Strategien entwickeln - 6 | 2021 03 Engagement fördern - ENGAGIERT in NRW

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Strategien entwickeln - 6 | 2021 03 Engagement fördern - ENGAGIERT in NRW
Engagement fördern
6 | 2021

03

Strategien
entwickeln
STRATEGIEN ENTWICKELN: INHALT

Engagment fördern
6 | 2021

Strategien
entwickeln

Inhalt
1   Einführung                                                                     3
2   Kontext und Ziele der Strategieentwicklung in den Blick nehmen                 5
3   Allgemeine Hinweise zur Gestaltung eines Strategieprozesses                    7
4   Beispiele zur Gestaltung eines Strategieprozesses                              8
    4.1 Initiativkreis einrichten                                                  9
    4.2 Steuerungsgruppe einrichten                                                9
    4.3 Bestandsanalyse durchführen                                               11
    4.4 Politischen Beirat einrichten                                             11
    4.5 Auftaktveranstaltung durchführen                                          11
    4.6 Engagementstrategie erarbeiten                                            12
    4.7 Abschlusskonferenz durchführen                                            12
5   Gelingensfaktoren: Partizipative Strategieentwicklung erfolgreich gestalten   13
6   Rolle der Prozessbegleitung und Moderation                                    15
    Impressum                                                                     16

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STRATEGIEN ENTWICKELN: EINFÜHRUNG

1 Einführung
Die Förderung des bürgerschaftlichen Engagements
ist zu einer zentralen Aufgabe auf der lokalen Ebene
geworden, da Engagement vor allen Dingen vor Ort
stattfindet. Eine große Vielzahl an Vereinen, Grup-
pen oder Initiativen ist auf dieser Ebene aktiv. Die
Vernetzung dieser Akteure ist wichtig, ist jedoch vor
Ort sehr unterschiedlich ausgestaltet und Resultat
struktureller Gegebenheiten, welche sich über viele
Jahre entwickelt haben.

Unter der Prämisse, dass zivilgesellschaftliches Enga-           rung des zivilgesellschaftlichen Engagements in
gement einen großen Mehrwert für jeden Einzelnen,                einer Kommune entwickelt werden,
aber auch für das Gemeinwesen insgesamt darstellt,           •   dafür gesorgt werden, dass Aktivitäten der Förde-
ist es empfehlenswert, dass sich die Akteure auf der             rung und Unterstützung der zivilgesellschaftlichen
lokalen Ebene mit Fragen der langfristigen Stärkung              Akteure und Organisationen gebündelt und Dop-
und Förderung des zivilgesellschaftlichen Engage-                pelstrukturen vermieden werden,
ments beschäftigen.                                          •   ein produktives Zusammenspiel zwischen Verwal-
                                                                 tung, Politik, Zivilgesellschaft und Unternehmen
Gute, partizipativ erarbeitete Strategien unterstützen           initiiert/intensiviert werden,
dabei, allen Beteiligten z.B. in Bezug auf die Engage-       •   die Identifikation mit der jeweiligen „Gemeinde,
mentföderung vor Ort einen abgestimmten Orientie-                Kreis oder Stadt“-Gesellschaft gestärkt werden,
rungsrahmen zu geben und sich auf zentrale Ziele zu          •   dazu beigetragen werden, dass Synergieeffekte
fokussieren. So sind lokale Engagementstrategien ein             erzeugt werden, die zur langfristigen Absicherung
hilfreiches Mittel, um sich den oben genannten Her-              der lokalen Engagementförderung beitragen und
ausforderungen zu stellen, diese auf die lokale Ebene            gleichzeitig innovative Entwicklungen befördern.
herunterzubrechen und vor Ort gemeinsam, zielorien-
tiert zu handeln. Partizipative Prozesse der Strate-         In dieser Netzwerkpublikation werden praxisorientier-
gieentwicklung sind dabei nicht statisch, sondern            te Hinweise gegeben, wie eine partizipative Strategie-
als dynamische Prozesse zu verstehen, die einer              entwicklung vor Ort gestaltet werden kann. Grund-
fachlichen Begleitung und einer stetigen Weiterent-          sätzlich können Prozesse zur Entwicklung lokaler
wicklung bedürfen.                                           Engagementstrategien sowohl von Kommunalverwal-
                                                             tungen als auch zivilgesellschaftlichen Organisationen
Durch einen partizipativen Strategieentwicklungspro-         und Verbänden initiiert und umgesetzt werden.
zess zur Engagementförderung kann unter anderem
• ein gemeinsames Verständnis/Leitbild bezüglich             Als Kommunen-Netzwerk: engagiert in NRW haben
   der Bedeutung und der Notwendigkeit zur Förde-            wir uns in den letzten Jahren in verschiedenen Work-

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STRATEGIEN ENTWICKELN: EINFÜHRUNG

shops mit der Entwicklung von lokalen Strategien,
initiiert durch Verwaltungen befasst. Daher liegt der
Fokus dieser Handreichung auf der Initiierung und
Durchführung solcher Prozesse unter Federführung
einer Gemeinde-, Stadt- oder Kreisverwaltung. Die
folgenden Darlegungen beruhen demnach auf den Er-
fahrungen der im Netzwerk engagierten Kommunen.

