Österreich State of Health in the EU - Länderprofil Gesundheit 2019 - European Commission
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State of Health in the EU Österreich Länderprofil Gesundheit 2019
Länderspezifische Gesundheitsprofile Inhalt Die länderspezifischen Gesundheitsprofile für den State of Health 1. HIGHLIGHTS 3 in the EU bieten einen knappen und politisch relevanten Überblick 2. GESUNDHEIT IN ÖSTERREICH 4 über die Gesundheit und die Gesundheitssysteme in der EU/dem 3. RISIKOFAKTOREN 7 Europäischen Wirtschaftsraum. Sie heben die besonderen Merkmale 4. DAS GESUNDHEITSSYSTEM 9 und Herausforderungen in den jeweiligen Ländern hervor, wozu begleitend länderübergreifende Vergleiche angestellt werden. Das 5. LEISTUNG DES GESUNDHEITSSYSTEMS 12 Ziel ist es, politischen Entscheidungsträgern und Einflussnehmern 5.1. Wirksamkeit 12 ein Instrument für die gegenseitige Wissensvermittlung und den 5.2. Zugang 15 freiwilligen Kenntnisaustausch an die Hand zu geben. 5.3. Anpassungsfähigkeit 19 Die Profile entstehen aus der gemeinsamen Arbeit der OECD 6. ZENTRALE ERKENNTNISSE 22 und des European Observatory on Health Systems and Policies in Zusammenarbeit mit der Europäischen Kommission. Das Team bedankt sich bei dem Netzwerk Health Systems and Policy Monitor, dem OECD Health Committee und der EU Expert Group on Health Information für die wertvollen Anmerkungen und Vorschläge. Daten- und Informationsquellen Die berechneten EU-Durchschnitte sind die gewichteten Durchschnitte der 28 Mitgliedstaaten, sofern nichts Die Daten und Informationen in den länderspezifischen anderes vermerkt ist. Island und Norwegen sind in diesen Gesundheitsprofilen beruhen vorwiegend auf offiziellen EU-Durchschnitten nicht berücksichtigt. einzelstaatlichen Statistiken, die Eurostat und der OECD zur Verfügung gestellt und validiert wurden, um höchste Standards Dieses Profil wurde im August 2019 auf der Grundlage der im bei der Datenvergleichbarkeit zu gewährleisten. Die Quellen Juli 2019 verfügbaren Daten erstellt. und Methoden, die diesen Daten zugrunde liegen, sind in der Um das Excel-Arbeitsblatt mit allen Tabellen und Diagrammen Eurostat-Datenbank und der OECD-Gesundheitsdatenbank aus diesem Profil herunterzuladen, geben Sie einfach folgende verfügbar. Einige zusätzliche Daten stammen auch vom URL in Ihren Browser ein: http://www.oecd.org/health/Country- Institute for Health Metrics and Evaluation (IHME), vom Health-Profiles-2019-Austria.xls European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC), aus den Umfragen der Health Behaviour in School-Aged Children (HBSC) und von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sowie aus anderen einzelstaatlichen Quellen. Demografischer und sozioökonomischer Kontext in Österreich, 2017 Demografische Faktoren Österreich EU Bevölkerungsgröße (Schätzwerte zur Jahresmitte) 8 798 000 511 876 000 Anteil der Bevölkerung über 65 Jahre (in %) 18,5 19,4 Fertilitätsrate 1 1,5 1,6 Sozioökonomische Faktoren BIP pro Kopf (EUR KKP2) 38 100 30 000 Relative Armutsquote (in %) 3 14,4 16,9 Arbeitslosenquote (in %) 5,5 7,6 1. Anzahl der geborenen Kinder je Frau im Alter von 15 bis 49. 2. Die Kaufkraftparität (KKP) ist definiert als Währungsumrechnungskurs, der die Unterschiede im Preisniveau zwischen Ländern beseitigt und damit Vergleiche der Kaufkraft unterschiedlicher Währungen ermöglicht. 3. Prozentualer Anteil an Personen, die mit weniger als 60 % des Median-Äquivalenzeinkommens leben. Quelle: Eurostat-Datenbank. Haftungsausschluss: Die hierin geäußerten Meinungen und Argumente sind ausschließlich die der Autoren und geben nicht notwendigerweise die offizielle Meinung der OECD oder ihrer Mitgliedsländer oder des European Observatory on Health Systems and Policies oder seiner Partner wieder. Die in diesem Bericht geäußerten Ansichten repräsentieren in keiner Weise die offizielle Meinung der Europäischen Union. Dieses Dokument sowie alle darin enthaltenen Daten und Karten gelten unbeschadet des Status eines oder der Souveränität über ein Hoheitsgebiet(s) für die Abgrenzung durch internationale Grenzen und für den Namen eines Hoheitsgebiets, einer Stadt oder eines Gebietsstands. Zusätzliche Haftungsausschlüsse für die WHO sind auf http://www.who.int/bulletin/disclaimer/en/ einsehbar. © OECD and World Health Organization (acting as the host organisation for, and secretariat of, the European Observatory on Health Systems and Policies) 2019 2 State of Health in the EU · Österreich · Länderprofil Gesundheit 2019
ÖSTERREICH 1 Highlights Der Gesundheitszustand in Österreich verbessert sich derzeit, dennoch stellen verhaltensbedingte Risikofaktoren und eine alternde Bevölkerung weiterhin Herausforderungen für das Gesundheitssystem dar. Zugang und Qualität der Gesundheitsversorgung sind im Allgemeinen gut, jedoch spielen Krankenhäuser eine unverhältnismäßig große Rolle bei der Gesundheitsversorgung. Mit aktuellen Reformen sollen die Primärversorgung verbessert und Ungleichgewichte beim medizinischen Fachpersonal behoben werden. Durch ein neues Verwaltungssystem werden Bundesregierung und Landesregierungen sowie die Sozialversicherungsträger zusammengeführt, um die Koordinierung zu verbessern. Trotzdem ist das österreichische Gesundheitssystem nach wie vor strukturell fragmentiert und verhältnismäßig teuer. AT EU Gesundheitszustand 83 Im Jahr 2017 betrug die Lebenserwartung bei der Geburt 81,7 Jahre; dies sind 81.7 81 80.9 3,4 Jahre mehr als im Jahr 2000 und 0,8 Jahre mehr als der EU-Durchschnitt. 79 Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind die häufigste Todesursache, jedoch steigt die 78.3 77.3 diabetesbedingte Sterblichkeit an. Ca. 70 % der Österreicher vermelden einen guten 77 Gesundheitszustand, wobei dieser Anteil unter den Gruppen mit dem niedrigsten 75 Einkommen geringer ist. Zwar leben die Österreicher immer länger, diese Jahre 2000 2017 werden jedoch zu einem größeren Anteil mit chronischen Erkrankungen und Lebenserwartung bei der Geburt, Jahre Behinderungen zugebracht als im EU-Durchschnitt. Country AT EU %01 %01 EU Risikofaktoren % der Erwachsenen Verhaltensbedingte Risikofaktoren – insbesondere schlechte Ernährung, Rauchen Rauchen 24 % und Alkoholkonsum – tragen in erheblichem Maße zu mehr Morbidität und höherer Sterblichkeit bei. Der Anteil der Raucher unter den Erwachsenen ist in den Fettleibigkeit 15 % vergangenen zwei Jahrzehnten nicht gesunken und es wird jetzt mehr geraucht als in den meisten EU-Ländern. Trotz eines Rückgangs seit dem Jahr 2000 liegt der Alkoholkonsum weiterhin über dem EU-Durchschnitt. Während österreichische Alkohol 11,8 Liter Erwachsene zu den körperlich aktivsten in der EU zählen, gehören Jugendliche zu den am wenigsten aktiven. AT EU Gesundheitssystem Österreich hat ein soziales Krankenversicherungssystem. Die Gesundheitsausgaben EUR 4 000 pro Kopf betrugen im Jahr 2017 fast 3900 EUR, was ca. 1000 EUR