Therapeutischer Plasmaaustausch - mit der multiFiltratePRO - Grundlagen und Indikationen - Fresenius Medical Care

Die Seite wird erstellt Klaus Konrad
 
WEITER LESEN
Therapeutischer Plasmaaustausch - mit der multiFiltratePRO - Grundlagen und Indikationen - Fresenius Medical Care
Akut-Therapie-Systeme

Therapeutischer Plasmaaustausch
mit der multiFiltratePRO – Grundlagen und Indikationen
Therapeutischer Plasmaaustausch - mit der multiFiltratePRO - Grundlagen und Indikationen - Fresenius Medical Care
Diese Broschüre enthält allgemeine Ausführungen
    über die Grundlagen und Indikationen des therapeu-
    tischen Plasmaaustausches und ist ausschließlich für
    informationelle Zwecke bestimmt. Die hierein enthal-
    tenen Informationen stellen keinen medizinischen Rat
    dar und ersetzen nicht das Urteil oder die Erfahrung
    des jeweils behandelnden Arztes und des Pflegeper-
    sonals. Die Behandlung der Patienten sowie die Ent-
    scheidung über konkrete Behandlungsmaßnahmen,
    einschließlich die Entscheidung für oder gegen den
    Einsatz des therapeutischen Plasmaaustausches, lie-
    gen in der alleinigen Verantwortung der behandeln-
    den Ärzte bzw. des jeweiligen Gesundheitsdienstleis-
    ters.

    Die in dieser Broschüre aufgeführten Therapien sind
    teilweise noch nicht etablierte Standards und Gegen-
    stand intensiver Forschung. Um zu gewährleisten,
    dass die bereitgestellten Informationen den Stand
    des publizierten Wissens zum Zeitpunkt der Veröf-
    fentlichung entsprechen, haben die Verfasser sich
    daher Quellen bedient, die als zuverlässig einzustufen
    sind: Medizinische Leitlinien, Übersichtsarbeiten und
    ausgewählte klinische Studien. Trotz größtmöglicher
    Sorgfalt kann nicht gewährleistet werden, dass die
    darin enthaltenen Informationen fehlerfrei sind. Daher
    kann keine Haftung für etwaige Folgen aus dem Ge-
    brauch dieser Informationen übernommen werden.
    Den Lesern wird empfohlen, sich nicht allein auf die in
    dieser Broschüre enthaltenen Informationen zu stüt-
    zen, sondern sich selbst ein Bild anhand der aktuel-
    len wissenschaftlichen Literatur zu machen.
    Darüber hinaus ersetzt diese Broschüre nicht die
    sorgfältige Lektüre der Gebrauchsanweisung der je-
    weils eingesetzten Medizinprodukte und Arzneimittel.
    Die jeweiligen Gebrauchsanweisungen, die geltenden
    Richtlinien und Vorschriften der örtlichen Behörden
    sowie die jeweils gültigen Hygienevorschriften sind
    stets zu beachtet.

    Bei Zeichen bzw. Namen, die mit ® gekennzeichnet
    sind, handelt es sich um eingetragene Marken der
    Fresenius-Gruppe in den jeweiligen Ländern.

2
Therapeutischer Plasmaaustausch - mit der multiFiltratePRO - Grundlagen und Indikationen - Fresenius Medical Care
Inhalt

Therapeutischer Plasmaaustausch mit der multiFiltratePRO –
Grundlagen und Indikationen                                                                        1
1.   Wirkprinzip des therapeutischen Plasmaaustauschs                                              4
     1.1. Funktionsweise                                                                           4
     1.2. Zielmoleküle                                                                             6
     1.3. Substitutionslösungen                                                                    7
2.   Anwendung der Plasmaseparation mit der multiFiltratePRO                                       8
     2.1. Technische und personelle Voraussetzungen                                                8
     2.2. Antikoagulation                                                                          8
     2.3. Substitutionsvolumen (Dosis)                                                             9
     2.4. Zyklen und Therapieregime                                                               10
     2.5. Monitoring                                                                              12
     2.6. Vermeidung von Komplikationen                                                           12
3.   Einsatzbereiche für den Plasmaaustausch in der Intensivmedizin                               14
     3.1. Akute, lebensbedrohliche Pankreatitis mit ausgeprägter Hypertriglyzeridämie             16
     3.2. Thrombotische Mikroangiopathien                                                         17
     3.3. Vaskulitiden                                                                            18
     3.4. Rasch progrediente Glomerulonephritis (Rapidly Progressive Glomerulonephritis / RPGN)   20
     3.5. Fokal-segmentale Glomerulosklerose                                                      21
     3.6. Anti-GBM-Erkrankung (Goodpasture-Syndrom)                                               22
     3.7. Autoimmune Enzephalitiden                                                               23
     3.8. Myasthenia gravis und Lambert-Eaton-Myasthenie-Syndrom (LEMS)                           24
     3.9. Guillain-Barré-Syndrom (GBS) und chronische inflammatorische demyelinisierende
          Polyneuropathie (CIDP)                                                                  26
     3.10. AB0-inkompatible Transplantation, Transplantation bei HLA-sensibilisierten
           Empfängern und antikörpervermittelte Transplantatabstoßung                             28
Abkürzungsverzeichnis                                                                             30
Literatur                                                                                         31

                                                                                                       3
Therapeutischer Plasmaaustausch - mit der multiFiltratePRO - Grundlagen und Indikationen - Fresenius Medical Care
Wirkprinzip des therapeutischen Plasmaaustauschs
    1
    1.1. Funktionsweise                                                wird. Die Abtrennung erfolgt über Filtermembranen
                                                                       oder durch Zentrifugation. Die multiFiltratePRO arbei-
    Der therapeutische Plasmaaustausch (TPE), auch als
                                                                       tet nach dem Prinzip der Membranplasmaseparation
    Plasmapherese bezeichnet, ist ein Verfahren zur un-
                                                                       (MPS) und ist damit eine spezifische Form des TPE.
    spezifischen Entfernung hochmolekularer, nicht-
                                                                       Neben der Abtrennung des Plasmas können auch
    zellulärer Bestandteile aus dem Blut. TPE ist das am
                                                                       spezifische Plasmafaktoren mittels FFP als therapeu-
    längsten angewandte Verfahren zur Entfernung pa-
                                                                       tische Maßnahme verabreicht werden (Abbildung 1).2
    thogener Proteine aus dem Blut und hat die meisten
    Kategorie 1-Indikationen in den Leitlinien der AFSA.1
                                                                       Der Plasmaustausch ist ein Verfahren, mit dem
                                                                       Plasmabestandteile unspezifisch entfernt werden;
    Beim TPE wird das Plasma extrakorporal von den
                                                                       spezifische Verfahren zur Entfernung einzelner Plas-
    zellulären Blutkomponenten abgetrennt und meist
                                                                       mabestandteile sind z.B. die Lipoproteinapherese
    durch isovolämische, isoonkotische Flüssigkeit wie
                                                                       oder die Immunapherese.
    Humanalbumin oder Frischplasma (FFP) ersetzt, die
    mit den zellulären Blutbestandteilen retransfundiert

                                                                                                      1. Blut wird dem Patienten
                                                                                                         entnommen.
                                                                                                      2. Das Blut wird durch den
                                                                3
                                                                                                         Plasmafilter geleitet,
                                                                                                         Plasma wird abgetrennt und
                                                                                                         in den Filtratbeutel geleitet.
                                                                                                      3. Substituat angepasst
                                                                      4
                                                                                                         an die Bedürfnisse des
                                                                                                         Patienten (z. B. Human-
                                                                                                         albumin, FFP).
                                                     5                                                4. Zwei aufeinanderfolgende
                                                                                                         Heizbeutel ermöglichen das
                                                                                                         Erwärmen des Substituats.
                                                                                                      5. Das Blut wird zum
                                                                                                         Patienten zurückgeführt.

                         1                                                                  2

                                            Die Indikationen für TPE umfassen ausgewählte Diagnosen
                                            aus verschiedenen Fachgebieten:

                                             • Neurologie             • Transplantationen
                                             • Hämatologie            • Nephrologie

    Abbildung 1: Funktionsprinzip des TPE mittels
    Membranplasmaseparation (MPS)

4
Therapeutischer Plasmaaustausch - mit der multiFiltratePRO - Grundlagen und Indikationen - Fresenius Medical Care
Die multiFiltratePRO

Einfaches Aufrüsten                                                                                            Integrierte automatische Berechnung
Die Touchscreen-Bedienoberfläche führt                                                                          des Plasmavolumens
den Anwender durch den Aufbau des Sys-                                                                         Das Plasmavolumen des Patienten und
tems für den TPE einschließlich Spülen                                                                         das entsprechende Plasmaaustauschvolu-
und Vorfüllen.                                                                                                 men können mit Hilfe des Plasmarechners
                                                                                                               der multiFiltratePRO berechnet werden.3

Wichtige Informationen auf dem
Bildschirm
Druckanzeige, ausgetauschtes Volumen                                                                           Plasmabeutelhalter
und Ziel-Plasmavolumen, Behandlungs-                                                                           In die obere Waagschale gestellt verein-
zeit, Flüsse und Druckhistorie.                                                                                facht der Plasmabeutelhalter den Umgang
                                                                                                               mit Flasche und Beutel in Augenhöhe.

