Shmuel N. Eisenstadt Multiple Modernities
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1 Wirth, B.: Modernitäten der Weltgeschichte; Referent Sebastian Barteczko Shmuel N. Eisenstadt Multiple Modernities
2 Wirth, B.: Modernitäten der Weltgeschichte; Referent Sebastian Barteczko Gliederung: 1. Shmuel N. Eisenstadt – ein Einblick in seine Biographie 2. Die Modernisierungstheorie – der falsche Pfad 3. Multiple Modernities 4. Die Vereinigten Staaten – eine andere Moderne? 5. Kritik am Multiple Modernities Konzept von Eisenstadt 6. Literatur
3 Wirth, B.: Modernitäten der Weltgeschichte; Referent Sebastian Barteczko 1. Shmuel N. Eisenstadt – ein Einblick in seine Biographie Geboren am 10.09.1923 in Warschau Emigration 1935 nach Palästina 1940 Studium der Soziologie und Geschichte an der Hebräischen Universität Jerusalem 1959 – 1990 Prof. für Soziologie an selbiger Universität Begründer der israelischen Soziologie Weiterentwicklung der historisch- komparativen Soziologie Max Webers Gestorben am 02.09.2010 in Jerusalem
4 Wirth, B.: Modernitäten der Weltgeschichte; Referent Sebastian Barteczko 2. Die Modernisierungstheorie – ein falscher Pfad Grundthesen der Modernisierungstheorie der 50er und 60er Jahre Konvergenzthese (am stärksten von Eisenstadt kritisiert): kulturelles Programm der Moderne, wie es sich in Westeuropa entwickelt hat, überträgt sich auf alle anderen Gesellschaften (Homogenisierung und Hegemonie) Optimistischer Grundzug der Modernisierung Differenz zwischen modernen und traditionellen Gesellschaften
5 Wirth, B.: Modernitäten der Weltgeschichte; Referent Sebastian Barteczko „Eine Konvergenz der verschiedenen Gesellschaften fand nicht statt. Vielmehr haben sich die verschiedenen institutionellen Komplexe der Moderne, die Wirtschaft und die Politik, die Bildung und die Familie, unabhängig voneinander in unterschiedlichen Gesellschaften und zu unterschiedlichen Zeitpunkten auf verschiedene Weise entwickelt“ (Eisenstadt 2000b: 21). Empirische Realität: Es ist eine Vielfalt moderner Gesellschaften vorhanden, sogar in denjenigen Gesellschaften mit ähnlichem Differenzierungsgrad (USA, Japan, Europa)
6 Wirth, B.: Modernitäten der Weltgeschichte; Referent Sebastian Barteczko Konzept der Multiple Modernities (MM) als Kritik Eisenstadts an der Modernisierungstheorie der 50er und 60er Jahre sowie an derzeitigen Gegenwartsdiagnosen Francis Fukuyama: Samuel P. Huntington: End of History Clash of Civilisations
7 Wirth, B.: Modernitäten der Weltgeschichte; Referent Sebastian Barteczko 3. Multiple Modernities „The idea of multiple modernities presumes that the best way to understand the contemporary world – indeed to explain the history of modernity – is to see it as a story of continual constitution and reconstitution of a multiplicity of cultural programs“ (Eisenstadt 2000b: 2). „Western patterns of modernity are not the only „authentic“ modernities, though they enjoy historical precedence and continue to be the basic reference point for others” (Eisenstadt 2000b: 3).
8 Wirth, B.: Modernitäten der Weltgeschichte; Referent Sebastian Barteczko 3.1 Grundannahmen der MM 1. Moderne = eine eigenständige Zivilisation mit spezifischen institutionellen und kulturellen Charakteristika im Westen entstandene Zivilisation, die sich spätestens nach dem 2. WK in der ganzen Welt ausgebreitet hat 2. „[D]iese Zivilisation, mit ihrem spezifischen kulturellen Programm und seinen institutionellen Auswirkungen [hat] ständig veränderte kulturelle und institutionelle Muster hervorgebracht, die unterschiedliche Reaktionen auf die Herausforderungen und Möglichkeiten, die in den Kernmerkmalen moderner zivilisatorischer Prämissen enthalten sind, darstellten“ (Eisenstadt 2006: 37).
