SYMPHONIEORCHESTER DES BAYERISCHEN RUNDFUNKS - 3./4./5.6.2021 Philharmonie - Symphonieorchester des ...

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SYMPHONIEORCHESTER DES BAYERISCHEN RUNDFUNKS - 3./4./5.6.2021 Philharmonie - Symphonieorchester des ...
SYMPHONIEORCHESTER DES BAYERISCHEN RUNDFUNKS

 3./4./5.6.2021    20 / 21      Philharmonie
SYMPHONIEORCHESTER DES BAYERISCHEN RUNDFUNKS - 3./4./5.6.2021 Philharmonie - Symphonieorchester des ...
Donnerstag 3.6.2021
Freitag 4.6.2021
18.00 Uhr – ca. 19.15 Uhr
20.30 Uhr – ca. 21.45 Uhr

Samstag 5.6.2021
19.00 Uhr – ca. 20.15 Uhr

Philharmonie im Gasteig

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                            Programm
SYMPHONIEORCHESTER DES BAYERISCHEN RUNDFUNKS - 3./4./5.6.2021 Philharmonie - Symphonieorchester des ...
MITWIRKENDE

ANDRIS NELSONS
Leitung

BAIBA SKRIDE
Violine

SYMPHONIEORCHESTER DES
BAYERISCHEN RUNDFUNKS

LIVE-ÜBERTRAGUNG IN SURROUND
im Radioprogramm BR-KLASSIK
Freitag, 4. Juni 2021
20.05 Uhr René Gröger im Gespräch mit Andris Nelsons
20.30 Uhr Konzertübertragung

ON DEMAND
Das Konzert ist in Kürze auf www.br-klassik.de als Audio abrufbar.

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                                                    Mitwirkende
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PROGRAMM

DMITRIJ SCHOSTAKOWITSCH
Konzert für Violine und Orchester Nr. 2 cis-Moll, op. 129
   • Moderato – Allegretto
   • Adagio
   • Adagio – Allegro

DMITRIJ SCHOSTAKOWITSCH
Symphonie Nr. 9 Es-Dur, op. 70
   • Allegro
   • Moderato
   • Presto –
   • Largo –
   • Allegretto

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                                            Programm
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AM WENDEPUNKT DES LEBENS
Zu Dmitrij Schostakowitschs Zweitem Violinkonzert

Jörg Handstein            Am 25. September 1966          Entstehungszeit
                          feierte Dmitrij Dmitrije-      Ende Winter / Anfang
                                                         Frühling – 18. Mai 1967
witsch Schostakowitsch seinen 60. Geburtstag.            Widmung
Oder vielmehr: Die halbe Sowjetunion feierte ihn.        David Oistrach
In vielen Städten fanden Jubiläumskonzerte statt,        Uraufführung
                                                         Nach einer Art »Probelauf«
in Leningrad war das Festival »Weiße Nächte« ganz        in Bolschewo am 13. Sep-
seinem Schaffen gewidmet. Die Partei beschenkte          tember erfolgte die offizielle
den Jubilar mit zwei neuen Orden sowie dem noch          Premiere am 26. Oktober
                                                         1967 in Moskau.
nie einem Künstler verliehenen Titel »Held der so-       Den Solopart spielte David
zialistischen Arbeit«. »Sehr zahlreich sind auch         Oistrach, Kyrill Kondraschin
seine anderen Ehrentitel. [...] Sehr zahlreich sind      dirigierte die Moskauer
                                                         Philharmoniker.
auch seine höchst verantwortungsvollen Verpflich-        Lebensdaten des
tungen und Funktionen.« So lobte er sich selbst,         Komponisten
natürlich ironisch, in seiner fiktiven und satirischen   12. (25.) September 1906
                                                         in St. Petersburg –
Vorrede zur Gesamtausgabe meiner Werke op. 123.          9. August 1975 in Moskau
Längst war er nicht mehr der Volksfeind Schosta-
kowitsch, sondern »Volkskünstler der UdSSR«,
ja der bedeutendste Repräsentant der sowjetischen
Musik. Dmitrij Schostakowitsch auf dem Gipfel
seines Lebens? In Wirklichkeit ging es ihm elend.
Im Mai hatte er seinen ersten Herzinfarkt, und nun
litt er noch immer an den Folgen. Das Herzleiden
sollte ihn nicht mehr loslassen und schließlich zu
seinem Tod beitragen.

In Boris Pasternaks Roman Doktor Schiwago (1957)
stellt der Titelheld mit Blick auf die sowjetischen
Intellektuellen eine erstaunliche Diagnose: »Heut-
zutage treten immer öfter mikroskopisch winzige
Blutgerinnsel im Herzen auf. [...] Es ist eine Krank-
heit der jüngsten Zeit. Den meisten von uns wird
ständig eine zum System erhobene Heuchelei ab-
verlangt. Ohne Folgen für die Gesundheit kann
man sich nicht tagtäglich anders geben, als man
fühlt [...]. Das Nervensystem ist ein aus Fasern
bestehender physikalischer Körper. Unsere Seele
                                                         4
                                                         Dmitrij Schostakowitsch
                                                         Violinkonzert Nr. 2, op. 129
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Dmitrij Schostakowitsch am 25. September 1966 in Moskau – im Konzert zu Ehren
seines 60. Geburtstages

sitzt in uns, wie die Zähne im Mund. Man kann ihr nicht ungestraft Gewalt
antun.« Genau das aber tat Schostakowitsch mit seinen Verpflichtungen und
Funktionen. Wie sehr ihn das stresste, zeigen Fotos und Fernsehbilder, wo
er verkrampft, nervös, wie von innen her gehetzt wirkt. Als man ihn 1960
in die Partei komplimentierte, erlitt er einen Nervenzusammenbruch. Aber
er hatte gelernt, sich zu verstellen. Seine wahren Gefühle vertraute er nur
engsten Freunden und seiner Musik an.

