlichen Dammbereich drückt. Unterschiedlich breite Sättel gab es schon immer, seit einigen Jahren fertigen manche Hersteller auch das gleiche Modell in unterschiedlichen Breiten. Läden, die diese Mar- ken führen, vermessen den Sitzknochenabstand des Fahrers/der Fahrerin und suchen die passende Sattelbreite heraus. Doch auch die Oberflächenform muss zur Anatomie passen – zur Feinabstimmung können sogar elektronische Druckmessfolien zum Einsatz kommen. Faustregeln für die Sattelwahl gibt es nicht; Sättel, die man oft bei Vielfahrern sieht, sind aber ein guter Ausgangs- ǚ punkt für eigene Versuche. „Anatomische“ Sättel mit Löchern und Rinnen auf Ǚ Ǚ der Sattelnase sind nicht für jeden geeignet: starke Kanten und Furchen sind eher schädlich, Löcher steigern eher den Erkennungswert als den Komfort – Müssen sich mit dem Sattel leichte Mulden oder weiche Stufen sind ausreichend. Einige Händler verleihen arrangieren: Sitzknochen Ǚ , Testsättel – ein lobenswerter Kundendienst. Auch die Haut verdient Beach- Schambein ǚ und Blutgefäße KR AUS ̌2̍ tung: Spezielle Sitzcremes, reichlich auf Haut oder Sitzpolster aufgetragen, (lila) rund um Becken, Hüfte verringern bei Frauen und Männern die Gefahr des Wundreibens enorm. und Oberschenkelansatz 20 TOUR 5 | 2008 Einsteiger-Spezial
Nervensache Muskeln, belasteten Blutgefäßen und gereizten Nervenbahnen. Erfahrene Radler sagen: Hände Die Wahrscheinlichkeit, Probleme mit tauben Fingern zu bekommen, ist beim Rennrad- fahren etwas geringer als beim Mountainbike. Das liegt unter anderem an der Vielzahl von Griffmöglichkeiten, die ein Rennlenker bietet. Wer häufig wechselt, verkraftet auch Fehlhaltungen leichter. Probleme tauchen vor allem auf, wenn die Hände lange mit abgeknickten Handgelenken auf dem Oberlenker greifen, oder wenn durch eine ungünstige Sitzposition zuviel Gewicht auf den Händen lastet. Hier kann der Nervenstrang, der mitten durch den Handballen verläuft, gequetscht werden (Karpaltunnelsyndrom). Taubheitsgefühle an Daumen, Zeige- und Mittelfinger sind die Folge. Gegenmaßnahme: öfter die Handpositionen wech- seln und auf gerade Handgelenke achten. Auch Radhandschuhe mit speziellen Gel-Polstern können Abhilfe schaffen. Die Polster sitzen neben der Möchten nicht Nervenbahn und sollen so den Nerv entlasten, aber gequetscht nicht jedem helfen sie besser als normale, dünn werden: Nerven- gepolsterte Handschuhe. Eine weitere Maßnahme bahnen (gelb) haben sich die Profis ausgedacht: Bei Rennen mit auf den Hand- langen Rüttelpassagen wickeln sie das Lenkerband innenflächen zur besseren Polsterung in mehreren Schichten. Füße Wenn beim Radeln die Füße kalt werden, liegt das an der luftigen Schuh- konstruktion und unbeweglichen Fußhaltung – aber auch am Obermaterial: Die Blutversorgung der Zehen verläuft auf der Fuß-Oberseite. Zu enge Ver- schlussriemen behindern sie. Schwieriger zu beheben: Druckschmerzen und Brennen am Ballen. Hierfür gibt es mehrere Ursachen: Manchmal drücken sich zu lange Schrauben der Schuhplatte durch die Brandsohle. Oder die ausge- Reine Knochensache schnittene „Klappe“ in der Brandsohle, Die Notwendigkeit spezieller Damensättel wird kontrovers durch die der Hersteller den Gewinde- diskutiert. Viele Rennfahrerinnen benutzen „Männer- Einsatz für die Pedalbindung in die Sohle sättel“. Unbestritten ist, dass der weibliche Sitzknochen- praktiziert hat, ist nach unten durchge- abstand durchschnittlich etwas weiter ausfällt als bei sackt (sichtbar bei herausgenommener In- Männern. Auch die Zahl der Fahrerinnen, die Sättel mit nensohle); selbst eine millimetertiefe Mul- einer Aussparung in der Mitte angenehm finden, liegt de macht da auf Dauer Ärger, ein Schuster höher. Das liegt an der (unter Rad-Aspekten) ungüns- kann sie jedoch ebnen. Schmerzen können tigeren Form des Schambeins, das in vorgebeugter auch durch zu