September 2020 - Wendelin-Pflegeheim
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Der Heimleiter berichtet Liebe Bewohnerinnen und Bewohner, liebe Leser unseres Heftlis Vom Opfern und der Nächstenliebe Meine Mutter hat oft davon gesprochen, wie viele Opfer ihre Generation bringen musste. Am Ende des 2. Weltkriegs war sie gerade mal 13 Jahre alt und musste als Kind überall mithelfen. Sie waren drei Mädchen. Der Vater war im Krieg gestorben, auf den brennenden Ölfeldern in Rumänien, und zwar an der Ruhr, die man damals noch nicht behandeln konnte. Als Jugendliche musste sie in einer Fabrik und als Haus- und Kindermädchen in Basel schwer arbeiten, um ihre kleineren zwei Geschwister, ihre Mutter und ihre Grosseltern über die Runden zu bringen. Aus all den Trümmern eine eigene Familie aufzubauen, war auch nicht leicht. Mich hat dieses Reden vom «Opfern» als Jugendlicher immer eher genervt, aber heute verstehe ich den Satz besser: «Wir alle leben von Opfern, die andere für uns bringen». Wenn man z.B. ins Krankenhaus oder Pflegeheim muss, kann man für sein Geld erwarten, dass man professionell betreut wird. Aber, dass Pfleger und Schwestern mich herzlich und wirklich mitfühlend behandeln, kann ich mir nicht kaufen. Das müssen sie mir freiwillig geben, es muss von innen kommen. Das meint «Opfer» im Kern. Ich habe von meinen Eltern nicht erwarten können, dass sie mir meine Ausbildung ermöglichen. Aber sie haben es gerne getan, und dafür manches Opfer gebracht. «Wir alle leben von Opfern, die andere für uns bringen». Und andere leben davon, dass ich freiwillig etwas gebe, aus Verantwortungsgefühl oder aus Liebe. Dass ich von meiner Zeit etwas hergebe, die ich auch nur für mich selbst nutzen könnte. Von meiner Liebe weitergeben, ohne dass ich berechne, ob sie auch zurückkommt. 2
Was wir mit Geld kaufen können, hält das Leben am Funktionieren. Liebe und Hingabe aber machen es schön, geben ihm Tiefgang und retten uns oft auch aus den seelischen Tiefs. So gesehen muss es mir nicht unangenehm sein, wenn jemand ein Opfer für mich bringt. Wir leben wohl erst dann wirklich menschlich, wenn jemand aus Liebe etwas Kostbares von sich weitergibt, damit ein anderer etwas für sein Leben gewinnt. Welche Opfer haben Sie schon aus «Nächstenliebe» gebracht? Berichten Sie uns! Es grüsst Sie herzlichst ihr Rainer Herold Heimleiter 3
September September Der Dornbusch prangt im Schmuck der roten Beeren, die Dahlien in ihrer bunten Pracht, und Sonnenblumen mit den Strahlenspeeren stehn stolz wie goldne Ritter auf der Wacht. Die Wespe nascht um gelbe Butterbirnen, die Äpfel leuchten rot im Laub und glühn den Wangen gleich der muntren Bauerdirnen, die sich im Klee mit ihren Sicheln mühn. Noch hauchen Rosen ihre süssen Düfte, und freuen Falter sich im Sonnenschein, und schiessen Schwalben durch die lauen Lüfte, als könnt des Sommerspiels kein Ende sein. Nur ab und an, kaum dass der Wind die Äste des Baumes rührt, löst leise sich ein Blatt, wie sich ein stiller Gast vom späten Feste heimlich nach Hause stiehlt, müde und satt. Gustav Falke (1853-1916) 4
