UPDate - Psyche und Internet - Universitäre Psychiatrische Dienste Bern
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NEWSLETTER 108 • JANUAR 2020 UPDate Psyche und Internet Das Internet gehört zu den bahnbrechendsten Erfindungen Prof. Dr. med. Michael Kaess, Direktor und Chefarzt der Uni- unseres Zeitalters. Obwohl es erst in den frühen 1990er- versitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psycho- Jahren entwickelt wurde, ist es nicht mehr aus dem Leben therapie erörterte an zwei öffentlichen Veranstaltungen im der meisten Menschen weg zu denken. Im deutschsprachi- Rahmen von Fokus Psyche vor insgesamt über 300 Zuhören- gen Raum sind bereits im Alter von zehn Jahren nahezu alle den die relevanten Probleme, Entwicklungen und Möglich Kinder regelmässig online. Die sogenannte Digitalisierung keiten, die das Internet rund um das Thema Psyche mit sich sowie ihre Auswirkungen und Herausforderungen für unsere bringen. Das Internet ist ein neuer Lebensraum, den es zu Gesellschaft und die darin lebenden Individuen werden akzeptieren gilt. Michael Kaess spricht nicht von virtueller derzeit von Politik und Wissenschaft in hohem Masse thema- und realer Welt, da auch die digitale Welt real ist. Der Lebens- tisiert. raum Internet ermöglicht unendliche Kommunikationswege
NEWSLETTER 108 • JANUAR 2020 2 und Freiheiten, hat jedoch auch negative Seiten, wie bei- führung von Therapien per Chat möglich sein, da Jugendliche spielsweise das Cybermobbing. Die Schweiz ist in Sachen heutzutage kaum mehr telefonieren. Chatbasierte Notan- Cybermobbing im internationalen Vergleich im oberen Mittel- laufstellen fehlen jedoch bisher. Das deutsche Projekt STA, feld vertreten. Mobbing im Internet kann rund um die Uhr welches bei selbstverletzendem Verhalten Hilfe bietet, hat stattfinden, das Publikum ist unüberschaubar gross und hierbei Vorbildcharakter. Ebenso wird überwiegend in den Inhalte können sich extrem schnell verbreiten. Michael Kaess USA mit virtual reality gearbeitet, um Expositionstrainings zeigte auf, dass Cybermobbing in engem Zusammenhang mit und Konfrontationstherapien mit vorhandenen Ängsten Suizidalität bis hin zu Suizid steht. durchzuführen. Weiter setzte sich der Fachmann mit dem Phänomen Inter- Take Home Message: Wenn Ihre Kinder sich in den Ausgang netsucht auseinander, aus welcher sich unter anderem verabschieden, fragen Sie als Eltern wahrscheinlich «wo die Diagnose Online-Spielsucht (Internet Gaming Disorder) gehst du hin?», «mit wem verabredest du dich?» und «wann entwickelte. Gamen dient überwiegend der Stressregulation. bist du wieder zu Hause?». Weshalb stellen Eltern diese Internetsüchtige besuchen selten Therapien. Der Leidens- Frage nicht auch, wenn die Kinder vor dem PC sitzen und in druck manifestiert sich bei den Betroffenen zu einem späten die Welt des Internets abtauchen? Zeitpunkt, was hochproblematisch ist. Entscheidende Fragen diesbezüglich sind: Was holen sich Süchtige im Internet? Die Präsentation von Prof. Dr. Michael Kaess finden Sie auf Wie kann ihnen Adäquates in der analogen Welt geboten www.upd.ch werden? Wichtig ist: Um Jugendliche vor übermässigem Inter- netkonsum zu schützen, gilt es in erster Linie, in der analo- Rahel Krebs, Sozialarbeiterin FH MSc gen Welt eine gleichwertige Bedürfnisbefriedigung sicherzu- stellen. SAVE THE DATE! Die positiven Seiten des Internets wurden ebenfalls beleuch- Fokus Psyche: Psyche im Alter tet. So wurden als Beispiele «E-Mental Health» als Diagnostik- Demenz: Prävention, Früherkennung und Behandlung instrument der Zukunft und aufschlussreiche Studien zu 11. März 2020, 18:45–20:00 Uhr diesem Thema vorgestellt. Künftig muss die Kontaktaufnah- Uni Bern/UniS, Schanzeneckstrasse 1, Raum A003 me mit Therapeutinnen und Therapeuten sowie die Durch- Erfolg für die Forschung Im Dezember 2019 habilitier- hat er über seine MRT-Untersuchungen zerebraler Netzwer- te sich Herr Priv.