SALUTOGENESE STRESSBEWÄLTIGUNG BURNOUT-PROPHYLAXE - (Materialien zum Workshop) Feuersteintagung 2009
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SALUTOGENESE STRESSBEWÄLTIGUNG BURNOUT- PROPHYLAXE (Materialien zum Workshop) Feuersteintagung 2009 www.dr-peter-vogt.de
Das Salutogenese - Konzept (die Wissenschaft von der Gesundheitserzeugung) • betrachtet Gesundheit als Kontinuum • betont den Balance-Akt von Gesundheit • fragt nach Ressourcen und Kohärenz-Sinn
Aaron Antonovsky Israelisch-amerikanischer Medizinsoziologe „Entmystifizierung der Gesundheit“(1979) spricht vom „sense of coherence“ (SOC) als einer Orientierung in der Welt geprägt von Stimmigkeit und Verbundenheit verwandt Widerstandsfähigkeit, Selbstwirksamkeit und Selbstwert Wie wird man ein guter Schwimmer?! „Gesundheitserreger“
Der Kohärenz-Sinn nach Antonovsky beinhaltet • Beherrschbarkeit von Aufgaben (diese unter Kontrolle haben) • Überschaubarkeit (sind die Verhältnisse geordnet?) • Sinnhaftigkeit (Wert, Wichtigkeit) Ein guter Kohärenz-Sinn ist ein Beitrag zu Stressbewältigung, Berufszufriedenheit und seelischer Gesundheit
Wie gesundheitsförderlich ist Ihre Lebensweise? • Was greift Ihre Gesundheit an? • Was tun Sie, um Ihre Gesundheit zu schützen? • Wo würden Sie sich auf einer Skala von 1 bis 5 einordnen?
Burnout • ein populäres Konstrukt • bei Google mit 4 240 000 Einträgen • 1961 Graham Greene „ A burnout case“ • 1974 Freudenberger New York • betrifft alle Berufsgruppen, • epidemisch, ansteckend?
BURN – OUT - Syndrom Der Begriff ist eine Metapher, beschreibt einen Erschöpfungszustand und macht somit eine Aussage zum energetischen Zustand ► Leerwerden des Akkus ► Nachlassende Leistungsfähigkeit/Versagenserleben ► Nicht-mehr-genügen eigenen und fremden Ansprüchen verbunden mit: ► Demotivation und Sinnverlust ► Veränderung in den Beziehungen(Aversion/Rückzug)
Es werden viele Stadien zwischen gering bis stark abhängig von Motivation (▲), Kraftreserven und Stressoren (▼) unterschieden Burnout ist eine unscharfe (Vor-) Diagnose mit Klärungsbedarf z.Zt. auch Modediagnose mit gesellschaftsspezifischen Aspekten
Psychosomatische Nebenwirkung der postmodernen Arbeitswelt? • Brennt nur aus wer gebrannt hat? • Arbeits-/organisationsbedingt oder mehr Eigenanteile ? • Störung? Krankheit?Diagnose? Prädiktor? • .Energiemangel durch Überstrapazierung und Selbstüberforderung bei positivem Selbstbild ohne seelische Erkrankung ? • Vergleich mit Neurasthenie im 19.Jh
Vehikel um Leiden an den Verhältnissen auszudrücken • Verschiedenen Messinstrumente • Gemengelage aus Neurotizismus, Angst, Depression, Stress, Arbeitsunzufriedenheit • Burnout erlöst vom Druck des Erfolgs • Entwaffnende Antwort auf Anforderungen der Gesellschaft • Gesunde Reaktion?
STRESS • subjektives Erleben von (unangenehmer) Belastung, Überlastung, Druck, Anspannung, Überforderung • Ungleichgewicht zwischen Anforderungen und Bewältigungsmöglichkeiten mit Anspringen einer Aktivierungsreaktion • abhängig von Persönlichkeit, Ereignissen, Situationen, Fähigkeiten, Bewertungen • dient dem Überleben (uralte Reaktion des Homo sapiens), will uns wachrütteln für Lösungen und nicht krankmachen
STRESS • Positiv ? • Kontrollierbar ? • Krankmachend ?