Automatische Steigerung der Plasma-                                                                            Zwei integrierte Heizbeutel für
filtrationsmenge                                                                                               Substituat
Die multiFiltratePRO hat ein Verfahren zum                                                                     Zwei integrierte Heizbeutel wärmen die
schrittweisen Hochlauf des Plasma-Blut-                                                                        Substituatlösung behutsam an, um das
Verhältnisses implementiert, um für einen                                                                      Auskühlen des Patienten zu reduzieren.
sanfteren Start der Plasmaseparation so-
wie für stabilere Filtrationsbedingungen
zu sorgen. Gegenüber einer manuellen
schrittweisen Steigerung des Plasma-Blut-
Verhältnisses ist dies mit Zeitersparnis für
den Anwender verbunden (Abbildung 2).

                          Phase 1                             Phase 2                                         Phase 3
                          Filterkonditionierung               Steigerung des Plasma-Blut-Verhältnisses        Gewünschtes Plasma-Blut-
                          Das Blut des Patienten zirkuliert   Mit Beginn der Plasmaseparation wird das        Verhältnis ist erreicht
                          automatisch, damit eine dün-        Plasma-Blut-Verhältnis in einem automatisier-
                          ne Proteinschicht auf der Mem-      ten Prozess schrittweise auf den gewünsch-
                          bran des Plasmafilters entste-       ten Wert erhöht.
                          hen kann.
 Plasma-Blut-Verhältnis

                                                                                        Zeit

Abbildung 2: Automatische Steigerung des Plasma-Blut-Verhält-
nisses mit der multiFiltratePRO, um stabile Filtrationsverhältnisse
aufzubauen4

                                                                                                                                                          5
Therapeutischer Plasmaaustausch - mit der multiFiltratePRO - Grundlagen und Indikationen - Fresenius Medical Care
1.2. Zielmoleküle                                        Aufgrund der unspezifischen Natur der Plasma-
                                                             separation ist der Plasmaaustausch bei einem weiten
    Der Plasmaaustausch entfernt einen Großteil der Pro-
                                                             Spektrum schwerer Erkrankungen einsetzbar. Dies
    teine und proteingebundene Substanzen aus dem
                                                             erfordert eine enge Kooperation der Fachgebiete mit
    Blut. Dazu zählen autoimmune Antikörper, Immun-
                                                             der technischen Expertise für extrakorporale Verfah-
    komplexe oder proteinbasierte Toxine, aber auch
                                                             ren, also Nephrologen, Transfusions- und Intensiv-
    niedermolekulare Pathogene mit einem geringen Ver-
                                                             mediziner, mit den jeweiligen behandelnden Fach-
    teilungsvolumen und hoher Proteinaffinität.5 Ebenso
                                                             disziplinen der Transplantationsmedizin, Neurologie,
    entfernt der Plasmaaustausch einen Teil der nicht
                                                             Kardiologie, Hämatologie, Onkologie und Pädiatrie.
    pathogenen Proteine wie Albumin oder Gerinnungs-
                                                             Ein aktueller Überblick über alle Indikationen, in de-
    faktoren, die teilweise durch die Substitutionsflüssig-
                                                             nen der Plasmaaustausch und andere Apherese-
    keit ersetzt werden.
                                                             verfahren regelmäßig eingesetzt werden, publiziert die
                                                             Amerikanische Gesellschaft für Apherese (American
    Mit dem Plasmaaustausch kann ein breites Spektrum
                                                             Society for Apheresis/ASFA).8 Der Plasmaaustausch
    krankheitsrelevanter Moleküle mit hohem Moleku-
                                                             wird dort als Therapeutic plasma exchange (TPE) be-
    largewicht eliminiert werden. Für den sinnvollen Ein-
                                                             zeichnet. Die ASFA gibt in regelmäßigen Abständen
    satz eines Plasmaaustauschs können folgende Über-
                                                             eine Übersicht aller Indikationen heraus, zu denen
    legungen zu den Eigenschaften der Zielsubstanzen
                                                             mindestens 10 Fallberichte in Zeitschriften mit Peer-
    herangezogen werden:
                                                             Review vorliegen.8 Die Übersicht 2019 listet 84 ver-
    • Die Zielsubstanzen sind akut toxisch und/oder
                                                             schiedene Indikationen für den Einsatz des TPE auf.
       nicht durch konventionelle Therapien beeinfluss-
                                                             Die Evidenz zum Einsatz verschiedener Verfahren in
       bar, sodass eine schnelle extrakorporale Elimina-
                                                             diesen Indikationen wird strukturiert bewertet und mit
       tion indiziert ist6
                                                             Empfehlungen versehen. In der Expertenkommission,
    • Das Molekulargewicht der Substanzen liegt über
                                                             die diese Bewertungen vornimmt, sind auch europäi-
       15.000 Dalton, sodass andere Methoden wie eine
                                                             sche Experten vertreten.
       Hämodialyse nicht in Betracht kommen6
    • Die Gesamtclearance der Substanzen kann vor-
       aussichtlich durch Plasmaaustausch um mehr als
       30 % erhöht werden7
    • Die Verweildauer im Gefäßsystem ist ausreichend
       lang, um durch den Plasmaaustausch therapeu-
       tisch relevante Zeiträume mit niedrigen Plasma-
       spiegeln zu erzielen6

6
Therapeutischer Plasmaaustausch - mit der multiFiltratePRO - Grundlagen und Indikationen - Fresenius Medical Care
1.3. Substitutionslösungen                               mit akuter Blutungsgefahr, z.B. nach Nierenbiopsie
                                                         innerhalb der letzten drei Tage oder bei aktiver alveo-
Zur Substitution des separierten Plasmas wird das
                                                         lärer Hämorrhagie.9
entzogene Volumen einer Substitutionslösung in den
Kreislauf des Patienten infundiert. Indikationsabhän-
                                                         Plasmaderivate können zur spezifischen Substi-
gig werden vor allem Humanalbuminlösung, FFP
                                                         tution von bestimmten Plasmabestandteilen wie
und/oder Plasmaderivate eingesetzt.
                                                         Gerinnungsfaktoren oder Immunglobulinen eingesetzt
                                                         werden. Eine Übersicht der relevanten Aspekte für
Humanalbumin-Lösung (5 %) ist leicht hypoonkotisch
                                                         die Wahl der Substitutionslösungen findet sich in
bis annähernd isoonkotisch gegenüber normalem
                                                         Tabelle 1.
humanen Plasma und stellt das mengenmäßig
wichtigste Trägermolekül im Blut sofort wieder zur       Tabelle 1: Aspekte zur Auswahl von Substitutionslösungen. Modifiziert
                                                         nach Kaplan 2013, Padmanabhan et al 2019, Heibel et al 2019, Kaplan
Verfügung. Allerdings besteht insbesondere bei           20126, 8-10
einem regelmäßigen Plasmaaustausch über mehrere
                                                                             Humanalbumin               Gefrorenes Frischplas-
Anwendungen hinweg die Gefahr einer Depletion von                                                       ma

Koagulationsfaktoren und Immunglobulinen.6, 8 Nach       Gerinnungs-         Keine enthalten, Gefahr    In FFP enthalten, Aktivität
                                                         faktoren            einer Verdünnungs-         nicht standardisiert
einem einmaligen Plasmaaustausch erreichen die                               koagulopathie
partielle Prothrombinzeit und Thrombinzeit nach ca.                          Bei Hämophilie A (Faktor
                                                                             VIII-Mangel) wird Faktor
4 Stunden wieder den Ausgangswert, die Prothrom-                             VIII gesondert zugeführt
binzeit nach ca. 24 Stunden.                             Immunglobuline      Keine enthalten            In FFP enthalten, Aktivität
                                                                                                        nicht standardisiert
Dies setzt allerdings voraus, dass die Synthesefunkti-                       Potentiell erhöhtes
                                                                             Infektionsrisiko durch     Höheres Risiko
on des Patienten nicht krankheitsbedingt einge-                              Depletierung der           anaphylaktoider
schränkt ist. Die Serumspiegel der Immunglobuline                            Immunglobuline             Reaktionen im Vergleich
                                                                                                        zu Humanalbumin-
werden durch einen Plasmaaustausch um ca. 60 %                                                          lösungen

reduziert.6                                              Einsatzbereiche     Standard-Substitutions-    Bei Patienten mit
                                                                             flüssigkeit                erhöhtem Blutungsrisiko

                                                                                                        Bei wiederholter
FFP ersetzt als Substitutionsflüssigkeit zusätzlich                                                      Behandlung mit starken
                                                                                                        Verdünnungseffekten
Immunglobuline und alle Gerinnungsfaktoren. Die
Verwendung von FFP wird empfohlen bei Patienten

                                                                                                                                      7
Therapeutischer Plasmaaustausch - mit der multiFiltratePRO - Grundlagen und Indikationen - Fresenius Medical Care
Anwendung der Plasmaseparation mit der
    2        multiFiltratePRO

    2.1. Technische und personelle                          2.2. Antikoagulation
         Voraussetzungen                                    Zur systemischen Antikoagulation bei Plasmaaus-
    Aphereseverfahren erfordern bei ärztlichem und          tausch werden überwiegend Heparinlösungen einge-
    pflegerischem Personal umfangreiche Erfahrungen          setzt. Die Dosierung der Antikoagulantien richtet sich
    in der Betreuung von Patienten mit extrakorporalen      initial nach den Empfehlungen der Gerätehersteller,
    Kreisläufen und der Behandlung potentieller Kom-        den Erfahrungen mit den jeweiligen Systemen und
    plikationen. Ärzte müssen über intensivmedizini-        dem klinischen Zustand des Patienten. Bei Verwen-
    sche Erfahrung verfügen. Die Apheresestandards der      dung von Heparin müssen eine erhöhte systemische
    Deutschen Gesellschaft für Nephrologie empfehlen        Blutungsneigung und das Risiko einer Thrombozyto-
    den Nachweis der selbständigen Durchführung von         penie beachtet werden.11
    Aphereseverfahren in mehreren Krankheitsbildern un-
    ter Leitung eines in den Verfahren erfahrenen Neph-
    rologen über mindestens 6 Monate als Befähigungs-
    nachweis.11