Nachfolgend werden zunächst der Kontext und die
allgemeinen Ziele einer partizipativen Strategieent-
wicklung in den Blick genommen. Daran knüpfen sich
Elemente und Hinweise zur Gestaltung von Strate-
gieprozessen an. Der visualisierte Prozessverlauf ist
exemplarisch. Das bedeutet, dass die Darstellungen
einer ersten Orientierung dienen und Abweichun-
gen bei der Durchführung eines eigenen Prozesses
höchstwahrscheinlich eintreten werden, weil jeder
Prozess anders ist. Wichtig ist, dass alle Beteiligten
das gemeinsame Ziel im Laufe des Prozesses im
Blick behalten.

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STRATEGIEN ENTWICKELN: KONTEXTE UND ZIELE

2 Kontext und Ziele der
Strategieentwicklung in
den Blick nehmen
Die Rahmenbedingungen für die Förderung des
bürgerschaftlichen Engagements, inhaltliche
Schwerpunkte sowie aktuelle Entwicklungen und
die vorhandene Infrastruktur sind von Kommune zu
Kommune und Kreis zu Kreis unterschiedlich. Aus
diesem Grund ist es für die Strategieentwicklung im
Bereich der Förderung des bürgerschaftlichen Enga-
gements notwendig, lokale Besonderheiten und Be-
dingungen im Vorfeld genau in den Blick zu nehmen.

Fragen zum Kontext sind zum Beispiel:                       Die Ziele, die mit der Entwicklung einer Engagement-
• Wer beschäftigt sich in unserer Kommune intensiv          strategie vor Ort verfolgt werden, variieren je nach
   mit dem Thema der Förderung des bürgerschaft-            lokaler Situation. Nachfolgend sind einige Beispiele
   lichen Engagements?                                      aufgeführt:
• Welche strategischen Grundlagen/Entscheidun-              • die Sichtbarmachung der Vielfalt, Anerkennung
   gen liegen vor, an die angeknüpft werden kann?              und Würdigung des lokalen Engagements der
• Welche besonderen Projekte/Erfahrungen/Ge-                   unterschiedlichen Vereine, Gruppen, Initiativen und
   schichten haben das lokale Engagement in den                Verbände,
   letzten Jahren geprägt?                                  • die Herstellung von Transparenz über Strukturen,
• Welche gesamtgesellschaftlichen Herausforderun-              Akteure und Aktivitäten in der lokalen Engage-
   gen und Trends sind in der Kommune besonders                mentförderung,
   spürbar?                                                 • die Stärkung des Gemeinschaftsgefühls und der
• Wie wollen wir in den kommenden Jahren das Zu-               Vertrauensbasis unter den vielfältigen Akteuren
   sammenleben und das bürgerschaftliche Engage-            • die Initiierung eines Kooperations- und Vernet-
   ment in der Kommune gestalten?                              zungsprozesses zur
• Was müssen wir jetzt tun, um unsere strategischen            -   Schaffung gesamtstädtischer Netzwerke und
   Ziele langfristig zu erreichen?                             -   Einbindung bestimmter Akteure (z.B. Politik
• An welchem zentralen „Leitbild“ wollen wir uns                   und Unternehmen),
   ausrichten?                                              • die Entwicklung einer gemeinsamen Haltung zur
• Welche Investitionen wollen/können wir tätigen?              Engagementförderung und eines gemeinsamen
• Welche Wirkungen wollen wir erreichen?                       Verständnisses zur Bedeutung des bürgerschaft-
                                                               lichen Engagements,

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STRATEGIEN ENTWICKELN: KONTEXTE UND ZIELE

• die Sensibilisierung der Stadtgesellschaft für die
  Chancen und die Bedeutung des bürgerschaft-
  lichen Engagements (Teilhabe- und Mitgestal-
  tungsmöglichkeiten, Zugehörigkeit, Beheimatung,
  Identifikation etc.) ,
• die Erhöhung des Stellenwerts bürgerschaftlichen
  Engagements in Verwaltung, Politik, Bildungsein-
  richtungen und Wirtschaft,
• die Initiierung oder Stärkung eines interdisziplinä-
  ren/multisektoralen Austausches (intern/extern)
  zwischen Ehrenamtlichen und Hauptamtlichen aus
  unterschiedlichsten Engagementfeldern,
• eine verbesserte Nutzung bestehender Beratungs-
  und Unterstützungsmöglichkeiten sowie Ressour-
  cen im Bereich der Infrastruktur und der vorhande-
  nen Dienstleistungen zur Engagementförderung,
• die Schaffung einer stärkeren Verbindlichkeit
  zwischen den beteiligten Akteuren aus Politik,
  Verwaltung und Zivilgesellschaft durch die Ver-
  abschiedung eines Strategiepapiers und die dort
  festgeschriebenen Inhalte sowie
• die Verknüpfung mit einer (bereits bestehenden)
  Bürgerbeteiligungsstrategie, um die Bereiche
  stärker miteinander zu verbinden, ihre Gemein-
  samkeiten hervorzuheben und die verschiedenen
  Formen der Partizipation und des Engagements in
  den Fokus zu rücken.

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STRATEGIEN ENTWICKELN: ALLGEMEINE HINWEISE

3 Allgemeine Hinweise
zur Gestaltung eines
Strategieprozesses
Wie bereits ausgeführt, hängt die Gestaltung eines
Strategieprozesses von individuellen Rahmenbe-
dingungen und Interessen der beteiligten Akteure
vor Ort ab. Für die Umsetzung und Gestaltung eines
partizipativen Strategieprozesses stehen den Pro-
zessverantwortlichen unterschiedliche Bausteine
zur Auswahl.

