BRANCHENREPORT ENERGIE 2020 - Arbeiterkammer Wien

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BRANCHENREPORT ENERGIE 2020 - Arbeiterkammer Wien
BRANCHENREPORT
ENERGIE 2020
Kontakt:
Abteilung Betriebswirtschaft, AK Wien, +43 1 50165 DW 12650

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Impressum
Medieninhaber: Kammer für Arbeiter und Angestellte für Wien,
Prinz-Eugen-Straße 20–22, 1040 Wien, Telefon: (01) 501 65 0
Offenlegung gem. § 25 MedienG: siehe wien.arbeiterkammer.at/impressum
Zulassungsnummer: AK Wien 02Z34648 M
AuftraggeberInnen: AK Wien, Betriebswirtschaft

Autoren:
Simon Schumich
Simon.Schumich@akwien.at
+43 1 50165 12682

Bilanzdatenbank:
Elisabeth Lugger, Kristina Mijatovic-Simon

Beiträge:
Kai Biehl, Michael Ertl, Markus Marterbauer, Reinhold Russinger
(Wirtschaftslage Österreichs)
Michael Soder, Sandra Matzinger (energiepolitisches Umfeld)
Sarah Tesar (Ausblick 2020)

Foto:
mhfotodesign - Fotolia

Grafik Umschlag und Druck: AK Wien
Verlags- und Herstellungsort: Wien
© 2020 bei AK Wien

Stand November 2020
Im Auftrag der Kammer für Arbeiter und Angestellte für Wien
INHALT

1   Kurzfassung ............................................................................................................. 5

2   Aufbau und Methodik .............................................................................................. 8

3   Wirtschaftslage Österreichs...................................................................................... 9
    WIFO-Prognose Oktober 2020 für Österreich ................................................................................................................ 9
    Aktuelle WIFO-Prognose im Vergleich ......................................................................................................................... 11
    Preise ........................................................................................................................................................................... 11
    Arbeitsmarkt ................................................................................................................................................................ 12

4   Energiepolitisches Umfeld ...................................................................................... 13
    Allgemein ..................................................................................................................................................................... 13
    Der österreichische Strommarkt .................................................................................................................................. 14
    Preisentwicklungen ...................................................................................................................................................... 16
    Politische und regulatorische Rahmenbedingungen ................................................................................................... 17

5   Die Energiekonzerne in Österreich.......................................................................... 18
    Allgemeines ................................................................................................................................................................. 18
    Absatz- und Preissituation ........................................................................................................................................... 19
    Umsätze der Energiekonzerne ..................................................................................................................................... 21
    Ertragslage der Energiekonzerne ................................................................................................................................. 22
    Aufwandsstruktur der Energiekonzerne ...................................................................................................................... 24
    Beschäftigung und Personalaufwand der Energiekonzerne ........................................................................................ 25
    Gewinne der Energiekonzerne..................................................................................................................................... 27
    Dividenden der Energiekonzerne ................................................................................................................................. 28
    Finanzielle Stabilität der Energiekonzerne ................................................................................................................... 29
    Investitionen der Energiekonzerne .............................................................................................................................. 29
    Ausblick auf 2020 – spürbare Auswirkungen von COVID 19 ........................................................................................ 30
    Verbundkonzern .......................................................................................................................................................... 30
    EVN - Konzern .............................................................................................................................................................. 31

6   Die österreichischen Energieversorgungsunternehmen .......................................... 33
    Allgemeines ................................................................................................................................................................. 33
    Umsatzerlöse und Betriebsleistung ............................................................................................................................. 35
    Operative Ertragskraft (EBIT) ....................................................................................................................................... 36
    EBIT-Quote ................................................................................................................................................................... 37
    Operative Aufwandsstruktur ....................................................................................................................................... 38
    Jahresüberschuss (nach Steuern) ................................................................................................................................ 39
    Jahresüberschussquote ............................................................................................................................................... 40
    Gewinnausschüttungen und Dividenden ..................................................................................................................... 41
    Eigenkapitalquote ........................................................................................................................................................ 42
    Cashflow und Selbstfinanzierungskraft ........................................................................................................................ 43
    Fiktive Verschuldungsdauer ......................................................................................................................................... 44
    Investitionen ................................................................................................................................................................ 45

                                                                                                                                          Branchenreport Energie 2020 │ 3
Beschäftigte ................................................................................................................................................................. 46
    Personalaufwandstangente ......................................................................................................................................... 46
    Wertschöpfung ............................................................................................................................................................ 47
    Pro Beschäftigten Kennzahlen ..................................................................................................................................... 48

7   Anhang .................................................................................................................. 50
    Bilanzkennzahlenvergleich ........................................................................................................................................... 50
    Einzelunternehmensdaten ........................................................................................................................................... 52

                                                                                                                                       Branchenreport Energie 2020 │ 4
1 KURZFASSUNG

Aktuelle Wirtschaftslage Österreichs: Privater Konsum als Notwendigkeit für Wachstum
       Das Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO) erwartet für 2020 einen scharfen, aber kurzen Einbruch der österreichi-
        schen Konjunktur in Folge der COVID-19-Pandemie.
       Der Rückgang des realen Bruttoinlandsprodukts wird gemäß dem Lockdown-Szenario vom 3.11.2020 auf -7,7 %
        geschätzt und übertrifft den Rückgang nach der Finanzkrise 2008/09 deutlich (2009: -3,8 %).
       Auch der Arbeitsmarkt ist stark betroffen und die Arbeitslosenquote wird jedenfalls auf 9,9 % ansteigen.
       Für 2021 zeichnet sich zwar eine wirtschaftliche Erholung ab (+2,8 % reales BIP-Wachstum), das Vorkrisenniveau
        wird damit aber noch nicht erreicht und die Zahl der Arbeitslosen ist um mehr als 100.000 höher als 2019.
       Preisanstieg: Für das Jahr 2021 erwartete man laut aktueller WIFO-Prognose vom Oktober 2020 einen durchschnitt-
        lichen Anstieg der Verbraucherpreise um +1,5 %.

Das energiepolitische Umfeld
       2019 wurden etwa 72 % des Gesamtstromverbrauchs in Österreich durch erneuerbare Energieträger (Wasserkraft,
        Biomasse, Windkraft, Photovoltaik und Geothermie) erzeugt.
       Die gesamte Produktion von elektrischer Energie war mit 255 PJ um +9 % (+20 PJ) höher als im Vorjahr, wobei vor
        allem die Erzeugung durch Wasserkraft (+9 %), Windkraft (+23 %) und Photovoltaik (+18 %) anstieg.
       Die Inlands-Stromerzeugung stieg gegenüber dem Vorjahr 2018 um 8,1 % (+5,5 TWh). Dabei waren erhebliche Ver-
        änderungen in der Zusammensetzung der Strom-Erzeugungskomponenten feststellbar. Nimmt man die Stromer-
        zeugung aus biogenen Brennstoffen aus (-6,5 %, 0,2 TWh), stieg die gesamte Stromerzeugung bei allen anderen
        Energieträgern. Auch fossile Energieträger (Kohle, Erdgas, Erdöl) wurden wieder vermehrt genutzt (+7,7 % im Ver-
        gleich zum Jahr 2018).
       Der österreichische Strompreisindex (ÖSPI), der von der österreichischen Energieagentur erhoben wird, lag im Ver-
        gleich zum Vorjahr um 18,5 % niedriger. Der Grundlastpreis fiel dabei im Vergleich zum Jahr 2019 um 18,6 %, der
        Spitzenlastpreis fiel um 18,3 %.
       Mitte September 2020 hat die Bundesregierung das Erneuerbaren Ausbaugesetzespaket vorgelegt: Das Ziel lautet
        dabei, dass bis 2030 (bilanziell) der gesamte österreichische Strombedarf zu 100 % durch im Inland erzeugte Erneu-
        erbare Energie gedeckt werden kann. Insgesamt soll dazu die erneuerbare Stromerzeugung um 27 TWh erhöht
        werden – das entspricht in etwa einer Verdreifachung der bisher geförderten Ökostrommenge.
       Der überwiegende Teil davon soll aus Photovoltaik- (11TWh) und Windkraftanlagen (10 TWh) aber auch Wasser-
        kraft (5Twh) und Biomasse (1TWh) spielen eine wichtige Rolle.

