REGION Energie- und Klimaschutz-konzept für die Region Bodensee-Oberschwaben - Bodensee - Oberschwaben
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REGION Bodensee - Oberschwaben Energie- und Klimaschutz- konzept für die Region Bodensee-Oberschwaben Umsetzung der Energiewende 2022 Bearbeitung durch Regionalverband Bodensee-Oberschwaben
Regionalverband Bodensee-Oberschwaben Info Heft No. 12 Energie- und Klimaschutzkonzept für die Region Bodensee-Oberschwaben Umsetzung der Energiewende 2022 Bearbeitung durch Energieagentur Ravensburg gGmbH Ravensburg Oktober 2012
Herausgeber: Regionalverband Bodensee-Oberschwaben Hirschgraben 2, 88214 Ravensburg Tel.: (0751) 363 54 - 0 Fax: (0751) 363 54 - 54 E-Mail: info@bodensee-oberschwaben.de Internet: www.bodensee-oberschwaben.de Info: Energieagentur Ravensburg gGmbH Zeppelinstraße 16, 88212 Ravensburg Tel.: (0751) 764 707 - 0 Fax: (0751) 764 707 - 9 E-Mail: info@energieagentur-ravensburg.de Internet: www.energieagentur-ravensburg.de Verfasser: Nadine Wahl, Studierende an der Hochschule Biberach / Ulm Walter Göppel, Geschäftsführer der Energieagentur Ravensburg gGmbH Druck: Druckerei Harder GmbH, 88250 Weingarten
Regionalverband Bodensee-Oberschwaben 5 Vorwort Die Energiewende ist eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung von enormer Tragweite. Mit der Abschaltung aller deutschen Kernkraftwerke bis spätestens 2022 wurde das Ende des Atomzeitalters in Deutschland beschlossen. In Baden-Württemberg, das einen hohen Atomstromanteil von 52 % an der Bruttostromerzeugung im Jahr 2009 aufwies, sind besondere Anstrengungen beim Ausbau er- neuerbarer Energien erforderlich. Neben den Herausforderungen, die eine Abkehr vom fossilen Energiesystem mit sich bringt, bietet die Energiewende vor allem große Chancen. Eine nachhaltige Energieversorgung durch erneuerbare Energien erhöht die Unabhängigkeit von Öl- und Gasimporten und stärkt die Wirtschaft vor Ort durch neue Arbeitsplätze und Unternehmen. Durch die Verringerung von Treibhausgas- und Schad- stoffemissionen wird ein wesentlicher Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz geleistet. Die Bundesregierung hat als wesentliche Ziele der Energiewende einen Anstieg der regenerativen Stromversorgung auf mindestens 35 % und der regenerativen Wärmeversorgung auf 14 % spätes- tens bis zum Jahr 2020 rechtlich verankert. Für die Realisierung dieser Ziele bedarf es neben gesetz- lichen Regelungen insbesondere Konzepte und Maßnahmen auf regionaler und kommunaler Ebene. Der Regionalverband Bodensee-Oberschwaben hat frühzeitig die Bedeutung des Themas erkannt und im Juni 2011 die Energieagentur Ravensburg mit der Erarbeitung des vorliegenden Energie- und Klimaschutzkonzepts 2022 mit den Schwerpunkten "Strom" und "Wärme" beauftragt. Im Rahmen der Fortschreibung des Teilregionalplans Windenergie hat der Regionalverband an zahl- reichen Informationsveranstaltungen in den Städten und Gemeinden der Region mitgewirkt. Dabei hat sich deutlich gezeigt, dass die Bürger immer auch wissen möchten, welche Alternativen es im Bereich der Wasserkraft, der Geothermie etc. gibt. Durch die vorliegende Studie wird nun regionsweit aufgezeigt, wo wir derzeit stehen und welche Potenziale in den verschiedenen Bereichen noch reali- sierbar sind. Daneben werden sachkundige Aussagen zu den Themen "Energieeffizienz", "Netze" und "Speicher" getroffen. Ein wichtiges Ergebnis der Studie vorweg: Die Energiewende in der Region Bodensee-Ober- schwaben bezogen auf die bundespolitische Zielsetzung ist machbar. Ausgehend vom Status Quo liegen die größten Potenziale bei der Stromversorgung bei der Einsparung sowie im Bereich Wind- energie und Photovoltaik und darüber hinaus im Ausbau der Kraft-Wärme-Kopplung. Eine Vorreiter- rolle hat der Landkreis Sigmaringen, der nicht nur den gesamten Stromverbrauch im Jahr 2022 aus regenerativen Energien abdecken, sondern darüber hinaus noch "Überschüsse" erzielen könnte. Auch im Landkreis Ravensburg und in der regionsweiten Betrachtung könnten die politischen Ziel- setzungen deutlich übertroffen werden. Unser Dank geht an dieser Stelle an die Energieagentur Ravensburg, die durch langjähriges Know- how und fundierter Kenntnis der regionalen Gegebenheiten für die Erstellung der Studie prädestiniert war. Die Nähe zu den Akteuren vor Ort, zu den Landkreisen und Kommunen, aber auch zu Gewer- be- und Industrieunternehmen zeigt sich insbesondere in den Handlungsempfehlungen am Ende der Studie, deren Umsetzung der entscheidende Faktor für das Gelingen der Energiewende sein wird. Hermann Vogler Wilfried Franke Verbandsvorsitzender Verbandsdirektor
6 Energie- und Klimaschutzkonzept für die Region Bodensee-Oberschwaben Inhaltsverzeichnis Vorwort ................................................................................................................................................ 5 1 Einleitung .................................................................................................................................. 7 2 Politische Zielsetzung und gesetzliche Regelungen ................................................................. 8 3 Energiemanagement und Klimaschutz in der Region Bodensee-Oberschwaben ..................... 9 4 Grundlagen und Methodik der Datenerhebung und Potenzialermittlung ................................. 12 4.1 Status Quo des Energiebedarfs und der Energieversorgung ............................................... 12 4.2 Energieverbrauchsentwicklung und -einsparung.................................................................. 13 4.3 Potenziale für den Ausbau erneuerbarer Energien und für die Energieeffizienz .................. 16 4.4 Potenziale für den Ausbau der fossilen Kraft-Wärme-Kopplung .......................................... 20 4.5 Treibhausgas-Emissionen ................................................................................................... 21 5 Status Quo der Energieversorgung und Emissionen .............................................................. 22 5.1 Landkreis Bodenseekreis ..................................................................................................... 22 5.2 Landkreis Ravensburg ......................................................................................................... 22 5.3 Landkreis Sigmaringen ........................................................................................................ 23 5.4 Region Bodensee-Oberschwaben ....................................................................................... 23 6 Potenziale für die Energieversorgung und den Klimaschutz ................................................... 27 6.1 Landkreis Bodenseekreis ..................................................................................................... 27 6.2 Landkreis Ravensburg ......................................................................................................... 30 6.3 Landkreis Sigmaringen ........................................................................................................ 32 6.4 Region Bodensee-Oberschwaben ....................................................................................... 34 7 Infrastrukturelle Rahmenbedingungen .................................................................................... 40 7.1 Strom-, Wärme- und Gasnetze ............................................................................................ 40 7.2 Speichertechnologien .......................................................................................................... 43 7.3 Flächenplanung ................................................................................................................... 45 8 Handlungsempfehlungen ........................................................................................................ 46 9 Zusammenfassung und Ausblick ............................................................................................ 47 Literatur und Quellen ......................................................................................................................... 49
