Swiss Instant Payments - Bürde oder Opportunität? - Vorbereitungen auf die verpflichtende Einführung bei Banken - CORE SE

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Swiss Instant Payments - Bürde oder Opportunität? - Vorbereitungen auf die verpflichtende Einführung bei Banken - CORE SE
Swiss Instant
Payments - Bürde
oder Opportunität?

Vorbereitungen auf die verpflichtende
Einführung bei Banken

Fabian Meyer
Kenneth Chu Sam
Tatsiana Bychkouskaya
Tobias Krück

September 2021
Blogpost
Copyright © CORE SE

Öffentlich
Swiss Instant Payments - Bürde oder Opportunität? - Vorbereitungen auf die verpflichtende Einführung bei Banken - CORE SE
Inhaltverzeichnis

Executive Summary ........................................................................................................ 3

1 Entwicklungen im Bereich Instant Payments ............................................................ 4

2 Herausforderung in der Umsetzung von Instant Payments ...................................... 7

3 Vorgehen und Lösungsoptionen ............................................................................. 12

4 Bewertung der Lösungsoptionen............................................................................. 15

5 Conclusio ................................................................................................................. 18

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Swiss Instant Payments - Bürde oder Opportunität? - Vorbereitungen auf die verpflichtende Einführung bei Banken - CORE SE
Executive Summary

Der Zahlungsverkehr (ZV) unterliegt seit Jahren einem erheblichen Wandel, der sich in
den    nächsten       Jahren,       getrieben    durch      a)    die   Regulatorik,     b)   gestiegene
Kundenerwartungen            (Retail    und     Corporate)        sowie   c)     einen    zunehmenden
Wettbewerbsdruck          (NeoBanken,           Fintechs,        Technologieplattformen)       erheblich
beschleunigen wird. Um mit den aktuellen, oft obligatorischen Entwicklungen Schritt zu
halten, sind Banken gezwungen kontinuierlich in ihre Zahlungsverkehrsinfrastruktur zu
investieren.

Instant Payments (IP) werden bis 11/2023 für weite Teile der Schweiz mandatorisch,
klassischer Acount-2-Account ZV ist und bleibt jedoch ein Commodity-Produkt, das
primär Kosten generiert. Die Erfahrungen aus der SEPA Region, UK oder Russland
zeigen jedoch, dass IP in reiner Forma kaum für den breiten Markt monetarisierbar sind.

Aus vielen anderen Jurisdiktionen lässt sich daher beobachten, dass Banken den Weg
des vermeintlich geringsten Widerstandes wählen und ein System für IP-Zahlungen
«neben» die bestehende Systemlandschaft setzen – oftmals ein Kardinalfehler. Denn
so können zwar zeitnah die regulatorischen Anpassungen umgesetzt werden, jedoch
wird in der Systemlandschaft gleichzeitig eine nicht unerhebliche Komplexität
manifestiert. Zudem führt so eine vermeintlich kostengünstige Umsetzung zum
parallelen Betrieb von zwei unabhängigen Zahlungssystemen, was wiederum doppelte
Kosten für «Run» und exponentiell gestiegen Aufwände für künftige «Changes»
impliziert. Darüber hinaus lassen sich in einer solchen proprietären Architektur auch
zukünftige, auf IP aufbauende Use Cases - die tatsächlich einen Mehrwert für den
Kunden schaffen - nicht oder nur partiell umsetzen.

Daher sollten, auch wenn der enge Fokus zunächst auf der Erreichung von IP-
Readiness liegt, die Transformationsprojekte der Banken so zukunftsorientiert gestaltet
sein, dass auch die mittel- und langfristige Wettbewerbsfähigkeit der Institutionen
sichergestellt ist. IP bieten eine hervorragende Startposition dafür, denn bei der
Einführung      von     IP    ist    ohnehin      eine   Anpassung         der     nahezu      gesamten
Zahlungsverkehrslandschaft inkl. Betriebsprozesse notwendig. Konsequent sollten bei
der Betrachtung des Lösungsraums Anpassungsfähigkeit, modulare Erweiterbarkeit
und Wartbarkeit in einer modernen Architektur vor dem Hintergrund a) der aktuellen
Anforderungen aus IP sowie b) zukünftig notwendig werdender Fähigkeiten
berücksichtigt werden. Gut beraten ist daher wer diese umfassenden Anpassungen als
Chance versteht und den sich ergebenden Gestaltungsraum aktiv nutzt, um Strukturen

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und technische Schulden zu bereinigen sowie in der Folge Kosten zu reduzieren und
gleichzeitig auf Basis von Instant Payments innovative Produkte am Markt positioniert.

1          Entwicklungen im Bereich Instant Payments

Der Zahlungsverkehr unterliegt seit Jahren einem erheblichen Wandel. Die signifikant
gestiegene Relevanz vom Zahlungsverkehr lässt sich beispielsweise schon durch die
Berichterstattung über mobile Zahlmethoden in Mainstreammedien wie der FAZ, NZZ
oder dem SRF erkennen. Doch mobile Bezahlmethoden wie Apple Pay oder TWINT
sind bei weitem nicht die einzigen Innovationen im Zahlungsverkehr, sondern vielmehr
nur die Spitze des Eisbergs. Denn der Zahlungsverkehr unterliegt einer vielseitigen und
vor allem fundamentalen Veränderung, die sich in den nächsten Jahren tatsächlich
noch erheblich beschleunigen wird. Getrieben wird dies im Wesentlichen durch drei
Faktoren:

           1) stetig steigende Kundenerwartungen im Retail und Corporate Sektor,
           2) neuen regulatorischen Anforderungen, sowie
           3) einem signifikant erhöhten Wettbewerbsdruck (z.B. durch NeoBanken,
              Fintechs oder Technologieplattformen).

