Sozialcourage - Caritas Bonn

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Sozialcourage - Caritas Bonn
DIE CARITAS  IN BONN
                                                              Die Caritas in Bonn

Sozialcourage                                                                             I

               AKTUELLES   S. 3 - WIEDER BEGEGNUNG SCHAFFEN

                           S. 4 - RUF UNS AN! HOTLINE FÜR JUGENDLICHE

               AUS BONN    S. 8 - IN GEISL AR GEHT ES VOR AN

                                                                                   02 / 2021

                                                               Immer online
Foto: Istock

                                                               macht krank
                                                                Suchtrisiko beim
                                                               Medienkonsum von
                                                                 Jugendlichen
                                                                    Seite 7
Sozialcourage - Caritas Bonn
Die Caritas in Bonn

II

                                              Editorial

                                              Liebe Leserinnen und Leser,
                                              der Erste Weltkrieg war gerade vorbei,                    tergegeben, zu handeln und Lobby für
                                              die Not in den Bonner Straßen und im                      diese Menschen zu sein. Mit neuen An-
                                              ganzen Land groß, als engagierte Chris-                   geboten, viel Flexibilität und Kreativi-
                                              ten in Bonn eine “Katholische Caritas-                    tät und einer überzeugten christlichen
                                              Zentrale“ gründeten. Gerade zu dieser                     Haltung gestalten wir immer wieder
                                              Zeit machten die vielfältigsten Notla-                    nötige Veränderungen mit. So, wie wir
                                              gen den Menschen das Leben schwer.                        es in den vergangenen Monaten auch in
                                              Genau deshalb haben die Gründerin-                        der Corona-Pandemie getan haben.
Portrait
                                              nen und Gründer, Laien, Priester und                      Auch künftig gilt “Tuet Gutes Allen!”
                                              Ordensleute, am 30.11.1920 beschlos-                      Mit diesem Auftrag prägen wir die Zu-
Markus Rieger                                 sen, ihr Engagement aus Nächstenliebe                     kunft unserer Stadt mit und setzen uns
                                              zu verbinden. Schon damals galt es, mit                   gemeinsam mit vielen Frauen und
Suchterkrankungen können eine Kind-           wachem Blick in die Stadtgesellschaft                     Männern in Bonn für Menschen ein, die
heit oder auch Familien kaputt machen,        zu schauen und zu erkennen, wo Hilfe                      uns brauchen. Wir sind stolz, seit 100
das weiß Markus Rieger aus seiner tägli-                                                                Jahren in Bonn “dazu zu gehören” und
                                              nötig war und Menschen die Caritas
chen Arbeit als Heilpädagoge in der sozi-
alpädagogischen Familienhilfe. Seit dem       brauchten, ohne Unterschied nach Al-                      dankbar für 100 Jahre Weggemein-
1. November 2021 arbeitet er bei update,      ter, Glaube oder Nationalität. Im Jah-                    schaft im Geist der Nächstenliebe.
der Fachstelle für Suchtprävention für        resbericht 1929, in der großen Welt-
Kinder, Jugendliche, Eltern. Hier bietet
                                              wirtschaftskrise, forderte der damalige
die Einrichtung Hilfe für Betroffene und
                                              Caritasdirektor deshalb die Menschen                      Jean-Pierre Schneider
Angehörige an. Ein wichtiger Bereich von
                                                                                                        Caritasdirektor
update sind die Ambulanten Flexiblen          zur Solidarität auf: “Tuet Gutes allen!”
Hilfen, wo Markus Rieger jetzt eingesetzt
                                              So sehr sich die Lebensumstände im
ist. Hier unterstützt er die Klienten durch
Einzel- oder auch Familiengespräche,          Rheinland in den vergangenen 100 Jah-
sucht mit ihnen zusammen nach Lösun-          ren immer wieder verändert haben, so
gen und triff t mit ihnen zusammen kon-       sehr muss uns heute bewusst sein, dass
krete Vereinbarungen. „Es kommt erst in
                                              auch wir auf dem Fundament dieser
zweiter Linie darauf an, dass die betroffe-
nen Eltern wieder konsumfrei werden.          tatkräftigen Vorgänger*innen stehen.
Viel wichtiger ist es, erst einmal die El-    Heute ist an uns die Pflicht übergegan-
tern dabei zu unterstützen, sich mit dem
                                              gen, mit einem wachen Blick wahrzu-
Konsum auseinanderzusetzten und zu
lernen, wie man verantwortungsbewuss-         nehmen, wo Würde und Existenz-
ter mit Konsum umgehen kann, besonde-         grundlagen von Menschen in Bonn in
res vor den Kindern“, betont der Bonner.
                                              Gefahr sind. An uns ist der Auftrag wei-
„Klar ist es ideal, wenn der Konsum gar
nicht mehr stattfindet, aber das Kindes-
wohl steht hier an erster Stelle“, sagte
Markus Rieger. Der 32-Jährige hat zuvor
sechseinhalb Jahre in einer Einrichtung
der stationären Jugendhilfe für psy-
chisch erkrankte Jugendliche in Bonn
gearbeitet. Natürlich ist es auch für ihn
                                                                                                                                                   Foto: Privat, Caritas

