RESILIENZ UND AUFBAU ÖFFENTLICHE MEINUNG EIN JAHR NACH BEGINN DER PANDEMIE - FRÜHJAHR 2021
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Referat Beobachtung der öffentlichen Meinung FRÜHJAHR 2021 RESILIENZ UND AUFBAU ÖFFENTLICHE MEINUNG EIN JAHR NACH BEGINN DER PANDEMIE
FRÜHJAHR 2021 Die 10 wichtigsten Ergebnisse 1. Den Gürtel enger schnallen: Mehr als die Hälfte sehen Auswirkungen auf eigene finanzielle Lage 31 % der Menschen in Europa mussten bereits feststellen, dass ihr persönliches Einkommen von der COVID-19-Pandemie bet- roffen war, und 26 % erwarten entsprechende Auswirkungen in der Zukunft. 2. Gesundheitsvorteile der Beschränkungen wichtiger als wirtschaftlicher Schaden Die meisten Buergerinnen und Buerger geben an, dass die Vorteile fuer die Gesundheit, die aus den Beschraenkung- smassnahmen enstanden sind, in ihrem Land wichtiger sind als der daraus resultierende wirtschaftliche Schaden (58%). 3. Hoffnung trotz überwiegender Ungewissheit und wachsender Frustration Auf die Frage nach ihren Gefühlen ein Jahr nach Beginn der COVID-19-Pandemie nennen die Europäerinnen und Europäer Ungewissheit (45 %), Hoffnung (37 %), Frustration (34 %) und Hilflosigkeit (30 %). 4. EU-Maßnahmen gegen COVID-19 sind bekannt, werden aber nicht uneingeschränkt gebilligt Acht von zehn Unionsbürgerinnen und -bürgern geben an, dass sie sich der Maßnahmen der EU zur Bekämpfung der Krise be- wusst seien. Von denjenigen, die sich dessen bewusst sind, sind 48 % mit den ergriffenen Maßnahmen zufrieden, während 50 % nicht zufrieden sind. 5. Unterschiede bei Zufriedenheit mit Solidarität zwischen EU-Mitgliedstaaten 44 % der Europäerinnen und Europäer sind mit der Solidarität in der EU zufrieden. Die niedrigsten Zahlen stammen dabei aus Spanien (35 %), Deutschland (35 %), Frankreich (34 %) und Bel- gien (31 %). 2
FRÜHJAHR 2021 6. Trotz aktueller Kritik bleibt das Ansehen der EU so hoch wie noch nie seit 2008 Sehr viele Menschen in Europa haben einen positiven Ein- druck von der EU (48 %). Dieser Anteil nimmt trotz kurzfristiger Schwankungen beständig zu. 7. Etwas muss passieren: 50 % der Europäerinnen und Eu- ropäer wollen Reformen Fast ein Viertel (23 %) unterstützen die EU in ihrer bisherigen Form, während 47 % zwar für die EU sind, aber nicht in der Form, wie sie bislang umgesetzt wurde. 8. Starkmachen: Die EU braucht mehr Kompetenzen zur Be- wältigung von Krisen wie COVID-19 Drei Viertel der Unionsbürgerinnen und -bürger (74 %) wollen, dass die EU mehr Kompetenzen erhält, damit sie Krisen wie die derzeitige besser bewältigen kann. Die höchsten Zahlen stam- men dabei aus Portugal (96 %), Malta (91 %), Schweden (90 %), Finnland (89 %) und Irland (87 %). 9. Erst die Impfung ... Rascher Zugang zu Impfstoffen (39 %) und höhere Investitionen in die Entwicklung von Behandlungsmöglichkeiten und Impfstoffen (29 %) sind die zwei obersten Prioritäten, auf die sich die EU bei ihrer Reaktion auf die COVID-19-Pandemie konzentrieren sollte. 10. ... Dann Jobs In Bezug auf die politischen Prioritäten des EP nennt die Hälfte der Bürgerinnen und Bürger (49 %) die öffentliche Gesundheit als oberste Priorität, gefolgt von Maßnahmen zur Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung (39 %) und Unterstützung der Wirtschaft und Schaffung neuer Arbeitsplätze (39 %). 3
