Synagoge - Halbjahr 2022 - Stadt Celle
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Liebe Interessierte, liebe Mitglieder! Trotz der derzeitigen Situation haben wir wieder ein interes- santes und vielseitiges Programm zusammengestellt, das hoffentlich auch in vorliegender Form stattfinden kann. Je- denfalls haben wir wieder mit viel Elan und Energie beson- dere Referenten und Veranstaltungen nach Celle geholt. Im Mittelpunkt des ersten Halbjahres steht die Ausstellung Jerusalem: (un)Heilige Stadt – Sehnsuchtsort – Zank- apfel. Eine Veranstaltung, die wir schon einmal geplant hatten, aber wegen Corona absagen mussten. Zu dieser Ausstellung haben wir einige interessante Begleitveran- staltungen organisiert, die das Thema aus verschiedenen Blickrichtungen betrachten. Blättern Sie das Heftchen einfach durch. Wir hoffen sehr, Öffnungszeiten dass Sie etwas finden werden, was auf Ihr Interesse stößt. Bitte verteilen Sie das Programm auch weiter. Wir möchten Celler Synagoge Mo 10.00–17.00 Uhr möglichst viele Menschen erreichen und dafür interessieren. Im Kreise 24 Di–Do 9.00–17.00 Uhr 29221 Celle Fr 9.00–16.00 Uhr Die Gesellschaft arbeitet ehrenamtlich und finanziert sich So 15.00–17.00 Uhr hauptsächlich aus Ihren Mitgliedsbeiträgen und Spenden. Es ist uns ein besonderes Anliegen, neue Mitglieder zu Öffentliche Führungen, Führungen für Gruppen und gewinnen. Bitte helfen auch Sie uns dabei. Denn dies er- Schulklassen nach Vereinbarung mit dem Stadtarchiv: möglicht uns, immer wieder ein möglichst vielfältiges und hochwertiges Programm zusammenzustellen. Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Celle e.V. Vielen Dank für Ihre oftmals schon langjährige Unterstüt- Im Kreise 24 | 29221 Celle zung. Wir hoffen sehr, dass wir Sie bei möglichst vielen zusammenarbeit-celle@t-online.de Programmpunkten begrüßen dürfen. www.zusammenarbeit-celle.de Es grüßen Sie Jüdische Gemeinde Celle e.V. Im Kreise 24 | 29221 Celle Sabine Maehnert, Erste Vorsitzende der Gesellschaft für Christlich- post@jg-celle.de Jüdische Zusammenarbeit Celle e.V. Stadt Celle – Stadtarchiv Dorit Schleinitz, Erste Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Celle e.V. Westerceller Straße 4 | 29227 Celle Telefon 05141/12 4700 stadtarchiv@celle.de www.celle.de
Erkenntnis statt Bekenntnis. Anmerkungen zu einer zukunftsfähigen Geschichtskultur Holocaustgedenktag 2022 76 Jahre nach dem Kriegsende sind die Deutschen „Erin- Am Holocaustgedenktag erinnern wir jedes Jahr an die nerungsweltmeister“. Überall in Deutschland sind in den sechs Millionen ermordeten jüdischen Frauen und Männer letzten 20 Jahren Gedenkstätten, die an die NS-Verbre- – wir erinnern uns an die 1,5 Millionen ermordeten Kinder chen erinnern, mit großem Aufwand ausgebaut worden; unter ihnen. Schüler und Schülerinnen der OBS An der vielfach zeigt sich Bewältigungsstolz. Bei kritischen Be- Welfenallee lesen aus dem Tagebuch der Anne Frank. Kan- obachtern zeigt sich aber zunehmend ein Unbehagen an torin Aviv Weinberg und Klarinettistin Matan David schaffen dieser Erinnerungskultur. Zugleich wird sie von extrem wie im letzten Jahr einen würdigen musikalischen Rahmen. Rechten aktiv bekämpft. Wie kann eine zukunftsfähige