Rhododendron und Immergrüne Band 29 Juli 2020 - Deutsche Rhododendron-Gesellschaft
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Rhododendron Vorwort und Immergrüne Band 29 • Juli 2020 Deutsche Rhododendron und Immergrüne Band 28 Rhododendron-Gesellschaft3 |
Vorwort Rhododendron austrinumVorwort blüht nicht nur gelb Ralf Bauer, Offenburg Vor neun Jahren hat Ron Miller in der ame- von Rh. austrinum, als von Land aus (Abb. 2). rikanischen Zeitschrift »The Azalean« die Da das Boot kaum Tiefgang hat, konnten wir Frage gestellt, ob Rhododendron austrinum problemlos überall an den Ufern der Flüsse (Small) Rehder immer gelb blühe (Miller anlanden und uns von dort aus auch mal 2011). Klar doch, wird jetzt jeder denken. einige Meter ins Landesinnere vorkämpfen. Schon in der Erstbeschreibung (Small 1913) Daran gehindert wurden wir immer wieder steht, dass die Blüten gelb bis orange sind, von widerlich bedornten Smilax-Ranken, die woran auch alle späteren Autoren nie ei- sich wie Stacheldraht zwischen den Azaleen nen Zweifel gelassen haben. Vielmehr gehen spannten und die mit niedrigen Sabalpalmen manche davon sogar so weit, die häufig (Sabal minor), welche fast immer zusammen etwas kräftiger rot gefärbten Blütenröhren mit Rh. austrinum zu finden waren, und aller- von Rh. austrinum als Zeichen einer Hybri- lei anderem Gesträuch schier unentwirrbare disierung mit Rh. canescens zu werten, einer Dickichte bildeten (Abb. 3). Magnolia virgini- Art mit meist weißen bis rosa Blüten, die eine ana var. australis mit ihren duftenden Blüten rosa bis rote Röhre haben (Skinner 1955, und Taxodium distichum waren neben zahl- Galle 1987, Cox & Cox 1997, Towe 2004). losen anderen Arten die beiden auffälligsten Bäume der meisten Fundorte. Unsere blu- Durch die Fotos von wunderschön rosa tig zerkratzten Unterarme, unsere zahllosen blühenden Pflanzen am Escambia (Abb. 1) Moskitostiche, unsere von Schlamm und und am Yellow River bei Pensacola, Florida, Dreck bedeckten Stiefel und die täglich völlig USA (Abb. 4), in Millers Beitrag neugierig verschwitzten T-Shirts zeugen davon, dass geworden, fasste ich mir nach längerer Zeit wir dennoch und tatsächlich da waren und ein Herz und schrieb eine Mail an den mir bis uns die Pflanzen nicht nur aus sicherem Ab- dahin unbekannten Autor. Etwa zwei Wochen stand angeschaut haben. Diverse Schlangen, später war ich stolzer Besitzer Tausender Sa- zu Wasser schwimmend oder in den Azaleen men von verschiedenen Fundorten entlang still und unbeweglich drapiert und von Farbe der beiden Flüsse, die bei Rons Heimatstadt und Dicke perfekt einen Azaleen-Ast imitie- Pensacola in den Golf von Mexiko münden. rend, Frösche, Schildkröten, ein scheu vorbei Und es war gleichzeitig der Beginn nicht nur huschender Bobcat (eine Art pummeliger eines regen Mailaustausches, sondern auch Luchs), zahlreiche große und schön gefärbte noch der einer wunderbaren Freundschaft, Schwalbenschwänze (Papilio glaucus) und welche zahlreiche Reisen von mir in die Aza- auch einmal ein riesiger Alligator sorgten für leen-Gebiete im Südosten der USA in den die notwendige Zerstreuung. letzten Jahren nach sich zog. Doch solche Bootstouren auf zwar langsam Abb. 1: Rh. austrinum mit Sabal minor, Unsere Exkursionen machten wir fast immer dahin dümpelnden, aber dennoch wilden Escambia Delta. mit Rons flachem Jonboot, gelangt man doch und ungezähmten Flüssen bergen auch wirk- © Ralf Bauer von der Wasserseite der Flüsse viel einfacher liche Gefahren in sich, wie wir schmerz- und bequemer an die schönsten Fundorte haft erleben mussten. So übersahen wir | 8 Rhododendron und Immergrüne Band 29 9|
Rhododendron austrinum blüht nicht nur gelb Vorwort einmal auf dem Yellow River Form von Samen, Herbarmaterial, Ablegern Vorwort wenigen Pflanzen. Im Laufe der Monate einen knapp aus dem Was- und Gedanken, oder wir blieben draußen in Februar und März werden es immer mehr, ser senkrecht ragenden alten der Wildnis und suchten uns einen schönen bis dann der Höhepunkt der Blütezeit Ende Holzpfosten und fuhren mit Platz zum Campen. Auf letztere Weise hatten März, Anfang April erreicht ist. Die letzten relativ hoher Geschwindigkeit wir viel Muße beim Sitzen ums Lagerfeuer Pflanzen kann man Anfang Mai in Blüte auf ihn drauf. In einer Rille mit vielen tiefsinnigen Diskussionen über beobachten. Die Blütenstiele sind 1–1,6 cm des flachen Bodens unseres die mögliche Entwicklungsgeschichte der lang, mit Drüsenhaaren. Die Blüte ist etwa Bootes blieb die Spitze des amerikanischen Azaleen und waren mor- (4,5–)6–8,5 cm lang und 2,8–4,4 cm breit. Stumpfes stecken. Durch den gens wieder schneller bei den Pflanzen. Davon ist die mit Drüsenhaaren besetzte Ruck wurde Ron ins Wasser Steaks und grünen Spargel gönnten wir uns Röhre etwa 2–3 cm lang und 0,3–0,5 cm geschleudert. Er hatte gar abends drinnen wie draußen, nachdem es im Durchmesser. Am Ende erweitert sich keine Zeit gehabt, das Gas untertags meist nur Obst, so etwas Ähn- die Röhre