Strompreise in der Schweiz 2016 bis 2025 - Dezember 2014
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Strompreise in der Schweiz 2016 bis 2025 Dezember 2014 Szenariorechnung von PwC Schweiz und Energy Brainpool im Hinblick auf mögliche Auswirkungen politischer Entscheidungen und Diskussionen auf die Grosshandelsmarktpreise für Elektrizität.
Inhaltsverzeichnis 1. Zusammenfassung 3 2. Rahmenbedingungen des Schweizer Strommarktes 4 2.1. Energiemarkt Schweiz 4 2.2. Erzeugungskapazitäten – konventionelle und erneuerbare Kraftwerke 4 2.2.1. Wasserkraftwerke und neue erneuerbare Energien 4 2.2.2. Kernkraftwerke und konventionelle Technologien 5 2.3. Stromverbrauch – Nachfrage und das europäische Verbundnetz 6 2.3.1. Stromnachfrage in der Schweiz 6 2.3.2. Die Schweiz als Stromtransitland 6 3. Szenariobeschreibung 8 4. Studienergebnisse 9 5. Anhang 10 5.1. Modellbeschreibung 10 5.2. Kurzporträt PwC 11 5.3. Kurzporträt Energy Brainpool 11
3 1. Zusammenfassung Als das Schweizer Stimmvolk am 9. Februar dieses Jahres die Volksinitiative gegen Masseneinwanderung angenommen hatte, fielen die Reaktionen in den umliegenden Ländern zumeist negativ aus. Auf jeden Fall führte die Annahme auch Gemäss Finanz und Wirtschaft scheint jedoch zu grossen politischen Unsicherheiten, da nicht klar war, ob zumindest in Bezug auf das Stromdossier eine die EU die bilateralen Verträge mit der Schweiz tatsächlich pragmatische Lösung möglich und absehbar einseitig kündigen würde. In diesem Zusammenhang stellte zu sein. Dabei soll die Schweiz noch besser in den EU-Strommarkt integriert werden und ein sich zudem auch die Frage der künftigen Integration der Modell zur effizienten Bewirtschaftung grenz- Schweiz in den EU-Strommarkt. überschreitender Kapazitäten erarbeitet werden (Market Coupling). Die Studie bietet einen mittel- und einen langfris- tigen Ausblick des schweizerischen Strom- marktes von 2016 bis 2025 unter Einbeziehung europäischer Entwicklungen sowie fundamenta- ler Einflussfaktoren und stellt – in einer Szena- rioabwandlung – die möglichen Auswirkungen einer eingeschränkten Integration der Schweiz in den europäischen Strommarkt dar. Die Studie bietet einen Einblick in die Rahmenbe- dingungen der Stromwirtschaft, unter anderem hinsichtlich der relevanten Commodities, der konventionellen und erneuerbaren Stromerzeu- gungsanlagen sowie der Stromnachfrage. Auf Basis der aktuellen Studien «EU energy trends to 2050» und «Energieperspektiven 2050» ist ein konsistentes Szenario erstellt worden, das die spezifische Entwicklung der Schweiz im europä- ischen Kontext modelliert. Die Studie wurde mithilfe des Fundamentalmodells Power2Sim von Energy Brainpool erstellt. 1 Vgl. Finanz und Wirtschaft, «Bald pragmatische Lösung für das Stromdossier?», Nr. 70/87. Jahrgang
4 2. Rahmenbedingungen des Schweizer 2.2.1. Wasserkraftwerke und neue Strommarktes erneuerbare Energien Aufgrund des hohen Ausbaugrades der Wasser- kraft kann das Angebot an hydraulischem Strom nur noch begrenzt gesteigert werden. Schwankun- gen in der Erzeugung basieren deshalb haupt- sächlich auf der unterschiedlichen Wasserfüh- 2.1. Energiemarkt Schweiz rung der Flüsse sowie auf den Speichermöglich- Der Endenergieverbrauch von 896’000 Terajoule keiten in den Stauseen. In der vom Bundesrat (TJ) im Jahr 2013 lag nur wenig unter dem erarbeiteten Energiestrategie 2050 