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2 Eine Information des AußenwirtschaftsCenters Budapest Wirtschaftsdelegierter Mag. Jürgen Schreder T +36 1 461 50 40 E budapest@wko.at W wko.at/aussenwirtschaft/hu HEAD OFFICE: Mag. Martin Meischl T +43 5 90 900 4450 E aussenwirtschaft.zentraleuropa@wko.at fb.com/aussenwirtschaft twitter.com/wko_aw linkedIn.com/company/aussenwirtschaft-austria youtube.com/aussenwirtschaft flickr.com/aussenwirtschaftaustria www.austria-ist-ueberall.at Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, insbesondere die Rechte der Verbreitung, der Vervielfälti- gung, der Übersetzung, des Nachdrucks und die Wiedergabe auf fotomechanischem oder ähnlichem Wege durch Fotokopie, Mikrofilm oder andere elektronische Verfahren sowie der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, der Wirtschaftskammer Österreich – AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA vorbehalten. Die Wiedergabe mit Quellenangabe ist vorbehaltlich anders lautender Bestimmungen ge- stattet. Es wird darauf hingewiesen, dass alle Angaben trotz sorgfältiger Bearbeitung ohne Gewähr erfolgen und eine Haftung der Wirtschaftskammer Österreich – AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA ausgeschlossen ist. Darüber hinaus ist jede gewerbliche Nutzung dieses Werkes der Wirtschaftskammer Österreich – AUSSENWIRT- SCHAFT AUSTRIA vorbehalten. © AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA DER WKÖ Offenlegung nach § 25 Mediengesetz i.d.g.F. Herausgeber, Medieninhaber (Verleger) und Hersteller: AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA Wiedner Hauptstraße 63, 1045 Wien, Redaktion: AußenwirtschaftsCenter Budapest, T +36 1 461 50 40, F +36 1 351 12 04 E budapest@wko.at, W wko.at/aussenwirtschaft/hu Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
3 WIRTSCHAFTSBERICHT UNGARN (1-9/2018) Österreich nach Deutschland zweitgrößter Handelspartner von Ungarn Österreich drittgrößter Investor (nach Deutschland und den Niederlanden) Die ungarische Wirtschaft wuchs im Ganzjahr 2017 um 4%, im dritten Quartal 2018 um 4,8% Der Mangel an Arbeitskräften verhindert ein noch größeres Wachstum Wirtschaftskennzahlen 2016 2017 2018 Prognose für 2019 Nominales Bruttoinlandsprodukt in Mrd. USD1 125,8 139,5 153,3 164,4 Bruttoinlandsprodukt/Kopf zu Kaufkraftparität in US-Dollar2 26 872 28 357 30 134 31 744 Bevölkerung in Mio.3 9,8 9,7 9,7 9,7 Reales Wirtschaftswachstum in % 4 2,2 4,4 4,7 3,1 Inflationsrate in %5 0,4 2,3 2,9 3,5 Arbeitslosenrate in %6 5,1 4,2 3,7 3,5 Wechselkurs der Landeswährung (HUF) zu EUR; EUR 1 in HUF7 311,47 309,30 319,38 319,57 Warenexporte des Landes in Mrd. US-Dollar8 88,6 96,6 105,7 112,2 Warenimporte des Landes in Mrd. US-Dollar8 83,5 94,5 105,6 111,4 Wirtschaftsleistung des Landes, Weltwertung:9 Rang 56 Wirtschaftsbeziehungen mit Österreich 2017 Veränderung QI-III 2018 zum Vorjahr in % Österreichische Warenexporte in Mio. Euro 4.822,5 10,1 3.809,4 Österreichische Warenimporte in Mio. Euro 3.958,5 12,4 3.163,1 Österreichische Dienstleistungsexporte in Mio. Euro10 1.570 4,1 1.229 Österreichische Dienstleistungsimporte in Mio. Euro10 1.657 6,3 1.267 Österreichische Direktinvestitionen11, Stand 2017 6.328 Beschäftigte bei österr. Direktinvestitionen12: Stand 2016: 59.991 Direktinvestitionen aus HU in Ö13, Stand 2017: 127 Beschäftige in Österreich bei Direktinvestitionen aus HU14 Stand 2016: 225 Wichtigster Warenexportmarkt für Österreich: 7. Rang 1-6 Quelle: Economist Intelligence Unit 7 Quelle: Economist Intelligence Unit und Ungarische Nationalbank (MNB) 8 Quelle: Economist Intelligence Unit 9 Quelle: Weltbank 10-14 Quelle: Österreichische Nationalbank Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