Nach dem Herzinfarkt komponiert er acht Monate keine Note, obwohl ihm
die Rekonvaleszenz genug Ruhe beschert. Völlige Blockade. Er denkt an
Sibelius, der bereits im Alter von 54 verstummt ist: »Sibelius selbst hat
Cognac gesoffen und Schallplatten gehört. So sollte es mir mal gehen.« Auch
das Rauch- und Trinkverbot trifft ihn hart, symptomatisch für seine ganze
Situation. Er hat das Gefühl, an einem Wendepunkt zu stehen. Seinem Freund
Isaak Glikman bekennt er, vom Leben keine Freude mehr erwarten zu kön-
nen, nur noch »sehr viele schreckliche Ereignisse«. Davon hatte er ja schon
genug erlebt: die Hetzkampagnen, den Tod seiner ersten Frau, die Lähmun-
gen im rechten Arm, den folgenschweren Beinbruch. Aber gerade jetzt, auf
dem Tiefpunkt dieser Lebenskrise, gelingt ihm mit den Romanzen nach
Worten von Alexander Blok wieder ein herausragendes Werk. Noch immer
in Selbstzweifeln, behauptet er zwar, dieser Wurf verdanke sich nur einer
halben Flasche Cognac, die er heimlich in Abwesenheit seiner Frau gelehrt
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                                                        Dmitrij Schostakowitsch
                                                        Violinkonzert Nr. 2, op. 129
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Dmitrij Schostakowitsch und David Oistrach (1972), vor der Uraufführung von
Schostakowitschs 15. Symphonie

habe, doch das Eis beginnt wirklich zu brechen. Am 8. April meldet er Glik-
man: »Sehr langsam und nur mit Mühe, indem ich Note für Note aus mir
herauspresse, schreibe ich ein Violinkonzert.«

Einen ersten Anlauf hatte er mit einer großen Orchestereinleitung unter-
nommen, aber nach 136 Takten wieder abgebrochen. Auch deshalb zog sich
die Arbeit so lange hin. Mit dem zweiten Versuch fand er schließlich das be-
sondere Konzept dieses Werkes: »Im neuen Konzert wird fast alles von der
Solovioline dargeboten, alles konzentriert sich in ihrem Part, während das
Orchester nur an ihm entlangzuspielen scheint.« Diese Begleitrolle führt auch
zu einer sehr sparsamen Orchestrierung. Gerade im ersten Satz treten die
Blasinstrumente selten und kammermusikalisch subtil hervor. Der Solopart
ist bei Schostakowitsch meist von befreundeten Interpreten inspiriert. Ihre
Spielweise, ihr Musikempfinden, ihr Temperament flossen mit ein in den Kom-
positionsprozess. Zu dem herausragenden Geiger David Oistrach hatte er
eine sehr emotionale Beziehung: »Ich liebe Sie glühend als großen Künstler
und große Persönlichkeit. Ich könnte tonnenweise Papier verbrauchen, um
Ihnen Komplimente zu machen.« Dass Oistrach das ihm zugedachte Konzert
gerne annahm und spielte, machte Schostakowitsch sehr glücklich. Oistrach
empfand nur das cis-Moll als etwas ungewohnt: »Ich muss sagen, das ist
eine sehr seltene Tonart für Violinkonzerte.« Was findet man sonst Großes
in cis-Moll? Mahlers Fünfte, erster Satz. Chopins Scherzo Nr. 3, Beethovens
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                                                          Violinkonzert Nr. 2, op. 129
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Dmitrij Schostakowitsch
  am Radio (1960er Jahre)

Streichquartett op. 131 und, natürlich, die Mondscheinsonate. Nicht viel. Es
sind Ausnahmewerke, die in Extreme ausschlagen, und vielleicht wollte
Schostakowitsch auch mit der Tonart ausdrücken, wie es ist, aus der Spur
geworfen zu sein.