                                                                                            Branchenreport Energie 2020 │ 5
Energiekonzerne in Österreich: Weiterhin hohe Investitionen und ein gutes wirtschaftliches Jahr 2019
        Es wurden ausgewählte wirtschaftliche Kennzahlen der österreichischen Energiekonzerne analysiert.
        Stabile Absatzzahlen und höhere Umsätze im Jahr 2019: Die Umsatzerlöse von acht näher betrachteten österrei-
         chischen Energiekonzernen erhöhten sich auch im Jahr 2019 weiterhin und lagen in Summe bei 13.746,9 Millionen
         Euro.
        Bessere Finanz- und Ertragskraft: Die Ertragskraft vor Abschreibungen (EBITDA) erhöhte sich im Geschäftsjahr 2019
         um 12,9 % gegenüber dem Vorjahr 2018 und betrug insgesamt 3.067,6 Mio. Euro.
        Niedrigere Personalaufwandsquote: In der Gesamtbetrachtung der österreichischen Energiekonzerne konnte die
         Personalaufwandsquote infolge höherer Umsätze reduziert werden und lag 2019 im Schnitt bei 12,7 % gemessen
         am Umsatzanteil. 2018 waren es noch 14,8 %.
        Tolle Periodenergebnisse: In Summe erwirtschafteten die Energieversorgungskonzerne Gewinne (nach Steuern)
         von insgesamt knapp 1,4 Milliarden Euro. Das ist im dreijährigen Vergleich der beste ausgewiesene Wert.
        Hohe Ausschüttungen: Die Energieversorger schütteten im Jahr 2020 in Summe etwa 543,8 Millionen Euro (inkl.
         Wien Energie Teilkonzern 643,8 Mio. Euro) an die EigentümerInnen aus. Das entspricht einer Zunahme von 18 %
         gegenüber dem Vorjahr 2019.
        Infolge höherer Jahresergebnisse erhöhten trotz Corona-Epidemie die Energiekonzerne allesamt ihre Ausschüttun-
         gen.
        Das erfolgreiche Geschäftsjahr 2019 spiegelte sich auch weiterhin in den Investitionen wider. In Summe wurden
         von den zehn österreichischen Energiekonzernen im Jahr 2019 etwa 1,9 Milliarden Euro investiert, was einer Stei-
         gerung gegenüber dem Vorjahr um 20,4 % entspricht.

AK Branchenmonitor der Energieversorgungsunternehmen

Weiterhin steigende Umsätze (+11,4 %) auf insgesamt 15,4 Milliarden Euro
        Die Umsätze der 35 untersuchten Unternehmen der Energieversorgungsbranche (EVU: Branchensumme) erhöhten
         sich auch im Jahr 2018 gegenüber den beiden Vorjahren und lagen in Summe bei etwa 15,4 Mrd. Euro (+ 11,4 %
         zum Vorjahr 2018).
        Die Erhöhung der Umsatzerlöse ist u.a. auf die Entwicklung der Großhandelspreise für Strom, Gas und Zertifikate
         sowie teilweise auf höhere Erzeugungsmengen zurückzuführen.

Gute operative Ertragskraft mit 5,4 %
        Insgesamt zeigte sich hinsichtlich der operativen Ertragsstruktur eine EBIT-Quote von 5,4 %, welche 2019 bei den
         Energieunternehmen höher war als im Industrieschnitt.
        Die Einzelbetrachtung stellt dar, dass 4 von 10 Landesenergieversorger bessere operative Ertragsraten und die üb-
         rigen 6 Energievergleichsgruppen niedrigere operative Ertragsraten gegenüber dem Vorjahr 2018 zu verzeichnen
         hatten. Die genaueren Einzeldaten können dem Anhang entnommen werden.
        Im dreijährigen Vergleich wird ersichtlich, dass die Materialaufwandsquote immer stärker zunahm und 2019 bei
         69 % gemessen an der ordentlichen Betriebsleistung lag. Die Personalaufwandstangente lag im dreijährigen Ver-
         gleich bei 11,5 % und somit etwas niedriger als im Vorjahr. Der anteilige sonstige Betriebsaufwand sowie die antei-
         ligen Abschreibungen konnten gegenüber den beiden Vorjahren reduziert werden, sodass sich im Durchschnitt eine
         EBIT-Quote 5,4 % errechnet.

Hohes Niveau bei Jahresergebnissen (nach Steuern)
        Die Jahresergebnisse (nach Steuern) der EVU-Branchensumme verzeichneten im Betrachtungsjahr 2019 etwa 1,7
         Milliarden Euro und konnten sich gegenüber dem Vorjahr weiterhin erhöhen. Im Vergleich zum Jahr 2017 lagen die
         Jahresgewinne der 35 Energieunternehmen insgesamt auf einem sehr hohen Niveau.

                                                                                             Branchenreport Energie 2020 │ 6
    Die Betrachtung der Jahresergebnisse im Verhältnis zum Umsatz veranschaulicht im EVU-Branchenschnitt eine Jah-
         resüberschussquote von 11,0 %. Trotz insgesamt höherer Umsatzerlöse konnten sich in Summe die Energieunter-
         nehmen bei guten Gewinnquoten im zweistelligen Bereich halten.

Knapp 600 Millionen Euro an Gewinnausschüttungen
        Die im Jahr 2020 ausgeschütteten Dividenden der einzelnen Energie-Mutterunternehmen erhöhten sich in Summe
         um 15,0 % und lagen auf Basis der Jahresabschlüsse 2019 bei knapp 600 Millionen Euro.
        Bei sechs von zehn Landesgesellschaften (Energie Burgenland, Linz Strom Gas Wärme, KELAG, EVN, TIWAG und
         Verbund) wurde 2020 an die EigentümerInnen mehr als im Vorjahr ausgeschüttet. Die Energie AG Oberösterreich,
         illwerke vkw AG, Energie Steiermark und Salzburg AG hatten außerdem niedrigere Dividendenzahlungen getätigt.

Stabile Eigenreserven, höhere Cashflows, relativ lange Entschuldungsdauer
        Die Eigenkapitalquote erhöhten sich bei den Energieversorgungsunternehmen moderat und lag 2019 im Schnitt bei
         stabilen 49,2 Prozent.
        Die Cashflow-Quote ist bei den Energieunternehmen im Vergleich zu den beiden Vorjahren wieder gestiegen und
         betrug 2019 etwa 10,0 %.
        Die fiktive Schuldentilgungsdauer der untersuchten Energieversorgungsunternehmen sank im Jahr 2019 in Summe
         und lag bei 10,2 Jahren. Im Vergleich zu anderen Branchen weisen die EVUs eine hohe Entschuldungsdauer auf.

Weiterhin hohe Investitionen in Sachanlagen
        Im Branchendurchschnitt investierten die untersuchten Energieversorgungsunternehmen im Jahr 2019 etwa 8,7 %
         gemessen an der Betriebsleistung in Sachinvestitionen.
        Die Investitionsquote ist mehreren Jahren beinahe so hoch wie die Selbstfinanzierungskraft (Cashflow-Quote) der
         Unternehmen. In der Regel mussten Schulden aufgenommen werden, um die notwendigen Investitionen zu ermög-
         lichen.

Niedrigere Personalaufwandsquote und bessere pro-Kopf-Leistungskennzahlen
        Die beinahe konstante Beschäftigungsanzahl - gekoppelt mit höheren Umsatzerlösen – führte bei den Energiever-
         sorgungsunternehmen zu einer Reduktion der Personalaufwandstangente. Diese lag 2019 bei 9,1 % gemessen an
         der ordentlichen Betriebsleistung laut AK-Berechnung. Insgesamt konnten mehr als die Hälfte der betrachteten
         Landesenergieversorger niedrigere – und somit bessere – Personalaufwandsquoten verzeichnen.
        Bei den 35 Energieversorgungsunternehmen stieg im Schnitt der Personalaufwand* um 3,6 % im Vergleich zum
         Vorjahr 2018.
        Die Wertschöpfung pro Kopf erhöhte sich um 7,8 % und lag bei etwa 252,3 Tausend Euro pro ArbeitnehmerIn.
        Aufgrund der höheren Umsätze stieg auch die Betriebsleistung pro Kopf 7,9 % im Vergleich zum Vorjahr 2018.