wird davon Spitzenwert von 902’980 TJ aus dem Jahr 2010. ausgegangen, dass die Produktion aus neuen Hauptgründe für den steigenden Energiever- Wasserkraftwerken im Jahr 2020 rund 5 TWh, brauch waren zum einen die kühlere Witterung, im Jahr 2035 rund 6.5 TWh und im Jahr 2050 zum anderen aber auch das anhaltende Bevölke- rund 8.5 TWh betragen wird. rungswachstum, die positive Wirtschaftsentwick- lung sowie die Zunahme beim Motorfahrzeug- Im Gegensatz dazu machen die neuen erneuer- bestand.2 baren Energien mit einer Produktionsmenge von rund 2 TWh einen aktuell noch vernachlässig- Mit rund einem Viertel des gesamten Endenergie- baren Anteil der gesamten Schweizer Strom- verbrauchs ist der Stromendverbrauch im Jahr produktion aus. Im Rahmen der vom Bundesrat 2013 um rund 0,6% auf 59,3 Terawattstunden erarbeiteten Energiestrategie 2050 sollen die (TWh) gestiegen, wobei der Inlandverbrauch neuen erneuerbaren Energien in Zukunft jedoch (inkl. Übertragungs- und Verteilverlusten) eine entscheidende Rolle bei der Stromproduktion bei 63,8 TWh lag. Mit einer Landeserzeugung in der Schweiz spielen. Abhängig vom gewählten der einheimischen Kraftwerke von 68,3 TWh Szenario bezüglich der Stromnachfrage entsteht bzw. 66,2 TWh nach Abzug des Verbrauchs bis im Jahr 2050 ein Deckungsbedarf von rund der Speicherpumpen konnte im Jahr 2013 ein 33 TWh. Dabei wird neben dem Ausstieg aus der Produktionsanstieg um rund 0.4% verzeichnet Kernenergie insbesondere auch das kontinuierli- werden. Damit resultierte ein Stromexportüber- che Auslaufen bestehender Bezugsrechte berück- schuss von 2,4 TWh im Jahr 2013. Im Vergleich sichtigt. dazu hatte die Schweiz im Jahr 2011 z.B. einen Stromimportüberschuss von 2,6 TWh.3 4 Der entstehende Bedarf soll zu einem grossen Teil durch neue erneuerbare Energien gedeckt 2.2. Erzeugungskapazitäten – werden, wobei davon auszugehen ist, dass zumindest in der kurzen und mittleren Frist ein konventionelle und erneuerbare Zubau von zentralen fossil-thermischen Kraft- Kraftwerke werken (Gaskombikraftwerke, Gas-und-Dampf- Kraftwerke) nicht ausgeschlossen werden kann. Der schweizerische Kraftwerkpark erreichte im Jahr 2013 mit 68,3 TWh ein gegenüber dem Die nachfolgende Abbildung 1 fasst die vom Vorjahr um 0,4% erhöhtes Produktionsergeb- Bundesrat geplante Entwicklung hinsichtlich nis. Gleichzeitig ist dies nach dem Rekordjahr des Ausbaus der neuen erneuerbaren Energien 2001 das zweithöchste jemals erzielte Produk- zusammen. Insbesondere kommen der Solar- tionsergebnis. Mit einem Anteil von 57,9% (39,6 energie, der Windenergie und der Geothermie in TWh) haben die Wasserkraftwerke (Laufwerke Zukunft entscheidende Rollen zu.6 und Speicherwerke) den grössten Anteil an der gesamten Produktion im Jahr 2013 ausgemacht, gefolgt von den Kernkraftwerken mit einem Anteil von 36,4% (24,8 TWh). Der Anteil von konventionell-thermischen Kraftwerken und anderen Produktionsanlagen (inkl. neuer erneu- erbarer Energien) betrug im Jahr 2013 5,7% (3,9 TWh).5 2 Vgl. «Schweizerische Gesamtenergiestatistik 2013», Bundesamt für Energie BFE 3 Vgl. «Schweizerische Elektrizitätsstatistik 2012», Bundesamt für Energie BFE 4 Vgl. «Schweizerische Elektrizitätsstatistik 2013», Bundesamt für Energie BFE 5 Vgl. ebd. 6 Vgl. «Energieperspektiven 2050 – Zusammen- fassung», Bundesamt für Energie BFE