9 Wirth, B.: Modernitäten der Weltgeschichte; Referent Sebastian Barteczko 3.2 Die klassische Moderne – Wann? Wo? Wie? M. Weber : Moderne als Modus der Weltdeutung Schwelle zur Moderne: Dekonstruktion des ethischen Postulats der Welt als gottgegebene Ordnung und eines sinnvoll ethischen Kosmos Offenheit und Ungewissheit „What Weber asserts (…) is that the threshold of modernity may be marked precisely at the moment when the unquestioned legitimacy of a divinely preordinated social order began its decline. Modernity emerges (…) only when what had been seen as an unchanging cosmos ceases to be taken for granted” (Eisenstadt 2000b: 4).
10 Wirth, B.: Modernitäten der Weltgeschichte; Referent Sebastian Barteczko Ausbreitung: Westeuropa (18. Jhr.) Nordamerika und Lateinamerika Osteuropa Asien Afrika Folgen: 1. Die Legitimation der sozialen, politischen und ontologischen Ordnung gilt nicht mehr als selbstverständlich 2. Tiefgreifende Reflexivität gegenüber den gesellschaftlichen Voraussetzungen und der Herrschaftslegitimation 3. Die gesellschaftliche Ordnung kann durch zielgerichtetes menschliches Handeln verändert werden („Naturalisierung“) Es gibt multiple Visionen und Modelle der Moderne Interpretation und Konflikte um die „richtige“ Deutung
11 Wirth, B.: Modernitäten der Weltgeschichte; Referent Sebastian Barteczko 3.3 Moderne als politisches und kulturelles Programm Das politische und kulturelle Programm: Ursprünge in der Aufklärung radikale Transformation der politischen Arena „Es wandelten sich die Orientierungen an Tradition und Autorität, die Parameter und Prämissen der politischen Ordnung und der Legitimation von Herrschaft, die Struktur des Zentrums und das Verhältnis von Zentrum und Peripherie“ (Eisenstadt 2000a: 15).
12 Wirth, B.: Modernitäten der Weltgeschichte; Referent Sebastian Barteczko Einige Kernelemente des politisch-kulturellen Programmes: 1. Politisches Zentrum wurde Träger einer transzendenten Vision Charismatisierung 2. Aufnahme von Protestthemen in die politische Arena (Freiheit, Gleichheit, Souveränität) legitime Forderungen der Peripherie an das Zentrum 3. Veränderung der Herrschaftsverantwortlichkeit (weltlich, Legitimation durch Staatsbürger erforderlich) „Die Rolle des Staatsbürgers wandelte sich von einer (…) ratifizierenden zu einer partizipatorischen; gleichzeitig wandelte sich die Repräsentation von einer virtuellen zu einer tatsächlichen“ (Eisenstadt 2000a: 16f.)
13 Wirth, B.: Modernitäten der Weltgeschichte; Referent Sebastian Barteczko Stetige Auseinandersetzungen zwischen Zentrum und Peripherie neue kollektive Identitäten Streben der Bürger nach Partizipation und Autonomie von traditionellen politischen und kulturellen Autoritäten Forderung nach institutioneller und persönlicher Freiheit Politisierung von Themen und Kämpfe um die Grenzen von politischer und privater Sphäre „Es waren vor allem, aber nicht nur die sozialen Bewegungen, die Protestthemen, die eine Neudefinition der Grenzen des Politischen forderten. Sie erheben sich in Zeiten tiefgehenden Wandels, aber auch in stabileren Perioden. Dann ist der Protest gewöhnlich Bestandteil des politischen Prozesses“ (Eisenstadt 2000a: 20).
14 Wirth, B.: Modernitäten der Weltgeschichte; Referent Sebastian Barteczko Historische Wurzeln der Moderne
15 Wirth, B.: Modernitäten der Weltgeschichte; Referent Sebastian Barteczko 3.4 Widersprüche der Moderne Spannungen: 1. Vernunft vs. Gefühl 2. Freiheit und Kontrolle 3. Natur und Mensch 4. Totalitäre vs. Pluralistische Visionen
16 Wirth, B.: Modernitäten der Weltgeschichte; Referent Sebastian Barteczko Die dunkle Seite der Moderne: Faschismus; Genozid und Krieg
17 Wirth, B.: Modernitäten der Weltgeschichte; Referent Sebastian Barteczko „War and genocide were scarely new phenomena in history. But they became radically transformed, intensified, generating specifically modern modes of barbarism” (Eisenstadt 2000b: 12). „The Holocaust, which took place in the very center of modernity was the extreme manifestation and became a symbol of its negative, destructive potential, of the barbarism lurking within its very core“ (Eisenstadt 2000b: 12).