ZUSAMMENFASSUNG ZUSAMMENFASSUNG KURZE ZUSAMMENFASSUNG DER GÜRTEL WIRD ENGER GESCHNALLT – DOCH ZWISCHEN LÄN- Die Eurobarometer-Umfrage des Eu- DERN UND SOZIODEMOGRAFISCH- ropäischen Parlaments vom Frühjahr EN GRUPPEN BESTEHEN WEITERHIN 2021 befasst sich mit den Standpunkten der Bürger zu den Folgen der COVID- GROSSE UNTERSCHIEDE 19-Pandemie und den Maßnahmen, die die EU ergriffen hat, um sie zu bewälti- 31 % der Europäer mussten bereits feststel- gen. Die persönlichen und finanziellen len, dass ihr persönliches Einkommen neg- Auswirkungen des vergangenen Jahres ativ von der Pandemie betroffen war, und werden deutlicher sichtbar, wobei eini- 26 % erwarten, dass dies in Zukunft der ge Länder stärker betroffen sind als an- dere. Das Bewusstsein für die Rolle der Fall sein wird. 57 % der Befragten sind im EU in der Krisenbewältigung ist hoch EU-Durchschnitt zwar eine deutliche Meh- und geht mit erheblichen Erwartungen rheit, doch es muss berücksichtigt werden, gegenüber der EU einher, wirksame dass innerhalb der EU erhebliche nationale Maßnahmen zu ergreifen, um die Fol- Unterschiede bestehen. In einigen Län- gen der Pandemie anzugehen. dern erwartet eine sehr große Mehrheit, Tatsächlich hat die Gesundheitskrise dass die Pandemie überhaupt keine Aus- die Unterstützung der Bürger für die wirkungen auf ihr Einkommen haben wird, EU im Allgemeinen gestärkt, und die während die Lage in anderen EU-Ländern EU genießt das höchste Maß an Zustim- genau umgekehrt zu sein scheint. Die mung seit mehr als zehn Jahren. Was Umfragedaten deuten in diesem Zusam- die Bekämpfung der Pandemie betrifft, menhang auf ein Gefälle zwischen dem zeigen die Ergebnisse jedoch Unter- schiede bei der Zufriedenheit, wobei Norden und dem Süden hin: Ein großer sich verschiedene Faktoren, sowohl die Teil der Befragten in Griechenland (50 %), Maßnahmen der EU als auch die Soli- Bulgarien (48 %), Italien (45 %) und Zypern darität zwischen den Mitgliedstaaten, (43 %) gibt bereits Auswirkungen auf das auf die Ergebnisse auswirkten. persönliche Einkommen an, während die meisten Befragten in Dänemark (76 %), Kurz gesagt weisen die Ergebnisse auf eine solide Unterstützung für die Eu- den Niederlanden (67 %), Schweden (64%) ropäische Union, insbesondere in Kris- und Finnland (62%) dies nicht feststellen enzeiten, hin. Unter den Europäern oder erwarten. besteht breites Einvernehmen, dass Aus soziodemografischer Sicht hatte die globale Herausforderungen wie die Krise auch stärkere Auswirkungen auf COVID-19-Pandemie, am besten auf die Bevölkerung im erwerbsfähigen Al- der Ebene der EU zu bewältigen sind. Die Menschen erwarten Solidarität und ter sowie auf Europäer, die selbständig effizientes gemeinsames Handeln und oder arbeitslos sind oder angeben, dass sind kritisch, wenn diese Erwartung sie Schwierigkeiten haben, Rechnungen nicht erfüllt wird. zu bezahlen. Dieser letzte Indikator hat sich während der Pandemie jedoch nicht proportional erhöht: Ein relativ stabiler Anteil von einem Drittel der Europäer, 4
