SCHUFA Kredit-Kompass 2016 - Wir schaffen Vertrauen
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SCHUFA Kredit-Kompass 2016 Empirische Untersuchung der privaten Kreditaufnahme in Deutschland Konsumentenverhalten in Zeiten des Online-Payments Wir schaffen Vertrauen
SCHUFA Kredit-Kompass 2016 Empirische Untersuchung der privaten Kreditaufnahme in Deutschland Konsumentenverhalten in Zeiten des Online-Payments
2 Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis SCHUFA Holding AG 4 Vorwort 5 Dr. Michael Freytag 1 Ergebnisse im Überblick 6 Private Kreditaufnahme in Deutschland: Rückzahlungsverhalten auf stabil hohem Niveau 6 Mehr Bezahlverfahren – unterschiedlich umfangreiche Datenströme: Kauf auf Rechnung ist datensparsam 7 E-Commerce und Bezahlverfahren aus Kundensicht: Der tatsächliche Kaufvorgang soll einfach und bequem sein 8 2 Private Kreditaufnahme in Deutschland 10 Repräsentative Auswertungen auf Basis der SCHUFA-Daten Einleitung 10 Trends der privaten Kreditaufnahme 11 Entwicklung von Zahlungsstörungen 17 Zahlungsstörungen im regionalen Vergleich 21 Risiken der privaten Kreditaufnahme 25 Fazit 32 3 Mehr Bezahlverfahren – unterschiedlich umfangreiche Datenströme 40 Überblick über Bezahlverfahren und die dabei übertragenen Daten Prof. Dr. Bernd Skiera Neue und alte Bezahlverfahren 40 Je nach Bezahlverfahren werden unterschiedliche Datenverarbeiter eingebunden 43 Fazit 47
Inhaltsverzeichnis 3 4 E-Commerce und Bezahlverfahren aus Kundensicht 50 Ergebnisse von Tiefeninterviews (Marktforschungsinstitut Rheingold) 50 Ergebnisse einer Online-Befragung (Marktforschungsinstitut Innofact) 53 Internet wird vielfältig genutzt 53 Einkaufen im Internet: einfach und bequem, aber auch sicher? 57 Bezahlverfahren im E-Commerce – Angebot und Nachfrage 59 Fazit 66 5 Glossar 68 Anhang 72 SCHUFA Verbraucherbeirat 72 SCHUFA Ombudsmann 72 SCHUFA Kredit-Kompass 73 Bücher 74 Die Bildungsinitiative der SCHUFA 76 Abbildungsverzeichnis 78 Impressum 80
4 SCHUFA Holding AG SCHUFA Holding AG Zahlen, Daten & Fakten J Der Datenbestand der SCHUFA umfasst 797 Millionen Informationen zu 66,4 Millionen Privatpersonen und 5,2 Millionen Unternehmen. J Pro Tag erteilt die SCHUFA rund 350.000 Auskünfte an Vertragspartner- unternehmen und Verbraucher. J 9.000 Firmenkunden aus Kreditwirtschaft, Handel und Dienstleistungen sind als Vertragspartner angeschlossen. J 2 Millionen Privatkunden nutzen die SCHUFA über das Online-Portal www.meineSCHUFA.de. J Zu 90,7 Prozent der Verbraucher liegen ausschließlich positive Informationen vor. J 97,6 Prozent aller Konsumentenkredite werden ordnungsgemäß zurückgezahlt.
Vorwort 5 Vorwort Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser, der digitale Wandel hat das Einkaufsverhalten weiter Teile der Bevölkerung maßgeblich ver- ändert. Acht von zehn Menschen in Deutschland haben bereits einmal im Internet eingekauft oder nutzen es für finanzielle Transaktionen. Immer mehr tun dies regelmäßig. Ein riesiges Angebot, das zu jeder Tages- und Nachtzeit zur Verfügung steht, ist für viele Menschen eine echte Bereicherung. Keine festen Öffnungszeiten, das Anliefern nach Hause, kein Taschen- schleppen oder Schlangestehen. E-Commerce macht geschäftliche Aktivitäten zunehmend einfach und bequem. Doch wie sieht es aus mit der Einhaltung des persönlichen finanziellen Rahmens? Der Kredit- Kompass 2016 präsentiert Ihnen die neuesten Auswertungen der SCHUFA zur privaten Kreditaufnahme in Deutschland. Hierbei zeigt sich für 2015 eine nachhaltig hohe Stabilität mit positiven Veränderungen. 97,6 Prozent aller Ratenkredite werden reibungslos zurück- gezahlt. Das Interesse an Krediten wächst, die Zahl der Anfragen zu Kreditkonditionen legt deutlich um 18,5 Prozent zu. Gegenüber dem Vorjahr ist 2015 die durchschnittliche Kredit- höhe um 8,6 Prozent auf 9.552 Euro gestiegen. Der Anteil neuer Ratenkredite mit einem Volumen von mehr als 10.000 Euro nimmt erneut zu. Doch eine übermäßige Kredittätigkeit ist damit nicht verbunden, denn die Zahl der neu abgeschlossenen Kreditverträge bleibt 2015 konstant. Das sind gute Nachrichten! Im E-Commerce werden nicht nur die Produktbestellungen über digitale Kanäle abgewickelt, sondern auch die damit verbundenen Finanztransaktionen. Dabei werden viele vom statio- nären Handel her bekannte Bezahlverfahren genutzt, aber es kommen darüber hinaus neue spezielle E-Payment-Verfahren zum Einsatz. Die persönlichen Daten der Kunden gehen dort teilweise durch unterschiedliche Hände. Ist dies den Verbrauchern in allen Einzelheiten bekannt? Mit Hilfe von Datenflussmodellen, die Professor Bernd Skiera entwickelt hat, haben wir hierzu in einer Online-Befragung und in Tiefeninterviews Konsumenten befragen lassen, die im Internet einkaufen. Die Möglichkeiten im E-Commerce und die Vielzahl an Bezahlsystemen stellen neue Ansprüche an die Verbraucher. Hier gilt es, die finanziellen Möglichkeiten mit den jeweiligen Bedürfnissen in Einklang zu bringen. Dies gelingt den weitaus meisten Menschen aller Altersgruppen, wie die hohe Kreditrückzahlungsquote ebenso belegt wie die Tatsache, dass über 90 Prozent der bei der SCHUFA gespeicherten natürlichen Personen ausschließlich positive Daten haben. Ich wünsche Ihnen eine ebenso anregende wie informative Lektüre! Dr. Michael Freytag Vorsitzender des Vorstandes
6 Ergebnisse im Überblick 1 Ergebnisse im Überblick Private Kreditaufnahme in Deutschland: Rückzahlungsverhalten auf stabil hohem Niveau Kapitel 2 stellt aktuelle Trends der privaten Kreditaufnahme auf der Basis der SCHUFA- Daten vor und weist auf besondere Entwicklungen in den einzelnen Altersgruppen hin. Das Rückzahlungsverhalten bleibt stabil auf hohem Niveau. Insgesamt 97,6 Prozent aller Ratenkredite wurden 2015 ordnungsgemäß bedient. Die Anzahl der positiven Kredit- biographien bleibt ebenfalls auf hohem Niveau konstant: Zu 90,7 Prozent der bei der SCHUFA verzeichneten Personen liegen ausschließlich positive Informationen vor. Das Interesse an Ratenkrediten in Deutschland ist weiterhin hoch. 2015 stellten Banken insgesamt 19,5 Millionen Anfragen im Rahmen der Kreditkonditionenermittlung an die SCHUFA. Das waren 18,5 Prozent mehr als 2014. Die Anzahl der tatsächlich abge- schlossenen Ratenkreditverträge erreichte mit 7,4 Millionen auch 2015 wieder das hohe Vorjahresniveau. Die Gesamtzahl der laufenden Ratenkredite ist 2015 gegenüber dem Vorjahr erneut leicht gesunken. Ende 2015 gab es laut SCHUFA-Datenbestand in Deutschland ca. 17,3 Millio- nen Ratenkredite. 2014 lag der Jahresendbestand bei 17,5 Millionen. Dabei verläuft die Entwicklung in den einzelnen Altersgruppen sehr unterschiedlich. Auffällig ist, dass der Rückgang des Bestands an laufenden Ratenkrediten erneut überdurchschnittlich stark die mittlere Lebensphase betrifft. So ging zum Beispiel die Anzahl laufender Ratenkredite bei den 40- bis 44-Jährigen gegenüber 2014 um 5,5 Prozent zurück. Bereits 2014 wiesen die neu abgeschlossenen Ratenkreditverträge häufiger eine größere Kredithöhe auf. Diese Entwicklung setzte sich auch 2015 fort: 34,5 Prozent der neu abgeschlossenen Ratenkredite hatten eine Kreditsumme von mehr als 10.000 Euro. Parallel dazu ist die durchschnittliche Kredithöhe der 2015 neu aufgenommenen Raten- kredite erneut gestiegen, und das in allen Altersgruppen. Im Durchschnitt erreichte sie einen Wert von 9.552 Euro, gegenüber 2014 entspricht dies einem Zuwachs um 8,6 Pro- zent. Die steigenden Kredithöhen lassen weiterhin auch die Restschuld steigen, und das über alle Altersgruppen hinweg. Im Durchschnitt betrugen 2015 die aktuellen Kreditverpflich- tungen für jede Person im SCHUFA-Datenbestand mit mindestens einem Kredit insge- samt 10.039 Euro. Gegenüber 2014 ist dies ein Zuwachs um 318 Euro bzw. 3,3 Prozent. Auffällig ist, dass der Anstieg der durchschnittlichen Kredithöhe alle Altersgruppen betraf. Die höchsten Zuwachsraten wiesen die 20- bis 29-Jährigen auf.