Geschichtskultur unter den heutigen gesellschaftlichen und Ort: Synagoge Celle politischen Bedingungen aussehen? Was sollten Themen Zeit: Donnerstag, 27. Januar 2022, 18.00 Uhr und Auftrag der Gedenkstätten sein? Was steht im Mittel- punkt: Erinnerung oder Reflexion? Prof. Dr. Jens-Christian Wagner ist Historiker und seit 2020 Inhaber des Lehrstuhls für Geschichte in Medien und Öffentlichkeit an der Friedrich-Schiller-Universität Jena sowie Direktor der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora. Zuvor leitete er von 2014 bis 2020 die Stiftung niedersächsische Gedenkstätten. Ort: Synagoge Celle Zeit: Donnerstag, 20. Januar 2022, 19.00 Uhr Referent: Prof. Dr. Jens-Christian Wagner, Jena Januar Januar
und Jerusalem ist ebenso Ort des Königs-Palastes von Salomo und seinen Nachkommen auf dem Kö- nigsthron. Kein Wunder, dass dieser Ort The- ma tiefen religiösen Nachdenkens wurde, genauso aber auch von Hoffnungen und Erwartungen. Aber nicht zuletzt haben gerade Jerusalem auch die Unheilsweis- sagungen der Propheten beson- Jerusalem: (un)Heilige Stadt – ders hart getroffen – Weissagungen, die in erheblicher Sehnsuchtsort– Zankapfel Spannung zum Selbstverständnis der „Stadt Gottes“ stan- den, wie es sich z.B. in vielen Psalmen ausgedrückt findet. Jerusalem – Sehnsuchtsort für Menschen vieler Religio- nen. Im Januar 2019 reisten eine Jüdin, eine Christin und Der Vortrag will diesen verschiedenen Sichtweisen auf eine Muslimin nach Jerusalem. Gemeinsam sprachen sie Jerusalem nachgehen, wie sie sich in der Bibel finden. mit jüdischen, christlichen und muslimischen Frauen und Ausdrücklich sei betont, dass es im Vortrag nicht um das befragten sie nach ihrem Alltag, ihren Überzeugungen und gegenwärtige Jerusalem und den Nahostkonflikt geht. Aber ihren Träumen. Diese Installation bringt ihre Stimmen zu um diesen zu verstehen, ist ein Blick auf Geschichte und Gehör. Prof. Dr. Ursula Rudnick war als Christin Teil des Theologie der heiligen Stadt gewiss hilfreich. interreligiösen Teams, das dieses Projekt konzipiert, die Gesprächspartnerinnen in Jerusalem getroffen und die Ort: Celler Synagoge Gespräche mit ihnen aufgezeichnet hat. Über die Entste- Zeit: 17. Februar 2022, 19.00 Uhr hung der Ausstellung, ihre Erfahrungen mit den Gesprächs- Referent: Prof. Dr. Klaus Grünwaldt, theologischer partnerinnen und ihre ganz persönliche Friedensvision für Referent im Landeskirchenamt der Ev.-luth. Jerusalem wird sie bei der Vernissage sprechen. Landeskirche Hannover und Honorarpro- fessor für das Fach Altes Testament, Leib- Ort: Synagoge Celle niz Universität Hannover Referentin: Prof. Dr. Ursula Rudnick, Beauftragte für Kirche und Judentum, Ev.-luth. Landeskir- Jerusalem – der gordische Knoten che Hannover Jerushalayim, al-Quds und Jerusalem – drei Namen für eine Eröffnung: Donnerstag, 10. Februar 2022, 19.00 Uhr Stadt, die Juden, Moslems und Christen gleichermaßen hei- Laufzeit: 11. Februar 2022 bis 24. April 2022 lig ist. Aber auch Agnostiker und Atheisten dürfte die in den judäischen Bergen gelegene Metropole kaum kalt lassen, Begleitprogramm zu dieser Ausstellung was vor allem an ihrer Schönheit sowie ihrer historischen Bedeutung liegt. Und in wohl keiner anderen Stadt auf