-Doz. Dr. ke bei Patienten mit affektiven und psychotischen Störungen med. Tobias Bracht im Fach berichtet. 2016 absolvierte er mit Unterstützung des Schwei- Psychiatrie und Psychothe- zer Nationalfonds einen PhD zur Neurobiologie des Beloh- rapie an der medizinischen nungssystems bei affektiven Störungen am Cardiff University Fakultät Bern als Anerken- Brain Research Imaging Centre (CUBRIC). Seit seiner Rück- nung seiner ausgezeichne- kehr nach Bern ist er weiterhin erfolgreich wissenschaftlich ten Leistungen in Lehre, For- und als klinischer Oberarzt, aktuell als Oberarzt der Sprech- schung und klinischer stunde für Therapieresistenz tätig. Neben seinen vielbeach- Dienstleistung. Herr Bracht teten Publikationen erhielt er weitere Auszeichnungen wie studierte in Freiburg im den renommierten Frutiger Preis sowie Drittmittel-Unter- Breisgau Medizin, und pro- stützung für seine geplanten Arbeiten von der Universität movierte 2009 mit einer Ar- Bern, der Frutiger und der Novartis Stiftung. Er leitet eine Ar- beit zur strukturellen Kon- beitsgruppe mit dem Fokus auf MRT-basierter Therapieprä- nektivität im limbischen diktion von Stimulationsverfahren (TMS und EKT) bei affekti- Systems. 2010 wechselte er als klinisch und wissenschaftlich ven Störungen. Interessierten Kollegen bietet sich die tätiger Assistenzarzt an die Universitätsklinik für Psychiatrie Möglichkeiten zur Mitarbeit. und Psychotherapie der UPD Bern und arbeitet seitdem in der Arbeitsgruppe von Prof. Walther. In zahlreichen wissen- schaftlichen Publikationen in internationalen Zeitschriften Prof. Dr. med. Werner Strik
NEWSLETTER 108 • JANUAR 2020 3 Neues Angebot: Sprechstunde berufliche Integration Psychische Erkrankungen haben in der Regel erhebliche bestehenden Arbeitsplatz oder nach Arbeitsplatzverlust psychosoziale Folgen. Seit Jahren setzt sich das Zentrum Psy- im Pilotversuch eine Spezialsprechstunde für berufliche Inte- chiatrische Rehabilitation (ZPR) der UPD erfolgreich für die gration aufzubauen. In zwei Gesprächen mit dem Facharzt berufliche Integration von Menschen mit psychisch bedingter für Psychiatrie und der Psychologin werden Empfehlungen Leistungsbeeinträchtigung ein. Das firstep für berufliche für den Arbeitseinstieg erarbeitet. Bei Bedarf besteht die Abklärungen und Förderungen oder das Job Coach Place- Möglichkeit einer psychologischen, kognitiven Leistungs ment mit seinen Angeboten für Integration im ersten Arbeits- diagnostik sowie Aufnahme ins Training sozialer Fertigkeiten. markt sind Teil des Bereichs Arbeit des ZPR. Durch erfahrene Integrationsfachleute werden weitere abklärende Massnahmen durchgeführt (z. B. Abklärung der Jeder dritte Bezüger von Arbeitslosenentschädigung, IV- Grundarbeitsfähigkeiten nach MELBA) und Arbeitsplatzbe Leistungen oder Sozialhilfe leidet an einer psychischen suche gemacht. Die psychiatrische und psychologische Erkrankung (OECD 2014). Interventionen wie ausführliche Expertise bilden die Grundlage für Aussagen zur psychischen Beurteilungen der Arbeitsfähigkeit mit dem Ziel, den Arbeits- Belastbarkeit, Motivation sowie Ressourcen und Hindernisse platz zu erhalten oder Wiederzuerlangen sind nicht sehr hinsichtlich der beruflichen Eingliederung. verbreitet. Auch die Angebote des firstep und Job Coach Placement kommen leider im Rehabilitationsprozess erst Das Angebot richtet sich an Betroffene, Arbeitgeber, Kliniken, spät zum Tragen. Im Laufe der Begleitung vieler Einzelschick- niedergelassene Ärzte und Psychotherapeuten, Sozialdienste sale auf dem Weg der beruflichen Integration drängte oder Versicherungen. In komplexen Situationen, beispiels- sich zunehmend die Notwendigkeit einer möglichst frühen weise nach Klinikaustritt, gescheiterten Arbeitsversuchen, und fachlich qualifizierten Unterstützung auf. Oft ist in drohendem oder erfolgtem Arbeitsplatzverlust sowie un der klinisch symptomorientierten Behandlung die ausführ klaren Ausgangsbedingungen bieten wir Unterstützung. Die liche Beschäftigung mit Arbeitsfähigkeit, arbeitsbezogenem