Ergebnisse im Überblick 7 Mit dem Anstieg der durchschnittlichen Kredithöhe geht ein Zuwachs der durchschnitt- lichen Laufzeit von 2015 neu aufgenommenen Ratenkrediten einher. Sie erreichte einen Wert von 47,3 Monaten (Vorjahr: 45,4 Monate), 2010 lag sie bei 41,2 Monaten. Im Jahr 2005 lag die durchschnittliche Laufzeit bei 45,8 Monaten. Die Überschuldungsgefahr ist in Gesamtdeutschland rückläufig. Der SCHUFA-Privatver- schuldungsindex verbesserte sich 2015 um 10 Punkte auf 1.039 Punkte. Für 2016 sind die Aussichten ebenfalls gut. Die SCHUFA erwartet einen weiteren Rückgang des PVI um gut 2 Prozent. Insgesamt belegt der SCHUFA Kredit-Kompass, dass die Bundesbürger ihre finanziellen Möglichkeiten im Blick haben und verantwortungsvoll mit Geld und Krediten umgehen. Zugleich belegen die Zahlen, dass die SCHUFA mit ihren Informationen als stabilisierender Faktor wirkt: Zum einen schafft sie das Vertrauen zwischen Kreditgeber und Kunde, indem sie das verantwortungsvolle Bezahlverhalten dokumentiert und bestätigt. Zum anderen wirkt sie gegen Überschuldung. In einer Welt, in der gerade der Einkauf im Internet (E-Commerce) sich wachsender Bedeutung erfreut und unterschiedliche Bezahl- verfahren neue Ansprüche an die Verbraucher stellen, unterstützt sie die Kunden dabei, ihre finanziellen Möglichkeiten im Blick zu behalten. Mehr Bezahlverfahren – unterschiedlich umfangreiche Datenströme: Kauf auf Rechnung ist datensparsam In Kapitel 3 erklärt Professor Dr. Bernd Skiera die am häufigsten genutzten Bezahlver- fahren im deutschen Online-Handel und zeigt auf, welche Datenströme jeweils bei der Nutzung entstehen. Mit der zunehmenden Verbreitung des E-Commerce wächst die Zahl der möglichen Bezahlverfahren kontinuierlich. Für Online-Händler eine Herausforderung, denn sie müssen mit der Entwicklung Schritt halten, um ihre Kunden zufriedenzustellen. Unter- stützung erhalten sie hierbei von Zahlungsdienstleistern, den sogenannten Payment Service Providern. Diese haben vor allem eine technische Aufgabe, indem sie für den Online-Händler die Anbindung an die verschiedenen Anbieter von Bezahlverfahren übernehmen. Online-Händler bieten im Schnitt etwa fünf Bezahlverfahren an, wobei sich aber die Nutzung durch den Kunden auf vergleichsweise wenige Bezahlverfahren konzentriert. Der Beitrag dokumentiert anschaulich, welche unterschiedlichen Datentypen bei den ein- zelnen Bezahlverfahren übertragen werden. Dabei zeigt sich, dass der Kauf auf Rechnung am wenigsten datenintensiv ist. Beim Kauf auf Rechnung und bei Vorkasse ist im Gegen- satz zu allen anderen Bezahlverfahren die Zahlung des Käufers nicht in den Online-Bestell- prozess eingebunden.
8 Ergebnisse im Überblick Bei allen Bezahlverfahren sind immer die Bank des Käufers und die Bank des Händlers eingebunden. Im Gegensatz zu anderen Bezahlverfahren sind bei der Überweisung und der Lastschrift allerdings keine weiteren Zahlungsanbieter eingebunden, weil die Zahlung unmittelbar zwischen der Bank des Käufers und der Bank des Händlers abgewickelt wird. E-Commerce und Bezahlverfahren aus Kundensicht: Der tatsächliche Kaufvorgang soll einfach und bequem sein Kapitel 4 präsentiert die Ergebnisse einer Online-Befragung, die die SCHUFA bei Innofact zum Thema E-Commerce und Bezahlverfahren aus Kundensicht im Zusammenhang mit Sicherheit und Datenschutz in Auftrag gegeben hat. Die Online-Befragung wurde auf Basis von Tiefeninterviews einer qualitativen Rheingold-Studie konzipiert. Im Mittelpunkt der Betrachtung stehen zwei unterschiedliche Nutzertypen des Internets. Die sogenannten Heavy User nutzen täglich ihr Smartphone und kaufen mehrmals im Monat auch über ein mobiles Endgerät online ein. Sie repräsentieren 22 Prozent der Befragten. Ihnen stehen die Mainstream User gegenüber, die nicht täglich ihr Smartphone nutzen und zwar auch online einkaufen, aber vorzugsweise von einem stationären PC aus. Für datensensible Anwendungen verwenden beide Nutzertypen eher stationäre Geräte wie PC, Laptop oder Desktop Computer als mobile Geräte. Heavy User nutzen auf allen Geräten datensensible Anwendungen wie Online-Banking, E-Commerce und die digitale Buchung von Tickets deutlich häufiger als Mainstream User. Alle, also Heavy User wie auch Mainstream User, haben eine wichtige Anforderung an Online-Shops: Der tatsächliche Kaufvorgang nach der Auswahl der Produkte soll einfach und schnell abgewickelt werden können. Acht von zehn Befragten bewerten diese Aus- sage als sehr wichtig oder wichtig. Vielfältige Bezahlmöglichkeiten sollten seitens des Händlers ebenfalls angeboten werden. Den Datenschutz finden beide Nutzergruppen im Online-Handel wichtig, immerhin gibt man ja eine Vielzahl von persönlichen Daten preis. Aber wenn der Kauf eines Produktes als besonders wichtig eingestuft wird, sind viele bereit, Abstriche bei der Sicherheit hinzu- nehmen. Hier sind Heavy User leicht risikofreudiger als Mainstream User. Die Hoffnung, dass alles, wie bisher, weiter gutgeht, ist verbreitet: Knapp sieben von zehn Befragten haben dieser Aussage zugestimmt. Tatsächlich Angst haben sie auch nur vor einem direkten finanziellen Schaden, die Sicherheit ihrer persönlichen Daten und der Transaktionsdaten im E-Commerce sind nachrangig.
Ergebnisse im Überblick 9 Um ihr Sicherheitsrisiko generell zu minimieren, haben acht von zehn Online-Shoppern eigene Strategien entwickelt. Viele der Internetnutzer (76 Prozent) beschränken sich auf ein oder zwei Bezahlverfahren, die sie für ihren Online-Einkauf benutzen. Bewertungs- portale und Erfahrungen anderer mit einem Online-Shop sind für zwei Drittel der Online- Shopper wichtig, wenn sie bei einem ihnen bis dahin unbekannten Online-Shop einkau- fen wollen. Wer genau wissen will, wie ein Online-Händler mit den Daten der Kunden umgeht, findet alle Informationen dazu in deren Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB). Nicht einmal die Hälfte der Befragten – 41 Prozent der Heavy User und 37 Prozent der Mainstream User – gibt an, dass sie häufig die AGB der Online-Händler läsen. Die bei den Verbrauchern beliebtesten Bezahlverfahren im E-Commerce sind der Kauf auf Rechnung und PayPal. Beide werden von den Kunden als sehr sicher eingeschätzt. Auffällig ist, das Heavy User insgesamt mehr Bezahlverfahren nutzen. Vor allem weniger bekannte Methoden wie Klarna, Amazon Payments und mobiles Bezahlen verwenden sie überdurchschnittlich oft. Bei Online-Shops, bei denen sie zuvor noch nicht gekauft haben, verwenden die Befragten vor allem Bezahlmethoden, die sie für relativ sicher halten, in erster Linie den Kauf auf Rechnung.