der Jerusalem in der Bibel Welt sind aktuelle Politik, jahrtausendealte Traditionen und Jerusalem ist bereits in der Zeit der Bibel ein schillernder Geschichte derart verwoben und omnipräsent. Ort. Hier spielt sich wie unter einem Brennglas Israels Leben mit Gott in der Geschichte ab. Denn: Jerusalem Lange Zeit war Jerusalem geteilt, erst der Sechs-Tage-Krieg ist der Ort, wo Gott seinem Volk begegnet, im Tempel; von 1967 sollte dafür sorgen, dass die Stadt wiedervereint Februar–April Februar
wurde. Die Altstadt und damit auch die „Klagemauer“ (die reise des Propheten Muhammad. Westmauer des Tempels), die Al-Aksa-Moschee und der Wie wird dieses Ereignis im Koran Felsendom gehören seither zum jüdischen Staat. All diese erzählt? Gibt es eine theologische heiligen Orte sind Teil des Tempelbergs, ein Areal, das Ju- Begründung für die Besonderheiten den seit den Tagen der Könige David und Salomon heilig der Stadt? Welche Potentiale ver- war und nacheinander von Persern, Römern, Arabern so- bergen sich in dieser Stadt für ein wie Kreuzfahrern, Osmanen und Briten erobert und dabei gutes und friedliches Zusammenle- oftmals zerstört wurde. ben der Religionen? Trotz der immer wieder wechselnden Herrscher und zahl- Dr. Hamideh Mohagheghi ist wissenschaftliche Mitarbeite- reichen Vertreibungen zieht sich die jüdische Präsenz wie rin an der Universität Paderborn am Zentrum für kompara- ein roter Faden durch die Geschichte der Stadt, woraus tive Theologie und Kulturwissenschaften und am Seminar Israel die Legitimation ableitete, Jerusalem 1950 zu seiner für islamische Theologie. Sie ist Sprecherin des Rates der Hauptstadt zu erklären. Aber auch die Araber meldeten Religionen in Hannover. Ansprüche an, weshalb die Diskussionen über den Status und die Besitzverhältnisse so alt sind wie der Nahostkon- Ort: Synagoge Celle flikt. Vorschläge und Pläne gab es bis dato zuhauf, sie Zeit: Donnerstag, 24. Februar 2022, 19.00 Uhr alle scheiterten zumeist an den komplexen Realitäten. Referentin: Dr. Hamideh Mohagheghi, Hannover Jerusalem war und bleibt daher der „gordische Knoten“, den es auf dem Weg zu einer nachhaltigen Friedensord- „Nächstes Jahr in Jerusalem…“ – Perspektiven aus nung noch zu durchschlagen gilt, wie immer auch diese der jüdischen Tradition aussehen mag. Mittelpunkt der Welt, Wohnsitz Gottes, ein Ort, mit dem sich tiefe Irritation und jahrtausendealte Sehnsucht ver- Dr. Ralf Balke ist einer der besten binden – all das war und ist Jerusalem für Jüdinnen und Israel-Kenner im deutschsprachigen Juden. Für die jüdische Tradition ist Jerusalem ein Spiegel Journalismus. Balke ist promovierter der Beziehungen zwischen Gott und Volk Israel, der Ort, Historiker und Autor des Standardwer- wo Himmel und Erde sich berühren. Aber wie kann eine kes Israel: Geschichte. Politik. Kultur. Er Stadt mit solcher Aufladung überhaupt schreibt und berichtet regelmäßig z.B. einen normalen Alltag leben? Rabbine- in der „Jungle World“ oder der Wochen- rin Dr. Ulrike Offenberg gibt Einblick in zeitung „Jüdische Allgemeine“. die Bedeutung Jerusalems in Vergan- genheit und Gegenwart. Ort: Synagoge Celle Zeit: Dienstag, 22. Februar 2022, 19.00 Uhr Dr. Ulrike Offenberg ist eine deutsche Referent: Dr. Ralf Balke, Berlin (liberale) Rabbinerin. Sie wurde am 2. Dezember 2016 in Hamel zur Gemein- Eine nächtliche Reise nach Jerusalem – Perspektiven derabbinerin ordiniert. aus der islamischen Tradition © Debbie Cooper Jerusalem, eine Stadt, die für Judentum, Christentum und Ort: Synagoge Celle Islam jeweils eine besondere Rolle spielt. Sie wurde im Zeit: Montag, 14. März 2022, 19.00 Uhr Lauf der Zeit zum Spielball verschiedener religiöser und Referentin: Rabbinerin Dr. Ulrike Offenberg, Berlin, politischer Machtansprüche. Die Bedeutung Jerusalems für Hameln die Muslime steht hauptsächlich in Verbindung zur Nacht- Februar März
„Felices Bücher“. Die Bücher der Stolpersteinverlegung in Celle Felice Schragenheim (1922–1945) Am 21. Februar 2022 wird der Kölner Künstler Gunter Eine Lesung aus dem Koffer von Oskar Ansull zum Demnig wieder Stolpersteine in Celle verlegen. Über den 100. Geburtstag von Felice Schragenheim genauen Ablauf der Verlegaktion werden Sie rechtzeitig Durch das Buch „Aimée und Jaguar“ und seine Verfilmung informiert. sind Felice Schragenheim und Lilly Wust und ihre Liebes- geschichte bekannt geworden. Sie endete tragisch, denn Zeit: 21. Februar 2022 Felice Schragenheim wurde wegen ihrer jüdischen Herkunft von den Nationalsozialisten verfolgt. Schließlich wurde sie mit einem Todesmarsch nach Bergen-Belsen geschickt, wo sie wahrscheinlich im März 1945 umgekommen ist. Ver- geblich hatte sie noch versucht auszuwandern. Für ihr Gepäck musste sie eine detaillierte Auf- stellung ihres Besitzes bei den Behörden einreichen, u.a. auch eine Liste ihrer Bücher. Dem aus Celle stammenden Autor und Rezitator Oskar Ansull ist es gelungen, die auf dieser Liste genannten Bücher antiquarisch zu sammeln. In mehr als 100 Lesungen hat er diese, in ei- nem alten Koffer aufbewahrte Büchersammlung vorgestellt und damit einen Eindruck von Felice Schragenheims Persön- lichkeit, ihren Interessen, ihrem Temperament und ihren Träu- men vermittelt. Die Lesung findet am Vorabend des 100. Geburtstags von Felice Schragenheim statt. Zeit: Dienstag, 8. März 2022, 19 Uhr Ort: Synagoge Celle, Im Kreise 24, 29221 Celle Referent: Oskar Ansull, Berlin Eine Kooperationsveranstaltung der Gedenkstätte Ber- gen-Belsen und der Gesellschaft und der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Celle e.V. Februar März
„The Jewish Enemy“ – Mendel Kabakov und das Jahr des Affen Der Nationalsozialismus und die Wahnidee Lesung mit Steven Bloom aus seinem Buch einer „jüdischen Weltherrschaft“ 1968, nach dem chinesischen Kalender im Jahr des Affen, Der renommierte, vielfach ausgezeichnete Historiker Jef- trauert Mendel Kabakov, ein in New York lebender jüdi- frey Herf untersucht in seiner Studie The Jewish Enemy scher Professor für amerikanische Geschichte, um sei- – Nazi Propaganda During World War II and the Holocaust ne vor kurzem verstorbene Frau Sonia, mit der er fast die zentrale Rolle, die der Vorstellung einer „jüdischen 50 Jahre zusammenleb- Weltherrschaft“ in der nationalsozialistischen Propagan- te. In seinen Erinnerun- da einnahm, wie sie die Kriegsführung prägte und den gen spürt er der Liebe zur Holocaust motivierte. Seine auf vielen neu erschlossenen blinden Sonia und