Depot-Antipsychotika/ -Neuroleptika - Konsensus-Statement - State of the art 2011
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3. auflage, sonderausgabe februar 2013 Depot-Antipsychotika/ -Neuroleptika P.b.b. Verlagspostamt 1120 Wien, Zulassungsnummer: GZ 02Z032080 M Konsensus-Statement – State of the art 2011 Editorial Board: Prim. Univ.-Doz. Dr. Christian Geretsegger, Prim. Dr. Adelheid Kastner, OA Dr. Angela Naderi-Heiden, Univ.-Prof. DDr. Gabriele-Maria Sachs, Dr. Evelyn Walter, Unter der Patronanz: Dr. Wilhelm Wolf Lecture Board: Prim. Dr. Gerhard Fruhwürth, Prim. Univ.-Prof. Dr. Christian Haring, O. Univ.-Prof. DDr. Hans-Peter Kapfhammer, Prim. Univ.-Prof. DDr. Michael Lehofer, Prim. Univ.-Prof. Dr. Josef Marksteiner, Prim. Mag. Dr. Herwig Oberlerchner, Univ.-Prof. Dr. Nicole Praschak-Rieder, Prim. Dr. Robert Stetter, OA Dr. Alexandra Strnad Österreichische Gesellschaft für Vorsitz: O. Univ.-Prof. Dr. h.c. mult. Dr. Siegfried Kasper Neuropsychophar- makologie und Biolo- Chefarzt Prim. Dr. Georg Psota gische Psychiatrie
Vorwort Die Behandlung und Therapie sowohl der akuten als auch der chronifizierten schizophrenen Er- krankung stellt eine Herausforderung sowohl für die Behandler als auch die Betroffenen dar. Dementsprechend beinhaltet die Behandlung im besten Fall sowohl die medikamentöse Thera- pie als auch psychotherapeutische sowie soziotherapeutische Hilfestellungen. Eine vertrauens- volle Arzt-Patienten-Beziehung und damit Adhärenz ist unabdinglich für eine erfolgreiche The- rapie. O. Univ.-Prof. Dr. h.c. mult. Dr. Depot-Antipsychotika stellen hier eine wertvolle Alternative zur oralen Medikation in der Be- Siegfried Kasper handlung schizophrener Patienten dar und sollten besonders in der Langzeittherapie eingesetzt Univ.-Klinik für Psychiatrie und werden. Dies ist sowohl im ambulanten als auch im stationären Setting sehr wichtig, in der Fo- Psychotherapie, Wien rensik ist die Depotmedikation Mittel der Wahl. Weiterentwicklungen und Neuzulassungen von Depot-Antipsychotika waren Anlass für die Österreichische Gesellschaft für Neuropsychopharmakologie und Biologische Psychiatrie (ÖGPB), das 2006 publizierte Konsensus-Statement „Depot-Neuroleptika“ einer eingehenden Überarbeitung zu unterziehen. Dies geschah sowohl in persönlicher Diskussion als auch im schriftlichen Austausch. Chefarzt Prim. Dr. Georg Psota Wir hoffen, dass es uns gelungen ist, Ihnen damit eine wertvolle Unterstützung für eine effektive Psychosoziale Dienste in Wien und praxisnahe Therapie in Ihrer täglichen Praxis zu geben, und würden uns freuen, wenn auch politische Gremien nicht nur die festgehaltenen Diagnose- und Therapiecharakteristika als Aus- gangspunkt für einen effektiven Umgang mit schizophrenen Erkrankungen heranziehen, son- dern auch die pharmaökonomischen Berechnungen in ihre Überlegungen einbeziehen könnten. In diesem Sinne zeichnen Österreichische Gesellschaft für Neuropsychophar- makologie und Biolo- gische Psychiatrie O. Univ.-Prof. Dr. h.c. mult. Dr. Siegfried Kasper Chefarzt Prim. Dr. Georg Psota Zitierung der Arbeit wie folgt: Kasper S, Psota G, Fruhwürth G, Geretsegger C, Haring C, Kapfhammer HP, Kastner A, Lehofer M, Marksteiner J, Naderi-Heiden A, Oberlerchner H, Praschak-Rieder N, Sachs GM, Stetter R, Strnad A, Walter E, Wolf W. Depot-Antipsychotika/-Neuroleptika CliniCum neuro- psy. Sonderausgabe November 2011 Liebe Leserin, lieber Leser! Aus Gründen der besseren Lesbarkeit verzichten wir auf das Binnen-I und auf die gesonderte weibliche und männliche Form.
Depot-Antipsychotika/-Neuroleptika 1. Einleitung Zwei Drittel aller Erkrankungen des schizophrenen Formenkreises Antipsychotische Medikamente der ersten Generation (typische erweisen sich im Krankheitsverlauf als chronisch-rezidivierend. Da- Neuroleptika) wiesen allerdings erhebliche Nebenwirkungen auf. mit verbunden sind massive Einschränkungen für die betroffenen Besonders zu erwähnen sind hier akute und subakute extrapyrami- Patienten und deren betreuende Angehörige. Eine kontinuierliche dal-motorische Nebenwirkungen, Spätdyskinesien sowie das mali- medikamentöse Behandlung mit Antipsychotika kann das Rezidiv- gne neuroleptische Syndrom. risiko senken, die Lebensqualität der Betroffenen erhöhen und die Angehörigen entlasten. Mit der Entwicklung der Antipsychotika der zweiten Generation (aty- pische Antipsychotika), die lange Zeit ausschließlich in oraler Form Die Behandlung sowohl der akuten als auch der chronifizierten zur Verfügung standen, geriet die Behandlung mit Depot-Neurolepti- Schizophrenie stellt das therapeutische Team auch heute noch vor ka in den Hintergrund, wenn man von der Forensischen Psychiatrie eine ganze Reihe von Herausforderungen. Der deutsche Sozial- und einigen ambulanten Zentren absieht. Depot-Neuroleptika galten psychiater Prof. Dr. Asmus Finzen hat diese Situation wie folgt zunehmend als Therapie der zweiten oder gar dritten Wahl. zusammengefasst: 1. Es gibt keine einheitliche Schizophrenie. Die Gründe, dass Depotpräparate immer weniger eingesetzt wur- 2. Es wird keine Krankheit, es werden nur Krankheitszustände be- den, waren und sind vielfältig: handelt. t.BODIFS[UFTDIFVFOTJDI 1BUJFOUFOFJOFJOUSBNVTLVMÊSF*OKFL- 3. Mit Medikamenten können bestimmte Zielsymptome erreicht tion zu verabreichen, insbesondere, wenn die Patienten diesbe- werden. züglich furchtsam sind. 4. Die medikamentöse Behandlung kann daher immer nur ein Teil t1PUFO[JFMMF3JTLFOEFSJOUSBNVTLVMÊSFO"QQMJLBUJPO 4DINFS[FO einer zum Ziel führenden Schizophrenietherapie sein. Abszesse etc.). 5. Die Therapie muss immer ergänzt werden von Psychotherapie t%JF4UFVFSCBSLFJUEFS5IFSBQJFJTUNJUEFN%FQPUHFSJOHFS FCFO- und Soziotherapie. so wie die Auswahl an antipsychotischen Substanzen. 