wichtig, nach der Arbeit abzuschalten.
Deswegen geht der Bonner gerne mit sei-
ner Familie in der Natur spazieren, spielt
                                              Impressum                                      Caritasverband Bonn, Fritz-Tillmann-Straße 8-12
gelegentlich Computerspiele und macht         Caritasverband Bonn                            53113 Bonn, 0228 / 108-0
gerne Sport.                                  Redaktion: Mechthild Greten (verantwortlich)   www.caritas-bonn.de
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                                                                                                                                                          III

                                    Wieder Begegnungen schaffen
                         Im Lockdown hält Haus Mondial Kontakt zu den zugewanderten Menschen

                      Text – Verena Weiden

                      Vor Corona herrschte in Haus
                      Mondial in der Bonner Fritz-Till-
                      mann-Straße reges Kommen
                      und Gehen.

                      Denn beim Fachdienst für Integration
                      und Migration der Caritas helfen Mitar-
                      beitende zugewanderten Menschen bei
                      den unterschiedlichsten Anliegen. Haus
                      Mondial ist in Bonn als Anlaufstelle, Be-
                      ratungs- und Begegnungsstätte sowie für
                      seine Bildungsangebote bekannt. Hier
                      finden zugewanderte Menschen Erstbe-
                      ratung und Begleitung, Sprachkurse, um
                      die deutsche Sprache zu erlernen und viel       Als es im Herbst noch möglich war, unterichtete Marwa Pappas vom
                      Unterstützung, wenn es um Jobsuche, Be-       Katholischen Bildungswerk Zugewanderte in Deutschkursen mit Maske
                      hördengänge, Familienhilfe oder berufli-      und viel Abstand. Derzeit ist das leider nicht möglich.
                      che Qualifizierung und Weiterbildung
                      geht. Viele der Mitarbeitenden und Eh-        dass die Menschen miteinander in Ver-        nen. Wir konnten vorher schon Vertrauen
                      renamtlichen sind mehrsprachig, manche        bindung bleiben. Nicht nur die Beratung      zueinander aufbauenª–ªdamit ist die
                      sind selbst nach Bonn zugewandert. Das        ist telefonisch und über Messenger Diens-    Hemmschwelle viel geringer.“ Die Besu-
                      hilft, eine vertrauensvolle Umgebung zu       te erreichbar. Ehrenamtliche und Mitar-      cherinnen von Haus Mondial waren es
                      schaffen.                                     beitende halten Kontakt zu ihren Grup-       auch, die im letzten Jahr den Wunsch
                                                                    pen. Statt des Offenen Treffs finden seit    nach Computerkursen äußerten: Damit
                      Enges Vertrauensverhältnis                    einigen Monaten virtuelle Treffen – sogar    sie zuhause den Kindern beim Lernen hel-
                                                                    corona-konforme, persönliche Treffen im      fen und Korrespondenz erledigen können.
                      Über Beratungen und Hilfen hinaus ist         Freien – statt.                              Zwischen Ende Juni und November fan-
                      Haus Mondial vor allem auch eine Begeg-                                                    den insgesamt sieben Kurse in Kleingrup-
                      nungsstätte. Hier ist Verica Dominic-Ber-     Kunst und Kultur per Zoom                    pen statt. Knapp 50 Menschen wurden
                      nards aktiv. Mit Länderabenden, dem                                                        wahlweise in deutscher Sprache, auf Ara-
                      „Kino Mondial“ mit Gesprächsabenden           Amal Ibrahim vom Fachdienst für Integ-       bisch oder Kurdisch unterrichtet. Jetzt
                      über Religion und Kultur, Kunstausstel-       ration und Migration führt das EU-geför-     sind viele online so fit, dass sie in Corona-
                      lungen und Workshops lädt normalerwei-        derte Projekt „Deine.ART: Kunst und          Zeiten den Kontakt halten können. Auch
                      se ein voller Veranstaltungskalender zum      Kultur für Integration“ über Messenger       die Lernpatenschaften aus dem Modul
                      multikulturellen Miteinander und Aus-         und Videotelefonie weiter. Das Projekt hat   „MitSprache – Sprachbegleitung für Neu-
                      tausch ein. „Es ist diese lebendige Atmo-     fast 100 Teilnehmende. Fünfmal pro Wo-       zugewanderte“ in Kooperation mit der
                      sphäre, die wir alle gerade am meisten        che finden Zoom-Treffen statt – drei da-     Uni Bonn, laufen im Lockdown weiter. Die
                      vermissen“, sagt Verica Dominic-Ber-          von werden von Ehrenamtlichen geleitet.      Lernpaten unterstützen ganz besonders
                      nards, Integrationsbeauftragte der Akti-      Es gibt Gesprächskreise und Wortschatz-      Kinder und jugendliche Migrant*innen
                      on Neue Nachbarn im Erzbistum Köln.           übungen, Tanz und Musik sowie zahlrei-       bei den Schulaufgaben. Gerade wurde der
                      Im November 2015 startete der „Offene         che kreative Aktionen wie z.B. die Karten-   Kooperationsvertrag zwischen Caritas
Foto: Verena Weiden

