SOFTWARE-ATLAS DEUTSCHLAND 2011 - TIMO LEIMBACH, SVEN WYDRA - BVDP

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SOFTWARE-ATLAS DEUTSCHLAND 2011 - TIMO LEIMBACH, SVEN WYDRA - BVDP
F R AUNHO F ER- INS TITU T FÜ R SYSTEM- U N D IN N OVATI O N SFO R SC H U N G I SI

                           TIMO LE IM BAC H, S V E N W Y DRA

                           SOFTWARE-ATLAS DEUTSCHLAND 2011
© iStockphoto.com/loops7
SOFTWARE-ATLAS DEUTSCHLAND 2011 - TIMO LEIMBACH, SVEN WYDRA - BVDP
Karlsruhe, 23. November 2011

Eine Studie im Auftrag von:

Interaktiver Software-Atlas 1999-2020:

http://www.software-cluster.org/de/software-atlas/

Kontakt

Dr. Timo Leimbach
Fraunhofer Institut für System-
und Innovationsforschung
Competence Center Neue Technologien
Breslauer Straße 48
76139 Karlsruhe
Tel. +49 (0)721/6809-389
Fax +49 (0)721/6809-315
timo.leimbach@isi.fraunhofer.de
SOFTWARE-ATLAS DEUTSCHLAND 2011 - TIMO LEIMBACH, SVEN WYDRA - BVDP
Inhalt
Standorte der deutschen Software- und IT-Dienstleistungsbranche in 2010 ................. 2

Zukunftsszenario: Die regionale Entwicklung der Software- und IT-
Dienstleistungsbranche bis 2020 .................................................................................... 5

Annex A: Die Top 25 Standorte in Deutschland 2010 .................................................... 8

Annex B: Definitionen und Datenbasis zum Software-Atlas Deutschland der Software-
und IT-Dienstleistungsbranche ....................................................................................... 9

Literatur......................................................................................................................... 12
SOFTWARE-ATLAS DEUTSCHLAND 2011 - TIMO LEIMBACH, SVEN WYDRA - BVDP
Software-Atlas Deutschland 2011

Standorte der deutschen Software- und IT-
Dienstleistungsbranche in 2010
Der Anteil der Software- und IT-Dienstleistungsbranche1 an der Gesamtbeschäftigung
betrug in 2010 1,67% (BA 2011). Gegenüber dem Jahr 2000, wo dieser Anteil 1,14%
betrug (BA 2001), wuchs damit dieser Anteil durchschnittlich um knapp 4% jährlich.
Somit gehört die Branche im letzten Jahrzehnt in Bezug auf Beschäftigungswachstum
zu den Branchen mit den deutlichsten Zugewinnen (EU KLEMS). Gegenüber dem
Vorjahr nahm der Anteil um 0,03 Prozentpunkte zu (BA 2010), was einem Wachstum
von knapp 2,5% entspricht. Dies verdeutlicht, dass die Branche, ebenso wie andere
Branchen, in der Finanzkrise 2008/09 keine Stellen abgebaut hat und nun von der
günstigen wirtschaftlichen Entwicklung profitiert.

          Karte 1: Anteil der Software- und IT-Dienstleistungsbranche an der Gesamtbeschäftigung
                          (sozialversicherungspflichtige Beschäftigte) 2000 und 2010,
                               Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit

Diese Entwicklung spiegelt sich im Zehn-Jahres Vergleich auch auf regionaler Ebene.
wieder. So hat sich beispielsweise die Zahl der Kreise und kreisfreien Städte mit einem
Anteil der Software- und IT-Dienstleistungsbranche an der Gesamtbeschäftigung von
2%      und     mehr     von     30    auf    56    fast   verdoppelt.      Im    Hinblick    auf    die
Beschäftigungskonzentration, also dem Verhältnis zwischen dem Anteil der Branche

1
    Alle in dieser Studie verwendeten Daten für die Software- und IT-Dienstleistungsbranche beziehen sich
    jeweils auf die Angaben für den WZ 62 gemäß der WZ-Klassifikation aus dem Jahr 2008 (Destatis WZ
    2008; zur weiteren Problematik siehe auch Annex B)