Konzern-Ausblick 2020: Verbund und EVN mit verbesserten Ergebnissen trotz COVID-19 Krise und Umsatzrückgängen
        Trotz der COVID-19 Krise konnten die beiden Konzerne zum 03.Quartal 2020 ein verbessertes EBITDA und Konzern-
         ergebnis liefern.
        In beiden Unternehmen kam es zwar zu geringeren Umsatzzahlen, die deutlicher gesunkenen Aufwendungen er-
         möglichten dennoch eine Ergebnisverbesserung.
        Beide Energiekonzerne halten an ihren Investitionsplänen fest.

                                                                                          Branchenreport Energie 2020 │ 7
2 AUFBAU UND METHODIK

Der Branchenreport fokussiert auf die wirtschaftliche Lage des österreichischen Energieversorgungssektors. Nach einer Be-
schreibung zum Aufbau und zur Methodik beinhaltet diese Arbeit eine Einschätzung der allgemeinen Wirtschaftslage Öster-
reichs (Kapitel 3), die insbesondere im Ausnahmejahr 2020 je nach Szenario unterschiedlich ausfallen kann, verfasst von Ex-
pertInnen der Abteilung Wirtschaftswissenschaft der Arbeiterkammer Wien. In diesem Zusammenhang werden konjunktu-
relle volkswirtschaftliche Daten zusammengefasst, die insbesondere auf die Entwicklung des Wirtschaftswachstums und die
Inflationsprognose und auf die Entwicklung des Arbeitsmarktes näher eingehen.

In weiterer Folge wurde im Zuge dieses Branchenreports von der Abteilung Wirtschaftspolitik der AK Wien ein Beitrag über
die energiewirtschaftlichen Rahmenbedingungen in Österreich (Kapitel 4) verfasst. In diesem Kapitel werden die wichtigsten
Entwicklungen zur österreichischen Energie- und Strompolitik beschrieben. Hierbei werden neben aktualisierten Energieda-
ten die Entwicklungen des Strompreisindex oder der Preisentwicklungen erläutert und politische und regulatorische Maß-
nahmen sowie neue Trends und aktuelle Geschehnisse im Zuge der Corona-Epidemie zusammengefasst.

Der Hauptteil dieser Untersuchung untersucht die Branche anhand einer Konzern- und Jahresabschlussdatenanalyse. Dafür
werden die Konzerndaten (Kapitel 5) und die wirtschaftlichen Daten der Jahresabschlüsse (Kapitel 6) von ausgewählten ös-
terreichischen Energiekonzernen und Kapitalgesellschaften, die insbesondere im Feld der Energieversorgung tätig sind, sowie
in den letzten drei verfügbaren Betrachtungsjahren 2017, 2018 und 2019 durchgängig vollständige und verwendbare Daten
beinhalten sowie ihren Umsatz ausweisen und bis zum Stichtag 02.11.2020 ihre Jahresabschlüsse beim österreichischen Fir-
menbuch veröffentlichten, verwendet. Da die Energieunternehmen in den letzten Jahren besonders stark von Umstrukturie-
rungen geprägt waren, werden im Rahmen dieser Untersuchung neben den Landesenergieversorgungsunternehmen auch
zugewiesene Netzgesellschaften sowie ausgegliederte Tochterunternehmen teilweise in die Untersuchung mitaufgenom-
men.

Das Kapitel 5 widmet sich den übergeordneten österreichischen Energiekonzernen und deren wirtschaftliche Entwicklung. Es
wurden die Energiekonzerne aller Landesversorger (bis auf Vorarlberger illwerke)1 sowie der Verbundkonzern in die Analyse
miteinbezogen. Bei der Wien Energie handelt es sich um einen freiwillig durchgeführten Teilkonzernabschluss.

Für das gesamte Sample der österreichischen Energieversorgungsunternehmen (Kapitel 6) werden die Ertragslage, die Auf-
wandssituation und die finanzielle Stabilität – wie Eigenkapitalausstattung und Entschuldungsdauer) untersucht. Außerdem
wird auf die Ausschüttungspolitik, das Investitionsverhalten und die Produktivitätsentwicklung der Unternehmen eingegan-
gen. Als Quellenmaterial wurden dabei primär veröffentlichte Jahresabschlüsse von Kapitalgesellschaften verwendet, die
dem Fachverband der Gas- und Wärmeversorgungsunternehmungen angehören.

Abschließend liefert ein Bilanzkennzahlenvergleich die wichtigsten Aufschlüsselungen von relevanten wirtschaftlichen Kenn-
daten im Vergleich zu anderen Branchen in Österreich. Die Auswertung der wirtschaftlichen Jahresabschlussdaten erfolgte
mithilfe der AK-Bilanzdatenbank.

1Zum Stichtag 02.11.2020 lag bei dem Vorarlberger Landesenergieversorger illwerke vkw AG noch kein veröffentlichter Geschäftsbericht für das Geschäftsjahr
2019 vor.

                                                                                                                    Branchenreport Energie 2020 │ 8
3 WIRTSCHAFTSLAGE ÖSTERREICHS

Kai Biehl, Michael Ertl, Reinhold Russinger
AK Wien, Abteilung Wirtschaftswissenschaften und Statistik

WIFO-Prognose Oktober 2020 für Österreich1

    Das Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO) erwartet für 2020 einen scharfen, aber kurzen Einbruch der österreichischen Kon-
    junktur in Folge der COVID-19-Pandemie. Der Rückgang des realen Bruttoinlandsprodukts wird gemäß dem Lockdown-Sze-
    nario vom 3.11.2020 auf -7,7 % geschätzt und übertrifft den Rückgang nach der Finanzkrise 2008/09 deutlich (2009: -3,8 %).
    Auch der Arbeitsmarkt ist stark betroffen und die Arbeitslosenquote wird jedenfalls auf 9,9% ansteigen. Für 2021 zeichnet
    sich zwar eine wirtschaftliche Erholung ab (+2,8 % reales BIP-Wachstum), das Vorkrisenniveau wird damit aber noch nicht
    erreicht und die Zahl der Arbeitslosen ist um mehr als 100.000 höher als 2019.

Das optimistische Szenario: Kurz und schmerzhaft
Das WIFO berücksichtigt in ihrem aktuellen Lockdown-Szenario die neuen Eindämmungsmaßnahmen der Bundesregierung
vom 31.10.2020 und geht von einem ähnlichen Verlauf wie ab der ersten Maihälfte 2020 aus. Es wird zudem angenommen,
dass der aktuelle Lockdown bis Mitte Dezember verlängert wird und erst nach und nach langsame Lockerungen folgen. Auf-
grund der asynchronen Wiederaufnahme der weltweiten Wirtschaftstätigkeit verläuft der Aufschwung aber zögerlich und ist
begleitet von Unsicherheit, die Konsum und Investitionen belastet. Auf Basis des Szenarios erwartet das WIFO einen Rückgang
der realen Wirtschaftsleistung von -7,7*% für das Jahr 2020 und wurde im Vergleich zur vorangehenden Prognose vom Juni
2020 nach oben korrigiert (06/2020: -7,0 %).

Das reale BIP der wichtigsten Handelspartner schrumpft exportgewichtet um -6,5*% (2020), wobei die Mittel- und Osteuro-
päischen Länder (MOEL) weniger stark betroffen sind. Die langsam einsetzende Konjunkturerholung wird vom niedrigen Roh-
ölpreis und von den expansiven wirtschafts- und geldpolitischen Maßnahmen gestützt. Außerdem löst sich der Konsumrück-
stau privater Haushalte auf, der während der Lockdowns teilweise erzwungen war. Wegen vermehrtem Vorsichtssparen auf-
grund hoher Unsicherheiten wird jedoch nur eine langsame Erholung des privaten Konsums prognostiziert. Für 2021 rechnet
das WIFO zwar mit einer Erholung des BIP von +2,8*%, das Vorkrisenniveau wird damit aber klar nicht erreicht werden.