Diese Faktoren haben einen Einfluss auf den Zahlungsverkehr im Allgemeinen, um
jedoch einen fundierten Diskurs führen zu können ist zunächst auf abstrakter Ebene
zwischen Retail-Zahlungsmethoden sowie dem Zahlungsverkehr zwischen Bankkonten
zu differenzieren. Weiter sind bei bargeldlosen Bezahlverfahren, bei denen das Geld
dem Empfänger unverzüglich zur Verfügung steht, zwei grundsätzlichen Systeme zu
unterscheiden:

     i.       Am Kunden ausgerichteten Zahlmethoden mit Echtzeit-Clearing, jedoch
              nachgelagerter Interbankenverrechnung, wie bspw. TWINT P2P oder PayPal1
     ii.      Echtzeit Account-to-Account Zahlungen mit sofortigem Settlement zwischen
              den Banken, wie bspw. beim SEPA Instant Credit Transfer

Die zweite Variante wird oftmals als «echtes Instant Payment» bezeichnet. In der
nachfolgenden Betrachtung möchten wir daher näher und ausschliesslich das zweite
System ii) Echtzeit Settlement Systeme in den Betrachtungshorizont aufnehmen.

Sowohl im Peer-to-Business (P2B), Peer-to-Peer (P2P) als auch im Business-to-
Business (B2B) Zahlungsverkehr erleben Banken und ihre Kunden weltweit eine
erhebliche Nachfrage nach Echtzeit-Transaktionen (Instant Payments, nachfolgend mit

1   Sofern das Geld umgewandelt, und nachgelagert auf das Bankkonto überwiesen wird.

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IP abgekürzt). Diese stehen dem Kunden 24/7/365 zur Verfügung und sichern eine
unmittelbare (je nach Scheme unterschiedlich, i.d.R. < 10 Sek) Verfügbarkeit des
Geldes beim Endkunden zur weiteren Benutzung zu. Weltweit haben bisher mehr als
50 Länder auf die Entwicklungen am Zahlungsmarkt reagiert und real-time fähige Retail-
Payments Systeme (RT-RPS) eingeführt, bei denen neben dem sofortigen Clearing
auch ein solches finales Settlement stattfindet. So wird beispielswiese bis 2024 in den
USA, einem Land das im Bereich IP den Entwicklungen in UK, der gesamten SEPA
Region oder Indien weit hinterherhinkt, erwartet, dass 20% aller Credit-Transfers auf IP
entfallen.

Europa schreitet hier voran

Das SEPA Instant Credit Transfer Scheme (SCT-Inst) wurde bereits im November 2017
als Lösung auf europäischer Ebene ins Leben gerufen, um die Harmonisierung des
Zahlungsverkehrs länderübergreifend zu gewährleisten und eine fragmentierte
europäische Zahlungslandschaft zu vermeiden. Trotz keiner regulatorischen Vorgabe
betrug, wie Abbildung 1 zeigt, das SCT-Inst Volumen im ersten Quartal dieses Jahres
bereits ca. 8,6% am gesamten Volumen der Credit-Transfers in Europa und steigt
kontinuierlich.2

Abbildung 1 – Anteil und Entwicklung von SCT-Inst am gesamten europäischen Credit-Transfer Volumen

2, 3
       European Payments Council

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Derzeit       sind   in     23    europäischen      Ländern    IP-fähige    Dienstleister    mit    den
entsprechenden Konten und Services aktiv, allerdings mit gravierenden Unterschieden
in der Anzahl der verfügbaren Services im Vergleich der verschiedenen Länder. In
Deutschland          sind        es     beispielsweise   ca.   1.250     IP-fähige       Banken     und
Zahlungsdienstleister (PSPs), während es in Frankreich nur 124                 sind. 3

Abbildung 2 – Verbreitung von Instant Payment in Europa

Die Europäische Zentralbank hat sich zum Ziel gesetzt, bis Ende 20214 alle
Zahlungsanbieter            in    ein     solches   Echtzeitzahlungssystem         miteinzubeziehen.
Ausserdem hat die EU-Kommission im Rahmen der im September                                         2020
herausgegebenen Retail Payments Strategie diesem Ziel etwas Nachdruck verliehen:
falls «keine ausreichende Akzeptanz» erreicht wird, behält sich die EU-Kommission vor,
die Unterstützung von IP obligatorisch zu machen. Interessant wird dies in Kombination
mit der ebenfalls im Rahmen der Retail Payment Strategie getroffenen Aussage, dass
«IP zu Preisen gleich oder niedriger» 5 als dem übrigen Zahlungsinstrumenten
anzubieten sind.

4
    Europäische Kommission: Retail Payments Strategy for the EU, 24.09.2020, SS. 5-6
5
    Europäische Kommission: Retail Payments Strategy for the EU, 24.09.2020, S. 8

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Instant Payments wird im schweizerischen Finanzplatz obligatorisch

Historisch betrachtet waren Schweizer Privat- und Firmenkundenbanken einem
begrenzten internationalen Wettbewerb ausgesetzt. Weitestgehend ungestört durch
externe Einflüsse konnten sie ein stabiles Netz aus Filialen, Produkten und
Prozessierungsplattformen ausbauen und betreiben. Gleichzeitig sind diese ebenso
von dem beschleunigten Wandel im Zahlungsverkehr betroffen. Somit erhöht sich auch
hier der Druck in Richtung Weiterentwicklung. Die Partizipation an diesen
Entwicklungen ist massgebend zur Sicherstellung der Anschlussfähigkeit von
Schweizer Banken am internationalen Markt sowie ihrer Zukunftsfähigkeit und erfordert
entsprechende Investitionen in die Zahlungsverkehrsinfrastruktur.

