Magazin.SCHWE ZERISCH S N TIONAL - MUS UM. MUSÉE NAT ONAL SUISSE. MUS EO NAZIONALE SVIZZER ZIUN L SV ZZER.

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Magazin.SCHWE ZERISCH S N TIONAL - MUS UM. MUSÉE NAT ONAL SUISSE. MUS EO NAZIONALE SVIZZER ZIUN L SV ZZER.
Nr. 1 / 2020

Magazin. SCHWE ZERISCH S N TIONAL
MUS UM. MUSÉE NAT ONAL SUISSE. MUS
EO NAZIONALE SVIZZER . MU EUM N
ZIUN L SV ZZER.

Grönland 1912             Games               Liebe & Sexualität
   Übers Eis mit     Eine kleine Geschichte    Die neuen Freiheiten
Alfred de Quervain      der Videospiele        des 18. Jahrhunderts
Magazin.SCHWE ZERISCH S N TIONAL - MUS UM. MUSÉE NAT ONAL SUISSE. MUS EO NAZIONALE SVIZZER ZIUN L SV ZZER.
Auftakt                                  Inhalt

                                                                       4 Best of Blog

                                                                      Landesmuseum Zürich
                                                                       6 Grönland 1912
                                                                      10 Kinderseite
                                                                         Grönland
                                                                      12   Games
                                                                      14 Nonnen
                                                                         Starke Frauen im Mittelalter

                                                                      Château de Prangins
                                                                      20 Von Freuden und Zwängen
                                                                         Liebe und Sexualität
                                                                         im 18. Jahrhundert
                                                                      22 Indiennes

                Liebe Leserin,                                           Ein Stoff erobert die Welt

                 lieber Leser                                         Forum Schweizer
                                                                      Geschichte Schwyz
                                                                      24 Joggeli, Pitschi, Globi …
Ein Geruch, eine Melodie, ein Bild. Menschliche Sinne und emo-           Beliebte Schweizer
tionale Erinnerungen sind untrennbar miteinander verknüpft. Das          Bilderbücher
                                                                                                          3
Parfüm im Tram weckt die ersten Liebesgefühle wieder auf. Der Song    27 Made in Witzerland
am Radio verwandelt einen zurück in einen Töfflibuben oder ein
Punkermädchen. Das Pixelbild eines Bauklötzchens holt die kalte
                                                                      Aus der Museumswelt
Winternacht von 1986 wieder ins Gedächtnis. Damals, als man mor-
gens um zwei endlich den lang angestrebten Tetrisrekord aufgestellt   30 Gastmuseum
hat. Können Videospiele (mehr ab Seite 12) Emotionen wecken? Ja,         Museum Engiadinais, St. Moritz
sie können. Tetris, Pac-Man oder Space Invaders wirken aus heu-
                                                                      33 Museumsnews
tiger Sicht wie Games aus der Steinzeit. Und doch haben sie viele
fasziniert.
   Was zu Beginn ein Randphänomen war, ist heute ein Milliarden-      Rubriken
geschäft. Jeder dritte Mensch spielt auf Handy, Konsole oder Com-     16   Jahresrückblick in Zahlen
puter. Games sind zum festen Bestandteil des gesellschaftlichen
                                                                      28 Momente
Lebens geworden. Sie machen Spass, verbinden Generationen und
erweitern die digitalen Kompetenzen. Doch es gibt auch Schatten-      35 Wettbewerb
seiten: Sucht oder Gewalt in Videospielen beispielsweise. Aber beim   48 Boutique
Gamen ist es wie bei fast allem im Leben. Auf das richtige Mass
kommt es an. In diesem Sinne, let’s play!                             50 Interview
                                                                         Tatort-Kommissarinnen Anna
Andreas Spillmann                                                        Pieri Zuercher & Carol Schuler
Direktor Schweizerisches Nationalmuseum
                                                                      Termine
                                                                      36 Veranstaltungen
                                                                      40 Agenda
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30

 Das Museumsgebäude wurde
 von Nicolaus Hartmann jr.
 nach dem Vorbild traditioneller
 Engadiner Häuser entworfen.
Gastmuseum

           Herein in
         die gute Stube
    Das Museum Engiadinais in St. Moritz lässt Besucher
     in historische Stuben treten und so in vergangene
                    Lebenswelten blicken.