Finanzierung erfolgt wo indiziert durch die Krankenkasse Ressourcenprofil oder Empfehlungen zur Anpassung oder durch den Auftraggeber. eines Arbeitsplatzes schwierig zu realisieren. Ist es bereits zum Verlust des Arbeitsplatzes gekommen, folgt in der Anmeldungen bitte an Regel eine Phase der Stagnation und des Abwartens, die den Thomas Brandt Chronifizierungsprozess begünstigt und eine spätere Job Coach Placement & firstep Reintegration erheblich erschwert oder sogar verhindert Waldeggstrasse 39, 3097 Liebefeld (Baer, Frick, & Fasel, 2009). Telefon 031 970 10 30, E-Mail: thomas.brandt@upd.ch Auf dieser Grundlage hat das ZPR entschieden, für die Jonas Hahn sensible Phase der beruflichen Reintegration an einem noch Oberarzt Zentrum Psychiatrische Rehabilitation
NEWSLETTER 108 • JANUAR 2020 4 Neues vom Stress Das 12. Berner Herbst-Symposium hat am 5. Dezember «Es ist ein Brauch von alters her: Wer Sorgen hat, hat auch 2019 im Uptown auf dem Gurten über dem Nebelmeer Likör.» Mit diesem Satz von Wilhelm Busch eröffnete Prof. Dr. zum Thema «Neues vom Stress» einen Rekord erzielt. phil. Franz Moggi seinen Vortrag. Dabei wird schon ein Teu- Insgesamt waren über 200 Personen anwesend. Ins felskreis angedeutet, den er später ausgehend von Ängsten gesamt hielten sechs Referentinnen und Referenten über Suchtmittelkonsum als Selbstmedikation zu Toleranz- spannende Vorträge, davon vier aus der Universitäts- entwicklung und Steigerung des Suchtmittelkonsums bis hin klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der UPD. zu verstärkten Angstzuständen und ausuferndem Suchtmit- telkonsum aufzeigte. Dass Alkohol auf Dauer kein taugliches Nach der Einführung durch Organisator Prof. Dr. med. Mittel zur Selbstheilung bei diversen Stresssituationen ist, Sebastian Walther stellte PD Dr. phil. Leila Soravia ihre Ber- ist allgemein bekannt. Anfangs hilft Alkohol noch, Spannun- ner Studie zur Traumatisierung im Notfalldienst vor. Dabei gen abzubauen, aber bald kehrt der Effekt ins Gegenteil. untersuchte die Gruppe mittels anonymer Onlinebefragung Dann muss mehr getrunken werden, um die negativen Ge- Mitarbeitende von Polizei, Feuerwehr, Ambulanz sowie fühlszustände weiterhin zu betäuben. Was bei der Behand- Pflegefachpersonen im Notfalldienst des Inselspitals und der lung einer Alkoholabhängigkeit hilfreich war, erläuterte Akutpsychiatrie. Die Studie untersuchte, ob diese Berufs- Prof. Moggi anhand einer eigenen Multicenterstudie. Absti- gruppen durch traumatische Erlebnisse in ihrem Berufsalltag nente Alkoholkranke, im Gegensatz zu trinkenden, sahen das mehr Posttraumatische Belastungsstörungen (PTBS) entwi- Suchtmittelproblem eher als Herausforderung, hatten das ckeln als die Allgemeinbevölkerung (bis 3,5 % innerhalb eines Problem aktiv bewältigt und fanden Unterstützung im Freun- Jahres), und wie sie damit umgehen. Die verschiedenen un- deskreis. tersuchten Berufsgruppen waren unterschiedlich stark be- troffen, aber deutlich mehr als die Bevölkerung: Ein Verdacht PD Dr. med. Katharina Stegmayer stellte die Frage, ob und auf PTBS bestand in der Psychiatrie bei 22 Prozent, im Spital wie man zwei Störungen unterscheiden kann. Anpassungs- notfall bei 18 Prozent, bei Polizei und Ambulanz bei 15 Pro- störungen sind viel seltener als depressive Episoden und sind zent und bei der Feuerwehr bei 8 Prozent. Nach der Studie eine Reaktion auf belastende Ereignisse, wohingegen depres- wurden in allen Berufsgruppen Massnahmen ergriffen, um sive Episoden auch ohne Anlass auftreten können. Nicht die die Mitarbeitenden zukünftig besser zu schützen. Diese objektive Härte des Ereignisses, sondern das subjektive Emp- orientierten sich an folgenden in Studien eruierten Schutz- finden der Belastung ist entscheidend dafür, ob eine Anpas- faktoren: Mentales Vorbereitetsein, problemorientierte sungsstörung ausgelöst wird. Die Diagnose einer Anpas- Bewältigungsstrategien, soziale Unterstützung, gefühlte sungsstörung bleibt schwierig, unter anderem, weil sie eine Kontrolle über Situationen Selbstwirksamkeit sowie Kom vielfältige Symptomatik aufweist. Die kombinierte Psycho- munikationsmöglichkeiten. und Pharmakotherapie, jedoch nicht die exklusive Pharmako-