Deutlicher Anstieg der Arbeitslosenquote trotz Kurzarbeit
Der unterstellte Verlauf der COVID-19-Pandemie führt zu einem Rückgang der unselbständig aktiv Beschäftigten von 2*%.
Aufgrund der Kurzarbeit gelang es zwar, den Anstieg der Arbeitslosenquote zu mildern. Trotzdem geht das WIFO von einer
Arbeitslosenquote von 9,9*% für 2020 aus (+2,5*%-Punkte gegenüber 2019). Im Jahresdurchschnitt steigt die Zahl der Ar-
beitslosen um knapp 100.000 auf etwa 400.000 Personen (ohne SchulungsteilnehmerInnen). Die Arbeitslosigkeit könnte sich
bei längerer Dauer der Krise aber verfestigen und aus Sicht der AK-ExpertInnen sind arbeitsmarktpolitische Maßnahmen drin-
gend notwendig, um dieser Gefahr entgegen zu wirken.

1Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung, 09. Oktober 2020. Soweit möglich, wurde das aktuelle Lockdown-Szenario vom 3. No-
vember 2020 berücksichtigt, dass im WIFO Research Briefs 17/2020 veröffentlicht wurde. Aktualisierte Werte wurden mit * berücksichtigt
und beziehen sich auf die aktuelle Publikation, nicht mit * gekennzeichnete Werte beziehen sich auf die Prognose vom 09.Oktober 2020.
Dadurch können Inkonsistenzen bestehen, wenn beispielsweise %-Werte aktualisiert werden, aktuelle absolute Werte (z.B. Arbeitslosig-
keit) aber nicht publiziert werden.

                                                                                                      Branchenreport Energie 2020 │ 9
Bruttoinlandsprodukt (BIP): Gesamtwert aller Güter, die innerhalb eines Jahres in einer Volkswirtschaft hergestellt wurden
    abzüglich der Vorleistungen.
    Private Konsumausgaben: Wert der Waren und Dienstleistungen, die inländische Privathaushalte für den Verbrauch kau-
    fen. Verbraucherpreisindex (VPI): Maßstab für die allgemeine Preisentwicklung (Inflation). Die Grundlage bildet ein Waren-
    korb, der Waren und Dienstleistungen beinhaltet, die ein durchschnittliches Verbraucherverhalten repräsentieren.
    Sparquote: Anteil am verfügbaren Einkommen der privaten Haushalte, der gespart wird.
    Realeinkommen: wird um die Preisentwicklung bereinigt und ist ein Indikator für die Kaufkraft des Einkommens.
    Verfügbares Einkommen privater Haushalte: Summe der regelmäßigen Einkommen aller Mitglieder eines Haushaltes nach
    Abzug aller direkten Abgaben (zB Lohnsteuer) und Hinzurechnung aller Geldleistungen, die durch den Staat an den Haushalt
    gehen (zB Arbeitslosengeld).
    Lohnstückkosten: Hier werden die Arbeitnehmerentgelte dem Bruttoinlandsprodukt gegenübergestellt.

                                      WIFO Prognose Oktober 2020 - Veränderung gegen das Vorjahr in Prozent
                                                                             2017              2018           2019            2020             2021
    Bruttoinlandsprodukt
        Wirtschaftswachstum Österreich, nominell                                    +3,3            +4,3           +3,2           -5,8*             +4,2*

        Wirtschaftswachstum Österreich, real                                        +2,4            +2,6           +1,4           -7,7*             +2,8*

        Wirtschaftswachstum Deutschland, real                                       +2,6            +1,3           +0,6              -5,2            +3,8

        Wirtschaftswachstum EU 27, real                                             +2,8            +2,1           +1,5              -6,9            +4,9
        Wirtschaftswachstum Euro-Raum, real                                         +2,6            +1,8           +1,3              -7,5            +5,3

        Wirtschaftswachstum USA, real                                               +2,3            +3,0           +2,2              -4,0            +3,2

    Stundenproduktivität in der Gesamtwirtschaft                                    +1,4            +0,6           -0,2              -0,0            +0,3

    Stundenproduktivität in der Herstellung von Waren                               +2,6            +2,9           -0,0              -2,5            +1,8

    Private Konsumausgaben, real                                                    +1,9            +1,1           +0,8           -8,2*             +3,4*

    Bruttoanlageinvestitionen, real                                                 +4,1            +3,9           +4,0              -5,6            +3,7

        Ausrüstungen                                                                +5,4            +4,1           +4,3              -7,9            +4,7

        Bauten                                                                      +2,5            +3,6           +3,6              -2,8            +2,5

    Bruttowertschöpfung, real
       Herstellung von Waren einschließlich Bergbau                                 +3,7            +5,3           +0,7           -11,0              +6,0

       Handel; Instandhaltung und Reparatur von Kfz                                 +0,1            +2,9           +0,6              -6,5            +5,5

    Warenexporte, fob, real                                                         +4,9            +5,4           +2,1           -10,7              +6,5

    Warenimporte, fob, real                                                         +4,4            +3,8           +1,1              -9,2            +6,0

    Leistungsbilanzüberschuss
        Mrd. €                                                                      5,08            4,85         11,30             8,60             11,31

        in % des BIP                                                                 1,4              1,3            2,8           2,8*              2,9*

    Verbraucherpreise                                                               +2,1            +2,0           +1,5            +1,3             +1,3*

    Arbeitslosenquote
        in % der Erwerbspersonen (laut Eurostat)                                     5,5              4,9            4,5           5,5*              5,6*

        in % der unselbständigen Erwerbspersonen                                     8,5              7,7            7,4           9,9*              9,7*

    Arbeitslosigkeit in 1.000 Personen    1
                                                                                    340             312            301               403              365

    Unselbständig aktiv   Beschäftigte2                                             +2,0            +2,5           +1,6           -2,0*             +0,7*

    Bruttoverdienste je ArbeitnehmerIn, nominell                                    +1,6            +2,7           +2,9            +1,4              +1,5

    Realeinkommen je ArbeitnehmerIn
        brutto                                                                      -0,5            +0,7           +1,3            +0,1              +0,0

        netto                                                                       -0,7            +0,2           +1,4            +0,4               -0,4

    Sparquote3                                                                       7,5              7,8            8,2           15,0              10,6

    Lohnstückkosten, nominell
         Gesamtwirtschaft                                                           +1,0            +2,3           +2,4            +6,5               -1,6

         Herstellung von Waren                                                      -0,9            +0,6           +3,8           +12,7               -4,1

    Finanzierungssaldo des Staates in % des   BIP4                                  -0,8              0,2            0,7         -10,4*             -6,2*
1 tatsächliche Werte
2 ohne Karenz-/KinderbetreuungsgeldbezieherInnen, Präsenzdiener und in der Beschäftigungsstatistik erfasste arbeitslose SchulungsteilnehmerInnen,
3 in Prozent des verfügbaren Einkommens - einschließlich Zunahme betrieblicher Versorgungsansprüche
4 tatsächlicher Wert, gemäß Maastricht-Definition

                                                                                                                   Branchenreport Energie 2020 │ 10
Aktuelle WIFO-Prognose im Vergleich

Das Österreichische Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO) wird unter anderem von Finanzministerium, Österreichischer
Nationalbank und Sozialpartnern finanziert. Die WIFO Prognosen gelten de facto als offizielle Prognosen der Bundesregie-
rung. In Vorstand und Kuratorium des WIFO sind auch die Spitzen aller Sozialpartner vertreten. Um Auseinandersetzungen
über die bei Verhandlungen zugrunde zu legenden Prognosen zu vermeiden, gilt die WIFO Prognose als Konsens der Sozial-
partner über die künftige Entwicklung. Die weiteren Prognosen sind somit eher als Zusatzinformation über alternative Sicht-
weisen zur Wirtschaftsentwicklung zu sehen.

