Selbstmanagement bei Sozialarbeiter*innen - Zürcher ...
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Selbstmanagement bei Sozialarbeiter*innen RCT zu den Effekten von Motto-Zielen und Embodiment Modul 13 Masterarbeit Erstprüferin: Frau Prof. Dr. Petra Brzank Zweitprüfer: Herr Prof. Dr. med. Andreas Seidel Therapeutische Soziale Arbeit Vorgelegt von: Nathalie Schrodi Matrikelnummer: 42392 Nürnberg, den 23. August 2021
Zusammenfassung Die Tätigkeitsfelder der Sozialen Arbeit sind divers – entsprechend vielfältig sind die Anforderungen an Sozialarbeiter*innen. Studien belegen bei Fachkräften im Sozialwesen eine erhöhte Vulnerabilität für psychische Erkrankungen. Um dem vorzubeugen, spielen Selbstmanagementkompetenzen eine wichtige Rolle. Das ‚Zürcher Ressourcen Modell‘ stellt durch die Einführung von ‚Motto-Zielen‘ eine körperbasierte Möglichkeit zur Verbesserung des Selbstmanagements dar. Die Forschungsfrage dieser Thesis lautet: Wie wirkt sich ein Online- Seminar zu Motto-Zielen und deren Embodiment auf die Selbstmanagementkompetenzen von Sozialarbeiter*innen aus? Diese quantitative Fragestellung wird mittels einer randomisierten, kontrollierten Studie untersucht. Versuchs- sowie Kontrollgruppe erhalten eine Online- Intervention zu Motto-Zielen, wobei die Versuchsgruppe ein Zusatzmodul zu Embodiment bekommt. Dies wird mit einer Vor- und zwei Nacherhebungen begleitet, wodurch eine Verlaufsbetrachtung sowie ein Gruppenvergleich möglich sind. Insgesamt durchliefen 52 Personen die gesamte Studiendurchführung und wurden in der Auswertung berücksichtigt. Die erhobenen Daten wurden größtenteils mittels verschiedener Varianzanalysen untersucht und weisen die Hypothesen konfirmierende Tendenzen auf. Die Unterschiede zwischen den Messzeitpunkten und den Gruppen werden jedoch meist nicht signifikant, weswegen kein eindeutig nachweisbarer Zusammenhang der Interventionen mit der Verbesserung von Selbstmanagementkompetenzen bestätigt werden kann. Dies wird unter Einbezug bisheriger Forschungen kritisch diskutiert und Ideen für neue Forschungsvorhaben abgeleitet. Abstract The fields of activity in social work are diverse and the demands on social workers are correspondingly manifold. Studies show an increased vulnerability to mental illness among social service professionals. To prevent this, self-management skills play an important role. The ‘Zurich Resource Model’ provides a body-based way to improve self-management through the introduction of ‘motto-goals’. The research question of this thesis is: How does an online seminar on motto- goals and their embodiment affect the self-management competencies of social workers? This quantitative question is investigated by means of a randomized controlled trial. Both experimental and control groups will receive an online intervention on motto-goals, with the experimental group receiving an additional module on embodiment. This is accompanied by a pre-survey and two post- surveys, which allows for a progression analysis as well as a group comparison. A total of 52 people went through the entire study and were included in the evaluation. The data of the study were mostly examined with various analyses of variance and show tendencies confirming the hypotheses. However, the results of the surveys mostly showed no significant differences neither between the measurement time points nor the groups. Therefore, no meaningful relationships between intervention and self-management can be confirmed. These findings are discussed critically with reference to previous research and ideas for new research projects are derived. I
Danksagung Hier möchte ich meinen Dank an die Personen ausdrücken, die mich in der Umsetzung dieses Masterarbeitsprojektes begleitet und unterstützt haben. Zuerst einmal möchte ich Frau Dr. Julia Weber und dem Institut für Selbstmanagement und Motivation Zürich (ISMZ) danken. Ohne Ihre Fachexpertise und die Bereitschaft die Interventionen für dieses Projekt bereitzustellen, wäre diese Masterthesis, so wie sie nun vorliegt, nicht möglich gewesen. Ich danke vielmals für die unkomplizierte Kommunikation per E-Mail und die zahlreichen Online-Treffen zur Entwicklung und Umsetzung des Projektes – von der ersten Idee bis hin zur Fertigstellung der Arbeit. Außerdem möchte ich Frau Prof. Dr. Petra Brzank und Herr Prof. Dr. med. Andreas Seidel danken, die mir den Freiraum ließen, meine eigenen Ideen zu entwickeln und umzusetzen. Tauchten dabei Fragen oder Unsicherheiten auf, fand ich in ihnen interessierte und konstruktive Ansprechpartner*innen. Weiterhin bin ich auch meinem Partner Patrick Schedler zu tiefstem Dank verpflichtet. Er hielt mir den Rücken frei und stand mir zu jeder Tages- und Nachtzeit mit Rat und Tat zur Seite. Vielen Dank für die Zeit, die du mir als Unterstützer und Ratgeber, aber auch als Kritiker zur Seite standest. Ohne deine IT-Kenntnisse wäre weder die Auswertung noch die Gestaltung der eigentlichen Masterarbeit so professionell gelungen, wie sie nun vorliegt. Auch meiner geschätzten, ehemaligen Kommilitonin und guten Freundin Martina Lenkowski möchte ich danken. Sie stand mir besonders bei der Methodik zur Datenauswertung mit ihrem Fachwissen zur Seite und konnte mir den einen oder anderen Kniff zeigen, wie etwas am besten angegangen wird. Zuletzt möchte ich mich noch an all meine fleißigen Korrekturleser*innen wenden und für die neuen Blickwinkel, sowie für das Feedback danken: Barbara Aichele, Patrick Schedler und Martina Lenkowski. II
Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung .................................................................................................................................. 1 1.1 Hinführung zum Thema ................................................................................................... 1 1.2 Aufbau dieser Arbeit ........................................................................................................ 2 2 Theoretische Ausgangssituation ............................................................................................... 3 2.1 Soziale Arbeit ................................................................................................................... 3 2.1.1 Begriffsbestimmung ..................................................................................................... 3 2.1.2 Herausforderungen für Sozialarbeiter*innen ............................................................... 4 2.2 Selbstmanagement............................................................................................................ 7 2.2.1 Begriffsklärung und theoretische Annäherung ............................................................ 7 2.2.2 Handlungs- und Lageorientierung.............................................................................. 