NEWSLETTER 108 • JANUAR 2020 5 therapie ist dabei sehr wirksam. Depressionen weisen dage- Psychosen. Gemäss einer Metaanalyse steigt das Erkran- gen spezifischere Symptome auf und der Verlauf kann kungsrisiko für Schizophrenie durch Migration auf einen Wert chronisch sein. Auch hier hilft die individuell kombinierte von 1,77 Prozent, während es in der Gesamtbevölkerung Pharmako- und Psychotherapie. bei 1 Prozent liegt. In einer neuen Studie über Psychosen in Dr. med. Aslan Abivardi, Oberarzt an der Psychiatrischen Uni- Katastrophen- und Konfliktgebieten fand man eine erhöhte versitätsklinik Zürich sprach über Tiermodelle für Angster- Wahrscheinlichkeit für schwere psychische Störungen wie krankungen und ob diese auf Menschen übertragbar sind. PTSD, Depression, Angst und Psychosen (5,1 %). Auch beson- Dabei zog er den Schluss, dass neurobiologische Prozesse dere Lebensereignisse wie z. B. eine Geburt können Auslöser und Verhaltensweisen des Annäherungs- und Vermeidungs- für Psychosen sein. Zudem haben in Westeuropa Umwelt konflikts bei Nagern stellvertretend für Menschen verwendet einflüsse wie Veränderungen der Nachbarschaft oder das und diese als Modelle für Medikamentenstudien brauchbar Leben in einer Grossstadt einen negativen Einfluss auf psy- seien. Prof. Dr. med. Andrew Chan, Chefarzt und Neurologe chotisches Erleben. am Neurozentrum sprach eingehend über Multiple Sklerose An diesem Nachmittag wurde also mehrfach demonstriert, (MS) als Beispiel einer neuroimmunologischen Erkrankung. dass (negativer) Stress einen ungünstigen Einfluss auf ver- Dabei wurde deutlich, dass Stress bei dieser Erkrankung schiedene psychische Störungen haben kann. Dass es auch Entzündungen im Gehirn hervorrufen und neue Schübe aus- positiven Stress gibt, wäre ein Thema für einen andern An- lösen kann. lass. Den Abschluss machte Prof. Dr. med. Sebastian Walther mit seinem Vortrag über den Zusammenhang von Stress und lic. phil. Daniela Krneta, Stabschefin PP UPD erlangt die REKOLE® Re-Zertifizierung bis 2024 den Bereichen Leistungserfassung, Buchführung und Rech- nungslegung, Kostenarten-/Kostenstellen- und Kostenträger- rechnung analysiert und angepasst. Die UPD erlangte die Erst-Zertifizierung im April 2012 und konnte nun die Re-Zertifizierung zum zweiten Mal bestätigen. Die Umsetzung der Zertifizierungsrichtlinien muss alle vier Jahre durch eine akkreditierte Prüfstelle neu bestätigt wer- den. Im Kanton Bern wird eine Kostenrechnung nach REKO- LE® explizit gesetzlich gefordert. Mit dem REKOLE® -Gütesiegel bestätigt die UPD gegenüber Ihren Tarifpartnern die Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben und unterstützt damit Ihre Verhandlungsposition bei Tarif- v.l.n.r.: Martial Seifriz, Thomas Marras, Ilir Sulejmani, Christoph Benz verhandlungen. Die UPD konnte im Januar 2020 die REKOLE® Zertifizie- rung erfolgreich erneuern. Das REKOLE® Gütesiegel REKOLE® steht für Revision der Kostenrechnung und der attestiert dem Finanzbereich der UPD AG eine hohe Leistungserfassung. Der nationale Verband der Spitäler Transparenz und die Bereitschaft zu Vergleichbarkeit und Kliniken H+ hat im Jahr 2007 ein einheitliches System mit anderen Kliniken in der Schweiz. von Normen für das betriebliche Rechnungswesen in Spitälern geschaffen. Damit wurde das betriebliche Rech- Die Zertifizierung wurde im Dezember 2019 von der Revi nungswesen von Spitälern und Kliniken landesweit verein- sionsgesellschaft Ernst & Young vorgenommen. Aufgrund der heitlicht und ein System entwickelt, das die gesetzlichen erstmaligen Durchführung des Re-Zertifizierungsprozesses Vorgaben gemäss Krankenversicherungsgesetz (KVG) er- seit der Verselbständigung der UPD per 1. Januar 2017 zu füllt. Drei