Vogelgrippe, AIDS, BSE + Co: Risikowahrnehmung - Gruppe 3 Risikowahrnehmung in Zeiten von Vogelgrippe, AIDS, BSE und CO.
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Gruppe 3 Risikowahrnehmung in Zeiten von Vogelgrippe, AIDS, BSE und CO. Vogelgrippe, AIDS, BSE + Co: Risikowahrnehmung Faktoren, die die Risikowahrnehmung nach psychometrischen Ansatz beeinflussen 1
Psychometrischer Ansatz: Am weitesten verbreitete Vorgehen in der psychologischen Risikoforschung Mit ihm wurden einige psychologisch relevante Dimensionen der subjektiven Repräsentation von Risiken aufgedeckt Subjektive Wahrnehmung des Risikos: Hängt nicht mit der technischen oder ökonomischen Konzeption von Risiko zusammen Risiken werden nicht nach statistisch erfassbaren Schadenswahrscheinlichkeiten beurteilt Risiken werden nach psychologisch bedeutsamen Merkmalen beurteilt 2
Wichtige Merkmale nach psychometrischen Ansatz: Bekanntheit und Vertrautheit: Häufige Berichterstattung in den Medien, wie z.B. bei der Vogelgrippe Schrecklichkeit und Bedrohlichkeit: Risiko wird höher eingeschätzt, wenn eine Technik ein Potential zur Verursachung von Unfällen mit vielen Todesfällen hat, Bsp.: Flugzeuge, Kernkraftwerke 3
Kontrollierbarkeit von Konsequenzen: Überzeugung, Risiko durch eigenes Handeln zu kontrollieren und dadurch reduzieren zu können Bsp.: Auto fahren Freiwilligkeit: Freiwillig übernommene Risiken werden nicht sonderlich kritisch gesehen Bsp.: Risiko des Rauchens im Vergleich zum Risiko das von Braunkohlekraftwerken ausgeht 4
Verantwortlichkeit: Natürliche Risiken werden weniger stark gewichtet als von Menschen verursachte Risiken Bsp.: Erdbeben in Armenien im Vergleich zu Tschernobyl Die metaphorische Typologie von Renn (1998) 5
Vier metaphorische Konstrukte zur Beschreibung des Begriffs Risiko Schwert Pandoras Athenes Herkules des Büchse Waage Taten Damokles Schwert des Damokles extrem niedrige Eintrittswahrscheinlichkeit Risiko permanent möglich großes Schadenspotenzial Unvorhersehbarkeit Æ Angst und Abwehr in der Bevölkerung Bsp.: Nutzung von Kernenergie Großchemische Anlagen 6
Pandoras Büchse Ungewisse Eintrittswahrscheinlichkeit Schleichende, unsichtbare und stetig anwachsende Gefahr Schadenswirkungen sind wenig bekannt Schäden oft irreversibel Ubiquitär (überall verbreitet) und persistent (anhaltend) Bsp.: Pestizide, radioaktive Substanzen Athenes Waage Situation des Abwägens von Vor- und Nachteilen Bsp.: Börsenspekulationen, monetäre «Wetten» 7
Herkules Taten Freiwillig eingegangene, persönliche Risiken Bsp.: Extremsportarten Anwendungsbeispiel: BSE Zwei Risiken von BSE: Gefährdung des Tierbestandes und der ökonomischen Landwirtschaft Vermutete Ursache der gefährlichen Kreutzfeld- Jakob- Krankheit Risiko vom Typ Damoklessches Schwert und Büchse der Pandora Æ abhängig von der Wahrnehmung der dynamischen Ausbreitung 8
Metaphorische Einordnung der Risiken von BSE Damoklesschwert: Plötzliches Auftreten von BSE und vCJD Æ drastische Gegenmaßnahmen Starkes Medieninteresse Gerät schnell in Vergessenheit, sobald gesellschaftliche Kontrolle zurück gewonnen scheint Wiederholtes seuchenhaftes Auftreten Büchse der Pandora: Seuche gebannt, nur noch sporadisches Auftreten Öffentliche Reaktion gemäßigter Schleichende, allmähliche Ausbreitung Veranschaulichung der metaphorischen Typologie von Renn an fünf aktuellen Beispielen 9
Kindesmissbrauch: Damoklesschwert (in Bezug zur Gesellschaft; abruptes Ende des Sicherheitsgefühls, Freiheit von allen wird eingeschränkt) Pandoras Büchse (auf das betroffene Kind bezogen) Terrorismusrisiko: Damoklesschwert (führt zur massiven Einschränkung von Freiheiten; Gefühl von ständiger Gefahr) 10
Gammelfleisch: Pandoras Büchse Athenes Waage (Entscheidung billige und möglicherweise schlechte Ware vs. teure und qualitativ hochwertige Ware) Vogelgrippe: Damoklesschwert (jedoch nur im Falle einer möglichen Pandemie; teilweise wohl auch für Nutztierbetriebe) Pandoras Büchse (für den Züchter) 11
AIDS: heute: Herkules Taten (außer unverschuldet, z.B. bei Blutkonserven, etc.) Theorie des sozialen Vergleichs und der Reaktanztheorie am Beispiel von Schönbachs Untersuchung zum Risikoverhalten 12
Peter Schönbach von der Ruhr-Universität Bochum untersucht die Problematik von Massenunfällen bei Nebel. (1996) Beobachtung: Bei Nebel d.h. schlechter Sicht wird sehr dicht aufgefahren. Daraus ergibt sich ein erhöhtes Risiko, da der Bremsweg zu kurz ist. Bremst ein Auto unerwartet, reicht dies aus, eine Massenkarambolage auszulösen. Die Ursache der Massenunfälle lassen sich von zwei sozialpsychologischen Theorien ableiten: der Theorie sozialer Vergleichsprozesse von Leon Festinger der Reaktanztheorie von Jack Brehm 1) Theorie sozialer Vergleichsprozesse Jeder Mensch bewertet seine Meinung und Fähigkeiten und vergleicht Æ es entstehen subjektive Eindrücke Sozialer Vergleich tritt insbesondere dann ein, wenn objektive Daten fehlen Personen sind zufrieden, wenn ihre Leistung dem eigenen Anspruchsniveau genügt oder übersteigt 13