abrupt und geht in die mehr oder wegzunehmen, und so drehte liches wie Käse oder Wurst und jede Menge weniger flach zurück gebogenen fünf Blüten- sich das Gefährt, praktisch Oreo-Kekse als Dessert gab. blätter über. Die Röhre ist grünlich, gelblich, aufgespießt auf dem Stück lachsfarben, rosa bis rot, und fast immer Holz, plötzlich rasend schnell Rh. austrinum ist tetraploid und bildet 2–5 m dunkler als die Blütenblätter und meist mit um die eigene Achse, da die hohe Sträucher, die von ihrer Basis her stärkerer Tendenz hin zu orangen, dunkel- Schraube mit dem Heck im- reich verzweigt sind und zumindest am Na- rosa oder roten Tönen. Die Blütenblätter mer noch im Wasser war, wäh- turstandort auch Ausläufer haben. Jüngere sind eiförmig-lanzettlich, 0,9–1,8 cm lang, rend der Bug weit in die Luft Triebe sind dicht behaart und weisen zu- 0,5–1,5 cm breit, wobei das oben stehende Abb. 2: Ron Miller mit Rh. austrinum am unteren Yellow River. aufragte. Ich hatte alle Mühe, sätzlich zahlreiche, dicht stehende, kleb- Blütenblatt stets das breiteste ist und einen © Ralf Bauer bei dieser unfreiwilligen Ka- rige Drüsenhaare auf (westlich des Alabama mehr oder weniger gelben Fleck haben kann russellfahrt nicht auch noch River am Escatawpa River viel weniger Drü- oder auch nicht. Die Farbe der Blütenblätter ins Wasser geschleudert zu sen und noch weiter westlich am Pascagoula ist vielfältig: weiß, blass- bis dunkelgelb, werden, und konnte nur lang- River praktisch keine Drüsen mehr). Die goldgelb, blass- bis dunkelorange, rötlich, sam Richtung Außenborder behaarten, eiförmigen bis länglichen Blätter lachsfarben, blassrosa bis rosa, selten ma- klettern, um endlich das Gas mit 0,3–0,5 cm langem Stiel werden etwa genta. Die fünf Staubfäden sind (4–)5–7,5 cm wegzunehmen. Wir brauchten (3–)6–11,5 cm lang und (0,5–)2,5–4,3 cm lang, in ihrer unteren Hälfte oder etwas da- fast eine geschlagene Stunde, breit, haben apikal ein kleines Spitzchen, rüber hinaus behaart, blassgrün, weiß, rosa, um unser Boot wieder flott zu auf der Unterseite ihrer Mittelrippe sind gelb, orange bis rot. Das Ovar ist 0,3–0,5 cm kriegen, denn es ließ sich ein- einige Drüsenhaare und auch am Blattrand lang, behaart, mit Drüsenhaaren, welche fach nicht von der Spitze he- nahe des Blattstiels (den Trieben analog am während des Erblühens oft noch nicht sicht- runterbekommen. Rons Brille Escatawpa und Pascagoula wieder weniger bar sind. Der Stempel ist (4,5–)5–8 cm lang, blieb dabei leider für immer bzw. keine Drüsen). Winterliche Blütenknos- zur Basis hin behaart, mit kleiner grüner in den Fluten verschwunden. pen stehen einzeln oder zu mehreren an Narbe, sonst ähnlich wie die Staubfäden Glücklicherweise war aber den Zweigenden des Vorjahres, mit befilzten gefärbt. Die zunächst grünen und bei Reife keinem von uns etwas pas- Schuppen, entlang deren Ränder sich Drü- trocknenden und braun werdenden Samen- siert, denn das hätte auch senhaare befinden (den Trieben analog am kapseln sind länglich, etwa 1,6–2,5 cm lang, anders ausgehen können. Escatawpa und Pascagoula wieder weni- mit Haaren und Drüsenhaaren. ger bzw. keine Drüsen). Pro Winterknospe Abends waren wir immer entfalten sich etwa (6–)10–18(–27) Blüten, Das Verbreitungsgebiet von Rh. austrinum er- Abb. 3: Dickicht von Rh. austrinum mit Sabal minor, Choctaw- entweder wieder bei Ron zu denen ein angenehmer Duft nach Vanille mit streckt sich entlang der US-amerikanischen hatchee Delta. © Ralf Bauer Hause in Pensacola und sor- etwas Nelke entströmt. Die Blütezeit beginnt Golfküste von der Florida-Panhandle im tierten unsere Mitbringsel in am Standort gegen Ende Januar mit einigen Osten bis ins Grenzgebiet von Alabama | 10 Rhododendron und Immergrüne Band 29 11 |
Rhododendron austrinum blüht nicht nur gelb Vorwort in meinem Beitrag ganz könnte sich bei den gelben bis orangen Rh. zwei Vorwort Arten vermischen. Nördlich davon, den auf Informationen von austrinum und den unbenannten weißen bis Yellow River flussaufwärts treten ebenfalls Ron zurückgreife. rosa Pflanzen um zwei verschiedene tetra- sowohl weiße bis rosa wie auch gelbe bis ploide Arten handeln. Dafür spricht, dass die orange Blüten auf, die Saison beginnt auch Auf seinen Touren hat weißen bis rosa Pflanzen zumindest am un- hier mit den weißen bis rosa Blüten. Je Ron irgendwann ein- teren Yellow River ein eigenes Verbreitungs- weiter sie fortschreitet, umso mehr gelbe mal bemerkt, dass die gebiet haben. Sie besiedeln für etwa 30 km gesellen sich dazu, bis am Schluss fast nur vor allem am unteren exklusiv den Unterlauf (siehe Karte in Abb. 2 noch gelbe beziehungsweise orange Blüten Yellow River, von sei- bei Bauer 2018). Ganz extrem selten ist mal da sind. Zahlenmäßig beherrschen aber die nem kleinen Delta bis ein blassgelbes Exemplar zu finden, ein ein- Pflanzen des gelben Farbspektrums den etwa 30 km Luftlinie ziges nahe der Mündung, dann erst wieder oberen Yellow River, die anderen sind viel flussaufwärts, zahlreich