Stress-Folgen • vermehrtes Arbeiten, volle Anstrengung mit geringerer Wirkung, raschere Erschöpfung, langsamere Erholung • gesteigerter Alkohol- (Männer) oder Tabletten-Konsum (Frauen) • verändertes Essverhalten • Reduktion von Freizeitaktivitäten oder/und sozialen Kontakten
Stressbewältigung meint u.a. • Selbstwahrnehmung stärken auf körperlicher und emotionaler Eben • Gesundheitsförderlich leben • Gekonnter Umgang mit der Zeit (Zeitmanagement) • Soziale Unterstützung optimieren • Klarheit über Werte / Mottos gewinnen • Arbeitsanalyse durchführen und Selbstwirksamkeit fördern
Stress-Lösungsprozess • Symptom wahrnehmen! Wenn es eine Stimme hätte… • Welche Fähigkeit/Fertigkeit bräuchten Sie, um das Problem zu bewältigen.. • Woran würden Sie merken, dass Sie diese Fähigkeit haben („Zauberfee“) • Haben Sie diese Fähigkeit in Ihrem Leben schon einmal bei sich erlebt?
Gegenpol-Technik Wenn Sie weiterhin viel Stress erleben wollen: • Welche Einstellungen wären da optimal? • Wie dürfen Sie da auf keinen Fall denken?
Die „E“s der Stressbewältigung und Burnout-Prophylaxe • Erkennen • Entlastung • Effektivität/Effizienz • Entspannung / Erregungsniveau • Erholungsaktivitäten • Ernüchterung (Realitätsorientierung)
Stressbewältigung nach Art der Mönche • Distanzierung (äußerlich, innerlich) • Praxis (religiöse Rituale, heute: Meditation, Entspannung, Qi Gong u.a.) • Denkweise (spirituell, philosophisch, realitätsbezogen)
American way der Stress-Bewältigung Love it Change it Leave it
Stressmanagement Das Waage-Programm* WAAGE als BILD und AKRONYM W = Wahrnehmen • der Situation • des Gegenübers • von sich selbst (Gedanken, Emotionen, • Körperreaktionen, Verhalten) in Achtsamkeit • Was stresst? Was schadet? Was tut gut? • Ist die Aktivierung dem Grad der Belastung • angemessen? • Vermeiden allzu rascher Deutung und Reaktion * nach Stollreiter: „Mehr Erfolg mit weniger Stress“ Beltz-Verlag
Stressmanagement Das Waage-Programm* A = Annehmen / Akzeptieren • der Situation bzw. der Gegebenheiten als Herausforderung, evtl. in ihrer Lösungslosigkeit oder Unvermeidlichkeit • auch der eigenen Person mit Stärken, Schwächen und „Schatten“ und allen Reaktionen • Frage: Was will/kann ich ändern ? • heißt auch: sich Realitäten/ Problemen stellen • heißt nicht: alles gut finden * nach Stollreiter: „Mehr Erfolg mit weniger Stress“ Beltz-Verlag
Stressmanagement Das Waage-Programm* A.1 = Abkühlen • Senkung des Erregungs-/Anspannungsniveaus in der Situation – vorher, hinterher - • Durchatmen, Entspannen, Distanzieren • Aufsuchen eines inneren oder äußeren Ortes der Ruhe und Kraft * nach Stollreiter: „Mehr Erfolg mit weniger Stress“ Beltz-Verlag
Stressmanagement Das Waage-Programm* A.2 = Aktivieren • heißt, sich energetisch aufzuladen in Phasen von Erschöpfung und Abgeschlagenheit, z. B. durch Venenpumpe, Trommelwirbel, Zeichnen einer liegenden Acht (∞) mit den Händen oder mit dem Kopf. Vielfältige Übungen zur körperlichen und seelischen Regulation ! * nach Stollreiter: „Mehr Erfolg mit weniger Stress“ Beltz-Verlag