ZUSAMMENFASSUNG gibt an, beim Bezahlen von Rechnungen verursacht haben, überwiegen. Diese An- häufig (7 %) oder manchmal (24 %) Schwi- sicht wird in den meisten Ländern vertreten erigkeiten zu haben. Vergleicht man dieses und weist darauf hin, dass sich die Einstel- Ergebnis mit den Erkenntnissen aus der lung gegenüber den Ergebnissen der On- Umfrage des Europäischen Parlaments von line-Umfragen des Europäischen Parlaments 2020 zum Thema „Öffentliche Meinung in von 2020 zum Thema „Öffentliche Meinung Zeiten von COVID-19“1 (September–Oktober in Zeiten von COVID-19“ umgekehrt hat. Die 2020), so stellt man fest, dass die EU-Bürger drei Serien dieser Umfrage zeigten, dass die bereits im Herbst 2020 die finanziellen Aus- Gewichtung der Gesundheitsvorteile ge- wirkungen der Pandemie spürten. Einige genüber den wirtschaftlichen Schäden par- Befragte erklärten zu dem Zeitpunkt, dass allel zu den in ganz Europa sinkenden Infek- sie Schwierigkeiten bei der Bezahlung von tionszahlen im Sommer 2020 abnahm. Die Rechnungen, Mieten oder Darlehen haben, Ergebnisse der derzeitigen Umfrage deuten während andere auf Einkommensverluste darauf hin, dass sich die Europäer wieder verwiesen oder angaben, dass sie ihre Er- stärker für die Gesundheitsvorteile der Bes- sparnisse früher aufgebraucht haben als chränkungen aussprachen, als die Infek- geplant oder Familienangehörige oder Fre- tionszahlen in den europäischen Ländern unde um finanzielle Unterstützung bitten während der Wintermonate 2020/21 wieder mussten. Ein Blick auf diese Entwicklung im anstiegen. Dies führt zu einem wichtigen vergangenen Jahr lässt darauf schließen, Ergebnis dieser Umfrage: Trotz der anhal- dass die Fähigkeit der Bürger, ihre Rechnun- tenden Besorgnis über die Finanzen und die gen zu bezahlen, bislang nicht wesentlich Wirtschaft wird die öffentliche Gesundheit beeinträchtigt wurde, und dient zugleich als nun als oberste Priorität für die EU und in- Warnhinweis, dass sich derartige Probleme sbesondere für das Europäische Parlament im Laufe der Zeit durchaus weiter verschär- erachtet. fen könnten. ES GIBT HOFFNUNG – DOCH DIE UNGE- ERWARTETE GESUNDHEITSVORTEILE WISSHEIT ÜBERWIEGT UND FRUSTRA- DER AUSGANGSBESCHRÄNKUNGEN TION UND HILFLOSIGKEIT SCHLIESSEN ÜBERWIEGEN NUN DEN WAHRGENOM- SICH AN MENEN WIRTSCHAFTLICHEN SCHADEN Ein Jahr nach Beginn der Pandemie empfin- Trotz der finanziellen Auswirkungen der den die Europäer in erster Linie Ungewis- Pandemie erklärte die Mehrheit der Be- sheit (45 %), Hoffnung (37 %), Frustration fragten (58 %) im März/April 2021, dass die (34 %) und Hilflosigkeit (30 %). Dies steht Gesundheitsvorteile der Beschränkung- mit den Ergebnissen der Serie „Öffentliche smaßnahmen in ihrem Land den wirtschaft- Meinung in Zeiten von COVID-19“ von 2020 lichen Schaden, den diese möglicherweise im Einklang: Ungewissheit und Hoffnung 1 Das Europäische Parlament gab 2020 eine Serie von drei Online-Umfragen in Auftrag, um die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie zu ermitteln. Ein direkter Vergleich dieser Ergebnisse mit der derzeitigen Eurobarome- ter-Sonderumfrage vom Frühjahr 2021 (EB 95.1) ist aufgrund der verschiedenen Erhebungsmethoden und der Unterschiede bei der Abdeckung der Altersgruppen nicht möglich. Nähere Informationen über die Methodik enthalten die technischen Spezifikationen am Ende dieses Berichts. 5