Während die Prognosen zur wirtschaftlichen Entwicklung zu Beginn der COVID-19-Pandemie noch deutlich heterogener wa-
ren, haben sich sowohl die Zahlen der nationalen als auch internationalen Institutionen nun ziemlich angeglichen. Im natio-
nalen Kontext ist insbesondere die OeNB optimistischer in Bezug auf die Entwicklungen für das Jahr 2021. Für die nächsten
Jahre werden geringe Preissteigerungen erwartet, die deutlich unter dem Inflationsziel der EZB von knapp unter 2 % liegen.

                 BIP-Wachstumsprognosen in Österreich (in %, real)                           Inflationsprognose für Österreich (VPI-Anstieg in %)
                                  2019                  2020                 2021                 2019                 2020                 2021
      WIFO (10/2020)                      +1,4                 -7,7*                +2,8*                +1,5                 +1,3                 +1,3*
         IHS (10/2020)                    +1,4                  -6,7                  +4,7               +1,5                 +1,4                  +1,6
      OeNB (06/2020)                      +1,5                  -7,2                  +4,9
         EU (11/2020)                     +1,6                  -7,1                  +4,1
      OECD (06/2020)                      +1,5          -7,5 (-6,2^)        +3,2 (+4,0^)
Quellen: WIFO: Prognose vom 09. Oktober 2020; IHS: Prognose vom 09. Oktober 2020 (vierteljährliche Revision); OeNB: Prognose vom Juni 2020 (halbjährliche
Revision); EU: Herbstprognose der Europäischen Kommission vom November 2020 (vierteljährliche Revision); OECD: Economic Outlook Nr. 107 vom Juni 2020
(halbjährliche Revision). ^) Die OECD prognostiziert zwei Szenarien. Da schlechtere Szenario berücksichtigt eine zweite große Infektionswelle.

Preise

Unter Inflation versteht man eine allgemeine und andauernde Erhöhung des Preisniveaus. Das andauernde Sinken des Preis-
niveaus nennt man Deflation.

Die Inflationsrate für September 2020 lag bei 1,5% (August 2020 1,4 %), wie aus Berechnungen von Statistik Austria hervor-
geht. Der Indexstand des Verbraucherpreisindex 2015 (VPI 2015) lag für September 2020 bei 108,6. Gegenüber dem Vormo-
nat August 2020 stieg das durchschnittliche Preisniveau um 0,6 %. Die wichtigsten Preistreiber sind weiterhin Wohnung, Was-
ser und Energie, gefolgt von Restaurants und Hotels. Ohne Preissteigerungen in diesen Bereichen hätte die Inflationsrate im
September lediglich 0,6 % betragen.
Das Preisniveau des Mikrowarenkorbs, der überwiegend Nahrungsmittel, aber auch Tageszeitungen sowie den Kaffee im
Kaffeehaus enthält und den täglichen Einkauf repräsentiert, stieg im Jahresabstand um 3,9 %. Das Preisniveau des Miniwa-
renkorbs, der einen wöchentlichen Einkauf abbildet und neben Nahrungsmitteln und Dienstleistungen auch Treibstoffe ent-
hält, sank im Jahresabstand um 1,1 %.

                        Spezielle Preistreiber, in %                                                Speziele Preissenker, in %
Wohnungsmiete                                                           +5,1 Superbenzin                                                            -14,5
Ehering/Ring                                                           +15,4 Hotel, 4/5-Stern                                                       -13,1
Schlafzimmermöbel                                                       +7,0 Diesel                                                                 -15,0
Fast Food                                                              +12,8 Flugticket                                                              -8,9
Elektrischer Strom, Arbeitspreis/Tag                                    +5,6 Heizöl extra leicht, Großabnahme                                       -28,3
Quelle: Statistik Austria

                                                                                                                  Branchenreport Energie 2020 │ 11
Arbeitsmarkt

Arbeitsmarktzahlen werden monatlich veröffentlicht - hier sind die letzten verfügbaren Werte aufgeführt: Im September
2020 lag der (hauptsächlich pandemiebedingte) Rückgang der Beschäftigung noch immer bei -41.983. Das ist ein Rückgang
um 1,1 % gegenüber dem Vorjahresmonat. Im September 2019 gab es noch einen Beschäftigungsanstieg um 1,64 %. Da der
Beschäftigungsrückgang während des Lockdowns bereits bei knapp 190.000 gelegen war, muss diese Zahl jedoch als Erholung
des Arbeitsmarktes gesehen werden. Die Zahl der Arbeitslosen lag um 74.809 über dem Vorjahreswert. Auch dies stellt schon
eine Verbesserung dar, nachdem die Arbeitslosenzahl im April noch um 226.000 über dem Vorjahresniveau gelegen war. Die
Zahl der SchulungsteilnehmerInnen lag im September in etwa auf dem Vorjahresniveau (-420).

Die geringfügige Beschäftigung ist gegenüber dem Vorjahr um knapp 12.000 auf 323.733.

Die Zahl der beim AMS gemeldeten offenen Stellen ist gegenüber dem Vorjahresmonat um 15.321 geringer ausgefallen. Der
Stellenandrang, also die Zahl der Arbeitslosen je offener Stelle ist wieder deutlich gestiegen.

Die hier angeführten Zahlen beinhalten bei den Arbeitslosen auch die SchulungsteilnehmerInnen, bei den Beschäftigten wer-
den die Karenz- und KindergeldbezieherInnen und die Präsenzdiener, deren Beschäftigungsverhältnis aufrecht ist, nicht mit-
gezählt. Die hier berechnete Arbeitslosenquote ist daher größer als die vom AMS ausgewiesene (in Klammern), und die Dif-
ferenz ist bei den Frauen größer als bei den Männern. Die Zahl der Arbeitslosen je offener Stelle ist aus demselben Grund
höher als die vom AMS ausgewiesene.

Arbeitsmarkt                                      Sep. 2016            Sep. 2017           Sep. 2018              Sep. 2019            Sep. 2020

                                     Frauen              1.613.802            1.641.803           1.676.805             1.703.175            1.689.075

Unselbständig Beschäftigte           Männer              1.946.180            1.982.701           2.029.637             2.063.917            2.039.058
ohne Karenzierte und Präsenz-
                                     ∑                   3.559.982            3.624.504           3.706.442             3.767.092            3.728.133
diener
                                     Δ in %                   1,60%                1,81%                2,26%                 1,64%                -1,03%

                                     Frauen                212.189              213.512               210.549             208.969              198.336

                                     Männer                125.195              127.114               125.134             126.662              125.397
geringfügig Beschäftige
                                     ∑                     337.384              340.626               335.683             335.631              323.733

                                     Δ in %                   0,91%                0,96%               -1,45%                 -0,02%               -3,54%

                                     Frauen                180.969              176.161               166.091             162.159              195.798
Arbeitslose                                                210.970              198.774               178.830             172.305              211.138
                                     Männer
inkl Schulungsteilnehmer
                                     ∑                     391.939              374.935               344.921             334.464              406.936

                                     Frauen           10,1% (8,1%)          9,7% (7,6%)         9,0% (7,1%)           8,7% (6,8%)         10,4% (8,5%)
Arbeitslosenquote inkl
Schulungsteilnehmer                  Männer             9,8% (8,2%)         9,1% (7,5%)         8,1% (6,7%)           7,7% (6,5%)          9,4% (8,3%)
(lt AMS) in %
                                     ∑                  9,9% (8,1%)         9,4% (7,6%)         8,5% (6,9%)           8,2% (6,6%)          9,8% (8,4%)

Jobandrang, Arbeitslose u.
SchulungsteilnehmerInnen je          ∑                     9,2 (7,6)           6,0 (4,8)              4,3 (3,5)           4,1 (3,3)            6,1 (5,2)
offener Stelle (lt. AMS)
 Quelle: BMAKS-Bali Datenbank, Hauptverband der Sozialversicherungsträger, AMS, eigene Berechnungen

                                                                                                                  Branchenreport Energie 2020 │ 12
4 ENERGIEPOLITISCHES UMFELD

Michael Soder, Sandra Matzinger
AK Wien, Abteilung Wirtschaftspolitik

Allgemein

Energie ist nicht ein Gut wie jedes andere. Der Zugang zu und eine stabile Versorgung mit Energie sind zentrale Bausteine
moderner Gesellschaften. Der Versorgung mit Elektrizität kommt dabei eine besondere Rolle zu – und dies obwohl der Anteil
von elektrischer Energie gemessen am gesamten energetischen Endverbrauch nur 20 % beträgt (siehe Abbildung 1). Jedoch
rangiert der elektrische Energieverbrauch damit bereits auf Platz 2 hinter Erdöl, aber noch vor Erdgas. Strom wird auch in
Zukunft eine immer bedeutendere Rolle einnehmen werden, da er als Substitut für fossile Energieträger, z.B.: im Mobilitäts-
sektor oder in der Raumwärme, stark an Bedeutung gewinnen wird.