4 1. Wirtschaftslage Wirtschaftswachstum Nachdem das BIP-Wachstum 2017 rund 4,0% (4,8% Q III 2018) erreicht hat, wird 2017 bei 4,0%; 2018 für 2018 insgesamt ein ähnlicher Wert prognostiziert, was einer soliden Perfor- Q3: 4,8%; weitere Stei- mance auf relativ hohem Niveau im europäischen Kontext gleichkommt. Zurück- gerung 2019 möglich zuführen ist diese Entwicklung primär auf die Erhöhung der EU-Fördermittel für die Periode 2014 bis 2020 und daraus resultierende öffentliche Aufträge, allen voran im Bausektor. Zudem wird eine Inflationsrate von 3% (derzeit noch 2,8%) für das Jahr 2018 angestrebt (2017 waren es 2,4%). Schließlich tragen auch die starke Industrie, insbesondere im Bereich Automotive, und die anziehende inlän- dische Kaufkraft positiv bei. Zu verfügbaren För- Im besagten Förderungszeitraum 2014-2020 führt Ungarn im Rahmen der EU- derprogrammen Kohäsionspolitik sieben operationelle Programme durch. Diese sind in unserem Fördernewsletter zusammengefasst. Bei Fragen zu den verschiedenen Förder- programmen beraten wir sie gerne. Export als ungarische Das ungarische Wirtschaftswachstum ist (wie auch das österreichische) stark „Lebensversiche- von den Exporten abhängig. Der Großteil der Exporte erfolgt durch große in aus- rung“- ländischer Hand befindliche Unternehmen. Auch die ungarische Pharma- und Österreich wichtiger IT-Industrie konnte sich im Export etablieren. Investor Große Abhängigkeit besteht von und zu Deutschland aufgrund der starken Im- porte ungarischer Erzeugnisse durch Deutschland. Deutschland ist auch mit Ab- stand größter Investor in Ungarn, besonders umfassend sind die Investitionen im Automobilsektor. Österreich, analog dazu, ist drittstärkster Investor. Re-Industrialisierung: 93% des ungarischen, industriellen Outputs landen im Export, was die Bedeu- Automobilindustrie ist tung für die ungarische Wirtschaft nochmals unterstreicht. Der sprichwörtliche Motor der Exportwirt- Motor der ungarischen Industrie ist die starke Automobilindustrie und deren Zu- schaft lieferersektoren, die knapp 30% der industriellen Wertschöpfung in Ungarn bzw. 20% der gesamten ungarischen Exporte ausmacht. Trotz der Rückgänge in an- deren Industriesegmenten, verzeichnet die Automobilindustrie zweistellige Wachstumsraten. Mit Audi, GM, Suzuki und Mercedes befinden sich insgesamt vier sog. OEMs (Original Equipment Manufacturer) in Ungarn. Bald werden es fünf sein, denn BMW baut aktuell nahe dem ostungarischen Debrecen ein neues Werk und will dort rund eine Mrd. EUR investieren. Auch befindet sich das größte Motorenwerk der Welt in Győr (Audi). Einige Audi Modelle (A3, TT) wer- den mittlerweile zur Gänze in Ungarn gefertigt. Ungarn: Das neue 2017 wurde die Körperschaftssteuer auf einheitlich 9% gesenkt, was in erster Li- Steuerparadies Euro- nie der Industrie zugutekommt, weil der Satz für KMU bisher schon bei 10% lag. pas? Durch die Senkung der KöSt. und die Senkung der Lohnnebenkosten will sich Un- garn als attraktives Land für Investoren etablieren. Die Banksteuer liegt bei einer Bilanzsumme bis 50 Mrd. HUF seit 2010 unverändert bei 0,15%, bei einer höheren Bilanzsumme seit 2019 bei 0,2%. Der Steuersatz für Transaktionsgebühren und Bargelbehebungen beträgt 0,3% bzw. 0,6%. Ungarische Kennzah- Die Maastricht-Kriterien werden von Ungarn nahezu musterschülerhaft erfüllt. len müssen europäi- Beispielsweise