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SOFTWARE-ATLAS DEUTSCHLAND 2011 - TIMO LEIMBACH, SVEN WYDRA - BVDP
an der Gesamtbeschäftigung im jeweiligen Kreis bzw. kreisfreien Stadt und dem
gesamtdeutschen Durchschnitt, haben sich hingegen nur wenige Veränderungen
ergeben. So ist dort die Zahl der Kreise und kreisfreien Städte mit einer erhöhten oder
hohen Konzentration, d.h. wo der Anteil der Software- und IT-Dienstleistungsbranche
höher als im deutschen Durchschnitt ist, nur leicht von 64 auf 68 vergrößert. Dies
spricht dafür, dass das Beschäftigungswachstum nicht nur in den klassischen Zentren
wie der Region München, dem Rhein-Main-Neckar-Raum oder Stuttgart stattgefunden
hat, sondern auch in anderen Regionen. Dazu zählen neben dem Ruhrgebiet vor allem
auch die Region um Kiel sowie Erfurt und Dresden. Erwartungsgemäß ergeben sich
gegenüber 2009 (Leimbach 2010) nur kleinere Veränderungen, da es sich hier um
Indikatoren handelt, die vor allem geeignet sind langfristige Entwicklungen abzubilden.

                      Karte 2: Standortindikatoren 2010, eigene Berechnungen
      Datenquelle: Statistik der Landesämter für Statistik, Statistik der Bundesagentur für Arbeit t

Betrachtet man hingegen die Standortindikatoren, also sowohl den Umsatzanteil als
auch den Beschäftigungsanteils der einzelnen Kreise und kreisfreien Städte am
Umsatz bzw. Beschäftigung der gesamten Software- und IT-Dienstleistungsbranche,
wird deutlich, dass die bekannten Standorte wie der Rhein-Main-Neckar-Raum,
Stuttgart oder München wesentliche Standorte der Branche sind. Doch zeigen die
Indikatoren auch, dass insbesondere Großstädte wie Berlin, Frankfurt/M. und Hamburg
wesentliche Standorte der Branche sind, obwohl die Beschäftigungskonzentration dort
nur im Mittelfeld liegt. Dieser Unterschied bei den beiden Indikatoren erklärt sich

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Software-Atlas Deutschland 2011

natürlich vor allem durch den Umstand, dass in diesen Städten auch andere Branchen,
insbesondere auch andere wissensintensive Dienstleistungsbranchen, stark vertreten
sind. Dementsprechend sind die Beschäftigungsanteile vieler Branchen nicht so stark
ausgeprägt. Naturgemäß weisen fast alle anderen Kreise, insbesondere im ländlichen
Raum, nur sehr geringe Standortkonzentrationen auf. Dies liegt daran, dass hier
sowohl die Gesamtbeschäftigung, also die Zahl der sozialversicherungspflichtigen
Beschäftigten insgesamt, niedriger ist als in den großen Ballungsgebieten, als auch der
Anteil der Software- und IT-Dienstleistungsbranche trotz allem Wachstums in der
Breite in der Regel niedriger ist als in Ballungsgebieten oder Regionen mit hoher
Spezialisierung in dieser Branche.

Zusammenfassend        bleibt     festzuhalten,   dass   die   Software-    und     IT-
Dienstleistungsbranche auch weiterhin wächst und neue Arbeitsplätze schafft. Dies
findet zwar auch in regionaler Breite statt, doch konzentrieren sich die wichtigsten
Standorte auch weiterhin vor allem auf traditionelle Standorte sowie die vor allem die
großen Ballungsgebiete. Faktoren dafür sind vor allem die Existenz wichtiger
Komplementärbranchen aus anderen Bereichen der IKT-Industrie, die Existenz
wichtiger Anwenderbranche oder anderer kreativer und wissensintensiver Branchen
sowie die Existenz guter Bildungs- und Forschungsinfrastrukturen. Alle Faktoren haben
in unterschiedlicher Art und Weise direkten Einfluss auf die Entwicklung von
Standorten, da sie beispielsweise Zugang zu Humanressourcen ermöglichen, kreative
Milieus schaffen in denen neue Anwendungen entwickelt werden können oder durch
wichtige Anwender neue Impulse zur Entwicklung von Produkten oder Dienstleistungen
sowie Impulse beispielsweise zur Internationalisierung kommen.