Leise, aber eindringlich, auf einem brüchigen, schwankenden Fundament,
hebt die Violine an zu singen. Die ersten Töne spielen an auf die Mondschein-
sonate, dann entfaltet sich das Motiv zu einer langen, immer weiter aus-
schwingenden Melodie. Wie immer bei Schostakowitsch, bewirken dabei erst
die tonalen Verschiebungen und Verspannungen die eigentliche Ausdrucks-
kraft. Neben diesem lyrischen Monolog basiert der erste Satz auch auf einem
tänzerischen, aber in seiner Bewegung wie erstarrten Motiv. Es tritt fahl
und geisterhaft auf und steigert sich zu einem wilden Tanz wie von einer
grotesken Puppe. Am Bezugshorizont dieses Themas steht die Kantate Die
Hinrichtung des Stepan Rasin (1964), mit dessen Schicksal sich Schosta-
kowitsch wohl identifizierte. Diese Episode mündet in ein drittes Thema, eine
helle, federnde Melodie von wenigen, eingängigen Tönen. Es ist ein Schlager
aus den Zwanzigerjahren (Bubliki), den Schostakowitsch sehr liebte und der
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                                                    Violinkonzert Nr. 2, op. 129
ihn an seine Jugend erinnerte. Was bleibt, ist Leere und Leid, in das die ein-
same Violine mit der Reprise des Hauptthemas zurückfällt.
Spuren dieses Themas finden sich auch im ergreifenden Adagio. Die Violine
zieht sich nun ganz in einen erdfernen, wie abgekapselten Innenraum aus
Trauer und Schmerz zurück. Vorausweisend auf spätere Werke von Schosta-
kowitsch, nimmt die Melodie bisweilen zwölftönige Züge an, Ausdruck von
absoluter, hilfloser Verlorenheit.
Das Finale kommt wie früher aus der lustigen Welt der Offenbachiaden und
Foxtrott-Eskapaden. Rasant galoppieren Schostakowitschs Lieblings-Rhyth-
men (kurz-kurz-lang), reaktionsschnell spielen Solist und Orchester Ping
Pong. In der schwierigen Kadenz darf der Solist sogar ein wenig Akrobatik
zeigen. Und doch laufen motivische Dichte, Chromatik und Zitate aus dem
ersten Satz etwas gegen den leichten Unterhaltungscharakter. Der Humor
wirkt, etwa im Vergleich zum feurigen Cellokonzert Nr. 2 (1966), eher grim-
mig, in sich verschlossen, lakonisch.
Der Musikwissenschaftler Detlef Gojowy beobachtete in diesem Konzert
einen »Prozess der Atomisierung«: Winzige motivische Zellen prägen die
Substanz des Ganzen. »Diese Musik lebt aus ihren Mikrostrukturen – da-
runter bleibt der Boden düster und rätselhaft.« Damit steht Schostakowitsch
an der Schwelle zu seinem Spätwerk, das sich mehr als zuvor durch Reduk-
tion und Gebrochenheit, Introversion und Reflexion auszeichnet. In diesen
Strukturen schwingen feinere Botschaften und Bedeutungen mit, sie stellen
Fragen zu Leben und Tod, ohne gleich die Antworten mitzuliefern.

Den ersten Aufführungen seines Zweiten Violinkonzertes konnte Schosta-
kowitsch nicht beiwohnen, ein erneuter Beinbruch hielt ihn wieder mona-
telang im Krankenhaus fest. Aber er bekam einen Tonbandmitschnitt aus
Bolschewo, den er wiederholt laufen ließ, und er hörte eine Radioübertra-
gung aus London. »Mein Konzert klang in Ihrer Darbietung wunderbar,«
schrieb er Oistrach, »ich hatte sehr viel Freude daran.«

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»NICHT DIE SPUR EINER
BEWEIHRÄUCHERUNG«
Zu Dmitrij Schostakowitschs Neunter Symphonie

Christian Wildhagen »Es scheint, die Neunte             Entstehungszeit
                         [Symphonie] ist eine Gren-     Winter 1944/1945 –
                                                        August 1945
ze. Wer darüber hinaus will, muß fort. Es sieht aus,    Uraufführung
als ob uns in der Zehnten etwas gesagt werden           3. November 1945 in
könnte, [...] wofür wir noch nicht reif sind.« Worte,   Leningrad unter der Leitung
                                                        von Jewgenij Mrawinskij
die einem Mythos huldigen – Worte Arnold Schön-         Lebensdaten des
bergs, gesprochen im Andenken an Gustav Mahler,         Komponisten
der tatsächlich vor der Vollendung seiner Zehnten       12. (25.) September 1906
                                                        in St. Petersburg –
Symphonie gestorben war. Das Schicksal, so schien       9. August 1975 in Moskau
es, hatte mit Mahlers frühem Tod ein weiteres Op-
fer unter jenen großen Symphonikern gefordert,
die so vermessen waren, die geheiligte Neunzahl zu
überschreiten. So wenig wir heute, in einer gründ-
lich ernüchterten Welt, noch willens oder fähig sind,
das Menetekel der Neunten Symphonie unbefragt

                                                        Dmitrij Schostakowitsch
                                                        1940er Jahre

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                                                        Dmitrij Schostakowitsch
                                                        Symphomie Nr. 9, op. 70
Josef Stalin (1936)

