Aktuelle Lage und Prognose der wirtschaftlichen Entwicklungen infolge der Covid-19-Pandemie Eine Studie der VIA Consult Mai 2020 - VIA Consult ...

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Aktuelle Lage und Prognose
der wirtschaftlichen Entwicklungen
  infolge der Covid-19-Pandemie

     Eine Studie der VIA Consult
              Mai 2020

 VIA Consult GmbH & Co. KG
 Martinstr. 25
 57462 Olpe
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VIA Consult – Prognose der wirtschaftlichen Entwicklungen infolge der Covid-19-Pandemie
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Autoren
Dr. Hanni Koch
Dipl.-Ing. Werner Schmidt
M. Sc. Maik-Oliver Seibel
M. Sc. Sören Schröder

                                                                                       Seite 2 von 38
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Inhalt
VIA Consult – die Unternehmensberatung vom Mittelstand für den Mittelstand ..................... 4

Vorwort .................................................................................................................................. 6

1.    Zusammenfassung der Erkenntnisse ............................................................................. 8

2.    Einschätzung der Lage und der wirtschaftlichen Entwicklungen in
      Folge der Covid-19-Pandemie ........................................................................................ 9

        2.1. Wirtschaft ............................................................................................................. 9

        2.2 Arbeitsmarkt ........................................................................................................13

        2.3. Automobilwirtschaft .............................................................................................17

        2.4. Bedeutung der Automobilzulieferer in Südwestfalen ...........................................19

3.    VIA Consult: Ableitung einer Prognose der Umsatzentwicklung für die
      Automobilzulieferer in Südwestfalen ..............................................................................21

        3.1. Ausgangssituation ...............................................................................................21

        3.2. Methodische Vorgehensweise.............................................................................23

        3.3. Prognose 2020....................................................................................................25

        3.4. Prognose 2021....................................................................................................27

        3.5. Einschätzung der Umsatzentwicklung für mittelständische
                Automobilzulieferer der VIA Consult ....................................................................28

4.    Handlungsempfehlungen...............................................................................................29

5.    Quellenverzeichnis ........................................................................................................30

6.    Anhang ..........................................................................................................................32

        A.1 Orientierungswerte zur Berechnung der Umsatzprognosen 2020 und 2021 ..........32

        A.2 Umsatzprognose für 2020 und 2021 (Spanne der Minimal- und Maximalwerte) ....33

        A.3 VDA Positionspapier – Für einen Neustart aus der Krise ......................................35

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VIA Consult – die Unternehmensberatung vom Mittelstand für den Mittelstand

Die VIA Consult ist seit 1997 mit mehr als 1.000 Projekten am Markt erfolgreich. Hinter uns
stehen die erfolgreichen Unternehmer des Verbundes Innovativer Automobilzulieferer (VIA)
aus Südwestfalen, daher sind wir keine gewöhnliche Unternehmensberatung. Wir denken un-
ternehmerisch und richten unser Leistungsspektrum konsequent auf die Bedarfe des Mittel-
standes aus.

Mit unseren 25 Beratern bieten wir hochwertige Beratungsleistungen zu den folgenden The-
mengebieten an:

Das differenzierte Leistungsportfolio der VIA Consult ist einzigartig und bietet für eine Vielzahl
von Aufgabenstellungen die passenden Instrumente, Methoden und Persönlichkeiten. Das
spiegelt sich auch in der hohen, fachspezifischen Qualifikation unserer Berater wider. Unsere
flachen Hierarchien gepaart mit einem hohen Expertenwissen ermöglichen uns eine hohe Fle-
xibilität und Geschwindigkeit. Somit gelingt es uns, für unsere Kunden die Fragestellungen von

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Morgen aus den verschiedensten Bereichen noch vor deren Wettbewerb zu erkennen und
individuelle Lösungen zu finden.

Ein Projekt ist für uns erst dann beendet, wenn es erfolgreich umgesetzt ist.
Mit unserer Leistung überzeugen wir: Als mittlerweile größte Unternehmensberatung im Raum
Südwestfalen generieren wir einen Großteil unseres Umsatzes aus Folgeprojekten. Unsere
Dienstleistung erfolgt partnerschaftlich und ist auf eine langjährige Zusammenarbeit angelegt.

               VIA – Verbund Innovativer Automobilzulieferer

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Vorwort

Die Covid-19-Pandemie hält die Welt seit Monaten in Atem. Um die Infektionsketten zu unter-
brechen, hat der Bund die wirtschaftlichen Aktivitäten in Deutschland stark eingebremst. Der
„Shutdown“ – die komplette Stilllegung – wurde für das komplette gesellschaftlich-öffentliche
Leben und damit insbesondere für die konsum- und freizeitnahen-Branchen regulatorisch auf-
erlegt.
Die Automobilindustrie sah sich durch unterbrochene Lieferketten und in Folge der stark ein-
gebrochenen Nachfrage gezwungen in einer konzertierten Aktion die Automobilproduktion für
mehrere Wochen lahmzulegen. Ein Szenario, das für Auto-Deutschland nie vorstellbar gewe-
sen wäre: Es wird kein Auto mehr produziert!

Die Covid-19-Pandemie ist damit nicht nur eine humanitäre Krise. Sie hat sich auch zu einer
wirtschaftlichen Krise in nicht vorhersehbarem Ausmaß entwickelt.

Mit etwa sechs bis sieben Millionen Arbeitsplätzen in der kompletten deutschen Lieferkette
von Stahl, Chemie bis hin zu Ingenieurbüros und Handel stellt die Automobilbranche für
Deutschland die wichtigste Schlüsselindustrie dar. Die wirtschaftlichen Auswirkungen des
Shutdowns der OEMs zeigen bereits jetzt, dass die Krise in der Realwirtschaft schon heute
viel tiefer greift als in der Finanzkrise 2008/2009. Für den PKW-Markt wird europaweit mit
einem Rückgang von mehr als 20 Prozent, für den Nfz-Markt von mehr als 30 Prozent gerech-
net.

Mit seinen knapp 530 klein- und mittelständischen Zulieferbetriebe ist Südwestfalen die dritt-
stärkste Industrieregion Deutschlands. Die Automobilzulieferer und damit die Menschen in der
Region sind besonders betroffen von den wirtschaftlichen Folgen der Pandemie. Ihre Auswir-
kungen für die Weltwirtschaft, den europäischen und deutschen Raum im Allgemeinen sowie
für die Automobilzulieferer in Südwestfalen im Speziellen, sind derzeit seriös nur schwer ab-
zuschätzen. Die führenden Wirtschaftsinstitute und Verbände geben unterschiedlich dramati-
sche Ausblicke auf den wirtschaftlichen Verlauf. Es herrscht Unsicherheit an den Märkten,
welchen Verlauf die Krise nehmen wird. Jeder Unternehmer bangt, in welchem Ausmaß die
Krise das eigene Unternehmen treffen wird. Mit diesen Fragestellungen ist die VIA Consult
tagtäglich beschäftigt.