über dem EU-Durchschnitt liegt und 10,4 % des BIP ausmacht (EU-Durchschnitt: 9,8 %). Smoking 17 Zwar ist der Anstieg der Ausgaben mit dem EU-Durchschnitt vergleichbar, EUR 2 000 jedoch wendet Österreich nach wie vor erheblich mehr finanzielle Mittel für die Binge drinking stationäre Gesundheitsversorgung auf als die meisten Länder und verfügt über EUR 0 22 eine hohe Anzahl an Ärzten und Krankenhausbetten. Es entstehen zunehmend 2005 2011 2017 Ungleichgewichte zwischen Allgemein- und Fachärzten sowie zwischen ländlichen Obesity 21 und städtischen Gebieten. Die Inanspruchnahme von Leistungen von Ärzten ohne Ausgaben pro Kopf (EUR KKP) Kassenverträge nimmt indes zu. Country EU Wirksamkeit Zugang Anpassungsfähigkeit Obwohl die vermeidbare Sterblichkeit Es besteht eine nahezu universelle Die öffentlichen dicht am EU-Durchschnitt liegt, ist die Gesundheitsversorgung der Ausgaben für die Sterblichkeit aufgrund von Bevölkerung und der Zugang zur Gesundheitsversorgung behandelbaren Ursachen niedriger als Versorgung ist im Allgemeinen gut. sollen laut Prognosen in den meisten EU-Ländern. Österreich gehört in der EU zu den von 7 % des BIP im Ländern mit dem geringsten Anteil an Jahr 2016 auf 8,3 % Personen, die sich über ungedeckten im Jahr 2070 ansteigen, während medizinischen Bedarf beklagen. sich die öffentlichen Ausgaben für Langzeitpflege laut Prognosen AT EU Hohes Einkommen Gesamt Niedriges Einkommen Country verdoppeln sollen, und zwar von 1,9 % Vermeidbare 161 EU auf 3,8 % des BIP. Es gibt Obergrenzen Sterblichkeit AT für die Gesamtausgaben, jedoch Sterblichkeit EU könnten die Zersplitterung und das aufgrund 78 0% 3% 6% behandelbarer Fehlen struktureller Reformen das Ursachen Gesundheitssystem daran hindern, Altersstandardisierte Sterberate sich an neue Herausforderungen pro 100 000 Einwohner, 2016 % gemeldeter ungedeckter Bedarf, 2017 anzupassen. State of Health in the EU · Österreich · Länderprofil Gesundheit 2019 3
ÖSTERREICH 2 Gesundheit in Österreich Die Lebenserwartung steigt und liegt von 3,6 Jahren). Für Männer ist die Lebenserwartung etwas über dem EU-Durchschnitt schneller gestiegen als für Frauen; in anderen EU-Ländern ist eine ähnliche Tendenz zu verzeichnen. Trotzdem betrug das Im Jahr 2017 betrug die Lebenswartung bei der Geburt Geschlechtergefälle im Hinblick auf die Lebenserwartung in Österreich 81,7 Jahre, also fast ein Jahr mehr als der 4,6 Jahre im Jahr 2017 (79,4 Jahre für Männer, 84,0 Jahre für EU-Durchschnitt, aber fast zwei Jahre weniger als in Spanien Frauen), womit es leicht unter dem EU-Durchschnitt von und Italien (Abbildung 1). Seit dem Jahr 2000 ist sie um 5,2 Jahren lag. 3,4 Jahre gestiegen (knapp unter dem Anstieg in der EU Abbildung 1. Die Lebenserwartung steigt stetig und liegt weiterhin über dem EU-Durchschnitt Jahre 2017 2000 90 –– 90 Geschlechtsspezifisches Gefälle bei der Lebenserwartung: 83.4 83,4 85 –– 85 83.1 83,1 82.6 82,6 82.7 82,7 82.7 82,7 Österreich: 4,6 Jahre 82.5 82,5 82.4 82,4 82.2 82,2 82.2 82,2 82.1 82,1 81.8 81,8 81.6 81,6 81.6 81,6 81.7 81,7 81.7 81,7 EU: 5,2 Jahre 81.4 81,4 81.3 81,3 81.2 81,2 80.9 80,9 81.1 81,1 81.1 81,1 79.1 79,1 78.4 78,4 80 –– 80 77.8 77,8 78 78 77.3 77,3 75.8 75,8 75.3 75,3 76 76 74.9 74,9 74.8 74,8 75 –– 75 70 –– 70 65 –– 65 Fi ich n n or ch en hw d en Zy a rn xe nd de urg er e Be d re Gr ort n te he al d ow h ts en d k ch EU Es en Kr nd n ow n U ei Li rn m en Le ien Bu land n ar Ö and t ie Fr alie P ie Sl reic tie e ie Sc lan n Kö an D lan ak ug pe a al N rei eg ed eu eni hi l u Lu Irla la tla re an lg Po än ar em ng N mb ta nl M oa ec Is nn ch tt It w k g lg rl Sp an ni än st Sl Ru c Ts ie ie D s ig in Ve Quelle: Eurostat-Datenbank. Die soziale Ungleichheit im Hinblick auf die Abbildung 2. Die Bildungslücke im Hinblick auf die Lebenserwartung ist bei Männern größer als bei Frauen Lebenserwartung beträgt 6,2 Jahre bei Männern und 3 Jahre bei Frauen Ungleichheiten im Hinblick auf die Lebenserwartung bestehen nicht nur zwischen den Geschlechtern, sondern auch beim sozioökonomischen Status. Männer mit dem höchsten Bildungsstand leben erwartungsgemäß sechs Jahre länger als Männer mit dem niedrigsten 55,7 Bildungsstand, während der Unterschied unter 52,7 Jahre 52,9 Jahre Jahre österreichischen Frauen nur drei Jahre beträgt. Diese 46,7 Jahre Unterschiede sind geringer als die Durchschnittswerte in der EU von 7,6 bzw. 4,1 Jahren (Abbildung 2). Die Bildungslücke im Hinblick auf die Lebenserwartung ist Niedriger Hoher Niedriger Hoher teilweise durch höhere Sterblichkeitsraten und eine Bildungsstand Bildungsstand Bildungsstand Bildungsstand höhere Gefährdung durch diverse Risikofaktoren bei Personen mit niedrigem Bildungsstand zu erklären. Dazu gehören beispielsweise höhere Raucheranteile und Bildungslücke in der Lebenserwartung im Alter von 30 Jahren: schlechtere Ernährungsgewohnheiten (siehe Abschnitt 3). Österreich: 3 Jahre Österreich: 6,2 Jahre Der Unterschied im Hinblick auf die Lebenserwartung EU21: 4,1 Jahre EU21: 7,6 Jahre hängt auch mit Unterschieden beim Einkommen und Lebensstandard zusammen. Hinweis: Ein hoher Bildungsstand bezieht sich laut Definition auf Personen, die einen tertiären Bildungsabschluss (ISCED-Niveaus 5–8) haben, während sich ein niedriger Bildungsstand auf Personen ohne Sekundarschulabschluss (ISCED-Niveaus 0–2) bezieht. Quelle: Murtin et al., OECD Statistics Working Paper N°78 (2017). 4 State of Health in the EU · Österreich · Länderprofil Gesundheit 2019
ÖSTERREICH Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind weiterhin Krebserkrankungen sind die zweithäufigste Todesursache, die häufigste Todesursache, jedoch steigt obwohl auch die durch Krebs verursachten Todesfälle seit dem Jahr 2000 rückläufig sind. Lungenkrebs ist die häufigste die diabetesbedingte Sterblichkeit an krebsbedingte Todesursache, wobei die Sterblichkeit Der Anstieg der Lebenserwartung in Österreich seit aufgrund dieser Erkrankung leicht gesunken ist. Die dem Jahr 2000 ist hauptsächlich auf einen Rückgang diabetesbedingte Sterblichkeit ist hingegen seit dem Jahr der Sterblichkeitsraten aufgrund von Herz-Kreislauf- 2000 stark angestiegen. Dies spiegelt möglicherweise die Erkrankungen, insbesondere ischämische Herzerkrankungen Zunahme von Übergewicht und Fettleibigkeit sowie eine und Schlaganfällen, zurückzuführen (Abbildung 3). Trotz relative Schwäche der primären Gesundheitsversorgung in dieser Rückgänge waren auch im Jahr 2016 Herz-Kreislauf- Österreich wider. Erkrankungen die Haupt-Todesursache; auf sie entfallen fast 34 000 Todesfälle (42 % aller Todesfälle). Abbildung 3. Ischämische Herzerkrankung ist die Haupt-Todesursache, aber die diabetesbedingte Sterblichkeit steigt % Veränderung 2000–2016 (oder nächstgelegenes Jahr) 100 Diabetes Nierenerkrankung 50 Chronisch-obstruktive Lungenerkrankung Bauchspeicheldrüsenkrebs 0 20 40 60 80 100 120 140 160 180 Brustkrebs Lungenkrebs Darmkrebs