6. Allerdings ist eine erfolgreiche Schizophrenietherapie ohne den t%BT3JTJLPEFS&OUXJDLMVOHWPO4QÊUEZTLJOFTJFOVOEFJOFTNBMJ- Einsatz von Antipsychotika/Neuroleptika unter normalen Bedin- gnen neuroleptischen Syndroms ist unter Depot-Neuroleptika der gungen heute nicht mehr denkbar. ersten Generation erhöht. t'àS1BUJFOUFOTUFIUFJOF%FQPUNFEJLBUJPONBODINBMNJUFJOFS Noch vor wenigen Jahrzehnten galt – bei chronischer Schizophrenie Einschränkung der persönlichen Autonomie und einer höheren – die Therapie mit Depot-Neuroleptika häufig als Mittel der Wahl. Stigmatisierung in Zusammenhang. Tabelle 1: Vor- und Nachteile von Depot-Antipsychotika Vorteile Nachteile t[VWFSMÊTTJHF'SFJTFU[VOHFJOFTBOUJQTZDIPUJTDIFO8JSLTUPGGFTàCFS tTDIMFDIUFSF4UFVFSCBSLFJU eine längere Zeitspanne, damit günstigere Symptomkontrolle t4DIFVWPS*OKFLUJPO tCFTTFSF,POUSPMMFEFS&JOOBINF tHFSJOHF"VTXBIMBO4VCTUBO[FO tCFTTFSFS0VUDPNF tHFSJOHFSFÊS[UMJDIF'MFYJCJMJUÊUEVSDILPOTUBOUF Plasmaspiegel bzw. anhaltende biologische Aktivität Pharmakologisch: nach Absetzen: problematisch bei zu hoch gewählten tCFTTFSF#JPWFSGàHCBSLFJUBMTQP Depotdosierungen, bei Unterdosierung ist aber eine tLFJOv'JSTUQBTTFGGFDUi EBIFSOJFESJHFSF rasche Dosisanpassung oder passagere Kombination Dosierungen erforderlich mit oraler Medikation möglich tLPOTUBOUFSF1MBTNBTQJFHFM EBEVSDI t/FCFOXJSLVOHFOWPSBMMFNCFJUZQJTDIFO – weniger Nebenwirkungen Depot-Neuroleptika Bedenken hinsichtlich Risiken für Spät- – keine Wechselwirkungen mit Kaffee, Tee, Antazida dyskinesie, malignes neuroleptisches Syndrom (Komplexbildung, geringere gastrointestinale Motilität) t/BDIJOEJWJEVFMMFN&NQGJOEFOEFS1BUJFOUFO tSFEV[JFSUFT3JTJLPFJOFS[VGÊMMJHFOPEFSTVJ[JEBMFO mitunter reduziertes Gefühl der Autonomie und Überdosierung höhere Stigmatisierung tIÊVGJHFSF,POUBLUFQTZDIPVOETP[JPUIFSBQFVUJTDIF Ansätze stützen sich auf zuverlässige Grundmedikation Quelle: Konsensus-Statement „Einsatz von Depotneuroleptika“ Medizin Medien Austria 2006 c linic um neurop s y s ond erausgabe 3
2. Depot- versus Oralmedikation: 7PSFJOJHFO+BISFOXVSEFEFS#FHSJGGv$PNQMJBODFi[VOFINFOE Pro und Contra EVSDIv"EIÊSFO[iFSTFU[U"EIÊSFO[CBTJFSUTUÊSLFSBVGFJOFSTZN- Die Vorteile einer Therapie mit Depot-Neuroleptika sind u.a. die metrischen Arzt-Patienten-Beziehung und bezieht nicht nur die The- lang anhaltende Wirkung, die Sicherung therapeutischer Wirkspie- rapietreue des Patienten mit ein, sondern auch eine aktive Mitge- gel und die bessere Compliance als unter oraler antipsychotischer staltung des Erkrankten in die Therapieplanung (siehe Abbildung 1). Therapie. Eine Übersicht der Vor- und Nachteile einer Behandlung der chronischen Schizophrenie mit Depotpräparaten finden Sie in Tabelle 1 auf Seite 3. 4. Depotbehandlung in der Schizophrenie- therapie Die Gründe für eine Dauermedikation mit Antipsychotika liegen auf 3. Compliance – Adhärenz der Hand: %FS#FHSJGGv$PNQMJBODFiFOUTUBOEJOEFOFS+BISFOEFT t(FOFTVOHTGÚSEFSVOHFJOFSBLVUFOPEFSJN"CLMJOHFOCFHSJGGF- +BISIVOEFSUT%FS#FHSJGGLBOONJUEFN8PSUv5IFSBQJFUSFVFi nen psychotischen Erkrankung übersetzt werden. Der Patient befolgt die ärztlichen Behandlungs- t4ZNQUPNMJOEFSVOHCFJGPSUCFTUFIFOEFS&STUFSLSBOLVOHUSPU[#F- vorschläge, er nimmt also etwa eine bestimmte Medikation über handlung eine bestimmte Dauer ein, um eine Krankheit zu heilen oder die t3àDLGBMMTQSPQIZMBYFOBDIBCHFMBVGFOFS&SLSBOLVOHTQIBTF 4ZNQUPNF[VNJOEFTU[VWFSCFTTFSO'àSEFO"S[UCFEFVUFUv$PN- t7FSCFTTFSVOHEFS.JOVTTZNQUPNBUJL QMJBODFi JN;VHFEFS5IFSBQJFBVGEJF8àOTDIFVOEQFSTÚOMJDIFO Lebensumstände des Patienten so weit wie möglich einzugehen. Dies ist – im Lichte der vorliegenden und hier zitierten Daten zur Compliance – mit oraler Behandlung oftmals nur sehr schwer zu erreichen. Eine Depotbehandlung bietet hier – sowohl für den Arzt Abbildung 1 als auch für den Patienten – Vorteile: Die Wirkstoffspiegel bleiben Definition von Adhärenz konstant. Durch die entweder zweiwöchentliche oder einmal im Adhärenz: Der Patient handelt entsprechend den Monat erfolgende Verabreichung ist ein regelmäßiger Arzt-Patien- Vereinbarungen, die gemeinsam zwischen Patient und ten-Kontakt gesichert. Arzt getroffen werden Die Gabe einer Depotmedikation kann durchaus als entlastend empfunden werden, da die tägliche Medikamenteneinnahme weg- Adhärenz-Spezifizierungen fällt. Die medikamentöse Therapiekontrolle ist unter Depotmedika- tion meistens leichter möglich. Andererseits erleben Patienten die Medikations- Gesamtbehand- Therapie mit Depot-Neuroleptika auch nachteilig, da sie weniger adhärenz lungsadhärenz Eigenkontrolle haben. %JF%FQPUJOKFLUJPOLBOOBMTVOBOHFOFINPEFSBVDITDINFS[IBGU empfunden werden. Die Therapie mit Depot-Neuroleptika kann "EIÊSFO[ SFHFMNÊJHF&JOOBINF BMTGSFNECFTUJNNUFSMFCUXFSEFO*ONFISFSFO6OUFSTVDIVOHFO 1BSUJFMMF"EIÊSFO[ SFHFMNÊJHF&JOOBINFo XVSEFHF[FJHU EBTTFJOFOJDIUVOFSIFCMJDIF"O[BIMWPOS[UFO /PO"EIÊSFO[ SFHFMNÊJHF&JOOBINF eine Depotmedikation für ihre Patienten aus ähnlichen Gründen ablehnen. t Der adhärente Patient versteht Therapie-Entscheidungen bes- Besonderes Augenmerk in der medikamentösen antipsychotischen ser und ist besser informiert. Behandlung der Schizophrenie muss auf die Rückfallprophylaxe ge- t Der Begriff Adhärenz ersetzt zunehmend den Begriff legt werden. Studiendaten von Robinson et al. 1999 konnten zei- Compliance, der die Bereitschaft des Patienten bezeichnet, gen, dass das Risiko für einen Rückfall nach Unterbrechung der an- ärztliche Anweisungen konsequent zu befolgen tipsychotischen Therapie fünfmal höher liegt als bei kontinuierlicher Quellen: modifiziert nach: Zygmunt et al. Am j Psychiatry 2002, 159: Medikamenteneinnahme. Allerdings nehmen mehr als zwei Drittel 1653–1664; Weiden et al. J Clin Psychiatry 1009, Suppl. 4; Robinson et al. aller schizophrenen Patienten ihre Medikation bereits drei Monate Schizophr Res 2002, 57: 209–19; Schimmelmann & Lambert. J Am Acad nach Therapiebeginn nicht mehr regelmäßig ein, was die Rückfalls- Schild Adol Psychiatry 2006, 45: 990–999 SBUFOFOPSNFSIÚIU .BQMFTFUBM Editorial Board Prim. Univ.-Doz. Dr. Prim. Dr. OA Dr. Angela Univ.-Prof. DDr. Dr. Evelyn Walter Dr. Wilhelm Wolf Christian Geretsegger Adelheid Kastner Naderi-Heiden Gabriele-Maria Sachs Institut für Pharmaöko- niedergelassener Fach- Univ.-Klinik für Psychia- Landesnervenklinik Univ.-Klinik für Psychia- Univ.-Klinik für Psychia- nomische Forschung, arzt für Psychiatrie und Fotos: Archiv trie und Psychotherapie Wagner-Jauregg, Linz trie und Psychotherapie, trie und Psychotherapie, Wien Neurologie, Wien I, Salzburg Wien Wien 4 cli n i c u m n e u ro p s y s o n d e ra u s g a b e