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Zukunftsszenario: Die regionale Entwicklung der Software-
und IT-Dienstleistungsbranche bis 2020
Nicht nur in den letzten zehn Jahren, sondern auch in den kommenden zehn Jahren
wird die Software- und IT-Dienstleistungsbranche weiter an Bedeutung für den
Wirtschaftsstandort Deutschland gewinnen. So wird erwartet, dass sich der Anteil an
der Gesamtbeschäftigung nochmals deutlich auf bis 2,32% erhöhen wird, was einer
Steigerung      von    rund     35%     entspricht.      Ebenso     wird   geschätzt,      dass   die
Bruttowertschöpfung und der Umsatz in einem vergleichbaren Maße steigen (Prognos
2006).

Daraus ergibt sich die Frage wie sich diese positive Entwicklung in den verschiedenen
Regionen      widerspiegelt.     Dazu     wurde        auf   der   Basis   der    gesamtdeutschen
Entwicklungsrate und unter Einbeziehung historischer Werte die Beschäftigung und der
Umsatz für die einzelnen Kreise und kreisfreien Städte bis 2020 hochgerechnet (siehe
Annex B).2

         Karte 3: Anteil der Software- und IT-Dienstleistungsbranche an der Gesamtbeschäftigung
            (sozialversicherungspflichtige Beschäftigte) 2010 und 2020, eigene Berechnungen
                        Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit, Prognos

Das sich daraus ergebende Szenario für die regionale Entwicklung der Software- und
IT-Dienstleistungsbranche zeigt mehrere Punkte auf. Wenig überraschend ist dabei,
dass bisher starke Standorte wie die Region um München, der Rhein-Main-Neckar-

2
    Im Annex B wird das generelle Vorgehen der Vorhersage sowie die Behandlung von Ausnahmen
    detailliert geschildert.

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Software-Atlas Deutschland 2011

Raum (inklusive Frankfurt und Umland) sowie die Region um Stuttgart auch in Zukunft
eine wesentliche Rolle spielen. Doch während hier die Zugewinne aufgrund des
teilweise sehr hohen Ausgangsniveaus natürlich nicht so stark ausfallen, gibt es
andere Regionen in denen der positive Trend der letzten Jahre sich deutlich positiv
auswirkt.

Hierzu zählen vor allem natürlich die großstädtischen Ballungsgebiete wie Berlin und
Hamburg, aber auch das Ruhrgebiet. Gerade die Entwicklung in Berlin, die in letzter
Zeit sowohl in der Presse (z. B. Knoke 2011) viel Aufmerksamkeit erfahren hat und
auch durch Studien (z. B. Berlecon 2011) untermauert wird, zeigt dabei eine
interessante Tendenz. Neben den in Deutschland traditionell starken Firmen mit Fokus
auf B2B-Anwendungen, entstehen hier auch zunehmend Unternehmen, die auf B2C
insbesondere auch im Zusammenhang mit mobilen Anwendungen einen Schwerpunkt
setzen. Somit kann man davon ausgehen, dass sich hier eine andere Struktur
herausbildet als an den anderen großen Standorten. Inwieweit dies auch auf die
anderen Regionen zutrifft müsste noch untersucht werden. Darüber hinaus entwickeln
sich auch einige Standorte, wo sich in den letzten Jahren schon ein positiver Trend
angedeutet hat, ebenfalls deutlich weiter. Dazu zählt insbesondere die Region um
Friedrichshafen, die Region um Kiel herum sowie die Standorte Erfurt, Leipzig und
Dresden. Auch andere Regionen wie Paderborn und Umland, die Region um
Nürnberg, Hannover sowie Koblenz können in diesem Szenario ihre positive
Entwicklung ausbauen.

Gerade in letzterem Fall spielt auch die Entwicklung der umliegenden Region eine
wichtige Rolle, da mit Montabaur (Westerwaldkreis) eine Stadt mit einem Schwerpunkt
im Bereich Webportale und Hosting. Das dies hier nur so wenig sichtbar wird liegt
daran, dass diese Bereiche der Branche nur schwer abgebildet werden können (siehe
Annex B). Darüber hinaus zeigt sich auch in den meisten, eher ländlich geprägten
Regionen generell einen Zuwachs, doch da hier meist ein sehr geringes
Ausgangsniveau vorliegt, bleiben die Anteile begrenzt .