ein paar wenige weit entfernt von der Mün- seltener. Jedoch kennt Ron nahe dem Ort vorkommenden weiß dung, etwa südlich des Weilers Holt (Abb. 5). Opp in Alabama im Quellgebiet des Yellow bis rosa blühenden Nähert man sich der Stelle, wo der Shoal River einen Platz weit abseits vom Fluss, an Pflanzen, welche bis da- River in den Yellow River mündet, umso mehr dem weißrosa und gelborange Pflanzen ge- Abb. 4: Karte des Verbreitungsgebietes von Rh. austrinum. hin für Rh. canescens gelbe Pflanzen sind zu beobachten. Ein paar meinsam und gleichzeitig blühen. © Acme Mapper Google gehalten wurden, so Kilometer unterhalb gar nicht ins Bild von ty- des Zuflusses mi- pischen Rh. canescens schen sich weiße, und Mississippi im Westen (Abb. 4; siehe passen, sondern vielmehr ihren gelb bis rosa, blass- und auch Karte in Abb. 2 bei Bauer 2018, die den orange blühenden Brüdern gleichen (Miller dunkelgelbe, oran- zentralen Teil des Gebietes darstellt). Vor 2011). So weisen sie gelegentlich einen gel- ge oder rötlich gelb allem entlang der Flüsse stößt die Art etwa ben Fleck auf dem oberen Blütenblatt auf, geflammte Pflan- 80–160 oder sogar bis 200 km ins Inland bilden Ausläufer, haben dicht mit Drüsen- zen. Manche haben vor, reicht dadurch weit nach Alabama hinein haaren besetzte Triebe und Fruchtkapseln gelbe Flecken, an- und erreicht auch den Süden Georgias, das sowie Drüsenhaare an den Rändern der dere nicht. Die Vari- ja keinen Zugang zum Golf von Mexiko hat. Schuppen ihrer Winterknospen. All diese ationsbreite ist sehr Seit über 40 Jahren besucht Ron Miller re- Merkmale fehlen den typischen Rh. canes- hoch, es gibt auch gelmäßig die unterschiedlichsten Standorte cens in den tief liegenden Ebenen der süd- schwer zuorden- von Rh. austrinum in diesen Landstrichen. östlichen USA. Jedoch die gelben Rh. aus- bare Mischformen Ich darf mich glücklich schätzen, dass er mir trinum bei Pensacola sowie weiter östlich (Abb. 6–7). Kommt auf all unseren Reisen diese Orte gezeigt und nördlich davon haben all diese Merk- man früh in der Sai- hat und wir an vielen sogar mehrfach waren. male. Da die gelben Rh. austrinum stets ei- son, sind die wei- Im Frühjahr dieses Jahres wären wir gern nen tetraploiden Chromosomensatz und die ßen bis rosa Pflan- noch einmal länger an die Fundorte in Mis- weiß bis rosa Rh. canescens einen diploiden zen in der Mehrheit, sissippi (Pascagoula und Escatawpa River) haben, lag es natürlich nahe, den der weiß kommt man später, gegangen, da diese wegen Hochwassers im bis rosa blühenden Pflanzen vom unteren sind es die gelben Jahr zuvor nur schlecht zu erreichen waren. Yellow River zu untersuchen. Und Treffer! bis orangen. Ron Außerdem wollte er mir erstmals das Gebiet Dieser erwies sich bei allen getesteten Ex- nannte diesen Be- des Typ-Fundortes ganz im Osten des Ver- emplaren als tetraploid. reich (Miller 2011) breitungsgebiets am Apalachicola River bei die »Hybrid-Zone«, Chattahoochee (Florida) zeigen. Doch leider Wir haben lange und ausgiebig überlegt da man den Ein- Abb. 5: Typischer Farbquerschnitt von Rh. austrinum am unteren Yellow River, wurde wegen des Corona-Virus nichts daraus, und diskutiert, welche Schlussfolgerungen druck bekommt, es wobei in dem Strauß Gelb stark überrepräsentiert ist. © Ralf Bauer sodass ich, was letztere Gegend angeht, sich aus dieser Erkenntnis ziehen lassen. Es würden sich hier | 12 Rhododendron und Immergrüne Band 29 13 |
Rhododendron austrinum blüht nicht nur gelb Den Shoal River weiter aufwärts tretenVorwort zu- finden sich selten immer wieder einzelne unterschiedlichen Säure- und Sedimentge- Vorwort nur noch von einer, nämlich Rh. austrinum: nächst nur rosa Pflanzen auf, ganz wie am Pflanzen, die dem weißrosa Spektrum zuzu- halt der Flüsse einhergehen könnten. Etwas Erstens, weil immer wieder (wenn auch sel- unteren Yellow River. Erst weiter Richtung ordnen sind und diese blühen stets gleichzei- vereinfacht lässt sich sagen, dass entlang der ten) im gesamten Verbreitungsgebiet in den Quelle gibt es irgendwann gelbe bis orange tig mit ihren andersfarbigen Kameraden. Wo ganzjährig sehr sauren, klaren, teefarbenen gelben bis orangen Populationen ein paar Pflanzen. Es scheint also so, als würden sich kommen diese her, so weit vom Verbreitungs- Flüsse nur Rh. serrulatum wächst (Bauer weiße bis rosa Pflanzen auftreten und um- die beiden Ströme (der von Norden kommen- gebiet ihrer weißrosa »Art« entfernt? Und im 2018), aber weder Rh. austrinum noch die gekehrt auch. Zweitens, weil man die gelben de obere Yellow River mit gelben Blüten und Escambia Delta mischen sich generell alle weiß bis rosa blühenden tetraploiden Pflan- bis orangen von den weißen bis rosa Pflan- der in Ost-West Richtung fließende Shoal Farben noch bunter als in der »Hybrid-Zone« zen. Die betreffenden Flüsse sind meist zen wirklich nur durch ihre Blütenfarbe unter- bzw. untere Yellow River mit weißrosa Blüten) und blühen hier auch alle im Gegensatz zum kurz und