Etablierung einer Kommunikations-/Steuerungs-                Politischer Beirat: Beratendes Gremium, um einen
struktur mit klaren Rollen und Aufgaben für die              breiten politischen Beteiligungsprozess strategisch
Strategieentwicklung und -umsetzung. Diese kann die          abzusichern und eine politische Entscheidung z.B.
nachfolgend aufgeführten Elemente beinhalten.                einen Ratsbeschluss herbeizuführen.

Initiativkreis: Ein kleiner Kreis von Schlüsselakteu-        Weitere relevante Bausteine eines partizipativen
ren, der gemeinsam mit der prozessverantwortlichen           Strategieprozesses sind:
Person den Prozess plant, umsetzt und reflektiert. Die
Beachtung einer Vielfalt der Perspektiven stellt hier-       Bestands- und Bedarfsanalyse
bei einen Gelingensfaktor dar.                               • Dokumentenanalyse
                                                            • Befragungen (Interviews/Online-Befragung)
Steuerungsgruppe: Eine Gruppe von Entscheidungs-             • Akteurs-, Netzwerk-, Engagement-„Landkarten“
trägerinnen und Entscheidungsträgern aus Zivilge-
sellschaft, Verwaltung, Verbänden, Unternehmen und           Beteiligungsformate
Institutionen, durch welche die Kommunikation und            • aktivierende Interviews/Onlinebefragungen
der Wissenstransfer in die jeweiligen Organisationen         • Workshops/Planungs-/Zukunftswerkstätten/Kon-
sichergestellt wird und somit auch notwendige Ver-             ferenzen
abredungen oder Entscheidungen vorbereitet und ge-
troffen werden können. Auch hierbei ist die Beachtung        Öffentlichkeitsarbeit
einer Vielfalt der Perspektiven förderlich.                  • Pressemitteilungen
                                                             • Social Media Kommunikation
                                                             • Berichte und Beschlussvorlagen für Ratssitzungen
                                                                und Ausschüsse
                                                             • Berichte in bestehenden Netzwerken und Gremien
                                                                vor Ort etc.

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STRATEGIEN ENTWICKELN: GESTALTUNG EINES STRATEGIEPROZESSES

4 Beispiele zur Gestaltung
eines Strategieprozesses
Nachfolgend wird der Ablauf der partizipativen
Entwicklung einer lokalen Engagementstrategie
exemplarisch vorgestellt. Besonders für kleinere
Kommunen kann sich die Komplexität des darge-
stellten Ablaufs reduzieren.

Eine gute Vorbereitung und Planung sind für die erfolgreiche Gestaltung eines Strategie-
prozesses erforderlich. Diese Aufgabe sollte vor Prozessbeginn von einem kleinen Kreis von
Initiatorinnen und Initiatoren übernommen werden.

Beispielablauf - partizipative Entwicklung
einer lokalen Engagementstrategie

Initiativkreis

                                                                               Entwurf einer               lokale
                                                                               lokalen                     Engagement-
                                                                               Engagement-                 strategie
                                                                               strategie
   Steuerungsgruppe

                 politischer
                 Beirat

                      Bestands-   Auftakt-                                                 Abschluss-
                      aufnahme    veranstaltung                                            veranstaltung

                                                  vertiefende Fachforen oder
                                                  Planungswerkstätten