In Engadiner Kammern lacht der        haus einbauen, entschied er sich      Wie in einem historischen Enga-
Tod vom Himmelbett, Stühle            am Ende doch für ein Museum.          diner Haus liegt die Küche – oder
sammeln Fett, und bärtige Gesel-      «Man könnte sagen, wir sind das       Romanisch «Chadafö» für «Feu-
len fressen die Zeit. Aber der        Landesmuseum des Engadins»,           erhaus» – im Erdgeschoss und
Reihe nach: Betritt man das Mu-       sagt Museumsdirektorin Char-          grenzt zumindest an eine der
seum Engiadinais in St. Moritz        lotte Schütt heute zur Aufgabe        historischen Stuben – oder «Stü-
unter dem strengen Blick des          des Museums Engiadinais. «Wir         vas». Diese ist, wie fast alle der
Türklopfers, so wähnt man sich        zeigen und bewahren Engadiner         gezeigten Räume, mit Arvenholz
in einem historischen Engadiner       und Bündner Wohnkultur aus den        getäfert. Die Öfen, die man frü-
Haus. Die Struktur stimmt: dicke      letzten fünf Jahrhunderten. Al-       her von der Küche aus befeuert
Steinmauern, mit Sgraffito ver-       lerdings handelt es sich hier vor     hätte, verbergen heute die Hei-      31
zierte Fassaden und der Sulèr,        allem um die Wohnkultur der           zungen, die erst in den 1970ern
die weite Eingangshalle, die frü-     ländlichen Oberschicht; wie so        eingebaut wurden.
her jeweils auch als Durchgang        oft in der Geschichte blieben die        Arvenholz, so informiert das
zur Scheune diente. Der Ein-          Gebrauchsgegenstände und Aus-         Tablet, welches den Besucher als
druck täuscht jedoch, in diesem       stattungen der ärmeren Schich-        Guide durch die drei Etagen der
Haus fuhren nie mit Heu belade-       ten nicht erhalten.»                  Dauerausstellung begleitet, wur-
ne Wagen durch das Eingangstor                                              de gerne für Täfer und Möbel
und nie sassen die Hausherren                  Feuerhaus                    verwendet, da es als Weichholz
um einen Kachelofen, um bei                & Schmersammler                  leicht zu schnitzen war und in
Kerzenschein noch letzte Repa-        Historische Küchen finden sich        den Engadiner Wäldern in gros-
ratur- und Strickarbeiten zu er-      im Museum Engiadinais nur eine,       sen Mengen wuchs. Als Bauma-
ledigen. Stattdessen wurde das        denn der Museumsgründer und           terial für Häuser taugte es je-
Gebäude 1906 vom Engadiner            Sammler Riet Campell interes-         doch aufgrund seiner geringen
Architekten Nicolaus Hartmann         sierte sich vor allem für das ört-    Tragfähigkeit nicht. Interessante
jr. (1880 – 1956) als Museum ge-      liche Kunsthandwerk. Das zeigt        Fakten wie diese erfährt der Be-
baut – wenn auch nach traditio-       sich in den Stuben schöner als in     sucher in jeder der gezeigten
nellem Vorbild.                       den Küchen, die ab dem Mittelal-      Stuben, von denen jede auf eine
    In Auftrag gegeben hatte es       ter ihre zentrale Rolle als Mittel-   andere Entwicklung oder einen
der aus Susch stammende Brau-         punkt des Hauses verloren und         anderen Aspekt des Lebens ver-
ereibesitzer und Holzhändler          von eigentlichen Familien- zu         weist: so lernt man zum Beispiel
Riet Campell (1866 – 1951). Die-      reinen Arbeitsräumen wurden.          in der «Stüva da Susch» mehr
ser war, wie Hartmann, in der         Bis Mitte des 19. Jahrhunderts        über das Schicksal der Engadiner
Heimatschutzbewegung aktiv und        wurde im Engadin noch über of-        Zuckerbäcker, in der Gaststube
sammelte die Ausstattungen al-        fenem Feuer gekocht, gekäst,          «Steiva d’ustareia da Savognin»
ter Häuser, um sie vor dem Ver-       geräuchert und gewaschen, erst        mehr über die Passrouten und
kauf ins Ausland zu bewahren.         danach kamen geschlossene, ei-        das Säumerwesen und in der
Wollte er sie zuerst in ein Privat-   serne Herde mit Ofenrohr auf.         «Stüva da Brail» mehr über die
Gastmuseum