kommen aus Gegenden mit sauren scheiden kann und sonst durch nichts. Zwei gegenseitig farblich »kontaminieren«. Einige Yellow River gleichzeitig. Das spricht eher Moorböden (Styx River, Perdido River, East separate Arten haben normalerweise noch gelbe Pflanzen sind in den Flusslauf mit den gegen die Theorie, dass zwei Arten mit leicht Bay River, Blackwater River-System, Black den einen oder anderen Unterschied mehr, weißrosa Blüten eingewandert und einige verschiedenen Blütezeiten Hybriden bilden. Creek im Chocatwhatchee Delta sowie viele egal wie subtil dieser sein mag. Hier werden weißrosa Exemplare in den Lauf mit den gel- Für dieses Rätsel muss es noch eine ande- unbenannte ganz kurze Creeks, die in die hoffentlich in Zukunft DNA-Untersuchungen ben Blüten. re Erklärung geben. Irgendein unbekannter großen alluvialeren Flüsse münden oder tote etwas mehr Licht ins Dunkel bringen. Auch Faktor scheint einerseits eine richtig gleich- Seitenarme von diesen sind). die bestäubenden Schwalbenschwänze (Pa- Man könnte nun die rosa Pflanzen als neue mäßige Durchmischung der Farben am Yellow pilio glaucus) machen ganz offensichtlich Art beschreiben und zur Tagesordnung über- River zu verhindern und andererseits an den Nimmt der Säuregrad nur etwas ab und die keinen Unterschied zwischen den beiden gehen. Doch so einfach ist es leider nicht, anderen Flüssen zu erlauben. Sedimentbelastung wenigstens gelegentlich Farbgruppen, deren intensiver Duft nach Va- denn in praktisch allen anderen mehrheitlich etwas zu, dann tritt immer noch Rh. serru- nille mit etwas Nelke bei beiden übrigens gelben bis orangen Populationen von Rh. aus- Uns ist aufgefallen, dass die unterschied- latum auf, es gesellen sich aber auch die ebenfalls identisch ist. trinum des gesamten Verbreitungsgebietes lichen Blütenfarben mit dem offenbar weißen bis rosa tetraploiden Pflanzen hinzu. Entlang der alluvialeren Flüsse, welche dann Wir sehen Rh. austrinum als eine Art, die meist auch weiter aus dem Hinterland kom- grundsätzlich in ihren Blüten sowohl gelben men, finden sich fast nur gelbe bis orange wie auch magenta Farbstoff bilden kann. Bei Rh. austrinum. Rh. serrulatum kommt dort dem magenta Farbstoff handelt es sich um nicht mehr vor. In seltenen Mischzonen, de- Anthozyane, oft auch Anthozyangemische, ren Säuregrad und Sedimentbelasung im Jah- die in der Epidermis lokalisiert sind. Gelb resmittel offenbar irgendwo zwischen denen färbend sind Carotinoide, die in Chromo- der etwas saureren und etwas alluvialeren plasten gebildet werden. Diese wiederum Flüsse liegen, kommen sowohl gelbe bis befinden sich im Mesophyll. Kommen An- orange Rh. austrinum als auch weiße bis rosa thozyane und Carotinoide gleichzeitig vor, tetraploide Pflanzen in etwa gleicher Menge ergeben sich alle auch bei Rh. austrinum be- vor. Dann gibt es noch die ganz großen allu- kannten Blütenfarben. Bei den gelben, bei vialen Ströme, die weit aus dem Innern des anderen Rhododendron auch roten Flecken Landes kommen. Hier wachsen überhaupt auf dem oberen Petalenzipfel, handelt es keine Rhododendron, da der pH-Wert einfach sich immer um subepidermale Ansamm- zu hoch und die Sedimentbelastung zu groß lungen von farbtragenden Zellen (Speth- ist. Dies ist zugegebenermaßen eine stark mann 1979, 1980). Es wäre sicher gerade vereinfachte Darstellung, vom Prinzip her ist bei Rh. austrinum wegen seiner Farbvielfalt sie für uns jedoch stimmig. interessant, näher zu untersuchen, welche Farbstoffe oder Farbstoffgemische genau Abb. 6–7: Typische Mischformen von Rh. austrinum in der sog. »Hybrid-Zone«, Yellow River. Angesichts folgender Tatsachen möchten vorhanden sind. Was ich hier nachfolgend © Ralf Bauer Ron und ich nicht mehr von zwei verschie- beschreibe, ist also nicht das Ergebnis che- denen tetraploiden Arten sprechen, sondern mischer Analysen, sondern ich beschreibe | 14 Rhododendron und Immergrüne Band 29 15 |
Rhododendron austrinum blüht nicht nur gelb nur das, was für uns visuell erkennbarVorwort ist. dem (Zitronen-)Gelb einen Stich ins Orange es in den Gebieten, wo gelbe bis orange und WirVorwort vermuten, dass sie hier zusammen mit Es entsteht beim Beobachten aber in der oder Rötliche verleiht. Umgekehrt gibt es weiße bis rosa Blüten gleichberechtigt vor- Rh. flammeum und Rh. canescens gedeiht. Tat der Eindruck, als hätten wir es hier unheimlich viele, bei denen jegliches Gelb kommen, fast unmöglich ist, zwei Pflanzen Wie schon erwähnt, musste diese Expe- nur mit zwei Farben zu tun, die sich unter- komplett fehlt und die dann reinweiß oder zu finden, die genau gleich gefärbte Blüten dition wegen des Corona-Virus leider ins schiedlich mischen. rosa in verschiedenen Abstufungen sind. haben. Diese Explosion an Variabilität ver- Wasser fallen. Parallel zum Apalachicola mittelt dem Betrachter dann verständlicher- fließt der Chipola River. Rh. austrinum ist Wird sowohl gelb als auch magenta ausge- Die zwei Farbtöne Gelb und Magenta werden weise den Eindruck