                                                                     8
STRATEGIEN ENTWICKELN: GESTALTUNG EINES STRATEGIEPROZESSES

4.1 Initiativkreis einrichten                                        Abschluss/Verabschiedung der Strategie)?
                                                                 •   Wer soll in welcher Phase und in welcher Form (Ex-
Der Initiativkreis setzt sich idealerweise aus den Per-              perteninterviews, Online-Befragung, Workshops,
sonen zusammen, die als Initiatorinnen und Initiatoren               Veranstaltungen etc.) beteiligt werden?
den Bedarf für einen Strategieprozess gesehen und                •   Welche Ressourcen (Finanzen, zeitliche Verfügbar-
formuliert haben. Hinzukommen sollten zwei bis drei                  keit von Mitwirkenden etc.) stehen zur Verfügung?
Schlüsselpersonen aus Verwaltung und Zivilgesell-                •   Wie viel Vor- und Nachbereitungszeit wird für ein-
schaft, die bei der Umsetzung des Strategieprozesses                 zelne Aktivitäten eingeplant?
aufgrund ihrer Kompetenzen und organisatorischen                 •   Welche Akteurskreise sollen zu welchem Zeitpunkt
Ressourcen zentrale Aufgaben übernehmen können.                      über welche Inhalte informiert werden (Transparenz)?
Falls von den Prozessverantwortlichen eine externe
Prozessbegleitung hinzugezogen wird, sollte auch diese           Bei breit angelegten Beteiligungsprozessen ist es rat-
im Rahmen des Initiativkreises beteiligt werden.                 sam, neben einer realistischen Planung, ausreichend
                                                                 Ressourcen für die Aufrechterhaltung einer gewissen
Den Prozessstart im Initiativkreis konzipieren                   Flexibilität und für Unvorhergesehenes einzuplanen.
Folgende Aspekte/Fragen können zur Auftragsklä-                  Außerdem ist es wichtig, frühzeitig die Botschaft zu
rung hilfreich sein:                                             kommunizieren, dass eine Umsetzung des Prozesses
• Welche Ziele sind mit dem Prozess der Strategie-               nur gelingen kann, wenn die zentralen Akteure der
   entwicklung aus der Sicht der Initiatorinnen und              lokalen Engagementlandschaft sich gemeinsam für
   Initiatoren verbunden?                                        die Strategie einsetzen.
• Wer ist der konkrete Auftraggeber (Politik, Verwal-
   tungsvorstand, Fachabteilung, Zivilgesellschaft)?             4.2 Steuerungsgruppe einrichten
• Wie lautet der genaue Auftrag für die oder den
   internen Prozessverantwortlichen (Projektleitung),            Mitglieder der Steuerungsgruppe könnten, je nach
   den Initiativkreis und/oder für die externe Beglei-           Situation in der Kommune, z.B. Vertreterinnen und
   tung?                                                         Vertreter der Verbände, sonstiger Institutionen, Orga-
• Welche Stakeholder aus der Verwaltung und sons-                nisationen und Netzwerke (Sport, Wohlfahrtspflege,
   tigen Institutionen, Verbänden und Organisationen             Naturschutz, Kultur, Bildung, Kammern, Migranten-
   oder auch Unternehmen sind für den Erfolg des                 organisationen, Selbsthilfeinitiativen etc.) und der
   Prozesses von Bedeutung, weil sie zum Beispiel                Verwaltung sein.
   - eine bedeutende Multiplikatorinnen- bzw. Multi-
     plikatorenfunktion übernehmen können,                       Eine wichtige Aufgabe der Steuerungsgruppe ist die
  -  relevante Perspektiven (bestimmte Bevölke-                  Sicherung der Kommunikation. Dazu zählt zum einen,
     rungsgruppen, Altersgruppen, Politik, ehrenamt-             dass die Steuerungsgruppe miteinander im Aus-
     liche Verbandsarbeit, freie Initiativen, Bürgerstif-        tausch steht und über die jeweiligen Prozessschritte
     tungen etc.) in den Prozess einbringen können               informiert wird. Zum anderen aber auch, wie das ge-
  -  und/oder aufgrund ihrer Funktion an der Umset-              plante Vorhaben auf der lokalen Ebene allen Akteuren
     zung der Strategie beteiligt sind und daher auch            inkl. der einzelnen Bürgerinnen und Bürger bekannt
     die Ausrichtung sowie die finale Strategie selbst           gemacht werden kann.
     mittragen sollten?
• Wie soll die Gremienstruktur (Initiativkreis, Steue-           Von Anfang an sollte auch die Art und Weise des
  rungsgruppe, Beirat etc.) aussehen, wer hat dabei              Prozesscontrollings und der Evaluation der Prozesser-
  welche Aufgaben und Kompetenzen und wie wer-                   gebnisse als Aufgabe der Steuerungsgruppe mitge-
  den die einzelnen Gremien besetzt?                             dacht werden.

Zeitlicher Rahmen und Ressourcen                                 Erstes Treffen der Steuerungsgruppe durchführen
• Wie sieht der zeitliche Rahmen für den Prozess der             Nachdem der grundsätzliche Rahmen aus der Pers-
   Strategieentwicklung aus (Zeitleiste, Meilensteine,           pektive der Initiatorinnen und Initiatoren geklärt ist,

                                                             9
STRATEGIEN ENTWICKELN: GESTALTUNG EINES STRATEGIEPROZESSES

sollte der Kreis der beteiligten Akteure zu einem ers-                  Hilfreiche Fragen für ein erstes Treffen der Steuerungs-
ten Treffen der Steuerungsgruppe eingeladen werden.                     gruppe sind:
In der Steuerungsgruppe werden die Vorüberlegun-                        • Wer verbindet welche Wünsche und Erwartungen
gen des Initiativkreises vorgestellt und diskutiert. Am                     mit dem Strategieprozess?
Ende der ersten Sitzung sollte eine gemeinsam ver-                      • Wie könnte der Strategieprozess aufgebaut werden?
abredete, konkrete Prozessplanung mit den unter-                        • Was soll durch den Strategieprozess erreicht werden?
schiedlichen Beteiligungsverfahren und Meilensteinen                    • Wie ist die Umsetzung und nachhaltige Veranke-
vorliegen. Außerdem sollte nach dem ersten Treffen                          rung des Prozesses von Beginn an mitzudenken?
klar definiert sein, wie die Aufgabenverteilung zwi-                        Gibt es zum Beispiel politische Beschlüsse, die die
schen dem Initiativkreis, der Steuerungsgruppe und/                         Arbeit einzelner Träger besonders fördern oder
oder z.B. dem politischen Beirat ausgestaltet wird.                         Mietverträge, durch welche die Kommune eine be-
Weiterhin sollte auch geklärt werden, welche Mitglie-                       sondere Verpflichtung eingegangen ist?
der der Steuerungsgruppe welche Aufgaben z.B.                           • Was sind nächste Schritte?
im Bereich der Aktivierung und der Mitwirkung bei                       • Wer sind Schlüsselpersonen, die zum Gelingen
der Umsetzung der einzelnen Handlungsschritte des                           beitragen können? An welcher Stelle sollen diese
Prozesses, übernehmen oder welche Ressourcen/                               Schlüsselpersonen eingebunden werden (Be-
Kompetenzen die jeweiligen Akteure in den Prozess                           standsaufnahme, Workshops, Fachforen etc.)?
einbringen können.                                                      • Wie ist die Rollenaufteilung zwischen Initiativkreis
                                                                            und Steuerungsgruppe? Braucht es einen politi-
                                                                            schen Beirat? Welche Funktion könnte der noch zu
                                                                            bildende politische Beirat haben?

