Corona-spezifische Gesundheitskompetenz: eine Trend-Studie
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Corona-spezifische Gesundheitskompetenz: eine Trend-Studie Stand 28. Mai 2021 Careum Stiftung Pestalozzistrasse 3 8032 Zürich Autoren: De Gani, Saskia Maria Berger, Fabian Guggiari, Elena Jaks, Rebecca Kocher, Jonas Ph. Partner: Bundesamt für Gesundheit BAG Bundesministerium für Gesundheit Deutschland Universität Bielefeld, Deutschland Gesundheit Österreich GmbH, Österreich Gesundheitsdepartement des Kantons Zürich Careum, Pestalozzistrasse 3, CH-8032 Zürich T +41 43 222 50 00, info@careum.ch, www.careum.ch
Inhaltsverzeichnis 1 Zusammenfassung 2 2 Hintergrund 3 2.1 Coronavirus-Krankheit-2019 (COVID-19) 3 2.2 Bedeutung von Gesundheitskompetenz während der Pandemie 3 2.3 Studie zur Corona-spezifischen Gesundheitskompetenz 4 3 Vorgehen 5 3.1 Erhebungsinstrument 5 3.2 Stichprobe und Datenerhebung 5 3.3 Erhebungszeitraum 6 3.4 Datenauswertung 8 4 Ergebnisse 9 4.1 Corona-spezifische Gesundheitskompetenz 9 4.1.1 Informationen finden 9 4.1.2 Informationen verstehen 11 4.1.3 Beurteilung der Informationen 12 4.1.4 Anwenden von Informationen 14 4.2 Informationsverhalten, Wissen und Einstellungen 15 4.2.1 Informiertheit über das Coronavirus und die Pandemie 15 4.2.2 Verunsicherung durch zu viele Informationen 16 4.2.3 Informationsquellen und deren Vertrauenswürdigkeit 16 4.2.4 Informationsverhalten zum Thema Gesundheit 18 4.2.5 Wissen über das Coronavirus 19 4.2.6 Angewandte Vorsichtsmassnahmen 21 4.2.7 Auswirkungen auf den Alltag 22 4.2.8 Aussagen zu Sorgen 23 4.2.9 Erwartungen weitere Entwicklung 23 4.2.10 Beeinträchtigung Lebensbereiche 24 4.3 Impfungen in den letzten 5 Jahren 25 4.4 Aussagen zu Impfungen 25 4.5 Korrektheit Aussagen zu Impfungen 26 4.6 Elemente GK zu Impfungen 27 4.7 Impfneigung 28 5 Diskussion und Einschätzung der Ergebnisse 29 6 Schlussfolgerungen 34 7 Literaturverzeichnis 36 Careum, Bereich Gesundheitskompetenz 1
1 Zusammenfassung Im Frühling, Herbst und Winter 2020 wurden drei Online-Befragungen in der Deutschschweizer Bevöl- kerung durchgeführt, um ihre Corona-spezifische Gesundheitskompetenz zu verschiedenen Zeitpunk- ten während der Pandemie zu untersuchen. Mit diesen Befragungen konnte erhoben werden, welche Schwierigkeiten die Bevölkerung dabei hat, Informationen zum neuen Coronavirus sowie zur dadurch verursachten Krankheit (COVID-19) zu finden, zu verstehen, einzuschätzen und zu nutzen, um sich präventiv und gesundheitsförderlich verhalten zu können. In der zweiten und dritten Befragung wurden ausserdem auch Fragen zum Thema Impfen gestellt, um mehr zur Einstellung und Impfbereitschaft der Bevölkerung zu erfahren. Die Ergebnisse der Befragung zeigen, dass etwas mehr als die Hälfte der Deutschschweizerinnen und Deutschschweizer über eine ausreichende Corona-spezifische Gesundheitskompetenz verfügt. Die Corona-spezifische Gesundheitskompetenz nahm im Verlauf der Pandemie sogar zu. Während es für die Befragten eher einfach war, Informationen zum Coronavirus zu finden, stellte sie das Verstehen und insbesondere das Anwenden und Beurteilen von Informationen vor grössere Schwierigkeiten. Ob- wohl dieser Anteil über den Zeitraum abnahm, wiesen im Winter 2020 immer noch 45 % bzw. 30 % der Befragten Schwierigkeiten beim Beurteilen und Anwenden von Informationen auf. Im Frühling 2020 fühlten sich 92 % der Befragten gut oder sehr gut über das Coronavirus und die Pandemie informiert. Im Verlauf der Pandemie sanken diese Werte (88 % im Herbst und 84 % im Winter 2020). Personen, die über eine ausreichende Corona-spezifische Gesundheitskompetenz verfügten, fühlten sich dabei häufiger sehr gut informiert. Die Befragten berichteten ausserdem von einer steigenden Verunsiche- rung aufgrund der vielen Informationen. Im Frühling 2020 fühlte sich die Hälfte (50 %) der Befragten verunsichert, wobei dieser Anteil im Herbst und Winter 2020 noch zunahm (56 % bzw. 57%). Insbe- sondere Personen mit einer unzureichende Corona-spezifischen Gesundheitskompetenz fühlten häu- fig sich verunsichert. Die Pandemie führte zu einer Veränderung des Informationsverhaltens. Knapp die Hälfte der Befrag- ten gab an, sich im Vergleich zu vor der Pandemie nun häufiger zu Gesundheitsthemen zu informieren. Während sich im Frühling im Vergleich zu vor der Pandemie nur 6 % seltener zu solchen Themen informierten, stieg dieser Anteil im Verlauf der Pandemie auf 15 % im Herbst bzw. 18 % im Winter 2020. Davon ungeachtet, war das Fernsehen die wichtigste Informationsquelle für Informationen zum Coronavirus und zur Pandemie. Drei Viertel informierten sich über diesen Kanal. Am zweithäufigsten wurde das Internet als Informationsquelle genutzt. Obwohl Gesundheitsexpertinnen und -experten so- wie die Gesundheitsbehörden und das Info-Telefon relativ selten als Informationsquellen erwähnt wur- den, wurde ihnen das grösste Vertrauen zugesprochen. Das Fernsehen und Internet wurden von rund drei Vierteln der Befragten als vertrauenswürdig eingestuft. Die Soziale Medien hingegen waren wenig vertrauenswürdig. Nahezu alle Befragten trafen Vorsichtsmassnahmen, wobei das Waschen (85 %) respektive Desinfi- zieren der Hände (83 %) sowie die Einhaltung des Mindestabstandes zu anderen Menschen (80 %) am häufigsten genannt wurden. Personen mit unzureichender Corona-spezifischer Gesundheitskom- petenz trafen deutlich weniger Vorsichtsmassnahmen als andere. Die Impfneigung nahm vom Herbst auf den Winter 2020 ab. So gaben im Herbst 44 % der Befragten an, sich gegen das Coronavirus impfen zu lassen und im Winter noch 36 %. Ausserdem gab die Hälfte der Befragten mit einer unzu- reichenden Corona-spezifischen Gesundheitskompetenz an, dass sie sich eher oder sicher nicht imp- fen lassen wollten. Bei Personen mit problematischer oder ausreichender Corona-spezifischer Ge- sundheitskompetenz lag der Anteil bei 37 % und 32 %. Die Befragten fühlten sich zwar grösstenteils gut informiert, jedoch zugleich auch häufig verunsichert. Wichtig erscheint es daher, dass die Politik, die Wissenschaft sowie die Medien klare, einheitliche, leicht verständliche und zielgruppenorientierte Botschaften und Handlungsempfehlungen vermitteln und die Bevölkerung darin unterstützen, vertrauenswürdige Informationen von Fehl- und Falschinfor- mationen zu unterscheiden. Darauf basierend sollte es ihr leichter fallen, Entscheidungen zum Verhal- ten und für die eigene Gesundheit und die der Mitmenschen treffen zu können. Die Ergebnisse zeigen, dass es in Zukunft zentral ist, die Gesundheitskompetenz der Bevölkerung Sektor-übergreifend zu stärken und entsprechende Bedingungen dafür zu schaffen. Careum, Bereich Gesundheitskompetenz 2