harte oder zu weiche Soh- Sitzhaltung auf die Weichteile drückt. Eine Frau, die etwas len entstehen: Zu harte Sohlen (meist aus breitere Sättel mit moderaten Aussparungen ausprobiert, Carbon) und zu schmale Schnitte hindern riskiert also statistisch gesehen weniger Fehlversuche. den Fuß am natürlichen Flex in der Be- Das traditionelle Erkennungsmerkmal von Damensätteln – und Entlastung; durch zu weiche Sohlen die kurze Sattelnase – ist übrigens ein für Rennradlerinnen Brauchen Platz im Schuh: Blut- wiederum drückt sich das Pedal spürbar sinnloses Relikt: Ihr ursprünglicher Zweck ist die Erleich- gefäße an Fußober- und -unter- gegen den Ballen – ein Problem, das vor terung des Fahrens mit Rock. seite sowie Muskeln am Ballen allem bei schweren Fahrern auftritt. Einsteiger-Spezial TOUR 5 | 2008 21
EINSTEIGER̘SPEZIAL | TRAINING Auf die Sättel, fertig, Sie möchten jetzt los... gleich losfahren und haben keine Lust auf langweilige Trainings- literatur?? Kleinen Moment noch! Nehmen Sie unsere Tipps mit auf den Weg, und Sie haben schneller – und länger – Spaß ǺǫǾǺ Stefanie Weinberger; Lieber allein Jutta Mlnarschik als gestresst ǬǵǺǵǹ Daniel Kraus Machen Sie’s kurz! Vermeiden Sie Gruppenzwang! Sie haben einen langen Arbeitstag und abends nur eine Wenn Sie keine Mitfahrer auf ähnlichem Leistungs- Stunde Zeit? Lohnt sich nicht? Falsch! Gerade bei An- niveau haben, gehen Sie lieber als einsamer Cowboy auf fängern bewirkt schon eine halbe bis eineinhalb Stunden die Landstraße. Besseren Fahrern hinterherzuhecheln kontinuierlicher Belastung viel. Und: Häufiger und kür- ist trainingswissenschaftlich nicht sinnvoll: Ihre Mus- zer trainieren – etwa dreimal pro Woche eine Stunde – keln bekommen zu wenig Sauerstoff, übersäuern – und bringt mehr als alle zwei Wochen drei Stunden am Stück. Sie machen schnell schlapp. Wenn Sie sich beim Fahren Viel wichtiger sind Aufbau und Inhalt des Trainings. gut unterhalten können, ist das Tempo richtig. Kommen Und: Vergessen Sie die Kilometer auf dem Tacho. Ihren Sie dabei außer Puste, sollten Sie abbiegen – und gemüt- Beinen und Ihrem Herzen ist es völlig egal, wie weit sie lich dem Sonnenuntergang entgegenradeln. in 1,5 Stunden gefahren sind. Hauptsache, Sie haben ǐ Trainingspartner können Sie im TOUR-Forum suchen (www. durchgehalten und hatten Spaß. tour-magazin.de); auf der Homepage des BDR (www.bdr-online.de) finden Sie Adressen zu Radtreffs in mehreren deutschen Städten. Üben Sie! Wichtig: Rad- Dünne Reifen, schmaler Sattel, gebogener Lenker, Klick- Tanken Sie Super! beherrschung pedale, gestreckte Sitzposition – alles ungewohnt und Motoren brauchen Sprit und wackelig. Vom Cityrad aufs Rennrad zu wechseln, fühlt Öl, Rennradler eine gefüllte sich an wie aus Turnschuhen in High Heels zu steigen. Trinkflasche und Proviant. Bei Da hilft nur eines: üben! Drehen Sie ein paar Runden lockeren Touren genügt dünn auf einem großen, ruhigen Parkplatz. Steigen Sie auf und gemischte Apfelschorle, für in- ab, klicken Sie in die Pedale ein und aus. Schalten Sie die tensivere Einheiten empfehlen Gänge hoch und runter, fahren Sie enge Kurven (um sich Elektrolyt-Getränke, die kleine Hindernisse wie Filmdosen), testen Sie die Brem- schneller ins Blut gehen. Trinken sen. Versuchen Sie, eine Fahrbahnmarkierung entlang- Sie etwa alle zehn Minuten – pro zufahren – und heben Sie das Vorderrad während der Stunde eine Radflasche. Schwit- Fahrt einmal vorsichtig ein paar Zentimeter an. Ideal: zen Sie stark? Geben Sie eine einmal pro Woche ein bisschen üben. So werden Sie Messerspitze Kochsalz dazu, Herr Ihres Rads – und in kniffligen Verkehrssituationen so bleibt der Wasser- und Mine- und in einer Radgruppe davon profitieren. Gibt Energie: die Banane ralienhaushalt ausgeglichen. 22 TOUR 5 | 2008 Einsteiger-Spezial
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