Rollenaufteilung im Rahmen des Strategieprozesses

   Initiativkreis

 • Initiatorinnen und Initiato-    • Ziele des Prozesses
   ren des Prozesses               • zeitlicher Rahmen
 • Schlüsselpersonen aus der       • Ressourcen                                                              Politischer
   Verwaltung und Zivilgesell-
                                                                                                             Beirat
   schaft
 • ggf. externe Begleitung

                                                                                                           • politikübergreifend
                                                                                                             Repräsentation der
                                                                                                           • Parteienlandschaft und
                                                                                                             der sozialräumlichen
                                                                                                             Perspektiven

            Steuerungs-
            gruppe
                                                                                                           • Beratungs- sowie Multipli-
                                                                                                             katorinnen- und Multiplika-
                                         • Prozessplanung                                                    torenfunktion
        • Vertreterinnen und Ver-        • inhaltliche Prozess-
          treter von Verbänden und         begleitung
          sonstigen Netzwerken           • Aufgabenverteilung
          (Sport, Wohlfahrtspflege,      • strategische Planung
          Naturschutz, Kultur, Bil-
          dung, Kammern, Migran-
          tenorganisationen, Selbst-
          hilfeinitiativen etc.)
        • Mitarbeiterinnen und Mit-
          arbeiter aus Kommunal-/
          Kreisverwaltungen

                                                                   10
STRATEGIEN ENTWICKELN: GESTALTUNG EINES STRATEGIEPROZESSES

4.3 Bestandsaufnahme durchführen                                der Auswahl insgesamt zu erhöhen. Die Mitglieder
                                                                sollten die Parteienlandschaft repräsentieren, aber
Im Rahmen einer Bestandsaufnahme werden vor-                    auch sozialräumliche Perspektiven und Einschätzun-
liegende Konzepte, politische Beschlüsse, Angebote              gen der verschiedenen politischen Gremien (wie z.B.
zur Beratung und Engagementförderung analysiert                 Sozialausschuss, Kinder- und Jugendhilfeausschuss,
sowie subjektive Stimmungsbilder, Erwartungen und               Sportausschuss, Stadtentwicklungsausschuss,
Bedarfe erhoben.                                                Schulausschuss, Integrationsrat, Behindertenbeirat,
                                                                Jugendparlament und Seniorenbeirat) in den Prozess
Mögliche Instrumente bzw. Methoden:                             einbringen können.
• Dokumentenrecherche
• Experteninterviews mit Schlüsselpersonen                      Die Mitglieder des politischen Beirates können in
• Analyseworkshops oder Fachforen mit ausgewähl-                dieser Zusammensetzung bei der Entwicklung der lo-
  ten Teilnehmenden aus der lokalen Engagement-                 kalen Engagementstrategie eine wichtige Beratungs-
  landschaft und mit Fachexpertinnen und -experten              sowie Multiplikatorinnen- und Multiplikatorenfunktion
• Online-Befragung (40 – 50 Teilnehmende) unter-                übernehmen, in dem sie
  schiedlichster Vertreterinnen und Vertreter von               • die Ergebnisse der Bestandsaufnahme diskutieren
  Vereinen, Gruppen, Initiativen, Beratungsstellen,                und Empfehlungen für den weiteren Prozess geben,
  Bildungsträgern von Fortbildungsangeboten für                 • die strategischen Ziele des Handlungskonzeptes
  Engagierte (Bedarfserhebung, Erstellung von                      reflektieren,
  Steckbriefen zur Angebots- und Unterstützungs-                • die Aktivitäten/Zwischenergebnisse des Prozesses
  struktur)                                                        in ihre jeweiligen politischen Gremien kommunizie-
                                                                   ren und für Akzeptanz sorgen,
Erkenntnisse der Bestandsaufnahme aufarbeiten                   • sich gegebenenfalls als Prozesspartnerinnen und
und auswerten                                                      Prozesspartner aktiv an der Ausgestaltung der
• Daten und Fakten zusammenstellen                                 Konzeptentwicklung (und ggf. späteren Umset-
• Akteurslandkarte über bestehende Netzwerk-                       zung) beteiligen und
   strukturen erstellen                                         • den erarbeiteten Konzeptentwurf abschließend beraten.
• erste Einschätzungen zu den Stärken und Entwick-
   lungspotenzialen in Bezug auf gelingende Engage-             Im Laufe des Prozesses könnte der politische Beirat
   mentförderung in der Kommune auf der Basis der               zwei bis dreimal tagen. Die Anregungen und Wün-
   gesammelten Informationen vornehmen                          sche dieses Gremiums können in der Steuerungs-
• erste Entwürfe in Bezug auf engagementpolitische              gruppe aufgegriffen und in die weitere Planung des
   Leitlinien und Grundsätze formulieren                        Prozesses einbezogen werden. Falls beschlossen
• Vorschläge für mögliche Handlungsansätze und                  wird, dass ein politischer Beirat entbehrlich ist, sollte
   Zukunftsideen entwickeln                                     die Steuerungsgruppe selbst vielfältig aufgestellt
                                                                sein, um die Multiplikatorinnen- und Multiplikatoren-
Anmerkung: Die Erkenntnisse der Bestandsaufnah-                 funktion, sowie die Beratungsfunktion des Beirates
me bilden die Grundlage für den weiteren partizipativen         übernehmen können.
Prozess der Entwicklung der Engagementstrategie.
                                                                4.5 Auftaktveranstaltung durchführen
4.4 Politischen Beirat einrichten
                                                                Die Auftaktveranstaltung könnte z.B. in Form eines
Um den breiten Beteiligungsprozess politisch gut zu             World-Cafés oder einer Zukunftskonferenz organisiert
verankern, kann es hilfreich sein einen Beirat einzu-           werden. Eingeladen werden sollten die Beteiligten an
berufen. Die Auswahl der Mitglieder sollte in enger             der Bestandsaufnahme und weitere Mitglieder aus
Abstimmung mit der Steuerungsgruppe erfolgen,                   den unterschiedlichen Organisationen der lokalen En-
um möglichst viele unterschiedliche Perspektiven bei            gagementlandschaft sowie interessierte Bürgerinnen
der Auswahl einzubeziehen und damit die Legitimität             und Bürger.