Ischämische Herzerkrankung -50 Lebererkrankung Schlaganfall -100 Altersstandardisierte Sterberate pro 100 000 Einwohner, 2016 Hinweis: Die Größe der Blasen ist proportional zu den Sterblichkeitsraten im Jahr 2016. Quelle: Eurostat-Datenbank. Bei Angaben zum eigenen Gesundheitszustand Österreicher erwartungsgemäß bei der Geburt 57 Jahre besteht nur ein geringer Unterschied zum lang behinderungsfrei leben; demgegenüber beträgt dieser Wert 64 Jahre in der EU insgesamt: Frauen konnten EU-Durchschnitt, während Jugendliche einen davon ausgehen, 68 % ihres Lebens behinderungsfrei zu besseren Gesundheitszustand vermelden leben (77 % in der EU), bei Männern lag der Wert bei 72 % Ca. 70 % der österreichischen Bevölkerung vermelden einen (81 % in der EU). Außerdem bestehen erhebliche regionale guten Gesundheitszustand; dieser Anteil ist ähnlich wie Schwankungen, die von einer kürzeren behinderungsfreien in der EU insgesamt. Österreich schneidet im Hinblick auf Lebenserwartung unter Bewohnern der östlichen die Gesundheit von Jugendlichen laut Selbstangaben von Teile Österreichs (im Vergleich zu westlichen Teilen) Befragten relativ gut ab. Der Anteil der Jugendlichen, die gekennzeichnet sind (B-ZK, 2018a). eine hohe Lebenszufriedenheit vermelden, liegt über dem Im Jahr 2017 konnten Österreicher im Alter von 65 Jahren EU-Durchschnitt, während der Anteil derjenigen, die mehr erwartungsgemäß weitere 20 Jahre leben, was etwa dem als einmal wöchentlich über mehrere gesundheitliche EU-Durchschnitt entspricht (Abbildung 4), wobei jedoch fast Beschwerden klagen, deutlich unter dem Durchschnitt zwei Drittel dieser Jahre von chronischen Erkrankungen und liegt (Inchley et al., 2016). Jugendliche in finanziell besser Behinderungen begleitet werden. Dies bedeutet nicht, dass gestellten Familien vermelden in allen Ischaemic heart Ländern eine höhere disease die Menschen nicht in der Lage sind, ein normales Leben zu Lebenszufriedenheit, wobei dieser Unterschied zwischen führen und ihren gewohnten Tätigkeiten nachzugehen: Nur den Einkommensgruppen in Österreich im Vergleich zu einer von sechs Befragten berichtet von Einschränkungen bei anderen europäischen Ländern gering ist. Interessanterweise grundlegenden Alltagsaktivitäten (wie z. B. Baden, Anziehen beklagen sich finanziell besser gestellte Familien in oder Aufstehen aus dem Bett), für die unter Umständen Österreich häufiger als einkommensschwache Familien Langzeitpflege erforderlich ist. Außerdem liegt die Prävalenz mehr als einmal wöchentlich über mehrere gesundheitliche chronischer Erkrankungen unter dem EU-Durchschnitt Beschwerden, während in den meisten anderen Ländern das und es ist weniger wahrscheinlich, dass ältere Österreicher Gegenteil der Fall ist. Depressionssymptome berichten (23 % im Vergleich zu durchschnittlich 29 % in anderen Ländern, die diesen Viele zusätzliche Jahre werden mit einigen chronischen Indikator angeben). Erkrankungen und Behinderungen gelebt Im Gegensatz zur allgemeinen Lebenserwartung liegen die bei der Geburt erwarteten gesunden Lebensjahre deutlich unter dem EU-Durchschnitt. Im Jahr 2017 konnten State of Health in the EU · Österreich · Länderprofil Gesundheit 2019 5
ÖSTERREICH Abbildung 4. Die gesunde Lebenserwartung im Alter von 65 Jahren liegt unter dem EU-Durchschnitt Lebenserwartung im Alter von 65 Jahren Österreich EU 7.6 20,2 10 19,9 Jahre Jahre 9.9 12.6 Jahre ohne Jahre mit Behinderung Behinderung % Personen ab 65 Jahren, die % Personen ab 65 Jahren, die chronische Erkrankungen melden1 Einschränkungen bei Alltagsaktivitäten melden2 Österreich EU25 Österreich EU25 17% 20% 17% 18% 46% 53% 30% 34% 83% 82% Keine Eine Mindestens zwei Keine Mindestens eine chronische chronische chronische Einschränkungen Einschränkung Erkrankung Erkrankung Erkrankungen bei Alltagsaktivitäten bei Alltagsaktivitäten % Personen ab 65 Jahren, die Symptome einer Depression melden3 Österreich EU11 23 % 29 % Hinweis: 1. Zu den chronischen Erkrankungen zählen Herzinfarkt, Schlaganfall, Diabetes, Parkinson, Alzheimer und rheumatoide Arthritis oder Osteoarthritis. 2. Zu den grundlegenden Alltagsaktivitäten gehören Anziehen, Durchqueren eines Zimmers, Baden oder Duschen, Essen, Zubettgehen oder Aufstehen aus dem Bett und Toilettennutzung. 3. Befragten werden Symptome einer Depression zugeschrieben, wenn sie mehr als drei Depressionssymptome (von 12 möglichen Variablen) melden. Quelle: Eurostat-Datenbank für Lebenserwartung und gesunde Lebensjahre (die Daten beziehen sich auf 2017); SHARE-Umfrage für andere Indikatoren (die Daten beziehen sich auf 2017). 6 State of Health in the EU · Österreich · Länderprofil Gesundheit 2019
ÖSTERREICH 3 Risikofaktoren Verhaltensbedingte Risikofaktoren tragen Ca. 19 % (15 000) aller Todesfälle im Jahr 2017 waren auf wesentlich zur Sterblichkeit bei ernährungsbedingte Risiken zurückzuführen (einschließlich geringen Verzehrs von Obst und Gemüse sowie hohen Ca. 40 % aller Todesfälle in Österreich im Jahr 2017 sind Konsums von Zucker und Salz). Auf Rauchen (einschließlich auf verhaltensbedingte Risikofaktoren zurückzuführen, Passivrauchen) entfielen Schätzungen zufolge weitere 15 % einschließlich ernährungsbedingter Risiken, Tabakrauchen, (12 000) aller Todesfälle. Ca. 6 % (4500) aller Todesfälle gingen Alkoholkonsum und geringe körperlicher Aktivität auf Alkoholkonsum zurück und 3 % (2500) auf geringe (Abbildung 5). Dieser Anteil liegt dicht am EU-Durchschnitt körperliche Aktivität. von 39 %. Abbildung 5. Ca. 40 % aller Todesfälle sind auf lebensstilbedingte Risikofaktoren zurückzuführen. Ernährungsbedingte Risiken Tabak Alkohol Österreich: 19% Österreich: 15% Österreich: 6% EU: 18% EU: 17% EU: 6% Geringe körperliche Aktivität Österreich: 3% EU: 3% Hinweis: Die Gesamtanzahl der Todesfälle (31 000) im Zusammenhang mit diesen Risikofaktoren ist geringer als die Summe der Todesfälle in Verbindung mit jedem einzelnen Risikofaktor (35 000), da derselbe Todesfall mehr als einem Risikofaktor zugeordnet werden kann. Zu den ernährungsbedingten Risiken gehören 14 Komponenten, wie z. B. geringer Verzehr von Obst und Gemüse und hoher Konsum von gezuckerten Getränken. Quelle: IHME (2018), Global Health Data Exchange (die Schätzungen beziehen sich auf 2017). In Österreich wird nun mehr geraucht berichten, dass sie nicht jeden Tag mindestens ein Stück als in den meisten EU-Ländern Obst oder Gemüse zu sich nehmen. Andererseits gehören österreichische Erwachsene zu den körperlich Aktivsten der Die durch Rauchen bedingte Sterblichkeit liegt unter EU. dem EU-Durchschnitt. Jedoch ist der Raucheranteil unter österreichischen Erwachsenen in den letzten zwei Die Übergewichts- und Fettleibigkeitsrate unter 15-Jährigen Jahrzehnten nicht rückläufig und es wird nun mehr geraucht ist ebenfalls gestiegen und lag in den Jahren 2013-2014 als in den meisten anderen EU-Ländern. Diese anhaltend bei 15 %, was jedoch weiterhin erheblich