5 Abbildung 1: Energiestrategie 2050 – erneuerbare Stromerzeugung 7 Entwicklung erneuerbare Energien (in TWh) 30 25 20 15 10 5 0 2020 2035 2050 Photovoltaik Windenergie Biomasse / Biogas Geothermie ARA KVE (50% EE-Anteil) 2.2.2. Kernkraftwerke und konventionelle Tabelle 1: Kernkraftwerke in der Schweiz 9 Technologien Seit der Inbetriebnahme des ersten Kernkraft- Kernkraftwerke Betriebsdauer* werkes im Jahre 1969 hat die Kernenergie in der Beznau I (365 MW) 1969–2019 Schweiz rasch an Bedeutung gewonnen. Im Jahr Beznau II (365 MW) 1972–2022 2013 betrug der Nuklearanteil an der gesamten Mühleberg (373 MW) 1972–2019 Schweizer Stromproduktion 36.4%, was unter Gösgen (985 MW) 1979–2029 dem Durchschnitt der letzten zehn Jahre liegt Leibstadt (1190 MW) 1984–2034 (39,3%). Unter Berücksichtigung der Wärme- *(Annahme 50 Jahre, ausser Mühleberg) abkopplung bei den Werken in Beznau und Gösgen erreichten sämtliche Kernkraftwerke in der Schweiz eine mittlere Arbeitsausnutzung von 86,1%, was im internationalen Vergleich einen Wie in Kapitel 2.2.1 erläutert, ist es die Strategie Spitzenwert darstellt.8 des Bundesrates, die Kapazitäten primär durch den Zubau von erneuerbaren Energien zu erset- Als Folge der Umweltkatastrophe in Fukushima zen, wobei kurz- bis mittelfristig ein Zubau von haben der Bundesrat und später auch das Parla- zentralen fossil-thermischen Kraftwerken nicht ment entschieden, die bestehenden Kernkraft- ausgeschlossen werden kann. In diesem Zusam- werke am Ende ihrer Betriebszeit nicht mehr menhang gilt es insbesondere, auf die geplanten zu ersetzen. Somit müssen in der Schweiz die Kraftwerke «Cornaux 2», «Chavolon-Vouvry» folgenden Produktionskapazitäten kontinuierlich und «Utzenstorf» hinzuweisen, welche gesamt- ersetzt werden: 9 haft eine Kapazität von rund 1200 MW auswei- sen und in den Jahren 2016 bis 2019 in Betrieb genommen werden sollen.10 7 Quelle: Bundesamt für Energie BFE 8 Vgl. «Schweizerische Elektrizitätsstatistik 2013», Bundesamt für Energie BFE 9 Vgl. «Energieperspektiven 2050 – Zusammen- fassung», Bundesamt für Energie BFE 10 Vgl. www.centrale-energetique.ch, www.chavolon.ch, www.gaskombikraft- werk.ch
6 2.3. Stromverbrauch – 2.3.2. Die Schweiz als Stromtransitland Nachfrage und das europäische Aufgrund der zentralen geografischen Lage ist die Schweiz die Stromdrehscheibe in Europa. Verbundnetz Mit über 40 Leitungen, welche die Schweiz mit 2.3.1. Stromnachfrage in der Schweiz dem Ausland verbinden, hält die Schweiz einen Der schweizerische Elektrizitätsverbrauch stieg Spitzenplatz unter den europäischen Verbund- 2013 um 0,6% auf 59,3 TWh (nach Abzug der partnern.14 Dies spiegelt sich auch in den Import- Übertragungs- und Verteilverluste von 4,5 TWh). und Exportstatistiken wider: Im Jahr 2013 Mit einem Anteil von je 31,6% waren die Industrie wurden 36,2 TWh importiert und gleichzeitig und das verarbeitende Gewerbe sowie die privaten 38,6 TWh exportiert, was zu einem Exportüber- Haushalte die grössten Verbraucherinnen (18,8 schuss von 2.4 TWh führte. Der Erlös aus den TWh). Dienstleistungen/Services mit 27,0% (16,0 Stromexporten betrug CHF 2,4 Mia. während auf TWh) sowie Verkehr/Transport mit 8,1% (4,7 die Importe Ausgaben von CHF 2,1 Mia. fielen. TWh) waren die weiteren Verbrauchergruppen in Die Analyse der Einfuhr- und Ausfuhrsalden mit der Schweiz.11 den umliegenden Ländern zeigt, dass im Jahr 2013 mit Frankreich der grösste