dem Wirken höherer Mächte zuzuschreiben – als nehme das Schicksal den
Komponisten immer gerade zur rechten Zeit die Feder aus der Hand –, so
nachdenklich stimmt es doch, wie wenige bedeutende Komponisten seit Haydn
und Mozart über die ominöse Grenze gelangt sind. Nach dem Fanal Beet-
hovens scheiterten auch Bruckner und Mahler, Dvořák, Vaughan Williams
und jüngst erst Alfred Schnittke an diesem Schritt. Mit jedem dieser Fälle,
so speziell sie im Einzelnen gelagert sind, erhielt der Nimbus der Neunten
neue Nahrung.
Auf Dmitrij Schostakowitsch lastete damit doppelter Druck, als er mitten im
»Großen Vaterländischen Krieg« seine Siebte, die Leningrader (1941), und
kaum zwei Jahre später seine Achte Symphonie vollendet hatte; die Heraus-
forderung der Neunten fiel zu alledem mit dem Kriegsende zusammen, das
die Sowjetunion mit aufwändigen Siegesfeiern besiegeln wollte. Schosta-
kowitsch erinnerte sich in seinen posthum publizierten Memoiren an diese
Zeit: »Alle Welt umjubelte Stalin, und nun wurde ich in diesen unheiligen
Reigen einbezogen. Der Anlass war sozusagen gegeben. Wir hatten den Krieg
gewonnen. Um welchen Preis, das war unwichtig. [...] Das Imperium hatte
sich ausgedehnt. Von Schostakowitsch forderte man die große Apotheose:
Chor und Solisten sollten den Führer [Stalin] besingen. Auch die Ziffer würde
Stalin gefallen: die Neunte Symphonie! Stalin hörte sich immer genau an,
was Experten und Spezialisten einer bestimmten Branche zu berichten wussten.
Und in diesem Fall versicherten ihm die Experten, ich verstünde meine Sache.
Daraus schloss Stalin, die Symphonie zu seinen Ehren werde von höchster
                                                    10
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Gebäude der Leningrader Philharmonie, Uraufführungsort von Schostakowitschs
Neunter Symphonie

Qualität sein. Man werde stolz sagen können: Hier ist sie, unsere vaterlän-
dische Neunte Symphonie. Ich muss bekennen: Ich gab dem Führer und Lehrer
Anlass zu solchen Träumen, denn ich kündigte an, eine Apotheose schreiben
zu wollen. Ich versuchte zu lügen, und das wandte sich gegen mich.«
Wie kam es dazu? Schon im Winter 1944/1945 hatte Schostakowitsch mit
der Arbeit an einer neuen Symphonie begonnen und ließ verlauten: »Falls
ich einen entsprechenden Text finde, möchte ich sie nicht nur für Orchester
komponieren, sondern auch für Chor und Solisten.« Dann setzte er allerdings
mit Bezug auf Beethoven zweifelnd hinzu: »Ich fürchte jedoch, man könnte
mich dann unbescheidener Analogien verdächtigen.« Inwieweit die damals
entworfene Musik mit der heute bekannten übereinstimmte, muss dahinge-
stellt bleiben; wahrscheinlicher ist, dass Schostakowitschs Zweifel überhand-
nahmen und er den ersten Entwurf – wie vermutlich noch einen zweiten –
kurzerhand vernichtete. Die endgültige Fassung der Neunten entstand jeden-
falls nachweislich erst zwischen dem 26. Juli und dem 30. August 1945. Ob-
schon Schostakowitsch für gewöhnlich sehr zügig komponierte, sobald er
sich einmal über ein Werk im Klaren war, hätten Freunde wie Funktionäre
bereits angesichts dieser erstaunlich kurzen Entstehungszeit ahnen können,
dass es mit dem in Aussicht gestellten Monumentalwerk eine gründlich an-
dere Wendung genommen hatte.
Als Schostakowitsch die neue Symphonie gemeinsam mit dem 30-jährigen
Swjatoslaw Richter in einer vierhändigen Klavierfassung dem »Komitee zu
Fragen der Kunst« vortrug, hagelte es bereits Kritik. Als das Werk dann am
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                                                        Dmitrij Schostakowitsch
                                                        Symphomie Nr. 9, op. 70
Jewgenij Mrawinskij und
                                                    Dmitrij Schostakowitsch
                                                    (1937)

3. November 1945 in Leningrad uraufgeführt wurde – die Leitung hatte der
Schostakowitsch-Vertraute Jewgenij Mrawinskij –, war das Erstaunen umso
größer: Von Chören und Solisten keine Spur, und die befohlene Apotheose
blieb ebenfalls aus. Schostakowitsch hatte, entgegen allen Erwartungen, eine
Symphonie von scheinbar geradezu klassischem Zuschnitt komponiert. Die
Folgen waren absehbar: »Als die Neunte uraufgeführt wurde«, berichtet
Schostakowitsch in seinen Memoiren, »erzürnte sich Stalin ungeheuerlich.
Er fühlte sich in seinen heiligsten Gefühlen verletzt. Es gab [...] nicht die
Spur einer Beweihräucherung des Größten. Es war einfach Musik, die Stalin
nicht verstand und deren Gehalt daher dubios war.« Der linientreue Marian
Kowal wetterte später in der Sowjetskaja Musyka: »Das ganze Volk um-
jubelt unseren genialen Führer Genossen Stalin. Schostakowitsch dagegen
ist ein hässlicher Zwerg. Auf wen zählte er, als er in seiner Neunten Sym-
phonie den leichtsinnigen Yankee darstellte, statt das Bild des siegreichen
sowjetischen Menschen zu schaffen?«