Stressmanagement Das Waage-Programm* G = Gewohnheiten • Schlechte Gewohnheiten sind hinderlich für die Arbeitsbewältigung • Gute Gewohnheiten dagegen sind sehr hilfreich • Gewohnheiten bzw. Verhaltensweisen sind leichter zu verändern als Einstellungen oder Jahrzehnte alte Muster – bedeutsam sind Zeitplanung, Setzen der richtigen Prioritäten (Dringliches, Wichtiges) • Konsequentes Achten auf Belastungsausgleich • Nutzen von Erkenntnissen aus der Erholungs- forschung, wonach der Erholungsbedarf bei eintretenden Defiziten immer größer wird. * nach Stollreiter: „Mehr Erfolg mit weniger Stress“ Beltz-Verlag
Stressmanagement Das Waage-Programm* E = Einstellungen • Was man gerne tut, macht weniger Stress • Freudvolles Tun neben ungeliebten Anteilen • Das Gefühl, Einfluss zu haben, mindert Stress (Selbstwirksamkeit) • Prinzip GSP („Gut statt Perfekt“/ PARETO-Prinzip) • Idealismen als Leitstern nicht als Maßstab * nach Stollreiter: „Mehr Erfolg mit weniger Stress“ Beltz-Verlag
Positive Seiten des Lehrerberuf in der Selbstschilderung von Lehrern/ -innen • Umgang mit jungen Menschen • Relativ viel Selbständigkeit in der Berufsausübung • Anregende, abwechslungsreiche Tätigkeit • Sichere, unkündbare Stellung • Verhältnismäßig viel frei verfügbare Zeit und Zeitflexibilität • Möglichkeit für Teilzeit – Beschäftigung und Familienfreundlichkeit • Erfüllung einer sozialen Aufgabe
Erholungshäufigkeit Erholungshäufigkeit: 1 sehr selten bis 5 sehr oft
Wie häufig am Tag tun sie etwas das ihnen Freude macht?
Ausmaß der wöchentlichen Arbeitszeiten I Nach Erhebungen in der Klinikstudie Durchschnitt/Woche Unterrichtsstunden 20,7 Pflichtstunden 22,8 zusätzlich in der Schule verbrachte Stunden 4,8 Vorbereitungsstunden, Nachbearbeitung Korrekturen 14,9 LEHRERARBEITSZEIT = DEPUTAT x 2 MIT GROSSER VARIANZ
Ausmaß der wöchentlichen Arbeitszeiten II Nach Angaben von Prof.Sieland, Uni Lüneburg Lehrertätigkeit umfasst in % Arbeit mit Schülern 35 Arbeit selbst zu Hause 35 Arbeit mit Erwachsenen 30 Nach Untersuchungen von Prof.J. Bauer,Uni Freiburg, beträgt die Arbeitszeit durchschnittlich 51 Wochenstunden. Nach einer Veröffentlichung von Prof.Kiel, Uni München schwankt die Jahresarbeitszeit in der Grundschule zwischen 1289 und 2478 Stunden, im Gymnasium zwischen 930 und 3562 Stunden bei Vollzeitbeschäftigung. Modell der „ferienbereinigten“ Arbeitszeit. Jahres-Soll liegt bei 1840 Stunden bei Vollbeschäftigung
Zeitkuchen
Zeitbalance
Arbeits - Organisation Zeitmanagement Überlegungen zum Zeitnotproblem im Lehrberuf 1. Geteilter Arbeitsplatz – verführerische Zeitflexibilität 2. Arbeitszimmer : funktional, aesthetisch, ungestört ? 3. Unbegrenzte Aufgabe als Problem 4. Gut – Statt – Perfekt – Prinzip (GSP) D = Dringlich 5. Prioritäten – Prinzip (D W U) W = Wichtig U = Unwichtig
Arbeits - Organisation Zeitmanagement 6. Zeitfresser und Druck durch „ große Kiesel“ 7. Zeitlimitierung bei Vorbereitung und Nachbereitung (Zeitmessung schafft Zeitbewusstsein), „Verlorene Zeit“ und Arbeitsbewältigungsstörung 8. Zeitfenster (für Erholung, Stopping, Slow-down) 9. Thema: Ferien/ Unterrichtsfreie Zeit als Falle!