Ein Absetzen oder eine Unterbrechung hat gravierende Folgen: erwünschte Nebenwirkungen, geringe Unterstützung im sozialen Nach einer Unterbrechung der medikamentösen Therapie von ei- Umfeld oder auch Substanzmissbrauch gehören zu den häufigsten nem bis zehn Tagen müssen fast zwölf Prozent der Patienten we- Gründen für einen Abbruch der antipsychotischen Therapie (Oehl gen eines Rückfalls hospitalisiert werden. Nach einer Unterbre- FUBM DIVOHWPOFMGCJT5BHFOTUFJHUEJFTF;BIMBVGSVOE1SP[FOU ,P[NBFUBM 8JSENFISBMT5BHFMBOHEJF.FEJLBUJPO Diese niedrige Adhärenz findet sich übrigens nicht nur in der Be- nicht eingenommen, erreicht die Hospitalisierungsrate aufgrund ei- handlung der Schizophrenie, auch in der Therapie der Hypertonie nes Rückfalls rund 22 Prozent (siehe Abbildung 2). Häufige Rückfäl- MÊTTUEJF$PNQMJBODF[VXàOTDIFOàCSJH3VOE1SP[FOUBMMFS)Z- le führen vermutlich zu einer irreversiblen morphologischen Schädi- pertoniker hören – einer Studie zufolge – innerhalb von sechs bis gung des Gehirns. zwölf Monaten mit der Einnahme der blutdrucksenkenden Medika- NFOUFBVG .B[[BHMJBFUBM Wesentlich für einen günstigeren Krankheitsverlauf ist aber nicht nur die regelmäßige Einnahme der antipsychotischen Medikation, %FS&JOTBU[WPOOJDIUQIBSNBLPMPHJTDIFO*OUFSWFOUJPOFO[VS7FSCFT- sondern auch eine möglichst frühzeitige und kontinuierliche Be- serung der Adhärenz ohne ausreichende pharmakologische Behand- handlung. Abbildung 3 zeigt den Verlauf einer schizophrenen Er- lung hat sich in der Schizophreniebehandlung als nicht zielführend krankung. erwiesen. Auch die Hoffnung, Antipsychotika der zweiten Generati- on würden – aufgrund verringerter Nebenwirkungen – die Adhärenz Der Zusammenhang zwischen der Dauer der unbehandelten Er- sehr stark verbessern, haben sich mittlerweile zerschlagen. Die Ab- krankung (DUP) und ungünstigerem Outcome lässt sich in den bruchraten unter Behandlung mit einigen Antipsychotika der zwei- NFJTUFO'ÊMMFOHVUCFMFHFO #PUUMFOEFSVOE.ÚMMFS.BSTIBMM ten Generation sind etwa so hoch wie unter typischen Neuroleptika. -FXJTFUBM Schon deshalb ist die Überlegung einer frühzeitigen Einstellung auf Sehr häufig erfolgt eine Einstellung auf Depotmedikation erst, Depot-Antipsychotika sowohl aus ärztlicher als auch aus Patienten- wenn die Erkrankung in einem stabilen Zustand ist. Es ist zu überle- sicht sinnvoll. Studiendaten zeigen, dass die Adhärenz der Patien- gen, diesen Zeitpunkt durchaus in ein früheres Stadium der Erkran- ten unter oraler Medikation bei 59 Prozent liegt, unter Depotmedi- kung vorzuverlegen. Die Ursachen für das Absetzen der antipsy- LBUJPOEBHFHFOCFJ1SP[FOU 8FJEFOFUBM TPGFSOEFS chotischen Therapie sind vielfältig: mangelnde Krankheitseinsicht, Depotmedikation seitens des Patienten zugestimmt wurde. komplizierte Einnahmeschemata, schlechte Symptomkontrolle, un- Dabei ist es nicht immer so, dass die Patienten ihre Medikation be- wusst nicht einnehmen. Vielfach ist das Therapieregime bei oraler Abbildung 2 Rückfallsrate nach Absetzen der Medikation kompliziert und berücksichtigt die kognitiven Ein- antipsychotischen Medikation schränkungen der Patienten nicht. Nicht selten glauben daher die Betroffenen, ihre Medikation bereits eingenommen zu haben. Mangelnde Therapietreue erhöht die Auch dies spricht für eine Depotmedikation. Wahrscheinlichkeit für ein Rezidiv 4,5*- Patienten, die bereits eine Depotmedikation erhalten haben, spre- fach erhöht chen sich mehrheitlich für die Fortsetzung dieser Darreichungsform aus. Patienten, die noch nie ein Depot erhalten haben, lehnen die- se Form der Behandlung dagegen eher ab. Hier ist auch Überzeu- HVOHTBSCFJUEVSDIEJFCFIBOEFMOEFOS[UFHFGSBHU4UVEJFO[VGPM- 1,6*- HFMFIOFOBMMFSEJOHT1SP[FOUEFS1TZDIJBUFSEJF%FQPUNFEJLBUJPO 1,1*- 1,2*- fach erhöht fach erhöht ab, weil sie der Ansicht sind, ihre Patienten nicht von den Vorteilen fach erhöht dieser Darreichungsform überzeugen zu können. Dies gilt insbe- sondere für Depot-Neuroleptika der ersten Generation. Mangelnde Medikations- adhärenz PAS in früher Adoleszenz PAS im Erwachsenenalter Dauer der psychotischen Symptomatik >1 Jahr Abbildung 3 Verlauf der Schizophrenie Funktionalität Gut Psycho- * Hazard ratio PAS = Prämorbide Auffälligkeiten pathologie Pro- Prämorbide dromal- Phase der Residualphase t%JFSFHFMNÊJHF.FEJLBUJPOJTUFJOFOUTDIFJEFOEFS'BLUPS Phase Phase Progression mit Rückfällen für den Therapieerfolg t%BT"VTTFU[FOPEFS6OUFSCSFDIFOEFS.FEJLBUJPOJTUEFS wichtigste Prädiktor für ein Rezidiv Schlecht t&JOFOJFESJHF5IFSBQJFUSFVFFSIÚIUEBT3F[JEJWSJTJLPVN Alter (Jahre) das Drei- bis Vierfache Quelle: Robinson D. et al., Arch Gen Psychiatr 1999, 56 (3):241-247 Quelle: nach Lieberman JA, et al. Biol Psychiatry 2001, 50 (11): 884-897 c linic um neurop s y s ond erausgabe 5
Für die Depotmedikation in der Schizophreniebehandlung spricht sätzliche Therapieform bietet neue Möglichkeiten für eine weitere weiters der starke Rückgang der Rehospitalisierung aufgrund eines Dauerbehandlung für Patienten, die an Schizophrenie erkrankt Rückfalls (siehe Tabelle 2). sind. 4FJU,VS[FNJTUBVDI0MBO[BQJO-"*BMTXFJUFSFOFVF5IFSBQJFPQUJPO Tabelle 2 GàS1BUJFOUFONJUDISPOJTDIFS4DIJ[PQISFOJFWFSGàHCBS0MBO[BQJO-"* Sämtliche Parameter (Hospitalisierungsrate, Kosten, Aufenthaltsdauer) gehen unter LBOOJO[XFJPEFSWJFSXÚDIFOUMJDIFO*OUFSWBMMFOWFSBCSFJDIUXFSEFO Depotmedikation deutlich zurück. Die Umstellung von oralem Olazapin kann aufgrund des raschen Wirkeintritts der Depotformulierung direkt, ohne orale Supplemen- n=147 sechs Monate sechs Monate tierung, erfolgen. Die zur Verfügung stehenden Depotdosierungen vor Depot nach Depot entsprechen 1:1 den oralen Dosierungen von Olanzapin, die Dosie- Hospitalisierungsrate rung der Depotform kann daher entsprechend flexibel und individu- Aufenthaltsdauer 