SO HEIZEN DIE LANDESHAUPTSTÄDTE - GLOBAL 2000 Klimareport

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SO HEIZEN DIE LANDESHAUPTSTÄDTE - GLOBAL 2000 Klimareport
SO HEIZEN DIE
LANDESHAUPTSTÄDTE
   GLOBAL 2000 Klimareport
INHALT
    ​Zusammenfassung der Ergebnisse .................................................................................. 3

    Bedeutung der Raumwärme in Österreich ..................................................................... 11

    Heizen in Städten – heute & morgen .............................................................................. 12

    Wien ...................................................................................................................................... 14

    Graz ...................................................................................................................................... 19

    Linz ....................................................................................................................................... 22

    Salzburg ............................................................................................................................... 25

    Innsbruck ............................................................................................................................. 28

    Klagenfurt ........................................................................................................................... 30

    St. Pölten ............................................................................................................................. 33

    Bregenz ................................................................................................................................ 36

    Eisenstadt ........................................................................................................................... 40

    IMPRESSUM
    Medieninhaberin, Eigentümerin und Verlegerin: Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000, Neustiftgasse 36, 1070 Wien,
    Tel. (01) 812 57 30, E-Mail: office@global2000.at, www.global2000.at, ZVR: 593514598, Autoren: Johannes Wahlmüller
    und Maximilian Hejda, Redaktion: Carin Unterkircher, Layout: Alexandra Lechner, Cover: indigo_design_shutterstock

2   GLOBAL 2000 – KLIMAREPORT
ZUSAMMENFASSUNG
DER ERGEBNISSE
Städte spielen eine Schlüsselrolle beim Klimaschutz. Fast     Die Stadt Graz erarbeitet derzeit einen Klimaschutz-
zwei Drittel der österreichischen Bevölkerung wohnen in       plan, ein Zwischenstand nennt das Ziel, bis 2040 die
Städten oder urbanen Räumen. Gleichzeitig sind Städte         Treibhausgasemissionen auf 1 t CO2 pro Grazer:in zu
noch immer sehr stark von fossiler Energie abhängig. Die      reduzieren. Für das Ziel Klimaneutralität 2040 ist jedoch
Wärmeversorgung erfolgt zum großen Teil durch Gashei-         ein vollständiger Ausstieg aus fossiler Energie erforder-
zungen oder Fernwärme, die wiederum zu einem großen           lich. In Linz hat der wiedergewählte Bürgermeister Klaus
Teil mit klimaschädlichem Erdgas betrieben wird. Viele        Luger die „klimaneutrale Industriestadt“ als neues Leitbild
Menschen auf engem Raum, unterschiedliche Nutzungs-           ausgegeben. Als Zielhorizont wird die Klimaneutralität
formen und unterschiedliche Interessen haben von jeher        2040 festgelegt. Auch hier soll eine detaillierte Strategie
ein hohes Maß an Planung, Koordinierung und Interessen-       erarbeitet werden, mit der dieses Ziel dann beschlossen
ausgleich auf städtischem Boden erfordert. Das ist auch       werden soll.
bei der Umsetzung der Energiewende so. Dennoch gibt es
kaum Untersuchungen darüber, wie Österreichs Städte bei       Salzburg hat derzeit kein Ziel zum mittelfristigen Aus-
der Umsetzung der Energiewende liegen und ob die Stadt-       stieg aus fossiler Energie formuliert, sondern nur für Teil-
politik planvoll und koordiniert an diese Herausforderung     bereiche. Ein Ziel ist es, die Fernwärmeaufbringung bis
herangeht. Die vorliegende Studie widmet sich diesem          2040 zur Hälfte aus erneuerbaren Quellen zu beziehen.
Thema und zeigt, dass insbesondere beim Ausstieg aus          Das ist allerdings unambitioniert, denn bis 2040 sollte
klimaschädlichem Erdgas eine große Aufgabe bevorsteht.        fossile Energie nicht mehr eingesetzt werden. Allerdings
                                                              wird in Salzburg derzeit ein neuer Klimaschutzzielpfad
Die Tabelle ab Seite 8 soll einen groben Überblick über       entwickelt. Innsbruck strebt das auch in der Tiroler Lan-
die Ergebnisse des vorliegenden Reports geben. Darin          despolitik verankerte Ziel der Energieautonomie 2050 an.
wurden die Klimaziele, Strategien, Programme und Inst-        Bis dahin will man eine 100 % erneuerbare Energiever-
rumente aller Landeshauptstädte sowie deren Energieträ-       sorgung erreichen.
germix in der Raum- und Fernwärme aufgelistet und ei-
ner groben Bewertung unterzogen. Gibt es ein Klimaziel,       Klagenfurt will die Treibhausgasemissionen bis 2040 um
das den Vorgaben des Bundes (Klimaneutralität 2040)           90 % reduzieren und den Anteil erneuerbarer Energien
entspricht (grün) oder ist es hierfür nicht ausreichend       auf 100 % steigern und gehört damit zu den Städten mit
bzw. erst im Entstehen (gelb) oder gibt es überhaupt kein     den ambitionierteren Klimazielen. In St. Pölten werden
klares und absolutes Klimaziel (rot)? Ist derzeit ein Stra-   derzeit keine langfristigen Ziele verfolgt. Diese sollen nun
tegieprozess mit einer neuen Ausrichtung in Gange (gelb)      allerdings im Rahmen des Projekts „STP2030“ definiert
oder gibt es keine aktuelle bzw. umfassende Strategie         werden. Bregenz hat 2021 den Klimanotstand ausgeru-
(rot)? Wie fossil sind die Raumwärmeversorgung bzw.           fen und will die städtische Verwaltung und Tochtergesell-
die Fernwärmeerzeugung noch (dunkel- bis hellrot)?            schaften bis 2030 klimaneutral machen. Ein Ziel für die
                                                              gesamte Stadt gibt es jedoch nicht. Eisenstadt wiederum
                                                              erklärt, dass es eine Klimamusterstadt werden will. Ein
Ausstieg aus fossiler Energie                                 klares Ziel, bis wann fossile Energieträger in der Stadt
bis 2040 als neues Ziel                                       ersetzt werden sollen, gibt es auch hier nicht.

Alle Landeshauptstädte setzen sich in unterschiedlicher       In Summe zeigt sich, dass einzelne Landeshauptstädte
Form Klimaziele:                                              (Wien und Klagenfurt) bereits ambitionierte Klimaziele
Die Stadt Wien setzt sich das Ziel 2040 klimaneutral zu       verfolgen, die mit dem Pariser Klimaschutzabkommen
werden, bis dahin soll klimaschädliches Erdgas aus der        vereinbar sind. Die restlichen Städte haben noch Nach-
Wärmeversorgung verschwunden und die Fernwärme                holbedarf. Derzeit werden allerdings vielerorts Ziel-
frei von fossiler Energie sein. Wien gehört damit zu den      setzungen überarbeitet. Aus Sicht von GLOBAL 2000
Städten mit den ambitioniertesten Klimazielen, die mit        sollten sich alle Landeshauptstädte das Ziel setzen, bis
einer Klimastrategie untermauert sind. Allerdings steht       2040 eine Wärmeversorgung frei von fossilen Energien
ein detailliertes Wärmekonzept noch aus.                      zu erreichen.

                                                                                               KLIMAREPORT – GLOBAL 2000    3
Strategien und Maßnahmen                                    diesen Programmen und Strategien (siehe Graz, Wien,
    der Landeshauptstädte                                       Klagenfurt). Einige der Pläne haben allerdings teilweise
                                                                zu wenig Substanz, um Ausgangspunkte für wirksame
    Aufbauend auf diese Ziele haben die Landeshauptstädte       Aktivitäten zu werden oder wurden politisch nicht ausrei-
    unterschiedliche Programme und Maßnahmenpläne aus-          chend verfolgt (siehe Linz, Eisenstadt, Innsbruck), andere
    gearbeitet. In Wien gibt es die aktuelle Smart Klima City   Programme werden nicht oder nur zum Teil umgesetzt
    Strategie, die vorsieht, dass in Zukunft Geothermie und     (siehe Salzburg, Bregenz). Es ist somit entscheidend,
    Wärmepumpen einen großen Teil der Wärmeversorgung           dass die jetzt in Entwicklung befindlichen Strategien mit
    liefern sollen. Allerdings werden derzeit immer noch Neu-   wirksamen Maßnahmen und Monitoringkonzepten hin-
    bauten mit Gasheizungen errichtet, was den gesetzten        terlegt werden, damit die Umsetzung vorankommt.
    Klimazielen entgegensteht.

