Sinfoniekonzert Andrew Manze Dirigent | Susanne Bernhard Sopran - A5

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Sinfoniekonzert Andrew Manze Dirigent | Susanne Bernhard Sopran - A5
A5     Sinfoniekonzert
DO 10.02.2022
                Andrew Manze Dirigent | Susanne Bernhard Sopran
Sinfoniekonzert Andrew Manze Dirigent | Susanne Bernhard Sopran - A5
SINFONIEKONZERT
   DO 10.02.2022
                   A5
          20 UHR
             NDR
   GR. SENDESAAL   Andrew Manze Dirigent                      Sergej Rachmaninow | 1873 – 1943
                   Susanne Bernhard Sopran                    Sinfonie Nr. 2 e-Moll op. 27 (1906-07)
                                                              I. Largo – Allegro moderato
                   NDR Radiophilharmonie                      II. Allegro molto
                                                              III. Adagio
                                                              IV. Allegro vivace

                   Richard Strauss | 1864 – 1949              SPIELDAUER: CA. 55 MINUTEN
                   Vier letzte Lieder
                   für Sopran und Orchester (1947/48)
                   I. Frühling (Hermann Hesse)                KEINE PAUSE
                   II. September (Hermann Hesse)              (GESAMTDAUER DES KONZERTS: CA. 90 MINUTEN)
                   III. Beim Schlafengehen (Hermann Hesse)
                   IV. Im Abendrot (Joseph von Eichendorff)
                   (Die Liedtexte finden Sie auf Seite 12)

                   SPIELDAUER: CA. 25 MINUTEN

                                                                                               Das Konzert wird live auf NDR Kultur übertragen.
                                                                                                                          (Hannover: 98,7 MHz)
Sinfoniekonzert Andrew Manze Dirigent | Susanne Bernhard Sopran - A5
BIOGRAFIE

In Kürze
Es wird spätromatisch gefühlvoll im 5. Sinfoniekonzert A. Chefdirigent Manze widmet sich
der eindringlichen Sinfonie Nr. 2 von Sergej Rachmaninow. Die Sopranistin Susanne Bern-
hard, die unter Andrew Manze in Hannover bereits in Brittens „War Requiem“ und Bachs
Matthäus-Passion beeindruckte, interpertiert zuvor Richard Strauss‘ lyrisch-empfindsa-
men „Vier letzte Lieder“. Strauss war in seinen letzten Lebensjahren in Melancholie, ja in
Depressionen verfallen: Er haderte mit dem Aufkommen neuer musikalischer Strömungen
und der Abkehr von Traditionen. Die Kriegerlebnisse und seine Rolle als Präsident der
Reichsmusikkammer im nationalsozialistischen Deutschland wogen schwer. „Papa, lass
das Briefeschreiben und das Grübeln, das nützt niemandem, schreib lieber ein paar schö-