Wirft man einen Blick in die historische Entwicklung seit dem Jahr 2005, wird auch eine leichte Verschiebung im Endverbrauch
zugunsten der erneuerbaren Energien deutlich. So ging der Anteil der Ölprodukte am energetischen Endenergieverbrauch
um knapp 1 %-Punkt zurück, während der Anteil biogener Energien um 1,9 %-Punkte, jener von brennbaren Abfällen um
2,2 %-Punkte und jener von Umgebungswärme sogar um 8,9 %-Punkte zunahm.

                                         Umgebungs-                 Kohle: 1,5%            Brennbare
                                         wärme: 2,1%                                      Abfälle:0,9%

                    Fernwärme: 6,4%

                                       Biogenen
                                       Energien:                                                  Öl:
                                         13,3%                                                   38,4%

                                         Erdgas:
                                         17,3%

                                                                      Elektrische
                                                                       Energie:
                                                                         20,0%

Struktur des energetischen Endverbrauchs 2019, Quelle: Energie in Österreich 2020, BMNT

Österreichs Energiepolitik wird maßgeblich durch europäische und internationale Initiativen und Vorgaben mitgeprägt. Unter
anderem von den Klima- und Energiezielen des Pariser Klimaabkommens (2015), den Beschlüssen der UN-Klimakonferenz in
Katowice 2018 oder dem „Green Deal“ der europäischen Kommission 2019. Solche rahmensetzenden Abkommen und Ver-
träge prägen in Folge die nationalstaatliche Energiepolitik, zum Beispiel in Form der nationalen Energie und Klimapläne.

                                                                                                         Branchenreport Energie 2020 │ 13
Die österreichische Regierung unter ÖVP und Grünen hat sich aber auch selbst große Ziele gesteckt: bis spätestens 2040 soll
Österreich klimaneutral werden und ein klimagerechter Umbau aller Sektoren erfolgen. Dazu werden „verbindliche Gesamt-
und Sektorenziele für alle Sektoren“ (Regierungsprogramm 2020-2024, S. 105) erarbeitet, um verbindliche Reduktionspfade
bis 2040 zu erreichen.

Der österreichische Strommarkt

2019 wurden etwa 72 % des Gesamtstromverbrauchs in Österreich durch erneuerbare Energieträger (Wasserkraft, Biomasse,
Windkraft, Photovoltaik und Geothermie) erzeugt. Die gesamte Produktion von elektrischer Energie war mit 255 PJ
um +9 % (+20 PJ) höher als im Vorjahr, wobei vor allem die Erzeugung durch Wasserkraft (+9 %), Windkraft (+23 %) und Pho-
tovoltaik (+18 %) anstieg.1

In Bezug auf die europäischen Zielsetzungen verfügt Österreich in der Stromerzeugung aufgrund des großen Anteils von Was-
serkraft über eine starke Ausgangsposition. Zusätzlich leistet die heimische Wasserkraft einen bedeutenden Beitrag zur Ver-
sorgungssicherheit und Unabhängigkeit der österreichischen Energieversorgung. Wie die unten dargestellte Abbildung zeigt,
wurden 2018 rund 57 % (37,2 TWh) der inländischen Stromproduktion aus Wasserkraft gewonnen.2

                                                           Öl Kohlegase             Brennbare Abfälle
                                Kohle                      1%    3%                       1%
              Biogene Energien: 3%
                    7,6%

               Photovoltaik:                                                                                             Laufkraftwerke:
                   2,2%                                                                                                       41,1%

            Windkraft:
              9,3%

                     Naturgas
                       15%

                                                                                                                    Speicherkraftwerke:
                                                                                                                          15,8%

    Bruttostromerzeugung in Österreich nach Energieträgern 2018, Quelle: Energie in Österreich 2020, BMK

1Statistik Austria 2020: vorläufige Energiebilanz 2019.
2Die vorläufigen Energiebilanzen zeigen eine detaillierte Darstellung der Aufteilung nach Energieträgern nur bis 2018, daher wurden hier die Daten von 2018
verwendet.

                                                                                                                   Branchenreport Energie 2020 │ 14
Im Jahr 2019 stieg die gesamte Inlands-Stromerzeugung (Brutto-Erzeugung) gegenüber dem Vorjahr um 8,1 % (+5,5 TWh).
Dabei waren erhebliche Veränderungen in der Zusammensetzung der Strom-Erzeugungskomponenten feststellbar. Nimmt
man die Stromerzeugung aus biogenen Brennstoffen aus (-6,5 %, 0,2 TWh), stieg die gesamte Stromerzeugung bei allen an-
deren Energieträgern. Auch fossile Energieträger (Kohle, Erdgas, Erdöl) wurden wieder vermehrt genutzt (+7,7 % im Vergleich
zum Jahr 2018).1

Die Entwicklung der Stromerzeugung aus Wasserkraft ist naturgemäß maßgeblich vom witterungsbedingt zur Verfügung ste-
henden Wasserdargebot beeinflusst, 2019 wurden rund 44, 2 TWh Strom erzeugt. Laufwasserkraftwerke erzeugten 2019
rund 9,4 % (2,6 TWh) mehr Strom im Vergleich zum Vorjahr, ebenso Pumpspeicherkraftwerke (3,1 % bzw. 0,4 TWh). Der
Erzeugungskoeffizient der Laufkraftwerke lag 2019 bei 1,02 und damit um 7 %-Punkte über dem Vergleichswert von 2018,
sowie 1 %-Punkt über dem langjährigen Durchschnitt. Mit Ausnahme der Monate Jänner, Februar, April, Mai und gegen Jah-
resende im Dezember produzierte die österreichische Wasserkraft mehr Strom im Vergleich zu den jeweiligen Vorjahresmo-
naten. Die größten Steigerungen waren dabei in den Monaten März (+30,6 %), im Juni (+20,8 %) sowie im August (+33,3 %)
zu verzeichnen.

Fossile Wärmekraftwerke erzeugten 2019 rund 20,9 TWh Strom. Erdgas als Energieträger trägt mit rund 55 % (11,4 TWh) den
größten Anteil bei fossilen Wärmekraftwerken bei, seine Produktionsleistung erhöhte sich um 13,2 % im Vergleich zu 2018.
Aufgrund eines wachsenden Anteils volatiler Elektrizitätserzeuger (z.B.: Wind, PV, etc.) kommt diesen hinsichtlich Systemsta-
bilisierung eine immer größere Bedeutung zu. Dies zeigt sich wohl auch in einem Gesamtplus von 5 % zum Vorjahresvergleich.

Die Produktion von marktunabhängigem, gefördertem Ökostrom erreichte 2019 rund 8,3 TWh. Sowohl die Produktion aus
Windkraftanlagen als auch jene aus Photovoltaik stieg im Jahresvergleich an. Mit 0,9 TWh der ins Netz eingespeisten Strom-
produktion nimmt die PV freilich jedoch immer noch nur bescheidene Ausmaße an.

Im Vergleich zum Vorjahr sind die Stromimporte nach Österreich weiter gesunken. 2019 wurden 26 TWh (2018: 28,1 TWh, -
7,4 %) importiert sowie 22,9 TWh (2018: 19,1 TWh, +29,8 %) exportiert. Die größten physikalischen Strom-Importe kamen
dabei über die deutsch-österreichische Grenze (14,7 TWh) und die tschechisch-österreichische Grenze (9,4 TWh) nach Öster-
reich. Die größten Empfängerländer für physikalische Stromexporte aus Österreich sind Ungarn (6,2 TWh), Slowenien (5,9
TWh), die Schweiz (5,2 TWh) und Deutschland (3,98 TWh).

