Restwasser in Fliessgewässern - notwendig und umstritten - Pro Natura Bern

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Restwasser in Fliessgewässern - notwendig und umstritten - Pro Natura Bern
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Restwasser in Fliessgewässern –
notwendig und umstritten
                                                                   Die renaturierte Emme bei Altisberg nördlich Utzenstorf. Foto: A. Kirchhofer

Das Gewässerschutzgesetz verlangt angemessene Restwassermengen in                            Wieviel Restwasser ist ökologisch
den von Kraftwerken genutzten Fliessgewässern und die Restwassersanie-                       notwendig?
rung von altrechtlichen Konzessionsstrecken. Doch der Vollzug läuft, wie                     Die Restwassermengen orientieren sich in
verbreitet im Naturschutz, schleppend. Die untere Emme bietet ein Fallbei-                   der Regel am natürlichen Niederwasserab-
spiel dafür und zeigt den Konflikt um entschädigungspflichtige Restwasser-                   fluss, da dieser die ganzjährig biologisch
sanierungen in Auengebieten. Der Emmeabschnitt ist Ziel der Exkursion an-                    produktive Fläche des Gewässers bestimmt.
lässlich der Delegiertenversammlung vom 2. Mai.                                              Die Restwassermenge darf demnach nicht
                                                                                             zu einer wesentlichen Reduktion dieser be-
Fliessgewässer sind die Lebensadern unse-    Muscheln, Schnecken und Fische. Weiter          netzten Fläche führen. Weiter muss die
rer Landschaft und von grösster Bedeutung    die Strömung, die mit steigendem Abfluss        Mindestwassertiefe für die Fischfauna ge-
für die Biodiversität. Gleichzeitig dienen   zunimmt und mit ihr die Lebensraumviel-         währleistet sein. Die Fische benötigen im
die Fliessgewässer auch der Energiepro-      falt. Für grössere Tiere kommt als weiterer     Normalfall mindestens die zweieinhalbfa-
duktion und sind ein wichtiger Pfeiler der   wichtiger Faktor die Wassertiefe hinzu, da      che Körperhöhe, damit sie im Wasserkör-
schweizerischen Energieversorgung. Bei       diese bestimmt, ob die Tiere im Gewässer        per frei zirkulieren können. In einem Ge-
der Nutzung ist das verbleibende Restwas-    frei zirkulieren können. Die freie Wande-       wässer mit einem Bachforellenbestand be-
ser – der nach der Fassung im Flussbett      rung flussaufwärts und -abwärts ist insbe-      trägt diese notwendige Wassertiefe an der
verbleibende Abfluss – für das Ökosystem     sondere für die Fischfauna von zentraler
Fliessgewässer entscheidend und überle-      Bedeutung. Etwa um nach einem Hoch-                                    Fortsetzung auf Seite 3
benswichtig. Es bestimmt einmal die Aus-     wasser wieder in den angestammten Le-
dehnung des Lebensraums für Bewohner         bensraum zurückzukehren oder um die
wie Algen, Insektenlarven, Kleinkrebse,      Fortpflanzungsplätze zu erreichen.

                                                                                                                                  Bern • Berne
Restwasser in Fliessgewässern - notwendig und umstritten - Pro Natura Bern
EDITORIAL