10 Private Kreditaufnahme in Deutschland 2 Private Kreditaufnahme in Deutschland Repräsentative Auswertungen auf Basis der SCHUFA-Daten Einleitung Seit 89 Jahren ist die SCHUFA als Mittler zwischen Verbrauchern und kreditgebender Wirtschaft etabliert. Sie trägt entscheidend dazu bei, dass sich die Kreditwirtschaft in Deutschland stabil und mit niedrigen Ausfallrisiken entwickelt. Im Jahr 2015 umfasste der SCHUFA-Datenbestand 797 Millionen Informationen zu 66,4 Millionen volljährigen Privat- personen und 5,2 Millionen Unternehmen in Deutschland. Neben personenbezogenen Daten wie Name, Geburtstag und Anschrift speichert die SCHUFA bei natürlichen Perso- nen auch kreditrelevante Angaben wie Informationen über laufende Kredite, Kredithöhen und Zahlungsausfälle. Der SCHUFA-Datenbestand repräsentiert die Konsumfinanzierung in Form von Raten- krediten durch Banken und die Konsumfinanzierung in Form von Waren- oder Dienst- leistungskrediten, wie sie Handel oder Telekommunikationsanbieter gewähren. Ferner werden Daten aus öffentlichen Verzeichnissen wie den Schuldnerregistern der Amts- gerichte abgebildet. Der Datenbestand der SCHUFA bildet in der Regel die empirische Grundlage dieses Kapitels. Im Folgenden werden zunächst die Trends der privaten Kreditaufnahme betrachtet. Untersucht werden verschiedene Indikatoren zur Entwicklung der Kreditverpflichtungen und der Kreditausfallraten in Deutschland. Im Vordergrund stehen dabei Ratenkredite (auch Ratenzahlungskredite genannt), die typischste Form der Konsumentenkredite. Einige Daten werden differenziert nach dem Lebensalter ausgewertet. Im Anschluss an die Trendanalyse untersucht der Kredit-Kompass die Entwicklung von Zahlungsstörungen. Dabei werden die Anteile der Personen mit weichen und harten Negativmerkmalen nach Alter dargestellt. Das SCHUFA-Risikomodell unterteilt die Stufen der Verschuldung in vier Risikobereiche. Der von der SCHUFA 2006 entwickelte Privat- verschuldungsindex (PVI) bildet für die Bundesländer, Kreise und kreisfreien Städte entsprechend jeweils die zurückliegende, aktuelle und zukünftige Überschuldungs- gefahr ab.
Private Kreditaufnahme in Deutschland 11 Trends der privaten Kreditaufnahme Erkundigt sich eine Privatperson nach den Konditionen für einen Ratenkredit bei einer Hier dargestellte Bank, so holt die Bank bei der SCHUFA eine Auskunft zur Bonität der betreffenden Person Anfragen von ein. Die Anzahl der im Laufe eines Jahres bei der SCHUFA eingehenden Anfragen kann Banken umfassen daher als Gradmesser für das Interesse an Ratenkrediten in diesem Jahr gelten. Wie Abbil- spezielle Anfragen dung 2.1 zeigt, stellten Banken im Jahr 2015 insgesamt ca. 19,5 Millionen Anfragen im im Rahmen der Rahmen der Kreditkonditionenermittlung an die SCHUFA. Damit hat sich der Trend stei- Kreditkonditionen- gender Anfragen aus den vorangegangenen Jahren deutlich beschleunigt. Gegenüber ermittlung. 2014 betrug der Zuwachs 3,05 Millionen Anfragen, das entspricht 18,5 Prozent, 2014 legten die Anfragen gegenüber dem Vorjahr um ca. 7 Prozent zu. Die Konsumenten vergleichen immer häufiger vor Abschluss eines Ratenkredits die Konditionen unterschied- licher Anbieter. Anfragen nehmen deutlich zu Der private Konsum in Deutschland floriert weiterhin und Abb. 2.1: Anfragen von Banken nach einer SCHUFA-Auskunft wird damit erneut zur tragenden Säule der Konjunktur. im Rahmen der Kreditkonditionenermittlung; in 1.000 Ein Grund für die kräftige Ausweitung der Konsum- ausgaben ist neben der Niedrigzinspolitik die stabile Beschäftigung, die den Konsumenten Planungssicherheit auch bei größeren Ausgaben gibt. Reale Einkommenszu- wächse und die sinkenden Benzin- und Heizölpreise erhö- hen zusätzlich den finanziellen Spielraum der Haushalte, 15.393 16.463 19.514 2013 2014 2015 was zu einer Ausweitung des pivaten Konsums führt. Quelle: SCHUFA Holding AG. Anzahl der Kredite weiterhin auf hohem Niveau Anzahl der Kreditverträge konstant auf hohem Niveau Trotz des deutlichen Zuwachses an SCHUFA-Anfragen Abb. 2.2: Anzahl der im jeweiligen Jahr neu abgeschlossenen Ratenkreditverträge; in 1.000 seitens der Banken blieb die Anzahl der neu abgeschlos- senen Kreditverträge im Jahr 2015 konstant. Ca. 7,4 Mil- lionen Kredite haben die Verbraucher neu aufgenommen. Gegenüber dem Jahr 2014 war ein kleines Plus von 8.000 neuen Krediten zu verzeichnen (siehe Abbildung 2.2). Die steigende Zahl der Kreditanfragen bei Banken führte damit 2015 wie auch schon 2014 nicht zu einer entspre- 7.737 7.434 7.442 2013 2014 2015 chenden Ausweitung der neu abgeschlossenen Kreditver- Quelle: SCHUFA Holding AG. träge. Konsumenten vergleichen Kreditangebote Immer häufiger informieren sich die Konsumenten vor dem Abschluss eines Ratenkredits umfassend und vergleichen die Konditionen. Während 2013 für einen Kredit durch- schnittlich 1,3 und 2014 1,4 Anfragen von Banken nach einer SCHUFA-Auskunft im Rah- men der Kreditkonditionenermittlung gestartet wurden, waren es 2015 bereits 1,6 Anfra- gen (siehe Abbildung 2.3). Dieser Trend zog sich durch alle Altersgruppen. In der Regel erfolgte die Kreditaufnahme somit wohlüberlegt und nicht leichtfertig, da sich die poten-