10 2.2.3 Vitalität....................................................................................................................... 11 2.2.4 Selbstwirksamkeitserwartung .................................................................................... 12 2.2.5 Emotionsregulation .................................................................................................... 14 2.2.6 Stresserleben .............................................................................................................. 15 3 Die Wechselwirkung zwischen Körper und Psyche ............................................................... 18 3.1 Theoretische Annäherung .............................................................................................. 18 3.1.1 Begriffsklärung Embodiment ..................................................................................... 18 3.1.2 Exkurs zur Leib-Seele-Thematik ............................................................................... 19 3.1.3 Theoretische Grundlagen von Embodiment .............................................................. 21 3.2 Neurobiologische Grundlagen ....................................................................................... 24 3.2.1 Das Gehirn und seine Entwicklung ............................................................................ 24 3.2.2 Neuronale Plastizität .................................................................................................. 25 3.2.3 Neuronale Netze ......................................................................................................... 25 3.2.4 Somatische Marker..................................................................................................... 26 3.3 Theorien der menschlichen Informationsverarbeitung .................................................. 27 3.3.1 Die Multiple Code Theory ......................................................................................... 27 III
3.3.2 Die Zwei-Prozess-Theorie und die Modi der Selbststeuerung .................................. 29 4 Selbstmanagement mit Motto-Zielen und Embodiment ......................................................... 34 4.1 Zürcher Ressourcen Modell ........................................................................................... 34 4.2 Motto-Ziele .................................................................................................................... 37 4.2.1 Kennzeichen und Kriterien von Motto-Zielen ........................................................... 37 4.2.2 Entwicklung und Funktionsweise von Motto-Zielen ................................................. 39 4.2.3 Aktuelle Studienlage .................................................................................................. 40 4.3 Embodiment ................................................................................................................... 40 4.4 Forschungsinteresse ....................................................................................................... 42 5 Empirische Studie ................................................................................................................... 44 5.1 Hypothese....................................................................................................................... 44 5.2 Methodik ........................................................................................................................ 45 5.2.1 Studiendesign ............................................................................................................. 45 5.2.2 Studienpopulation ...................................................................................................... 47 5.2.3 Erhebungsinstrumente ................................................................................................ 48 5.2.4 Interventionselemente ................................................................................................ 53 5.2.5 Durchführung ............................................................................................................. 54 5.3 Ergebnisse ...................................................................................................................... 55 5.3.1 Methodisches Vorgehen ............................................................................................. 56 5.3.2 Stichprobenbeschreibung ........................................................................................... 58 5.3.3 Handlungs- und Lageorientierung.............................................................................. 60 5.3.4 Vitalität....................................................................................................................... 62 5.3.5 Berufliche Selbstwirksamkeit .................................................................................... 63 5.3.6 Emotionale Kompetenz .............................................................................................. 64 5.3.7 Chronischer Stress ...................................................................................................... 67 5.4 Diskussion ...................................................................................................................... 71 5.4.1 Interpretation der Ergebnisse ..................................................................................... 71 IV
5.4.2 Diskussion der Forschung .......................................................................................... 76 6 Fazit ........................................................................................................................................ 80 Literaturverzeichnis...................................................................................................................... VII Anhang .......................................................................................................................................XVII Abbildungsverzeichnis Abbildung 1 Embodiment – Einbettung und Bidirektionalität ................................................ 18 Abbildung 2 Multiple Code Theory - Codearten ..................................................................... 27 Abbildung 3 Multiple Code Theory - Referentieller Prozess .................................................. 28 Abbildung 4 Der Verstand und das Unbewusste im Vergleich ............................................... 29 Abbildung 5 Der Rubikon-Prozess .......................................................................................... 35 Abbildung 6 Zieltypen ............................................................................................................. 