liegt das Budgetdefizit (im 6. aufeinander folgenden Jahr) bei 2,1% schen Vergleich nicht und die Staatsverschuldung bei 72,6%. Die Inflationsrate erreichte im November scheuen 2018 einen Wert von 3,1 % (2017: 2,4%; 2016 0,4%), befindet sich daher auf gutem Weg zu den von der Nationalbank langfristig angestrebten 3% und gehört mitt- lerweile zu den höchsten in der EU. Kritiker werfen der Regierung jedoch ge- schönte Zahlen bei den Staatsschulden vor. Diese würden die Kreditlinie Russ- lands (für den Ausbau des Kernreaktors Paks II) und Schulden der Exim Bank Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
5 (staatl. Kreditinstitut und Exportversicherung) nicht berücksichtigen. Die ungarische Regierung scheut jedenfalls keine Mühen, gute Kennzahlen zu er- reichen, legt aber Wert darauf, dass die Rechnung dafür nicht vom Bürger, son- dern – vor allem von ausländischen – Unternehmen im Dienstleistungssektor (Lebensmitteleinzelhandel und Banken) bezahlt wurde. Niedrige Arbeitslosig- Der höchste Beschäftigungsstand seit 25 Jahren ließ die Arbeitslosenrate auf keit, aber Fachkräfte- mittlerweile 3,7% (2018) sinken. Zurückzuführen ist die hohe Beschäftigungs- mangel durch Abwan- rate neben der „Gemeinwohlarbeit“ auf die zunehmende Nachfrage aus der Pri- derung vatwirtschaft. Durch die Abwanderung junger und qualifizierter Ungarn auf- grund durchschnittlich höherer Gehälter im Ausland herrscht in Ungarn ein akuter (Fach-)Arbeitermangel. Zudem wirkt die fehlende flächendeckende Lehrlingsausbildung wachstumshemmend auf KMUs, aber auch auf etablierte Industriebetriebe insb. in Westungarn. Die durchschnittliche Anzahl der Be- schäftigten betrug im Zeitraum Mai-Juli 2018 4.484.000, also 50.000 mehr als ein Jahr zuvor. Die Beschäftigungsquote der 15- bis 64-Jährigen stieg auf 69,4%. Es wird geschätzt, dass 350.000 Ungarn im Ausland leben bzw. arbeiten, lt. letzten Erhebungen des Hauptverbandes der österreichischen Sozialversi- cherungsträger davon knapp 95.000 alleine in Österreich. Um dem Fachkräfte- mangel entgegenzuwirken hat die ungarische Regierung das Ausbildungsgesetz angepasst und den Weg für das deutsch/österreichische Ausbildungsmodell der dualen Ausbildung in Ungarn geebnet. Bisher findet eine duale Ausbildung aber nur aufgrund betrieblicher Initiativen statt. Fortlaufende Mindest- Aus Gründen der Steigerung der ungarischen Kaufkraft im europäischen Schnitt lohnerhöhung auch erhöhte die Regierung bereits in den vergangenen Jahren in Absprache mit den 2019 Sozialpartnern den gesetzlich verankerten allgemeinen Mindestlohn sowie je- nen für Facharbeiter (2017 um 15% bzw. 25%, 2018 um 8% bzw. 12% bzw. 2019 um jeweils 8%). Der allgemeine Mindestlohn liegt derzeit bei 149.000 HUF (ca. 465 EUR), jener der Facharbeiter bei 195.000 HUF (ca. 610 EUR). Insgesamt liegt der Bruttodurchschnittslohn aktuell bei ca. 1.020 EUR (ca. 327,100 HUF, Oktober 2018), was einer Steigerung von 10,8% zum Vorjahr ent- spricht. Budapest liegt dabei mit 127% weiterhin deutlich über dem Durch- schnitt, während bis auf das Komitat Győr-Moson-Sopron (103%) alle weiteren Komitate unter dem Landesdurchschnitt liegen. Seit 2019: Arbeitge- Das Finanzjahr 2019 bringt weitere Änderungen der Steuersätze mit sich. Sozi- ber-Sozialabgaben bei alleistungen des Arbeitgebers sanken nach 22% (2017) und 19,5% (2018), nun 17,5%, Senkung der auf 17,5%. Des Weiteren traten Änderungen im Umsatzsteuersatz für ausge- Ust. wählte Produkte in Kraft. Im Bereich der Lebensmittel verfolgt die Regierung bereits eine 2014 