Regionalverband Bodensee-Oberschwaben 7 1 Einleitung Energiewende und Klimaschutz Zudem sind sowohl die Nutzung von Uran als auch die von fossilen Energien durch ihre Im Jahr 2010 wurde von der Deutschen Bun- Ressourcenverfügbarkeit stark beschränkt. desregierung das „Energiekonzept 2050“ vor- gelegt. Hierin wurde als Ziel formuliert, bis zum Dennoch, so zeigen auch die Erhebungen aus Jahr 2020 35 % sowie bis zum Jahr 2050 80 % der Region, tragen Atomkraft und fossile Ener- der Stromerzeugung aus regenerativen Quel- gien bisher mit dem größten Anteil zu unserer len bereit zu stellen. Der im Jahr 2000 von der Energieversorgung bei. damaligen Regierung beschlossene Atomaus- stieg sollte aufgehoben und die Laufzeiten der Das soll sich ändern. Atomkraftwerke im Schnitt um 12 Jahre ver- längert werden. Ein Jahr später, nach der Reaktorkatastrophe Ziel und Thematik dieser Studie in Fukushima (Japan) Anfang 2011, beschloss die Deutsche Bundesregierung dann, unter Das Ziel dieser Studie ist es, ein ganzheitli- dem Begriff der Energiewende, am 6. Juni ches Konzept vorzulegen, mit dem sowohl das 2011 die sofortige Abschaltung der sieben äl- Klima geschützt, als auch die Energiewende in testen Kernkraftwerke sowie des Kernkraft- der Region Bodensee-Oberschwaben erreicht werkes Krümmel und die stufenweise Abschal- werden kann. tung der weiteren neun Atomkraftwerke bis 2022. Hierfür wurden für die Bereiche Strom, Wärme und Kraft-Wärme-Kopplung zunächst der Sta- Atomkraftwerke gelten, lässt man den Trans- tus Quo ermittelt (Kapitel 5) und darauf auf- port der Brennstäbe unberücksichtigt, als prak- bauend die Potenziale für das Jahr 2022 er- tisch treibhausgasfrei. Doch sowohl der Uran- rechnet (Kapitel 6). abbau und –transport, als auch die Stromer- zeugung selbst und besonders die Verwah- Aus diesen Erkenntnissen heraus wurden im rung des bei der Reaktion entstehenden radio- Folgenden konkrete Handlungsempfehlungen aktiven Abfalls, bergen immense Gefahren. formuliert (Kapitel 8), die zur möglichst ra- schen und gezielten Umsetzung der Ziele füh- Bei der Verbrennung von fossilen Energieträ- ren sollen. gern wiederum entstehen Treibhausgase, da- runter insbesondere Kohlenstoffdioxid (CO2), Der Bereich Verkehr / Mobilität wurde im welche den Treibhauseffekt verstärken und Rahmen dieser Studie nicht betrachtet. Der damit das Klima der Erde beeinflussen. Bereich Kälte wurde als Teilaspekt behandelt.
8 Energie- und Klimaschutzkonzept für die Region Bodensee-Oberschwaben 2 Politische Zielsetzung und gesetzliche Regelungen Sowohl die deutsche Bundesregierung, als Steigerung des Windenergieanteils auf auch die baden-württembergische Landesre- 10 % der Bruttostromerzeugung gierung, haben Energiekonzepte zur Gestal- Energieeffizienzsteigerungen, Nutzung tung der zukünftigen Energieversorgung und von Abwärmepotenzialen, Ausbau der zum Schutz des Klimas herausgebracht. Zu- Kraft-Wärme-Kopplung dem wurden Gesetze erlassen, die der Ener- Vorbildfunktion von Kommunen, z. B. giewende und dem Klimaschutz dienen sollen. klimaneutrale Verwaltung Und auch auf internationaler Ebene gibt es energie- und klimaschutzbetreffende Abkom- men. Längerfristige Ziele - Energiekonzept 2050 der Bundesregierung: Reduzierung des Energieverbrauchs Politische Zielsetzungen: um 50 % gegenüber 2008 Erhöhung der regenerativen Stromer- Ziele der Bundesregierung bis 2020: zeugung auf 80 % Reduzierung der CO2-Emissionen um Reduzierung des Primärenergiever- 80 bis 95 % gegenüber 1990 brauchs um 20 % gegenüber 2008 Reduzierung des Stromverbrauchs um 10 % gegenüber 2008 Kyoto-Protokoll: Erhöhung der regenerativen Stromer- zeugung von 17 auf 35 % Reduzierung der Treibhausgas- Erhöhung der regenerativen Wärmeer- Emissionen um 21 % gegenüber 1990 zeugung von 6 auf 14 % (bis 2012 – wurde erreicht) Ausbau der Kraft-Wärme-Kopplung von weitere Reduktionsziele sollen Ende 12 auf 25 % 2012 auf der UN-Klimakonferenz in Ka- Reduzierung der CO2-Emissionen um tar festgelegt werden 40 % gegenüber 1990 Steigerung der Biogaseinspeisung ins Erdgasnetz von 1 auf 6 % Verdoppelung der Energieproduktivität Relevante gesetzliche Regelungen: gegenüber 1990 Energiewirtschaftsgesetz (EnWG) Kraft-Wärme-Kopplungs-Gesetz Energiewende 2022 (Bundesregierung): (KWKG) Erneuerbare Energien Gesetz (EEG) schrittweise Abschaltung aller Kern- Erneuerbare Energien Wärme Gesetz kraftanlagen bis 2022 (EEWärmeG) Erneuerbare Wärme Gesetz (EWär- meG) Klimaschutzkonzept 2020plus, Baden- Energieeinspargesetz und -verordnung Württemberg: (EnEG und EnEV) Gesetz zur Beschleunigung des Reduzierung der CO2-Emissionen um Stromnetzausbaus 30 % gegenüber 1990 Verordnung zu Strom- und Gaszählern Heizkostenverordnung
Regionalverband Bodensee-Oberschwaben 9 3 Energiemanagement und Klimaschutz in der Region Bodensee- Oberschwaben Die Region Bodensee-Oberschwaben ist eine Im Folgenden wird dargestellt, welche An- von zwölf Raumordnungs- und Planungsregio- strengungen in der Region Bodensee- nen in Baden-Württemberg. Sie setzt sich aus Oberschwaben bereits unternommen werden, den Landkreisen Bodenseekreis, Ravensburg um zur Erreichung eines sinnvollen Energiemi- und Sigmaringen zusammen und umfasst der- xes und zum bestmöglichen Schutz des welt- zeit mehr als 617.000 Einwohner. weiten Klimas beizutragen. Übersicht über ausgewählte kommunale Energie- und Klimaschutzaktivitäten in der Region: European Energy Energie- und Klima- Bioenergiedörfer Award schutzkonzepte Landkreis 6 Teilnehmer 1 Konzept 1 Bioenergiedorf Bodenseekreis 1 Auszeichnung Landkreis 20 Teilnehmer 1 Konzept Ravensburg 10 Auszeichnungen Landkreis 5 Teilnehmer 4 Bioenergiedörfer Sigmaringen 1 Auszeichnung Region 31 Teilnehmer 2 Konzepte 5 Bioenergiedörfer Bodensee- Oberschwaben 12 Auszeichnungen Im September 2012 haben die Städte Ravens- unterzeichnet. Darin enthalten sind feste Ziele burg und Weingarten sowie die Gemeinden für CO2-Einsparung und regenerative Strom- Baienfurt, Baindt und Berg eine gemeinsame und Wärmeerzeugung bis zum Jahr 2020, die Erklärung für ein „CO2-neutrales Schussental“ die Bundes- und Landesziele nochmals über- treffen.
