Schulhaus Betten, Bettmeralp - Das Schulzimmer richtig lüften

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Schulhaus Betten, Bettmeralp - Das Schulzimmer richtig lüften
FHNW Situationsanalyse: Best Practice Schulhauslüftung

                          Schulhaus Betten, Bettmeralp
                          Das Primarschulhaus der Gemeinde                    Raumprogramm
                          Bettmeralp liegt auf rund 1200 m ü. M.              Insgesamt erstreckt sich das hanglagige      Sanierung ohne
                          auf der sonnigen Talseite und gehört zum            Gebäude über fünf Geschosse. Die Turn-
                                                                                                                           Denkmalschutz
                          Bezirk Östlich Raron. Die Gemeinde be-              halle und eine Küche, die für Gemeinde-
                          steht aus den Ortschaften Bettmeralp,               anlässe genutzt wird, bilden zusam-
                          Betten und Martinsberg und ist Teil des             men mit Garderoben, Duschen, WC-
                          Unesco-Welterbes Schweizer Alpen Jung-              Anlagen und einem Geräteraum den
                          frau-Aletsch.                                       Gebäudesockel respektive das 2. UG.
                                                                              Darüber befindet sich das 1. Unterge-
                          Bauweise                                            schoss mit Technikraum, Musiklokal
                          Nicht nur energetisch entsprach das fast            und einem Schulzimmer. Im Erdge-
                          fünfzigjährige Gebäude nicht mehr den               schoss auf Pausenplatzniveau und im
                          heutigen Anforderungen an Schulba-                  1. Obergeschoss sind sowohl Schul- und
                          uten, sondern auch die Materialisierung             Lehrerzimmer als auch Putzräume und
                          der Fassaden und Innenräume waren sa-               WC-Anlagen zu finden. Die beiden
                          nierungsbedürftig. Zusätzlich enthielt das          Räumlichkeiten im Dachgeschoss sind
                          Schulhaus, wie viele Bauten vor 1990,               dem Werkunterricht und den Samaritern
                          gesundheitsgefährdende Baustoffe, deren             vorbehalten.
                          Abbau und Entsorgung bei der Sanierung
                          speziell berücksichtigt werden musste.              Schulräume
                          Dabei handelte es sich um asbesthaltige             Die Böden der Schulräume wurden mit
                          Materialien an der Gebäudehülle (Eter-              einem nachhaltigen gelbgrünen Lino-
                          nitplatten) und PCB-haltige Anstriche               leumbelag ausgestattet. Ferner erhielten
                          an Heizkörpern. Die energetische Sa-                die Decken und Wände einen frischen
                          nierung der Gebäudehülle umfasste eine              Anstrich. Zusammen mit neuen Wand-
                          neue Aussenwärmedämmung, Fenster mit                tafeln, Schiebewandsystemen und geräu-
                          Dreifach-Isolierverglasung sowie die Kom-           migen Schrankkombinationen vermitteln
                          plettsanierung des Flach- und Steildaches.          die Schulzimmer einen modernen Ein-
                          Weitere Massnamen waren ein neues                   druck und eine angenehme Stimmung.
                          Brandschutzkonzept sowie die Umstellung
                                                                                                                         Vor fast 50 Jahren erbaut,
                          auf LED-Beleuchtung, ebenso die kom-
                                                                                                                         entsprach das Schulhaus
                          plette Sanierung der barrierefreien Innen-                                                     in Betten nicht mehr den
                          räumeund deren Ausstattung.                                                                    heutigen Anforderungen
                                                                                                                         an Komfort und Energie-
                                                                                                                         effizienz. (Foto: FHNW)
Schulhaus Betten, Bettmeralp
Ort                        3991 Betten
Eigentümerin               Gemeinde Bettmeralp
Architektur                Architektur Kummer, Naters
HLKS-Ingenieure            Imwinkelried Lüftung und Klima AG, Visp
Bezug                      Oktober 2018
Bautyp                     Sanierung
Nutzung                    Primarschule (33 Schüler), Kindergarten
Raumprogramm               Schulzimmer, Gruppenräume, Werkraum, Lehrerzim-
                           mer, Kindergarten, Musikzimmer, Technik, Küche,
                           Turnhalle mit Garderoben und Duschen, Geräteraum
Sanierungskosten total     2.8 Mio. Fr.
Kostenanteil Lüftung       6 % (170 000 Fr.)
Schulhaus Betten, Bettmeralp - Das Schulzimmer richtig lüften
Gebäude und Standort
Merkmal                                                       Ausprägung

