Saison 2019 / 2020 BASF-Kulturprogramm - The Big Four - BASF.com

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Saison 2019 / 2020 BASF-Kulturprogramm - The Big Four - BASF.com
Saison 2019 / 2020
 BASF-Kulturprogramm

The Big Four

José Cura &
Ungarisches Radio-Sinfonieorchester

„Argentinische Lieder“

Freitag, 28. Februar 2020, 20.00
BASF-Feierabendhaus
Programm

Hilda Herrera                    José Cura
(*1933)                          (*1962)
„Desde el fondo de ti“           „Pensé morir“

María Elena Walsh                1. Teil: ca. 50 min
(1930 – 2011)
„Postal de guerra“               Pause

Carlos Guastavino                Carlos Guastavino
(1912 – 2000)
Tres canciones                   „La rosa y el sauce“
   „Violetas“
                                 „Flores argentinas“
   „Pájaro muerto“
                                    „Cortadera, plumerito“
   „Donde habite el olvido“
                                    „Campanilla“
„Se equivocó la paloma“             „¡Qué linda la madreselva!“
                                    „La flor del aguapé“
„Prestame tu pañuelito“             „Ay, aljaba, flor de chico“
„El albeador“                    „Cuando acaba de llover“
„Romance de José Cubas“          „Yo, maestra“

                                 „Ya me voy a retirar“
Felipe Boero
(1884 – 1958)                    „Los días perdidos“
„Funeral Coya“                   „Las nubes“
                                    „Jardín antiguo“
                                    „Alegría de la soledad“
Alberto Ginastera
(1916 – 1983)
„Canción del árbol del olvido“   2. Teil: ca. 45 min

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José Cura                                                  2016 folgte „Turandot“ an der Opéra Royal de
                                                         Wallonie. 2017 wird seine Koproduktion von „Peter
  Nach dem Studium der Komposition und des
                                                         Grimes“ in Bonn und Monte Carlo, in der er auch
Dirigierens in seiner Heimatstadt Rosario zog José
                                                         in der Titelrolle debütierte, von der Presse als „ein
Cura 1984 nach Buenos Aires. Um Einblicke in das
                                                         meisterhafter Abend“ bezeichnet. 2018 wurde sein
Bühnenleben zu gewinnen, arbeitete er in einem der
                                                         „Nabucco“ an der Staatsoper Prag als „eine brillante,
professionellen Chöre des Teatro Colón, wo sich seine
                                                         durchdachte und integrierte Fusion von Bühnenbild,
Stimme zum unverwechselbaren, kräftigen und hellen
                                                         Beleuchtung und Kostüme“ gefeiert.
Tenor mit dunklen Baritontönen entwickelte, die ihn
später zu internationalem Ruhm führte.                     2014 stand im Zeichen von Curas Rückkehr zu seiner
                                                         Tätigkeit als Komponist: An der Südböhmischen Oper
  1999 nahm José Cura seine Dirigentenkarriere
                                                         fand die Uraufführung seines 1989 geschriebenen
wieder auf und arbeitete mit Spitzenorchestern wie
                                                         Stabat Mater und 2015 die Uraufführung seines 1988
London Philharmonia, London Symphony Orchestra,
                                                         geschriebenen Magnificat im Teatro Massimo Catania
Wiener Philharmoniker, Sinfonia Varsovia, Toscanini
                                                         statt.
Orchester und Ungarische Philharmonie in Opernauf-
führungen und sinfonischen Werken.                         Von 2015 bis 2018 war José Cura „Artist in
                                                         Residence“ der Prager Symphoniker. Dort fand 2017
  2007 fand die Weltpremiere von „La Commedia
                                                         die Weltpremiere seines Triptychons „Ecce Homo“
è finita“ statt, einer kreativen Neuinterpretation von
                                                         statt. 2019 wurde Cura zum ersten „Principal Guest
„Pagliacci“, gepaart mit Tanz und Pantomime, gestaltet
                                                         Artist“ in der Geschichte des Ungarischen Radio-
und inszeniert von José Cura, die den Beginn seiner
                                                         Sinfonieorchesters ernannt. Anfang des Jahres hat er
Karriere als Regisseur und Designer markierte.
                                                         die Weltpremiere seiner „Opera buffa ma non troppo,
  2010 entwarf er das Bühnenbild, führte Regie und       Montezuma und der Rote Priester“ an der Liszt Musik-
sang die Hauptrolle in Saint-Saëns „Samson et Dalila“    akademie in Budapest dirigiert.
am Badischen Staatstheater Karlsruhe. Der einstimmige
                                                            2015 wurde José Cura vom argentinischen Senat
Beifall des Publikums und der Kritiker für „Rondine“
                                                         mit dem Domingo Faustino Sarmiento-Preis geehrt für
an der Opéra de Nancy und „Cavalleria Rusticana“/
                                                         seine Leistungen in Bildung und Kultur. 2017 wurde er
„Pagliacci“ an der Opéra Royal de Wallonie, beide im
                                                         zum Professor Honoris Causa der Nationalen Univer-
Jahr 2012, besiegelte sein Ansehen als Regisseur
                                                         sität von Rosario ernannt.
von Rang und Namen.
  2013 wurde seine Produktion von „Otello“ am Teatro
Colón in Buenos Aires als eine der erfolgreichsten
Produktionen des Jahres ausgezeichnet. Seine
Inszenierung „A Scandinavian bohème“ (2015), eine
Neuproduktion von Puccinis „La Boheme“ für die
Royal Swedish Opera, wurde von Presse und Publikum
als eine der erfolgreichsten Produktionen dieses
renommierten Opernhauses gewählt.

