SCHLUSS MIT PANIK: ZEIT FÜR EINEN VERNÜNFTIGER UMGANG MIT E-ZIGARETTEN - Geschrieben von: Bill Wirtz, Consumer Choice Center Michael Landl, World ...
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SCHLUSS MIT PANIK: ZEIT FÜR EINEN VERNÜNFTIGER UMGANG MIT E-ZIGARETTEN In Kooperation mit: Geschrieben von: Bill Wirtz, Consumer Choice Center Michael Landl, World Vapers Alliance
EXECUTIVE SUMMARY Gesundheit: • Dampfen ist 95% weniger schädlich als Rauchen • Das Krebsrisiko durch Dampfen beträgt im Verhältnis zum Rauchen 0,4% • Nikotin ist nicht das Problem - Toxine in Zigaretten sind die Gefahr Potenzial der E-Zigarette: • Durch vernünftige Rahmenbedingungen könnte viele zusätzliche Raucher den Ausstieg schaffen: ► Deutschland: 4,2 Millionen weniger Raucher (mehr als alle Berliner) ► Österreich: 470 Tausend weniger Raucher (fast alle Linzer und Grazer zusammen) ► Schweiz: 420 Tausend weniger Raucher (mehr als alle Zürcher) • Dampfen ist bei der Raucherentwöhnung doppelt so effektiv wie konventionelle Nikotinersatztherapie. Verbote von Geschmacksrichtungen bei Liquids sind kontraproduktiv: • Sie verlagern den Konsum ins Ausland • Sie treiben Konsumenten auf den Schwarzmarkt • Sie zwingen Dampfer zurück zur Zigarette - Anzahl pot. Rückkehrer zum Rauchen: ► Deutschland: 1,3 Millionen ► Österreich: 140 Tausend ► Schweiz: 130 Tausend Forderungen an die Politik: • Bekenntnis der Politik und Gesundheitsbehörden zum Konzept der Schadensminimierung (Harm Reduction) • Aufklärung statt generelle Werbeverbote • Gewährleistung des Zugangs zu Dampfprodukten für Erwachsene: Bezahlbarkeit und Vielfalt müssen erhalten bleiben
WAS WIR WISSEN therapie und Medikamenten, hat sich das Dampfen als fast doppelt so effektiv er- SOLLTEN wiesen. E-Zigaretten wurden als weniger schäd- liche Alternative zum Rauchen eingeführt DAMPFEN und um Rauchern zu helfen, mit dem Rauchen aufzuhören bzw. Nikotin auf we- IST WENIGER niger schädliche Weise konsumieren zu können. Kritiker der E-Zigaretten müssen SCHÄDLICH ALS RAUCHEN diese Tatsache berücksichtigen und wir können nur dann Rückschlüsse auf den Erfolg von E-Zigaretten ziehen, wenn wir die Anzahl der Raucher berücksichtigen, Der wegweisende Bericht über das Po- die es geschafft haben, mit dem Rauchen tenzial von E-Zigaretten wurde 2015 von durch die Hilfe des Dampfens aufzuhören Public Health England veröffentlicht. Er oder den Konsum zu reduzieren. belegt, dass Dampfen zu 95% weniger schädlich ist als das Rauchen von her- Traditionelle Zigaretten erzeugen beim kömmlichen Zigaretten. Viele weitere Verbrennen mehr als 7.000 Chemikalien, Studien sind zu dem gleichen Ergebnis von denen 69 als potenzielle Karzinoge- gekommen: Dampfen ist deutlich weni- ne identifiziert wurden. Das Wesen der ger schädlich als Rauchen (siehe Grafik E-Zigarette unterscheidet sich von dem unten). herkömmlicher Zigaretten diametral: die beiden Hauptbestandteile von den Flüs- sigkeiten, die beim Dampfen verwenden werden, sind Propylenglykol (PG) und pflanzliches Glycerin (VG), die zur Bil- dung des Dampfes verwendet werden. Zu diesen beiden “Zutaten” wird ein Aroma hinzugefügt, normalerweise ein übliches Lebensmittelaroma, das in Kuchen, Ölen und anderen Lebensmitteln enthalten ist. Dieses Aroma verleiht