37 Abbildung 7 Zielpyramide ....................................................................................................... 38 Abbildung 8 Verlaufsplan der Studiendurchführung ............................................................... 46 Abbildung 9 Berufserfahrung in Jahren - Überblick................................................................ 59 Tabellenverzeichnis Tabelle 1 Auswertung SEK - Parametrisch I ........................................................................... 66 Tabelle 2 Auswertung SEK - Parametrisch II .......................................................................... 66 Tabelle 3 Auswertung SEK - Non-Parametrisch ..................................................................... 67 Tabelle 4 Auswertung TICS - Parametrisch I .......................................................................... 70 Tabelle 5 Auswertung TICS - Parametrisch II......................................................................... 70 Tabelle 6 Auswertung TICS - Non-Parametrisch .................................................................... 70 V
Abkürzungsverzeichnis ACS Action Control Scale (englische Version des HAKEMP) ANOVA Analysis of Variance AOK Allgemeine Ortskrankenkasse BS Fragebogen zur Erfassung der Beruflichen Selbstwirksamkeitserwartungen COVID Coronavirus Disease DBSH Deutscher Berufsverband für Soziale Arbeit e.V. ERDR Erfolgsdruck (TICS-Skala) HAKEMP Fragebogen zur Handlungs- und Lageorientierung HOM Handlungsorientierung nach Misserfolg (HAKEMP-Skala) HOP Prospektive Handlungsorientierung (HAKEMP-Skala) HOT Handlungsorientierung während der Tätigkeitsausführung (HAKEMP-Skala) IFSW International Federation of Social Workers ISMZ Institut für Selbstmanagement und Motivation Zürich LOM Lageorientierung nach Misserfolg (HAKEMP-Skala) LOP Prospektive Lageorientierung (HAKEMP-Skala) LOT Lageorientierung während der Tätigkeitsausführung (HAKEMP-Skala) MANG Mangel an sozialer Anerkennung (TICS-Skala) PSI-Theorie Theorie der Persönlichkeits-System-Interaktionen RCT Randomized Controlled Trial SEK-27 Fragebogen zur Selbsteinschätzung Emotionaler Kompetenzen SOUE Soziale Überlastung (TICS-Skala) SORG Chronische Besorgnis (TICS-Skala) SOZI Soziale Isolation (TICS-Skala) SOZS Soziale Spannung (TICS-Skala) SVS-G Subjektive Vitalitäts-Skala (deutsch) TICS Trierer Inventar zum chronischen Stress UEBE Arbeitsüberlastung (TICS-Skala) UEFO Überforderung bei der Arbeit (TICS-Skala) UNZU Unzufriedenheit mit der Arbeit (TICS-Skala) ZRM Zürcher Ressourcen Modell VI
1 Einleitung 1.1 Hinführung zum Thema Sprüche wie „Das Leben ist kein Ponyhof“ oder „Das Leben ist kein Zuckerschlecken“ vermitteln von Kindheit an, dass das Leben nicht einfach ist, dass man sich anstrengen – den inneren Schweinehund überwinden muss, um erfolgreich zu sein und etwas zu erreichen. Aber was wäre, wenn es doch eine Möglichkeit gäbe, sich das Leben einfacher zu machen? Ein Ansatz, der es einem ermöglicht, dass auch unliebsame Aufgaben leichter von der Hand gehen und vielleicht sogar als sinnstiftend empfunden werden? Um einen Ansatz mit solchen Potentialen soll es in dieser Arbeit gehen. Ein Ansatz, der zu einem Selbstmanagement verhilft, das nicht von Zwang, Regeln und Entbehrungen geprägt ist, sondern von Sinnerleben, Selbsterkenntnis und Leichtigkeit (Storch und Krause 2017, S. 17–20). Die Rede ist vom Zürcher Ressourcen Modell (ZRM), das mit einem quantitativen Studiendesign auf seinen Mehrwert für Sozialarbeiter*innen hin untersucht werden soll. Fachkräfte der Sozialen Arbeit setzen sich tagtäglich mit inneren Schweinehunden und scheinbar unlösbaren Problemen auseinander und machen sich für ihre Klient*innen stark. Diese stecken oftmals in vielfältigen Problemlagen und die Fachkräfte der Sozialen Arbeit versuchen mit individuell angepassten Zielsetzungen zur Verbesserung der Lebenssituation beizutragen (DBSH 2016). Neben der direkten Hilfe und Unterstützung für Klient*innen ist es auch Aufgabe der Sozialen Arbeit, übergeordnete Problematiken wie fehlende Hilfsangebote für spezifische Bedarfe oder politisch-gesellschaftlich begründete Strukturen, die zu Benachteiligungen führen, anzuprangern und politisch aktiv zu werden (DBSH 2009, S. 2). Dazu kommen noch Herausforderungen des eigenen Arbeitsrahmens wie fehlende Strukturen für kollegiale Unterstützung, befristete Arbeitsverträge, mangelnde gesellschaftliche Anerkennung der eigenen Fachlichkeit und Arbeit, etc. (Seithe 2012, S. 165–166, 347–349). Die psychische Gesundheit der Fachkräfte wird durch diese vielfältigen Herausforderungssituationen belastet, weswegen Psychohygiene und ein gutes Selbstmanagement zentrale Fachkompetenzen in der Sozialen Arbeit darstellen (DBSH 2009, S. 8). Hier sind wir an dem Punkt angekommen, an dem sich der Kreis schließt: Inwieweit können Sozialarbeitende von einer Weiterbildung zu Motto-Zielen und Embodiment – zwei zentrale Methoden des ZRM – profitieren? Ob und wie sich diese ZRM-Methoden auf die Selbstmanagementkompetenzen von Sozialarbeitenden auswirken, soll in dieser Arbeit nachgegangen werden. 1
1.2 Aufbau dieser Arbeit Nachfolgend sollen mittels einer randomisierten, kontrollierten Studie (engl. randomized controlled trial, kurz RCT) die Effekte von Motto-Zielen und deren Embodiment auf Sozialarbeitende und deren Selbstmanagementkompetenzen untersucht werden. Diese beiden Methoden stammen aus dem Zürcher Ressourcen Modell (ZRM) und bauen auf dem Embodiment-Ansatz auf, der die Wechselwirkung zwischen Körper und Psyche als zentrale Grundvoraussetzung ansieht. Als Einstieg in das Thema wird zuerst die fachliche Ausgangssituation abgesteckt, indem die Begriffe Soziale Arbeit und Selbstmanagement genauer betrachtet werden. Dazu wird die Profession der Sozialen Arbeit und die Herausforderungen an ihre Fachkräfte beschrieben, um danach ein allgemeines Verständnis von Selbstmanagement zu vermitteln. Neben dieser allgemeinen Begriffsklärung werden bereits hier einzelne, zentrale Kompetenzen von Selbstmanagement beschrieben. Danach wird auf die Idee des Embodiment-Ansatzes – der bidirektionalen Wechselwirkung zwischen Körper und Psyche – eingegangen. Hierzu wird ebenfalls zuerst eine begriffliche Annäherung durchgeführt, um nachfolgend die neurobiologischen Grundlagen und Funktionsweisen sowie zugrundliegende Theorien der menschlichen Informationsverarbeitung zu betrachten. Aufbauend auf diesem Grundwissen zum Embodiment-Ansatz wird auf das ZRM eingegangen und auf die zwei daraus stammenden Methoden der Motto-Ziele und deren Embodiment, welche in der darauffolgenden Forschung untersucht werden sollen. Nachdem die theoretischen Betrachtungen im Vorfeld damit abgeschlossen werden, wird die eigentliche Studie beschrieben. Hierzu wird aus dem Forschungsinteresse eine Forschungsfrage mit fünf Hypothesen abgeleitet. Es folgt die Beschreibung des Aufbaus und die Durchführung der RCT- Studie, um danach deren Ergebnisse zu präsentieren, zu diskutieren und wiederum in einen theoretischen Rahmen zu setzen. Im Fazit werden nochmals abschließende Erkenntnisse dieser Forschung zusammengestellt und ein Ausblick auf weitere interessante Fragen und Forschungsideen gegeben. 2