                                                Nein zum revidierten
                                                Jagdgesetz!
                                                Liebe Pro Natura Bern Mitglieder               müssen. Mehr noch, die allgemeine Biodi-
                                                                                               versitätskrise hätte für das Parlament bei
                                                Im Wonnemonat Mai steht für uns viel auf       der Revision des JSG eigentlich Grund ge-
                                                dem Spiel, denn wir wollen eine wegwei-        nug sein müssen, den Druck auf die Natur
                                                sende Abstimmung gewinnen. Worum               und geschützte Tierarten zu verringern
                                                geht es? Nach der total verunglückten Re-      statt zu erhöhen.
                                                vision des bisher geltenden und recht gut      Pro Natura Bern will während des Abstim-
     Spendenaufruf
                                                austarierten eidgenössischen Jagd- und         mungskampfes im Kanton Bern verhin-
     Unterstützen Sie uns im Ab-                Wildschutzgesetzes (JSG) haben diverse         dern, dass wir auf einen Stadt-Land Gra-
     stimmungskampf gegen das re-               Umweltverbände unter Führung von Pro           ben zufahren. Als pragmatische Organisa-
     vidierte Jagdgesetz! Jede Spen-            Natura das Referendum ergriffen. In weni-      tion   hängen       wir   keinen    wolkig-
     de auf Postkonto 30-5640-2,                ger als drei Monaten sind in der Schweiz       ideologischen Ideen nach, sondern neh-
     lautend auf Pro Natura Bern,               gegen 100 000 Unterschriften zusammen-         men die Landbevölkerung ernst, wenn die
     mit Vermerk «Jagdgesetz» ist               gekommen! Auch im Kanton Bern haben            Präsenz und das Verhalten der Grossraub-
     willkommen. Herzlichen Dank.               wir eifrig gesammelt – ein Dank dafür geht     tiere im Berner Oberland und im oberen
                                                auch an Sie, liebe Leserin und Leser.          Emmental problematisch werden. So hat-
                                                Doch jetzt kommt der nächste Schritt. Am       te Pro Natura einer moderaten Erleichte-
Inhalt
                                                17. Mai steht die entscheidende Abstim-        rung der Wolfsregulation zugestimmt. Und
2 Editorial                                     mung an. Das neue Jagdgesetz (vielmehr         im Zusammenleben mit dem Biber spielt
                                                Abschussgesetz) muss mit einem klaren          Pro Natura Bern mit der Aktion Biber & Co.
4 Natur im Siedlungsraum
                                                NEIN abgelehnt werden. Warum? Vor fünf         erfolgreich eine zentrale Rolle bei der Suche
5 40 Jahre Pro Natura Jura bernois              Jahren wurde eine Revision des bestehen-       nach Lösungen in Konfliktfällen. So soll es
                                                den Jagdgesetzes angegangen, um den bis-       doch sein, nicht wahr? Wir wollen bei die-
6 Projektnews
                                                her geltenden, relativ weitgehenden Schutz     ser wichtigen Abstimmung weiterhin unse-
7 Aus den Regionalsektionen                     des Wolfs zu lockern und regulierende Ein-     re Rolle als Vermittlerin von Kompetenz und
                                                griffe in ihre Bestände zu erleichtern (eine   Fakten und als verlässliche und besonnene
8 Einladung Delegiertenversammlung
                                                Regulation des Wolfs ist aber bereits jetzt    Partnerin einnehmen, für Stadt und Land.
                                                möglich und wurde schon praktiziert). Im       Wir legen den Fokus auf Fakten und wollen
                                                Lauf des parlamentarischen Prozesses           keine Märchenstunden. Das hat niemand
                                                wurden immer mehr Begehren ins Gesetz          verdient und dient der Sache nicht.
Impressum
                                                gepackt. Neu würden Abschüsse möglich,         Jetzt sind wir auf Ihre Hilfe angewiesen –
Mitgliederzeitschrift von Pro Natura Bern und
ihren Regionalsektionen.                        ohne dass diese Tiere grosse Schäden ver-      jede Stimme zählt. Lassen Sie sich verneh-
Beilage zum Pro Natura Magazin 2/2020
                                                ursacht haben und ohne dass zuvor Prä-         men in Leserbriefen und melden Sie sich
(März 2020).
Erscheint zweimal jährlich.                     ventionsmassnahmen ergriffen wurden.           bei uns, wenn sie aktiv sein wollen. Pro
                                                Ausserdem soll der Bundesrat neu weitere       Natura Bern dankt Ihnen allen für die Un-
Herausgeberin:
Pro Natura Bern                                 geschützte Arten, sogar Arten der Roten        terstützung und sagt MERCI für ein NEIN
                                                Liste, zur Regulation freigeben können,        am 17. Mai. Ich wünsche Ihnen einen
Geschäftsstelle:
Schwarzenburgstrasse 11, 3007 Bern              beispielsweise Luchs, Biber, Fischotter        wunderschönen Frühling.
Telefon 031 352 66 00                           oder Gänsesäger. Ebenfalls neu soll die        		            Verena Wagner-Zürcher,
E-Mail: pronatura-be@pronatura.ch
Internet: www.pronatura-be.ch                   Entscheidung über Abschüsse bei den Kan-                     Präsidentin Pro Natura Bern
Postkonto: 30-5640-2                            tonen, statt wie bisher beim Bund liegen,
Redaktion:                                      was in dieser Form wohl verfassungswid-
Jan Ryser                                       rig ist. Ein kantonaler Wildwuchs und Ab-
Herstellung und Druck:
                                                schüsse auf Vorrat sind damit garantiert.
Vogt-Schild Druck AG, Derendingen               Kurz, das Fuder wurde überladen, und es

Auflage:
                                                war klar, dass die Umweltverbände sich ge-
23 000 (deutsch und französisch)                gen die massiven Lockerungen wehren

2 | Pro Natura Lokal 2020
Restwasser in Fliessgewässern - notwendig und umstritten - Pro Natura Bern
GEWÄSSERSCHUTZ