2 Hintergrund 2.1 Coronavirus-Krankheit-2019 (COVID-19) Das Coronavirus ist eines der Hauptpathogene, die das menschliche Atmungssystem angreifen und Atemwegserkrankungen auslösen können (Su et al. 2016). Das neue Coronavirus – das sogenannte «SARS-CoV-2» (Severe Acute Respiratory Syndrome Coronavirus 2) gehört zu eben dieser Virusfa- milie. Die Krankheit, die durch das neue Virus verursacht wird, wurde im Dezember 2019 erstmals in der chinesischen Stadt Wuhan entdeckt und am 11. Februar 2020 von der WHO offiziell als «COVID- 19» (Coronavirus-Disease-2019) benannt (Wu et al. 2020; Rothan und Byrareddy 2020). Nach einer ersten grösseren Ausbreitung in Wuhan im Januar 2020 hat sich COVID-19 zu einer weltweiten Pan- demie entwickelt. Zur Eindämmung der Pandemie werden von den weltweit betroffenen Ländern dras- tische Schutzmassnahmen ergriffen und präventives Verhalten von der Bevölkerung gefordert. COVID-19 wird hauptsächlich über Tröpfcheninfektion und Aerosole von Mensch zu Mensch übertra- gen. Im Unterschied zu anderen Coronavirus-Typen (z.B. SARS) kann COVID-19 auch während der Inkubationszeit und bei milden, symptomfreien Verläufen übertragen werden, weshalb die Reproduk- tionszahl1 (R-Wert) Werte zwischen 2.0 – 8.9 annehmen kann (Salian et al. 2021). Dieser R-Wert ist je nach Land und Zeitpunkt unterschiedlich. Ausserdem ist dieser Wert – genauso wie die Fallzahlen und Todesfallzahlen – abhängig von den jeweiligen Massnahmen, die zur Einschränkung der Verbrei- tung des Virus getroffen werden (Al-Raeei 2021; Ke et al. 2021). COVID-19 weist entsprechend je nach Gesundheitssystem eine tiefe bis moderate Mortalität auf (Guo et al. 2020). Im Verlauf der Pan- demie wurden zudem mehrere neue Varianten des ursprünglichen «SARS-CoV-2» entdeckt, die nach- weislich die Ansteckungsrate erhöht haben (z. B. «B.1.1.7», auch britische Variante genannt). Umstrit- ten bleibt nach wie vor, ob die neuen und zukünftigen Varianten tödlicher sein werden und welche Effekte auf die Präventionsmassnahmen, speziell die Impfung und deren Wirksamkeit zu erwarten sind (Arif 2021). Die Schweiz wies 2020 im weltweiten Vergleich und in Bezug auf die Bevölkerungsgrösse eine der höchsten COVID-19 Fallzahlen auf und erlebte bereits mehrere Stufen des Lockdowns (Salathé et al. 2020). Im Kapitel 3.3 «Erhebungszeitraum» finden sich Details zu den Entwicklungszahlen und den Massnahmen der Schweiz, die im Kontext der drei Erhebungszeitpunkte relevant sind für die Einord- nung und Interpretation der Ergebnisse. Ein wichtiger Schritt, um die Ausbreitung des Virus einzudämmen, die Ansteckungsgefahr für die Men- schen und zugleich die Belastung des Gesundheitssystems zu verringern, ist die regelmässige und umfassende Aufklärung und die Vermittlung von Informationen an die Bevölkerung (Okan et al. 2020). Seit dem Ausbruch der Pandemie wurde daher eine Vielzahl an Informationen zum Virus, zur Erkran- kung, zum Infektions- und Selbstschutz sowie zu weiteren präventiven Massnahmen erstellt und über zahlreiche Informations- und Kommunikationskanäle verbreitet. Informationen zu Coronavirus und COVID-19 sind entsprechend seit dem Beginn der Pandemie allgegenwärtig. In der Schweiz sind das Bundesamt für Gesundheit (BAG) und die kantonalen Gesundheitsdirektionen wesentliche Informati- onsquellen für die Bevölkerung. Zugleich spielen aber auch die Medien und Gesundheitsfachpersonen eine grosse und zentrale Rolle bei der Vermittlung und Verbreitung von Informationen an die Bevölke- rung. 2.2 Bedeutung von Gesundheitskompetenz während der Pandemie Um Eigenverantwortung übernehmen und sich während der Pandemie präventiv verhalten zu können, kommt der Gesundheitskompetenz der Bevölkerung eine besonders hohe Bedeutung zu. Die Bevöl- kerung ist in dieser Zeit auf Fähigkeiten und Kompetenzen angewiesen, die es ihnen ermöglichen, sich gesundheitsrelevante Informationen zugänglich zu machen, zu verstehen, zu beurteilen und zu nutzen, um angemessene Entscheidungen treffen zu können (Kickbusch et al. 2013; Sørensen et al. 2012). 1 Die Reproduktionszahl gibt an, wie viele Personen eine infizierte Person im Durchschnitt ansteckt. Ein Wert unter 1 führt zu einem Rückgang der Anzahl Fälle. Ein Wert über 1 heisst, dass eine infizierte Person im Durchschnitt mehr als eine Person ansteckt und somit die Anzahl der Fälle zunimmt. Careum, Bereich Gesundheitskompetenz 3
Diese Fähigkeiten und Kompetenzen werden unter dem Begriff Gesundheitskompetenz zusammen- gefasst. In der aktuellen Zeit besteht eine besondere Herausforderung darin, in der Flut von Informationen vertrauenswürdige Gesundheitsinformationen von Falsch- und Fehlinformationen zu unterscheiden (Bertelsmann Stiftung 2019). Zur Bewältigung dieser sogenannten «Infodemie» (Zarocostas 2020) ist eine gute Gesundheitskompetenz essenziell für die Bevölkerung – um die Informationen sowie die eigene Gefährdung und erforderliche Schutzmassnahmen einschätzen, das eigene Verhalten anpas- sen und Mitverantwortung übernehmen zu können. Im Kontext der digitalen Transformation von Ge- sundheitsinformationen und -dienstleistungen gewinnen insbesondere die digitale und kritische Ge- sundheitskompetenz an Bedeutung (Bachmann 2019; Abel 2020). In diesem Zusammenhang werden auch immer wieder die Medien- sowie Wissenschaftskompetenz als auch die Ebenen der interaktiven und kritischen Gesundheitskompetenz diskutiert. Diese Arten der Gesundheitskompetenz sind not- wendig, um Informationen hinsichtlich ihres sozialen, politischen sowie wissenschaftlichen Kontexts kritisch reflektieren zu können (Norman und Skinner 2006; Nutbeam 2008). Interaktive Gesundheits- kompetenz meint dabei die Fähigkeit, Gesundheitsinformationen interaktiv zu erschliessen sowie sich mit anderen darüber auszutauschen, beispielsweise in der Familie, im Freundeskreis aber auch in den sozialen Medien. Die kritische Gesundheitskompetenz ist die darauf aufbauende Fähigkeit, d. h. die Fähigkeit Gesundheitsinformationen kritisch hinterfragen und nach Quelle, Korrektheit und Kontext prüfen zu können, um anschliessend die Bedeutung dieser Gesundheitsinformationen für sich selbst nutzbar zu machen (Abel 2020). Die kritische Gesundheitskompetenz stellt die höchsten kognitiven und sozialen Anforderungen an die Fähigkeiten eines Menschen im Umgang mit Gesundheitsinforma- tionen (Nutbeam 2000; Sykes et al. 2013). Entsprechend sind die Menschen vor allem in diesem Be- reich auf Unterstützung und förderliche Rahmenbedingungen angewiesen, die über individuelle Schu- lungen hinausgehen und Sektor-übergreifende Community-Ansätze erfordern (Wit et al. 2017). 