    In Graz befindet sich derzeit ein Klimaschutzplan in Aus-   Wärmeversorgung Österreichs
    arbeitung. Zu erwarten ist die Zielsetzung, die Fernwär-    Landeshauptstädte fossil geprägt
    me von 80.000 auf 100.000 Wohnungen auszuweiten.
    Effektiv zeigte sich die Arbeitsgruppe „Wärmeversorgung     Die Wärmeversorgung der österreichischen Landes-
    Graz 2020/2030“, die viele Projekte auf Schiene ge-         hauptstädte ist noch sehr stark von fossilen Energieträ-
    bracht hat, wie die Abwärmenutzung der Papierfabrik         gern geprägt, wobei Erdgas die Hauptrolle spielt. Fern-
    Sapi. In Linz gibt es verschiedene Programme, wie die       wärme spielt in fast allen Städten außer Eisenstadt und
    Agenda 21 oder ein Energieeffizienzprogramm aus dem         Bregenz eine große Rolle, allerdings wird auch diese sehr
    Jahr 2012, allerdings keine kohärente mit Maßnahmen         häufig zu einem großen Anteil durch fossile Energieträger
    ausgestattete strategische Umsetzung der Klimaziele.        und hier wiederum vor allem durch Erdgas hergestellt.
    In Salzburg wurde der Smart City Salzburg Masterplan
    2025 erstellt, der jedoch nur zum Teil umgesetzt wurde.     In Wien wird der Wärmebedarf der Haushalte zu 57 %
    Wichtige Teile, wie eine Erhöhung der Sanierungsrate        durch Erdgas und zu 30 % durch Fernwärme gedeckt, die
    auf 3 % oder die Umstellung kommunaler Gebäude auf          allerdings ebenfalls zu 65 % aus fossiler Energie her-
    klimafreundliche Heizenergie wurden nicht oder nicht        gestellt wird, hauptsächlich aus Erdgas. In den letzten
    vollständig umgesetzt.                                      Jahren wurden in Wien 25.000 neue Erdgas­heizungen
                                                                installiert, was den Klimazielen klar entgegensteht.
    In Innsbruck haben die Kommunalbetriebe einige Maß-
    nahmen, wie die Umstellung von Erdgasheizungen              In Graz geht der Wärmebedarf der Haushalte zu etwa
    auf Fernwärme, vorgesehen. Es gibt auch eine Förder-        18 % auf klimaschädliches Erdgas, zu 8 % auf Heizöl und
    schiene für klimafreundliche Heizgeräte und thermische      zu 48 % auf Fernwärme zurück, wobei die Datenlage auf
    Sanierungsmaßnahmen. Klagenfurt hat eine Smart City         Schätzungen beruht. Die Fernwärme wird zu 78 % aus
    Strategie, die unter anderem vorsieht, die Sanierungsrate   Erdgas hergestellt. Allerdings ist es gelungen, den Anteil
    anzuheben und ein Nahwärmenetz (Anergienetz) zur            der Abwärme aus Industrieanlagen, wie der Papierfab-
    Seewassernutzung zu errichten. In St. Pölten gibt es ein    rik Sapi, auf 20 % zu steigern. Große Projekte wie „Big
    Energieleitbild, das die Förderung von Wärmepumpen          solar“, die Solarthermie in großem Stil einsetzen sollten,
    vorsieht. Weiters wurde im Rahmen des Energiekon-           wurden bis dato aber nicht realisiert.
    zeptes eine Fernwärmeleitung nach Dürnrohr errichtet.
    In Bregenz gibt es einen Aktionsplan mit verschiedenen      In Linz beträgt der Anteil von Erdgas 19 % und jener
    Maßnahmen, wie der Senkung des Raumwärmebedarfs             der Fernwärme 59 %, allerdings auf Basis der gesam-
    kommunaler Gebäude um 25 % bis 2020. Allerdings             ten be­­heizten Fläche. Auf Haushalte bezogen, liegt der
    wurden die Ziele meist verfehlt. Der Raumwärmebedarf        Anteil jener mit Fernwärmeanschluss bereits bei etwa
    kommunaler Gebäude wurde um 20 % gesenkt, das               72 %. Fernwärme wird auch in Linz zu einem großen Teil
    Ziel, die Solarthermie um 1.000 m² pro Jahr auszubauen,     aus Erdgas erzeugt. 51 % der Fernwärme kommen aus
    wurde verfehlt. Anstatt zu sinken, sind die Treibhausgas-   Heizkraft­werken, die mit Erdgas betrieben werden. Der
    emissionen gestiegen. Ölheizungen werden immer noch         Rest stammt aus Abfallverbrennung (26 %), Biomasse
    durch klimaschädliche Gasheizungen getauscht. In Eisen-     (12 %) und Abwärme (11 %). Auffällig ist, dass in Linz
    stadt wurde eine „Klimaschutzoffensive“ beschlossen, die    der Anteil der Abwärme an der Fernwärmeerzeugung nur
    vorsieht, erneuerbare Energieträger „nach Möglichkeit“      halb so hoch ist wie in Graz, obwohl Linz als bedeutende
    einzusetzen. Genauere Definitionen fehlen.                  Industriestadt hohe Potenziale zur Nutzung von Abwär-
                                                                me aufweist.
    In Summe zeigt sich, dass alle Landeshauptstädte Stra-
    tegien und Maßnahmenpläne entwickelt haben. Viele           In Salzburg wird die Wärmeversorgung der Haushalte
    sinnvolle Klimaschutzprojekte nahmen ihren Anfang in        mit Fernwärme (33 %), Erdgas (30 %), Heizöl (18 %) und

4   GLOBAL 2000 – KLIMAREPORT
Biomasse (11 %) sichergestellt. Salzburg hat damit als      Für Eisenstadt stehen keine Daten bezüglich des Wär-
eine der wenigen Landeshauptstädte noch einen sehr          mebedarfs zur Verfügung, allerdings werden 76 % der
hohen Ölheizungsanteil und wie viele andere Städte auch     Wohngebäude mit fossiler Energie beheizt, wobei Gas
einen hohen Erdgas-Anteil. Die Fernwärme wird zum           mit 64 % klar dominiert. Ölheizungen machen 12 % aus.
Großteil von zwei fossilen Groß-Heizwerken, die mit Erd-    Der Rest heizt mit einer ineffizienten Stromheizung (10 %),
gas und Öl befeuert werden, bestritten. 71 % der Fern-      mit erneuerbaren Energien (11 %) oder mit Fernwärme,
wärme in Salzburg sind nach wie vor fossil, 19 % werden     die allerdings nur einen verschwindend geringen Anteil
aus Abwärme, 10 % aus Biomasse gewonnen. Fossile            hat (2 %).
Energie stellt also den Hauptteil der Wärmeversorgung.
                                                            Neben der Art der Heizung ist die thermische Sanie-
In Innsbruck hat der Wärmebedarf der Wohngebäude            rung der Gebäude erforderlich, aber bis dato noch nicht
einen Anteil von 30 % am Gesamtenergiebedarf und ist        im ausreichenden Ausmaß berücksichtigt. Anders als
somit der größte Energieverbraucher der Stadt. Laut der     beim Energieverbrauch existieren kaum Daten über den
letzten Erhebung im Jahr 2015 hat Innsbruck dabei mit       thermischen Zustand der Gebäude oder den sanierungs-
etwa 43 % den höchsten Heizöl-Anteil unter allen Lan-       würdigen Bestand. In Wien lag die Sanierungsrate 2018
deshauptstädten, etwa 29 % gehen auf klimaschädliches       bei 1 % und damit deutlich unter dem österreichischen
Erdgas und etwa 10 % auf elektrischen Strom zurück.         Schnitt von 1,4 % und weit weg von der notwendigen
Die Fernwärme kommt auf etwa 9 % und erneuerbare            Sanierungsrate von 3 %.
Energieträger (Biomasse, Solarthermie, Wärmepumpen)
gemeinsam auf etwa 8 %. Über 80 % der Wärmeversor-          Die Landeshauptstädte Graz, Salzburg und Bregenz
gung Innsbrucks sollten daher dringend einem System-        haben sich das Ziel gesetzt, die Sanierungsrate auf 3 %
wechsel unterzogen werden. Die regelmäßige Erhebung         anzuheben. Der aktuelle Stand ist nicht bekannt, ange-
aktueller Daten sollte ebenso rasch eingeführt werden.      sichts einer durchschnittlichen Sanierungsrate in Öster-
                                                            reich von 1,4 % dürfte man aber auch in Graz, Salzburg
In Klagenfurt liegt der Anteil fossiler Energieträger am    und Bregenz weit davon entfernt sein. Klagenfurt hat
Wärmebedarf der Haushalte bei 47 %, wobei 43 % auf          sich eine Sanierungsrate von 2 %, Innsbruck von 1,3 %
Heizöl und 4 % auf Erdgas zurückgehen. 35 % des Wär-        zum Ziel gesetzt, auch dort wird der aktuelle Stand nicht
mebedarfs wird durch Fernwärme und 18 % durch Bio-          erhoben. In Linz, St. Pölten und Eisenstadt sind keine
masse gedeckt. Klagenfurt gehört damit zu den wenigen       Ziele in diesem Bereich bekannt.
Städten, die einen hohen Anteil an Ölheizungen haben.
Die Fernwärmeerzeugung in Klagenfurt erfolgt zu 81 %        Da die Gebäudesanierung ein essenzieller und entschei-
aus Biomasse und zu 19 % aus Erdgas. Damit ist Klagen-      dender Hebel des Klimaschutzes und der städtischen
furt eine Ausnahme unter den Landeshauptstädten, weil       Energieversorgung ist, zeigt die Analyse, dass hier mas-
die Fernwärmeversorgung zum Großteil aus erneuerbarer       siver Handlungsbedarf besteht, sowohl bei der Erhebung
Energie besteht. Dennoch ist der Anteil an fossiler Ener-   von Daten als auch bei der Planung und Durchführung
gie insgesamt noch sehr hoch.                               von konkreten Sanierungsmaßnahmen, die in Abstim-
                                                            mung mit der Umstellung der Heizsysteme passieren
In St. Pölten wird der Wärmebedarf der Haushalte zu         sollten. Alle Städte sollten zudem Ausstiegspläne aus
36 % durch fossile Energieträger gedeckt, wobei 33 %        fossilen Heizungen und der Fernwärme erarbeiten. Dazu
auf Erdgas und 3 % auf Heizöl zurückgehen. Die Fern-        gehört es auch, den städtischen Energieversorger, sofern
wärme hat einen Anteil von 46 %, Biomasse einen Anteil      vorhanden, in die Klimaschutzbemühungen einzubinden
von 18 %. Die Fernwärmeerzeugung beruht auch in St.         und in die Pflicht zu nehmen.
Pölten zu einem großen Teil auf fossiler Energie. 41 %
der Fernwärme werden mit klimaschädlichem Erdgas
bestritten.                                                 Treibhausgasemissionen
In Bregenz haben fossile Energieträger einen Anteil von     Starke Unterschiede zeigen die Landeshauptstädte auch
86 % am Wärmebedarf der Haushalte. Gas hat einen            bei der Entwicklung der Treibhausgasemissionen. So sind
Anteil von 75 %, Öl einen Anteil von 11 %. Bregenz ist      in Wien die Treibhausgasemissionen im Raumwärme-
somit die Landeshauptstadt mit dem höchsten Anteil          bereich zwar im Zeitraum von 2010 bis 2019 um 12 %
fossiler Energie beim Heizen. Nur ein Anteil von 11 %       gesunken, das ist aber weniger als im österreichischen
des Wärmebedarfs wird durch erneuerbare Energieträger       Durchschnitt, wo eine Reduktion um 21 % erreicht wer-
gedeckt. Fernwärme gibt es in Bregenz keine. Der Wär-       den konnte. In den letzten Jahren (seit 2014) stagnierten
mebedarf der Haushalte ist in den letzten zehn Jahren       die Emissionen im Raumwärmebereich, während sie in
merklich gestiegen (+16 %), was dementsprechend auch        der Energieerzeugung, wozu auch die Fernwärmepro-
den Gasverbrauch nach oben getrieben hat.                   duktion gehört, sogar deutlich angestiegen sind. Etwa