Fortsetzung von Seite 1

tiefsten Stelle im Querprofil im Allgemei-
nen ca. 20 cm. Kommen auch grosse See-
forellen oder in absehbarer Zeit gar Lachse
vor, muss die Mindestwassertiefe auf 40 cm
erhöht werden. Diese Mindestwassertiefen
dürfen höchstens auf ganz kurzen Strecken
leicht unterschritten werden, sonst ist der
Wanderweg unterbrochen.
Ein weiterer Aspekt der Restwassermenge
hat mit unserer menschlichen Wahrneh-
mung der Landschaft zu tun. Ein Fluss oder
                                               Oberwasserkanal und Kraftwerk im Bereich Altisberg. Foto: J. Ryser
ein Bach ohne Wasser wird nicht als sol-
cher wahrgenommen und für den Betrach-
ter fehlen mit dem Lichtspiel der Wellen,      digt werden. Der Bundesrat hat seinerzeit           zeugt. Die beiden Fassungen müssen
dem Rauschen des Wassers und der Strö-         festgelegt, dass die Restwassersanierungen          gemäss gültigen Konzessionen noch für
mung ganz wesentliche Bestandteile einer       bis Ende 2007 abgeschlossen sein müssen.            mehrere Jahrzehnte kein Restwasser an die
Gewässerlandschaft. Das Landschaftsbild        Diese Frist wurde angesichts des schlep-            Emme abgeben. Damit sind sie definitiv
und der subjektive Eindruck des Betrach-       penden Vollzugs durch die Kantone bis               sanierungspflichtig gemäss Gewässer-
ters sind demnach ebenfalls wichtige Grös-     Ende 2012 verlängert.                               schutzgesetz. Die Restwassersanierung
sen, die für die Festlegung der minimalen                                                          wurde zwar angegangen, blieb jedoch im
Restwassermengen relevant sind.                Die Situation im Kanton Bern                        Konflikt der Ansprüche, oder aufgrund feh-
Die Gewässer gehören in der Schweiz der        Von den gesamtschweizerisch zu sanieren-            lenden Willens, stecken. Die Restwasser-
Allgemeinheit. Damit ein Bach oder ein         den gut 1000 Wasserfassungen waren Ende             strecke der oberen dieser Fassungen liegt
Fluss für die Stromerzeugung genutzt wer-      2018 deren 87% in 17 Kantonen saniert.              in einem Auengebiet von nationaler Be-
den darf, braucht der Nutzer eine Bewilli-     Im Kanton Bern waren Ende 2016 noch 11              deutung, was zur Folge hat, dass hier
gung (Konzession). Darin werden gewisse        der 52 sanierungspflichtigen Fassungen              wahrscheinlich eine Sanierung mit Ent-
Regeln definiert, die sich auf die relevan-    ohne Sanierungsverfügung. Ende 2018 hat             schädigung der Produktionsausfälle not-
ten eidgenössischen Gesetze abstützen,         sich der Kanton Bern nicht an der Umfra-            wendig wäre.
namentlich das Gewässerschutzgesetz und        ge des Bundes beteiligt. Mit über 20%               An der Exkursion anlässlich der Delegier-
das Bundesgesetz über die Fischerei. Die       nicht sanierten Fassungen gehört der Kan-           tenversammlung vom 2. Mai (siehe Seite 8)
Bundesverfassung verlangt seit 1975, dass      ton Bern zu den sechs schlechtesten Kan-            werden die Delegierten und Gäste von Pro
die Kantone für angemessene Restwasser-        tonen beim Vollzug des Bundesgesetzes,              Natura Bern die Gelegenheit haben, die
mengen sorgen. In der Folge definierte das     dies 28 Jahre nach Inkrafttreten der ent-           Restwasserstrecke der Emme unterhalb Ut-
Gewässerschutzgesetz von 1992 Regeln           sprechenden Gesetzesartikel! Bei den Rest-          zenstorf sowie einen vom Kanton renatu-
zur Festlegung der Mindestrestwassermen-       wassersanierungen wurde unseres Wis-                rierten Abschnitt der Emme bei Altisberg
ge und hält weiter fest, dass für alle Was-    sens bisher keine einzige entschädigungs-           zu besichtigen. Dabei können wir die Um-
serfassungen, die vorher bewilligt wurden,     pflichtige Erhöhung der Restwassermenge             setzung der Restwassersanierungen im
die Kantone sogenannte Restwassersanie-        vorgenommen. Der Gesetzesvollzug ist so-            Kanton Bern und die konkreten Lösungen
rungen verfügen müssen. Dabei muss             mit nicht anders als im Naturschutz schlep-         am besuchten Emmeabschnitt diskutieren.
nicht die ökologisch notwendige Mindest-       pend und mangelhaft.                                Für Pro Natura Bern ist es von grosser Be-
restwassermenge abgegeben werden, son-                                                             deutung, dass die gesetzlichen Aufträge
dern nur so viel wie für den Bewilligungs-     Fallbeispiel Untere Emme                            endlich umgesetzt und auch entschädi-
inhaber wirtschaftlich vertretbar ist. Diese   Zwei der noch nicht sanierten Wasserfas-            gungspflichtige Sanierungen in Betracht
Bestimmung wurde seither mehrmals vom          sungen liegen an der unteren Emme, wo               gezogen werden. Damit die Wasserkraft
Bundesgericht präzisiert und auf 3–8%          die Nutzung der Wasserkraft für gewerbli-           umweltverträglich genutzt werden kann,
festgelegt. Befinden sich im Restwasser-       che Zwecke jahrhundertealte Tradition hat           sind ausreichende Restwassermengen ab-
perimeter Flächen, die durch Bundesinven-      und zu einem umfangreichen und komple-              solut zwingend.
tare geschützt sind (etwa Auen), so muss       xen Kanalsystem führte. Heute wird in die-                            Jan Ryser, Geschäftsführer
die Restwassermenge erhöht und der Be-         sem künstlichen Gewässernetz in mehre-
willigungsinhaber entsprechend entschä-        ren Kleinwasserkraftwerken Strom er-