Ja, worauf zählte Schostakowitsch? Gewiss ging es ihm nicht um den sich
abzeichnenden Ost-West-Gegensatz! In der Neunten haben wir es vielmehr
mit dem Ausdruck von sehr persönlichen Gefühlen nach dem Ende des
Zweiten Weltkriegs zu tun. Mehr noch: Hinter der Maske eines äußerlich
harmlosen Stil-Imitats verbirgt sich ein tieferer programmatischer Gehalt.
Betrachten wir die einzelnen Sätze darauf hin genauer.
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Der Kopfsatz (Allegro) des knapp halbstündigen Werks ist häufig als Nach-
ahmung oder sogar als Parodie des klassischen Symphoniestils im Sinne
von Haydn und Mozart gedeutet worden. Tatsächlich folgt Schostakowitsch
dem tradierten Muster der Sonatensatzform in keiner seiner übrigen Sympho-
nien derart streng und nachgerade pedantisch wie in der Neunten. Die Form-
teile Exposition, Durchführung und Reprise werden mit schulmäßiger Genauig-
keit bedient, und nicht einmal auf die übliche Wiederholung der Exposition
wollte der Komponist verzichten. Bedenkt man, welche Entwicklung das Form-
verständnis namentlich seit Beethoven genommen hatte, so kann dieser Re-
kurs auf ein unberührtes klassisches Ideal nur als bewusster künstlerischer
Rückzug, womöglich gar als ostentative Verweigerung gedeutet werden. Denn
sowohl durch den Zuschnitt des Satzes wie auch durch den heiter-sarkas-
tischen Tonfall der Themen ist vom ersten Moment an klar: So beginnt keine
Neunte in der Nachfolge Beethovens, Bruckners oder Mahlers – und so be-
ginnt erst recht kein Repräsentationskunstwerk für staatliche Siegesfeiern.
In dem überwiegend leichten, mitunter humorvoll-frivolen Ton der Musik,
der auch wieder Schostakowitschs erklärte Vorliebe für Rossini bezeugt,
mag etwas nachschwingen von den glücklichen Umständen der Entstehung:
die Erleichterung über das Kriegsende und die entspannte Atmosphäre des
unbeschwerten Arbeitssommers, den Schostakowitsch in der Komponisten-
residenz Iwanowo verbrachte. Doch man sollte der Idylle nicht vorschnell
trauen – dazu ist etwa die Instrumentation viel zu unkonventionell und stre-
ckenweise alles andere als harmlos. So scheint hier die fahle Piccolo-Flöte
wiederholt der klassischen Querflöte den Rang streitig zu machen, mehrmals
gerät das schwere Blech gefährlich außer Rand und Band, und über der Durch-
führung ballen sich düstere Klangwolken zusammen. Sofern man dann noch
berücksichtigt, dass der anapästische Marschrhythmus der kleinen Trommel zu
jenen Requisiten in Schostakowitschs Tonsprache gehört, die programmatisch
für Gewalt, Krieg und Unterdrückung stehen können, hat das heile Bild einer
konfliktlosen klassischen Symphonie bereits tiefe Risse bekommen.

Spätestens mit dem zweiten Satz werden die Zweifel Gewissheit: Dieses
Moderato versagt sich der großen Geste ebenso wie jeder eindeutigen Stim-
mung und Emotion. Die intime, seltsam in sich kreisende Musik ist in ein
Helldunkel voll fragender Nachdenklichkeit gehüllt; überraschend eingescho-
bene Taktwechsel stören ihren allzu geraden metrischen Verlauf, und der
häufige Gebrauch von offenen Quintparallelen in den Mittelstimmen – in der
Klassik ein technischer Sündenfall par excellence! – verleiht der Harmonik
eine eigentümlich schematische Statik. Der verhaltene Adagio-Schluss ent-
rückt dann vollends in jene gespenstisch-gelöste Atmosphäre, die bei Schosta-
kowitsch häufig dieselbe Wirkung hat wie ein Lichtstrahl über Gräberfeldern.
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                                                    Dmitrij Schostakowitsch
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Wie um diese unbotmäßigen Schatten zu vertreiben, schlägt das nachfol-
gende Scherzo (Presto) virtuose und betont ausgelassene Töne an. Ballett-
musik Tschaikowskys scheint freundlich hereinzugrüßen, und mitunter wird
sogar eine gewisse Nähe zu Prokofjew spürbar. Doch auch diese Heiterkeit
erweist sich als zwanghaft und inszeniert. Schon das herausfordernde Trom-
petensolo im Trio erweckt mit seinem »Auf in den Kampf!«-Gestus eher
Assoziationen an Zirkusmusik und dressierte Akrobaten. Gegen Ende dann
verliert die vorwärtstreibende Rhythmik alle Kraft, die Musik verbreitert sich
und bekommt fragenden Charakter.
Im unmittelbar anschließenden vierten Satz (Largo) öffnet sich der Vorhang
über einer imaginären Szene: Das schwere Blech ruft zum Gericht – zum
Jüngsten womöglich; die Nähe zu Wagners Götterdämmerung und den Kata-
komben aus Mussorgskys Bildern einer Ausstellung ist jedenfalls unüber-
hörbar. Zwischen den Posaunenrufen ertönt der einsame Monolog eines ho-
hen Fagotts – Totenklage um die ungezählten Opfer des Weltkriegs, vielleicht
aber auch um die ungenannten des Stalinismus.
Nach dem völligen Verlöschen der Musik wandelt sich der Charakter mit Be-
ginn des Finales (Allegretto) abermals schlagartig: Eine etwas verzopfte, ein-
fältige Melodie des Fagotts steigt aus dem Dunkel auf – mit ähnlichen Mit-
teln hatte Schostakowitsch einst den bärbeißigen Boris Ismailow in seiner
Lady Macbeth von Mzensk (1934) karikiert. Die Musik kommt zögernd in
Gang, geht in eine drehleierartige Passage der Bläser über, bevor das Fagott-
Thema ein zweites Mal vom ganzen Orchester gespielt wird. Hierauf präsen-
tieren die Streicher eine zweite, straff rhythmisierte Themengruppe, die sich
wiederum als bedeutungsvolle Anspielung erweist – diesmal auf den Revo-
lutionsmarsch aus dem Finale von Beethovens Eroica. Mit dieser Allusion
ist ein weiter Assoziationsspielraum eröffnet – erinnert sei nur an das ebenso
problematische Verhältnis Beethovens zu Napoleon, dem siegreichen Des-
poten seiner Zeit. Im weiteren Verlauf variiert Schostakowitsch beide The-
mengruppen und kombiniert sie in unterschiedlicher Weise. Plötzlich meldet
sich das drohende tiefe Blech zurück, und die Musik kulminiert nach einer
gewaltigen Steigerung in einem Geschwindmarsch in Es-Dur – der »hero-
ischen« Tonart von Beethovens Dritter Symphonie! Doch die Siegesparade
gerät rasch aus dem Tritt: Keck bläst die Zirkustrompete des Scherzos da-
zwischen, zieht den Triumph ins Lächerliche. Und schließlich komplimen-
tiert sich die Musik mit viel »Tschingbum!« und »Trara!« selbst hinaus ...

