SYSTEMSIMULATION EINES ELEKTRISCHEN TURBOLADERS FÜR BRENNSTOFFZELLENANWENDUNGEN UNTER BERÜCKSICHTIGUNG VON KONDENSATIONSPHÄNOMENEN IN DER ...
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FC³ Fuel Cell Conference Chemnitz, 23.11. – 24.11.2021 SYSTEMSIMULATION EINES ELEKTRISCHEN TURBOLADERS FÜR BRENNSTOFFZELLENANWENDUNGEN UNTER BERÜCKSICHTIGUNG VON KONDENSATIONSPHÄNOMENEN IN DER RADIALTURBINE Sebastian Lück, Tim Wittmann, Jan Göing, Christoph Bode, Jens Friedrichs Das Betriebsverhalten eines elektrischen Turboladers zur Bedruckung des Kathodengassystems eines automobilen Brennstoffzellensystems wird unter Berücksichtigung der feuchten Brennstoffzellenabluft untersucht. Basierend auf den Komponentenkennfeldern von Elektromotor, Leistungselektronik, Lagerung und Turbomaschinenkomponenten werden stationäre und transiente Betriebslinien berechnet, anhand derer eine Betriebspunktverschiebung bei konstanter Netto-Systemleistung gezeigt wird. Diese kann auf die Einflüsse der Gaszusammensetzung und Kondensation in der Turbine zurückgeführt werden. Anhand von drei stationären Betriebspunkten wird die Zusammensetzung der Verluste innerhalb der Maschine gezeigt. Die Verzögerung wird zudem als kritisches Manöver im transienten Betrieb durch die signifikante Abnahme des Pumpgrenzabstands identifiziert. KEYWORDS: ELECTRIC TURBOCHARGER, CONDENSATION, MOIST AIR, FUEL CELL, TRANSIENT 1. EINLEITUNG: Elektrische Turbolader zur Kathodengasversogung Im Rahmen des Förderprojektes ARIEL (Aufladung für Brennstoffzellensysteme durch interdisziplinär entwickelte Elektrische Luftverdichter) wird ein elektrischer Turbolader (ETL) zur Kathodengasversorgung eines Brennstoffzellensystems für automobile Anwendungen entwickelt. Ziel ist, neben der Gaszufuhr, die Erhöhung der Leistungsabgabe des Brennstoffzellenstacks durch die Druckerhöhung in der Kathodengasversorgung. Das Potential eines bedruckten Kathodengassystems wurde z. B. von Schröter et al. [Schröter et al., 2021] anhand eines NM5 Brennstoffzellenstacks untersucht. Daraus geht eine signifikante Leistungserhöhung bei konstantem Massenstrom in Folge der Sauerstoffpartialdruckerhöhung in einem Betriebsbereich von 1 bis 2,5 bar hervor. Im Rahmen automobiler Anwendungen kann die Druckerhöhung mit einem elektrischen Turbolader realisiert werden. Das Betriebsverhalten von Radialverdichter und –Turbine ist von der Auflandung von Verbrennungskraftmaschinen hinreichend bekannt und baut auf einem fundierten Stand der Forschung auf. Als signifikanter Unterschied zum Abgasturbolader ist das Abgas des Brennstoffzellenstapels zu nennen, das aus gesättigter feuchter Luft bei ca. 80°C besteht. Dieses liefert lediglich ein Drittel der Antriebsleistung für den Verdichter. Die verbleibende Antriebsleistung wird durch einen Elektromotor bereitgestellt. 1
FC³ Fuel Cell Conference Chemnitz, 23.11. – 24.11.2021 Abb. 1: Schematische Darstellung des elektrischen Turboladers Der Schematische Aufbau der Maschine ist in Abb. 1 gezeigt. Unter anderem beinhaltet das Forschungsprojekt die Auslegung axialer und radialer Spiralrillenlager zur ölfreien Lagerung der Welle [Schlums, 1997]. Als Antriebseinheit wurde ein Elektromotor mit Hairpin- Wicklungen für die geforderte Hochdrehzahlanwendung ausgelegt und hinsichtlich seiner Verluste charakterisiert [Balasubramanian und Henke, 2020]. Zur Ansteuerung des Elektromotors wurden Architekturkonzepte von Wide-Band-Gap Leistungshalbleitern basierend auf SiC und GaN untersucht und die optimale 3-Level Architektur identifiziert [Langmaack et al., 2020, 2019]. In Vorbereitung auf die