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Vor diesem Hintergrund haben wir uns mit dieser Studie das Ziel gesetzt, etwas Licht und
Planungssicherheit ins Dunkle zu bringen. Mit einem fundierten und systematischen Überblick
über die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie auf die Wirtschaft, den Arbeitsmarkt und auf
die Automobilindustrie im Allgemeinen sowie für die Region Südwestfalen im Speziellen,
möchten wir prägnant die Faktenlage im Status Quo aufzeigen.
Wir wagen auch einen Blick in die Zukunft. Mit dieser Arbeit möchten wir den mittelständischen
Zulieferern auf Basis einer sauber erarbeiteten Studie Orientierungswerte für die Prognose
ihrer zukünftigen Umsatzplanung für die Jahre 2020 und 2021 geben. Aufgrund der Gemen-
gelage an unterschiedlichen Informationen fehlt es bis dato an verbindlichen Aussagen für die
zu erwartenden Umsatzeinbrüche in den kommenden Monaten. Dies ist jedoch elementar
wichtig, um frühzeitig Maßnahmen ergreifen und somit den Fortbestand des Unternehmens
über die Krisenzeit hinweg sichern zu können.
Auf Basis der Entwicklungen im ersten Quartal 2020, den theoretischen Prognosen führender
Institute und Verbände sowie auf Grundlage einer Befragung von 23 Automobilzulieferern aus
Südwestfalen wagen wir eine Prognose der wirtschaftlichen Entwicklungen auf Monatsebene
für die Automobilzulieferer in Südwestfalen.

Wir hoffen sehr, dass Sie mit diesem Beitrag einen guten Überblick über die wirtschaftlichen
Folgen der Covid-19-Pandemie für die Wirtschaft im Allgemeinen sowie für Südwestfalen im
Speziellen bekommen. Darüber hinaus haben wir es uns zum Ziel gemacht, Ihnen mit unserer
Prognose der zu erwartenden Umsatzrückgänge für die Jahre 2020 und 2021 eine Grundlage
für Ihre individuelle Geschäftsplanung und strategische Weiterentwicklung zu geben. Denn
eines ist sicher: In Zeiten von Unsicherheit ist eine solide Geschäftsplanung der Grundbaustein
für alle unternehmerischen Entscheidungen.

Wir freuen uns, mit Ihnen in den Austausch zu treten!

                     Werner Schmidt
                     Geschäftsführer der VIA Consult GmbH & Co. KG

                                                                                          Seite 7 von 38
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1. Zusammenfassung der Erkenntnisse

Die Covid-19-Pandemie lähmt die Wirtschaft weltweit in einer einzigartigen und nie dagewe-
senen Art und Intensität. Gesellschaftliche Veränderungen werden in einer Geschwindigkeit
herbeigeführt, die niemand für möglich gehalten hat. Produktionen stehen still, Regeln und
Maßnahmen stellen die Gesellschaft vor neuartige Herausforderungen.
Die Automobilbranche trifft es im Industrievergleich besonders hart: Der Fahrzeugbau hat
bereits den größten Einbruch seiner Geschichte durch Covid-19 erlitten. Fehlende Nachfra-
gen und ausbleibende Aufträge stellen die Automobilhersteller und -zulieferer vor eine große
Unsicherheit über den Zeitpunkt und die Intensität des Wiederhochlaufes.

In unserer Studie können wir auf Basis einer systematischen Literaturrecherche und einer Be-
fragung von 23 mittelständischen Automobilzulieferern aus Südwestfalen die folgenden Fest-
stellungen treffen:

      Es ist davon auszugehen, dass im Jahr 2020 mit einem Umsatzrückgang in Höhe von
       durchschnittlich 25-30 Prozent im Vergleich zu den Planumsätzen auf der Basis des
       Geschäftsjahres 2019 zu rechnen ist.

      Wir rechnen damit, dass im Jahr 2021 ein durchschnittlicher Umsatzrückgang in Höhe
       von ca. 10-15 Prozent gegenüber der Planung auf der Basis des Geschäftsjahres 2019
       eintreten wird.
       Es ist zu beachten, dass diese Umsatzentwicklung nur dann eintreten wird, wenn die
       Nachfrage nach Automobilen, sowohl für PKW als auch für Nutzfahrzeuge, durch staat-
       liche Kaufanreize kurzfristig angekurbelt wird.

      Aufgrund der großen Hebelwirkung der Automobilbranche ist für die gesamte deutsche
       Wirtschaft und insbesondere für die Region Südwestfalen ein schneller und nachhalti-
       ger Hochlauf der Automobilbranche von elementarer Bedeutung. Hierzu ist seitens der
       Politik die Schaffung von geeigneten Rahmenbedingungen in dieser unsicheren Zeit
       ein absolut notwendiger Faktor.

       Wir unterstützen daher die im Anhang zu diesem Papier dargestellten Prämissen des
       VDA für die Ausgestaltung einer Neustart-Strategie.

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2. Einschätzung der Lage und der wirtschaftlichen Entwicklungen in Folge der
     Covid-19-Pandemie

2.1.    Wirtschaft

Die weltweite Wirtschaft ist durch die Covid-19-Pandemie zum Erliegen gekommen. Der Aus-
gangspunkt der Pandemie liegt in der Republik China Ende 2019, in der Provinz Wuhan. Die
Folgen der Pandemie wirkten sich zunächst nur auf die chinesische Wirtschaft aus. Deren
wirtschaftliche Leistung schrumpfte im Januar 2020 um 0,4 Prozent auf 5,6 Prozent. Das ist
das niedrigste Wirtschaftswachstum für China seit 1990. China ist einer der größten Märkte in
der Weltwirtschaft, da es fast ein Fünftel des globalen Outputs ausmacht.
Es war abzusehen, dass die Pandemie von der stark vernetzten Republik schnell nach Europa
und Amerika gelangen und weltweite Auswirkungen auf die Wirtschaft mit sich bringen wird. 1

Seit Monaten sind auch die Prognosen der führenden Wirtschaftsinstitute durch Unsicherheit
und mehrfache Korrekturen über die wirtschaftlichen Auswirkungen des Virus geprägt. So bei-
spielsweise die Wachstumsprognosen des IWF: Im Vergleich zum Januar wurde das Wachs-
tum der Weltwirtschaft für 2020 um 6,3 Punkte auf drei Prozent reduziert. Gemessen am welt-
weiten BIP 2019 von 86,6 Billionen US-Dollar ist das ein Verlust von 25,8 Billionen US-Dollar. 2
Der IWF erwartet eine der größten weltweiten Rezessionen seit der Weltwirtschaftskrise in
1930. Eine Verbesserung der Situation aufgrund der negativen Dynamik von Covid-19 hänge
von der Dauer der aktuell verordneten Maßnahmen ab. Die Effekte würden sich erst zum Ende
des Jahres zeigen, so der IWF.
Neben dem IWF spricht auch die OECD von einer weltweiten Rezession, die im Vergleich zur
Finanzkrise von erheblicherem Ausmaß sein wird. Die Zahlen zeigen, dass vor allem die USA
stark betroffen sind: 30 Millionen Anträge für staatliche Unterstützung sind seit März 2020 re-
gistriert worden. 3