    Das mit der Durchführung betraute Pflegepersonal
    sollte nach der Einweisung in die Vorbereitung und
    Durchführung des Plasmaaustauschs durch den An-
    bieter des Aphereseverfahrens oder den Geräteher-
    steller mindestens einmal jährlich an einer apherese-
    bezogenen Fortbildung teilnehmen.11

    Für den Plasmaaustausch reichen Blutflüsse zwi-
    schen 50-120 ml für zentrifugenbasierte und
    150-200 ml/min für membranbasierte Systeme aus.12
    Die meisten Patienten erhalten für den TPE einen
    zentralvenösen Zugang, z.B. einen Shaldon-Kathe-
    ter, mit dem ein zuverlässigerer Blutfluss gewährleis-
    tet werden kann.12

8
Therapeutischer Plasmaaustausch - mit der multiFiltratePRO - Grundlagen und Indikationen - Fresenius Medical Care
2.3. Austauschvolumen (Dosis)                                                                     Patienten entspricht, die Ausgangskonzentration von
                                                                                                  Serumproteinen um etwa 63 % gesenkt werden.
Das zu behandelnde Plasmavolumen in einer Ein-
                                                                                                  Eine Erhöhung des Austauschvolumens auf das
zelbehandlung entspricht der „Dosierung“ des Ver-
                                                                                                  1,4fache Plasmavolumen erhöht die Eliminationsrate
fahrens. Das Plasmavolumen eines Patienten wird
                                                                                                  auf ca. 75 %. Eine weitere Erhöhung des Austausch-
anhand von Geschlecht, Größe, Gewicht und
                                                                                                  volumens verbessert die Effizienz nur marginal, daher
Hämatokrit abgeschätzt.11 Zudem müssen erkran-
                                                                                                  werden meist keine höheren Austauschvolumina ge-
kungsspezifische Parameter wie der aktuelle Patho-
                                                                                                  wählt.6
gentiter und die angestrebte Absenkung, die Korrela-
                                                                                                  Die grundlegenden Berechnungen des zu behan-
tion von Symptomatik und Pathogenspiegeln und die
                                                                                                  delnden Plasmavolumens erfolgen anhand der For-
begleitende Therapie berücksichtigt werden, um das
                                                                                                  meln von Nadler, Sprenger oder Pearson.11 Mit der
gewünschte Behandlungsvolumen festzulegen.
                                                                                                  multiFiltratePRO kann direkt an der Maschine das be-
Die erreichbaren Reduktionsraten der Pathogene sind
                                                                                                  nötigte Volumen anhand der Formel von Sprenger
abhängig vom Volumen des gesamten behandelten
                                                                                                  berechnet werden.3
Plasmas (Austauschvolumen). So kann mit einem
Austauschvolumen, das dem Plasmavolumen des

                                                                                                                    Abbildung 3: Effizienz der Membran-
                                100                                                                                 plasmaseparation im Verhältnis zum aus-
                                                                                                                    getauschten Plasmavolumen (modifiziert
                                 90
                                                                                                                    nach Kaplan 2013)6
                                 80                                                                                 (ePV = errechnetes Plasmavolumen)
  Verbleibendes unbehandeltes

                                                              Behan-
                                 70                           deltes         Behan-
       Plasmavolumen (%)

                                                              Plasma         deltes         Behandeltes
                                 60                           ~63 %          Plasma         Plasma
                                                                             ~78 %          ~86 %
                                 50
                                 40       ~37 %
                                 30
                                          ~22 %
                                 20
                                          ~14 %
                                 10
                                  0
                                      0           0,5       1,0        1,5            2,0         2,5      3,0
                                                         Ausgetauschtes Plasmavolumen
                                                        (Vielfaches des ePV des Patienten)

                                                                                                                                                              9
Therapeutischer Plasmaaustausch - mit der multiFiltratePRO - Grundlagen und Indikationen - Fresenius Medical Care
2.4. Zyklen und Therapieregime                                                               Für viele Indikationen sind spezifische Behandlungs-
                                                                                                  zyklen in Kombination mit medikamentösen Maß-
     Bei hochmolekularen Pathogenen wie Immunglo-
                                                                                                  nahmen entwickelt worden, die dem Krankheitsver-
     bulinen, Lipoproteinen oder Kryoglobulinen kommt
                                                                                                  lauf und dem zu erreichenden Zieltiter des Pathogens
     es nach einem Plasmaaustausch regelmäßig zu ei-
                                                                                                  Rechnung tragen. So kann es z.B. sinnvoll sein, nur
     nem erneuten Konzentrationsanstieg, unter anderem
                                                                                                  alle zwei Tage zu behandeln, nachdem das Patho-
     durch Diffusion aus dem Gewebe und Resynthese.6
                                                                                                  gen durch Rediffusion in das Gefäßsystem wieder
     Daher wird der Plasmaaustausch in der Regel in Be-
                                                                                                  ein Fließgleichgewicht mit seinen extravasalen Quel-
     handlungszyklen über mehrere Tage durchgeführt,
                                                                                                  len erreicht hat.6 In Tabelle 2 sind die intravaskulären
     um neu synthetisierte oder aus dem Gewebe in das
                                                                                                  Konzentrationen und der tägliche Umsatz wichtiger
     Gefäßvolumen diffundierte Pathogene zu eliminieren.
                                                                                                  Proteine aufgelistet. Je höher der intravaskuläre An-
     Die Pathogentiter nehmen im Verlauf der Behandlung
                                                                                                  teil, desto mehr Proteine können mit einem Plasma-
     in einem charakteristischen sägezahnartigen Muster
                                                                                                  austausch entfernt werden, und je höher der Umsatz,
     ab (Abbildung 4). Die Kenntnis der Kinetik im Gefäß-
                                                                                                  desto mehr Protein wird innerhalb eines Tages nach-
     system und der Syntheserate pathologisch relevanter
                                                                                                  gebildet.6
     Proteine ist daher von großer Bedeutung für die Pla-
     nung der Behandlungszyklen.

                                                                                                                      Abbildung 4: Verlauf der IgG-Serumspiegel
                                                              Abnahme des IgG-Spiegels mit TPE                        während drei aufeinanderfolgenden Be-
                                                                                                                      handlungen. Nach dem Plasmaaustausch
                                                    100
       Anteil gegenüber Ausgangskonzentration (%)

                                                                                                                      steigen die intravaskulären Spiegel durch
                                                                                                 Vor TPE              Resynthese und Diffusion wieder an. Mo-
                                                                                                 Nach TPE             difiziert nach Kaplan 20136
                                                     80

                                                     60

                                                     40

                                                     20

                                                      0
                                                          0   1               2              3               4
                                                                            Tage

10
Tabelle 2: Übersicht über den intravaskulären Anteil verschiedener Proteine am Gesamt-Körper-
pool und dem Anteil, der täglich erneuert wird. Modifiziert nach Kaplan 20136

Physiologische Proteine                       Intravaskulärer Anteil an   Anteiliger Umsatz
                                              Gesamtmenge im              (Fractional turnover rate)
                                              Körper (%)                  in % pro Tag
IgG (ausgenommen IgG3)                                   45                           7

IgG3                                                     64                          17

IgMa                                                     78                          19

IgA                                                      42                          25

IgD                                                      75                          37

IgE                                                      45                          94

Albumin                                                  44                          11

Komplementfaktor C3                                      67                          41

Komplementfaktor C4                                      66                          43

Fibrinogen                                               81                          24

Faktor VIII                                              71                          150

 Antithrombin III                                        45                           55

 Pathogene Proteine
IgM bei Makroglobulinämie                                89                          25*

Bence-Jones-Protein                                       **                          **
                                                                                      #
Endotoxine                                               >50
                                                                                      #
Immunkomplexe                                            >50