der Flüssigkeit ih- ren Geschmack. Alle diese oben genannten Verbindun- gen sind übliche Lebensmittelzutaten, die von Aufsichtsbehörden, einschließlich der Europäischen Behörde für Lebensmittel- sicherheit (EFSA), als sicher und nicht Wenn man sich beispielsweise den schädlich eingestuft werden. Der andere Kampf gegen Krebs ansieht, wird klar, variable Bestandteil in diesen Flüssigkei-dass E-Zigaretten eine wichtige Rolle für ten ist Nikotin. die Erfolgsaussichten spielen, denn eine der Hauptursachen für Krebs ist das Rau- Im Vergleich zu anderen Alternativen, chen. Von den 1,3 Millionen Menschen, einschließlich klassischer Nikotinersatz- die pro Jahr in der EU an Krebs sterben, 03
sind 700.000 auf Rauchen zurückzufüh- venzellen im Gehirn und im autonomen ren. Nervensystem. Bernd Mayer (Professor für Pharmakologie und Toxikologie an der Eine Studie der Universität St. Andrews Universität Graz und wissenschaftlicher ist zu dem Schluss gekommen, dass das Berater der World Vapers’ Alliance) er- Krebsrisiko von Dampfen im Verhältnis klärt dazu: zum Rauchen 0,4% beträgt und das zu- sätzliche lebenslange Krebsrisiko für ei- „Die Wirkung als Nervengift, also die Blo- nen E-Zigaretten-Nutzer beträgt 0,0095% ckade der Funktion von Nervenzellen, tritt im Vergleich zu 2,4% eines Rauchers. nur bei einer massiven Überdosierung auf Derzeit rauchen immer noch ca. 17 Mil- und wird durch Inhalation nicht erreicht. lionen Menschen in Deutschland, 1,7 Mil- Die Abhängigkeit von Rauchern basiert lionen in der Schweiz und 1,9 Millionen auf einer Kombination von Nikotin und in Österreich und viele von ihnen haben anderen Inhaltsstoffen des Tabakrauchs Schwierigkeiten aufzuhören. Deshalb ist zusammen mit konditioniertem Verhalten es ein Gebot der Stunde diese wissen- [dem sogenannten „Rauchritual“].“ schaftlichen Erkenntnisse anzuerkennen und den Rauchern jede erdenkliche Mög- In Abwesenheit von Tabakrauch ist das lichkeit offen zu halten, um von der Ziga- Potenzial für eine Nikotinsucht sehr ge- rette wegzukommen. ring, so dass die meisten Dampfer einen viel geringeren Suchtdruck verspüren als Zigaretten Tabakerhitzer E-Zigarette Raucher. “Darüber hinaus”, fügt Mayer Zusätzliches hinzu, “sterben Raucher nicht an ihrer lebenslanges 2,4% 0,057% 0,0095% Krebsrisiko Sucht, sondern an den schädlichen Aus- Krebsrisiko wirkungen der Inhaltsstoffe des Tabak- im Vergleich 100% 2,4% 0,4% rauchs. Im Herz-Kreislauf-System führt zu Zigaretten Nikotin - ähnlich wie Koffein - zu einem leichten Anstieg des Blutdrucks und der Da viele ehemalige Raucher weiterhin Ni- Herzfrequenz. Diese Ef- kotin konsumieren möch- fekte sind klinisch harm- bei E-Zigaretten oftmals “Das zusätzliche ten, wird Nikotin auch los, das Risiko schwerer Krankheiten (Herzinfarkt, eingesetzt. Deshalb wird lebenslange Schlaganfall) oder Mor- oft vor der Schädlichkeit des Nikotins gewarnt und Krebsrisiko talität wird durch Nikotin nicht erhöht.“ übersehen, dass dies für für einen viele ein wichtiger Be- standteil der E-Zigarette E-Zigaretten- Es steht außer Frage, dass am besten gar kein ist, um nicht wieder mit dem Rauchen anzufan- Nutzer beträgt Nikotin konsumiert wird, gen. Es stellt sich also 0,0095% im aber die Geschichte zeigt, dass Abstinenz-Strate- die Frage, wie schädlich Nikotin eigentlich tatsäch- Vergleich zu gien immer gescheitert lich ist. 2,4% eines sind. Deshalb müssen die Gesundheitsbehörden ei- In der durchschnittlichen Rauchers” nen vernünftigen Umgang mit Nikotinkonsum fin- Dosierung beim Damp- den. Das British National fen oder Rauchen aktiviert Nikotin Ner- Health Service (NHS) verfolgt diesbezüg- 04