1   E-Control: Betriebsstatistik 2019

                                                                                             Branchenreport Energie 2020 │ 15
Preisentwicklungen

Mit 01. Oktober 2018 wurde der unbegrenzte Handel am deutsch-österreichischen Strommarkt beschränkt und eine Strom-
preiszonentrennung eingeführt. Die Spitzen im Stromaustausch wurden somit gekappt aber die Stromgrenze bleibt weiterhin
in einem großen Umfang offen. Seit Oktober 2018 kann daher ein Mindestwert von 4.900 Megawatt Strom gehandelt werden.
Dies entspricht in etwa der Hälfte des österreichischen Verbrauchs zu Spitzenzeiten. Umfasst sind darin jedoch nicht nur der
direkte Handel zwischen Deutschland und Österreich, sondern auch internationale Geschäfte von Drittstaaten. Obwohl der
deutsch-österreichische Strommarkt als Musterbeispiel der Marktintegration innerhalb der Europäischen Union gilt, wurde
der Schritt der Markttrennung vollzogen. Ursache dafür ist unter anderem die deutsche Energiewende, welche die Erzeu-
gungsschwerpunkte in Deutschland verschiebt. Die deutsche Bundesnetzagentur hofft durch die Strommarkttrennung Eng-
pässe im innerdeutschen Stromnetz zu reduzieren und damit die Netzsicherheit zu verbessern. Langfristig kann jedoch nur
ein Ausbau der deutschen Stromnetze von Nord nach Süd eine nachhaltige Lösung der Engpassproblematik darstellen.

2019 war damit das erste Jahr, in dem sich das österreichische Marktgebiet selbstständig in den europäischen Marktentkopp-
lungsprozessen behaupten musste. Mit der Einschränkung des Stromhandels zwischen Deutschland und Österreich wurde
erwartet, dass es zu höheren Großhandelsstrompreise in Österreich kommen wird – diese Erwartungen haben sich auch
anfangs überwiegend bestätigt. Der bisherige höchste Spread zwischen den deutschen und den österreichischen Großhan-
delspreisen lag bei 15,68 Euro/MWh. Der niedrigste und damit, für Österreich positivste Spread lag bei –0,63 Euro/MWh. Im
bisherigen Mittel lässt sich ein Spread zwischen den Preiszonen von rund 1,50 Euro/MWh beobachten.Insgesamt zeigte sich
ein deutlicher Rückgang der Spotmarktpreise im österreichischen Großhandel für das Jahr 2019. Im Durchschnitt kam es zu
einer Preisreduktion von 6,3 €/MWh (-13,5 %) im Vergleich zum Vorjahr, im Day-ahead-Segement wurde ein Durchschnitts-
preis von 40,1 €/MWh erreicht. Dabei variierten die Base-Preise in einem Intervall von –7,3 €/MWh und 85,8 €/MWh, was
charakteristisch für einen Markt mit hohem Anteil von erneuerbaren Energieträgern ist. Im Gegensatz dazu sind die Preisauf-
schläge auf Peak-Stunden seit Jahren rückläufig, im Vergleich zu den Base-Preisen lagen die Peak-Preise um durchschnittlich
7,6 % höher (2017 lag der Preisaufschlag noch bei 11,3 %).1

Der österreichische Strompreisindex (ÖSPI), der von der österreichischen Energieagentur erhoben wird, liegt im Vergleich
zum Vorjahr (2019) um 18,5 % niedriger2. Dieser berücksichtigt keine Netzgebühren, Steuern oder Abgaben, sondern erfasst
nur Strom-Großhandelspreise. Grundlage für den ÖSPI sind die Marktpreise für Strompreis-Futures der kommenden vier
Quartale, wodurch die zu erwartende Entwicklung des Strompreises errechnet werden kann. Der Grundlastpreis fiel dabei im
Vergleich zum Jahr 2019 um 18,57 %, der Spitzenlastpreis fiel um 18,3 %.

Der Gaspreisindex der österreichischen Energieagentur (ÖGPI), der ebenso den reinen Energiepreis ohne Steuern und Abga-
ben sowie ohne Netzkosten abbildet, wurde mit Beginn des Jahres 2019 auf eine neue Berechnungsmethodik und Datenbasis
umgestellt. Basisjahr für den Index ist nun das Jahr 2015, um eine bessere Vergleichbarkeit zum allgemeinen Verbraucher-
preisindex der Statistik Austria herzustellen. Seit März 2016 war ein kontinuierlicher Anstieg des Gaspreisindex zu beobach-
ten, der im Dezember 2018 seinen Höchstwert erreichte (123 Punkte); seither sank er und erreichte im August 2020 ein
Minimum. Seit August steigt der ÖGPI wieder und liegt derzeit bei 52,70 (November 2020). Im Vergleich zum November des
Vorjahres liegt der ÖGPI um 18,7 % niedriger.

1   E-Control: Tätigkeitsbericht 2019
2   Österreichische Energieagentur https://www.energyagency.at/fakten-service/energie-in-zahlen/strompreisindex.html

                                                                                                                   Branchenreport Energie 2020 │ 16
Politische und regulatorische Rahmenbedingungen

Pariser Klimaabkommen und nationaler Energie- und Klimaplan (NEKP)
Internationale Vereinbarungen wie das Pariser Klimaabkommen und auch die europäischen Zielsetzungen in der Klima- und
Energiepolitik setzen den Rahmen und prägen die Energiewirtschaft in den nächsten Jahren und Jahrzehnten. Im 2015 ver-
einbarten Paris Klimaabkommen haben 196 Mitgliedsstaaten der UN-Klimarahmenkonvention eine Nachfolgeregelung zum
Kyoto-Protokoll verabschiedet, welche sich das Ziel setzt die menschengemachte Erderwärmung auf deutlich unter
2 C° gegenüber vorindustriellen Werten zu begrenzen. Um dieses Ziel zu erreichen hat die Europäische Union sich zum Ziel
gesetzt bis 2050 ihre Treibhausgasemissionen um 80 % gegenüber dem Stand von 1990 zu senken. Als Etappenziele sind dazu
für 2030 eine Senkung um 40 % und für 2040 eine Senkung von 60 % anzustreben. Um diesen Vorgaben gerecht zu werden
und die Ziele zu erreichen müssen die einzelnen Mitgliedstaaten laufend nationale Klima- und Energiepläne einmelden um
einerseits, eine laufende Fortschrittskontrolle zu ermöglichen und um andererseits, den Mitgliedstaaten die Möglichkeit ein-
zuräumen für die Mitgliedstaaten passende Maßnahmen zu setzen.

Mit dem nationalen Klima- und Energieplan lieferte die österreichische Bundesregierung im Dezember 2019 erstmalig einen
langfristigen nationalstaatlichen Rahmen für die österreichische Energie- und Klimapolitik. Der nationalen Energie- und Kli-
maplan (NEKP) setzt sich dabei zum Ziel bis 2050 einen Ausstieg von Kohle, Öl und Gas zu schaffen. Die Zwischenziele für
2030 sehen dazu eine Steigerung des Anteils erneuerbarer Energieträger auf 45 - 50 %, 100 % (bilanziell) der Stromerzeugung
aus erneuerbaren Quellen und einer Steigerung der Energieeffizienz um 25 – 30 % gegenüber 2015 vor. Die österreichische
türkisgrüne Bundesregierung hat sich in ihrem Regierungsprogramm mit dem Ziel der Klimaneutralität 2040 ein noch ambiti-
onierteres Ziel gesetzt. Deshalb wird derzeit an einer Überarbeitung des nationalen Energie- und Klimaplans gearbeitet.