Nach Erfolg steigt das Anspruchsniveau, nach Misserfolg sinkt es Jeder ändert seine Meinung / Position so, dass er sich damit der Gruppe annähert Es existiert ein Druck der Einheitlichkeit (pressure to uniformity) Ergänzt wir diese Theorie durch die Berücksichtigung von Selbstachtungs- und Kontrollbedürfnissen. 2) Reaktanztheorie von Jack Brehm Annahmen: der Mensch ist frei in der Ausübung von Verhaltensweisen Tritt Einschränkung der Handlungsfreiheit ein, will man reagieren und die eigene Verhaltensfreiheit wieder herstellen Æ Reaktanzminderung Unter psychologischer Reaktanz versteht man eine Abwehrreaktion, die als Widerstand gegen äußere Einschränkungen aufgefasst werden kann. Auslöser: psychologischen Druck (Bedrängung, Drohungen), Einschränkung von Freiheitsspielräumen (Verbote). Je größer die Bedrohung der Freiheit, desto stärker die Reaktanz. 14
Anwendung der Reaktanztheorie: - Werbung ( z.B. Ausverkauf, limitierte Produkte) - Bewusste Zurückhaltung von Informationen - Saure-Trauben-Effekt ( Experiment von Brehm) Möglichkeiten gegen Freiheitseinengung: Æ Wiederherstellung der Freiheit durch entsprechende Verhaltensaktionen Æ Indirekte Wiederherstellung der Freiheit durch Ausführung einer Verhaltensweise, die der verlorenen möglichst ähnlich ist. Æ Aggression Beide Theorien angewandt: Die roten Rücklichter Æ Leitfunktion für den nachfolgenden Fahrer Æ es entsteht ein Drang zum Aufschließen, wenn Vordermann beschleunigt Æ Risiko steigt Die näher kommenden Scheinwerfer im Rückspiegel werden als Bedrängung empfunden. Æ Um Druck der Bedrängung des Hintermanns abzubauen, wird beschleunigt. Die Reaktanzminderung beim Fahren ist z.B. das absichtlich langsam Fahren oder eben das beschleunigen, um dem zu entkommen. Æ Risiko wird außer acht gelassen 15
Vergleich mit Risikostereotypen In Dtl.: 33.000 Menschen mit HIV oder Aids Neuinfizierungen: 2000 pro Jahr Æ Gesundheitsrisiken werden unterschätzt, es wird nicht genug für die Prävention von Gesundheitsproblemen investiert 16
Unterschätzung des komperativen Risikos (Risiko sich mit HIV zu infizieren im Vergleich zu anderen): „unrealistischer Optimismus“ Ursachen für den unrealistischen Optimismus: (1) Das Risiko unterliegt der eigenen Verhaltenskontrolle (2) man vergleicht sich mit Hochrisikopersonen Mittlere Einschätzung der positiven und negativen Adjektive in Abhängigkeit von der Urteilsperspektive 17
Mittlere Einschätzung der Relevanz für eine HIV-Infektion durch sexuellen Kontakt Mittlere Einschätzung des Verhaltens in Abhängigkeit von der Urteilsperspektive 18
Ergebnisse der Studie Hochrisikostereotyp: - negative Eigenschaften - äußerst riskantes Verhalten Niedrigrisikostereotyp: - positive Eigenschaften - verantwortungsbewusst - kein Kontakt zu Risikogruppen - geschützter Geschlechtsverkehr - hatte im Durchschnitt zwei Partner - kennt das sexuelle Vorleben seines Partners Je geringer die Ähnlichkeit mit dem HIV-Niedrigrisikotyp ist, desto vulnerabler fühlen sich die Befragten Wenn das eigene Verhalten keinen entscheidenen Einfluss auf das Risiko hat, dann zeigen Menschen eine unrealistisch pessimistische Risikoeinschätzung 19
Fazit insgesamt: Die Befragten bewerteten ihr HIV-Infektionsrisiko unrealistisch optimistisch Unterscheidung der beiden sozialen Vergleichsprozesse von Schönbach bzw. Renner und Schwarzer 20
Schönbach: Imitation des Verhaltens Renner&Schwarz: Abgrenzung von anderen Klausurfragen: Nennen Sie 2 Merkmale, die die Risikowahrnehmung nach dem psychometrischen Ansatz beeinflussen und nennen Sie je ein Beispiel Wovon hängt die subjektive Wahrnehmung des Risikos ab? Erläutern Sie die metaphorische Typologie von Renn Erläutern Sie anhand von zwei aktuellen Beispielen (z.B. Vogelgrippe, Kindesmissbrauch) die Typologie von Renn Was versteht man unter der Theorie des sozialen Vergleichs? Erklären Sie welche Rolle Scheinwerfer und Rücklicht beim Fahren in Nebel laut Schönbach spielen Nennen Sie zwei Ursachen für den unrealistischen Optimismus Zeigen Sie auf, in wieweit sich die sozialen Vergleichsprozesse, die Schönbach bzw. Renner und Schwarz thematisieren, unterscheiden. 21
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