Die      Einführung       von   IP    in    der   Schweiz     folgt   damit       den    internationalen
Weiterentwicklungen im Zahlungsverkehr. So ist entschieden worden, das zentrale SIC-
Clearingsystem, welches heute die RTGS (Real-Time Gross Settlement) Zahlungen in
der Schweiz abwickelt, um IP-Zahlungen zu erweitern. Der Regulator des
Zahlungsverkehrs in der               Schweiz, die       Schweizer Nationalbank,            schafft   für
Finanzinstitute eine weitreichende Verbindlichkeit bei der Teilnahme bei IP6. Diese sieht
vor, dass der Empfang von IP für die ca. 50 grössten Schweizer Banken ab August
2024 und für alle anderen Banken Ende 2026 obligatorisch wird. Konkret sollten daher
alle Banken mit mehr als 500.000 eingehenden RTGS Transaktionen im Jahr 2020
bereits heute die Einführung vorbereiten.

Dabei         ist    zu   beachten,        dass   sich   resultierend       aus    der     individuellen
Umsetzungsbereitschaft jeder Institution durchaus Unterschiede in der Qualität der
Lösungen ergeben.           Beispielsweise wäre eine reine Abbildung der vorgegebenen
obligatorischen Erreichbarkeit auf Empfängerseite über eine minimale Umsetzung mit
nur den notwendigsten Systemanpassungen denkbar, allerdings werden dabei einige -
für     die         Kundenwahrnehmung         wichtige    Aspekte       -   und     damit     mögliche
Differenzierungsmerkmale am Markt nicht berücksichtigt: IP ist also nicht gleich IP.

2       Herausforderung in der Umsetzung von Instant Payments

Zahlungsverkehr ist ein Commodity-Produkt

Klassischer Account-to-Account Zahlungsverkehr ist ein Commodity-Produkt, dass bei
Banken im wesentlichen Kosten generiert, ohne dass Banken dadurch ein

6
    SNB Zirkular mit Kommunikation an Banken vom 20.04.2021

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Differenzierungsmerkmal am Markt gewinnen können. Allerdings stellt er wiederum,
ähnlich        wie     andere          Infrastrukturdienstleistungen,     das          Fundament     für
Bankdienstleistungen aller Art sowie einen relevanten Hygienefaktor dar. Die wenigsten
Kunden haben eine erhebliche Zahlungsbereitschaft für Dienstleistungen im
Zahlungsverkehr, aber auch würden die wenigsten Kunden andersherum Abstriche bei
der Qualität im Zahlungsverkehr akzeptieren.

Die Einführung von Instant Payments verändert das nicht. Dies lässt sich durch die
Erfahrungen aus der SEPA Region mit der Einführung von SCT-Inst bestätigen, wo
Endkunden kaum bereit sind für Echtzeitzahlungen mehr zu bezahlen. Das gleiche
Verhalten der Retail-Kunden bei der Nutzung von Instant Payment in Reinform ist auch
im Vereinigten Königreich oder Russland zu beobachten. Werden zusätzliche, direkte
Kosten für IP eingeführt weichen Kunden gerne auf entsprechende Zahlungs-Schemes
aus, bei denen zwar die Avise des Geldes sofort sichtbar ist, aber das Geld auf dem
Bankkonto erst nachgelagert verrechnet wird. Alternative Angebote gibt es eine
Vielzahl. Dennoch wird die IP – in Kombination mit weiterreichenden Services -
zunehmend         und     vor    allem      mit    vehementem     politischem      Druck      auch   als
Konkurrenzprodukt zu ebendiesen alternativen Angeboten (aber auch etablierten
Lösungen wie MasterCard oder Visa) positioniert. Stichwort ist hier bspw. EPI, die
European Payments Initiative7.

Komplexe Änderungen der IT-Landschaft und Prozesse für die Umsetzung von
IP notwendig – doch nicht alleinig für IP

Eines       der   Beispiele      für    eine      grundlegende   Änderung         an    der   gesamten
Zahlungsverarbeitungskette ist die Migration zu ISO20022. Hierbei zeigte sich, dass
eine solche Anpassung der Nachrichtenformate nicht immer durch ein einfaches
Mapping bei der Erzeugung (oder dem Empfang) der Interbankennachrichten gelöst
werden konnte. Durch die grössere fachliche Bandbreite der neuen Formate kann diese
Umstellung auch dezentrale Anpassungen an der gesamten Verarbeitungskette zur
Folge haben. So ist auch für Banken die Umsetzung von Instant Payment mit
erheblichen Aufwänden verbunden. Denn um den Kunden IP anbieten zu können,
müssen Finanzinstitute mitunter umfangreiche und komplexe Änderungen an
Infrastruktur, den Applikationen und Kernbanksystemen sowie den internen Abläufen
vornehmen. Einerseits sind neue fachliche Anforderungen für IP umzusetzen, bspw. in

7
    https://www.epicompany.eu/

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Form der Anbindung an SIC5 mit dem dazugehörigen Kommunikationsprotokoll (inkl.
Security Framework, Nachrichtentypen sowie Änderungen an den Risk and Compliance
Screening Prozessen). Andererseits müssen die zugrundeliegenden Systeme auf
Bankenseite strengere nicht-funktionale Anforderungen erfüllen, da Transaktionen
innerhalb kürzester Zeit prozessiert werden und eine 24/7/365 Verfügbarkeit
sichergestellt       werden      muss.      Diese    grundlegenden        Anforderungen   werden
kaskadenartig zu Änderungen führen, die eine Mehrzahl von Systemen in der IT-
Landschaft des eines Finanzinstituts betreffen, sowie zu Änderungen der betrieblichen
Prozesse, die sich auf mehrere Geschäftsbereiche auswirken werden. In Abbildung 3
sind Funktionalitäten entlang des Zahlungsverkehrs dargestellt, die bei der Einführung
von IP angepasst werden müssen.