Großserienproduktion konnten außerdem Aspekte der automatisierten Fertigung mittels Machine-Learning untersucht werden [Aschersleben et al., 2020]. Der Betrieb der Turbine stellt durch die feuchte Luft im Abgas des Stacks eine weitere Herausforderung dar. Durch die Veränderung der spezifischen Gaskonstante und des Isentropenexponenten ist die Korrektur der Turbinenkennfelder notwendig und eine vollständige Mach’sche Ähnlichkeit kann nicht erreicht werden [AGARD, 1995]. Bei der Expansion des Abgases in der Turbine tritt zusätzlich Nukleation und ein Tropfenwachstum durch Kondensation auf, das mittels Euler- Lagrange CFD untersucht wurde. Insbesondere bei großen Turbinendruckverhältnissen führt dies zu einer Drosselung der Gesamtmaschine und damit einem verringerten Massendurchsatz. In [Wittmann et al., 2021b] wurde gezeigt, dass Kondensation mit relevanter Auswirkung auf das Kennfeld bei Druckverhältnissen von ≥1,55 und maximaler Wasserbeladung von =0,162 auftritt, was einer relativen Feuchtigkeit von 110% im Auslegungspunkt entspricht. Bei größeren Druckverhältnissen treten auch bei 80% und 60% relativer Luftfeuchtigkeit am Turbineneintritt Kondensationsphänomene auf. Da die o. g. Korrektur keinen Einfluss auf die Kondensation hat, sind jeweils spezifische Kennfelder für Betriebspunkte mit Kondensation in Abhängigkeit der Wasserbeladung notwendig, um das Betriebsverhalten vorherzusagen. Tritt Kondensation auf, kann die Turbinenaustrittstemperatur um bis zu 50 K gegenüber einer Strömung mit trockener Luft erhöht sein. Letzteres ist insbesondere für Komponenten stromab der Turbine wie etwa Wasserabscheider, Schalldämpfer etc. von Bedeutung. Im Rahmen dieser Studie soll die Gesamtmaschine unter Berücksichtigung der Forschungsergebnisse aus den zuvor genannten Subsystemen untersucht werden. Dafür werden stationäre und instationäre Betriebslinien berechnet und anhand charakteristischer Größen in Abhängigkeit der Wasserbeladung der Strömung gegenübergestellt. 2
FC³ Fuel Cell Conference Chemnitz, 23.11. – 24.11.2021 2. METHODIK 2.1. Stationäre Kreisprozessberechnung Das Betriebsverhalten der Komponenten des ETL wird im Rahmen einer Gesamtsystemsimulation untersucht. Hierzu wird ein stationäres iteratives Simulationsmodell des elektrischen Turboladers erstellt. Basierend auf dem stationären Engine-Matching Ansatz [Kurzke and Halliwell, 2018; Sellers, 1975] zur Gaspfadanalyse in Gasturbinen werden die Komponenten Verdichter, Turbine, Elektromotor, Lagerung und Leistungselektronik abgebildet. Die Komponenten Brennstoffzellenstapel, Befeuchter und Wasserabscheider werden vereinfacht als eine Komponente angenommen. Zur Bestimmung der stationären Betriebslinie werden iterativ Massen- und Energieerhaltungsgleichung mittels eines Newton-Raphson Algorithmus gelöst. Dabei werden die Wellendrehzahl sowie die Hilfskoordinate GL in Verdichter und Turbinenkennfeld unabhängig voneinander iteriert, bis die Massenerhaltung in allen Komponenten erfüllt wird. Grundlage hierfür liefern stationäre Komponentenkennfelder aus Messungen bzw. numerischen Simulationen (siehe Abschnitt 2.3). Dabei werden neben den klassischerweise genutzten Größen Totaldruckverhältnis , Massenstrom ̇ und Wirkungsgrad auch Informationen bezüglich des Kondensationsgeschehens aus den Kennfeldern ausgewertet. Hierzu zählen Unterkühlung und Totaltemperaturverhältnis am Turbinenaustritt. In Abgaspfad stromab der Turbine wird mittels Gleichgewichtsansatz nach Young [Young, 1995] eine Kondensation auf thermodynamisches Gleichgewicht mit einer relativen Luftfeuchte von 100% angenommen, woraus ein