Die Entwicklung der Standortindikatoren, also sowohl des Umsatzanteils als auch des
Beschäftigungsanteils der einzelnen Kreise und kreisfreien Städte am Umsatz bzw.
Beschäftigung der Software- und IT-Dienstleistungsbranche, spiegelt die oben
geschilderte Entwicklung wieder (siehe Karte 4). So bleiben wiederum die großen
Standorte, also Großstädte mit einer großen Anzahl von Unternehmen wie Berlin oder
kleinere Standorte mit hoher Spezialisierung wie der Rhein-Neckar-Kreis, sowohl in
Bezug auf den Anteil an der Gesamtbeschäftigung als auch mit einer hohen
Standortkonzentration, weiterhin die führenden Regionen. Doch es gibt sowohl
gewisse Verschiebungen innerhalb dieser Gruppe zugunsten der stärker wachsenden
Regionen als auch Verschiebungen zu Regionen, die bisher nicht so deutlich
hervorgetreten sind. Dennoch handelt es sich hierbei um graduelle Positionswechsel in

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den Gruppen mit sehr hohem und erhöhtem Anteil, weniger um vollkommen
überraschende Entwicklungen einzelner Standorte.

             Karte 4: Entwicklung der Standortindikatoren bis 2020, eigene Berechnungen
   Datenquelle: Statistik der Landesämter für Statistik, Statistik der Bundesagentur für Arbeit, Prognos

Generell sollte dabei angemerkt werden, dass dieses Szenario natürlich nicht exogene
Entwicklungen wie den Auf- oder Abbau von einzelnen Firmenniederlassungen, was
beispielsweise für einzelne Kreise oder Städte durchaus deutliche Folgen haben
könnte, einbezieht. Gleiches gilt auch für Entwicklungen auf der Ebene einzelner
Kreise oder kreisfreien Städte, deren historische Entwicklung in den letzten zehn
Jahren einen maßgeblichen Einflussfaktor für das hier errechnete Szenario darstellt.
Die zugrunde liegende Annahme, dass sich diese Entwicklung, wenn auch dynamisch
angepasst (siehe Annex B), in der einen oder anderen Form fortsetzt, kann dadurch
beeinflusst werden.

Abschließend bleibt aber festzuhalten, dass die Bedeutung von Software und IT-
Dienstleistungen als Wirtschaftsfaktor kontinuierlich wachsen wird, sowohl in Bezug auf
Beschäftigung als auch Umsatz und somit Wertschöpfung. Damit bleibt die Branche
eine der wesentlichen Wachstumsbranchen in Deutschland. Zugleich wird die jetzt
schon entscheidende Bedeutung für das Wachstum anderer Branchen und damit der
Gesamtwirtschaft weiter zunehmen, denn intelligente netze in Bereichen wie Energie
oder Mobilität benötigen intelligente Software zur ihrer Steuerung.

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Software-Atlas Deutschland 2011

Annex A: Die Top 25 Standorte in Deutschland 2010
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                                    Beschäfti-           Konzen-                        Standort-
                                                                         anteil
                                   gungsanteil        trationsindex                       anteil
                                                                       Beschäfti-
                                      2010                 2010                        Umsatz 2010
                                                                       gung 2010
 1      Rhein-Neckar-Kreis            10,87%              6,51            3,37%            6,56%