aufgesetzte Strategie: der einheitliche Mehrwertsteuersatz für Produkte von 27% wurde für bestimmte Lebensmittel auf 5% gesenkt. Die sog. „Chips Steuer“ belastet Produkte mit erhöhtem gesundheitlichen Risiko, wie Soft Drinks, Snack Food, Schokolade und Alkohol mit durchschnittlich 20%. Einige Steuern (u.a. Sondersteuer für Privatpersonen aus zusätzlichen Einnah- men, die nicht aus dem normalen Arbeitsverhältnis stammen; Sondersteuer für Kreditanstalten, Kultursteuer) wurden abgeschafft. Unternehmen und Privat- haushalte sollen dadurch entlastet, die Kaufkraft angekurbelt werden. Neues Arbeitszeiten- Als Reaktion auf den Mangel an Arbeitskräften in Ungarn hat das Parlament im gesetzt und Demonst- Dezember 2018 ein umstrittenes Gesetz verabschiedet. Die Novelle des Arbeits- rationen gesetzbuches trat mit 1. Jänner 2019 in Kraft und erlaubt eine starke Ausweitung der gesetzlich erlaubten Überstunden von bislang 250 auf bis zu 400 im Jahr (auf freiwilliger Basis). Der Zeitrahmen für die Bezahlung der Überstunden wurde von einem auf drei Jahre ausgeweitet. Seit Ende 2018 kommt es zu regelmäßigen De- monstrationen gegen dieses Gesetz. Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
6 2. Besondere Entwicklungen Parlamentswahlen Im April 2018 wurde in Ungarn ein neues Parlament gewählt. Die aktuelle Regie- 2018 rungspartei Fidesz (Ungarischer Bürgerbund) fuhr erneut einen ungefährdeten Sieg ein (mit verfassungsändernder 2/3-Mehrheit im Parlament). Vertragsverletzungs- Das EU-Parlament in Straßburg leitete im September 2018 ein Artikel-7-Ver- verfahren gegen Un- tragsverletzungsverfahren gegen Ungarn ein. Die möglichen Sanktionen enthal- garn ten den Entzug von Stimmrechten, jedoch keine budgetären Folgen. Novellierungen Durch die Novellierung des Bankengesetzes wurde die Steuerlast für Banken re- im Bankensektor duziert. Bis zu einer Steuerbemessungsgrundlage von HUF 50 Mrd. beträgt der Steuersatz 0,15%, darüber 0,2%. Diese Steuerreduktion bezieht sich nur auf Kre- ditinstitute. Das Wirtschaftspotential von Unternehmen soll durch die größere Bereitschaft zur Kreditvergabe von Banken besser ausgenutzt werden. Boomende Um Wachstum im Bausektor zu gewährleisten und die auslaufenden EU-Förder- Bauindustrie mittel aus der Vorperiode für Infrastrukturprojekte abzufedern hat die ungari- sche Regierung mit 01.01.2016 die Mehrwertsteuer für den Wohnungsbau von 27% auf 5% reduziert (befristet auf 4 Jahre). Weitere Erleichterungen für den Wohnungsbau stellen die Vereinfachung bei Baugenehmigungen und spezielle Förderungen dar. So übertraf die Anzahl der Bauansuchen im Jahr 2017 jene aus dem Vorjahr um fast 30%. Die Baubranche stellt insgesamt einen wichtigen Fak- tor für Ungarns Wirtschaftswachstum dar und sollte mittels dieser Maßnahme weiter diversifiziert werden, um die Krisenanfälligkeit zu reduzieren. 2017 trug der Bausektor mit knapp 4,1% zum ungarischen BIP bei. In punkto Erlöse ist Un- garn im europäischen Vergleich sogar absolute Spitze. Die Konjunktur in der Bau- wirtschaft soll bis 2020 konstant anhalten. ABC Indikator: Öster- Bereits zum dritten Mal führte die AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA eine interna- reichische Niederlas- tionale Umfrage in den 24 wichtigsten Exportländern Österreichs durch. In Un- sungen sehen Wirt- garn hat sich gezeigt, dass sich das Wirtschaftsklima lt. den befragten österrei- schaftsstandort Un- chischen Niederlassungen in den letzten 12 Monaten leicht verbessert hat bzw. garn weiterhin positiv stabil geblieben ist. 83% der