Abbildung 3 – Von einer IP-Umsetzung betroffene Geschäftsbereiche und Leistungen8

Die meisten Funktionen, die für IP angepasst werden müssen, sind sowohl für die
Verarbeitung von ausgehenden als auch von eingehenden Zahlungen relevant. Denn
es ist beispielsweise für beide Fälle genauso erforderlich, das Protokoll vom SIC-IP zu
unterstützen und die erforderlichen Echtzeitbuchungen und Risk and Compliance
Checks durchzuführen.

Die Services, die nur für ausgehende Zahlungen relevant sind, umfassen im
Wesentlichen die Erfassung und Verwaltung des Ausgangszahlungsauftrags (z.B. über

8
    Adapted from BIAN capability Map v8.0

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eBanking), die Steuerung der Verfügbarkeit des IP-Produkts für Kunden innerhalb der
Bank sowie die Autorisierung der ausgehenden Zahlung. Der Umfang dieser für das
Senden von IP-Zahlungen zusätzlich erforderlichen Funktionen ist verglichen mit den
Gesamtänderungen für den Empfang oftmals deutlich weniger umfassend. Allein aus
dieser Perspektive heraus ist es für eine Bank sinnvoll, neben dem Empfang auch das
Senden von IP-Zahlungen zu ermöglichen und somit das Angebot von IP auch aktiv für
die eigenen Kunden nutzbar zu machen.

Zusätzlich zu dem Aufwand, den diese Veränderungen bereits mit sich bringen, könnten
einige Institutionen mit zusätzlichen Herausforderungen konfrontiert sein, welche sich
aus der Komplexität einer historisch gewachsenen und oft nicht konsequent strategisch
gepflegten IT-Landschaft ergeben. Eine ungünstige Ausgangssituation für die
Umsetzung von IP lässt sich beispielhaft erkennen an:

    ▪    Vorhandensein hochgradig individualisierter IT-Lösungen,
    ▪    Starken oder nicht ausreichend transparenten Abhängigkeiten zwischen
         Systemkomponenten,
    ▪    Systemkomponenten mit veralteten Versionen, die sich aufgrund der oben
         genannten Punkte sowie untereinander unabgestimmten Release Zyklen nicht
         einfach auf neuere Versionen aktualisieren lassen,
    ▪    Abhängigkeiten von bestehenden Partnern und Lieferanten,
    ▪    In den letzten Jahren steigenden Gesamtkosten für Betrieb und mangelnden
         Budgets für notwendigen Change.

Abhängig von der spezifischen Landschaft können Anpassungen, die zur Erreichung
der IP-Fähigkeit erforderlich sind, zusätzliche Anstrengungen zur Lösung bereits
bestehenden Problemen oder Arbeiten an weiteren Komponenten erfordern, die nicht
unmittelbar für IP an sich relevant sind, aber aufgrund der (nicht optimalen) Vernetzung
der Beteiligten betroffen sind.

Handlungsbedarf ist evident

In der Betrachtung der vorgestellten Anpassungen, die eine reibungslose Umsetzung
der IP-Fähigkeit zu einem komplexen Unterfangen machen, wird schnell klar, dass ein
Projekt dieser Grössenordnung einen erheblichen Durchlauf hat. Um fristgerecht bis
2024 IP-fähig zu sein und mögliche Sanktionen sowie ad-hoc Re-Priorisierungen zu
vermeiden ist eine zeitnahe Analyse notwendig. Aufgrund der Anzahl und Komplexität
der Änderungen, sowohl technisch, organisatorisch als auch prozessual, bedarf es
umgehend eines Überblicks über die auf eine IP-Bereitschaft abzielenden Eingriffe.

https://core.se/de/techmonitor/swiss-instant-payments-buerde-oder-opportunitaet   Seite 10|21
Ausgehend von einer SIC5 Verfügbarkeit und einem IP-Go-live 2024, ergibt sich der
Handlungsbedarf und es ist sinnvoll bereits jetzt wichtige Entscheidungen zu treffen, so
dass ein Start eines solchen Transformationsprojekts rechtzeitig terminiert werden
kann.

Der verlockende Weg «des geringsten Widerstandes» und seine Konsequenzen

Resultierend aus den genannten Ausführungen gibt es in anderen Ländern bereits den
Trend die Anforderungen an die Abwicklung von Zahlungen über einen zentralen
Payments Hub zu unterstützen, um gestiegene Anforderungen aus IP effizient
umzusetzen und dabei die Prozesse über Schemes hinweg zu zentralisieren. Ein
Beispiel hierfür ist P27 Nordic Payments, bei dem Pan Europäische Clearinghäuser ihre
Angebote und die Orchestrierung gemeinsamer Services zentral aufbauen. In der
Schweiz wird ein solches, von den Kernbankenanbietern unabhängiges Angebot, nicht
realisiert. Etwaige Lösungen der Kernbankenanbieter verflechten ihr Angebot oftmals
eng mit dem eigenen Kernbankensystem und schaffen damit wiederum weitere
Abhängigkeiten zu ihren Produkten und limitieren somit dem strategischen
Handlungsspielraum der Banken.