lich einen pragmatischen Ansatz: „Nikotin Schweiz bis zu 420 000 Menschen, die ist zwar ein Suchtmittel in Zigaretten, aber zur E-Zigarette wechseln könnten. relativ harmlos. Fast der gesamte Scha- den durch das Rauchen geht auf die Tau- senden anderer Chemikalien im Tabak- rauch zurück, von denen viele giftig sind. RAUCHERENT- Die Nikotinersatztherapie wird seit vielen Jahren häufig eingesetzt, um Menschen WÖHNUNG MIT zu helfen mit dem Rauchen aufzuhören und ist eine sichere Behandlung.“ DER E-ZIGARETTE Nikotin ist also bei der konventionellen Viele Länder verzeichnen die niedrigsten Nikotinersatztherapie kein Problem, da- Raucherzahlen aller Zeiten. Das ist eine her kann es beim Dampfen kein größe- gute Nachricht, aber leider werden diese res Problem sein, andernfalls würden wir Ergebnisse selten gefeiert. Stattdessen ähnliche Bedenken bezüglich Nikotin- warnen Politiker und Medien vor einer pflaster oder Nikotinkaugummi sehen. Es neuen “Raucherwelle” durch Dampfen. zeigt sich eher, dass Raucher mit diesen Es wird häufig behauptet, dass Dampfen traditionellen Methoden zur Raucherent- ein Einfallstor zum Rauchen sei. wöhnung nicht zufrieden sind und daher das Dampfen als Mittel zum Aufhören Die Korrelation zwischen der Einführung wählen. und der höheren Beliebtheit von E-Ziga- retten und sinkenden Raucherquoten legt jedoch nahe, dass E-Zigaretten vielen POTENZIAL DES Rauchen den Weg zum Nichtrauchen er- öffnet hat statt umgekehrt. DAMPFENS Daten aus dem neuesten Bericht der bri- tischen Action on Smoking and Health Großbritannien gilt als eines der liberals- (ASH) stellen fest, dass „nur 0,3% der ten Länder beim Umgang mit E-Zigaret- Nichtraucher derzeit Dampfer sind (dies ten. Public Health England, eine Behörde entspricht 2,9% der Dampfer), gegenüber des Gesundheitsministeriums, empfiehlt 0,8% im Jahr 2019“. Für Deutschland Rauchern aktiv den Umstieg zur E-Zi- zeigte 2018 die DEBRA-Studie: „E-Ziga- garette und dementsprechend wurden retten werden in Deutschland nur sehr sehr progressive Rahmenbedingungen selten von Personen konsumiert, die noch für das Dampfen eingeführt. Das Con- nie Tabak geraucht haben: Über den ge- sumer Choice Centers hat diese Heran- samten Beobachtungszeitraum blieb die gehensweise als Anker verwendet und Prävalenz in dieser Bevölkerungsgruppe berechnet, wie viele aktuelle Raucher in unter 0,5%“. Die befürchtete “Raucher- anderen Ländern zum weniger schädli- welle” durch das Dampfen scheint also chen Dampfen wechseln könnten, wenn auszubleiben. ähnliche Regelungen eingeführt würden. In Deutschland könnten sich bis zu 4,2 Darüber hinaus zeigt eine Studie der Millionen Raucher von der Zigarette los- Queen Mary University, dass das Damp- sagen, wenn die Politik dem britischen fen bei der Raucherentwöhnung doppelt Vorbild folgen würde. In Österreich sind so effektiv ist wie konventionelle Niko- es bis zu 470 000 Raucher und in der tinersatztherapie. Laut Forschern der 05