                      Treff “ zweimal pro Woche von 14 bis 17       aktion für Altenheime zum Valentinstag       und Uni Bonn verlängert. Gute Aussich-
                      Uhr. Der Treff wird von Ehrenamtlichen        oder Päckchen zum Weltfrauentag. „Es ist     ten für die Integrationsarbeit nach dem
                      betreut. „Über die Jahre ist ein enges Ver-   so wichtig für die Menschen, in Kontakt      Lockdown. „Sobald es möglich ist, möch-
                      trauensverhältnis entstanden.“ Dieses         zu bleiben. Bei uns funktioniert das gut,    ten wir hier in Haus Mondial wieder Be-
                      Vertrauen hilft jetzt in Corona-Zeiten,       weil wir einander schon ein bisschen ken-    gegnungen schaffen.“
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Die Caritas in Bonn

IV

     Verlorenes Jahr oder neue Chancen?
Text – Sarah Risto                             manchmal Identitätsprobleme. Covid-19         Krisen und Konflikten. Außerdem arbei-
                                               macht alles noch schlimmer. Denn auch         tet die Einrichtung präventiv bei Fragen
                                               Jugendliche sind von dieser schwierigen       zur Entwicklung und Erziehung junger
Seit Covid-19 holen sich immer                 Zeit betroffen: Abschlussfeiern finden        Menschen und unterstützt Fachkräfte
mehr Jugendliche bei der                       nicht statt, raus gehen und den Alltag ver-   wie Erzieher, Sozialpädagogen und Leh-
                                               gessen ist nicht erlaubt, Freunde können      rer.
Caritas-Beratungsstelle Hilfe                  sich nicht miteinander treffen und das,       „Das Jugendalter ist eine Zeit des Um-
                                               obwohl die Jugendzeit doch eine ganz be-      bruchs. Langsam wird man erwachsen
„Wird meine Zwischenprüfung überhaupt          sondere Entwicklungsphase ist, in der         und beschäftigt sich mit ganz anderen
stattfinden, wann kann ich endlich wieder      man die prägendsten Erlebnisse sammelt        Dingen als vorher“, sagt Birgit Mehren-
reisen und wann kann ich meine Freunde         und in der man noch frei und ungebunden       Heindrichs. Auswirkungen wie Stim-
endlich wiedersehen?“                          ist. Aber was ist jetzt mit Partys, Leute     mungsschwankungen, Mangel an Selbst-
                                               kennenlernen und in der Welt rumreisen?       bewusstsein, Auseinandersetzungen mit
Ich bin Sarah Risto, 21 Jahre alt und mache    Ich habe mich gefragt, wie andere Jugend-     dem Körper und die Frage nach der eige-
eine Ausbildung als Kauffrau für Büroma-       liche damit umgehen und habe mir des-         nen Selbstidentität (Wer bin ich eigent-
nagement beim Caritasverband für die           wegen Profis ins Boot geholt: Dr. Peter       lich) seien sowieso schon Begleiterschei-
Stadt Bonn e. V.. In der Zeit der Corona-      Conzen, Leiter der Caritas-Beratungs-         nungen der Pubertät. „Corona verstärkt
Pandemie habe ich mit vielen Fragen und        stelle für Eltern, Jugendliche und Kinder     das Probleme noch, weil man keinen rich-
auch Sorgen zu kämpfen, die wahrschein-        und seine Stellvertreterin, Birgit Meh-       tigen Ausgleich im Alltag finden kann. Die
lich auch nicht so schnell beantwortet wer-    rend-Heindrichs.                              Gedanken kreisen um einen selbst, weil
den können. So wie mir, geht es vielen ande-                                                 man nicht durch Freunde abgelenkt wird,
ren in meinem Alter.                           Zeit des Umbruchs                             man kann nicht wie gewohnt Sport trei-
                                                                                             ben, seinen Hobbies nachgehen oder auch
                                                                                                                                          Fotos: iStock