                                                                                                                           Pro Natura Lokal 2020 | 3
Restwasser in Fliessgewässern - notwendig und umstritten - Pro Natura Bern
ARTEN- UND BIOTOPSCHUTZ

Lebensraum- und Artenvielfalt im
Siedlungsraum – konkret!
Das Potenzial des Siedlungsraums für die                                                                               Beispiel einer
                                                                                                                       artenreichen Oase
Förderung der Artenvielfalt ist unter Natur-
                                                                                                                       im Siedlungsraum:
schutzfachleuten unbestritten. Es wird                                                                                 Spätsommer-Garten
aber von Privaten wie von Behördenseite                                                                                mit üppiger Blüten-
                                                                                                                       pracht, die Bienen und
noch wenig genutzt. Durch Sensibilisie-
                                                                                                                       Schwebfliegen nährt.
rungsaktionen entsteht jedoch in der brei-                                                                             Foto: M. Gfeller
ten Bevölkerung zunehmend der Wunsch,
etwas für die Natur zu tun. Viele wissen
aber nicht wie und was. Es braucht des-
halb einen Anschub, Ideen und Unterstüt-
zung. Dabei helfen Vorträge, Exkursionen,
Workshops, Beratungsangebote oder Arti-
kel in der Lokalpresse. Die öffentliche
Hand braucht allenfalls Impulse für die
ökologische Böschungspflege und die der
Kommunal- und Restflächen im Siedlungs-        und eines Siedlungsraums mit hoher            Jagdgebiet an den Waldrändern des Ober-
raum, vom Flachdach des Werkhofs über          Artenvielfalt ein Herzensanliegen ist. Die    walds. Es war eine ausgezeichnete Zusam-
die Umgebungsgestaltung von Gemeinde-          Grundsätze sind:                              menarbeit mit dem Forstdienst, unterstützt
haus und Schulanlagen bis zu Blumenwie-        – Wir setzen uns mit konkreten Massnah-      durch das Sponsoring des Fledermausver-
sen anstatt Rasen auf dem Friedhof. Der          men und Vorstössen für unsere Ziele ein,    eins Bern. «Mir schänke nech e Hecke –
Siedlungsraum bietet unzählige Nischen         – wir wollen die Freude an der Artenviel-    weit dr eini?» Dieses Modell schlug gleich
für Insekten, Vögel, Reptilien, Amphibien        falt mit andern teilen, und                 bei mehreren Landwirten der Region ein.
und Kleinsäuger. Chancen liegen darin,         – wir geben Wissen und Erfahrungen wei-      Beim Gemeinderat wurde sodann der An-
Fallen zu entschärfen, Lebensraumelemen-         ter, wie die Artenvielfalt erhalten und     trag gestellt, die Grünpflege des Werkhofs
te aufzuwerten, zu vernetzen und Baupro-         gefördert werden kann.                      auf ökologische Böschungspflege umzu-
jekte gleich von Anfang an auf Biodiversi-     Die IG will eine breite Bewegung zu mehr      stellen. Bereits im Januar erfolgten dazu
tätsförderung auszurichten. Im Internet        Natur anstossen. Damit greift die Regional-   konkrete Gespräche. Seit letztem Herbst er-
und in einschlägigen Büchern gibt es Ide-      sektion Pro Natura Oberaargau das             scheint in der «Buchsi Zytig» monatlich ein
en zu Hauf. Let’s go!                          Schwerpunktthema «Natur im Siedlungs-         Beitrag mit Anregungen, wie man die Ar-
                                               raum» in ihrem Gebiet erstmals umfassend      tenvielfalt fördern kann und mit Wissens-
Konkrete Aktionen im Vordergrund               in einer motivierten Gemeinde auf. Die Er-    wertem zu dem, was kreucht und fleucht,
Und: Gemeinsam lässt sich noch viel mehr       fahrungen dienen uns für Nachfolgeprojek-     vom Ameisenlöwen bis zum Zaunkönig.
bewegen. Deshalb haben in Herzogen-            te in anderen Gemeinden. Die Anfragen         Im März gibt es den nächsten Vortrag in
buchsee fünf USOs zusammengespannt             sind bereits da. Kein halbes Jahr nach der    der Gemeindebibliothek, diesmal zum Po-
und 2019 eine «IG Biodiversität» gegrün-       Gründung war schon die erste Hecke ge-        tenzial der Gärten für die Biodiversität. Ge-
det. Ein einfacher Zusammenschluss mit         pflanzt. Nein, nicht eine Hagenbuchenhe-      folgt von wöchentlichen Beratungsabenden
vorläufig flachen Strukturen: dazu gehört,     cke in einer Gartenecke! Sondern zusam-       zu Themen wie Wasser im Garten, insek-
wer sich dazu zählt und die Ziele unter-       men mit der Burgergemeinde Herzogen-          tengerechte Pflanzen und Kleinstruk-
stützt. Der Anstoss kam durch den Vortrag      buchsee eine 200 m lange Hecke, die das       turen. Angedacht sind zudem ein Workshop
«Wie das Insektensterben vermieden wer-        kleine isolierte Wysshölzli wieder mit der    zum Bauen von Trockenmauern und eine
den kann». Die Organisatoren des Anlas-        Wildtierwanderroute durch den Oberwald        Aktion «Fledermäuse bei mir zu Hause –
ses wurden richtiggehend überrannt, so         verbindet. Die vereinzelt in der Allmend      Hilfe? Ja!». Seid ihr dabei?
hatte das Thema eingeschlagen. Dies zeigt,     noch vorhandenen Feldhasen und Herme-               Christian Gnägi,
dass viele aufgewacht sind. Die IG ist ein     line können sich wieder in Deckung von            Vizepräsident Pro Natura Oberaargau
Zusammenschluss engagierter BürgerIn-          Wald zu Wald bewegen und in der Hecke
nen der Region Herzogenbuchsee, denen          Junge haben. Die Fledermäuse vom Dorf
die Erhaltung einer naturnahen Landschaft      haben bald wieder eine Verbindung zum