unter den Werten hohe Prävalenz ist auf einen erhöhten Raucheranteil bei der meisten anderen EU-Ländern liegt (Abbildung 6). Der Frauen zurückzuführen, der den Rückgang bei Männern Anteil der 11- und 13-Jährigen, die berichten, täglich Obst ausgleicht. Andererseits ist der Raucheranteil bei 15-Jährigen zu sich zu nehmen, ist höher als der EU-Durchschnitt und rückläufig, obwohl er weiterhin höher ist als in den meisten der Unterschied zwischen finanziell besser und finanziell EU-Ländern. Maßnahmen der österreichischen Politik, schlechter gestellten Familien ist geringer als in den meisten mit denen vom Rauchen abgehalten werden soll, sind in Ländern (Inchley et al., 2016). Jugendliche Mädchen melden Abschnitt 5 ausführlicher beschrieben. eine besonders niedrige körperliche Aktivität: Nur 5 % der 15-jährigen Mädchen gaben in den Jahren 2013–2014 an, sich Übergewicht, Fettleibigkeit und ungesunde jeden Tag zumindest mäßig körperlich zu betätigen, während Ernährung sind wesentliche Probleme es bei den Buben 18 % waren. Jugendliche in finanziell besser gestellten Familien sind weniger körperlich aktiv als jene in für die öffentliche Gesundheit finanziell schlechter gestellten Familien, während in vielen Übergewicht und Fettleibigkeit sind häufiger geworden; anderen Ländern das Gegenteil der Fall ist (Inchley et al., diese Entwicklungen lassen sich teilweise durch ungesunde 2016). Ernährung und geringe körperliche Aktivität unter Jugendlichen erklären. Der Anteil von Erwachsenen die unter Fettleibigkeit leiden ist von 12 % im Jahr 2006 auf 15 % im Jahr 2017 angestiegen und ca. vier von zehn Erwachsenen State of Health in the EU · Österreich · Länderprofil Gesundheit 2019 7
ÖSTERREICH Abbildung 6. Alkohol und Tabakkonsum, ungesunde Ernährung und ein Mangel an körperlicher Aktivität sind wesentliche Risikofaktoren Rauchen (Kinder) Verzehr von Gemüse (Erwachsene) 6 Rauchen (Erwachsene) Verzehr von Obst (Erwachsene) Rauschtrinken (Kinder) Körperliche Aktivität (Erwachsene) Rauschtrinken (Erwachsene) Körperliche Aktivität (Kinder) Alkoholkonsum (Erwachsene) Fettleibigkeit (Erwachsene) Übergewicht und Fettleibigkeit (Kinder) Hinweis: Je näher ein Punkt dem Zentrum ist, desto besser schneidet ein Land im Vergleich zu anderen EU-Ländern ab. Kein Land liegt im weißen „Zielbereich“, da in allen Ländern in allen Bereichen noch Fortschritte möglich sind. Quelle: Kalkulationen der OECD auf der Grundlage der ESPAD-Umfrage 2015 und HBSC-Umfrage 2013–2014 für Indikatoren bei Kindern; und EU-SILC 2017, EHIS 2014 und OECD-Gesundheitsstatistik 2019 für Indikatoren bei Erwachsenen. Select dots + Effect > Transform scale 130% Alkoholkonsum ist weiterhin ein Soziale Ungleichheiten bei den Risikofaktoren wesentlicher Risikofaktor tragen zu gesundheitlichen Ungleichheiten bei Der Gesamt-Alkoholkonsum pro Kopf ist seit dem Jahr Viele verhaltensbedingte Risikofaktoren in Österreich 2000 gesunken, liegt jedoch nach wie vor weit über dem treten bei Menschen mit niedrigerem Bildungsstand bzw. in EU-Durchschnitt. Aus dem RARHA-Projekt stammende niedrigeren Einkommensgruppen häufiger auf. Im Jahr 2014 Daten zum Vergleich des Alkoholkonsums zwischen rauchte mehr als ein Viertel der Erwachsenen (27 %) die allen EU-Ländern haben einen überdurchschnittliches keinen Sekundarschulabschluss hatten täglich, verglichen Rauschtrinkverhalten1 in Österreich gezeigt; dies bezieht mit nur 15 % unter jenen mit tertiären Bildungsabschluss. sich sowohl auf Männer als auch auf Frauen (Moskalewicz, Ebenfalls waren im Jahr 2017 fast 20 % der Menschen ohne Room & Thom, 2016). Wie in allen EU-Ländern ist das Sekundarschlabschluss fettleibig, während dieser Wert Rauschtrinken unter Männern weiter verbreitet (einer von unter jenen mit einem höheren Bildungsabschluss bei vier im Jahr 2014) als unter Frauen (etwa eine von acht). lediglich 10 % lag. Die Tatsache, dass sozial benachteiligte Gruppen mehr Risikofaktoren ausgesetzt sind, trägt zu Der Alkoholkonsum unter Jugendlichen ist ebenfalls gesundheitlichen Ungleichheiten bei. Interessanterweise tritt weiter verbreitet als in anderen Ländern. Der Anteil an dieses Muster jedoch nicht beim Alkoholkonsum auf: Sowohl Jugendlichen, die regelmäßig rauschtrinken, ist in Österreich regelmäßiges Trinken als auch Rauschtrinken sind unter höher als in den meisten anderen EU-Ländern und es Menschen mit höherem Bildungsstand und Einkommen besteht kaum ein Unterschied zwischen Mädchen und weiter verbreitet (B-ZK, 2018b). Jungen. Mehr als die Hälfte der 15- und 16-Jährigen gaben 2015 an, im vorangegangenen Monat rauschgetrunken zu haben, während es im EU-Durchschnitt ca. 40 % waren. Der Alkoholkonsum in jungem Alter ist zwischen 2002 und 2014 zwar erheblich zurückgegangen, lag aber im Jahr 2014 weiterhin über dem Durchschnitt. Wie in den meisten Ländern ist Alkoholkonsum in jungem Alter unter Jugendlichen in finanziell besser gestellten Familien weiter verbreitet (Inchley et al., 2018). 1: Rauschtrinken ist definiert als Konsum von sechs oder mehr alkoholischen Getränken (Erwachsene) bzw. fünf oder mehr alkoholischen Getränken (Jugendliche) zu einem einzigen Anlass. 8 State of Health in the EU · Österreich · Länderprofil Gesundheit 2019
ÖSTERREICH 4 Das Gesundheitssystem Das österreichische Gesundheitssystem ist komplex. Die Bundesregierung ist für den rechtlichen Rahmen, Kasten 1. Im Rahmen der einschließlich der Regulierung der Sozialversicherungsträger, Zielsteuerungsverträge werden umfassende verantwortlich. Die Sozialversicherungsträger sind operativ Reformen umgesetzt verantwortlich für die ambulante und rehabilitative Gesundheitsversorgung (außerhalb von Krankenhäusern) Mit dem ersten Zielsteuerungsvertrag aus dem Jahr 2013 sowie die ambulante Arzneimittelversorgung; außerdem wurde eine Reformagenda für einen Zeitraum von vier verhandeln sie Verträge mit Gesundheitsleistungserbringern. Jahren (2013–2016) festgelegt. Im Jahr 2017 schloss die Die Länder regulieren die Krankenhausversorgung in ihren B-ZK einen zweiten Vertrag, mit dem Ziele für 2017–2021 Zuständigkeitsbereichen innerhalb einem, auf Bundesebene festlegt wurden (BMASKG, 2018). Diese Verträge festgelegten, rechtlichen Rahmen und sind hauptsächlich liegen fast alle andauernden Gesundheitsreformen in für die Organisation und Finanzierung der stationären und Österreich zugrunde – mit Ausnahme der Fusion der ambulanten Gesundheitsversorgung in Krankenhäusern Sozialversicherungsträger. verantwortlich. Die Finanzierung ist gemischt und fragmentiert, weil die Sozialversicherungsträger, die Im ersten Vertrag wurden finanzielle Ziele sowie Ziele Bundesregierung, die Länder und die Gemeinden allesamt für Gesundheitsversorgungsstrukturen, -prozesse und zum Budget beitragen. -ergebnisse festgelegt. Das ursprüngliche finanzielle Ziel war ein Rückgang des Anstiegs der öffentlichen Anhaltende Reformbemühungen haben die Gesundheitsausgaben