Befragten erwarten auch für die kommenden Jahre stabile oder sich verbessernde, wirtschaftliche Entwicklungen. Die Berechenbar- keit der Wirtschaftspolitik und Themen im Zusammenhang mit Rechtssicherheit und Bürokratie wurden als Erschwernisse durch öffentliche Institutionen ange- geben. Am Markt sieht sich die Mehrheit der Unternehmen mit Herausforderun- gen betreffend fehlender Facharbeiter bzw. der Produktivität und Qualität von Ar- beitskräften konfrontiert. Die detaillierten Ergebnisse und die Presseaussendung zum Download gibt es online. Europäischer Wettbe- Die Kohäsionsberichte der Kommission, die alle drei Jahre erstellt werden, stel- werbsindex 2016: len Ungarn kein gutes Zeugnis aus. Ziel des Fonds ist der Ausgleich der wirt- Ungarn Low-Perfor- schaftlichen und sozialen Ungleichheit und die Förderung einer nachhaltigen mer Entwicklung. Die regionalen Disparitäten in Ungarn sprechen jedoch das exakte Gegenteil. Der europäische Wettbewerbsindex 2016 zieht alle drei Jahre einen Vergleich zwischen 263 Regionen in der EU. Die Wettbewerbsfähigkeit wird an- hand der Grunddimension (Institutionen, Makroökonomische Stabilität, Infra- struktur), der Effektivitätsdimension (Marktgröße, Arbeitsmarkteffektivität) und der Innovationsdimension (Technologiebereitschaft, Innovationen) ermittelt. Das Ergebnis fällt für Ungarn ernüchternd aus. Budapest liegt auf dem 152. Platz. Die wirtschaftlich schwachen Regionen Nord- und Ostungarn belegen die Plätze 231 Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
7 und 232. Die Veröffentlichung der nächsten Erhebung wird im Laufe des Jahres erwartet. Um die entwicklungsschwachen Gebiete Ungarns für ausländische Investoren attraktiver zu machen, bietet die Nationale Agentur für Investment und Be- triebsansiedlungen (HIPA) Förderungen und Incentives, wie max. 50% Direktför- derungsbeiträge (sog. VIP cash subsidies) oder Steuerbegünstigungen bei Erfül- lung entsprechender Auflagen, wie zB. geschaffene Arbeitsplätze. Staatlicher Einfluss Die stark einschränkende Behandlung im Dienstleistungssektor, im Speziellen in den Branchen, in denen ausländische Investitionen dominieren, wird allmäh- lich von Seiten der Regierung gelockert. Das Gesetz zur Sonntagsschließung im Handel wurde mittels eines Schnellverfahrens wieder revidiert und hatte mit ei- nem Jahr Bestandsdauer absolut keinen Erfolg. Ziel war die Stärkung der klei- nen ungarischen Handelsketten. Die Regierung ist bestrebt, den staatlichen – oder besser gesagt „ungarischen“ - Einfluss in der Wirtschaft zu stärken, sei es durch Einkauf in einzelne Unternehmen wie Banken, Energieversorger und Au- tozulieferer, aber auch durch die Regulierung von Preisen für öffentliche Dienstleistungen. Diese Einflussnahme spürt auch der sehr international aus- geprägte Lebensmitteleinzelhandel mit österreichischer Beteiligung. Entstan- den ist auch ein nationaler Energieversorger (Non-Profit), der seine Dienstleis- tungen – vorerst nur Gas, aber später auch Strom – in direkter Konkurrenz zu den privaten und ausschließlich in ausländischer Hand befindlichen Versorgern anbieten wird. Der öffentliche Sektor trug 2018 mit 17,4% zur Bruttowertschöp- fung bei. Öffentliche Ausschreibungen stehen international in der Kritik, teilweise maß- geschneidert auf öffentliche oder ungarische Unternehmen verfasst worden zu sein. Firmen sehen die Europäische Kommission hier gefordert. Wettbewerbs- nachteile für ausländische Player stehen im Raum. Elektromobilität Ungarn möchte seine Position als Standort für E-Mobilität