4 | Pro Natura Lokal 2020
Restwasser in Fliessgewässern - notwendig und umstritten - Pro Natura Bern
REGIONALSEKTIONEN

Pro Natura Jura bernois feiert
40 Jahre Einsatz für die Natur
Ein bisschen Geschichte                       bernois. Das Buch bleibt die einzige Refe-       Kurzfilm über den natürlichen Reich-
Pro Natura Jura bernois, die französisch-     renz zu diesem Thema und stösst immer            tum der Region
sprachige Regionalsektion von Pro Natura      noch auf Interesse der Naturliebhaber und        Lassen Sie sich überraschen vom Film von
Bern, wurde am 18. Juni 1980 gegründet        der Öffentlichkeit. Heute, 30 Jahre später,      Blaise Droz. Er wird am 20. Juni 2020 wäh-
und wird seitdem von François Gauchat         hat sich das Bild unserer Naturreservate vie-    rend des festlichen Treffens in Savagnières
geleitet. In den Anfangsjahren wurden die     lerorts verändert, mit oder ohne menschli-       gezeigt.
Geschäfte ausschliesslich auf ehrenamtli-     che Einflüsse. Darüber hinaus konnten zum
cher Basis von Mitgliedern des Vorstandes     Glück neue Objekte von biologischem Inte-        Wettbewerb «Neue biologisch vielfältige
geführt. 1988 wurde es professioneller,       resse unter Schutz gestellt werden. Deshalb      Räume in den Gemeinden»
dank der Anstellung eines Geschäftsfüh-       plant Pro Natura Jura bernois, eine aktuali-     Pro Natura Jura bernois startet einen Wett-
rers in der Person von Alain Ducommun.        sierte und erweiterte Version des 1990 er-       bewerb, um die Umsetzung von beispiel-
Die Position wurde 2019 neu von Elisabeth     schienenen Buches herauszugeben.                 haften und innovativen Projekten zuguns-
Contesse besetzt.                                                                              ten der Natur in den Siedlungsgebieten un-
Es wäre schwierig, hier alle Themen auf-      «Art’gile & nature»                              serer Region zu unterstützen und zu
zuzählen, die in den letzten 40 Jahren be-    Eine unterhaltsame und kreative Aktivität        fördern. Möchten Sie die Artenvielfalt in
handelt wurden. Die wichtigsten und er-       für junge Leute. Dieses Projekt wurde von        Ihrer Gemeinde fördern, «Ihren» natürli-
folgreichsten Projekte waren aber sicher      der Groupe Jeunes + Nature Jura bernois          chen Raum schaffen? Melden Sie Ihre Ge-
das Inventar der Naturobjekte aller Ge-       vorgeschlagen. Anfang Juni, auf dem Weg          meinde für den Wettbewerb an! Die bes-
meinden des Berner Jura, die Renaturie-       zu einer Töpferwerkstatt, sammeln junge          ten Projekte werden während der Feierlich-
rung des Rouge-Eau in Bellelay (in Zusam-     Leute Blumen und Zweige, um Kunstwer-            keiten am 20. Juni 2020 vorgestellt und
menarbeit mit der Abteilung Naturförde-       ke zu schaffen, und sie lernen mit Ton zu        ihre Umsetzung wird finanziell unterstützt
rung), die Begleitung der Umsetzung der       arbeiten. Während der Feierlichkeiten am         werden. Ein Schreiben mit allen Details
ökologischen Ausgleichsmassnahmen der         20. Juni 2020 werden alle Kreationen aus-        zum Wettbewerb wird an alle Gemeinden
Vigier Ciments SA, der Beitrag zur Erhal-     gestellt und können bewundert werden.            im Berner Jura verschickt werden.
tung der Gipfelflora des Chasserals, meh-
rere punktuelle Projekte für gefährdete
Tierarten (Vögel, Amphibien, Schmetter-
linge, Wildbienen …), Schutz und Pflege
wichtiger Biotope mittels Abkommen mit
Gemeinden, die Gründung einer Gruppe
Jeunes + Nature Jura bernois, und die Teil-
nahme am Kauf und der Revitalisierung
von 5 ha des östlichen Teils des Marais des
Pontins (diese tolle Umsetzung – siehe Fo-
tos – ist Ziel der Nachmittagsexkursion
vom 20. Juni).

Projekte in naher Zukunft
Zum 40-Jahre-Jubiläum von Pro Natura
Jura bernois werden in diesem Jahr vier
besondere Projekte durchgeführt oder ge-
startet:

Publikation zu den Naturschutzgebieten
Die Broschüre «Les réserves naturelles du
Jura bernois» erschien seinerzeit zum                               Renaturierungsarbeiten im Moor von Les Pontins: Bau von Sperren in Gräben.
10-Jahre-Jubiläum von Pro Natura Jura                                                                           Foto: 18.10.2015, B. Amez-Droz.

                                                                                                                        Pro Natura Lokal 2020 | 5
Restwasser in Fliessgewässern - notwendig und umstritten - Pro Natura Bern
ARTEN- UND BIOTOPSCHUTZ