10 Energie- und Klimaschutzkonzept für die Region Bodensee-Oberschwaben Der European Energy Award ist ein Quali- bereits Erreichten. Besonders wirkungsvoll bei tätsmanagementsystem und Zertifizierungsver- der Teilnahme am European Energy Award fahren, mit dem Energie- und Klimaschutzakti- sind seine breite Themenabdeckung und die vitäten von Kommunen und Landkreisen er- Öffentlichkeitswirkung für die Bürger der teil- fasst, bewertet, geplant, gesteuert und regel- nehmenden Gemeinden. mäßig überprüft werden. Die Auszeichnung der Städte, Gemeinden und Landkreise mit Die folgende Übersicht zeigt die Teilnehmer dem European Energy Award (50 % Umset- am European Energy Award in Baden- zung) oder European Energy Award Gold Württemberg. (75 %) dient der besonderen Anerkennung des Die Grafik stammt aus dem Juli 2012. Inzwischen haben sowohl die Stadt Friedrichshafen als auch Landkreis und Stadt Ravensburg den European Energy Award in Gold beantragt. Ein Bioenergiedorf ist eine Gemeinde, die ei- Energieversorgung stellt häufig eine Biogasan- nen großen Teil ihres Strom- und Wärmebe- lage oder ein Biomasseheizkraftwerk, die so- darfs aus überwiegend regional bereitgestellter wohl Strom als auch Wärme bereit stellen. Biomasse selbst deckt. Es gibt keine klaren Auch weitere regenerative Energien, wie Pho- Vorgaben, aber gängig ist die Definition, dass tovoltaik, Solarthermie und andere, können mindestens so viel Strom erzeugt, wie von der zum Einsatz kommen. Bioenergiedörfer in der Gemeinde benötigt wird, mindestens die Hälfte Region sind Lippertsreute (Lkr. Bodensee- der Wärme bereitgestellt wird (möglichst durch kreis) sowie Leibertingen, Meßkirch, Lauten- Kraft-Wärme-Kopplung) und dass mehr als die bach und Lampertsweiler (Lkr. Sigmaringen). Hälfte der Anlagen in Besitz von Wärmeab- nehmern und Landwirten ist. Die Basis der
Regionalverband Bodensee-Oberschwaben 11 Energie- und Klimaschutzkonzepte bieten grundlage für die Umsetzung von Effizienz- eine gute Grundlage für die Einführung eines und Klimaschutzprojekten. So kann ein sol- Energie- und Klimaschutzmanagementsys- ches Konzept als Leitfaden für eine langfristig tems und für die Umsetzung von Energie- und angelegte Energiepolitik dienen. Kommunale Klimaschutzprojekten. Ein solches Konzept be- Energie- und Klimaschutzkonzepte wurden be- inhaltet mehrere Teilschritte eines Energie- reits für die Stadt Friedrichshafen (Lkr. Boden- und Klimaschutzmanagements von der Analy- seekreis) und die Gemeinde Amtzell (Lkr. Ra- se über das Formulieren von Zielen bis hin zu vensburg) angefertigt. einem Maßnahmenkatalog als Entscheidungs-
12 Energie- und Klimaschutzkonzept für die Region Bodensee-Oberschwaben 4 Grundlagen und Methodik der Datenerhebung und Potenzialermittlung 4.1 Status Quo des Energiebedarfs und der Energieversorgung Zur Ermittlung des Strombedarfs in den Erhebung der Energieagentur wurde der Anteil Landkreisen der Region Bodensee- der Kachelöfen ermittelt. Oberschwaben wurden zum einen Angaben des Energieversorgers EnBW (Lkr. Bodensee- Bei der Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) wer- kreis, Lkr. Sigmaringen), zum anderen Anga- den sowohl elektrischer Strom als auch Wär- ben der Kreisgemeinden (Lkr. Ravensburg) me in einem sogenannten Blockheizkraftwerk herangezogen, jeweils aus dem Jahr 2010. In (BHKW) erzeugt. Der Anteil der fossilen Kraft- beiden Fällen sind die Summen nicht vollstän- Wärme-Kopplung an der Stromerzeugung im dig, da die EnBW nicht alle Verbraucher er- Jahr 2010 wurde den Angaben der EnBW ent- fasst und die Gemeinden wiederum jene Ver- nommen. Der Wert für die Wärmeerzeugung bräuche nicht erfassen, für die keine Konzes- wurde aus diesen Daten errechnet. Dabei sionsabgabe1 gezahlt wird. Zudem sind all jene wurde für die Stromerzeugung ein Wirkungs- Verbraucher nicht erfasst, die ihren Strom grad von 35 % und für die Wärmeerzeugung selbst erzeugen und direkt nutzen (z. B. kleine von 55 % bei stromgeführten4 Anlagen ange- Wasserkraftwerke). nommen. Für wärmegeführte5 Anlagen wurden 30 % für Strom und 60 % für Wärme ange- Zur Darstellung des Strommixes in der Regi- setzt. on Bodensee-Oberschwaben wurden die Da- ten des Energieversorgers EnBW über die in- Es wurden folgende Durchschnittswerte für die stallierten Leistungen betrachtet und durch Da- Volllaststunden der Bestandsanlagen6 ange- tenerhebungen aus den Landratsämtern der nommen: einzelnen Landkreise ergänzt. Aus diesen Leistungsdaten (in kW) wurden mit Hilfe gän- Photovoltaikanlagen 1.000 h/a giger Werte für die Volllaststunden2 (h) der entsprechenden Energiearten die erzeugten Windenergieanlagen 1.300 h/a Energiemengen (in kWh3) berechnet. Wasserkraftanlagen 3.000 h/a Zur Ermittlung des Wärmebedarfs wurden Er- fahrungswerte der Energieagentur Ravensburg Biogasanlagen 7.000 h/a für den Wärmebedarf pro Einwohner in unter- schiedlichen Gemeinden der verschiedenen Öl- und Gasheizkessel 1.800 h/a Landkreise verwendet und jeweils ein realisti- (fossile Energien) scher Durchschnittswert gebildet. Die Zusammensetzung des Wärmemixes für Erdwärmeanlagen 2.500 h/a7 das Jahr 2010 ergibt sich aus Daten der Schornsteinfeger (Öl- und Gaskessel bis 1.000 Holz 2.000 h/a kW), dem Solaratlas (solarthermische Anla- gen) und der BAFA (geförderte Biomassekes- Kachelöfen 1.000 h/a sel). Weitere Daten (z. B. Geothermie, Biogas) lieferten die Landratsämter. Aus einer früheren KWK-Anlagen fossil 6.500 h/a 1 Konzessionsabgaben sind Entgelte, die z. B. ein Ener- gieversorgungsunternehmen an Gemeinden zahlt, um öf- 4 fentliche Wege für Strom- und Gasleitungen zu nutzen. Stromerzeugung im Vordergrund 2 5 theoretische Betriebsstunden über ein Jahr bei ständiger Wärmeerzeugung im Vordergrund 6 voller Leistung keine Angaben für Solarthermie, Thermalwasser 3 7 stündlich erzeugte Energiemenge bei 1 kW in Kombination mit einem Pufferspeicher