ZUSAMMENFASSUNG gehören in den meisten EU-Ländern zu % mit den Maßnahmen zufrieden und 50 den am häufigsten genannten Gefühlen. In % sind dies nicht. Die Zufriedenheit ist bei Irland, Finnland, Deutschland, Luxemburg Bürgern, die die Maßnahmen auch konkret und Schweden ist unter den Befragten nun kennen (50 %), höher als bei denjenigen, jedoch die Frustration an die Spitze gerückt. die um die Maßnahmen zwar wissen, nicht Die Ergebnisse zeigen, dass zwischen den jedoch, wie diese konkret aussehen (46 %). positiven oder negativen Emotionen der Bemerkenswert ist, dass der niedrige Durch- Europäer und ihrer Beeinträchtigung durch schnittswert von 48 % Zufriedenheit mit der ihr persönliches Einkommen ein eindeutiger EU auf eine Reihe großer EU-Mitgliedstaat- Zusammenhang besteht. Diejenigen, die en zurückgeführt werden kann, in denen bereits Auswirkungen auf ihre persönliche eine Mehrheit der Bürger unzufrieden ist finanzielle Lage festgestellt haben, neigen (beispielsweise in Italien, Spanien, Deutsch- eher zu negativen Gefühlen wie „Ungewis- land und Frankreich). Dem steht eine Meh- sheit“ (51 %), „Frustration“ (41 %), „Hilflo- rheit in 19 Mitgliedstaaten gegenüber, die sigkeit“ (37 %) und „Wut“ (31 %). Diejenigen, mit diesen Maßnahmen insgesamt zufrie- die diese Erfahrung nicht gemacht haben, den ist; den höchsten Wert erreicht Däne- beschreiben eher positive Emotionen wie mark (81 %), gefolgt von den Niederlanden „Hoffnung“ (41 %), „Gelassenheit“ (27 %) (74 %), Malta (73 %) und Schweden (71 %). und „Zuversicht“ (19 %). Bemerkenswert ist jedoch, dass die Mehrheit der Europäer, mit dem Leben, das sie führen, zufrieden ist (79 DURCHWACHSENE ZUFRIEDENHEIT MIT %), und dass rund zwei Drittel der Bürger an- DER SOLIDARITÄT INNERHALB DER EU geben, dass sie in Bezug auf die Zukunft der EU optimistisch sind. Nur eine Minderheit aller Bürger in der EU (44 %) ist mit der Solidarität zwischen den EU-Mitgliedstaaten bei der Bekämpfung ICH WEISS, WAS DIE EU SEIT LETZTEM der Pandemie zufrieden, wenngleich eine SOMMER GETAN HAT Mehrheit der Bürger in dreizehn Mitglied- staaten zufrieden ist. Die geringsten Anteile Die Bürger sind sich der Bemühungen der an Zufriedenen werden in Spanien (35 %), Europäischen Union um die Bekämpfung Deutschland (35 %), Frankreich (34 %) und der COVID-19-Pandemie und ihrer Fol- Belgien (31 %) beobachtet. Im Gegensatz gen sehr wohl bewusst: Acht von zehn Eu- zu den Feststellungen in der Serie „Öffentli- ropäern haben von den von der EU einge- che Meinung in Zeiten von COVID-19“ beo- leiteten Maßnahmen oder Aktionen zur bachten wir, dass in der dritten Serie dieser Reaktion auf die Pandemie gehört oder Umfrage nur rund ein Drittel der EU-Bürger gelesen bzw. diese gesehen – und nahezu mit der Solidarität zwischen den EU-Mit- die Hälfte aller Bürger (48 %) weiß auch, was gliedstaaten zufrieden waren, was nahelegt, für Maßnahmen das sind. Daraus geht her- dass die Einstellungen seit letztem Jahr pos- vor, dass der Sensibilisierungsgrad höher ist itiver ausfallen. Die Unterschiede zwischen als noch bei der letzten Serie von Umfragen den einzelnen Ländern ähneln denjeni- zum Thema „Öffentliche Meinung in Zeiten gen, die in Bezug auf die Zufriedenheit mit von COVID-19“, die im September und Okto- den EU-Maßnahmen zur Bekämpfung der ber 2020 durchgeführt wurde. Pandemie zu beobachten sind. Bei beiden Von denjenigen, die die Aktionen der EU zur Fragen wurden in Ländern wie Ungarn, Mal- Bekämpfung der Pandemie kennen, sind 48 ta, Litauen und Polen die positivsten Ergeb- 6