auf 3,6 % pro Jahr bis 2016, Verwaltung des Gesundheitssystems verbessert gefolgt von einer Reduzierung auf 3,2 % bis 2021 im zweiten Vertrag2. Ein weiteres wichtiges Ziel war die Gegen die Fragmentierung der Organisation und Ausarbeitung eines neuen Ansatzes für die primäre Finanzierung wurde seit 2012 in gewissem Maße durch Gesundheitsversorgung, was letztlich zur Verabschiedung die Einführung des neuen Zielsteuerungssystems des Primärversorgungsgesetzes 2017 geführt hat. („Zielsteuerung-Gesundheit“) im Rahmen umfassenderer Reformen vorgegangen. Alle wichtigen Akteure – die 2 Der zweite Vertrag schreibt die Errichtung von 75 Bundesregierung, Sozialversicherungsträger und die Länder multidisziplinären Primärversorgungseinheiten vor, und – sind nun Teil der Bundes-Zielsteuerungskommission legt, neben der Stärkung der Gesundheitskompetenz (B-ZK), der obersten Entscheidungsinstanz, die Ziele für das und der Gesundheitsförderung in der Bevölkerung, einen Gesundheitssystem festlegt und formelle Verträge zwischen Schwerpunkt auf die Umsetzung von Reformen. Interessenvertretern aushandelt (Kasten 1). Diese national geltenden Verträge sind gesetzlich bindend und bilden die Grundlage für Zielsteuerungsverträge auf Länderebene. Die laufenden Gesundheitsausgaben stiegen zwischen 2009 und 2017 inflationsbereinigt um durchschnittlich 1,4 % Darüber hinaus läuft derzeit eine strukturelle Reform pro Jahr (1,5 % in der EU). Unterdessen stieg der Anteil zur Fusion der 21 bestehenden Sozialversicherungsträger der Gesundheitsausgaben am BIP von 10,2 % im Jahr 2009 zu nur mehr fünf. Insbesondere werden neun regionale auf 10,4 % im Jahr 2017 (gegenüber einem Anstieg von Träger zu einem einzigen zusammengelegt, in dem ab 9,7 % auf 9,8 % in der EU). Im Rahmen der Zielsteuerungs- Januar 2020 fast 80 % der Bevölkerung Österreichs erfasst Reformen wurde eine globale Obergrenze für die öffentlichen sein werden. Das übergeordnete Ziel der neuen Struktur Gesundheitsausgaben eingeführt (siehe Kasten 1), wobei das ist es, eine einheitlichere Versicherungsdeckung zu Wachstum seit ihrer Einführung unter dem Ziel liegt. Der schaffen und die Verwaltungskosten zu senken. Allerdings Anteil der Selbstzahlungen (19,2 % der Gesundheitsausgaben haben der österreichische Rechnungshof und Experten im Jahr 2017) liegt über dem EU-Durchschnitt (15,8 %) Zweifel geäußert, ob mit der Fusion die von der Regierung – hauptsächlich für Arzneimittel, Langzeitpflege und angekündigte Senkung der Verwaltungskosten erreicht zahnärztliche Versorgung – ist aber seit 2010 stabil geblieben werden kann. Kritiker haben außerdem darauf hingewiesen, (siehe Abschnitt 5.2). dass es keine Vereinheitlichung von Leistungen über alle Krankenversicherungen geben wird, weil es weiterhin Die Sozialversicherungsträger finanzieren den größten getrennte Kassen, z. B. für Beamte und Selbstständige, geben Anteil der Gesundheitsausgaben (44 % im Jahr 2017), wird. aber auch direkte öffentliche Ausgaben – vorwiegend Beiträge der Länder zur Finanzierung der stationären Die Gesundheitsausgaben sind hoch, Versorgung – machen einen großen Anteil aus (30 %). Die aber das Ausgabenwachstum liegt derzeit Sozialversicherungsträgern stehen nicht in Konkurrenz unter dem EU-Durchschnitt zueinander, da die Zuordnung von Versicherten durch Beruf und/oder Wohnsitz bestimmt wird. Die Die Gesundheitsausgaben in Österreich sind hoch Versicherungsbeiträge sind (für die meisten Menschen) (Abbildung 7). Die laufenden Gesundheitsausgaben pro Kopf auf 7,65 % des Bruttoeinkommens festgelegt und werden lagen im Jahr 2017 bei fast 3900 EUR (kaufkraftbereinigt) und von Arbeitgebern und Arbeitnehmern (bis zu einem damit rund 1000 über dem EU-Durchschnitt. und als Anteil monatlichen Höchstbeitrag von 392 EUR im Jahr 2018) am BIP vergleichbar mit dem EU-Durchschnitt. gemeinsam getragen. Alle Sozialversicherungsträger decken 2: Wachstumsraten sind nominal und nicht inflationsbereinigt. State of Health in the EU · Österreich · Länderprofil Gesundheit 2019 9
ÖSTERREICH im Großen und Ganzen dieselben Leistungen ab und seit anbelangt – zum Beispiel bei den Zuzahlungen oder der 2017 wurden mehrere Schritte zur weiteren Harmonisierung Selbstbeteiligung der Versicherten für Medizinprodukte der Leistungen unternommen; es bestehen jedoch weiterhin (siehe Abschnitt 5.2). Unterschiede zwischen den Trägern was bestimmte Berufe Abbildung 7. Österreich hat deutlich höhere Gesundheitsausgaben als die meisten EU-Länder Gesetzliche und Pflichtversicherung Freiwillige Versicherung und Selbstzahlungen Anteil am BIP EUR KKP pro Kopf % BIP 5 000 12,5 4 000 10,0 3 000 7,5 2 000 5,0 1 000 2,5 0 0,0 h sc n er d de den ne e an rk xe ich Be rg n d nig Fin nd ön d h EU Ita a Sp n ch en ow n Po ien Gr Zy al ch rn Sl and Li ei Es en nd Un en Bu rn Kr ien Le ien m d n eic Dä and t Sc reic ut ge ie lie Sl chie ie Ö lan an s K an Ru lan ak ug Fr ma bu ie pe a al Ts ani u l a tla Lu kre lg en Po ar t än g igr De rwe ta N we Irl Isl te nl l M oa ow rt h en tt m lg rl e st h o N ie rei Ve Quelle: OECD-Gesundheitsstatistik 2019 (die Daten beziehen sich auf 2017). Die Ausgaben für die stationäre Gesundheitsversorgung übertroffen. Trotz laufender Reformen zur Stärkung der liegen deutlich über dem EU-Durchschnitt primären und ambulanten Gesundheitsversorgung ist der für die stationäre Gesundheitsversorgung aufgewendete Die Gesundheitsausgaben sind stark in der stationären Anteil (33,8 % im Jahr 2017) seit 2010 lediglich um 0,8 Gesundheitsversorgung konzentriert: Österreich Prozentpunkte zurückgegangen. Im Gegensatz dazu gibt gibt kaufkraftbereinigt mehr als 1300 EUR pro Kopf Österreich nur 85 EUR pro Kopf für Präventionsmaßnahmen aus (Abbildung 8) – dies ist deutlich mehr als der aus, was leicht unter dem EU-Durchschnitt liegt. EU-Durchschnitt (835 EUR) und wird nur von Luxemburg Abbildung 8. Österreich gibt pro Kopf fast 500 EUR mehr für die stationäre Gesundheitsversorgung aus als der EU-Durchschnitt EUR KKP pro Kopf Österreich EU 1 500 34% der gesamten Ausgaben 28% 1 200 1 309 der gesamten Ausgaben 1 100 900 17% 835 858 der gesamten 15% Ausgaben der gesamten Ausgaben 600 644 571 522 471 300 2% der gesamten Ausgaben 0 85 85 89 0 Stationäre 0 Ambulante 0 Arzneimittel und 0 Langzeitpflege4 0 Prävention Gesundheitsversorgung1 Gesundheitsversorgung2 Medizinprodukte3 Hinweis: Verwaltungskosten sind nicht enthalten. 1. Beinhaltet kurative und rehabilitative Gesundheitsversorgung in Krankenhäusern und anderen Einrichtungen; 2. Beinhaltet häusliche Versorgung; 3. Beinhaltet nur den ambulanten Markt; 4. Beinhaltet nur die gesundheitliche Komponente. Quelle: OECD-Gesundheitsstatistik 2019; Eurostat-Datenbank (die Daten beziehen sich auf 2017). Amouts: Calculated: Your excel: 10 1309 State of 35.29% Health in the EU · Österreich33.8 · Länderprofil Gesundheit 2019 +1100 29.66% 28.4 +644 17.36% 17.1