Universität Genf und der Virginia Com- nenzraten von Rauchern, die auf E-Ziga- monwealth Universität sind ehemalige retten umgestiegen sind, in Ländern mit Raucher, die auf Dampfen umgestiegen restriktiven Regulierungen geringer als in sind, auch weniger abhängig von E-Ziga- Ländern mit progressiven Rahmenbedin- retten als Langzeitkonsumenten des Ni- gungen sind. kotinkaugummis. Dampfen ist bereits ein empfohlenes Mittel zur Raucherentwöh- nung in Großbritannien und Frankreich. Außerhalb der EU empfehlen sowohl DER GESCHMACK Health Canada als auch das neuseeländi- sche Gesundheitsministerium Rauchern MACHT DIE den Umstieg zum Dampfen. MUSIK Es zeigt sich, dass Länder mit progressi- ven Rahmenbedingungen für das Damp- Im Zuge der Diskussion über Regulierun- fen bessere Ergebnisse bei der Reduzie- gen von E-Zigaretten, werden häufig die rung der Raucherquoten erzielen als jene verschiedenen Geschmacksrichtungen mit restriktiveren Regulierungen. Ein Bei- der Liquids zur Zielscheibe. In den Nie- spiel für ein Land mit sehr strengen Vor- derlanden, Dänemark und einigen US- schriften für das Dampfen ist Australien. amerikanischen Bundesstaaten werden Die Konsequenzen sind eindeutig: es ist Verbote für die Aromen diskutiert oder einen viel langsamer Rückgang der Rau- sind schon umgesetzt worden. Da Aro- cherquote im Vergleich zu den Vereinigten men ein zentraler Bestandteil des Erfol- Staaten oder Großbritan- ges der E-Zigaretten sind, nien, die dampffreundli- sind Verbote allerdings chere Länder sind, festzu- stellen. Im Vergleich zum “63,1% der der falsche Weg. Jahr 2013, als Dampfen erwachsenen Laut Untersuchungen in Kanada und den USA ver- in Großbritannien popu- lär wurde, rauchen heute Dampfer wendet eine Mehrheit der 25% weniger Menschen. verwenden Dampfer andere Aromen als Tabakgeschmack. Da- In den USA kam es zu ei- ner Reduzierung um 24% dieser Studie für wurden zwei Haupt- im gleichen Zeitraum. zufolge keine gründe festgestellt: zum einen geben Verbraucher Australien verzeichnete allerdings nur einen Rück- Tabakaromen” an, dass sie lieber fruch- gang von 8%. Man kann tige oder süße Aromen durchaus davon ausge- verwenden, weil diese hen, dass das Dampfen eine Schlüssel- besser schmecken und zum anderen, rolle für den raschen Rückgang gespielt weil sie diese Geschmäcker nicht an her- hat und vielen Menschen geholfen hat, kömmliche Zigaretten erinnern. 63,1% der mit dem Rauchen aufzuhören. erwachsenen Dampfer verwenden dieser Studie zufolge keine Tabakaromen, son- Vernünftige regulatorischen Rahmenbe- dern Frucht, Minze oder Süßigkeiten. Sie dingungen für E-Zigaretten sind offen- empfinden das Dampfen als zufrieden- sichtlich ein Schlüssel zum Erfolg des stellender (im Vergleich zum Rauchen) Dampfes als Mittel zur Raucherentwöh- als jene Dampfer die Tabakgeschmack nung. Diese Studie zeigt, dass die Absti- verwenden. Außerdem ist es bei Konsu- 06