1 Schmucker, 2020
2 IMF, 2019
3 VDA (Kurzzusammenfassung) ,2020

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Die Europäische Union prognostiziert bei dem Versuch das Ausmaß der Krise zu beziffern, für
die 27 Mitgliedsstaaten ein Minus von 7,5 Prozent beim Bruttoinlandsprodukt für 2020. Für
2021 wird mit einem Wachstum von 6 Prozent gerechnet, sofern die aktuellen Maßnahmen
zur Eindämmung des Virus führen. Das ergibt bis 2021 eine negative Entwicklung des Saldos.
Demzufolge trifft die Covid-19-Pandemie Deutschland, als drittgrößtes Export-Land weltweit,
mit einem Exportumsatz 2019 von 1.489,16 Milliarden US-Dollar besonders stark. 4 Alleine die
Exporte im März 2020 sind um 7,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gesunken. Zum Vor-
monat Februar 2020 sind die Exporte um 11,8 Prozent zurückgegangen. Das ist der größte
Rückgang seit Beginn der Aufzeichnungen im August 1990.
Ähnliche Auswirkungen spiegelt auch der ifo Geschäftsklimaindex wieder, der im April von
85,6 auf den niedrigsten Wert von 74,3 Punkten abgestürzt ist.

Die folgende Grafik zeigt mit den verschiedenen Prognosen von führenden Instituten und Ex-
perten die Prognosen des Rückgangs des BIP-Wachstums in Deutschland auf (Abbildung 1). 5

        Abbildung 1: Prognosen des Wirtschaftswachstumes in Deutschland für 2020. 6

Das IfW in Kiel geht mit minus 8,7 Prozent vom stärksten Rückgang aus. In diesem Szenario
wird angenommen, dass die Erholung der Wirtschaft erst im August wiedereinsetzen wird.

4 WTO, 2020
5 Gemeinschaftsdiagnose, 2020
6 Jansen, 2020

                                                                                          Seite 10 von 38
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Das Münchner ifo Institut rechnet mit einem Rückgang um bis zu 6 Prozent, sofern weitere
Maßnahmen zur Bekämpfung eingeleitet und die Produktionen entgegen der Prognosen über
einen längeren Zeitraum ausfällt.
Ausgehend von einem optimistischeren Szenario, dass sich die wirtschaftliche Lage im Som-
mer normalisiert, hält der Sachverständigenrat einen BIP-Rückgang von 2,8 Prozent für wahr-
scheinlich. Sollten die Maßnahmen länger anhalten, könnte der Rückgang bis zu 5,4 Prozent
betragen.
Das RWI Essen und DIW Berlin schätzen die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie auf das
BIP am geringsten ein. Dabei wird der Verlauf von Covid-19 verglichen mit vergangenen
Virusausbreitungen wie der Schweinegrippe, SARS oder der Vogelgrippe.

    Mit einer Rückkehr zum Vorkrisenniveau, da sind sich alle Institute einig, ist aber erst ab
    Ende 2021 zu rechnen. In einer gemeinschaftlichen Diagnose (Abbildung 2) aller Institute
    wird davon ausgegangen, dass die Wirtschaftsleistung in 2020 um 4,2 Prozent sinkt. Für
    das Jahr 2021 wird prognostiziert, dass sich die Wirtschaft erholt und um 5,8 Prozent steigt.

    Abbildung 2: Gemeinschaftsdiagnose 7

7   VDA, 2020

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Analysen vergangener Krisen, die nur bedingt vergleichbar sind, zeigen somit, dass
eine V-förmige Entwicklung in Deutschland nicht zu sehen ist. In der Finanzkrise
2008/2009 wurde erst neun Quartale nach dem Tiefpunkt das Vorkrisenniveau erreicht.
Aktuell deutet somit alles auf U-förmige Erholung hin. 8

Am stärksten betroffen sind in Deutschland die Geschäfte der Reisebüros und -veranstalter
(minus 84 Prozent), die Luftfahrtbranche (minus 76 Prozent), das Gastgewerbe (minus 68 Pro-
zent), das Gesundheitswesen (minus 45 Prozent), Kunst, Unterhaltung und Erholung (minus
43 Prozent) sowie der Fahrzeugbau (minus 41 Prozent).
Im Industriebereich hat der Kfz-Bau den größten Einbruch erlitten (Abbildung 3).

Abbildung 3: Veränderung der Wirtschaftsleistung während des Shutdowns in Prozent 9

8   BMWI, 2020
9   VDA, 2020

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2.2       Arbeitsmarkt

Die Folgen der Covid-19-Pandemie haben nicht nur wirtschaftliche Auswirkungen für die Un-
ternehmen, sondern wirken sich infolge auch auf den weltweiten Arbeitslosenmarkt aus. Wa-
ren Staaten wie die USA noch Anfang des Jahres auf dem niedrigsten Arbeitslosenniveau aller
Zeiten, steigen die Zahlen aktuell von Tag zu Tag. In den USA haben alleine im April 20 Milli-
onen Menschen ihren Job verloren. Hier liegt die Quote bei 14,7 Prozent. Der höchste Wert
seit dem zweiten Weltkrieg. 10
Eine Prognose von Experten der ILO schätzen den Anstieg der Arbeitslosenzahlen für drei
unterschiedlichen Szenarien (Abbildung 4). Bei allen drei Szenarien in Bezug auf das BIP-
Wachstum, ist eine signifikante Steigerung der Arbeitslosenzahl zu erkennen. Im schlimmsten
Fall wird mit einer Zunahme von 25 Millionen Arbeitslosen aufgrund der Covid-19-Pandemie
gerechnet. Während der globalen Finanzkrise gab es eine Steigerung von 22 Millionen Men-
schen ohne Arbeit. 11

     Abbildung 4: Prognose zum Anstieg der weltweiten Zahl der Arbeitslosen durch die Covid-19-Krise4

10   Handelsblatt, 15.04.2020
11   ILO, 2020

                                                                                             Seite 13 von 38
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In der Republik China, die zuerst von der Covid-19 Pandemie betroffen war, stieg die Arbeits-
losenquote auf 6,2 Prozent im Februar. Dies ist ein Anstieg von 0,9 Prozent gegenüber dem
Vormonat. Es ist anzumerken, dass dieser Wert vermutlich noch höher sein wird, da China die
293 Millionen Wanderarbeiter, die einen großen Teil der Erwerbstätigen ausmacht, nicht in die
Statistiken aufnimmt. 12

Auch auf dem deutschen Arbeitsmarkt macht sich die Covid-19 Pandemie deutlich bemerkbar.
Im April, ein Monat, in dem die Arbeitslosigkeit saisonbedingt normalerweise sinkt, ist die Ar-
beitslosigkeit und Unterbeschäftigung erstmals gestiegen (Abbildung 5).

                                                    Arbeitslosenzahlen von April 2019 bis April 2020
                                  3
     Arbeitslosen in Millionen

                                 2,5

                                  2

                                 1,5

                                  1

                                 0,5

                                  0

                                                                                                                                                                                         März '20
                                                                                                                  Oktober '19
                                                     Mai '19

                                                                                                  September '19

                                                                                                                                November '19

                                                                                                                                               Dezember '19
                                        April '19

                                                                                                                                                                                                      April '20
                                                                                                                                                              Januar '20
                                                                                     August '19
                                                               Juni '19

                                                                          Juli '19

                                                                                                                                                                           Februar '20

Abbildung 5: Monatliche Arbeitslosenzahl in Deutschland 13

Von März auf April ist die Arbeitslosenzahl in Deutschland um 308.000 auf 2.644.000 Perso-
nen gestiegen. Das ist ein Anstieg von zwölf Prozent innerhalb eines Monats. In Summe ist
die Arbeitslosenquote somit auf 5,8 Prozent angewachsen.