12 Private Kreditaufnahme in Deutschland Kreditkonditionen werden häufiger verglichen: immer mehr Anfragen vor dem Kreditabschluss Abb. 2.3: Durchschnittliche Anzahl der Anfragen von Banken nach einer SCHUFA-Auskunft im Rahmen der Kreditkonditionenermittlung pro Kredit; nach Altersgruppen Gesamtwerte Deutschland 2015: 1,6 2014: 1,4 D 2015: 1,6 2013: 1,3 1,2 1,2 1,2 1,5 1,6 1,8 1,6 1,8 2,1 1,6 1,8 2,1 1,5 1,7 1,9 1,4 1,5 1,8 1,2 1,4 1,6 1,1 1,3 1,4 1,0 1,1 1,3 1,0 1,1 1,2 1,0 1,1 1,2 0,9 1,0 1,0 0,8 0,8 0,9 18-19 Jahre 20-24 Jahre 25-29 Jahre 30-34 Jahre 35-39 Jahre 40-44 Jahre 45-49 Jahre 50-54 Jahre 55-59 Jahre 60-64 Jahre 65-69 Jahre 70-74 Jahre > 74 Jahre 2013 2014 2015 Quelle: SCHUFA Holding AG. tiellen Kreditnehmer mehrere Angebote einholten. Überdurchschnittlich oft verglichen die mittleren Altersgruppen die Konditionen vor einem Kreditabschluss. Es liegt nahe, dass sich in den vergangenen Jahren die Anfrage nach Kreditkonditionen durch vielfältige digitale Kommunikationswege deutlich vereinfacht hat. Entsprechend stieg die durchschnittliche Zahl der Anfragen vor allem bei den Generationen, die mit Die Anfrage nach dieser Technik vertraut sind. Das sind vor allem die Menschen der jungen und der mittle- Kreditkonditionen ren Generation. Die Altersgruppe der 25- bis 34-Jährigen hat 2015 mit durchschnittlich ist heute durch 2,1 Anfragen pro Kredit am häufigsten recherchiert, wobei die 35- bis 39-Jährigen mit Internet und 1,9 Anfragen nur geringfügig darunter lagen. Bei den 20- bis 24-Jährigen und den E-Mails einfacher. 40- bis 44-Jährigen waren es immerhin noch überdurchschnittliche 1,8 Anfragen pro Kredit. Zahl laufender Kredite sinkt Am 31.12.2015 gab es in Deutschland laut SCHUFA-Datenbestand ca. 17,3 Millionen laufende Ratenkredite. Gegenüber dem 31.12.2014 bedeutete dies einen leichten Rück- gang um 1 Prozent (siehe Abbildung 2.4). Junge Menschen haben erwartungsgemäß relativ wenige Ratenkredite. In der Alters- gruppe der 18- bis 19-Jährigen wurden 2015 36.355 Ratenkredite gehalten. Gegenüber 2014 ist die Anzahl der Ratenkredite dieser Altersgruppe um ca. 8 Prozent gestiegen. In der benachbarten Altersgruppe von 20 bis 24 Jahren wurden schon deutlich mehr Ratenkredite in Anspruch genommen. 2015 waren es 669.794 Ratenkredite. Hier war gegenüber 2014 ein Rückgang um ca. 6 Prozent zu verzeichnen. Menschen im Alter von 45 bis 49 und 50 bis 54 Jahren hielten 2015 mit jeweils 2,4 Millionen den mit Abstand größten Bestand an laufenden Ratenkrediten. Der Rückgang des Bestands an laufenden Ratenkrediten, die von der mittleren Alters- gruppe gehalten werden, setzte sich 2015 fort. Im Vergleich zum Jahr 2014 ging die Anzahl laufender Ratenkredite bei den 40- bis 44-Jährigen um 5,5 Prozent zurück. In der
Private Kreditaufnahme in Deutschland 13 Zahl der laufenden Ratenkredite sinkt vor allem in den Altersgruppen der 40- bis 49-Jährigen und 18- bis 24-Jährigen Abb. 2.4: Anzahl laufender Ratenkredite; nach Altersgruppen Gesamtwerte Deutschland 2015: 17.320.776 2014: 17.498.770 2013: 17.650.599 743.471 711.467 669.794 659.382 685.731 735.181 537.835 528.065 483.834 344.546 372.722 398.074 1.553.691 1.553.197 1.562.852 1.839.076 1.815.535 1.784.388 1.855.544 1.847.494 1.864.774 2.204.732 2.063.111 1.949.544 2.646.369 2.556.721 2.445.702 2.394.829 2.429.607 2.432.928 1.706.468 1.755.645 1.805.465 1.131.983 1.145.659 1.151.822 32.566 33.734 36.355 18-19 Jahre 20-24 Jahre 25-29 Jahre 30-34 Jahre 35-39 Jahre 40-44 Jahre 45-49 Jahre 50-54 Jahre 55-59 Jahre 60-64 Jahre 65-69 Jahre 70-74 Jahre > 74 Jahre 2013 2014 2015 Quelle: SCHUFA Holding AG. benachbarten Altersgruppe von 45 bis 49 Jahren sank sie um 4,3 Prozent. Der Bestands- rückgang an laufenden Ratenkrediten setzte bereits 2013 ein. 2015 hielt die Altersgruppe der 65- bis 69-Jährigen mehr laufende Ratenkredite als die Altersgruppe der 20- bis 24-Jährigen. Die höheren Altersgruppen ab 60 Jahren bauen ihren Bestand an Ratenkrediten seit einigen Jahren deutlich aus. Junge Erwachsene entscheiden sich seltener für einen Kredit In der Phase von Ausbildung, Studium und ersten Schritten am Arbeitsmarkt steigt die Zahl der Personen, die einen Ratenkredit haben, schnell. Während nur 2,7 Prozent der 18- bis 19-Jährigen 2015 einen laufenden Ratenkredit aufwiesen, waren es bei den 30- bis 34-Jährigen bereits 18,7 Prozent. Auch in den nächsten Altersgruppen war der Anteil der Personen mit Ratenkredit höher. In der Altersgruppe 45 bis 49 Jahre war der Spitzenwert erreicht: 21,7 Prozent der Menschen dieser Altersgruppe hatten 2015 mindestens einen Ratenkredit abgeschlossen. Bis zur Altersgruppe der 55- bis 59-Jährigen sank der Anteil der Personen mit Kredit dann Vor allem Menschen mittleren Alters haben Ratenkredite Abb. 2.5: Anteil der Personen mit Ratenkredit in der jeweiligen Altersgruppe des SCHUFA-Datenbestands 2015; in Prozent Gesamtwert Deutschland 2015: 15,7 3,4 2,7 11,3 17,5 18,7 19,5 21,1 21,7 21,5 19,5 15,5 12,5 9,5 18-19 20-24 25-29 30-34 35-39 40-44 45-49 50-54 55-59 60-64 65-69 70-74 > 74 Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre Quelle: SCHUFA Holding AG.
14 Private Kreditaufnahme in Deutschland nur leicht auf 19,5 Prozent. Ab dem Alter von 60 Jahren wurde der Anteil der Personen mit Ratenkredit dann schnell kleiner (siehe Abbildung 2.5). Anteil der Kredite über 10.000 Euro wächst weiter Der bereits seit 2013 registrierbare Trend, dass der Anteil der nachgefragten Kredite mit einer Höhe von mehr als 10.000 Euro zunimmt, setzte sich 2015 deutlich fort. 34,5 Pro- zent der neu abgeschlossenen Kreditverträge fielen in diese Kategorie. Der Anteil der Kleinkredite bis 1.000 Euro verringerte sich von 27,5 Prozent (2014) auf 24,8 Prozent (2015). Auch der Anteil der neu abgeschlossenen Kredite mit einer Höhe von mehr als 1.000 bis zu 3.000 Euro war 2015 gegenüber 2014 rückläufig und lag bei 15 Prozent. Kredite in einer Höhe von mehr als 3.000 bis 10.000 Euro machten 25,7 Pro- zent der gesamten Ratenkreditnachfrage aus, ihr Anteil war damit ebenfalls geringer als 2014 (siehe Abbildung 2.6). Wachsender Anteil höherer Kredite Abb. 2.6: Anteile der jeweiligen Kredithöhen an im jeweiligen Jahr neu abgeschlossenen Kreditverträgen; in Prozent 2015 24,8 15,0 25,7 34,5 2014 27,5 15,3 26,0 31,2 2013 29,8 16,1 25,7 28,4 Kredite bis 1.000 Euro Kredite über 1.000 bis 3.000 Euro Kredite über 3.000 bis 10.000 Euro Kredite über 10.000 Euro Quelle: SCHUFA Holding AG. Die durchschnittliche individuelle Kreditschuld steigt Ein weiterer Indikator zur Betrachtung der privaten Kreditaufnahme ist die Entwicklung der sogenannten Kreditschuld. Diese umfasst die sich aus allen bestehenden Verpflich- tungen ergebende durchschnittliche Restschuld derjenigen Personen im SCHUFA-Daten- bestand, die (mindestens) einen Ratenkredit aufgenommen haben. Hypothekarkredite und Leasingverträge sind hierbei nicht einbezogen. Im deutschlandweiten Durchschnitt betrugen die aktuellen Kreditverpflichtungen für jede Person im SCHUFA-Datenbestand mit mindestens einem Kredit im Jahr 2015 insgesamt 10.039 Euro (siehe Abbildung 2.7). Sie sind damit gegenüber dem Vorjahr um 318 Euro bzw. 3,3 Prozent gestiegen. Junge und ältere Menschen nehmen in Deutschland eher kleinere Kredite auf, entspre- chend niedrig ist auch ihre Restschuld. Die 18- bis 19-Jährigen, die bereits Kredite aufgenommen haben, hatten 2015 Kreditverbindlichkeiten in Höhe von 3.858 Euro oder die 20- bis 24-Jährigen in Höhe von 6.270 Euro. Über 74-jährige Kreditnehmer hatten