menten, die rauchen und dampfen wahr- macksrichtungen verboten. Infolge des scheinlicher, dass sie mit dem Rauchen Verbots kauften Verbraucher diese Pro- aufhören. Die Autoren derselben Studie dukte in Massen in den nahe gelegenen kommen zu dem Schluss, dass: „Die Ein- Bundesstaaten New Hampshire und Rho- schränkung des Zugangs zu Aromen die de Island (die keine ähnlichen Verbote ha- Attraktivität von E-Zigaretten bei Erwach- ben). Das Ausmaß dieser Verschiebung senen, die versuchen mit dem Rauchen war beträchtlich. Der Umsatz mit Aromen aufzuhören oder nicht rückfällig werden stieg in New Hampshire um bis zu 150% möchten, verringern kann.“ und führte zu zusätzlichen Steuereinnah- men in Höhe von 9 Mio. USD im Vergleich Darüber hinaus zeigte eine andere Stu- zum Vorjahr (vor dem Verbot in Massa- die mit über 17.000 Amerikanern über chusetts). Der Umsatz mit aromatisierten einen Zeitraum von fünf Jahren, dass Er- Produkten in Rhode Island stieg um 157% wachsene, die Aromen mit anderen Ge- und führte zu zusätzlichen Steuereinnah- schmäckern als Tabak verwendeten, im men in Höhe von 5,7 Mio. USD. Es ist Vergleich zu jenen, die Aromen mit Ta- anzunehmen, dass Konsumenten in der bakgeschmack konsumierten, eher mit Europäischen Union ähnlich reagieren dem Rauchen von Zigaretten aufhörten. würden und diese Produkte in angren- Beim Vergleich der beiden Gruppen hat- zenden Ländern kaufen würden, denn ten die “Nicht-Tabak-Dampfer” eine 2,3 ein ähnliches Konsumverhalten kann bei Mal höhere Wahrscheinlichkeit mit dem konventionellen Zigaretten ebenfalls fest- Rauchen aufzuhören als jene, die Tabak- gestellt werden. 2 aromen verwenden. DAMPFER KAUFEN Aus diesen Gründen ist die Forderung AROMEN AUF DEM nach Verboten kurzsichtig. Verbote von SCHWARZMARKT Aromen schränken die Nützlichkeit des Verbote schränken das Angebot ein, aber Dampfens als Instrument zur Reduzie- die Nachfrage bleibt weiterhin bestehen. rung von Tabakschäden erheblich ein und Deshalb wird es immer Akteure geben, werden letztendlich dazu führen, dass die diese Nachfrage befriedigen wollen - mehr Erwachsene wieder konventionel- dann allerdings nicht mehr am regulären len Tabak rauchen. Das hätte gravieren- Markt, sondern auf dem Schwarzmarkt. de negative Effekte für die öffentliche Ge- Untersuchungen in den Bundesstaaten sundheit. New York, New Jersey und Massachuset- ts haben dies bereits bestätigt. Es ist ein boomender Schwarzmarkt entstanden. AROMA- Den Behörden von Massachusetts zu- folge, hat das Verbot den Schwarzmarkt VERBOTE UND massiv ausgeweitet. IHRE FOLGEN Die Etablierung von neuen Schwarzmärk- ten ist aus mehreren Gründen ein gesel- lschaftliches Problem. Das erste Problem ist, dass diese illegalen Produkte keiner 1 DAMPFER KAUFEN IN ANDEREN LÄNDERN Qualitätskontrolle unterliegen und somit die Verbraucher einem Risiko für schäd- Beispielsweise hat der US-Bundessta- liche Produkte aussetzen. Das zweite at Massachusetts kürzlich alle Gesch- Problem ist, dass diese illegalen Verkäufe 07
außerhalb des staatlichen Steuersystems getätigt werden und somit der Staat Ein- BITTE DENKT AN DIE KINDER! nahmen verliert, die er sonst erzielt hätte. Drittens werden Konsumenten, die sich ohne Verbote niemals auf den Schwarz- markt begeben würden, in die Illegalität Es zeigt sich, dass Geschmacksrichtun- getrieben und können dort zu anderen il- gen eine wichtige Rolle für Erwachse- legalen Substanzen verführt werden. ne bei der Raucherentwöhnung spielen. An dieser Stelle wird häufig die Frage 3 DAMPFER BEGINNEN WIEDER ZU RAUCHEN nach den Jugendlichen