von Hybriden, obwohl hier meist gelb bis orange. Südlich der Stadt bildet, erhalten wir, je nachdem wie viel von offenbar völlig unabhängig voneinander aus- eigentlich nur zwei Farben (gelb und magen- Marianna gibt es einen Fundort, an dem jeder Farbe produziert wird, blass- bis dun- gebildet. Je nach Intensität der einzelnen ta) mit unterschiedlichen Intensitäten und auch viele weiß bis rosa blühende Pflanzen kelorange oder sogar rötliche oder lachs- Töne und je nachdem, ob beide gleichzeitig Kombinationen spielen. zu finden sind. Hier gedeiht auch Rh. alaba- farbene Blüten. Wird nur gelber Farbstoff auftreten (sich also zu lachs, orange und rot mense. produziert, sind die Blüten blassgelb bis mischen) oder nur jeder alleine (blassgelb Schauen wir uns die unterschiedlichen Far- dunkelgelb. Wird nur magenta Farbstoff pro- bis tiefgelb bzw. blassrosa bis magenta), ben an den einzelnen Flüssen einmal von Am nächsten weiter westlich gelegenen, duziert, sind die Blüten blassrosa bis dun- entsteht eine endlose Fülle von Farbmög- Ost nach West an. Ganz im Osten des Ver- großen, sedimentreichen Flusssystem, dem kelrosa oder magenta. Fehlen beide Farb- lichkeiten. Dies umso mehr, als die Farbe der breitungsgebietes von Rh. austrinum liegt Choctawhatchee River, sind die Farben eben- stoffe, sind die Blüten weiß. Scheinbar wird Petalen offenbar unabhängig von der Farbe die Stadt Tallahassee. Diverse verfügbare falls gelb bis orange, wobei mich in seinem die Blütenfarbe durch den Säuregrad und der Röhre ist, und beide unabhängig von der Verbreitungskarten sowie Herbarbelege Delta die sehr zahlreich vorkommenden, die Sedimentlast der zugehörigen Flüsse Farbe der Staubfäden und des Stempels sind. deuten darauf hin, dass Rh. austrinum um wunderschönen Orangetöne außerordent- beeinflusst. Wir vermuten, dass Individuen, Die Farbe jedes dieser Organe scheint separat die Stadt herum und am benachbarten Och- lich fasziniert haben. Einige Blüten haben die keine gelbe Farbe ausbilden können, ei- codiert zu sein und vererbt zu werden, eben- lockonee River vorkommt. Ron konnte hier hier tief dunkelrote Staubfäden, ein sehr nen geringen Vorteil im saureren Milieu und so die Farbtiefe, also ob das Gelb oder das aber trotz intensiver Suche umgekehrt Individuen, die gelbe Farbe aus- Magenta nur blass oder intensiver erscheint. nie Pflanzen finden. Erst bilden können, einen Vorteil in etwas weni- Hierbei ist festzustellen, dass es vom Gelb am weiter westlich gele- ger saurer Umgebung haben. In der Garten- auf allen dieser Organe alle Farbsättigungen genen Apalachicola River kultur macht sich das nicht bemerkbar, wohl von ganz niedrig bis ganz hoch gibt, wäh- sind uns Fundorte bekannt, aber in freier Wildbahn, wo ein strenger rend vom Magenta auf den Petalen fast nur nahe der Stadt Chattahoo- Wettbewerb herrscht. Wer besser angepasst relativ schwache Sättigungen zu beobachten chee befindet sich in den ist, hat bessere Chancen und vermehrt sich sind, die sich dann als rosa oder mit Gelb Hügeln entlang des Flusses mehr. So bilden sich relativ leicht in man- zusammen als goldgelbe bis orange Farbtöne auch die Typ-Fundgegend. chen Gegenden Populationen heraus, die zeigen. Das Magenta auf den Petalen ist oft Die Blüten dieser Pflan- gelbe Farbe produzieren, und in anderen ungleichmäßig verteilt, tatsächlich scheint zen sind gelb bis orange, Gegenden solche, die das nicht tun. Sind es oft von der Rückseite der Petalen auf die selten gibt es auch weiße die Säure- oder Sedimentbedingungen in- Vorderseite durchzuschimmern. Auf Röhre, bis ganz blassrosa Blüten. termediär, dann haben auch beide Farben Staubfäden und Stempel kann die Sättigung Nördlich der noch in Flori- die gleichen Chancen, und es entsteht eine des Magenta auch tiefer sein. Grundsätzlich da gelegenen Stadt, im be- bunte Population. Die Mutation, welche die ist die Röhre fast immer dunkler und mehr nachbarten Georgia, ändert Farbe Gelb an- oder abschaltet, scheint aber Richtung rot (also eine Mischung aus magen- der Apalachicola seinen überall immer mal wieder aufzutreten, was ta und gelb) oder rosa gefärbt als die Petalen. Namen und wird zum Chat- die seltenen farblich fremden Einsprengsel Auch scheint sich völlig unabhängig zu ent- tahoochee River, der sei- erklärt, die es in jeder Population gibt. Gelb scheiden, ob auf dem obersten Blütenblatt nen Ursprung tief im Land wird übrigens viel öfter abgeschaltet als ein gelber Fleck in unterschiedlicher Größe hat. Entlang seiner Ufer ist magenta. Es gibt nur wenige Blüten, die und Farbtiefe ausgebildet wird oder nicht. die Art nicht zu finden, wohl Abb. 8: Rh. austrinum im Choctawhatchee Delta mit ganz reingelb sind, meist wird wenigstens Bei derartig vielen die Blütenfarbe bestim- aber an einem kleineren dunkelroten Staubfäden. © Ralf Bauer ein bisschen Magenta produziert, was dann menden Variablen verwundert es nicht, dass Seitenarm, dem Flint River. | 16 Rhododendron und Immergrüne Band 29 17 |