Private Kreditaufnahme in Deutschland 15 Durchschnittliche Kreditschuld nimmt in allen Altersgruppen weiter zu Gesamtwerte Abb. 2.7: Durchschnittliche aktuelle Restschuld aus Ratenkrediten; nach Altersgruppen; in Euro Deutschland 2015: 10.039 2014: 9.721 2013: 9.252 D 2015: 10.039 10.150 10.486 10.371 10.847 11.184 10.537 11.065 11.400 10.538 11.064 11.375 10.240 10.748 11.029 10.002 3.542 3.748 3.858 5.548 5.932 6.270 7.300 7.755 8.216 8.608 9.098 9.503 9.678 9.349 9.767 7.676 8.138 8.369 5.558 5.872 6.023 18-19 Jahre 20-24 Jahre 25-29 Jahre 30-34 Jahre 35-39 Jahre 40-44 Jahre 45-49 Jahre 50-54 Jahre 55-59 Jahre 60-64 Jahre 65-74 Jahre > 74 Jahre 2013 2014 2015 Quelle: SCHUFA Holding AG. durchschnittliche Kreditverbindlichkeiten von 6.023 Euro. In der Altersgruppe von 65 bis 74 Jahren betrug die Restschuld 8.369 Euro. Die höchste durchschnittliche Kreditschuld wiesen die Altersgruppen auf, die auch am häufigsten Ratenkredite nachfragen: Die 45- bis 49-Jährigen (2015: 11.400 Euro) und die 50- bis 54-Jährigen (2015: 11.375 Euro). Über alle Altersklassen hinweg ist die durchschnittliche Kreditschuld 2015 gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Die höchsten Zuwachsraten wiesen dabei die 20- bis 29-Jährigen auf. Gleichmäßiger Anstieg der durchschnittlichen Kredithöhe in allen Altersgruppen Der seit 2013 festgestellte allgemeine Trend zu steigenden Kredithöhen setzt sich auch 2015 fort. Eine mögliche Erklärung dafür ist die insgesamt stabile Wirtschaftslage mit einer hohen Beschäftigungsquote und einer geringen Inflationsrate, die Reallohnzu- wächse sichern. Die durchschnittliche Höhe neu aufgenommener Kredite nahm 2015 gegenüber 2014 um Die Kredithöhe 8,6 Prozent auf 9.552 Euro zu. 2014 lag der Zuwachs gegenüber 2013 bei 10 Prozent. nimmt mit dem Grundsätzlich nehmen jüngere Personen eher kleine Kredite auf: Kredite, die 18- und Alter zu und erst 19-Jährige im Jahr 2015 abgeschlossen haben, hatten eine durchschnittliche Höhe von ab 60 Jahren lang- sam wieder ab. Durchschnittliche Kredithöhe steigt 2015 in allen Altersgruppen Gesamtwerte Abb. 2.8: Durchschnittliche Höhe der im jeweiligen Jahr neu aufgenommenen Kredite; nach Altersgruppen; in Euro Deutschland 2015: 9.552 2014: 8.792 D 2015: 9.552 2013: 7.996 10.173 10.712 10.137 11.002 10.288 11.171 10.610 3.759 3.984 4.040 4.875 5.360 5.802 6.198 6.931 7.601 7.224 8.117 8.817 7.956 8.837 9.632 8.519 9.412 8.926 9.865 9.262 9.479 9.048 9.751 7.684 8.280 8.997 6.180 6.570 7.105 18-19 Jahre 20-24 Jahre 25-29 Jahre 30-34 Jahre 35-39 Jahre 40-44 Jahre 45-49 Jahre 50-54 Jahre 55-59 Jahre 60-64 Jahre 65-74 Jahre > 74 Jahre 2013 2014 2015 Quelle: SCHUFA Holding AG.
16 Private Kreditaufnahme in Deutschland 4.040 Euro. Mit zunehmendem Alter stiegen die Kredithöhen deutlich. Erst bei den 60- bis 64-Jährigen setzte ein leichter Rückgang der Kredithöhen ein, der sich mit zunehmendem Alter verstärkte. Trotzdem war die durchschnittliche Kredithöhe der über 74-Jährigen immer noch deutlich höher als die der Jungen bis zu einem Alter von 25 Jahren. Personen im höheren Lebensalter schrecken heute nicht mehr vor einer Ratenkreditfinan- zierung mit höheren Summen zurück. Die höchste durchschnittliche Kredithöhe wiesen 2015 die 55- bis 59-Jährigen mit 11.171 Euro auf (siehe Abbildung 2.8). Auffällig ist, dass der Anstieg der durchschnittlichen Kredithöhe 2015 in allen Altersklassen, außer bei den 18- bis 19-Jährigen, nur eine geringe Schwankungsbreite zwischen 8,1 (über 74-Jährige) und 9,7 Prozent (25- bis 29-Jährige) aufwies. Bei den ganz jungen Menschen im Alter von 18 bis 19 Jahren hingegen war 2015 die durchschnittliche Kredithöhe nur um 1,4 Prozent gestiegen. Durchschnittliche Kreditlaufzeit steigt Die durchschnittliche Laufzeit neuer Kredite steigt. Sie erreichte 2015 einen Wert von 47,3 Monaten (Vorjahr: 45,4 Monate). 2010 lag der Durchschnittswert bei 41,2 Monaten. Zehnjahresvergleich: 2005 lag die Laufzeit bei 45,8 Monaten (siehe Abbildung 2.9). Jüngere Konsumenten wählen erheblich kürzere Laufzeiten ihrer Verbindlichkeiten. Bei 18- bis 19-Jährigen lag die durchschnittliche Laufzeit neuer Kredite 2015 bei 31,1 Monaten (Vorjahr: 29,9 Monate). Die kürzere Laufzeit passt zu den geringeren durch- schnittlichen Höhen der aufgenommenen Kredite dieser Altersgruppe gegenüber anderen Altersgruppen (siehe Abbildung 2.8). Bis zur Altersgruppe der 50- bis 54-Jährigen stieg die durchschnittliche Kreditlaufzeit auf 49,8 Monate (Vorjahr: 48 Monate) an. Im Zehnjahresvergleich ist bei den verschiedenen Altersgruppen eine gegenläufige Ent- wicklung festzustellen. Während bei den jüngeren Altersgruppen von 18 bis 19 Jahren die durchschnittlichen Kreditlaufzeiten gegen den Trend gesunken sind, kehrte sich die Entwicklung ab der Altersgruppe der 25- bis 29-Jährigen um. Die höchsten Zuwächse der durchschnittlichen Kreditlaufzeit im Zehnjahresvergleich wiesen die Altersgruppen über Gesamtwerte Überwiegender Anstieg der Kreditlaufzeiten Deutschland Abb. 2.9: Durchschnittliche Laufzeit der im jeweiligen Jahr neu aufgenommenen Kredite; in Monaten 2015: 47,3 2010: 41,2 D 2015: 47,3 2005: 45,8 32,6 26,6 31,1 39,3 33,6 38,8 43,9 38,5 44,7 46,3 40,4 47,3 47,5 41,8 48,3 47,5 42,7 48,7 47,5 43,0 49,6 47,5 43,6 49,8 47,4 43,6 49,5 45,9 43,6 48,6 44,1 41,5 48,4 40,1 38,9 43,5 37,4 36,0 38,7 18-19 Jahre 20-24 Jahre 25-29 Jahre 30-34 Jahre 35-39 Jahre 40-44 Jahre 45-49 Jahre 50-54 Jahre 55-59 Jahre 60-64 Jahre 65-69 Jahre 70-74 Jahre > 74 Jahre 2005 2010 2015 Quelle: SCHUFA Holding AG.