Regionalverband Bodensee-Oberschwaben 13 4.2 Energieverbrauchsentwicklung und -einsparung Strombedarfsentwicklung In Deutschland entfielen im Jahr 2005 1 % des Auch in den Gemeinden der Region Boden- Bruttostrombedarfs1 auf die Landwirtschaft, see-Oberschwaben ist der Einfluss der Indust- 3 % auf den Verkehr, 8 % auf öffentliche Ein- rie auf die Strombedarfsentwicklung klar er- richtungen, 14 % auf Handel und Gewerbe, kennbar. Je nach Industrieanteil ist auch hier 27 % auf die Haushalte und der deutlich größ- in den Stromverbrauchsdaten der vergange- te Anteil mit 47 % auf die Industrie. Dieser ho- nen Jahre die Finanz- und Wirtschaftskrise he Anteil und damit der Einfluss der Industrie deutlich erkennbar. auf den Stromverbrauch zeigt sich auch im Vergleich der Entwicklung des Bruttostrombe- Die Entwicklung des Strombedarfs in Deutsch- darfs2 mit der des Bruttoinlandsprodukts3 (BIP) land und der Region ist also zu großen Teilen in Deutschland: von der wirtschaftlichen Entwicklung abhängig. Diese jedoch ist für die nächsten zehn Jahre Zeitraum Entwicklung Entwicklung nur schwer vorherzusagen. Nach einem ver- Strombedarf BIP hältnismäßig hohen Wachstum zwischen 2009 und 2011 (3 – 6 %), direkt nach der Krise, 1996 – 2005 + 1,4 %/a + 1,9 %/a zeigt sich aktuell ein Abwärtstrend, der sich im Moment auf dem Niveau der Zeit vor der Wirt- 2005 – 2007 + 1,0 %/a + 3,6 %/a schaftskrise (etwa 2 %) befindet. Die Progno- sen für die Zukunft gehen in diesem Bereich 2007 – 2008 - 0,6 % + 1,9 % weit auseinander und die Einflüsse sind vielfäl- tig: Konsum, Energiepreise, Ressourcenver- 2008 – 2009 -6% - 4,0 % fügbarkeit und mehr spielen dabei eine Rolle und beeinflussen sich wiederum auch gegen- 2009 – 2010 +4% + 3,8 % seitig. 2010 – 2011 k. A. + 5,8 % Der Einfluss des Strombedarfs von öffentlichen Einrichtungen, Handel und Gewerbe sowie von Haushalten, die insgesamt einen Anteil von 49 % am Bruttostrombedarf ausmachen, ist Nachdem zwischen 1996 und Ende 2004 das deutlich schwieriger in der Entwicklung aus- Bruttoinlandsprodukt in Deutschland im Schnitt zumachen. Es ist davon auszugehen, dass der einen jährlichen Zuwachs von 1,9 % verzeich- Bedarf in diesem Bereich aufgrund verstärkter nete, gab es in den Jahren 2005 und 2006 ei- Technisierung (Computer, Touchscreens, digi- nen deutlichen Anstieg, gefolgt von einem tale Visualisierung, Smartphones) in den letz- starken Einbruch in den Jahren 2008 und 2009 ten Jahren angestiegen ist. Eine weitestge- und daran anschließend wiederum eine große hende Sättigung in diesem Bereich ist aktuell Zunahme 2010. Dies kann auf den Pro- jedoch bereits anzunehmen. Auch werden duktionsrückgang und die -wiederzunahme im nach und nach immer mehr alte Geräte durch Verlauf der Finanz- und Wirtschaftskrise zu- effizientere neue ersetzt (besonders Kühl- und rück geführt werden, die ihren Anfang 2007 in Gefriergeräte, Wasch- und Trockenmaschi- den USA hatte und besonders im Jahr 2008 nen). auch für die Unternehmen in Deutschland spürbar wurde. Allgemein ist zu beachten, dass in den ver- gangenen Jahren bereits in verschiedenen Be- reichen Einsparmaßnahmen umgesetzt wur- 1 den. Der sogenannte „Rebound-Effekt“ ist Quelle: Wikipedia hierbei nicht zu unterschätzen. Demzufolge 2 Quelle: Statistisches Bundesamt (laut Wikipedia) werden etwa effizientere Geräte oftmals 3 Quelle: Statistisches Bundesamt
14 Energie- und Klimaschutzkonzept für die Region Bodensee-Oberschwaben weniger effizient genutzt. Zudem führen Ener- Für diese Studie wurde in Anbetracht der ge- gieeinsparungen oft zu finanziellen Einsparun- nannten Umstände und Entwicklungen für die gen, woraufhin wiederum andere Investitionen nächsten Jahre eine durchschnittliche Strom- möglich werden, was sowohl die Produktnach- bedarfssteigerung von 1 % pro Jahr ange- frage als auch den Energieverbrauch durch die nommen, was bis zum Jahr 2022 einer Steige- zusätzlichen Geräte erhöht. rung von gut 10 % im Vergleich zum Jahr 2010 entspricht. Dieser Wert bezieht sich auf die Be- Die Elektromobilität ist dem Bereich Verkehr reiche Landwirtschaft, öffentliche Einrichtun- zuzuordnen, welcher innerhalb dieser Studie gen, Handel und Gewerbe, Haushalte sowie nicht betrachtet wird. Die Abgrenzung könnte die Industrie. sich in Zukunft jedoch schwieriger gestalten, da gerade Pedelecs und Elektrofahrräder, aber auch Elektroautos, zuhause oder auf Firmen- gelände geladen werden. Stromtankstellen Wärmeverbrauchsentwicklung werden hingegen abgrenzbar sein. Es ist hier- bei zu beachten, dass die Elektromobilität in Für die Wärmeverbrauchsentwicklung in der Regel keinen zusätzlichen Bedarf darstellt, Deutschland und der Region liegen aktuell sondern hierbei Öl und Gas durch Strom er- keine belastbaren Daten vor. Auszugehen ist, setzt werden. Je nach Herkunft des Stromes aufgrund immer höherer Anforderungen bei kann durch weniger Umwandlungsschritte so- der Gebäudedämmung, von einer tendenziel- wie effizientere Umsetzung (besserer Wir- len Abnahme in diesem Bereich. kungsgrad), der Primärenergiebedarf1 sogar sinken. Die genaue Entwicklung der Elektro- mobilität ist aus heutiger Sicht schwer einzu- schätzen, anzunehmen ist jedoch eine Steige- rung. 1 Die Primärenergie entspricht dem Energiegehalt vor etwaigen Umwandlungsschritten.
Regionalverband Bodensee-Oberschwaben 15 Energieeinsparung Zur Einschätzung der Energieeinsparpotenzia- Für Wärme: le wurden für diese Studie zum einen diverse Werte aus vorangegangenen Studien und Minderung der Raumtemperatur Prognosen herangezogen, zum anderen aus den Erfahrungswerten der Energieagentur gezieltes, kurzes Lüften heraus realistische Annahmen getroffen. Richtige Einstellung der Heizungsrege- Die Einsparung von Energie ist das größte und lung und Warmwasserbereitung; Hyd- günstigste „Kraftwerk“. Jede Kilowattstunde die raulischer Abgleich nicht verbraucht wird, muss auch nicht erzeugt werden. Oftmals reichen schon geringfügige Veränderungen beim Nutzerverhalten und in der Technik, um bereits beachtliche Einspa- Zu den mittel- und längerfristigen Maßnah- rungen zu erzielen. Im Rahmen dieser Studie men gehören jene, für die gezielte Investitio- wurde zwischen kurzfristig erreichbaren Ein- nen nötig sind, die sich aber in der Regel be- sparpotenzialen (schnell umsetzbar, geringe reits nach wenigen Jahren amortisieren. Investitionen) und mittel- und längerfristigen Einsparpotenzialen (Planung und gezielte In- Für Strom: vestition notwendig) unterschieden. Erfassung der Verbrauchsdaten und Es ergaben sich daraus folgende prozentuale Einführung eines Energiemanagements Einsparpotenziale bis 2022: Ersatz älterer Elektrogeräte durch effi- Strom Wärme zientere Varianten Einfache Maßnahmen 5 - 10 % 5 - 10 % Beleuchtung: Präsenzmelder, LED Mittel- und längerfristige 20 - 30 % 40 - 50 % Lüftung: Anpassung an Benutzungs- Maßnahmen struktur Austausch von Heizungspumpen Zu den einfachen Maßnahmen zählen jene, Effizienzsteigerung bei Produktionsma- für die keine oder nur geringe Investitionen ge- schinen und Druckluftanlagen tätigt werden müssen. Sie sind außerdem schnell umsetzbar und amortisieren sich oft schon nach kurzer Zeit. Für Wärme: Für Strom: Erfassung der Verbrauchsdaten und Information und Schulung Einführung eines Energiemanagements Vermeidung von Stand-By- Dämmung von Heizungs- und Warm- Verbräuchen wasser-Leitungen Vermeidung unnötigen Betriebs Gebäudedämmung und –sanierung Abwärmerückgewinnung