                                                                                            KLIMAREPORT – GLOBAL 2000    5
ein Viertel der Gesamtemissionen Wiens entsteht bei der        Handlungsempfehlungen
    Bereitstellung von Raumwärme.
                                                                   Ein Blick auf die Klimapolitik der Landeshauptstädte im
    In Graz spielt die Wärmeversorgung für die Grazer              Wärmebereich zeigt, dass es sehr unterschiedliche Aus-
    Emissionen eine wesentliche Rolle, genaue Daten für            prägungen gibt, der Handlungsbedarf in allen Städten
    diesen Bereich sind aber nicht ersichtlich. In Linz sind die   aber sehr hoch ist. Folgende Handlungsempfehlungen
    Treibhausgasemissionen der Haushalte zwischen 2010             sollte eine moderne klimafreundliche Stadtpolitik jeden-
    und 2017 um 19 % und jene der Heizwerke um 32 %                falls berücksichtigen:
    gesunken. Letztere sind allerdings seit 2014 wieder im
    Anstieg. In Salzburg sind die Treibhausgasemissionen           • Das Ziel, bis 2040 frei von fossiler Energie im Wärme-
    für die Bereitstellung von Wärme in den Haushalten seit           bereich zu werden, sollte in allen Landeshauptstädten
    2010 zwar um 7 % gesunken, die Emissionen der Fern-               gesetzt werden. Das ist die Voraussetzung für die Er-
    wärme sind aber gestiegen. Den größten Anteil an den              reichung von Klimaneutralität 2040.
    Emissionen hat derzeit klimaschädliches Erdgas. In
    Klagenfurt wurden die CO2-Emissionen im Raumwär-               • Der Ausstieg aus fossiler Energie bis 2040 und die Mo-
    mebereich zwischen 2011 und 2018 um 44 % gesenkt,                 dernisierung des Gebäudebestands durch thermische
    noch immer ist aber ein großer Teil der Wärmeversor-              Sanierungen sollten in allen Städten Teil der Planungs-
    gung fossil, insbesondere Ölheizungen sind ein großes             prozesse werden. Es braucht einen klaren Plan für den
    Thema. In St. Pölten sind die gesamten CO2-Emis-                  Ausstieg aus Öl- und Gasheizungen und einen Ausstieg
    sionen zwischen 2005 und 2020 um 25 % gesunken.                   aus fossiler Fernwärme in allen Städten.
    Die Emissionen der Haushalte wurden dabei mehr als
    halbiert (−58 %). In Bregenz sind die Treibhausgasemis-        • Die städtischen Energieversorger sollten von der
    sionen in der Wärmeversorgung gestiegen. Etwa 40 %                Kommunalpolitik stärker als Klimaschutz-Zugpferd
    der Emissionen entstammen der Raumwärmeversorgung.                eingesetzt werden. Sie können als Kompetenzzentrum
    Innsbruck und Eisenstadt sind die einzigen Landes-                agieren, wichtige Investitionen planen und damit eine
    hauptstädte, für die keine Daten bekannt sind und wo              entscheidende Rolle bei der Umsetzung der Wärme-
    somit kein Überblick über die Entwicklung der Treibhaus-          wende spielen. Dafür ist es aber auch notwendig,
    gasemissionen besteht.                                            vielerorts Umdenkprozesse einzuleiten und veraltete
                                                                      Denkmuster zu überwinden.
    Ein Blick auf die Entwicklung der Treibhausgasemis-
    sionen in den Landeshauptstädten zeigt, dass es starke         • Weiters braucht es fundierte Klima- und Energiestra-
    Unterschiede gibt. Während im langfristigen Vergleich             tegien, die mit konkreten Maßnahmen und Projekten
    Klagenfurt eine starke Reduktion vorweisen kann, einige           hinterlegt sind.
    Städte leichte und mittlere Reduktionen erreichen (Wien,
    St. Pölten, Salzburg), gibt es auch Städte, die in den         • Die Erhebung von aktuellem Datenmaterial ist die
    letzten Jahren Anstiege im gesamten Wärmebereich oder             Grundlage für solide Entscheidungen. In den meis-
    in Teilbereichen wie der Fernwärme verzeichnen (Wien,             ten Städten besteht hier Nachholbedarf, in manchen
    Salzburg, Bregenz). Innsbruck und Eisenstadt haben                Städten kann von einer veralteten und mangelhaften
    keinen Überblick über ihre Treibhausgasemissionen und             Datenlage gesprochen werden.
    können entsprechende Daten auch auf Nachfrage nicht
    liefern. In Graz gibt es zwar eine Erhebung der aktuellen      • Landes- und bundespolitische Initiativen können und
    Treibhausgasemissionen, aber keine Daten zur langfristi-          müssen diese Bemühungen unterstützen. Die Städte
    gen Entwicklung.                                                  können aber ihrerseits der Antrieb für diese Entwick-
                                                                      lung sein, indem sie die eigenen Spielräume nutzen und
                                                                      Rahmenbedingungen auf landes- und bundespoliti-
                                                                      scher Ebene einfordern.

6   GLOBAL 2000 – KLIMAREPORT
Landeshauptstädte: Wärmebedarf der Haushalte

                                     100 %

                                      90 %

                                      80 %

                                      70 %

                                      60 %
Relative Anteile der Energieträger

                                      50 %                                                                                                Fossile Brennstoffe
                                                                                                                                          Strom*
                                      40 %                                                                                                Fernwärme
                                                                                                                                          Erneuerbare Energien
                                      30 %
                                                                                                                                          Sonstige
                                      20 %

                                      10 %                                                                                            * Klagenfurt, St. Pölten und
                                                                                                                                         Bregenz exkl. Stromheizungen

                                                                                                                                        Von Linz und Eisenstadt sind
                                              Wien     Graz     Salzburg   Innsbruck Klagenfurt St. Pölten          Bregenz             keine vergleichbaren Daten
                                             (2020)   (2015)     (2019)      (2015)    (2018)*   (2020)*            (2018)*             bekannt.

                                                                                   Datenquellen: Statistik Austria (2021), Wegener Center (2019), Stadt Salzburg (2021),
                                                                           Stadt Innsbruck (2016), Stadt Klagenfurt (2021), Stadt St. Pölten (2021), Stadt Bregenz (2021)

                                     Landeshauptstädte: Fernwärmeerzeugung

                                     100 %

                                      90 %

                                      80 %

                                      70 %

                                      60 %
Relative Anteile der Energieträger

                                      50 %
                                                                                                                                         Fossile Brennstoffe
                                      40 %                                                                                               Abfall/Reststoffe
                                                                                                                                         Alternative Quellen
                                      30 %                                                                                               (erneuerbar, Abwärme)

                                      20 %

                                      10 %                                                                                            * In Eisenstadt sind nur 3 %
                                                                                                                                         der Gebäude an das Fern­
                                                                                                                                         wärmenetz angeschlossen.
                                             Wien     Graz     Linz              Innsbruck           St. Pölten                         In Bregenz gibt es kein
                                                                      Salzburg            Klagenfurt           Eisenstadt*              Fernwärmenetz.