TNF
2.5. Monitoring
                                                              Blutdruck
     Neben den Vitalparametern sollten zur Überwa-
                                                              Wie bei allen extrakorporalen Verfahren kann der
     chung des Plasmaaustauschs insbesondere die Ge-
                                                              Plasmaaustausch einen akuten, vorübergehenden
     rinnungsparameter (z.B. Thrombozytenzahl, Fibri-
                                                              Blutdruckabfall bewirken. Daher muss eine blutdruck-
     nogenkonzentration, aPTT) kontrolliert werden.11
                                                              senkende Medikation ggf. angepasst werden. ACE-
     Die Albuminkonzentration kann vor und nach dem
                                                              Hemmer sollten grundsätzlich pausiert werden, da
     Plasmaaustausch gemessen werden. Serum-Elek-
                                                              die negativ geladenen Oberflächen der Apherese-
     trolyte inklusive des ionisierten Calciums und der
                                                              systeme das Bradykinin-Kallikrein-System aktivieren
     Säure-Basen-Haushalt6 sind besonders wichtig bei
                                                              können. Wird diese Aktivierung durch ACE-Hemmer
     Substitution von FFP.
                                                              weiter verstärkt, kann daraus eine schwere arterielle
     Wenn eine Mindest-Absenkung für eine erfolgreiche
                                                              Hypotonie resultieren. Dieser Effekt kann grundsätz-
     Therapie erreicht werden muss, erfordert dies eine
                                                              lich bei allen Apheresesystemen auftreten.1
     Messung des Zielmolekül-Titers, z.B. bei der Lipo-
     proteinapherese.11 Viele Behandlungsschemata ori-
                                                              Blutbild
     entieren sich allerdings ausschließlich am klinischen
                                                              Veränderungen des Blutbildes, insbesondere ein Ab-
     Bild zur Beurteilung des Therapieerfolgs.
                                                              fall des Hämoglobins und der Thrombozyten, können
                                                              durch Hämolyse auftreten, aber auch durch Dilution
                                                              und Volumenexpansion.2 Auf die Depletierung der
     2.6. Vermeidung von Komplikationen
                                                              Gerinnungsfaktoren durch die Substitutionslösungen
     Wichtig ist eine gezielte Anamnese zur Evaluation        wird unter 1.3 eingegangen. Je häufiger ein Plasma-
     von Risikofaktoren, wie der Verträglichkeit vorheriger   austausch bei einem Patienten durchgeführt wird,
     Apheresebehandlungen, kardiovaskulärer Beschwer-         desto engmaschiger muss die Gerinnung überwacht
     den und der Behandlung mit ACE-Hemmern.11                werden.
     Tendenziell schätzen Ärzte aus Fachrichtungen, die
     nicht selbst Plasmaaustauschbehandlungen durch-
     führen, das Risiko dieser Behandlungen zu hoch ein.2
     Tatsächlich treten im Durchschnitt aller Apherese-
     behandlungen bei weniger als 5 % unerwünsch-
     te Ereignisse auf.13 Am häufigsten berichtet werden
     Unverträglichkeitsreaktionen mit der Substitutions-
     flüssigkeit und Membranen (z.B. Urtikaria), hämo-
     dynamische Instabilität, Veränderungen des Blut-
     bildes, Probleme mit dem Zugang, Hypokaliämie,
     Hypokalziämie, Abnahme der Serum-Vitaminspiegel
     und disseminierte intravasale Gerinnungsstörungen.2

12
Tabelle 3: Einfluss des Plasmaaustauschs auf die Wirkkonzentration
                                                          von Medikamenten. Modifiziert nach Renders L, Wen M, Küchle C
Elektrolytverschiebungen                                  20142

Hypokalziämie entsteht durch Bindung von Plasma-           Reduktion der Plasmaspiegel
Kalzium an das darin enthaltene Zitrat, z.B. durch        Ampicillin, Amlodipin,
                                                          Basilixumab,
Verdünnungseffekte bei Einsatz von FFP. Eine Hypo-        Chloramphenicol,
                                                          Diltiazem,
kaliämie kann sich ausbilden, wenn mit Human-             Gentamycin,
albumin substituiert wird, da dieses nur minimale         Lepuridin,
                                                          Propanolol,
Mengen an Kalium (
Einsatzbereiche für den Plasmaaustausch in
     3        der Intensivmedizin

     Aphereseverfahren können aufgrund ihres breiten          levanten Leitlinien zusammengefasst, insbesonde-
     Wirkspektrums auf große im Blut gelöste Moleküle         re der Standard der Therapeutischen Apherese der
     sowie Moleküle mit hoher Plasmaeiweißbindung bei         Deutschen Gesellschaft für Nephrologie e. V. 11 und
     einer Vielzahl unterschiedlicher Erkrankungen einge-     die „Guidelines on the Use of Therapeutic Apheresis
     setzt werden. Die Indikationsstellung geschieht in Ab-   in Clinical Practice - Evidence-Based Approach from
     stimmung mit den jeweiligen Fachdisziplinen, die den     the Writing Committee of the American Society for
     Patienten aufgrund der zugrunde liegenden Erkran-        Apheresis: The Eighth Special Issue“.8
     kung betreuen.11                                         Beide Leitlinien verwenden dasselbe Empfehlungs-
     Zahlreiche Indikationen für den Plasmaaustausch          system mit folgenden Einstufungen (Tabellen 4, 5):
     können auch bei intensivmedizinischen Patienten
     auftreten und behandlungspflichtig werden. In der         Tabelle 4: Kategorien für den klinischen Einsatz der therapeutischen
                                                              Apherese. Nach Schettler 201910
     Intensivmedizin stehen die Indikationen im Vorder-
                                                              Indikationsstärke
     grund, bei denen lebensbedrohliche Zustände rasch
                                                              Kategorie                 Beschreibung
     beherrscht oder drohende schwere Organschäden
                                                              I                         Apheresebehandlung ist Erstlinien-Therapie
     rechtzeitig abgewendet werden müssen.                                              sowohl als alleinige Therapieoption als auch in
                                                                                        Kombination mit anderen Therapien
     Im Folgenden werden Indikationen vorgestellt, die
                                                              II                        Apheresebehandlung ist Zweitlinien-Therapie
     in der Literatur im intensivmedizinischen Umfeld be-                               sowohl als alleinige Therapieoption als auch in
                                                                                        Kombination mit anderen Therapien
     schrieben wurden. Die nachfolgenden Ausführun-
                                                              III                       Therapeutische Apherese als Behandlungsop-
     gen sowie die darin zitierten Quellen befassen sich                                tion nicht etabliert. Ihr Einsatz muss jeweils im
                                                                                        klinischen Einzelfall entschieden werden.
     mit dem TPE und einigen ihrer Indikationen im Allge-
                                                              IV                        Publizierte Daten zeigen, dass die therapeuti-
     meinen und nicht mit dem Einsatz der multiFiltratePro                              sche Apherese nicht wirksam oder sogar
     im Speziellen. Neben einer Beschreibung des Krank-                                 nachteilig ist.

     heitsbildes und der Aufgabe des Plasmaaustauschs
     bei der Therapie werden auch die Aussagen der re-

14
Tabelle 5: Evidenzbasierte Empfehlungsgrade der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie für den Einsatz der therapeutischen Apherese.
Modifiziert nach Schettler 201910

Empfehlungsgrad               Beschreibung                           Methodische Qualität der Evidenz           Schlussfolgerungen
Grad 1A                       Starke Empfehlung auf der Grundlage    Randomisierte kontrollierte Studien ohne Starke Empfehlung, kann für die
                              von Evidenz hoher Qualität             wesentliche Schwächen oder               meisten Patienten ohne Einschränkung
                                                                     überragender Effektnachweis aus          gelten
                                                                     Beobachtungsstudien
Grad 1B                       Starke Empfehlung auf der Grundlage    Randomisierte kontrollierte Studien mit Starke Empfehlung, kann für die
                              von Evidenz moderater Qualität         wesentlichen Schwächen (inkonsistente meisten Patienten ohne Einschränkung
                                                                     Ergebnisse, methodische Schwächen,      gelten
                                                                     indirekte oder unpräzise Wirksamkeits-
                                                                     parameter) oder außergewöhnlich starke
                                                                     Evidenz aus Beobachtungsstudien

Grad 1C                       Starke Empfehlung auf der Grundlage    Beobachtungsstudien oder Fallserien        Starke Empfehlung, die sich bei
                              von Evidenz niedriger oder sehr                                                   Verfügbarkeit von Evidenz besserer
                              niedriger Qualität                                                                Qualität verändern kann
Grad 2A                       Eingeschränkte Empfehlung auf der      Randomisierte kontrollierte Studien ohne   Eingeschränkte Empfehlung, Einsatz der
                              Grundlage von Evidenz hoher Qualität   wesentliche Schwächen oder                 TA ist von den Rahmenbedingungen
                                                                     überragender Effektnachweis aus            (gesellschaftlich, finanziell) innerhalb des
                                                                     Beobachtungsstudien                        Gesundheitssystems abhängig
Grad 2B                       Eingeschränkte Empfehlung auf der      Randomisierte kontrollierte Studien mit    Eingeschränkte Empfehlung, Einsatz der
                              Grundlage von Evidenz moderater        wesentlichen Schwächen (inkonsistente      TA ist von den Rahmenbedingungen
                              Qualität                               Ergebnisse, methodische Schwächen,         (gesellschaftlich, finanziell) innerhalb des
                                                                     indirekte oder unpräzise Wirksamkeits-     Gesundheitssystems abhängig
                                                                     parameter) oder außergewöhnlich starke
                                                                     Evidenz aus Beobachtungsstudien
Grad 2C                       Eingeschränkte Empfehlung auf der      Beobachtungsstudien oder Fallserien        Eingeschränkte Empfehlung, andere
                              Grundlage von Evidenz niedriger oder                                              Therapieoptionen erscheinen
                              sehr niedriger Qualität                                                           gleichwertig

                                                                                                                                                               15
3.1. Akute, lebensbedrohliche                              Leitlinienempfehlungen
          Pankreatitis mit ausgeprägter                         Standards der Therapeutischen Apherese der
          Hypertriglyzeridämie                                  DGfN 2019, Seite 2611:
     Pathogenese                                                Indikationsstärke: I
     Patienten mit akuter Pankreatitis entwickeln diese in      Empfehlungsgrad: IB
     ca. 10 % der Fälle aufgrund einer schweren Hyper-
     triglyzeridämie (5- >10 mmol/l), z.B. im Rahmen eines      ASFA-Leitlinien 2019, Seite 2438:
     Chylomikronämie-Syndroms. Die Leitlinien der Euro-         Indikationsstärke: III
     päischen Gesellschaft für Kardiologie zur Behandlung       Empfehlungsgrad: IC
     von Dyslipidämien gehen davon aus, dass die Rolle
     der Hypertriglyzeridämie für die Entwicklung schwe-        Leitlinien der Europäischen Gesellschaft für
     rer akuter Pankreatitiden eher unterschätzt wird.15        Kardiologie, Seite 303714:
     Als Auslöser der Pankreatitis vermutet man große,          „Plasmaaustausch kann bei akuter Pankreatitis die
     triglyzeridreiche Lipoproteine, die die Mikrozirkulation   Triglyceridspiegel schnell senken.“
     im Pankreas behindern. Die daraus resultierende
     Ischämie führt zur hydrolytischen Freisetzung von
     freien Fettsäuren, die das Pankreasgewebe
     schädigen.8