seinem Quellen gestützte Arbeit ist geeignet, unser Wissen über eigenen Leben nach. Der das nationalsozialistische Deutschland und die Shoah zu Roman erzählt aber nicht ergänzen und zu verändern. In seinem Vortrag wird Jef- nur von dieser Liebe, frey Herf die Thesen seines Buches vorstellen, was umso sondern auch von den wichtiger ist, als bisher noch keine deutsche Übersetzung persönlichen und familiä- dieses Buches erschienen ist. Angesichts der Virulenz, die ren Krisen der Kinder und die Wahnidee einer „jüdischen Weltverschwörung“ auch Enkel Mendel Kabakovs. heute noch zu entwickeln in der Lage ist, sind seine Überle- Gerade für die junge Ge- gungen auch zum Verständnis der Gegenwart bedeutsam. neration ist das Jahr 1968 eine Zeit des Aufbruchs, Jeffrey Herf ist Professor für moderne europäische Ge- der Auflehnung gegen schichte an der University of Maryland. Der Schwerpunkt den Vietnamkrieg und gegen gesellschaftliche Zustände, seiner Forschung liegt auf der Geschichte Deutschlands in der Diskriminierungen – sei es von Schwarzen, Juden im 20. Jahrhunderts. Auf Deutsch liegen vor: Zweierlei oder Homosexuellen – an der Tagesordnung sind. Dabei Erinnerung. Die NS-Vergangenheit im geteilten Deutsch- meistert Mendel die Schwierigkeiten und Herausforderun- land. Berlin 1998 und Unerklärte Kriege gegen Israel: Die gen dieser Zeit mit Witz und Ironie. Steven Bloom erzählt DDR und die westdeutsche radikale Linke, 1967–1989, in einem leichtfüßigen und zarten Ton von den großen Göttingen 2019. Themen Liebe und Familie, die er vor den Hintergrund der umwälzenden politischen und gesellschaftlichen Ereignisse Ort: Aula der Paul-Klee-Schule Celle, Wittestr. 10. des vergangenen Jahrhunderts setzt. Zeit: Donnerstag, 17. März 2022, 18:30 Referent: Prof. Jeffrey Herf, Universität of Maryland Steven Bloom wurde 1942 als Sohn eines polnischen Ju- den in Brooklyn (New York) geboren. Er arbeitete in den Eine Veranstaltung des Netzwerkes gegen Antisemitismus. USA einige Jahre als Rundfunkjournalist für das National Anmeldung mit der Kurs-Nr. 22ACE1251 an Public Radio. In dieser Funktion interviewte er u.a. be- anmeldung@vhs-celle.de oder unter vhs-celle.de kannte Autorinnen und Autoren. Heute arbeitet Bloom als Dozent für amerikanische Landeskunde am anglistischen Seminar der Universität Heidelberg. Ort: Synagoge Celle Zeit: Dienstag, 26. April 2022, 19.00 Uhr Referent: Steven Bloom, Heidelberg März April
Die Macht der Bilder. Antijüdische Vorurteile und Mythen Mittelalterliche „Judensau“-Skulpturen und antijüdische Bildmotive, die an und in zahlreichen Kirchen angebracht sind, so auch in der Lutherstadt Wittenberg, haben über die Jahrhunderte mit den durch sie transportierten Vor- urteilen die Gedankenwelt durchdrungen und mehr oder weniger bewusst gesellschaftliches Verhalten und Sprache nachhaltig geprägt. Schimpfworte wie „Judenschwein“ oder „Saujude“, die auch heute noch benutzt werden, um Juden, Meine jüdischen Eltern aber auch Nicht-Juden zu attackieren und zu diskreditieren, – meine polnischen Eltern sind uralt. Sie haben in diesen Skulpturen und Abbildungen zwar nicht ihren Ursprung, sind aber dadurch wesentlich Eine Ausstellung der Assoziation „Kinder des verstärkt