                                                                             Datenquellen: Statistik Austria (2021), Stadt Graz (2021), LINZ AG (2021), Salzburg AG (o. J.),
                                                                      Stadt Innsbruck (2021), Stadt Klagenfurt (2021), Stadt St. Pölten (2021), Energie Burgenland (2021)

                                                                                                                                            KLIMAREPORT – GLOBAL 2000         7
Strategien, Programme, Instrumente
                         Absolutes Klimaziel                                                                                   Energieträgermix –                     Energieträgermix –
                                                               mit Relevanz für den Gebäude-/
                         bis 2040 bzw. 2050                                                                                    Raumwärme + Warmwasser                 Fernwärme
                                                               Raumwärmebereich

          Wien           Klimaneutralität 2040                 • Smart Klima City Strategie und Klima-Fahrplan mit Teilzie-   gesamter Raumwärmebedarf               Fernwärmeerzeugung (2020)
                                                                  len und Maßnahmen für den Raumwärmebereich im Entwurf        (2020)
                                                                                                                                                                      fossil: 65 % (Erdgas: 63 %)
                                                               • Dekarbonisierungskonzept für die Wärmeversorgung in          fossil: 46 % (Erdgas: 42 %)            Abfälle: 19 %
                                                                  Ausarbeitung                                                 Strom: 10 %                            erneuerbar 16 %
                                                                                                                               Fernwärme: 40 %
                                                               • Energieraumpläne als Instrumente zur Reduktion von fos-      erneuerbar: 4 %
                                                                  silen Heizsystemen in Neubauten zwar positiv, aber ausbau-
                                                                  fähig                                                        Wärmebedarf der Haushalte
                                                                                                                               (2020)
                                                               • als Bundesland hat Wien den Vorteil, dass jährlich Daten
                                                                  durch die Statistik Austria und das Umweltbundesamt          fossil: 59 % (Erdgas: 57 %)
                                                                  erhoben werden                                               Strom: 8 %
                                                                                                                               Fernwärme 30 %
                                                                                                                               erneuerbar: 3 %

          Graz           Reduktion der THG-Emissio-            • Klimaschutz-Plan als umfassende Strategie in Ausarbeitung    Wärmebedarf der Haushalte              Fernwärmeerzeugung
                         nen auf 1 t CO2-e pro Kopf                                                                            (2015)                                 (Ø 2017-19)
                         bis 2040 und Kompensation             • Arbeitsgruppe Wärmeversorgung für ein emissionsarmes
                         der Restemissionen¹                      Fernwärmesystem zeigt erste Erfolge, aber hat noch viel      fossil: 28 % (Erdgas: 18 %, Öl: 8 %)   Erdgas: 78 %
                                                                  zu tun                                                       Strom: 19 %                            Abwärme: 20 %
                                                                                                                               Fernwärme: 48 %                        erneuerbar: 2 %
                                                               • negativ: Datenlage (nur Abschätzung des Wärmebedarfs         erneuerbar: 5 %
                                                                  von 2015)

          Linz           Klimaneutralität 2040²                • zwar Handlungskonzept mit Teilziel für die Fernwärme,        gesamte beheizte Fläche (2019)         Fernwärmeerzeugung (2020)
                                                                  aber noch keine umfassende Strategie mit Maßnahmen
                                                                  zur Zielerreichung vorhanden                                 fossil: 21 % (Erdgas: 19 %)            fossil 51 % (v.a. Erdgas)
                                                                                                                               Strom (inkl. WP): 16 %                 Abfall + Klärschlamm: 26 %
                                                               • Erarbeitung eines Klimaneutralitätskonzepts wurde nun        Fernwärme: 59 %                        Abwärme: 11 %
                                                                  angekündigt                                                  Biomasse: 1 %                          Biomasse: 12 %
                                                                                                                               unbekannt: 3 %
                                                               • jährliches THG-Monitoring, aber wenige Daten zur Wärme­
                                                                  versorgung

    1	In einem Zwischenbericht zum Klimaschutz-Plan als zukünftige Zielausrichtung angekündigt
    2 Stadtratsbeschluss vom Jänner 2022, aber noch keine detaillierte Definition

8   GLOBAL 2000 – KLIMAREPORT
Strategien, Programme, Instrumente
             Absolutes Klimaziel                                                                              Energieträgermix –                      Energieträgermix –
                                             mit Relevanz für den Gebäude-/
             bis 2040 bzw. 2050                                                                               Raumwärme + Warmwasser                  Fernwärme
                                             Raumwärmebereich

Salzburg     keines                          • Smart City Salzburg Masterplan 2025 mit Teilzielen im         Wärmebedarf der Haushalte               Fernwärmeerzeugung (2021)
                                                Gebäude- bzw. Raumwärmebereich, allerdings bisher wenig       (2019)
                                                umgesetzt                                                                                             fossil: 71 % (v.a. Erdgas)
                                                                                                              fossil: 48 % (Erdgas: 30 %, Öl: 18 %)   Abwärme: 19 %
                                             • Klimaschutzzielpfad zwar in Ausarbeitung, aber vorerst        Strom: 5 %                              Biomasse: 10 %
                                                eher als Monitoring-Instrument und nicht als Ziel/Strategie   Fernwärme: 33 %
                                                vorgesehen                                                    erneuerbar: 14 %

                                             • positiv: Energieberichte mit jährlichen Daten (THG, Wärme)

Innsbruck    Energieautonomie 2050           • keine umfassende Strategie mit Maßnahmen zur Ziel­            Wärmebedarf der Haushalte               Fernwärmeerzeugung (2021)
             •R
               eduktion des Energie­           erreichung vorhanden, nur Szenarien mit Maßnahmen­            (2015)
              verbrauchs um 25,8 %              vorschlägen­                                                                                          fossil: 40 %
             •S
               teigerung des Anteils                                                                         fossil: 73 % (Öl: 43 %, Erdgas: 29 %)   alternativ: 60 %
              erneuerbarer Energien          • sehr schlechte Datenlage (nur Energieflussbild für 2015)      Strom: 10 %
              auf 100 %                                                                                       Fernwärme: 9 %
                                             • positiv: Innsbrucker Kommunalbetriebe wollen bis 2030         erneuerbar: 8 %
                                                klimaneutral sein und haben ein Maßnahmenpaket
                                                vorgelegt

Klagenfurt   • -90 % THG-Emissionen        • Smart City Strategie mit Teilzielen und Maßnahmen für den     gesamter Raumwärmebedarf                Fernwärmeerzeugung (2018)
                 bis 2040 (ggü. 2011)           Raumwärmebereich vorhanden                                    (2018, exkl. Industrie, exkl.
             • 100 % erneuerbare Energie                                                                    Stromheizungen)                         Erdgas: 19 %
                 bis 2040                    • Umsetzung eines Maßnahmenkatalogs von 2014 (SEAP)                                                     Biomasse: 81 %
                                                hat zu positiver Entwicklung im Raumwärmebereich geführt      fossil: 37 % (Öl: 31 %)
                                                                                                              Fernwärme: 41 %
                                             • Energie- und THG-Bilanzen für 2011 und 2018                   Biomasse: 22 %

                                                                                                              Wärmebedarf der Haushalte
                                                                                                              (2018, exkl. Stromheizungen)

                                                                                                              fossil: 47 % (Heizöl: 43 %)
                                                                                                              Fernwärme: 35 %
                                                                                                              Biomasse: 18 %

                                                                                                                                                                KLIMAREPORT – GLOBAL 2000   9
Strategien, Programme, Instrumente
                    Absolutes Klimaziel                                                                          Energieträgermix –                      Energieträgermix –
                                                  mit Relevanz für den Gebäude-/
                    bis 2040 bzw. 2050                                                                           Raumwärme + Warmwasser                  Fernwärme
                                                  Raumwärmebereich

     St. Pölten     keines                        • keine aktuelle Strategie vorhanden                          Wärmebedarf der Haushalte               Fernwärmeerzeugung (2021)
                                                                                                                 (2020, exkl. Stromheizungen)
                                                  • positiv: Umsetzung des Energieleitbilds und -konzepts                                               Erdgas: 41 %
                                                     von 2009 mit Maßnahmen v.a. für die Fernwärme hat zu        fossil: 36 % (Erdgas: 33 %)             Abfall: 59 %
                                                     THG-Reduktionen geführt                                     Fernwärme: 46 %
                                                                                                                 Biomasse: 18 %
                                                  • Energie- und THG-Bilanzen für 2005 und 2020 vorhanden