Junge Menschen fühlen sich generell            Das Team der Beratungsstelle mit Psy-         mal auf eine Party gehen. Die Jugendli-
manchmal einsam, können ihre Struktur          chologen, Sozialarbeitern und Sozialpäd-      chen fühlen sich vermehrt vereinsamt
im Alltag verlieren oder haben auch            agogen berät und begleitet Familien in        und fangen an zu grübeln.“
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Die Caritas in Bonn

                                                                                                                                                               V

                         „Da ist was dran“, denke ich. „Ich musste       mal zwischendurch in die Natur gehen          Ich habe durch das Gespräch erfahren, dass
                         mich auch von heute auf morgen auf Ho-          und sich mit der Frage zu beschäftigen,       Corona viele Jugendliche tatsächlich belas-
                         meoffice einstellen, auf Freunde, Sport und     was tut mir persönlich gut, kann jungen       tet. Schließlich kenne ich das auch. Aber
                         Hobbies verzichten. Das kann das Leben          Menschen helfen, diese depressiven Ver-       vielleicht lässt sich durch diese Situation
                         ganz schön auf den Kopf stellen“, finde ich.    stimmungen möglichst zu vermeiden“,           auch etwas lernen. Wir lernen, was uns
                         „Zum Glück konnte ich meinen 18. Geburts-       empfiehlt Dr. Peter Conzen den Jugendli-      wirklich guttut, werden schneller selbst-
                         tag noch groß feiern. Allerdings hat sich       chen.                                         ständig, weil wir unseren Alltag selbst
                         mein Leben als Auszubildende gewandelt.         „Man könnte sich beispielsweise eine          strukturieren müssen, beschäftigen uns mit
                         Berufsschule findet derzeit nur noch Online     neue Sache suchen, für die man bis jetzt      neuen Dingen, und lernen bei allen Online-
                         statt und wie und ob meine Zwischenprü-         noch keine Zeit gefunden hat. Man kann        Meetings, wie wichtig der richtige mensch-
                         fung pünktlich stattfindet, war auch lange      ein neues Instrument oder eine Sprache        liche Kontakt ist. Und wer weiß, vielleicht
                         Zeit nicht klar. Zum Glück kann ich noch ins    lernen, sich in der Natur bewegen, einen      kann ich am Ende der Pandemie Klavier
                         Büro kommen, auch wenn ein Teil der Kolle-      Fitnesskurs starten oder einen digitalen      spielen.
                         gen im Homeoffice arbeitet und ein An-          Spieleabend veranstalten, eine Wande-
                         sprechpartner für meine Fragen nicht im-        rung oder eine Fahrradtour unterneh-
                         mer sofort präsent ist. Aber einige sind doch   men. Da bietet die Krise eine Chance,            Willst du einfach mal reden:
                         noch da und ich freue mich über den kolle-      neue Möglichkeiten zu entdecken“, sagt                   Ruf´ uns an!
                         gialen Austausch.“                              Conzen.
                                                                         Aber manchmal reicht das eben nicht. Für               0152 37692632
                         „Wir bekommen die neuen Herausforde-            alle, die mal mit jemandem Probleme und
                         rungen der Familien deutlich zu spüren.         Sorgen bereden wollen, startete die Bera-             Hotline Für Jugendliche und
                         Viele Eltern wissen nicht mehr weiter und       tungsstelle am 1. März 2021 eine Telefon-
                                                                                                                             junge Erwachsene (bis 21 Jahre)
                         sind überfordert“, stellen Peter Conzen         Hotline für Jugendliche.
                         und Birgit Mehren-Heindrichs fest.              Unter der Nummer 0152 376 92 632 ste-               montags und donnerstags
                         Fast noch schlimmer sind die beruflichen        hen Ansprechpartner montags und don-               von 16:00 Uhr bis 18:00 Uhr
                         Hemmnisse: keine Praktika, kein Work            nerstags jeweils von 16 - 18 Uhr zur Verfü-
                         and Travel, kaum Nebenjobs, kaum Aus-           gung.
                         bildungsstellen. Viele machen wegen Co-
                         rona einfach dicht. Studenten, die zum
                         ersten Mal in eine eigene Wohnung gezo-
                         gen sind, müssen teilweise zurück zu den
                         Eltern ziehen, wenn Einkünfte aus Ne-
                         benjobs wegfallen. Ganze Lebenspläne
                         sind oft erst einmal auf Eis gelegt. Dazu
                         kommen die Ängste, ob Corona einen
                         selbst treffen könnte, oder dass Familien-
                         mitglieder daran erkranken bzw. man
                         diese anstecken könnte.
                         Manche Familien müssen auf engstem
                         Raum ihren Alltag bewältigen. Bei einigen
                         Jugendlichen verändert sich der Schlaf-
                         Wach-Rhythmus, sie verlieren an Motiva-
                         tion, leiden unter Stimmungsschwankun-
                         gen. „Langsam geht allen Menschen die
                         Puste aus. Die Einschränkungen werden
                         immer wieder verlängert, und keiner
                         kann einem wirklich sagen, wie lange es
                         dauert. Das ist gerade für junge Menschen
                         noch viel belastender, weil sie in diesem
                         Alter positive Ausblicke brauchen“, er-
                         klärt die Sozialpädagogin.