Jahre später wurden zusätzliche Zertifizierungs- einer gemeinnützigen Aktiengesellschaft und der gänzlich richtlinien erarbeitet. Dieses praxisorientierte Instrument neuen Systemlandschaft, ging der Re-Zertifizierung ein neun- wird von H+ und seinen Mitgliedern laufend verbessert monatiges Projekt unter der Leitung von Thomas Marras und an neue Gesetzesgrundlagen angepasst. Eine Zertifi- (Stv. Leiter Controlling) voraus. zierung nach diesen Richtlinien sind ein Qualitätsmerkmal Im Rahmen des Projektes hat das Controlling-Team in der Zu- eines Betriebs hinsichtlich der Zuverlässigkeit und Trans- sammenarbeit mit der Finanzbuchhaltung sowie dem Patien- parenz der Kostendaten. ten- und Leistungsmanagement verschiedene Prozesse in
NEWSLETTER 108 • JANUAR 2020 6 Jacqueline Rohrbach im Porträt Was macht für Sie die UPD aus? Steckbrief Die UPD ist universitäres Kompetenzzentrum für Psychiatrie Vorname/Name: Jacqueline Rohrbach und Psychotherapie mit Ausstrahlung ins ganze Land sowie Alter: 52 Jahre international über die Landesgrenzen hinaus. Ich schätze die Funktion: Direktorin Human Resources Vielfältigkeit, die Expertise, die Menschen und ihre Kompe- In der UPD seit: April 2018 tenzen, den Elan und die Motivation der Mitarbeitenden in Familie: Aber sicher! In fester Partnerschaft, allen Bereichen. Patchwork, zwei Kinder Beschreiben Sie Ihre Funktion respektive Ihr Aufgaben- gebiet in maximal drei Sätzen. Welche Ereignisse waren während Ihrer bisherigen Tätig- Mit meinem Team stelle ich sicher, dass die administrativen keit als Leiterin Human Resources prägend? Abläufe und fachliche Beratung in Bezug auf die Mitarbeiten- Meine ersten Wochen in der UPD und die darauffolgende den effizient und effektiv umgesetzt werden. Wir entwickeln Aufbauphase im gesamten Bereich. Dabei habe ich von die UPD weiter indem wir die besten Mitarbeitenden zu uns allen Seiten sehr viel positive Unterstützung erfahren, die mir holen und ihnen beste Voraussetzungen für ihre Karriere bie- ermöglicht hat, diese Aufgaben zu meistern. ten. Ich vertrete unsere Organisation in verschiedenen Gre- mien und Anspruchsgruppen gegen aussen und helfe damit, Welches sind Ihre persönlichen Wünsche für die Zukunft ein gutes Umfeld für die UPD zu schaffen. des Bereichs Human Resources? Mit einem diversen, kompetenten und motivierten Team Wie sieht ein normaler Arbeitstag bei Ihnen aus? unsere Organisation in den Bereichen Employer Branding Normale Arbeitstage oder Routine erlebe ich eigentlich nie – und Rekrutierung nachhaltig zu stärken. UPD soll in der meist besteht mein Arbeitstag aus Besprechungen und Gesundheitsbranche mindestens schweizweit Employer of Sitzungen mit ganz verschiedenen Personen, Gremien oder Choice sein. Projektgruppen in der UPD oder mit Externen. Gibt es eine besondere Geschichte aus Ihrer Zeit in Was haben Sie vor dem Wechsel zur UPD gemacht? der UPD? Bei der AXPO war ich als HR Leiterin und Mitglied der Divisi- Da gibt es viele – in sehr guter Erinnerung bleiben mir onsleitung für die Bereiche Wasserkraft, erneuerbare Ener unsere Teamanlässe in ungezwungener Atmosphäre in lauen gien, Gaskraftwerke und Asset Management zuständig. Sommernächten mit Wein und einem grossen Feuer im Zuvor habe ich lange Jahre in verschiedenen Funktionen im Pizzaofen. Personalbereich in Asien (Hong Kong, China, Manila) vor allem im Bereich Human Resources tätig. Zudem führte ich Was tun Sie in Ihrer Freizeit am liebsten? in Hong Kong eine Galerie für Gegenwartskunst. Mit meiner Familie und Freunden pflege ich meine Passionen für Kunst und Sport. Dazu gehören Besuche von Ausstellun- Was macht Ihnen an Ihrer Arbeit am meisten Spass? gen, Oper und Ballett, und viel, viel Zeit in der Natur wo ich Ich schätzen den produktiven und engen Austausch mit mich am besten regenerieren und meine Batterien laden meinen KollegInnen und freue mich, wenn wir als Team eine kann. Herausforderung meistern oder ein Projekt erfolgreich um- setzen können.