                                                                                                  Ort:	Maison Chasseral – Les Sava-
                                                                                                              gnières in 2610 Les Savagnières
                                                                                                              (Haltestelle «Savagnières, parc»
                                                                                                              der Buslinie St-Imier–Chasseral
                                                                                                  10.45 Uhr:	Offizieller Teil
                                                                                                  11.45 Uhr:	
                                                                                                             Apéro mit musikalischer Be-
                                                                                                              gleitung, Preisverleihung Wett-
                                                                                                              bewerb «Art’gile & nature» und
                                                                                                              «Neue biologisch vielfältige
                                                                                                              Räume in den Gemeinden»
                                                                                                  12.45 Uhr:	Mittagessen (mit Anmeldung)
                                                                                                  13.30 Uhr:	
                                                                                                             Präsentation eines Kurzfilms
                                                                                                              über den natürlichen Reichtum
                                                                                                              der Region
                                                                                                  14.00 Uhr:	Abmarsch Richtung Les Pon-
                                                                                                              tins, Besuch des vor vier Jah-
Nach der Umsetzung der Renaturierungsarbeiten stellt sich rasch ein neues ökologisches Gleich­
                                                                                                              ren renaturierten Moores (mit
gewicht ein. Foto: 6.9.2017, B. Amez-Droz.
                                                                                                              Anmeldung)
                                                                                                  16.30 Uhr:	Rückkehr zum Maison des Sa-
40 Jahre–Feier                                     Les Savagnières einzufinden, um an der                     vagnières
Am Samstag, 20. Juni 2020, sind alle un-           Feier zum 40-Jahre-Jubiläum von Pro Na-
sere Mitglieder und Unterstützer herzlich          tura Jura bernois teilzunehmen.                Feiern Sie mit uns den 40. Geburtstag von
eingeladen, sich beim Maison Chasseral –           Der Ablauf ist wie folgt:                      Pro Natura Jura bernois! Zur Anmeldung
                                                                                                  schicken Sie bitte bis am 20. Mai eine
                                                                                                  E-Mail an elisabeth.contesse@pronatura.
                                                                                                  ch, oder schreiben Sie an Pro Natura Jura
    Spenden willkommen                                                                            bernois, Printanière 40, 2720 Tramelan.
    Mit Ihrer Unterstützung kann Pro Natura Jura bernois wertvolle Lebensräume in                 Bitte Name, E-Mail-Adresse, Anzahl Perso-
    der Region schützen und neue Habitate schaffen. Spenden Sie an Postkonto 25-                  nen für das Essen und die Exkursion zum
    15682-6, lautend auf Pro Natura Jura bernois, mit Vermerk «Spende». Vielen Dank.              Moor Les Pontins angeben.
                                                                                                     Alain Ducommun & Elisabeth Contesse