2.3 Studie zur Corona-spezifischen Gesundheitskompetenz Im Frühling 2020 wurde die erste Erhebung der Corona-spezifischen Gesundheitskompetenz in der gesamten Schweiz durchgeführt und im September 2020 veröffentlicht (Vogt et al. 2020). Mit dieser für die Schweizer Bevölkerung repräsentativen Online-Befragung wurden spezifische Daten zum Um- gang mit Informationen, die sich auf das neue Coronavirus beziehen, erhoben. Diese Daten gaben Auskunft darüber, welche Schwierigkeiten die Schweizer Bevölkerung zum Zeitpunkt der Erhebung hatte, Coronavirus-bezogene Informationen zu finden, zu verstehen, einzuschätzen und zu nutzen, um sich präventiv und gesundheitsförderlich verhalten zu können. Ungefähr die Hälfte der Schweizer Bevölkerung verfügte zu diesem Zeitpunkt über eine ausreichende Corona-spezifische Gesundheits- kompetenz. Schon damals zeigte sich, dass sich die Bevölkerung aufgrund allgegenwärtiger Informa- tionen zum Thema Corona gut bis sehr gut informiert fühlte. Jedoch schien die Fülle an unterschiedli- chen Informationen gleichzeitig zu einer hohen Verunsicherung zu führen. Entsprechend war es für die Schweizerinnen und Schweizer häufig schwierig, Informationen zum neuen Coronavirus einzu- schätzen und sich entsprechend präventiv zu verhalten. Basierend auf dieser ersten Erhebung in der Gesamtschweiz wurden zur Untersuchung des Verlaufs der Corona-spezifischen Gesundheitskompe- tenz während der Pandemie zwei weitere Erhebungen durchgeführt. Die Daten hierfür wurden jedoch ausschliesslich in der Deutschschweiz erhoben, da diese Erhebungen im Rahmen einer vergleichen- den Erhebung in den drei deutschsprachigen Ländern Deutschland, Österreich und der Schweiz er- folgten. Der folgende Bericht beschreibt die Entwicklung der Corona-spezifischen Gesundheitskompetenz zwi- schen Mai 2020 und Dezember 2020 in der Deutschschweiz anhand von drei Erhebungszeitpunkten (Mai 2020; September/Oktober 2020; November/Dezember 2020). Careum, Bereich Gesundheitskompetenz 4
3 Vorgehen Die erste Studie wurde von der Careum Stiftung im Auftrag des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) im Rahmen eines Zusatzmandates zum «Schweizer Health Literacy Survey 2019-2021» durchgeführt. Für die Erhebung der Daten wurde das Unternehmen Gallup AG Schweiz2 beauftragt. Die beiden wei- teren Befragungen wurden in Zusammenarbeit mit der Universität Bielefeld (Deutschland) und der Gesundheit Österreich GmbH sowie der Gesundheitsdirektion des Kantons Zürich und im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit Deutschland durchgeführt. Die Datenerhebung wurde dabei durch das Institut für Demoskopie Allensbach vorgenommen. Die vorliegende Datenauswertung wurde von gfs.bern AG und der Careum Stiftung durchgeführt. 3.1 Erhebungsinstrument Zur Erfassung der Corona-spezifischen Gesundheitskompetenz wurde ein spezifisch dafür entwickel- tes Instrument (HLS-COVID-Q22) verwendet, das auf den bereits vorliegenden Erhebungsinstrumen- ten der allgemeinen Gesundheitskompetenz HLS-EU-Q16 und HLS-EU-Q47 basiert (Okan et al. 2021). Dieser Fragebogen wurde von Expertinnen und Experten aus Deutschland und in Zusammenarbeit mit Kolleginnen und Kollegen aus Österreich und der Careum Stiftung für die Erhebung der Corona- spezifischen Gesundheitskompetenz erarbeitet. Die 22 Items des Fragebogens dienen dazu, subjek- tive Schwierigkeiten und Herausforderungen beim Finden, Verstehen, Einschätzen und Anwenden von Corona-bezogenen Informationen zu erheben. Der HLS-COVID-Q22 hat sich als ein reliables Instru- ment zur Messung der Corona-spezifischen Gesundheitskompetenz erwiesen und weist eine sehr hohe interne Konsistenz auf (Okan et al. 2021). Der HLS-COVID-Q22 wurde in einem weiteren Schritt durch die Careum Stiftung und in Absprache mit den Kolleginnen und Kollegen aus Deutschland und Österreich spezifisch für die Schweiz ange- passt und je nach Erhebungszeitpunkt mit unterschiedlichen weiteren Fragen ergänzt. Dazu gehörten zu allen Zeitpunkten auch Fragen zu den genutzten Informationsquellen, deren Vertrauenswürdigkeit, dem Präventionsverhalten sowie einzelnen zusätzlichen soziodemografischen Aspekten. In der zwei- ten und dritten Befragungswelle wurden zusätzlich Items zur subjektiven Gesundheits- und Lebens- qualitätseinschätzung, Zukunftsaussichten, Sorgen und Ängste, zu Wissen über das Coronavirus und Wissen und Einstellungen zum Thema Impfen sowie zur Impfneigung bei Verfügbarkeit eines COVID- 19-Impfstoffs erhoben. Der Corona-spezifische Fragebogen für die deutschsprachige Schweiz setzte sich damit insgesamt aus 29 Items zum Umgang mit Corona-spezifischen Informationen sowie 13 soziodemografischen Fragen zusammen. In der zweiten und dritten Befragungswelle kamen zusätz- lich 11 Items und 6 soziodemografische Fragen dazu. 3.2 Stichprobe und Datenerhebung Bei den drei Stichproben im Frühling (Mai 2020), Herbst (September/Oktober 2020) sowie Winter (No- vember/Dezember 2020) 2020 handelt es sich um eine jeweils für die Deutschschweizer Bevölkerung (≥ 18 Jahre) repräsentative Stichprobe (Tabelle 1). Die Stichprobe mit einer Grösse von jeweils ca. 1'000 Personen ist repräsentativ für erwachsene Internetnutzerinnen und Internetnutzer sowie die Va- riablen Geschlecht, Alter, Region, Beruf und Bildung. Die Daten wurden mittels computergestützten Webinterviews (CAWI) erhoben. 2 Gallup AG hat sowohl die Corona-spezifische Gesundheitskompetenz Erhebung in Österreich durchgeführt als auch die Befragung zur allgemeinen Gesundheitskompetenz in der Bevölkerung Österreichs (HLS 19). Careum, Bereich Gesundheitskompetenz 5
Tabelle 1: Stichprobe Frühling 2020 Herbst 2020 Winter 2020 Anzahl (Anteil in %) Anzahl (Anteil in %) Anzahl (Anteil in %) Total 1012 (100.0) 1026 (100.0) 1018 (100.0) GESCHLECHT männlich 498 (49.2) 509 (49.6) 510 (50.1) weiblich 514 (50.8) 517 (50.4) 508 (49.9) ALTERa 18-29 Jahre 185 (18.3) 197 (19.2) 220 (21.6) 30-39 Jahre 164 (16.2) 181 (17.6) 224 (22.0) 40-49 Jahre 186 (18.4) 193 (18.8) 154 (15.1) 50-59 Jahre 179 (17.7) 196 (19.1) 190 (18.7) 60-69 Jahre 175 (17.3) 167 (16.3) 157 (15.4) 70 Jahre und älter 108 (10.7) 92 (9.0) 73 (7.2) GEBOREN IN DER SCHWEIZa Ja 868 (85.8) 885 (86.3) 851 (83.6) Nein 135 (13.3) 141 (13.7) 167 (16.4) BILDUNG Obligatorische Schule 100 (9.9) 125 (12.2) 118 (11.6) Sekundarstufe II 491 (48.5) 401 (39.1) 410 (40.3) Tertiärstufe 421 (41.6) 500 (48.7) 490 (48.1) AUSBILDUNG IM GESUNDHEITS- BEREICHa Ja 202 (20.0) 195 (19.0) 228 (22.4) Nein 796 (78.7) 831 (81.0) 790 (77.6) BESCHÄFTIGUNGSSTATUS angestellt 522 (51.6) 549 (53.5) 567 (55.7) selbstständig 94 (9.3) 83 (8.1) 96 (9.4) arbeits-/erwerbslos 52 (5.1) 51 (5.0) 49 (4.8) pensioniert 191 (18.9) 187 (18.2) 156 (15.3) Schüler/Student 55 (5.4) 69 (6.7) 61 (6.0) Andere 98 (9.7) 87 (8.5) 89 (8.7) HAUSHALTSNETTOEINKOMMENa weniger als CHF 4'000 243 (24.0) 308 (30.0) 279 (27.4) CHF 4'000 - CHF 6'000 214 (21.1) 245 (23.9) 247 (24.3) CHF 6'001 - CHF 8'000 159 (15.7) 200 (19.5) 204 (20.0) CHF 8'001 - CHF 10'000 85 (8.4) 124 (12.1) 138 (13.6) CHF 10'001 - CHF 12'000 60 (5.9) 69 (6.7) 73 (7.2) mehr als CHF 12'000 48 (4.7) 80 (7.8) 77 (7.6) CHRONISCHE KRANKHEITENa Ja, mehrere 231 (22.8) 145 (14.1) 128 (12.6) Ja, eine 116 (11.5) 340 (33.1) 305 (30.0) Nein 626 (61.9) 541 (52.7) 585 (57.5) a Aufgrund fehlender Antworten kann es vorkommen, dass die Summe kleiner als 100 % ist. 3.3 Erhebungszeitraum Da sich der Verlauf der Pandemie und damit auch die Informationen und Massnahmen stets ändern, ist es von zentraler Bedeutung, die Erhebungszeiträume (Frühling, Herbst und Winter 2020) in den Kontext der entsprechenden Lage in der Schweiz zu setzen. Der Verlauf der Pandemie und die ent- sprechend getroffenen Massnahmen in der Schweiz werden im Folgenden deshalb kurz zusammen- gefasst. Abbildung 1 gibt dabei einen Überblick über die Entwicklung der Fallzahlen sowie die Mass- nahmen des Bundesrates im Zusammenhang mit den jeweiligen Erhebungszeitpunkten. Nach dem ersten Auftreten von COVID-19 in der Schweiz Ende Februar 2020 kam es in der Folge zu einer raschen Ausbreitung des Virus in allen Landesteilen. Diese Fallzahlen im Frühling 2020 unter- schätzen höchstwahrscheinlich die Gesamtanzahl der Infektionen in der Bevölkerung, da in dieser Zeit fast ausschliesslich Personen mit schwerem Verlauf oder besonders gefährdete Personen sowie Per- sonen mit Beschäftigung im Gesundheitswesen oder mit engem Kontakt zu besonders gefährdeten Personen getestet wurden. Zum Schutz der öffentlichen Gesundheit leitete der Bundesrat nach Ende Careum, Bereich Gesundheitskompetenz 6
Februar etappenweise diverse Massnahmen ein. Mitte März erklärte der Bundesrat die «ausserordent- liche Lage», d. h. öffentlich zugängliche Einrichtungen wurden geschlossen, Ansammlungen einer be- stimmten Anzahl an Personen wurden verboten und es erfolgte die generelle Empfehlung zur strikten Einhaltung der Hygiene- und Verhaltensregeln. All diese Massnahmen zielten primär auf das Unter- brechen der Infektionsketten sowie das Verhindern von neuen Infektionen ab. Nach einem Höhepunkt der Ansteckungen im März kam es zu einem deutlichen Rückgang der Fallzahlen im April. Entspre- chend wurden die Massnahmen ab Ende April unter Beibehaltung der Hygiene- und Verhaltensregeln schrittweise gelockert. So durften beispielsweise Läden, Restaurants, Märkte, Museen und Coiffeur- Salons unter Einhaltung spezieller Schutzmassnahmen wieder öffnen und gewisse Schulstufen wieder in den Präsenzunterricht wechseln. All diese Lockerungsmassnahmen wurden durch Schutzkonzepte begleitet, wobei das Abstandhalten sowie die Hygienevorschriften weiterhin galten. Im Sommer wurde eine erste Maskenpflicht – gültig für den öffentlichen Verkehr – beschlossen. Abbildung 1: Entwicklung der Corona-Pandemie in der Schweiz Aufgrund der steigenden Infektionszahlen im Herbst 2020 wurden die nationalen Massnahmen nach den Lockerungen im Sommer stetig verschärft. Mitte Oktober entschied der Bundesrat beispielsweise über eine Home-Office-Empfehlung, Sitzpflicht in Gastrobetrieben, Beschränkungen von spontanen Menschenansammlungen sowie privaten Veranstaltungen und eine Erweiterung der Maskenpflicht. Da die Ansteckungszahlen dennoch weiterhin stark anstiegen, wurden zusätzliche Massnahmen be- schlossen. Seit Dezember 2020 galt beispielsweise eine landesweite Home-Office-Pflicht und Läden mit Waren des nicht-täglichen Bedarfs, Fitnesscenter sowie Universitäten und Fachhochschulen wur- den geschlossen. Nachdem die Zahlen im Januar 2021 wieder leicht sanken, wurden die strikten Mas- snahmen seit Mitte März 2021 wieder etwas gelockert. Eine genaue Auflistung aller Massnahmen findet sich auf der BAG-Website (BAG 2021c). Nebst den Massnahmen wurde auch die Teststrategie mit dem Verlauf der Pandemie immer wieder angepasst (BAG 2021c). Während des Höhepunktes der Pandemie im Frühling 2020 wurden nur schwere Fälle sowie besonders gefährdete Personen und Personen mit Tätigkeit im Gesundheitswe- sen oder mit nahem Kontakt zu besonders gefährdeten Personen getestet. Im Sommer wurden dann auch Personen mit milden Symptomen getestet. Anfangs wurden die Kosten für die Tests nur bei Symptomen oder Verdacht aufgrund von Kontakt mit positiv getesteten Personen durch die Kranken- kassen bzw. den Bund übernommen. Im Januar 2021 wurde entschieden, die Teststrategie zu erwei- tern und die Testkosten auch bei asymptomatischen Personen zu übernehmen (BAG 2021b). Seit April 2021 können in der Schweiz zudem auch fünf Selbsttests pro Person und Monat in Apotheken bezogen werden, wobei für die Bevölkerung keine Kosten anfallen (BAG 2021a). Anfang Mai 2020 begannen in der Schweiz die ersten Meldungen zu möglichen Impfstoffen zu kursie- ren (SRF News 2020). Anfang Oktober 2020 begann das Schweizerischen Heilmittelinstitut (Swiss- Careum, Bereich Gesundheitskompetenz 7
medic) mit der Prüfung des ersten Zulassungsgesuch für den Impfstoff von Pfizer/BionNTech. Als ers- tes Land der Welt machte schliesslich Grossbritannien Anfang Dezember 2020 per Notfallzulassung den Weg für Corona-Impfungen mit dem Impfstoff von Pfizer/BioNTech frei. In der Schweiz wurde dann Mitte Dezember 2020 der erste COVID-19-Impfostoff (Pfizer/BioNTech) zugelassen (Swissmedic 2021). Kurz danach erteilte auch die EU-Kommission eine bedingte Zulassung dafür (Europäische Kommission 2021). Die Schweiz startete entsprechend als eines der ersten Länder weltweit Ende Dezember mit den Impfungen bestimmter Bevölkerungsgruppen (Swissinfo 2021). Einen Monat später wurde ein zweiter Impfstoff (Moderna) in der Schweiz befristet zugelassen. Die Strategie der Schweiz für die COVID-19-Impfung sieht vor, dass zuerst besonders gefährdete Personen, gefolgt vom Ge- sundheitspersonal, Personen mit engen Kontakten von besonders gefährdeten Personen und Perso- nen in Gemeinschaftseinrichtungen mit erhöhtem Infektions- und Ausbruchsrisiko und deren Personal geimpft werden. Erst in einem letzten Schritt ist der Impfstoff für alle anderen Erwachsenen über 16 Jahren, die sich impfen lassen möchten, verfügbar (BAG 17.12,2021). 