»Stalin hat ganz gewiss nie an seiner Genialität und seiner Größe gezwei-
felt«, heißt es rückblickend in Schostakowitschs Memoiren. »Doch als der
Krieg gegen Hitler gewonnen war, schnappte er vollends über. Er war wie
der Frosch in der Fabel, der sich zur Größe des Stiers auf blies. Mit dem einen
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                                                      Dmitrij Schostakowitsch
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Der erste Kongress des Komponistenverbandes der RSFSR (1948), hier wurde Schosta-
kowitschs Neunte Symphonie massiv attackiert und verboten

Unterschied, dass auch seine gesamte Umgebung den Frosch Stalin für einen
Stier hielt und ihm die entsprechenden Ehren erwies.« Schostakowitsch hat
dem Diktator diese verlogene Ehrung verweigert: »Ich konnte keine Apo-
theose auf Stalin schreiben, konnte es einfach nicht.« Ärger noch: Seine Neunte
scheint den Heroismus des sowjetischen »Stiers« sogar gründlich zu demas-
kieren.
Die Strafe folgte. Anfang 1948 brach ein Scherbengericht über den Kom-
ponisten herein, seine Werke wurden abgesetzt und verboten. Erst fünf Jahre
später, nach dem Tod Stalins 1953, war die Zeit reif für eine neue Symphonie –
eine ohne humorvolle Maske. Es wurde Schostakowitschs gnadenlose Ab-
rechnung mit dem Despoten. Und es wurde seine Zehnte.

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                                                        Dmitrij Schostakowitsch
                                                        Symphomie Nr. 9, op. 70
16
Biographie
Baiba Skride
BAIBA SKRIDE
Die lettische Geigerin Baiba Skride entstammt einer Musikerfamilie und
begann ihr Musikstudium in ihrer Heimatstadt Riga. 1995 wechselte sie an
die Hochschule für Musik und Theater in Rostock zu Petru Munteanu. Der
Erste Preis beim renommierten »Concours Reine Elisabeth« in Brüssel 2001
ebnete ihr den Weg zu den großen Symphonieorchestern weltweit, darunter
die Berliner Philharmoniker, das Gewandhausorchester Leipzig, das Boston
und Chicago Symphony Orchestra, das New York Philharmonic Orchestra,
das Concertgebouworkest Amsterdam, das Orchestre de Paris, das London
Symphony und London Philharmonic Orchestra, das Royal Stockholm Phil-
harmonic Orchestra, Sydney Symphony Orchestra, Shanghai Symphony Or-
chestra und das NHK Symphony Orchestra in Tokio. Dabei arbeitet sie mit
namhaften Dirigenten und Dirigentinnen wie Marin Alsop, Christoph
Eschenbach, Edward Gardner, Susanna Mälkki, Andris Nelsons, Yannick
Nézet-Séguin, Tugan Sokhiev, John Storgårds und Juraj Valčuha. Einen wich-
tigen Stellenwert in der künstlerischen Arbeit der Geigerin nimmt die zeit-
genössische Musik ein. 2017 brachte sie Sofia Gubaidulinas Tripelkonzert
für Violine, Violoncello und Bajan (eine osteuropäische Form des Akkorde-
ons) beim Boston Symphony Orchestra zur Uraufführung und präsentierte
das Werk anschließend auch in den Niederlanden, in Deutschland und in
Frankreich. Auch als Kammermusikerin ist Baiba Skride ein begehrter Gast
auf den internationalen Konzertpodien. Mit ihrem 2016 gegründeten Skride
Piano Quartet trat sie bisher u. a. im Amsterdamer Concertgebouw, im Wie-
ner Musikverein, in der Londoner Wigmore Hall sowie im Pariser Louvre
auf. Außerdem musiziert sie im Trio mit ihrer Schwester Lauma Skride und
Stefan Dohr sowie im Quintett mit Alban Gerhardt, Brett Dean, Gergana
Gergova und Micha Af kham. Die Bandbreite von Baiba Skrides Repertoire
spiegelt sich auch in ihrer Diskographie wider. 2020 veröffentlichte sie die
fünf Mozart-Konzerte mit dem Swedish Chamber Orchestra unter Eivind
Aadland, für die sie bereits begeisterte Kritiken erhielt. Ebenfalls unter der
Leitung von Eivind Aadland erschien mit dem WDR Sinfonieorchester ein
Bartók-Album mit dem Zweiten Violinkonzert und den beiden Violin-Rhap-
sodien. Auf dem Album Amercian Concertos hat Baiba Skride die Violin-
konzerte von Erich Wolfgang Korngold und Miklós Rózsa sowie die Sere-
nade für Violine und Orchester von Leonard Bernstein eingespielt. Ihre
Debüt-CD mit dem Skride Quartet umfasst Werke von Mozart, Brahms und
Mahler. Mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks spielte
sie 2007 das Beethoven-Konzert unter Pietari Inkinen in Bad Kissingen. In
München begrüßt das Orchester sie in dieser Woche erstmals als Gast.