5BHF 5BHF ell auf die Bedürfnisse des Patienten abgestimmt gewählt werden. Totale Kosten é € 5.591,49 SFDIOFUNBONJUFJOFS;VMBTTVOHGàS"SJQJQSB[PM-"*0GGFOJTU Patienten hospitalisiert EJF;VMBTTVOHWPO*MPQFSJEPO-"* Quelle: Peng X. et al. ClinicoEconomics and Outcomes Research 2011 "VDIFJOF,PIPSUFOTUVEJFBVT'JOOMBOE 5JJIPOFOFUBM 6. Pharmakologie neuer antipsychotischer kommt zu ähnlichen Ergebnissen. Dabei wurden 2.588 Patienten Depotformen NJU4DIJ[PQISFOJF[XJTDIFOVOECFPCBDIUFU7FSHMJ- Die Charakteristika der in Österreich auf dem Markt befindlichen chen wurde eine orale mit der Depotmedikation. Es stellte sich her- Depot-Antipsychotika finden Sie in Tabelle 3. Neben der verbesser- aus, dass das Rückfallsrisiko unter Depot nur rund ein Drittel des Ri- ten Wirksamkeit, der guten Verträglichkeit und der geringeren Ge- sikos unter oraler Medikation beträgt. Die in Österreich erhältlichen GBISWPO(FXFCFTDIÊEFOBOEFS*OKFLUJPOTTUFMMFTFJBOEJFTFS4UFMMF Depot-Neuroleptika und -Antipsychotika sind in der Tabelle im Mit- noch einmal auf die signifikante Verbesserung der Rückfallsprop- telaufschlag ersichtlich. hyplaxe unter Depot-Antipsychotika verwiesen. *OFJOFSSF[FOUFO.FUBBOBMZTFVOUFSTVDIUFO$MBVEJB-FVDIU 5. Neue Depot-Antipsychotika und Kollegen die Relapseraten unter Depot-Antipsychotika versus Derzeit stehen drei atypische Depot-Antipsychotika in Österreich PSBMFO"OUJQTZDIPUJLB*OTHFTBNU[FIO4UVEJFONJUJOTHFTBNU zur Verfügung: 1BUJFOUFOLPOOUFOJOEJF.FUBBOBMZTFFJOHFTDIMPTTFOXFS- t0MBO[BQJO-"* -"*MPOHBDUJOHJOKFDUBCMF den. Depot-Antipsychotika reduzierten das Risiko eines Rückfalls t1BMJQFSJEPOQBMNJUBU SFMBUJWVN1SP[FOUVOEBCTPMVUVN[FIO1SP[FOU XBTFJOFOTJ- t3JTQFSJEPO-"* gnifikanten Vorteil gegenüber einer Therapie mit oralen Antipsy- chotika darstellt. 3JTQFSJEPO-"*LBNBMTFSTUFT%FQPU"OUJQTZDIPUJLVNBVGEFO Markt und eröffnete neue Möglichkeiten der suffizienten Dauerthe- Wird ein Schizophreniepatient von oraler auf Depotmedikation um- rapie bei chronischer Schizophrenie. Dies ist im Lichte der oben be- gestellt, so ist – bei Verwendung von Depot-Antipsychotika – ledig- schriebenen Probleme mit der Compliance der betroffenen Patien- MJDICFJ3JTQFSJEPO-"*FJOF4VQQMFNFOUJFSVOHàCFS5BHFFSGPS- ten nicht unerheblich. derlich. Logistische Herausforderungen im Handling (Kühlung, Aufbereitung *O5BCFMMFTFIFO4JFEJFRVJWBMFO[EPTFOWPO"OUJQTZDIPUJLBCFJ und Aufdosierung) könnten eine mögliche Erklärung bieten, wes- der Umstellung von oral auf Depot. Die häufige Ablehnung einer IBMCTJDIEJF%FQPUUIFSBQJFNJU3JTQFSEBM-"*OJDIUTPEVSDIHFTFU[U %FQPUNFEJLBUJPOEVSDI1BUJFOUFO BCFSBVDIEVSDIS[UFGVU hat wie ursprünglich erwartet. Sie rückte allerdings die Behandlung nicht zuletzt auf den Nebenwirkungen, die vor allem unter Depot- NJU%FQPUQSÊQBSBUFOXJFEFSJOEFO.JUUFMQVOLUEFT*OUFSFTTFT Neuroleptika der ersten Generation auftreten. 1BMJQFSJEPOQBMNJUBU FJOF8FJUFSFOUXJDLMVOHWPO3JTQFSJEPO-"* Die Depot-Antipsychotika weisen Nebenwirkungen wie extrapyrami- steht nun in einer neuen Formulierung zur Verfügung. Diese zu- dale Symptome und tardive Dyskinesien im Vergleich zu oralen Neu- Lecture Board Fotos: Privat (2), Archiv Prim. Dr. Gerhard Prim. Univ.-Prof. Dr. O. Univ.-Prof. DDr. Prim. Univ.-Prof. DDr. Prim. Univ.-Prof. Dr. Prim. Mag. Dr. Herwig Fruhwürth Christian Haring Hans-Peter Michael Lehofer Josef Marksteiner Oberlerchner Krankenhaus der Barm- Landeskrankenhaus Hall Kapfhammer Landesnervenklinik Landeskrankenhaus Hall Landeskrankenhaus herzigen Brüder, Eisen- in Tirol Univ.-Klinik für Psychia- Sigmund Freud, Graz in Tirol Klagenfurt stadt trie, Graz 6 cli n i c u m n e u ro p s y s o n d e ra u s g a b e
Tabelle 3 Charakteristika der Depot-Antipsychotika Charakteristika Olanzapin LAI Paliperidonpalmitat Risperidon LAI Markteinführung Wirkstoff Olanzapin 9-OH-Risperidon Risperidon und 9-OH-Risperidon &VSPQÊJTDIF*OEJLBUJPOFO Erhaltungstherapie der Schizo- Erhaltungstherapie der Schizo- Erhaltungstherapie der Schi- phrenie bei Erwachsenen phrenie bei Erwachsenen zophrenie bei Erwachsenen *OKFLUJPOTGSFRVFO[ zwei- bis vierwöchentlich monatlich zweiwöchentlich Startdosis NH8PDIFO NHBO5BH 25mg NH8PDIFO NHBO5BH NH8PDIFO %FMUPJEBMF*OKFLUJPO Erhaltungsdosis NH8PDIFO NH oNH NH NBYNH NH8PDIFO Deltoidale oder gluteale Deltoidale oder gluteale NH8PDIFO *OKFLUJPO *OKFLUJPO NH8PDIFO NH8PDIFO Orale Supplementierung erforderlich Nein Nein Ja – 21 Tage lang 0CTFSWJFSVOHOBDIEFS*OKFLUJPO Ja (drei Stunden) Nein Nein Quelle: nach Citrome L. Int J Clin pract 2010, 64 (2):216-239 Tabelle 4 Äquivalenzdosen von Atypika oral versus Depot Oral: Depotdosierung: Atypische Antipsychotika Handelsname äquivalente Zieldosis Frequenz NH NH8PDIFOPEFS Zypadhera® NH8PDIFO Olanzapin 15mg NH8PDIFOPEFS NH8PDIFO NH NH8PDIFO 6mg NHNPOBUMJDI Xeplion® Paliperidon 9mg NHNPOBUMJDI 5mg oral NH[XFJXÚDIFOUMJDI SPMFQUJLBEFVUMJDITFMUFOFSBVG XFJUFSTUSFUFOCFJ3JTQFSJEPO-"*JO *OFUXB 1SP[FOUEFS'ÊMMFLPNNUFTOBDIEFS%FQPUJOKFLUJPO Relation zur oralen Therapie weniger Nebenwirkungen auf: WPO0MBO[BQJO-"*[VN1PTU*OKFDUJPO%FMJSJVN4FEBUJPO4ZOESPN tTFMUFOFS&14 0SUIPTUBTF 6OHFGÊISFJONBMBMMF*OKFLUJPOFOUSJUUEJFTFT4ZOESPNBVG;V t3JTQFSJEPO-"*CFTTFSF5PMFSBCJMJUÊUJN7FSHMFJDI[VPSBM HFSJOHF- den Symptomen gehören Sedierung, Schwindel, generelles Schwä- SFS1SPMBLUJOBOTUJFH $IVFFUBM chegefühl, Desorientiertheit, Verwirrtheit, unklare Sprache und Agi- t"DIUVOHBVG1PTU*OKFDUJPO%FMJSJVNCFJ7FSXFOEVOHWPO0MBO[B- tation. Das Auftreten des Syndroms wurde in klinischen Studien im QJO-"* TPOTUXVSEFO[XJTDIFO0MBO[BQJOPSBMVOE0MBO[BQJO Zusammenhang mit übermäßig hohen Olanzapin-Plasmaspiegeln -"*LFJOF6OUFSTDIJFEFGFTUHFTUFMMU ,BOFFUBM beobachtet. Als Ursache dafür kommen die folgenden Ereignisse in 'SBHFJSSUàNMJDIFJOUSBWBTBMF*OKFLUJPO 7FSMFU[VOHFJOFT#MVUHFGÊ- FTCFJEFSJOUSBNVTLVMÊSFO*OKFLUJPO "OSJU[FOPEFS"OTUFDIFO #MVUVOHBN*OKFLUJPOTPSU ;VEFOJOKFLUJPOTCFEJOHUFO/FCFOXJSLVOHFOWPO%FQPU"OUJQTZDIP- tika zählen zum Beispiel Schmerzen an der Einstichstelle (am häufig- TUFOGàOG.JOVUFOOBDIEFS*OKFLUJPO #MVUVOHFO ,OPUFOCJMEVOHFO Verhärtungen der Haut und Hautverdickungen sowie Erytheme (dies CFUSJGGUKFEPDIOVSÊMUFSF%FQPU"OUJQTZDIPUJLB %BT"VGUSFUFOEFSBS- UJHFS/FCFOXJSLVOHFOLPSSFMJFSUFOHNJUEFS"O[BIMEFS*OKFLUJPOFO Univ.-Prof. Dr. Nicole Prim. Dr. Robert Stetter OA Dr. Alexandra EFS"SUEFSWFSXFOEFUFO4VTQFOTJPOVOEEFS*OKFLUJPOTNFOHF Praschak-Rieder Landesklinikum Most- Strnad Univ.-Klinik für Psychia- viertel, Mauer bei Univ.-Klinik für Psychia- trie und Psychotherapie, Amstetten trie und Psychotherapie, #FJHMVUFBMFS*OKFLUJPOJTUEJFHFOBVF,FOOUOJTEFT*OKFLUJPOTPSUFT Wien Wien OPUXFOEJH TJFIF"CCJMEVOHBVG4FJUF c linic um neurop s y s ond erausgabe 7
