"Mit Milch Geld verdienen - Unternehmensstrategien für erfolgreiche Milchviehhalter" - Milchvieh - Fachtagung
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Milchvieh - Fachtagung „Mit Milch Geld verdienen – Unternehmensstrategien für erfolgreiche Milchviehhalter“ Eichhof, 04. Februar 2009
Inhalt des Vortrages Vorstellung: Arndt Reil 1. Rahmenbedingungen der Milcherzeugung 2009 2. Strategien für Familienbetriebe 3. Instrumente zur Steuerung des Unternehmens
Vorstellung: Dr. Arndt Reil # 36 Jahre, verheiratet, 2 Kinder # landwirtschaftliche Ausbildung # Betriebspraktikum in den USA # Studium der Agrarwissenschaften in Göttingen # Promotion an der FAL, Braunschweig Inhalt: Vollkostenrechnung in der Milchviehhaltung Daneben: Arbeit für EDF- und IFCN # Seit Aug. 2004: Ein Mitarbeiter # Seit Mai 2005: Zusammenarbeit mit Alta Genetics Inc.
Der Markt bestimmt – Wohin geht der Markt ? Mega-Trend: Rückzug der Politik aus Marktverantwortung mehr Markt, weniger Markt-Ordnung, mehr Freiheit, höheres Risiko DBV-“Milchpräsident“ Udo Folgart am 30.6.2008 wörtlich: „Molkereien und Milcherzeuger tragen zukünftig die alleinige Verantwortung für die Erzielung eines nachhaltig Gewinn-bringenden Milchpreises.“
Milchmarkt II Neue Prognosen? Die Milchwirtschaft ist im „Weltmarkt angekommen“ ; 2007 lagen Weltmarktpreise über EU- Niveau -seit Frühjahr 2008 ist die Marktlage wieder wieder akut – wie geht es weiter ?
Milchmarkt I ~ 600 Mio. t 6,5 Mrd. Menschen
Milchmarkt III Alle wichtigen Export- Regionen wachsen schneller als die EU Aber…. muss die EU ein Exporteur von Milch- produkten sein? Meine Meinung: Qualitätsprodukte – Ja Massenware – dann doch lieber Getreide Global : + 10 % Quelle: Ernährungsdienst
Milchmarkt – Zwischenfazit EU Milchmarkt ist in neuen Gewässern angekommen. Vorhersehbarkeit hat stark abgenommen Schwankende Preise und wechselnde relative Wirtschaftlichkeiten verlangen nach neuen Marktprognosen Tendenz ist insgesamt positiv, notwendige Marktbereinigungen werden aber immer wieder vorgenommen werden müssen (z. B.: heute)
Rahmenbedingungen 2: Futtermittelmarkt – Entwicklung 2007/08
Weltgetreideproduktion (in Mio. t) 2.150 300 Produktion 2.094 2.100 250 2.044 2.031 2.046 2.050 Verbrauch 2.072 1.995 200 2.000 2.017 1.947 1.991 150 1.950 1.905 1.915 1.872 1.900 1.863 100 Differenz 1.850 1.867 1.875 1.822 Produktion zum 1.862 50 1.843 49 Verbrauch 1.800 5 -14 0 1.750 -21 -31 -21 -54 -50 1.700 -85 -93 1.650 -100 99/00 00/01 01/02 02/03 03/04 04/05 05/06 06/07 07/08 Quelle: USDA
Futtermittelmarkt - Zwischenfazit 1: Kurzfristig: Erwartete Erntemengen lassen eine Entspannung an den Futtermittelmärkten erwarten Spekulative Einflüsse auf den Rohstoffmärkten sind deutlich vermindert Einfluss der Bioenergie wahrscheinlich abnehmend Ein neues Gleichgewicht wird sich entwickeln (über heutigem Niveau) Langfristig sind weitere Steigerungen wahrscheinlich
Futtermittelmarkt - Zwischenfazit 2: Alte Regeln zum Futtermitteleinsatz gelten weiterhin: Vorhandene Ressourcen nutzen Qualitäten verbessern hohe Grundfutterleistung Gewinnoptimierte Milchleistung und Fütterung Marktnähe und regionale Erzeugung (Raps) werden wichtiger „Neue“ Futtermittel (z. B: aus der Bioenergie) kommen Diskussion um „neue“ Futterstrategien ist erforderlich
Rahmenbedingungen 3: Betriebsmittelmärkte – Entwicklung 2007/08
Wichtige Betriebsmittelmärkte: Düngemittelmärkte Energie-Versorgung (Mineralöle und Strom) Flächenmarkt Färsenmarkt Quotenmarkt
Betriebsmittelmärkte im Ausblick: Es gibt keine gemeinsame Linie !!! Jeder Markt hat seine eigenen Gesetze Angebot und Nachfrage in verschiedenen Märkten sind nur teilweise voneinander abhängig Energiepreise sind wichtige Eckpreise für viele, aber nicht alle, Waren und Dienstleistungen Am schlimmsten sind die Märkte, die der Politiker steuert
Rahmenbedingungen 4: Strategien zur Gewinnerzielung
Strategien zur Gewinnerzielung In gereiften Volkswirtschaften stehe verschiedene Möglichkeiten zur Gewinnerzielung offen. Management-Marge Pionier-Gewinne Risiko-Marge Skaleneffekte (Größen-Marge) Monopol-Marge Alle Möglichkeiten bieten interessante Gewinnchancen. Zum Teil sind die Strategien sehr riskant oder gesellschaftlich nicht gewünscht.