Bauernregeln im September Der Altweibersommer ist eine Schönwetterperiode des Septembers. Nach Tagen mit sonnigem Wetter kühlt es sich in den klaren Nächten so stark ab, dass in den Morgenstunden durch den Tau Spinnweben auf Wiesen und Büschen deutlich zu erkennen sind. Scheint das Sonnenlicht auf diese Spinnweben, so glänzen sie wie lange, silbergraue Haare, die man früher alten Frauen zuordnete. Foto: Mike Gorden Allgemeine Regeln des Monats September • Septemberwetter warm und klar, verheisst ein gutes nächstes Jahr. • Was Juli und August am Wein nicht vermocht, wird auch vom September nicht gargekocht. • Nach Septembergewittern wird man im Februar vor Schnee und Kälte zittern. 5
Geburtstage im September Bewohnende 12.09. Pachlatko Susanne 96 14.09. Schneider Liliane 84 15.09. Trefzer Olga 94 16.09. Schuler Helene 94 24.09. Loher Leopoldine 91 25.09. Engel Marianne 91 Personal 05.09. Ayam Barakatullah Küche 06.09. Binda Sieglinde Tagesheim 06.09. Dani Claudia Coiffeur 12.09. Sacker Samira Service 16.09. Kumral Aysel Pflege 19.09. Schuppli Micha Aktivierung 22.09. Frischknecht Thiang Pflege 28.09. Rexhepi Agneta Pflege Tagesheim 13.09. Klingbeil Karin 82 6
Wechsel in der Fusspflege/Podologie Unsere langjährige Fusspflegerin, Frau Irene Höhler, hat sich aufgrund ihrer privaten Situation entschlossen, die Arbeit im Wendelin aufzugeben und nur noch in ihrer Privatpraxis zu arbeiten. Frau Höhler verliess das Wendelin am 13. August 2020. Wir danken Frau Höhler für ihren Einsatz im Wendelin zum Wohle unserer Füsse und wünschen ihr für die Zukunft alles Gute! Wir freuen uns sehr, dass wir Ihnen eine nahtlose Nachfolgelösung für die podologischen Dienstleistungen im Wendelin anbieten können: Ab dem 13. August 2020 übernahm Frau Sandrine Krebs als ausgebildete Podologin die Podologische Praxis im Wendelin. Sie arbeitet selbständig und wird jeweils wöchentlich donnerstags ganztags im Wendelin für podologische Dienstleistungen anwesend sein. Im Zusammenhang mit der Praxisübernahme werden die Preise und das Dienstleistungsangebot angepasst. Wir bitten Sie, Termine direkt, telefonisch oder per E-Mail mit Frau Krebs zu vereinbaren. Rainer Herold Heimleiter 7
Preise im Wendelin für die Podologie Podologin Frau Sandrine Krebs Termine vereinbaren Sie bitte telefonisch unter 061 556 20 28 oder per Mail an podokbs@gmail.com Podologische Behandlung Fachgerechtes Schneiden der Nägel, fachgerechtes Abtragen von Hornhaut und Hühneraugen, Behandlung von Druckstellen, zwischen Zehen Mazerationen und Fersenrissen, Füsse eincremen Fr. 84.00 Nagelbehandlung Fachgerechtes Schneiden der Nägel, Füsse eincremen Fr. 70.00 Teilbehandlung Hühnerauge, eingewachsener Nagel (je nach Aufwand) von Fr. 25.00 bis Fr. 45.00 Prothetik Teilersatz der Nagelplatte (je nach Aufwand) von Fr.10.00 bis Fr. 30.00 Orthonyxie Nagelwachstumskorrektur durch Spangentechnik Fr. 30.00 Spezielle Verbände oder Druckentlastungen Fr. 2.00 8
Gottesdienste und Morgenbetrachtungen Gottesdienste Donnerstag 03.09. Pater Eugen Frei Donnerstag 17.09. Pfarrer Lukas Wenk Gedenkgottesdienst Donnerstag 17.09. 16 Uhr mit Pfarrer Lukas Wenk für Bewohnende und 2 Angehörige Morgenbetrachtungen Donnerstag 10.09. Pfarrerin Lea Schweyer Donnerstag 24.09. Sr. Annette Die Gottesdienste und Morgenbetrachtungen finden jeweils um 10.00 Uhr im Mehrzweckraum statt. Angehörige, Freunde, Bekannte, sowie die Mieter der umliegen- den Alterswohnungen können zurzeit noch nicht an diesen Anlässen teilnehmen. 9