Depot-Antipsychotika/-Neuroleptika Substanz Flupentixol-Decanoat Haloperidol-Decanoat Olanzapin-Pamoat Handelsname Fluanxol Depot® Haldol Decanoat® Zypadhera® Wirkstoffklasse Tioxanthene Butyrophenone Atypika Pamoatsalz in wasserbasierter Trägerstoff Gemüseöl Sesamöl Suspension JNHMVUFBMNH *OKFLUJPOTTUFMMF i.m. gluteal i.m. gluteal BO[XFJ4UFMMFOJOKJ[JFSFO KB 4UVOEFO 0CTFSWJFSVOHOBDIEFS*OKFLUJPO nein nein $BWF1PTU*OKFLUJPOT4ZOESPN Erhaltungstherapie chronische Schi- Antipsychotische Erhaltungs- Erhaltungstherapie der Anwendungsgebiet zophrenie und andere Psychosen therapie und Rezidivprophylaxe Schizophrenie bei Erwachsenen &NQGPIMFOFT*OUFSWBMM 2–4 Wochen 4 Wochen 2–4 Wochen tmax o5BHF 3–9 Tage 4 Tage Erhältliche Dosierungen in Österreich in mg NH5BHPSBMÊRVJWBMFOU NH5BHPSBMÊRVJWBMFOU NH5BHPSBMÊRVJWBMFOU NH8PDIFOPEFSNH Einstellung NHo8PDIFO NH8PDIFO 8PDIFOoNH5BHPSBM ÊRVJWBMFOUNH8PDIFO Umstellung von Depot-Neuroleptika der 1. auf 2. Generation NH5BHPSBMÊRVJWBMFOU NH8PDIFOPEFS oNH8PDIFO JOJUJBM NH8PDIFONH5BHPSBM Dosierung Erhaltungstherapie oNHo8PDIFO oNH NBYNH 8PDIFO ÊRVJWBMFOUNH8PDIFOPEFS (mittlere Erhaltungsdosis) NH8PDIFONH5BHPSBM ÊRVJWBMFOUNH8PDIFO
Paliperidonpalmitat 3JTQFSJEPO-"* Zuclopenthixol-Decanoat Xeplion® Risperdal Consta® Cisordinol Depot® Atypika Atypika Thioxanthene Wasserbasierte Suspension Microspheres in wasserbasierter Suspension Gemüseöl i.m. deltoidal oder gluteal i.m. deltoidal oder gluteal i.m. gluteal nein nein nein Erhaltungstherapie der Erhaltungstherapie der Erhaltungstherapie der Schizophrenie und Schizophrenie bei Erwachsenen Schizophrenie bei Erwachsenen anderer Psychosen monatlich 2 Wochen 2–4 Wochen 13 Tage >3 Wochen o5BHF 5BHNH 25mg/2 Wochen (evtl. Dosiserhöhung ab 5BHNH %FQPUJOKFLUJPOQBSBMMFMPSBM8PDIFO PSBMF%PTJT5BHYFSTUF%FQPUJOKFLUJPO deltoidal dann ausschleichen erste und zweite 25mg zeitgleich mit klassi- Verabreichung anstelle der nächsten schen Depot-Neuroleptika, wenn dieses zwei- WPSHFTFIFOFO%FQPUJOKFLUJPO XÚDIJHBQQMJ[JFSUXVSEF CFJ8PDIFO*OUFSWBMM deltoidal oder gluteal oOVSFSTUF*OKFLUJPONH NHNPOBUMJDI NJUUMFSF&SIBMUVOHTEPTJT oNH NBYNH 8PDIFO oNH8PDIFO ÊMUFSF1BUJFOUFONH deltoidal oder gluteal FWLàS[FSFT*OUFSWBMM 4UBOE/PWFNCFS
6.1. Pharmakokinetische Wechselwirkungen boten, wenn Substanzen verordnet werden, die bekanntermaßen Da bei Depot-Antipsychotika die Resorption aus dem Gastrointesti- EBT25D*OUFSWBMMWFSMÊOHFSO naltrakt und der First-Pass-Metabolismus nahezu wegfallen, ist vor BMMFNEBT$:1&O[ZNTZTUFNJOEFS-FCFSBMTNÚHMJDIF6STBDIF für pharmakokinetische Wechselwirkungen zu beachten (siehe Ta- 7. Besonderheiten im Umgang mit Depot- belle 5). Antipsychotika Willigt der Patient in die Depotmedikation ein, muss mithilfe einer oralen Therapie die Verträglichkeit und das Ansprechen auf die Tabelle 5 Substanz festgestellt werden. Wird als Depotmedikation Risperi- Wechselwirkungen von Depotpräparaten EPO-"*BVTHFXÊIMU JTUFJOàCFSMBQQFOEFS#FHJOO PSBMVOE%F- Substanz CYP450-Substrat CYP4502D6-Inhibitor pot) notwendig. Bei den anderen in diesem Konsensus-Statement Flupentixol 2D6 + beschriebenen Depot-Antipsychotika ist dies nicht erforderlich. Haloperidol 1A2, 3A3, 2D6 +++ #FJ0MBO[BQJO-"*JTUFJOF/BDICFPCBDIUVOHOBDI*OKFLUJPOàCFS Olanzapin 1A2 keine drei Stunden in einer medizinischen Einrichtung erforderlich (we- Paliperidon Renale Elimination minimal HFOEFT3JTJLPTFJOFT1PTU*OKFLUJPOT4ZOESPNT (FOFSFMMNVTTCFJ Risperidon (3A4), 2D6 + Zuclopenthixol 2D6 + Tabelle 6 Legende: + leichte Hemmung ++ moderate Hemmung Übersicht der möglichen Interaktionen +++ starke Hemmung t1BSPYFUJO 'MVPYFUJO4QJFHFMFSIÚIVOHWPO'MVQFOUJYPM Zuclopenthixol, Haloperidol und Risperidon t'MVWPYBNJO $JQSPGMPYBDJO4QJFHFMFSIÚIVOHWPO0MBO[BQJO "OUJQTZDIPUJLB/FVSPMFQUJLB EJFàCFSEBT$:14ZTUFNNFUB- durch CYP1A2 Hemmung bolisiert werden, hemmen auch andere Substanzen am Abbau, so t$BSCBNB[FQJOFSIÚIUF$MFBSFODF 8JSLWFSMVTU beispielsweise bei der gemeinsamen Gabe von Risperidon mit t7BMQSPBUWFSTUÊSLUF/FVSPUPYJ[JUÊUEVSDIWFSNJOEFSUF Fluoxetin oder Paroxetin. Patienten, die mit Risperidon behandelt Ausscheidung von Valproat werden und an einer depressiven Symptomatik leiden, sollten t1SPQBOPMPMHFHFOTFJUJHF4QJFHFMFSIÚIVOH)ZQPUPOJF eher Citalopram oder Escitalopram verabreicht werden. Rauchen Bradykardie JOEV[JFSUFJOF4FOLVOHEFS1MBTNBLPO[FOUSBUJPOFO *OEVLUPSWPO t#JTPQSPMPM /FCJWPMPM .FUPQSPMPM $BSWFEJMPM#SBEZLBSEJFSJTJLP CYP1A2), es kann der Abbau von Haloperidol, Fluphenazin und durch Abbauhemmung Olanzapin beschleunigt werden. t3JGBNQJDJOWFSNJOEFSUF)BMPQFSJEPM4QJFHFMEVSDIWFSTUÊSLUFO Abbau (CYPP3A4) t$PEFJO 0YZDPEPOWFSNJOEFSUF"LUJWJFSVOHEVSDI$:1% Bei Abbau von Paliperidon spielt der hepatische Metabolismus kli- Blockade nisch eine geringe Rolle (minimale Beteiligung von CYP2D6, ZYP- t4FEJFSFOEF1IBSNBLBXJF[##FO[PEJB[FQJOF 0QJBUF "MLPIPM P3A4, keine Beteiligung von CYP1A2), die Substanz wird im We- oder Antiepileptika: potenziell zentral dämpfende Wirkung, sentlich renal eliminiert. Sedierung, Atemdepression v.a. bei parenteraler Verabreichung t"OUJIZQFSUFOTJWB "OUJQBSLJOTPOJB #FO[PEJB[FQJOFWFSTUÊSLUF #FJEFS7FSBCSFJDIVOHWPO1BMJQFSJEPOTJOELFJOFIFQBUJTDIFO*OUFS- Blutdrucksenkung aktionsrisiken bekannt. Die gleichzeitige Gabe von Carbamazepin t.FUPDMPQSBNJEPEFSBOEFSF%PQBNJO"OUBHPOJTUFO führt zu einer Senkung der Plasmakonzentrationen von Paliperidon verstärktes EPS-Risiko WPOFUXBCJT1SP[FOUVOEJTUBNFIFTUFOBVGEJF*OEVLUJPO t5SBNBEPM #VQSPQJPO"CTFOLVOHEFS,SBNQGTDIXFMMF des renalen Transportproteins p-Gp zurückzuführen. Vorsicht ist ge- Abbildung 5 Optimale deltoidale und gluteale Injektionsstellen Ventrogluteal injection site Iliac crest Anterior superior iliac spine Gluteus medius Greater trochanter of femur Aus: Kozier et al. Fundamentals of nursing concepts, process and practice (5th ed). Menlo Park, CA: Addison Wesley Longman, Inc; 1998 p 784–785 10 cli n i c u m n e u ro p s y s o n d e ra u s g a b e