                         Gegen den Corona-Blues
Foto: Matthias Kehrein

                         „Aktiv im Gespräch bleiben, die digitalen           Walk and Talk: In Corona-Zeiten finden nicht nur Gespräche zwischen
                         Möglichkeiten nutzen und weiter die Kon-        Kolleg*innen im Freien - wie auf dem Foto - statt. Die Mitarbeitenden der
                         takte mit Gleichaltrigen pflegen, sich          Beratungsstelle nutzen den Uni-Hofgarten auch bei Beratungsgesprächen
                         selbst eine Struktur im Alltag aufbauen,        für Ratsuchende - mit Sicherheitsabstand, versteht sich.
Sozialcourage - Caritas Bonn
Die Caritas in Bonn

VI

Nichts tun kommt gar nicht in Frage
Text – Sarah Risto                          der Betreuungskräfte, insbesondere die         Respekt vor der Pandemie. „Einige Be-
                                            Nachtwachen, testet er regelmäßig. 18          kannte sind an Corona erkrankt oder so-
Albert Schmitz testet in der                Jahre war Albert Schmitz beim Bonner           gar gestorben. Ich denke, ich kann die
                                            Caritasverband tätig und hat bedürftigen       Pandemie realistisch einschätzen, ohne
Celsius Wohnanlage Bewoh-                   Menschen geholfen. Seit 2020 ist er im         irrationale Ängste, aber trotzdem mit gro-
ner*innen und Mitarbeitende                 Ruhestand.                                     ßer Vorsicht“, sagt er.