In lieber Erinnerung gedenken wir Frau Mock Rosemarie gestorben am 14.08.2020 Frau Spieler Anneliese gestorben am 15.08.2020 Wege führen zusammen, Wege gehen auseinander, was aber bleibt ist das Wegstück, dass wir miteinander gegangen sind. Zu uns gezogen sind Herr Gauthier Claude eingezogen am 17.08.2020 Herr Mühlemann Erwin eingezogen am 25.08.2020 Wir heissen die neuen Bewohnenden herzlich willkommen, wünschen ihnen ein gutes Einleben und hoffen, dass sie sich bei uns wohlfühlen werden. 10
Personelles Pensionierung Ende August wurden unsere Mitarbeiterinnen, Frau Dominique Bossler, Frau Angela Di Santo und Frau Gabriela Hänggi pensioniert. Wir danken allen ganz herzlich für ihre treuen Dienste Anlässe im September DO 3.09. 15.00 Uhr Bewohnerratssitzung MO 17.09 15.00 Uhr «geheimnisvolle Bäume» Herbstlesung mit Niklaus Schmid-Heimes Die Bewohnerratssitzung ist ein Ort wo Sie Lob und Kritik direkt anbringen können. • Was finden Sie sehr Lobenswert? • Was bereitet Ihnen Freude? • Was haben Sie für Wünsche und Vorstellungen? • Was möchten Sie lieber nicht? • Was könnte verbessert werden? • Was vermissen Sie? 11
Geheimnisvolle Bäume Gedichte – Märchen -Texte - Musik Literarisch-musikalische Stunde von Niklaus Schmid-Heimes Montag, 21. September 2020, 15.00 Uhr Foto: Niklaus Heimes Bäume entführen uns in eine geheimnisvolle, mystische Welt. In alten Zeiten wurden besonders markante Bäume als heilig verehrt. Bäume inspirierten Dichter und Schriftsteller, Musiker und bildende Künstler. In dieser Lesung sehen und hören Sie eine Kostprobe dieser Werke. • Sie hören Gedichte, Märchen, Erzählungen und musikalische Werke • Sie sehen musikalische Filmsequenzen: • Der Eichenwald Wildenstein in den vier Jahreszeiten • Der älteste Bau in Georgien (siehe Bild oben) Wegen der Corona-Pandemie können leider Angehörige und Gäste nicht an diesem Anlass teilnehmen 12
Unser Personal stellt sich vor Elvira Flück López Seit März arbeite ich im Tagesheim Wendelin. Für mich, die viele Jahre im Pflegebereich tätig war, eine neue Herausforderung, der ich mit Freude aber auch mit Respekt entgegengetreten bin. Ich wurde mit offenen Armen empfangen, sei es vom Team und auch von den Tagesgästen. Ich schätze das positive Klima und fühle mich sehr wohl im Tagesheim. Im morgendlichen Rapport besprechen wir nicht nur medizinische Verrichtungen, wie Verbandswechsel, Injektionen oder die Pflege von schwererkrankten Menschen, sondern auch mit welchen kreativen Arbeiten, Gruppenaktivitäten oder Gesprächen wir unseren Tagesgästen Freude bereiten und ihr Wohlbefinden steigern. Dieser neue Arbeitsinhalt ist für mich sehr bereichernd und wertvoll. Um mein Wissen im Aktivierungsbereich zu erweitern, habe ich im August eine Ausbildung zur Aktivierungsfachfrau an der LEA Schule in Thun begonnen. Von meinem Ehemann und meinen drei erwachsenen Kindern werde ich unterstützt, deshalb kann ich mir die nötige Zeit nehmen, um den Anforderungen der Ausbildung gerecht zu werden. Meine Freizeit verbringe ich gerne im Garten oder in der Natur bei ausgedehnten Spaziergängen. Die Freude am Flamenco-Tanz und mein Temperament verdanke ich wohl meinen spanischen Wurzeln, die ein wichtiger Teil von mir sind. Ich habe das Gefühl, im Wendelin beruflich angekommen zu sein, und dafür bin ich dankbar. 13
«Es ist gut, wenn uns die verrinnende Zeit nicht als etwas erscheint, das uns verbraucht, sondern als etwas, das uns vollendet.» Antoine de Saint-Exupéry In diesem Sinne Eine gute Zeit Elvira Flück López 14