     Einsatz des Plasmaaustauschs
     Sind massiv erhöhte Triglyzeridwerte (>10 mmol/l
     bzw. >885 mg/dl) Ursache einer Pankreatitis, kann
     durch einen Plasmaaustausch sowohl der Zustand
     als auch die Prognose des Patienten akut verbessert
     werden.11 Der Plasmaaustausch hat allerdings keinen
     längerfristigen Effekt, daher ist eine parallele lipid-
     senkende Therapie unbedingt notwendig. Bei aku-
     ter Pankreatitis reichen meist 1-3 Plasmaseparatio-
     nen aus.8

16
3.2. Thrombotische Mikroangiopathien                     Die fortgesetzte Durchführung eines Plasmaaus-
                                                         tauschs ist bei TTP indiziert, wenn vor dem ersten
Pathogenese
                                                         Zyklus eine ADAMTS13-Aktivität unter 10 % nach-
Die thrombotische Mikroangiopathie (TMA) be-
                                                         gewiesen und Shigatoxin-produzierende Escherichia
schreibt einen klinischen Symptomkomplex mit unter-
                                                         coli ausgeschlossen werden konnten. Der Plasma-
schiedlichen Ätiologien, die durch Schädigung des
                                                         austausch sollte mit einer Steroidtherapie und ggf.
vaskulären Endothels zu Thrombosen in kleinen Blut-
                                                         weiterer immunsuppressiver Therapie fortgeführt wer-
gefäßen und Kapillaren führen.15 Auslöser können In-
                                                         den, bis zweimal Thrombozytenwerte über 150/nl ge-
fektionen, Traumata, Tumoren, Medikamente und
                                                         messen wurden.11
autoimmune Reaktionen sein, teilweise aufgrund an-
derer Erkrankungen wie systemischer Lupus erythe-
                                                         Bei STEC-HUS mit akuter Nierenschädigung kann
matodes.16 Die TMA ist gekennzeichnet durch eine
                                                         der Plasmaaustausch zur Toxineliminierung und Nor-
hämolytische Anämie und einen Abfall der Thrombo-
                                                         malisierung des aktivierten Komplementsystems ein-
zytenzahl, verbunden mit einem Anstieg der Laktat-
                                                         gesetzt werden, allerdings gibt es Hinweise auf eine
hydrogenase und einem verminderten Haptoglobin.11
                                                         Verstärkung neurologischer Symptome durch die
                                                         Therapie.11
Allgemein wird unterschieden zwischen thrombo-
tisch-thrombozytopenischer Purpura (TTP), hämoly-
                                                          Leitlinienempfehlungen
tisch-urämischem Syndrom (HUS) und atypischem
                                                          Standards der Therapeutischen Apherese der
HUS (aHUS), einem Sammelbegriff für verschiedene
                                                          DGfN 2019, Seite 3411:
Ätiologien. Die unterschiedlichen Formen der TMA
                                                          Indikationsstärke: I
lassen sich klinisch schwer unterscheiden.
                                                          Empfehlungsgrad: IA
Richtungsweisend für die Diagnose der TTP ist der
Nachweis einer stark verminderten Aktivität von
                                                          ASFA-Leitlinien 2019, Seite 3238:
ADAMTS13 und bei STEC-HUS (auch EHEC-HUS)
                                                          Indikationsstärke: I
von Shigatoxin-produzierenden Escherichia coli-
                                                          Empfehlungsgrad: IA
Stämmen.11

                                                          Leitlinien der British Society for
Einsatz des Plasmaaustauschs
                                                          Haematology 201217:
Bei Patienten mit klinischem Bild einer TMA kann ein
                                                          Täglicher Plasmaaustausch ist die Grundlage der
Plasmaaustausch mit Substitution von FFP durch-
                                                          Behandlung und hat die Letalität von über 90 %
geführt werden, bis eine Differentialdiagnose gestellt
                                                          auf 10-20 % gesenkt.
wird.11 Bei septischen Patienten kann eine Abgren-
zung zu einer disseminierten intravaskulären Gerin-
nung (DIC) schwierig sein.16

                                                                                                                17
3.3. Vaskulitiden                                       Einsatz des Plasmaaustauschs
                                                             Der Plasmaaustausch wird vor allem bei Patienten
     Pathogenese
                                                             mit akuter Dialysepflicht oder raschem Kreatinin-
     Vaskulitiden sind entzündliche Prozesse in den klei-
                                                             anstieg bzw. schwerer Nierenbeteiligung (Kreatinin
     nen und mittleren Blutgefäßen, die zu Nekrosen des
                                                             >500 μmol/l), pulmonalen Blutungen oder bei Nach-
     Gefäßendothels führen. Unter diesem Leitsymptom
                                                             weis von Antikörpern gegen die glomeruläre Basal-
     wird eine große Zahl unterschiedlicher Erkrankungen
                                                             membran (Overlap-Syndrom) eingesetzt. Meist wird
     subsummiert. Die International Chapel Hill Consen-
                                                             die Behandlung über 7-14 Tage 1x täglich einge-
     sus Conference hat bereits 2012 über 27 klinische
                                                             setzt.11
     Manifestationen von Vaskulitiden klassifiziert, ohne
     Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben.18
     Etablierte Einsatzgebiete für den Plasmaaustausch
     sind schwerste Formen ANCA-assoziierter nekroti-
     sierender Vaskulitiden, die durch die namensgeben-
     den antineutrophilen zytoplasmatischen Antikörper
     (ANCA) charakterisiert sind. Diese Antikörper verur-
     sachen Nekrosen des Gefäßendothels, die wiederum
     die Gerinnungskaskade aktivieren.8, 11

     Die ANCA-Vaskulitiden werden in drei klinische
     Phänotypen unterteilt: Granulomatose mit Polyangiitis
     (GPA, Wegener-Granulomatose), Eosinophile
     Granulomatose mit Polyangiitis (EGPA, Churg-
     Strauss-Syndrom) und die Mikroskopische Polyangi-
     itis (MPA), bei der keine Granulomatose nachweisbar
     ist. Alle Formen sind durch eine Beteiligung der
     Nieren und häufig auch ein pulmorenales Syndrom
     gekennzeichnet.11

18
Leitlinienempfehlungen                     Leitlinien Zerebrale Vaskulitis und zerebrale
Standards der Therapeutischen Apherese     Beteiligung bei systemischen Vaskulitiden und
der DGfN 2019, Seite 3911:                 rheumatischen Grunderkrankungen der
Indikationsstärke: I                       Deutschen Gesellschaft für Neurologie,
Empfehlungsgrad: 1A                        Seiten 29, 3820:
(bei diffuser alveolärer Hämorrhagie 1C)   Polyarteriitis nodosa: „In schweren Fällen können
                                           eine Plasmaaustauschbehandlung und der Einsatz
ASFA-Leitlinien 2019, Seite 458:           von Immunsuppressiva notwendig werden.“
GPA, MPA, renal begrenzte Vaskulitis
• Krea. ≥5,7 mg/dl bzw. dialysepflichtig    „Eine Plasmaseparation kann bei rapid-progressiver
  Indikationsstärke: I                     Glomerulonephritis oder schwerer alveolärer
  Empfehlungsgrad: 1A                      Hämorrhagie bei einer GPA und MPA individuell
                                           erwogen werden.“
• Krea. ≤5,7 mg/dl
  Indikationsstärke: III                   Leitlinie Diagnostik und Therapie der ANCA-
  Empfehlungsgrad: 2C                      assoziierten Vaskulitiden der Deutschen
                                           Gesellschaft für Rheumatologie, Seite S8420:
• Diffuse alveoläre Hämorrhagie            „Bei schwerer Nierenfunktionseinschränkung
  Indikationsstärke: I                     (Kreatinin >500 μmol/l bzw. >5,8 mg/dl) aufgrund
  Empfehlungsgrad: 1C                      einer aktiven rapid progressiven Glomerulonephritis
                                           soll zusätzlich eine Plasmaseparationsbehandlung
EGPA                                       erwogen werden. (Ib, A)“
Indikationsstärke: III
Empfehlungsgrad: 2C