2 Theoretische Ausgangssituation Um die angestrebte quantitative Studie in einen theoretisch fundierten Rahmen zu setzen, wird zunächst die Ausgangssituation beschrieben, auf der die konkrete Planung der Studie gründet. Dazu wird zuerst auf die Soziale Arbeit als Profession eingegangen, um aus diesem Blickwinkel die Herausforderungen für Sozialarbeiter*innen zu beleuchten. Aufbauend auf dieser Problembeschreibung soll in die Thematik Selbstmanagement eingestiegen werden, um deren Potentiale für die Bewältigung der zuvor beschriebenen Herausforderungen in der Sozialen Arbeit zu betrachten. Dazu wird zuerst auf einige Grundlagen eingegangen, um dann einzelne Kompetenzen bzw. Parameter für Selbstmanagement genauer zu beschreiben. 2.1 Soziale Arbeit Die Grundlage der in dieser Arbeit beschriebenen Forschung stellt die Profession und das Tätigkeitsfeld der Sozialen Arbeit dar. Hier soll geklärt werden, was Soziale Arbeit konkret ist und welchen Herausforderungen sich Sozialarbeiter*innen in ihrer Arbeit stellen müssen. 2.1.1 Begriffsbestimmung Die international anerkannte Definition Sozialer Arbeit stammt von der International Federation of Social Workers (IFSW) und wurde in Kooperation ihrer Mitglieds-organisationen aus 116 verschiedenen Staaten erarbeitet – unter anderem auch des Deutschen Berufsverband für Soziale Arbeit e.V., abgekürzt mit DBSH (DBSH 2016). Sie lautet: „Soziale Arbeit fördert als praxisorientierte Profession und wissenschaftliche Disziplin gesellschaftliche Veränderungen, soziale Entwicklungen und den sozialen Zusammenhalt sowie die Stärkung der Autonomie und Selbstbestimmung von Menschen. Die Prinzipien sozialer Gerechtigkeit, die Menschenrechte, die gemeinsame Verantwortung und die Achtung der Vielfalt bilden die Grundlage der Sozialen Arbeit. Dabei stützt sie sich auf Theorien der Sozialen Arbeit, der Human- und Sozialwissenschaften und auf indigenes Wissen. Soziale Arbeit befähigt und ermutigt Menschen so, dass sie die Herausforderungen des Lebens bewältigen und das Wohlergehen verbessern, dabei bindet sie Strukturen ein“ (ebd.). Aufgrund der internationalen Gültigkeit ist diese Definition sehr weit gefasst und muss national nochmals spezifiziert werden (ebd.) Der DBSH konkretisiert dazu die Ziele der Sozialen Arbeit als die „Vermeidung, Aufdeckung und Bewältigung sozialer Probleme“ (DBSH 2009, S. 2). Diese Ziele basieren auf dem Grundrecht der Würde des Menschen und beschreiben die soziale Verpflichtung der Gesellschaft gegenüber ihren Mitgliedern (ebd., S. 1). Soziale Arbeit stellt eine institutionelle 3
und rechtliche Bewältigungshilfe dar, wobei die „Komplexität der Hilfen“ hoch ist und sie „vor allem gesundheitliche, ökonomische, psychische, erzieherische, kulturelle und rechtliche Hilfen“ (Poulsen 2009, S. 13) in Form von „Beratung, Bildung, Erziehung, Organisations- beratung, Personalentwicklung, Training und Vertretung“ umfasst und die Forschung zur Weiterentwicklung der Gesellschaft einschließt (DBSH 2009, S. 1). Dabei ist der ganzheitliche Blick auf die Menschen und deren sozioökonomische Ausgangslage mit individuellen Bedürfnissen charakteristisch für die Soziale Arbeit (ebd.). In der Geschichte der Sozialen Arbeit wurde zwischen Sozialarbeit und Sozialpädagogik unterschieden. Die Sozialarbeiterin und Autorin Mechthild Seithe formulierte dazu passend: „Der klassische Unterschied zwischen Sozialpädagogik und Sozialarbeit lag grundsätzlich darin, dass die Sozialpädagogik im erzieherischen Sinne agierte und initiierte. Die Sozialarbeit, eine weiterentwickelte institutionalisierte Form der Armenfürsorge, reagierte und intervenierte in versorgendem unterstützendem Sinne, und wurde administrativ tätig, wenn ein Missstand gemeldet wurde“ (2012, S. 46). Soziale Arbeit fungiert hierbei als Oberbegriff bzw. als Zusammenführung der beiden Bereiche zu einem umfassenden Handlungssystem (ebd.). Diese Auffassung vertritt auch der DBSH und definiert Diplom-Pädagog*innen mit Schwerpunkt Sozialpädagogik, Sozialarbeiter*innen (BA, MA, Diplom) sowie Sozialpädagog*innen (BA, MA, Diplom) als Abschlüsse professioneller Sozialer Arbeit (DBSH 2009, S. 3). Dieses Verständnis liegt dieser Studie ebenfalls zugrunde. 2.1.2 Herausforderungen für Sozialarbeiter*innen Die Soziale Arbeit hat eine große Vielfalt an Arbeitsfeldern und entsprechend facettenreich sind auch die Anforderungen an die Sozialarbeiter*innen (Seithe 2012, S. 26). Um der Klientel helfen zu können, bedarf es großem Engagement, Empathie und Interesse an den Menschen und ihren Lebensgeschichten (Poulsen 2009, S. 14–15). Die eigene Persönlichkeit wird zum Werkzeug der professionellen Beziehungsgestaltung, weswegen Psychohygiene und die Fähigkeit des Sich-Abgrenzens von zentralem Stellenwert sind, um im täglichen Kontakt mit herausfordernden Lebensverläufen nicht selbst Schaden zu nehmen (ebd.). „Wo Menschen unter hohem persönlichen Einsatz Dienst für andere Menschen leisten, besteht eine große gesundheitliche Gefährdung und Belastung“ (ebd., S. 113), besonders wenn dazu noch weitere Herausforderungen hinzukommen. Grauwiler beschreibt dazu professionsunspezifisch folgende Ursachen für berufliche Unzufriedenheit: „Angst vor dem Verlust finanzieller Sicherheit, Verlust von Leidenschaft für Arbeit, Bedrohung oder Verlust der beruflichen Identität, Konflikte mit Vorgesetzten und Arbeitskollegen“ (2016, S. 11). Die meisten dieser 4