Aussenluftqualität (AUL) / CO2-Belastung                      ländlich                             vorstädtisch                        städtisch
Schallsituation            Feinstaub- und Stickstoffoxidbe-   AUL 1: Saubere Luft, die nur         AUL 2: Luft mit hohen Konzentra-    AUL 3: Luft mit sehr hohen Kon-
                           lastung                            zeitweise staubbelastet ist (z. B.   tionen an Staub oder Feinstaub      zentrationen an Staub oder Fein-
                                                              Pollen)                              und/oder an gasförmigen Luftver-    staub und/oder an gasförmigen
                                                                                                   unreinigungen                       Luftverunreinigungen
                            Aussenschallbelastung             gering                               mittel: befahrene Strasse angren-   hoch: stark befahrene Strasse,
                                                                                                   zend                                Autobahn, Zug, Stadtlärm
Gebäudesituation            Bautyp                            Neubau                               Sanierung                           Sanierung denkmalgeschützt
                            Glasanteil Fassade                gering                               mittel                              hoch
                            Winddruckbelastung an der Fas-    gering                               mittel                              hoch
                            sade
                            Bauliche Veränderungen an der     möglich                              nicht möglich
                            Fassade
                            Lage und Aussensituation          freistehend                          Hindernisse einseitig               Hindernisse mehrseitig

                            Hindernisse                       keine                                niedrig (< 50 % Gebäudehülle)       hoch (> 50 % Gebäudehülle)

Raumsituation               Grundriss                         Fenster gegenüberliegend             Fenster über Eck                    Fenster an einer Raumseite
(Standard-Schulzimmer)

                            Schnitt (lichte Raumhöhe)         hoher Raum (> 3,0 m)                 niedriger Raum(< 3,0 m)
                            Platzverhältnisse                 gering                               mittel                              hoch
                            Fensterart                        mehrteilig                           zweiteilig                          einteilig

                            Fensterflügel                     Drehflügel                           Ausstell-/Übersetzfenster           Kippflügel

                            Anbauten                          Innenstoren                          Aussenstoren                        Innen- und Aussenstoren
Lüftungskonzept Schulbetrieb
                            ]] Aussenluftfassung: Die Aussenluft-               der Vorwand geleitet. Insgesamt sind fünf
                                                                                                                              Deckengerät:
                            und Fortluftführung erfolgt durch ein               Schulzimmer mit einem dezentralen Lüf-
                                                                                                                              Komplettes Lüftungs-
                            formschönes und wärmeisolierendes Fas-              tungsgerät ausgerüstet. Zwei zusätzliche      system in einer Einheit,
                            sadenelement, das sowohl zur sauberen               Kompaktlüftungsgeräte einer anderen           ein Gerät pro Raum.
                            Trennung der beiden Luftströme wie                  Bauart belüften die WC- und Nassräume.        Zuluft und Abluft
                            auch als Wetterschutz fungiert.                     Die Lüftungsanlage für Küche und Turn-        erfolgen über kurze
                                                                                                                              Kanäle durch die Wand.
                            ]] Lüftungsgerät: Das dezentrale und                halle konnte beibehalten werden.
                            für Deckenmontage konzipierte Kom-                  ]] Luftführung: Durch kurze Lüf-                        CO2

                            paktlüftungsgerät beinhaltet einen effi-            tungskanäle gelangt die Frischluft in das
                            zienten Gegenstrom-Wärmetauscher für                Lüftungsgerät, das sich direkt unterhalb
                            die Wärmerückgewinnung, eine Filte-                 der Decke befindet. Das Einblasen erfolgt
                            reinheit mit Grob- und Feinstaubfilter              auf der Vorderseite entlang der Decke,
                            und eine energieeffiziente Umluftschal-             so dass jeglicher Kaltluftabfall vermieden
                            tung, um die Anlage frostfrei zu halten.            werden kann (Coanda-Effekt). Abgesaugt
                            Ein leistungsfähiger Schalldämpfer in der           wird die Abluft auf der Stirnseite des
                            Zuluft und Abluft und eine schallopti-              Gerätes.
                            mierte Gerätekonstruktion ermöglichen               ]] Regelung: Die Luftqualität wird mit-
                            auch bei der maximalen Frischluftmenge              tels CO2-Sensor bedarfsgeführt geregelt.
                            von 850 m3/h einen leisen Betrieb.                  Nebst der CO2-Automatik können auch
                            Zusätzlich sorgt ein im Gerät integrierter          weitere Regelungsebenen, beispielsweise
                            100 %-Bypass in den warmen Sommer-                  Zeitprogramm, Ferienprogramm oder
                            monaten für eine effiziente Nachtausküh-            vier zusätzliche über das Raumbedie-
                            lung. Das anfallende Kondensat wird                 nungsgerät gesteuerte Betriebsarten, ma-
                            nicht über den Fortluftkanal respektive             nuell gewählt werden.
 Kindergarten mit dezen-    das Fassadenelement geführt, sondern in
    tralem Lüftungsgerät.   einen bereits bestehenden Fallstrang in
           (Foto: FHNW).