Unser Personal stellt sich vor Mein Arbeitstag von Özcan Salomon (Spitzname Can) Lehrling im 1. Semester in der Wendelin-Küche. Es ist 6 Uhr in der Früh. Ich stehe auf und mache mich bereit für meine Arbeit in der Wendelin-Küche. Ich wohne zwischen Riehen Dorf und der Fondation Beyeler und habe es nicht weit bis ich an meinem Arbeitsplatz bin. Da ich zu den älteren Lehrlingen gehöre (mein Alter bleibt mein Geheimnis), gehe ich natürlich das Ganze unter anderen Aspekten und Motivationen an. Man kann sagen, ich nehme alles ziemlich genau und stehe dementsprechend auch ohne Wecker um 6 Uhr früh jeweils immer pünktlich auf. (Manchmal nervt es mich selber auch, aber so bin ich halt). Nach meiner Soldatendusche und zwei Spritzern von meinem Aqua Deo geht es los Richtung Wendelin. Es ist kurz vor 7 Uhr, Arbeitsplatz erreicht. Ich konzentriere mich und bereite mich auf meine Arbeit vor. Wir alle haben eine wichtige Verantwortung, die wir tragen und die wir bis nach Hause mitnehmen. Für mich jedenfalls ist es so, dass ich meine sozialen Kontakte sehr mit Bedacht wähle, weil ich mich verpflichtet fühle, unseren Mitbewohnern und Mitarbeitern im Altersheim gerecht zu werden bezüglich des Corona-Virus. 15
Zurück zum Wendelin: Nachdem ich mich umgezogen habe und meine Kochschürze angezogen habe, begebe ich mich Richtung Küche. Sobald ich die Küchentür geöffnet habe gelten wichtige Standard Hygienerichtlinien und speziell in Covid Zeiten. Das heisst, wir achten sehr darauf, nicht mit privater Kleidung durch die Küche zu laufen. Wir folgen streng den Anweisungen, welche unser Küchenchef uns täglich mitteilt. Nach dem Hände desinfizieren und natürlich auch den Mundschutz über die Nase ziehen, fängt um 7:30 Uhr mein Arbeitstag an. Ich bin im ersten Lehrjahr, und mein Aufgabenbereich ist hauptsächlich der Salat-Posten. Das heisst ich bin einer derjenigen, die zuständig sind für eure Beilagen Salate oder Salatteller, aber auch für die leckeren Torten oder Kuchen, die man in der Vitrine der Cafeteria kaufen kann. Unsere Küchenmitarbeiter sind ein bunt gemischtes Team und wir haben es alle gut miteinander. Jeder hat seine Stärken sowie Schwächen. Das Schöne ist, dass jeder dem anderen hilft und sehr hilfsbereit ist. In der Küche herrscht Eintracht. Jeder ist konzentriert und fühlt sich wohl in seiner Haut. Natürlich ist der Ton in der Küche ein bisschen rauer als sonst wo im Haus. Aber das brauchen wir alle im richtigen Moment, und wir verstehen uns auf dieser Wellenlänge am besten. Ich kann behaupten, dass meine Kollegen und Kolleginnen inklusive ich, mit Leidenschaft unserer Berufung nachgehen. 16
Letzte Anweisungen vom Küchenchef, und los geht's, jeder auf seinem Posten, jeder weiss, was er zu tun hat. Bis 10 Uhr morgens ist der grösste Teil des Menüs sowie der Salate, Desserts und Zvieris bereitgestellt und kühl oder warm gehalten. 10 Uhr morgens. 15 Minuten Pause für so ziemlich alle Mitarbeiter im ganzen Haus. Es gibt jeden Tag gratis frische Früchte frischen Saft, Tee oder Kaffee für alle Mitarbeiter. An dieser Stelle möchte ich mich mal herzlichst dafür bedanken. Nach der Pause geht es noch einmal richtig rund in der Küche. Bis 13 Uhr herrscht noch einmal Konzentration. Es werden alle vorbereiteten Desserts, Salate, sowie das Zvieri und die täglichen verschiedenen Menüs auf die Stationswagen verteilt und von unseren Hauswirtschaftlern schnellstmöglich auf den Stationen verteilt. Was ich