ZUSAMMENFASSUNG nisse erzielt, während in Belgien, Frankreich, allerdings zeigt sich ein stetig wachsend- Spanien, Deutschland und Griechenland die er positiver Trend, der trotz Pandemie und Ergebnisse am negativsten ausfielen. Dies ihrer Auswirkungen auf das Leben der eu- könnte nahelegen, dass beide Themen im ropäischen Bürger stabil geblieben ist. Bewusstsein der EU-Bürger verknüpft sind – die Reaktion der EU als Ganzes und die Art und Weise, wie die Mitgliedstaaten zusam- JA ZU EUROPA, JA ZU REFORMEN mengearbeitet haben. – ABER NUR EIN VIERTEL DER BE- FRAGTEN WILL EIN „WEITER SO“ BESSER GEMEINSAM: DAS ANSEH- In Bezug auf den unlängst in die Euroba- EN DER EU IST WEITERHIN AUF DEM rometer-Umfragen des Parlaments einge- HÖCHSTEN STAND SEIT ÜBER EINEM führten Indikator „Reform der EU“ geben 70 JAHRZEHNT % der Befragten an, dass sie im Allgemeinen die EU befürworten. 23 %, d. h. ein Rück- Dank einer geringfügigen Anpassung bleibt gang um 4 Prozentpunkte seit November/ die positive Bewertung des Ansehens der EU Dezember 2020, befürworten die EU in ihrer auf einem höchsten Stand seit über einem jetzigen Form, während der Anteil der Bürg- Jahrzehnt (48 % positiv, 35 % neutral und 17 er, die nach eigenen Angaben die EU be- % negativ). Dadurch wird die Zuverlässigkeit fürworten, jedoch nicht in ihrer bisherigen des Langzeittrends einer immer positiveren Form, um 3 Prozentpunkte auf insgesamt 47 Wahrnehmung der EU insgesamt bestätigt, % wächst. Rund ein Viertel der Befragten (28 obgleich es kurzfristige Schwankungen gibt. %) vertreten negativere Ansichten, darunter In allen Mitgliedstaaten ist es wahrscheinli- ein stabiler Anteil von 23 %, die angeben, cher, dass Europäer eine positive denn eine der EU eher skeptisch gegenüberzustehen, negative Sicht auf die EU haben und in na- jedoch ihre Meinung ändern könnten, falls hezu allen Ländern ist die vorherrschende radikale Reformen durchgeführt würden. Meinung eher positiv als neutral, wobei Fünf Prozent der Befragten geben an, das Österreich die einzige Ausnahme bildet (39 Konzept der EU generell abzulehnen. % neutral, 34 % positiv). Wenn wir danach Alles in allem bestätigen diese Ergebnisse fragen, wie sich die Sicht auf die EU im ver- eine grundsätzliche Unterstützung für die gangenen Jahr entwickelt hat, erkennen Europäische Union, zugleich jedoch auch wir eine bemerkenswerte Entwicklung: einen unmissverständlich vorhandenen Ruf Während eine Mehrheit erklärt, dass diese nach Reformen. Mit anderen Worten unter- mehr oder weniger gleich geblieben ist (56 stützt nur rund ein Viertel der Europäer im %, 3 Prozentpunkte weniger), wächst der An- Ansatz ein „Weiter so“. teil der Personen, die angeben, dass sie sich In allen Mitgliedstaaten spricht sich eine ab- zum Negativen verändert hat um 10 Proz- solute Mehrheit für die EU aus, wobei der entpunkte auf 34 % insgesamt, während der höchste Anteil der Zustimmung in Portugal Anteil derjenigen, die angeben, dass sie sich (91 %), Irland (87 %), Estland und Luxemburg zum Positiven verändert hat, um 7 Prozent- (beide 81 %) sowie in den Niederlanden punkte auf 9 % sinkt. Diese Feststellungen (80 %) erreicht wird. Diese Ergebnisse sind legen überdies nahe, dass das Ansehen der abhängig von soziodemografischen Kriter- EU tatsächlich kurzfristigen Schwankungen ien wie Alter (jüngere Europäer befürworten unterliegt; über einen längeren Zeitraum die EU in ihrer jetzigen Form eher) und 7