Aus vielen anderen Jurisdiktionen mit einem ähnlichen Setup lässt sich bei Instituten
beobachten, dass Banken den Weg des vermeintlich geringsten Widerstandes wählen
und ein «Single Purpose» System für IP-Zahlungen «neben» die bestehende
Systemlandschaft setzen. Eine solche zusätzliche, parallele Orchestrierung der IP-
Zahlungsflüsse wird also neben den bestehenden Lösungen für non-IP Zahlungen
gesetzt, was den offensichtlichen Vorteil schneller Ergebnisse mit sich führt und es
erlaubt vermeintlich schnell IP-ready zu werden. Es lässt sich beobachten, dass dieses
Vorgehen von einigen Anbietern im Markt stark propagiert wird. Gleichzeitig führt eine
«Single Purpose» Umsetzung jedoch zu dem parallelen Betrieb von zwei unabhängigen
Zahlungssystemen, sowie impliziert in der Ableitung doppelte Kosten für «Run». Vor
allem aber potenziert es die Aufwände für zukünftige «Changes», die, wie in Kapitel 1
ausgeführt, die nächsten Jahre noch deutlich steigen werden, und erhöht dabei die
Komplexität enorm. Eine solch vermeidbare Komplexität in der Systemlandschaft
bedeutet     beispielsweise,       dass     zukünftige      regulatorische        Anforderungen    im
Zahlungsverkehr in verschiedenen Systemen mindestens zweifach umgesetzt werden
müssten. Zudem lassen sich in einer solchen proprietären Architektur auch zukünftige,
auf Instant Payment aufbauende Use-Cases, die tatsächlich einen Mehrwert für den
Kunden schaffen, nicht oder nur partiell umsetzen. Diese Umsetzung darf also gerne
auch als «süsses Gift» bezeichnet werden.

https://core.se/de/techmonitor/swiss-instant-payments-buerde-oder-opportunitaet            Seite 11|21
Im Markt lassen sich dabei ganz andere Muster beobachten. Während früher gerade
im Zahlungsverkehr gerne eine redundante Umsetzung der gleichen Anforderungen
stattfand, führte dies dazu, dass regulatorische Vorgaben oder Anpassungen an
Nachrichtenformaten zu den für alle Teilnehmer gleichen Zeitpunkten umgesetzt
werden. Der Markt reagiert auf diese Ineffizienzen wiederum mit einer Konsolidierung
der Zahlungsverkehrsanbieter. Dies zeigt sich im Entstehen von Pan-Europäischen
Anbietern solcher Dienstleistungen und begründet deren Erfolg, weil sie die immer
gleichen     Verarbeitungsstrecken          zusammenlegen           und     damit   entsprechende
Skalierungseffekte erzielen. Hier sollte die Strategie, wenn auch im kleineren Massstab,
für die bank-internen Systeme nicht in die gegenteilige Richtung zeigen.

3    Vorgehen und Lösungsoptionen

Wie im vorherigen Kapitel dargestellt, erfordert die Einführung von IP weitreichende
Anpassungen der IT-Systeme entlang der gesamten Verarbeitungsstrecke, die neben
dem Kernbankensystem auch weitere Systeme wie beispielsweise Risk & Compliance
Systeme, Connectivity oder Einreichungskanäle betrifft. Auch wenn der Fokus aktuell
auf der Einführung von IP liegt, sollten keine redundanten Prozessstrecken entstehen.
Und da ohnehin die Betrachtung der nahezu gesamten Zahlungsverkehrslandschaft
notwendig ist, sollte die Transformation so zukunftsorientiert gestaltet sein, dass auch
die mittel- und langfristige Wettbewerbsfähigkeit der Institutionen sichergestellt ist und
durch IP notwendige Anpassungen mindestens zu keiner Komplexitätserhöhung, im
Idealfall aber zu einer Verbesserung der Situation unter Antizipation zukünftiger
Entwicklungen führen. Demgemäss sollen bei der Betrachtung des Lösungsraums
Anpassungsfähigkeit, modulare Erweiterbarkeit und Wartbarkeit in einer modernen
Architektur vor dem Hintergrund a) der aktuellen Anforderungen aus IP, sowie b)
zukünftig notwendig werdender Fähigkeiten, berücksichtigt werden.

Für die Banken ergeben sich grundsätzlich drei Lösungsoptionen, durch die die
Umsetzung einer IP-fähigen Infrastruktur erzielt werden kann:

    ▪    Option 1: Aufbau einer IP-fähigen Infrastruktur nur zum Zweck der IP-
         Einführung «Single Purpose»
    ▪    Option 2: Aufbau einer erweiterbaren und zukunftsfähigen Infrastruktur, die
         neben der Unterstützung von IP auch die bestehenden Zahlungswege auf einer
         Infrastruktur abwickelt
    ▪    Option 3: Outsourcing der Zahlungsverkehrsprozesse an einen externen
         Serviceanbieter
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Option 1 – «Single Purpose» Aufbau einer IP-fähigen Infrastruktur

Im Rahmen dieser Option entscheiden sich die Banken dafür, eine «Minimal»-Lösung,
die lediglich die kurzfristig regulatorischen und daraus resultierenden technischen
Anforderungen der IP-Einführung unterstützt. Es handelt sich dabei um eine dedizierte
Infrastruktur, die in der Regel zum Aufbau einer separaten Strecke führt und eine
investitionsarme IP-fähige Infrastruktur verspricht. Grundsätzlich kann der Aufbau der
notwendigen Capabilities im Rahmen dieser Option durch die Bank selbst oder durch
Angebote am Markt, beispielsweise durch den Einkauf bei einem Kernbankenanbieter,
erfolgen. Im Falle einer eigenständigen Umsetzung baut die Bank diese Lösung auf der
bestehenden Systemlandschaft zusätzlich «oben auf», was allerdings langfristig den
Aufbau von technischen Schulden bei der Bank impliziert. Alternativ können diese
Komponenten über ein IP Modul auf dem Markt bezogen werden. Auch hier erfolgt der
Einbau dieser Komponente «nebendran» und damit parallel zu der bereits
existierenden Infrastruktur. Doppelten Aufwand für Wartung sowie Betrieb sind somit in
beiden Fällen die Folge. Im Letzteren erhöht es zudem die bereits heute schon spürbare
Abhängigkeit vom Kernbankensystemanbieter und diese vermeintlich kostengünstige
Option stellt sich nicht selten – insbesondere, wenn die zukünftig notwendigen
Anpassungen berücksichtigt werden – als Trugschluss dar.