toll finde: auch hier spüre ich von unserem Hauswirtschaftlern, dass sie es, so wie wir, ziemlich genau nehmen und ihnen das Wohl unserer Bewohner am Herzen liegt. Scipio, jetzt noch ein letzter Kontrollblick, ob auch das richtige Essen zur richtigen Person kommt, und los geht es. Jetzt kommt der grosse Saal im Wendelin an die Reihe. Auch dort wird peinlich genau darauf geachtet, wie die Beilage und das Gemüse oder das Fleisch auf dem Teller platziert werden müssen, um den Anforderungen unseres Küchenchefs gerecht zu werden. 17
Es ist 12 Uhr dreissig, und putzen ist angesagt bis 13 Uhr. Um 13 Uhr hat das Küchenpersonal bis 15 Uhr Zimmerstunde, eine lange Pause, welche man ganz gut im Haus oder ausserhalb verbringen kann. Um 15 Uhr geht es weiter, unter Einhaltung der Hygienevorschriften bezüglich Covid. Wir bereiten das Abendessen vor und zugleich treffen wir Vorbereitungen für die folgenden Tage. Nach der Verteilung des Abendessens geht es Richtung Feierabend zu. Um 18 Uhr verlässt das Küchenteam das Wendelin. Zeit für meine Hobbys, Zeit für viel Musik, viel frische Luft, Sport und hoffentlich auch Sonne. Was ich mir für die Zukunft wünschen würde, wäre z.B. ein näherer Bezug zu den Aktivitäten unserer Bewohner. Um herauszufinden, ob wir von der Küche aus Brücken schlagen können. Wir von der Küche sehen nur Namen auf den Essen-Bestellungen. Leider ist es im Moment nicht so leicht, einfach so bei uns in der Küche vorbeizukommen und sich vorzustellen Arber ich möchte alle ermutigen, uns im Gang oder in den Pausen unter Einhaltung des Abstandes anzusprechen. Ich meinerseits freue mich über jedes nette Gespräch. Mit viel Hoffnung in die Zukunft euer Can aus der Küche 18
Bericht aus dem Tagesheim Hitzetage im Tagesheim Liebe Tagesheimgäste, liebe Bewohnende und Freunde des Wendelin Während diesen heissen, teilweise unerträglichen Hitzetagen, mussten auch wir unsere Gruppenarbeiten mit den Tagesgästen den Temperaturen anpassen. Wir haben z.B. in den Gesprächsgruppen das Thema «Badeanstalten» oder «Wasser» ausgewählt um zumindest im «Kopfkino» Abkühlung zu bringen. Sehr beliebt waren auch die im Kühlschrank vorgekühlten feuchten Lappen, um sich im Nacken, an den Armen und im Gesicht etwas Kühlung zu verschaffen. Auch die Bewegungsgruppe im Sitzen wurde von der Gruppenleiterin angepasst, da die Tagesgäste sich nur bedingt anstrengen konnten. Mit farbigen Tüchern wurde die Musik begleitet. Mit den Hin- und Her-Bewegungen wurde ein sanfter Wind erzeugt. Der Schwerpunkt dieser Übung lag vor allem bei der Hand- und Augenkoordination. Bei einer anderen Bewegungsstunde wurde das Thema «Meer» eingeplant. Der Boden wurde mit hölzernen Fischen und Seepferdchen ausgelegt, darüber eine durchsichtige Plane. Eine wunderbare Meeroptik entstand. Die Stunde begann mit Meermusik und einfachem Durchbewegen der Muskeln. Anschliessend folgte eine Turn-Frequenz mit Seilen, dann ein kurzes Krafttraining mit Sandsäckchen. Daraufhin folgte eine Turnfrequenz mit der grossen Plane. Die Tagesgäste erzeugten starken Wind oder eine sanfte Brise. 19