weiterer Temperaturanstieg resultieren kann. Im Gegensatz zur Gaspfadanalyse in Gasturbinen erfolgt die Enthalpiezufuhr im Gaspfad des ETL lediglich über den Radialverdichter und nicht über die Brennkammer. Die wesentlichen Vereinfachungen des Modellierungsansatzes sind die Annahme rein axialer Strömung, stationäre korrigierte Komponentenkennfelder, ideale Vorkonditionierung des Kathodengases durch Ladeluftkühler und Befeuchter sowie die Annahme des Stacks als isotherm im gesamten Betriebsbereich. Die Leistungsabgabe durch die elektrochemische Reaktion wird basierend auf einem analytischen Modell, das auf den einschlägigen Grundgleichungen basiert [Löhn, 2010; Tüber, 2004], berücksichtigt. Dieses wurde mit Hilfe der Ergebnissen von Schröter et al. bei einer Stöchiometrie von 1,7 kalibriert und auf die Leistungsklasse der vorliegenden Anwendung skaliert, die bei der doppelten Leistung des von Schröter et al. betrachteten NM5 Stacks liegt. Ferner wird eine ideale Wasserabscheidung nach dem Stack angenommen. Die Netto-Systemleistung wird mit Hilfe der Leistungsabgabe des Brennstoffzellenstacks sowie den Komponentenverlusten von Elektromotor, Leistungselektronik und Lagerung wie folgt berechnet: = − , − − , − , . (1) Der Abstand zur Stabilitätsgrenze ( ) des Verdichters bei konstanter Drehzahl ergibt sich zu: , ̇ = ( ⋅ ̇ − 1) . (2) , = . 2.2. Transiente Systemsimulation Die Simulation des instationären Betriebsverhaltens des ETL erfolgt mit dem in-house Simulationsprogramm ASTOR (AircraftEngine Simulation for Transient Operation Research). 3
FC³ Fuel Cell Conference Chemnitz, 23.11. – 24.11.2021 Basierend auf einem Finite Differenzen Verfahren und den gewöhnlichen Differentialgleichungen für Massen-, Impuls- und Energieerhaltung wird die Maschine in einer identischen Diskretisierung abgebildet wie zuvor in der stationären Kreisprozessberechnung beschrieben. Detaillierte Beschreibungen des Simulationsansatzes sind bei [Göing et al., 2020; Göing et al., 2019; Lück et al., 2020] zu finden. Insbesondere die Nutzung der Systembeschreibung mit der Pseudo Bond Graph Methode bietet Vorteile bei der Definition der Schnittstellen zwischen den verschiedenen physikalischen Domänen innerhalb der Maschine. Das System gewöhnlicher Differentialgleichungen wurde in MATLAB/Simulink implementiert und wird mit einem Löser variabler Schrittweite gelöst. Die Abweichungen von Totaldruck und -Temperatur sowie Massenstrom zwischen beiden grundsätzlich unterschiedlichen Verfahren liegt bei der Simulation stationärer Betriebspunkte im Mittel unter 0.05%. Im Rahmen dieser Studie wurde keine Regelung des Systems einbezogen. Aus diesem Grund wird als instationäres Manöver ein Lastsprung im Drehmoment des Elektromotors des ETL durchgeführt. Dieser wird zuvor mittels stationärer Kreisprozessberechnung ermittelt, um eine Lasterhöhung von Leerlauf auf Volllast nachzustellen. An dieser Stelle sei erwähnt, dass das maximale Drehmoment des Elektromotors nicht ausgeschöpft wird und schnellere Manöver durch Einbeziehen eines Reglers denkbar und angestrebt sind. 2.3. Berechnung von Turbinenkennfeldern mittels Ungleichgewichtssimulation Abb. 2: Links: korrigiertes Turbinenkennfeld für vier Wasserbeladungen am Turbineneintritt. Rechts: Vergrößerung im Bereich großer Druckverhältnisse. Hervorgehoben: Betriebspunkte mit Kondensation in der Turbine. Daten entnommen aus [Wittmann et al., 2021b] Zur Berücksichtigung der Kondensation innerhalb der Turbine wurden mittels eines Euler- Lagrange Ansatzes numerische Strömungssimulationen in ANSYS Fluent durchgeführt. Die zugrundeliegenden Modelle werden in [Wittmann et al., 2021a] näher erläutert. Für die nachfolgende Studie werden die Ergebnissen aus [Wittmann et al., 2021b] genutzt. Daraus ergibt sich je Wasserbeladung ein separates Turbinenkennfeld. Diese Kennfelder wurden entsprechend der Methode A aus [AGARD, 1995] für den Einfluss der veränderten Gaseigenschaften feuchter Luft korrigiert. Die Kennfelder sind in Abb. 2 dargestellt. Durch die Korrektur fallen Kennlinien unterschiedlicher Wasserbeladung bei gleicher korrigierter 4