Eine weitere Gefahr dieser Lösung besteht darin, dass durch eine proprietäre
Umsetzung und enge Verknüpfung der Prozesse an das KBS diese Option nicht (oder
wenig flexibel) erweiterbar ist und daher nicht für weitere Zahlungstypen oder Use
Cases basierend auf IP nutzbar ist.

Option 2 – Aufbau einer erweiterbaren und zukunftsfähigen IP-Infrastruktur

Im Rahmen dieser Option entscheiden sich die Banken dafür, eine IP-fähige
Infrastruktur individuell aufzubauen. Diese soll neben der Erfüllung der kurzfristig
regulatorischen Ziele noch eine Erweiterbarkeit sowie zukunftssicher sein. Dies setzt
voraus, dass die Institutionen nicht nur die entsprechenden Prozesse entlang der
Zahlungsverkehrskette gemäss dem SIC Regelwerk implementieren müssen, sondern
auch, die gesamte Zahlungsverkehrsinfrastruktur vorab und konsequent nach den
künftigen Anforderungen auszurichten.

Konkret soll bei der Lösungsentwicklung sichergestellt werden, dass eine IP-fähige
Infrastruktur durch minimale Eingriffe in die bestehende Systemlandschaft ergänzend
implementiert wird, aber in keinem Fall zum Aufbau zusätzlicher technischer Schulden

https://core.se/de/techmonitor/swiss-instant-payments-buerde-oder-opportunitaet   Seite 13|21
führt. Dies kann realisiert werden, indem die Prozesssteuerung auf bestehenden
Schnittstellen aufbaut und nicht IP spezifisch proprietär integriert ist. Falls dies nicht
direkt möglich ist, sind diese Schnittstellen im Sinne einer Standardisierung
weiterzuentwickeln, sodass sämtliche Zahlungsarten darüber integriert werden können.
Andernfalls fällt (zusätzlich zu dem ohnehin zu leistendem initialem Aufwand) Aufwand
für die weiteren Zahlungskanäle an, welche ausserdem bei zukünftigen Anpassungen
wiederum        zu     Aufwänden        für     die     redundante        Wartung   führen.   Die
Zahlungsverarbeitungssysteme sollen also flexibel und modular erweiterbar sein,
sodass zukünftige Use Case durch Standardisierung der Schnittstellen über Standards
integriert werden können und zu keinen doppelten Verarbeitungsstrecken führen.

Insofern sind demnach bei der Lösungsevaluation neben Qualitätszielen für IP auch die
Anpassungsfähigkeit auf zukünftige Produkte sowie die Integration von weiteren,
zukünftigen Einreichungskanälen (wie z.B. Schemes) und die Wartbarkeit zu
berücksichtigen.

Die Verantwortung einer rechtzeitigen und vollständigen IP-Fähigkeit, inkl. der
Anforderung an die Konnektivität zu SIC5, liegt hier vollständig bei der jeweiligen Bank,
die ebenso die vollen Investitionskosten auf das eigene Geschäft umlegen muss.
Zusätzlich erfordert diese Option das Vorhalten, bzw. den Aufbau notwendiger
Expertise und Kompetenzen im eigenen Haus.

Option 3 - Outsourcing des Zahlungsverkehrs an einen externen Serviceanbieter

Die letzte vorgestellte Option verfolgt einen Outsourcing-Ansatz. Hierbei entscheiden
sich die Banken für die Auslagerung des Zahlungsverkehres an einen Serviceanbieter,
der die komplette Prozesssteuerung übernimmt und lediglich dedizierte Funktionen
über standardisierte Schnittstellen bei der Bank aufruft. Der Serviceanbieter übernimmt
dabei die Umsetzung der Konnektivität an das SIC5 Clearing & Settlement Mechanism
(CSM) und prüft auch die Einhaltung der entsprechenden Prozessanforderungen.
Zeitkritische Services wie beispielsweise Risk Scoring and Compliance Screening
Services (RCS) oder bankfachliche Prüfungen können ebenfalls ausgelagert werden,
sodass sich die Banken weitgehend auf das Reservieren und Buchen der Zahlungen
fokussieren können. Der genau Schnitt der auszulagernden und selbst zu erbringenden
Services ist jedoch bewusst zu treffen und erfordert eine fundierte Analyse, andernfalls
drohen die Nachteile aus Option 1 ebenfalls. Die Anpassungsbedarfe bei den Banken
beschränken sich – bei einem smart gewählten Systemschnitt - auf die Implementierung

https://core.se/de/techmonitor/swiss-instant-payments-buerde-oder-opportunitaet         Seite 14|21
der Schnittstellen zum Aufruf der einzelnen Services und Echtzeit-Buchungen im
Kernbankensystem, inkl. der entsprechenden Verfügbarkeiten der Systeme.

Bei   dem      zentralen     Ansatz     verschiebt       sich   Verantwortung       hinsichtlich      der
Implementierung teilweise und in Bezug auf die Kostenrisiken komplett auf eine zentrale
Instanz. Dieser Ansatz kann sowohl für kleinere Banken sinnvoll sein, die keine
entsprechende Expertise oder Budgets für eine eigene Integration haben, aber auch für
grössere Banken, die den Zahlungsverkehr nicht als Teil ihres gegenüber dem Kunden
differenzierenden Produktportfolios definiert haben. Eine solche Initiative erfordert
jedoch eine Konsensbereitschaft der involvierten Teilnehmer.