Mit viel Elan wurden verschiedene Wellenmuster erzeugt und ausprobiert. Die Bewegungsstunde wurde mit «Fische angeln» abgeschlossen. Für diese Übung wurden Sandsäckchen an Seilen befestigt. Dann ging das grosse Wettfischen los. Mit Feuereifer versuchten sich die Tagesgäste mit der Anzahl der eingefangenen Fische zu überbieten. Und wenn man die Aktion genauer beo- bachtete, sah man, dass sogar einzelne Fische von anderen Teilnehmern wege- schnappt wurden. Foto: Elvira Flück Am Montag fand unser Spielnachmittag statt. Wir hatten uns für ein leichteres Programm entschieden. Die Tagesgäste haben sich das Lotto- Bingo-Spiel gewünscht. Für sämtliche Karten, die im Spiel abgedeckt wurden, winkte ein kühles Glacé-Praliné, sehr zur Freude der Gäste. Jetzt wünscht Ihnen das ganze Tagesheimteam alles Gute und eine etwas kühlere Zeit 20
Geschichte von Elisabeth Rüttener-Tappeiner Nachdem die im Südtirol aufgewachsene 12-jährige Elisabeth von ihrer Mutter in die Schweiz geholt wurde, verbrachten die beiden ein halbes Jahr in St. Moritz. Die Mutter arbeitete im Hotel als Köchin. Das Kind war mehr oder weniger sich selber überlassen. Davon erfuhren wir im letzten Wendelin Heft. Jetzt geht die Reise weiter nach St. Gallen. Wieder muss Elisabeth sehen, wie sie im Hotel und in der neuen Schule zurechtkommt. Dies ist nicht einfach. In Goldrano war der Unterricht auf italienisch. Sie spricht zwar deutsche Mundart, hat aber nie Deutsch schreiben und lesen gelernt. Doch mit ihrem unglaublichen Lebenswillen und viel Humor hat sie diese Zeit gemeistert und noch vieles andere, was ihr im Leben begegnet ist. Erstaunlich, wie gut sich die damals 86-jährige Autorin an kleinste Details erinnerte. Niklaus Schmid-Heimes 21
St. Gallen, eine neue Erfahrung Für unseren Umzug vom Hotel Rosatsch in St. Moritz nach St. Gallen brauchten wir nur zwei Koffer und einen Weidenkorb. Das war unser ganzer Hausrat. Mit dem Zug fuhren wir nach St. Gallen, wo meine Mutter ihren neuen Arbeitsplatz hatte als Köchin im Hotel Hecht, einem renommierten Haus. Die Ankunft in St. Gallen war für mich wieder furchtbar spannend und aufregend. Wieder war alles neu und fremd. Wir hatten ein kleines Zimmer, aber diesmal mit zwei Betten. Dies war das erste Mal in meinem Leben, dass ich ein eigenes Bett hatte. Das neue Zuhause bestand aus zwei Betten, einem kleinen Tisch mit Stuhl, einem Spiegelschrank und einem Lavabo. Am zweiten Tag nach unserer Ankunft gingen wir auf das italienische Konsulat und das schweizerische Kontrollbüro, um uns anzumelden, dann zur Fremdenpolizei wegen der Arbeitsbewilligung. Schliesslich meldete mich meine Mama noch beim Schulamt an. Ich war ja noch schulpflichtig. Zur Einschulung im Hadwig-Schulhaus musste ich alleine den Weg suchen, da meine Mutter bereits arbeiten musste. Dort wurde ich getestet und man beriet, in welche Klasse man mich unterbringen könnte. Dem Alter nach hätte ich eigentlich schon fast der Schule entwachsen sein sollen, da ich aber nicht Deutsch lesen und schreiben konnte und auch sonst meine Bildung für mein Alter zu wünschen übrig liess, musste ich in eine untere Klasse. Der Lehrer war sehr verständnisvoll und quälte sich mit mir so durch die Tage. Das Lesen brachte ich mir selber bei. Ich versuchte das St. Galler Tagblatt zu lesen und probierte, die Buchstaben selber auf die Reihe zu kriegen. Was ich las, verstand ich nicht alles, aber mit der Zeit ging es immer besser. 22