                                                           11
STRATEGIEN ENTWICKELN: GESTALTUNG EINES STRATEGIEPROZESSES

Ziele der Auftaktveranstaltung könnten sein:                      Umfang: Fünf bis sechs themenspezifische Work-
Den Teilnehmenden einen Überblick über die Kerner-                shops á drei bis vier Stunden
gebnisse der Bedarfsanalyse zu vermitteln und ihnen
die Möglichkeit zu geben,                                         4.7 Abschlussveranstaltung
   -   Fragen zu stellen,                                         durchführen
   -   Ergänzungen vorzunehmen,
   -   eine weitere Konkretisierung der Ergebnisse zu er-         Die Abschlussveranstaltung dient dazu, allen Prozess-
       arbeiten (Maßnahmen- und Ressourcenplanung),               beteiligten die erarbeiteten Ergebnisse zu präsentie-
   -   die Chancen und Risiken der zukünftigen Enga-              ren, Ergänzungen und Änderungswünsche aufzuneh-
       gementförderung zu erörtern,                               men und den weiteren Prozess bis zum Abschluss der
   -   eine Identifikation der Teilnehmenden mit der zu           Strategieentwicklung in der Kommune darzustellen
       entwickelnden Strategie herzustellen,                      sowie darüber hinaus die ersten Schritte zur Um-
   -   Ideen für eine nachhaltige Kommunikations-                 setzung der Engagementstrategie zu skizzieren. Der
       und Steuerungsstruktur zu entwickeln sowie                 Kreis der Teilnehmenden kann ähnlich sein, wie bei
   -   Verabredungen für den weiteren Prozess der                 der Auftaktveranstaltung. Akteure, die an einzelnen
       Konzeptentwicklung zu treffen (Umsetzungs-                 Fachforen teilgenommen haben, sollten selbstver-
       planung und Evaluation).                                   ständlich ebenfalls eingeladen werden.

Umfang: Eine Konferenz à drei bis vier Stunden mit                Die Ergebnisse der Abschlusskonferenz fließen in die
60 – 80 Teilnehmenden.                                            Diskussion um die endgültige Fassung der Engage-
                                                                  mentstrategie und in eine entscheidungsreife Vorlage
4.6 Engagementstrategie erarbeiten                                für die relevanten politischen Gremien ein. In den Gre-
                                                                  mienfindet dann der Beschluss der Strategie durch
Die Ergebnisse der Bestandsaufnahme und der Auf-                  Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger
taktveranstaltung dienen als Vorlage für die Erstellung           auf allen Ebenen statt. Der Beschluss wird anschließend
eines ersten Entwurfs einer lokalen Engagement-                   bekannt gemacht und öffentlichkeitswirksam darge-
strategie. Dieser kann im Initiativkreis erarbeitet und           stellt. Nachdem diese Schritte durchlaufen wurden,
in einem nächsten Schritt mit den Mitgliedern der                 kann die Umsetzung der Strategie beginnen.
Steuerungsgruppe diskutiert werden.
                                                                  Die Ergebnisse der Abschlusskonferenz fließen in die
Vertiefende Fachforen oder Planungswerkstätten                    Diskussion um die endgültige Fassung der Engage-
durchführen                                                       mentstrategie und in eine entscheidungsreife Vorlage
In vertiefenden Fachforen oder Planungswerkstät-                  für die relevanten politischen Gremien ein. In den Gre-
ten besteht die Möglichkeit, das Grobkonzept bzw.                 mien findet dann der Beschluss der Strategie durch
einzelne fachspezifische Fragestellungen mit ent-                 Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger
sprechenden lokalen oder externen Fachexpertinnen                 auf allen Ebenen statt. Der Beschluss wird anschlie-
und -experten ausführlich zu diskutieren und somit                ßend bekannt gemacht und öffentlichkeitswirksam
fundierte konzeptionelle Grundlagen für einzelne                  dargestellt.
Handlungsfelder zu erarbeiten. Mögliche Themen für
entsprechende Foren können sein:                                  Nachdem diese Schritte durchlaufen wurden, kann
• Anerkennung und Wertschätzung                                   die Umsetzung der Strategie beginnen.
• Engagementförderung in Erziehung und Bildung
• Fort- und Weiterbildungsangebote für engagierte
    Menschen
• Förder- und Unterstützungsstrukturen
• Kooperation, Vernetzung und gesellschaftliche
    Teilhabe
• zukünftige Kommunikations- und Steuerungsstruktur

                                                             12
STRATEGIEN ENTWICKELN: GELINGENSFAKTOREN

5 Gelingensfaktoren: partizipative
Strategieentwicklung erfolg-
reich gestalten
Ein wichtiger Erfolgsfaktor ist die frühzeitige Ein-
bindung unterschiedlicher Perspektiven bei der
Strategieentwicklung, z.B. von Politik, Verwaltung,
Zivilgesellschaft, Wirtschaft, hauptamtlichen und
ehrenamtlichen Akteuren, traditionellen Strukturen
und freien Initiativen sowie Akteuren mit unter-
schiedlichen thematischen Bezügen zum bürger-
schaftlichen Engagement (Kultur, Sport, Jugend,
Integration etc.).