gestellt und die Befürchtung laut, dass sie Jugendliche Basierend auf den genannten Untersu- zum Nikotinkonsum und später zum Rau- chungen zur Wirksamkeit von Aromen chen verführt werden würden (die sog. zur Raucherentwöhnung ist davon aus- “Gateway-Hypothese”). zugehen, dass viele Dampfer letztendlich zu traditionellen Zigaretten zurückkehren, Colin Mendelsohn und Wayne Hall haben wenn sie keine Möglichkeit haben in an- sich mit der Frage, warum Jugendliche deren Ländern Aromen zu kaufen oder zu Dampfen beginnen und wie viele es sich nicht in die Illegalität treiben lassen tatsächlich regelmäßig tun, intensiv be- wollen. Das Consumer Choice Center hat schäftigt. Sie stellten fest, dass minde- in der Studie “Why vape flavors matter” stens 70-85% aller Jugendlichen Dampfer berechnet, wie viele Dampfer durch ein bereits davor mit dem Rauchen begon- Verbot wieder zum Rauchen gebracht nen haben (in Deutschland hatten nur 9% werden könnten. Für Deutschland, Ös- der jugendlichen Dampfer keine Vorer- terreich und die Schweiz würde ein To- fahrung mit Tabakrauchen) und dass re- talverbot von Aromen drastische Konse- gelmäßiges Dampfen bei Teenagern sehr quenzen haben: selten ist. Die Autoren kommen außerd- em zu dem Schluss, dass „im Gegensatz Max. Dampfer, die wieder zu Einwohner zur Gateway-Hypothese, das Dampfen Rauchen beginnen köntnen die Gruppe von Jugendlichen mit hohem Deutschland 1.309.740 1.470.000 (München) Risiko des Zigarettenrauchens vom Rau- Österreich 138.831 157.322 (Linz) chen abzuhalten scheint.” Schweiz 131.426 143.278 (Bern) In Deutschland zeigen die Daten ähnliche Bei genauerer Betrachtung wird deutli- Ergebnisse. Die repräsentative Schülerb- ch, dass Geschmacksrichtungen für das efragung im Rahmen des „Monitoring-Sy- Dampfen einen zentralen Bestandteil der stems Drogentrends“ in Frankfurt (zitiert Raucherentwöhnung bilden. Diese Tatsa- im 6. alternativen Drogen- und Suchtbe- che muss bei der Diskussion zu weiteren richt) kommt zu dem Ergebnis, dass der Einschränkungen berücksichtigt werden. regelmäßige Konsum von E-Produkten (E-Zigaretten + E-Shishas + “Heat-not- “In Deutschland burn” Produkten) bei Jugendlichen bei hatten nur 9% der 3% liegt. Gleichzeitig halten die fallen- den Raucherzahlen an. Der Anteil Jugen- jugendlichen Dampfer dlicher, die regelmäßig Rauchen ist seit keine Vorerfahrung 2002 von 36% auf 11% im Jahr 2017 ge- sunken. Der Rückgang hat sich seit 2013 mit Tabakrauchen.” (als die E-Zigarette populär wurde) sogar 08
massiv beschleunigt. Die Hypothese wo- nicht als Vorwand verwenden, um den nach E-Zigaretten die Jugend in Massen Zugang verantwortungsbewusster erwa- zum Rauchen verführen solle, scheint der chsener Verbraucher zu Dampfprodukten Realität nicht standzuhalten. zu beschränken. Eine Metastudie von fünfzehn Einzelstu- Feststeht allerdings, dass der Gesetzge- dien zur Gateway-Hypothese kam eben- ber bei der Umsetzung schon bestehender falls zu dem Ergebnis, dass „ein echter Ga- Beschränkungen für einen konsequen- teway-Effekt bei Jugendlichen noch nicht ten Vollzug sorgen muss. Das heißt, das nachgewiesen wurde“. Man muss Fakto- Verkaufsverbot von Tabakerzeugnissen ren wie dem psychischen Zustand, Rau- oder anderen Produkten, die unter den chverhalten der