Einfuhrsaldo Im Rahmen der Energiestrategie 2050 und in den (16,6 TWh) und mit Italien der grösste Ausfuhr- damit verbundenen Überlegungen zur Entwick- saldo (20,4 TWh) resultierte. Ausserdem resul- lung der künftigen Stromnachfrage wurden vom tierten im Jahr 2013 ein Einfuhrsaldo von 2,1 Bundesrat die drei Szenarien «Weiter wie bisher TWh mit Österreich sowie ein Einfuhrsaldo von (WWB)», «Massnahmen Bundesrat (POM)» 2,8 TWh mit Deutschland.15 sowie «Neue Energiepolitik (NEP)» erarbeitet. Die mit den jeweiligen Szenarien verknüpfte Die Anbindung der Schweiz an das benachbarte Entwicklung der Stromnachfrage bis ins Jahr Ausland hat neben einem rein ökonomischen 2050 ist in der nachfolgenden Tabelle zusam- Aspekt vor allem auch aus versorgungstechni- mengefasst:12 scher Sicht eine grosse Bedeutung. So ist die Schweiz z.B. während der Wintermonate auf Importe angewiesen, um die Versorgung im Inland aufrechtzuhalten. Ausserdem ist die Tabelle 2: Trends der Energienachfrage in der Schweiz Schweiz mit den Systemen der Nachbarländer eng vernetzt, sodass die Versorgungssicherheit Endenergienachfrage nach Energieträgern (PJ) nicht mehr isoliert betrachtet werden kann. Elektrizität inkl. Eigenerzeugung 2000 2010 2020 2035 2050 Grossflächige Netz- und Produktionsunterbrüche WWB 221.3 PJ 232.0 PJ 248.5 PJ in Europa wirken sich direkt auf das inländische POM 185.1 PJ 211.5 PJ 211.1 PJ 208.5 PJ 219.1 PJ System aus und können dieses aus dem Gleich- NEP 210.4 PJ 198.2 PJ 190.9 PJ gewicht bringen. Auch mit dem Bau von Gross- kraftwerken im Inland kann keine eigentliche WWB 61.5 TWh 64.4 TWh 69.0 TWh Unabhängigkeit vom Ausland erzielt werden, da POM 51.4 TWh 58.7 TWh 58.6 TWh 57.9 TWh 60.9 TWh im Falle von Störungen oder Wartungsarbeiten NEP 58.4 TWh 55.1 TWh 53.0 TWh der Importbedarf sprunghaft ansteigen kann.16 Die aktuell vorhandenen Grenzleitungen der Für die vorliegende Studie wurde das Szenario Schweiz mit seinen Nachbarländern sowie deren «Massnahmen Bundesrat» als Grundlage ver- Höhe sind in der Abbildung 2 anhand der Net wendet. Dabei vermögen die vom Bundesrat Transfer Capacities (NTC) dargestellt. Diese vorgeschlagenen Instrumente und Massnahmen werden von den Übertragungsnetzbetreibern auf die Elektrizitätsnachfrage bis 2035 zu senken. Grundlage der aktuellen betrieblichen Situation Ab 2035 steigt die Nachfrage wieder leicht an, angepasst und veröffentlicht. Sie stellen dar, wie was unter anderem durch die verstärkte Elektri- viel Strom über die Grenzleitung ausgetauscht fizierung des privaten Verkehrs erklärt werden werden kann. kann.13 11 Vgl. «Schweizerische Elektrizitätsstatistik 2013», Bundesamt für Energie BFE 12 Vgl. «Energieperspektiven 2050 – Zusammen- fassung», Bundesamt für Energie BFE 13 Vgl. «Energieperspektiven 2050 – Zusammen- fassung», Bundesamt für Energie BFE 14 Vgl. www.swissgrid.ch 15 Vgl. «Schweizerische Elektrizitätsstatistik 2013», Bundesamt für Energie BFE 16 Vgl. U. Meister, «Energiesicherheit ohne Autarkie – Die Schweiz im globalen Kontext»