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Ungarisches Radio-Sinfonieorchester                      langfristige Zusammenarbeit mit José Cura als Erster
                                                         Gastkünstler für das Ungarische Radio-Sinfonie-
  In den 75 Jahren seit seiner Gründung hat sich das
                                                         orchester, den Chor und den Kinderchor verkündet.
Ungarische Radio-Sinfonieorchester mit unzähligen
                                                         Führende Dirigenten und Solisten haben mit dem
Konzerten im In- und Ausland und mit seinen Rund-
                                                         Orchester gearbeitet, darunter Claudio Abbado,
funk-, Fernseh- und CD-Aufnahmen fast des gesamten
                                                         Martha Argerich, Péter Eötvös, Emil Gilels, Aram
Sinfonie- und Oratorienrepertoires einen Platz an der
                                                         Khachaturian, Otto Klemperer, Gidon Kremer, Neville
Spitze der Sinfonieorchester erobert. Kritiker loben
                                                         Marriner, Yehudi Menuhin, David Oistrach, Karl Richter,
einhellig seine klangliche Ausgeglichenheit, seine
                                                         Helmuth Rilling, Mstislav Rostropovich, Gennady
Flexibilität und seine Förderung zeitgenössischer
                                                         Rozhdestvensky, Paul Sacher, George Solti, Grigory
ungarischer Musik.
                                                         Sokolov oder Leopold Stokowski.
   Die Verbindung von Rundfunkarbeit und heraus-
                                                            Das Orchester gibt regelmäßig Konzerte in den
ragendem Musizieren ist vor allem Ernst von Dohnányi
                                                         großen Budapester Konzertsälen und erhält Einla-
zu verdanken, der 1931 zum Musikdirektor des Unga-
                                                         dungen zu Gastspielen in ganz Ungarn. Seit den späten
rischen Rundfunks ernannt wurde. Er initiierte 1936
                                                         1950er Jahren ist das Orchester auch häufig im Aus-
die Gründung des Kammerorchesters, das als Kern
                                                         land unterwegs und in den bedeutendsten Konzert-
des späteren Sinfonieorchesters gelten kann. Durch
                                                         sälen weltweit zu Gast. Als Begleitorchester ist es bei
das Radio war es das ungarische Orchester, das vor
                                                         Wettbewerben wie dem József Szigeti-Violinwettbe-
dem größten Publikum spielte, schon im Mai 1939 gab
                                                         werb, dem Liszt-Bartók-Klavierwettbewerb oder dem
es sein 1000stes Konzert. Das sich schnell erwei-
                                                         Dirigentenwettbewerb des ungarischen Fernsehens
ternde Repertoire erforderte eine Aufstockung des
                                                         zu sehen. Fast einhundert Filmmusikaufnahmen zeigen
Orchesters. Das Rundfunkorchester wuchs zu einem
                                                         ein weiteres Profil. Neben dem klassischen Repertoire
Sinfonieorchester heran, und es schien selbstverständ-
                                                         haben sie auch die Musik von Ennio Morricone für
lich, dass es nicht nur durch Rundfunksendungen,
                                                         „Fateless“, den Film nach dem Roman des unga-
sondern auch in Konzerten vor Publikum spielen
                                                         rischen Nobelpreisträgers Imre Kertész, eingespielt.
wollte. Neben dem umfangreichen sinfonischen Re-
pertoire hat das Orchester auch das Opernleben in
Ungarn entscheidend bereichert. In Konzerten mit
dem 1950 gegründeten Chor des Ungarischen Rund-
funks spielte das Orchester auch immer mehr der
wichtigsten Oratorien und Chorwerke des Repertoires.
  Die zahlreichen Konzerte mit Ádám Fischer eröffneten
Ende der neunziger Jahre ein neues Kapitel in der
Geschichte des Orchesters. 2004 wurde er musikali-
scher Berater, 2005 erster Gastdirigent und zwischen
2006 und 2008 Generalmusikdirektor und Chefdirigent
des Orchesters. Derzeit ist János Kovács ständiger
Dirigent des Sinfonieorchesters. 2019 wurde die