      Bregenz       klimaneutrale Stadtver-       • Klima- und Energiestrategie 2030 wurde nicht veröffent-     Wärmebedarf der Haushalte               keine Fernwärme
                    waltung bis 2030, aber kein      licht, aber vermutlich keine weitreichenden Teilziele und   (2018, exkl. Stromheizungen)
                    gesamtstädtisches Ziel           Maßnahmen
                                                                                                                 fossil: 86 % (Erdgas: 75 %, Öl: 11 %)
                                                  • Teilziele der Energiestrategie 2020 wurden größtenteils     erneuerbar: 11 %
                                                     verfehlt                                                    Sonstige: 3 %

                                                  • Energie- und THG-Bilanzen für 2008, 2013 und 2018
                                                     vorhanden

    Eisenstadt      keines                        • Stadtentwicklungsplan sieht zwar Ausbau der Fernwärme       Heizsysteme in Wohngebäuden             Fernwärmeerzeugung (2021)
                                                     vor, aber stellt keine Strategie mit konkreten Maßnahmen    (2021)
                                                     dar                                                                                                 100 % Biomasse
                                                                                                                 fossil: 76 % (Erdgas: 64 %, Öl: 12 %)   (aber nur 3 % der Gebäude mit
                                                  • Eisenstädter Klimaschutzoffensive ist inhaltsleer           Strom: 10 %                             Fernwärmeanschluss)
                                                                                                                 erneuerbar: 11 %
                                                  • Daten bezüglich der Heizsysteme in Gebäuden vorhanden       Fernwärme: 2 %

10 GLOBAL 2000 – KLIMAREPORT
BEDEUTUNG DER RAUM-
WÄRME IN ÖSTERREICH
Die Wärmeversorgung ist ein Schlüsselfaktor für eine er­
folg­reiche Energiewende. Raumwärme (inkl. Warmwas-
                                                                                     Österreich: Energiebedarf für
ser und Klimatisierung) ist in Österreich für fast ein Drittel
(32 %) des Gesamtenergieverbrauchs verantwortlich³.
                                                                                     Raumklima und Warmwasser
Der Anteil fossiler Heizsysteme liegt bei knapp 40 %, der
Anteil erneuerbarer Systeme bei 31 %. Der Rest geht auf
elektrischen Strom und Fernwärme zurück. Letztere wird
in Österreich etwa zur Hälfte (52 %) aus erneuerbaren
Quellen erzeugt⁴.
                                                                                                             7%
                                                                                                                           14 %
Der Großteil des Raumwärmebedarfs geht auf Privat-
haushalte (69 %) und den Dienstleistungssektor (20 %)
zurück. Aufgrund des immer noch sehr hohen Anteils an                                         24 %
fossilen Energieträgern ist dieser auch die Hauptursache
für Treibhausgasemissionen von Gebäuden. Der Gebäu-                                                            342 PJ
                                                                                                                                      25 %
desektor ist in Österreich für 17 % der Gesamtemissio-
nen (ohne EH⁵) verantwortlich⁶. Mit 8 Mio. t CO2 konnte
der Wert im Vergleich zu 1990 zwar um über ein Drittel
reduziert werden, seit 2014 sind die Emissionen aber                                                  19 %
nicht weiter gesunken.                                                                                                  10 %

Thermische Sanierung und Heizkesseltausch sind Maß-
nahmen, durch die die Emissionen im Gebäudesektor
weiter gesenkt werden können. Allerdings werden in
Österreich viel zu wenige Gebäude thermisch saniert.                                     Heizöl
Die Sanierungsrate liegt mit 1,4 % weit weg von den                                      Erdgas
erforderlichen 3 %⁷. Seit 2010 ist die Sanierungstätig-                                  Strom
keit stark zurückgegangen. Im Jahr 2020 wurde nur etwa
                                                                                         Fernwärme
die Hälfte des Volumens von 2010 saniert⁸. Außerdem
                                                                                         Bioenergie
müssen Öl- und Gasheizungen durch erneuerbare Syste-
me (z.B. Wärmepumpe, Solaranlage, Pelletheizung) oder                                    Umgebungswärme

einen Fernwärmeanschluss ersetzt werden. Gleichzeitig
muss aber auch die Fernwärmeerzeugung aus alternati-
                                                                                                                   Datenquelle: Statistik Austria (2021)
ven Quellen kontinuierlich steigen.

3	Statistik Austria (2021): Nutzenergieanalyse (Anm.: inkl. Warmwasser der Privathaushalte, das in der Nutzenergieanalyse der Statistik Austria
   unter Prozesswärme subsumiert ist)
4	Statistik Austria (2021): Energiebilanzen
5	EH = Emissionshandel. Im EU-Emissionshandel sind große Anlagen von Industrie- und Energiewirtschaft erfasst.
6	Umweltbundesamt (2021): Nahzeitprognose der österreichischen Treibhausgas-Emissionen für 2020
7  Umweltbundesamt (2020): Definition und Messung der thermisch-energetischen Sanierungsrate in Österreich
8   IIBW & FV Steine-Keramik (2021): Wohnbauförderung in Österreich 2020

                                                                                                                        KLIMAREPORT – GLOBAL 2000 11
HEIZEN IN STÄDTEN –
   HEUTE & MORGEN
   Die Relevanz der Städte für den Klimaschutz zeigt sich                       Wo kein Fernwärmeausbau möglich ist, können städtische
   schon daran, dass 62 % der österreichischen Bevölke-                         Einfamilienhäuser auf erneuerbare Einzelheizsysteme (z.B.
   rung ihren Hauptwohnsitz in urbanen bzw. suburbanen                          Wärmepumpe) umgerüstet werden. Schwieriger ge-
   Gebieten haben⁹. Wiederum die Hälfte davon lebt in dicht                     staltet sich dies für mehrgeschoßige Wohnbauten ohne
   besiedelten Gebieten, also in einer der sechs Groß­städte                    Zentralheizsystem. In diesem Fall bietet sich entweder
   (>100.000 EW). Dazu zählen neben Wien auch die                               die Möglichkeit, die Leitungen in Lüftungsschächten und
   Landeshauptstädte Graz, Linz, Salzburg, Innsbruck und                        kalten Rauchfängen zu verlegen, oder aber es muss ein
   Klagenfurt. Die übrigen Landeshauptstädte St. Pölten,                        zentrales Rohrsystem eingestemmt werden. Als Anreiz für
   Bregenz und Eisenstadt zählen laut Statistik zu den                          die Umrüstung braucht es neben Förderungen auch drin-
   Städten mit mittlerer Siedlungsdichte. Insgesamt gibt                        gend gesetzliche Rahmenbedingungen für den Ausstieg
   es in Österreich 87 Gemeinden mit mindestens 10.000                          aus klimaschädlichem Erdgas. Nur so kann sichergestellt
   gemeldeten Personen¹⁰. Vor allem die kleineren Landes-                       werden, dass alle Gebäude, die derzeit noch mit fossiler
   hauptstädte stehen somit exemplarisch für einen relevan-                     Energie beheizt werden, in den nächsten 18 Jahren einmal
   ten Städtetyp, der in Österreich sehr häufig vorkommt.                       einer thermisch-energetischen Ertüchtigung unterzogen
                                                                                werden.
   Hinsichtlich Klimaschutz haben städtische Gebiete auf-
   grund der kurzen Wege und der geringen Höhenunter-                           Einen Schritt in die richtige Richtung machen das Kli-
   schiede zwar einen Vorteil, wenn es um die Bereitstellung                    maschutzministerium (BMK) und die Österreichische
   klimafreundlicher Mobilität im innerstädtischen Verkehr                      Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) mit ihrer Leit-
   geht, aufgrund der geringen und dicht bebauten Fläche                        initiative „Die klimaneutrale Stadt“, die österreichische
   besteht allerdings ein Nachteil in der Verfügbarkeit von                     Städte bei der Umsetzung von Maßnahmen in Richtung
   erneuerbaren Energien für die Strom- und Wärme-                              Klimaneutralität unterstützen soll. Einen Teilbereich dieser
   erzeugung. Gute Planung und entsprechende politische                         Initiative stellt die „Fit4UrbanMission“ dar, welche neun
   Vorgaben, sind daher für eine koordinierte Umsetzung                         Städte, darunter sieben Landeshauptstädte¹¹, auf eine
   von Klimaschutzmaßnahmen gerade für den städtischen                          mögliche Teilnahme an der EU-Mission „100 klimaneu­
   Bereich essenziell.                                                          trale Städte bis 2030“ vorbereiten will.

   Die Bereitstellung von Raumwärme erfolgt in Städten
   derzeit überwiegend durch Erdgas und durch Fernwär-                          ​Methode
   me. Letztere kann aus fossilen und erneuerbaren Quellen
   sowie Abwärme stammen. Der Ausbau der Fernwärme                              Diese Studie hat das Ziel zu untersuchen, wie weit die
   aus erneuerbaren Quellen und die verstärkte Nutzung                          Landeshauptstädte Österreichs schon auf dem Weg der
   von Abwärme gelten derzeit als die aussichtsreichsten                        Energie- bzw. Wärmewende sind. Werden Ziele im Ein-
   Lösungen für die städtische Wärmewende. Möglichkeiten                        klang mit den klimawissenschaftlichen Empfehlungen ge-
   hierfür bestehen in der verstärkten Nutzung von bioge-                       setzt? Werden ausreichend Maßnahmen zur Umsetzung
   nen Reststoffen, gewerblicher Abwärme, Großwärme-                            ergriffen? Gibt es klare Strategien und ein Monitoring zur
   pumpen, Solar- oder Geothermie. Erneuerbares Gas darf                        Umsetzung?
   auf Grund der geringen Verfügbarkeit in der Raumwärme
   hingegen nur eine untergeordnete Rolle spielen (z.B.                         Dazu hat GLOBAL 2000 einerseits öffentlich zugängliche
   Spitzenlastabdeckung).                                                       Daten und Dokumente ausgewertet. Da deren Verfüg-

   9	Statistik Austria (2021): Grad der Urbanisierung - Paket Bevölkerungsstand 2021
   10 Wikipedia (2021): Liste der Städte in Österreich
   11	Bregenz und Eisenstadt sind nicht an der Initiative beteiligt.