3.4 Datenauswertung Die Daten wurden im Anschluss an die Erhebung zunächst bereinigt und aufbereitet. Die Auswertung der Ergebnisse orientierte sich an Okan et al. (2020, 2021). Dies gilt für die Darstellung der Prozent- werte der Einzelitems sowie die Modellierung des Corona-spezifischen Gesundheitskompetenz-Index. Jede Frage des HLS-COVID-22 konnte mit «sehr schwierig» (Wert = 1), «schwierig» (Wert = 2), «ein- fach» (Wert = 3) oder «sehr einfach» (Wert = 4) beantwortet werden. Aus den Werten auf diese 22 Fragen wurde ein Mittelwert berechnet. Es wurden dabei nur Fälle berücksichtigt, welche mindestens 80 % der Items inhaltlich beantwortet hatten. Die Einteilung dieser Mittelwerte war wie folgt: • Mittelwert ≤ 2.5: «unzureichende Gesundheitskompetenz» • Mittelwert >2.5 - ≤ 3.0: «problematische Gesundheitskompetenz» • Mittelwert ≥ 3.0: «ausreichende Gesundheitskompetenz» Die Daten wurden anschliessend graphisch aufbereitet sowie deskriptiv und bivariat ausgewertet. Für die bivariate Analyse fand das Chi-Quadrat nach Pearson Anwendung. Statistisch signifikant sind die Ergebnisse auf Basis des Schwellenwertes p ≤ 0.05. Die Ergebnisse sind so gegliedert, dass jeder Aspekt eine Beschreibung (ohne Berücksichtigung von Signifikanzen) der zeitlichen Entwicklung über die Erhebungszeitpunkte hinweg sowie eine entspre- chende Grafik beinhaltet. Anschliessend folgen die soziodemografischen Auswertungen. Für die sozi- odemografischen Auswertungen wurden die Stichproben über alle drei Erhebungszeitpunkte miteinan- der verbunden und als ein grosser Datensatz ausgewertet. Der Vorteil dieser Vorgehensweise ist, dass zuverlässigere Aussagen über bevölkerungsspezifische Unterschiede gemacht werden können. Fol- gende soziodemografischen Aspekte werden aufgezeigt: o Geschlecht (Frau / Mann), o Alter (18-29; 30-39; 40-49; 50-59; 60-69 sowie >70 Jahre), o Bildungsstufe (tief / mittel / hoch), o Geburtsland (Schweiz geboren / anderes Land geboren), o Haushaltseinkommen in CHF (
4 Ergebnisse 4.1 Corona-spezifische Gesundheitskompetenz Auf Basis der 22 Einzelitems lässt sich ein Index zur Corona-bezogenen Gesundheitskompetenz be- rechnen3 (Abbildung 2). Im Frühling 2020 wies gut die Hälfte (55 %) der Befragten eine ausreichende Corona-spezifische Gesundheitskompetenz auf. Die Corona-spezifische Gesundheitskompetenz nahm im Verlauf der Pandemie zu, so dass im Herbst 62 % und im Winter 63 % über eine ausreichende Corona-spezifische Gesundheitskompetenz verfügten. Insgesamt wiesen im Herbst und Winter 2020 38 % bzw. 37 % der deutschsprachigen Bevölkerung eine limitierte Corona-spezifische Gesundheits- kompetenz auf. Für sie war es häufiger schwierig sich Informationen zugänglich zu machen, diese bezüglich ihrer Vertrauenswürdigkeit einzuschätzen für ihre Entscheidungen zu nutzen. Abbildung 2: Index Corona-spezifische Gesundheitskompetenz Mit Blick auf die Bevölkerungsgruppen zeigte sich, dass Frauen über einen leicht höheren Anteil an ausreichender Gesundheitskompetenz verfügten (63 % bzw. 58 %). Bei den Männern war der Anteil an unzureichender Gesundheitskompetenz (14 %) gegenüber den Frauen etwas grösser (10 %). 4.1.1 Informationen finden Mit der Suche nach Informationen zum Coronavirus und COVID-19 schienen die meisten Einwohne- rinnen und Einwohner der Deutschschweiz kaum Schwierigkeiten zu haben. Im Frühling 2020 war es für 91 % einfach oder sehr einfach, im Internet Informationen darüber zu finden (Abbildung 3). Auch im Herbst und Winter blieb dies vergleichsweise einfach (94 % bzw. 92 %). So war es für die Mehrheit der Befragten zu jedem Zeitpunkt einfach, im Internet Informationen zur Infektionsvermeidung zu fin- den. Herauszufinden, wo man bei einer Infektion mit dem Coronavirus professionelle Hilfe erhalten könnte, war bereits im Frühling 2020 für viele einfach oder sehr einfach (80 %) und schien im Verlauf der Pandemie weiteren Personen leichter zu fallen (85 % im Winter 2020). Informationen über Verhal- tensweisen zur Vermeidung einer Infektion in Zeitungen, Zeitschriften oder dem Fernsehen zu finden, war im Frühling für 85 %, im Herbst ebenfalls für 85 % und im Winter 2020 für 84 % einfach oder sehr einfach. Etwas schwieriger hingegen war es in diesen Medien Informationen zu einer potenziellen Infektion zu finden. Noch etwas schwieriger war es, Informationen zur persönlichen Gefährdung zu finden, wobei dies mit dem Verlauf der Pandemie ebenfalls einfacher wurde. Allgemein nahmen die Schwierigkeiten beim Finden von Informationen mit dem Verlauf der Pandemie leicht (signifikant) ab. 3 Die Modellierung folgte Okan et al. (2020). Careum, Bereich Gesundheitskompetenz 9
Abbildung 3: Finden von Informationen zum Coronavirus und COVID-19 Beim Aspekt «Finden von Informationen zum Coronavirus und COVID-19» zeigten sich gewisse Un- terschiede zwischen einzelnen Bevölkerungsgruppen. So berichteten Männer öfter von Schwierigkei- ten (31 % unzureichende / problematische Corona-spezifische Gesundheitskompetenz) als Frauen (25 %), und ältere (70 Jahre und älter; 37 %) häufiger als jüngere (30-39-Jährige; 24 %). Auch berich- teten Personen mit geringem Haushaltseinkommen im Vergleich zu Personen mit hohem Haushalts- einkommen häufiger von Schwierigkeiten bei der Informationssuche (30 % bei < CHF 4'000 gegenüber 22 % bei > CHF 12'000). Betrachtet man die Schwierigkeiten beim Finden von Informationen im Detail, waren folgende Unter- schiede zwischen einzelnen Bevölkerungsgruppen zu erkennen: • Das Finden von Informationen über Verhaltensweisen im Internet war für Männer häufiger schwie- rig oder sehr schwierig (10 %) als für Frauen (8 %). Ältere Personen berichteten ebenfalls häufiger von Schwierigkeiten. Ausserdem berichteten Personen mit geringem Haushaltseinkommen eher von Schwierigkeiten (10 % bei < CHF 4000) im Vergleich Personen mit einem Haushaltseinkom- men über CHF 12’000 (7 %). • Beim Finden von professioneller Hilfe im Falle einer Infektion berichteten Männer häufiger von Schwierigkeiten (19 % schwierig / sehr schwierig) als Frauen (17 %). • Bezüglich den Schwierigkeiten Informationen zur Erkennung einer Infektion zu finden, berichten Männer häufiger von Schwierigkeiten (26 %) als Frauen (20 %). Ausserdem hatten sowohl die jüngsten als auch die ältesten Befragten im Vergleich zu den anderen Altersgruppen häufiger Schwierigkeiten solche Informationen zu finden: 26 % der 18-29-Jährigen und 33 % der über 70- Jährigen fanden dies schwierig oder sehr schwierig. • Schliesslich schien es für Männer schwieriger, Informationen zur persönlichen Gefährdung zu fin- den als für Frauen (27 % vs. 23 %). Zudem berichteten wiederum die jüngsten (31 %) und die ältesten Befragten (30 %) häufiger von Schwierigkeiten als die anderen Altersgruppen. Darüber hinaus hatten 27 % der Befragten mit einem hohen Bildungsniveau mehr Schwierigkeiten als sol- che mit einem tieferen Bildungsabschluss (20 %). Personen mit einem hohen Haushaltseinkom- men berichteten ebenso häufiger von Schwierigkeiten (27 %) im Vergleich zu Personen mit einem geringen Haushaltseinkommen (24 %). Careum, Bereich Gesundheitskompetenz 10