32                      Auch die romanische Sprache hat ihren Raum.

     In der Gaststube «Steiva d’ustareia da Savognin» wird das Säumerwesen thematisiert.
Museumsnews

Textilverarbeitung in den Fami-       in der einzigen Schlafkammer, der     App-solut gut!
lien. In letzterer findet sich auch   «Tgombra da Parsonz», ist Ver-
der «Schmersammler», ein wört-        gänglichkeit ein Thema. Ein an        Zürich – Unter dem Namen
lich als «Fettsammler» bezeich-       die hölzerne Decke des Himmel-        «Best of Swiss Apps» werden
neter Stuhl, der auch etwas be-       betts gemaltes Skelett erinnert       jedes Jahr die besten Apps der
leibtere Spinnerinnen und We-         an die Verwandtschaft von Schlaf      Schweiz ausgezeichnet. 2019
berinnen trug. Dass der Blick des     und Tod und mahnt in romani-          nahm auch das Landesmuseum
Museums auch über die Engadi-         scher Sprache: «Sünder schau gut      teil, mit einer App, die in
ner Gipfel in die Bündner Ge-         hin / ich bin der Tod / und wie ich   Zusammenarbeit mit der
schichte reicht, zeigt der Prunk-     bin / wird auch dein Leib.»           Agentur Dreipol GmbH und der
saal «Stüa de Gros» aus dem               Fröhlicher und heller mutet da    Software-Entwicklungsfirma
Veltlin, das zwischen 1512 und        der königsblaue Raum auf hal-         Swiss-Development GmbH
1797 grösstenteils als Unterta-       bem Weg in den zweiten Stock          entwickelt wurde. Und prompt
nengebiet zu den Drei Bünden          an. Er hat kein historisches Vor-     heimste die App zwei «Medail-
gehörte, dem Freistaat, aus dem       bild, rückt aber einen ebenfalls      len» ein: In der Kategorie User
sich später der Kanton Graubün-       wichtigen Aspekt der Engadiner        Experience & Usability holte
den bildete.                          und Bündner Kultur ins Ram-           die «Landesmuseum»-App Gold,
                                      penlicht: die romanische Spra-        während sie in der Kategorie
         Zeitfresser                  che. Hier kommt die Stärke des        Design mit Silber belohnt wurde.
        & Himmelbett                  Tablets besonders schön zum           www.nationalmuseum.ch
Nicht nur historische Räume er-       Vorschein: Es lässt die vierte
halten im Museum Engiadinais
einen gebührenden Rahmen, auch
                                      Landessprache dank Hörbeispie-
                                      len lebendig werden. Überhaupt
                                                                            Bilderwelten
bedeutende und spannende Ge-          sind die kleinen Gadgets gute         Zürich – Fast jeder kennt die
genstände entdeckt man hier. So       Führer. «In unseren Räumen            Bilder aus dem Geschichtsunter-
zum Beispiel eine Hausorgel, die      findet man fast keine Beschrif-       richt: Die Morgartenschlacht,
                                                                                                                 33
sorgsam restauriert wurde, ein        tungen mehr», bestätigt Direk-        die Belagerungen der Burgun-
Gewehr, das den Namen des in          torin Charlotte Schütt, «und da       derkriege oder den Tellenschuss.
Graubünden berühmt-berüchtig-         wir den Einführungstext für je-       Doch woher kommen diese
ten Jägers und Büchsenmachers         den Raum eingesprochen haben,         Bilder? Aus den spätmittelalterli-
Gian Marchet Colani (1772 – 1837)     kann man sich beim Zuhören            chen Schweizer Bilderchroniken!
trägt, oder eine Holzräderuhr aus     richtig umschauen.» So gelingt        Vom 25. März bis 27. Juni zeigt
dem frühen 18. Jahrhundert, die       die Zeitreise in die Vergangen-       die Zürcher Zentralbibliothek in
vermutlich aus Bayern stammt          heit besonders gut.                   ihrer Schatzkammer mit «Krieg
und auf der zwei bärtige Gesellen                                           und Frieden. Bilderchroniken
beim Viertelstundenschlag die                                               aus der Frühzeit der Alten Eid-
Mäuler schliessen und damit so-                                             genossenschaft» einige
zusagen die Zeit zerbeissen. Auch                                           besonders schöne Exemplare.
                                                                            www.zb.uzh.ch