4     Bewertung der Lösungsoptionen

Bei der Bewertung der vorgeschlagenen Lösungsansätze spielen verschiedene
Aspekte eine Rolle. Zuerst muss im Rahmen der Projektinitiierung definiert werden, wer
in der Verantwortung für die Analyse, initiale Umsetzung, Weiterentwicklungen und den
Betrieb der jeweiligen Komponenten steht. Die Notwendigkeit, die entsprechende
Expertise bei einem derartigen Umsetzungsprojekt sicherzustellen, sollte vor allem von
kleineren Banken nicht unterschätzt werden. Augenmerk sollte ebenfalls auf die
Umsetzungsgeschwindigkeit gelegt werden; je nach Ausgangslage kann die
Abhängigkeit zu Umsystemen zu grundlegenden architekturellen Änderungen bei der
Bank führen. Die Kosten (Investitionskosten, sowie Betriebs- und Maintenance
Aufwände) sind an dieser Stelle ebenso zu betrachten.

                      Option 1                    Option 2                    Option 3

                      «Single Purpose»            Aufbau einer                Outsourcing
                      Aufbau                      zukunftsfähigen IP-
                                                  Infrastruktur

Verantwortlichkeit Bank (ganz oder                Bank                        Weitgehend
Umsetzung             teilweise)                                              ausserhalb Bank
                                                  Die Verantwortung
                      Die Verantwortung für       verbleibt innerhalb der     Eine zentrale Lösung
                      eine termingerechte         eigenen Bank IT. Die        ergibt im besten Fall
                      Umsetzung liegt             Weiterentwicklungen         möglichst geringe
                      grundsätzlich bei der       sowie der Betrieb sind      Anpassungsbedarfe bei
                      Bank, kann aber durch       ebenso eigenständig zu der Bank und erfordert

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Option 1                    Option 2                    Option 3

                      «Single Purpose»            Aufbau einer                Outsourcing
                      Aufbau                      zukunftsfähigen IP-
                                                  Infrastruktur

                      Zukauf bei dem KBS          koordinieren. Dies          wenig eigenes IP
                      Anbieter teilweise          erfordert den               spezifisches Knowhow.
                      ausgelagert werden.         rechtzeitigen Aufbau
                                                  entsprechender
                                                  Fachexpertise und
                                                  Ressourcen.

Abhängigkeiten        Mittel                      Gering                      Gering bis Mittel

                      Im Falle eines externen Durch die vollständig           Durch standardisierte
                      Zukaufs entstehen           internalisierte             und dokumentierte
                      zusätzliche                 Umsetzung entstehen         Schnittstellen leitet sich
                      Abhängigkeiten von          systemseitig keine          nur eine geringe
                      dem KBS-Anbieter.           externen                    fachliche Abhängigkeit
                      Hierbei müssen die          Abhängigkeiten.             zum Serviceprovider
                      Banken darauf achten,                                   ab, da diese
                      dass die Schnittstellen                                 Schnittstellen auch
                      vollständig                                             durch andere Produkte
                      dokumentiert sind, da                                   und Systeme genutzt
                      sie auch von ausser                                     werden können.
                      erreichbar sein
                      müssen.

Normierungs-          Gering                      Mittel                      Hoch
potentiale
                      Die weitgehend              Eine Bankinterne            Eine Vielzahl von
                      individuelle                Normierung der              Banken werden die
                      Implementierung und         Schnittstellen              implementierten
                      Entwicklungen sind          gewährleistet die           Prozesse und
                      grösstenteils auf die       einfache Adaption an        Schnittstellen zwischen
                      singulären Bedürfnisse      zukünftige Use Case         dem Dienstleister und
                      der einzelnen Bank          und Produkte.               den Kernbanken-
                      oder eines                                              systemen unterstützen.
                      Kernbankensystems                                       Diese sind dann auch
                      zugeschnitten.                                          für weitere Produkte
                                                                              nutzbar.

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Option 1                   Option 2                    Option 3

                       «Single Purpose»           Aufbau einer                Outsourcing
                       Aufbau                     zukunftsfähigen IP-
                                                  Infrastruktur

Zukunftsfähigkeit      Gering                     Hoch                        Hoch

                       Singuläre Umsetzung        Einfache Erweiterung        Einfache Erweiterung
                       von IP als zusätzliche     durch entsprechende         durch normierte
                       Verarbeitungsstränge       Architektur.                Schnittstellen des
                       oder proprietäre                                       Serviceanbieters.
                       Lösung im KBS.

Kosten                 Hoch                       Mittel                      Gering bis Mittel

                       Einsparung beim            Kosten für den eigenen Dieser Ansatz
                       initialen Aufbau, jedoch Aufbau, aber keine            ermöglicht am besten
                       doppelte Wartungs-         redundanten Kosten für die Realisierung von
                       und Betriebskosten         Wartung und Betrieb         Skaleneffekten, sowohl
                                                                              bei der
                                                                              Implementierung als
                                                                              auch bei den Betriebs-
                                                                              und Wartungskosten.

Tabelle 1 – Übersicht und Bewertung der Handlungsoptionen

Bei der Gegenüberstellung der Optionen lässt sich folgendes zusammenfassen:

Option 1 – unabhängig von der Ausprägung – ist nicht zu empfehlen. Die Banken
sollten das Bedürfnis überwinden, auch unter dem Zeitdruck den Weg des geringsten
Widerstands       zu    gehen     und sich       gut   mit    weiteren vorhandenen           Optionen
auseinandersetzten.

Option     2   – empfiehlt        sich für      Banken mit        einem stark        individualisierten
Kernbankensystem oder gar einer Eigenentwicklung und somit einer starken und
leistungsfähigen IT. Diese mögen sich mit der Umsetzung einer individuellen
Entwicklung am besten anfreunden können, um externe Abhängigkeiten auf ein
Minimum zu reduzieren. Es ist jedoch darauf zu achten, dass sich bildende de-facto
Marktstandards nicht unberücksichtigt bleiben und Standards, die bspw. Hersteller von

https://core.se/de/techmonitor/swiss-instant-payments-buerde-oder-opportunitaet              Seite 17|21
Kernbankensystemen, Banken oder andere Marktteilnehmer (auch international!)
definieren Standards und diese sind unbedingt vorab zu identifizieren und sollten
entsprechend Berücksichtigung finden.