FC³ Fuel Cell Conference Chemnitz, 23.11. – 24.11.2021 Drehzahl zusammen, was insbesondere im unteren und mittleren Drehzahlbereich ersichtlich ist. Im Bereich großer Druckverhältnisse wurden die Betriebspunkte mit Kondensation in der Turbine hervorgehoben. Anhand dieser Darstellung ist ersichtlich, dass im Bereich niedriger korrigierter Drehzahlen keine Kondensation auftritt. Erst ab 86% korrigierter Drehzahl und maximaler Wasserbeladung tritt erstmalig signifikant Kondensation auf. Zudem ist zu erkennen, dass bei dieser und höheren korrigierten Drehzahlen eine Auffächerung der Drosselkurven auftritt, die auf den Einfluss der Kondensation zurückzuführen ist. Durch die Freisetzung der Verdampfungsenthalpie während der Kondensation und den damit verbundenen Temperaturanstieg sinkt der Massendurchsatz bei konstantem Druckverhältnis. Aus dieser Veränderung der Charakteristik kann während des Betriebs der Maschine ein Drosselungseffekt auf den Verdichter auftreten, der als thermische Drosselung bezeichnet wird. 3. Simulationsergebnisse und Diskussion 3.1. Stationäre Betriebslinie Im Rahmen dieser Studie wird eine stationäre Betriebslinie des ETL für eine Netto- Systemleistung von 25 kW (Leerlauf) bis 106 kW (Volllast) bei den gegebenen Wasserbeladungen aus Abb. 2 berechnet. Diese ist in Abb. 3 gezeigt. Dabei wurden, wie zuvor in Abb. 2, die Betriebspunkte in denen Kondensation vorhergesagt wird, hervorgehoben. Erkennbar ist zudem, dass bei gleicher Netto-Systemleistung (z. B. letzter Betriebspunkt) mit trockener Strömung geringere Drehzahlen aber größere Massenströme eingestellt werden. Bei feuchter Strömung hingegen wird die gleiche Netto-Leistungsabgabe durch höhere Druckverhältnisse bei gleichzeitig niedrigeren Massenströmen erreicht. Als Folge der Änderung der Gaszusammensetzung durch die zunehmende Wasserbeladung tritt diese Verschiebung der stationären Arbeitslinie in Richtung der Stabilitätsgrenze des Verdichters auf. Im niedrigen Lastbereich tritt eine Abnahme des Pumpgrenzabstandes um bis zu 5,5% ein. Wie zu erkennen liegt in diesem Bereich jedoch keine Kondensation vor. Abb. 3: Links:Stationäre ETL Betriebslinie im Verdichterkennfeld bei ansteigender Wasserbeladung. Hervorgehoben: Betriebspunkte mit Kondensation in der Turbine. Rechts: Pumpgrenzabstand bei konstanter Drehzahl und Abweichung zum Betriebspunkt mit trockener Strömung. 5
FC³ Fuel Cell Conference Chemnitz, 23.11. – 24.11.2021 Gleiches gilt für einen Betriebspunkt bei 50% Netto-Systemleistung, wo eine Abnahme des Pumpgrenzabstands um bis zu 3,2% auftritt. Daraus folgt, dass diese Betriebspunktverschiebungen lediglich durch den Betrieb der Turbine bei veränderten Gaseigenschaften auftreten. Durch die Korrektur der Turbinendrehzahl nach [AGARD, 1995] nimmt diese bei gleicher absoluter Drehzahl um 3,2% ab. Es folgt ein verringerter Massendurchsatz bei gleichem Druckverhältnis. Bei hohen Systemleistungen hingegen tritt Kondensation auf und der Effekt der thermischen Drosselung trägt zur zusätzlichen Androsselung des Verdichters bei. Die Abnahme des Pumpgrenzabstands um