Private Kreditaufnahme in Deutschland 17 60 Jahre auf. Eine Kreditaufnahme als solche ist zunächst grundsätzlich ein Ausdruck wirtschaftlicher Aktivität. Die bislang dargestellten Zahlen dienen daher nicht als Grund- lage für Aussagen über etwaige Kreditausfälle oder potentielle Rückzahlungsprobleme. Aussagen hierzu sind in den folgenden Abschnitten dargestellt. Entwicklung von Zahlungsstörungen Zahlungsstörungen können anhand verschiedener Indikatoren untersucht werden. Im Folgenden wird zunächst die Entwicklung der Kreditausfälle betrachtet. Stabil hohes Rückzahlungsverhalten Rückzahlungsverhalten konstant auf hohem Niveau 97,6 Prozent aller Kredite im SCHUFA-Datenbestand wur- Abb. 2.10: Anteil der aktuell vertragsmäßig bedienten Ratenkredite an allen Ratenkrediten; in Prozent den 2015 vertragsgemäß ohne Zahlungsausfälle bedient (siehe Abbildung 2.10). Durchschnittlich nur 2,4 Prozent aller in Deutschland aufgenommenen Ratenkredite waren 2015 (Stichtag 31.12.2015) nicht vertragsgerecht zurück- gezahlt worden. Der Anteil der Kreditausfälle blieb damit im Vergleich zu den zwei Vorjahren konstant niedrig. 97,5 97,5 97,6 2013 2014 2015 Die Ausfallquoten bei Ratenkrediten sind niedrig und wie- Quelle: SCHUFA Holding AG. sen 2015 über alle Altersgruppen hinweg mit 1,3 Pro- zentpunkten eine geringe Schwankungsbreite auf (siehe Abbildung 2.11). Es gab dabei 2015 eine klare Trennung: bis zu einem Alter von 39 Jahren lagen die Ausfallquoten über dem gesamtdeutschen Durchschnitt, ab einem Alter von 40 Jahren hingegen darunter. 2015 wurden in der Altersgruppe 18 bis 19 Jahre 2,7 Prozent der Kredite nicht vertrags- gemäß zurückgezahlt. In der Altersgruppe von 20 bis 34 Jahren waren die Ausfallquoten mit 3 Prozent am höchsten und sanken im Alter von 35 bis 39 Jahren auf 2,8 Prozent. Anteil ausgefallener Ratenkredite bei Jüngeren überdurchschnittlich hoch, aber deutlich rückläufig Gesamtwerte Abb. 2.11: Anteil der ausgefallenen Ratenkredite an allen Ratenkrediten; nach Altersgruppen; in Prozent Deutschland 2015: 2,4 2014: 2,5 2013: 2,5 D 2015: 2,4 3,6 3,3 2,7 3,3 3,3 3,0 3,2 3,2 3,0 3,1 3,2 3,0 2,8 2,9 2,8 2,4 2,4 2,4 2,0 2,1 2,0 1,9 1,9 1,8 1,8 1,8 1,7 1,9 1,9 1,8 1,8 1,9 1,8 2,3 2,3 2,1 18-19 Jahre 20-24 Jahre 25-29 Jahre 30-34 Jahre 35-39 Jahre 40-44 Jahre 45-49 Jahre 50-54 Jahre 55-59 Jahre 60-64 Jahre 65-74 Jahre > 74 Jahre 2013 2014 2015 Quelle: SCHUFA Holding AG.
18 Private Kreditaufnahme in Deutschland Personen ab einem Alter von 50 Jahren bis zu einem Alter von 74 Jahren wiesen 2015 die besten Rückzahlungsquoten auf: Nur unterdurchschnittliche 1,8 bzw. 1,7 Prozent der Ratenkredite wurden von diesen Altersgruppen nicht vertragsgemäß bedient. Menschen in Deutschland haben insgesamt eine sehr gute Zahlungsmoral. Vor allem die Altersgruppen, die Ratenkredite überdurchschnittlich oft nutzen, haben ihre finanziellen Verhältnisse gut im Blick und weisen deshalb unterdurchschnittliche Anteile von ausge- fallenen Krediten an allen Ratenkrediten auf. Über 90 Prozent der Verbraucher haben eine positive Kreditbiographie Zu 90,7 Prozent der Deutschen ab einem Alter von 18 Jahren hat die SCHUFA ausschließ- lich sogenannte Positivinformationen gespeichert. Diese umfassen zum Beispiel Angaben zu Kredit- oder Leasingverträgen, Daten zur Eröffnung eines Girokontos, zur Ausgabe einer Kreditkarte oder zu Mobilfunkverträgen. Verhält sich ein Verbraucher nicht vertragsgerecht, so speichert die SCHUFA dies in Form sogenannter Negativmerkmale. Zu den „weichen Negativmerkmalen“ gehören Forderun- gen, die fällig, angemahnt und nicht bestritten sind, Forderungen nach gerichtlicher Entscheidung sowie Informationen zum Missbrauch eines Giro- oder Kreditkartenkontos nach Nutzungsverbot. Die „harten Negativmerkmale“ umfassen Informationen aus öffentlichen Bekanntmachungen wie eine Vermögensauskunft (früher: eidesstattliche Versicherung), einen Haftbefehl zur Erzwingung der Abgabe einer Vermögensauskunft oder Informationen zu einem Verbraucherinsolvenzverfahren. 2014 hat das Statistische Bundesamt die Angaben des Mikrozensus 2011 veröffentlicht und damit die Bevölkerungszahlen in Deutschland neu festgelegt. Entsprechend hat auch die SCHUFA die Basis für die Anteile bei Personen mit Negativmerkmal aktualisiert. Damit sind die Zahlen ab dem Jahr 2014 nicht mehr mit denen aus früheren Jahren vergleichbar. Junge und Ältere haben seltener ein Negativmerkmal Abb. 2.12: Anteil der Personen, zu denen die SCHUFA (mindestens) ein Negativmerkmal gespeichert hatte; nach Altersgruppen1); in Prozent Gesamtwert Deutschland 2015: 9,3 2014: 9,2 D 2015: 9,3 1,8 1,9 1,4 1,2 13,8 13,7 15,6 15,4 15,8 16,4 13,1 13,7 11,2 11,4 10,5 10,4 8,2 7,9 9,1 9,3 7,2 7,3 4,4 4,7 18-19 20-24 25-29 30-34 35-39 40-44 45-49 50-54 55-59 60-64 65-74 > 74 Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre 2014 2015 1) Basisdaten sind die Angaben des Statistischen Bundesamts zur über 18-jährigen Bevölkerung. Nach dem Mikrozensus 2011 wurden diese angepasst, so dass eine Vergleichbarkeit mit den Jahren vor 2014 nicht gegeben ist, weshalb der hier sonst übliche Dreijahresvergleich auf zwei Jahre begrenzt wurde. Quelle: SCHUFA Holding AG.
Private Kreditaufnahme in Deutschland 19 Die SCHUFA hatte 2015 zu insgesamt 9,3 Prozent der Bevölkerung Deutschlands mindestens ein weiches oder hartes Negativmerkmal gespeichert (siehe Abbildung 2.12). Gegenüber 2014 bedeutete das eine minimale Änderung von 0,1 Prozentpunkten. Die Altersgruppe von 18 bis 24 Jahren ist wirtschaftlich noch relativ wenig aktiv, entsprechend gering war hier auch der Anteil an Personen mit mindestens einem Negativ- merkmal. Menschen in den Dreißigern hatten 2015 die höchsten Anteile an Personen, zu denen die SCHUFA mindestens ein Negativmerkmal gespeichert hat. Bei Personen im Alter von 25 bis 54 Jahren lag der Anteil derer, die sich mit einem Negativeintrag in der SCHUFA-Datenbank befinden, über dem Durchschnitt. Ab einem Alter von 60 Jahren sank der Anteil deutlich. Für diese Altersgruppen sind die Rück- zahlungswahrscheinlichkeit und die Zuverlässigkeit somit besonders hoch. 2015 sind die Anteile von Personen mit mindestens einem Negativmerkmal in den Alters- gruppen von 18 bis 34 Jahren gegenüber dem Vorjahr gesunken. Bei allen Älteren sind mit Ausnahme der 50- bis 54-Jährigen die Anteile gestiegen. Nur 4,5 Prozent der Bevölkerung haben ausschließlich weiche Negativmerkmale Der Anteil der Personen mit nur weichen Negativmerkmalen lag 2015 bundesweit bei 4,5 Prozent (siehe Abbildung 2.13) und hat sich damit gegenüber dem Vorjahr leicht verringert. Der höchste Anteil an Personen mit nur weichen Negativmerkmalen war im gleichen Jahr mit 8 Prozent in der Altersklasse zwischen 35 und 39 Jahren zu beobachten. Erst in der Altersgruppe 55 bis 59 Jahre erreichte der Anteil der Personen mit nur weichen Negativmerkmalen einen unterdurchschnittlichen Wert (4,4 Prozent). Ab 65 Jahren lag der Anteil 2015 nur noch bei 2,5 und ab 74 Jahren bei lediglich 1,3 Prozent. Ganz junge Erwachsene sind sehr wenig betroffen: Bei den 18- bis 19-Jährigen waren nur 0,7 Prozent mit weichen Negativmerkmalen registriert. Menschen in den Dreißigern haben am häufigsten weiche Negativmerkmale ... Abb. 2.13: Anteil der Personen, zu denen die SCHUFA nur weiche Negativmerkmale gespeichert hatte; nach Altersgruppen1); in Prozent Gesamtwert Deutschland 2015: 4,5 2014: 4,6 D 2015: 4,5 1,3 1,3 0,8 0,7 4,3 3,8 7,0 6,6 7,9 7,4 7,9 8,0 6,3 6,6 5,3 5,4 4,9 4,8 4,3 4,4 3,5 3,5 2,4 2,5 18-19 20-24 25-29 30-34 35-39 40-44 45-49 50-54 55-59 60-64 65-74 > 74 Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre 2014 2015 1) Basisdaten sind die Angaben des Statistischen Bundesamts zur über 18-jährigen Bevölkerung. Nach dem Mikrozensus 2011 wurden diese angepasst, so dass eine Vergleichbarkeit mit den Jahren vor 2014 nicht gegeben ist, weshalb der hier sonst übliche Dreijahresvergleich auf zwei Jahre begrenzt wurde. Quelle: SCHUFA Holding AG.