7 Abbildung 2: Entwicklung der Grenzübergangskapazitäten anhand der NTCs (Tagesmittel) 17 Import: Österreich > Schweiz Deutschland > Schweiz Frankreich > Schweiz Italien > Schweiz 8000 7000 Net Transfer Capacity - Import in MW 6000 5000 4000 3000 2000 1000 0 Jun 2011 Sep 2011 Dez 2011 Mrz 2012 Jun 2012 Sep 2012 Dez 2012 Mrz 2013 Jun 2013 Sep 2013 Dez 2013 Mrz 2014 0 -2000 Net Transfer Capacity - Export in MW -4000 -6000 -8000 -10000 -12000 Export: Schweiz > Österreich Schweiz > Deutschland Schweiz > Frankreich Schweiz > Italien Die Stromnachfrage liegt im Mittel bei ungefähr 7000 MW, unterliegt dabei jedoch starken Schwankungen, abhängig von der aktuel- len Nachfragesituation. Typischerweise verän- derte sie sich um mehrere 1000 MW innerhalb des Tages. In Bezug auf die Nachfrage hat die Schweiz vergleichsweise sehr grosse Grenzüber- gangskapazitäten, die es ihr ermöglichen, grosse Anteile der Nachfrage durch Importe zu decken. 17 www.entsoe.net, eigene Darstellung
8 3. Szenariobeschreibung Das Basisszenario wurde mithilfe zweier Studien Die Schweiz ist nicht Teil der Europäischen Union erstellt: «EU energy trends to 2050 – Update 2013» und deshalb nicht in der Studie «EU energy trends und «Energieperspektiven 2050». «EU energy to 2050» enthalten. Als zentraleuropäischer trends to 2050» wurde im Auftrag der Europäi- Staat ist sie aber von grosser Bedeutung für den schen Kommission erstellt und zeigt die langfris- Stromaustausch. Aus diesem Grund wird für die tige Entwicklung in Sachen Energie, Transport Modellierung der Schweiz auf die Studie «Energie- und Treibhausgasemissionen in den Mitglied- perspektiven 2050» des Bundesamtes für Energie staaten der Europäischen Union (EU 28). Für die (BFE) zurückgegriffen. Hierfür wird im Hinblick Modellierung von Strompreisen ist die Entwick- auf die Stromnachfrage und den Ausbau erneuer- lung der Import- und Exportsituation des barer Energien das Szenario «Massnahmen betrachteten Landes von massgebender Bedeu- Bundesrat» verwendet. Abbildung 3 zeigt die tung. Vor allem für die Schweiz, die einen regen Veränderungen in der Stromerzeugungsstruktur Stromaustausch mit ihren Nachbarländern für die Schweiz im Basisszenario. pflegt, hat die Situation in den Strommärkten der Nachbarländer einen grossen Einfluss auf die Für die Brennstoffpreise werden auf Basis aktuel- Strompreise und muss entsprechend berücksich- ler Terminmarktpreise Trends ermittelt. Dafür tigt werden. sind die Terminmarktpreise in reale Preise des Jahres 2014 umgerechnet worden (Annahme: 2% Inflation pro Jahr; Abbildung 4). Für CO2-Zertifikate und Steinkohle ergeben sich Abbildung 3: Entwicklung der Stromerzeugung in der Schweiz (Szenarioannahmen) steigende Trends, während Gaspreise auf einem konstanten Level verbleiben. Aufgrund der 70 Erzeugungsstrukturen in der Schweiz haben die 60 Brennstoffpreise nur einen indirekten Einfluss auf die Stromspotmarktpreise, da die wesentli- 50 chen Technologien auf Kern- und Wasserkraft Stromerzeugung in TWh 40 beruhen. Somit entstehen Preise durch den regen Stromhandel mit den Nachbarstaaten. Für deren 30 Preisbildung hat die Entwicklung der Brennstoff- 20 preise einen signifikanten Einfluss. 10 Bezeichnend für das Szenario sind der forcierte 0 Ausbau erneuerbarer Energien, inklusive des 2010 2020 2025 Ausbaus von Wasserkraftwerken, sowie eine Kernkraft Erneuerbare Energien Laufwasserkraftwerke Gas Speicherseen deutliche Zunahme von Pumpspeicheraktivitä- ten. Ein Ausbau von Grenzkuppelkapazitäten wird in dieser Studie nicht angenommen. Grund hierfür ist zum einen der sehr lange Zeitraum Abbildung 4: Entwicklung der Brennstoffpreise und Preis für CO2 Zertifikate von der Planung bis zur Realisierung von