bis zu 5,5% ist allerdings auch auf die Charakteristik der Stabilitätsgrenze zurückzuführen (vgl. Abb. 3 links). Des Weiteren liegt das Turbinentotaldruckverhältnis in diesem Betriebspunkt bei , >1,55 und damit im Bereich eines weniger stark ausgeprägten Kondensationsgeschehens. Folglich tritt bei den hier untersuchten Betriebspunkten die Auswirkung der Gasmischung in den Vordergrund. Für einen ausgeprägteren Einfluss der Kondensation auf die Betriebskennlinie sind größere Turbinendruckverhältnisse nötig, wie z. B. durch den Betrieb in größerer Höhe. 3.2. Verlustzusammensetzung im ETL ↑ → Abb. 4: Verluste im ETL in drei Betriebspunkten: Volllast, Teillast, Leerlauf. Links: Verluste bezogen auf die Stackleistung im Auslegungspunkt. Rechts: Verluste bezogen auf die Verlustleistung im aktuellen Betriebspunkt. Je Betriebspunkt sind die zuvor gezeigten Wasserbeladungen = 0, = 0,079, = 0, 11 und = 0, 162 von links nach rechts ansteigend gezeigt. Im Folgenden wird in Abb. 4 für die zuvor gezeigten Betriebspunkte und Wasserbeladungen die Zusammensetzung der Verluste innerhalb der Maschine aufgezeigt. Die Spaltverluste weisen eine direkte Abhängigkeit zur absoluten Maschinendrehzahl auf und steigen zu dieser proportional an. Eine ähnliche Abhängigkeit zeigen die Kräfte auf das Axiallager, die entsprechend mit dem Druckgradienten zwischen Verdichteraustritt und Turbineneintritt, die über den Sperrluftpfad verbunden sind, korrelieren und folglich bei Volllast maximal sind. Innerhalb der E-Maschine stellen vor allem die Eisen- und Kupferverluste die 6
FC³ Fuel Cell Conference Chemnitz, 23.11. – 24.11.2021 Hauptverlustquellen dar. Insbesondere im Teillastbereich dürfen jedoch auch Magnetverluste nicht vernachlässigt werden, da einerseits die Wärmeabfuhr durch den Spalt zwischen Rotor und Stator schwierig ist, andererseits bei Übersteigen der kritischen Magnettemperatur eine Entmagnetisierung droht. Es wird zudem deutlich, dass bei Betriebspunkten niedriger Leistungsabgabe die Verlustquellen innerhalb des Elektromotors anteilig an Bedeutung verlieren, während die von Lagern und Leistungselektronik wachsen. Letztere korrelieren direkt mit der Leistungsabgabe des Elektromotors. Im Leerlauf wird die Leistungselektronik zudem bei einem niedrigen Wirkungsgrad von lediglich 71% betrieben, während er bei Volllast bei 98% liegt. Der Gesamtwirkungsgrad des Elektromotors liegt bei 85% bzw. 88%. 3.3. Instationäre Systemsimulation Abb. 5: Stationäre und instationäre ETL Betriebslinien im Verdichterkennfeld bei ansteigender Wasserbeladung. Hervorgehoben: Betriebspunkte mit Kondensation in der Turbine. Mittels des in Abschnitt 2.2 erläuterten Modells werden im Folgenden die Ergebnisse einer instationären Systemsimulation anhand eines Lastsprunges von Leerlauf auf Volllast und vice versa gezeigt. Hierzu werden als Anfangslösung des Differentialgleichungssystems die Ergebnisse der stationären Kreisprozessberechnung genutzt. Aus Gründen der Übersichtlichkeit werden lediglich der Fall maximaler Wasserbeladung sowie der trockene Vergleichsfall gezeigt. Die Verschiebung der Betriebslinie bleibt als Folge der bereits diskutierten Änderung der Gaszusammensetzung auch während des instationären Betriebs erhalten. Wie bereits in Abb. 3 gezeigt wurde, tritt auch im instationären Betrieb Kondensation lediglich bei großen Drehzahlen und Druckverhältnissen auf. Während des Verzögerungsmanövers ist eine signifikante Abnahme des Abstands zur Stabilitätsgrenze auf 11% bei trockener Strömung und 8% bei maximaler Wasserbeladung festzustellen, 7