Umstellung von oral auf Depot anfangs ein engmaschiges Wir- 9. Einsatz von Depot-Antipsychotika in kungs- und Nebenwirkungsmonitoring durchgeführt werden. der Forensik Forensische Patienten bilden eine besondere Gruppe, die gekenn- Die Umstellung von einer oralen auf eine Depotmedikation erfor- zeichnet ist durch mehrfache stationäre Vorbehandlungen, gehäuf- EFSUFJOFVNGBTTFOEF*OGPSNBUJPOEFT1BUJFOUFOEVSDIEFO"S[U te Behandlungsabbrüche sowie meist verbal und tätlich aggressive Dazu gehören die Erläuterung der Wirkungsweise, der Art der Ap- Verhaltensweisen im Vorfeld. Zudem finden sich bei forensischen QMJLBUJPO EFS%BVFSCJT[VN8JSLVOHTFJOUSJUU EJFOPUXFOEJHF*O- Patienten im Durchschnitt häufiger gravierende soziale und kogniti- KFLUJPOTGSFRVFO[ EJF7PSUFJMF BCFSBVDIEJF/BDIUFJMFFJOFS%FQPU ve Erkrankungsfolgen bei langem, chronifiziertem Verlauf. Gewalt- Antipsychotikagabe. delikte schizophren Erkrankter treten zumeist erst nach längerer Er- LSBOLVOHTEBVFSBVG EBTvTDIJ[PQISFOF*OJUJBMEFMJLUiJTUFJOTFMUF- Wird von einer Depotmedikation auf eine andere umgestellt, ist nes Phänomen. selbstverständlich ebenso das Einverständnis des Patienten einzu- holen. Erfolgt dies, ist die bisher verabreichte Depotmedikation ab- Einer langfristigen Behandlung und Sicherung der Adhärenz und zusetzen. Auch hier ist eine ausreichend lange Behandlung mit letztlich auch Compliance kommt daher speziell im forensischen EFNPSBMFORVJWBMFOUEFTHFXàOTDIUFO%FQPU"OUJQTZDIPUJLVNT Umfeld große Bedeutung zu, da sie die Rückfallwahrscheinlichkeit durchzuführen, um Wirksamkeit und richtige Dosierung des neuen und das Risiko für neuerliche Gewalttätigkeit und Straftaten senkt. Präparates feststellen zu können. Auch hier gilt: Wird Risperidon -"*BMTOFVF.FEJLBUJPOHFXÊIMU JTUFJOàCFSMBQQFOEFS#FHJOO Depot-Antipsychotika werden im stationären forensischen Bereich notwendig. Anfangs sollten alle Patienten, die von einer Depot- CFJGPMHFOEFO*OEJLBUJPOFOBOHFXFOEFU auf eine andere Depotmedikation umgestellt werden, engmaschig t4DIJ[PQISFOF1TZDIPTFO 4DIJ[PQISFOJF TDIJ[PBGGFLUJWF4UÚSVOH überwacht werden, um Wirkung und mögliche Nebenwirkungen organische Psychosen) mit Neigung zu gewalttätigem Verhalten festzustellen. (v.a. bei Wahnsymptomen und imperativen akustischen Halluzi- nationen) 4PMMUFO1BUJFOUFOKFEPDITFJU+BISFOBVGFJOFCFTUJNNUFBMUF%FQPU- t#JQPMBSF&SLSBOLVOHNJUSF[JEJWJFSFOEFONBOJTDIQTZDIPUJTDIFO medikation mit guter Wirkung eingestellt sein, ist eine Umstellung Episoden auf ein neueres Präparat nur nach sehr sorgfältiger Abwägung aller t.JOEFSCFHBCUFNJUTDIXFSTUFO4UÚSVOHFOEFS*NQVMTLPOUSPMMF Vor- und Nachteile zu erfolgen. t1TZDIPUJTDIF,PNPSCJEJUÊUCFJ4VDIUFSLSBOLVOHFO Die Umstellung von einer auf eine andere Depotmedikation gilt als Erfahrungen mit Therapeutischem Drug Monitoring (TDM) zeigen, schwierig und sollte nur dann erfolgen, wenn das bisherige Medi- dass in seltenen Fällen bedeutsame Spiegelschwankungen möglich kament nicht ausreichend wirksam ist, die Nebenwirkungen als zu sind. Bei gesicherter Verabreichung und massiven Rezidiven sind da- belastend erlebt werden oder die bisherige Medikation ausläuft. Ei- her solche Spiegelschwankungen in Betracht zu ziehen und daher ne solche Umstellung entspricht faktisch einer Neueinstellung und TJOEJOESFJCJTTFDITNPOBUJHFO*OUFSWBMMFO C[XOBDI&YB[FSCBUJPO FSIÚIUEBT3àDLGBMMSJTJLPVNCJT[V1SP[FOU sofort) Bestimmungen der Antipsychotika-Spiegel empfehlenswert. Wie Depotpräparate dosiert werden und was bei der Umstellung *OEFS#FIBOEMVOHVOE/BDICFIBOEMVOHGPSFOTJTDIFS1BUJFOUFONJU von oral auf Depot bzw. von Depot auf ein anderes Depot zu be- schizophrener Erkrankung gelten eng definierte gesetzliche Voraus- achten ist, sehen Sie in der Übersichtstabelle im Mittelaufschlag. setzungen. Eine mögliche Entlassung aus dem Maßnahmenvollzug bzw. aus einer Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher obliegt den im Folgenden dargestellten Bedingungen des Österreichischen 8. Einsatz von Depot-Antipsychotika in der Strafgesetzbuches: niedergelassenen Facharztpraxis Eine tragfähige, therapeutische Arzt-Patient-Beziehung ist eine we- § 47 StGB Abs 1: Aus einer Anstalt für geistig abnorme Rechtsbre- sentliche Voraussetzung, um die Adhärenz zu verbessern. Jeder cher sind die Eingewiesenen stets nur unter Bestimmung einer Pro- Rückfall kann diese Beziehung beeinträchtigen, andererseits ist es bezeit bedingt zu entlassen ... eine klinische Beobachtung, dass Rückfälle, wenn entsprechend Abs 2: Die bedingte Entlassung aus einer … Maßnahme ist zu darauf reagiert wird, in der Folge die Adhärenz erhöhen können. verfügen, wenn nach der Aufführung und der Entwicklung des Eine konstante Behandlung mit Depot-Antipsychotika erfordert ei- Angehaltenen in der Anstalt, nach seiner Person, seinem Gesund- ne tragfähige therapeutische Beziehung. heitszustand, seinem Vorleben und nach seinen Aussichten auf ein redliches Fortkommen anzunehmen ist, dass die Gefährlich- *N4JOOFEFS#FGÊIJHVOHEFT1BUJFOUFO FNQPXFSNFOU JTUFTFJOF keit, gegen die sich die vorbeugende Maßnahme richtet, nicht absolute Voraussetzung, den Patienten über die Vorteile und Nach- mehr besteht. teile einer bestimmten Therapieform zu informieren. Der Abbau der in der Erkrankung begründeten Gefährlichkeit stellt Zusammenfassend stellen Depot-Antipsychotika für niedergelasse- somit die zentrale Voraussetzung der bedingten Entlassung dar, OFS[UF[VTÊU[MJDIF"OGPSEFSVOHFOJOEFS&SIBMUVOHVOE1GMFHFFJ- wobei dieser anhaltend nur über eine kontinuierliche und mittels ner gelingenden Arzt-Patienten-Beziehung dar, können aber vor al- Weisung für mindestens fünf Jahre gerichtlich angeordnete und lem bei chronisch-rezidivierenden Krankheitsverläufen die Lebens- abgesicherte Behandlung zu erzielen ist. qualität der Patienten und ihrer Angehörigen deutlich erhöhen. Die Einstellung auf Depot-Antipsychotika darf aber keinesfalls zu einer Beobachtungen an 118 betreuten Patienten im Ambulanzverbund Verminderung der psychoedukativen Bemühungen unter Einbezie- '03".JO-JO[ 4FQUFNCFSCJT4FQUFNCFS IBCFOHF- hung der Angehörigen führen! zeigt, dass es in diesem Zeitraum zu keinem einzigen Rückfall kam. c linic um neurop s y s ond erausgabe 11