neuen Hochspannungsleitungen. Zum anderen reicht es 40 10 8.6 nicht aus, nur den Grenzübergang zu verstärken, 9 Brennstoffpreise in EUR/MWhtherm, 2014 35 7.9 um einen signifikanten Zuwachs des Stromaus- 8 7.1 tauschs zwischen zwei Ländern zu erreichen. EUA-Preis in EUR/tCO2, 2014 30 6.7 7 25 Vielmehr muss das Netz innerhalb der betrof- 26.9 6 25.5 24.8 24.8 fenen Länder ebenfalls ausgebaut werden. Der 20 5 zusätzlich zwischen den Ländern ausgetauschte 4 15 10.7 Strom muss entsprechend innerhalb des Landes 9.9 3 10 8.2 8.5 weitertransportiert und verteilt werden. 2 5 1 Im nächsten Kapitel werden die Ergebnisse der 0 0 2014 2015 2020 2025 Modellierung vorgestellt. Steinkohle Gas CO2-Zertifikate 18 http://ec.europa.eu/energy/observatory/ trends_2030/doc/trends_to_2030_ update_2009.pdf
9 4. Studienergebnisse Ziel der Untersuchung ist es, die Auswirkungen Ausbau erneuerbarer Energien werden die Preise verminderter Grenzübergangskapazitäten für die in diesen Ländern unter Druck gesetzt. In der Schweiz zu eruieren. Dafür wurde das Basissze- Schweiz hingegen bestimmen Kern- und Wasser- nario in verschiedenen Varianten gerechnet. Als kraftwerke die Preisbildung. Beide Technologien Ausgang dient das reine Basisszenario auf Basis verfügen über günstige kurzfristige Grenzkosten, der «EU energy trends to 2050» und der «Energie- wobei die Erzeugungskosten der Speicherseen perspektiven 2050», zum Vergleich wird ein vom aktuellen Wasserwert abhängig sind. Szenario, bei dem die Grenzübergangskapazitäten auf 50 % begrenzt sind, herangezogen. Die Aus- Somit wird die Preisstruktur am Spotmarkt der wirkungen dieser Variation auf die Strompreise Schweiz durch günstige inländische Erzeugung sind in der nachfolgenden Abbildung 5 dargestellt. und den Im- und Export von Strom geprägt. Beide Szenarien weisen in den nächsten Jahren Abbildung 5: Studienergebnisse – Strompreisentwicklung Schweiz einen fallenden Trend auf, wobei das Szenario mit 50 % Grenzübergangskapazitäten geringere Preise 80 aufweist. Dies liegt beispielweise daran, dass 70 durch die verminderten Grenzübergangskapazitä- Strompreis Schweiz EUR/MWh2014 ten günstiger Strom aus Wasser und Kernenergie 60 nicht ausreichend exportiert werden kann, wenn 50 dieser inländisch nicht gebraucht wird. 40 Der Einfluss der Grenzübergangskapazitäten in 30 den beiden Szenarien auf den generellen Saldo 20 von Im- und Export ist nur marginal. Die Entwick- lung ist in Abbildung 6 dargestellt. 10 0 Die Saisonalität des Stromaustauschs ist geprägt 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023 2024 2025 durch die niedrigere Nachfrage im Sommer bzw. 100 % Grenzleitung ab 2015 50 % Grenzleitung ab 2015 höhere Nachfrage im Winter und die gegenläufige Wasserkrafterzeugung. Durch die im Frühjahr einsetzende Schneeschmelze steht im Sommer Der Vergleich des Basisszenarios mit dem zusätzlich zu den Kernkraftwerken günstiger 50%-Szenario zeigt, dass die Schweiz ein Transit- Strom aus Wasserkraft zur Verfügung. Ein Teil land ist. Die Verringerung der Grenzkapazitäten des Wassers wird durch Speicherseen zurückge- um 50% führt nur zu geringen Veränderungen in halten, der andere Teil am Strommarkt verkauft den Basepreisen. Der Rückgang der Preise ist vor bzw. exportiert. Die Speicherseen können damit allem durch das stagnierende bzw. leicht sinkende die Saisonalität der Wasserzuflüsse