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CD 900185

SCHOSTAKOWITSCH
                               SYMPHONIE NR.10
Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks
Mariss Jansons
„Immer mehr fesselt und berührt Schostakowitschs Musik Menschen
in aller Welt. Wie kaum eine andere ist sie Zeugnis einer schweren
politischen Epoche und zugleich zeitloser Ausdruck existenzieller
menschlicher Empfindungen und Erfahrungen. Für mich persönlich
ist Schostakowitsch einer der ernsthaftesten und aufrichtigsten
Komponisten überhaupt.“ Mariss Jansons

   br-klassik.de/label · Erhältlich im Handel und im BRshop: br-shop.de
SYMPHONIEORCHESTER DES
BAYERISCHEN RUNDFUNKS
Mit der Saison 2023/2024 wird das Symphonieorchester des Bayerischen
Rundfunks seinen neuen Chefdirigenten begrüßen können, der in der Zwi-
schenzeit auch mehrfach am Pult stehen wird: Sir Simon Rattle. Er ist als
sechster Chefdirigent in der Reihe bedeutender Orchesterleiter nach Eugen
Jochum, Rafael Kubelík, Sir Colin Davis, Lorin Maazel und Mariss Jansons eine
Dirigentenpersönlichkeit von großer Offenheit für neue künstlerische Wege.
Das BRSO entwickelte sich schon bald nach seiner Gründung 1949 zu einem
international renommierten Klangkörper. Neben dem klassisch-romantischen
Repertoire gehört im Rahmen der 1945 von Karl Amadeus Hartmann gegrün-
deten musica viva die Pflege der zeitgenössischen Musik zu den zentralen
Aufgaben des Orchesters. Viele namhafte Gastdirigenten wie Leonard Bern-
stein, Georg Solti, Carlo Maria Giulini und Wolfgang Sawallisch haben das
Orchester geprägt. Heute sind Herbert Blomstedt, Franz Welser-Möst, Daniel
Harding, Yannick Nézet-Séguin und Andris Nelsons wichtige Partner. Tourneen
führen das Orchester durch Europa, nach Asien sowie nach Nord- und Süd-
amerika. Von 2004 bis 2019 hatte das BRSO eine Residenz beim Lucerne Easter
Festival. Zahlreiche Auszeichnungen dokumentieren den festen Platz des
BRSO unter den internationalen Spitzenorchestern. Anfang 2019 wurden
die Gastkonzerte in Japan unter der Leitung von Zubin Mehta von japa-
nischen Musikkritikern auf Platz 1 der »10 Top-Konzerte 2018« gewählt.
2020 setzte die Jury des Preises der deutschen Schallplattenkritik die CD
mit Schostakowitschs Zehnter unter Mariss Jansons auf die Bestenliste 1/2020.
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Biographie
Andris Nelsons
ANDRIS NELSONS
Der gebürtige Lette Andris Nelsons – Music Director des Boston Symphony
Orchestra seit 2014/2015 und Gewandhauskapellmeister in Leipzig seit 2018
– zählt heute zu den meistgefragten Dirigenten weltweit. Er wuchs in seiner
Heimatstadt Riga als Sohn einer Musikerfamilie auf und begann seine Kar-
riere als Trompeter im Orchester der Lettischen Nationaloper, bevor er sein
Dirigierstudium aufnahm. Er war Musikdirektor der Lettischen Nationaloper
(2003–2007), der Nordwestdeutschen Philharmonie in Herford (2006–2009)
und des City of Birmingham Symphony Orchestra (2008–2015), mit dem
er große internationale Erfolge feierte und regelmäßig bei Festivals wie dem
Lucerne Festival, den BBC Proms und den Berliner Festspielen auftrat. Auch
mit seinen Orchestern in Boston und Leipzig hat Andris Nelsons eine Reihe
erfolgreicher Tourneen absolviert. Zudem initiierte er eine Kooperation zwi-
schen den beiden Klangkörpern, die im November 2019 ihren bisherigen
Höhepunkt erlebte: Das Gewandhausorchester gastierte mit zwei Program-
men in der Symphony Hall in Boston, anschließend dirigierte Andris Nelsons
drei weitere Konzerte mit den vereinten Orchestern. Neben seinen Verpflich-
tungen in Boston und Leipzig ist Andris Nelsons als Gastdirigent bei renom-
mierten Orchestern in aller Welt zu erleben, so beim Concertgebouworkest
Amsterdam, beim New York Philharmonic Orchestra, beim Philharmonia Or-
chestra London, bei den Berliner Philharmonikern und den Wiener Philhar-
monikern, deren prestigeträchtiges Neujahrskonzert er im Jahr 2020 leitete.
Operndirigate führen Andris Nelsons u. a. an das Royal Opera House Covent
Garden in London, an die Metropolitan Opera in New York, an die Wiener
und Berliner Staatsoper sowie zu den Bayreuther Festspielen. Als Exklusiv-
partner der Deutschen Grammophon arbeitet Andris Nelsons derzeit an zwei
herausragenden CD-Editionen: einem Zyklus aller Schostakowitsch-Sym-
phonien mit dem Boston Symphony Orchestra, für den er bereits mit vier
Grammys ausgezeichnet wurde, und einem von der Presse ebenfalls hoch-
gelobten Bruckner-Zyklus mit dem Gewandhausorchester. Bereits 2019 war
Andris Nelsons’ Gesamtaufnahme der Beethoven-Symphonien mit den Wie-
ner Philharmonikern erschienen. Auch beim Symphonieorchester des Baye-
rischen Rundfunks ist Andris Nelsons seit 2007 häufiger und gern gesehener
Gast. Bei seinen letzten Auftritten in München im Oktober 2016 dirigierte
er Dramatis personae von Brett Dean und Schostakowitschs Zehnte Sym-
phonie. Auf CD erschienen mit dem BRSO die beiden Violinkonzerte von
Schostakowitsch mit Arabella Steinbacher (2006, Orfeo) sowie die Neunte
Symphonie und das Heldenlied von Dvořák (2013, BR-KLASSIK).