FC³ Fuel Cell Conference Chemnitz, 23.11. – 24.11.2021 während bei gleicher Drehzahl im stationären Betrieb Abstände von 23% bzw. 20% vorliegen. Daraus folgt, dass während des instationären Betriebs vor allem die schnelle Verzögerung ein Risiko für die Betriebssicherheit darstellt. Da es sich bei dem hier gezeigten Manöver lediglich um einen Lastsprung ohne Regelung handelt und das maximale Drehmoment des Motors nicht genutzt wird, sind Manöver mit größerer Dynamik bei Ausnutzung des gesamten Betriebsbereiches des Elektromotors möglich. Hierzu zählen sowohl größere Gradienten bei der Verzögerung falls der Motor im generatorischen Betrieb betrieben wird, als auch schnellere Beschleunigung wenn das maximale Drehmoment ausgenutzt wird. Durch einen größeren Lastsprung besteht die akute Gefahr, dass der ohnehin schon geringe Pumpgrenzabstand während der Verzögerung so weit sinkt, dass die Stabilitätsgrenze überschritten wird und ein instabiler Zustand auftritt. Bei den hier gezeigten Betriebspunkten werden im stationären Betrieb lediglich 47% des maximal möglichen Drehmoments genutzt. Ein Beschleunigungsmanöver mit höherem Drehmoment ist im Gegensatz zur Verzögerung jedoch nicht kritisch für den Betrieb innerhalb der sicheren Betriebsgrenzen. 4. ZUSAMMENFASSUNG UND AUSBLICK In der vorliegenden Studie wurde das stationäre und instationäre Betriebsverhalten eines elektrischen Turboladers für Brennstoffzellenanwendungen unter Berücksichtigung von Kondensation in der Turbine untersucht. Zunächst wurden die Teilaspekte des Forschungsprojektes ARIEL kurz zusammengefasst. Anschließend wurde die Methodik der stationären und transienten Kreisprozesssimulation des ETL basierend auf stationärem Engine-Matching bzw. Pseudo Bond Graph Ansatz erläutert. Zur Erzeugung von Turbinenkennfeldern unter Berücksichtigung von Kondensation wurden zudem die grundlegenden Aspekte des Euler-Lagrange CFD-Ansatzes dargestellt. Anschließend wurde anhand der stationären Betriebslinie der Einfluss von Feuchtigkeit im Gaspfad auf das Gesamtsystem erläutert, wobei die signifikante Reduktion des Pumpgrenzabstandes während des Betriebs zu berücksichtigen ist. Im instationären Betrieb nimmt der Abstand zur Stabilitätsgrenze während der Verzögerung weiter ab und die Gefahr instabiler Betriebszustände sollte nicht vernachlässigt werden. In zukünftigen Arbeiten ist der Betrieb bei größeren Turbinendruckverhältnissen zu untersuchen, wie sie in Gebirgsszenarien auftreten können. Außerdem sollten Vorarbeiten zu Kennfelderweiternden Maßnahmen eingebracht werden, um auch während kritischer Manöver einen hinreichend großen Pumpgrenzabstand zu wahren. DANKSAGUNG Die Autoren danken allen Projektteilnehmern des ARIEL Projektes für die vielen hilfreichen Diskussionen und fachlichen Beiträge, insbesondere Henning Schlums (iAF der TU Braunschweig) für die Bereitstellung der Lagerkennwerte, Niklas Langmaack für die Bereitstellung der Kennfelder der Leistungselektronik sowie Sridhar Balasubramanian für die Bereitstellung der Kennfelder des Elektromotors (beide iMAB der TU Braunschweig). Zudem danken die Autoren Manuel Meier und Daniel Grundei (Volkswagen AG) für ihre Beiträge zum Forschungsprojekt. Schlussendlich danken die Autoren dem Bundesministerium für Verkehr und Digitale Infrastruktur für die Finanzierung des Förderprojektes ARIEL (Nr. 03B10105D2). 8