ausgleichen Preisniveau in den Nachbarländer zu erklären. Auf und über das Jahr verteilen. Dies führt zu Export- Grund einer relativ stabilen Nachfrage und dem überschüssen in den Sommermonaten. In den Wintermonaten hingegen erzeugen die Speicher- seen aus dem gespeicherten Wasser Strom und Abbildung 6: Entwicklung des Stromaustauschsaldos (Positiv: Import, Negativ: Export) stehen dabei im Wettbewerb zu Stromimporten aus den Nachbarländern. Durch die geringen 2500 Wasserzuflüsse im Winter und mit dem Blick auf 2000 die Unsicherheit über das Eintreten der Schnee- Monatlicher Nettostromaustausch in GWh 1500 schmelze im nachfolgenden Jahr sind Strom- 1000 importe oftmals günstiger als die inländische 500 Produktion auf Basis einer Wasserwertkalkula- 0 tion: Dadurch ergibt sich für die Wintermonate -500 ein deutlicher Importüberschuss. -1000 -1500 Eine Änderung dieser Charakteristik zeigt sich -2000 in den Jahren ab 2019/20. Durch die Abschal- -2500 tung der ersten Kernkraftwerke Mühleberg und Beznau 1 im Jahr 2019 verschiebt sich das Saldo durch mehr Importe, da im Szenario keine aus- 100 % Grenzleitung ab 2015 50 % Grenzleitung ab 2015 gleichenden fossilen Kraftwerke gebaut werden.
10 5. Anhang Abbildung 7: Prinzipbild der Strompreisbildung Marktpreis mit CO2 Gas- turbinen Strompreiseffekt des Emissionshandels GuD-KW Strompreis Marktpreis ohne CO2 CO2-Kosten der fossilen Kraftwerke Steinkohle- Strombedarf Braunkohle- KW, alt Steinkohle- KW, alt Braunkohle- KW, neu Kernkraftwerke KW, neu Erneuerbare Energien variable Kosten der Kraftwerke (ohne CO2) Installierte Leistung (kumuliert) 5.1. Modellbeschreibung Energiemarkt wird von zahlreichen Faktoren beeinflusst, welche bei der Entwicklung von Power2Sim ist eine von Energy Brainpool Strompreisszenarien berücksichtigt werden entwickelte und von PwC Schweiz genutzte müssen. Fundamentalsoftware zur Modellierung von Strompreisentwicklungen. Die Basis bildet eine Die Einflussfaktoren der Strompreisbildung simulierte Merit-Order-Kurve, anhand derer werden im Power2Sim anhand verschiedener die Grosshandelsstrompreise für die einzelnen Untermodelle, zum Beispiel die Stromnachfrage europäischen Länder berechnet werden. Im durch das Lastmodell, berücksichtigt. Dieser Schnittpunkt von Angebots- und Nachfragekurve modulare Aufbau hält die Rechenzeit gering und ergibt sich der Strompreis. Das am teuersten hat gleichzeitig den Vorteil, dass die Untermodelle produzierende Kraftwerk, welches zur Deckung auch unabhängig voneinander genutzt werden der Nachfrage noch benötigt wird, bestimmt können. Abbildung 8 zeigt den Aufbau des somit den Preis. Abbildung 7 zeigt das Merit- Power2Sim und das Zusammenwirken zwischen Order-Prinzip zur Strompreisbildung. den verschiedenen Untermodellen. Die kurzfristigen Grenzkosten der Stromerzeu- Die so in den einzelnen Ländern ermittelten gung von Kraftwerken, die verfügbare Erzeu- Strompreise werden zunächst miteinander gungskapazität sowie die Nachfrage sind damit verglichen. Preisunterschiede in benachbarten die Haupteinflussfaktoren für die Strompreise. Ländern haben einen Stromaustausch zwischen Mit Power2Sim können Szenarien zu unter- diesen Ländern zur Folge, was durch das Import- schiedlichen Rohstoffpreisen und anderen diese Export-Modell berücksichtigt wird. Grenzkosten beeinflussenden Faktoren berech- net werden. Auf der Nachfrageseite