4.1.2 Informationen verstehen Für einen Grossteil der Befragten waren die unterschiedlichen Informationen zum Coronavirus bzw. COVID-19 einfach oder sehr einfach zu verstehen (Abbildung 4). Im Frühling 2020 war es für 85 % der Deutschschweizerinnen und Deutschschweizer einfach oder sehr einfach, Verhaltens- und Hygie- neanweisungen des Bundesamtes für Gesundheit zu verstehen. Dies änderte sich mit dem Verlauf der Pandemie kaum (89 % im Herbst und 87 % im Winter 2020). Ähnliche Werte waren auch beim Verständnis der Anweisungen von Fachpersonen zu Schutzmassnahmen zu verzeichnen. Ausserdem fanden es die befragten Personen zu allen Zeitpunkten einfach oder sehr einfach, Ratschläge von Familie/Freunde zu Schutzmassnahmen zu verstehen. Ebenso schien es für die Befragten sowohl im Frühling (85 %), Herbst (86 %) und Winter 2020 (85 %) einfach bis sehr einfach, Informationen aus den Medien zum Schutz vor einer Infektion zu verstehen. Hingegen deutlich mehr Schwierigkeiten waren beim Verständnis der Informationen aus dem Internet zu den Risiken einer Corona-Infektion zu erkennen. Im Frühling 2020 berichteten 20 % der Studienteilnehmenden, dass solche Informationen schwierig bis sehr schwierig zu verstehen waren, ähnlich wie im Herbst (17 %) und Winter 2020 (19 %). Noch schwieriger war es, Informationen in Zeitungen und im Fernseher zu den Risiken einer Infektion mit dem Coronavirus zu verstehen. Die Anteile der Befragten, die dies schwierig oder sehr schwierig fanden, lagen bei 22 % (Frühling 2020), 18 % (Herbst 2020) und 19 % (Winter 2020). Insgesamt zeig- ten sich über Verlauf der Pandemie bezüglich des Verstehens von Informationen keine signifikanten Veränderungen. Abbildung 4: Verstehen von Informationen zum Coronavirus und COVID-19 Beim Aspekt «Verstehen von Informationen zum Coronavirus und COVID-19» zeigten sich gewisse Unterschiede zwischen einzelnen Bevölkerungsgruppen. So berichteten Männer öfter von Schwierig- keiten (30 % unzureichende / problematische Corona-spezifische Gesundheitskompetenz) als Frauen (23 %). Auch hatten Personen mit einem mittleren (26 %) und hohen (28 %) Bildungsabschluss im Vergleich zu Personen mit einem tiefen (24 %) Bildungsabschluss häufiger Verständnisschwierigkei- ten. Bezüglich der Bevölkerungsgruppen zeigte sich folgendes Bild: Careum, Bereich Gesundheitskompetenz 11
• Männer (13 %) berichteten häufiger von Schwierigkeiten als Frauen (9 %) beim Verständnis der Informationen zu den Verhaltens- und Hygieneanweisungen des BAG. Zudem war dies für die jüngsten (14 %) als auch ältesten Befragten (14 %) schwieriger als für die anderen Altersgruppen (9 – 12 %). • Beim Verständnis der Anweisungen von Fachpersonen zu den Schutzmassnahmen berichteten 15 % der Männer und 10 % der Frauen von Schwierigkeiten. Ausserdem gaben die 18-29-Jährigen häufiger an, Schwierigkeiten beim Verstehen der Anweisungen von Fachpersonen zu haben. • Auch das Verstehen von Ratschlägen von Familienmitgliedern oder Freunden war für Männer (16 %) häufiger schwierig als für Frauen (12 %). Personen mit einem höheren Bildungsabschluss (16 %) berichteten im Vergleich zu solchen mit einem tieferen Bildungsabschluss (11 %) ebenfalls häufiger von Schwierigkeiten. • Das Verstehen von Informationen aus den Medien zum Schutz vor einer Infektion schien erneut für Männer, schwieriger (16 %) als für Frauen (13 %). • Ausserdem berichteten Männer (22 %) öfter von Schwierigkeiten beim Verstehen von Informatio- nen zu den Risiken einer Infektion als Frauen (15 %). Besonders die ältesten Befragten (über 70- Jährige) fanden es schwierig oder sehr schwierig, solche Informationen aus dem Internet zu ver- stehen (22 %). Befragte mit einem mittleren oder hohen Bildungsabschluss hatten ebenso häufi- ger Schwierigkeiten beim Verständnis der Informationen aus dem Internet (20 % bzw. 19 %), als solche mit einem tieferen Bildungsabschluss (12 %). • Beim Verständnis von Informationen aus den Zeitungen, Zeitschriften und dem Fernsehen, gaben 23 % der Männer und 17 % der Frauen an, dies schwierig oder sehr schwierig zu finden. Ebenfalls berichteten die über 70-jährigen Befragten häufiger von Schwierigkeiten (25 %) als die 18-29- Jährigen (22 %). Die Befragten mit einem mittleren (22 %) und hohen (20 %) Bildungsniveau berichteten auch häufiger von Schwierigkeiten als diejenigen mit einem tieferen Bildungsab- schluss (26 %). Schliesslich war das Verstehen dieser Informationen aus den klassischen Medien für Befragte mit einem tieferen Haushalteinkommen schwieriger (23 %) als für solche mit höherem Haushaltseinkommen (18 %). 4.1.3 Beurteilung der Informationen Im Vergleich zum Finden und Verstehen von Informationen über das Coronavirus und COVID-19, schien die Beurteilung dieser Informationen schwieriger zu sein (Abbildung 5). Im Frühling 2020 war es beispielsweise für 20 % der Befragten schwierig oder sehr schwierig, einzuschätzen, welche Schutzmassnahmen gegen eine Ansteckung zu ergreifen wären. Die Schwierigkeiten nahmen jedoch mit dem Verlauf der Pandemie signifikant ab (17 % im Herbst und 14 % im Winter 2020). Die Beurtei- lung von Verhaltensweisen hinsichtlich des Risikos für eine Ansteckung war für rund einen Viertel der Bevölkerung (sehr) schwierig. Die Einschätzung der persönlichen Gefährdung war wiederum etwas schwieriger und veränderte sich nur leicht im Verlauf der Pandemie (29 % im Frühling, 29 % im Herbst, 24 % im Winter 2020). Im Frühling 2020 hatten etwas weniger als die Hälfte der Befragten (46 %) Schwierigkeiten damit einzuschätzen, ob sie sich mit dem Coronavirus infiziert hätten. Die Schwierig- keiten beim Beurteilen einer möglichen Infektion nahmen im Herbst und Winter 2020 ab (39 % und 34 %). Schliesslich war es für lediglich 45 % im Frühling einfach oder sehr einfach, die Vertrauenswür- digkeit der Informationen aus den Medien einzuschätzen. Dies wurde jedoch im Verlauf der Pandemie einfacher (61 % im Herbst und 66 % im Winter 2020). Careum, Bereich Gesundheitskompetenz 12
Abbildung 5: Beurteilen von Informationen zum Coronavirus und COVID-19 Beim Aspekt «Beurteilen von Informationen zum Coronavirus und COVID-19» zeigten sich gewisse Unterschiede zwischen einzelnen Bevölkerungsgruppen. So berichteten Personen mit einem mittleren und hohen Bildungsabschluss (jeweils 50 % unzureichende / problematische Corona-spezifische Ge- sundheitskompetenz) häufiger Schwierigkeiten Informationen zu beurteilen als Personen mit einem tiefen Bildungsabschluss (39 %). Betrachtet man die das Beurteilen von Informationen im Zusammenhang mit den Bevölkerungsgrup- pen, so zeigte sich Folgendes: • Die Beurteilung, welche Schutzmassnahmen getroffen werden sollen, fiel Männern eher schwer als Frauen (19 % vs. 15 %). Ausserdem war dies für Personen mit einem höheren Bildungsab- schluss häufiger schwierig als für solche mit einem tieferen (19 % vs. 14 %). • Die über 70-Jährigen berichteten häufiger von Schwierigkeiten (33 %) bei der Einschätzung der Verhaltensweisen, die ein besonders grosses Risiko für eine Ansteckung mit dem Coronavirus mit sich bringen. Bei den 18-29-Jährigen waren es lediglich 23 %. Befragte mit einem tieferen Bil- dungsniveau fanden es häufiger sehr schwierig solche Verhaltensweisen einzuschätzen (6 %) als solche mit einem höheren Bildungsabschluss (4 %). • Im Vergleich zu den jüngeren Altersgruppen berichteten die Person über 50 Jahre weniger von Schwierigkeiten bei der Beurteilung der eigenen Gefährdung durch das Virus (25 % vs. 22 %). Ausserdem berichteten die Befragten mit einem tieferen Bildungsabschluss über weniger Schwie- rigkeiten als solche mit einem höheren Bildungsabschluss (19 % vs. 30 %). Personen mit tieferem Haushaltseinkommen (25 %) fanden es im Vergleich zu solchen mit höherem Haushaltseinkom- men hingegen häufiger schwierig oder sehr schwierig solche Einschätzungen zu treffen. • Bei der Einschätzung einer möglichen Infektion, berichteten Personen über 70 Jahren häufiger von Schwierigkeiten (48 %) als die 18-29-Jährigen (44 %). Ebenso hatten Personen mit einem höheren Bildungsabschluss (42 %) häufiger Schwierigkeiten als solche mit einem tieferen Bil- dungsabschluss (30 %). Auch Personen mit mittleren Haushaltseinkommen berichten häufiger von Schwierigkeiten (44 %) als Personen mit tieferen (38 %) und höheren Haushaltseinkommen (34 %). Careum, Bereich Gesundheitskompetenz 13