Projektnews
Die Projektarbeit ist ein Schwerpunkt der          den, werden wir mit Unterstützung von          Weiherbau und Amphibienförderung ha-
Tätigkeit von Pro Natura Bern. Verschiedene        Bund, BKW Ökofonds, Ökofonds Energie           ben bei Pro Natura Bern eine lange Traditi-
grosse Projekte konnten aktuell abgeschlos-        Thun und Renaturierungsfonds dieses Jahr       on. Ebenfalls ab diesem Jahr soll ein neues
sen werden oder sind in Vorbereitung. So           ein neues fünfjähriges Projekt starten. Ziel   Weiherbauprogramm zur Förderung der
wurde das sechsjährige Förderprojekt zu-           ist wiederum die Sensibilisierung Betroffe-    stark gefährdeten Amphibienarten starten.
gunsten der Geburtshelferkröten im Em-             ner, aber auch erste Renaturierungen von       Momentan sind wir daran, die Finanzierung
mental und Oberaargau erfolgreich beendet.         zerstörten oder beeinträchtigten Quellen.      sicherzustellen. Danach sollen während
Gleichzeitig konnte auch die Erfolgskontrol-                                                      rund fünf Jahren Massnahmen in verschie-
le zu den Massnahmen 2007 bis 2010 fertig-         Im Aareraum Oberaargau sollen gestützt         denen Regionen umgesetzt werden, die
gestellt werden. Mehr Informationen dazu           auf die Grundlagenarbeiten der letzten         mithelfen sollen, Laubfrosch und Co. zu
folgen in einer späteren Ausgabe.                  Jahre verschiedenste Aufwertungsmass-          erhalten.
                                                   nahmen umgesetzt werden. Dazu gehören
Nachdem 2016–17 ein erstes Quellenpro-             Heckenpflanzungen, Bachrenaturierun-
jekt durchgeführt worden war, bei dem u.a.         gen, die Anlage von Kleinstrukturen und
mehr als 1000 Quellen inventarisiert wur-          anderes mehr.

6 | Pro Natura Lokal 2020
Restwasser in Fliessgewässern - notwendig und umstritten - Pro Natura Bern
REGIONALSEKTIONEN

Aktuelles aus den Regionalsektionen
Pro Natura Seeland                           Pro Natura Berner Mittelland                  na, Jahreszyklus, Ansprüche an Jagdle-
                                                                                           bensraum und Quartiere, Echoortung und
Engagement im Vorstand                       Fledermaus-Grundkurs Bern                     praktische Tipps für den Fledermaus-
und in Arbeitsgruppen                                                                      schutz.
                                             Wollten Sie schon immer mehr über die
Wir sind auf der Suche nach Leuten, die      heimliche Welt der 30 Fledermausarten der     Veranstalter: Fledermausverein Bern,
sich aktiv für die Natur einsetzen möch-     Schweiz erfahren? Im siebenteiligen Kurs      Kontakt: kurs@fledermaus-be.ch,
ten, sei es im Vorstand oder in einer der    (3 Theorieanlässe, Bestimmungsnachmit-        weitere Informationen:
beiden Arbeitsgruppen (Projekte, Baupu­      tag, 3 Exkursionen) wird ein breites biolo-   www.fledermausverein-be.ch > Aktuelles.
blikationen). Sind Sie interessiert oder     gisches und ökologisches Grundwissen zu
möchten Sie mehr Informationen? Dann         Fledermäusen vermittelt. Inhalte sind un-
nehmen Sie bitte mit unserem Co-Präsi-       ter anderem Mystik, Evolution, Arten-              Braune Langohrfledermäuse im Quartier.
denten Kontakt auf: Julien Stocker,          kenntnisse der heimischen Fledermausfau-                               Foto: B. Karwowska
www.julienstocker.ch, Tel. 077 409 91 64.