16 Energie- und Klimaschutzkonzept für die Region Bodensee-Oberschwaben Da sich die geschätzten prozentualen Ein- Zusammenfassung sparpotenziale für Strom und Wärme in den verschiedenen Bereichen nur geringfügig un- Bis zum Jahr 2022 ergibt sich mit einer ange- terscheiden, wurden für alle Kreise, unabhän- nommenen Strombedarfserhöhung von insge- gig von ihrer jeweiligen Aufteilung in Industrie, samt 10 % und bei Ausnutzung aller theoreti- Haushalte und so weiter, insgesamt dieselben schen Einsparpotenziale von insgesamt 35 % Mittelwerte angesetzt. Diese sind für Strom eine mögliche Einsparung von 25 % gegen- 10 % für einfache und zusätzlich 25 % für mit- über dem Jahr 2010. tel- und längerfristige Maßnahmen und für den Bereich Wärme 10 % und 45 %. Für den Bereich Wärme ergibt sich bis zum Jahr 2022 bei Ausnutzung aller theoretischen Potenziale eine mögliche Einsparung von bis zu 55 % gegenüber 2010. 4.3 Potenziale für den Ausbau erneuerbarer Energien und für die Energieeffizienz Zur Einschätzung der Ausbaupotenziale der ben, wurde die bisherige Entwicklung betrach- erneuerbaren Energien wurden für diese Stu- tet sowie über Erfahrungswerte und Satelliten- die sehr vielfältige Datenquellen herangezo- bilder die noch zur Verfügung stehenden, ge- gen. Im Folgenden wird die Vorgehensweise eigneten Dachflächen analysiert. zur Potenzialeinschätzung für die einzelnen Energiearten erläutert. Es wurde folgender Durchschnittswert für die Volllaststunden der möglichen Neuanlagen Im Bereich Photovoltaik sind die theoreti- angenommen: schen Potenziale immens. Weltweit gesehen übertrifft die eintreffende Sonnenenergie den Photovoltaikanlagen 1.000 h/a aktuellen Strombedarf um ein Vielfaches. Im Jahr 2010 hat der Regionalverband eine Planungshinweiskarte zur Festlegung von Der Teilregionalplan Windenergie 2006 des Standorten für großflächige Photovoltaikanla- Regionalverbandes Bodensee-Oberschwaben gen im Rahmen der kommunalen Bauleitpla- wird zur Zeit fortgeschrieben. Die 24 geplanten nung erstellt und im Internet veröffentlicht1. Vorranggebiete für Windenergie bieten Platz Obwohl ein Vergütungsanspruch für Strom aus für 130 Windenergieanlagen. Diese Anlagen- Freiflächenanlagen gemäß § 32 EEG nur noch zahl wurde als Potenzial für den Ausbau der im Rahmen der dort genannten Kriterien be- Windenergie bis 2022 im Rahmen dieser Stu- steht (u.a. nur noch auf Konversionsflächen die zugrunde gelegt. Der Kriterienkatalog für und längs von Autobahnen und Schienenwe- die Festlegung der Vorranggebiete umfasst gen in einer Entfernung von bis zu 110 m) und neben den Themen Windhöffigkeit, Siedlungs- zudem der Flächenbedarf erheblich ist (siehe abstände, Natur- und Artenschutz, Denkmal- Kapitel 7.3), ist auch in den kommenden Jah- schutz etc. auch eine Bewertung der Anbin- ren mit der Realisierung weiterer Freiflächen- dung an das Stromnetz. Die Netzanbindung anlagen zu rechnen. Der Schwerpunkt der Po- wird zudem durch die Bündelung der Wind- tenziale im Bereich Photovoltaik liegt dennoch energieanlagen in den Vorranggebieten er- im Bereich Dachflächen, Häuserfassaden und leichtert. Die Fortschreibung des Teilregional- sonstigen Überdachungen. plans Windenergie befindet sich derzeit in der Offenlage, daher sind Änderungen im weiteren Um eine Prognose für das Jahr 2022 abzuge- Verfahren nicht ausgeschlossen. 1 www.rvbo.de
Regionalverband Bodensee-Oberschwaben 17 Zusätzliches Potenzial im Bereich Windenergie stände laut Statistischem Landesamt Baden- besteht darin, bestehende Anlagen durch neue Württemberg betrachtet. Hier gibt es noch Po- zu ersetzen (Repowering). Von den sechs be- tenziale. Auch andere „Energiepflanzen“ soll- stehenden Anlagen in der Region ist eine ten in Betracht gezogen werden, um eine ge- (Blochingen) aufgrund von Flugbeschränkun- wisse Vielfalt beim Anbau zu gewährleisten. gen nicht durch eine größere Anlage aus- Große Potenziale bieten außerdem die Nut- tauschbar. Bei den anderen beiden Gebieten zung der anfallenden Abwärme durch Nach- wären nach dem Repowering durch geänderte schaltung zum Beispiel eines Organic- Abstandskriterien nur noch 2 statt 5 Anlagen Rankine-Prozesses1 (Effizienzsteigerung), als möglich. Deshalb wurde für die Windenergie- Heizwärme vor Ort und im Nahwärmenetz so- anlagen in der Region das Repowering nicht wie die Aufbereitung des Biogases auf Erd- als zusätzliches Potenzial mitbetrachtet. gasqualität und die anschließende Einspei- sung ins Gasnetz. Es wurde folgender Durchschnittswert für die Volllaststunden der möglichen Neuanlagen Es wurde folgender Durchschnittswert für die angenommen: Volllaststunden der möglichen Neuanlagen angenommen: Windenergieanlagen 1.600 h/a Biogasanlagen 7.000 h/a Zur Abschätzung der Potenziale für Wasser- kraft wurden Daten der Landratsämter ver- Für eventuell noch offene Potenziale im Be- wendet sowie aus der Studie „Potenziale der reich Holz wurden bislang keine belastbaren Wasserkraftnutzung im Bodenseekreis“ und Daten erhoben. Insgesamt ist hier aber davon der OEW-Potenzialstudie „Erneuerbare Ener- auszugehen, dass das größte Potenzial aus gien“ entnommen. Möglichkeiten für Repowe- den Wäldern, unter Zurückhaltung einer ge- ring wurden ebenfalls betrachtet. Zu beachten wissen Vorratsmenge, bereits ausgenutzt wird. ist, dass sich an einigen Anlagen aufgrund in- Zu beachten ist, dass bei den bestehenden zwischen erhöhter Anforderungen für den Anlagen nicht nur Holz aus der Region Boden- Schutz der Gewässer und der Tierwelt gerin- see-Oberschwaben, sondern auch aus ande- gere Durchlaufmengen, also geringere Erträge ren Regionen verwendet wird. Potenziale gibt ergeben können. es noch im Bereich der schnellwachsenden Hölzer. Hier sollten die ökologischen Auswir- Es wurde folgender Durchschnittswert für die kungen geprüft und beachtet werden. Volllaststunden der möglichen Neuanlagen angenommen: Da die Holzverbrennung / -vergasung grund- lastfähig ist und damit zur Versorgungssicher- Wasserkraftanlagen 4.000 h/a heit und Netzstabilität beiträgt, wurde für die Potenziale zur Stromversorgung der Ersatz von großen Holzheizkesseln (ab 100 kW, reine Wärmebereitstellung) durch BHKWs mit Holz- In den eher land- und viehwirtschaftlich struk- vergasung (Strom und Wärme) in die Berech- turierten Landkreisen Ravensburg und Sigma- nungen mit einbezogen. Diese Anlagen befin- ringen trägt Biogas bereits mit hohem Anteil den sich derzeit noch im Versuchsstadium. zur Stromversorgung bei. Insgesamt sind die Potenziale in allen Landkreisen, unter Berück- sichtigung der „nachhaltigen Obergrenze“ von 35 % für den Anteil von Silomais auf Ackerflä- chen, bereits fast vollständig ausgeschöpft. Um die verfügbaren Gülle- und Mistmengen in 1 siehe Abschnitt „Organic Rankine Cycle“ in diesem der Region abzuschätzen, wurden die Viehbe- Kapitel