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Freunde sind wichtig im Leben eines jeden von uns.     Kontakt:
Diese Überlegung machten sich musikbegeisterte         Freunde des Symphonieorchesters
und engagierte Menschen zu eigen und gründeten         des Bayerischen Rundfunks e. V.
den gemeinnützigen Verein »Freunde des Sympho-         Geschäftsstelle: Ingrid Demel, Sabine Hauser
nieorchesters des Bayerischen Rundfunks e. V.«.        c/o Labor Becker und Kollegen
Seine heute 1.400 Mitglieder fördern die herausra-     Führichstraße 70
gende künstlerische Arbeit des Symphonieorchesters     81671 München
und seiner Akademie nach Kräften. Der Verein trägt     Telefon: 089 49 34 31
dazu bei, den Ruf dieses weltweit berühmten Orche-     Fax: 089 450 91 75 60
sters weiterhin zu mehren. Mit der finanziellen Un-    E-Mail: fso@freunde-brso.de
terstützung der »Freunde« werden Instrumente finan-    www.freunde-brso.de
ziert, Kompositionsaufträge erteilt, Kammermusik-
kurse abgehalten und jungen Talenten in der Akade-     * Rechtsverbindliche Ansprüche bestehen jeweils nicht
mie eine erstklassige Ausbildung an ihren Instrumen-
ten ermöglicht. Den »Freunde«-Mitgliedern werden
zahlreiche attraktive Vergünstigungen angeboten, von
exklusiven Besuchen ausgewählter Proben über be-
vorzugte Kartenbestellungen bis hin zu Reisen des
Orchesters zu Sonderkonditionen.*
Helfen Sie mit als Freund und lassen Sie sich in die
Welt der klassischen Musik entführen!
SYMPHONIEORCHESTER DES
BAYERISCHEN RUNDFUNKS

SIR SIMON RATTLE                         TEXTNACHWEIS
Designierter Chefdirigent                Jörg Handstein: Originalbeitrag für dieses
ULRICH HAUSCHILD                         Heft; Christian Wildhagen: aus den Pro-
Orchestermanager                         grammheften des BRSO vom 21./22. März
(Nikolaus Pont in Elternzeit)            2002; Biographien: Vera Baur (Skride,
                                         Nelsons), Archiv des Bayerischen Rund-
Bayerischer Rundfunk                     funks (BRSO).
Rundfunkplatz 1
80335 München                            BILDNACHWEIS
Telefon: (089) 59 00 34 111              Krzysztof Meyer: Dmitri Schostakowitsch.
                                         Sein Leben, sein Werk, seine Zeit, Bergisch
IMPRESSUM                                Gladbach 1995 (Schostakowitsch S. 5,
Herausgegeben vom Bayerischen Rundfunk   Leningrader Philharmonie, Kongress des
Programmbereich BR-KLASSIK               Komponistenverbandes); Elizabeth Wilson:
Publikationen Symphonieorchester         A Life Remembered, London 1994 (Schosta-
und Chor des Bayerischen Rundfunks       kowitsch und Oistrach); Detlef Gojowy:
                                         Dimitri Schostakowitsch, Reinbek 1983
REDAKTION                                (Schostakowitsch S. 7 und S. 9); Bundes-
Dr. Renate Ulm (verantwortlich)          archiv (Stalin); Natalja Walerewna Lukja-
Dr. Vera Baur                            nowa: Dmitri Dmitrijewitsch Schostako-
GRAPHISCHES GESAMTKONZEPT                witsch, Berlin 1982 (Schostakowitsch und
Bureau Mirko Borsche                     Mrawinskij); © Marco Borggreve (Skride,
UMSETZUNG                                Nelsons); © Astrid Ackermann (BRSO);
Antonia Schwarz, München                 Archiv des Bayerischen Rundfunks.

                                         AUFFÜHRUNGSMATERIAL
                                         © Sikorski Musikverlage, Hamburg

br so.de
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