Rhododendron austrinum blüht nicht nur gelb wirkungsvoller Kontrast (Abb. 8)! Zwischen Vorwort Am Holmes Creek, einem Seitenarm des Ufer meist fest und gut über Sandpisten zu- Vorwort Flecken auf ihren oberen Blütenblättern auf, kleinen Sabalpalmen stehen die Pflanzen Choctawhatchee, waren die Blütenfarben gänglich sind (Abb. 15). Unter den hier gelb bilden sehr große und zum Teil auch hohe dicht im Unterholz des Auwaldes und am insgesamt etwas gelber. Hier faszinierten an bis orange blühenden Pflanzen hat mich Bestände. An einer Stelle entdeckte ich ein Ufer (Abb. 9), der Wald ist voll von Tausenden vielen Stellen unter Wasser stehende Wälder ein Exemplar mit rein zitronengelben Blüten ganz dunkelmagenta blühendes Exemplar und Abertausenden ihrer Blüten (Abb. 10). aus Sumpfzypressen (Taxodium distichum) begeistert. Die meisten Blüten leuchteten in (Abb. 18), dessen bewurzelter Ableger die- Große Schwalbenschwänze flattern immer und anderen Bäumen, die sich in der glatten einem Goldgelb, selten war auch mal eine ses Jahr erstmals in Kultur geblüht hat, wieder um sie herum und naschen am Nek- Oberfläche spiegelten. Mancherorts ragte dunkelorange blühende Pflanze zu finden allerdings etwas heller. In der Hoffnung, tar. Austrinum-Duft nach Vanille und Nelke das Ufer auch mehrere Meter steil empor, (Abb. 16–17). Die variablen Blütenfarben der dass sich die dunkle Farbe dann besser aus- liegt in der Luft. An einer Stelle haben wir sodass an diesen trockeneren und besser »Hybrid-Zone« am Zusammenfluss mit dem prägt, werde ich der Pflanze einen möglichst zwei Pflanzen gefunden, die dem weißen bis drainierten Plätzen auch Berglorbeer (Kal- Shoal River habe ich oben schon erwähnt. sonnigen Standort suchen. Hier gab es rosa Spektrum zuzuordnen sind. Eine war mia latifolia) in voller Blüte stand. Die Rh. Ihre Farbvielfalt ist aber nicht so spektakulär aber auch viele hochinteressante Begleit- ganz zartrosa, fast weiß, mit kräftig gelbem austrinum wuchsen meist ein wenig tiefer, wie im weiter westlich gelegenen Escambia pflanzen zu sehen: Viburnum nudum (siehe Fleck, die andere ganz zart lachsrosa, hatte näher am Wasser. Delta. Am unteren Yellow River wechseln Abb. 13 bei Bauer 2018, versehentlich als V. also auch minimalste Gelbanteile. Anson- sich normale Wälder mit verwunschen wir- nanum bezeichnet) und Styrax americanus sten traten ab und zu auch dunkel lachs- Weiter Richtung Westen ist der nächste Fluss kenden Taxodium-Sümpfen ab. Die hier fast mit seinen weißen, sternartigen Blüten, aus farbene Blüten auf, die allermeisten waren der Yellow River. Seinen oberen Teil haben ausschließlich weiß bis rosa blühenden denen auffällige gelbe Staubgefäße ragen. aber wie gesagt gelb bis orange (Abb. 11–14). wir nur von Land aus erforscht, da hier die Rh. austrinum weisen gelegentlich gelbe An Heidekrautgewächsen gab es u. a. Rh. Abb. 9: Dicht mit Sabal minor und Rh. austrinum bestandene Ufer im Choctawhatchee Delta. Abb. 10: Rh. austrinum, Choctawhatchee Delta. © Ralf Bauer © Ralf Bauer | 18 Rhododendron und Immergrüne Band 29 19 |
Rhododendron austrinum blüht nicht nur gelb Vorwort serrulatum, die faszi- Vorwort nierende immergrü- ne Lyonia lucida mit hell- bis dunkelrosa Blüten (Abb. 19) und Eubotrys racemosa mit hübschen, langen Rispen voll weißer Glöckchenblüten. Das nächste Fluss- system ist das des Blackwater River und seiner Nebenflüsse. Wie der Name schon andeutet, handelt es sich um einen eher sauren, ganz klaren Schwarzwasserfluss. Rh. austrinum ist hier entlang der Wasser- läufe praktisch nicht zu finden, nur Rh. ser- Abb. 15: Der obere Yellow River. rulatum. Es gibt aber © Ralf Bauer sehr wohl im Blackwa- ter River State Forest auch wenige Pflanzen abseits der Flüsse. entlang der Ufer dafür umso reichlicher Sie blühen meist gelb, seltener rosa und (Abb. 21). Vor allem das mit vielen Armen sind mindestens in einem Fall mit Rh. reich verzweigte Escambia Delta ist ein canescens vergesellschaftet, weshalb man wahres Paradies für Rh. austrinum, welches bei der Bestimmung schon genauer hingu- hier eine Farbenvielfalt entwickelt, die ih- cken muss: Rh. canescens hat ja im Gegen- resgleichen sucht. Diese Vielfalt übertrifft satz zu Rh. austrinum keine Drüsenhaare die der »Hybrid-Zone« des Yellow River bei an den Trieben. weitem. So präsentieren sich die Blüten in weiß, blassgelb bis dunkelgelb, goldgelb, Weiter Richtung Westen treffen wir auf blass- bis dunkelorange, rötlich, lachsfar- den Escambia River mit seinem reich ver- ben und blassrosa bis rosa. Hinzu kommen zweigten Delta (Abb. 20). Er kommt weiter die unterschiedlich getönten Blütenröhren aus dem Inland und führt dementspre- und Staubfäden und die unterschiedlich chend mehr Sediment mit sich. Rh. serru- ausgeprägten gelben Flecke. Fast keine latum kommt hier nur spärlich an kleinen Pflanze ist genau wie die andere, keiner Abb. 11–14: Rh. austrinum, Choctawhatchee Delta. Zuflüssen und toten Seitenarmen, die nicht kann vorhersagen, welche Farben hinter der © Ralf Bauer mehr mit Wasser vom Hauptstrom versorgt nächsten Flussbiegung oder im nächsten werden, vor. Rh. austrinum gibt es im Wald Seitenarm auf einen warten (Abb. 22–30). | 20 Rhododendron und Immergrüne Band 29 21 |