Die Glockenkurve der Milchviehhalter „Schlüssel zur Management-Marge“ 300 Verteilung der Betriebe des Testbetriebsnetzes 250 Anzahl der Betriebe (n= 2420) Position der EDF-Betriebe 200 150 100 50 Ø + 10 % 0 < 10 < 15 < 20 < 25 < 40 < 45 < 30 < 35 < 65 < 50 < 55 < 60 < 70 < 75 0 Vollkosten der Milchproduktion [Euro / 100 kg FCM]
Teil 2: Strategien für Familienbetriebe
Es ist an der Zeit…… sich Gedanken, über die eigene Zukunft zu machen 1. Wie können wir uns für diese bewegenden Zeiten richtig aufstellen? 2. Welche Strategien führen uns zu unseren Zielen? 3. Was müssen wir hierfür wissen und was müssen wird dafür tun?
Mit allen Beteiligten müssen wir heute über unsere Strategie sprechen Bei Zukunftsplanungen sind zunächst die Voraussetzungen des Betriebes intensiv zu beleuchten. Dann lassen sich 3 Betriebstypen unterscheiden Typ 1: Familien-Betrieb aus Überzeugung Typ 2: Spezialisierter Wachstumsbetrieb Typ 3: Betrieb mit Diversifizierungsstrategie
Typ 1: Familien-Betrieb aus Überzeugung Mitunter werden diese Betriebe als zögerlich dargestellt. Das ist falsch! Ihre Strategie ist erfolgreich und nachvollziehbar. Hinweise: Fremdkapitaleinsatz gering halten Arbeitsbelastung ganz fest an verfügbaren Arbeitskräften orientieren. Wachstum zur Erhaltung der Ertragskraft vornehmen (z. B. 3 % Umsatzsteigerung je Jahr als Inflationsausgleich) Lebensqualität erleben und bewahren
Typ 1: Familien-Betrieb aus Überzeugung Risiken: Investitionsstau kann nicht aufgelöst werden Arbeitsproduktivität und Kuhkomfort fallen zu stark hinter denen der Konkurrenz zurück Attraktivität des Lebensmodells für junge Leute mitunter nicht ausreichend Werthaltigkeit des Betriebes oftmals sinkend
Typ 1: Familien-Betrieb aus Überzeugung Nicht beirren lassen – führen Sie sich wichtige Argumente vor Augen Leben und arbeiten in der Familie Eigener Chef – freie Zeiteinteilung Machen, was man kann und was einem Spaß macht Immer noch mehr „netto“ als manch Anderer
Typ 2: Spezialisierte Wachstumsbetriebe Diese Betriebsleiter spezialisieren sich auf einen Betriebszweig und wollen hier Kostenführer sein: Hinweise: Eignung des Standortes ist wichtig Masterplan Position in der Glockenkurve ist extrem wichtig Persönliche Fähigkeiten des Betriebsleiters (z. B. Kommunikationsfähigkeiten) sind entscheidend Hohes Maß an Fremdkapital ist unvermeidbar (Schlaflose Nächte sind vorprogrammiert)
Typ 2: Wachstumsbetriebe Masterplan auch für die Betriebsstätte Entwicklungsfähig Erweiterungsfähig BImSchG-gerecht Tiergerecht Arbeitswirtschaftlich optimal Flexibel/Offen für Neues Berücksichtigung anderer Betriebszweige Attraktiv für die nächste Generation oder Dritte
Masterplan – Ein Element der Vermögensverwaltung • Heute ist die Milchviehhaltung auch ein Geschäft der Vermögensverwaltung geworden. – Wertbestimmung des Betriebskapitals – Vorhersage der zukünftigen Wertentwicklung – Kommunikation mit Kreditgebern – Entscheidungen stärker an der Rendite als am Gewinn orientieren – Wichtig: Der Wert eines erfolgreichen Betriebes ist höher als die Summe seiner Teile.