FC³ Fuel Cell Conference Chemnitz, 23.11. – 24.11.2021 LITERATURVERZEICHNIS AGARD, 1995. Recommended Practices for the Assessment of the Effects of Atmospheric Water Ingestion oon the Performance and Operability of Gas Turbine Engines. Aschersleben, F., Griemert, R., Gabriel, F., Dröder, K., 2020. Reinforcement learning for robotic assembly of fuel cell turbocharger parts with tight tolerances. Prod. Eng. Res. Devel. 14, 407–416. https://doi.org/10.1007/s11740-020-00968-7 Balasubramanian, S., Henke, M., 2020. Performance Evaluation of a High-Speed Permanent Magnet Synchronous Machine with Hairpin Winding Technology, in: 2020 International Conference on Electrical Machines (ICEM). Presented at the 2020 International Conference on Electrical Machines (ICEM), IEEE, Gothenburg, Sweden, pp. 2445–2451. https://doi.org/10.1109/ICEM49940.2020.9270697 Goeing, J., Seehausen, H., Pak, V., Lueck, S., Seume, J.R., Friedrichs, J., 2020. Influence of combined compressor and turbine deterioration on the overall performance of a jet engine using RANS simulation and Pseudo Bond Graph approach. J. Glob. Power Propuls. Soc. 4, 296–308. https://doi.org/10.33737/jgpps/131109 Göing, J., Kellersmann, A., Bode, C., Friedrichs, J., 2019. Jet Propulsion Engine Modelling Using Pseudo Bond Graph Approach, in: Volume 1: Aircraft Engine; Fans and Blowers; Marine; Honors and Awards. Presented at the ASME Turbo Expo 2019: Turbomachinery Technical Conference and Exposition, American Society of Mechanical Engineers, Phoenix, Arizona, USA, p. V001T01A007. https://doi.org/10.1115/GT2019-90420 Kurzke, J., Halliwell, I., 2018. Propulsion and Power. Springer International Publishing, Cham. https://doi.org/10.1007/978-3-319-75979-1 Langmaack, N., Schobre, T., Henke, M., 2019. Fast and Universal Semiconductor Loss Calculation Method, in: 2019 IEEE 13th International Conference on Power Electronics and Drive Systems (PEDS). Presented at the 2019 IEEE 13th International Conference on Power Electronics and Drive Systems (PEDS), IEEE, Toulouse, France, pp. 1–4. https://doi.org/10.1109/PEDS44367.2019.8998914 Langmaack, N., Tareilus, G., Mallwitz, R., 2020. High Performance Drive Inverter for an Electric Turbo Compressor in Fuel Cell Applications, in: 2020 22nd European Conference on Power Electronics and Applications (EPE’20 ECCE Europe). Presented at the 2020 22nd European Conference on Power Electronics and Applications (EPE’20 ECCE Europe), IEEE, Lyon, France, pp. 1–10. https://doi.org/10.23919/EPE20ECCEEurope43536.2020.9215777 Löhn, H., 2010. Leistungsvergleich von Nieder- und Hochtemperatur- Polymerelektrolytmembran-Brennstoffzellen – Experimentelle Untersuchungen, Modellierung und numerische Simulation (Thesis). Darmstadt. Lück, S., Göing, J., Bode, C., Friedrichs, J., 2020. Pseudo Bond Graph System Modelling of Electric Air Compressors With Energy Recovery for Fuel Cell Applications, in: Volume 8: Industrial and Cogeneration; Manufacturing Materials and Metallurgy; Marine; Microturbines, Turbochargers, and Small Turbomachines. Presented at the ASME Turbo Expo 2020: Turbomachinery Technical Conference and Exposition, American Society of Mechanical Engineers, Virtual, Online, p. V008T20A015. https://doi.org/10.1115/GT2020-15029 Schlums, H., 1997. Grundlagen für die Auslegung von aerodynamischen Axiallagern und Hochdruck-Gasdichtungen. TU Braunschweig. Schröter, J., Graf, T., Frank, D., Bauer, C., Kallo, J., Willich, C., 2021. Influence of pressure losses on compressor performance in a pressurized fuel cell air supply system for airplane applications. International Journal of Hydrogen Energy S036031992101199X. https://doi.org/10.1016/j.ijhydene.2021.03.218 Sellers, F., 1975. DYNGEN: A program for calculating steady-state and transient performance of turbojet and turbofan engines 208. 9
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