                                                                                               Andrew Manze
ne Lieder“, empfahl Sohn Franz damals seinem 84-jährigen Vater. Das tat Strauss und
komponierte 1948 vier Lieder - drei auf Gedichte von Hermann Hesse sowie eines auf Jo-
seph von Eichendorffs Gedicht „Im Abendrot“. Die von ihm nicht als Zyklus angelegten
„Vier letzten Lieder“ waren die letzten großen Kompositionen aus seiner Feder, bevor er        Chefdirigent der NDR Radiophilharmonie
1949 starb. Sie sind das Vermächtnis eines Komponisten, der in seinen Werken Orches-
terklang und Gesang auf ganz eigene Weise neu zusammenführte. Die vertonten Gedichte
                                                                                               Vor sieben Jahren begann die höchst intensive und erfolgreiche Zusammenarbeit
reflektieren über Erinnerungsmomente und Träume, Erschöpfung und Abschied, Vergäng-            von Chefdirigent Andrew Manze mit der NDR Radiophilharmonie. Auch in der Saison
lichkeit und Tod. Außerdem fand Strauss in den Gedichten das, was ihn künstlerisch stets       2021/22 ist Manze mit seinem Orchester bei zahlreichen Konzerten in Hannover
besonders inspiriert hatte: Gedanken über Natur und Liebe. Rachmaninow erntete 1895            und bei Gastspielen zu erleben. Sehr erfolgreich war z. B. im vergangenen Novem-
für seine Sinfonie Nr. 1 heftige Kritik. „Krankhaft pervers in der Harmonik“, „eine Sinfonie   ber die dritte gemeinsame Tournee nach Salzburg mit drei Auftritten im Großen
                                                                                               Festspielhaus. Als gefragter Gastdirigent erhält Manze Einladungen von führenden
über die Plagen Ägyptens“, bekam der junge Komponist über seinen Erstling zu lesen. Kein
                                                                                               Orchestern in der ganzen Welt, darunter das Concertgebouw Orchestra, das Ge-
Wunder, dass er in eine Schaffenskrise fiel und sich erst 10 Jahre später an seine Zweite
                                                                                               wandhausorchester, das Los Angeles Philharmonic und das Boston Symphony Or-
Sinfonie wagte. Sie entstand 1906 während einer ruhigen und glücklichen sowie sehr pro-        chestra sowie das Chamber Orchestra of Europe. In den vergangenen Wochen gab
duktiven Lebensphase, die er in Dresden, und damit weit abseits der Unruhen in seiner          er verschiedene Konzerte mit der Camerata Salzburg, u. a. im Wiener Konzerthaus.
russischen Heimat verbrachte. Dementsprechend ist diese ausdrucksstarke Kompositi-             Außerdem dirigierte er das Silvesterkonzert des Rundfunk-Sinfonieorchesters Ber-
on, anders als seine Erste und Dritte Sinfonie, von sanften melodischen Bögen geprägt.         lin mit der Aufführung von Beethovens Sinfonie Nr. 9. Im Januar leitete er Händels
                                                                                               „Messiah“ beim Royal Liverpool Philharmonic Orchestra, dessen Principal Guest
Besonders das gefühlvolle, weit ausschwingende Hauptthema des Adagios geht „ins Ohr“.
                                                                                               Conductor Manze seit 2018 ist. Bereits drei Mal gastierte er bei den Salzburger
Zwischen den einzelnen Sätzen hat Rachmaninow zahlreiche thematische Bezüge ge-                Festspielen. Und auch für den Festspiel-Sommer 2022 ist Andrew Manze wieder zu
schaffen und so das Werk als zyklisches Ganzes gestaltet.                                      Dirigaten nach Salzburg eingeladen.

                                                                                                                                                                                      5
Sinfoniekonzert Andrew Manze Dirigent | Susanne Bernhard Sopran - A5
BIOGRAFIE
                                                                                              Die letzten Romantiker

                                                                                              Musikgeschichtliche Epochen lassen sich nicht anhand von Daten oder einzelnen
                                                                                              Ereignissen voneinander abgrenzen: Weder entstand das Barock mit der Urauffüh-
                                                                                              rung von Claudio Monteverdis „L’Orfeo“ (1607), noch endete es mit dem Tod von Jo-
                                                                                              hann Sebastian Bach (1750). Ähnlich verhält es sich mit der musikalischen Roman-
                                                                                              tik und den mit ihr verbundenen Merkmalen: Sie entstand bereits in den 1820er Jah-
                                                                                              ren parallel zur Klassik, währte nahezu ungebrochen bis zur Zeit des Ersten Welt-
                                                                                              kriegs und lebte darüber hinaus in der Ästhetik und den Werken einer vorwiegend
                                                                                              älteren Komponistengeneration fort. Entsprechend werden Richard Strauss (ge-
                                                                                              storben 1949 im Alter von 85 Jahren in Garmisch-Partenkirchen) wie auch Sergej
                                                                                              Rachmaninow (gestorben 1943 im Alter von knapp 70 Jahren in Beverly Hills) gerne
                                                                                              als „letzte Romantiker“ apostrophiert. Obwohl ihr schöpferisches und künstleri-
                                                                                              sches Wirken kaum Überschneidungen aufweisen, fanden sich beide am Ende ihres