Punkte tauchen in ähnlichem Wortlaut in der nachfolgenden Betrachtung der Herausforderungen in der Sozialen Arbeit wieder auf, was die Belastungen, denen sich Sozialarbeiter*innen gegenübersehen, nochmals verdeutlicht. Beispielsweise gewinnen Effizienz und Effektivität in der Sozialen Arbeit in den vergangenen Jahrzenten immer mehr an Bedeutung (Fuchs 2015). Zugunsten von Kostenersparnissen wird die Soziale Arbeit ‚verwirtschaftlicht‘ und materielle, finanzielle, fachliche und zeitliche Ressourcen werden gekürzt oder wegrationalisiert (Seithe 2012, S. 347–348). Durch die Dominanz der wirtschaftlichen Interessen werden die fachlichen Standards gefährdet und auch die Arbeitsverhältnisse der Sozialarbeiter*innen verschlechtern sich zusehends (ebd., S. 164). Es gibt weniger bzw. ungelerntes Personal für den gleichen Aufgabenumfang, die Zeitkontingente für einzelne Klient*innen werden immer knapper bemessen und es fehlt an Kontinuität in der Klient*innen-Begleitung, um langfristige Erfolge zu erzielen (Seithe 2012, S. 348). Die wirtschaftliche Ausrichtung der Sozialen Arbeit zeigt sich inzwischen aber auch in den Arbeitsverträgen für Sozialarbeiter*innen: Diese sind oftmals befristet oder zumindest so flexibilisiert, dass der Arbeitgeber nur bei Arbeitsanfall Gehalt zahlen muss und bei geringer Auftragslage schnell und einfach Lohnkosten einsparen kann – zu Ungunsten der beruflichen Sicherheit der Fachkräfte (ebd., S. 152). Außerdem wird immer seltener nach Tarif bzw. Qualifikation gezahlt, sondern Stellenschätzungen sind ausschlaggebend (ebd.). Praktika im sozialen Bereich bleiben fast immer unbezahlt (ebd., S. 153). Soziale Arbeit wird „als effektive, kalkulierbare, und rationale Dienstleistung“ verstanden, in welcher nach Effizienz statt nach Fachlichkeit entschieden wird (ebd., S. 349). Diese Rahmenbedingungen verändern auch die Arbeit selbst: „Steigende Fallzahlen und Engpässe in Einrichtungen fordern zunehmend, eigene Grenzen immer weiter auszudehnen“ und die verfügbare Zeit direkt in die Klient*innen statt in den Erhalt der eigenen Arbeitskraft zu stecken (Poulsen 2009, S. 15). Sozialarbeiter*innen müssen sich mit immer mehr strittigen Thematiken arrangieren: Entscheidungen werden nach finanziellen Aspekten statt fachlichen Standards gefällt (Seithe 2012, S. 166). Es gibt immer weniger sichere und gut bezahlte Arbeitsstellen (ebd.). Zusätzliches, unbezahltes Engagement wird immer mehr zur Voraussetzung (ebd.). Sozialarbeitende fungieren immer öfter als Krisendienst statt als nachhaltige Begleitung (ebd.). Es sind immer weniger Ressourcen für den Einzelfall vorhanden, worunter dementsprechend die Qualität der Arbeit leidet (ebd., S. 174). 5
Poulsen hat in einer Befragung von Sozialarbeiter*innen folgende Stressoren im Berufsalltag erfassen können: Einblick in menschliches Elend, Zeitmangel, zu hohe Fallzahlen, Konflikte mit der Leitung oder im Team, unklare Strukturen, zu viel Bürokratie, Kostendruck, Überstunden und zu wenig Personal (2009, S. 56). Seithe ergänzt weiterhin Faktoren wie wenig soziale Anerkennung, Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes, Selbstausbeutung durch Identifikation mit der Klientel und Unwillen gegenüber den wirtschaftlich ausgerichteten Vorgaben aus höheren Organisationsebenen (2012, S. 165–166). Dies alles führt zu Unzufriedenheit, Stress und wenig Selbstwirksamkeitserfahrung in der Tätigkeit als Sozialarbeiter*innen (ebd.). Zur Aufrechterhaltung der Qualität muss vom Einzelnen mehr Anstrengung und Engagement eingebracht werden (Fuchs 2015), weswegen in der Sozialen Arbeit auch von einer doppelten Betroffenheit gesprochen werden kann: Die Klientel sowie die Professionellen stehen aufgrund mangelnder Ressourcen unter Stress (Rüegg 2015, S. 20). Prädikatoren für beruflichen Stress bei Sozialarbeiter*innen sind fehlende informelle Unterstützung, ausbleibende Gratifikationen seitens des Arbeitgebers, wenig Kontrolle und Eigenverantwortung in der Arbeit und eine hohe Rollenambiguität (Vitins 2015, 128, 133). Die bisher beschriebenen Herausforderungen zeigen sich auch in statistischen Erhebungen. Konkrete Zahlen dazu finden sich beispielsweise im Fehlzeiten-Report 2020 der AOK (Allgemeine Ortskrankenkasse). Danach waren psychische Erkrankungen in der Gesamtbevölkerung mit 11,9 % im Jahr 2019 erstmals die zweithäufigste Ursache für krankheitsbedingt Fehlzeiten (Meyer et al. 2020, S. 367). Insgesamt hat der Anteil der psychischen Erkrankungen seit 2008 um 67,5 % zugenommen, während der Anteil anderen Krankheitsarten deutlich weniger gestiegen oder sogar gesunken ist (ebd.). In der Betrachtung von psychischen Erkrankungen und Verhaltensstörungen nach Branchen ergibt sich ein besorgniserregendes Bild: Besonders die sozialen Berufe im tertiären Wirtschaftssektor, also im Dienstleistungssektor, weisen überdurchschnittliche krankheitsbedingte Fehlzeiten nach Fallzahl sowie nach durchschnittlicher Falldauer auf (ebd., S. 424). Durch die aktuelle Corona- Pandemie könnte sich diese Tendenz verfestigen, da im Gegensatz zu der viel thematisierten Kurzarbeit gerade in den „systemrelevanten Bereichen“ eine deutliche Mehrarbeit geleistet werden muss (Pusch und Seifert 2020). Bereits vor der Corona-Pandemie litten Sozialarbeiter*innen überdurchschnittlich oft an chronischem Stress und stressbedingten Belastungsstörungen (Rüegg 2015, S. 20), was sich während und nach der Pandemie voraussichtlich nicht deutlich verbessern wird. 6
Die Folgen dieser herausfordernden Situation für Sozialarbeiter*innen sind facettenreich. Stress führt zu Konzentrationsschwächen, Denkblockaden und einem Tunnelblick, weswegen früher oder später schlechte Entscheidungen getroffen werden oder in anspruchsvollen Situationen inadäquat reagiert wird (Fuchs 2015). Die Qualität der professionellen Arbeit verschlechtert sich und durch die Dauerbelastung kommt es zu körperlichen und psychischen Ausfallerscheinungen (Vitins 2015, S. 31; Fuchs 2015). „Burnout als Verschleißerscheinung der modernen Arbeitswelt [beispielsweise] ist ein schleichender Prozess, und Fachkräfte im sozialen und pädagogischen Tätigkeitsfeld sind bekanntlich besonders gefährdet“ (Poulsen 2009, S. 15). Anzeichen dafür sind Überlastung, Konzentrationsschwächen, Versagensängste, sowie depressive Symptomatiken (Grauwiler 2016, S. 27–28). Dabei muss Stress gar nicht nur negative Auswirkungen haben (Fuchs 2015). Wird er als zu bewältigend wahrgenommen, kann er sogar als Energielieferant dienen (ebd.). Die Effekte von Stress können unterschiedlich ausfallen und hängen eng mit den individuellen Selbstmanagement-kompetenzen im Umgang mit Herausforderungen zusammen (ebd.). Selbstmanagement-methoden können somit als Prophylaxe für negative Auswirkungen einer unbefriedigenden Arbeitssituation genutzt werden (Grauwiler 2016, 28, 31). 2.2 Selbstmanagement Durch die steigende Flexibilisierung der Arbeitsmodelle und modernen Organisations- strukturen wird die Eigenständigkeit der Arbeitnehmenden immer mehr in den Fokus gerückt, wodurch sich die Arbeitswelt für das Individuum verkompliziert (Wiese 2008, S. 153). Umso wichtiger wird das Selbstmanagement jedes Einzelnen, um die eigene Arbeit als sinnstiftend zu erleben und sich als aktiver Gestalter der Situation wahrnehmen zu können (Grauwiler 2016, S. 10). „Selbstmanagement“ ist dabei „nicht nur im Kontext aktueller Arbeitsaufgaben relevant […], sondern auch für die längerfristige Gestaltung der eigenen beruflichen Entwicklung“ (Wiese 2008, S. 153). Es unterstützt bei der Auswahl von und der Orientierung an persönlich wichtigen Themen und fungiert als aktive Weichenstellung für ein zufriedenes Leben (Grauwiler 2016, S. 10). Einer Begriffsklärung von Selbstmanagement und einer Beschreibung davon beeinflusster psychischer Parameter soll im folgenden Kapitel nachgegangen werden. 2.2.1 Begriffsklärung und theoretische Annäherung Selbstmanagement bezeichnet die erlernbare Fähigkeit zur Selbststeuerung und zur eigenständigen Bewältigung von Problemen (Kanfer et al. 2012, S. 5–6; Grauwiler 2016, S. 31). Dabei ist Selbstmanagement jedoch nicht als vorgefertigte Lösung, die omnipotent alle Probleme behebt, zu verstehen, sondern als Kompetenz, welche es dem Einzelnen ermöglicht, 7