ÖSTERREICH Die Landesgesundheitsfonds legen die vom Bund, zweithöchsten Wert nach Griechenland ausmacht. von den Ländern und den Sozialversicherungsträgern Diese Zahl ist seit 2000 um fast 35 % gestiegen, was stammenden Mittel zur Finanzierung von Krankenhäusern hauptsächlich an der gestiegenen Anzahl an Fachärzten zusammen und bezahlen Krankenhäuser auf Grundlage liegt; gleichzeitig ist der Anteil der Allgemeinmediziner einer Variante von diagnosebezogenen Fallpauschalen nun einer der niedrigsten in der EU (15 % aller Ärzte). Die (Diagnosis-Related Groups, DRGs). Sozialversicherungsträger Anzahl der Medizinabsolventen ist seit 2007 um etwa ein vergüten niedergelassene Ärzte, die Verträge mit Drittel zurückgegangen, was Probleme für die nachhaltige Sozialversicherungsträgern (Kassenverträge) haben, durch Gewährleistung von Zugang zu Ärzten nach sich ziehen eine Kombination aus Kontakt-pro-Kopf-Pauschalen und könnte (siehe Abschnitt 5.2). Ein Quotensystem für das Einzelleistungsvergütungen. Patienten können auch bei Medizinstudium könnte zu dieser Entwicklung beigetragen Ärzten ohne Kassenvertrag vorstellig werden, müssen dies haben, obwohl es hauptsächlich eingeführt wurde, um aber zunächst selbst bezahlen und erhalten nur 80 % der die Anzahl der ausländischen Studenten zu reduzieren, Erstattung zurück, die ein Sozialversicherungsträger einem die sich nach ihrem Abschluss möglicherweise in ihrem Arzt mit Kassenvertrag für dieselbe Leistung bezahlen Herkunftsland niederlassen. In den letzten Jahren wurden würde. Der Anteil der Ärzte ohne Kassenverträge ist in den mehrere Maßnahmen ergriffen, um den Qualifikationsmix letzten Jahren gestiegen und machte im Jahr 2018 55 % zu verbessern und einer weiteren Verringerung des Anteils aller niedergelassenen Ärzte aus. Obwohl keine belastbaren der Allgemeinärzte entgegenzuwirken. Diese Reformen Zahlen zu deren Tätigkeitsumfang verfügbar sind (viele sind müssen jedoch erst Wirkung zeigen. gleichzeitig in Krankenhäusern angestellt und beziehen Zusatzeinkommen durch ihre private Praxis), gibt der Anstieg Laufende Reformen zielen darauf ab, die übermäßige in den letzten Jahren Anlass zur Besorgnis über soziale und Abhängigkeit von Krankenhäusern zu verringern regionale Ungleichheiten (siehe Abschnitt 5.2). und die Primärversorgung zu stärken Österreich weist die zweithöchste Zahl an Die Erbringung von Gesundheitsdienstleistungen zeichnet Ärzten in der EU auf sich durch die freie Wahl der Leistungserbringer und den uneingeschränkten Zugang zu allen Versorgungsebenen Österreich hatte im Jahr 2017 7,4 Akutbetten pro 1000 (Allgemeinärzte, Fachärzte und Krankenhäuser) aus. Einwohner, 46 % mehr als im EU-Durchschnitt (5,1 pro 1000) Die Inanspruchnahme stationärer Leistungen ist sehr und die drittmeisten nach Deutschland und Bulgarien. hoch und Österreich hat eine der höchsten Raten an Zwischen der Einführung des Zielsteuerungssystems im Jahr Krankenhausentlassungen in der EU (Abbildung 9). Wichtige 2013 und 2017 ist die Anzahl der Betten jedoch um 3,5 % Ziele der aktuellen zielorientierten Zielsteuerungsverträge gesunken; dieser Rückgang ist mit dem EU-Durchschnitt des Bundes sind der Abbau der übermäßigen Abhängigkeit vergleichbar. Die Dichte medizinischer Großgeräte (CT-, MRT- von Krankenhäusern und die Stärkung der Primärversorgung und PET-Scanner) liegt über dem Durchschnitt. (siehe Abschnitt 5.3). Österreich hat 5,2 Ärzte pro 1000 Einwohner, was erheblich über dem EU-Durchschnitt (3,6 pro 1000) liegt und den Abbildung 9. In Österreich werden in sehr hohem Maße stationäre, aber in unterdurchschnittlichem Maße ambulante Leistungen in Anspruch genommen Anzahl der Arztbesuche pro Person 12 Geringe Inanspruchnahme stationärer Leistungen SK Hohe Inanspruchnahme stationärer Leistungen Hohe Inanspruchnahme ambulanter Leistungen Hohe Inanspruchnahme ambulanter Leistungen CZ HU 10 DE MT LT NL EL 8 ES EU PL EU-Durchschnitt: 7.5 IT BE SI LU AT 6 EE BG IS LV IE HR NO FR RO PT DK 4 FI SE 2 CY Geringe Inanspruchnahme stationärer Leistungen Hohe Inanspruchnahme stationärer Leistungen Geringe Inanspruchnahme ambulanter Leistungen EU-Durchschnitt: 172 Geringe Inanspruchnahme ambulanter Leistungen 0 50 100 150 200 250 300 350 Entlassungen pro 1 000 Einwohner Hinweis: Die für Österreich angegebene Anzahl der Arztbesuche ist niedriger als der tatsächliche Istwert, da nur durch Sozialversicherungsträger erstattete Arztbesuche erfasst sind; Die Daten zu den Arztbesuchen in Griechenland und Malta sind Schätzwerte. Quelle: Eurostat-Datenbank; OECD-Gesundheitsstatistik (die Daten beziehen sich auf 2016 oder das nächstgelegene Jahr). State of Health in the EU · Österreich · Länderprofil Gesundheit 2019 11
ÖSTERREICH 5 Leistung des Gesundheitssystems 5.1. Wirksamkeit hätten im Jahr 2016 mehr als 12 000 Todesfälle durch wirksame Maßnahmen des öffentlichen Gesundheitswesens und durch Präventionsmaßnahmen, sowie 6000 Fälle durch Die durch Gesundheitsleistungen eine wirksamere und frühzeitigere Gesundheitsversorgung vermeidbare Sterblichkeit ist niedriger vermieden werden können. Lungenkrebs, ischämische als in den meisten EU-Ländern Herzerkrankungen und alkoholbedingte Erkrankungen machen die meisten vermeidbaren Todesursachen aus. Österreich verzeichnet eine geringe durch Gesundheitsleistungen vermeidbare Sterblichkeit (Abbildung 10), was darauf schließen lässt, dass die allgemeine Wirksamkeit des Gesundheitssystems gut ist. Trotzdem Abbildung 10. Die durch Gesundheitsleistungen vermeidbare Sterblichkeit ist niedriger als in den meisten anderen EU-Ländern Vermeidbare Todesursachen Behandelbare Todesursachen Zypern 100 Island 62 Italien 110 Norwegen 62 Malta 115 Frankreich 63 Spanien 118 Italien 67 Schweden 121 Spanien 67 Norwegen 129 Schweden 68 Frankreich 133 Niederlande 69 Niederlande 134 Luxemburg 71 Irland 138 Zypern 71 Island 139 Belgien 71 Luxemburg 140 Dänemark 76 Portugal 140 Finnland 77 Griechenland 141 Österreich 78 Vereinigtes Königreich 154 Slowenien 80 Belgien 155 Irland 80 Deutschland 158 Deutschland 87 Dänemark 161 Malta 87 Österreich 161 Portugal 89 EU 161 Vereinigtes Königreich 90 Finnland 166 EU 93 Slowenien 184 Griechenland 95 Tschechien 195 Tschechien 128 Polen 218 Polen 130 Kroatien 232 Kroatien 140 Bulgarien 232 Estland 143 Slowakei 244 Slowakei 168 Estland 262 Ungarn 176 Rumänien 310 Bulgarien 194 Ungarn 325 Lettland 203 Lettland 332 Litauen 206 Litauen 336 Rumänien 208 0 50 100 150 200 250 300 350 0 50 100 150 200 250 Altersstandardisierte Sterblichkeitsrate pro 100,000 Einwohner Altersstandardisierte Sterblichkeitsrate pro 100,000 Einwohner Lungenkrebs Chronische Erkrankungen der Ischämische Herzerkrankungen Schlaganfall Ischämische unteren Atemwege Darmkrebs Diabetes Herzerkrankungen Unfälle (Transportmittelunfälle Brustkrebs Sonstige Alkoholbedingte und sonstige) Erkrankungen Sonstige Hinweis: Vermeidbare Sterblichkeit bezieht sich auf Todesfälle, die überwiegend durch Maßnahmen des öffentlichen Gesundheitswesens und durch Primärpräventionsmaßnahmen vermieden werden könnten. Die Sterblichkeit aufgrund behandelbarer Ursachen bezieht sich auf Todesfälle, die überwiegend durch Gesundheitsleistungen, einschließlich Screenings und Behandlungen, vermieden werden könnten. Beide Indikatoren beziehen sich auf die vorzeitige Sterblichkeit (in einem Alter von unter 75 Jahren). Die Daten basieren auf den überarbeiteten OECD-/Eurostat-Listen. Quelle: Eurostat-Datenbank (die Daten beziehen sich auf 2016). 12 State of Health in the EU · Österreich · Länderprofil Gesundheit 2019