worden und wirken bis in unsere unmittelbare Holocausts in Polen“. Die Ausstellung entstand mit Gegenwart. Unterstützung der Rosa-Luxemburg-Stiftung Aus der Shoa wurden im besetzten Polen von annähernd Es wäre ein fataler Irrtum anzunehmen, man hätte sich in einer Million jüdischer Kinder etwa 5.000 gerettet. Die der Moderne vom negativen Judenbild und seinen Dar- Polen, die sich eines Kindes annahmen, wurden später stellungen in Sprache, Kunst und Literatur verabschiedet. oft auch seine Eltern. Im Allgemeinen hielten sie die Adop- Sie sind zu freischwebenden vorurteilsgeladenen Etiket- tion geheim, einige enthüllten die Wahrheit vor ihrem Tod, tierungen geworden, die sich gegen jedermann richten andere nahmen sie mit ins Grab. können, dabei aber immer das innewohnende antijüdische Vorurteil mit sich tragen und befördern. Inzwischen ist diese Die Kinder wurden von fremden Menschen erzogen, die sie Erblast nicht nur ein schwelendes Problem, sondern auch für ihre eigenen Eltern hielten. Viele dieser Kinder suchten ganz konkret ein Diskussionspunkt in öffentlichen Debatten oft jahrelang nach Spuren ihrer jüdischen Verwandten, geworden. Neue Strategien zur Eindämmung der Aus- nach Namen und Geburtsdaten. Vielen gelang dies aber wirkungen dieses „vergifteten“ nicht. Sie hoffen immer noch. Kulturerbes sind nötig. Die Ausstellung erzählt die Geschichte von 15 Kindern, die Prof. Dr. Julius Hans Schoeps in den Jahren zwischen 1939 und 1942 geboren wurden. ist ein deutscher Historiker und Sie wurden gerettet dank der grenzenlosen Elternliebe, die Politikwissenschaftler. Er ist sie fremden Händen und dem Mut von Menschen anver- Gründungsdirektor des Moses trauen ließ, die sie als eigene Töchter und Söhne ansahen. Mendelssohn Zentrums für eu- ropäisch-jüdische Studien an der Dr. Holger Politt ist Leiter des Regionalbüros Ostmitteleu- Universität Potsdam und Vor- ropa in Warschau der Rosa Luxemburg Stiftung. standsvorsitzender der Moses Mendelssohn Stiftung. Ort: Synagoge Celle Eröffnung: Donnerstag, 5. Mai 2022, 19.00 Uhr Ort: Stadtkirche Celle Laufzeit: 6. Mai bis 24. Juli 2022. Zeit: Donnerstag, 12. Mai 2022, 19.00 Uhr Referent: Dr. Holger Politt, Warschau Referent: Prof. Dr. Julius Schoeps, Potsdam Mai–Juli Mai
Eine „Weiber-Bibel“ – auch für Männer: – וראינה צאינהZenerene Im „Austauschlager“ Bergen-Belsen war es erlaubt, in mitge- brachten Büchern zu lesen. Das jüngst erschienene Bergen- Belsen-Tagebuch von Jenö. Kolb spricht am 15. Juli 1944 da- „... und Eva pflückt den Apfel ab“ von, dass Frauen am Schabbat ‚Zéena u- Das Trio um die Schauspielerin und Sängerin Dorothea Réena‘ lasen. Was Baltzer mit Hanno Botsch an Klavier und Geige und An verbirgt sich hinter die- dres Buchholz am Kontrabass und Akkordeon nimmt Sie sem Titel, der verkürzt mit auf eine musikalisch-poetische Zeitreise. Der Abend in Jiddisch ‚Zenerene‘ beleuchtet die Rolle der Frau in der jüdischen Kultur auf genannt wird? ungewohnte Weise. Voll lyrischer Schönheit und jüdischem Witz, anregend und besinnlich zugleich, erzählt er die Ge- Zenerene ist ein jid- schichte mutiger jüdischer Frauen, die mit Eva und dem dischsprachiger Best- Apfelbaum begann. seller, der mit über 210 Auflagen weltweit bis heute