ZUSAMMENFASSUNG persönlicher finanzieller Lage (Personen, die er zu sicheren und wirksamen Impfstoffen. Schwierigkeiten haben, ihre Rechnungen zu Als weitere Antworten folgen höhere In- bezahlen, sind eher EU-skeptisch). vestitionen in die Entwicklung von Behan- dlungsmöglichkeiten und Impfstoffen (29 %), die Festlegung einer europäischen Strat- DREI VIERTEL DER EUROPÄER FÜR egie für die Bewältigung ähnlicher Krisen BESSERE EU-INSTRUMENTE ZUR BE- in der Zukunft (28 %) und die Entwicklung WÄLTIGUNG DER KRISE einer europäischen Gesundheitspolitik (25 %). Diese Ergebnisse entsprechen der 74 % der Europäer stimmen der Aussage Forderung der Bürger an das Europäische zu, dass die EU mehr Befugnisse zur Be- Parlament, der Gesundheit der Bevölkerung wältigung von Krisen wie der COVID-19- höchste Priorität einzuräumen (siehe unten). Pandemie erhalten sollte, wobei 28 % der An fünfter und sechster Stelle folgen eine Befragten dieser Aussage uneingeschränkt weltweite Reaktion auf die Pandemie (23 %), zustimmen. Dies bedeutet, dass der Anteil durch die sichergestellt wird, dass alle Bürg- der Befragten, die der Aussage zustimmen, er Zugang zu einem Impfstoff oder einer Be- seit Oktober/November 2020 annähernd handlung haben, bzw. die Befähigung der gleichgeblieben ist (-3 Prozentpunkte). Was Mitgliedstaaten zur Unterstützung der von die einzelnen Mitgliedstaaten anbelangt, der Pandemie betroffenen Unternehmen so waren einerseits in Slowenien (72 %, -15 und Arbeitnehmer (22 %). Unionsweit wird Prozentpunkte), Rumänien (71 %, -10 Proz- die Sicherstellung des raschen Zugangs aller entpunkte) und Kroatien (75 %, -8 Prozent- Unionsbürger zu sicheren und wirksamen punkte), andererseits in Malta (91 %, +14 Impfstoffen als wichtigste Priorität der EU Prozentpunkte), Griechenland (77 %, +8 bei ihrer Reaktion auf die Pandemie genan- Prozentpunkte) und Dänemark (59 %, +8 nt. In Zypern, Bulgarien und Griechenland Prozentpunkte) größere Schwankungen zu wünschen sich die Bürger, dass sich die EU verzeichnen. Bürger mit einem positiven vornehmlich auf die Unterstützung der von Bild von der EU stimmen eher der Aussage der Pandemie betroffenen Unternehmen zu, dass die EU mehr Befugnisse zur Bewäl- und Arbeitnehmer konzentriert. Für die tigung dieser Krisen erhalten sollte. Darüber Bürger in Spanien, Italien und Kroatien ha- hinaus stimmen 86 % derjenigen, die die EU ben höhere Investitionen in die Entwicklung in ihrer jetzigen Form befürworten, jedoch von Behandlungsmöglichkeiten und Impf- nur 43 % derjenigen, die die EU grundsät- stoffen, für die Bürger in Rumänien hinge- zlich ablehnen, der Aussage zu. gen die Entwicklung einer europäischen Gesundheitspolitik oberste Priorität. Wie die Bürger die Prioritäten der EU reihen, GESUNDHEIT, IMPFSTOFFE UND hängt offenbar auch von ihren Erfahrun- EINE BESSERE KRISENBEWÄLTI- gen während der Pandemie ab: Diejenigen, GUNGSSTRATEGIE ALS WICHTIGSTE deren Einkommen nach eigenen Angaben PRIORITÄTEN FÜR DIE EU durch die Pandemie gelitten hat, sprechen sich eher für Konjunkturmaßnahmen aus. Als ihrer Meinung nach wichtigste Priorität Die Sicherstellung des raschen Zugangs der EU bei der Bewältigung der Pandemie aller Unionsbürger zu sicheren und wirk- nennen 39 % der Europäer die Sicherstel- samen Impfstoffen ist für sie hingegen eher lung des raschen Zugangs aller Unionsbürg- nachrangig. 8