Die Perspektivenvielfalt bereichert den gesamten             Haltung zur Zusammenarbeit
Prozess, trägt zur Vernetzung und zum gegenseiti-            Die Zusammenarbeit im Rahmen eines Strategie-
gen Verständnis bei und bereitet den Boden für eine          entwicklungsprozesses beruht auf Freiwilligkeit. Die
erfolgreiche Umsetzung.                                      Entscheidung, in einem solchen Kontext verbind-
                                                             lich zusammenzuarbeiten, gemeinsam Lösungen zu
Beschluss für eine lokale Strategieentwicklung               finden und Verabredungen zu treffen, beinhaltet die
herbeiführen                                                 Bereitschaft, sich auf ein neues Denken und Handeln
Das gemeinsame Grundverständnis zwischen der                 einzulassen (z.B. Entscheidungsfindung durch Aus-
Verwaltungsspitze und den Fraktionen des Rates zur           handlungsprozesse, veränderte Rollen, Steuerungs-
gebotenen strategischen Ausrichtung der lokalen En-          und Entscheidungskompetenzen).
gagementförderung ist als Basis für eine gelingende
lokale Engagementstrategie zu sehen.                         Breite Beteiligung und engagierte Protagonisten
                                                             Das Gelingen eines Partizipationsprozesses ist stark
Signal und sichtbares Zeichen für die Bürgerschaft,          von den verantwortlichen Akteuren abhängig. Eine
aber auch für die Organisationseinheiten innerhalb           lokale Engagementlandschaft ist in der Regel sehr
der Verwaltung, sind Beschlüsse der kommunalen               heterogen und vielfältig. Unterschiedliche Traditionen,
Ratsvertretung. Sie sollten am Anfang und am Ende            Selbstverständnisse und Motivationslagen prägen
des Strategieprozesses stehen, um diesen nachhal-            eine lokale Engagementlandschaft. Es gibt in der
tig zu verankern und das Thema auf höchstmögliche            Regel aus der Geschichte heraus unterschiedliche
Ebene zu setzen.                                             Erfahrungen, Vorbehalte oder Sorgen in Bezug auf die
                                                             einzelnen Interessenlagen und in Bezug auf eine mög-
                                                             liche Zusammenarbeit. Von daher ist es wichtig, eine
                                                             breite Beteiligung zu sichern. Es sollten Protagonisten

                                                        13
STRATEGIEN ENTWICKELN: GELINGENSFAKTOREN

für die aktive Mitwirkung in dem Prozess gewonnen               Motivation, klare Erwartungen und Verbindlichkeit
werden, die auf unterschiedlichen Ebenen handeln                Die Beteiligten an Strategieprozessen haben unter-
und daher verschiedene Perspektiven in den Prozess              schiedliche organisationale, individuelle Interessen
einbringen sowie als Multiplikatorinnen und Multipli-           und Bedürfnisse, die zur Mitarbeit motivieren. Diese
katoren fungieren können.                                       Faktoren sollten bei der Gestaltung des Strategiepro-
                                                                zesses berücksichtigt werden. Denn langfristig trägt
Transparenz herstellen, gelingende Kommunika-                   sich eine Engagementstrategie nur, wenn die Interes-
tionsprozesse fördern                                           sen und Bedürfnisse der Beteiligten aus der subjek-
Transparenz ist in jedem Strategie- und Beteiligungs-           tiven Betrachtung heraus berücksichtigt wurden und
prozess eine zentrale Gelingensbedingung und Her-               die Mitwirkenden für sich einen Mehrwert erkennen.
ausforderung zugleich. Transparenz sollte hergestellt           Erwartungshaltungen sollten zu Beginn geklärt und in
werden über:                                                    regelmäßigen Abständen überprüft werden.
• Ziele, Bedürfnisse und Erwartungen der Mitglieder
   der verschiedenen Gremien bzw. Entscheidungs-                Vertrauen
   ebenen,                                                      Vertrauen als Basis der Kooperation ist in Prozessen,
• die Rollen und Aufgaben der Beteiligten in den                die auf freiwilligem Engagement beruhen, ein Schlüs-
   verschiedenen Phasen des Prozesses (z.B. Wer hat             selfaktor. Das Beziehungsmanagement zwischen
   welchen Einfluss? Wo fallen welche Entscheidun-              den Akteursgruppen durch das Schaffen von Zeit und
   gen? Wer ist wann und wie an der Ausgestaltung               Raum für persönliches Kennenlernen und den kolle-
   beteiligt? Warum sind bestimmte Personen dabei               gialen Austausch ist dabei ein wichtiger Aspekt.
   und andere nicht?) und
• die Aktivitäten und Prozessergebnisse.                        Konfliktfreudigkeit
                                                                In einem partizipativen Strategieentwicklungsprozess
Deshalb ist ein funktionierendes Kommunikations-                treffen unterschiedliche Akteure mit verschiedenen
konzept wichtig. Dieses Konzept regelt wer, wann,               Handlungslogiken, Interessen, Vorstellungen und
in welcher Form, über was informiert wird bzw. wer,             Erwartungen zusammen. Dies läuft selten konfliktfrei
wann den Zugang zu welchen Informationen erhält.                ab und das ist auch gut so. Konflikte und Spannungs-
                                                                felder transparent zu machen, sie auszuhalten und
Weiterhin ist es wünschenswert, wenn den Teilneh-               gemeinsam zu bewältigen oder zu akzeptieren sowie
menden durch entsprechende moderative Ansätze                   eine gemeinsame Fehlerkultur zu entwickeln, führt
eine Gelegenheit zum Perspektivwechsel geboten                  häufig zu einer engeren und intensiveren Zusammen-
wird. Dieser ermöglicht es, die Interessenlagen und             arbeit. Gemeinsam ausgestandene Konflikte erwei-
Handlungslogiken (z.B. von Verwaltungsbeschäftigten,            tern in der Regel die eigene Perspektive und fördern
Vertreterinnen und Vertretern von zivilgesellschaft-            das Lernen voneinander. Dabei ist es hilfreich, Wider-
lichen Organisationen, Politik oder Unternehmen)                stände als Ressource zu betrachten. So kann es in
nachzuvollziehen, für deren Handeln ein Verständnis             vielen Fällen gelingen, dass das Signal „Wir nehmen
aufbringen zu können und so Verständigungsprozesse              Sie mit Ihren Bedenken ernst!“ dazu beiträgt, dass die
zu initiieren. Eine auf Kooperation und Partizipation           betroffenen Personen sich mit dem weiteren Prozess
ausgerichtete Kommunikations- und Steuerungsstruk-              identifizieren und dadurch auch eine noch bessere
tur bildet eine wichtige Grundlage für die ganzheitliche        Lösung gefunden wird oder eine wichtige Perspektive
Strategieentwicklung und -umsetzung.                            Berücksichtigung findet.