             MUSEUM ENGIADINAIS, ST. MORITZ
                                                                            Vormerken
                                                                            Schweiz – Bereits zum 43. Mal
 Das Museum Engiadinais lädt in Bündner Stuben aus den letzten              präsentieren sich die Schweizer
 500 Jahren ein und zeigt so das Leben vor dem Tourismusboom.               Museen am Internationalen
 Ein Tablet-Guide in sieben Sprachen funktioniert wie eine perso-           Museumstag: Am 17. Mai laden
 nalisierte Führung, die einen Überblick verschafft, mit der man            teilnehmende Institutionen
 aber auch einzelne Themen vertiefen kann. Die Sonderausstellung            Besucher mit Sonderaktivitäten
 «Hartmann – Architektur einer Familie» (bis Okt. 2020) begibt              dazu ein, sich zum diesjährigen
 sich auf die Spuren der Architekten, welche über drei Generatio-           Motto «Museen für Vielfalt
 nen hinweg die Bauten und Infrastruktur des Engadins prägten.              und Inklusion – Das Museum
                  www.museum-engiadinais.ch                                 für alle» Gedanken zu machen.
                                                                            www.museums.ch
Agenda

                 Sammlungszentrum
                                     Lindenmoosstrasse 1, 8910 Affoltern am Albis
                      Führungen jeweils um 18.30–19.50 Tickets CHF 10 Anmeldung bis um 12.00
                      am Tag der Führung auf 044 762 13 13 oder fuehrungen.sz@nationalmuseum.ch

                                                               FÜHRUNGEN
             DIE SCHWEIZ –                                                                    SCHWEIZER STOFFE
   19.                                                                             20.
  FEB        DAS FERIENLAND DER VÖLKER                                             MAI        IN ALLER WELT
             Geschichte und Konservierung des                                                 Oder wie der Schotte zu seinem Schweizer
             Landibildes von Hans Erni. Mit Françoise                                         Schottenrock kam.
             Michel, Konservatorin-Restauratorin.                                             Mit Anna Jurt, Konservatorin-Restauratorin
                                                                                              Textilarchive.
             VON GEFLAMMTEN LEISTEN UND
  18.
 MÄRZ        GEHEIMEN FÄCHERN
             Ein Rundgang durch die Möbelsammlung.
             Mit Gaby Petrak, Konservatorin-Restauratorin
             Möbel, & Angela Zeier, Kunsthistorikerin M.A.

             10’000 GOLDSCHMIEDE-
  15.
 APRIL       ZEICHNUNGEN AUS LUZERN
             Der Nachlass des Ateliers Bossard.
             Mit Dr. Christian Hörack, Kurator Edel-                                                                                                            47
             metall und Keramik, & Véronique Mathieu,
             Konservatorin-Restauratorin Papier.

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ISSN 2504-1185

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