ZUSAMMENFASSUNG GESUNDHEIT DER BEVÖLKERUNG, %) hat YouTube genutzt, gefolgt von Mes- ABER AUCH BEKÄMPFUNG VON ARMUT senger (32 %) und Instagram (31 %). Die UND KLIMAWANDEL ALS PRIORITÄTEN Altersgruppen unterscheiden sich deutlich FÜR DAS PARLAMENT darin, wie sie soziale Netzwerke im Internet nutzen, wobei jüngere Europäer eher in den Geht es nach den Bürgern, so soll die Ge- diversen Netzwerken aktiv sind. Die meis- sundheit der Bevölkerung auch die ober- ten Befragten nutzen soziale Netzwerke im ste Priorität des Europäischen Parlaments Internet, um Direktnachrichten an Familien- sein. Knapp die Hälfte der Europäer (49 %) mitglieder und Freunde zu senden (78 %). 57 spricht sich dafür aus, womit die Gesund- % der Befragten nutzen sie, um Bilder und heit der Bevölkerung deutlich vor allen an- Videos anzuschauen, 53 %, um die Nach- deren politischen Themen liegt. Als weit- richten zu verfolgen und sich über aktuelle ere Antworten folgen die Bekämpfung Ereignisse auf dem Laufenden zu halten. von Armut und sozialer Ausgrenzung (39 %), Maßnahmen zur Unterstützung der Wirtschaft und zur Schaffung neuer Arbe- itsplätze (39 %) sowie Maßnahmen gegen den Klimawandel (34 %). Die Gesundheit der Bevölkerung gilt nach wie vor als eine der wichtigsten Prioritäten des Europäischen Parlaments, ebenso wie Wirtschaft und Um- welt. Dementsprechend wurden die drei Themen in elf, sieben bzw. sechs Mitglied- staaten am häufigsten genannt. In Kroatien gilt die Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung, in der Tschechischen Repub- lik hingegen die Zukunft Europas als oberste Priorität. EUROPÄER VERBRINGEN VIEL ZEIT IN SOZIALEN NETZWERKEN IM INTERNET, VOR ALLEM, UM NACHRICHTEN MIT FAMILIENMITGLIEDERN UND FREUND- EN AUSZUTAUSCHEN Dieser Frühjahrs-Eurobarometer im Auf- trag des Europäischen Parlaments enthielt auch zwei Fragen zur Nutzung von sozialen Netzwerken im Internet, die sich in der EU großer Beliebtheit erfreuen. Über die Hälfte der Europäer gibt an, in den letzten sieben Tagen WhatsApp (60 %) bzw. Facebook (56 %) genutzt zu haben. Knapp die Hälfte (49 7
FRÜHJAHR 2021 Diese Eurobarometer-Umfrage 95.1 wurde im Auftrag des Europäischen Parlaments von Die Umfrage befasst sich mit den Standpunkten der Europäer zu den Folgen der COVID-19-Pandemie und den Maßnahmen, die die EU ergriffen hat, um sie zu be- wältigen. Vervollständigt wird diese Umfrage durch Fragen zur Mediennutzung sowie dazu, wie die Bürger ihre eigene Lage während der Pandemie einschätzen und was sie während der Pandemie von der Europäischen Union erwarten, wobei der Schwerpunkt insbesondere auf den Reformmaßnahmen und Prioritäten der EU liegt. Die Befragungen vor Ort fanden zwischen 16. März und 12. April 2021 in allen 27 EU-Mitgliedstaaten statt. 26 669 Personen wurden als Teil einer repräsentativen Stichprobe der Gesamtbevölkerung (15 Jahre und älter) ausgewählt und im Großteil der Länder persönlich befragt. Aufgrund der geltenden COVID-19-Beschränkungen während der Befragungen vor Ort wurden persönliche Befragungen in Griechen- land, Malta, den Niederlanden, der Slowakei und Slowenien online durchgeführt. Aus demselben Grund wurden in mehreren Ländern (Belgien, Dänemark, Estland, Finnland, Irland, Litauen, Luxemburg, Portugal, Schweden und der Tschechischen Republik) alle Befragungen online durchgeführt. EINE VERÖFFENTLICHUNG DES REFERATS BEOBACHTUNG DER ÖFFENTLICHEN MEINUNG GENERALDIREKTION KOMMUNIKATION EUROPÄISCHES PARLAMENT PE 694.838 ISBN: 978-92-846-8256-0 DOI: 10.2861/542242 Katalognummer: QA-02-21-676-DE-N Brüssel, @Europäische Union, 2021
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