Die Anzeigen für Kurzarbeit umfassten in Deutschland Ende April mehr als zehn Millionen
Erwerbstätige. Zum Vergleich: in der weltweiten Finanzkrise 2009 waren es in der Spitze 1,44

12   Heide, 2020
13   Bundesagentur für Arbeit, 2020

                                                                                                                                                                                                    Seite 14 von 38
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Millionen Anträge und über das gesamte Jahr waren 3,3 Millionen Million Erwerbstätige von
Kurzarbeit betroffen.

Alleine von März bis zum 26. April sind in Deutschland 751.000 Anzeigen für Kurzarbeit erfasst
worden. Das schlägt sich auch auf die Arbeitskräftenachfrage aus. Im April wurden 169.000
Stellen weniger nachgefragt als vor einem Jahr. 14

Dieses Bild spiegelt auch der Kreis Olpe wider. Unternehmen aus nahezu allen Branchen ha-
ben auf das Instrument der Kurzarbeit zurückgegriffen. Insgesamt sind 1.401 Anzeigen seit
Anfang März bis zum 26. April für konjunkturelles Kurzarbeitergeld eingegangen. Damit sind
30.101 Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen betroffen – der bisherige Rekord. 2008/2009
wurden im gesamten Agenturbezirk Siegen, mit inbegriffen der Kreis Siegen-Wittgenstein und
der Kreis Olpe, 1.200 Anzeigen mit 39.000 Beschäftigten registriert. Zum jetzigen Zeitpunkt
sind alleine im Bezirk Olpe 3.918 Anzeigen für 74.235 Beschäftigte eingegangen. Das macht
circa 40 Prozent aller Arbeitsplätze aus.

Die Auswirkungen der Pandemie machen sich auch bei den Arbeitslosenzahlen bemerkbar.
Im April stieg der Anteil um 15 Prozent gegenüber dem Vormonat an. Das sind 422 Personen.
Im Vergleich zum April 2019 ist die Anzahl sogar auf 718 Personen, oder um 28,5 Prozent,
gestiegen.      Aktuell   liegt   die   Arbeitslosenquote   bei   4,4   Prozent   im   Bezirk   Olpe
(Tabelle 1).

14   Bundesagentur für Arbeit, 2020

                                                                                            Seite 15 von 38
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 Bezirk                       2020          2019          Veränderung abs.      Veränderung in %
 Siegen (Bezirk)              5,3           4,4           0,9                   20%
 Siegen                       6,4           5,3           1,1                   21%
 Bad Berleburg                4             3,5           0,5                   14%
 Burbach                      4,4           3,8           0,6                   16%
 Olpe                         4,4           3,5           0,9                   26%

 Mes./Soe (Bezirk)            5,7           4,9           0,8                   16%
 Warstein                     5,5           4,5           1                     22%
 Meschede                     4,8           3,9           0,9                   23%
 Olsberg                      3,5           3,1           0,4                   13%
 Marsberg                     4,6           4             0,6                   15%
 Arnsberg                     7,3           6,6           0,7                   11%
 Schmallenberg                3,4           2,9           0,5                   17%
 Sundern                      4,5           3,7           0,8                   22%
 Soest                        6,1           5,5           0,6                   11%

 Iserlohn/MK (Bezirk)         8,2           6,4           1,8                   28%
 Iserlohn/Hemer               8,7           7,1           1,6                   23%
 Menden                       6,1           4,9           1,2                   24%
 Lüdenscheid                  9,1           7,3           1,8                   25%

 Südwestfalen                 5,8           4,7           1,1                   23%
 NRW                          7,4           6,5           0,9                   14%
 Deutschland                  5,9           4,9           1,0                   21%

Tabelle 1: Arbeitslosenquote der Bezirke

Der Bezirk Olpe liegt somit immer noch unter der Quote von NRW. Die negativen Rekordzah-
len aus den Jahren 2005 und 2009 sind auf das Land NRW bezogen somit noch weit entfernt.
Grund dafür ist zum einen der zehnjährige Aufschwung der Wirtschaft, der vielen Unterneh-
men ein „Polster“ ermöglicht hat, und zum anderen zeigt sich hierin die Wirksamkeit des In-
strumentes der Kurzarbeit.
Jedoch geht die Agentur für Arbeit davon aus, dass die Zahlen in Zukunft steigen werden. Es
ist zu bedenken, dass die Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt verzögert eintreten. So ist davon
auszugehen, dass in den aktuellen Statistiken nur wenige Arbeitnehmer und Arbeiternehme-
rinnen aus Industriebetrieben berücksichtigt sind, da diese später von dem wirtschaftlichen
Rückgang betroffen sein werden.

                                                                                           Seite 16 von 38
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2.3.       Automobilwirtschaft

Die internationale Automobilbranche ist schwerwiegend von der Pandemie betroffen. Im März
und April gab es deutliche Rückgänge auf allen Absatzmärkten. Aufgrund von Schließungen
des Autohandels, eingeschränkter Tätigkeiten der Zulassungsbehörden und der verringerten
Nachfrage sind weltweit deutliche Rückgänge gemessen an den Neuzulassungen, sowohl für
PKW als auch für Nutzfahrzeuge, zu verzeichnen. Das Center of Automotive Management
schätzt den Einbruch in der Branche weltweit auf 17 Prozent. Eine Normalisierung des Marktes
ist bei weitem noch nicht abzusehen. Der Auftragseingang in der KW 18 lag zwischen 59 und
78 Prozent unter den Vorjahreswerten. Betrachtet man den Bereich der Nutzfahrzeuge welt-
weit wird deutlich, wie groß die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie auf die gesamte Bran-
che sind (Tabelle 2).

                                 Prognose 2020

 Neuzulassungen                  Pkw                               Nfz über 6t

 Welt                            67,0 Mio. (-16 %)                 2.659.000 (-23 %)
 EU27 & EFTA & VK                12,5 Mio. (-21 %)                 261.000 (-30 %)
 Deutschland                     2,9 Mio. (-20 %)                  69.000 (-24 %)
 Frankreich                      1,8 Mio. (-20 %)                  38.000 (-30 %)

 Italien                         1,3 Mio. (-30 %)                  14.000 (-35 %)
 Spanien                         0,9 Mio. (-25 %)                  18.000 (-25 %)

 Vereinigtes Königreich          1,8 Mio. (-20 %)                  32.000 (-35 %)

 USA                             13,9 Mio. (-18 %)                 355.000 (-33 %)
 China                           18,9 Mio. (-10 %)                 1.117.000 (-15 %)

 Deutsche OEM

 Produktion insgesamt            13,5 Mio. (-16 %)
 Inland                          3,7 Mio. (-21 %)

 Export                          2,7 Mio. (-23 %)
 Ausland                         9,8 Mio. (-14 %)