Für Albert Schmitz ist es definitiv keine   „Ich brauche eine sinnvolle Aufgabe“
verschwendete Zeit, sich ehrenamtlich zu                                                   Kontakt zu ehemaligen Kollegen
engagieren. Er hat Menschen durch sei-      Seit einem Jahr leitet Albert Schmitz eh-
nen Beruf schon immer geholfen. Im Ru-      renamtlich auch die Bahnhofsmission,           Durch das Ehrenamt kann Albert Schmitz
hestand gibt der 66-Jährige nochmal         zusammen mit einem evangelischen Pfar-         Kontakt zu ehemaligen Kolleg*innen hal-
richtig Gas. Er war Einrichtungsleiter      rer. „Ich brauche in meinem Ruhestand          ten. „Das ist ein sehr schöner Nebenef-
verschiedener ambulanten Pflegestatio-      eine sinnvolle Aufgabe. Die Bahnhofsmis-       fekt.“ Aber natürlich will er die Zeit im
nen der Bonner Caritas. Mit seinem neuen    sion zu leiten und die Testungen in der        Ruhestand auch nutzen, um zu entspan-
Ehrenamt knüpft er an diese Tätigkeit an.   Celsius-Wohnanlage durchzuführen, das          nen. Zusammen mit seiner Frau hat er
Seit Januar 2021 führt er Covid 19-Tes-     macht mir Spaß“, sagt er. „Ich fahre meist     sich einen umgebauten VW-Bus gekauft,
tungen bei Bewohnern und Besuchern          mit dem Fahrrad. Das ist mein persönli-        mit dem die beiden bereits im Sommer
zweier Demenz-WGs in der Celsius-           ches Fitnessprogramm“. Zur Demenz-             2019 in Kroatien unterwegs waren. High-
Wohnanlage auf dem Brüser Berg durch,       WG, die vom Verein LeA geführt wird,           light der Reise war die Sichtung eines
die vom Häuslichen Betreuungsdienst der     kommen auch täglich Besucher. So ist die       Braunbärs in der wilden Natur. Dieses
Caritas versorgt werden. Auch einen Teil    regelmäßige Corona-Testung sehr wich-          Jahr wollen sie, falls möglich, in Süd-
                                                        tig. Da manche Mitarbeitende       deutschland wandern gehen.
                                                        außerhalb Bonns wohnen
                                                        oder nur einige Male im Mo-
                                                        nat arbeiten, und nicht zu
                                                        normalen Bürozeiten er-
                                                        reichbar sind, fährt er sogar                      EHRENAMT
                                                        abends zur Testung in die
                                                        Wohnanlage. Zum Glück
                                                        wurde bisher noch niemand
                                                        positiv getestet. Albert
                                                        Schmitz ist froh, dass er in der
                                                        Corona-krise helfen kann:
                                                        „Als Rentner muss ich nicht
                                                        ständig ins Büro und kann
                                                        mich gut schützen. Anderer-
                                                        seits bin ich nicht alleine,
                                                        denn meine Ehefrau und ich           Kontakt
                                                        passen aufeinander auf und           Frank Sevenig-Held
                                                        genießen zusammen den Gar-           Tel. 0228 108-238
                                                        ten“. Trotzdem hat er großen         frank.sevenig-held@caritas-bonn.de
                                                                                                                                        Foto: Caritas

                                                          Sorgfältig führt Albert Schmitz die Testungen durch. Die
                                                        Mitarbeiter*innen sind froh über die ehrenamtliche Entlastung
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                                                                                                                                                     VII

               Immer online                                    Was bedeutet das für update?
                                                               Viel mehr Eltern suchen bei uns Beratung
                                                               zum Thema Mediensucht. Sie machen