       Susanne Bernhard                                                                       Lebens in Melancholie wieder. Rachmaninow war in seinen letzten Jahren schöpfe-
                                                                                              risch nie in Amerika angekommen und blieb dort mit seinen Sinfonischen Tänzen

       Sopran
                                                                                              op. 45 (1940/41) unverstanden – die Kritik bescheinigte dem Werk bloß „Langewei-
                                                                                              le“, ihm fehle darüber hinaus ein „Aufbruch zu neuen Ufern“. Untereinander blieb
                                                                                              die Achtung vor dem Œuvre des jeweils anderen indes unausgewogen. Während der
                                                                                              zum Selbstzweifel neigende Rachmaninow dem älteren Strauss, dessen Oper „Sa-
       Susanne Bernhard beeindruckte bereits 2018 als Sopranistin bei der denkwürdigen        lome“ er 1906 in Dresden gesehen hatte, als einen „äußerst talentierten Mann, der
       Aufführung von Brittens „War Requiem“ unter Andrew Manze im hannoverschen              absolut sicher sein Handwerk beherrscht“ beschreibt, tat Strauss Rachmaninows
       Kuppelsaal. In der Videoproduktion „Matthäus-Passion 2021“ (KonzertPlus) der           nur wenig später in Dresden entstandenes Klavierkonzert Nr. 2 c-Moll op. 18 als „ge-
       NDR Radiophilharmonie übernahm sie die Sopranpartie. Susanne Bernhard stammt           fühlvolle Jauche“ ab.
       aus München und absolvierte ihr Gesangsstudium an der dortigen Hochschule für
       Musik und Theater. Bereits während ihres Studiums wirkte sie in Produktionen der       Richard Strauss: „Vier letzte Lieder“
       Bayerischen Theaterakademie mit. 1997 gab sie als Susanna in „Le nozze di Figaro“      Nachdem Richard Strauss mit seinen Sinfonischen Dichtungen und den chronolo-
       ihr Debüt am Münchner Prinzregententheater. Als 23-Jährige wurde sie Ensemble-         gisch anschließenden Opern (also von der „Salome“ an) zu einer kompositorischen
       mitglied des Opernhauses Kiel. Gastengagements führten sie später u. a. als Violet-    Institution im deutschen Kaiserreich geworden war und das Musikleben maßgeb-
       ta in „La Traviata“ an das Frankfurter Opernhaus oder als Isotta in Richard Strauss’   lich als Berliner Hofkapellmeister und Generalmusikdirektor prägte (1898–1918),
       „Die schweigsame Frau“ an die Dresdner Semperoper. Internationales Renommee            erschien sein Schaffen während der goldenen 1920er Jahre zur Zeit der Weimarer
       genießt sie auch als Lied- und Konzertsängerin. Sie gastiert bei Festivals, wie dem    Republik nicht mehr aktuell. Zwar stand er noch 1921 bei den ersten „Donaueschin-
       Beethovenfest Bonn oder dem Gstaad Menuhin Festival und arbeitet mit namhaf-           ger Kammermusiktagen für zeitgenössische Kammermusik“ dem lediglich reprä-
       ten Orchestern zusammen, etwa den Sinfonieorchestern des BR und des WDR, dem           sentativen Ehrenausschuss vor – die Entscheidungen über das Programm trafen in-
       Russischen Nationalorchester und dem NHK Symphony Orchestra Tokyo. Darüber             des andere mit einer explizit nach vorne gerichteten, offen suchenden ästheti-
       hinaus dokumentieren CD-Aufnahmen ihr breites künstlerisches Schaffen.                 schen Zielrichtung. Schlagartig trat dabei Paul Hindemith als betont antiromanti-