                                                                                                 19
3.4. Rasch progrediente Glomerulo-                          Einsatz des Plasmaaustauschs
          nephritis (Rapidly Progressive                         Nur wenn histologisch und/oder immunologisch eine
          Glomerulonephritis/RPGN)                               mit Plasmaaustausch beeinflussbare Ätiologie der
                                                                 RPGN erkennbar ist, kann sein Einsatz erwogen
     Pathogenese
                                                                 werden. Der Plasmaaustausch ist indiziert bei
     Die rasch progrediente Glomerulonephritis ist eine
                                                                 schwersten Ausprägungen, wenn alle anderen nicht-
     schwere Symptomatik bei einer Reihe von Erkran-
                                                                 invasiven Therapieoptionen ausgeschöpft wurden
     kungen unterschiedlicher Genese. Eine autoimmuno-
                                                                 oder aufgrund spezifischer Konstellationen nicht
     logische Ursache wurde nachgewiesen bei einigen
                                                                 anwendbar sind. Dies ist beim SLE der Fall für throm-
     Formen der systemischen Amyloidose, der Anti-
                                                                 botisch-thrombozytopenische Purpura oder bei sehr
     GBM-Erkrankung/Goodpasture-Syndrom (siehe Ab-
                                                                 kritischen Zuständen, z.B. wenn aufgrund infektiöser
     satz 3.6), der IgA-Nephropathie, dem systemischen
                                                                 Komplikationen die Immunsuppression reduziert
     Lupus erythematodes (SLE), ANCA-assoziierte Vas-
                                                                 werden muss.8, 11
     kulitiden (siehe Absatz 3.3) und der IgA-Vaskulitiden
     (Henoch-Schönlein Purpura).8
                                                                  Leitlinienempfehlungen Lupus-Nephritis bei
     Die RPGN bei den genannten Erkrankungen wird
                                                                  SLE Standards der Therapeutischen Apherese
     entweder durch Autoantikörper ausgelöst, die spezi-
                                                                  der DGfN 2019, Seite 4211:
     fisch gegen Epitope der Nierenzellen gerichtet sind,
                                                                  Indikationsstärke: III
     oder im Rahmen systemischer Reaktionen, die un-
                                                                  Empfehlungsgrad: 2B
     ter anderem die Niere betreffen. Dies ist zum Beispiel
     der Fall beim SLE, einer systemischen Inflammation
                                                                  ASFA-Leitlinien 2019, Seite 3118:
     durch verschiedene Autoantikörper, die sich in der
                                                                  Indikationsstärke: II
     Schädigung unterschiedlichster Organe manifestiert.
                                                                  Empfehlungsgrad: 2C
     Besonders charakteristisch ist die Lupusnephritis,
     die bei mehr als der Hälfte aller Patienten auftritt. Der
                                                                  Leitlinienempfehlungen IgA-Nephropathie
     Nachweis spezifischer Antikörper, wie anti-ds-DNS-
                                                                  mit RPGN
     Antikörper, Lupus-Antikoagulans oder Antiphospho-
                                                                  ASFA-Leitlinien 2019, Seite 2478:
     lipid-Antikörper unterstützt die Diagnose.8, 11
                                                                  Indikationsstärke: III
                                                                  Empfehlungsgrad: 2B

20
3.5. Fokal-segmentale Glomerulosklerose                      Einsatz des Plasmaaustauschs
                                                             Der Plasmaaustausch wird als letzte Therapieo-
Der Begriff der fokal-segmentalen Glomerulosklerose
                                                             ption bei Patienten mit drohendem Verlust einer
(FSGS) beschreibt sowohl eine Erkrankung mit einer
                                                             Transplantatniere eingesetzt, insbesondere bei
primären Schädigung der Podozyten als auch einen
                                                             frühem Rezidiv. Sie kann bei >50 % der Patienten ein
histologischen Befund an der Niere, der mit verschie-
                                                             Wiederauftreten der FSGS partiell oder vollständig
denen renalen Ätiologien assoziiert ist. Klinisch ist die
                                                             verhindern.8
FSGS häufig durch ein steroidrefraktäres nephro-
tisches Syndrom (Proteinurie >3,5 g/Tag, Hypo-
                                                              Leitlinienempfehlungen
proteinämie
3.6. Anti-GBM-Erkrankung                                 den, um die Beeinträchtigung der Blutgerinnung zu
          (Goodpasture-Syndrom)                               reduzieren.21 Die Behandlungsdauer sollte mindes-
                                                              tens 10 Tage betragen und richtet sich nach der kli-
     Die anti-glomeruläre Basalmembran-Erkrankung (An-
                                                              nischen Entwicklung des Patienten, nicht dem Anti-
     ti-GBM) ist gekennzeichnet durch einen raschen
                                                              GBM-Titer.8
     Funktionsverlust der Niere verbunden mit teilweise
     lebensbedrohlichen pulmonalen Hämorrhagien.
                                                               Leitlinienempfehlungen
                                                               Standards der Therapeutischen Apherese
     Pathogenese
                                                               der DGfN 2019, Seite 4511:
     Auslöser sind Autoantikörper, die spezifisch die
                                                               Indikationsstärke: I
     Alpha-3-Kette des Typ IV-Kollagens attackieren, ei-
                                                               Empfehlungsgrad: 1B
     nem Bestandteil der Basalmembran von Blutgefäßen
     der Nieren und der Lunge. Die daraus resultierende
                                                               ASFA-Leitlinien 2019, Seite 1978:
     nekrotisierende Glomerulonephritis ist gekennzeich-
                                                               Diffuse alveoläre Hämorrhagie (DAH)
     net durch Ablagerungen von IgG an der glomerulären
                                                               Indikationsstärke: I
     Basalmembran. Damit verbunden ist die Aktivierung
                                                               Empfehlungsgrad: 1C
     des Komplementsystems und anderer immunologi-
     scher Pfade, die die Basalmembran zusätzlich schä-
                                                               • Nicht dialysepflichtig
     digen.11
                                                                 Indikationsstärke: I
                                                                 Empfehlungsgrad: 1B
     Einsatz des Plasmaaustauschs
     Aufgrund des schweren, rasch progredienten Ver-
                                                               • Dialysepflichtig, keine DAH
     laufs wird eine frühzeitige Kombination der immun-
                                                                 Indikationsstärke: III
     suppressiven Therapie mit dem Plasmaaustausch
                                                                 Empfehlungsgrad: 2B
     empfohlen. Bei Patienten, die noch Serum-Kreatinin-
     werte unter 5,7 mg/dl aufweisen, kann so häufig die
     Nierenfunktion erhalten werden.8 Bei Patienten mit
     diffuser alveolärer Hämorrhagie sollte ganz oder teil-
     weise FFP als Substitutionsflüssigkeit eingesetzt wer-

22
3.7. Autoimmune Enzephalitiden                            Einsatz des Plasmaaustauschs
                                                          Obwohl die Autoantikörper im ZNS und damit jen-
Unter dem Sammelbegriff autoimmune Enzephaliti-
                                                          seits der Blut-Hirn-Schranke aktiv sind, führt die De-
den werden neuropsychiatrische Symptomkomplexe
                                                          pletierung im Intravasalraum zu einer Umverteilung
zusammengefasst, die durch Autoantikörper gegen
                                                          und Titerabnahme im ZNS. Bei fulminanten Verläufen
Strukturen der Grauen Substanz ausgelöst werden.
                                                          und charakteristischen Symptomen kann ein Plasma-
Die neuropsychiatrische Symptomatik entwickelt sich
                                                          austausch schon vor dem Nachweis der spezifischen
meist schrittweise über Tage und Wochen. Sie um-
                                                          Antikörper sinnvoll sein, weil ein früher Behandlungs-
fasst unter anderem psychotische Symptome, rasch
                                                          beginn mit einer besseren Prognose assoziiert ist.11
progrediente Gedächtnisstörungen, Myoklonien, epi-
leptische Anfälle und Schlafstörungen. Bis zu 70 %
                                                          Der Plasmaaustausch ist ebenso wie Kortikosteroi-
der Patienten werden intensivpflichtig. Die neurolo-
                                                          de und intravenöse Immunglobuline zur Erstbehand-
gischen Symptome sind charakteristisch für die zu-
                                                          lung geeignet. Meist werden 5-10 Behandlungen in-
grundeliegende Pathophysiologie, ein sicherer Nach-
                                                          nerhalb von 14 Tagen durchgeführt.8, 11
weis der autoimmunen Genese ist aber nur anhand
der Autoantikörper im Liquor und/oder im Serum
                                                           Leitlinienempfehlungen
möglich.11
                                                           Standards der Therapeutischen Apherese
                                                           der DGfN 2019 für alle autoimmunen
Pathogenese
                                                           Enzephalitiden, Seite 5511:
Auslöser autoimmuner Enzephalitiden sind Auto-
                                                           Indikationsstärke: I
antikörper gegen spezifische neuronale Proteine,
                                                           Empfehlungsgrad: 1B
z. B. gegen N-Methyl-D-Aspartat-Rezeptoren
(NMDAR) oder Proteine spannungsabhängiger
                                                           ASFA-Leitlinien 2019, Seiten 269, 3518:
Kaliumkanäle (VGKC-Komplex). Als Ursache der Bil-
                                                           • NDMAR-Enzephalitis
dung dieser Autoantikörper sind teilweise Tumoren
                                                             Indikationsstärke: I
oder stattgehabte Infektionen nachweisbar. Die Auto-
                                                             Empfehlungsgrad: 1C
antikörper führen zuerst zu Funktionsstörungen, spä-
ter auch zum Absterben von Neuronen. Der Spiegel
                                                           • Erkrankungen mit Antikörpern gegen spannungs-
der Autoantikörper korreliert teilweise mit der Erkran-
                                                             gesteuerte Kaliumkanäle einschließlich LGI1/
kungsschwere.8, 11
                                                             CASPR2-Enzephalitis
                                                             Indikationsstärke: II
                                                             Empfehlungsgrad: 1B