ÖSTERREICH Österreich schneidet in der Akutversorgung unter dem Durchschnitt liegen, ist für Aufnahmen aufgrund gut ab, die Anzahl der vermeidbaren von COPD weiterhin ein überdurchschnittlicher Wert zu verzeichnen. Krankenhausaufnahmen ist jedoch nach wie vor hoch Indikatoren deuten darauf hin, dass die Akutversorgung Abbildung 11. Krankenhäuser bieten qualitativ in österreichischen Krankenhäusern genauso oder hochwertige Behandlungen für akute Patienten etwas wirksamer ist als in den meisten anderen EU-Ländern. Während sich die Sterblichkeit nach der 30-Tage-Sterberate pro 100 Krankenhausaufnahmen Krankenhausaufnahme aufgrund eines Herzinfarkts (akuter 25 Myokardinfarkt – aMI) in den letzten Jahren verbessert hat und nun ungefähr dem EU-Durchschnitt entspricht, 20 liegt die Sterblichkeit nach einer Krankenhausaufnahme aufgrund eines Schlaganfalls jedoch deutlich unter dem EU-Durchschnitt (Abbildung 11). Österreich verzeichnet 15 außerdem gute Leistungen bei der Behandlung von Krebspatienten: Die Fünf-Jahres-Überlebensraten für 10 EU21 Patienten mit Darm-, Lungen-, Brust- oder Prostatakrebs EU21 liegen über den EU-Durchschnittswerten. AT AT 5 Im Gegensatz dazu weist Österreich nach wie vor eine hohe Anzahl von Krankenhausaufnahmen aufgrund chronischer 0 Erkrankungen auf, die durch Primärversorgung vermeidbar Herzinfarkt Schlaganfall wären. Insbesondere die summierte Aufnahmerate aufgrund von Asthma, chronisch obstruktiver Lungenerkrankung Hinweis: Die Zahlen basieren auf Daten zu Krankenhausaufnahmen (COPD) und Diabetes, Krankheiten die bei guter und wurden bezüglich Alter und Geschlecht auf die OECD-Bevölkerung von 2010 standardisiert, die mindestens 45 Jahre alt war und wegen Primärversorgung keine Krankenhausaufnahmen erfordern, Herzinfarkt und ischämischen Schlaganfalls ins Krankenhaus liegen leicht über dem EU-Durchschnitt (Abbildung 12). aufgenommen wurde. Während die Krankenhausaufnahmen aufgrund von Asthma Quelle: OECD-Gesundheitsstatistik 2019 (die Daten beziehen sich auf 2017 und COPD schneller zurückgegangen sind als in der EU oder das nächstgelegene Jahr). insgesamt und die Aufnahmen aufgrund von Asthma jetzt Abbildung 12. Vermeidbare Krankenhausaufnahmen aufgrund chronischer Erkrankungen liegen weiterhin leicht über dem EU-Durchschnitt Asthma und COPD Herzinsuffizienz Diabetes Altersstandardisierte Rate vermeidbarer Krankenhausaufnahmen pro 100 000 Einwohner ab 15 Jahren 1 000 800 600 400 200 0 h l n n nd ow e n h nd en en d k ch nd n 21 en ta nd ei en n n ga eic ar nd ic lie ie ie ie ar ue an ak EU al ei eg ed hi l la tla la la re tu an en lg Po igr em ng Ita ta rla Irl M ow kr ec Is nn ch er w Be hw r ön Es Sp U Li Po an än de ch or ts st Fi sK Sl Sc Fr Ö eu Sl N D Ts ie te N nig D rei Ve Quelle: OECD-Gesundheitsstatistik 2019 (die Daten beziehen sich auf 2017 oder das nächstgelegene Jahr). Die Krebs Screening-Raten sind relativ hoch, jedoch Die Durchimpfungsrate bei Kindern im Alter von 2 Jahren bleiben Lücken bei der Durchimpfungsrate für Diphtherie, Tetanus und Keuchhusten lag 2018 deutlich unter dem EU-Durchschnitt (Abbildung 13). Die Österreich schneidet bei der Früherkennung von Krebs Durchimpfungsrate für Masern bei Kindern im Alter von relativ gut ab. Im Jahr 2014 hatten schätzungsweise 73 % der 2 Jahren erreichte fast das Ziel der WHO von 95 %, lag aber Frauen im Alter von 50 bis 69 Jahren innerhalb der letzten bei der zweiten Dosis unter 95 %. Die Durchimpfungsrate zwei Jahre ein Brustkrebs-Screening, was deutlich über dem variiert nach Altersgruppen, ist aber in der Regel für EU-Durchschnitt von 61 % liegt, aber unter den Werten die zweite Dosis niedriger, obwohl Masernimpfstoffe von Ländern wie Spanien und Portugal (die Screening- in öffentlichen Impfzentren kostenlos und ohne Raten von mindestens 80 % melden). Im selben Jahr hatten Altersbeschränkung zur Verfügung stehen (BMASGK, 2019). schätzungsweise 87 % der Frauen im Alter von 20 bis Im Jahr 2015 wurden mehr als 300 Masernfälle gemeldet 69 Jahren ein Screening auf Gebärmutterhalskrebs, mehr als (36 Fälle pro 1 000 000 Einwohner); die Rate ist im Jahr 2016 in allen anderen EU-Ländern. auf 3/1 000 000 zurückgegangen, aber im Jahr 2018 wieder State of Health in the EU · Österreich · Länderprofil Gesundheit 2019 13
ÖSTERREICH auf 9/1 000 000 angestiegen. Daten aus dem Jahr 2014 Lebensstilbedingte Risikofaktoren sind nach wie deuten darauf hin, dass nur 20 % der Menschen ab 65 Jahren vor ein Problem für die öffentliche Gesundheit gegen Grippe geimpft waren. Dies liegt deutlich unter dem EU-Durchschnitt von 44 % und ist weit entfernt von dem Eine ungesunde Lebensweise ist ein wesentlicher WHO-Ziel von 75 %. Risikofaktor für die österreichische Bevölkerung. Insbesondere Tabak- und Alkoholkonsum liegen weiterhin Die Daten zu Durchimpfungsraten basieren auf über dem EU-Durchschnitt. Weitere Probleme sind unter Simulationsmodellen (BMASGK, 2019) und sollten mit anderem mangelnde körperliche Aktivität und ungesunde Vorsicht interpretiert werden, können sich aber mit der Ernährung, wie z. B. hoher Zucker- und Salzkonsum und Einführung des elektronischen Impfpasses in Zukunft die damit verbundene Zunahme von Fettleibigkeit (siehe verbessern. Während die Meldung von Masernfällen eine Abschnitt 3). Diskussion über die Durchimpfungsrate ausgelöst hat, sind derzeit keine Änderungen der Impfpolitik geplant. Maßnahmen der Politik, mit denen vom Rauchen abgehalten werden soll, sind in Österreich weniger ausgeprägt als in vielen anderen EU-Ländern. Das gesetzliche Mindestalter Abbildung 13. Die Durchimpfungsrate ist für für das Rauchen wurde im Januar 2019 von 16 auf 18 Jahre empfohlene Kinderimpfungen hoch, aber unter der angehoben. Während Tabakwerbung und das Rauchen im älteren Bevölkerung niedrig Auto in Anwesenheit von Kindern verboten sind, wurde ein generelles Rauchverbot in den Innenbereichen von Österreich EU Restaurants, Bars und anderen gastronomischen Betrieben Diphtherie, Tetanus, Keuchhusten verschoben. Das Gesetz wurde ursprünglich im Jahr 2015 bei Kindern im Alter von 2 Jahren erlassen und sollte im Mai 2018 in Kraft treten, wurde 85 % 94 % aber nachträglich aufgehoben. Aufgrund der Aufhebung dürfen die betroffenen Betriebe das Rauchen in ihren Innenbereichen weiterhin