,OBQQ1SP[FOUEJFTFS1BUJFOUFOIBUUFOFJOFEFNTDIJ[PQISFOFO *OTHFTBNUFSNÚHMJDIFO%FQPU"OUJQTZDIPUJLBFJOFSFMBUJWOFCFO- Formenkreis zuordenbare Diagnose, der überwiegende Teil davon wirkungsarme und effiziente Behandlungsmöglichkeit im Rahmen 1SP[FOU XVSEFNJU%FQPU/FVSPMFQUJLBCFIBOEFMU TJFIF"CCJM- einer forensisch-psychiatrischen Langzeittherapie und damit eine dung 6). Durch eine antipsychotische/neuroleptische Depotmedika- raschere Vorbereitung auf sozialen Empfangsraum (Ausgänge) tion ist die medikamentöse Behandlung, auch nach der bedingten bzw. eine frühzeitigere Entlassung in die ambulante (Nach-)Be- Entlassung aus dem stationären Maßnahmenvollzug gesichert. treuung. Reicht eine Depotmedikation in der forensischen Psychiatrie nicht aus, sind zusätzlich Antipsychotika der ersten oder zweiten Genera- tion zu verordnen. 10. Pharmaökonomie Die weltweite Lebenszeitprävalenz der Schizophrenie liegt bei etwa FJOFN1SP[FOU*O½TUFSSFJDIFSMFJEFOoMFHUNBOEJFTF;BIMFO[V- Abbildung 6 HSVOEFoBMTPNJOEFTUFOT.FOTDIFONJOEFTUFOTFJONBMJO Antipsychotische Depotmedikation in der forensischen Psychiatrie ihrem Leben eine psychotische Episode, die die Kriterien der Schi- [PQISFOJFFSGàMMU+ÊISMJDIFSLSBOLFOJO½TUFSSFJDI.FOTDIFO NH 11,6 ± 2,3mg neu an Schizophrenie. Die Folgen der Krankheitslast, die die Schi- [PQISFOJFIJOTJDIUMJDI-FCFOTRVBMJUÊU TP[JBMF*OUFHSBUJPOVOE&S- werbsfähigkeit mit sich bringt, sind beträchtlich. Als Krankheitslast bezeichnet die Weltgesundheitsorganisation die Kluft, die sich zwi- schen aktuellem Gesundheitszustand und idealer Situation ergibt, in EFSKFEFSNBOOCJTJOTIPIF"MUFSGSFJWPO,SBOLIFJUVOE#FIJOEFSVOH lebt. Ursächlich für diese Kluft sind vorzeitige Sterblichkeit, Behinde- rung und bestimmte, zu gesundheitlichen Defiziten beitragende Risi- kofaktoren. Diese Krankheitslast ist Verursacher von Kosten im Ge- sundheitssystem und der Volkswirtschaft. Die Krankheitslast lässt sich folgendermaßen darstellen: t,PTUFO EJSFLUFVOEJOEJSFLUF,PTUFO Haloperidol Zuclopenthixol t#FIJOEFSVOHTHSBE %"-:oEJTBCJMJUZBEKVTUFEMJGFZFBSCFIJOEF- Fluphenazin 3JTQFSJEPO-"* Flupenthixol Keine SVOHTCFSFJOJHUFT-FCFOTKBIS t-FCFOTRVBMJUÊU 2"-:oRVBMJUZBEKVTUFEMJGFZFBSRVBMJUÊUTBEKVT Quelle: Thomas Stompe 2011 UJFSUFT-FCFOTKBIS "CCJMEVOH Jahreskosten pro Patient, der an Schizophrenie erkrankt ist (Berechnungsjahr 2004) in Euro 16.868 12.128 2.958 Granada Groningen London Lund Mannheim Zürich andere 16 491 532 46 Pflegeheime 314 4.395 CMHC/Tagespflege 5.984 4.126 Ambulante Patienten 226 23 861 Ambulanz/Tagesklinik 156 26 285 4.484 Psychopharmaka 1.181 1.484 1.695 Stationäre Behandlung 459 2.425 Quelle: Salize HJ et al. 2009 12 cli n i c u m n e u ro p s y s o n d e ra u s g a b e
Eine Berechnung der Gesamtkosten der Schizophrenie ist in Abbil- 11. Modellrechnung für Österreich EVOHEBSHFTUFMMU&JOTZTUFNBUJTDIFSÃCFSCMJDLàCFSEJF-JUFSBUVS Die vorliegende Modellrechnung untersucht die Kosteneffektivität [VN5IFNB,SBOLIFJUTLPTUFOGàSEJF4DIJ[PQISFOJFFSNJUUFMUFKÊIS- der Behandlung der Schizophrenie mit oralen Antipsychotika (First MJDIF,PTUFOCJT[VSVOEé TJFIF"CCJMEVOH JO%FVUTDI- line mit Risperidon oder Olanzapin) im Vergleich zu einer Umstel- MBOEMJFHFOEJF,PTUFO[XJTDIFOéVOEé;VTÊU[MJDI lung auf ein Depot-Antipsychotikum/-Neuroleptikum (Risperidon FOUTUBOEFO1SJWBUBVTHBCFOEVSDI"OHFIÚSJHFJO)ÚIFWPOé -"* %JF*OEJLBUJPOJOEJFTFS.PEFMMSFDIOVOHJTUEJF4DIJ[PQISFOJF CJTéVOE1SPEVLUJWJUÊUTWFSMVTUFWPOéCJTé HFNÊ%4.***3%4.*7%JF"OBMZTFXVSEFBVTEFS1FSTQFLUJWF ,POOPQLBFUBM des Gesundheitswesens durchgeführt. Der Beobachtungszeitraum betrug fünf Jahre. Als Analyseform wurden Kosten-Nutzwert-Ana- Die durch psychische Erkrankungen verursachten Kosten in Öster- lyse (CUA) und das Markov-Modell gewählt. Berechnet wurden die reich betragen drei bis vier Prozent des Bruttoinlandsprodukts, das EJSFLUFONFEJ[JOJTDIFO,PTUFO0VUDPNFXBSFOEJFRVBMJUÊUTBEKVT ist ein Betrag zwischen acht und elf Milliarden Euro. Die Gesamtkos- UJFSUF-FCFOTKBISF 2"-: ten in Österreich aufgrund von affektiven Erkrankungen im Jahr CFUSVHFOé .JMMJBSEFO 11.1. Markov-Modell Markov-Modelle sind anzuwenden, wenn aus medizinischen oder *OEJFTFS#FSFDIOVOHTJOEEJFJOEJSFLUFO,PTUFONJUFJOHFTDIMPTTFO ökonomischen Gründen längere Zeithorizonte bzw. unterschiedli- .FJTFFUBM %JFJOEJSFLUFO,PTUFOàCFSTUFJHFOEBCFJEJFEJ- che Gesundheitszustände zu wählen sind. Ein Markov-Modell ent- rekten Krankheitskosten allerdings bei Weitem. Für Deutschland hält verschiedene a priori festgesetzte Gesundheitszustände (Mar- XJSEHFTDIÊU[U EBTTCJT1SP[FOUEFSTDIJ[PQISFOFO1BUJFOUFO kov-Zustände), die von einer hypothetischen Kohorte von Patienten CFSFJUTJOKVOHFO+BISFOFSXFSCTVOGÊIJHTJOE durchlaufen werden können. 