Eltern, Einstellungen von Jugendschutz fallen, muss besser dur- Gleichaltrigen oder Haushaltseinkommen chgesetzt werden. Es besteht ein großer berücksichtigen und dies sei oft äußerst Konsens darüber, dass Nikotinprodukte schwierig. Der 7. alternative Drogen- und nur Erwachsenen zur Verfügung stehen Suchtbericht stellte ebenfalls fest, “dass sollten. Es gibt viele Beispiele für intelli- bis dato keine Studie einen kausalen Zu- gente Initiativen und innovative Technolo- sammenhang zwischen dem Konsum gien zur Erhöhung der Compliance-Raten von eDe [E-Zigaretten] und einem folgen- im Einzelhandel. Eine Erhöhung der Gel- den Konsum von konventionellen Zigaret- dbußen für wiederholte Verstöße könnte ten feststellen kann. Vielmehr häufen sich beispielsweise ein angemessenes In- Indizien, die auf eine „common liability“ strument sein, um die Durchsetzung des hindeuten: es gibt einen Anteil der Jugen- Gesetzes sicherzustellen. Die Erhöhung dlichen, die – aus der Complian- welchen Motivkon- ce-Raten auf lega- stellationen auch “Das len Märkten muss Verkaufsverbot von immer – ein Inte- oberste Priorität resse an Rauchen haben, anstatt wei- und/oder Dampfen Tabakerzeugnissen tere Verbote und haben; was sie Beschränkung- letztlich ausprobie- oder anderen en für Dampfpro- ren oder gar regel- mäßig konsumie- Produkten, die unter dukte einzuführen. Auf den Schwar- ren, ist u.a. von der den Jugendschutz zmärkten gibt es allgemeinen Ver- breitung, aber auch fallen, muss besser keine Alters- und Qualitätskontroll- von Bewertungen durchgesetzt werden.” en. Deshalb dürfen aus der Peergroup Verbraucher nicht wie auch der Ge- dorthin getrieben samtgesellschaft, werden. Zusätzlic- inklusive Maßnahmen der Verhältnis- he Einschränkungen für Erwachsene prävention abhängig.” werden nur die Schwarzmarktaktivität befeuern und zu dem Gegenteil von dem Wenn also die Lebensumstände von Te- führen, was sie beabsichtigen: mehr Min- enagern den größten Einfluss auf deren derjährige haben dadurch Zugang zu Risikoverhalten haben, sollte sich die Po- Dampfprodukten. Das Consumer Choice litik auf die Lösung dieser Probleme kon- Center hat auch zu diesem Thema ein au- zentrieren und die Gateway-Hypothese sführliches Positionspapier geschrieben. 09
FORDERUNGEN beim Umgang mit E-Zigaretten endlich umzudenken. 2 AN DIE POLITIK AUFKLÄRUNG STATT Die E-Zigarette hat das Potenzial Millionen WERBEVERBOTE von Rauchern den Weg in eine rauchfreie Zukunft zu ebnen. Allerdings müssen dafür die richtigen Rahmenbedingungen gesetzt werden. Die Politik muss endlich Es zeigt sich, dass die Bevölkerung über beginnen, Entscheidungen auf wissen- die Potenziale der E-Zigarette völlig unin- schaftlicher Basis zu treffen, statt auf Vo- formiert ist. Der BfR-Verbrauchermonitor rurteile und Ideologie zu setzen. Um das hat ergeben, dass 61% der Befragten das Potenzial des Dampfens ausschöpfen zu gesundheitliche Risiko des Dampfens können, brauchen wir: gleich oder sogar höher einschätzen im 1 Vergleich zur Zigarette. Dies hat drasti- EIN BEKENNTNIS sche Konsequenzen, denn durch diese DER POLITIK UND Fehlinformation werden viele Raucher GESUNDHEITSBEHÖRDEN vom Wechsel zum Dampfen abgehalten. ZUM KONZEPT DER Deshalb braucht es aktive Aufklärungs- SCHADENSMINIMIERUNG arbeit, statt