                                                                                                                   23
3.8. Myasthenia gravis und Lambert-                      Einsatz des Plasmaaustauschs
          Eaton-Myasthenie-Syndrom (LEMS)                     Der Plasmaaustausch wird als Eskalationstherapie
                                                              bei myasthenen Krisen mit Einschränkung der Atem-
     Die Myasthenia gravis ist gekennzeichnet durch eine
                                                              funktion eingesetzt, selten bei therapierefraktären
     allgemeine, belastungsabhängige Muskelschwäche,
                                                              schwersten Symptomen für stabile Patienten. Der
     die sich zu lebensgefährlichen Krisen auswachsen
                                                              Verlauf, nicht aber die Absolutwerte der Autoantikör-
     kann mit akuter, schwerer Ateminsuffizienz bis hin zur
                                                              per-Titer korrelieren mit der Symptomschwere und
     Beatmungspflichtigkeit.11
                                                              können daher zum therapeutischen Monitoring einge-
     Das Lambert-Eaton-Myasthenie-Syndrom (LEMS)
                                                              setzt werden.8, 11
     zeigt eine sehr ähnliche Symptomatik, meist aber
                                                              Vor Operationen und vor Beginn einer Steroid-Puls-
     ohne eine Beeinflussung der Hirnstamm-Motorik wie
                                                              therapie wird der Plasmaaustausch teilweise zur Vor-
     Diplopie oder Dysarthrie. Bei etwa 60 % der Pati-
                                                              bereitung der Patienten eingesetzt, u.a. um das
     enten lässt sich ein Tumor nachweisen, sodass das
                                                              Risiko postoperativer myasthenischer Krisen nach
     LEMS häufig ein paraneoplastisches Syndrom dar-
                                                              Thymektomie zu reduzieren.8, 23
     stellt.8
                                                              Typische Behandlungsschemata setzen PA anfangs
                                                              täglich, später zweitägig mit einem 1-1,5fachen
     Pathogenese
                                                              Plasmaaustauschvolumen ein, bis der Patient stabili-
     Bei ca. 90 % der Patienten mit Myasthenia gravis
                                                              siert ist.11
     blockieren Autoantikörper gegen postsynaptische
     Acetylcholinrezeptoren die Signalübertragung an der
     motorischen Endplatte von den Nerven auf die quer-
     gestreifte Muskulatur. In den restlichen Fällen sind
     die Autoantikörper gegen andere Proteine gerich-
     tet, die eine Rolle bei der Signalübertragung spielen,
     z.B. muskelspezifische Kinasen.11 In ca. 10 % der
     Fälle findet sich ursächlich ein Thymom, sodass eine
     Thymektomie eine kurative Option sein kann.23 Bei
     Patienten mit LEMS richten sich die Autoantikörper
     überwiegend gegen spannungsgesteuerte Calcium-
     kanäle an den präsynaptischen Endplatten.11

24
Leitlinienempfehlungen                                  Leitlinien Diagnostik und Therapie der
Standards der Therapeutischen Apherese                  Myasthenia gravis und des Lambert-Eaton-
der DGfN 2019, Seite 5211:                              Syndroms der Deutschen Gesellschaft für
Myasthene Krise                                         Neurologie, Seite 3823:
Indikationsstärke: I                                    „Die Indikation besteht in der myasthenen Krise.
Empfehlungsgrad: 1B                                     Zudem kann die Plasmapherese bei anderen thera-
                                                        pierefraktären Situationen zur Stabilisierung labiler
Langzeittherapie bei schwerster Symptomatik             Verhältnisse vor Operationen (einschließlich der
Indikationsstärke: II                                   Thymektomie) oder vor Beginn einer hochdosierten
Empfehlungsgrad: 2B                                     Steroidtherapie bei schwerer Myasthenie verwandt
                                                        werden.“
ASFA-Leitlinien 2019, Seiten 261, 2538:
Myasthene Krise, instabile oder refraktäre Zustände,
instabile Erkrankungsverläufe, zur Vorbereitung einer
Thymektomie
Indikationsstärke: I
Empfehlungsgrad: 1B

Lambert-Eaton-Myasthenie-Syndrom
Indikationsstärke: II
Empfehlungsgrad: 2C

                                                                                                                25
3.9. Guillain-Barré-Syndrom (GBS)                       eine der Erkrankung vorausgehende Infektion bei den
          und chronische inflammatorische                     meisten Patienten nachgewiesen werden.11
          demyelinisierende Polyneuropathie                  Bei CIDP-Patienten ist die Pathogenese noch un-
          (CIDP)                                             klar; bei den Patienten wurde eine Aktivierung der hu-
                                                             moralen und der zellulären Immunantwort nachge-
     Immunvermittelte Polyneuropathien manifestieren
                                                             wiesen. Die Komplementaktivierung ist häufig mit der
     sich in Funktionsstörungen sensorischer und motori-
                                                             Krankheitsschwere assoziiert.8
     scher peripherer Nerven. Zwei klinische Ausprägun-
     gen sind das Guillain-Barré-Syndrom (GBS) und die
                                                             Einsatz des Plasmaaustauschs
     chronische inflammatorische demyelinisierende Poly-
                                                             Immunsuppressiva sind beim GBS nicht wirksam,
     neuropathie (CIDP), die sich hauptsächlich durch die
                                                             sodass IVIG oder Plasmaaustausch die primären
     unterschiedlich rasche Progredienz unterscheiden.
                                                             Therapieoptionen bei akutem, schwerem Verlauf
     Das Guillain-Barré-Syndrom ist in seiner häufigsten
                                                             sind. Meist werden 4-6 Behandlungen innerhalb von
     Form, der akuten inflammatorischen demyelinisieren-
                                                             1-2 Wochen mit dem 1-1,5fachen Plasmavolumen
     den Polyneuropathie, durch eine akute, symmetrisch
                                                             durchgeführt. Oft tritt eine klinische Besserung erst
     aufsteigende Lähmung charakterisiert, die potentiell
                                                             nach mehreren Behandlungen ein.24
     lebensbedrohlich ist.11
     Auch die chronische inflammatorische demyelini-
                                                             Bei CIDP wird Plasmaaustausch meist 5x innerhalb
     sierende Polyneuropathie ist durch periphere Läh-
                                                             von 2 Wochen oder 10x innerhalb von 4 Wochen
     mungserscheinungen gekennzeichnet, die aber lang-
                                                             durchgeführt.24
     samer voranschreiten als beim GBS, typischerweise
     über Wochen und Monate.11

     Pathogenese
     Das GBS ist durch Autoantikörper gegen Ganglio-
     side (Galaktocerebrosid) in den Myelinscheiden der
     Nervenwurzeln und proximalen Nervenwurzeln
     charakterisiert. Die Autoantikörper sind beim GBS
     wohl ursprünglich gegen strukturell ähnliche bakteri-
     elle Glykolipide gerichtet. Daher kann typischerweise

26
Leitlinienempfehlungen                       Leitlinien Therapie akuter und chronischer
Standards der Therapeutischen Apherese der   immunvermittelter Neuropathien und
DGfN 2019 zu GBS und CIDP, Seite 6311:       Neuritiden der Deutschen Neurologischen
Indikationsstärke: I                         Gesellschaft 2018, Seiten 10, 12, 1324
Empfehlungsgrad: 1A                          GBS
                                             Indikationsstärke: Ib
ASFA-Leitlinien 2019, Seiten 189, 2138:      Empfehlungsgrad: A
GBS
Indikationsstärke: I                         CIDP
Empfehlungsgrad: 1A                          Indikationsstärke: Ib
                                             Empfehlungsgrad: A
CIDP
Indikationsstärke: I                         „Eine Indikation für IVIG oder Plasmapherese be-
Empfehlungsgrad: 2B                          steht bei mäßig schwerem bis schwerem Ver-
                                             lauf (unabhängige Gehstrecke
3.10. AB0-inkompatible Transplantation,               Einsatz des Plasmaaustauschs
           Transplantation bei HLA-sensibili-              Der Plasmaaustausch wird zur prophylaktischen
           sierten Empfängern und antikörper-              Depletion der Antikörper zum Zeitpunkt der Trans-
           vermittelte Transplantatabstoßung               plantation eingesetzt und ist Bestandteil aller in
                                                           Deutschland etablierten Behandlungsprotokolle bei
     Pathogenese
                                                           Nierentransplantation.10
     Wenn Organspender eine Blutgruppe aufweisen, ge-
     gen die der potentielle Empfänger Antikörper (Iso-
                                                           Die amerikanischen Aphereseleitlinien enthalten auch
     hämagglutinine) besitzt, also z.B. wenn ein Empfän-
                                                           Empfehlungen zum Einsatz des Plasmaaustauschs
     ger mit Blutgruppe 0 das Organ eines Spenders mit
                                                           für hämatopoetische Stammzelltransplantationen bei
     Blutgruppe B empfangen soll, erhöht sich das Risiko
                                                           AB0-inkompatiblen Patienten, zur Desensibilisierung
     einer Rejektion erheblich.25
                                                           bei HLA-Inkompatibilität und dem Einsatz bei akuten
                                                           Abstoßungen für Leber-, Herz- und Lungentransplan-
     Das Risiko einer Rejektion des Spenderorgans ist
                                                           tationen.8
     ebenfalls erhöht, wenn der Empfänger gegen HLA-
     Antigene (Humanes Leukozytenantigen-System) des
                                                            Leitlinienempfehlungen
     Donors Antikörper ausgebildet hat (sogenannte do-
                                                            Standards der Therapeutischen Apherese der
     norspezifische Antikörper), z.B. nach Blutspenden,
                                                            DGfN 2019 für Nierentransplantation, Seite 3611:
     vorherigen Transplantationen oder Schwangerschaf-
                                                            Indikationsstärke: I
     ten.25
                                                            Empfehlungsgrad: 1A

     Bei Patienten mit erhöhtem Risiko eines antikörper-
     bedingten Transplantatversagens werden die Anti-
     körper vor der Transplantation mit Plasmaaustausch
     depletiert. Bilden Empfänger nach der Transplan-
     tation trotz medikamentöser Immunsuppression de
     novo Antikörper gegen das Spendergewebe, kann
     bei fulminantem Verlauf ebenfalls ein Plasmaaus-
     tausch in Frage kommen.8