12 GLOBAL 2000 – KLIMAREPORT
barkeit jedoch sehr eingeschränkt ist, wurden auch Fra-     und wenn möglich die Entwicklung der Wärmeversor-
gebögen an die jeweiligen Stadtregierungen verschickt.      gung dargestellt.
Die Analyse soll einen Überblick über den Stand der Um-
setzung der Wärmewende in den Landeshauptstädten            Da die Datenlage in den einzelnen Landeshauptstädten
geben und sich auf die wesentlichen Aspekte konzentrie-     sehr unterschiedlich ist und auch auf unterschiedliche
ren. Sie erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit der     Erhebungsmethoden zurückgegriffen wird, ist es leider
Abbildung jeglicher einzelner Initiativen in dem Bereich.   schwierig, direkte quantitative Vergleiche zwischen den
                                                            Städten zu ziehen. Ein qualitativer Vergleich ist aber
In jedem Kapitel wird auf die Klimaziele der jeweiligen     möglich und es können durchaus Aussagen darüber
Stadt und auf ihre Programme bzw. Instrumente im            gemacht werden, welche Städte bei der Forcierung der
Gebäude- bzw. Raumwärmebereich eingegangen.                 Energie- bzw. Wärmewende bereits ambitionierter vor-
Anhand der öffentlich verfügbaren bzw. der von den          gehen und welche hier noch großen Aufholbedarf haben.
Städten zur Verfügung gestellten Daten wird der Stand

                                                                                          KLIMAREPORT – GLOBAL 2000 13
WIEN
                                                                               Smart Klima City Strategie
     Bevölkerungsstand 2020¹²                      1.914.743                   Die Smart Klima City Strategie soll die Umsetzung des
                                                                               Ziels der Klimaneutralität bis 2040 in den verschiedenen
                                                                               Bereichen konkretisieren. In einem Entwurf¹⁸ wurden
     Entwicklung 2010-2020                         +12 %                       folgende für den Gebäude- bzw. Raumwärmebereich
                                                                               relevanten Ziele formuliert:
                                                                               • gänzlicher Ausstieg aus der fossilen Wärmeversorgung
                                                                                  bis 2040
   ​Klimaziele                                                                 • Senkung des Endenergieverbrauchs pro Kopf für Hei-
                                                                                  zen, Kühlen und Warmwasser in Gebäuden um 20 %
   Laut dem Koalitionsabkommen¹³ der Wiener Stadtregie-                           bis 2030 und um 30 % bis 2040
   rung soll Klimaneutralität bis 2040 erreicht werden. Im                     • Senkung der CO2-Emissionen pro Kopf für Heizen, Küh-
   Jänner 2022 wurde ein Entwurf¹⁴ für einen entsprechen-                         len und Warmwasser in Gebäuden um 55 % bis 2030
   den Fahrplan vorgestellt. Darin ist festgelegt, dass fossile                   und auf null bis 2040
   Energie in der Wärmeversorgung bis 2040 nicht mehr                          • Steigerung der erneuerbaren bzw. dekarbonisierten
   eingesetzt werden soll. Ab 2021 wurde ein verbleibendes                        Energieerzeugung bis 2030 auf das Dreifache und bis
   Treibhausgasbudget von 60 Mio. t CO₂-e festgelegt. Bis                         2040 auf das Sechsfache gegenüber 2005
   2030 sollen die Pro-Kopf-Emissionen um 55 % gegen-
   über 2005 gesenkt werden und der Energieverbrauch soll                      Wiener Klima-Fahrplan
   bis 2030 zur Hälfte und bis 2040 vollständig aus erneu-                     Der Entwurf¹⁹ für den Klima-Fahrplan, der im Jänner
   erbaren und dekarbonisierten Quellen gedeckt werden.                        2022 präsentiert wurde, enthält neben den neuen Ziel-
                                                                               setzungen der Smart Klima City Strategie auch ein Maß-
                                                                               nahmenplan zur Zielerreichung. So soll beispielsweise
   ​Strategien, Programme,                                                     ein gesetzlicher Rahmen für den Ausstieg aus fossilen
    Instrumente                                                                Heizsystemen geschaffen werden (EWG, Energieraum-
                                                                               planung). Für thermische Sanierung und Kesseltausch soll
   Klimaschutzprogramm (KliP II)¹⁵                                             es Förder-, Pilot- und Begleitprogramme geben. Die Stadt
   Die im Jahr 2009 beschlossenen zweiten Klimaschutz-                         selbst und ihre Unternehmen sollen als Vorbild fungieren
   programm (KliP II) für 2020 gesteckten Ziele wurden                         und deren Gebäude bereits früher durch erneuerbare
   nur zum Teil erreicht. So konnten zwar die Pro-Kopf-                        Energieträger beheizt werden. Im Bereich der Fernwärme
   Emissionen u.a. auch aufgrund des starken Bevölke-                          sollen eine Netzerweiterung und eine Erschließung bzw.
   rungswachstums stärker als geplant reduziert werden¹⁶,                      Einbindung von Tiefengeothermie, Großwärmepumpen
   die Erhöhung des Fernwärmeanteils auf 50 % ist jedoch                       und Wärmespeichern erfolgen. „Erneuerbares Gas“ soll
   nicht im vorgesehenen Ausmaß gelungen. Zwischen                             lediglich zur Spitzenlastabdeckung in KWK-Anlagen ge-
   2010 und 2020 ist deren Anteil am Energiebedarf für                         nutzt werden, nicht aber für Heizung und Warmwasser.
   Raumklima und Warmwasser von 37 % auf lediglich
   40 % gestiegen¹⁷. Ein weiteres Ziel im Raumwärme-                           Wiener Wärme und Kälte 2040
   bereich war die Verringerung der CO2-Emissionen für                         Gemäß dem Koalitionsabkommen und den für den
   Heizung, Warmwasser und Kälte durch die Veränderung                         Wärmebereich angekündigten Zielen wird derzeit ein
   des Energieträgermixes. Wie die aktuellen Daten (siehe                      Konzept für die Dekarbonisierung der Wärme- und Kälte-
   unten) zeigen, kam es hier in den letzten 10 Jahren                         versorgung bis 2040 erarbeitet, welches bis Ende 2022
   allerdings zu keinen großen Veränderungen.                                  fertiggestellt werden soll. Eine entsprechende Studie mit

   12	Statistik Austria (2021): Bevölkerungsstand
   13 SPÖ & NEOS (2020): Die Fortschrittskoalition für Wien
   14	Stadt Wien (2022): Wiener Klima-Fahrplan - Unser Weg zur klimagerechten Stadt (Entwurf)
   15	Stadt Wien (2009): Klimaschutzprogramm der Stadt Wien - Fortschreibung 2010-2020
   16	Stadt Wien (2019): Fortschrittsbericht über die Umsetzung des Klimaschutzprogramms (KliP) der Stadt Wien
   17	Statistik Austria (2021): Nutzenergieanalyse(KliP) der Stadt Wien
   18	Stadt Wien (2021): Smart Klima City Strategie Wien - Der Weg zur Klimamusterstadt (Entwurf)
   19	Stadt Wien (2022): Wiener Klima-Fahrplan - Unser Weg zur klimagerechten Stadt (Entwurf)