Tabelle 2: Prognose der Neuzulassungen für 2020

                                                                                            Seite 17 von 38
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In China wird die Anzahl der Zulassung von PKWs auf 18,9 Millionen und damit auf zehn
Prozent weniger als ursprünglich geplant, geschätzt. Deutschland liegt bei minus 20 Prozent
und die USA, als weiterer großer Markt, bei minus 18 Prozent. Im Bereich der Nutzfahrzeuge
über 6t wird davon ausgegangen, dass 2020 23 Prozent weniger Neuzulassungen erfolgen
und damit ein Viertel des Gesamtvolumens verloren geht. 15
Diese Auswirkungen haben starken Einfluss auf die deutsche Automobilbranche. Diese erwirt-
schaftete 2019 mit 832.800 Beschäftigten 436 Milliarden Euro Umsatz. Mit Forschungsaufga-
ben von jährlich 45 Milliarden Euro, die deutlich über denen der Branchen Elektrotechnik, Ma-
schinenbau und Chemie liegen, wird die Bedeutung der Branche und die der Zulieferer für
Deutschland deutlich.
Der Umsatz der deutschen Automobilzulieferer ist im Zeitraum von 2013 bis 2019 kontinuier-
lich gewachsen. 2013 waren es laut dem Verband der Automobilindustrie (VDA) 69,9 Milliar-
den Euro Umsatz. Im Jahr 2019 konnte die Zulieferindustrie einen Umsatz von circa 80 Milli-
arden Euro erzielen. Im Vergleich zum Vorjahr ist der Inlandsumsatz daher um 8,9 Prozent
gesunken, dahingegen sind die Exporterlöse um 1,3 Prozent gestiegen. Zulieferer wie z.B.
Bosch, Continental und Zahnradfabrik Friedrichshafen sind mit 33 bis 47 Milliarden Euro die
umsatzstärksten Unternehmen in der Branche. 16 Auch die mittelständischen Zulieferer konn-
ten ihren Umsatz im Jahr 2019 steigern. Dies ist ein Indikator für die Leistungsfähigkeit dieser
Industrie, denn 70 Prozent der deutschen Automobilzulieferer gehören zum Mittelstand. 17
Insgesamt beschäftigten die deutschen Zulieferer im Jahr 2019 ca. 301.000 Mitarbeiter. Durch
den Covid-19 bedingten Stillstand der Produktion der OEMs sahen sich auch viele Zulieferer
zu einem (teilweisen) Shutdown gezwungen. Bereits im ersten Quartal 2020 sind Umsatzver-
luste in Höhe von minus 20 Prozent zu verzeichnen. Dies ist insoweit bemerkenswert, wenn
man bedenkt, dass Covid-19 erst im März nach Deutschland kam. Autohändler in Deutschland
verzeichneten im März und April 2020 etwa 80 Prozent weniger Aufträge als in den Vorjahren.
Die Dramatik wird deutlich, wenn man bedenkt, dass im Frühjahr normalerweise die meisten
Autos verkauft werden. Kostet ein Auto auf dem Hof eines Händlers am Tag 28 Euro, ergibt
das bei einem mittelgroßen Händler mit einem Autobestand von 300 Stück Kosten im Monat
von 200.000 – 300.000 Euro.

15 VDA (Kurzzusammenfassung), 2020
16 Dannenberg, 2019
17 Werner, 2008

                                                                                          Seite 18 von 38
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Auch für die vielen Zulieferer in Südwestfalen bedeutet dies, dass von den geplanten 5,2 Mil-
lionen Autos, die in 2020 gebaut werden sollten, nur 3,4 bis 3,8 Millionen realisiert werden.
Das ist die niedrigste Inlandsproduktion seit dem Jahr 2000.

2.4.     Bedeutung der Automobilzulieferer in Südwestfalen

Südwestfalen wurde als einheitlich-vereinte Industrieregion erst 2007 aus den fünf Landkrei-
sen Soest, Olpe, Siegen-Wittgenstein, Märkischer Kreis und Hochsauerlandkreis aus der
Taufe gehoben. Mehr als 150 Weltmarktführer sind in dieser Region ansässig. Betrachtet man
die Anzahl sozialversicherungspflichtiger Beschäftigter im produzierenden Gewerbe, ist Süd-
westfalen drittstärkste Industrieregion Deutschlands und stärkste Industrieregion in Nordrhein-
Westfalen. Wichtige Branchen sind die Automotive-Industrie, der Metall- und Maschinenbau,
die Gebäudetechnik und die Gesundheitswirtschaft. 18
Südwestfalen gehört zu den bedeutendsten Automotive-Zuliefer-Regionen Deutschlands und
zählt neben dem Bergischen Land zu den wichtigsten, historisch gewachsenen Zentren für die
Metallverarbeitung. 19 Mittelständische Unternehmen dominieren die Automotive-Industrie die-
ser Region. In einer erhobenen Studie der Industrie und Handelskammern (IHK) Arnsberg,
Hagen und Siegen gaben 81 Prozent der 530 befragten Unternehmen an, weniger als 250
Mitarbeiter zu beschäftigen und die Hälfte dieser Unternehmen hatte weniger als 100 Mitar-
beiter. Zu den Automotive-Unternehmen werden in Südwestfalen Zulieferer für die Auto-
mobil, -Bahn-, Luft- und Raumfahrt sowie den Schiffs- und den Sonderfahrzeugbau gezählt.
Ungefähr die Hälfte der ca. 530 Zulieferunternehmen in Südwestfalen sind der Kraftfahrzeu-
gindustrie bzw. Automobilindustrie zuzuordnen und stellen somit das mit Abstand größte Seg-
ment dar. 20 Darauf folgen Bahn- sowie Luft- und Raumfahrtindustrie, die jeweils nur einen
niedrigen zweistelligen Prozentsatz aufweisen. Bei der zugrundeliegenden Studie der IHKs
gaben 260 der 530 Unternehmen die Anzahl der Mitarbeiter sowie Umsatzzahlen an. Die Mit-
arbeiterzahlen belaufen sich nach Hochrechnung der IHKs auf mindestens 52.000 Beschäf-
tigte. Der erzielte Umsatz aller Unternehmen beziffert sich auf ca. 9 Milliarden Euro. Vergleicht
man diesen mit dem Gesamtumsatz deutscher Automobilzulieferer im Jahr 2019 in Höhe von

18 Regionen.NRW, 2018
19 Pieper, 2014
20 Lange, 2015

                                                                                          Seite 19 von 38
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ca. 80 Milliarden Euro 21, beträgt der Anteil der südwestfälischen Unternehmen an dem Ge-
samtvolumen etwa 12 Prozent. Die (wirtschaftliche) Bedeutung der (Automobil-) Zulieferunter-
nehmen in Südwestfalen wird durch diese Zahlen unterstrichen.
Die Automobilzulieferer in Südwestfalen lassen sich strukturell wie folgt auf die unterschied-
lichsten Lieferebenen aufteilen (Abbildung 6)

Abbildung 6: Zulieferpyramide der Automobilindustrie

21   Ahlswede, 2020

                                                                                            Seite 20 von 38
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 Ca. 50 Prozent der Automobilzulieferer aus Südwestfalen lassen sich den Komponentenlie-
 feranten zuordnen und machen somit den anzahlmäßig größten Teil der heimischen Auto-
 mobilzulieferindustrie aus. Zu den Systemlieferanten zählen ca. 33 Prozent der Unterneh-
 men und gelten so als 2nd-Tier in der Lieferkette. Mit einer direkten Anbindung an die OEMs
 zählen ca. 17 Prozent der Unternehmen der südwestfälischen Automobilzulieferindustrie zu
 1st-Tiers und beliefern die Automobilhersteller mit umfassenden Systemen und Modulen.