weiteren Werbeverboten wie sie in Deutschland und der Schweiz be- Wie in Großbritannien, Frankreich und schlossen wurden oder in Planung sind. Kanada müssen die Politik und Gesun- Werbeeinschränkungen für E-Zigaretten dheitsbehörden das Potenzial zur Scha- nehmen Rauchern die Chance von weni- densminimierung durch die E-Zigarette ger schädlichen Alternativen zu erfahren. für Raucher anerkennen und sie aktiv als Außerdem besteht die Gefahr, dass dur- Alternative empfehlen. Verbote und Au- ch die Gleichstellung von E-Zigaretten mit frufe zur Abstinenz haben noch nie fun- klassischen Tabakprodukten der Eindruck ktioniert. Anstelle von idealisierten Zie- entstünde, sie hätten die gleichen gesun- len, müssen praktische Lösungen in den dheitlichen Folgen. E-Zigaretten bergen Mittelpunkt gerückt werden. Das Konzept aber nicht die gleichen Gesundheitsri- der Schadensminderung durch Dampfen siken wie herkömmliche Zigaretten. 3 und ähnliche Produkte hat sich als wir- ksam erwiesen und wird in vielen Länd- GEWÄHRLEISTUNG ern akzeptiert. Millionen von Menschen DES ZUGANGS ZU ist es durch die E-Zigarette gelungen mit DAMPFPRODUKTEN dem Rauchen aufzuhören. E-Zigaretten FÜR ERWACHSENE: sind weniger schädlich und eine effektive LEISTBARKEIT Methode zur Raucherentwöhnung. Es ist UND VIELFALT MÜSSEN an der Zeit, dass die Politik auch in Deut- GEWÄHRLEISTET SEIN schland, Österreich und der Schweiz de- mentsprechend reagiert. Die Erfolgsge- Wer die Gesundheitsschäden durch das schichte der E-Zigarette darf nicht länger Rauchen ernsthaft reduzieren will, muss ignoriert werden. Renommierte Wissen- den Zugang für Erwachsene zu Dam- schaftler und Ärzte haben in einem ge- pfprodukten erleichtern, statt zu erschwe- meinsamen Positionspapier die Gesun- ren. Es muss alles unternommen wer- dheitsbehörden ebenfalls aufgerufen, den, um möglichst viele Rauche dazu 10
zu bringen, zum Dampfen zu wechseln. insbesondere den unteren Einkommens- Deshalb sind Verbote von Aromen für die schichten, die den größten Anteil der Liquids strikt abzulehnen. Solche Verbote aktuellen Raucher ausmachen. Eine dif- würden viele Dampfer zurück zur Ziga- ferenzierte Besteuerung von Rauchpro- rette treiben. Aus demselben Grund sind dukten und Dampfprodukten ist essenziell auch Steuererhöhungen auf E-Zigaretten für den Umstieg vieler Menschen. Der abzulehnen. Diese würden die Attraktivi- niedrigere Preis für die weniger schäd- tät von E-Zigaretten im Vergleich zu her- liche Alternative ist richtig und gibt einen kömmlichen Zigaretten vermindern. Au- wichtigen Anreiz für den Umstieg. ßerdem schaden teurere Dampfprodukte Über die Autoren: Bill Wirtz Michael Landl Bill Wirtz ist Senior Policy Analyst für Michael Landl ist Leiter der World Vapers’ das Consumer Choice Center. Er ist von Alliance. Er ist ein erfahrener Politikprofi Beruf Journalist, und analysiert die Politik und leidenschaftlicher Dampfer. Er stu- der Europäischen Union. Er kommt aus dierte an der Universität St. Gallen und Luxemburg, wo er momentan auch lebt. arbeitete für die Industriellenvereinigung, Agenda Austria und der Messe Wien im Bereich Public Affairs sowie im Deutschen Bundestag. Er kommt aus Österreich und lebt in Wien. 11
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