14 GLOBAL 2000 – KLIMAREPORT
​
Szenarien für die Dekarbonisierung des Wiener Energie-                           Wärmeversorgung Wiens
systems bis 2040²⁰ wurde von der Wien Energie bereits
veröffentlicht. Diese sieht im Bereich der Wärmeversor-                          Energiebedarf für Raumklima
gung vor, dass bis 2040 ein vollständiger Ausstieg aus                           und Warmwasser²²
Erdgas auch in Bestandsgebäuden erforderlich ist und                             Im Jahr 2020 betrug der Energiebedarf für Raumklima
dass „erneuerbares Gas“ entsprechend den politischen                             und Warmwasser in Wien knappe 55 PJ. Das sind 44 %
Vorgaben in der Wärmeversorgung weitestgehend nicht                              des gesamten Energiebedarfs der Stadt. In 10 Jahren ist
zum Einsatz kommen soll. Möglichkeiten werden in der                             der Bedarf für Raumklima und Warmwasser um 10 %
Umstellung fossiler Heizsysteme auf Wärmepumpen                                  (−6,4 PJ) gesunken, was vor allem mit einer Reduktion
oder Fernwärme gesehen. Gleichzeitig kann die Dekarbo-                           des Erdgasverbrauchs um 16 % (−4,5 PJ) einherging.
nisierung der Fernwärme durch die Nutzung von Tiefen-                            Heute werden 42 % der Energie in Form von Erdgas und
geothermie, (Groß-)Wärmepumpen und Wärmespeicher                                 40 % in Form von Fernwärme verbraucht. 10 % gehen
erfolgen.                                                                        auf elektrischen Strom, 4 % auf Heizöl und 4 % auf die
                                                                                 direkte Nutzung von erneuerbarer Energie (Biomasse,
Klimaschutz-Gebiete                                                              Umgebungswärme) zurück.
(WrBO § 2b Energieraumpläne)²¹
Mit der Novellierung der Wiener Bauordnung im Jahr                               61 % der Energie für Raumklima und Warmwasser wird
2018 wurde der Gemeinderat ermächtigt, Klimaschutz-                              von Privathaushalten und 36 % im Dienstleistungssek-
Gebiete (im Gesetz „Energieraumpläne“ genannt) zu                                tor verbraucht. Die restlichen 3 % gehen auf das Konto
verordnen. In einem solchen Gebiet müssen Neubauten                              von Industrie und Landwirtschaft. Während im Dienst-
mit einem erneuerbaren Heizsystem oder mit Fernwärme                             leistungssektor bereits 57 % der Energie in Form von
ausgestattet werden. Die Verordnungen werden be-                                 Fernwärme und nur 18 % in Form von Erdgas verbraucht
zirksweise erarbeitet. Für 8 Bezirke wurden bereits 2020                         wird, gehen bei den Haushalten nur 30 % des Verbrauchs
Energieraumpläne beschlossen. Die restlichen Bezirke                             auf Fernwärme und immer noch 57 % auf Erdgas zurück.
hätten ursprünglich bis Ende 2021 folgen sollen. Diese                           Heizöl ist hingegen im Dienstleistungssektor mit einem
Frist wurde allerdings um ein Jahr nach hinten verscho-                          Anteil von 8 % noch stärker verbreitet als bei Haushalten.
ben. Bis Ende 2022 sollen sich dann 8 von 10 Neubauten
in einem solchen Klimaschutz-Gebiet befinden.

                   Wien: Energiebedarf für Raumklima und Warmwasser (2020)

                   64.000
                   64.000
                   56.000
                   56.000
                   48.000
                   48.000
                   40.000
                   40.000                                                                                           Kohle
                                                                                                                    Heizöl
                   32.000
                   32.000
                                                                                                                    Erdgas
                   24.000
                   24.000                                                                                           Strom
  Terajoule (TJ)

                                                                                                                    Fernwärme
                    16.000
                    16.000
                                                                                                                    Erneuerbare Energien
                    8.000
                    8.000

                        0
                        0
                             2010
                             2010   2011 2012
                                    2011 2012 2013
                                              2013 2014
                                                   2014 2015 2016 2017
                                                        2015 2016 2017 2018 2019 2020
                                                                       2018 2019 2020

                                                                                                             Datenquelle: Statistik Austria (2021)

      25.000
20	Wien  Energie (2021): Szenarien für die Dekarbonisierung des Wiener Energiesystems bis 2040
21	Stadt Wien (o. J.): Klimaschutz-Gebiete - Energieraumpläne für Wien (wien.gv.at)
22	Statistik Austria (2021): Nutzenergieanalyse (Anm.: inkl. Warmwasser der Privathaushalte,
      20.000
    das in der Nutzenergieanalyse der Statistik Austria unter Prozesswärme subsumiert ist)

                    15.000
                                                                                                                  KLIMAREPORT – GLOBAL 2000 15

                   10.000
Wien: Energiebedarf für Raumklima und Warmwasser (2020)

                                         100 %                2%
                                                                                         8%
                                          90 %
                                                                                        18 %
                                          80 %

                                          70 %                57 %                       13 %
                                          60 %                                                             Heizöl
    Relative Anteile der Energieträger

                                                                                                           Erdgas
                                          50 %
                                                                                                           Strom
                                          40 %                                                             Fernwärme
                                                              8%
                                                                                                           Erneuerbare Energien
                                                                                        57 %
                                          30 %

                                          20 %
                                                             30 %
                                          10 %

                                                               3%                        4%
                                                         Privathaushalte         Dienstleistungssektor

                                                                                                            Datenquelle: Statistik Austria (2021)

                                         Wien: Heizsysteme in Privathaushalten

                                         100 %                                           1%         1%
                                                 3%         3%         1%     3%

                                          90 %

                                          80 %
                                                                      46 %    46 %      46 %        49 %
                                                 50 %      47 %
                                          70 %

                                          60 %                                                             Kohleheizungen
    Relative Anteile der Heizsysteme

                                                                                                           Ölheizungen
                                          50 %                         5%     4%         6%                Gasheizungen
                                                            6%                                      5%
                                                 7%                                                        Stromheizungen
                                          40 %
                                                                                                           Fernwärmeanschluss
                                          30 %                                                             Erneuerbare Systeme
                                                                      44 %    44 %      45 %        43 %
                                          20 %   38 %      41 %

                                          10 %

                                                  1%        2%         3%      2%        2%         2%
                                                 09/10     11/12      13/14   15/16     17/18      19/20

                                                                                                            Datenquelle: Statistik Austria (2021)

16 GLOBAL 2000 – KLIMAREPORT
2.500

                    2.000

                     1.500

     1.000
Heizsysteme in Privathaushalten²³                                         hingegen die Fernwärmeerzeugung aus brennbaren Ab-
49 % der Wiener Haushalte heizen mit Erdgas, 43 %                         fällen (+4 %-Pkt. auf 19 %). Der Anteil der Fernwärme,
         500
mit Fernwärme, 5 % mit elektrischem Strom, 2 % mit                        die in KWK-Anlagen (fossile Energien, Abfall und Bio-
erneuerbaren
           0 Systemen (Biomasse, Solar, Wärmepum-                         masse) erzeugt wird, beträgt heute insgesamt 83 %.
pe) und 1 % mit2010
                  Heizöl.2011   2012an Haushalten
                          Der Anteil   2013 2014mit2015                 2016     2017     2018     2019
Fernwärme­anschluss konnte in 10 Jahren um 5 %-Pkt.                       Thermische Sanierungen²⁵
gesteigert werden, während der Anteil an Gasheizungen                     Die thermisch-energetische Sanierungsrate lag in Wien
um 1 %-Pkt. gesunken ist. Damit wird immer noch die                       im Jahr 2018 bei 1 % und damit deutlich unter dem
Hälfte der Wiener Haushalte mit fossilen Heizsystemen                     Durchschnittswert der zehn Jahre davor (∅ 2009–2018:
beheizt. Da auch die Anzahl der Haushalte insgesamt                       1,5 %). Damit liegt man in Wien auch deutlich unter dem
gestiegen ist, sind in 10 Jahren sogar über 25.000 Gas-                   österreichischen Schnitt von 1,4 % (2018) und weit weg
heizungen dazugekommen.                                                   von der notwendigen Sanierungsrate von 3 %.
                    3.500

Fernwärmeerzeugung²⁴
    3.000                                                                 Treibhausgasemissionen²⁶
Der Anteil der Fernwärmeerzeugung aus fossilen Rohstof-                   Die gesamten Treibhausgasemissionen Wiens im Non-
fen ist 2.500
        in 10 Jahren von 70 auf 65 % gesunken. Während                    EH-Bereich²⁷ sind zwischen 2010 und 2019 um 2,8 %
die Nutzung von Erdgas in Heizwerken (−4 %-Pkt. auf                       auf rd. 6,2 Mio. t CO2-e nur leicht gesunken. Die Pro-Kopf-­
        2.000
5 %) und Heizöl (−7 %-Pkt. auf 2 %) leicht verringert                     Emissionen lagen 2019 bei 3,3 t CO2-e (mit EH: 4,6 t).
werden konnte, ist die Anwendung von Erdgas in KWK-                       Die Emissionen im Gebäudesektor konnten im selben
        1.500
Anlagen gestiegen (+6 %-Pkt. auf 58 %). Gleichzeitig                      Zeitraum um rd. 12 % gesenkt werden und haben einen
konnte1.000
         der Anteil der Fernwärme aus erneuerbaren                        Anteil von 24 % an den Gesamtemissionen (ohne EH).
Quellen nur um 1 %-Pkt. auf 16 % gesteigert werden.                       Allerdings ist das eine geringere Reduktion als im öster-
Seit 2019   hat die Umgebungswärme erstmals einen
          500                                                             reichischen Durchschnitt, wo eine Senkung der Emis-
nennenswerten Anteil von 2 %. Stärker zugenommen hat                      sionen im Gebäudebereich um rd. 21 % erreicht werden
                        0
                             2010   2011   2012   2013   2014   2015    2016     2017     2018     2019

                   Wien: Fernwärmeerzeugung

                   25.000
                   25000

                   20.000
                   20000

                    15.000                                                                                         Öl
                    15000
                                                                                                                   Erdgas (HW)
                                                                                                                   Erdgas (KWK)
  Terajoule (TJ)

                    10.000
                    10000                                                                                          Abfälle
                                                                                                                   Bioenergie
                    5.000
                    5000                                                                                           Umgebungswärme