NEWSLETTER 108 • JANUAR 2020 7 JuPEERläum – 10 Jahre Peer-Arbeit in der UPD Peer-Arbeit gilt als ein wichtiger Treiber für gene- Peer-Mitarbeitende – auch Genesungsbegleitende ge- sungsorientierte psychiatrische Dienstleistungen. nannt – sind Menschen mit eigener Erfahrung mit psychi- Die UPD war Pionierin auf diesem Gebiet und hat schen Krisen, Krankheiten sowie Genesung. In einer Wei- bereits vor 10 Jahren die erste Peer-Mitarbeiterin terbildung (Verein EX-IN Schweiz, Pro Mente Sana) werden angestellt. Dies feierten die inzwischen zahlreichen sie dazu befähigt, diese Erfahrung als Expertise zu nut- Peer-Mitarbeitenden Ende letztes Jahr zusammen zen – für andere Betroffene, aber auch für die Weiterent- mit vielen Gästen. wicklung von psychiatrischen Dienstleistungen. Die UPD war massgeblich mitbeteiligt an der Entwicklung Durch den Nachmittag führten Salome Balasso und Christian und Etablierung der EX-IN Weiterbildung in der Schweiz. Feldmann. Res Hertig als Direktor Zentrum Psychiatrische Das entsprechende Konzept eines Recovery-Gruppenan- Rehabilitation, René Hadorn als ehemaliger Leiter der EX-IN gebots wurde 2010 mit dem Berner Pflegepreis ausge- Weiterbildung und Christian Burr als Fachleiter Recovery und zeichnet. Peer-Involvement der UPD begrüssten die Gäste und blickten Mittlerweile sind in der UPD 14 Peer-Mitarbeitende an zurück auf die Anfangszeit und die Entwicklungen seither. gestellt. Sie bilden eine noch kleine, neue «Berufsgruppe» Das Hauptreferat hielt Stephanie Ventling, Peer-Frau der ers- und bringen sich täglich auf Stationen, Wohngemeinschaf- ten Stunden, massgeblich beteiligt in zahlreichen Projekten ten, Tageskliniken, Wohnbegleitung zu Hause, Ambulato und vielseitig vernetzt. In ihrem Vortrag befasste sie sich mit rien etc. in die Behandlung und Pflege der Patientinnen der Entwicklung der Peer-Arbeit in der Schweiz und verknüpf- und Patienten ein, um deren Genesungsprozess zu unter- te dies mit ihrer eigenen Genesungsbiographie. stützen. Danach stellten die Peer-Mitarbeitenden der UPD sich und ihre Arbeit sowie die bestehenden Angebote vor, wobei vor allem die grosse bunte Vielfalt zu erstaunen wusste. Mittler- setzt werden sollten als Vertretung ihrer Peer-Mitarbeiten- weile ist die Peer-Arbeit breit gefächert und nebst all den an- den, sowie der Wunsch eines nachhaltig wachsenden deren Feldern hat der Ansatz auch die Forschung und Foren- Recovery Colleges und die Bildung eines von Peers geführten sik erreicht (dabei spielte die UPD eine tragende Rolle). Recoveryhauses. In der Pause nutzten die Gäste die Gelegenheit für den per- Nach der Pause ging es weiter mit dem Ausblick in die Zu- sönlichen Austausch. Viele Fragen kamen von interessierten kunft. Unter anderem stellte Christian Burr die Leitlinien zur Betroffenen bezüglich der Weiterbildung EX-IN, die meist als Peer-Arbeit in der UPD vor. Diese liegen eingebettet im Qualifikationsmerkmal für Peer-Arbeit gilt und nicht wenige Konzept zur Peerarbeit und stärken die Entwicklung dieser holten sich dabei einen Motivationsschub, um diesen Weg wertvollen Arbeit. weiter zu verfolgen. Bestimmt werden wir die eine oder den Die Peers selbst präsentierten ein Comedy Theater, das anderen der Interessierten bald wiedersehen. nebst Visionen auch die Stolpersteine und Hindernisse der Eine Stellwand bot Gelegenheit, um eigene Ideen zur Zukunft Peer-Arbeit aufzeigte. der Peer-Arbeit zu äussern. Einige Beispiele: Etablierung der In den Abschiedsworten wies Dr. Philipp