28
Tabelle 6: ASFA-Leitlinien 2019. Nach Padmanabhan et al. 20198

Art der Transplantation                         Indikationsstärke            Empfehlungsgrad

Nierentransplantation

AB0-kompatibel (Seite 341)

   Desensibilisierung, Lebendspender                          I                          1B

   Desensibilisierung, postmortale Spende                    III                         2C

   Antikörperbedingte Abstoßung                               I                          1B

AB0-inkompatibel (Seite 343)

   Desensibilisierung, Lebendspender                          I                          1B

   Antikörperbedingte Abstoßung                              II                          1B

Hämatopoetische Stammzelltransplantation (Seiten 333, 335)
AB0-inkompatibel

   Hämagglutinine vorhanden, Stammzellen                     II                          1B
   aus Knochenmark
   Hämagglutinine vorhanden, Stammzellen                     II                          2B
   aus Apherese
   Aplasie der roten Blutkörperchen (PRCA)                   III                         2C
   nach Tx
HLA-Desensibilisierung                                       III                         2C

Lebertransplantation (Seite 337)
AB0i

   Lebendspende                                               I                          1C

   Postmortale Spende*                                       III                         2C

Antikörperbedingte Abstoßung                                 III                         2C

Herztransplantation
Desensibilisierung                                           II                          1C

Antikörperbedingte Abstoßung                                 III                         2C

Lungentransplantation (Seite 339)

Antikörperbedingte Abstoßung                                 III                         2C

* Desensibilisierung nicht indiziert bei Donor mit Blutgruppe A (z.B. A2) und Empfänger mit
  Blutgruppe 0

                                                                                               29
Abkürzungsverzeichnis

     ACE-Hemmer Angiotensin-converting enzyme inhibitors; Hemmer des
                Angiotensin-konvertierenden Enzyms
     ADAMTS13 A disintegrin and metalloproteinase with a thrombospondin
                type 1 motif, member 13; von-Willebrand-Faktor-spaltende
                Protease
     aHUS       Atypisches hämolytisch-urämisches Syndrom
     ANCA       Anti-neutrophil cytoplasmic antibody; Anti-Neutrophile zy-
                toplasmatische Antikörper
     Anti-GBM   Anti-glomeruläre Basalmembran-Erkrankung
     aPPT       Activated partial thromboplastin time; Aktivierte partielle
                Thromboplastinzeit
     ASFA       American Society for Apheresis
     CIDP       Chronisch inflammatorische demyelinisierende Polyneuro-
                pathie
     DGfN       Deutsche Gesellschaft für Nephrologie
     DIC        Disseminated intravascular coagulation; disseminierte intra-
                vaskulare Gerinnung
     EGPA       Eosinophile Granulomatose mit Polyangiitis
     FFP        Fresh frozen plasma; gefrorenes Frischplasma
     FSGS       Fokal-segmentale Glomerulosklerose
     GBS        Guillain-Barré-Syndrom
     GPA        Granulomatose mit Polyangiitis
     HLA        Humanes Leukozytenantigen-System
     HUS        Hämolytisch-urämisches Syndrom
     Ig         Immunglobulin
     IVIG       Intravenöse Immunglobuline
     K+         Ionisiertes Kalium
     LEMS       Lambert-Eaton-Myasthenie-Syndrom
     MPA        Mikroskopischen Polyangiitis
     MPS        Membranplasmaseparation
     NMDAR      N-Methyl-D-Aspartat-Rezeptoren
     PA         Plasmapherese
     RPGN       Rasch progrediente Glomerulonephritis
     SLE        Systemischer Lupus erythematodes
     STEC-HUS   Shigatoxin-produzierende Escherichia coli - hämolytisch-
                urämisches Syndrom
     TMA        Thrombotische Mikroangiopathie
     TPE        Therapeutic Plasma Exchange
     TTP        Thrombotisch-thrombozytopenische Purpura
     VGKC       Voltage gated potassium (i.e. Kalium) channel-complex;
                spannungsabhängige Kaliumkanäle

30
Literatur

1   Worel N, Taleghani BM, Strasser E. Recommendations for Therapeutic            15 Bommer M, Wölfle-Guter M, Bohl S, Kuchenbauer F. The Differential Di-
    Apheresis by the Section „Preparative and Therapeutic Hemapheresis“              agnosis and Treatment of Thrombotic Microangiopathies. Dtsch Arztebl
    of the German Society for Transfusion Medicine and Immunohematolo-               Int 2018; 115(19): 327–334
    gy. Transfusion medicine and hemotherapy 2019; 46(6): 394-406
                                                                                  16 Iba T, Watanabe E, Umemura Y et al. Sepsis-associated disseminated
2   Renders L, Wen M, Küchle C. Plasmapherese und Immunadsorption.                   intravascular coagulation and its differential diagnoses. Journal of Inten-
    Der Nephrologe 2014; 9(4): 284–292                                               sive Care 2019; 7: 32

3   Sprenger KB, Huber K, Kratz W, Henze E. Nomograms for the predic-             17 Scully M, Hunt BJ, Benjamin S et al. Guidelines on the diagnosis and
    tion of patient‘s plasma volume in plasma exchange therapy from height,          management of thrombotic thrombocytopenic purpura and other throm-
    weight, and hematocrit. J Clin Apher 1987; 3(3): 185–190                         botic microangiopathies. British journal of haematology 2012; 158(3):
                                                                                     323–335
4   Malchesky PS. Membrane processes for plasma separation and plasma
    fractionation: guiding principles for clinical use. Therap Apher 2001;5(4):   18 Jennette JC, Falk RJ, Bacon PA et al. 2012 Revised International Cha-
    270–282                                                                          pel Hill Consensus Conference Nomenclature of Vasculitides. Arthritis &
                                                                                     Rheumatism 2013; 65(1): 1–11
5   Ibrahim RB et al. Drug Removal by Plasmapheresis: An Evidence-Based
    Review. Pharmacotherapy 2007; 27: 1529–1549                                   19 Berlit P, Krämer M et al. Zerebrale Vaskulitis und zerebrale Beteiligung
                                                                                     bei systemischen Vaskulitiden und rheumatischen Grunderkrankungen:
6   Kaplan AA. Therapeutic plasma exchange: a technical and operational
                                                                                     S1-Leitlinie, 2018; https://www.dgn.org/leitlinien/3601-ll-030085-zereb-
    review. J Clin Apher 2013; 28(1): 3–10
                                                                                     rale-vaskulitis-2018 (10/2019)
7   Schutt RC, Ronco C, Rosner MH. The role of therapeutic plasma ex-
                                                                                  20 Schirmer JH, Aries PM, Groot K et al. S1-Leitlinie Diagnostik und The-
    change in poisonings and intoxications. Semin Dial 2012; 25(2): 201–
                                                                                     rapie der ANCA-assoziierten Vaskulitiden. Zeitschrift fur Rheumatologie
    206
                                                                                     2017; 76(Suppl 3): 77-104
8   Padmanabhan A, Connelly-Smith L, Aqui N et al. Guidelines on the Use
                                                                                  21 Henderson SR, Salama AD. Diagnostic and management challenges in
    of Therapeutic Apheresis in Clinical Practice - Evidence-Based Approach
                                                                                     Goodpasture‘s (anti-glomerular basement membrane) disease. Nephrol
    from the Writing Committee of the American Society for Apheresis: The
                                                                                     Dial Transplant 2018; 33(2): 196–202
    Eighth Special Issue. J Clin Apher 2019; 34(3): 171–354
                                                                                  22 Wolfe GI, Kaminski HJ, Aban IB et al. Randomized Trial of Thymectomy
9   Heibel S, Groot K de. Aphereseverfahren bei Autoimmunerkrankungen.
                                                                                     in Myasthenia Gravis. N Engl J Med 2016; 375 (6): 511-522
    Klinikarzt 2019; 48(08/09): 360-369
                                                                                  23 Wiendl H et al. Diagnostik und Therapie der Myasthenia gravis und des
10 Kaplan A. Complications of apheresis. Semin Dial 2012; 25(2): 152–158
                                                                                     Lambert-Eaton-Syndroms; 2014 (verlängert bis 2019). https://www.dgn.
11 Schettler V et al. Standard der Therapeutischen Apherese 2019 der                 org/leitlinien/3005-ll-68-ll-diagnostik-und-therapie-der-myasthenia-gra-
   Deutschen Gesellschaft für Nephrologie e. V; 2019 https://www.dgfn.eu/            vis-und-des-lambert-eaton-syndroms#Therapieschema (10/2019)
   apherese-standard.html (09/2019)
                                                                                  24 Sommer C et al. Therapie akuter und chronischer immunvermittelter
12 Ipe TS, Marques MB. Vascular access for therapeutic plasma exchange.              Neuropathien und Neuritiden; 2018. www.dgn.org/leitlinien (10/2019)
   Transfusion 2018; 58 Suppl 1: 580–589
                                                                                  25 Morath C, Schäfer SM, Süsal C. Immunologische Barrieren überwinden.
13 Fassbender C et al. Standard der Therapeutischen Apherese 2018 der                Dtsch Arztebl 2013; 110(9): A384-A385
   Deutschen Gesellschaft für Nephrologie in Zusammenarbeit mit dem
   Verband Deutscher Nierenzentren e. V; 2018. https://www.dgfn.eu/
   apherese-standard.html (01.04.2019)

14 Catapano AL, Graham I, Backer G de et al. 2016 ESC/EAS Guidelines
   for the Management of Dyslipidaemias. Eur Heart J 2016; 37(39): 2999–
   3058

                                                                                                                                                                   31
Sie können auch lesen