18 Energie- und Klimaschutzkonzept für die Region Bodensee-Oberschwaben Es wurde folgender Durchschnittswert für die ben hat im Jahr 2005 in Zusammenarbeit mit Volllaststunden der möglichen Neuanlagen dem Landesamt für Geologie, Rohstoffe und angenommen: Bergbau Baden-Württemberg die Nutzung der Erdwärme in der Region Bodensee- Holz-BHKWs 7.000 h/a Oberschwaben untersucht und die Ergebnisse veröffentlicht. Zur oberflächennahen Geother- mie geben insbesondere die Karten „Hydroge- ologische Kriterien zur Anlage von Erdwärme- sonden“ wichtige Hinweise für die Beurteilung der örtlichen Gegebenheiten. Unter Erdwärme oder Geothermie versteht man die in Form von Wärme gespeicherte Es wurde folgender Durchschnittswert für die Energie im Untergrund. Volllaststunden der möglichen Neuanlagen angenommen: Bei der oberflächennahen Geothermie (bis ca. 400 m Tiefe) wird die Wärme in der Re- Erdwärmepumpen 2.500 h/a2 gel über Erdwärmesonden gewonnen und mit- tels einer Wärmepumpe zur Gebäudebehei- zung genutzt. Die Abschätzung der Potenziale in diesem Bereich erfolgte nur im groben Maß Bei der Tiefengeothermie besteht neben der und über Prognosen verschiedener Studien Wärmebereitstellung auf höherem Tempera- zum Thema sowie über die bisherige Entwick- turniveau auch die Möglichkeit, die gewonnene lung. Es ist davon auszugehen, dass die rea- Wärme zur Stromerzeugung zu nutzen. Hierfür len Potenziale in diesem Bereich höher liegen sind Temperaturen von mindestens 150 °C als hier angenommen. beziehungsweise etwa 100 °C bei ORC not- wendig. Diese Technik ist jedoch wegen Um- Zu beachten ist bei dieser Technologie zum welt- und Sicherheitsbedenken stark umstrit- einen die Jahresarbeitszahl1 (diese ist im rea- ten. Die Abschätzung der Tiefengeothermie- len Betrieb oft zu niedrig) und zum anderen Potenziale beschränkt sich innerhalb dieser der Bezug des Stroms. Sinnvoll ist hier eine Studie daher auf den Bereich Thermalwasser. Kopplung der Erdwärmepumpe mit einer Pho- Hierfür wurden bislang nur einzelne Quellen tovoltaikanlage. Jedoch geht dieses Konzept in untersucht. Die realen Potenziale liegen si- unseren Breitengraden in der Regel nur im cherlich höher. Sommer auf, wenn die Sonneneinstrahlung hoch genug ist. Eine weitere sinnvolle, jahres- Im Rahmen des Interreg-Projekts „GEOMOL“, zeitunabhängigere Anwendungsmöglichkeit an dem der Regionalverband Bodensee- bietet die Kombination mit einem entsprechend Oberschwaben als Projektpartner beteiligt ist, großen Pufferspeicher. In dieser Variante kann werden derzeit Untersuchungen zur Abschät- die Anlage dann betrieben werden, wenn zung der Potenziale im Molassebecken durch- überschüssiger Strom vorhanden ist, und in geführt, die unter anderem weitergehende dieser Zeit den Speicher füllen (aufheizen). Kenntnisse für die zukünftige Nutzung der Tie- Nach Bedarf kann die Wärme dann wieder fengeothermie (Temperaturmodell), einschließ- entnommen werden. Wichtig ist hierbei, dass lich der Thermalwassernutzung, bringen sol- der Speicher groß genug ist und möglichst ver- len. lustarm arbeitet. Der Regionalverband Bodensee-Oberschwa- Die Abschätzung der Potenziale im Bereich 1 der Solarthermieanlagen erfolgte auf ähnli- Die Jahresarbeitszahl zeigt, wie viel elektrische Energie che Weise wie im Bereich Photovoltaik, vor al- benötigt wird um eine gewisse Menge thermische Ener- gie bereitzustellen. Sie sollte bei mindestens 4 liegen: 1 2 Teil Strom, 4 Teile nutzbare Wärme. in Kombination mit einem Pufferspeicher
Regionalverband Bodensee-Oberschwaben 19 lem auf Basis der bisherigen Entwicklung und für das Stadtgebiet Friedrichshafen. Für weite- unter Betrachtung geeigneter Dachflächen. re Teile des Landkreises Bodenseekreis sowie für die Landkreise Ravensburg und Sigmarin- gen liegen derzeit noch keine vergleichbaren Potenzialerhebungen vor. Saftige und holzige Abfälle werden bislang nur wenig zur Strom- und Wärmeerzeugung Für die vorliegenden Potenziale wurde auch genutzt. Zu ihnen zählen Bioabfälle, Speise- die Möglichkeit mit einberechnet, aus der Ab- reste und überlagerte Lebensmittel (saftig) so- wärme bei der Stromerzeugung mit Verbren- wie Grünschnitt, Landschaftspflegematerial nung (z. B. Biogasanlagen, Abfallvergärung), (teils saftig, teils holzig) und Holzabfälle zum weiteren Strom zu erzeugen. Beispielhaft wur- Beispiel aus Sägereien (holzig). Die Potenzial- de hier der sogenannte Organic-Rankine- abschätzung in diesem Bereich erfolgte auf Cycle (ORC) betrachtet. Die Abwärme kann Grundlage von Daten der Landratsämter sowie hierbei über eine dem BHKW nachgeschaltete der Machbarkeitsstudie „Biogasanlagen - Anlage zur weiteren Stromerzeugung genutzt Oberschwaben“ der Schöttle Consulting GmbH werden. in Zusammenarbeit mit der Energieagentur Ravensburg. Die Funktionsweise ist grundsätzlich dieselbe wie bei einem herkömmlichen Dampfkraftpro- Es wurde folgender Durchschnittswert für die zess, jedoch reichen durch spezielle Thermo- Volllaststunden der möglichen Neuanlagen öle schon wesentlich niedrigere Temperaturen angenommen: (etwa 100 – 400 °C) um den Prozess in Gang zu bringen. Bei diesem Prozess fällt noch im- Abfallvergärungsanlagen 7.000 h/a mer ein Teil Abwärme an, allerdings auf nied- (Biogasanlagen) rigerem Temperaturniveau, der zur Heizung nahegelegener Gebäude und zur Warmwas- serbereitung dienen kann. Zu beachten ist, dass durch die teilweise Nutzung der Anlagen- Die dargestellten Potenziale im Bereich der Wärme zur Stromnutzung, die theoretischen industriellen Abwärme im Landkreis Boden- Potenziale im Wärmebereich geringer werden. seekreis entstammen einer Potenzialerhebung Dies wurde innerhalb der Potenzialbetrachtung in dieser Studie berücksichtigt.