gestatten, wenn sie nur einen einzigen Gastraum mit weniger als 50 m2 haben der als Raucherbereich ausgewiesen ist, oder wenn sie getrennte Masern Räume für Raucher und Nichtraucher bereitstellen, sollte bei Kindern im Alter von 2 Jahren dieser Wert überschritten werden. Ein neuerliches Verbot soll 94 % 94 % im November 2019 in Kraft treten. Im Rahmen der österreichischen Gesundheitsziele hat die Regierung einen umfassenden Aktionsplan zur Hepatitis B Förderung der körperlichen Aktivität erarbeitet (BMGF, bei Kindern im Alter von 2 Jahren 2017). Dieser sieht ein breites Spektrum an Maßnahmen 85 % 93 % für die allgemeine Bevölkerung und insbesondere für vier Altersgruppen (Kinder, Jugendliche, Erwachsene und Senioren) sowie prozessbezogene Umsetzungsindikatoren vor. Obwohl Österreich hohe Gesundheitsausgaben hat, Grippe wurden 2017 nur 2,2 % der Gesamtausgaben für bei Personen ab 65 Jahren Präventionsmaßnahmen ausgegeben, verglichen mit 3,1 % in der EU. Die Präventionsausgaben stiegen jedoch zwischen 20 % 44 % 2009 und 2017 um durchschnittlich 1,6 % pro Jahr, was leicht über dem realen Anstieg der gesamten Gesundheitsausgaben von 1,4 % liegt. Hinweis: Die Daten beziehen sich auf die dritte Dosis für Diphtherie, Tetanus, Keuchhusten und Hepatitis B und die erste Dosis für Masern. Quelle: WHO/UNICEF Global Health Observatory Data Repository für Kinder (die Daten beziehen sich auf 2018); OECD-Gesundheitsstatistik 2019 und Eurostat-Datenbank für Personen ab 65 Jahren (die Daten beziehen sich auf 2017 oder das nächstgelegene Jahr). 14 State of Health in the EU · Österreich · Länderprofil Gesundheit 2019
ÖSTERREICH 5.2. Zugang Trotz relativ hoher Selbstzahlungen vermelden die Österreicher eines der EU-weit niedrigsten Niveaus an ungedecktem medizinischem Bedarf aufgrund von Es besteht eine nahezu universeller Kosten, Anfahrtsweg oder Wartezeiten, sowie sehr geringe Versicherungsschutz Unterschiede zwischen den Einkommensgruppen (Abbildung 15). Dies lässt sich teilweise durch verschiedene Befreiungen Im der sozialen Krankenversicherung Österreichs ist von privaten Zuzahlungen und Rezeptgebühren für beinahe die gesamte Bevölkerung erfasst: 2017 waren benachteiligte Bevölkerungsgruppen, wie z. B. Patienten 99,9 % der Österreicher über die Sozialversicherungsträger mit Infektionserkrankungen (z. B. Hepatitis und HIV/AIDS), versichert (OECD, 2018) (siehe Abschnitt 4). Die soziale Menschen mit niedrigem Einkommen oder Empfänger von Krankenversicherung ist für alle Personen in formalen Sozialversicherungsleistungen und Asylbewerber, sowie Arbeitsverhältnissen und für alle Selbstständigen durch einen guten Zugang zu ambulanten Kliniken und verpflichtend. Der Versicherungsschutz deckt auch öffentlichen Krankenhäusern erklären. Darüber hinaus ist abhängige Familienangehörige der Versicherten und die jährliche Summe der Rezeptgebühren für Arzneimittel Kinder bis zum Alter von 18 Jahren ab (oder, wenn für alle Personen auf 2 % des persönlichen Einkommens sie sich in Vollzeitausbildung befinden, bis zum begrenzt. Die Häufigkeit katastrophaler Selbstzahlungen Alter von 27 Jahren), sowie Rentner, Arbeitslose und ist jedoch stark von der verwendeten Definition abhängig. Sozialhilfeempfänger. Personen ohne Pflichtversicherung, Bei einem Schwellenwert von 40 % der gesamten wie z. B. Teilzeitarbeitnehmer mit einem monatlichen Haushaltsnettoausgaben für elementare Bedürfnisse Einkommen unterhalb einer festgelegten Schwelle vermelden nicht mehr als 3 % der privaten Haushalte und Studenten ab 27 Jahren, können sich freiwillig bei katastrophale Gesundheitsausgaben; dieser Anteil ist mit einem der Sozialversicherungsträger versichern lassen. dem anderer einkommensstarker EU-Länder vergleichbar. Infolge der politischen Maßnahmen zur Ausweitung der Demgegenüber mussten 12 % der österreichischen privaten Versicherungsabdeckung auf Menschen ohne festen Haushalte im Jahr 2015 Selbstzahlungen in Kauf nehmen, Arbeitsplatz, einschließlich registrierter Asylbewerber und die 10 % ihrer gesamten Haushaltsausgaben überstiegen, Sozialhilfeempfänger, ist die Zahl der Nichtversicherten in was einer höheren Rate von katastrophalen Ausgaben als in den letzten 15 Jahren zurückgegangen. Eine kleine Anzahl den meisten einkommensstarken Ländern der EU entspricht von Menschen bleibt jedoch nichtversichert, darunter (Cylus, Thomson & Evetovits, 2018). irreguläre Migranten, Studenten über der Altersgrenze für die Mitversicherung bei ihren Eltern und Menschen ohne Kieferorthopädische Behandlungen, Zahnprothesen eine vorhergehende formale Beschäftigung (Fuchs, 2018). und Mundhygienebehandlungen sind von Sozialversicherungsträgern nur schlecht abgedeckt, Der ungedeckte medizinische Bedarf ist gering, was zu einer deutlich höheren einkommensbedingten trotz vergleichsweise hoher Selbstzahlungen Ungleichheit im ungedeckten Bedarf an zahnärztlicher Versorgung führt als bei anderer medizinischer Versorgung, Im Jahr 2017 entsprachen Selbstzahlungen knapp 19 % der obwohl die Abdeckung schwerer kieferorthopädischer gesamten Gesundheitsausgaben in Österreich, was über Eingriffe für Jugendliche unter 18 Jahren im Jahr 2014 dem EU-Durchschnitt (16 %; Abbildung 14) liegt und höher ausgeweitet wurde (Czypionka, Röhrling & Six, 2018). Es ist als in anderen Ländern mit einem ähnlich hohen BIP, wurden auch Hindernisse für den Zugang zu Leistungen wie z. B. Dänemark (14 %), Deutschland (12 %) und den im Bereich der psychischen Gesundheit für Kinder und Niederlanden (11 %). Langzeitpflege, Arzneimittel und die Jugendliche festgestellt. Dass solche Leistungen durch ambulante medizinische Versorgung sind die Hauptursachen die Sozialversicherungsträger nur in begrenztem Maße für Selbstzahlungen (jeweils fast 4 % der gesamten übernommen werden und somit hohe Selbstzahlungen Gesundheitsausgaben), gefolgt von der zahnärztlichen entstehen, wird durch strukturelle Probleme, wie z. B. eine Versorgung (3 %). geringe Dichte bestimmter Fachärzte (insbesondere in ländlichen Gebieten), weiter verschärft. Abbildung 14. Selbstzahlungen werden hauptsächlich durch ambulante Arzneimittel und ambulante medizinische Versorgung verursacht Gesamtanteil an den Verteilung der Selbstzahlungen Gesamtanteil an den Verteilung der Selbstzahlungen Gesundheitsausgaben nach Art der Aktivitäten Gesundheitsausgaben nach Art der Aktivitäten Österreich EU Stationär 1,4% Stationär 1,4% Ambulante medizinische Ambulante medizinische Versorgung 3,8% Versorgung 3,1% Selbst- Arzneimittel 3,8% Selbst- zahlung zahlung Arzneimittel 5,5% Zahnärztliche Versorgung 3,0 19,2% 15,8% Langzeitpflege 3,9% Zahnärztliche Versorgung 2,5% Sonstige 3,3% Langzeitpflege 2,4% Sonstige 0,9% Quelle: OECD-Gesundheitsstatistik 2019 (die Daten beziehen sich auf 2017). State of Health in the EU · Österreich · Länderprofil Gesundheit 2019 15 Others
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