6                                                                                                                                                                                    7
Sinfoniekonzert Andrew Manze Dirigent | Susanne Bernhard Sopran - A5
scher Komponist in das Rampenlicht der Öffentlichkeit. Obwohl zwischen 1919 und           Sohn Franz zurück: „Lass das Briefeschreiben und das Grübeln, das nützt nieman-
               1924 mit der Leitung der Wiener Hofoper betraut, galt Strauss bei der jüngeren Ge-        dem, schreib lieber ein paar schöne Lieder.“
               neration von Komponisten als alterndes Relikt aus der Vorkriegszeit. Zudem konn-
               te er sich nicht mehr des fortgesetzten Erfolges seiner Werke bei Publikum und Kri-       Auch wenn Strauss diese Kompositionen vor allem als Beschäftigungstherapie
               tik sicher sein. Dies galt sowohl für das Ballett „Schlagobers“ (1924) wie auch für die   empfand („Aber man kann doch nicht immer müßig sitzen auch wenn man nichts
               „Ägyptische Helena“ (1928), die der Musikkritiker Alfred Einstein als „Zauberoper         zu sagen hat.“), so hat er seine eigene Nachdenklichkeit vollständig in diese Musik
               mit allem Brimborium“ diskreditierte. Dass Strauss nach der Machtübernahme der            gelegt, die den Tonfall melancholischer Abschiedsstimmung in sich trägt. Bereits
               Nationalsozialisten einwilligte, der neu gegründeten Reichsmusikkammer als Prä-           die Auswahl der zugrunde liegenden Texte gibt etwas von der persönlichen Dispo-
               sident vorzustehen, erscheint daher naheliegend. Doch während Strauss glaubte,            sition preis, zumal das letzte der einzelnen und nicht als Zyklus angelegten Lieder,
               selbst Einfluss auf die (Kultur-)Politik nehmen zu können, bemerkte er nicht, dass        ,„Im Abendrot“ (Joseph von Eichendorff), seiner Datierung nach an erster Stelle
               er lediglich nach außen hin Kontinuität und Normalität verkörpern sollte.                 steht. Es nimmt sowohl auf Brahms’ „Deutsches Requiem“ wie auch auf die eigene
                                                                                                         Tondichtung „Tod und Verklärung“ Bezug und wurde wohl wegen der abschließen-
                                                          Ohne Reflexion der Ereignisse und seines       den Verse („Wie sind wir wandermüde, ist dies etwa der Tod“) vom Verleger posthum
                                                          eigenen Tuns geriet Strauss bereits vor        ans Ende gesetzt.
    Richard Strauss,                                      dem Ende des Krieges angesichts der zer-
    Porträtaufnahme um 1948.                              störten Opernhäuser und des überhaupt          Dass Strauss auch drei Gedichte von
                                                          darniederliegenden Musikbetriebs in eine       Hermann Hesse vertonte, ist auf eine
                                                          anhaltende, verdrängende Depression:           zufällige Begegnung beider in einem         Der Dichter Hermann Hesse,
                                                          „Meine Werke werde ich auf dieser Welt         Hotel zurückzuführen. Doch gerade           Foto um 1950.
                                                          nicht mehr hören und sehen – ich wollte,       der orchestralen Intensität dieser
                                                          Mozart und Schubert hätten mich nach           „Vier letzten Lieder“ (ihnen folgte
                                                          dem 80ten [Geburtstag] zu sich ins Elysi-      noch „Malven“ für Singstimme und
                                                          um genommen […]. Na, Schwamm drüber!           Klavier nach) begegnete der Dichter
                                                          Über Alles!“ Mit Genehmigung der ameri-        später mit Distanz. Sie erschien ihm
                                                          kanischen       Militärregierung    verließ    „wie alle Strauss-Musik: virtuos, raf-
                                                          Strauss schon bald nach dem Zusammen-          finiert, voll handwerklicher Schön-
                                                          bruch die heimische Villa in Garmisch in       heit, aber ohne Zentrum, nur Selbst-
                                                          Richtung Schweiz, wo er sich im „Schla-        zweck.“
                                                          raffenland“ sah – in einem „gemütlichen
                                                          Musterhotel mit feinster französischer
                                                          Küche“. Abseits des Elends und der Not
                                                          entstanden hier in den folgenden Mona-
                                                          ten eine Reihe von regelrechten Alters-
                                                          werken, darunter die retrospektiven „Me-
                                                          tamorphosen“ für 23 Streicher, das der
                                                          Welt enthobene Oboenkonzert wie auch
                                                          die „Vier letzten Lieder“. Ihre Entstehung
                                                          geht offenbar auf einen Ratschlag von