nachhaltig stärken. Förderungen in Höhe von knapp 6,5 Mio. EUR (2 Mrd. HUF) werden für den Kauf von Elektroautos bereitgestellt, die Regierung rechnet mit 60.000 Fahrzeugen bis 2020. Neben Steuervorteilen dürfen Elektroautos die Busspur befahren und die entsprechend gekennzeichneten Fahrzeuge ebenfalls gratis Strom tanken. Vor- rang hat allerdings der Ausbau der Ladeinfrastruktur, 3.000 Ladestationen wer- den bis 2020 benötigt. Dieser Bereich ist allerdings noch nicht liberalisiert und folglich unter staatlichem Einfluss. Das chinesische Unternehmen BYD will in Komárom, Nordungarn, seine erste europäische Fabrik für vollelektrische Busse bauen. Samsung hat eine von weltweit drei Batteriefabriken im ungarischen Gőd im Wert von 300 Mio. EUR fertiggestellt. Im westungarischen Zalaegerszeg ent- steht eine europaweit einzigartige Teststrecke, sowohl für herkömmliche Autos, als auch für Test und Entwicklung selbstfahrender und Elektro-Fahrzeuge. Ende 2019 soll das staatlich finanzierte Projekt auf einer Fläche von 250 Hektar fertig- gestellt sein. Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
8 3. Wirtschaftsbeziehungen mit Österreich Ungarn siebtwichtigs- Ungarn ist für die österreichische Exportwirtschaft weltweit der siebtwichtigste tes Exportzielland und in der EU der fünft wichtigste Markt. Etwas über 3% der österreichischen Ausfuhren gehen nach Ungarn. Handelsbeziehungen Das Wachstum der Handelsbeziehungen mit Ungarn ist weiterhin ungebrochen. florieren ungebrochen Im Kalenderjahr 2017 wurde ein bilaterales Handelsvolumen von ca. 8,8 Mrd. EUR erwirtschaftet, was gleichzeitig einer Steigerung von über 11% im Ver- gleich zur Vorjahresperiode gleichkommt. Importseitig verzeichnet Österreich ein Volumen von knapp 4,0 Mrd. EUR (+12,4 %), während Exporte im Wert von 4,8 Mrd. EUR (+10,1 %) realisiert werden konnten. Dies ergibt einen Handelsbi- lanzüberschuss von 864 Mio. EUR. Auch in den ersten drei Quartalen 2018 konnte dieses Wachstum nahezu unge- bremst fortgesetzt werden, bei Wachstumsraten von 5,8% (Exporte nach Un- garn) bzw. 7,0% (Importe aus Ungarn) im Vergleich zur Vorjahresperiode. Besonders im industriellen Bereich, speziell bei Maschinenbauerzeugnissen, Fahrzeugbauteilen und Maschinen, sind die wirtschaftlichen Verstrickungen tra- ditionell besonders stark. Ebenso bei den Produktgruppen Nahrungsmittel, Mi- neralöl- und Brennstoffe bzw. Chemische Erzeugnisse. Aus ungarischer Sicht ist Österreich nach Deutschland mit einem Anteil von 6,2% der gesamten ungarischen Importe der zweitwichtigste Lieferant und nach Deutschland, Rumänien, Italien und noch vor der Slowakei aktuell der viertwich- tigste Absatzmarkt von ungarischen Waren (Anteil 4,8%). Ausgeglichene Dienst- Traditionell ausgeglichen verläuft die bilaterale Dienstleistungsbilanz: leistungsbilanz 1,570 Mrd. EUR Exporterlösen aus Dienstleistungen standen 2017 1,657 Mrd. EUR Importausgaben gegenüber, was ein Netto-Saldo von 87 Mio. EUR für Un- garn ergibt. Dieser Trend setzt sich auch in den ersten drei Quartalen 2018 fort. Die Dienstleistungsexporte sind im Zeitraum auf 1.229 Mio. EUR im Vergleich zu 1.154 Mio. EUR im Vergleichszeitraum 2017 gestiegen - ebenso die Dienstleis- tungsimporte mit 1.267 Mio. EUR zwischen Jänner-September 2018 im Ver- gleich zu 1.451 Mio. EUR zwischen QI und QIII 2017. Ungarn ist damit für österreichische Dienstleistungen der siebtwichtigste Markt weltweit und die Nummer 1 in Mittel- und Osteuropa. Dienstleistungen aus Un- garn rangieren nach Deutschland, Italien, dem Vereinigten