20 Private Kreditaufnahme in Deutschland Insgesamt war 2015 der Anteil der Personen mit nur weichen Negeativmerkmalen bis 34 Jahre gegenüber dem Vorjahr gesunken, während bei Älteren der Anteil der Personen mit nur weichen Negativmerkmalen entweder gestiegen war oder zumindest konstant blieb, einzige Ausnahme war die Altersgruppe der 50- bis 54-Jährigen, die einen leichten Rückgang aufwies. Der Anteil von Personen mit harten Negativmerkmalen bleibt insgesamt gering Zu 4,8 Prozent der Personen ihres Datenbestandes hatte die SCHUFA 2015 (mindestens) ein hartes Negativmerkmal gespeichert (siehe Abbildung 2.14). Die Altersgruppe der 35- bis 39-Jährigen war die Personengruppe, zu der 2015 am häufigsten Negativ- merkmale im SCHUFA-Datenbestand zu finden waren. In den Altersrandgruppen 18 bis 19 Jahre und älter als 74 Jahre waren kaum Menschen mit mindestens einem Negativ- merkmal vertreten, was den Gesamtwert deutlich nach unten drückte. ... und führen auch bei harten Negativmerkmalen Abb. 2.14: Anteil der Personen, zu denen die SCHUFA (mindestens) ein hartes Negativmerkmal gespeichert hatte; nach Altersgruppen1); in Prozent Gesamtwert Deutschland 2015: 4,8 D 2015: 4,8 2014: 4,6 0,6 0,6 0,6 0,6 3,9 4,1 6,8 7,1 7,7 8,0 8,0 8,4 6,8 7,2 5,9 6,1 5,6 5,6 4,8 4,9 3,7 3,7 2,0 2,2 18-19 20-24 25-29 30-34 35-39 40-44 45-49 50-54 55-59 60-64 65-74 > 74 Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre 2014 2015 1) Basisdaten sind die Angaben des Statistischen Bundesamts zur über 18-jährigen Bevölkerung. Nach dem Mikrozensus 2011 wurden diese angepasst, so dass eine Vergleichbarkeit mit den Jahren vor 2014 nicht gegeben ist, weshalb der hier sonst übliche Dreijahresvergleich auf zwei Jahre begrenzt wurde. Quelle: SCHUFA Holding AG.
Private Kreditaufnahme in Deutschland 21 Zahlungsstörungen im regionalen Vergleich Der regionale Vergleich zeigt, dass in den Bundesländern Berlin und Bremen der Anteil der Menschen mit Zahlungsschwierigkeiten überdurchschnittlich hoch war (siehe Abbil- dung 2.15). Während die SCHUFA Ende 2015 im Bundesdurchschnitt zu 9,3 Prozent aller Personen über 18 Jahren (mindestens) ein Negativmerkmal gespeichert hatte, lag der Anteil der Personen, auf die das zutraf, in Berlin bei 12,9 Prozent und in Bremen bei 12,4 Prozent. Auch in Sachsen-Anhalt (11 Prozent), Nordrhein-Westfalen (11 Prozent), Mecklenburg-Vorpommern (10,5 Prozent) lagen die Anteile der Personen mit Zahlungsschwierigkeiten min- destens 1 Prozentpunkt über dem Bundesdurchschnitt. Zahlungsschwierigkeiten in Berlin und Bremen besonders hoch Abb. 2.15: Anteil der mindestens 18-jährigen Personen, Über dem Durchschnitt befanden sich 2015 auch die zu denen die SCHUFA 2015 (mindestens) ein Negativmerkmal Anteile der Personen mit mindestens einem Negativmerk- gespeichert hatte; nach Bundesländern; in Prozent mal in Hamburg, im Saarland, in Schleswig-Holstein und in Brandenburg. Berlin 12,9 Bremen 12,4 Die Bevölkerung in den südlichen Bundesländern Bayern Sachsen-Anhalt 11,0 und Baden-Württemberg hatte 2015 am wenigsten mit Nordrhein-Westfalen 11,0 Zahlungsschwierigkeiten zu kämpfen. Der Anteil der Personen, zu denen die SCHUFA (mindestens) ein Nega- Mecklenburg-Vorpommern 10,5 tivmerkmal gespeichert hatte, erreichte in Bayern nur Hamburg 10,2 6,8 Prozent, in Baden-Württemberg waren es 7,3 Pro- Saarland 9,8 zent. Schleswig-Holstein 9,7 Brandenburg 9,4 In Niedersachsen, Rheinland-Pfalz, Hessen und Thüringen Deutschland gesamt 9,3 lagen die Anteile der Personen mit Zahlungsschwierig- keiten 2015 knapp unter dem gesamtdeutschen Durch- Niedersachsen 9,2 schnitt. Sachsen hatte mit einem Anteil von 8,6 Prozent Rheinland-Pfalz 9,1 der mindestens 18-jährigen Personen, zu denen die Hessen 8,9 SCHUFA mindestens ein Negativmerkmal im Datenbe- Thüringen 8,8 stand hat, einen unterdurchschnittlichen Anteil. Sachsen 8,6 Eine detaillierte Übersicht über die Anteile der Personen Baden-Württemberg 7,3 mit Negativmerkmal zeigen die Karten 2.1, 2.2 und 2.3 Bayern 6,8 auf den folgenden drei Seiten. Quelle: SCHUFA Holding AG.
22 Private Kreditaufnahme in Deutschland Menschen im Norden Deutschlands haben häufiger Zahlungsschwierigkeiten Karte 2.1: Anteil der mindestens 18-jährigen Personen, zu denen die SCHUFA 2015 (mindestens) ein (hartes oder weiches) Negativmerkmal gespeichert hatte; nach Kreisen; in Prozent Schleswig-Holstein Mecklenburg-Vorpommern Hamburg Bremen Brandenburg Niedersachsen Berlin Sachsen-Anhalt Nordrhein-Westfalen Sachsen Thüringen Hessen Rheinland-Pfalz Saarland Bayern Prozent Baden-Württemberg < 5,0 >5,0 – 6,5 >6,5 – 8,0 >8,0 – 9,5 >9,5 – 11,0 >11,0 – 12,5 >12,5 Quelle: SCHUFA Holding AG.
Private Kreditaufnahme in Deutschland 23 Anteile der Personen mit nur weichen Negativmerkmalen in Teilen des Westens und im Nordosten besonders hoch Karte 2.2: Anteil der mindestens 18-jährigen Personen, zu denen die SCHUFA 2015 nur weiche Negativmerkmale gespeichert hatte; nach Kreisen; in Prozent Schleswig-Holstein Mecklenburg-Vorpommern Hamburg Bremen Brandenburg Niedersachsen Berlin Sachsen-Anhalt Nordrhein-Westfalen Sachsen Thüringen Hessen Rheinland-Pfalz Saarland Bayern Prozent Baden-Württemberg < 3,0 >3,0 – 3,5 >3,5 – 4,0 >4,0 – 4,5 >4,5 – 5,0 >5,0 – 5,5 >5,5 Quelle: SCHUFA Holding AG.