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Sinfoniekonzert Andrew Manze Dirigent | Susanne Bernhard Sopran - A5
Sergej Rachmaninow: Sinfonie Nr. 2 e-Moll                                                     sich begeistert. Freilich war inzwischen aus dem Debütanten längst ein arrivierter,
                 Nachdem Sergej Rachmaninow bei der Uraufführung seiner Sinfonie Nr. 1 d-Moll                  international gefragter Pianist, Dirigent und Komponist geworden.
                 op. 13 am 15. März 1897 in St. Petersburg ein furchtbares Debakel erlebt hatte, war
                 er fast vier Jahre lang nicht im Stande zu komponieren. Viel zu tief hatte ihn der un-        Bereits die Tonartenfolge der Sätze zeigt an, wie zyklisch die gesamte Sinfonie an-
                 verschuldete Misserfolg getroffen: Angeblich war Alexander Glasunow betrunken                 gelegt ist: e-Moll, a-Moll, A-Dur und E-Dur. Darüber hinaus lässt sich nahezu das ge-
                 mit dem Taktstock auf der Bühne erschienen, und sein Dirigat soll sich derart ver-            samte thematische Material des Werkes auf das Hauptthema des Kopfsatzes zu-
                 heerend auf die Interpretation der schwierigen Partitur ausgewirkt haben, dass Ce-            rückführen, das somit wie ein Leitgedanke die ganze Partitur durchzieht. Statt aber
                 sar Cui die Sinfonie in einer beißenden Kritik mit den „sieben Plagen Ägyptens“ ver-          seine melodisch ausgreifenden, breit schwelgenden thematischen Setzungen nach
                 glich. Erst nach etlichen Monaten gab eine psychotherapeutische Behandlung dem                dem Prinzip des tradierten Sonatensatzes einander gegenüberzustellen und spä-
                 jungen Komponisten das Vertrauen in die eigenen schöpferischen Fähigkeiten zu-                ter in einer Synthese anzunähern oder gar zu vereinen, verarbeitet Rachmaninow
                 rück.                                                                                         das Material auf eine ihm ganz eigene, außergewöhnliche Weise: Es werden nicht
                                                                                                               nur melodische Linien verdichtet, sondern auch einzelne Phrasen des Themas ab-
                 1906 übersiedelte Rachmaninow mit seiner Familie für drei beeindruckend frucht-               gespalten und miteinander immer wieder neu kombiniert, so dass ein an motivi-
                 bare Jahre nach Dresden, genauer: nach Blasewitz. Vollkommen unabhängig vom                   schen Facetten wie an Klangfarben reiches Kaleidoskop entsteht. Dem elegischen
                 russischen Publikum und dessen hohen Erwartungen beschäftigte sich Rachmani-                  Kopfsatz folgt an zweiter Stelle ein folkloris-
                 now an der Elbe auch mit den Plänen zu einer neuen (zweiten) Sinfonie. Schon im               tisch getöntes Scherzo. In der Form eines
                 April 1907 war das Particell fertiggestellt, in den folgenden Monaten vollendete er           fünfteiligen Rondos gehalten, ist es von stär-
                 die vollständig instrumentierte Partitur. Die von ihm selbst dirigierte Uraufführung          keren Kontrasten geprägt als der erste Satz.           Sergej Rachmaninow, Foto von 1901.
                 am 26. Januar 1908, wiederum in St. Petersburg, endete in diesem Fall jedoch in ei-           Weit gespannte melodische Kantilenen, die an
                 nem glänzenden und einhelligen Triumph. Das Publikum wie auch die Kritik zeigten              den langsamen Satz des kurz zuvor entstan-
                                                                                                               denen Klavierkonzerts Nr. 2 op. 18 erinnern,
                                                                                                               falten das anschließende, leicht melancho-
                                                                                                               lisch getönte Adagio auf, in dem Rachmani-
     Blasewitz und Loschwitz (heute Stadtteile von Dresden), seit 1893 verbunden durch die Elbbrücke „Blaues   now seiner überbordenden melodischen Er-
     Wunder“, Postkartenansicht von 1918.                                                                      findungsgabe freien Raum lässt – beginnend
                                                                                                               mit einer schwelgerischen Linie der Solo-Kla-
                                                                                                               rinette, die den gesamten Satzverlauf hin-
                                                                                                               durch weitergesponnen und rauschhaft ge-
                                                                                                               steigert wird. Auch das zunächst wie ein Kehr-
                                                                                                               aus gestaltete Finale mündet – nach mehre-
                                                                                                               ren, von lyrischen Partien unterbrochenen
                                                                                                               effektvollen Anläufen – in eine überschwängli-
                                                                                                               che, hymnisch gesteigerte Schlussapotheose.