Rhododendron austrinum blüht nicht nur gelb Vorwort Ich möchte behaupten, dass Amerikanischen Königsfarn Vorwort dies einer der faszinierends- (Osmunda spectabilis) findet ten Orte in den gesamten man genauso wie die den USA ist, um einheimische Amaryllis ähnelnden Schön- Azaleen in ihrer Fülle zu lilien (Hymenocallis chocta- erleben. Da die Pflanzen wensis) mit ihren großen, praktisch nur mit dem Boot weißen, spinnenartigen Blü- zugänglich sind, haben bis- ten und blaue Iris virginica. her erst sehr wenige Rho- Neben großen Bäumen wie dodendron-Freunde dieses Taxodium distichum und Schauspiel erleben können. Magnolia virginiana var. Es erreicht Ende März, An- australis sind mir vor allem fang April seinen Höhepunkt die kleineren Cornus foemi- und setzt sich auch viele na mit Dolden winziger wei- Kilometer flussaufwärts ßer Blüten und Vaccinium außerhalb des Deltas fort arboreum mit weißen Glöck- (Abb. 31 und Titelbild dieses chenblüten aufgefallen. Heftes). Die Pflanzen ste- Von letzterem fanden wir hen meist auf dem leicht ein wahres Prachtexemplar, erhöhten Flussufer, ihre duf- das selbst für eine von Na- Abb. 18: Magentafarbene Blüten von Rh. austrinum am unteren tenden Blüten hängen sehr tur aus baumförmig wach- Yellow River. © Ralf gefällig über dem Fluss, la- sende Heidelbeere rekord- Bauer chen einen förmlich an und verdächtig schien (Abb. 32). laden zum Schnuppern ein. Doch im Pflanzenparadies Unter ihnen blühen gelbe gibt es nicht nur Schlangen, Teichrosen (Nuphar advena) die gerne aufmerksam auf im Wasser, Frösche hüpfen alten ins Wasser ragenden und Libellen sirren durch die Baumstämmen in der Sonne Gegend. Überall finden sich liegen, sondern auch Un- wieder zahllose der kleinen wetter. Es ist bemerkens- Sabalpalmen (Sabal minor), wert, und das gilt für alle Itea virginica steht an Land Populationen von Rh. aus- und im Wasser, und es ran- trinum in Meeresnähe, egal ken sich Amerikanischer an welchem Flusssystem, Blauregen (Wisteria frutes- dass bei Sturmfluten und cens), Gelsemium rankinii während der Hurricanes mit gelben, oleanderähn- das salzige Wasser von See lichen Blüten, Bignonia her in das Delta gedrückt capreolata mit meist roten, wird und die Pflanzen dabei seltener auch gelbbraunen überschwemmt werden. Ich Blüten und wilder Wein bin froh und glücklich, dass Abb. 16–17: Zitronengelbe und orange Blüten von Rh. austrinum am (Vitis rotundifolia) um die ich bereits vier Mal mit dem Abb. 19: Lyonia lucida, unterer Yellow River. oberen Yellow River. © Ralf Bauer Sträucher (ja, leider auch Boot und einmal von Land © Ralf Bauer stacheldrahtartiger Smilax). aus in dieses Paradies am | 22 Rhododendron und Immergrüne Band 29 23 |
Rhododendron austrinum blüht nicht nur gelb Vorwort Vorwort Abb. 20: Flusslandschaft im Escambia Delta. © Ralf Bauer Escambia eindringen und es genießen durf- te – bei stets schönem Wetter. Delta und Flussebene des Escambia sind von kleinen Hügeln eingerahmt, an deren zum Teil steil abfallenden Hängen auch einige wenige Exemplare von Rh. austrinum gedeihen, wir fanden hier sogar einen Klon mit tomatenroten Blüten (Abb. 33). Da die Hänge trockener sind als die Standorte direkt am Fluss, gedeihen hier auch Kalmia latifolia in der typischen südlichen Form mit wirklich wunderschönen großen Blüten, Abb. 21: Rh. austrinum mit Nuphar advena, deren Qualität hundertmal besser ist als Abb. 22–30: Einzigartige Variabilität von Rh. austrinum im Escambia Delta. Escambia Delta. © Ralf Bauer die der Blüten aus den Appalachen. Da- © Ralf Bauer zwischen finden sich große Bestände von | 24 Rhododendron und Immergrüne Band 29 25 |
Rhododendron austrinum blüht nicht nur gelb Vorwort Illicium floridanum mit dunkel samtroten dieser Populationen sind blass- bis Vorwort Blüten (Abb. 34) und auch Rh. canescens. dunkelgelb, lachsrosa, orange oder Stewartia malacodendron ist hier genauso mit orangeroten Einsprengseln. zu Hause wie die immergrüne Magnolia Der wichtigste Unterschied zu allen grandiflora, die gelbblütige Magnolia acu- Rh. austrinum östlich des Alaba- minata (Abb. 35) und Magnolia pyramidata ma River ist jedoch die Tatsache, mit großen, weißen Duftblüten. dass die Pflanzen am Escatawpa kaum noch Drüsenhaare entlang Weiter nach Norden wird der Escambia an ihrer jungen Zweige aufweisen und der Grenze zu Alabama zum Conecuh River. am Pascagoula überhaupt nicht Sein Bett ist tief in den Kalkstein eingeschnit- mehr. Dies gilt auch für ihre Blätter ten. Rh. austrinum kommt hier immer noch und macht es äußerst schwierig, vor, aber nicht mehr so zahlreich. Sehr viele sie ohne Blüten von Rh. canescens Abb. 31: Rh. austrinum am Escambia River. Pflanzen blühen gelb, einige weiße sind auch zu unterscheiden, das