 Die vorangegangenen Ausführungen zeigen, wie stark die Automobilzulieferindustrie
 in Südwestfalen in der globalen Lieferkette der Automobilindustrie verankert ist. Der
 Einbruch der Produktionszahlen der deutschen OEMs wirkt sich folglich eins-zu-eins
 auf die hier ansässigen Unternehmen und Beschäftigten aus.

3. VIA Consult: Ableitung einer Prognose der Umsatzentwicklung für die Auto-
   mobilzulieferer in Südwestfalen

3.1.   Ausgangssituation

Die Krise in der Realwirtschaft ist schon heute viel tiefer, als sie das in der Finanzkrise war. In
solchen Krisen-Phasen ist es umso wichtiger, dass sich frühzeitig mit den mittelfristigen Er-
wartungen auseinandergesetzt wird und darauf basierend eine Einschätzung der Bedeutung
für das eigene Unternehmen vorgenommen werden kann. Jedoch werden derzeit viele Infor-
mationen von Wirtschaftsinstituten und Verbänden bereitgestellt, die eine Einschätzung der
Lage erschweren. Kaum ein Institut oder ein Verband gibt detaillierte Aussagen zu den mittel-
fristigen Auswirkungen der Covid-19-Pandemie auf die zu erwartenden Umsätze in der Auto-
mobilzuliefererindustrie.

Es stellt sich die Frage, welchen Verlauf wird die Krise nehmen? Wird es ein V-, U- oder
L-Verlauf?

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Folgende Einschätzungen stellen eine wichtige Orientierung für unsere Prognosen dar (Abbil-
dung 7)

         Die OEMs planen mit einem Rückgang in der PKW-Produktion von 20 Prozent für 2020

         Über alle OEMs weltweit wird mit einem Rückgang des PKW-Absatzes in 2020 von
          durchschnittlich 28 Prozent geplant.

Abbildung 7: Weltweiter Pkw-Absatz 2020 22

         Im Nutzfahrzeugbereich wird derzeit von einer durchschnittlich rückläufigen Entwick-
          lung in der Größenordnung von 30 Prozent ausgegangen.

         In Deutschland arbeiten nach Einschätzung der IG Metall derzeit nur 10 Prozent der
          Betriebe der M+E-Industrie annähernd normal. Die übrigen 90 Prozent arbeiten in
          Kurzarbeit mit unterschiedlich starker Ausprägung. Dazu gehören auch die 40 Prozent
          der Betriebe, die zurzeit komplett stehen.

         Derzeit muss man davon ausgehen, dass ca. 10 Prozent der Betriebe schon ein deut-
          lich erhöhtes Insolvenzrisiko aufweisen.

22   Bain & Company Germany, 2020

                                                                                            Seite 22 von 38
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3.2.   Methodische Vorgehensweise

Auf Basis der vorangegangenen Erkenntnisse wurden mit dem Ziel, eine Prognose der Um-
satzerwartungen für die Automobilzulieferer in Südwestfalen abzuleiten, in einer qualitativen
Studie mit einer iterativen Vorgehensweise die Erkenntnisse und Prognosen der führenden
Wirtschaftsinstitute und Verbände mit den individuellen Erfahrungen und Einschätzungen von
23 mittelständischen Unternehmen der Region Südwestfalen abgeglichen und analysiert.
Hierfür wurde in einem ersten Schritt im Zeitraum vom 01.01.2020 (rückwirkend) bis zum
11.05.2020 im Rahmen einer systematischen Literaturrecherche eine umfangreiche Daten-
bank aufgebaut. Die der Studie zugrunde liegende Datenbank beinhaltet Informationen zu den
folgenden Aspekten:

      Umsatzverlauf / Auftragsbestand für Automobilhersteller und -zulieferer

      Konjunkturelle Entwicklung und Prognosen für den Weltmarkt, Europa, Deutschland
       und die Automobilindustrie

      Arbeitsmarktzahlen und Prognosen für die Welt, Deutschland und Südwestfalen

Von Interesse waren Studien, Zeitungsartikel und Berichte der folgenden Medien:

      Handelsblatt

      Wirtschaftswoche

      Süddeutsche Zeitung

      Westfalenpost

      Siegener Zeitung

      Lokalplus

      ARD-/ZDF-Tagesschau / Tagesthemen und WDR-Regionalfernsehen

      Informationen von Wirtschaftsverbänden (IWF, ifo Institut), des Sachverständigenrats

      Informationen der führenden Verbände für die Automobilzuliefererindustrie (VDA,
       WSM, IBU)

      Indices von führenden Instituten der Automobilindustrie (IHS, LMC) sowie Studien
       weiterer Unternehmensberatungen (Staufen, Merritt, …)

In einem zweiten Schritt wurden, parallel zu der systematischen Literaturrecherche und -ana-
lyse, im Zeitraum von Ende Februar bis Mai 2020 23 mittelständische Automobilzulieferer der

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Region Südwestfalen in Bezug auf den wirtschaftlichen Verlauf im ersten Quartal 2020 befragt,
sowie auf ihre persönliche Planungsprognose der Quartale zwei bis vier und des Jahres 2021
hin untersucht. Grundlage für die Einschätzung bildet jeweils die befürchtete Umsatzabwei-
chung im Vergleich zu den Planungsprognosen der Jahre 2020 und 2021.
Als Ansprechpartner standen uns die Geschäftsführer und z.T. auch Leiter der Finanzabtei-
lungen zur Verfügung.

Unter Berücksichtigung der besonderen strukturellen Merkmale der mittelständischen Auto-
mobilzulieferer sowie unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Positionierung der befrag-
ten Unternehmen in der Wertschöpfungskette, wurden in einem dritten Schritt die Erkenntnisse
aus den empirischen Befragungen mit den theoretischen Grundlageninformationen zusam-
mengeführt. Überschneidungen und Abweichungen in den prognostizierten Umsatzabwei-
chungen wurden analysiert. Ziel war es, die Erkenntnisse so zu abstrahieren, dass sie für den
typischen mittelständischen Automobilzulieferer in der Wertschöpfungsstufe 2nd/3rd Tier
(siehe Ausführungen in Kapitel 3.4) eine größtmögliche Aussagekraft haben.