selbst aktiv zu werden und eigene Lösungen zu finden (Grauwiler 2016, S. 31). Es geht um den Versuch, „eigene Wünsche und die Anforderungen der Realität so in Einklang zu bringen, dass dabei möglichst hohe Gewinne und möglichst geringe Kosten entstehen“ (Sachse 2019, S. 24). Mit dem Begriff des Selbstmanagements sind „vor allem solche internen psychischen Prozesse umschrieben, mit denen eine Person eigene Ziele anstreben und ihr Verhalten selbst beeinflussen (steuern) kann“ (Kanfer et al. 2012, S. 28). Darunter subsumierbare Fähigkeiten sind beispielsweise Selbstmotivierung, Selbstberuhigung, Urteilsfähigkeit, etc. (Kuhl 2019, S. 46). Selbstmanagement bzw. die Schulung dieser Fähigkeit birgt facettenreiche Vorteile: neben „Zufriedenheit, Ausgeglichenheit, Kompetenz[gefühl] und Integrität“ sind außerdem Motivation und Leidenschaft zu verzeichnen (Grauwiler 2016, S. 173). Theorieansätze für Selbstmanagement gibt es zahlreiche, wozu Wiese (2008) einen guten Überblick gibt. Auf die theoretische Grundlage des in dieser Studie angewandten Embodiment-Ansatzes und dessen Methodik wird in den Kapiteln 3 und 4 genauer eingegangen. Aber hat Selbstmanagement überhaupt positive Effekte auf den Menschen bzw. dessen psychische Verfassung? Dazu haben Moller und Kolleg*innen interessante Ergebnisse geliefert (2006): Grundlage ihrer Überlegungen ist, dass es verschiedene Modi gibt, wie und durch welche inneren Systeme menschliches Handeln beeinflusst wird (Weber und Storch 2019, S. 246): Beim Modus der Selbstkontrolle richtet sich das Verhalten anhand reiner Verstandesüberlegungen aus (ebd., S. 249). Die Impulsivität bildet dazu das Gegenstück, da hier das Verhalten durch das Lustprinzip, das seine Wurzeln im Unbewussten hat, bestimmt wird (ebd., S. 252). Haben beide Aspekte – also Verstand und Unbewusstes – Anteil an der Entscheidung, wird von Selbstregulation gesprochen (ebd., S. 253). Genauer wird auf diese Zwei-Prozess-Theorie in Kapitel 3.3.2 eingegangen. Moller und Kolleg*innen gehen davon aus, dass sämtliche Willensakte – also Verhaltenssteuerung durch die Selbstkontrolle – Ressourcen benötigen, welche endlich sind (ebd., S. 1024). Diese Ressourcen sind bei reiner Nutzung des Modus Selbstkontrolle innerhalb kurzer Zeit aufgebraucht und die Selbstkontrolle bricht zusammen und andere Modi übernehmen die Steuerung (ebd.). Man spricht hierbei von der Ich-Erschöpfung, bzw. Ego-Depletion, welche bereits durch zahlreiche Studien belegt wurde (ebd.). Der Grad der Ich-Erschöpfung wird durch Rahmenvariablen modelliert (ebd., S. 1031), worauf hier nicht weiter eingegangen wird. In den Studien konnte ein positiver Zusammenhang von Selbstregulation und ausbleibender Ich-Erschöpfung verzeichnet werden (ebd., S. 1025). Gegenüber der Selbstkontrolle, die zu schneller Ich-Erschöpfung führt, bringt die Selbstregulation größere Erfolgen bei der Zielerreichung und mehr Vitalität hervor (ebd.). Experimentell konnte bewiesen werden, dass Wahlfreiheit zu höherer intrinsischer Motivation 8
und Energie führt, was sich positiv auf die Aufgabenlösung auswirkt (ebd., S. 1026, 1030). In einer Studie von Klein und Kolleg*innen wurde festgehalten, dass Selbstmanagement- Trainings, die auf Selbstregulation abzielen, effektiver hinsichtlich der Selbstmanagementfähigkeiten, des Selbstwirksamkeitserlebens und der Lebenszufriedenheit sind als andere, in der Wirtschaft übliche Selbstmanagement-Ansätze (2003, S. 166–167). Bezogen auf das in dieser Studie eingesetzte Selbstmanagementtraining ZRM, liegen zahlreiche Studien bezüglich dessen Wirksamkeit, bzw. der Wirksamkeit der Einzelmethoden dieses Trainings vor (ZRM 2019). Beispielsweise wurde nachgewiesen, dass durch ZRM das Selbstwirksamkeitserleben gesteigert werden konnte (Steurer-Stey et al. 2015, S. 32), und dass durch das ZRM-Training die hormonelle Stressreaktion von Studienteilnehmer*innen auf bestimmte Umweltreize gesenkt werden konnte (Storch et al. 2007, S. 461). Genaueres dazu findet sich in Kapitel 4.1. Wie die Sichtung der Literatur ergeben hat, ist Selbstmanagement ein facettenreicher Themenkomplex und gutes Selbstmanagement zeigt sich in den unterschiedlichsten Parametern. Deshalb sollen nachfolgend nochmals ausgewählte Schwerpunkte und deren Bedeutung für das Selbstmanagement kurz dargestellt werden. Zu Anfang wird auf die Unterscheidung von Handlungs- und Lageorientierung eingegangen. Während Handlungsorientierung die Konzentration auf Handlungsmöglichkeiten legt und dadurch persönliches Wachstum ermöglicht, führt Lageorientierung zur Blockierung von Handlungen und begünstigt Nachdenken und Grübeln (Kuhl und Kazén 2003, S. 205). Um gutes Selbstmanagement zu realisieren, bedarf es beider, jedoch ist die Handlungsorientierung hier besonders wichtig (ebd.). Vitalität kann außerdem als Parameter für gutes Selbstmanagement herangezogen werden, da „Zufriedenheit, Ausgeglichenheit, Kompetenz und Integrität“ sich als Ergebnis von gutem Selbstmanagement in der subjektiv erlebten Vitalität wiederspiegeln (Grauwiler 2016, S. 173). Außerdem ist auch die Selbstwirksamkeit hier von zentraler Bedeutung (Weisweiler et al. 2013, S. 26). Das Wissen von der eigenen Wirksamkeit und die Überzeugung, das eigene Leben unter Kontrolle zu haben, wirken sich positiv auf die Gesundheit aus und zeugen von einem guten Selbstmanagement (Barnow 2015, S. 50). Dazu zählt auch der bewusste und reflektierte Umgang mit den eigenen Gefühlen, welche als Kraftquelle, aber auch als Blockade fungieren können (ebd., S. 51). Wer seine Gefühle regulieren kann, kann sich auch unter Stress behaupten (ebd., S. 52). Eine detaillierte Betrachtung dieser Parameter bezüglich Selbstmanagementfähigkeiten erfolgt in den nächsten fünf Unterkapiteln. 9