Option 3 – kann sowohl für kleinere Banken sinnvoll sein, die keine entsprechende
Expertise oder Budgets für eine eigene Integration haben, aber auch für grössere
Banken, die von der zu erwarteten Normierung der Prozesse und Schnittstellen
profitieren. Diese Ausgestaltung gibt es jedoch in Reinform aktuell nicht mehr als
Initiative auf dem Schweizer Bankenmarkt; sollte dies dennoch für Banken (welche
bspw. den reinen Zahlungsverkehr nicht als Teil ihrer Differenzierungsstrategie
betrachten) jedoch als valide Option angesehen werden, sollten vorhandene
Partnerschaften identifiziert und evaluiert sowie ggfs. ein neues Vorhaben abgestimmt
werden.

5    Conclusio

IP wird auch in der Schweiz kurzfristig Realität werden und die Entwicklungen in
anderen Ländern zeigen, dass Kunden dies schnell als «New Normal» akzeptieren und
fordern werden. Eine umfassende strategische Positionierung des Produktes, eine
vermeintlich simple Umsetzung („Single-Purpose Strecke“ oder „Receiving Only“) oder
gar einen Weg umher gibt es folglich nicht und dieser ist auch nicht von Nöten. Vielmehr
erfordert IP-readiness einen umfassenden Umbau in den IT-Landschaften und
Prozessen der Banken, sodass die Wahl nur zwischen viel und sehr viel Aufwand
getroffen werden kann. Der Handlungsbedarf bei den Banken sich zeitnah für eine
Strategie für die Einführung von IP zu entscheiden ist somit evident. Eine verspätete
Einführung führt nur dazu, dass kurz vor der Einführung Re-Priorisierungen notwendig
werden und diese in Summe zu zusätzlichem Aufwand und Probleme führen. Gut
beraten ist man daher diese umfassenden Anpassungen als Chance zu verstehen und
den Gestaltungsraum aktiv zu nutzen, um die Strukturen und technische Schulden zu
bereinigen, in der Folge Kosten zu reduzieren und auf Basis IP bereits innovative
Produkte auf dem neuen Standard am Markt positionieren.

https://core.se/de/techmonitor/swiss-instant-payments-buerde-oder-opportunitaet   Seite 18|21
Quellen

1. Abbildung 1: Anteil und Entwicklung von SCT-Inst am gesamten europäischen
Credit-Transfer Volumen – European Payments Council
2. Abbildung 2: Verbreitung von Instant Payment in Europa – European Payments
Council
3. Abbildung 3: Von einer IP-Umsetzung betroffene Geschäftsbereiche und
Leistungen – CORE basierend auf BIAN capability Map

https://core.se/de/techmonitor/swiss-instant-payments-buerde-oder-opportunitaet   Seite 19|21
Fabian Meyer leitet als Managing Partner den internationalen
                              Geschäftsaufbau von CORE. Er verantwortet die Umsetzung
                              komplexer        IT-Projekte        mit      dem           Schwerpunkt        auf
                              Digitalisierungsvorhaben in der Bankenindustrie. Er verfügt über
                              mehrjährige     Beratungserfahrung        im     Bankensektor        sowie    im
                              Transformation Engineering.

                              Mail: fabian.meyer@core.se

                              Kenneth Chu Sam ist als Transformation Director auf die
                              Entwicklung von IT-Strategien und Umsetzung von innovativen IT-
                              Lösungen      spezialisiert.   Er   unterstützt       unsere    Klienten     und
                              Klientinnen mit seiner Expertise in der end-to-end Konzeption von
                              digitalen Zahlungsprodukten, in der Entwicklung von Cloud-basierten
                              Plattform-Lösungen        sowie      in    der        Steuerung      von     IT-
                              Transformationsprojekten.

                              Mail: kenneth.chu-sam@core.se

                              Tobias Krück ist Expert Director bei CORE. Seine Expertise in der
                              Bankenindustrie liegt im Zahlungsverkehrsmarkt und Kernbanken-
                              systemen. Seine Schwerpunkte sind Payment Schemes, CSMs sowie
                              digitale Zahlverfahren. Tobias unterstützt unsere Klienten und
                              Klientinnen bei der Konzeption von Zahlungsverkehrssystemen, IT-
                              Migrationen      im    Finanzsektor       und     der      Umsetzung        sowie
                              Projektmanagement von IT-Infrastrukturprojekten.

                              Mail: tobias.krueck@core.se

                              Tatsiana Bychkouskaya ist Transformation Managerin bei CORE.
                              Zu ihren Schwerpunkten zählen Projektmanagement, Digitale
                              Transformation,       Zahlungsverkehrsmarkt            sowie    IT-Infrastruktur-
                              projekte.     Mit     ihrem     Hintergrund           in   Technologie       und
                              Innovationsmanagement          unterstützt      sie    unsere    Klienten    und
                              Klientinnen aus dem Finanzsektor bei der Strategieentwicklung, bei
                              der Umsetzung komplexer IT-Transformationen sowie bei der
                              Konzeption von Zahlungsverkehrssystemen und -produkten.
                              Mail: tatsiana.bychkouskaya@core.se

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CORE SE                                        COREtransform GmbH
  Am Sandwerder 21-23                            Am Sandwerder 21-23
  14109 Berlin | Germany                         14109 Berlin | Germany
  https://core.se/                               https://core.se/
  Phone: +49 30 263 440 20                       Phone: +49 30 263 440 20
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  COREtransform GmbH                             COREtransform Ltd.
  Limmatquai 1                                   Canary Wharf, One Canada Square
  8001 Zürich | Helvetia                         London E14 5DY | Great Britain
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  DIFC – 105, Currency
  House, Tower 1
  P.O. Box 506656
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