Lüftungssystem Schulbetrieb
Anlagetyp (nach SIA 382/1)           Einfache Lüftungsanlage
Luftmengen                           850 m3/h
Luftverteilung im Schulzimmer        Verdünnungslüftung
Wärmerückgewinnung                   Alu-Platten-Wärmeübertrager
Heizregister                         Elektrische Nacherwärmung der Zuluft bei
                                     sehr tiefen Aussentemperaturen (400 W)
Frostschutz                          Abtauen der WRG mit Umluftschaltung
Bedarfsgeführte Luftqualitätsregelung CO2-Regelung
                                                                                                                             Abbildung 3: Fassaden­
Nachtauskühlung                      Freecooling                                                                             element. (Foto: FHNW)
Performance Lüftungssystem

                                                                      Platzbedarf und      Raumluft-
                                                                        Eindringtiefe       qualität

                                                     Wartung und
                                                                                                              Hygiene
                                                    Instandhaltung               Um-
                                                                               setzung

                                                 Betriebs-        Sicherheit                   Gesundheit
                                                und Anlage-                                                       Schall
                                                                                                  und
                                                 sicherheit
                                                                                              Behaglichkeit

                                                                          Energie
                                                       Wärmerück-
                                                       gewinnung                                         Temperatur

                                                                      Stromeffizienz        Nutzung
                                                                       (Hilfsenergie)     und Regelung

Umsetzung                                                                                Gesundheit und Behaglichkeit
Platzbedarf und Eindringtiefe                                                            Raumluftqualität
Für die Aussen- und Fortluftführung ist pro Schulzimmer ein Fassadendurchbruch           Das Kompaktlüftungsgerät versorgt die Schulzimmer mit einer Nennluftmenge von
(ca. 375 x 470 mm) nötig. Der Platzbedarf im Schulzimmer setzt sich aus dem Lüf-         30 m3/h pro Person und 600 m3/h pro Schulzimmer. Die heute geforderte CO2-
tungsgerät (2900 x 562 x 490 mm) und den kurzen Lüftungskanälen zusammen.                Limite im Schulzimmer von 1400 ppm kann ausnahmslos eingehalten werden.
Sicherheit                                                                               Hygiene
Wartung und Instandhaltung                                                               Im Gegensatz zu zentralen Anlagen ist die Frischluftansaugung abhängig von der
Aufgrund der geringeren Filterfläche müssen die Filter im Gegensatz zu zentralen An-     Fassadenausrichtung. Daher ist keine Rücksichtnahme auf die Aussenluftverhältnis-
lagen nur zweimal jährlich gewechselt werden. Wartungs- und Instandhaltungsarbei-        se möglich (z. B. stark befahrene Strasse, Südseite).
ten fallen trotz des geringen Aufwands und der guten Zugänglichkeit pro Schulzim-        Schall
mer an, da jedes Schulzimmer ein Lüftungsgerät besitzt.                                  Der integrierte Schalldämpfer und die schalloptimierte Konstruktion des Gerätes
Betriebs- und Anlagesicherheit                                                           verhindern eine Schwächung des Schalldämmmasses der Gebäudehülle und sorgen
Mit einer Mikroprozesssteuerung wird das Zusammenspiel aller Komponenten                 für einen sehr leisen und nicht störenden Betrieb.
gesteuert und überwacht. Dazu zählen folgende Funktionen:                                Temperatur
]]Filterüberwachung                                                                      Das Lüftungskonzept ermöglicht sowohl im Sommer als auch im Winter ein mehr-
]]Einbindung an Brandmeldeanlage                                                         heitlich behagliches Raumklima. Bei sehr tiefen Aussentemperaturen wird im Winter
]]Betriebsstundenzähler für Komponenten                                                  die Zuluft elektrisch nacherwärmt. Ein Bypass sorgt für eine Nachtauskühlung des
]]Überwachung der Sensoren                                                               Schulzimmers in den warmen Sommermonaten. Wahlweise könnte ein Enthalpietau-
Energie                                                                                  scher, der nebst Wärme auch Feuchtigkeit rückgewinnen könnte, eingebaut werden.
Wärmerückgewinnung                                                                       Nutzung und Regelung
Mittels eines Wärmetauschers kann bis zu 85 % der in der Abluft enthaltenen              Die Luftqualität wird bedarfsgeführt mit einem CO2-Sensor geregelt. Zusätzlich kön-
Wärme auf die Zuluft übertragen werden.                                                  nen die Nutzenden per Bedieneinheit in das System eingreifen.
Stromeffizienz (Hilfsenergie)
Eine innovative Umluftschaltung hält die Anlage frostfrei. Das reduziert die elektri-
sche Anschlussleistung für die Geräte sowie die Betriebskosten. Die Umluftschaltung
ersetzt die elektrische Frostfreihaltung mit 2400 W Leistung. Bei tiefen Aussentem-
peraturen wärmt eine elektrische Nachheizung mit 400 W die Zuluft auf.

                       Dieses Faktenblatt entstand im Rahmen der Kampagne                Impressum
                       ­«Frische Luft für wache Köpfe» im Auftrag des Bundesamts         Studie und Inhalte: Fachhochschule
                        für Gesundheit BAG. Die Kampagne verfolgt das Ziel, die          Nordwestschweiz (FHNW), Hochschule
                        ­Lüftungssituation in den Schweizer Schulen zu verbessern.       für Architektur, Bau und Geomatik
                         Mehr Infos unter www.schulen-lueften.ch                         Institut Energie am Bau, Muttenz
                                                                                         www.fhnw.ch/iebau
                                                                                         Herausgeberin: Faktor Verlag AG, Zürich
                                                                                         Auftraggeber: Bundesamt für Gesundheit BAG
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