Meyer, Direktor Pfle- Peer-Arbeit in allen Behandlungsteams, langfristige Siche- ge und Pädagogik der UPD, auch auf die zukünftige Entwick- rung der Peer-Weiterbildung sowie Weiterbildungsangebote lung der Peer-Arbeit hin. Zum Beispiel ist ein interdisziplinä- für EX-IN, die Leistungen der Peers sollen selbstverständlich rer Workshop mit Peermitarbeitenden der UPD geplant, um bei den Krankenkassen abgerechnet werden können, ein ein Laufbahnmodell zur Weiterqualifizierung der Peers aus- Jubiläum für 10 Jahre Angehörigen-Peer-Arbeit im 2029, mehr zuarbeiten. Ein Clown-Intermezzo sowie der anschliessende Suchtprävention durch Peers an Schulen sowie der Einsatz Apéro rundeten das JuPEERläum vorzüglich ab. von Peers in Strafvollzug und Gefängnissen. Ebenso wurde genannt, dass Peers auf der Leitungsebene der UPD einge- Chris Zeltner und Anne Knobel, Peer-Mitarbeitende
NEWSLETTER 108 • JANUAR 2020 8 Suizidalität – Kunsttherapie als Weg ins Leben Im November 2019 fand in der UPD der 12. Schweizer Kunst- disziplinären Team und sieht Kunsttherapie als wertvoll an, therapietag der Dachorganisation OdA ARTECURA statt. um mit unterschiedlichen künstlerischen Medien eigene Die Organisatorinnen konnten Dr. phil. Anja Gysin-Maillart Themen zu bearbeiten und zu verändern. für ein Referat gewinnen, die auf dem Gebiet der Suizid Wie konkret unterschiedliche Fachrichtungen der Kunstthe- prävention eine ausgewiesene Expertin ist. Sie forscht nicht rapie suizidale Menschen auf ihrem Weg zurück ins Leben be- nur, sondern ist bei der UPD auch leitende Psychologin gleiten, war am Nachmittag des Kunsttherapietages Thema der Sprechstunde für Menschen, die einen Suizidversuch hin- mehrerer Workshops. ter sich haben. Für Betroffene entwickelte Anja Gysin-Maillart Der Besuch des Symposiums und des Kunsttherapietages mit anderen die Kurztherapie ASSIP (Attempted Suicide Short inspiriert mit seinen zahlreichen Beiträgen und Austausch- Intervention Programm). Innerhalb von drei bis vier Sitzun- plattformen immer wieder neu. Zurück in der beruflichen gen wird eine tragende therapeutische Beziehung aufgebaut, Praxis entstehen Ideen und Realisierungsmöglichkeiten. welche als wichtigster präventiver Faktor im Umgang mit dem suizidalen Patienten gilt. Die Hintergründe der suizida- In Zusammenarbeit der OdA ARTECURA mit der Berner Fach- len Krise werden geklärt und wichtige individuelle Warn hochschule BFH können im Fachkurs: «Echo der Kunstthera- zeichen und ein persönlicher Krisenplan erarbeitet. Eine lose pie» Erkenntnisse oder Interventionen aus dem Symposium aber tragende Beziehung wird mit regelmässigen Briefen und Kunsttherapietag analysiert, ins persönliche Praxisum- auch nach Abschluss der Kurztherapie aufrechterhalten. feld transferiert und evaluiert werden. «Das Gespräch und die Beziehung sind zentral, um vor Suizid zu schützen» vermittelte die Referentin mittels anschaulicher Angeregt durch den Vortrag von Anja Gysin-Maillart könnte Filmaufnahmen aus ihrer Arbeit. Dass die ASSIP-Therapie das kunsttherapeutische Behandlungsangebot beispiels wirkt, konnte eine 2016 im Fachmagazin PLOS Medicine pub- weise durch den Aspekt eines narrativen Interviews oder lizierte Studie nachweisen: Sie reduzierte bei betroffenen einen anderen Wirkfaktor erweitert werden. Der Vortrag Menschen das Risiko eines weiteren Suizidversuchs um fast «Wie gehe ich mit dem suizidalen Patienten um?» erwies sich 80 Prozent. als beeindruckend und wegweisend für unsere Arbeit mit suizidaler Klientel in der kunsttherapeutischen Praxis. Rund zweihundert Kunsttherapeutinnen und Kunstthera peuten aus allen Regionen der Schweiz nahmen am Kunst- Andrea Moser-Baumann therapietag 2019 teil. Anja Gysin-Maillart arbeitet bereits dipl. Kunsttherapeutin (ED) Fachrichtung Gestaltungs- und mit Kunsttherapeutinnen und Kunsttherapeuten im inter Maltherapie