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„Argentinische Lieder“                                     voller Euphorie und dann aber auch voll tiefgründiger
                                                           Ruhe, was auf der unendlichen Weite und den Wand-
   Denkt man an argentinische Musik, so denkt man vor
                                                           lungen, die die Landschaft innerhalb eines Tages
allem an den Tango. Um das Jahr 1880 in den Hafen-
                                                           erfährt, beruht.“
vierteln der Hauptstadt Buenos Aires entstanden,
spiegelt sich in den ganz unterschiedlichen Wurzeln          Künstlerisch ist Argentinien vor allem durch die
des Tanzes ein großer Teil der südamerikanischen           herausragende Pianistin Martha Argerich in den inter-
Geschichte wider – einer Geschichte, die über Jahr-        nationalen Fokus gerückt – und mit ihrer Herkunft
hunderte von Migration, Einwanderung und unter-            zugleich ein Stück der Landesgeschichte: Die Familie
schiedlichen Einflüssen geprägt ist. Dazu gehört die       mütterlicherseits war wegen ihres jüdischen Glaubens
kubanische Habanera, der Milonga (ein ursprünglich         aus dem russischen Zarenreich emigriert; in Erman-
afrikanischer Tanz), ebenso der Malambo. Selbst das        gelung geeigneter Ausbildungsmöglichkeiten in Süd-
Wort „Tango“ ist afrikanischen Ursprungs (aus dem          amerika übersiedelte die Familie 1955 nach Europa,
Gebiet des heutigen Kongo) mit sich wandelnden             1965 gewann Martha Argerich den Internationalen
Bedeutungen: vom Sklavensammelplatz über ein               Chopin-Wettbewerb ... Auch Daniel Barenboim, seit
dort geschlagenes Trommelinstrument bis hin zum            1992 Generalmusikdirektor der Staatsoper unter den
Tanzvergnügen der südamerikanischen schwarzen              Linden in Berlin, wurde in Buenos Aires geboren;
Unterschicht. Vom argentinischen Textdichter Enrique       seine Familie wanderte 1952 nach Israel aus. Dass
Santos Discépolo umschrieben als „ein trauriger            nicht in Argentinien, sondern in Europa ganze Sänger-
Gedanke, den man tanzen kann“, verbinden sich              Karrieren etabliert werden, zeigen die Biografien von
in seiner späteren Ausformung melancholischer Welt-        Marcelo Álvarez, der heute in Italien lebt, und beson-
schmerz und lustvolle Erotik. Aufgrund seiner Herkunft     ders die von José Cura, der über Paris die Bühnen
erschien er den bürgerlichen Kreisen nicht nur             der Welt eroberte.
anrüchig, sondern auch der Unterwelt zugehörig.              Auch unter den argentinischen Komponisten sind
Ein Topos, den auch ein bekannter deutscher Nach-          charakteristische Lebensläufe zu beobachten. So tat es
kriegsschlager bedient: „Kriminal-Tango, in der Taverne,   Maurice Kagel (1931 –  2008) den genannten Musikern
dunkle Gestalten, rote Laterne …“                          gleich und wandte sich 1957 im Rahmen eines Stipen-
   Vergleichsweise spät entwickelte sich auch die          diums nach Deutschland, um sich fortan in Köln zum
„klassische“ Musik in ihren bekannten Institutionen        wichtigsten Vertreter des „Instrumentalen Theaters“
(Opernhaus, Orchester und Konservatorium) wie auch         zu entwickeln. Ginastera hingegen, der sich der musi-
eine eigene musikalische Sprache. Noch ganz der            kalischen Moderne zuwandte, verließ seine Heimat
Idee der Nationalromantik verpflichtet, äußerte sich in    erst spät und verlagerte über die USA 1971 seinen
diesem Sinne Alberto Ginastera, der bekannteste            Wohnsitz in die Schweiz. Auch der aktuell populärste
argentinische Komponist des 20. Jahrhunderts, über         Komponist Argentiniens, der als Begründer des
sein Ballett „Estancia“: „Wann immer ich die Pampas        Tango Nuevo berühmt gewordene Astor Piazzolla
durchquert oder dort für eine Weile gelebt habe,           (1921 – 1992), vollzog die entscheidende Wende nicht
wurde mein Geist von der Vielfalt der Eindrücke über-      in Südamerika, sondern in Paris.
flutet, einmal freudig, dann melancholisch, einmal