Senden Sie uns Ihre
Mailadresse!

Um unsere Mitglieder besser und einfa-
cher informieren zu können, etwa über be-
vorstehende Anlässe, Exkursionen und in-
terne Mitteilungen, möchten wir vermehrt
Infos per E-Mail verschicken. Dazu be­
nötigen wir Ihre Mailadresse. Schicken sie
uns doch dazu eine kurze Mitteilung an
seeland@pronatura.ch. Besten Dank.

                         taltungen
             llen Verans
Alle aktue
               auch unter
finden Sie                !
               tura-be.ch
www.prona
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    s m a n ife stations                     Pro Natura Region Thun
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                                                                                           Pro Natura Jura bernois
                                             Hauptversammlung und
                                             Vortrag                                       Assemblée générale
Pro Natura Oberemmental
                                             Mittwoch, 8. April 2020                       Vendredi 17 avril 2020
Hauptversammlung und
Vortrag                                      19.30 Uhr, Restaurant Rathaus, Velschen-      19h30, Salle du Battoir (bâtiment de l’admi-
                                             saal Dachstock, Gerberengasse 1, Thun.        nistration communale), Place du village 5,
Montag, 23. März 2020                        20.30 Uhr: «Natur mit Latour». Hanspeter      2518 Nods
                                             Latour erzählt uns von seinen Beobachtun-
19.00 Uhr, Gasthof Bären, Langnau i.E.       gen und Erlebnissen in der Natur und zeigt    Groupe Jeunes + Nature Jura bernois
(1. Stock)                                   Bilder dazu.                                  Sortie chaque premier samedi du mois.
20.00 Uhr: «Wildes Kirgisien».               Nach HV und Vortrag laden wir unsere          Pour tous les enfants de 6 à 14 ans. Pro-
Vortrag von Fritz Jakob.                     Gäste zu einem kleinen Imbiss ein.            gramme: voir pronatura-be.ch/jeunesse.

                                                                                                                  Pro Natura Lokal 2020 | 7
Restwasser in Fliessgewässern - notwendig und umstritten - Pro Natura Bern
AGENDA

Einladung zur Delegiertenversammlung
Samstag, 2. Mai 2020, 9.45 Uhr                      Delegiertenversammlung
Landgasthof Bären, Hauptstrasse 18,                 1. Protokoll der DV 2019
3427 Utzenstorf                                     2. Jahresbericht 2019
                                                    3. Jahresrechnungen 2019 und Revisorenberichte
                                                    4. Schwerpunkte 2020
Zug Bern ab 8.50 Uhr, Utzenstorf an 9.25 Uhr, von
                                                    5. Budgets 2020
dort ca. 4 Minuten Fussweg
                                                    6. Wahlen
                                                    7. Verschiedenes und Mitteilungen

                                                    Anschliessend Apéro und um 12.00 Uhr Mittagessen

                                                    13.45 Uhr: Exkursion
                                                    Die Emme ist wie viele Flüsse weitgehend verbaut und kanali-
                                                    siert und weist teilweise nur noch Restwasser auf, weil das
                                                    meiste Wasser Kraftwerken zugeführt wird. Andererseits gibt es
                                                    verschiedenenorts Anstrengungen zur Revitalisierung, und das
                                                    Gewässerschutzgesetz fordert Restwassersanierungen.
                                                    An der Emme nördlich von Utzenstorf können wir auf der
                                                    Exkursion (Strecke ca. 2,5 km) alle diese Aspekte besichtigen
                                                    und diskutieren.
                                                    Dauer bis ca. 16.15 Uhr. Rückfahrt zum Bahnhof und zum
                                                    Gasthof Bären.

                                                    Neben den stimmberechtigten Delegierten sind auch alle
                                                    anderen Mitglieder von Pro Natura Bern sowie Gäste
                                                    zu der ganzen Versammlung eingeladen.

                                                    Der Vorstand
Foto: J. Ryser

Anmeldetalon                                        Mittagessen: Anzahl Personen: Fleisch       vegetarisch
                                                    Exkursion:     Anzahl Personen:
(falls Sie nur an der DV am Morgen teilnehmen,
brauchen Sie sich nicht anzumelden)                 Name:     

                                                    Adresse: 

                                                    		        

                                                    E-Mail:   

                                                    Bitte vollständig ausfüllen und bis am 23. April 2020 einsenden an
                                                    Pro Natura Bern, Schwarzenburgstrasse 11, 3007 Bern,
                                                    oder per E-Mail: pronatura-be@pronatura.ch

                                                                                                 Pro Natura Lokal 2020 | 8
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