 2     München, Landkreis              8,12%              4,86            3,09%            4,18%

 3      Leverkusen, Stadt              5,89%              3,53            0,77%            0,13%

 4       Darmstadt, Stadt              5,82%              3,49            1,10%            1,10%

 5       Karlsruhe, Stadt              5,46%              3,27            1,86%            2,58%

 6       Fürstenfeldbruck              5,42%              3,24            0,47%            0,41%

 7           Böblingen                 4,69%              2,81            1,56%            0,75%

 8           Paderborn                 4,69%              2,81            1,03%            0,40%

 9        Nürnberg, Stadt              4,57%              2,74            2,62%            1,88%

10         Aachen, Stadt               4,40%              2,64            1,06%            0,67%

11      Main-Taunus-Kreis              4,35%              2,61            0,78%            0,68%

12          Groß-Gerau                 4,15%              2,48            0,78%            0,46%

13        Münster, Stadt               4,08%              2,44            1,24%            1,29%

14          Bonn, Stadt                3,76%              2,25            1,25%            0,90%

15        München, Stadt               3,66%              2,19            5,50%            8,08%

16             Erding                  3,48%              2,08            0,22%            0,09%

17           Starnberg                 3,34%              2,00            0,28%            0,42%

18      Frankfurt/M., Stadt            3,30%              1,98            3,51%            4,55%

19        Stuttgart, Stadt             3,22%              1,93            2,40%            2,36%

20         Essen, Stadt                3,16%              1,89            1,48%            1,53%

21         Saarbrücken                 3,05%              1,82            0,92%            0,89%

22   Ludwigshafen/Rh., Stadt           2,91%              1,74            0,56%            0,07%

23        Erlangen, Stadt              2,90%              1,73            0,52%            0,46%

24           Hamburg                   2,85%              1,70            5,05%            3,25%

25         Mainz, Stadt                2,84%              1,70            0,62%            0,31%

     Tabelle1: Top 25 Standorte der Software- und IT-Dienstleistungsbranche in Deutschland 2010;
      Datenquelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit, Statistik der Statistischen Landesämter

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Annex B: Definitionen und Datenbasis zum Software-Atlas
Deutschland der Software- und IT-Dienstleistungsbranche
Definition der Softwarebranche

Zur Abbildung der Software- und IT-Dienstleistungsbranche in den amtlichen
Statistiken wird für den Umsatz und der Beschäftigten bis einschließlich dem Jahr 2008
der      Sektor          72      ("Datenverarbeitung              und       Datenbanken")         der
Wirtschaftszweigklassifikation von 2003 (WZ-2003) verwendet. Ab dem Jahr 2009
stehen nur noch Daten nach der Wirtschaftszweigklassifikation von 2008 (WZ-2008)
zur Verfügung, hier wird für die Beschäftigten der Sektor 62 („Dienstleistungen der
Informationstechnologie“) verwendet. Zwar gehören zur Branche im weiteren Sinne
auch     noch     die     Abschnitte    58.2    („Verlegen        von     Software“)   sowie     63.1
(„Datenverarbeitung, hosting etc.; Webportale“), jedoch handelt es sich hierbei jeweils
nur um knapp 17.000 (WZ 58.2) sowie knapp 15.000 (WZ 63.1). Dementsprechend
niedrig fällt die Verfügbarkeit von Daten auf Kreisebene für Gesamtdeutschland aus, so
dass auf eine Berücksichtigung verzichtet. Da diese bis auf Ausnahmen abgesehen vor
allem in Großstädten beheimatet sind, fällt führt dies nur zur einer geringen
Verzerrung.

Die Umstellung von WZ 2003 auf WZ 2008 hat im Fall der Software- und IT-
Dienstleistungsbranche keine nennenswerten Unterschiede auf die absolute Höhe der
Beschäftigten in der deutschen Softwarebranche. Dies zeigen Auswertungen für das
Jahr 2008, für welches Daten für beiden Klassifikationen vorliegen. Da aber die
Sektoren nach WZ-2003 und WZ-2008 z.T. in kleinem Maße unterschiedliche
Teilsektoren     beinhalten,     sind    in    einzelnen        Fällen    bzw.   Kreisen   durchaus
Veränderungen durch die Umstellung zu beobachten, die aber zumeist nur begrenzte
Auswirkungen auf die Indikatoren haben.

Indikatoren

Im Rahmen dieser Studie wurden mehrere Indikatoren zur regionalen Bedeutung und
Verteilung der Softwarebranche gebildet:

Der Beschäftigungsanteil beschreibt den Anteil der in der Software- und IT-
Dienstleistungsbranche beschäftigten sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten an
der Gesamtzahl aller sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten in einem Kreis oder
kreisfreien Stadt. Darauf aufbauend gibt der Konzentrationsindex der Beschäftigten
das Verhältnis der in der Softwarebranche-Beschäftigen an der Gesamtbeschäftigung
in einem Kreis bzw. kreisfreien Stadt sowie dem deutschen Durchschnitt, also dem
Anteil   aller   in     Deutschland     Beschäftigten      in    der     Softwarebranche    an   den
Gesamtbeschäftigten, wieder. Je höher dieser Wert umso größer ist die Konzentration.

                                                  9
Software-Atlas Deutschland 2011

Darüber hinaus wurden noch zwei Indikatoren zur Analyse der Standortgröße gebildet.
Hierfür wurden der Anteil am Umsatz und an den sozialversicherungspflichtigen
Beschäftigten in der Softwarebranche in einem Kreis oder einer kreisfreien Stadt an
der Gesamtzahl der Softwarebranche berechnet. Es ist dabei zu beachten, dass
Großstädte prinzipiell einen Standortvorteil haben und meist relativ hohe Werte
erzielen.