NEWSLETTER 108 • JANUAR 2020 9 «äs het, solang’s het …» Nach der Auflösung des Vereins wurde der Brocki-Betrieb vollumfänglich in den Wohnverbund UPD überführt. Das Beschäftigungsangebot des Brocki wird vorwiegend von ehemaligen Bewohnenden und extern Interessierten genutzt und deshalb ziehen die Verantwortlichen für den Betrieb die Konsequenzen und schliessen das Brocki WirWar. Der letzte reguläre Verkaufstag ist der 2. Mai 2020. Danach sind an speziellen Tagen noch Restverkäufe geplant, bevor der Mietvertrag per Ende Juli 2020 ausläuft. Es gilt somit die Möglichkeit zu nutzen und dem Brocki noch einen Besuch abzustatten. Nach dem Motto: «äs het, solang’s het» wechseln die guten Stücke die Besitzer und bereiten denen neue Freude. Die Brocki WirWar an der Bolligenstrasse 135 (Kurhaus auf dem Waldauareal) schliesst die Tore! Öffnungszeiten Montag, Mittwoch und Donnerstag von 13.30 bis 17.30 Uhr, Als Teil des Beschäftigungsangebots vom Wohnverbund sowie jeden ersten und letzten Samstag im Monat von 11.00 des Zentrums Psychiatrische Rehabilitation bietet die Brocki bis 16.00 Uhr. niederschwellige Arbeitsplätze für Menschen mit Psychiatrie- erfahrung an. Die Brocki wurde bis März 2013 vom Verein Kontakt Kultur und Öffentlichkeitsarbeit Kehrsatz (VKÖK) getragen. Telefon 078 810 21 24 oder per E-Mail: brockiwirwar@upd.ch
NEWSLETTER 108 • JANUAR 2020 10 1/2020 SOZIAL KONFERENZ Veranstaltungen UPD hme. Nr. 44 Sucht 2020 stelle dau. eigen weiser Ver- 10. März 2020 27. Mai 2020 13:30–17:00 Uhr 9:00–16:30 Uhr UNIVERSITÄRE PSYCHIATRISCHE DIENSTE BERN (UPD) UPD Bern, Bolligenstrasse Universitätsklinik 111, und für Psychiatrie Festsaal Psychotherapie UPD Bern, Bolligenstrasse 111, Festsaal Sozialkonferenz I Leadership-Konferenz Schwerpunktthema: Schwerpunktthema: Sucht 2020 Das magische Dreieck im Pflegemanagement – Sucht 2020 Chancen und Grenzen ERSTER TEIL: STATE OF THE ART Weitere Informationen zu den Veranstaltungen der UPD Dienstag, 10. März 2020, 13.30 bis 17.00 Uhr finden Sie unter www.upd.ch/veranstaltungen Festsaal UPD, Bolligenstrasse 111, 3000 Bern 60 Dienstjubiläen Januar 2020 10 Jahre Esther Banholzer Schaller 11. März 2020 Erica Desch Kuhlmei 18:45–20:00 Uhr Irene Gunz-Schmid Universität Bern/UniS, Schanzeneckstrasse 1, Raum A003 Regina Kipfer Andrea Milena Küng Fokus Psyche: Psyche im Alter Cindy Nercide Demenz: Prävention, Früherkennung und Katharina Stegmayer Behandlung IMPRESSUM 15 Jahre Herausgeberin: Kommunikation & Information David Bühler Verantwortung: Mike Sutter, Pierre-Yves Mayor Leiter Kommunikation & Information Sebastian Schulze Autorinnen, Autoren, Fotografinnen und Fotografen dieser Ausgabe: Rahel Krebs, Res Hertig, Daniela Krneta, Jacqueline Rohrbach, Chris Zeltner, Anne Knobel, Andrea Moser-Baumann, Werner Strik, Thomas Marras, 20 Jahre Rekha Nandedkar Rainer Blumenau Gestaltung: tasty graphics gmbh Jocelyne Garraux-Steiger Sibylle Glauser-Trudel Die nächste Ausgabe des UPDate erscheint im Pararajasegaram Kamalanathan Februar 2020. Texte und Bilder schicken Sie bitte bis Madeleine Schenk am 20. Februar 2020 an: mike.sutter@upd.ch
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