Auf Grundlage eines iterativen Abgleichs von theoretischen Erkenntnissen einerseits und em-
pirischen Aussagen andererseits, wurden schließlich die Ist-Umsätze und die prognostizierten
Umsatzabweichungen auf Monatsbasis für den Zeitraum von Januar 2020 bis Dezember 2021
heruntergebrochen. Es wurde hierbei jeweils die Spanne zwischen den Minimal- und Maximal-
Abweichungen abgetragen. Das gemeinsame Mittel aus den Prognosen der Wirtschaftsinsti-
tute, den Verbänden und den individuellen Einschätzungen der Automobilzulieferer in Süd-
westfalen manifestieren sich in den monatlichen Durchschnittswerten.
Es ist darauf hinzuweisen, dass die Ergebnisse davon ausgehen, dass kurzfristig vom Bund
ein Konjunkturprogramm für die Automobilindustrie eingerichtet und somit der Wiederanlauf
stimuliert wird.

Diese gemittelten Umsatzrückgänge stellen eine generalisierte Grundlage für die Einschät-
zung der Umsatzzahlen der Monate 2020 und 2021 dar. Die ermittelten Umsatzprognosen
sind somit indikative Werte, die jedoch als Orientierung für die individuelle Geschäftsplanung
Verwendung finden können.
Es wird kein Anspruch auf Korrektheit oder den Eintritt dieser Entwicklungen erhoben.

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3.3.     Prognose 2020

 Lesehilfe
 Die nachstehenden Grafiken müssen wie folgt gedeutet werden: Die dargestellten Prozent-
 angaben sind die in Folge der Pandemie prognostizierten Umsatzrückgänge im Verhältnis
 zu der Vor-Covid-19-Planung für die entsprechenden Jahre. Dementsprechend werden für
 den Monat August 2020 65 Prozent der Umsatzerlöse von der ursprünglichen Jahrespla-
 nung 2020 prognostiziert. Plante ein Unternehmen noch vor der Pandemie mit einem Um-
 satz von 1.000 TEUR für August 2020 wird nun mit einem Wert von ca. 650 TEUR gerech-
 net.

                                        Progonose der Umsatzerlöse und Abweichungen
                                                      für das Jahr 2020
  120%                                                                                                                                                                   120%

  100%                                                                                                                                                                   100%

   80%                                                                                                                                                                   80%

   60%                                                                                                                                                                   60%

   40%                                                                                                                                                                   40%

   20%                                                                                                                                                                   20%

    0%                                                                                                                                                                   0%
                                      März '20

                                                                                                                            Oktober '20
                                                               Mai '20

                                                                                                            September '20

                                                                                                                                          November '20

                                                                                                                                                         Dezember '20
                                                 April '20
           Januar '20

                        Februar '20

                                                                         Juni '20

                                                                                    Juli '20

                                                                                               August '20

               Umsatzprognose                                Umsatzabweichungen zur Vor-Corona-Planung                                                   Trendlinie

Abbildung 8: Prognose über die Entwicklung der Umsatzerlöse für das Jahr 2020

Die Grafik der prognostizierten Umsatzerlöse für das Jahr 2020 zeigt einen leicht verdrehten
L-Verlauf (Abbildung 8) Charakteristisch für diesen Verlauf ist der starke Absturz im März,
aufgrund der Wucht des Shutdowns bzw. der Stilllegung der Bänder der OEMs, die die Wirt-
schaft stillgelegt haben. Während in den Monaten Januar und Februar die Planumsätze noch
überwiegend erreicht wurden, so kam es im März aufgrund der sich ausbreitenden Pandemie
zu ersten Einbußen. Im April stürzten die geplanten Umsätze im Durchschnitt um 70 Prozent-
Punkte auf etwa auf 30 Prozent ein, da Produktionen stillstanden, die Nachfrage sank und
einschränkende Maßnahmen der Politik zur Eindämmung des Virus umgesetzt werden

                                                                                                                                                                        Seite 25 von 38
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mussten. Wir erwarten, dass der April der Monat mit den stärksten Einbußen ist. Hierfür
spricht, dass die Lockerungen der Maßnahmen in den letzten Wochen die angekündigten An-
läufe der Produktionsstraßen, die Wirtschaft wieder ansteigen lassen.
Von April an rechnen wir mit einem kontinuierlichen, aber moderaten Anstieg der Umsätze und
einer Reduzierung der Umsatzeinbrüche im Vergleich zum Plan. Es ist dabei zu beachten,
dass die OEMs in den Sommermonaten weiterhin ihre Werksferien planen und somit die Pla-
numsätze „vor Covid-19“ in dieser Zeit ohnehin geringer angesetzt wurden als in den Hoch-
monaten im Frühjahr/Frühsommer. Von daher müssen die Prognosewerte in Höhe von 55-65
Prozent von den geplanten Umsatzerlösen in den Sommermonaten in ihrer absoluten Höhe
relativiert werden.
Es ist somit zu erkennen, dass wir auf Basis unserer Studie die wirtschaftliche Entwicklung
optimistischer einschätzen, als es im typischen Muster eines L-Verlaufs anzunehmen ist. Es
ist zu beachten, dass dies jedoch nur unter der Bedingung eintritt, dass eine kontinuierliche
Normalisierung stattfindet und es zu keinem zweiten Lockdown (zweite Covid-19-Welle)
kommt. Bis Ende des Jahres könnten somit 85 Prozent des geplanten Umsatzes im Monat
wieder erzielt werden.
Für das ganze Jahr rechnen wir also mit einem durchschnittlichen Umsatzverlust in Höhe von
25-30 Prozent bezogen auf die Planumsätze für das Jahr 2020!

                                                                                          Seite 26 von 38
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3.4.     Prognose 2021

Die Covid-19-Pandemie wird, da sind sich alle Wirtschaftsinstitute einig, auch im Jahr 2021
noch spürbare Auswirkungen auf die Wirtschaft haben. Folglich ist auch zu Beginn des Jahres
2021 nicht mit den vollen Umsatzeingängen wie geplant, zu rechnen. Die folgende Grafik zeigt
die prognostizierten Umsatzverläufe für das Jahr 2021 (Abbildung 9)

                                        Progonose der Umsatzerlöse und Abweichungen
                                                      für das Jahr 2021
  120%                                                                                                                                                                   120%

  100%                                                                                                                                                                   100%

   80%                                                                                                                                                                   80%

   60%                                                                                                                                                                   60%

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   20%                                                                                                                                                                   20%

    0%                                                                                                                                                                   0%
                                      März '21

                                                                                                                            Oktober '21
                                                               Mai '21

                                                                                                            September '21
                                                 April '21

                                                                                                                                          November '21

                                                                                                                                                         Dezember '21
           Januar '21

                        Februar '21

                                                                         Juni '21

                                                                                    Juli '21

                                                                                               August '21

               Umsatzprognose                                Umsatzabweichungen zur Vor-Corona-Planung                                                   Trendlinie

Abbildung 9: Prognose über die Entwicklung der Umsatzerlöse für das Jahr 2021

Die Grafik zeigt für 2021 eine zunehmende Erholung der Wirtschaft auf einem deutlich höhe-
rem Umsatzniveau – in der Annahme, dass das Virus unter Kontrolle bleibt und kein zweiter
Shutdown aufgrund einer erhöhten Infektionswelle eintritt. Es wird deutlich, dass das Vorkri-
senniveau frühestens Mitte/Ende 2021 erreicht wird. Damit decken sich unsere Prognosen mit
den Aussagen vieler Experten der Wirtschaft. Maßgeblich für diesen langwierigen Verlauf ist,
dass die getroffenen Maßnahmen tiefgreifende Auswirkungen auf die Wirtschaft nehmen, die
einen langfristigen Effekt haben. Hier ist zum einen der komplette Stillstand der Automobilpro-
duktion zu nennen, die bereits eingetretene Zurückhaltung in der Automobilnachfrage durch
die Endverbraucher sowie die Maßnahmen für die Einhaltung der Hygiene- und

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Schutzmaßnahmen in der Produktion, die sich auf die Produktivität auswirken. Dennoch ist zu
betonen, dass ein Wiederhochlauf der Produktion dieser Zeitachse nur dann erfolgen kann,
wenn die Nachfrage durch staatlich getriebene Subventionsmaßnahmen angekurbelt wird.