Datengrundlage

Als Datengrundlage wurden Sonderauswertungen der Bundesagentur für Arbeit für die
Anzahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten von 1999 bis 2010 sowie von
Statistischen Landesämtern für die Umsätze von 1999 bis 2008 verwendet. Da diese
Daten nicht lückenlos für einheitlich abgegrenzte Kreise zur Verfügung stehen,
mussten folgende zusätzliche Schätzungen vorgenommen werden.

Gebietsumstellung: Eine Schwierigkeit stellen die Kreisgebietsreformen in Sachsen-
Anhalt und Sachsen dar. In Sachsen wurde den zusammengelegten Kreisen jeweils
der gemeinsame Wert zugewiesen. Soweit wie möglich wurde dieser Ansatz auch in
Sachsen-Anhalt verfolgt. Bei den Kreisen, die von Teilungen betroffen waren, wurden
die Werte gleichmäßig aufgeteilt, dass heißt bei einer Verteilung auf zwei neue Kreise
jeweils der halbe Wert des alten Kreise zugrunde gelegt. Da diese Kreise jeweils einen
geringen Umsatz und Beschäftigte in der Softwarebranche haben, hat dieser
Aufteilungsschlüssel eine sehr geringe Auswirkung auf die Ergebnisse.

Datenimputation: Insgesamt ist die Datenabdeckung für den Sektor positiv zu
bewerten. Für die gesamte Zeitreihe wurde jeweils für über 95% der Kreise Werte
ausgewiesen. Um die verbleibenden Datenlücken zu schließen, wird nach folgender
Reihenfolge vorgegangen:

      x    Bei Kreisen für die keine aktuellen Informationen vorlagen, wurden die Daten
           näherungsweise durch historische Daten abgeleitet, sofern in einer der Jahre
           zuvor oder danach Werte verfügbar sind.
      x    Für diejenigen Kreise, für die keine Daten aus angrenzenden Jahren zur
           Verfügung stehen, wird die Restdifferenz zwischen der Gesamtsumme für
           Deutschland und den auf die Kreise mit Daten verteilt. Dabei erfolgt die
           Verteilung so, dass die fehlenden Kreise einen ähnlichen Anteil der
           Softwareindustrie an der Gesamtindustrie erhalten wie benachbarte Kreise.

Abschätzung der zukünftigen Entwicklung bis 2020

Für       die   Abschätzung der   zukünftigen    Entwicklung   des   Umsatzes   und    der
Beschäftigung wurde folgendes Vorgehen durchgeführt: Die gesamte Entwicklung der
Softwarebranche für Deutschland wurde mithilfe von Wachstumsprognosen der
Prognos AG (2006) abgeschätzt. Da nicht davon ausgegangen werden kann, dass
diese Wachstumskreise in allen Kreisen gleichmäßig eintritt, wurde für einzelne Kreise

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diese Wachstumsrate um die jeweiligen Vergangenheitsentwicklung zwischen 2000 bis
2010 (bzw. 2000-2008 beim Umsatz) korrigiert. Dabei wird angenommen, dass sich in
den Kreisen die durchschnittlichen Wachstumsraten aus diesem Zeitraum sich bis zum
2020 logarithmisch dem Durchschnittswert für Deutschland annähern. Zwar ist eine
vollständige Konvergenz der Wachstumsraten bis zum Jahr 2020, bei welcher alle
Kreise mit der gleichen Raten wachsen werden, eher unwahrscheinlich. Die gewählte
Vorgehensweise bildet aber insgesamt die Annahme gut ab, dass dynamische Kreise
auch weiter stärker wachsen, aber nicht die z.T. sehr hohen Wachstumsraten früherer
Zeitperioden erreichen werden können. Eine solche Annahme hätte ein höchst
unplausibles Wachstum/Schrumpfen in einigen Kreisen impliziert. Zusätzlich zu den
logarithmischen Wachstumsraten wurde ein – quantitativ fast vernachlässigbarer
Korrekturfaktor – berechnet, um welche die Daten in Kreise so angepasst wurden,
dass die Gesamtsumme der Kreise mit dem prognostizierten Wert für Deutschland
jeweils übereinstimmt.