Erneuerbaren Ausbau-Gesetz (EAG)
Mitte September hat die Bundesregierung das Erneuerbaren Ausbaugesetzespaket vorgelegt. Das Ziel lautet dabei, dass bis
2030 (bilanziell) der gesamte österreichische Strombedarf zu 100 % durch im Inland erzeugte Erneuerbare Energie gedeckt
werden kann. Insgesamt soll dazu die erneuerbare Stromerzeugung um 27 TWh erhöht werden – das entspricht in etwa einer
Verdreifachung der bisher geförderten Ökostrommenge. Der überwiegende Teil davon soll aus Photovoltaik- (11TWh) und
Windkraftanlagen (10 TWh) aber auch Wasserkraft (5Twh) und Biomasse (1TWh) spielen eine wichtige Rolle. Die Förderkos-
ten werden dabei mit 1 Milliarde Euro pro Jahr veranschlagt. Tatsächlich lassen sich die Kosten aber nicht seriös prognosti-
zieren, da der Förderbedarf wesentlich vom stark schwankenden Stromgroßhandelspreis abhängt. Eine strenge Kostenober-
grenze sieht das Gesetz nicht vor. Daraus ergeben sich aus einer verteilungspolitischen Perspektive zwangsläufig Fragen nach
einer fairen Verteilung der Kosten.

Kurz soll an dieser Stelle noch auf die besondere Situation, die sich durch die Covid-19-Pandemie entwickelt hat, eingegangen
werden. Ende März wurde vom zuständigen Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Tech-
nologie gemeinsam mit der Energiewirtschaft, konkret mit VertreterInnen von Oesterreichs Energie, dem Fachverband Gas
Wärme und der Vereinigung österreichischer Elektrizitätswerke sowie der Aufsichtsbehörde E-Control, eine Branchenverein-
barung ausgehandelt, die Energieabschaltungen von Strom und Gas während des Lockdowns im März bzw. April 2020 und
auch darüber hinaus verhindern sollte. Die Branchenlösung, die auf freiwilliger Basis abgeschlossen wurde, besagte, dass
Privathaushalten sowie Ein-Personen-Unternehmen und Kleinunternehmen bei ausstehenden Zahlungen (konkret aufgrund
von Zahlungsverzug) die Strom- und Gasversorgung bis Ende Juni nicht abgeschalten werden sollte. Betroffene Personen
wurden aufgefordert, sich an ihren jeweiligen Energieversorger zu wenden, der diese durch Ratenzahlungen und/oder Zah-
lungsaufschub unterstützen sollte. FernwärmekundInnen waren in diese Vereinbarung nicht miteinbezogen. Die zuständige
Aufsichtsbehörde E-Control führte dazu ein Monitoring durch: im April, Mai und Juni 2020 wurden bei Strom über 10.900
Abschaltungen nicht durchgeführt, in 24.000 Fällen wurde eine Reduktion von Teilzahlungsbeträgen vorgenommen, ca.
19.000 Stundungen und 7.000 Ratenzahlungsvereinbarungen gewährt. Offen ist, wie sich die Situation vor allem für Haus-
haltskundInnen weiterentwickeln wird, die sich teilweise noch immer in schwierigen wirtschaftlichen Verhältnisse widerfin-
den (z.B. Arbeitslosigkeit, Kurzarbeit), denn für diese gibt es derzeit keine vergleichbaren Maßnahmen wie den Fixkostenzu-
schuss für Unternehmen. Zu verhindern gilt es jedenfalls, dass gerade jetzt, wo der Winter vor der Tür steht, Energieabschal-
tungen durchgeführt werden.

                                                                                             Branchenreport Energie 2020 │ 17
5 DIE ENERGIEKONZERNE IN ÖSTERREICH

Allgemeines

Dieses Kapitel beschäftigt sich mit ausgewählten Kennzahlen der österreichischen Energiekonzerne und konzentriert sich auf
deren wirtschaftliche Betrachtung. Die ausgewählten wirtschaftlichen Daten sollen grundsätzlich Informationen verständlich
abbilden, um möglichst aussagekräftige Werte darzustellen und auswerten zu können. Je nach Definition der Werte und
Kennzahlen können Informationen unterschiedlich ausgelegt werden. Der Fokus liegt in diesem Beitrag auf der Beurteilung
der Ertragslage, der Aufwandsstruktur, der finanziellen Stabilität sowie den Investitionen der untersuchten Energiekonzerne.
Die Daten stammen aus den jeweiligen Konzernabschlüssen der Jahre 2017 bis 2019.

Die Vergleichbarkeit der Energiekonzerne kann jedoch aus mehreren Gründen nicht einheitlich vorausgesetzt werden. Dieser
Umstand ist unter anderem aufgrund der Anwendung unterschiedlicher Bilanzierungsstandards (IFRS oder UGB) der einzel-
nen Energiekonzerne gegeben, der keine generelle Vergleichbarkeit erlaubt. Sechs der neun näher untersuchten österreichi-
schen Energiekonzerne bilanzierten nach der internationalen Rechnungslegung IAS/IFRS: Verbund, Energie AG Oberöster-
reich, EVN, KELAG, Energie Steiermark, Wien Energie (freiwilliger Teilkonzern). Die restlichen untersuchten Konzerne bilan-
zierten nach den Vorschriften des Unternehmensgesetzbuchs (UGB). Außerdem hat die Salzburg AG keine Notwendigkeit,
einen Konzernabschluss aufzustellen. Nichtsdestotrotz wird in dieser Untersuchung aufgrund der Vollständigkeit der Jahres-
abschluss (Einzelabschluss) des Salzburger Energieversorgungsunternehmens herangezogen.

Ferner ergeben sich bei Konzernabschlüssen jährlich neue Konsolidierungskreise, Bewertungsvorschriften oder abweichende
Bilanzstichtage. Die einzelnen Unterschiede können der nachfolgenden Tabelle entnommen werden. Der Überblick hinsicht-
lich der Eigentümerstruktur veranschaulicht, dass die mehrheitlichen Anteilseigner bei den neun betrachteten Energiever-
sorgern auch aufgrund gesetzlicher Vorschriften in öffentlicher Hand (z.B. Bundesländer, Republik Österreich) sind. Außer-
dem sind auch internationale Energieunternehmen, Kreditinstitute und heimische Energieunternehmen – teilweise gegen-
seitig – beteiligt (siehe etwa KELAG und Verbund). Darüber hinaus sind zwei österreichische Energiekonzerne (Verbund und
EVN) auch der Wiener Börse gelistet.

Tabelle: Untersuchte Energiekonzerne und ihre EigentümerInnen
                                                      Rechnungs-
                                           Bilanz-
  Name des Energiekonzerns                             legungs-                     EigentümerIn (HaupteigentümerIn)
                                          stichtag
                                                       methode
                                                                   Republik Österreich (51,0 %); EVN AG (11,5 %); Wiener Stadtwerke Hol-
Verbund - Konzern                  Dezember          IFRS
                                                                   ding AG (10,6 %); TIWAG (8,2 %); Streubesitz (15,3 %)
                                                                   OÖ Landesholding GmbH (52,5 %); Linz AG (10,3 %); Raiffeisenlandes-
Energie AG OÖ - Konzern            September         IFRS          bank OÖ AG (13,9 %); TIWAG (8,2 %); Verbund AG (5,5 %); Oberbank AG
                                                                   (5,2 %)
                                                                   NÖ Landes-Beteiligungsholding GmbH (51,0 %); EnBW Trust e.V. (32 %);
EVN - Konzern                      September         IFRS
                                                                   Streubesitz (15,9 %)
                                                                   Kärntner Energieholding Beteiligungs GmbH (51,1 %); Verbund AG (35,2
KELAG - Konzern                    Dezember          IFRS
                                                                   %); RWE Downstream Beteiligungs GmbH (12,9 %)
Energie Steiermark - Konzern       Dezember          IFRS          Land Steiermark (75,0 %); S.E.U. Holdings S.à.r.l. (25,0 %)
Wien Energie - Teilkonzern         Dezember          IFRS          Wiener Stadtwerke GmbH (100,0 %)
                                                                   Landesholding Burgenland GmbH (51,0 %); Burgenland Holding AG
Energie Burgenland - Konzern       September         UGB
                                                                   (49,0 %)
Salzburg AG                                                        Land Salzburg (42,6 %); Landeshauptstadt Salzburg (31,3 %); Energie AG
                                   Dezember          UGB
(Einzelabschluss)                                                  OÖ (26,1 %)
TIWAG - Konzern                    Dezember          UGB           Land Tirol (100,0 %)
Quelle: Geschäftsberichte 2017 bis 2019

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