                        0
                        0
                             2010
                             2010   2011 2012
                                    2011 2012 2013
                                              2013 2014
                                                   2014 2015 2016 2017
                                                        2015 2016 2017 2018 2019 2020
                                                                       2018 2019 2020

                                                                                                            Datenquelle: Statistik Austria (2021)

23	Statistik Austria (2021): Energieeinsatz der Haushalte (Anm.: nur Hauptwohnsitze berücksichtigt)
24	Statistik Austria (2021): Energiebilanzen
25 Umweltbundesamt (2020): Definition und Messung der thermisch-energetischen Sanierungsrate in Österreich
26 Umweltbundesamt (2021): Bundesländer Luftschadstoff-Inventur 1990-2019
27	EH = Emissionshandel. Im EU-Emissionshandel sind große Anlagen von Industrie- und Energiewirtschaft erfasst. Non-EH bezeichnet hingegen
    die Bereiche außerhalb des Emissionshandelssystems, wie Verkehr, Gebäude, Abfallwirtschaft, Landwirtschaft und F-Gase

                                                                                                                 KLIMAREPORT – GLOBAL 2000 17
500

                     0
                          2010   2011   2012   2013      2014   2015   2016   2017   2018    2019

           Wien: Treibhausgasemissionen

                  3.500
                 3.500

                  3.000
                 3.000

                  2.500
                 2.500

                  2.000
                 2.000                                                                                       Energieerzeugung
                                                                                                             Gebäudesektor
                  1.500
                 1.500
                                                                                                             Abfallwirtschaft
                  1.000
                 1.000
       kt CO2e

                   500
                  500

                     00
                          2010
                          2010   2011
                                 2011   2012
                                        2012   2013
                                               2013      2014
                                                         2014   2015
                                                                2015   2016
                                                                       2016   2017
                                                                              2017   2018
                                                                                     2018    2019
                                                                                             2019
                                                                                                    Datenquelle: Umweltbundesamt (2021)

   konnte.²⁸ Die Emissionen des Energiesektors, der zwar                 Kritisch ist zu sehen, dass die Sanierungsrate noch weit
   dem EH-­Bereich zugerechnet wird, zu dem jedoch neben                 entfernt von der erforderlichen Sanierungsrate von 3 %
   der Strom-
           25000auch die Fernwärmeerzeugung (exkl. Abfall­               liegt. Eine Verdreifachung der Bemühungen in Wien ist
   verbrennung) zählt, sind um 16 % geringer als 2010.                   notwendig. Hier braucht es ein klares Konzept, wie die
   Sowohl im Gebäude- als auch im Energiesektor nahmen                   thermische Sanierung vorangetrieben werden kann. Ob-
           20000
   die Emissionen zwischen 2010 und 2014 ab und stiegen                  wohl der Ausstieg aus Erdgas ernsthaft diskutiert wird,
   dann wieder an. Die Emissionen der Abfallwirtschaft                   darf nicht übersehen werden, dass in Wien auch im Neu-
   (inkl. Abfallverbrennung
           15000             für Fernwärme) blieben konstant.            bau noch immer Erdgasheizungen installiert werden. Mit
                                                                         der vollständigen Umsetzung der Energieraumpläne soll
   ​                                                                     erreicht werden, dass 8 von 10 Neubauten ohne Gas-
       10000
   ​Kommentar von GLOBAL 2000                                            heizungen errichtet werden. Die Umsetzung ist derzeit
                                                                         aber noch nicht vollständig und auch ein Anteil von 20 %
   Positiv sieht
           5000GLOBAL 2000, dass die Stadt Wien im                       Gasheizungen in Neubauten ist nicht länger vertretbar.
   Koalitionsübereinkommen das ambitionierte Ziel bis 2040               Hier braucht es deutlich stärkere rechtliche Klarstellungen
   klimaneutral zu werden, verankert hat. Allerdings gilt es             in der Bauordnung.
               0
   dieses Ziel noch in Strategien
                  2010            und konkrete
                          2011 2012    2013 2014Umsetzungs-
                                                      2015 2016          2017 2018 2019 2020
   schritte zu übersetzen. Im Klimafahrplan ist hier vermerkt,           Als klare Handlungsempfehlungen für Wien lassen sich
   dass man erst auf bundespolitische Rahmenbedingungen                  aus den vorliegenden Ergebnissen somit folgende Schritte
   warten will. Damit würde man aber wertvolle Zeit verlie-              ableiten:
   ren, denn die Stadt Wien hat die Kompetenzen, die not-                • Erstellung eines Sanierungsfahrplans zur Anhebung der
   wendigen Schritte für den Ausstieg aus fossiler Energie                  Sanierungsrate auf 3 %
   im Wärmebereich zu setzen.                                            • Ausarbeitung von Landesgesetzen, insbesondere in der
                                                                            Bauordnung um einen geordneten Ausstieg aus Erdgas
   Dass es bereits eine Studie zum Ausstieg aus fossilen                    umzusetzen, anstatt auf Regelungen des Bundes zu
   Energieträgern der Wien Energie gibt, kann als Schritt                   warten
   in die richtige Richtung bewertet werden, ebenso die                  • Sicherstellung der Finanzierung, unter anderem durch
   Ankündigung, bis zum Ende des Jahres 2022 ein fertiges                   Zweckbindung der Wohnbauförderung, um die Leist-
   Konzept für den Ausstieg aus Öl und Gas im Wärmebe-                      barkeit und Durchführbarkeit der Wärmewende in Wien
   reich zu liefern.                                                        sicherzustellen

   28	Umweltbundesamt (2021): Klimaschutzbericht 2021

18 GLOBAL 2000 – KLIMAREPORT
GRAZ
                                                                        Im November 2020 wurde vom Grazer Gemeinderat ein
  Bevölkerungsstand 2020²⁹                   290.910                    Grundsatzbeschluss zur Erarbeitung eines umfassenden
                                                                        Klimaschutz-Plans gefasst. Dieser ist noch in Bearbeitung
                                                                        und soll voraussichtlich folgende Ziele³¹ beinhalten:
  Entwicklung 2010-2020                      +12 %                      • Bis 2040 werden im Stadtgebiet Graz die Treibhaus-
                                                                           gasemissionen jährlich 10 % reduziert. Im Jahr 2040
                                                                           verbleiben somit maximal 1 CO2-e pro Grazer:in an
                                                                           nicht vermeidbaren Restemissionen. Diese sollen
Ziele                                                                      „nachhaltig“ kompensiert werden.
                                                                        • Bis 2030 wird das Haus Graz (Magistrat + Holding) sei-
Bereits im Jahr 2008 wurden vom Grazer Gemeinderat in                      ne Treibhausgasemissionen jährlich um 20 % reduzie-
einem Grundsatzbeschluss zur Erarbeitung des Energie-                      ren. Im Jahr 2030 verbleiben somit maximal ½ t CO2-e
masterplans Graz³⁰ folgende Klimaschutzziele definiert:                    pro Mitarbeiter:in an Restemissionen. Diese sollen
• Reduktion des Pro-Kopf-CO2-Ausstoßes auf max. 1 t                       „nachhaltig“ kompensiert werden.
   pro Jahr
• Reduktion des Energieeinsatzes auf ein Drittel                       Dieses Ziel würde bei gleichbleibendem Bevölkerungs-
• Steigerung des Anteils erneuerbarer Energien auf 75 %                wachstum eine Reduktion der Gesamtemissionen um
                                                                        etwa 75 % gegenüber 2018 bedeuten.

  Teilziele                                                             Evaluierung 2020

  Massiver Ausbau der Fernwärme: +20 % Fernwärme-                       Anzahl mehr als verdoppelt
  anschlüsse bis 2020 gegenüber 2008

  Graz als Solarhauptstadt: 1 m² Sonnenkollektor pro                    nicht erreicht, kann nur durch Groß-Solaranlage
  Einwohner:in                                                          erreicht werden

  Verstärkte Nutzung von Abwärme und erneuerbaren                       2014 lag der Anteil bei 7 %
  Energieträgern: 50 % Anteil im Fernwärmesystem bis                    2019 lag der Anteil bei 23 %
  2030 und 100 % bis 2050

  Erhöhung der thermischen Sanierungsrate auf 3 %                       keine Evaluierung erfolgt
  bis 2020

  -15 % elektrische Warmwasserbereitung und                             keine Evaluierung erfolgt
  -10 % Stromheizungen bis 2020 gegenüber 2008

  Reduktion des Energieeinsatzes für Wärme in                           keine Evaluierung erfolgt
  den Haushalten um 3 % pro Jahr

  Reduktion der CO2-Emissionen der Haushalte                            keine Evaluierung erfolgt
  um 20 % gegenüber 2008

29	Statistik Austria (2021): Bevölkerungsstand
30	Stadt Graz (2008): Aktionsprogramm „Kommunales Energie- und Klimaschutzkonzept Graz 2020 (KEK GRAZ 2020)“ – Grundsatzbeschluss
31	Stadt Graz (o. J.): Klimaschutzplan - Zwischenbericht (Einseiter)

                                                                                                             KLIMAREPORT – GLOBAL 2000 19
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