10.1. Lebensqualität und Schizophrenie Dabei wird die Zeit in feste Zyklen (Markov-Zyklen) eingeteilt. Nach 2VBMJUÊUTBEKVTUJFSUF-FCFOTKBISFWFSCJOEFOEJF-FCFOTRVBMJUÊU KFEFN;ZLMVTLÚOOFOEJF1BUJFOUFONJUÃCFSHBOHTXBISTDIFJOMJDI- /VU[XFSU6UJMJUJFT[XJTDIFOVOEJOOFSIBMCFJOFT+BISFT NJUEFS keiten entweder in andere Gesundheitszustände übertreten, im ak- -FCFOT[FJUJOFJOFN*OEJLBUPS EBTIFJU EFS/VU[FOXFSUFOUTQSJDIU tuellen verweilen oder an der Krankheit sterben. Die Übergangs- dem Gesundheitszustand des Patienten. Bei einem Schizophrenie- wahrscheinlichkeiten hängen einzig und allein vom momentanen patienten heißt das z.B.: ein Jahr verbracht mit einer Lebensqualität Gesundheitszustand ab. WPO 4DIJ[PQISFOJFPIOF3àDLGBMM FOUTQSJDIUBVDIFJOFS.FO- HFWPO 2"-:T TJFIF"CCJMEVOH Die klinischen Daten für diese Modellrechnung stammen aus neun randomisierten, plazebo- und vergleichsgruppenkontrollierten Stu- Für Schizophreniepatienten bedeutet etwa eine Erkrankung mit dien (in erster Linie Zulassungsstudien) mit vergleichender Studien- 3àDLGBMMVOE4QJUBMTBVGFOUIBMUFJOFO2"-:WPO [VN7FS- population und Einschlusskriterien. Die Mortalitätsraten wurden HMFJDI'àS&ODFQIBMJUJTEJTTFNJOBUBMJFHUEJFTFS8FSUCFJ GàS aus der epidemiologischen Literatur recherchiert. Die Hospitalisie- JTDIÊNJTDIF)FS[FSLSBOLVOHCFJ VOEGàS%JBCFUFT PIOF*OTV- rungsraten wurden aus klinischen und ökonomischen Analysen er- MJO CFJ &JO8FSUWPOFOUTQSÊDIFWÚMMJHFS(FTVOEIFJUVOE rechnet, Utilities mithilfe der Literatur ermittelt. der Tod). Die Kosten umfassen: t"S[OFJNJUUFMLPTUFO Abbildung 8 Qualitätsadjustiertes Lebensjahr (QALY) tÊS[UMJDIF-FJTUVOHFO t-BCPSLPTUFO QALYs verbinden die Lebensqualität mit der Lebenszeit, d.h., t#FIBOEMVOHTLPTUFO der Nutzenwert entspricht dem Gesundheitszustand der Patien- tTUBUJPOÊSF,PTUFO tengruppe. Diese Kosten wurden aus offiziellen Preislisten, Tarifkatalogen und t&JO+BISWFSCSBDIUNJUEFS-FCFOTRVBMJUÊUWPO FOUTQSJDIU dem LKF-Katalog entnommen und entsprechen den Kosten für BVDIFJOFS.FOHFWPO 2"-:T t Je höher die QALY, desto besser die Lebensqualität ,PTUFOVOE0VUDPNFTXVSEFONJUGàOG1SP[FOUEJTLPOUJFSU QFSGFLUF(FTVOEIFJU Eine Gegenüberstellung von oraler versus Depotmedikation zur Be- handlung der Schizophrenie zeigt in einem Zeitraum von fünf Jah- ren eine geringe Kostendifferenz zuungunsten der Depotmedikati- on von € 1.419, 91. Demgegenüber steht eine deutliche Verbesse- Lebensqualität (QALY) gesundheitsbezogene rung der QALYs bei Depotmedikation gegenüber oraler Medikation mit Behandlung %FQPU PSBMF.FEJLBUJPO oTJFIFBVDI5BCFMMF ohne Behandlung Mithilfe des Markov-Modells kann gezeigt werden, dass in der Be- Anstieg handlungsgruppe, die auf ein Depot umgestellt wird, nach fünf der QALYs Jahren 55 Prozent der Patienten noch auf Therapie sind, 24 Prozent ändern die Therapie, und fünf Prozent erhalten keine Therapie NFIS*OEFS(SVQQFEFS1BUJFOUFO EJFPSBMUIFSBQJFSUXFSEFO FS- halten 32 Prozent nach fünf Jahren ihre First-line-Therapie, 54 Pro- 5PE Lebenserwartung/Jahre zent ändern diese, und sieben Prozent erhalten keine Therapie. Laut der vorliegenden Modellrechnung ist die Depotmedikation aus Quelle: Evelyn Walter nach: NHS Innovations London 2009 gesundheitsökonomischer Sicht eine kosteneffektive Therapie. c linic um neurop s y s ond erausgabe 13
5BCFMMF Eine Depotmedikation ist eine kostengünstige und wirksame Behandlung der Schizophrenie Alternative 5-Jahres-Kosten in € QALYs Kosten pro QALY ICER Behandlung mit oralen Antipsychotika 26.338,23 6NTUFMMVOHBVG3JTQFSJEPO-"* 3,62 3.362,55 Differenz 1.419,91 ICER=Incremental Cost-Effectiveness Ratio Quelle: Evelyn Walter 12. Zusammenfassung Weiterführende Literatur (in alphabethischer Reihenfolge): Depot-Antipsychotika stellen eine wertvolle Alternative zur oralen t #PUUMFOEFSVOE.ÚMMFS$VSSFOU0QJOJPOJO1TZDIJBUSZ o Medikation in der Behandlung schizophrener Patienten dar und Marshall, Lewis et al: Arch Gen Psychiatry 2005, 975–983 sollten besonders in der Langzeittherapie eingesetzt werden. Sie t $JUSPNF-1BMJQFSJEPOFQBMNJUBUFoSFWJFXPGUIFFGGJDBDZ TBGFUZBOEDPTUPGB tragen zur Sicherung der therapeutischen Wirkung bei und sind new second-generation depot antipsychotic medication. Int J Clin Pract 2010; besonders bei Patienten mit fehlender bzw. im Therapieverlauf 64(2):216–239 schwankender Krankheits- und Therapieeinsicht sowie im Allge- t )BEEBE1 -BNCFSU5 -BVSJFMMP+"OUJQTZDIPUJD-POHBDUJOH*OKFDUJPOT 0YGPSE meinen geringer Compliance eine ernst zu nehmende Option, da University Press 2011 sie die Behandlung über einen längeren Zeitraum sichern und da- t ,BTQFS4 1BQBEJNJUSJPV( FE 4DIJ[PQISFOJB#JPQTZDIPTPDJBM"QQSPB- nd mit das Risiko eines Rezidivs minimieren. Dies ist sowohl im ambu- ches and Current Challenges. 2 edition. London: Informa Healthcare lanten als auch im stationären Setting sehr wichtig, in der Forensik t ,POOPQLB" ,MJOHCFSH4U 8JUUPSG" ,ÚOJH))%JF,PTUFOEFS4DIJ[PQISFOJF ist die Depotmedikation Mittel der Wahl. n JO%FVUTDIMBOE&JOTZTUFNBUJTDIFS-JUFSBUVSàCFSCMJDL1TZDIJBU1SBY 2009;36,211–218 t ,P[NB$ (SPHH".FEJDBUJPODPNQMJBODFBOEIPTQJUBMJ[BUJPOJOTDIJ[PQISF- nia. Paper presented at 6th Annual Meeting of the College of Psychiatric and Neurologic Pharmacists; May 1–4, 2003; Charleston, SC t -FVDIU$FUBM0SBMWFSTVTEFQPUBOUJQTZDIPUJDESVHTGPSTDIJ[PQISFOJBo"DSJUJ- cal systematic review and meta-analysis of randomised lang-term trials. Schizophr Res. 2011; doi:10.1016/j.schres.2010.11.020 t . BQMFTFUBM4DIJ[3FT 4VQQM t .B[[BHMJB(FUBM"EIÊSFO[UPBOUJIZQFSUFOTJWFNFEJDBUJPOTBOEDBSEJPWBTDV- lar morbidity among newly diagnosed hypertensive patients. Circulation 2009 Oct 20;120:1598 t .FJTF6 8BODBUB+ )JOUFSIVCFS)1TZDIJBUSJTDIF7FSTPSHVOHJO½TUFSSFJDI Rückblick – Entwicklungen – Ausblick. Neuropsychiatrie 2008 22, 230–242 t 0FIM.FUBM$PNQMJBODFXJUIBOUJQTZDIPUJDUSFBUNFOU"DUB1TZDIJBUS4DBOE 2000;102(Suppl. 407):83–6 t 3PCJOTPO%FUBM1SFEJDUPSTPG3FMBQTF'PMMPXJOH3FTQPOTF'SPNB'JSTU&QJTPEF of Schizophrenia or Schizoaffective Disorder. Arch Gen Psychiatry 1999;56:241–7 t 4BMJ[F)+ .D$BCF3 #VMMFOLBNQ+FUBM$PTUPG5SFBUNFOUJO4DIJ[PQISFOJBJO 4JY&VSPQFBO$PVOUSJFT4DIJ[PQISFOJB3FTFBSDIo t 5JJIPOFO+FUBM"/BUJPOXJEF$PIPSU4UVEZPG0SBMBOE%FQPU"OUJQTZDIPUJDT After First Hospitalization for Schizophrenia. Am J Psychiatry March 2011 t 8 FJEFO1+FUBM"SBOEPNJ[FEDPOUSPMMFEUSJBMPGMPOHBDUJOHJOKFDUBCMFSJTQFSJ- done vs continuation on oral atypical antipsychotics for first-episode schizo- phrenia patients: initial adherence outcome J Clin Psychiatry 2009;(70): 1397–1406 t 8BODBUB+ 4PCPDLJ1 ,BUTDIOJH)%JF,PTUFOWPOv(FIJSOFSLSBOLVOHFOiJO ½TUFSSFJDIJN+BIS8JFO,MJO8PDIFOTDISoo t IUUQXXXFMBOESVHTUFDIOPMPHJFTDPNOBOPDSZTUBM@UFDIOPMPHZ BDDFTTFE 18 June 2010 t IUUQXXXOFVSPEFTDIJ[PQISFOJFIUN 14 cli n i c u m n e u ro p s y s o n d e ra u s g a b e
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