                                                                                                               MICHAEL KUBE

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Sinfoniekonzert Andrew Manze Dirigent | Susanne Bernhard Sopran - A5
Vier letzte Lieder                                                          Konzertvorschau

     I. Frühling                             III. Beim Schlafengehen             4. KAMMERMUSIK-MATINEE                       2. BAROCKKONZERT
                                                                                 SO 13.02.2022 | 11.30 UHR                    FR 18.02.2022 | 18 UHR
     In dämmrigen Grüften                    Nun der Tag mich müd gemacht,       NDR | KL. SENDESAAL                          NDR | GR. SENDESAAL
     träumte ich lang                        soll mein sehnliches Verlangen
     von deinen Bäumen und                   freundlich die gestirnte Nacht      Yuliia Van Violine                           Musica Alta Ripa
     blauen Lüften,                          wie ein müdes Kind empfangen.       Oliver Mascarenhas Violoncello               Franziska Bobe Sopran
     von deinem Duft und Vogelsang.          Hände lasst von allem Tun,          und Moderation                               Maria Bernius Sopran
     Nun liegst du erschlossen               Stirn vergiss du alles Denken,      Johannes Nies Klavier                        Franziska Giesemann Sopran
     in Gleiß und Zier,                      alle meine Sinne nun                                                             Matthias Vieweg Bass
     von Licht übergossen                    wollen sich in Schlummer senken.    Sturm und Drang
     wie ein Wunder vor mir.                 Und die Seele unbewacht                                                          Giacomo Carissimi
     Du kennst mich wieder,                  will in freien Flügen schweben,     Ludwig van Beethoven                         „Jubilemus omnes“
     du lockst mich zart,                    um im Zauberkreis der Nacht         Violinsonate A-Dur op. 30 Nr. 1              Johann Caspar von Kerll
     es zittert durch all meine Glieder      tief und tausendfach zu leben.      David Popper                                 „O quam suavis“
     deine selige Gegenwart!                                                     Fantasie über kleinrussische Lieder          Alessandro Scarlatti
                                                                                 für Violoncello und Klavier g-Moll op. 43    Blockflötenkonzert a-Moll
                                             IV. Im Abendrot                     Johannes Brahms                              Agostino Steffani
     II. September                                                               Klaviertrio Nr. 1 H-Dur op. 8 (Fassung von   „Reginam nostram“
                                             Wir sind durch Not und Freude       1889)                                        u. a.
     Der Garten trauert,                     gegangen Hand in Hand;
     kühl sinkt in die Blumen der Regen.     vom Wandern ruhen wir
     Der Sommer schauert                     nun überm stillen Land.             SONDERKONZERT 1                              KLASSIK EXTRA 3
     still seinem Ende entgegen.             Rings sich die Täler neigen,        DO 17.02.2022 | 20 UHR                       SO 20.02.2022
     Golden tropft Blatt um Blatt            es dunkelt schon die Luft,          NDR | GR. SENDESAAL                          11.30 UHR + 18 UHR
     nieder vom hohen Akazienbaum.           zwei Lerchen nur noch steigen                                                    NDR | GR. SENDESAAL
     Sommer lächelt erstaunt und matt        nachträumend in den Duft.           Andrew Manze Dirigent
     in den sterbenden Gartentraum.          Tritt her und lass sie schwirren,   Christian Tetzlaff Violine                   Andrew Manze Dirigent
     Lange noch bei den Rosen                bald ist es Schlafenszeit,          NDR Radiophilharmonie                        Friederike Westerhaus
     bleibt er stehn, sehnt sich nach Ruh.   dass wir uns nicht verirren                                                      und Andrew Manze Moderation
     Langsam tut er die                      in dieser Einsamkeit.               Dmitrij Schostakowitsch                      NDR Radiophilharmonie
     müdgewordnen Augen zu.                  O weiter, stiller Friede!           Violinkonzert Nr. 2 cis-Moll op. 129
                                             So tief im Abendrot –               Peter Tschaikowsky                           Peter Tschaikowsky
                                             wie sind wir wandermüde –           Sinfonie Nr. 6 h-Moll op. 74 „Pathétique“    Sinfonie Nr. 6 h-Moll op. 74 „Pathétique“
                                             ist dies etwa der Tod?