Typ 2: Spezialisierte Wachstumsbetriebe Gefahren: Überlastet trotz oder wegen der Mitarbeiter (bis hin zum „burn-out“) Überschuldung durch schwierige Marktlage Persönliche Isolation („Nicht mehr Dörfler aber auch noch nicht Elite“)
Typ 3: Betriebe mit Diversifizierung Diese Betriebsleiter wollen mehrere Betriebszweige parallel entwickeln und so das betriebliche Risiko mindern Hinweise: Eignung des Standortes ist wichtig Position in der Glockenkurve in jedem BZ ist wichtig Mittleres Maß an Fremdkapital ist unvermeidbar Faktoransprüche der BZ sollten zueinander passen (z. B. arbeitsintensiv + kapitalintensiv nicht aber: arbeitsintensiv + arbeitsintensiv)
Typ 3: Betriebe mit Diversifizierung Welche Betriebszweige kommen in Frage: Tierhaltung (arbeitsintensiv) Marktfruchtbau (Kapital- und Flächenintensiv) Biogas-Erzeugung (Kapital- und Flächenintensiv) Direktvermarktung (sehr arbeitsintensiv) Ferienwohnungen (Arbeits- und Kapitalintensiv) Dienstleistungen (z. B. LU) (Arbeits- und Kapitalintensiv) und noch viele andere Nicht zu vergessen: die biologische Landwirtschaft als Option
Teil 3: Instrumente zur Unternehmenssteuerung „Konsequentes Handeln und Risiken mindern“
Die Glockenkurve der Milchviehhalter 300 Verteilung der Betriebe des Testbetriebsnetzes 250 Anzahl der Betriebe (n= 2420) Position der EDF-Betriebe 200 150 100 50 Ø + 10 % 0 < 10 < 15 < 20 < 25 < 40 < 45 < 30 < 35 < 65 < 50 < 55 < 60 < 70 < 75 0 Vollkosten der Milchproduktion [Euro / 100 kg FCM]
Risiken in der Milchviehhaltung Markt-Risiken Geschäfts-Risiken Finanz-Risiken Produktpreis-Risiken Politische Risiken Kapitalmarkt-Risiken Faktorpreis-Risiken Rechtliche Risiken Liquiditäts-Risiken Persönliche Risiken Produktions- bzw. Ertrags-Risiken
Risiken in der Milchviehhaltung Markt-Risiken Geschäfts-Risiken Finanz-Risiken Produktpreis-Risiken Politische Risiken Kapitalmarkt-Risiken Faktorpreis-Risiken Rechtliche Risiken Liquiditäts-Risiken Persönliche Risiken Produktions- bzw. Ertrags-Risiken
Exemplarisch: 3 Fütterungsstrategien für Milchviehhalter Rindvieh Fleisch / Milch Leistungs- Markt- Grünland- orientiertes orientiertes basiertes Verfahren Verfahren Verfahren Kennzeichen: Kennzeichen: Kennzeichen: • Gleichbleibende • Häufige Änderungen • Intensive Grünlandnutz. Fütterung • Schnäppchen • Weidegang • Grundfutter-orientiert • Ausgefeilte Logistik • Hohe Grundfutter-leistung • Getreide/Eiweiß-Einsatz • Fruchtbarkeitssorgen • niedrige Leistung • Hohe Leistung • Mittlere Leistung
Risiken in der Milchviehhaltung Markt-Risiken Geschäfts-Risiken Finanz-Risiken Produktpreis-Risiken Politische Risiken Kapitalmarkt-Risiken Faktorpreis-Risiken Rechtliche Risiken Liquiditäts-Risiken Persönliche Risiken Produktions- bzw. Ertrags-Risiken
Milchpreis-Entwicklung Es kommen gleich drei massive Risiken zusammen: Allgemeine Welt-Milchmarkt-Entwicklung Entwicklung der eigenen Molkerei Entwicklung der politischen Vorgaben
Milchpreis-Entwicklung Die Antworten können lauten: Allgemeine Welt-Milchmarkt-Entwicklung Vorsorge über Rücklagen Vorsorge über Futures Entwicklung der eigenen Molkerei Vorsorge über eigenes Engagement in der Molkerei Entwicklung der politischen Vorgaben Vorsorge durch politische Engagement Vorsorge frühzeitige Information Vorsorge durch Diversifizierung (außer-Ldw.)
Zusammenfassung Der Erfolg von Milchviehbetrieben wird durch eine Vielzahl von Faktoren bestimmt. Wichtige Baustellen sind die Strategie-Diskussion und die Risiko-Steuerung Niemand muss das Rad neu erfinden, konsequentes Vorgehen und der Austausch mit Berufskollegen beinhalten die meisten Lösungen. Der Landwirt braucht hierzu ein Netzwerk von verlässlichen Partnern Alle Angaben ohne Gewähr – ich meine das ernst!
Auf in die Diskussion! Dr. Arndt Reil
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