die größte Verbreitung gefunden hat. Um 1600 entstand diese Das Gedicht „Eva und der Apfelbaum“ gab diesem Kon- Nacherzählung der Fünf Bücher Mose, die durch Texte zert den Namen. Es stammt von Itzig Manger, der auch aus dem Talmud und den Midraschim (Erklärungen zum als Prinz der jiddischen Ballade bezeichnet wird. Das jid- Bibeltext) ergänzt wurde. Lange Zeit ging man davon aus, dische Lied „Still, die Nacht ist voller Sterne“ erzählt die dass das jiddische Werk lediglich bei Frauen in Gebrauch Geschichte einer Partisanin aus dem litauischen Ghetto war, die keine intensive Ausbildung in dem traditionellen Wilna. Das Lied aus dem Jahr 1942 wurde zur Hymne jüdischen Schriftgut hatten. Heute weiß man aber, dass jüdischer Widerstandskämpfer. Auch „Das Mädchen vom ebenso Männer diese „Weiberbibel“ studierten. Wald“, ein Gedicht von Abraham Suzkever, handelt von Partisaninnen. Daneben werden auch sehr poetische Lie- Nach einer knappen Einführung in die Geschichte des der vorgetragen, wie das Wiegenlied „Dremlen Feigl“ (Es Jiddischen wird das Werk an Textbeispielen vorgestellt. träumen die Vögel) oder „Sheyn vi die levoneh“ (Schön wie der Mond) von L. Rudnitzki. Ort: Synagoge Celle Zeit: Donnerstag, 2. Juni 2022, 19.00 Uhr Ort: Synagoge Celle Referent: Walter Schiffer M.A., M.Th., Institut für Jü- Zeit: Sonntag, 12. Juni 2022, 17.00 Uhr dische Studien der Universität Münster Juni Juni
Vorstand der Gesellschaft für Beitrittserklärung Christlich-Jüdische Zusammenarbeit c Hiermit erkläre ich meinen Eintritt 1. Vorsitzende: Finanzen: Sabine Maehnert Astrid Lange c Hiermit erklären wir unseren Eintritt Lodemannweg 15 Habighorster Weg 11A c Bitte senden Sie mir Ihr Veranstaltungsprogramm 29223 Celle 29348 Eschede Tel. 0 51 41/5 52 72 Tel. 0 51 42/24 23 ………………………………………………………..…… c-s.maehnert@t-online.de lange.eschede@t-online.de Name 2. Vorsitzender: Protokoll: …………………………………...................................... Pastor Dirk Wagner Susann Behrens-Mers Vorname Emil-Ermshaus-Str. 5, Am Kieferngrund 7 ...………………………………………...………………... 29221 Celle 29223 Celle Straße Tel. 01 76/7 55 03 36 11 Tel. 0 51 41/93 47 31 …………………………………………………………..… 3. Vorsitzende: PLZ/Ort Katja Hufschmidt-Bergmann …………………………………………………………..… Schieblerstraße 5 E-Mail 29223 Celle Ich stimme der Abbuchung meines jährlichen Mitglieds- Tel. 0 51 41/3 16 58 beitrags und …..... € Spende zu. …………………………………………………………..… IBAN BIC ..................................................................................... Ort, Datum Unterschrift Ich bin damit einverstanden, dass meine Daten für die Dauer der Vereinsmitgliedschaft elektronisch gespei- chert werden. ..................................................................................... Ort, Datum Unterschrift Die Veranstaltungen in der Jahresbeiträge Synagoge werden gefördert Einzelpersonen 35 Euro durch die RWLE MÖLLER Paare 60 Euro Stiftung. Studenten/Schüler 10 Euro Konto der Gesellschaft Redaktion: Sabine Maehnert IBAN: DE35 2695 1311 0007 0035 36 Layout und Satz: Brigitte Flick Design, Osnabrück BIC: NOLADE21GFW
Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit e.V. Celle Im Kreise 24 29221 Celle
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