24 Private Kreditaufnahme in Deutschland Anteile der Personen mit hartem Negativmerkmal im Süden Deutschlands selten über 4,2 Prozent Karte 2.3: Anteil der mindestens 18-jährigen Personen, zu denen die SCHUFA 2015 (mindestens) ein hartes Negativmerkmal gespeichert hatte; nach Kreisen; in Prozent Schleswig-Holstein Mecklenburg-Vorpommern Hamburg Bremen Brandenburg Niedersachsen Berlin Sachsen-Anhalt Nordrhein-Westfalen Sachsen Thüringen Hessen Rheinland-Pfalz Saarland Bayern Prozent Baden-Württemberg < 3,0 >3,0 – 3,5 >3,5 – 4,0 >4,0 – 4,5 >4,5 – 5,0 >5,0 – 5,5 >5,5 Quelle: SCHUFA Holding AG.
Private Kreditaufnahme in Deutschland 25 Risiken der privaten Kreditaufnahme Das SCHUFA-Risikomodell Das von der SCHUFA 2004 entwickelte Risikomodell teilt die Stufen der Verschuldung in vier unterschiedliche Risikobereiche ein. Basierend auf einem Indikatorenmodell, sind beispielsweise Analysen über den Verlauf einer Ver- und Überschuldung möglich. Die Risikostufen werden wie folgt gebildet: Risikostufe Grün: kein negatives Merkmal und ohne jegliche aktuelle Kreditverpflichtung kein negatives Merkmal und mit aktueller Kreditverpflichtung und SCHUFA-Risikoquote nach Score
26 Private Kreditaufnahme in Deutschland SCHUFA-Risikomodell zeigt Konstanz beim Anteil der kritischen Verschuldung Die Zuordnung der Bevölkerung zu den einzelnen Risikostufen nach dem SCHUFA- Risikomodell zeigt, dass die SCHUFA 90,4 Prozent der Personen, zu denen sie 2015 Daten gespeichert hatte, als nicht von Überschuldung bedroht ansieht (siehe Tabelle 2.1). Zu diesen Personen liegen keine Hinweise auf Zahlungsprobleme vor. Gegenüber 2014 und 2013 blieb der Anteil dieser Personengruppe an der Gesamtzahl der Personen, zu denen die SCHUFA Daten gespeichert hat, damit unverändert. Mehr als neun von zehn Personen finden sich 2015 im grünen Bereich Tab. 2.1: Anteile der Personen in den Warnstufen des SCHUFA-Risikomodells; in Prozent Warnstufe Anteile 2015 Anteile 2014 Anteile 2013 Grün 90,4 90,4 90,4 Gelb 4,1 4,0 3,8 Orange 1,1 1,2 1,4 Rot 4,4 4,4 4,4 Gesamt 100,0 100,0 100,0 Quelle: SCHUFA Holding AG. 2015 stufte die SCHUFA 4,1 Prozent der Personen, zu denen sie Daten gespeichert hatte, in die Risikogruppe Gelb ein. Der Anteil hat damit gegenüber den zwei Vorjahren leicht zugenommen. Diese Personen haben entweder erste Zahlungsschwierigkeiten (etwa im Versandhandel oder gegenüber Telekommunikationsanbietern), oder die Risikoquote, dass Probleme bei der Kreditrückzahlung auftreten könnten, liegt bei über 10 Prozent. 1,1 Prozent der Personen im SCHUFA-Datenbestand hatten 2015 mindestens eine offene Verbindlichkeit, die angemahnt und unbestritten war. Sie wurden in die Risiko- gruppe mit der Farbe Orange eingestuft. Hier war der Anteil gegenüber 2014 und 2013 leicht niedriger. Die Zahl der Per- Der Anteil der Personen im SCHUFA-Datenbestand, bei denen sich eine kritische finan- sonen, bei denen zielle Lage abzeichnete, blieb 2015 gegenüber den zwei Vorjahren konstant. Diese Perso- sich eine kritische nen wurden in die Warnstufe Rot eingestuft, da Hinweise auf finanziell kritische Situatio- finanzielle Lage nen vorlagen, wie etwa die Abgabe einer Vermögensauskunft oder Informationen zu abzeichnet, bleibt einem Verbraucherinsolvenzverfahren. konstant. Der SCHUFA-Privatverschuldungsindex (PVI) Der von der SCHUFA 2006 entwickelte Privatverschuldungsindex (PVI) ist ein Instrument, das nicht nur die historische Entwicklung der kritischen Anzeichen privater Verschuldung analysiert, sondern darüber hinaus auch die künftige, mittelfristige Entwicklung prognos- tiziert. Die Prognosen des PVI sind einzigartig in der Überschuldungsforschung, da aus einer Fülle von Einzelindikatoren die Lage der privaten Ver- und Überschuldung in Deutschland in einem einzigen Indexwert für Gesamtdeutschland, die 16 Bundesländer sowie die derzeit 402 Kreise und kreisfreien Städte ausgedrückt wird.
Private Kreditaufnahme in Deutschland 27 Die Entwicklung des PVI zeigt, inwiefern die private Verschuldungs- und Überschuldungs- gefahr ab- oder zugenommen hat und wie stark die kritischen Anzeichen der privaten Verschuldung in welchen geographischen Regionen ausgeprägt sind. Um die sehr unter- schiedliche regionale Entwicklung der privaten Verschuldung darzustellen, werden Analy- sen auf Bundes- und Kreisebene vorgestellt. Je nach Höhe des Indexwertes befindet sich ein Bundesland bzw. ein Kreis in der grünen, gelben, orangefarbenen oder roten Stufe. In den Regionen mit dem niedrigsten Indexwert sind die kritischen Anzeichen einer Privat- verschuldung am schwächsten ausgeprägt. Durch die Ganzjahresprognose hat sich der PVI in Deutschland zu einem wichtigen Der PVI ist ein Barometer für die kritischen Anzeichen privater Verschuldung entwickelt. Er erhöht die wichtiges Baro- Transparenz hinsichtlich einer Überschuldungslage bzw. Überschuldungsgefahr von meter für die Privatpersonen in Deutschland. Der PVI dient daher als Frühwarnsystem für die deutsche kritischen Anzei- Volkswirtschaft. chen privater Verschuldung. Konstruktion des PVI Um die verschiedenen Abstufungen der privaten Überschuldungsgefahr darzustellen, berücksichtigt der PVI ein Bündel von messbaren Anzeichen der privaten Ver- und Über- schuldung. Die Datengrundlage besteht aus den kreditrelevanten Informationen der SCHUFA Holding AG von 66,4 Millionen volljährigen Privatpersonen in Deutschland. Zur Erstellung des PVI wird eine Kombination aus negativen kreditrelevanten Informatio- nen für die Wohnbevölkerung individuell betrachtet und gewichtet. Daraus ergibt sich ein Gesamtwert. Zur Berechnung des PVI dienen die sogenannten weichen und harten Negativmerkmale. Diese weichen und harten Negativmerkmale sind je nach Ausprägung in die drei Stufen Gelb, Orange und Rot des Risikomodells eingeteilt. Bei den weichen Negativmerkmalen (gelbe und orangefarbene Stufe im Risikomodell) handelt es sich um Zahlungsausfälle bei Handel und Dienstleistungen sowie Banken. Die rote Stufe im Risikomodell enthält harte Negativmerkmale wie Informationen über die Abgabe einer Vermögensauskunft oder über eine Privatinsolvenz. Weil die Stufe Grün des Risikomodells keine Negativmerkmale aufweist, geht sie nicht in die Berechnung des Indexes ein. Die Stufen des PVI Ähnlich wie im Risikomodell werden auch die PVI-Werte in vier Ausprägungsstufen eingeteilt. Diese beschreiben, inwiefern kritische Anzeichen für eine künftige Verschul- dungsgefahr ausgeprägt sind. Zwar nutzt der PVI die gleiche Farbeinteilung wie das Risikomodell. Es handelt sich aber um zwei unterschiedliche, unabhängige Indikatoren. Der PVI aggregiert die unterschiedlichen Negativinformationen zu einer Kenngröße und bildet sowohl die historische als auch die aktuelle und zukünftige Situation der Verschul- dung ab. Er hat daher vor allem auch einen prognostischen Wert. Der PVI unterteilt die kritischen Anzeichen einer Verschuldung in die vier Kategorien:
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