18 Wirth, B.: Modernitäten der Weltgeschichte; Referent Sebastian Barteczko 4. Die Vereinigten Staaten – eine andere Moderne? Abweichung vom europäischen Modell (institutionell, kulturell, politisch, von kollektiver Identität, Protestbewegungen) Geprägt durch Besiedlung und Interaktion mit Einheimischen „Die verschiedenen institutionellen und ideologischen Muster, die sich auf dem amerikanischen Kontinent herauskristallisierten, waren das Ergebnis einer Mischung, in die die Merkmale der Siedler und der Besiedlungsagenturen ebenso eingingen, wie die politisch-ökologischen Bedingungen, unter denen die Besiedlung stattfand, und die Formen, die die Konfrontation mit der einheimischen Bevölkerung annahmen“ (Eisenstadt 2006: 478).
19 Wirth, B.: Modernitäten der Weltgeschichte; Referent Sebastian Barteczko Zentrale Akteure bei klassischer Moderne: protestantische Sekten, semiaristokratische Siedler- und Händlergruppen; anglikanische Kirche und brit. Regierung sekundär Schwache kollektive Identität zu Beginn (Suche nach dieser) Politische Ordnung durch Puritanismus, Ideen von Lock, Liberalismus geprägt Betonung der metaphysischen Gleichheit, Freiheit, des Individualismus und der Leistung Relative Schwäche des Staates Vorrang Zivilgesellschaft
20 Wirth, B.: Modernitäten der Weltgeschichte; Referent Sebastian Barteczko Was passiert im Verlauf der Globalisierung???
21 Wirth, B.: Modernitäten der Weltgeschichte; Referent Sebastian Barteczko 5. Kritik am Multiple Modernities Konzept von Eisenstadt Gibt es Grenzen in der Anzahl von Modernen? Überbetonung der Vielfalt Fixiert auf kulturelle, politische und religiöse Aspekte Wie kann man Unterentwicklung erklären? Konvergenz im Prozess intensivierter Globalisierung? Multiple Modernities oder Vielfalt der Moderne?
22 6. Literatur Wirth, B.: Modernitäten der Weltgeschichte; Referent Sebastian Barteczko • Eisenstadt, Shmuel N. (2000a): Die Vielfalt der Moderne. Weilerswist. S. 9-46. • Eisenstadt, Shmuel N. (ed.) (2000b): Multiple Modernities. In: Daedalus, Vol. 129. No.1 Issue „Multiple Modernities“. 1-31. • Eisenstadt, Shmuel N. (2006a): Multiple Modernen im Zeitalter der Globalisierung. In: Schwinn, Thomas (Hrsg). (2006): Vielfalt und Einheit der Moderne. Kultur- und strukturvergleichende Analysen. S. 37-63. • Eisenstadt, Shmuel N. (2006b): Theorie und Moderne. Wiesbaden. S. 141-165; 473-498. • Eisenstadt, Shmuel N. (2007): Multiple Modernities: Analyserahmen und Problemstellung. In: Bonacker, Thorsten/Reckwitz, Andreas (Hg.) (2007): Kulturen der Moderne. Soziologische Perspektiven der Gegenwart. Frankfurt am Main. S. 19-46. • König, Matthias (2005): Shmuel N. Eisenstadt. In: Kaesler, Dirk (Hrsg.): Aktuelle Theorien der Soziologie. Von Shmuel N. Eisenstadt bis zur Postmoderne. München. S: 41-64. • Moebius, Stephan (2009): Kultur. Bielefeld. S. 145-149. • Preyer, Gerhard (2011): Zur Aktualität von Shmuel N. Eisenstadt. Wiesbaden. • Reckwitz, Andreas/Bonacker, Thorsten (2007): Das Problem der Moderne: Modernisierungstheorien und Kulturtheorien. In: Bonacker, Thorsten/Reckwitz, Andreas (Hg.): Kulturen der Moderne. Soziologische Perspektiven der Gegenwart. Frankfurt am Main. S.7-19. • Schwinn, Thomas (2006): Die Vielfalt und die Einheit der Moderne – Perspektiven und Probleme eines Forschungsprogrammes. In: Schwinn, Thomas (Hrsg).: Vielfalt und Einheit der Moderne. Kultur- und strukturvergleichende Analysen. Wiesbaden. S. 7-37.
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