2.2.2 Handlungs- und Lageorientierung Die Begriffe der Handlungs- und Lageorientierung stammen aus der Persönlichkeits-System- Interaktions-Theorie (PSI-Theorie), welche eine systemtheoretische Persönlichkeitstheorie ist (Kuhl und Kazén 2003, S. 201). Dabei wird die Persönlichkeit mittels einer Beschreibung der Konfiguration der unterschiedlichen, involvierten Systeme dargestellt (ebd., S. 212). Da eine ausführliche Beschreibung dieses Ansatzes den Rahmen dieser Arbeit überschreiten würde, wird hier bei weiterem Interesse auf Kuhl (2001) verwiesen. Die Handlungskontrolle bezeichnet alle Prozesse, die der Aufrechterhaltung und Umsetzung von Absichten dienen und ist somit der Handlungs- und Lageorientierung übergeordnet (Kuhl 1994, S. 51). Die beiden Orientierungen fungieren dabei als zwei Arbeitsweisen der Handlungskontrolle zur Realisierung von Absichten und Zielen (ebd.). In der Handlungsorientierung richtet sich die Konzentration auf die Handlungsmöglichkeiten (Kuhl und Kazén 2003, S. 205). Aufmerksamkeit und Motivation werden zur Umsetzung selbstkongruenter Ziele rekrutiert und die negativen Affekte werden herunterreguliert (Kuhl 2001, S. 757–758). Schwierige Situationen werden als Herausforderungen und nicht als Bedrohungen wahrgenommen (ebd.). Insgesamt ist die Handlungsorientierung eher mit einer impulsiven, gefühlsgeleiteten Macher-Haltung zu assoziieren (Kuhl 1994, S. 50). Der Begriff Lageorientierung beschreibt hingegen eine Hemmung der Steuerungszentrale und somit einen Wechsel von der Selbstregulation zur Selbstkontrolle (Kuhl und Kazén 2003, S. 208). Daraus resultiert eine Lähmung des Handelns zugunsten des Nachdenkens über eine eingetretene oder vorgestellte Situation (ebd., S. 201, 205). Die Lageorientierung ermöglicht eine Analyse der Rahmenbedingungen, um komplexe Aufgaben besser meistern zu können und blinden Aktionismus zu vermeiden (ebd., S. 205). Jedoch muss der Wechsel zurück zur Handlungs- orientierung rechtzeitig erfolgen, um aus dem Nachdenken wieder ins Handeln überzugehen und ein dauerhaftes Grübeln und Beschäftigen mit negativen Gedanken zu vermeiden (ebd., S. 206; Kuhl 1994, S. 52). Findet dieser Wechsel zur Handlungsorientierung nicht statt, kann es zur Entfremdung kommen und die eigenen Bedürfnisse werden nicht mehr wahrgenommen, da die Abstimmung zwischen den psychischen Systemen gestört ist (Kuhl und Kazén 2003, S. 208–209). Spielen beide Arbeitsweisen gut zusammen, kann die Lageorientierung durch Aktivierung des Absichtsgedächtnisses den Fokus auf schwierige Aspekte bei der Zielverfolgung lenken und die Handlungsorientierung über die Selbstmotivierung zu einer guten Zielerreichung führen (ebd., S. 212). 10
Die Studienlage beschreibt in Hinblick auf die beiden Orientierungen ein erhöhtes Erkrankungsrisiko an psychischen Störungen bei Menschen mit ausgeprägter Lageorientierung (Kuhl und Kazén 2003, S. 204). Durch die Störung in der Zusammenarbeit der Systeme werden eigene Bedürfnisse nicht richtig wahrgenommen und es findet häufig eine Bindung an selbstfremde Ziele statt (ebd.). Durch diese Diskrepanz zwischen Bedürfnissen und Zielen wird dauerhaft latenter Stress ausgelöst, welcher die Anfälligkeit für psychische Störungen erhöht (ebd.). Kuhl und Kazén schreiben dazu: „Heute gehen wir davon aus, dass eine übermäßige Lageorientierung auf einer Störung des Gleichgewichts verschiedener Prozesse beruht, die an einer erfolgreichen Selbststeuerung beteiligt sind, also an dem, was wir im Alltag mit Begriffen wie Willensstärke, Durchsetzungskraft, Kreativität und Flexibilität verbinden“ (ebd., S. 205). Werden die Arbeitsweisen der Handlungskontrolle und der Selbststeuerung ausgewogen und angepasst genutzt, kann das Wohlbefinden des Menschen gesteigert werden. 2.2.3 Vitalität Wichtig für das Wohlbefinden ist auch die subjektive Vitalität, da diese mit hohem positivem und geringem negativem Affekt einhergeht. Vitalität bezeichnet das Gefühl von Begeisterung, Lebendigkeit und Energie auf physischer wie psychischer Ebene (Ryan und Frederick 1997, S. 530). Weitere Begriffe zur Beschreibung von Vitalität sind Lebensenergie, Enthusiasmus und Spontanität (ebd., S. 534). Es gibt verschiedenste theoretische Konzepte zu Vitalität: Freuds Triebtheorie und die daraus hervorgehende Ich-Psychologie, die Psychodynamik, fernöstliche Ansätze wie die allgegenwärtige Lebenskraft, auch Chi genannt, etc. (ebd., S. 531–532; Ryan und Deci 2008, S. 702). Die Self-Determination Theory, zu Deutsch Selbstbestimmungstheorie, von Ryan und Deci ist eine dieser Konzeptionen (2008). Sie beschreibt drei grundlegende Bedürfnisse: In Beziehung stehen (relatedness), Kompetenzerfahrung (competence) und Autonomie (autonomy) (ebd., S. 703). Die menschliche Lebensenergie und Vitalität resultierten aus der Befriedigung dieser Bedürfnisse (ebd.). Entsprechend gegenteilig wirken sich Erfahrungen von Inkompetenz, Kontrollverlust und Nicht-angenommen-werden negativ auf die Vitalität aus (Ryan und Frederick 1997, S. 559). Betrachtet man den Wochenendeffekt, bestätigt das diese Annahmen: Wird vor und nach dem Wochenende das Vitalitätslevel gemessen, weisen die meisten Menschen nach dem Wochenende mehr Vitalität auf als zuvor (Ryan und Deci 2008, S. 702). Dies lässt sich damit erklären, dass am Wochenende weniger unter ‚Anordnung von oben‘ gearbeitet wird (Kontrolle), sondern dass Handeln mehr im Sinne der eigenen Bedürfnisse stattfindet (ebd.). Schlussfolgernd lässt sich festhalten, dass Selbstkontrolle – bzw. 11
entgegen der eigenen Bedürfnisse zu handeln – Energie verbraucht, während Handlungen im Modus der Selbstregulation nicht an den Kräften zehren, sondern gegenteilig wirken und sogar die Vitalität steigern (ebd.). Studien belegen diesen Unterschied zwischen Selbstkontrolle und Selbstregulation (Ryan und Deci 2008, S. 711). Autonome Selbstregulation ist weniger erschöpfend als externe Kontrolle, und Aktivitäten, die die Grundbedürfnisse befriedigen, sorgen für den Erhalt bzw. die Erzeugung von subjektiver Vitalität (ebd., S. 707). Insgesamt wirkt sich eine Lebensgestaltung anhand intrinsischer Ziele positiv auf die subjektiv erlebte Vitalität aus (ebd.). Weitere Studien belegen, dass Vitalität in Zusammenhang mit gesteigerter Aufmerksamkeit, guter Stressbewältigung, Aufrechterhaltung von notwendiger Selbst-kontrolle und psychischer Gesundheit steht (Bertrams et al. 2020, S. 57–58). Außerdem korreliert sie zusätzlich mit Produktivität, Resilienz und guter Immunabwehr und hängt somit mit psychischen und physischen Faktoren zusammen (Ryan und Deci 2008, 703, 706). Vitalität kann als übergeordneter, funktionaler und hervorstechender Indikator für Gesundheit und Motivation gewertet werden (ebd., S. 702). Subjektive Vitalität wird jedoch nicht nur von individuellen Erfahrungen hinsichtlich psychischer Gesundheit und körperlicher Funktions-fähigkeit beeinflusst, sondern auch von Variablen wie Selbstaktualisierung, wahrgenommener Handlungsfähigkeit und persönlichem Wohlbefinden (Ryan und Frederick 1997, S. 558). Gute Selbststeuerung führt somit zu Vitalität und das wiederum zu Motivation für weitere Selbststeuerung (Muraven et al. 2007, S. 329), weswegen Vitalität als validierter Anhaltspunkt für gutes Selbstmanagement dienen kann. 2.2.4 Selbstwirksamkeitserwartung Albrecht Bandura, einer der Väter des Konzeptes der Selbstwirksamkeit, beschreibt Selbstwirksamkeit als ein Set aus unterschiedlichsten Selbstüberzeugungen, welche je nach aktuellen Umständen und Anforderungen unterschiedlich stark ausgeprägt sind (Bandura 2012, S. 36, 40). Effektives Handeln beschreibt sowohl die Fähigkeit zu eigenem Handeln, als auch die Überzeugung von der Wirksamkeit des eigenen Handelns (ebd., S. 37). Selbstwirksamkeit beschreibt die Kompetenz der situativ angepassten Abrufung und Nutzung von kognitiven, sozialen, emotionalen und verhaltensbezogenen Fertigkeiten, bzw. die Überzeugung, diese auch zielführend einsetzen zu können (ebd., S. 36–37). Frei nach Bandura übersetzt, beziehen sich die Selbstwirksamkeitserwartungen nicht auf die Anzahl der Fähigkeiten, die eine Person hat, sondern darauf, was die Person glaubt, mit den eigenen Ressourcen und Fertigkeiten in einer konkreten Situation ausrichten zu können (ebd., S. 37). 12