20 Energie- und Klimaschutzkonzept für die Region Bodensee-Oberschwaben 4.4 Potenziale für den Ausbau der fossilen Kraft-Wärme-Kopplung Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) ist die kombi- kombinierte Strom- und Wärmeerzeugung. In nierte Erzeugung und Nutzbarmachung von den nächsten zehn Jahren werden in dieser Strom und Wärme in einem Kraftwerk. Größenordnung gut 1.500 Ölheizungen und 1.600 Gasheizungen ersetzt werden müssen. Bislang wird in Deutschland der Strom in gro- Es sollten hier Volllastzeiten von mindestens ßem Maß aus fossilen Brennstoffen und ohne 5.500 h/a angestrebt werden, was mit einer besondere Nutzung der bei dieser Kraftstoff- etwas geringer ausgelegten thermischen Leis- verbrennung anfallenden Wärme erzeugt. Da- tung in Kombination mit einem Pufferspeicher bei wird der Brennstoff nur zu 30 – 35 % ge- und einem zusätzlichen Spitzenlastkessel er- nutzt. Sowohl bei der rein thermischen Nut- reicht werden kann. Sinnvoll ist es hierbei, zung (Heizkessel), als auch bei der Nutzung in nicht bis zum Versagen des bisherigen Kes- Kraft-Wärme-Kopplung kann der Brennstoff sels zu warten, sondern das BHKW bereits hingegen zu über 90 % ausgenutzt werden. vorher zu installieren und den alten Kessel als Eine Effizienzsteigerung durch KWK ergibt Spitzenlastkessel einzusetzen. Besondere sich also nur im Vergleich zur reinen Stromer- Vorteile dieser Auslegung sind die dadurch er- zeugung, nicht im Vergleich zur rein thermi- reichbaren höheren Volllastzeiten der BHKWs schen Nutzung. Dennoch stellt die KWK – so- und die damit einhergehende effizientere wohl bei regenerativen als auch bei fossilen Brennstoffausnutzung. Brennstoffen – aus heutiger Sicht einen wichti- gen Pfeiler in der zukünftigen Energieversor- Es wurde folgender Durchschnittswert für die gung dar, da sie durch ihre Grundlastfähigkeit Volllaststunden der möglichen Neuanlagen und variable Regulierbarkeit zur Netzstabilität angenommen: beiträgt und je nach benötigter Last geregelt werden kann. KWK-Anlagen fossil 5.500 h/a In der Region Bodensee-Oberschwaben gibt es laut Schornsteinfeger-Statistik 61.827 Öl- und 33.864 Gasfeuerungsanlagen unter 1.000 Der Bereich der Kälte (Kühl- und Klimageräte) kW zur reinen Wärmeerzeugung. Über 25 % ist bislang in der Regel dem Strom zuzuord- der Ölfeuerungsanlagen und über 30 % der nen. Gerade im Zusammenhang mit der Kraft- Gasfeuerungsanlagen sind schon heute älter Wärme-Kopplung könnte in Zukunft jedoch als 20 Jahre und müssen bereits in naher Zu- vermehrt Kälte auch „aus Wärme“ erzeugt kunft ausgetauscht werden. Weitere 53 % (Öl) werden. In Industriebetrieben, aber auch in Bü- und 54 % (Gas) der aktuell bestehenden Anla- rogebäuden, ist in der Regel im Winter ein ho- gen werden voraussichtlich bis zum Jahr 2022 her Wärmebedarf vorhanden, während in den ausgetauscht werden müssen. Insgesamt gibt Sommermonaten Wärme meist nur in gerin- es bis zum Jahr 2022 also einen Austausch- gem Maß (z. B. Warmwasserbereitung) benö- aufwand von 78 % (Öl) und 84 % (Gas). Es ist tigt wird. Mit sogenannten Adsorptionskälte- hierbei zu beachten, dass gerade ältere Anla- maschinen kann an dieser Stelle angesetzt gen oft überdimensioniert sind und der eigent- und Kälte aus der überschüssigen Wärme be- liche Wärmebedarf vor Ort deutlich geringer reit gestellt werden. Die Wärme dient hier da- ist. zu, den Prozess der Kältebereitstellung in Gang zu halten. Dabei werden Gesamtwir- Sowohl beim Ersatz von Öl- als auch von Gas- kungsgrade von bis zu 95 % erreicht. Diese feuerungsanlagen sind Neu-Anlagen mit einer Vorgehensweise bietet sich sowohl für fossile Leistung von über 50 kW interessant für die als auch regenerative KWK-Anlagen an.
Regionalverband Bodensee-Oberschwaben 21 4.5 Treibhausgas-Emissionen Status Quo Für die Region Bodensee-Oberschwaben lie- gen aktuell keine Gesamtbetrachtungen zu Treibhausgase sind strahlungsbeeinflussende, den Treibhausgasen, sondern nur zu einzel- gasförmige Stoffe, die zum sogenannten nen Gasen vor. Aufgrund seiner großen Be- Treibhauseffekt beitragen und somit das Klima deutung für das Klima wurden in dieser Studie auf der Erde beeinflussen können. Die im Kyo- besonders die Emissionswerte für CO2 be- to-Protokoll reglementierten Gase sind trachtet. Die Informationen hierfür stammen aus dem Online-Archiv des Statistischen Lan- Kohlenstoffdioxid (CO2), desamtes Baden-Württemberg. Methan (CH4), Die CO2-Emissionen bei der Nutzung ver- schiedener Energiequellen stellen sich folgen- Stickstofftrifluorid (NF3), dermaßen dar: Distickstoffmonoxid (Lachgas, N2O), Schwefelhexafluorid (SF6) und Energiequelle CO2-Ausstoß1 Einsparung Fluorkohlenwasserstoffe. Strommix fossil 0,6 kg/kWh 0 % (Referenz) Heizöl 0,32 kg/kWh 47 % Die Treibhausgasemissionen in Baden- Württemberg bestehen zu rund 91 % aus Koh- Erdgas 0,25 kg/kWh 58 % lendioxid (CO2), rund 4 % der Emissionen, gemessen in CO2-Äquivalenten, entfallen auf Holzpellets 0,03 kg/kWh 95 % Methan (CH4) und weitere gut 4 % auf Lach- gas (N2O). Dabei ist berücksichtigt, dass eine Stückholz 0,02 kg/kWh 97 % Tonne Methan einen um den Faktor 21, Lach- gas sogar um den Faktor 310 höheren Treib- Photovoltaik, Wind- 0 kg/kWh 100 % hauseffekt in der Atmosphäre bewirkt als eine energie, Wasserkraft Tonne CO2. Die außerdem zu den im Kyoto- Protokoll reglementierten Treibhausgasen ge- hörigen F-Gase sind in den Betrachtungen des Landes nicht enthalten, sie machen deutsch- landweit knapp 2 % aus. 1 Quelle: Landesweite Förderrichtlinie Klimaschutz- Plus!
22 Energie- und Klimaschutzkonzept für die Region Bodensee-Oberschwaben 5 Status Quo der Energieversorgung und Emissionen 5.1 Landkreis Bodenseekreis Aktueller Strommix im Lkr. Bodenseekreis Aktueller Wärmemix im Lkr. Bodenseekreis Der Stromverbrauch im Landkreis Bodensee- Der Wärmeverbrauch im Landkreis Bodensee- kreis betrug im Jahr 2010 über 1.640 Mio. kreis betrug im Jahr 2010 über 3.230 Mio. kWh1 bzw. 7.871 kWh pro Einwohner. Der An- kWh bzw. 15.501 kWh pro Einwohner. Der An- teil der regenerativen Energien an der Strom- teil der regenerativen Energien an der Wärme- erzeugung lag bei ca. 6 %. erzeugung lag bei ca. 5 %. KWK fossil KWK fossil 0,2 % Kachelöfen 0,2 % 2% Photovoltaik Fossile 4% Fossile Energien Energien 5% Holz 1 % und 6% Atomkraft 95 % 94 % Solarthermie Biogas 1 % 1% Erdwärme 1 % Holz 1 % Biogas 0,2 % Wasserkraft 0,1 % 1 davon fast 10 % für die Bodensee-Wasserversorgung 5.2 Landkreis Ravensburg Aktueller Strommix im Lkr. Ravensburg Aktueller Wärmemix im Lkr. Ravensburg Der Stromverbrauch im Landkreis Ravensburg Der Wärmebedarf im Landkreis Ravensburg betrug im Jahr 2010 über 1.520 Mio. kWh betrug im Jahr 2010 über 3.625 Mio. kWh bzw. 5.488 kWh pro Einwohner. Der Anteil der bzw. 13.088 kWh pro Einwohner. Der Anteil regenerativen Energien an der Stromerzeu- der regenerativen Energien an der Wärmeer- gung lag bei ca. 25 %. zeugung lag bei ca. 7 %. KWK fossil 1% Biogas KWK fossil Holz 2 % 10 % 1% Fossile Kachelöfen Energien Fossile 2% und 25 % Energien 7% Photovoltaik Atomkraft 9% 92 % Biogas 1 % 74 % Erdwärme 1 % Wasserkraft 3 % Holz 2 % Solarthermie 1 % Windkraft 1 % Thermalwasser 0,2 % Abfälle 0,3 % Abfälle 0,1 %