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Software-Atlas Deutschland 2011

Literatur
BA 2001
     Bundesagentur für Arbeit (2001): Arbeitsmarkt in Zahlen. Beschäftigungsstatistik
     – Sozialversicherungspflichtige Beschäftigte nach Wirtschaftsgruppen in
     Deutschland. Stichtag 30. Juni 2000, Nürnberg.

BA 2010
     Bundesagentur für Arbeit (2010): Arbeitsmarkt in Zahlen. Beschäftigungsstatistik
     – Sozialversicherungspflichtige Beschäftigte nach Wirtschaftsgruppen in
     Deutschland. Stichtag 30. Juni 2009, Nürnberg.

BA 2011
     Bundesagentur für Arbeit (2011): Arbeitsmarkt in Zahlen. Beschäftigungsstatistik
     – Sozialversicherungspflichtige Beschäftigte nach Wirtschaftsgruppen in
     Deutschland. Stichtag 30. Juni 2010, Nürnberg.

Berlecon 2011
     Berlecon Research (2011): Potenzialanalyse Internet der Dienste Berlin, Berlin.

EU KLEMS
    EU KLEMS: Growth and Productivity Accounts for Europe, Groningen.
     (http://www.euklems.net/index.html)

Knoke 2011
    Knoke, F. (2011): Berlin ist roh und sexy, in SPIEGEL online, 1 November 2011
     (http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,793961,00.html)

Leimbach 2010
    Leimbach, T. (2010): Software-Atlas 2010, Karlsruhe.

Prognos 2006
    Prognos (2006): Deutschland Report 2030. Basel, Berlin.

Prognos 2009
    Prognos (2009): Zukunftsatlas Branchen 2009. Berlin.

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Über das Fraunhofer ISI

Das   Fraunhofer    ISI   in Karlsruhe prägt     seit   1972   die deutsche und europäische
Innovationslandschaft. Seine wissenschaftlichen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen analysieren
ökonomische und technische Entwicklungen und zeigen mit ihrer Innovationsforschung
Wechselwirkungen im Handeln von Wirtschaft, Staat und Gesellschaft auf. Ganzheitliches
Denken sowie interdisziplinäres und anwendungsorientiertes Arbeiten sind als traditionelle
Stärken des Instituts Voraussetzungen hierfür. Das Fraunhofer ISI zeigt die Potenziale neuer
Technologien auf, deren Anwendungen, Märkte, Verbreitungsbedingungen, Chancen und
Risiken. Es entwickelt komplexe und systemische Lösungen sowie Methoden und
Informationsgrundlagen für strategische Entscheidungsprozesse in Wirtschaft, Wissenschaft
und Politik.

Das ISI ist in sieben Competence Centern mit insgesamt 22 Geschäftsfeldern organisiert.
Insgesamt arbeiten im Institut 190 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Zwei Drittel der fest
Angestellten sind wissenschaftlich tätig. Mehr als sechzig Prozent der Forscherinnen und
Forscher sind länger als fünf Jahre am Institut, nahezu die Hälfte von ihnen ist promoviert.

Wichtigster Auftraggeber ist die öffentliche Hand, vor allem die Bundesministerien für Bildung
und Forschung (BMBF), für Wirtschaft und Technologie (BMWi) oder Umwelt (BMU), sowie
deren Bundesämter und Projektträger. Zudem kooperiert das Fraunhofer ISI eng mit dem Büro
für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag (TAB). Darüber hinaus arbeitet das
ISI im Auftrag von Europäischer Kommission und Landesministerien. Auch Banken,
Gemeinden, Stiftungen, Universitäten und andere Forschungseinrichtungen haben Projekte
beim Fraunhofer ISI in Auftrag gegeben.

Competence Center Neue Technologien

Das Competence Center untersucht die Entstehung, Diffusion und Anwendung neuer
Technologien. Im Mittelpunkt stehen IuK-Technologie, Nanotechnologie, Biotechnologie,
Neurotechnologien sowie Innovationen durch die Konvergenz dieser Technologiefelder.

Forschungsfragen     betreffen   die   Analyse   und    Bewertung    von   technologischen     und
ökonomischen Potenzialen, Lösungsbeiträge dieser Technologien zu gesellschaftlichen
Herausforderungen, den Bedarf und die Nachfrage nach neuen Technologien sowie
gesellschaftliche und politische Rahmenbedingungen und Gestaltungsprozesse.
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