Von meinem Zimmer aus konnte ich in etwa vier Meter Entfernung die Rückseite des Stadttheaters sehen. Ich beobachtete, wie sich die jungen Künstlerinnen für ihre Rollen schminkten und kostümierten. Sie winkten mir oft zu und ich konnte hören, wie sie die Operettenlieder übten. Weiter war in der Gasse ein öffentliches Herren-Pissoir und weiter hinten eine alte Gastwirtschaft. Beide wurden gut besucht. Da ich das Essen nicht gratis bekam, musste ich in der Küche und in der Lingerie mithelfen. Meine Aufgaben waren zum Beispiel: zwanzig Kilo Kartoffeln schälen, oder zwanzig Flaschen Salatsauce nach Rezept machen und für den schnellen Gebrauch abfüllen. Während der Mittagszeit aufpassen und den Portionensalat zum Menü herausgeben, was ich gerne machte. In der Lingerie wurde die Tisch- und Bettwäsche gewaschen. Ich musste Stoffservietten ganz genau übers Eck zusammenlegen und in Zehnerbündeln stapeln, sodass alles gezählt werden konnte. Auch Kissen, Handtücher und Frotté-Wäsche mussten sehr genau zusammengelegt und gestapelt werden. Mit der Zeit durfte ich sogar die Hemden des Hoteldirektors bügeln. Ich habe viel gelernt, auch wenn es oft sehr anstrengend war. Es wurde Herbst. St. Gallen hat ein raues Klima und ich wurde krank. Dies dauerte drei Monate. Da ich nicht versichert war, musste ich ohne Arzt auskommen. Ich lag im Bett, es war mir dauernd schlecht. Ich konnte nichts essen, mein Magen revoltierte. Ich wurde mager und war sehr einsam. Bei geschlossenem Fenster hörte ich auch das Singen vom Theater nicht. Meine Mutter hatte wegen der langen Arbeitszeiten nur wenig Zeit für mich. Auch meine Puppe Frieda war schlaff und konnte mich nicht aufmuntern. Einmal fragte mich meine Mutter, was ich mir denn wünschen würde. Ich sagte ihr, dass mein grösster Wunsch etwas Musik und Zitronenwaffeln wären. 23
Am nächsten Tag brachte sie mir eine grosse Büchse Waffeln. Sofort fing ich voller Freude an zu essen. Leider hatte ich mich zu früh gefreut, denn es wurde mir noch elender. Ich nahm die Büchse und stellte sie auf den Spiegelschrank, wobei ich im Spiegel ein mageres dünnes Kind sah. Ich dachte: «Ich will noch nicht in den Himmel kommen. Wenn die guten Waffeln schon nicht helfen, kann es im Himmel auch nur ein leeres Versprechen sein.» Nach ein paar Tagen brachte mir die Mutter zu meiner Überraschung ein Grammophon zum Aufziehen, welches sie bei VAC in Lausanne auf Abzahlung gekauft hatte. Zwei Schellackplatten von «His Master’s Voice» mit dem kleinen Hundebild waren auch dabei. Beides waren sehr schöne Platten, die eine von Hofmannsthal, die andere war «Heinzelmännchens Wachparade.» Nach drei Monaten siegte mein Lebenswille und ich wurde ohne Arzt und Waffeln wieder gesund. So lernt man, geduldig zu sein. Ohne Glück geht es halt auch nicht. In der Zwischenzeit war das Schuljahr ohne mich zu Ende gegangen. Mittlerweile war ich vierzehn Jahre alt geworden und ich wusste nicht, wie es mit mir weitergehen sollte. In der Schweiz durfte ich in diesem Alter noch nicht arbeiten und als Ausländerin auch keine Lehre machen. Elisabeth Rüttener Tappeiner 24
Monatshit September Mittagessen Menü 1 Tortelloni mit Spinat und Ricottafüllung Käserahmsauce und Salat Menü 2 Kalbsbratwurst mit Zwiebeln Röstiküechli Tagesgemüse Menü 3 Schweinsrahmschnitzel gefüllter Pfirsich mit Preiselbeeren Nudeln 25
Wendelin Pflegeheim Wendelin Tagesheim Inzlingerstrasse 50 Inzlingerstrasse 46 4125 Riehen 4125 Riehen Eingang Spittlerwegli Tel: 061 645 22 22 Tel: 061 643 22 16 info@aph-wendelin.ch info@th-wendelin.ch www.aph-wendelin.ch www.th-wendelin.ch 26
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