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STRATEGIEN ENTWICKELN: PROZESSBEGLEITUNG UND MODERATION

6 Rolle der Prozessbegleitung
und Moderation
Eine professionelle Moderation und Prozessbeglei-
tung kann den Erfolg einer partizipativen Strategie-
entwicklung und die nachhaltige Zusammenarbeit
unterstützen.

Häufig sind die Initiatorinnen und Initiatoren des         Falls Sie Ihren eigenen Strategieprozess in Ihrer Kom-
Strategieprozesses selbst relevante Akteurinnen und        mune starten wollen, gibt es innerhalb des Kommunen-
Akteure der lokalen Engagementlandschaft, welche           Netzwerks: engagiert in NRW die Möglichkeit, an einem
bei der Erarbeitung eingebunden werden wollen. Aus         Strategieberatungsprozess teilzunehmen, um erste
diesem Grund kann eine externe Moderation helfen,          Ideen hinsichtlich der lokalen Engagementstrategie zu
unnötige Doppelrollen und damit verbundene Interes-        entwickeln. Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit, sich
senkonflikte zu vermeiden.                                 über die Informationen auf der Website
                                                           www.engagiert-in-nrw.de einen Überblick über die Kern-
 Die Unterstützung durch eine professionelle Moderation    inhalte der Engagementförderung zu verschaffen sowie
 und Prozessbegleitung kann folgende Aufgaben beinhalten: damit einhergehende Chancen, Herausforderungen und
• die inhaltliche und methodische Gestaltung des           Handlungsmöglichkeiten. Hier sind auch diverse weitere
    Gesamtprozesses und der Treffen/Veranstaltungen, Angebote aufgeführt, wie die der Landesarbeitsgemein-
• dafür Sorge zu tragen, dass die oben genannten           schaft der Freiwilligenagenturen NRW e.V. oder des Pro-
    Gelingensfaktoren der erfolgreichen Gestaltung         gramms der Engagierten Stadt. Ebenfalls ist es innerhalb
    von partizipativen Strategieprozessen berücksich-      des Kommunen-Netzwerks: engagiert in NRW jederzeit
    tigt werden,                                           möglich, mit Kolleginnen und Kollegen in den Austausch
• einen offenen Raum für die Einbindung vielfältiger       zu treten, beispielsweise bei einem Netzwerktreffen, bei
    Perspektiven zu gestalten,                             thematischen Workshops oder in Form der direkten
• aktivierende Impulse für ein erfolgreiches Zusam-        kollegialen Vernetzung.
    menspiel der Akteurskreise einzubringen,
• Ideen und Handlungsansätze so zu bündeln,                Weiterführende Literaturempfehlungen:
    dass daraus realistische und akzeptierte Ziele        • Strategien entwickeln in der Praxis,
    und Maßnahmen abgeleitet werden können,                    Kommunen-Netzwerk: engagiert in NRW 2021
• die Dokumentation der Ergebnisse,                       • „Leitbild Bürgerkommune. Entwicklungschancen
• das Beziehungsmanagement,                                    und Umsetzungsstrategie“, KGSt-Bericht 3/2014
• die Aktivierung und Einbindung der Beteiligten,         • Handbuch der Engagierten Stadt. Schritt für
• den übergeordneten Blick auf die Ziele der                   Schritt zu mehr Engagement und Beteiligung vor
    Zusammenarbeit (big picture)                               Ort, c/o Körber-Stiftung 2020
• und das Aufgreifen von Trends und Impulsen.             • Dossier Nr.1. Landes-Engagementstrategien und
                                                               kommunale Engagementstrategien, BBE 2015
Flexible und individuell angepasste Veranstaltungs-
formate unterstützen dabei, unterschiedliche Bedürf-
nisse der an der Strategieentwicklung Beteiligten zu
berücksichtigen.

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STRATEGIEN ENTWICKELN: IMPRESSUM

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