               macht krank                                     sich Sorgen, wenn sie merken, dass ihre
                                                               Kinder während des Homeschoolings zo-
                                                               cken oder sich parallel in Chats unterhal-
                                                               ten. Das ist noch keine pathologische Me-
               Andreas Pauly von update sieht                  diennutzung. Trotzdem ist es wichtig,
               Suchtrisiko beim Medienkon-                     hier Rat zu geben. Es gibt aber auch Ju-
                                                               gendliche, die während Corona eine ex-
               sum von Jugendlichen                            zessive Nutzung der Online-Medien ent-
                                                               wickelt haben. Im ersten Lockdown hat
                                                               update schnell reagiert – unter anderem
               Interview – Mechthild Greten                    mit Beratungsangeboten per Telefon oder
                                                               Videomeet. Die Nachfrage hat sich hier       Classic ist ein Gruppenangebot für Ju-
               Es gibt Tage, an denen das Telefon bei up-      verdoppelt.                                  gendliche, die riskantes Onlineverhalten
               date fast nicht stillsteht. Viele Eltern sind                                                entwickelt haben. Hier gilt es, in der Grup-
               besorgt wegen der intensiven Mediennut-         Was raten Sie Eltern?                        pe zu reflektieren, gegenzusteuern und im
               zung ihrer Kinder seit Corona. Medien-          Wir raten Eltern, erst einmal Ruhe zu be-    Einzelfall auch stationäre Maßnahmen
               präventionsexperte und Mitarbeiter von          wahren und zu versuchen, die Faszination     einzuleiten. Ein weiterer Baustein ist ein
               update, Andres Pauly, im Gespräch über          der Kids für Videogames und social media     Projekt zur Prävention bei Sportwetten,
               die Arbeit von update in Krisenzeiten und       zu verstehen. Das hilft beim aufeinander     das update jetzt startet. Beide Projekte
               die Möglichkeiten gegenzusteuern.               zugehen. Wichtig ist, klare Regeln über      werden vom Lions Club Bonn Tomburg
                                                               Onlinezeiten und generelle Freizeitge-       unterstützt, wofür wir sehr dankbar sind.
               Wie hat sich die Situation junge                staltung zu etablieren, die konsequent       Viele Grundschulen haben sich an uns ge-
               Menschen verändert?                             von den Eltern eingefordert werden müs-      wandt. Denn mit der Digitalisierung des
               Durch Corona sind die meisten persönli-         sen. Bei exzessiver Online-Nutzung erhal-    Unterrichts müssen die Kinder und Ju-
               chen Begegnungen weggefallen. Eine so-          ten Eltern auch Unterstützung über unse-     gendlichen lernen, Medienkompetenz zu
               ziale Isolation und erzwungene Inaktivi-        re Ambulanten Flexiblen Hilfen, die die      entwickeln. Da reicht nicht die technische
               tät lässt viele zu Onlineangeboten greifen.     Familien zuhause begleiten.                  Ausstattung der Schüler. Daraus ist das
               Jugendliche halten über digitale Medien                                                      medienpräventive Pilotprojekt „smart
               Kontakt zu Freunden und sind beim               Was kann man präventiv tun?                  kiddies“ entstanden, das jetzt an Bonner
               Homeschooling online. Das ist auch okay.        Eltern sollten mit ihren Kindern im Ge-      Grundschulen starten wird.
               Aber es besteht die Gefahr, dass die virtu-     spräch bleiben und klären: Warum macht
               elle Welt den Wegfall der realen Hobbys         online so viel Spaß, was tut gut, ab wann    Weitere Infos suchthilfe-bonn.de/upda-
               ausgleicht: Playstation statt Basketball,       ist es zuviel? Während Corona werden         te oder bei andreas.pauly@cd-bonn.de
               Instagram statt Freunde treffen. Durch          Medien manchmal als „Babysitter“ einge-
               die Kontaktbeschränkung trinken Ju-             setzt, weil es auch für die Eltern derzeit     Jubiläumsreif ist das Engagement des Li-
               gendliche auch weniger Alkohol, denn es         sehr stressig ist. Dieses Zuviel muss nach     ons Club Bonn Tomburg. Seit 10 Jahren
               gibt ja keine Partytreffs. Die psychische       dem Lockdown unbedingt wieder redu-            unterstützt der Service Club das Gruppen-
               Belastung, die drohende Perspektivlosig-        ziert werden, mit klaren Zeitreglungen         angebot „reality adventure classic“. „Wir
               keit und einfach die Langeweile haben           und einem alternativen Freizeitangebot.        wollten uns finanziell für ein innovatives
               aber den Konsum von Cannabis besorg-            In der JIM-Studie kann man nachlesen,          und nachhaltiges Pilotprojekt engagieren“,
               niserregend zunehmen lassen.                    dass sich Kinder häufig strengere Regeln       sagt Reinhard Immenkötter vom Lions
                                                               wünschen, sozusagen als Wegweiser.             Club Bonn Tomburg. „Das Konzept von
               Warum ist das Suchtrisiko jetzt so groß?                                                       Realitiy adventure hat uns überzeugt. Das
               Es fehlt der Ausgleich zwischen der Schu-       Wie hat update reagiert?                       Team von update war schon damals Vor-
               le und dem ständigen Beisammensein mit          Neben der digitalen Beratung haben wir         reiter im Bereich Mediensuchtprävention
               der Familie. Normalerweise treiben Ju-          Online-Elternabende zur Medienerzie-           bei Kindern und Jugendlichen. Wir schät-
               gendliche nachmittags Sport, treffen sich       hung angeboten. Diese wurden zwischen          zen diese Zusammenarbeit sehr und un-
               mit Freund*innen oder haben andere Ak-          Dezember und Februar von 500 Eltern ge-        terstützen auch das neue Projekt gegen
               tivitäten. Stattdessen sind viele online        nutzt. Weiterhin hat update mit den Net-       Glücksspielsucht bei Jugendlichen.“
               unterwegs. Laut DAK-Studie hat die Nut-         Piloten in den weiterführenden Schulen
               zungsdauer von Games um 75 % auf 139            Workshops per Videomeet durchgeführt,
               Minuten am Tag zugenommen. Nach der             um mit den Jugendlichen ihr Nutzungs-
Foto: Privat