• Die Beurteilung der Vertrauenswürdigkeit von Informationen in den Medien war insgesamt am schwierigsten für alle Befragten. Besonders die über 70-Jährigen hatten häufig Schwierigkeiten (57 %) die Vertrauenswürdigkeit von Informationen in den Medien zu beurteilen. Bei den 18-29- Jährigen war dies bei 45 % der Fall. Menschen mit einem mittleren oder höheren Bildungsab- schluss hatten ebenso mehr Schwierigkeiten damit (51 %) als Menschen mit einem tieferen Bil- dungsniveau (36 %). Ausserdem berichteten die Befragten mit einem tieferen Haushaltseinkom- men (47 %) häufiger von Schwierigkeiten als solche mit einem höheren Haushaltseinkommen (38 %). 4.1.4 Anwenden von Informationen Auch das Anwenden von Informationen zum Coronavirus und COVID-19 war im Vergleich zum Finden und Verstehen solcher Informationen schwieriger. Jedoch gab es je nach Frage Unterschiede. So war es für viele Befragte im Frühling 2020 einfach bis sehr einfach sich so zu verhalten, dass sie andere nicht anstecken (84 %) und wurde mit dem Verlauf der Pandemie noch leicht einfacher (88 % im Herbst vs. 87 % im Winter). Ähnliches zeigte sich bei den Schwierigkeiten, Anweisungen von Fachpersonen zum Schutz vor Infektionen zu befolgen sowie mit Hilfe der Informationen von Fachpersonen über den Umgang mit einer Infektion zu entscheiden. Hier nahm der Anteil an «sehr einfach» über die drei Be- fragungszeitpunkte hinweg leicht zu (Abbildung 6). Etwas schwieriger fiel es den Befragten auf Basis von Informationen aus den Medien zu entscheiden, wie man sich vor einer Infektion schützt bzw. wie man mit einer Infektion umgeht. Insgesamt blieben die Schwierigkeiten beim Anwenden der Informa- tionen zum Coronavirus und COVID-19 im Verlauf der Pandemie jedoch unverändert. Abbildung 6: Anwenden von Informationen zum Coronavirus und COVID-19 Beim Aspekt «Anwenden von Informationen zum Coronavirus und COVID-19» zeigten sich ebenfalls gewisse Unterschiede zwischen einzelnen Bevölkerungsgruppen. So berichteten Männer öfter von Schwierigkeiten (35 % unzureichende / problematische Corona-spezifische Gesundheitskompetenz) als Frauen (28 %). Careum, Bereich Gesundheitskompetenz 14
Betrachtet man die einzelnen Aspekte je nach Bevölkerungsgruppe, zeigte sich Folgendes: • Für Frauen war es häufiger «sehr einfach», sich so zu verhalten, dass andere nicht angesteckt werden (43 % vs. 39 %), während Männer dies eher schwierig bzw. sehr schwierig fanden (15 % vs. 12 % bei Frauen). Die 18-29-Jährigen fanden dies ebenso häufiger schwierig oder sehr schwie- rig (22 %), als die älteren Personen (50-59-Jährige: 9 %; 60-69-Jährige: 8 %). • Ebenso war es für Frauen einfacher, Anweisungen von Fachpersonen zu befolgen, um sich vor einer Corona-Infektion zu schützen (89 % vs. 87 %). • Für Frauen war es ausserdem häufiger sehr einfach, anhand von Informationen von Fachperso- nen zu entscheiden, wie sie mit einer Infektion umgehen würden (33 % vs. 29 %). Für Personen mit einer tieferen Bildung war dies auch öfters sehr einfach (39 %) als für diejenigen mit mittlerem und hohem Bildungsniveau (30 %). • Männer (21 %) berichteten häufiger als Frauen (17 %) von Schwierigkeiten dabei, mit Hilfe der Informationen aus den Medien zu entscheiden, wie sich vor einer Infektion schützen können. Ebenso hatten Personen mit einem höheren Bildungsabschluss (19 % vs. 14 %) häufiger Schwie- rigkeiten damit. • Über 70-jährige Personen berichteten deutlich häufiger von Schwierigkeiten, mit Hilfe der Infor- mationen aus den Medien zu entscheiden, wie sie mit einer möglichen Coronavirus-Infektion um- zugehen hätten (39 %). Die 18-29-Jährigen (30 %) und die 30-39-Jährigen hatten weniger Schwie- rigkeiten damit (23 %). Auch hatten Personen mit einem höheren Bildungsabschluss (32 %) häu- figer Schwierigkeiten damit im Vergleich zu solchen mit einem tieferen Bildungsniveau (23 %). Schliesslich berichteten Personen mit tieferen Haushalteinkommen von mehr Schwierigkeiten (32 %) als diejenigen mit höherem Haushaltseinkommen (27 %). 4.2 Informationsverhalten, Wissen und Einstellungen 4.2.1 Informiertheit über das Coronavirus und die Pandemie Bei der Betrachtung der Informiertheit der Befragten in der Deutschschweiz zeigte sich, dass sich zu Beginn der Pandemie (Frühling 2020) 92 % der Schweizer Bevölkerung ab 18 Jahren gut (62 %) oder sehr gut (30 %) über das Coronavirus und die Pandemie informiert fühlten (Abbildung 7). Im Verlauf der Pandemie sanken diese Werte. Waren es im Herbst noch 88 %, welche sich gut bis sehr gut informiert fühlten, sank dieser Wert auf 84 % im Winter 2020. Insbesondere der Anteil derjenigen Per- sonen, die sich schlecht informiert fühlten, nahm im Verlauf der Pandemie zu. Abbildung 7: Informiertheit über das Coronavirus bzw. die Pandemie Personen, die über eine ausreichende Corona-spezifische Gesundheitskompetenz verfügten, fühlten sich häufiger sehr gut über das Coronavirus informiert. So berichteten im Frühling 73 % der Personen mit einer ausreichenden Corona-spezifischen Gesundheitskompetenz, dass sie sich sehr gut infor- miert fühlten. Im Herbst und Winter 2020 stieg der Wert auf 83 %. Careum, Bereich Gesundheitskompetenz 15