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Sinfoniekonzert Andrew Manze Dirigent | Susanne Bernhard Sopran - A5
Foto: Paul Schirnhofer | NDR
     Konzertvorschau
                                                                                                                     „
                                                                                                           Das                                              Publikum
     SONDERKONZERT 2
     DO 24.02.2022 | 20 UHR
     NDR | GR. SENDESAAL

     Antonello Manacorda Dirigent
     Denis Kozhukhin Klavier
     NDR Radiophilharmonie                                                                           ist immer                                              ein Teil
     Edvard Grieg
     Klavierkonzert a-Moll op. 16
     Robert Schumann
                                                                                                           der                                              Musik.
                                                                                                                                                                     “
     Sinfonie Nr. 2 C-Dur op. 61

     6. SINFONIEKONZERT A                                                                                                                                       ALICE SARA OTT
     DO 17.03.2022 | FR 18.03.2022
     20 UHR
     NDR | GR. SENDESAAL                         IMPRESSUM
                                                 Herausgegeben vom Norddeutschen Rundfunk
     Fabien Gabel Dirigent                       Programmdirektion Hörfunk
     Francesco Piemontesi Klavier                Bereich Orchester, Chor und Konzerte
                                                 NDR Radiophilharmonie
     NDR Radiophilharmonie
                                                 Bereich Orchester, Chor und Konzerte
                                                 Leitung: Achim Dobschall
     Hector Berlioz
     Ouvertüre zur Oper „Béatrice et Bénédict“   NDR Radiophilharmonie
                                                 Manager: Matthias Ilkenhans
     Robert Schumann                             Redaktion des Programmheftes:
     Klavierkonzert a-Moll op. 54                Andrea Hechtenberg
     Engelbert Humperdinck                       Der Einführungstext ist ein Originalbeitrag
     Vorspiel zur Oper „Hänsel und Gretel“
     Maurice Ravel
                                                 für den NDR. Nachdruck, auch auszugsweise,
                                                 nur mit Genehmigung des NDR gestattet.                DIE KONZERTE DER NDR RADIOPHILHARMONIE
     „Ma Mère l‘Oye“                             Fotos: Christine Schneider (Titel, S. 6); Nikolaj
                                                 Lund (S. 5); akg-images / Fritz Eschen (S. 8);
                                                 akg-images / Keystone (S. 9); akg-images /
                                                                                                       HÖREN SIE AUF NDR KULTUR
                                                 arkivi (S. 10); culture-images/fai (S. 11)
                                                 Druck: Eurodruck in der Printarena
     Karten erhalten Sie beim NDR Ticketshop.    Das verwendete Papier ist FSC-zertifiziert und
     ndr.de/radiophilharmonie                    chlorfrei gebleicht.
                                                                                                                                                             Hören und genießen
                                                                                                       Die NDR Kultur App – jetzt kostenlos herunterladen
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