Königreich, der Schweiz und den USA an sechster Stelle. Österreich drittgröß- Österreich ist mit einem Anteil von knapp 7,0% an den Direktinvestitionsbestän- ter Investor den, hinter Deutschland und den Niederlanden, der drittgrößte Investor in Un- garn. Offenbar handelt es sich im letztgenannten Fall (Niederlande) aber um In- vestitionen, die aus Steuergründen Firmen aus anderen Ländern – insbesondere aus den USA und Russland – zugerechnet werden müssten. Österreichische Fir- men sind in vielen Branchen in Ungarn führend und mit einem Gesamtvolumen von ca. 6,3 Mrd. EUR weiterhin ein sehr gewichtiger Player auf dem ungarischen Markt (Stand 2017). Was die realwirtschaftlichen Zahlen betrifft, hält Österreich bei der Anzahl der Firmen in Ungarn hinter Deutschland den zweiten Platz, beim Umsatz und der Anzahl der Mitarbeiter hinter Deutschland und den USA den drit- ten Platz. Geschaffene Arbeits- Österreich gehört als Großinvestor auch zu jenen Ländern, die auch eine Vielzahl plätze an Arbeitsplätzen in Ungarn schaffen. 59.991 waren es laut letzten Erhebungen 2016. Nach Deutschland und Tschechien ist Ungarn der wichtigste Markt für ös- terreichische Auslandsbeteiligungen. 7,0 % aller österreichischen Auslandstöch- ter haben Ihre Niederlassung im östlichen Nachbarland, was 6,7 % aller Aus- landsbeschäftigten entspricht. Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
9 Österreichische Marktführend ist Österreich bei der Ziegel- und Zuckerproduktion, im Autohan- Marktführerschaft del, in der Papier- und Verpackungsindustrie, sowie in der Bauindustrie. Stark vertreten ist Österreich auch im Einzelhandel (v.a. Lebensmittel). Erfolgsversprechende Die AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA betreibt ein AußenwirtschaftsCenter in Bu- Branchen dapest und sieht in den kommenden Jahren besondere Chancen für österreichi- sche Unternehmen in Ungarn in folgenden Bereichen: Bau & Infrastruktur Bildung, Erwachsenenbildung & duale Ausbildung Creative Industries (Kreativwirtschaft, Mode & Textilien) Energiewirtschaft, Naturressourcen & E-mobilität IKT (Start Ups) Maschinen & Anlagenbau Metalle & Metallverarbeitung Nahrungs- & Genussmittel Zulieferindustrie Services des Außen- Informieren Sie sich auf unserer Länderseite wko.at/service/aussenwirt- wirtschaftsCenter Bu- schaft/Ungarn über nützliche Leistungen für Ihre Aktivitäten in Ungarn. Gerne dapest stehen wir Ihnen bei sämtlichen Anfragen den ungarischen Markt betreffend zur Verfügung. Von einfachen Markteinstiegsfragen (Firmenauskünfte, statistische Auskünfte) über die konkrete Partnersuche beim Vertriebsaufbau in Ungarn bis hin zu Forderungseintreibungen und Hilfestellung bei laufenden Problemen bei der Marktbearbeitung. Dazu organisiert die AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA zahlreiche Veranstaltungen in Österreich und Ungarn. Informieren Sie sich über das Veranstaltungsangebot sowie die umfangreiche Service-Palette der AUS- SENWIRTSCHAFT AUSTRIA unter wko.at/aussenwirtschaft/hu. Förderung go-interna- Zusätzlich bietet das Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschafts- tional – Startgeld für standort in Kooperation mit der Wirtschaftskammer Österreich durch die Inter- Mutige nationalisierungsoffensive go-international interessante Fördermöglichkeiten für heimische Unternehmen. Das AußenwirtschaftsCenter Budapest informiert Sie gerne zu Ihren individuellen Fördermöglichkeiten. Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
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