ebenfalls in © Ralf Bauer darunter. Richtige Rosatöne finden sich eher dieser Gegend reichlich vorkommt. nicht mehr. An einem Seitenarm, dem Sepul- ga River, hören die Kalksteinwände beim Ort Rh. austrinum ist eine äußerst kul- Brooklyn (s. Karte bei Bauer 2018, Abb. 2) turwürdige Gartenpflanze, die pro- plötzlich auf und gehen in eine Art graue Ton- blemlos in den Zonen 7–9 gedeiht, oder Lehmwände über. Ab hier gibt es nicht auch Zone 6 sollte an geeigneter Abb. 33: Tomatenrote Blüten von Rh. austrinum, Escambia mehr nur Rh. austrinum, sondern plötzlich Stelle noch gut möglich sein. Sie River. © Ralf Bauer taucht dazwischen auch noch Rh. canescens liebt sonnige bis halbschattige auf. Den Conecuh weiter flussaufwärts ver- Standorte, bei zu viel Schatten breitert sich dieser zum Gantt Lake. Hier gibt leidet jedoch die Blühfreudigkeit. es gelb blühendes Rh. austrinum zusammen Obwohl die Art häufig an Fluss- mit Rh. canescens und einer schönen, früh ufern zu finden ist, benötigt sie frei blühenden Form von Rh. minus mit beson- ausgepflanzt nur in den ersten Jah- ders großen Blüten. Überraschenderweise ren bei Regenmangel regelmäßige fanden wir dort sogar ein Exemplar von Rh. Wassergaben. Gut eingewurzelte aemulans (Syn. Rh. viscosum var. aemulans). Exemplare kann man auch längere Zeit sich selbst überlassen. Sie blü- Den Golf von Mexiko entlang weiter Richtung hen bei mir in Offenburg Ende April, Westen kommt im Grenzbereich zu Alabama Anfang Mai. Bei hoher Stickstoff- an den sauren Schwarzwasserflüssen Perdi- zufuhr ist das Wachstum rasant, do River und Styx River kein Rh. austrinum sodass man beim Düngen vielleicht mehr vor, nur noch Rh. serrulatum. Dann etwas zurückhaltender sein sollte. folgt der mächtige, sedimentreiche Alabama Außerdem bewirken zu hohe Dün- River, an dem überhaupt keine Rhododen- gergaben, dass noch im Sommer dron gedeihen. Erst in Mississippi taucht gebildete neue Primärtriebe nur Rh. austrinum wieder auf. Es findet sich im schwer aufhören zu wachsen und Bereich des Escatawpa River (Abb. 36) und dann bis zum Winter nicht aus- Abb. 32: Der Autor mit einem riesigen Exemplar am westlichsten Ende seiner Verbreitung gereift sind, was zu Schäden füh- Abb. 34: Illicium floridanum auf den Hängen über dem Es- von Vaccinium arboreum. © Ralf Bauer am benachbarten Pascagoula River (Abb. 37) ren kann, die sich allerdings leicht cambia River. © Ralf Bauer mit einigen seiner Nebenflüsse. Die Blüten durch Schnitt beheben lassen. | 26 Rhododendron und Immergrüne Band 29 27 |
Rhododendron austrinum blüht nicht nur gelb Vorwort Vorwort Abb. 35: Magnolia acuminata auf den Hängen über dem Escambia River. Abb. 36: Rh. austrinum, Escatawpa River. Abb. 37: Rh. austrinum, Black Creek (Pascagoula © Ralf Bauer © Ron Miller River). © Ron Miller Solche gut genährten Pflanzen behalten geränderten Blüten ist auch in Deutsch- Literatur: auch gern einen Teil ihres Laubes über land in Baumschulen erhältlich, rein gelb Bauer, R. (2018): Rhododendron serrulatum Small, J. K. (1913): Azalea austrina in Flora den Winter. Durch Frosttrocknis stirbt es blühende Pflanzen ebenso. Wer jedoch zwischen Wasser und Land in West-Flo- of the Southeastern U.S., ed. 2: 1356. dann aber irgendwann ab. Die anfangs auf- lieber etwas von dem hier abgebildeten rida. Rhododendron und Immergrüne Spethmann, W. (1979): Untersuchungen recht wachsenden und sich immer wieder Farbfeuerwerk haben möchte, der bestellt Band 26: 8–29. über das Zustandekommen der Blütenfarbe durch Primärtriebe von der Basis her ver- sich bei der Samenbörse unserer Rhodo- Cox, P. A. & Cox, K. N. E. (1997): The Encyclope- bei Rhododendron. Mitt. Dtsch. Dendrol. jüngenden Sträucher hängen mit feineren dendron-Gesellschaft ein paar Päckchen dia of Rhododendron Species. Glendoick Pub- Ges. 71: 125–143. Zweigen bald gefällig über. Sie sind zur von verschiedenen der in diesem Beitrag lishing, Perth. Spethmann, W. (1980): Flavonoids and Blütezeit ein sowohl visueller als auch ol- beschriebenen Funde. Galle, F. C. (1987): Azaleas. Timber Press, Carotenoids of Rhododendron Flowers and faktorischer Anziehungspunkt für jeden Be- Portland. their Significance for the Classification of trachter. Ausläufer habe ich in Kultur noch Miller, R. (2011): Is Rhododendron austrinum the Genus Rhododendron. Contributions keine gesehen. Geben Sie Ihren Pflanzen always yellow? The Azalean 33 (1): 4–9. towards a Classification of Rhododendron. einige Jahre Zeit, sich aufzubauen und zu Skinner, H. (1955): In Search of Native Aza- The New York Botanical Garden: 247–275. entwickeln. Große Blütenfülle und perfekt Dr. Ralf Bauer leas, 1st part. Morris Arboretum Bulletin Towe, L. C. (2004): American Azaleas. Tim- ausgeformte Blüten in guter Farbqualität 6 (1): 3–10. ber Press, Portland. kann man nicht gleich zu Anfang erwarten. Der Klon 'Millie Mac' mit gelben, weiß | 28 Rhododendron und Immergrüne Band 29 29 |
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