3.5.   Einschätzung der Umsatzentwicklung für mittelständische Automobilzulieferer
der VIA Consult

Es lässt sich zusammenfassend sagen, dass davon auszugehen ist, dass im Jahr 2020 mit
einem Umsatzrückgang in Höhe von durchschnittlich 25-30 Prozent im Vergleich zu den
Planumsätzen zu rechnen ist.
Wir rechnen damit, dass im Jahr 2021 ein durchschnittlicher Umsatzrückgang in Höhe von ca.
10-15 Prozent eintreten wird.
Es ist zu beachten, dass diese Umsatzentwicklung nur dann eintreten wird, wenn die Nach-
frage nach Automobilen, sowohl für PKW als auch für Nutzfahrzeuge, durch staatliche Kauf-
anreize kurzfristig angekurbelt wird.
Aufgrund der großen Hebelwirkung der Automobilbranche ist für die gesamte deutsche Wirt-
schaft und insbesondere für die Region Südwestfalen ein schneller und nachhaltiger Hochlauf
der Automobilbranche von elementarer Bedeutung. Hierzu ist seitens der Politik die Schaffung
von geeigneten Rahmenbedingungen in einer unsicheren Zeit ein absolut notwendiger Faktor.
Wir unterstützen daher die im Anhang zu diesem Papier dargestellten Prämissen des VDA für
die Ausgestaltung einer Neustart-Strategie.

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4. Handlungsempfehlungen

Wir haben die unmittelbar notwendigen Handlungsfelder definiert, die zwingend erforderlich
sind, um den eigenen Gestaltungsspielraum in der Covid-19-Krise möglichst hoch zu halten.

Ausgewählte Unterstützungsleistungen der VIA Consult im Rahmen der unmittelbar
notwendigen Handlungsfelder:

   1. Sichtung und Auswahl von geeigneten staatlichen Unterstützungsmaßnahmen zur
       Sicherung der Liquidität mit Hilfe von internen Liquiditätsmanagement-Maßnahmen

   2. Aufbau einer integrierten Planrechnung, bestehend aus Ergebnis-, Liquiditäts-,
       Bilanz-, Investitions-, und Kapitalbedarfsrechnung zur Bestimmung einer ganzheit-
       lichen Positionsbestimmung des Unternehmens und zur Identifizierung von Risi-
       kopositionen

   3. Simulation von Best- und Worst-Case Szenarien und ihre Auswirkungen auf den
       Handlungsspielraum des Unternehmens und Ableitung von strategischen und operati-
       ven Handlungsoptionen

   4. Sicherstellung der operativen Handlungsfähigkeit und Umsetzung der erforderlichen
       Hygiene- und Schutzmaßnahmen

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5. Quellenverzeichnis

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       Paradies: Südwestfalen – Alles echt! Zugriff am 18.10.2018. Verfügbar unter http://re-
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Schmucker, C. (2020). Corona-Pandemie und die Folgen für die Weltwirtschaft: Gemeinsame
       Aktion der G7 ist notwendig. (DGAP Kommentar, 9). Berlin: Forschungsinstitut der
       Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik e.V..

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Verband der Automobilindustrie. (2020, Mai 5). Positionspapier - Für einen Neustart aus der
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Werner, H. & Crone, A. (2008). Operative Sanierung von Automobilzulieferbetrieben. Entste-
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6. Anhang

A.1 Orientierungswerte zur Berechnung der Umsatzprognosen 2020 und 2021

                                                                       Progonose der Umsatzerlöse und Abweichungen
                                                                                für die Jahre 2020 und 2021
        120%                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         120%

        100%                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         100%

         80%                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         80%

         60%                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         60%

         40%                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         40%

         20%                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         20%

          0%                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         0%
                                          März '20

                                                                                                                                                                                                     März '21
                                                                 Mai '20

                                                                                                              September '20

                                                                                                                              Oktober '20
                                                     April '20

                                                                                                                                            November '20

                                                                                                                                                           Dezember '20

                                                                                                                                                                                                                April '21

                                                                                                                                                                                                                            Mai '21

                                                                                                                                                                                                                                                                         September '21

                                                                                                                                                                                                                                                                                         Oktober '21
               Januar '20

                                                                                                                                                                                                                                                                                                       November '21

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                      Dezember '21
                                                                                                                                                                          Januar '21
                            Februar '20

                                                                           Juni '20

                                                                                      Juli '20

                                                                                                 August '20

                                                                                                                                                                                       Februar '21

                                                                                                                                                                                                                                      Juni '21

                                                                                                                                                                                                                                                 Juli '21

                                                                                                                                                                                                                                                            August '21
                                  Umsatzprognose                                                                  Umsatzabweichungen zur Vor-Corona-Planung                                                                                                                                            Trendlinie

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Seite 32 von 38
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VIA Consult – Prognose der wirtschaftlichen Entwicklungen infolge der Covid-19-Pandemie
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A.2 Umsatzprognose für 2020 und 2021 (Spanne der Minimal- und Maximalwerte)

                           Anteil Umsatz der Vor-Corona-Planung für 2020
     Monat                   Minimum              Mittelwert            Maximum
     Januar                    100%                  100%                  100%
     Februar                   100%                  100%                  100%
     März                       80%                   90%                   95%
     April                      25%                   30%                   35%
     Mai                        30%                   40%                   50%
     Juni                       35%                   45%                   55%
     Juli                       50%                   55%                   60%
     August                     60%                   65%                   70%
     September                  65%                   70%                   80%
     Oktober                    70%                   75%                   80%
     November                   75%                   80%                   90%
     Dezember                   80%                   85%                   95%
     Gesamtjahr                 64%                   70%                   76%

                                                                                       Seite 33 von 38
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                         Anteil Umsatz der Vor-Corona-Planung für 2021
   Monat                   Minimum              Mittelwert            Maximum
   Januar                     80%                   85%                   90%
   Februar                    80%                   85%                   90%
   März                       80%                   90%                   95%
   April                      85%                   90%                   95%
   Mai                        80%                   85%                   90%
   Juni                       80%                   85%                   90%
   Juli                       80%                   90%                   90%
   August                     80%                   90%                   90%
   September                  90%                   95%                   95%
   Oktober                    90%                   95%                   95%
   November                   90%                  100%                  100%
   Dezember                   95%                  100%                  100%
   Gesamtjahr                 84%                   91%                   93%

                                                                                     Seite 34 von 38
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