Das hohe Mass an Informiertheit der Bevölkerung zeigt sich auch differenziert nach einzelnen Bevöl- kerungsgruppen, wobei sich im Vergleich zu den 60-69-Jährigen (35 % sehr gut, 56 % gut) die 18-29- Jährigen deutlich weniger gut informiert fühlten (16 % sehr gut, 68 % gut). Ähnlich fühlten sich auch Personen mit Migrationshintergrund gut (60 %) bis sehr gut (31 %) informiert. 4.2.2 Verunsicherung durch zu viele Informationen Die Verunsicherung aufgrund der Menge an Informationen nahm im Verlauf der Pandemie zu (Abbil- dung 8). Fühlte sich im Frühling 2020 noch die Hälfte der Befragten etwas oder sehr verunsichert, so stiegen die Werte im Herbst auf 56 % bzw. 57 % im Winter 2020. Abbildung 8: Verunsicherung aufgrund vieler Informationen Insbesondere Personen mit einer unzureichenden Corona-spezifischen Gesundheitskompetenz fühl- ten sich häufiger verunsichert durch die vielen Informationen (26 % sehr und 52 % etwas verunsichert). Viele Personen mit einer problematischen Corona-spezifischen Gesundheitskompetenz waren eben- falls verunsichert (11 % sehr und 53 % etwas verunsichert). Jedoch zeigten auch Personen mit einer ausreichenden Corona-spezifischen Gesundheitskompetenz eine gewisse Verunsicherung (6 % sehr und 40 % etwas verunsichert). Besonders bei den letzteren zwei Gruppen zeigte sich über die drei Erhebungszeitpunkte eine deutliche Zunahme der Verunsicherung. Bezüglich der Bevölkerungsgruppen zeigte sich, dass Frauen im Vergleich zu den Männern durch die Menge und Vielfalt an Informationen häufiger verunsichert waren. Zudem, je älter die Befragten waren, desto häufiger gaben sie an, nicht oder kaum verunsichert zu sein. Während bei den 18-29-Jährigen 38 % nicht oder kaum verunsichert waren, waren es bei den 50-59-Jährigen 51 % bzw. für 54 % bei den 60-69-Jährigen. Schliesslich waren Personen mit einem geringen Haushaltseinkommen (< CHF 4'000) häufiger verunsichert (55 %) als solche mit einem hohen Haushaltseinkommen (> CHF 12'000, 49 %). 4.2.3 Informationsquellen und deren Vertrauenswürdigkeit Die wichtigste Informationsquelle für die Deutschschweizerinnen und Deutschschweizer für Informati- onen zum Coronavirus und COVID-19 war das Fernsehen (Abbildung 9). Gut drei Viertel der Befragten informierten sich während dem gesamten bisherigen Verlauf der Pandemie über diesen Kanal. Am zweithäufigsten und für fast zwei Drittel der Befragten diente das Internet als Informationsquelle für Informationen zum Coronavirus und damit verbundenen Gesundheitsempfehlungen. Alle anderen Quellen wurden jeweils von weniger als der Hälfte der Befragten verwendet. Die Nutzungshäufigkeiten der einzelnen Informationsquellen waren im Verlauf der Pandemie relativ stabil. Am wenigsten genutzt wurde das Info-Telefon, wobei sich die Nutzungshäufigkeit im Vergleich zum Frühling (3 %) auf den Herbst bzw. Winter 2020 hin verdoppelte (6 % bzw. 5 %) hin verdoppelte. Careum, Bereich Gesundheitskompetenz 16
Abbildung 9: Informationsquellen Bezüglich der Bevölkerungsgruppen zeigte sich folgendes: • Männer informierten sich häufiger über das Fernsehen (74 %) als Frauen (70 %). Dafür nutzten Frauen im Vergleich zu den Männern häufiger Soziale Medien (28 % vs. 23 %) und die Informa- tionen der Gesundheitsbehörden (45 % vs. 40 %) im Vergleich zu den Männern (23 % bezie- hungsweise 40 %). • Ältere Personen (60- 69-Jährige) informierten sich häufiger über das Fernsehen (80 %) als die jüngeren (18- bis 29-Jährige, 60 %). Hingegen informierten sich die jüngeren (67 %) im Vergleich zu den älteren Befragten (56 %) häufiger im Internet. Ebenso informierten sich die jüngeren Personen häufiger über Soziale Medien (42 % vs. 15 %) und nutzten auch Messenger Gruppen häufiger als die älteren Personen (12 % vs. 8 %). • Personen mit einem hohen Bildungsabschluss nutzten das Internet häufiger (72 %) als Personen mit einem mittleren (61 %) oder tiefen (56 %) Bildungsabschluss. Umgekehrt nutzten Personen mit einem tiefen Bildungsabschluss soziale Medien häufiger (34 %) als Personen mit einem mitt- leren (25 %) oder hohen (24 %) Bildungsabschluss. • Personen mit einem höheren Haushaltseinkommen (> CHF 12'000) nutzten das Internet im Ver- gleich zu Personen mit einem tieferen Einkommen (< CHF 4'000) häufiger (74 % vs. 60 %). • Im Vergleich zu Personen, die in der Schweiz geboren wurden, nutzten Personen mit Migrati- onshintergrund das Internet häufiger als Informationsquelle (63 % vs. 75 %). Zudem nutzten auch Soziale Medien (31 % vs. 25 %) und Messenger Gruppen (13 % vs. 9 %) öfter. Die Informationsquellen «Arzt oder andere Gesundheitsexperten» (Gesundheitsexpertinnen und -ex- perten), die «Gesundheitsbehörden» und das «Info-Telefon» wurden im Vergleich zum Fernsehen und Internet relativ selten genutzt (Abbildung 9). Dennoch war das Vertrauen in gerade diese Quellen in- nerhalb der Deutschschweiz am grössten (Abbildung 10). Das Vertrauen in die Gesundheitsexpertin- nen und -experten als Informationsquelle blieb auch während dem Verlauf der Pandemie konstant. Bei den Gesundheitsbehörden und dem Info-Telefon nahm die Vertrauenswürdigkeit jedoch ab. Fernse- hen und Internet wurden von ca. drei Viertel der deutschsprachigen Bevölkerung als vertrauenswürdig eingestuft und blieben über alle drei Erhebungszeitpunkte stabil. Die Sozialen Medien waren schliess- lich für die meisten Befragten wenig vertrauenswürdig. Careum, Bereich Gesundheitskompetenz 17
Abbildung 10: Vertrauenswürdigkeit der Informationsquellen Bezüglich der Bevölkerungsgruppen zeigte sich Folgendes: • Männer schätzten das Fernsehen im Vergleich zu den Frauen eher als vertrauenswürdig ein (74 % vs. 73 %), beim Internet war dies umgekehrt (71 % vs. 73 %). Grösser ist der Unterschied bei den Sozialen Medien, welche die Männer viel häufiger als die Frauen als gar nicht vertrau- enswürdig einschätzen (36 % vs. 27 %). • Jüngere Personen (18-29-Jährige) schätzten im Vergleich zu den über 70-Jährigen das Info- Telefon als sehr vertrauenswürdig ein (46 % vs. 27 %). Ähnlich stuften die 18-29-Jährigen die Informationen der Gesundheitsbehörden häufiger als sehr vertrauenswürdig ein (50 %) als die älteren Bevölkerungsgruppen (40-49-Jährige: 38 %; 60-69-Jährige: 41 %). Hingegen schätzten 83 % der über 70-Jährigen das Fernsehen als ziemlich bis sehr vertrauenswürdig ein, im Ge- gensatz zu den 18-29-Jährigen (67 %). • Personen mit einem tieferen Bildungsabschluss stuften das Fernsehen als Informationsquellen vertrauenswürdig ein (23 %) als Personen mit einem höheren Bildungsabschluss (13 %). Aus- serdem schätzten sie die Sozialen Medien häufiger als vertrauenswürdig ein (29 % vs. 17 %). • Personen mit Migrationshintergrund stuften das Fernsehen weniger häufig als vertrauenswürdig ein als Personen, die in der Schweiz geboren wurden (67 % vs. 74 %). • Personen mit höherem Haushaltseinkommen (> CHF 12'000) stuften die Gesundheitsbehörden häufiger vertrauenswürdiger ein (49 %) als Personen mit tiefem Haushaltseinkommen (< CHF 4'000, 40 %). Hingegen vertrauen Personen mit einem tiefen Haushaltseinkommen den Sozialen Medien häufiger (26 % vs. 13 %). 4.2.4 Informationsverhalten zum Thema Gesundheit Die Coronavirus-Pandemie scheint das Informationsverhalten der Bevölkerung verändert zu haben. So gab knapp während dem gesamten Verlauf der Pandemie knapp die Hälfte der Befragten an, dass sie sich im Vergleich zu vor der Pandemie häufiger zu Gesundheitsthemen informierten (Abbildung Careum, Bereich Gesundheitskompetenz 18
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