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Eine ganz andere Richtung nahm die Biografie                Zu Guastavinos herausragendsten Werken ist ohne
von Carlos Guastavino, der Argentinien und mehr            Zweifel der vergleichsweise späte Liederzyklus „Flores
noch seiner Heimatstadt Santa Fe nicht nur räumlich,       Argentinas“ („Argentinische Blumen“, 1969) zu rechnen –
sondern auch musikalisch treu verbunden blieb.             obwohl, oder auch gerade weil die einzelnen Lieder
Mit seinen unzähligen Liedern gilt er als Meister          auf eigentümlich zeitlose Weise beim Kunstlied der
des argentinischen Liedes, der gelegentlich in einer       Romantik anschließen, dieses aber zugleich in der
zwar griffigen, aber problematischen Verkürzung als        Melodie und den Rhythmen der Klavierbegleitung in
„The Argentine Schubert“ oder „The Schubert of the         den hispanischen Kulturraum versetzen und ihn mit
Pampas“ bezeichnet wurde.                                  all seinen Klängen aufleben lassen.
  Ohne dass ein vollständiges Verzeichnis vorliegen                                                  Michael Kube
würde, wird die Zahl seiner teilweise noch unpubli-
zierten Lied-Kompositionen auf etwa 500 bis 600
geschätzt. Vor allem für seine eigenen Auftritte und
Konzerttourneen als Pianist entstanden darüber hinaus
Klavierwerke, die Guastavino als konservativen Ver-
treter einer späten Nationalromantik ausweisen, intro-
vertiert und nostalgisch zugleich, wie beispielsweise
die „Diez cantilenas argentinas“ für Klavier (1958).
   Seine Lieder folgen der ausgeprägten Tradition der
„canción de cámera“ (so die Bezeichnung der argen-
tinische Variante des Kunstliedes), die in der zweiten
Hälfte des 19. Jahrhunderts durch Komponisten wie
Francisco Hargreaves, Julián Aguirre und Carlos
López Buchardo etabliert wurde. Zugleich lassen
sich Guastavinos Werke in zwei zeitlich und stilistisch
getrennte Gruppen aufteilen: auf der einen Seite die
Lieder der „Música culta“ (1939 – 1962), auf der anderen
die der „Música popular“ (1963 – 1975). Alle Verto-
nungen weisen eine enge Verbindung zur spanisch-
sprachigen südamerikanischen Dichtung auf. Doch
während nur ganz wenige Nummern in Zentraleuropa
unter Sängern oder versierten Kennern bekannt sind,
gehören einige seiner Lieder in Argentinien auch in
Chorbearbeitungen zum festen Repertoire und gelten
fast schon als Volkslieder, darunter „Se equivocó la
paloma“ (1941) und „La rosa y el sauce“ (1942), die
heute Abend auch auf dem Programm stehen.

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