               Drogenaffinitätsstudie zeigen 30 % der          verhalten und ihre persönliche Medien-
               Jugendlichen ein riskantes Online-Ver-          nutzung während des Lockdowns und da-
               halten.                                         nach zu reflektieren. Reality Adventure
Sozialcourage - Caritas Bonn
Die Caritas in Bonn

VIII

Gänsehautmoment mit „Jupp“
Kölner Band MAM startet Spendenaktion für Wohnungslosenhilfe
                                                                                      produziert, in das auch Bildmaterial der
                                                                                      Caritas Bonn eingeflossen ist. Das Musik-
                                                                                      video erzählt die Lebenswelt von Men-
                                                                                      schen, die auf der Straße leben müssen.
                                                                                      „Jupp“ steht stellvertretend für alle Ob-
                                                                                      dachlosen.
                                                                                      „Es werden immer mehr Jupps, die jeden
                                                                                      Tag gegen Hunger, das Wetter und gegen
                                                                                      Ausgrenzung kämpfen. Natürlich sind wir
                                                                                      alle von der Pandemie betroffen, aber wir
                                                                                      haben doch immer noch mehr als die ob-
                                                                                      dachlosen Menschen. Es sollte unsere
                                                                                      moralische Pflicht sein, ihnen zu helfen“,
                                                                                      so MAM-Bassist Marc „Maecces“ Juras.
                                                                                      Insgesamt kamen bisher rund 2.000 Euro
Die BAP-Tribute-Band „MAM“ hat mit         viele Tagesstätten im Lockdown geschlos-   zusammen. Von den Spenden werden
ihrem Musikvideo „Jupp“ zu Spenden für     sen sind oder wegen Corona nicht mehr so   warme Mahlzeiten, Getränke, FFP2-
die Caritas-Wohnungslosenhilfe aufgeru-    viele Bedürftige aufnehmen können.         Masken, Desinfektionsmittel, Decken
fen. Denn Obdachlose haben es gerade in    Dazu hat die Band den BAP-Klassiker        und Schlafsäcke für obdachlose Men-
der Corona-Krise besonders schwer, weil    „Jupp“ neu aufgenommen und ein Video       schen finanziert.

                                                                                                       ENDLICH
                                                                                                        WOHNEN
                                                                                                       QUARTIER GEISLAR

Theologie-Student*innen                    Mit zwei Gartenhäusern komplett
spenden für Wohnprojekt                    Architekturbüro Schommer spendet 10.000 Euro für Gartenprojekt
Endlich wohnen, wieder ankommen im         Mit der Spende von zwei hochwertigen       Schommer-Wolstein begeistert. Anläss-
Leben. Darum geht es beim Wohnprojekt      Gartenhäusern im Wert von 10.000 Euro      lich seines 40-jährigen Bürojubiläums
„Quartier Geislar“ der Bonner Caritas.     ergänzt das Architekturbüro Schommer       spendete das Architekturbüro 10.000
Von der Idee, für ehemals wohnungslose     das Caritas-Wohnprojekt in Geislar. Hier   Euro für die Gestaltung des anliegenden
oder psychisch beeinträchtige Menschen     entstehen 14 neue Wohnungen für ehe-       Gartens, in dem ein pädagogisches Gar-
bezahlbaren Wohnraum und damit die         mals wohnungslose und psychisch er-        tenprojekt realisiert werden soll.
                                                                                                                                   Fotos: MAM, Matthias Kehrein

Chance für neue Lebensperspektiven zu      krankte junge Menschen. Mit Begleitung
schaffen, waren die Studierenden der       der Caritas werden sie hier ein stabiles    Unser Spendenkonto:
Fachschaft der Katholisch-Theologi-        und selbstständiges Leben aufbauen. Die     Caritasverband für Stadt Bonn e.V.
schen Fakultät Bonn überzeugt. Sie star-   Idee, jungen benachteiligten Menschen       Sparkasse Köln/Bonn
teten eine Sammelaktion für das „Quar-     durch Wohnraum eine neue Lebenspers-
                                                                                       IBAN DE17 3705 0198 1921 9219 28
tier Geislar“ und übergaben jetzt 850 €    pektive zu geben, hat die Architekten
                                                                                       Stichwort: Projekt Geislar
an die Bonner Caritas.                     Karl-Heinz Schommer und Laura
Sozialcourage - Caritas Bonn Sozialcourage - Caritas Bonn
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