„Grosse“ Kiesel
Lebenskunst/„Glücklichsein“ I • Sich selbst akzeptieren/wertschätzen (mögen) • Sich selbst vertrauen (Selbstvertrauen) • Hervorrufen positiver Reaktionen (Helfen lassen) • Sicht, Dinge beeinflussen zu können (Selbstwirksamkeit) • Erwartungen einschränken, Probleme abschwächen, das Beste aus Dingen, Situationen machen, mit unabänderlichem Abfinden, Scheitern lernen
Lebenskunst/„Glücklichsein “ II • Gelassenes reflektieren • Den Augenblick (ohne übermäßigen Konsum) genießen • Beziehungen pflegen • Hingebungsvoll Arbeiten (nicht „bequem machen“ und „für etwas“ dasein“ • Heiterkeit und Dankbarkeit üben • Stimmungen und Gefühle regulieren können • Richtigen Zeitpunkt und Ton treffen • Lebensprobleme als Herausforderung sehn
Der Weg weiter • Welche Veränderung Ihrer Lebensweise würde Ihrer Gesundheit am meisten nützen? • Was brauchen Sie, um Ihr Leben zu verbessern (in kleinen Schritten, nicht zu viel auf einmal und evtl. nur für 15 min am Tag)?
Autogenes Training • Hände angenehm schwer aufliegend • Hände und Arme angenehm warm • Atem ruhig und regelmässig • Bauch (Sonnengeflecht) wohlig warm • Kopf klar, frisch und leicht Beenden durch Räkeln, tief durchatmen und Augen öffnen. Üben ist schon Erfolg!
Jacobson Muskelentspannung • Hände zu Fäusten schließen / spreizen • Hände schließen und Arme beugen • Schultern nach oben ziehen Anspannung 3 Atemzüge halten und mit einem Ausatem loslassen - oder 5-4-3-2-1 und loslassen. Alle anderen Muskeln bleiben entspannt und können nach dem gleichen Prinzip beübt werden.
Atemlenkung • Beide Hände auf den Bauch legen • Gezielte Beatmung eines Organs • Einige Atemzüge mit offenem Mund • Mit Ton ausatmen (hm, aaa, om) • Lieblingsfarbe ein-und ausatmen • Aufatmen-durchatmen-wegatmen • Der „lange Atem“ ist der lange Ausatem • Atem verlangsamen und verlängern
Gemischte Übungen zur muskulären und seelischen Entspannung • Arme vor dem Körper parallel schwingen • Achterpendeln und Pendeldrehung • „Sternenwerfer“ und „Storchenstand“ • Trockenschwimmen • „Lufttrommeln“ • Venenpumpe und „Birnenpflücken“ • Augenentspannung mit Handballen • Thymusklopfen
Hilfreiche Internet-Adressen • www.lehrergesundheit-bayern.de • www.lehrerforum-nrw.de (Prof.Sieland,Lüneburg) • www.plg.rlp.de (Projekt Lehrergesundheit Rheinland-Pfalz) • www.paed.unizh.ch/ap/home/vortraege.html (Vorträge des Schweizer Schulentwicklers Prof.Oelkers) • www.persoenlichkeitspsychologie-potsdam.de • www.abc-l.de (Arbeitsbewertungscheck-Lehrer) • www.fit-fuer-den-lehrerberuf.de
Literatur-Verzeichnis Schaarschmidt U: Schiffler H. (Hrsg.) Halbtagsjobber? Tausend Jahre Schule Beltz-Verlag Singer K. Schaarschmidt U. und U.Kieschke Wenn Schule krank macht „Gerüstet für den Schulalltag“ Beltz-Verlag Beltz- Verlag Petermann U. Hillert A. Entspannungstechniken für Kinder und Psychosomatische Erkrankungen bei Lehrerinnen Jugendliche. und Lehrern Ein Praxisbuch Verlag Schattauer Beltz-Verlag Das Anti-Burn-out-Buch für Lehrer Martini A. Köselverlag Sprechtechnik, mit Stimm-,Sprech-und Hammer W. und Vogt P. Atemübungen, + CD Gesund im Lehrberuf Miller R. Schneider-Verlag Sie Vollidiot! Klippert H. Rowohlt Tb Lehrerentlastung Seiwert L. J. Beltz-Verlag Wenn Du es eilig hast, gehe langsam Kretschmann R. (Hrsg.) Campus-Verlag Stressmanagement für Lehrerinnen und Lehrer. Küstenmacher T. und Seiwert L. J. EinTrainingsbuch mit Kopiervorlagen Simplify your life Beltz „Praxis Campus-Verlag DVD`s: M.Spitzer „Lernen“ R.Kahl: „Treibhäuser der Zukunft“
Viel Erfolg im Bemühen um erfolgreiche Stressbewältigung, Balance und Gesunderhaltung!!
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