wird eine Im zentralen Merit-Order-Ansatz werden die Lastkurve modelliert, um den Schnittpunkt von variablen Kosten der einzelnen Kraftwerke Angebots- und Nachfragekurve zu bestimmen. berücksichtigt, die direkt der Stromerzeugung Durch Einbeziehung grenzüberschreitender zugeordnet werden können. Investitionskosten Lastflüsse in das System können die Strompreise dagegen werden nicht berücksichtigt, da sie im zusammenhängenden europäischen Strom- «sunk cost» darstellen und für den Kraftwerks- übertragungsnetz sehr gut abgeschätzt werden. einsatz nicht relevant sind. Die Strompreisbildung auf dem europäischen
11 Abbildung 8: Funktionsschema Power2Sim Ferien- und Wochenprofile Stundenprofile Temperatur Nachfrage Feiertagskalender Last-Modell Grenzübergangskapazitäten Kraftwerksverzeichnis Stromnachfrage Import-Export-Modell Kapazität Strom aus erneuerbaren Energien Wirkungsgrad Strompreismodell CO2-Emissionen CO2-Allokationen (Merit-Order-Modell) der Stromerzeugung der Stromerzeugung CO2-Emissionsmodell Brennstoffpreise CO2-Preismodell CERs (Emissionsbilanz) CO2-Emissionen CO2-Allokationen CO2-Vermeidungskosten der Industrieproduktion der Industrie 5.2. Kurzporträt PwC 5.3. Kurzporträt Energy PwC Schweiz unterstützt Unternehmen und Brainpool Einzelpersonen dabei, Werte zu schaffen – mit Energy Brainpool ist ein unabhängiges Analyse- über 2600 Mitarbeitern und Partnern an 14 und Beratungshaus für die Energiebranche mit verschiedenen Standorten in der ganzen Schweiz. Sitz in Berlin. Energy Brainpool bietet Prognosen Wir sind Teil eines Netzwerks von Mitglieds- und Fundamentalmodellierung sowie individuelle firmen in 157 Ländern mit über 195’000 Mitar- Trainings- und Beratungsdienstleistungen für die beitern, die sich dafür einsetzen, mit Dienst- Strom- und Gasmärkte und den CO2-Handel. leistungen in den Bereichen Wirtschaftsprüfung, Steuer- und Rechtsberatung sowie Wirtschafts- Die Kernkompetenz von Energy Brainpool liegt beratung einen Mehrwert zu bieten. Sagen Sie in Dienstleistungen «rund um die Energiepreise» uns, was für Sie von Wert ist. Erfahren Sie mehr wie auf www.pwc.ch. • Kurzfristprognosen bis Langzeitpreisstudien für Strompreise «PwC» bezieht sich auf das PwC-Netzwerk und/ oder eine oder mehrere seiner Mitgliedsfirmen. • Trainings von Grundlagen bis zur Börsen- Jedes Mitglied dieses Netzwerks ist ein separa- händlerschulung für alle Energieträger tes Rechtssubjekt. Weitere Informationen unter • Begleitung beim Markteintritt bis zum www.pwc.com/structure. professionellen Risikomanagement Weitere Informationen unter www.energybrain- pool.com
12 Kontakte PwC Energy Brainpool GmbH & Co. KG Birchstrasse 160 Brandenburgische Str. 86/87 8050 Zürich 10713 Berlin www.pwc.ch www.energybrainpool.com Dr. Marc Schmidli Tobias Federico Partner Geschäftsführer Leiter Energy, Utilities & Mining Tel: +49 (30) 76 76 54 - 11 PwC Schweiz Mobil: +49 (172) 179 09 99 Tel: +41 58 792 15 64 tobias.federico@energybrainpool.com marc.schmidli@ch.pwc.com Pascal Ziegler Senior Manager Energy, Utilities & Mining PwC Schweiz Tel: +41 58 792 14 39 pascal.ziegler@ch.pwc.com © 2014 PwC. All rights reserved. “PwC” refers to PricewaterhouseCoopers AG, which is a member firm of PricewaterhouseCoopers International Limited, each member firm of which is a separate legal entity.
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