Regionalverband Bodensee-Oberschwaben 23 5.3 Landkreis Sigmaringen Aktueller Strommix im Lkr. Sigmaringen Aktueller Wärmemix im Lkr. Sigmaringen Der Stromverbrauch im Landkreis Sigmaringen Der Wärmebedarf im Landkreis Sigmaringen betrug im Jahr 2010 über 675 Mio. kWh bzw. betrug im Jahr 2010 über 1.563 Mio. kWh 5.184 kWh pro Einwohner. Der Anteil der re- bzw. 12.003 kWh pro Einwohner. Der Anteil generativen Energien an der Stromerzeugung der regenerativen Energien an der Wärmeer- lag bei ca. 38 %. zeugung lag bei ca. 8 %. KWK fossil 0,1 % KWK fossil 0,5 % Biogas Holz 3 % 18 % Fossile Energien Fossile 8% Biogas 2 % und 38 % Energien Atomkraft Photovoltaik 91 % 62 % Kachelöfen 13 % 2% Holz 3 % Solarthermie 1 % Wasserkraft 3 % Thermalwasser 0,3 % Erdwärme 0,1 % Windkraft 1 % 5.4 Region Bodensee-Oberschwaben Aktueller Strommix in der Region Boden- Aktueller Wärmemix in der Region Boden- see-Oberschwaben see-Oberschwaben Der Stromverbrauch in der Region Bodensee- Der Wärmeverbrauch in der Region Boden- Oberschwaben betrug im Jahr 2010 über see-Oberschwaben betrug im Jahr 2010 über 3.835 Mio. kWh bzw. 6.230 kWh pro Einwoh- 8.418 Mio. kWh bzw. 13.676 kWh pro Ein- ner. Der Anteil der regenerativen Energien an wohner. Der Anteil der regenerativen Energien der Stromerzeugung lag bei ca. 20 %. an der Wärmeerzeugung lag bei ca. 7 %. KWK fossil 0,5 % Biogas KWK fossil Holz 8% 0,5 % Fossile 2% Energien und 20 % Fossile Kachelöfen Photovoltaik Atomkraft Energien 7% 2% 8% 80 % 93 % Biogas 1 % Wasserkraft 2 % Solarthermie Holz 1 % 1% Windkraft 0,5 % Abfälle 0,1 % Erdwärme 0,5 % Thermalwasser Abfälle 0,1 % 0,1%
24 Energie- und Klimaschutzkonzept für die Region Bodensee-Oberschwaben Vergleich des Strom- und Wärmemixes in der Region im Jahr 2010 Die folgenden Grafiken zeigen die verschiede- linken Grafik mit den absoluten Werten pro nen Strom- und Wärmemixe der Landkreise Jahr, in der rechten Grafik mit den spezifi- Bodenseekreis (1), Ravensburg (2), Sigmarin- schen Werten pro Einwohner und Jahr. gen (3) und der Region Bodensee- Oberschwaben (4) im Vergleich, jeweils in der Vergleich des Strommixes in der Region im Jahr 2010 Gesamtstrommix: Spezifischer Strommix: 4.000 8.000 Abfälle Abfälle 3.500 7.000 Windkraft Windkraft 3.000 6.000 Holz Holz 2.500 5.000 Wasserkraft Wasserkraft 2.000 4.000 Photovoltaik Photovoltaik 1.500 3.000 Biogas 1.000 Biogas 2.000 1.000 KWK fossil 500 KWK fossil 0 Fossile Energien 0 Fossile Energien und Atomkraft 1 2 3 4 und Atomkraft 1 2 3 4 (in Mio. kWh pro Jahr) (in kWh pro Einwohner und Jahr) Sowohl beim Gesamtstromverbrauch und fördern. Der spezifische Vergleich zeigt auch, mehr noch beim spezifischen Verbrauch pro dass die Landkreise Ravensburg und Sigma- Einwohner zeigt der Bodenseekreis die höchs- ringen annähernd gleich auf sind. Während der ten Werte. Neben dem hohen Industrieanteil Landkreis Ravensburg insgesamt die höchste im Kreis spielt hierbei auch die Bodensee- regenerative Stromerzeugung aufweist, liegt Wasserversorgung eine Rolle, die fast 10 % der Landkreis Sigmaringen im Bezug auf die des gesamten Stroms benötigt, um Trinkwas- Einwohnerzahl deutlich vorne. ser für große Teile Baden-Württembergs zu
Regionalverband Bodensee-Oberschwaben 25 Vergleich des Wärmemixes in der Region im Jahr 2010 Gesamtwärmemix: Spezifischer Wärmemix: 9.000 16.000 Abfälle 8.000 14.000 Abfälle Thermalwasser Thermalwasser 7.000 12.000 Erdwärme Erdwärme 6.000 Solarthermie 10.000 Solarthermie 5.000 Biogas 8.000 Biogas 4.000 Kachelöfen Kachelöfen 6.000 3.000 Holz Holz 4.000 2.000 KWK fossil KWK fossil 1.000 2.000 Fossile Energien Fossile Energien 0 0 1 2 3 4 1 2 3 4 (in Mio. kWh pro Jahr) (in kWh pro Einwohner und Jahr) Im Wärmebereich ist der Gesamtverbrauch im Auffällig ist außerdem die sehr ähnliche Men- Landkreis Ravensburg am höchsten, während genverteilung bei Strom und Wärme. Die bei den spezifischen Werten auch hier der Bo- Haushalte und Kommunen spielen hierbei eine denseekreis den höheren Verbrauch aufweist. untergeordnete Rolle, da sich die Verbräuche Ganz deutlich zeigt sich auch der hohe Anteil dort von Kreis zu Kreis nicht wesentlich unter- der fossilen Energien an der Wärmebereitstel- scheiden. Der Grund für die Unterschiede im lung. Wärmeverbrauch ist vor allem auf die ver- schiedenen Industrieanteile zurück zu führen. Auch der Tourismusanteil spielt eine Rolle.
26 Energie- und Klimaschutzkonzept für die Region Bodensee-Oberschwaben Treibhausgas-Emissionen Kohlenstoffdioxid ist das bekannteste und Landkreis Bodenseekreis: 8,0 t/Ea3 mengenmäßig am meisten emittierte Gas un- ter den Treibhausgasen und soll deshalb ge- Landkreis Ravensburg: 8,39 t/Ea sondert betrachtet werden. Landkreis Sigmaringen: 6,94 t/Ea Das folgende Schaubild zeigt die Entwicklung der CO2-Emissionen aus der Verbrennung Zum Vergleich: Der Weltklimarat fordert ein fossiler Energieträger in der Region Bodensee- weltweites Ziel von höchstens 2 Tonnen pro Oberschwaben von 20051 bis 2009 (Verursa- Person und Jahr. Die Gesamtregion sowie alle cherbilanz2): einzelnen Landkreise liegen noch weit darü- ber. 6,0 100 % 98 % 96 % 94 % 92 % Emissionen in Millionen 5,0 Die Anteile der verschiedenen Bereiche im 4,0 Jahr 2009 gliederten sich wie folgt: Tonnen CO2 3,0 2,0 Haushalte, öffentl. 1,0 Einrichtungen, Gewerbe 25,5 % 0,0 Industrie 2005 2006 2007 2008 2009 51,0 % 23,5 % Verkehr In der Region Bodensee-Oberschwaben wurde von 2005 bis 2009 eine CO2-Einsparung von 8 % erreicht, im Landkreis Bodenseekreis von 1 %, im Landkreis Ravensburg von 14 % und im Landkreis Sigmaringen von 5 %. Die innerhalb dieses Energie- und Klima- schutzkonzeptes behandelten Bereiche, also Im Jahr 2008 betrug der durchschnittliche jähr- Haushalte, öffentliche Einrichtungen, Handel liche CO2-Ausstoß pro Person in Deutsch- und Gewerbe sowie Industrie, besitzen insge- land etwa 9,8 Tonnen, in Baden-Württemberg samt einen Anteil von 74,5 % des CO2- 7,2 Tonnen und in der Region Bodensee- Ausstoßes in der Region. Der Verkehr liegt mit Oberschwaben 7,9 Tonnen. 25,5 % deutlich darunter. Der größte Anteil an CO2 wird also bei der Bereitstellung von Strom und Wärme emittiert. 1 statistische Erhebungen liegen hier erst ab 2005 vor 2 bezieht sich auf die Verursacher / Verbraucher (End- 3 energie) pro Einwohner (E) und Jahr (a)
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