In der Literatur werden vier Quellen von Selbstwirksamkeit bzw. der Erwartung derselben beschrieben: Selbst erfahrene Erfolgserlebnisse bilden dabei den wichtigsten Ursprungsort von Selbstwirksamkeit (Bandura 2012, S. 80). Auch stellvertretende Erfahrungen Dritter werden viel genutzt (ebd., S. 86). Durch den Vergleich von eigenen Fähigkeiten und denen anderer Menschen können Mutmaßungen und Schlussfolgerungen hinsichtlich spezifischer Herausforderungssituationen gezogen werden (ebd.). Sind verbale Ermutigungen Dritter die Quelle für Selbstwirksamkeitserwartungen, ist es von besonderer Relevanz, wer diese dritte Person ist, bzw. in welchem persönlichen Verhältnis man zueinander steht (ebd., S. 101). Dieser Ursprung von Selbstwirksamkeit hat nur eine begrenzte, unterstützende Wirkung, jedoch ist er besonders bei realistischen Zielen, die bisher durch Selbstzweifel erschwert werden, effektiv und erfolgsversprechend (ebd.). Die vierte Quelle für Selbstwirksamkeits-erwartungen bzw. deren Untergrabung stellen physiologische Reaktionen dar (ebd., S. 106–107). Aufregung vor einem Vortrag kann z.B. als Zeichen von Schwäche, als Zeichen von Leistungsbereitschaft oder als Nebeneffekt des vorhergehenden Treppensteigens in den 3. Stock bewertet werden – je nach der individuellen Bewertung hat es einen negativen, positiven oder neutralen Effekt auf die Selbstwirksamkeitserwartungen (ebd.). Selbstwirksamkeit ist das Produkt aus Erfahrungen, fungiert gleichzeitig aber auch als Konstrukteur neuer Erfahrungen, da Selbstwirksamkeitserwartungen – genauso wie Selbstzweifel – Auswirkungen auf das Verhalten, das Denken, die Motivation und den physiologischen Zustand einer Person haben (ebd., S. 82, 116). Je höher die Selbstwirksamkeitserwartung ist, desto höhere Ziele steckt man sich, desto mehr Motivation wird zur Zielrealisierung mobilisiert, desto mehr Kontrolle über die eigene Situation wird empfunden und desto größer ist der potentielle Handlungsspielraum, den sich eine Person zutraut (ebd., S. 116, 122, 137, 160). Die Struktur dieser Selbstwirksamkeitserwartungen kann dabei hinsichtlich dreier Merkmale beschrieben werden: Wie komplex ist die zu bewältigende Herausforderung („level“), wie groß ist der Tätigkeitsbereich, der von der Selbst-wirksamkeitserwartung beschrieben wird („generality“) und wie viel Widerstand braucht es, um die Selbstwirksamkeitserwartung zu verunsichern („strength“) (ebd., S. 42–43)? Welchen Einfluss Selbstwirksamkeitserwartungen auf das menschliche Leben haben, zeigen verschiedenste Studien. Wurde Studienteilnehmer*innen mitgeteilt, sie seien in einer Tätigkeit über- bzw. unterdurchschnittlich begabt, wirkte sich dies entsprechend positiv bzw. negativ auf die Leistungsperformanz beim nächsten Vollzug dieser Tätigkeit aus – unabhängig davon, dass das vorangegangene Feedback zur Begabung erfunden war und nicht auf Fakten basierte (Bandura 2012, S. 87). Weitere Studien belegen zudem einen Zusammenhang zwischen 13
geringen Kontrollüberzeugungen bzw. Selbstwirksamkeits-erwartungen und einer erhöhten Anfälligkeit für Erkrankungen wie z.B. Stress und Depressionen (ebd., S. 262, 39). Selbstwirksamkeit beeinflusst auch biologische Prozesse, besonders solche, die im Kontext von Stressreaktionen stehen, was wiederum ein zentraler Aspekt im Kontext von Gesundheit und Prävention darstellt (ebd., S. 262). Wird die Selbstwirksamkeit einer Person gestärkt, steigert sich ihre Leistung, ihr Stresserleben reduziert sich und sie ist weniger anfällig für Erkrankungen wie z.B. Depressionen (ebd., S. 39). Außerdem setzen sich Menschen mit hohen Selbstwirksamkeitserwartungen höhere Ziele, nutzen mehr effiziente Lösungsstrategien und erreichen bessere intellektuelle Leistungen (ebd., S. 59). 2.2.5 Emotionsregulation Um auf Emotionsregulation eingehen zu können, muss zuerst einmal der Begriff Emotion abgesteckt werden. „Unter Emotionen versteht man meist schnell einschießende Gefühlszustände“ (Barnow 2015, S. 8), die unser Handeln energetisieren und zu ab- bzw. zuwendenden Verhaltensweisen führen (ebd., S. 11). Es werden je nach Autor sechs bis sieben Basisemotionen unterschieden, die kulturunspezifisch beschrieben werden können und durch muskuläre Reaktionsmuster gekennzeichnet sind: Ärger, Angst, Trauer, Verachtung, Überraschung, Freude und je nach Autor noch Ekel (Ekman und Kuhlmann-Krieg 2005, S. 82; Roth 2007, S. 549). „Unter Emotionsregulation versteht man die Art und Weise, in der man die eigenen Emotionen beeinflusst. Dabei können bereits bestehende Gefühle sowohl verändert, verstärkt, unterdrückt als auch aufrechterhalten werden“ (Barnow 2015, S. 22). Alle Prozesse, die darauf abzielen, den spontanen Verlauf von Emotionen zu beeinflussen, fallen unter diesen Begriff (Hauke und Lohr 2019, S. 214). Eine intelligente Emotionsregulation ist gekennzeichnet durch die bewusste Wahrnehmung der eigenen Emotionen, sowie den flexiblen und situationsangepassten Umgang mit denselben (Barnow et al. 2016, S. 5–6; Barnow 2015, S. 34). Es geht dabei nicht darum, alle negativen Emotionen zu unterdrücken, sondern einen kompetenten Umgang mit allen und besonders den negativen Emotionen zu erlernen (Berking 2017, S. 22; Barnow 2015, S. 5, 22). Interessant ist in diesem Kontext auch die Zwei-Prozess-Theorie, auf die in Kapitel 3.3.2 noch genauer eingegangen wird. Dabei werden zwei mentale Systeme unterschieden, die sich auf die Verhaltenssteuerung, sowie die Emotionsregulation auswirken (Strack und Deutsch 2012, S. 103). Während das eine System für schnelles, intuitives Handeln zuständig ist, wirkt das Andere als analytische, planende Komponente (Kahneman 2012, S. 32–35). Sind beide Systeme an der Emotionsregulation beteiligt, hat das positive Effekte auf das Erleben, Verhalten, 14
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